Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 106
simplen Grund, auch wenn es in manchen Fällen
bedeutet, etwas mehr Geld in die Hand nehmen zu müssen, aber ich möchte eben
erreichen, dass alle Wiener Kinder, egal, wo sie gerade wohnen, egal, wo sich
ihre Eltern niedergelassen haben, die Möglichkeit und die Chance haben, jenen
Kindergarten zu besuchen, der für sie der richtige ist, unabhängig davon, ob
ihre Eltern reich sind, der Mittelschicht angehören oder sogar sozial massiv
benachteiligt sind. Der Weg, um das zu erreichen, ist, wenn man sämtliche
Formen von Elternbeiträgen abschafft. Das, meine Damen und Herren, ist eine
wesentliche Aufgabe, die ungelöst geblieben ist und die von StRin Laska nun an
den neuen Stadtrat übergeben wird, wo ich mir denke und hoffe und das Vertrauen
vorweg entgegenbringe, dass er im Stande sein wird, das zu lösen, um nicht am
Ende im privaten Bereich mit Kindergartengebühren in der Höhe von 100 oder
120 EUR rechnen zu müssen. Das wäre ein sehr falsches Signal.
In diesem Zusammenhang gilt es selbstverständlich
nicht nur, neuen Raum für Kindergartenplätze zu schaffen. Wenn wir sagen, wir
wollen, dass alle Wiener Kinder den Kindergarten besuchen, klingt das zwar
hervorragend, aber wir wissen, dass das bedeutet, dass zusätzlicher Raum für
3 500 bis 4 000 Kinder geschaffen werden muss. So etwas entsteht
nicht über Nacht, es braucht Planung, es braucht Budgetmittel, die in die Hand
genommen werden müssen, und es braucht darüber hinaus Planungen und finanzielle
Mittel für diese zusätzlichen KindergärtnerInnen, die benötigt werden. Stand
heute ist, es fehlen uns an die tausend Kindergartenpädagoginnen und
-pädagogen. Das heißt, auch hier ist sehr viel zu tun, denn erstens fallen
KleinkindpädagogInnen nicht vom Himmel und man muss Vorsorge tragen und
zweitens, noch einmal, wir brauchen Geld und auch Platz dafür. Wo sind die
Planungen dafür, meine Damen und Herren? Wo sind die Planungen dafür? Wie lange
sollen wir noch Politik in dieser Stadt auf einer Ebene betreiben, wo man Dinge
ankündigt, die wunderbar klingen, wo man einfach darüber diskutiert und sich
austauscht und in Wahrheit passiert das alles mitten in einer Seifenblase, weil
die Planungen, die dafür erforderlich sind, um das umzusetzen, entweder gar
nicht da sind oder, wenn sie endlich angegangen werden, Jahre dauern? Davon
kann man sich nichts kaufen. Man kann sich nichts davon kaufen als jemand, der
einen Kindergartenplatz sucht und keinen findet. Man kann sich nichts davon
kaufen, selbst wenn er kostenlos wäre, wenn man ihn gefunden hätte, wenn es ihn
nicht gibt. Wenn es ihn nicht gibt, gibt es ihn nicht. Das ist genau das, was
meines Erachtens zu den zentralsten Aufgaben für so einen Stadtrat gehören
wird, dafür zu sorgen, in diesem Bereich jene Versprechen, die vor wenigen
Wochen mit großem Brimborium abgegeben worden sind, mit Leben zu erfüllen und
tatsächlich umzusetzen.
Sie wissen, dass es bis Herbst nicht möglich sein
wird, das umzusetzen. Es wird ganz groß angekündigt, im Herbst ist der
Kindergartenplatz kostenlos. Wunderbar! Hoffentlich, und wieder einmal mehr
will ich betonen, wird er für alle Kinder kostenlos sein. Aber bis es
tatsächlich einen Kindergartenplatz für jedes Kind gibt, ist es ein weiter Weg.
Wenn man schöne Reden schwingt, aber nicht handelt und wenn man die
finanziellen Mittel dafür nicht in die Hand nimmt, dann wird es ein ewig langer
Weg bleiben. Das wäre schade, denn jeder Tag, der verlorengeht, jedes Jahr, das
in diesem Bereich verlorengeht, bedeutet wieder 3 500 bis 4 000
Kinder, die nicht die Möglichkeit haben, beim Schuleintritt weiterzukommen, so
wie alle anderen Kinder, die nicht optimal betreut werden und die womöglich in
diesen unsäglichen Sonderklassen landen, wo sie dann später eingeschult werden
als alle anderen Kinder in Wien.
Zur Sozialarbeit, nächstes Kapitel: Es würde Sinn
machen, endlich auch in diesen Bereich in der Stadt zu investieren. Es hat,
meine Damen und Herren, ein Projekt in der Geblergasse im 17. Bezirk mit
EU-Förderung gegeben. Das hat hervorragend funktioniert. Man machte beste
Erfahrungen damit. Es ist irgendwann einmal ausgelaufen, weil das Geld nicht
mehr da war und seitdem ist nichts mehr. Wir wissen zwar, und alle Expertinnen
und Experten aus dem Bereich sagen uns das, wenn man in Wien einerseits dafür
sorgen möchte, dass die Kinder optimale Lernbedingungen haben, wenn man aber
auch andererseits Jugendkriminalität, Aggression und Gewalt unter Jugendlichen
vorbeugen möchte, dann ist Schulsozialarbeit immens wichtig und nebenbei auch
ein Projekt, das in anderen Ländern, zum Beispiel Finnland, längst mit großem
Erfolg praktiziert wird. Vor einem Jahrzehnt hätte man flächendeckende
Schulsozialarbeit in Wien einführen müssen. Bis zum heutigen Tag gibt es in
Wien keine einzige Schule, in der Schulsozialarbeit tatsächlich vorhanden ist.
Was ich an dieser Stelle mit großem Bedauern
festhalten muss, ist, dass es eine Vereinbarung zwischen der Sozialdemokratie
und den GRÜNEN gibt, dass wir im 15. Bezirk mindestens an einem
Schulstandort Schulsozialarbeit einführen. Das wievielte Jahr haben wir seit
der letzten Wahl? Ist es bereits das vierte? Wir sind am Beginn des vierten
Jahres. In der Zwischenzeit gibt es sogar Beschlüsse der Bezirksvertretung im
15. Bezirk. Es wird begrüßt. Die Sozialdemokratische Fraktion im
15. Bezirk begrüßt es, die GRÜNEN begrüßen es. Ich hoffe, die ÖVP begrüßt
es auch. Gibt es das? Gibt es nicht! Soviel zum Tempo und soviel zum Willen,
innovative Wege einzuschlagen. Soviel auch, wenn man möchte, zur
Verbindlichkeit dessen, was vereinbart war.
Christian Oxonitsch habe ich in den letzten Jahren
als verbindlichen und zuverlässigen Partner kennengelernt. Ich hoffe, dass
dieser Wechsel heute die Chance bietet, dass dieses sehr wichtige, sehr
wertvolle Pilotprojekt der Schulsozialarbeit umgesetzt wird! (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Aber es soll bitte nicht bei
diesem einen Pilotprojekt bleiben, es braucht flächendeckende Schulsozialarbeit
in Wien. Ich denke, gerade diese Mission ist eine wichtige und eine wertvolle,
und damit wiederhole ich das, was ich heute auch schon in der Aktuellen Stunde
gesagt habe, wenn wir nicht in ein bis zwei bis drei Jahren durch
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