Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 106
der SPÖ.)
Fast noch zentraler als beim Thema Medien ist der
Aspekt des gleichen Zugangs für alle beim Thema Bildung. Das ist völlig klar.
Ich glaube, im Wesentlichen gibt es auf der Welt zwei Zugänge zur Bildung. Der
eine ist, dass man Bildungsinstitutionen inszeniert, baut, eröffnet, wie
Schulen, Unis, Kindergärten et cetera, deren Zweck es ist, Unterschiede, die es
gibt, noch zu verfestigen. Das macht man dann, indem man das besonders
diversifiziert macht, mit großen Hürden, mit Tests, mit eigenen Einrichtungen, die
eher ein bisschen die lehrreicheren sind und so weiter und so fort. Wir kennen
das. Ich bin auch der Meinung, dass das in Österreich leider Teil der
politischen Kulturen mancher Mitbewerber ist. Die andere potenzielle Funktion
von Bildung kann sein, dass man Unterschiede in den Chancen aufhebt und allen
Freiheit und Emanzipation durch Wissen ermöglicht, indem es allen zu Gute
kommt. Ich glaube, in der Kindergartenpolitik haben wir dazu in Wien immer
wesentliche Schritte beigetragen.
Wien ist jetzt mit 345 Millionen EUR - es
werden dann noch 75 Millionen EUR mehr, Jahr für Jahr wahrscheinlich
noch ein bisschen mehr, wir bauen ja jedes Jahr aus - das Bundesland, in dem
mit Abstand am meisten investiert ist. Das ist schon jetzt so. Ich glaube, dass
mit dem Schritt des beitragsfreien Kindergartens von null bis sechs überhaupt
der größte bildungspolitische Schritt, zumindest seit ich denken kann, und das
ist seit 1977, gesetzt wird. Ich möchte nicht irgendwelche großen Schritte von
vorher irgendwie desavouieren. Es macht mich wirklich stolz, da dabei zu sein
und ich glaube schon, dass das zu würdigen ist. Ich glaube auch, dass das kein
Widerspruch dazu ist, dass man sich Details anschauen und an
Weiterentwicklungen arbeiten muss.
Frau Kollegin Riha hat ein paar Punkte angesprochen.
Ja, es stimmt, trotz der 345 Millionen EUR, die Wien jetzt schon
ausgibt - und zwar ist es pro Kopf am meisten von allen Bundesländern, wir
haben am meisten Plätze, bei den Krippen haben wir so viel wie alle anderen zusammen
-, besteht natürlich, überhaupt nicht bestritten, noch weiterer Platzbedarf.
Das ist auch der Grund, warum wir 2008 1 800 Plätze ausgebaut haben, warum
wir heuer 2 000 ausbauen wollen, eine Entwicklung, die nicht enden kann.
Völlig klar, die Folge und das Ziel sind, dass es einen Platz für jedes Kind in
Wien gibt. Das ist auch ein Auftrag an uns alle.
Ja, es gibt Personalbedarf. Es ist etwas Schönes,
wenn ein Bundesland wie Wien so massiv ein Job-Motor im Kindergartenbereich
ist. Wir bauen den Kindergartenbereich aus, auch eine große Leistung der heute
abgetretenen VBgmin Laska. In ihrer Amtszeit ist der Kindergarten massiv
ausgebaut worden. Es ist auch etwas Schönes, dass uns das jetzt langsam unsere
Nachbarbundesländer nachmachen. Dass das dann dazu führt, dass es mehr
Personalbedarf gibt, ist an sich etwas Gutes und zugleich ein Auftrag an uns -
auch völlig d'accord. Ich glaube, hier kann man gemeinsam daran arbeiten. Die
Stadt hat mit „Pick up" und „Change", den Weiterbildungs- und
Neuausbildungsprogrammen, schon einmal vorgehüpft.
Ich gebe dir hundertprozentig recht, dass wir
gemeinsam auf dem Weg weitergehen müssen. Es ist nie das Ende da. Ich glaube,
es ist ein schönes Zeichen, dass man gerade in der Krise auch Bereiche hat, wo
großartige Jobs in großer Zahl zur Verfügung stehen, weil die Stadt da viel
investiert. Ich glaube, das ist eigentlich eine Aufgabe, auf die man sich
freuen kann.
Was den Bildungsplan betrifft, hast du auch recht. Es
ist unser gemeinsames Ziel, dass der Bildungsplan für alle Kindergärten gilt.
Es ist die einfachste Lösung, das zu machen, indem man in die Verträge, die man
mit den Trägern für das neue Förderungsmodell neu verhandeln muss, auch den
Bildungsplan hineinschreibt. Ich sehe das eigentlich als großartige Chance und
das wird sicher nicht an uns vorbeigehen. Wir haben das hier ja gemeinsam
beschlossen.
Ja, es sind noch einige Details nicht klar, aber ich
möchte schon sagen, was kommt, ist auf jeden Fall, durch die Ankündigung und
die Fixierung, die wir hier abgegeben haben, dass für alle Kinder, die in der
Stadt einen Kindergartenplatz haben, nicht nur einen Kindergartenplatz, sondern
einen Kinderbetreuungsplatz, ob das bei den privaten Trägern, bei den
gemeinnützigen, bei den städtischen oder ob das bei einer Tagesmutter, in einer
Kindergruppe ist, und das sind um die 60 000, die 226 EUR nicht zu
zahlen sind. Das sind 2 712 EUR im Jahr. Wenn man zwei Kinder hat,
sind es 5 424 EUR im Jahr. (GRin Monika Riha: Das ist nur bei
einem Ganztagesplatz! Das stimmt so nicht!) - Wenn man keinen Ganztagesplatz in Anspruch nimmt, dann ist es
klar, dass es nur eine Förderung für keinen Ganztagesplatz gibt. Aber wenn man
einen Ganztagesplatz in Anspruch nehmen möchte, bekommt man damit eine
Förderung. Noch einmal, 2 712 EUR im Jahr, das ist die größte
Mittelstandsförderung, die in dieser Republik je ausgezahlt wurde! Es ist
absolut großartig, dass wir das hier in Wien ermöglichen können! (Beifall
bei der SPÖ.)
Wie das dann im Detail ausschaut,
ist überhaupt keine Frage, dass das gemeinsam zu klären ist. Ich möchte auch
nicht anstehen, dir und allen anderen Vertretern privater Träger, in dem Fall
dir als Vertreterin einer privaten Einrichtung, dafür zu danken, dass man
konkret, konsequent und positiv zusammenarbeitet. Die Stadt Wien hat nicht
umsonst die Hälfte ihrer ganzen Plätze über private Träger abgedeckt. Die
Kinderfreunde, KIWI, Muku, die Konfessionellen und viele kleine Kindergruppen
sind alle ein Rädchen in dem Riesensystem, das zu 77 000 Betreuungsplätzen
führt. Es ist völlig klar, dass am Schluss des Weges zum Gratiskindergarten
eine Vereinbarung mit all diesen Trägern führt, die letztendlich alle diese
Regel unterschreiben können. Da jetzt irgendwie Probleme aufzuzeigen, ist
richtig, Skandale daraus zu machen, finde ich gerade angesichts einer Sache,
die für 60 000 Leute eine Riesenverbesserung bewirkt, so wie Leute von
einer UFO-Sekte, die vor dem Weltuntergang warnen. So ist es mir heute bei den
Wortmeldungen nach dem Rücktritt von Grete Laska gegangen, aber
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular