Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 88
(Beginn um 9 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich eröffne die 47. Sitzung des Wiener
Gemeinderates.
Entschuldigt für die heutige Sitzung während des
gesamten Tages ist GR Wagner.
Es gibt eine Vielzahl von GemeinderätInnen - mit
großem I -, die während des Tages entschuldigt sind, auch einzelne
Stadträtinnen und Stadträte. Ich möchte es mir ersparen, die Namen zu verlesen,
weil es immer eine stundenweise Entschuldigung ist.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP -
02090-2009/0001 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Mag Gerald Ebinger
gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur
und Wissenschaft gerichtet. (Das Kontrollamt hat in seinem Prüfbericht
betreffend Planungen und Umbauarbeiten des Ronacher festgestellt, dass durch
die zu optimistische Kostenschätzung und die falsche Markteinschätzung
bedeutsame Abstriche vom Finanzierungskonzept und daher der Funktionssanierung
vorzunehmen waren. Daraus ergeben sich weitere notwendige Sanierungsmaßnahmen.
Welche weiteren finanziellen Mittel werden dafür in den nächsten Jahren zur
Verfügung gestellt werden müssen?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
In dieser Frage geht es darum, dass es weitere
notwendige Sanierungsmaßnahmen für das Ronacher gebe, und ich werde gefragt,
welche Mittel dafür in den nächsten Jahren zur Verfügung gestellt werden
müssen.
Lassen Sie mich zunächst einmal, bevor ich die Frage
beantworte - wenn ich das vielleicht ganz kurz tun darf -, den Anlass dazu
benützen, auch von dieser Stelle aus - und ich glaube, Sie werden mir
vielleicht alle zumindest in diesem Punkt zustimmen - Michael Haneke und seinem
Team, das gestern die „Goldene Palme" in Cannes gewonnen hat, alles Gute
zu wünschen und zu gratulieren. Es ist wirklich eine sensationelle Leistung!
Ich glaube, wir können da einstimmig - so hoffe ich jedenfalls - auch von
dieser Stelle aus gratulieren (Beifall bei SPÖ, ÖVP und GRÜNEN), weil
wir jedenfalls in vielen Bereichen der Kultur, so auch in diesem, eigentlich in
der Champions League permanent mitspielen und auch gewinnen. Das kann man ja
nicht von allzu vielen Bereichen sagen, und es ist wirklich ein großer Tag!
Ich möchte es jetzt auch gar nicht so sehr
chauvinistisch-nationalistisch vereinnahmen, dass das ein österreichischer Film
ist. Es ist auch ein österreichischer, aber es ist eine internationale
Koproduktion. Es hat auch ein in Wien gebürtiger und hier seine Ausbildung
genossen habender Schauspieler gewonnen, und auch noch zwei junge
österreichische Filmemacher. Das ist also wirklich eine ganz tolle Geschichte!
Zur Frage: Ich möchte da gerne einen grundlegenden
Irrtum, wenn schon nicht ausräumen, aber zumindest versuchen klarzulegen. Wir
haben diese Sanierung des Ronacher immer bewusst als Funktionssanierung gesehen
und bezeichnet und auch als solche finanziert. Manchmal wurde ich sogar gefragt,
wieso wir das so gespreizt ausdrücken. Mir ist aber immer viel daran gelegen,
bei diesem Wort Funktionssanierung zu bleiben, weil es nie darum gegangen ist,
eine grundlegende denkmalschützerische Gesamtsanierung des Hauses zu machen.
Diese hätte in der Tat von Haus aus um einiges mehr gekostet und ist aus meiner
Sicht auch gar nicht notwendig, um das Ziel zu erreichen, nämlich eine
funktionstüchtige Bühne, ein funktionstüchtiges Theater, ein funktionstüchtiges
Musiktheater zu etablieren. Dieses war das Ziel, und dieses ist auch erreicht
worden, und zwar ohne zusätzliche Kosten oder mit ganz geringfügigen, wie das
Kontrollamt durchaus auch anerkennend anmerkt.
Ich sage, das kann sich absolut sehen lassen! Wenn
man nämlich vergleicht, wie andere historische Bauten im In- wie im Ausland
umgebaut wurden, wie stark da die Kosten explodiert sind, dann wird man wohl
nicht umhin können anzuerkennen, dass die beiden grundlegenden Ziele, die man
sich bei der Funktionssanierung des Ronacher gesetzt hat, nämlich erstens, ein
funktionsfähiges Theater zu bauen, zu erreichen und zu etablieren, und
andererseits bei den präliminierten Gesamtkosten zu bleiben, erreicht sind.
Dass es darüber hinaus - zu gegebenem Zeitpunkt! -
wünschenswert ist, dass vielleicht auch die Fenster an der Fassadenseite des
Bürotraktes hergerichtet werden, ist, mit Verlaub gesagt, keine
kulturpolitische Grundsatzentscheidung, sondern das sollen die Verantwortlichen
der Vereinigten Bühnen und des Ronacher zu gegebenem Zeitpunkt mit dem
Denkmalamt und mit den vorhandenen Mitteln, die sie aus den
Betriebssubventionen oder auch aus den Rücklagen haben, klären.
Bis dahin bitte ich um Verständnis, dass ich Ihnen
über die weiteren Kosten und Pläne keine Auskunft geben kann, weil ich auch bei
vielen anderen Häusern in Wien erst dann darüber Auskunft geben kann, wenn
detaillierte Pläne vorliegen und wenn das auch finanziert ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Stadtrat. - Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Ebinger
gestellt. - Bitte.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Stadtrat.
Ich bin einigermaßen erstaunt. Offensichtlich haben
Sie den Kontrollamtsbericht nicht gelesen, weil Sie sonst wissen müssten, dass
die Fenstersanierung eigentlich drinnen gewesen wäre und nur auf Grund der
überhöhten Mindestanbote schlussendlich nicht durchgeführt wurde, wie viele
andere Dinge auch.
Aber wenn Sie Funktionssanierung
sagen, dann steht auf Seite 13 des einen Kontrollamtsberichtes, dass man
eine Funktionssanierung für 41,3 Millionen EUR geplant hat - Basis
1. Dezember 2003 -, wovon 34,1 Millionen EUR auf jene Maßnahmen
entfielen, die für die Umgestaltung des Ronacher zu einer
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular