Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 118
Jahr 2010 sehr wohl noch kommen, vielleicht auch noch
später, und wir müssen uns darauf einstellen. Die antizyklische Budgetpolitik
ist etwas, an dem kein Weg vorbeigeht. Die öffentliche Nachfrage muss massiv
angekurbelt werden.
Wir haben in Wien in der Hochkonjunktur gewaltige
Budgetüberschüsse produziert. Insgesamt betrug der Maastricht-Überschuss von
2007 und 2008 zusammen fast 500 Millionen EUR. Die Überschüsse aus
Wasser, Kanal und Müll sind 230 Millionen EUR betragend und von Wien
Energie sind es in nur zwei Jahren 167 Millionen EUR. Die Stadt Wien
sitzt auf sehr viel Geld und es wäre hoch an der Zeit, dass wir das
lockermachen, in die Investitionen einfließen lassen und dafür Sorge tragen,
dass die Bewohner und die Menschen in Wien Arbeit und Brot und die Firmen
Beschäftigung haben! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir glauben daher, dass wir eine Revision des
Stabilitätspaktes anstreben müssen, weil einfach die Verschuldung, auch des
Bundes, sich deutlich über 3 Prozent hinaus bewegen wird. Wir schlagen als
Konjunkturpaket eine ganze Reihe von Maßnahmen vor: ein
Sonderinvestitionsprogramm für Wien, ein Vorziehen der Schulsanierungen, eine
Aufstockung der Bezirksbudgets um 30 Prozent. Ich glaube, gerade die
Bezirke sind richtig notleidend. Sie sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der
sofort wirksam werden könnte, wenn man ihnen das Geld gibt, nur haben sie es
nicht. Wir haben daher eine dringende Notwendigkeit, eine Anhebung der
Bezirksmittel auf 210 Millionen EUR im nächsten Jahr vorzunehmen.
Eine Beschleunigung und ein Vorziehen des
U-Bahn-Ausbauprogramms wäre eine Notwendigkeit, ebenso eine
Investitionsoffensive bei den Wiener Spitälern, weil hier die Missstände,
Verfehlungen und Versäumnisse ungeheuer hoch sind und eine Sanierungsoffensive
im nächsten Jahr in allen geförderten Wohnungskategorien, wobei natürlich der
Schwerpunkt auf thermischer Sanierung liegt. Dort liegt er jetzt schon, das ist
aber sicher massiv ausbaubar. Das Sonderwohnbauprogramm der Stadt Wien, das wir
vorschlagen - ich habe es schon genannt -, besteht darin, dass wir wieder, wie
im kommunalen Wohnbau, den Neubau aufnehmen und mindestens 5 000 Wohnungen
im Jahr in Wien errichten. Durch die steigenden Bevölkerungszahlen in Wien,
durch die steigenden sozialen Probleme in Wien, wird das etwas sein, was wir
mit Sicherheit brauchen werden. (GR
Godwin Schuster: Eins und eins ist zwei!)
Was die Hilfspakete für die Wiener Wirtschaft
betrifft, werden andere Redner nach mir darüber sprechen.
Die Entlastung der Steuerzahler ist auch eine
dringende Notwendigkeit. Eine Strompreissenkung um 10 Prozent und eine
Gaspreissenkung um 20 Prozent wären ab Juli dieses Jahres eine dringende
Notwendigkeit, um Haushalte zu entlasten. Alle Gebührenerhöhungen sind bis auf
Weiteres vom Valorisierungsgesetz auszunehmen. Es ist einfach ungeheuerlich,
dass wir diese Dinge massiv vorantreiben, dass die Sozialdemokratische Partei
die Gebührenerhöhungen zu Lasten der Steuerzahler weiterlaufen lässt und dass
nichts geschieht, um eine Entlastung vorzunehmen. Die Ärmsten der Armen
brauchen auch einen erhöhten Heizkostenzuschuss. Wir haben heuer einen sehr
langen Winter gehabt, wo die bisherigen Regelungen nicht ausgereicht haben.
600 EUR im Jahr wären eine notwendige Sache.
Eine Reduktion der Mieten, zumindest dort, wo die
Gemeinde Wien selbstständig handlungsfähig werden kann, sollte auch sein.
Daher, wie einmal vor einer Gemeinderatswahl versprochen, Rückkehr zum
Kategoriemietzins anstelle des Richtwertmietzinses, zumindest im Gemeindebau (GR Godwin Schuster: Warum nur im
Gemeindebau?), Aushandeln eines neuen verträglichen Mietrechtes, das die
damalige Bundesregierung, SPÖ/ÖVP, und die Arbeiterkammer bei der Begründung
massiv bejubelt haben - wir als Freiheitliche waren damals als Einzige dagegen
-, und die Einrechnung der Betriebskosten in die Wohnbeihilfe, auch wenn uns
der Wohnbaustadtrat immer sagt, dass das nicht allzu viel bringt. Es bringt
doch etwas, denn jeder Euro, den wir dem Mieter, einem Bezirksbürger, an Miete
ersparen, ist etwas, was von hohem Wert ist.
Ganz kurz noch zu den Bezirken: Die FPÖ will eine
Aufstockung der Bezirksbudgets um 30 Prozent. Wir sehen, dass die
Verschuldung der Bezirke durch die Vorgriffe immer mehr wird. Die Bezirke
werden immer mehr ins Minus rutschen. Heuer sind wieder zwei dazugekommen,
nämlich der 7. Bezirk und der 8. Bezirk sind nunmehr
Vorgriffsbezirke, haben Schulden angehäuft und keine Rücklagen mehr. Die Zahl
der Rücklagebezirke ist natürlich um zwei zurückgegangen. Andererseits ist
festzustellen, dass weitere Verschlechterungen zu erwarten sind, denn die
Bezirke 6, 17, 19 und 18 haben nur mehr sehr geringe, unter einer halben
Million liegende Eigenmittelreserven, womit sich die Frage stellt, ob sie im
nächsten oder im übernächsten Jahr - etwas anderes wird es wohl nicht geben -
auch zur Zahl der Vorgriffsbezirke zu zählen sind, die übrigens, das muss man
hervorheben, noch durch die so genannten inneren Darlehen, die zur
Schulsanierung verwendet werden, zusätzlich belastet werden, die nicht in die
Verschuldensgruppe hineingenommen werden. Sie werden zwar nicht verzinst wie
die anderen Darlehen, aber dessen ungeachtet erhöhen sie die Schulden der
Bezirke. Ich glaube, man muss feststellen, dass die Bezirke nicht im Stande
gewesen sind, den 60-prozentigen Eigenmittelfinanzierungsanteil bei der
Schulsanierung zu verkraften und dass es höchst notwendig ist, davon wieder
wegzukommen. Die Verschuldung der Bezirke ist massiv gestiegen, nämlich um
111 Prozent.
Ich darf nun kurz noch darauf
hinweisen, dass es von uns eine Reihe von Vorschlägen gibt, um ganz generell
die Besserstellung der Bezirke zu erreichen. Das ist einmal die Ausweitung der
Bezirksautonomie, der direkten Demokratie in Form eines Bürgerantragsrechtes,
die Aufwertung des Bezirksbudgets um 30 Prozent, die Veränderung des
Kostenschlüssels zwischen der Stadt Wien und den Bezirken wieder im Verhältnis
90 zu 10 und eine Reform der Bezirkskompetenzen. Wir haben
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