Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 101
gemeint hast, wie du es gesagt hast!
Ich komme zu einem weiteren wesentlichen Punkt in meinen Agenden,
nämlich zur Antidiskriminierung von Schwulen, Lesben und Transgender-Personen:
Wir haben in der letzten Zeit genau zu diesem Thema eine heftige Debatte
erlebt, bei der es um die rechtliche Gleichstellung gegangen ist. In Wien
hatten wir da einen Startvorteil, weil wir eine tatsächliche Gleichstellung
haben. Aber wir müssen gerade in dieser Antidiskriminierungsarbeit natürlich
immer wiederum auch Rückschläge wegstecken. Wir haben aber gut gelernt, gerade
in diesem Themenfeld wieder aufzustehen und weiterzukämpfen.
So interpretiere ich auch die Entscheidungen, die in den letzten Tagen
gefallen sind. Eine rechtliche Gleichstellung war das Ziel. Wir haben diese
nicht in allen Punkten erreicht, aber es ist vieles gelungen. Ich persönlich
bin sehr traurig darüber, dass die Zeremonie nicht so kommt, wie ich es mir
vorgestellt habe. Eine Zeremonie auf dem Standesamt ist tatsächlich nicht
möglich. Aber ich kann sagen: Diese Stadt wird sich weiterhin dafür einsetzen,
dass Liebe immer gleich ist und dass alle die gleichen Chancen haben, egal wen
sie lieben und wie sie lieben. Genau aus diesem Grund kann ich jetzt schon
versichern, dass wir als die zuständige Behörde einen sehr würdevollen und
feierlichen Umgang für die eingetragenen PartnerInnenschaften finden werden. (Beifall
bei der SPÖ.)
Kommen wir zum nächsten Themenfeld, zur Integration und zu den
integrationspolitischen Zielsetzungen: Es ist heute viel darüber gesprochen
worden, welche Ziele und Vorstellungen man diesbezüglich hat und in welche
Richtung man überhaupt geht. Man muss die Richtung kennen, um auch das Ziel zu
erreichen. Diese Auffassung teile ich grundsätzlich.
Norbert Bachler-Lagler hat schon sehr ausführlich dargestellt, wie wir
in der Sozialdemokratie Integrationsziele definieren. Ich kann es nicht in
einem Satz sagen, möchte aber versuchen, das integrationspolitische Ziel so kurz
wie möglich zu definieren: Für mich geht es darum, respektvoll in der Vielfalt
zusammen zu leben, und zwar durch eine gemeinsame Sprache, durch eine
tatsächliche Gleichstellung und durch die Anerkennung der Potenziale der
Menschen, der Wienerinnen und Wiener, die hier in dieser Stadt leben. Das alles
geschieht zum Nutzen Wiens für eine sozial sichere und wirtschaftlich
erfolgreiche Zukunft. – Ich meine, das trifft in komprimierter Form gut
unsere Haltung betreffend die Integrationspolitik, die wir machen.
Wir haben ein ganz klares, auch international und wissenschaftlich
abgerundetes Konzept in dieser Stadt, wie wir es angehen möchten. Ich bin sehr
froh darüber, dass wir das Dach unseres Integrationskonzeptes – Sie selbst
haben heute diesen Vergleich mit dem Haus gewählt –, aber auch dessen
Fundament nicht allein in der Sozialdemokratie, sondern in einem breiten
Bündnis in Richtung Integration und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
gestalten!
Unter dieser Leitlinie wollen wir unsere Integrationspolitik auch im
Jahr 2010 fortführen. Es geht sehr stark darum, das Potenzial zu nutzen. Wir
werden 9,4 Millionen EUR im Integrationsressort in Integrationsmaßnahmen
investieren, und ich rede jetzt nicht von den vielen diversitätsorientierten
Maßnahmen. Damit ich die Prüfung bestehe: Wir werden morgen unter anderem im
Kulturteil eine ganz wichtige Debatte führen, betreffend welche ich auch immer
wieder mit dem Ressort von Andi Mailath-Pokorny in Kontakt war. Wir werden
einen Kleinprojektetopf, der sich ausschließlich mit Kultur und Integration
auseinandersetzt, schaffen. Ich meine, das ist ein ganz wesentlicher Punkt und
eine ganz tolle Sache, die uns zeigt, dass Diversität funktioniert.
Diese Diversität brauchen wir natürlichen im Sozialbereich, im Gesundheitsbereich,
im Wirtschaftsbereich und natürlich gerade auch im Kulturbereich, denn dieser
ist immer quasi das Herzstück einer Stadt und einer Gesellschaft. Diese
Kooperation und genau dieser Diversitätsgedanke in diesem Bereich ist mir ganz
besonders wichtig! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir werden investieren, und ich glaube, dass unser Integrationskonzept
sehr gut aufgestellt ist. Norbert Bachler-Lager hat dargestellt, wie
erfolgreich „Start Wien“ funktioniert. Wir haben „Start Wien“ jetzt ein Jahr
lang mit einer ganz hohen Beteiligung laufen, und ich möchte mich auch bei den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA 17 und 35 bedanken, die innerhalb
kürzester Zeit wirklich Unglaubliches auf die Beine gestellt haben, das
wirklich den Namen „Integrationsbegleitung“ verdient. Es ist dies eine
unglaubliche Unterstützung auf dem Weg zu einer gelungenen
Integrationsbiographie mit einem ganz klaren Ja zu Wien.
Es ist mir nach all den Debatten wichtig, das jetzt noch einmal Revue
passieren zu lassen: Wir diskutieren permanent über das Defizit, und sobald man
positive Bilder entgegenstellt, wird einem unterstellt, dass man die rosarote
Brille aufsetzt. Darauf erwidere ich: Ich trage keine rosarote Brille! Ich rede
die Dinge nicht schön! Ich meine aber, dass man auch das reale Bild
zurechtrücken muss! Natürlich gibt es Probleme, aber neben diesen Problemen
gibt es Tausende von Menschen, die mit guten Potenzialen und einem hohen
Interesse in dieser Stadt leben, ihren Beitrag leisten und ein ganz deutliches
Ja zu Wien sagen. – Genau das ist unser Ziel! Genau das bringt diese Stadt
voran! Und wer diese Vielfalt nicht als Chance anerkennt, der irrt ganz
gewaltig! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir werden im Jahr 2010 viele Maßnahmen setzen,
überwiegend natürlich auch wieder im Bereich der Sprache, denn die Sprache ist
letztlich der Schlüssel zur Integration. Es wird uns darum gehen, dieses Gefühl
zu stärken. Es wird darum gehen, im Hinblick auf diese Vielfalt noch mehr
Investitionen im Bereich der gemeinsamen Sprache und des Zugangs zur Bildung zu
leisten. Es sind dies Investitionen in den gegenseitigen Respekt und in die
Spielregeln dieses Zusammenlebens. Außerdem geht es natürlich auch darum,
weiterhin eine sehr klare Werthaltung zu demonstrieren und ganz klar für
Integration zu stehen. Das ganze Integrationskonzept
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular