Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 101
Lernen und Freizeit bin, apropos Nachmittagsbetreuung, auch hier liegt
ein Schwerpunkt im kommenden Budget. Neben den neuen Schulstandorten - es wird
weitere Campusprojekte geben, wie zum Beispiel am Nordbahnhof - fließen allein
in die Subvention des Trägervereins für die Nachmittagsbetreuung an Wiener
Schulen im kommenden Jahr 4 Millionen EUR mehr.
Außerdem geht das Schulsanierungspaket weiter. Wir haben 570 Millionen
EUR hier beschlossen, allein 50 Millionen EUR im kommenden Jahr für die Wiener
Pflichtschulen.
Nachdem das Thema Schulsozialarbeit mehrmals negativ erwähnt wurde,
muss ich sagen, ich bin stolz darauf, dass ab jetzt ein Team von 20 bis 30
SchulsozialarbeiterInnen in ganz Wien an der Nahtstelle zwischen Schule und
außerschulischer Jugendarbeit die Arbeit von 200 BeratungslehrerInnen und
PsychagogInnen ergänzt.
Es gibt noch einiges zum Schulbereich zu sagen, aber es ist auch das
Thema Kindergarten angesprochen worden. Abgesehen davon sind nicht nur Schule
und Kindergarten, sondern vielmehr Bildung das Thema. „Ohne Bildung hört der
Mensch auf, Mensch zu sein.", hat Erasmus von Rotterdam gesagt. Im
Umkehrschluss muss Bildung auch dort anfangen, wo das Leben beginnt, bei der Familie,
und als erste Bildungsinstitution ist es der Kindergarten.
Wien hat das seit Langem erkannt. Wir haben 2006 einen Bildungsplan für
Kindergärten entwickelt. Ich bin sehr froh darüber, dass das jetzt in
Österreich bundesweit nachvollzogen wird. Wenn ein Budget in Zahlen gegossene
Politik ist, dann wird schnell erkennbar, wie zentral das Thema Kindergärten in
Wien ist. Nehmen wir einmal den Posten „Förderung an private
Kindergartenträger" her. Im Rechnungsabschluss 2007 waren Ausgaben in der
Höhe von 84,15 Millionen EUR budgetiert worden, 2010 sind 173
Millionen EUR. Das ist ein Anstieg von über 100 Prozent. Das gesamte
Budget der MA 10 im kommenden Jahr beträgt 490,6 Millionen EUR und ist auf
Rekordhöhe. Wenn man die Ausgaben, Frau Kollegin Smolik, der Kinderbetreuung
für Null- bis Sechsjährige um die Einnahmen, auch die Einnahmen aus
Bundesförderung, reduziert, dann bleibt noch immer ein Plus vom letzten
Voranschlag zu diesem von 92 Millionen EUR. Das Missverständnis bei
den Einnahmen aus Besuchsbeiträgen lässt sich dadurch erklären, dass im Budget
der MA 10 selbstverständlich auch die Einnahmen aus Besuchsbeiträgen von
Kindern aus anderen Bundesländern und selbstverständlich auch die Einnahmen aus
Besuchsbeiträgen in Horten von 6- bis 14-jährigen Kindern enthalten sind.
Ausschlaggebend für diese großen Ausgabensteigerungen sind, wie ich
erwähnt habe, im Wesentlichen der Gratiskindergarten, die Ausbildungsoffensive
und natürlich der massive Ausbau an Plätzen.
Zum Gratiskindergarten: Dieser war hier heute bereits ein großes Thema.
Es war ein gewaltiger Kraftakt, dass das so schnell gegangen ist, überhaupt
keine Frage! Wesentlich war auch die Umstellung auf Pro-Kind-Förderung. Es war,
wie gesagt, ein Kraftakt, und ich möchte daher an dieser Stelle auch sagen: Wir
verdanken das auch den Anstrengungen der vielen Beteiligten in der
Stadtpolitik, der MA 10 und den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
bei den privaten Trägern! Dafür ein großes Dankeschön auch der Stadt! (Beifall
bei der SPÖ.)
Es ist an dieser Stelle von Ihnen immer wieder gekommen, dass das ein
übereilter Schritt und ein Wahlkampf-Gag sei. – Ich möchte schon sagen:
Dank dieser großen Anstrengung ist es möglich, dass heuer Eltern von zigtausend
Kindern in Wien mit über 2 700 EUR pro Jahr entlastet werden. Für
mich ist das die wirkungsvollste Entlastungsmaßnahme in der Zeit der
Wirtschaftskrise in der gesamten Republik. Und ich frage alle, die permanent
von einem übereilten Schritt reden: Was wäre denn Ihre Alternative, vielleicht
ein Jahr später, nach der Krise? (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang
Jung.)
Sie verweisen in jeder Debatte darauf, dass das ein übereilter Schritt
gewesen sei. Das habe ich jetzt wieder in allen Presseaussendungen gelesen! (Zwischenrufe
bei der FPÖ.) Sie verweisen in jeder Debatte darauf, dass es diese
Forderung betreffend den Gratiskindergarten hier im Haus bereits seit Jahren
gegeben hat. (Zwischenruf von GRin Mag Veronika Matiasek.)
Niemand hier im Haus hat gefordert, Frau Kollegin Matiasek, dass Kinder
von null bis drei Jahren einen Gratiskindergarten haben sollen. Im Gegenteil!
In einer Aussendung des freiheitlichen Familienverbandes heißt es: „Das Angebot
der Gratiskinderbetreuung für Unter-Drei-Jährige in Wien zerstört die Einheit
unserer Familien.“ (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wenn Sie also heute so
tun, als hätten Sie das, was jetzt in Wien umgesetzt wurde, seit Jahren
gefordert, dann ist das Chuzpe!
Was ich im Zusammenhang mit Wahlkampf-Gag und Gratiskindergarten auch
sehr lustig finde, ist, dass der Gratiskindergarten im Februar 2009 beschlossen
wurde und die Wahl im Oktober 2010 ist. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich
finde es sehr erstaunlich, dass man das als Wahlkampf-Gag bezeichnet! Diese
Behauptung zeigt doch, dass man denkt, dass die Politik eineinhalb Jahre vor
der Wahl nicht mehr arbeiten soll. – Unser Zugang ist anders: Wir sind
gewählt bis zur nächsten Wahl, und wir werden arbeiten bis zur nächsten Wahl!
Wenn Sie das anders sehen, werden sich die Wählerinnen und Wähler ihren Teil
dazu denken!
Zum Ausbau der Plätze: Wien hat bereits jetzt mit Abstand am meisten
Kinderbetreuungsplätze in Österreich pro Kopf und absolut. Ich habe die
entsprechende Grafik mitgebracht, denn zum Sinn erfassenden Lesen hilft eine
Graphik. Das rote Wien ... (Zwischenruf von GRin Monika Riha.) Das
ist logisch! Das gilt pro Kopf und absolut. (Weiterer Zwischenruf von GRin
Monika Riha.)
Liebe Kollegin Riha! Wir bauen permanent aus, und zwar nicht erst, seit
wir den Gratiskindergarten heuer hier diskutieren. Die Graphik, die ich jetzt
zeige, zeigt die Entwicklung der Kinderbetreuungsplätze in den letzten drei
Jahren von 2006 bis 2009. Es handelte sich um einen Ausbau des Platzangebotes
in drei Jahren um 6,5 Prozent.
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