Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 57
GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vizebürgermeister!
Stimmt, es ist ein Unternehmen. Es arbeiten aber in dem Unternehmen
auch noch eine Reihe von Beamten, die ja damals in das Unternehmen übergegangen
sind. Ich weiß jetzt nicht, ob diese Damen oder Herren, die das gemacht haben,
Beamte oder Vertragsbedienstete oder Angestellte neu waren. Das kann ich nicht
sagen. Dass das Unternehmen selbst draufgekommen ist, ist richtig, aber erst
nach einigen Jahren. Und das heißt, hier leidet schon auch die Kontrolle, wenn
ich erst nach einigen Jahren draufkomme, weil die immer, wie soll man sagen,
dreister wurden und das halt immer mehr ausgedehnt wurde.
Und Sie haben gesagt, es ist Gott sei Dank nichts im Bereich der
Verwaltung. Jetzt gibt es aber im Bereich der Verwaltung oder in Bereichen der
Stadt Wien auch andere Bereiche, wo man Gebrauchsgüter, Verbrauchsgüter,
Verschleißgüter, et cetera anschaffen muss.
Für mich stellt sich jetzt die Frage: Ist in diesen Bereichen das so
abgesichert, dass ein derartiger Vorfall nicht stattfinden kann und würden Sie
die Hand ins Feuer legen, Sie haben zwar gesagt, das kann man nie, aber würden
Sie sagen, dass hier die Kontrollmechanismen im Bereich der Wiener Verwaltung
und der nicht ausgelagerten Bereiche so gut sind, dass derartige Vorkommnisse
nicht passieren?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeister.
VBgmin Mag Renate Brauner: Ich habe nicht gesagt, dass
das nicht in der Verwaltung der Stadt passiert ist. Ich habe gesagt, es ist
nicht eine Frage der Gemeindeverwaltung. Ich habe versucht, Sie auf höfliche
Art darauf aufmerksam zu machen, dass die Frage eigentlich unzulässig ist, weil
sie nicht den rechtlichen Rahmenbedingungen entspricht und überhaupt nichts mit
dem zu tun hat, wofür wir zuständig sind. Offensichtlich war ich, das wirft man
mir selten vor, zu höflich, denn die Botschaft ist nicht angekommen.
Nichtsdestotrotz ist meine Antwort die, wie sie ist und ich habe sie
Ihnen trotzdem gegeben und habe mich eben von der Unternehmensleitung
informieren lassen. Aber es ist eigentlich, und ich sage es noch einmal in der
höflichen Form, keine Angelegenheit der Gemeindeverwaltung.
Sie wissen, wie viele Tausende Menschen hier bei uns in der Stadt Wien
arbeiten. Sie arbeiten sehr gut und Sie wissen, dass unsere Stadt so
organisiert ist, dass wir natürlich entsprechende Kontrollmechanismen
eingeschaltet haben. Sie werden von mir jetzt sicher nicht hören können, dass
ich sage, ich garantiere Ihnen, dass jetzt gerade keiner von den 70 000
Menschen, die im weitesten Sinn für die Stadt arbeiten, ob im
Krankenanstaltenverbund, ob in der Stadt Wien selber, ob bei den Wiener Linien,
ob in der Wien Energie, im Moment gerade einen Fehler macht. Ich würde auch
nicht sagen und ich würde Ihnen auch nicht garantieren, dass nicht irgendjemand
da herinnen vielleicht gerade einen Fehler macht. Das kann man nie
ausschließen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass die Kontrollmechanismen in
der Stadt nach bestem Wissen und Gewissen in allen Bereichen, wo es irgendwie
möglich ist, auch mit Hilfe von externen Beratern und Beraterinnen, weil man
selber ja manchmal zu Betriebsblindheit neigt, auch das ist nichts Typisches
für öffentliche Unternehmungen, sondern in jedem Unternehmen so, dass man sich
für Strukturfragen auch oft Leute von außen holt, die eben einen anderen Blick
und auch einen kritischeren Blick mitbringen, dass also in vielen Bereichen
dieser Stadt auch mit Hilfe von externen Beratern nach bestem Wissen und
Gewissen Kontrollmechanismen eingebaut sind, damit die vielen, vielen, vielen
fleißigen, anständigen, wunderbaren Mitarbeiter des Hauses vor Fehlern der
ganz, ganz wenigen, die es manchmal halt überall gibt, auch entsprechend
geschützt werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Puller gestellt.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Guten
Morgen, Frau Stadträtin!
Ich hoffe, meine jetzige Frage fällt in Ihren Zuständigkeitsbereich.
Die Wiener Linien haben ja im Jänner nach einem kritischen
Rechnungshofrohbericht ein Gegengutachten an der TU erstellen lassen. Dieses
Gegengutachten hat schlussendlich die Fehlverrechnung von rund
9 Millionen EUR auf 740 000 EUR relativiert.
Nun meine Frage: Wie ist Ihre Meinung beziehungsweise welche Folgen hat
die Geschäftsführung der Wiener Linien, dass eine öffentliche Stelle wie die
Wiener Linien, die eben der Kontrolle des Rechnungshofs unterliegt, einen
Prüfbericht mit einem Gutachten, das ebenfalls von Steuergeldern bezahlt wird,
zu relativieren versucht?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Frau
Vizebürgermeisterin!
VBgmin Mag Renate Brauner: Wenn ich Sie richtig verstehe,
dann fragen Sie mich danach, welche Konsequenzen ich daraus ziehe, dass die
Führung der Wiener Linien ein Gutachten in Auftrag gegeben hat, ob ihre
Verrechnung und das, was sie getan haben, auch korrekt ist und internationalen
Standards entspricht, nachdem es vom Rechnungshof kritisiert wurde?
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Ja.
VBgmin Mag Renate Brauner: Aha. Ja, also ich kann wenig
Fehlverhalten daran erkennen, dass man externe Experten selbstkritisch
anschauen lässt, was es hier an Verrechnungen gab und was nicht. Es ist ja,
wenn ich in Erinnerung rufen darf, bei dieser Kritik des Rechnungshofs um
verschiedene Ebenen gegangen. Die eine Ebene war, dass manche Rechnungen, in
die man dann sieht, im minimalsten Ausmaß im Verhältnis - ich will nicht sagen,
dass ein paar Hunderttausend Euro wenig Geld sind, für uns alle miteinander
nicht, aber im Verhältnis - zu einem U-Bahn-Bau, wo wir uns in einer
Größenordnung von 1,8 Milliarden EUR bewegen, zum Beispiel allein in
der vierten Ausbaustufe, also da sind diese Hunderttausenden von Euro im
Vergleich dazu natürlich eine relativ geringe Summe.
Sie wissen alle, dass man bei Planungen auch immer
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular