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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 13.12.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 123 von 126

 

Kindergarten? – Wir wissen, dass Eltern vermehrt berufstätig sind. Daher ist es ihnen oft sehr schwer möglich, die Kinder vom Kindergarten abzuholen und vom Kindergarten zu einem Jugendangebot etwa für Sportmotorik, in einen Ballettunterricht et cetera zu bringen.

 

Dabei ist auch der soziale Aspekt zu berücksichtigen. All das ist für die Eltern nicht nur ein zeitlicher Aufwand, sondern ist teils auch mit großen Kosten verbunden.

 

Was verstehe ich unter einem Konzept der sportlichen Frühförderung bereits im letzten Kindergartenjahr? – Das bedeutetet, dass Angebote mit dem Ziel gemacht werden sollen, den Eltern die Möglichkeit zu bieten, ohne Zeitaufwand und ohne zusätzliche Kosten ihren Kindern eine sportliche Ausbildung beziehungsweise eine Frühförderung zu ermöglichen.

 

Wir wissen: Gerade im Kindergartenalter werden die sportmotorischen Grundfertigkeiten erlernt, geübt und verbessert. Wer soll das bezahlen?- Dies kann durch eine minimale Umschichtung aus der Integrationsförderung in den Bereich der Sportförderung geschehen. Wann, wenn nicht bereits im Kindergarten, soll Integration gefördert und unterstützt werden? Und wie geht das leichter als bei gemeinsamer Sportausübung, bei der man den Teamgeist fördert und gemeinsam Spaß hat?

 

Zudem könnte es eine minimale Umschichtung von Mitteln der Gesundheitsförderung geben, sehr geehrte Damen und Herren. Wenn man heute den Kindern den Spaß am Sport näherbringt, braucht man später nicht so viel in gesundheitsfördernde Maßnahmen investieren.

 

Ein kleiner Bereich könnte vielleicht auch bei dem einen oder anderen Prestigeprojekt im Rahmen der allgemeinen Sportförderung eingespart und umgeschichtet werden.

 

Das heißt: Die Finanzierung der Sportangebote im Kindergarten wäre wirklich sehr, sehr leicht möglich! – Ich danke für ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Es gelangt nunmehr der Herr Berichterstatter, Amtsf StR Oxonitsch, zu Wort. Ich erteile es.

 

22.34.37

Amtsf StR Christian Oxonitsch|: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

 

Grundsätzlich ist es, wie ich meine, sehr begrüßenswert, wenn über das Thema Bildung heftig diskutiert und gestritten wird, und zwar nicht nur, weil es PISA gibt. Vielmehr halte ich eine Weiterentwicklung des Bildungssystems für grundsätzlich notwendig.

 

Wenn man davon ausgehen könnte, dass diese Diskussion ein bisschen unter den Gesichtspunkten eines pädagogischen, didaktischen und inhaltlichen Fortschritts geführt wird, begrüße ich eine solche Diskussion. Ich bin aber – das sage ich auch ganz offen – auch etwas überrascht, und da tue ich mich jetzt ein bisschen schwer, denn ein bisschen bin ich auch gelobt worden. Kollege Aigner! Ich muss sagen, ich habe mit der jetzigen Klubobfrau durchaus einige Diskussionen im Zuge des Wahlkampfes geführt, und wir waren dabei häufig sehr unterschiedlicher Meinung, aber wir waren uns zumindest in dem Punkt sehr einig, dass wir eine Diskussion über die Bedeutung von Kindergärten und die Bedeutung vom gemeinsamen sozialen Aufwachsen in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen führen.

 

Ich habe diese Diskussion seitens der ÖVP vor mittlerweile zehn Jahren noch unter völlig anderen Gesichtspunkten hier erlebt. Als wir damals in Wien begonnen haben, ganz intensiv Betreuungsplätze für Null- bis Dreijährige auszubauen, wurden wir von der ÖVP dafür noch unter dem Motto kritisiert, dass wir die Erziehung verstaatlichen wollen. Mittlerweile gehe ich aber – nicht zuletzt auf Grund einiger Projekte – davon aus, dass wir solche Diskussionen wohl hinter uns haben. Allerdings habe ich das heute zum ersten Mal wieder gehört. Jetzt ist wieder die Rede davon, dass wir Kinder in Institutionen stecken wollen und damit die Eltern entmündigen oder aus ihrer Verantwortung entlassen. Wir haben diesbezüglich vor 15 Jahren noch viele Diskussionen geführt, aber ich denke, 15 Jahre später sollten diese eigentlich beendet sein!

 

Ich glaube, wir alle bekennen uns dazu, dass Kindergärten wichtige Bildungseinrichtungen sind, und ich meine: Je früher sie einsetzen, desto besser, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Das gilt natürlich auch für den grundsätzlichen Diskussionsbedarf über das Bildungssystem. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn es einen Beweis dafür gibt, dass unser differenziertes Schulsystem versagt, dann wohl auf Grund von PISA I, PISA II und PISA III. Wer aus diesem desaströsen Ergebnis ableitet, dass die Differenzierung des Schulsystems die Antwort auf die pädagogischen, inhaltlichen und wissensmäßigen Herausforderungen einer Wissensgesellschaft ist, meine sehr verehrten Damen und Herren, der lebt, glaube ich, bildungspolitisch tatsächlich auf dem Mond! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Man muss sich nur einmal vor Augen führen, wie eine Diskussion in der Öffentlichkeit aussehen würde – und teilweise wird diese Diskussion ja geführt, ich glaube, Sie verkennen mittlerweile ein wenig die Realitäten! –, wenn die österreichische Schinationalmannschaft von Rennen zu Rennen fährt, immer verliert, sich nicht erklären kann, warum sie immer verliert, und dann eine Beratergruppe eingesetzt wird, die sagt: Ihr solltet vielleicht einmal die Schi wachseln! – Das Einzige, was die Österreicher nicht tun, ist Schiwachseln, und dann wundern sie sich, wenn sie weiter verlieren.

 

Ähnlich ist leider bei uns die bildungspolitische Debatte. Wir wissen, dass unser Schulsystem mit der frühen Differenzierung, die wir haben, versagt. Wir ziehen Experten zu Rate, es gibt entsprechende OECD-Empfehlungen, die in Richtung Ausbau der Ganztagsschulen sowie in Richtung gemeinsame Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen und Aufhebung der frühen Differenzierung gehen. Die ÖVP sagt jedoch: Uns kümmert all das nicht! Das System ist eh super. Eventuell sollte man den Kindern mit dem Trichter noch mehr zuführen.

 

Nehmen wir zur Kenntnis, dass das System versagt, und schaffen wir gemeinsam ein neues System! Diskutieren wir darüber engagiert, aber lassen wir diese alte, mittlerweile aus den 70er Jahren stammende Begrifflich

 

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