Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 93
oder nicht.
Zweitens ist Ihre Frage ein ganz besonders wichtiges Thema. Es ist
gelungen, und das habe ich für ganz besonders wichtig gehalten, dass wir jetzt
sagen können, dass bei all jenen, die zusätzliche Leistungen von der Stadt
bekommen, weil sie zu wenig Pension haben, auch in allen Fällen, wir hatten bis
zum letzten Jahr mit einigen Trägern hier noch Verhandlungen, es keine
zusätzlichen Zahlungen gibt, wenn man nicht Vollzahler ist. Das war ein
wichtiger Schritt, wo wir sagen können, in Wien gibt es für alle Menschen
dieselben Bedingungen. Ich teile aber Ihre Meinung, das System, das wir derzeit
haben, also den Beschluss, der, glaube ich, an die 20 Jahre alt ist, wo
festgelegt ist, dass der Tagsatz in einem städtischen Pflegeheim 79 EUR
irgendetwas ist, dass das natürlich gar nicht der Realität entspricht und es
daher natürlich zu einer Ungleichbehandlung in unterschiedlichen Bereichen
kommt, nämlich dass auf der einen Seite, wie Sie sagen, diejenigen, die
Vollkosten zahlen, zahlen einmal wirklich Vollkosten und einmal 79 EUR.
Und auch, das sage ich jetzt einmal, ist es für die Stadt Wien eigentlich
unmöglich, dort, wo hohe Pensionen da sind oder Geld vorhanden ist, das auch zu
Recht in Anspruch zu nehmen.
Daher ist diese Umstellung in Arbeit und es wird seitens des
Krankenanstaltenverbundes und des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser -
weil hier diese Umstellung in der Form auch noch nicht stattgefunden hat - und
des FSW bereits daran gearbeitet. Es sind sehr umfassende Vorarbeiten
notwendig, um wirklich Vergleichbares vergleichbar zu machen und ich gehe davon
aus, dass wir in den nächsten 18 bis 24 Monaten hier auch Vollkosten
deckende Tarife und gestaffelte Pflegegeldtarife haben, damit hier wirklich
alles vergleichbar ist und die Situation für die Wienerinnen und Wiener, aber
auch für die Stadt Wien, eine befriedigende ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 3.
Zusatzfrage wird von Herrn GR Florianschütz gestellt. Ich erteile ihm das Wort.
GR Peter Florianschütz (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich bedanke mich für Ihre bisherigen Ausführungen. Deutet das darauf
hin, dass in Wien alte Menschen zu vernünftigen Preisen vergleichbar gut
betreut werden? Und der Hinweis sei mir gestattet, dass wir eine gute
Personalausstattung haben. Das finde ich persönlich sehr erfreulich, weil es
darauf hindeutet, dass sich die Leute auf die Pflege verlassen können, und das
ist auch etwas von Lebensqualität. Und es geht, denke ich mir, darum, den
Menschen gerade auch im Alter Sicherheit zu geben. Und ich frage Sie
demzufolge, wie ist die Umsetzung des Geriatriekonzeptes an und für sich?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das
Geriatriekonzept ist ja ein Konzept, das auf ganz breiter Basis ausgearbeitet
und beschlossen wurde, und das sozusagen vier Grundsätze hat: Ambulanz, die
stationäre Betreuung, die regional ausgewogene Verteilung der
Pflegeeinrichtungen, und was Sie schon angesprochen haben, leistbares und
bedarfsgerechtes Angebot an Pflege und Betreuung, und die höchste Qualität der
angebotenen Leistungen.
Das bedeutet, dass wir in zwei Bereichen sehr stark aktiv sind. Das ist
auf der einen Seite der Ausbau der ambulanten Leistungen. Hier nur eine Zahl
von der Dimension her: Zu 27 000 Wienerinnen und Wienern kommen mobile
Dienste mit unterschiedlichen Angeboten von „Essen auf Rädern“ bis zur medizinischen
Hauskrankenpflege. Wir haben derzeit in Wien rund 9 100 stationäre
Pflegeplätze und der Plan des Geriatriekonzepts sieht vor, dass wir bis zum
Jahr 2015 diese Zahl auf 10 000 erhöhen.
Um hier auch nur die Dimension darzustellen: Die Stadt Wien investiert
im Jahr in den Betrieb von Pflege über 700 Millionen EUR, damit
gewährleistet ist, dass alle Menschen, unabhängig von dem, was sie an Pension
haben oder ob ihre Kinder willig sind oder auch nicht, diese bekommen.
Zur konkreten Beantwortung Ihrer Frage, wie die Umsetzung ausschaut,
sei hier nur angeführt: 2007 ist entschieden worden, dass wir das
Geriatriezentrum Am Wienerwald schließen, wie auch die anderen alten großen
Geriatriezentren. Am weitesten fortgeschritten ist nun das Pflegewohnhaus
Leopoldstadt, das im heurigen Sommer in Betrieb gehen wird und für 306
Bewohnerinnen und Bewohner ein neues Zuhause sein wird. Alle diese Häuser
verfügen über Ein- und Zwei-Bett-Zimmer und verfügen insbesondere über eine
Wohnhausarchitektur und nicht über eine Spitalsarchitektur. Das Pflegewohnhaus
Meidling wird im heurigen Frühjahr die Dachgleiche feiern, und 2011 werden 256
Bewohnerinnen und Bewohner dort eine Heimat finden. Der Standort Hellerfabrik
im 10. Bezirk, wahrscheinlich für Sie besonders interessant: Da rechnen
wir 2011 mit der Fertigstellung, und es werden 265 Wienerinnen und Wiener dort
ihr Zuhause finden. Das Pflegewohnhaus Liesing wird für 322 Bewohnerinnen und
Bewohner ausgelegt. Es wird dort auch ein Tageszentrum errichtet, weil - ein
Sprung zum ambulanten Bereich - wir bis zum Jahr 2015 auch die Zahl der
Tageszentren in Wien verdoppeln werden.
Betreffend das Geriatriezentrum Baumgarten: Es ist ein Neubau für 316
Bewohnerinnen und Bewohner geplant, die Baubewilligung ist erteilt, der
Architekturwettbewerb ist fertig, der Baubeginn ist für 2011 geplant, und die
ersten Bewohnerinnen und Bewohner, weil wir hier ja nicht - der Kulturstadtrat
ist schon weg, deshalb kann ich das sagen - wie bei einem Theaterumbau das
Theater zusperren, sanieren und wieder aufsperren können, sondern das im
laufenden Betrieb machen. Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner des neuen
Pflegewohnhauses Leopoldstadt werden aus Baumgarten kommen, um sozusagen dort
abzusiedeln und dann neu bauen zu können.
Darüber hinaus haben wir eine Generalsanierung des
Geriatriezentrums Donaustadt vor, es wird dort auch ein Zentrum für 100
Langzeitbeatmete und
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