Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 93
GR Dipl-Ing Martin Margulies.) schnaufend, schnell atmend und stehen dann einem
gegenüber, der ums Eck mit einer Pistole steht, in dem Fall war es eine
Schreckschusspistole - ja glauben Sie, Sie können da ruhig zielen? Das geht
nicht! Da zittern Sie, da schlägt Ihr Herz auf 100 schon ohne die Gefahr,
allein durch die Anstrengung und dann ... (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Ja und dann treffen!) Ja treffen, ja! Da können Sie nur ins
Volle zielen, Herr Kollege, auch wenn das brutal klingt! Das geht nicht anders
und da kann es für Sie um Leben und Tod gehen, wie wir bei dem Polizisten
sehen. Aber Sie sitzen da in der dritten Reihe in Ruhe lässig zurückgelehnt und
beurteilen quasi den Polizisten, der in der Sekunde vorgegangen ist. Und dass
diese Beamten sich zurückziehen und dann, wenn Sie sie vielleicht auch einmal
brauchen, nicht zur Stelle sein werden, darüber reden Sie jetzt nicht. Aber wir
alle, die wir hier sitzen, wohnen meistens in privilegierteren Gegenden. Wir
wohnen besser und wir sind nicht so gefährdet und wir reden verdammt leicht,
Herr Kollege Margulies!
„Kronen Zeitung", ein Bericht, der bezeichnend für die Situation
in Österreich ist, wie man mit Polizisten umgeht: „Berechtigte Entrüstung, Dieb
darf Polizeiauto zertrümmern." Ich lese Ihnen in Kurzfassung vor, was da
drinnen steht: Es wurde an einem Kebap-Stand jemand festgenommen, der nicht
bezahlen konnte, so ein Tunesier. Die Polizei durchsucht ihn, findet ein
Geldbörsel bei ihm, 60 EUR drinnen und mehrere Kreditkarten, nicht auf
seinen Namen. Der sagt: „Ja, die hab’ ich gefunden und die 60 EUR, die
habe ich aus meinem Geld reing’steckt.“ Die Polizisten wollen ihn mitnehmen.
Daraufhin fangt der zu randalieren an. Er fühlt sich ungerecht behandelt,
zertrümmert das Polizeiauto, zerschlägt die Sitze und tobt sich aus. Er kommt
auf die Wache und unsere Staatsanwaltschaft – und wir haben heute schon einmal
über die Pervertierung bei der Justiz gesprochen – oder der Richter sogar stellt
fest: Keine Festnahme, nur Anzeige, weil berechtigte Entrüstung des Täters -
und der bekommt die 60 EUR zurück!
Ja bitte, wir laden diese Brüder doch geradezu ein, mit uns zu machen,
was sie wollen! So kann es nun wirklich nicht gehen, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der FPÖ. – GR Dipl-Ing Martin Margulies: Und nur weil die „Kronen Zeitung“
einen Sachverhalt schildert!) Na bitte, wollen Sie sagen, dass das richtig
ist? Ja, Sie können natürlich sagen, der hat wirklich die 60 EUR aus der
linken Hosentasche genommen und in das Geldbörsel, das er vorher jemandem
gezogen hat, hineingesteckt. Herr Kollege Margulies, also das können Sie aber
wirklich jemand anderem erzählen! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das ist ein
falsches Urteil? Es ist ja wirklich unglaublich, nur weil die „Kronen Zeitung“
einen Sachverhalt, einen Sachverhalt schildert, Entschuldigung!) Na, bitte
schön, das wurde im Übrigen ... Herr Kollege Margulies, das wurde nirgends
bestritten! Was Ihnen nur nicht eingeht, was Sie merken ... O ja, Sie sind
deswegen so aufgeregt, der Bürgermeister noch mehr, weil Sie, Herr Kollege
Margulies, genauso wie der Bürgermeister, genau wissen, dass das die Situation
ist und dass sich die Leute deswegen aufregen und dass die Leute deswegen von
der SPÖ abblatteln! Deswegen Ihre Aufgeregtheit und deswegen Ihre Nervosität! (Beifall
bei der FPÖ.)
Nicht umsonst zahlt jetzt die SPÖ Sicherheitstüren, nicht umsonst zahlt
sie den Trafikanten zu den Alarmanlagen dazu, weil der Hut brennt, weil der Hut
brennt! Jetzt sind alle hinausgerannt, aber die Reihen werden lichter und sie
werden noch lichter nach der nächsten Wahl! Das kann ich Ihnen auch
versprechen, meine Damen und Herren von der SPÖ!
Und schuld ist - schade, dass der Herr Bürgermeister nicht da ist - die
schwarz-blaue Koalition, sein Leib- und Lieblingsthema. Zu dem Zeitpunkt, wo
dieses Gesetz beschlossen wurde, die Reduktion, hatten wir eine Kriminalität,
die ein Drittel der heutigen betragen hat! Das heißt, es waren in der Relation
viel mehr Polizisten da als heute. Sie hätten in der Zwischenzeit drei Mal Zeit
gehabt, hier was zu unternehmen und zu verbessern!
Wir haben eine Wirtschaftskrise gehabt. Innerhalb weniger Monate war
die Regierung in der Lage, Milliarden locker zu machen, weil eine Krise da war.
Wir haben eine Sicherheitskrise und Sie schaffen es in drei Jahren oder bald in
vier Jahren nicht, die Sie in der Regierung sind, hier was zu unternehmen! Aber
Sie reden sich auf die schwarz-blaue Koalition aus. Wir haben darüber schon
genügend gesprochen.
Aber, Herr Bürgermeister, vielleicht hören Sie irgendwo im stillen
Kämmerchen zu oder man kann es Ihnen berichten, ich habe da einen Bericht der
Rathauskorrespondenz von 2007, da war nicht mehr Schwarz-Blau: „Platter und
Häupl, erfolgreiche Sicherheitspartnerschaft für Wien, ein Abkommen." Da
steht in der Rathauskorrespondenz dann drinnen: „Innenminister Platter und
Bürgermeister Häupl unterzeichneten am Freitag im Innenministerium ein
Übereinkommen, in dem die erfolgreiche" – es geht eh alles in Ordnung in
Wien – „Sicherheitspartnerschaft für Wien“ - nicht eingeführt – „fortgeführt
wird" - es hat eh alles funktioniert, trotz dieser bösen Schwarz-Blauen –
„und intensiviert wird." 2007, jetzt haben wir 2010! „Beide Politiker
wiesen auf den Erfolg des ersten Abkommens hin.“ Das war aus dem Jahr 2005, das
zwischen der Prokop und dem Bürgermeister abgeschlossen wurde. „Das war auch
erfolgreich. Und sie bekannten sich zur Fortsetzung des eingeschlagenen Weges
im Dienste der Sicherheit für die Wiener Bevölkerung. Es umfasst insgesamt
13 Punkte, unter anderem die verstärkte Polizeipräsenz“ - und so weiter –
„und das hohe Niveau in Wien müsse gewahrt bleiben. Bürgermeister Häupl verwies
darauf, dass die Realisierung bereits des ersten Abkommens“ - also 2005, da war
sogar noch Blau drinnen – „sehr viel gebracht habe. Es war ein guter
gemeinsamer Weg, der weitergegangen wird.“
Bitte, Herr Bürgermeister, das ist doch (GR Dr
Herbert Madejski: Unglaublich!) die Scheinheiligkeit in Reinkultur im
wahrsten Sinn des Wortes! Hier einen Vertrag abzuschließen, ein Abkommen, das
man selber kommentiert - es funktioniert eh alles wunderbar - und dann
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular