Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 111
jetzt noch einmal im Wortlaut vorgelesen und ich frage Sie, wo gibt es
wirklich sonst noch eine Volksbefragung, wo eine öffentliche Behörde suggestiv
Fragen stellt. Oder: Wo gibt es in ganz Europa eine Verfassung, in der es keine
Rechtsmittel gegen diese Suggestivfragen gibt, wo man sich als Bürger, als Wahlberechtigter,
als Betroffener, gegen diese Fragestellung gar nicht wehren kann, wo dies doch
in vielen anderen österreichischen Bundesländerverfassungen gang und gäbe ist.
Und ich frage Sie auch, wo auf der Welt gibt es eine Wahl, wo das persönliche
Wahlrecht, das ja ein Grundpfeiler unserer Verfassung ist, eigentlich überhaupt
nicht mehr zum Tragen kommt, weil ja bei dieser Vorgangsweise dem Missbrauch
Tür und Tor geöffnet ist.
Herr Bürgermeister, so etwas gibt es nicht, nirgendwo auf der Welt, das
gibt es leider nur bei uns in Wien. Und ich meine daher, Herr Bürgermeister,
auf diese Volksbefragung brauchen Sie ganz sicher nicht stolz zu sein. (Beifall
bei der FPÖ.)
Aber, meine Damen und Herren, das ist ja nur das erste Beispiel, wo am Ende
dieser Legislaturperiode generell Machtmissbrauch und Präpotenz immer mehr
zunehmen, diese Volksbefragung um 7 Millionen EUR mit lauter
„No-na-Fragen“, aber es gibt ja viele andere Beispiele, und es ist ja kein
Zufall, dass sich gerade im Wahljahr in allen Ausschüssen plötzlich Akten
finden, wo Werbebudgets beschlossen werden. Etwa im Oxonitsch-Ausschuss zuletzt
2 Millionen EUR Werbung im Wahljahr. Oder im Frauenberger-Ausschuss
5 Millionen EUR, davon 1,5 Millionen EUR für die
Bundespräsidentenwahl und 3,5 Millionen EUR, meine Damen und Herren,
3,5 Millionen EUR für unsere Gemeinderatswahl im Herbst.
Wenn man sich das anschaut, wie das vor fünf Jahren war, dann ist das
ja sehr illustrativ. Da hat nämlich diese Werbung für die Gemeinderatswahl noch
900 000 EUR gekostet, jetzt kostet sie 3,6 Millionen EUR,
also genau das Vierfache. Wir können uns alle schon bildlich vorstellen, wie
das ausschauen wird, wie bei der Volksbefragung jetzt, wo aus vielen Inseraten,
Plakaten, die Frau Frauenberger, der Herr Oxonitsch und vor allem der Herr
Bürgermeister herunterlachen.
Und ein weiterer Beweis für diesen Missbrauch der Macht sind ja die
Wiener Stadtwerke, meine Damen und Herren, wo Unsummen für Werbekampagnen
ausgegeben werden, für sündteure Werbekampagnen. Die Stadtwerke haben ja auf
Weisung des Bürgermeisters bei der letzten Wahl schon
15 Millionen EUR in die Wahlschlacht im Wahljahr werfen müssen, und
heuer wird das sicher getoppt werden, meine Damen und Herren.
Das ist nur ein leichter Vorgeschmack, was zum Jahreswechsel in den
Zeitungen inseriert war, Sie alle haben das hier sehen können. Da hat es zum
Jahreswechsel in allen Zeitungen, in allen Hochglanzmagazinen, in Beilagen
ganzseitige Inserate gegeben: „Es lebe das Arbeitsplatzkonzept“, „Das Wiener Modell“,
und so weiter und so fort.
Meine Damen und Herren, ich frage Sie, wer zahlt denn das? Das zahlt
der Energiekonsument, das zahlt der Stromkonsument, der Gaskonsument. Das ist
der klassische Missbrauch eines öffentlichen Unternehmens, meine Damen und
Herren, wenn der Bürgermeister ein öffentliches Unternehmen zwingt, seine
Gewinne nicht in den Betrieb zu reinvestieren, sondern im Wahljahr hier in
diese Wahlschlacht zu investieren und hineinzuwerfen.
Meine Damen und Herren, es muss ja eine Volksbefragung nicht so teuer
sein, das hat man ja bei der letzten im Jahr 1991 gesehen, als damals die FPÖ
gegen die Weltausstellung mobil gemacht hat. Und schauen wir uns an, was damals
diese Volksbefragung gekostet hat. Das waren damals 400 000 EUR, und
wir haben damals 43 Prozent Wahlbeteiligung erreicht, Herr Bürgermeister.
43 Prozent Wahlbeteiligung vor 19 Jahren um 400 000 EUR, und
heuer haben Sie mit dem irrsinnigen Aufwand von 7 Millionen EUR
gerade einmal 36 Prozent geschafft.
Wenn man das jetzt alles zusammenzählt, was allein in den letzten
beiden Monaten hier an Geld verschwendet worden ist, diese
7 Millionen EUR Werbung für die Volksbefragung, dann die
2 Millionen EUR im Oxonitsch-Ausschuss, die 5 Millionen EUR
im Frauenberger-Ausschuss, dann sind das zusammen alleine
14 Millionen EUR nur in den letzten beiden Monaten.
Und, meine Damen und Herren, was man mit 14 Millionen EUR
alles machen könnte: Mit 14 Millionen EUR könnte man zum Beispiel
400 Sicherheitsbeamte in Wien finanzieren, 400 Sicherheitsbeamte etwa
im Rahmen einer Wiener Sicherheitswacht, doch dafür fühlt sich der
Bürgermeister unzuständig. Das ist Bundeskompetenz, dafür hat er kein Geld, das
ist ihm wurscht, aber für Geldverschwendung im Parteiinteresse, dafür ist das
Geld da. Und, meine Damen und Herren, Herr Bürgermeister, ich fordere Sie daher
auf, hören Sie doch auf mit dieser Geldverschwendung im Wahljahr, stoppen Sie
den Missbrauch von Steuergeldern und investieren Sie diese Millionen lieber in
die Sicherheitspolitik in Wien, Herr Bürgermeister. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, es war ja auch die
Zusammenstellung der Fragen interessant. Da hat man ja das Kalkül gemerkt, denn
für jede Wählergruppe hat sich der Herr Bürgermeister eine Frage ausgesucht,
für jede Wählergruppe, wo die SPÖ ganz schlecht liegt. Nun, das sind ohnedies
fast alle Wählergruppen. Da hat man sich die Senioren ausgesucht, da hat man
die Ablehnung der Kampfhunde genommen, weil die ein besonders großes
Sicherheitsbedürfnis haben. Und für die jungen Familien, die ja auch alle
längst nicht mehr rot wählen, die nicht wissen, wohin mit den Kindern, da hat
man sich die Ganztagsschule ausgewählt. Die Jugend, die schon mehrheitlich
freiheitlich und Strache wählt, die bekommt plötzlich, und der Herr
Bürgermeister hat es ja gerade gesagt, im Spätherbst, also rechtzeitig vor der
Wahl, die U-Bahn auch in der Nacht. Und der Gemeindebau, der auch längst mit
fliegenden Fahnen zu uns übergelaufen ist, der Gemeindebau bekommt endlich
wieder seine
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