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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 111

 

Das kennzeichnet auch Ihre Wortmeldungen. Ehrlich gesagt: Ich empfinde es für die Würde dieses Hauses als nicht zuträglich, wenn Kollege Ebinger hier schlüpfrige Formulierungen verwendet und sich dann insgeheim furchtbar darüber freut! Die ganze FPÖ haut sich darüber ab, Sie haben offensichtlich Ihren Spaß!

 

Normalerweise zitiere ich keine Aussendungen der FPÖ. Die meisten werden eh nicht gelesen. Das aber, was die FPÖ vor wenigen Minuten ausgesendet hat, muss man dem Wiener Gemeinderat zur Kenntnis bringen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Die FPÖ dichtet nämlich, und das ist offensichtlich die Kunst beziehungsweise das Kunstverständnis der Wiener FPÖ. – Ich zitiere: „Der Mailath ist ein schlimmer Bub und fördert einen Swingerklub! Er dürfte nicht ganz richtig ticken, 90 000 nur fürs ...?" – Viele Punkte statt des letzten Worts, und ich sage das jetzt nicht, weil ich das nicht im Protokoll haben will! – Aber das ist das Niveau der Wiener FPÖ, und dazu kann ich nur sagen: Wir werden alles Mögliche tun – und ich hoffe auch alle anderen Parteien in diesem Haus! –, dass diese FPÖ in dieser Stadt nie irgendetwas zu entscheiden und zu verantworten hat! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Das, was hier gesagt wurde, trifft nicht zu! Es gab keinen allgemeinen Aufruhr über dieses Projekt! Es gab nur einen Aufruhr in den beiden Gratiszeitungen „Heute“ und „Österreich“, und es gab einen Aufruhr bei der FPÖ. Es gab unzählige Artikel, Kommentare und Berichte in allen Zeitungen. (Zwischenruf von GR Dr Herbert Madejski.) Ich weiß nicht, welche Zeitungen du liest! (GR Dr Herbert Madejski: Alle!)

 

Ich habe alle Zeitungen im Vorfeld dieser Debatte gelesen. Es gibt viele ausgesprochen richtige, kluge, ernst zu nehmende, teilweise unterhaltsame und witzige Artikel im „Kurier“, in der „Presse“, im „Standard“, im „Falter“, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ und auch in der „Süddeutschen Zeitung“. Es stimmt einfach nicht, dass alle hineingefallen sind! Es sind nur die FPÖ und die beiden Gratiszeitungen hineingefallen. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Alle anderen haben eine sehr positive Diskussion geführt. Das muss ich auch einmal anerkennend sagen.

 

Es hat sogar eine sehr gescheite und witzige Aussendung des Kollegen Wolf gegeben. Und ich kann sagen, dass ich die Auffassungen, die er jetzt hier in seiner Wortmeldung geäußert hat, durchaus in großen Teilen teile. Gleiches gilt für die Wortmeldung des Kollegen Schreuder von den Grünen. – Es fallen also nicht alle automatisch auf diesen Trick von Christoph Büchel hinein, sondern nur die ganz dumpfen und einfältigen Kräfte und Menschen in dieser Stadt, und dazu gehört leider die FPÖ. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf von GR DDr Eduard Schock.)

 

Man kann das Kunstprojekt von Christoph Büchel ... (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich war vor der Secession und habe mit Leuten dort gesprochen. Diese sind wesentlich klüger, als Sie immer glauben und sagen! Unter uns gesagt: Es gibt sehr viele positive Reaktionen zu diesem Kunstprojekt. Sagen Sie nicht, dass die Mehrheit das kritisiert! Vielmehr wollen Sie einige wirklich schlüpfrige Phantasien immer wieder in die Öffentlichkeit bringen!

 

Worum geht es eigentlich bei dem Kunstprojekt in der Secession? – Es wurde schon gesagt: Die Secession ist ein ehrwürdiges Haus. Ein Punkt ist vor allem wichtig: Es ist dies kein öffentliches Museum! Die Secession ist weder öffentlich noch ein Museum. Es handelt sich um eine private Künstlervereinigung, die seit über 100 Jahren ausschließlich der zeitgenössischen Kunst verpflichtet ist und seit über 100 Jahren ausschließlich zeitgenössische Kunstproduktionen initiiert und ermöglicht. Getragen wird diese Künstlervereinigung von 280 internationalen Künstlern, die Mitglieder des Vereins Secession sind. Diese wählen alle paar Jahre einen Vorstand, der aus 13 Künstlern und Künstlerinnen besteht, und ausschließlich diese 13 Künstlerinnen und Künstler im Vorstand der Secession entscheiden, welche Künstler eingeladen werden, um Kunstprojekte in der Secession zu entwickeln.

 

Das ist ein höchst demokratischer Prozess, der seit der Gründung so funktioniert. Da gibt es keinen Einfluss, und zwar weder der Politik noch der Sponsoren. Heuer wurden zehn Künstler ausgewählt, die in fünf Ausstellungen gezeigt werden, und es bedeutet immer die höchste Wertschätzung und Auszeichnung für einen internationalen Künstler, wenn er eingeladen wird, in der Secession seine Kunst zu präsentieren.

 

Das Budget der Wiener Secession beläuft sich auf etwas über 1,5 Millionen EUR, und knapp ein Drittel wird durch öffentliche Förderung finanziert, und zwar kommen 220 000 EUR vom Bund und 330 000 EUR von der Stadt. Knapp 500 000 EUR sind Einnahmen aus Eintritten und Katalogerlösen. Und zirka 500 000 EUR sind Sponsorbeträge eines Großsponsors und vieler hoch angesehener Personen, die als Mitglieder des Vereins Secession nicht nur ihren Namen und ihre ideelle Unterstützung, sondern auch Geld zur Verfügung stellen.

 

All das kann ich Ihnen jetzt sagen. Das steht übrigens auch auf der Homepage, das kann man also nachlesen. Bei den Sponsoren handelt es sich um hoch angesehene wirtschaftliche Unternehmen und honorige Persönlichkeiten, die zur Wiener Secession und zum zeitgenössischen Kunstprogramm stehen. Und kein einziger dieser Sponsoren und keine einzige dieser honorigen Persönlichkeiten – ich war gestern in der Secession und habe für die heutige Debatte genau recherchiert – hat nur im geringsten darüber nachgedacht, seine Unterstützung zurückzuziehen! Daran sieht man, wie gut dieses Konzept ist!

 

Wenn man Kunstprojekte und Förderungen sowie Finanzierungen von Kunstprojekten kennt, dann weiß man, dass der Eigendeckungsgrad da wahnsinnig hoch ist! Kaum eine andere Kunstinstitution schafft es, zwei Drittel durch Eintritte und durch Sponsoring hereinzubringen. Das zeigt uns die Bedeutung dieser Einrichtung auch für diese Stadt. Und selbstverständlich wird das Geld, das wir hergeben, hauptsächlich für die Struktur des

 

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