Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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Wie schaut es bei der UniCredit aus? - Die Aktienkursentwicklung ist
leider beunruhigend und fatal: Von einem Höchststand von 7,58 EUR im April
2007 ist das Papier Anfang 2009 auf ein Rekordtief von 1,28 EUR abgesackt.
Der heutige Stand ist 1,73 EUR.
Jetzt nur zum Vergleich: Wäre das Geld auf einem Sparbuch angelegt
worden, würden der Stadt Wien jährlich hunderte Millionen Euro an Zinsen zufließen.
Aber da es so gemacht wurde, stehen die Anteile, die Ende 2000 noch
1,9 Milliarden EUR wert waren, nun bei rund
190 Millionen EUR. Die politische Verantwortung für diese
beispiellose Geldvernichtung tragen die Stadtregierung, der Bürgermeister und auch
Sie, Frau Vizebürgermeisterin! Das muss auch hier ganz offen gesagt werden.
Eine völlig neue Dimension hat sich jetzt ergeben: Vor dem Hintergrund
der noch nicht ausgestandenen Banken- und Finanzkrise, der zahlreichen
bisherigen Bankenpleiten und der noch ausstehenden Kreditausfälle, vor allem im
Osteuropa-Geschäft, bekommt die Haftung der Stadt Wien gegenüber der Bank
Austria eine völlig neue Dimension. Die neueste Dimension ist folgende: Wir
haben jetzt eine Pleite Griechenlands erleben müssen, ein Fass ohne Boden, in
das man so viel hineinpumpen kann, wie man will, aber es wird schwer zu retten
sein. Es drohen Pleiten Portugals oder zum Beispiel Spaniens - die
Rating-Agentur Fitch etwa hat Spanien erst von einigen Tagen herabgesetzt - und
auch Italiens, wo sich der Hauptsitz und Konzernsitz der UniCredit befindet.
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sie selbst haben in einer
schriftlichen Anfragebeantwortung heuer am 8. März gesagt - ich zitiere:
„Die Stadt Wien haftet für Verbindlichkeiten der Bank Austria AG, der Bank
Austria AG Hypothekenbank und der Privatstiftung zur Verwaltung von
Anteilsrechten per 31. Dezember 2009 im Ausmaß von maximal
12 Milliarden EUR.“
12 Milliarden EUR - meine sehr geehrten Damen und Herren, diese
Gesamtverbindlichkeit entspricht mehr als dem gesamten Jahresbudget der
Gemeinde Wien! Wir haben ein Budget von 10,65 Milliarden EUR. Nur zum
Vergleich: Die neun österreichischen Bundesländer haften mit fast
64 Milliarden EUR für ihre Landesbanken. Sie haben ja in den letzten
Wochen öfter über die Hypo Alpe-Adria gesprochen; was sich hier in Wien
mittlerweile abspielt, kann sich leider - in negativem Sinne - auch sehen
lassen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Es
besteht auch eine Haftung hinsichtlich der Gehälter und der Betriebspensionen
der rund 4 500 definitiv gestellten Mitarbeiter der vormaligen
Zentralsparkasse und Länderbank in der Höhe von zirka
400 Millionen EUR pro Jahr. Für den Fall des Ausfalls der AVZ – auf
Grund der niedrigen Aktienkurse nicht unwahrscheinlich - tritt hier die Haftung
der Gemeinde Wien in Kraft, und die Steuerzahler dürfen dafür aufkommen. Die
Sicherung der Gehälter und der Betriebspensionen dieser definitiv gestellten
Mitarbeiter sind zeitlich eben nicht beschränkt, und da kann noch einiges auf
uns zukommen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! All diese Haftungen bedeuten, dass
das Unternehmensrisiko der Bank Austria vom Wiener Gebühren- und Steuerzahler
getragen wird. Dafür tragen Sie hier seitens der SPÖ die politische Verantwortung!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unser nächster Vorwurf ist, dass
Bgm Häupl und die SPÖ die österreichischen Sparer gefährden. Das können
Sie nicht abstreiten. Wir wissen, dass der „Bank der Regionen"-Vertrag die
Eigenständigkeit der Bank Austria hätte garantieren sollen. Aber Herr Bgm Häupl
geht einfach her und hat im September 2009 per Weisung ermöglicht, dass die
Kundendaten von 1,8 Millionen österreichischen Kunden nach Verona
ausgelagert wurden.
Sie, Frau Finanzstadträtin, haben einem solchen Vertrag zugestimmt -
mündlich, schriftlich, das können Sie uns heute vielleicht noch beantworten -,
und zwar Ende 2009. Unter diesen Kundendaten befinden sich die Daten der vielen
Eigenmittelersatzdarlehensnehmer aus dem Bereich des geförderten Wohnbaus, die
auch nach Verona übertragen wurden und die nur mit Ihrer Zustimmung nach Verona
übertragen werden konnten!
Laut Vertrag bestand allerdings die Verpflichtung, diese Daten im Inland
zu belassen, da sie sonst dem Schutz des Bankwesengesetzes entzogen wären.
Jeder weiß aber, dass das Bankwesengesetz und das Bankgeheimnis in Italien
nicht gelten. Das ist rein österreichisches Recht, und italienische Behörden
könnten jederzeit auf die gesamten Kundendaten der Bank Austria zugreifen. Dem
Datenmissbrauch sind damit, bitte, Tür und Tor geöffnet, und das haben hier Sie
von der roten Fraktion zu verantworten!
Sie können auch Ihre Dementis lassen, die Sie nach unseren
Pressekonferenzen über Pressemeldungen verschickt haben. Das Schlagwort „Der
Safe ist in Verona, der Schlüssel ist in Wien" klingt zwar sehr schön, das
klingt alles gut, aber es stimmt nicht! Das ist ein reiner Schmäh. Ich weiß,
Sie müssen das vielleicht sagen, und eventuell glauben Sie es wirklich, aber
das ändert nichts an der Tatsache, dass die tägliche Datensicherung in Verona
eben nicht verschlüsselt wird. Auch die Bänder dieser Datensicherung liegen
unverschlüsselt in Verona, und die Testdaten liegen ebenfalls unverschlüsselt
in Verona. Die Testdaten sind nicht irgendwelche ausgedachten Daten, sondern es
sind reelle Kundendaten, mit denen getestet wird.
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Es liegen uns
mittlerweile Gutachten vor, die von der UniCredit-Bank selbst in Auftrag
gegeben wurden, aber unter Verschluss gehalten werden. Da hat eine renommierte
österreichische Anwaltskanzlei eindeutig gesagt, dass der Datentransfer nach
Verona ganz klar dem österreichischen Datenschutz widerspricht, dass das
Bankwesengesetz hier nicht eingehalten wird, dass gegen den Vertrag der
Regionen verstoßen wird und dass natürlich auch gegen das österreichische
Bankgeheimnis
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