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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 115

 

ratung von Minderjährigen und so weiter statt.

 

Sie führen hier als eine Möglichkeit im Maßnahmenbündel, mit dem dagegen angekämpft werden soll, die Doppelstaatsbürgerschaft an, und das ist der Punkt, warum wir hier nicht zustimmen können, denn das kann nicht die Lösung sein.

 

Zu diesem Thema möchte ich noch etwas ansprechen, was uns seit Jahren ein Anliegen ist und wo noch ganz starke Defizite auch im Rahmen der Stadt Wien bestehen. Das ist die Männerarbeit, die Arbeit mit denjenigen, die in Wirklichkeit vielfach verantwortlich sind für die negative Biographie, die viele Frauen haben. Es ist ganz egal, ob es da um Suchtverhalten geht, um Arbeitslosigkeit, um Spielsucht, um viele Probleme, die Männer mit sich bringen, die aber vielfach noch so gelöst werden, dass Frauen hier in der Rolle als Partnerin, oft auch als Schwester oder vor allem als Mutter die Verantwortung übernehmen und eine Belastung erfahren, die sie bis an die Grenzen ihrer psychischen und physischen Energie führt. Und da sind wir noch sehr hintennach. Da haben wir einen! Verein, da haben wir wenige Projekte. Und wenn man sich die Schwerpunkte anschaut, die innerhalb dieser Beratungstätigkeit gesetzt werden, dann geht es hier vor allem darum, Männer zu eher frauenspezifischen Berufen hinzuführen. Das kann ein Teil davon sein, aber was wirklich fehlt, ist das Verständnis.

 

Hier geht es durchaus auch um migrantische Männer, die aus anderen Kulturen kommen, und da hat man es wirklich verabsäumt, in der Integrationsarbeit von Anfang an zu vermitteln, dass wir hier ein völlig anderes Geschlechterverständnis haben. Und wir haben uns selbstverständlich auch mit der unkontrollierten Zuwanderung, mit der vielfach unbegleiteten Zuwanderung über Jahrzehnte ein Problem importiert, das nun nicht nur die Frauen aus dem migrantischen Bereich allein, sondern natürlich auch die Österreicherinnen ausbaden müssen. Das ist unter anderem natürlich das völlig respektlose Entgegentreten Frauen gegenüber, das Nichtakzeptieren weiblicher Autoritäten, mit dem etwa Pädagoginnen zu kämpfen haben. Hier ist sicher sehr viel nachzuholen. Dieses Thema ist von Ihnen ja überhaupt erst nach 2008 angesprochen worden, als Sie gesehen haben, dass doch die mangelnde Integration und die verfehlte Zuwanderungspolitik in Wien für Sie selbst wahlentscheidend waren und Sie viele Wählerinnen und Wähler an uns verloren haben.

 

Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ und nunmehr auch von den GRÜNEN als Regierungspartner!

 

Zwei Punkte, die untrennbar mit dem Thema Frauenpolitik verbunden sind, ist die Arbeit an Männern und selbstverständlich auch die Notwendigkeit, in der Integrationspolitik immer wieder einfließen zu lassen, dass wir hier einfach in Mitteleuropa leben und dass etwa Koedukation, das gemeinsame Aufwachsen von Mädchen und Buben, gemeinsames Spielen, aber auch gemeinsamer Sportunterricht eine Selbstverständlichkeit sein müssen, über die man gar nicht diskutieren darf.

 

Zum Abschluss noch - und das ist auch schon kurz angesprochen worden – eine Anmerkung zur Kinderbetreuung, die es möglich machen muss, dass Beruf und Familie gut vereinbar sind für Frauen - denn die Frauen müssen das ja in der Regel tragen. Wir haben in Wien die Situation, dass Kinder von Müttern, die sich entschieden haben, zumindest die ersten Jahre zu Hause zu bleiben, keinen Kindergartenplatz bekommen, weil die Mutter zu Hause ist. Ich rede jetzt nicht vom letzten verpflichtenden Jahr, aber sehen wir uns die Situation bei den Dreijährigen an. Da wird gesagt: Sie sind zu Hause, daher bekommen Sie keinen Kindergartenplatz. - Der Einstieg ins Berufsleben setzt aber voraus, dass das Kind betreut ist. Das heißt, hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Und wir haben solche Fälle, wo ein Arbeitsübereinkommen nicht möglich ist, weil das Kind unbetreut ist, und der Kindergartenplatz nicht gegeben wird, weil keine Berufstätigkeit nachgewiesen werden kann. Auch hier ist, bitte, wenn wir uns ohnedies zur frühen pädagogischen Förderung der Kinder bekennen - und ich glaube, gerade in Zeiten der kleinen Familien, der vielen Einzelkinder ist es sicher gut, wenn ein Kind einen Kindergarten besucht, jedenfalls ab einem gewissen Alter -, diese Barriere aufzureißen und sicherzustellen, dass ein Kindergartenplatz wirklich für jedes Wiener Kind möglich ist. Und wie immer wiederhole ich auch hier unsere Forderung, die wir ja auch schon gemeinsam gestellt haben - nämlich gemeinsam mit der Opposition in der vorigen Periode der Stadtregierung -, dass eben ein rechtlicher Anspruch und eine Sicherheit bestehen, dass jedes Wiener Kind auch einen Kindergartenplatz hat, egal, ob die Mutter gerade berufstätig ist oder nicht. Es kann sich ja auch ein zweites Kind ankündigen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Der Frauentag steht vor der Tür. Es hat sich sicher viel bewegt. Ich glaube, wir sind uns alle im Klaren darüber, dass eines der Grundrechte, die die Frauen erkämpft haben, das Wahlrecht war, um eine politische Mitbestimmung zu haben. Ich glaube, es ist eine grundlegende Notwendigkeit, dass Frauen eine finanzielle Absicherung haben - nicht als Absicherung, sondern damit sie auch im finanziellen Bereich ein selbstbestimmtes Leben führen können. Aber bei allem, was wir gesetzlich regeln: Es darf keine Barriere geben, wenn die Entscheidung einer Frau - oder einer Familie, denn die Entscheidung wird ja oft gemeinsam getroffen - eine andere ist. Es ist ganz klar, dass jemand, der arbeiten geht, der vor allem einen Vollzeitjob hat oder eben auch ein gutes Teilzeitarbeitsverhältnis hat, Geld verdient. Das ist keine Frage. Wir verwahren uns aber auch dagegen, dass man jemanden von vornherein diskriminiert, der sich auf Grund seiner Gegebenheiten, die er vorfindet, dafür entscheidet, zumindest längere Zeit als etwa bis zum dritten Lebensjahr seiner Kinder zu Hause zu bleiben. Ich glaube, das ist auch frauenfeindlich, wenn man, wie es oft geschieht, verachtend auf jene Frauen zeigt, die sich nur für die Familie entscheiden. Mein Weg wäre es nicht, ist es nie gewesen, keine Frage, aber es gibt Frauen, die sich dafür entscheiden, und ich glaube, diese müssen genauso beachtet, genauso geachtet, aber auch genauso für ihre Zukunft abgesichert sein wie alle anderen Frauen auch. Oder vielmehr: Das wäre die Zielvorstellung - sie sind es ja leider nicht.

 

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