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Gemeinderat, 7. Sitzung vom 29.04.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 69

 

Zusatzfrage wird von GRin Korosec gestellt. – Bitte schön.

 

9.53.28

GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Wir sind uns in diesem Haus natürlich einig, dass Pflege ein ganz besonders wichtiger Bereich ist. Es wurde auch schon die demographische Entwicklung angesprochen, und wir wissen, in Zukunft wird das immer noch wichtiger, und zwar völlig unabhängig davon, ob ambulant oder stationär.

 

Konkret geht es mir um den Pflegecampus im 18. Bezirk, ein sehr, sehr innovatives Projekt, und ich erinnere daran, dass der Herr Bürgermeister anlässlich des Jubiläums im Haus der Barmherzigkeit im Vorjahr – 135 Jahre war das damals – gesagt hat, ja, volle Unterstützung für diesen Campus.

 

Meine konkrete Frage ist jetzt: Wie schaut diese Unterstützung wirklich konkret aus? Vor allem geht es mir auch um den Zeithorizont. Was ist da vorgesehen? Denn dieses innovative Projekt hat ja auch eine Fachhochschule dabei, was ja gerade in dem Bereich auch ganz wichtig wäre und eben auch für Wien besonders wichtig. Da hätte ich gerne konkrete Angaben von Ihnen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin!

 

Der Herr Bürgermeister hat hier selbstverständlich mit voller Überzeugung und selbstverständlich mit Richtigkeit gesagt, dass es die volle Unterstützung der Stadt Wien für solche Projekte gibt. Natürlich muss man in diesem konkreten Fall sagen, dass die Unterstützung eine ist, die sozusagen mehr auf der ideellen Ebene liegt, denn wenn jemand eine BHS – und das ist ein ganz wesentlicher Punkt – und eine Fachhochschule errichten möchte, sind das, wie Sie genauso gut wissen wie ich, keine Kompetenzen der Stadt Wien, aber die Stadt Wien wird sich sicherlich nicht dagegen aussprechen, wenn der Bund gemeinsam mit dem Haus der Barmherzigkeit eine solche Einrichtung machen möchte.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Zusatzfrage wird von GRin Dr Pilz gestellt.

 

9.55.34

GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Danke, Herr Vorsitzender!

 

Herr Kollege Ebinger, ich bin bei Ihnen, dass die 24-Stunden-Betreuung in Zukunft wahrscheinlich nicht das große Rückgrat der Pflege in Wien sein kann – die Frau Stadträtin hat die Zahlen genannt –, und mit diesem Hausbetreuungsgesetz hat man zwar eine Grauzone rechtlich legitimiert, aber so super ist die Situation für die Betroffenen trotzdem nicht. Das Ganze lebt ja davon, dass es ein Einkommensgefälle zwischen Österreich und östlichen Nachbarstaaten gibt. Darauf können wir künftig nicht bauen, wir müssen schon darauf bauen, dass wir eine Situation schaffen, die arbeitsrechtlich, die versorgungspolitisch in Wien zukunftsfähig ist.

 

Es gibt wenig, wovon man sagen kann, dass es sich in den letzten Jahren so ganz eindeutig verbessert hat in Wien wie die Pflegesituation, wenn wir Lainz zusperren und künftig viele kleine Häuser haben werden, wenn die mobile Pflege ausgebaut wird und so weiter. Insofern teile ich Ihren Befund nicht, dass wir hier nur zuschauen und warten, dass uns die demographische Welle überrollt. Mir geht es darum – und Sie haben schon darauf hingewiesen –, dass es auch innovative Ansätze geben muss, ob das jetzt das Haus Barmherzigkeit ist oder ähnliche Projekte, aber wir haben ja so viele Einrichtungen in der Stadt, die seit vielen Jahren schon vieles leisten – so die 32 Häuser im Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser – und da haben wir auch wirklich gekämpft darum, dass man sich dann neu orientiert.

 

Da sind ja viele, viele Menschen, die dort wohnen. Wie wird denn das jetzt weitergehen, wenn das KWP mehr in die Pflege einsteigen wird? Das ist auch sehr im Interesse der Stadt, und wir Grünen haben sehr darum gekämpft. Wie wird denn dieses Konzept ausschauen? Wo liegen die Zukunftsentwürfe diesbezüglich?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin!

 

Das Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser hat letztes Jahr seinen 50. Geburtstag gefeiert, und die Grundidee mit der Schaffung des ersten Hauses vor 50 Jahren war, dass Seniorinnen und Senioren menschenwürdig leben sollen. Das war eine Zeit, in der über ein Drittel der Wohnungen in Wien Substandardwohnungen waren – jetzt liegen wir, glaube ich, bei 5 Prozent oder so –, und damals ist man noch davon ausgegangen – nein, falsch, man ist nicht davon ausgegangen, es war die Realität –, dass die Menschen so mit 60 Jahren dort eingezogen sind. Mittlerweile – ich frage das immer wieder, aber hier ist es sozusagen nicht würdig, ein Quiz zu machen, daher sage ich es einfach – liegt das durchschnittliche Einzugsalter im KWP bei 86 Jahren. Das heißt, das ist nicht das durchschnittliche Alter der Bewohnerinnen und Bewohner, sondern man zieht dort durchschnittlich mit 86 Jahren ein. Das liegt daran, dass sich die Wohnsituation in Wien massiv verbessert hat und dass natürlich auch die extramurale Betreuung eine deutlich bessere geworden ist.

 

Daher ist es das Gebot der Stunde, das KWP dahin gehend zu orientieren, dass betreutes Wohnen die Regel wird, weil die Menschen, die jetzt neu in das KWP einziehen, in der Regel nicht nur zum Wohnen kommen – Ausnahmen bestätigen die Regel –, daher muss es das Ziel sein – und da geht es nicht um 24-Stunden-Pflege, kaum jemand braucht 24 Stunden Pflege, denn wenn er die braucht, dann muss er ohnehin in ein medikalisiertes Pflegeheim, dann gehen andere Formen in der Regel nicht –, dass man die Struktur so umgestaltet, dass die Menschen im Appartement leben können, aber dort betreut werden mit dem Ziel, möglichst lang – das kann man nicht versprechen für jede Erkrankung und für immer – im Appartement bleiben zu können.

 

Wir haben hier drei innovative Projekte, die ganz stark darauf ausgerichtet werden. Döbling ist jenes, wo der Baufortschritt schon am allerweitesten ist, wo wirklich das Ziel ist, man zieht in ein Appartement ein und das kann sich dann Schritt für Schritt zu einem Pflegeappar

 

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