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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 70 von 113

 

wenig nennenswerte kulturpolitische Akteure gebe. – Dieses Zitat stand seinerzeit Ende September 2010 im „profil“ und auch in der „Presse“.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wir Freiheitlichen und selbstverständlich auch ich sind sehr gerne bereit, im Rahmen der Gesellschaft oder im Rahmen der Gemeinde, wo immer Sie es haben wollen, mitzuwirken, um diese zu verbessern und um auch die Positionen zu verbessern. Aber Sie müssen schon zur Kenntnis nehmen, dass – und jetzt spreche ich wieder von mir – ich meine Prioritäten und meine klaren Positionen habe und aus meinen klaren Positionen mein Kunst- und Kulturverständnis heraus destilliere. Ich bekenne mich dazu, auch wenn das vielleicht nicht immer oder ganz sogar sicher nicht dem Zeitgeist entsprechen mag.

 

Wenn Herr GR Woller in einem Pressedienst vom 15.6. das heurigen Jahres meint, die FPÖ wäre kunst- und kulturfeindlich, dann verstehe ich das nicht und weise ich das auch wirklich zurück! Warum das so ist, habe ich gerade erklärt. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Meyer. Ich erteile es ihr.

 

16.49.41

GRin Uta Meyer (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!

 

„Kultur für alle!“, höre ich aus aller Munde. – Das ist gut, das wollen wir auch. Wenn Sie aber im selben Atemzug sagen, dass die Freiheitliche Partei einen kleinkarierten Zugang zur Kulturpolitik hat, denn erwidere ich: Das ist hinlänglich falsch!

 

Wir haben einen Zugang ... (Zwischenruf von GR Mag Klaus Werner-Lobo.) Ich habe Ihnen zugehört, hören Sie mir daher jetzt bitte auch zu! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Ich beschränke mich jetzt auf ein Beispiel, nämlich auf die Wiener Festwochen. Die Wiener Festwochen bestehen seit Jahrzehnten und sind – das muss ich sagen – heuer sehr ausgeufert. Das fängt beim Programmheft der Wiener Festwochen an. Dieses sollte so etwas wie eine Orientierungshilfe im künstlerischen Alltag der Festwochen sein.

 

Das Motto des diesjährigen Künstlertreffens findet sich gleich zu Beginn der Programmatik, und zwar im Leitartikel. Dort liest man: „Die Wüste ist ein Ort des Fremden, der Erinnerungslosigkeit.“ – Dieser Satz soll das Motto der Festwochen charakterisieren, ist aber gleichzeitig wohl auch das Eingeständnis einer Orientierungslosigkeit! Genau genommen kann man diesen Satz auch als Warnung verstehen, denn wo an kulturellen Wurzeln gesägt und austauschbare Importware gepflanzt wird, stirbt die Lebenskraft einer Stadt, ihrer Menschen und ihrer Kultur.

 

Damit sind wir schon beim ersten Problem: Diese Festwochen sind keine Wiener Festwochen, sondern bestenfalls Festwochen, die in Wien stattfinden. Dazu sei ein Blick in die Vergangenheit gestattet. Ähnlich wie Salzburg war auch die Bundeshauptstadt Wien in den schrecklichen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg bemüht, den Menschen die kulturelle Kraft unseres Landes wieder deutlich vor Augen zu führen und zu zeigen, womit dieses Österreich mit Musik, Theater, Literatur, Architektur Weltruhm und Anerkennung erzielen kann.

 

So wie 1920 die Festspiele in Salzburg gegründet wurden, wurden 1927 in der Bundeshauptstadt Wien die Wiener Festwochen gegründet. Das Ziel war klar: Weltweit zu dokumentieren und klarzustellen, welchen Stellenwert Kunst und Kultur in unserem Land haben. Es galt, eine Art Visitenkarte abzulegen, wozu das kleine Österreich und seine Hauptstadt kulturell in der Lage sind. Und diese Rechnung ging auf.

 

Was war das Besondere daran? Diese Stadt war in der Lage, auf allen künstlerischen Gebieten Einzigartiges zu bieten und damit ihre Vormachtstellung unter den Kulturmetropolen zu festigen. Aber was war mit den Wiener Festwochen 2011? Leider nichts mehr, und zwar deshalb, weil diese Festwochen, wie sie in den letzten Jahren und ganz besonders heuer abgehalten wurden, nichts mehr mit der Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit Wiens zu tun haben! Die heurigen Festwochen – sehen Sie sich das Programm an! – könnten überall stattfinden: in Lissabon, in Paris, im norwegischen Bergen, in Oranje, in Krakau oder in Dubrovnik et cetera, und das, meine Damen und Herren, ist das Schlimme oder – besser gesagt – das Traurige. Diese Festwochen ... (GR Mag Werner-Lobo: Was haben Sie sich angeschaut? Welche Produktionen haben Sie gesehen?) Ich beschreibe Ihnen gleich, was ich gesehen habe!

 

Diese Festwochen, so wie sie heuer abgehalten wurden, sind nicht mehr unverwechselbar. Sie haben nicht mehr den Wiener Charakter, den Charme der Donaustadt oder die Wärme und Herzlichkeit der Wiener Seele. Das müssen Sie doch zugeben! Und das ist nicht nur meine persönliche Meinung und Ansicht, sondern auch die Ansicht meiner freiheitlichen Freunde. Haben Sie außerdem in den letzten Wochen aufmerksam die Wiener Kulturberichterstattung verfolgt, auch jene in den Printmedien und anderer öffentlicher Meinungsträger?

 

Nehmen wir ein Beispiel: In den vergangenen Wochen gab es im Rahmen der Festwochen auch sogenannte Installationen. Was heißt das? Ich kann es Ihnen leider nicht sagen! Aber auch viele Menschen, die ich beobachtet habe, und insbesondere auch viele Fremde, mit denen ich gesprochen habe, wussten es nicht! Wir alle standen vor dem Parlament in Wien und mussten zur Kenntnis nehmen, dass dieser normalerweise von der Polizei und von Sicherheitskräften geschützte Platz– Stichwort: Bannmeile – zur Baustelle des sogenannten Projektes „Into the City“ umgestaltet wurde.

 

Dort konnten sich Roma-Familien und andere selbsternannte Verwirklicher präsentieren, und niemand konnte erklären, worum es dort gegangen ist. Weder kopfschüttelnde Fremde noch verwunderte Wienerinnen und Wiener wussten damit etwas anzufangen, außer kritische Worte zu finden. Auch dieses Projekt wurde von der Festwochenleitung in Zeiten wie diesen – Stichwort: Sparen! – mit vielen Tausend Euro unterstützt. Aber Sie kennen ja das Sprichwort: Hätten wir es net, dann täten wir es net!

 

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