Gemeinderat, 18. Sitzung vom 26.01.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 76
an, dann sage ich, ja, super! - Warum müssen wir jetzt darüber diskutieren, dass ich jetzt Maßnahmen setze, die auf einmal endlich auch erreichen, Leute, die schon länger hier leben, auch in diese Maßnahmen hineinzubekommen? (GR Mag Dietbert Kowarik: Das war nicht die Frage, Frau Stadträtin!) Das ist doch das Wesentliche! (GR Mag Wolfgang Jung: Sie reden nur ... herum!) Es ist das Wesentliche, diesen chancengleichen Zugang zu schaffen, damit eben erfolgreiche Integrationsbiographien in dieser Stadt stattfinden.
Das kann dieses Wiener Integrationskonzept. Das macht den Erfolg des Wiener Integrationskonzeptes aus. (GR Mag Wolfgang Jung: Den Erfolg?! – GR Mag Dietbert Kowarik: Sogar der Bürgermeister ist draufgekommen, dass es gar kein Erfolg ist! Spät, aber doch!) Und das macht es natürlich auch für Sie so schwierig, immer noch und immer noch irgendwelche Dinge zu finden, die nicht passen. Deswegen diskutieren wir dann wieder über Deutsch. (GR Mag Wolfgang Jung: Wir nicht, aber die SPÖ! Ihre Mitglieder diskutieren ...)
Aber noch einmal: Alle hier sind wir uns einig, dass Deutsch der Schlüssel zur Integration ist. 6 000 Frauen in „Mama lernt Deutsch"-Kursen, 90 Prozent absolvieren „Start Wien", 1 600 Kurse jetzt für den neuen Frauen- und Bildungsplan, „X jugendliche Biographien" - diese Woche vorbereitet, eine neue Bildungsmaßnahme für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund, um ihnen eine Perspektive zu geben -, so schaut die Politik der rot-grünen Stadtregierung aus. So schaut unser Integrationskonzept aus, und das ist ein durchaus erfolgreiches! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – GR Mag Wolfgang Jung: Also Ihr Bürgermeister ist anderer Meinung!)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Ramskogler gestellt. - Bitte schön.
GRin Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sie haben gerade betont, wie wichtig es ist, Deutsch zu können, um in Österreich, in Wien einen Bildungsweg absolvieren zu können und um eine Ausbildung auch abschließen zu können.
Ich denke, dass es ja nicht gerade von dem Land, wo man herkommt, abhängt, ob man Deutsch richtig kann oder nicht, denn auch, ich sage jetzt einmal, sogenannte Inländer oder echte Wiener können nicht unbedingt so richtig Deutsch, wie man ja auch in den Klassen sieht, wenn es um die Benotungen von Deutsch geht. - Das einmal zu diesem Thema.
Weiters denke ich, um eine Ausbildung auch wirklich erfolgreich abzuschließen, bedarf es eben nicht nur eines Intelligenzquotienten, sondern natürlich auch einer guten sozialen Einbettung in eine Gesellschaft, wo sich ein Schüler oder eine Schülerin wohl fühlt, um auch entsprechende Leistungen erbringen zu können und auch einen Abschluss zuwege zu bringen.
Jetzt ist es so, dass etwa bei „Jugend am Werk" – ich kenne es von diesem Beispiel – sehr viele Lehrlinge, Mädchen und Burschen, Ausbildungen machen (GR Mag Dietbert Kowarik: Ist das ein Koreferat oder eine Frage, Frau Kollegin?) und dort auch zu einer wirklich abgeschlossenen anerkannten Ausbildung kommen. Das ist ja nicht immer so der Fall.
Meine Frage lautet: Gibt es dazu Entwicklungen, und wie sehen Sie die Entwicklung, wenn es darum geht, dass Lehrlinge ihre Ausbildung nicht abgeschlossen haben, oder wenn es dazu kommt, dass es keine Schulausbildung gibt, die abgeschlossen wurde?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Nun, wir haben uns genau dieses Phänomen der nicht fertigen Bildungsbiographien, Bildungsabschlüsse ganz genau angeschaut. Auf der einen Seite ist zum Beispiel der Frauensprach- und -bildungsplan hier ein Moment. Aber bei den Jugendlichen haben wir erkannt, dass, wenn wir QuereinsteigerInnen im Schulsystem haben - und da sind wir jetzt wieder bei Leuten, die nicht schon vom Kindergarten weg unterstützt werden können -, diese sich oft sehr schwer tun, eine entsprechende Bildung abzuschließen, auch eine Lehre abzuschließen.
Daher haben wir vor mittlerweile drei Jahren ein Projekt begonnen - es hat „Move on" geheißen -, wo wir Jugendliche schon in der Schule, noch bevor sie mit der Schulausbildung fertig waren und sich entschlossen haben, mache ich eine Lehre oder gehe ich gleich in eine Hilfsarbeitertätigkeit?, also in der 3. und 4. Schulstufe, 3. und 4. Klasse KMS oder Hauptschule, genommen und sie orientiert haben. Wenn wir Migranten und Migrantinnen dabei gehabt haben - das sind in diesen Schulen natürlich recht hohe Prozentsätze -, haben wir sie in der Sprache gestärkt, aber gleichzeitig haben wir sie auch so orientiert, dass sie eine Lehrstelle beginnen können, also eine berufliche Ausbildung in einer Lehre beginnen können, und haben sie dann auch noch auf diesem Übertritt von der Schule in die Lehrausbildung begleitet. Das war eine recht erfolgreiche Sache, die wir dann noch mit den überbetrieblichen Bildungsmaßnahmen der Vizebürgermeisterin in Kooperation mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds gestaltet haben. Und diese Woche wurde mit Minister Hundstorfer ein gesamtes Jugendausbildungskonzept präsentiert, um eben gerade junge Menschen in die Qualifizierung zu bringen und ihnen damit auch eine Perspektive zu geben.
Das ist ein sehr ganzheitliches Programm, ein sehr erfolgreiches Programm, und das ist in Wirklichkeit die Wiener Antwort auf die Notwendigkeit, jungen Menschen eine Perspektive zu geben.
Was mir aber in diesem Zusammenhang auch noch sehr wichtig erscheint, ist: Wenn wir sagen, Migrantin ist nicht gleich Migrant, Bildungsabschluss ist nicht gleich Bildungsabschluss, so sehen wir doch bei diesen 14 000 Leuten, die im vergangenen Jahr ihre Bildungsabschlüsse in dieser Stadt anerkennen lassen wollten, dass eben 79 Prozent – ich habe es vorher schon erwähnt – Maturaniveau haben. Aber dass sie dann den tatsächlichen Nostrifikationsweg beschreiten, das scheitert nicht daran, dass sie nicht willens sind -
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