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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 04.10.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 70

 

landsproduktionen, die Isabella Leeb angesprochen hat. Ich kann nur sagen, die Auslandsproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien sind sehr wichtig, kulturpolitisch für die Kulturstadt Wien und auch wirtschaftlich für das Unternehmen der Vereinigten Bühnen Wien, insbesondere für die gewinnorientierte Unternehmung Vereinigten Bühnen Wien International GmbH, die aus den Auslandsproduktionen sehr relevante Einnahmen lukriert. Kulturpolitisch sind die Auslandsproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien für die Musikstadt Wien wichtig, weil die Produktionen der Vereinigten Bühnen Wien im Jahr in Wien 600 000 Besucherinnen und Besucher sehen, im Ausland sehen die Auslandsproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien jedes Jahr 1 Million Besucherinnen und Besucher. So läuft zum Beispiel die Erfolgsproduktion „Elisabeth“ insgesamt in 11 Ländern dieser Welt, in 7 Sprachen, und hat in den letzten Jahren 8,5 Millionen Besucherinnen und Besucher gehabt. Ein großer Teil der Gewinne der VBW International GmbH kommt aus diesen erfolgreichen Auslandsproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien. Und hier sind tatsächlich die VBW nicht nur ein sehr erfolgreiches Unternehmen, sondern auch erfolgreicher Botschafter der Musikstadt Wien.

 

Wenn man Eigenproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien auch im Ausland zeigen will, dann muss man dafür auch etwas tun. Wenn man nicht sät, kann man auch nichts ernten. (GRin Ing Isabella Leeb: Zuerst hinschauen, dann was tun!) Wer ernten will, muss zuerst säen. Und daher war es natürlich wichtig, dass die Vereinigten Bühnen alles unternommen haben, um die Erfolgsproduktion „Rebecca“ dort zu zeigen (GRin Ing Isabella Leeb: Haben Sie die gesehen?), wo das Mekka des Musicals ist, nämlich am Broadway in New York. Dass diese Produktion jetzt vorerst nicht zustande kommt, ist sehr, sehr unangenehm, das freut niemanden, aber es war eine richtige Entscheidung der VBW, alles zu unternehmen, um „Rebecca“ auf den Broadway zu bringen. Die Investition von 380 000 EUR ist gerade einmal 10 Prozent des Umsatzes der VBW International GmbH – das ist kein Steuergeld –, und diese 380 000 EUR sind jetzt auch nicht verloren, denn das Set, die Kostüme, die Rechte auf die englische Textfassung sind vorhanden und natürlich rechtlich abgesichert, sodass hier für die VBW und insbesondere auch für die VBW International GmbH keine Verluste entstehen. Wir werden früher oder später „Rebecca“ irgendwo in der Welt zeigen, am besten natürlich in New York oder in London, und die VBW werden weiterhin alles unternehmen, um das zustande zu bringen.

 

Diese Erfahrungen mit Musical-Produktionen am Broadway zeigen uns aber etwas anderes sehr klar, nämlich die Tatsache, wie risikoreich oder wie willkürlich die ausschließliche Finanzierung von Musical-Produktionen durch private Investoren ist, wie beispielsweise in New York, und wie wichtig die finanzielle Absicherung der künstlerischen Institutionen der Kulturstadt Wien durch öffentliche Kulturfinanzierung ist. Und das ist ein sehr, sehr gutes Argument für die Förderung der Vereinigten Bühnen Wien, die Sie ja immer wieder in Frage stellen.

 

Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, weil er auch schon von Isabella Leeb angesprochen wurde, die angekündigt hat, dass die ÖVP gegen die nächste Postnummer 9 stimmen wird, ist die Förderung des Serapionstheaters im Odeon. Ich bin sehr glücklich, dass es heute hier im Wiener Gemeinderat zu der Beschlussfassung dieses Vierjahresvertrages für das Serapionstheater kommt, weil damit das Serapionstheater weiterhin künstlerisch abgesichert ist und weil auch weiterhin das Odeon als Spielort abgesichert ist.

 

Das Odeon ist zweifellos einer der schönsten Theaterräume, die wir in dieser Stadt haben, und es ist ausschließlich das Verdienst von Erwin Piplits und Uli Kaufmann, dass das Odeon 1987 entdeckt und zu diesem großartigen Theaterraum gemacht wurde, über den wir uns immer wieder freuen.

 

Erwin Piplits und Uli Kaufmann haben in fast 40 Jahren ihrer Tätigkeit im Serapionstheater tatsächlich Theatergeschichte geschrieben. Viele von Ihnen in diesem Haus sind jünger als die ersten Produktionen des Serapionstheaters, seit 1973 zuerst als Pupodrom, dann zehn Jahre lang am Wallensteinplatz im heutigen Vindobona und seit 1988 in der ehemaligen Produktenbörse in der Taborstraße, im Odeon.

 

Ich habe mir heute Nacht noch einmal die Programmhefte des Serapionstheaters der letzten 30 Jahre angeschaut – ich habe fast alle Produktionen gesehen –, und es ist immer wieder unbeschreiblich, wenn man sich erinnert an Aufführungen wie „Anima“ 1986 am Ufer der Donau, eine Festwochenproduktion mit dem Vienna Art Orchestra, wenn man sich erinnert an die erste Produktion im Odeon, „Axolotl Visionarr“ im Jahr 1988, an die Festwochenproduktion „Guernica“ in der Remise in der Vorgartenstraße oder, 1996, die „Seltsame Unruhe" in den Gewölben des Wienflusses beim Stadtpark.

 

All das sind unvergessliche Theatermomente in der Geschichte der Theaterstadt Wien. Daher ist es mehr als berechtigt, dass Erwin Piplits und Uli Kaufmann, als die Verantwortlichen für das Serapionstheater seit nun fast 40 Jahren, 2 Mal mit der Kainz-Medaille ausgezeichnet wurden und insgesamt 3 Mal den Nestroy-Theaterpreis der Stadt Wien gewonnen haben, 2010 unter anderem für das Lebenswerk.

 

Daher, liebe Isabella Leeb, kann man sich jetzt nicht einfach so herstellen und sagen, das war okay, aber jetzt ist genug! – Irgendwann wird jeder abtreten – das gilt übrigens nicht nur für Theaterintendanten oder Regisseure, sondern auch für uns –, aber man muss den Übergang so machen, dass es der Leistung dieses Künstlerpaares entspricht. Ich glaube daher, dass es sehr berechtigt ist, die künstlerische Arbeit des Serapionstheaters für die nächsten vier Jahre noch einmal finanziell so abzusichern, dass wir alle zufrieden sind.

 

Natürlich, der Subventionsgeber ist immer bemüht, dass die Subventionshöhe möglichst gering ist, und der Subventionsnehmer ist immer bemüht, dass die Subventionshöhe möglichst hoch ist. Wir haben uns nach monatelangen sehr intensiven Gesprächen darauf geeinigt, dass das Serapionstheater in den kommenden 4 Jahren durch insgesamt 950 000 EUR finanziert wird.

 

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