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Gemeinderat, 28. Sitzung vom 29.10.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 68 von 79

 

positives Signal an die vielen Tausend Kleinanleger, die durch den Flughafen Wien zu Schaden gekommen sind. Sozusagen eine symbolische Geste, dass sich die Gemeinde Wien ihrer Interessen annimmt. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Der Flughafen Wien, das ist eine lange Geschichte, eine Skandalchronologie, die uns jetzt seit dem Jahr 2006 beschäftigt. Eine Chronologie großer Wertvernichtung, eine Chronologie unglaublichen Missmanagements, politisch motiviertem Missmanagement, ein Missmanagement, das deshalb entstanden ist, weil die Auswahl der Vorstände und die Auswahl des Aufsichtsrates politisch motiviert waren. Da gibt es einen Syndikatsvertrag zwischen der Gemeinde Wien und dem Land Niederösterreich und auf dieser Ebene im Rahmen eines Syndikatsrates wurden die Vorstandsbestellungen vorgenommen. Diese Vorgangsweise hat zu einem enormen Wertverlust bei der Börsenkapitalisierung des Flughafens Wien geführt. Ich habe dazu ein Chart mitgenommen, das ich in der Folge erläutern möchte.

 

Nur noch kurz ein paar Zahlen zum Flughafen Wien. Der Flughafen Wien, also die Gruppe Flughafen Wien AG, hat rund 4 500 Mitarbeiter, erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von 582 Millionen EUR und ein EGT von 45 Millionen im vergangenen Jahr. Die Aktionärsstruktur stellt sich folgendermaßen dar: 20 Prozent der Anteile hält die Gemeinde Wien, 20 Prozent das Land Niederösterreich, 10 Prozent die Flughafen Wien Mitarbeiterstiftung, also eine Privatstiftung, 20 Prozent der Anteile halten 3 angelsächsische Fondsgesellschaften und 30 Prozent sind im Streubesitz an der Börse Wien gelistet. Das sind diese vielen Kleinanleger, die ich zu Beginn meiner Rede erwähnte. Insgesamt gibt es 21 Millionen Aktien und wenn Sie davon 30 Prozent nehmen, dann sind es über 6 Millionen Aktien, die von Kleinanlegern gehalten werden und diese Kleinanleger sind durch das Management enorm zu Schaden gekommen. Das Ausmaß dieses Schadens würde ich gerne an Hand eines Charts aufzeigen.

 

Ich darf das hier zeigen. (Die Rednerin zeigt ein Chart.) Der Inhalt ist nicht von mir entwickelt, Sie können die Börsenkurse jederzeit auf der Webseite der Börse Wien und des Flughafens Wien abrufen. Das ist der Kursverlauf der Flughafenaktie vom Jahr 2006, ich habe es aufgeschrieben, vom 31. Dezember 2006 bis zum heutigen Tag. Der Aktienkurs per 31.12.2006 lag bei 74,40 EUR pro Aktie. Das repräsentiert in etwa einen Unternehmenswert, eine Börsenkapitalisierung von 1,5 Milliarden EUR. Der Unternehmenswert, das ist diese Kurve da. Und dieser Unternehmenswert liegt heute nur mehr etwa bei der Hälfte. Das heißt, dass das Management in den letzten 6 Jahren 750 Millionen EUR an Wert, an Börsenkapitalisierung der Flughafen Wien AG vernichtet hat. 750 Millionen EUR! Und wir haben uns hier über Dividendenverluste aufgeregt. Wie Sie sehen, hat das, worüber wir heute reden, eine ganz andere Dimension. Diese Kurve hier, das sind 750 Millionen EUR an Verlust an Börsenkapitalisierung, ein Wert, der durch ein Management, das politisch ausgesucht wurde, vernichtet wurde.

 

So gibt es zum Thema Management der Flughafen Wien AG eine interessante Untersuchung des Unternehmensberaters Roland Berger aus dem Jahr 2010. Roland Berger wurde auf Verlangen des seinerzeitigen Vorstandes eingeladen, eine Studie zu erstellen, und kam zu folgendem Ergebnis, ich zitiere aus der Studie: „Die Personalpolitik im Flughafen ist geprägt“ - also im Zeitraum 2006 bis 2010 – „von mangelnder Talenteförderung und einem Verlust von High Potentials. Die mangelnde Talenteförderung ist auffällig. Immer wieder findet eine Berufung von Externen statt, ohne interne Entwicklung zu betreiben. Besetzungen erfolgen nicht ausschließlich nach dem Leistungsprinzip – Klammer: Vorrang Parteibuch. Die logischen Auswirkungen auf die Organisationen: Verlust von High Potentials und Demotivation der Mitarbeiter.“ Zitat Ende. Ebenso kritisieren die Berater mangelnde Unternehmenskultur: „Es wurden insgesamt 16 Unternehmensbereiche untersucht. Das Ergebnis war Bereichsdenken in Königreichen gegenüber dem Gesamtziel des Unternehmens. Starker Fokus auf interne Themen und Befindlichkeiten behindern den Blick nach außen auf den Markt. Eine Weiterreichung von Kosten ist wichtiger als die Kostenreduktion und -vermeidung. Die Zusammenarbeit im Vorstand ist nicht konstruktiv, sondern von Misstrauen geprägt. Misstrauen prägt das Tagesgeschäft. Man sucht den Schuldigen und nicht den Fehler. Konflikte zwischen den Bereichen, Entscheidungswillkür.“ Die Analyse des Beratungsunternehmens kommt zu folgendem Schluss: „Ineffizienz, Intransparenz und Steuerungsverlust, Verlust von Entscheidungswilligkeit. Der Vorstand ist führungsschwach und detailverliebt.“

 

Das ist das Ergebnis der Analyse eines unabhängigen Unternehmensberaters und ist verantwortlich für den enormen Wertverlust von 750 Millionen EUR im Bereich der Börsenkapitalisierung der Flughafen Wien AG. Das Magazin „Format“, das diese Analyse damals aufgenommen hatte, geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt Folgendes, ich zitiere aus der Zeitschrift „Format“ vom 24.06.2010: „Wer sich am Flughafen Wien um einen Job bewirbt, dem bleibt die Frage nach der Parteizugehörigkeit nicht erspart. Bewerber, die weder Wiens SP-Bürgermeister Michael Häupl noch Niederösterreichs VP-Landeshauptmann Erwin Pröll in den Kram passen, sind zur karrieretechnischen Bruchlandung verdammt. Denn als Flughafengroßaktionäre regieren hier Wien und Niederösterreich in den Flughafen hinein.“ - Und dieses Hineinregieren hat 750 Millionen EUR an Verlust von Börsenkapitalisierung, Verlust von Unternehmenswert für dieses wertvolle Unternehmen bedeutet.

 

Aber damit ist es noch nicht genug! Es ist auch der Rechnungshof auf den Plan getreten, nachdem 2006 die ganze Thematik auf Grund des Terminalausbaus im Rahmen des Projekts Skylink, welches auf Grund der beschriebenen Managementfehler eskaliert ist, völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Der Rechnungshof trat auf den Plan und hat 2010 eine Prüfung des Terminals begonnen. Dieser Bericht wurde hier schon mehrfach zitiert. Der Rechnungshof zeigt auf, dass die Kosten für den Terminalbau von anfangs 400 Millionen EUR an budge

 

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