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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 20.11.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 79

 

national zu verkaufen. Ich habe mich hier informieren lassen, ich glaube, „Elisabeth“ und „Tanz der Vampire“ sind durchaus erfolgreich. „Elisabeth“ hat, glaube ich, in Wien vier Millionen Zuseher gehabt, weltweit acht Millionen. Da kamen und kommen doch Tantiemen herein, die dann - was wieder uns zu Gute kommt - sofort dazu benützt werden sollten und auch, glaube ich, benützt werden, um die jährliche Subvention zu senken.

 

Die wahre Crux bei der Geschichte ist, dass die letzte Intendantin keinerlei Eigenproduktionen gemacht hat. Das heißt, wir müssen das diskutieren, und das ist wirklich ein Versäumnis! Jetzt profitieren sie noch von älteren Eigenproduktionen, und bitte, da wünsche ich mir auch, er soll es nach China verkaufen, er soll es überall hin verkaufen, dass ja möglichst viel Geld reinkommt. Denn wir müssen die nächsten Jahre überbrücken, wo nichts reinkommt, weil nichts Neues geschaffen wurde, weil Frau Zechner nichts gemacht hat, außer vielleicht beim Umbau des Ronacher sich noch Zusatzprämien zu geben, wenn sie die Leute außerhalb des nichtexistenten Theaters irgendwo hat spielen lassen. Das haben wir damals in diesem Kontrollamtsbericht ohnehin auch zur Breite diskutiert.

 

Dass wir darüber hinaus bei den Vereinigten Bühnen ein sehr altes, eines der ältesten Operntheater wiederbelebt haben, ist auch ein Luxus! Das muss man jetzt auch einmal als Opposition real sagen. Es ist ein Luxus, es kostet über 20 Millionen, ein Luxus, der sich nicht trägt, der aber wieder im Hinblick auf Wien als Tourismusstadt zu unserem Renommee beiträgt. Es ist also in Wirklichkeit eine schwierige Frage.

 

Wir stehen dem Ganzen abwartend kritisch gegenüber und hoffen, dass Herr Direktor Drozda alles unternimmt, erstens einmal, um - ohne solchen Betrügern aufzusitzen - seine Produktionen vielleicht nach China zu bringen. China ist ein guter Markt, China schätzt Wien total. Wir sind ebenbürtig für die Chinesen, weil wir für sie die Hauptstadt der Musik sind. Dort gibt es uns noch nicht. In Korea gibt es uns, in Japan waren es vier Millionen Zuseher. Das ist ein guter Markt.

 

Ich könnte noch über vieles reden. Morgen rede ich ohnehin, glaube ich, vier Mal kurz.

 

Ich möchte jetzt noch ganz kurz auf diese ständigen Gehässigkeiten hier eingehen. Gestern ist wieder so ein Vorfall gewesen. Ich kann mich erinnern, einmal hat jemand von uns „Negerant“ gesagt, da hat die frühere Vorsitzende gesagt: ein Ordnungsruf, denn das darf man nicht verwenden. Unseren Wiener Dialekt! Da stehen die sogenannten Antifaschisten gleich auf und sagen, um Gottes willen, das muss alles bekämpft werden!

 

Jedes Wort, das ein Freiheitlicher sagt, muss er sich hundert Mal überlegen und genau aufpassen, dass ja nichts schiefgeht. Wir haben eine Historikerkommission, die alles durchcheckt - das wird dann meine Kollegin Uta Meyer auch noch ein bisschen genauer beleuchten -, die alles durchcheckt, und wenn irgendwo irgendwann einmal etwas war, muss sofort eine Zusatztafel hin.

 

Gleichzeitig - und ich möchte schon vorausschicken, die Tätigkeit der Wienbibliothek schätze ich ausgesprochen, muss aber jetzt trotzdem etwas sagen. Es gibt momentan eine wunderbare kleine Ausstellung im ersten Stock, die „Zum Konterfei das Autogramm!“ heißt, dazu gibt es auch einen schönen Katalog. Das habt ihr euch alle schon angeschaut, nicht?

 

Da hat jemand, glaube ich, 1 600 Briefe und Autogrammkarten von Persönlichkeiten gesammelt, vom jungen Brahms angefangen bis hin zu Fridtjof Jansen. (GR Mag Wolfgang Jung: Nansen!) Es gibt sie von Masereel, es gibt internationale, es gibt Armin Berg, Grünberg, es gibt alles, was man sich vorstellen kann. Als Sammler muss ich sagen, eine klasse Sammlung ist das, das musst du einmal zusammenbringen! Renée Sintenis, auch internationale Kapazitäten sind es also.

 

Wenn man dann durch die Ausstellung geht: Da sind ein paar, die sich im Dritten Reich umgebracht haben, Egon Friedell und - ich habe den Namen vergessen. Und daneben ist eine schöne Autogrammkarte von Baldur von Schirach! Dann habe ich mir den Katalog angeschaut, und auch im Katalog ist eine Autogrammkarte drinnen. Hier, ich kann das gerne zeigen (Der Redner hält ein aufgeschlagenes Buch in die Höhe.): Baldur von Schirach, geboren/gestorben, nationalsozialistischer Politiker, Reichsjugendführer, Fotograf unbekannt, Zugangsjahr 1936.

 

Und da, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie und von den GRÜNEN, würde ich mir von Ihrer Seite schon ein bisschen, bisschen mehr Sensibilität erwarten, die Sie uns immer vorwerfen! Da steht nicht, dass Baldur von Schirach Gauleiter und Reichsstatthalter von Wien war, da steht nicht, dass er verantwortlich war für die Deportation von 185 000 Juden, und da steht auch nicht, dass er einer der 24 Hauptangeklagten beim Nürnberger Prozess war. Wenn dieses Autogramm ein kleiner Flohmarkthändler irgendwo am Standl hat, dann sind genau eure Leute dort und sagen, der muss wegen Wiederbetätigung angezeigt werden! Das ist die Moral, die wir aufs Schärfste ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.) Da würde ich einmal vor den eigenen Toren kehren, bevor ich uns hier wegmoralisiere.

 

Dem Budget stimmen wir nicht zu. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Dr Monika Vana: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Seine selbstgewählte Redezeit beträgt 18 Minuten. - Bitte.

 

14.27.13GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Der vergangene Freitag war ein ziemlich normaler Abend in meinem alltäglichen Kulturkalender. Ich war auf zwei Ausstellungseröffnungen, der Ausstellung FRAME im Künstlerhaus im Rahmen des Monats der Fotografie, einer sehr interessanten Ausstellung zum Thema Diversität und Toleranz in unserer Stadt. Eine Stunde später die Eröffnung einer Ausstellung zum 100. Geburtstag von Jura Soyfer im Bezirksmuseum Landstraße - auf der Sechskrügelgasse sind schon die Leute gestanden, die nicht mehr reingekommen sind.

 

Zwei Ausstellungen - nicht René Magritte, Gustav Klimt, „Nackte Männer“ oder irgendein anderer besonde

 

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