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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 20.11.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 79

 

leicht 60 Personen. Machen Sie dort einmal eine Umfrage, ob die jenseits allfälliger Kritik an meiner Person - das kann man ja nie ausschließen, das würde ich auch nicht ausschließen - wollen, dass das Amt eines Beauftragten für die Wissenschaft und Forschung, für die Universitäten hier in Wien beseitigt wird. Das würde mich doch sehr interessieren.

 

Drittens: Ich finde die Redezeitbeschränkung, die jetzt zum ersten Mal, bekomme ich mit, hier greift, gut. Sehr gut sogar! (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und ÖVP.)

 

So, jetzt muss ich mich beeilen. Wien als Forschungsmetropole und Wissenschaftsmetropole, da läuft vieles gut, aber vieles läuft auch nicht gut. Vieles ist deutlich verbesserungsfähig. Ich werde also keine Jubelrede halten - muss mich aber natürlich daran erinnern, dass ich auch keine Oppositionsrede halten darf. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Aber wir haben hier einen langen Weg vor uns. Also angesichts dieser Durststrecke, die wir zu bewältigen haben, ist noch viel zu tun.

 

Was gut läuft - ein paar Worte zu dem, wovon ich finde, dass es gut und sehr gut läuft -, das ist natürlich in erster Linie der WWTF, der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, der es in seinem zehnjährigen Bestand wirklich geschafft hat, unabhängig, objektiv, nach modernsten internationalen Kriterien zu arbeiten. Das ist wirklich ganz toll, das ist ein Aushängeschild der Forschungsförderung in Österreich; gemeinsam mit dem FWF, die sind sich ja in ihrer Arbeitsweise sehr ähnlich.

 

Was, glaube ich, auch sehr gut läuft, das sind die sogenannten Wiener Vorlesungen von Prof Ehalt, dem Leiter der MA 7. Insbesondere im Bereich der GKS, also der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, aber nicht nur dort.

 

Was schön wird - glaube ich, hoffe ich, bin ich zuversichtlich -, ist der Neubau der WU, der Wirtschaftsuniversität, im Prater. Wenn Sie die Zeit haben: Machen Sie dort einmal eine Führung! Ich glaube, dort entsteht zumindest architektonisch einmal fürs Erste etwas Tolles.

 

Ich glaube, das wird eine Vorzeigearchitektur in Wien werden, die durchaus in die Fremdenführer Eingang finden wird. Für das akademische Standing sind dann aber natürlich andere Bedingungen ausschlaggebend.

 

Last but not least: Wir haben in den verschiedensten Bereichen in Wien Spitzenforschung, unabhängig von den internationalen Rankings von ganzen Universitäten. Diese Spitzenforschung wird zum Teil von Wien, zum Beispiel vom WWTF, unterstützt, zum Teil erfolgt sie auch völlig unabhängig von allfälligen Aktivitäten der Stadt. Glänzenden Ruf haben zum Beispiel die Physik und Quantenphysik an der Uni Wien und an der TU – nebenbei gesagt, auch an der Uni Innsbruck –, die Mathematik, insbesondere auch dort, wo sie transdisziplinär oder interdisziplinär arbeitet. Auch hier hat der WWTF mit seinen „Mathematik- und …“-Punkte-Programmen Wesentliches beigetragen.

 

Informatik und Computerwissenschaften in Wien haben einen hervorragenden internationalen Ruf, nicht nur an der TU, sondern jetzt auch ganz besonders verstärkt durch das IST, das Institute of Science and Technology in Klosterneuburg, das ich selbstverständlich zur Forschungsszene Wiens dazurechne. Zu nennen sind natürlich die Life Sciences in der Dr-Bohr-Gasse und so weiter, mit außeruniversitären Instituten und gemeinsam mit der Uni Wien, der TU, der BOKU, der Veterinärmedizin, der Medizinischen Universität. – Da sind wir toll!

 

In Wien brauchen wir natürlich diese Eule nicht hineintragen: Hier gibt es vier Musik- und Kunstuniversitäten, drei öffentliche und eine sogenannte Privatuniversität, das Konservatorium.

 

Wenn man sich unter anderem vergegenwärtigt, dass von den sogenannten ERC-Grants des European Research Council regelmäßig ungefähr drei Viertel aller Projekte, die nach Österreich kommen, an Wien gehen, dann sieht man, welche Bedeutung Wien hier hat. Wir haben einige Leuchttürme, aber den Rest gibt es natürlich auch.

 

Was ist verbesserungsfähig? – Unter andrem das Budget, meine Damen und Herren. Wien hat Gesamtausgaben von rund 12 Milliarden EUR. Wie viel habe ich davon unter „Förderung von Forschung und Wissenschaft“ im Ansatz 2891 gefunden? – Rund 8,5 Millionen EUR. Die „Förderung von Fachhochschulen“ im Ansatz 2801 beträgt rund 3 Millionen EUR, insgesamt sind es also 12 Millionen EUR. Das ist genau 1 Promille des Gesamtbudgets! Das ist nicht viel für eine Stadt, die – was ich jetzt einmal unterstelle – eine Metropole von Forschung und Wissenschaft nicht nur im Raum Österreich, sondern darüber hinaus in Mitteleuropa werden will.

 

Abgesehen davon gibt Wien laut Statistik – ich muss das allerdings erst recherchieren – für F & E, also für Forschung und Entwicklung, das Vier- oder Fünffache aus, selbst wenn man den WWTF dazurechnet. Ich weiß noch nicht genau, wo diese Dutzenden Millionen angesiedelt sind, ich vermute einmal, unter anderem im Krankenhaussektor, aber das konnte ich noch nicht wirklich eruieren.

 

Ich weiß schon: Universitäten sind Kompetenzen des Bundes, das wissen wir eh, abgesehen von den Privatuniversitäten. Aber haben Sie nicht das Gefühl, dass Universitäten und die Stadt viel zu sehr nebeneinander und sozusagen in einer Art Parallelwelt leben, statt miteinander zu kommunizieren und miteinander die Dinge zu entwickeln? Es ist schon einiges geschehen in den letzten 20 Jahren, aber ich finde, das ist nicht genug.

 

Wird von der Stadtregierung, aber auch von uns hier im Gemeinderat beziehungsweise im Landtag wirklich wahrgenommen, dass es in Wien, zusammengenommen, rund 180 000 Studierende an öffentlichen Universitäten, an Privatuniversitäten und an Fachhochschulen gibt? Das sind 10 Prozent der Gesamtbevölkerung! Rund ein Viertel davon sind Studierende aus dem EU-Ausland und aus Drittstaaten, und an den Kunstuniversitäten sind es noch viel mehr, dort sind 40 bis 60 Prozent ausländische Studierende die Regel und nicht die Ausnahme. Wird hinreichend wahrgenommen, dass insbesondere in den MINT-Fächern, also Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und so weiter der Anteil der Ausländer an den Studierenden höher ist, sodass wir

 

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