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Gemeinderat, 30. Sitzung vom 21.11.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 17 von 70

 

einmal positive Fragen stellen, nicht einmal sozusagen positives Interesse an der Entwicklung der Vereinigten Bühnen zeigen, dass keiner eine Frage stellt.

 

Okay, ich nehme zur Kenntnis, auch ich habe das gehört, es gibt Gespräche, ich glaube, mit der Mirvish Group in Toronto. Das wäre auch noch logisch, da könnte man die Dekorationen ja relativ einfach hintransportieren. Ich weiß, dass in Japan, Korea und anderen Ländern Initiativen unternommen werden, die in den letzten Jahren auch zu vielen Einnahmen geführt haben. Auch in China geht man auf den Markt zu und schaut, dass man, wie ich schon gestern gesagt habe, auch dort unsere Eigenproduktionen, unsere Musicals auf den Markt bringt.

 

Meine Frage geht aber in folgende Richtung: Jetzt haben wir gehört, unter Zechners Intendanz – und wir freuen uns natürlich, dass es jetzt eine andere Intendanz gibt – gab es keine Eigenproduktionen. Man kann also davon ausgehen, dass Extraeinnahmen durch Verkauf von Eigenproduktionen in den nächsten Jahren dünner werden, sodass höhere Subventionen nötig sein werden, wenn man nicht Anstrengungen macht, die alten Eigenproduktionen vermehrt auf den Markt zu bringen.

 

Mein erster Wunsch ist natürlich, dass der neue Intendant wieder Eigenproduktionen macht, aber: Können Sie eine Einschätzung abgeben, wie sich – unabhängig von den 380 000 EUR oder nicht 380 000 EUR – die Subvention, die die Stadt Wien geben wird, in den nächsten Jahren entwickeln wird? Wird sie höher werden, weil Gelder aus internationalem Verkauf wegfallen?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Zum einen muss ich Ihnen da widersprechen. Natürlich hat es auch unter Zechners Intendanz Eigenproduktionen gegeben wie beispielsweise „Die Weberischen“ oder auch jene Eigenproduktionen, die unter dem Titel „Ronacher Mobile“ gelaufen sind, beziehungsweise auch „Woyzeck“. Das waren sehr beachtete Eigenproduktionen, die allerdings nicht auf Tournee gegangen sind, nicht international vermarktet werden konnten.

 

Ja, es stimmt, manche Eigenproduktionen – bei Weitem nicht alle, muss man auch sagen – sind Exportschlager geworden. Aber wie es eben das Wesen von Kunst ist, Erfolg lässt sich nicht beliebig programmieren. Dass „Elisabeth“ etwas ist, das sehr gut läuft, was jetzt auch durch die Wiederaufnahme in Wien bewiesen ist, ist eine ganz tolle Geschichte. Andere Produktionen können nicht verkauft werden. Vielleicht wissen Sie, dass es zum Beispiel bei großen Hollywoodfilmen bezüglich Erfolgsproduktionen und Nichterfolgsproduktionen Ratio ist: Du musst eben neun große Hollywoodfilme produzieren, um einen großen Erfolg zu landen. Das heißt, der eine große Erfolg finanziert dir die neun anderen. Im Musical-Geschäft ist es im Grunde nicht anders.

 

Ja, ich weiß vom neuen Intendanten Struppeck, dass er heftig am Planen ist, was Eigenproduktion und etwas Neues anbelangt. Es ist noch zu früh, darüber zu spekulieren, ob sich das entsprechend niederschlägt; aber ja, es stimmt, dass natürlich die Produktionen im Ausland, wenn sie als Lizenzen oder als Produktionen verkauft werden können, dazu beitragen, den Zuschussbedarf der Vereinigten Bühnen und insbesondere jenen des Musical-Bereiches zu reduzieren. Deshalb arbeiten die Vereinigten Bühnen sehr daran, auch wieder Eigenproduktionen zusätzlich auf den Markt zu bringen; aber, wie gesagt, so etwas lässt sich nicht am Reißbrett entwerfen.

 

Dass unabhängig davon die Vereinigten Bühnen einen Subventionsbedarf haben, der, ich sage das jetzt sehr ungenau, bei etwa 40 Millionen EUR liegt, je nachdem, ob Jahre gut, mittelgut, mittelschlecht oder auch schlecht laufen, liegt auf der Hand. Also man braucht nur den Durchschnitt der letzten 5 Jahre zu nehmen, dann kommen wir auf 40 Millionen EUR. Und diese 40 Millionen EUR an möglichem Zuschussbedarf wurden in schlechten Jahren überschritten, und in guten Jahren, wie es die letzten 2 Jahre waren, um ein Wesentliches unterschritten. Aber der strukturelle Bedarf – das ist ja seit Längerem kein Geheimnis – der Vereinigten Bühnen in der gegenwärtigen Konzeption mit den 3 Häusern sind die 40 Millionen EUR. Dabei kommt die Mehrheit dieser 40 Millionen EUR nicht dem Musical, sondern der Oper zu Gute. Auch das ist ja kein Geheimnis, wurde hier mehrfach diskutiert.

 

Also, das ist die auch allgemein bekannte und auch dem Gemeinderat immer wieder mitgeteilte mittelfristige Budgetnotwendigkeit; und ob und in welcher Weise die Vereinigten Bühnen auch mit weniger auskommen, hängt weniger vom Auslandsgeschäft, sondern mehr vom Inlandsgeschäft ab. Wir haben eine sehr hohe Tangente. Die Bühnen müssen entsprechend gut ausverkauft sein. Das war mit zwei ganz tollen Produktionen in den letzten Jahren, nämlich mit „Sister Act“ und „Ich war noch niemals in New York“ der Fall. Ob sich dieser Erfolg für die nächsten Jahre sozusagen prolongieren lässt, wird zu sehen sein.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung der 5. Frage. Damit ist die Fragestunde beendet.

 

Bevor wir zur Aktuellen Stunde kommen, möchte ich noch auf die gestrige Sitzung eingehen. Und zwar gab es ganz am Beginn der Sitzung eine Wortmeldung vom Kollegen Ellensohn, der sich in seinem Beitrag mit der Sippenhaftung auseinandersetzte. Ich zitiere aus dem Wortprotokoll, das ich inklusive der Zwischenrufe erhalten habe – und ich danke sehr dafür, dass es so rasch gegangen ist. Kollege Ellensohn hat ausgeführt: „Ohne Sippenhaftung zu betreiben, aber natürlich hat das Elternhaus einen Einfluss auf uns. Wir kommen ja nicht auf die Welt und sind dann im luftleeren Raum, sondern wir haben Eltern, die uns mit einbeziehen, die Freunde. Wo immer wir hinkommen, sind andere Leute mitverantwortlich. Wir können uns aber nicht ausschließlich darauf verlassen, dass das Haus super funktioniert.“ – Und nun komme ich zu den Sätzen, die ich zum Anlass genommen habe, das vorzutragen. – „Und ich gebe schon zu, mit dem Elternhaus, dass der Herr Kowarik und der Herr Gudenus haben, hat man halt schlechte Startbedingungen. Und dann passiert es dir, dass du später sozial nicht so verträglich bist, wie wir es brauchen für ein gemeinsames Zusammenleben.“

 

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