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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 05.12.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 29

 

das Stadthallenbad je wieder seine Tore öffnen wird, aber es ist nicht fraglich, sondern unumstritten, dass die Sanierung und somit auch die Nutzungsmöglichkeit des Stadthallenbades nicht nur Schaden für den Schulsport verursacht hat, sondern dass der Sport im Speziellen Schaden erlitten hat, denn es betrifft nicht nur die Schwimmer per se, sondern es betrifft auch die Turmspringer, die Synchronspringer, die Flossenschwimmer, die Triathleten und die Kinder vom Nachwuchs bis zum Spitzensport.

 

Und weil ich die Triathleten jetzt gerade anspreche: Wir haben ein Schreiben von einem Triathlonsportverein erhalten, der schreibt, dass er sich im August 2011 für eine Schwimmbahn im Stadthallenbad angemeldet hat. Sie sind bisher von der Stadthalle BetriebsGmbH nicht einmal über eine Verzögerung informiert worden. Also das heißt, die wissen bis heute nicht einmal, dass sie nie wieder dort schwimmen können, haben sich aber dort angemeldet. Sie urgieren auch – und das sagen wir Ihnen auch immer wieder –, dass es in Wien für die Wiener Schwimmvereine viel zu wenig Trainingsmöglichkeiten gibt. Sie können auch nicht ausweichen wie Spitzensportler, sondern sie sind eigentlich auf das angewiesen, was Wien bietet, und sie haben derzeit absolut keine adäquaten Schwimmmöglichkeiten. – So viel dazu, Herr Meidlinger.

 

Das betrifft aber jetzt nicht nur die berufstätigen Vereinsmitglieder des Triathlon, sondern es betrifft im Grunde genommen auch die Spitzensportler. Aber – wie auch meine Kollegin schon gesagt hat – der Spitzensport braucht den Breitensport. Vor Kurzem stand eine sehr bezeichnende Geschichte in der Zeitung, die ich aus sportlicher Sicht tragisch finde, und zwar: Die talentierte Dittrich hört auf. Sie gehörte in ihrer Altersklasse zu den Weltbesten. 2006 hat Nina Dittrich die Jugend-WM-Bronze geholt, und das ist noch keiner Österreicherin gelungen. Tatsache ist, dass es für Schwimmer in Wien immer schwieriger wird. Die Stadthallenbad-Misere führte dazu, dass Dittrich oft ins Ausland fahren musste, um dort ausreichend trainieren zu können. Im Winter half teilweise die Überdeckung des Stadionbades, jedoch im Sommer mussten die Schwimmer das Becken um 9 Uhr verlassen – ich rede da von einer Spitzensportlerin –, weil eigentlich dann schon die Badegäste kamen. Am Nachmittag standen ihnen für ihr Training nur zwei Bahnen zur Verfügung, und meist konnten sie gar nicht ordentlich trainieren, weil das Wasser schon trüb war vom Sonnenöl der Badegäste. Und eben diese Badegäste sprangen neben den Trainingsmöglichkeiten, neben der Schwimmerin ins Wasser. – Also wenn da was passiert wäre – nicht auszudenken!

 

Das ist eine Bestandsaufnahme von einer heute 22-Jährigen, die Spitzensport betrieben hat, die ein Wunderkind war in ihrer Art. Sie hat den Hut genommen, weil sie sagt, sie wird eigentlich als Spitzensportlerin vertrieben.

 

Es liegt in Ihrer Verantwortung, meine sehr geehrten Damen und Herren, das zu ändern. Denn – wie auch schon zuerst erwähnt – es wird der Nachwuchs ausbleiben, wenn Sie nicht auch den Spitzensport weiter forcieren. Die Spitzensportler sind begabte Menschen. Sie sind auch Vorbilder für unsere Kinder und Jugendlichen, die dazu motiviert werden, Sport und Bewegung zu machen. Es ist in Ihrer Verantwortung, das zu ändern, denn die Folgen für die kommenden Generationen werden sonst gerade im Gesundheitswesen verheerend sein.

 

Ich möchte jetzt noch einmal darauf hinweisen – und ich werde nicht müde werden, es immer wieder und immer wieder zu sagen –, dass wir für diese Stadt ein Sportstättenkonzept fordern, ein Sportstättenkonzept, das einer Weltstadt, einer Sportstadt wie Wien gerecht wird, denn wir haben – das wurde heute auch schon des Öfteren erwähnt – Sportstätten, die teilweise alt sind, die teilweise schon saniert wurden, aber immer nur geflickt und nicht wirklich saniert.

 

Und jetzt haben wir das Nächste, was ansteht, das ist das Wiener Hanappi-Stadion, wo die verantwortlichen Bauherren – vielleicht im Unterschied zum Stadthallenbad – jetzt im Vorhinein schon draufgekommen sind, dass die budgetierten Kosten nie und nimmer eingehalten werden können.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie sind zwar draufgekommen, aber die Stadt Wien hat ihnen trotzdem 17,7 Millionen gewährt, um entweder umzubauen oder neu zu bauen. Ich möchte Sie daran erinnern, dass wir eine Infrastruktur hier in Wien brauchen, um Sport ausüben zu können. Wir haben das Dusika-Stadion, wo sich Leichtathleten, Turner und Radfahrer eine Halle teilen müssen. Wir haben bei den Ruderern das Problem, dass sie Slalom fahren müssen, wenn sie trainieren. Wir haben hier keine adäquaten Sportmöglichkeiten und Sportstätten, die wir unseren Wienern und Wienerinnen bieten können.

 

Da können sie hundert Mal sagen, wir haben die Albert-Schultz-Halle – dieses Prestigeprojekt –, wir haben eine Handballhalle, aber wir haben keine Mehrzweckhalle, wo wir Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften austragen können. Das alles wird hier von der Stadt Wien nicht forciert, und es entsteht schon der Eindruck, dass Ihnen der Sport in Wien nichts bedeutet. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Mag Dr Barbara Kappel.)

 

Ich möchte hier schon auch noch einmal anmerken – obwohl es eigentlich eher die Baustelle von Isabella Leeb ist, die das auch immer wieder sagt –, dass das Ausschreibungsverfahren, wenn es um Sanierungsarbeiten von Sportstätten und anderen Gebäuden geht, eigentlich nie entsprechend gemacht wird, wie es tatsächlich sein soll. Da möchte ich noch einmal sagen, dass die Eignungskriterien, die für einen Generalplaner notwendig sind, besser kontrolliert werden müssen. Das muss jeder in der privaten Wirtschaft genauso tun. Wenn Aufträge an jemanden vergeben werden, egal, ob es jetzt Installations- oder Elektroarbeiten sind oder sonst etwas, dann muss ich schon wissen, was der kann. Ich kann ja nicht einen Schneider bitten, mir einen Schuh zu machen, wenn er das aber eigentlich gar nicht gelernt hat. Und Sie können nicht jemanden das Stadthallenbad sanieren lassen, der keine Ahnung hat, wie man ein Stadthallenbad saniert. Da gibt es eigene Becken dafür, da gibt es halt einfach Profile, die ausgeschrieben werden müssen,

 

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