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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 97

 

Schlagworte. Man ist recht großzügig mit der Bezeichnung, dass es sich um einen Meilenstein handelt. Also warten wir erst einmal bis ins Jahr 2020 ab, ob der Meilenstein dann wirklich auch als solcher seinen Namen verdient. Ich vermute nur, dass es darum geht, einfach zu rechtfertigen, warum man Doppelstrukturen aufbaut und schafft.

 

Ich frage mich auch, warum der WAFF immer mehr in die Rolle eines Subventionsgebers kommt, der sozusagen das Geld, das er von der Stadt Wien bekommt, dann an andere Institutionen weitergibt und warum man nicht auch mehr Eigenleistungen erbringt? Warum hat man hier eine konzernartige Struktur geschaffen, ein Organigramm? Ja, da ist der Nestlé-Konzern fast nichts dagegen, wenn man sich anschaut, wie viele Kasteln, wie viele einzelne zusätzliche GmbHs und so weiter geschaffen werden. Also das ist auch etwas, was man unter den Gesichtspunkten von Transparenz hinterfragen soll. Was ist da eigentlich für ein Moloch entstanden und wo ist der wirkliche Output? Obwohl sicherlich die Menschen, die dort arbeiten, alles nach bestem Wissen und Gewissen machen, versickert sehr viel Geld wahrscheinlich auch in den Strukturen.

 

Ich frage mich auch, wieso die Frau Kollegin Vana zum Schluss kommt, dass bei uns Menschen systematisch von der Bildung ausgeschlossen werden? Also ehrlich gesagt, hat man doch vielfach den Eindruck, dass sich viele Menschen einfach nicht bilden und weiterbilden und ausbilden möchten. Von einer systematischen Ausgrenzung - also da muss man ja fast die in Wien seit vielen Jahrzehnten regierende SPÖ in Schutz nehmen, dass unser System Menschen systematisch ausschließt. Das ist wirklich ein Befund, den ich nicht teilen kann. Ich glaube, es geht eher darum, dass das System es vielleicht manchem zu einfach macht, auch ohne Bildung und Ausbildung ein erträgliches Einkommen zu erzielen. Aber von einem systematischen Ausschluss kann man weder in Wien noch in Österreich sprechen. Also ich glaube, man sollte hier auch die Schlagworte, die man selber verwendet, hinterfragen.

 

Ansonsten haben wir ja eigentlich nicht allzu viel außer dieser glänzenden Broschüre. Ich frage mich, wie das ausschauen soll, wenn man für informell und non-formal erworbene Kompetenzen, also auch irgendwie fast wie ein Slalom, informell und non-formal erworbene Kompetenzen ein Anerkennungssystem entwickelt. Na heißt das, dass man einfach darauf geprüft wird, was man kann? Das wäre doch eigentlich das Beste, dass man einfach schaut, was jemand kann. Das könnte man ja auch anders sagen oder ist das wieder etwas, was in Ihr Weltbild einfach nicht hineinpasst, einfach irgendwo auch ein entsprechendes Nachweissystem zu entwickeln? Ich glaube, das sollte Ihnen auch klar sein. In der wirtschaftlichen Realität kommt es natürlich auch auf formale Qualifikationen an. Aber noch viel wichtiger ist das, was letztendlich wirklich gekonnt wird. Deswegen nützt es auch wenig, immer mehr Menschen mit irgendwelchen Scheinen und Wischen durchs Leben zu schicken, die dann bei der ersten Aufnahmeprüfung ... (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Da ist ja genau das Gegenteil gesagt!) Bitte? (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Da ist ja genau das Gegenteil gesagt!) Das glaube ich nicht. Also ich möchte einmal wissen: Was heißt das überhaupt, dass hier informal oder informell erworbene Kompetenzen anerkannt werden? Geht es einfach ums Umschreiben, dass man dann halt irgendeine Bestätigung hat oder geht’s darum zu schauen, was kann jemand wirklich?

 

Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es nicht so sehr darauf ankommt, welche formalen Erfordernisse gegeben sind, wenn dann in vielen Unternehmen erst recht trotz aller formaler Qualifikationen Aufnahmesysteme gemacht werden, wenn Assessmentcenters gemacht werden, eben weil vielfach die Qualifikationen auch nicht mehr nachhaltig und werthaltig sind. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

 

Und dass im Wiener Pflichtschulsystem tausende Schüler ohne wenigstens einen Pflichtschulabschluss einfach abhanden kommen, das stellt ja der bestehenden Politik ein schlechtes Zeugnis aus. Wie kann das wirklich sein, dass man nicht einmal diesen Minimalabschluss hat, dass man einfach seine neun Jahre absitzt und dann mit nichts sozusagen herumgeht? Wo ist da die Schnittstelle, wo uns die jungen Menschen abhanden kommen? Und je weniger man da eine Spalte aufgehen lässt, desto mehr Geld erspart man sich dann später, wenn man viele Jahre später dann versucht, diese Menschen eben zu einem Abschluss zu bewegen.

 

Ich glaube das, was auch ganz wichtig ist, ist einfach zu sehen. Die Wirtschaft ist diejenige Institution oder sind diejenigen Institutionen, die die Arbeitsplätze schaffen und dass man auch den Wert der dualen Ausbildung entsprechend anerkennt. Es ist wichtig, dass es eine Ausbildungsgarantie gibt. Aber ich glaube, die beste berufliche Ausbildung sowie das österreichische Erfolgsmodell, das wir ja im europäischen und sonstigen Ausland auch bewerben, besteht in einer betrieblichen Ausbildung kombiniert mit den entsprechenden schulischen Begleitmaßnahmen. Dazu ist es aber erforderlich, dass nach acht oder neun Jahren Schule wenigstens die elementaren Grundkenntnisse auch beigebracht werden. Also auch über diese Hürde kommt man nicht darüber hinweg. Es sind ja viele Lehrberechtigte und viele Lehrbetriebe, die durchaus bereit wären, Lehrlinge auszubilden. Die sagen aber, es hat wenig Sinn, wenn das Einfachste nicht gekonnt wird. Das ist, glaube ich, auch dieses Zusammenspiel vom Schulwesen in die betriebliche und berufliche Aus- und Weiterbildung, die ganz wesentlich ist.

 

Da ist auch, glaube ich, diese zu starke Schwerpunktsetzung auf akademische Kompetenzen. Da werden wir immer von der OECD und von der EU ich weiß nicht, wo hineingetrieben, dass da irgendwo etwas zu wenig wäre. Es geht nicht nur darum, da jetzt mehr Bachelors halt irgendwie hervorzubringen, sondern man muss sich auch die Frage stellen: Studiert man das Richtige? Wir haben zu wenig Techniker. Wir haben vielleicht genug oder mehr als genug Geisteswissenschaftler, die dann etwas studieren, was sie im Berufsleben gar nicht einsetzen können, und zu wenige Fachkräfte. Gerade die

 

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