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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 22.05.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 63 von 94

 

versuchen wir einmal, das Ganze nicht aus der Perspektive eines Erwachsenen von oben herab zu analysieren, sondern wie geht es einem Kind, das nach Wien als Seiteneinsteiger/Seiteneinsteigerin kommt oder das regulär in die Schule geht und Schwierigkeiten in der deutschen Sprache hat. Ich glaube, diese Kinder sind in erster Linie in einer neuen Welt angekommen, in der sie ihre Neugier, diese Welt zu verstehen, zum Ausdruck bringen möchten. Diese Welt verstehen wollen, die Menschen hier verstehen wollen und sich auch auf eine Prüfung vorbereiten können, nämlich nicht auf eine schriftliche, mündliche Schularbeit oder sonst etwas, sondern auf die Prüfung: Ich komme in eine neue Schule, ich bin ein Seiteneinsteiger und ich möchte jene Hemmungen, die ich habe, vor der neuen Welt minimieren.

 

Die Aufgabe der Stadt ist es, diesem Kind, diesen Jugendlichen dabei behilflich zu sein, dass sie diese Ängste abbauen und Deutsch lernen, damit sie sich mit den anderen Schülern und Schülerinnen unterhalten können. An „Sowieso“-Kursen nehmen mehr als 1 000 Kinder und Jugendliche teil. Wir haben auch die Zeugnisse hier in diesen Räumlichkeiten verteilt. Es sind irrsinnig viele Kinder, die sowohl aus dem Raum der Europäischen Union kommen als auch aus anderen Ländern, die im Rahmen der Familienzusammenführung in Wien landen. Diesen Kindern spielerisch auch die deutsche Sprache beizubringen, ist ein sehr, sehr wesentlicher Akt und wesentlicher Schritt einer verantwortungsvollen Integrationspolitik, die übrigens Sebastian Kurz auch erkannt hat. Integration durch Sport, Integration durch sportliche Leistungen, die gleichzeitig eine Begegnung unter den Kindern möglich macht, sodass die Kinder nicht nur den Druck des Lernens haben, sondern auch ganz freizügig miteinander spielen können. Ich denke, es ist eine sehr gute Mischung, wenn wir das Lernen und Sport miteinander verbinden können, damit die Kinder auch miteinander ins Gespräch kommen. Das schätzen die Kinder. Die Kinder wissen, sie können nicht nur in der Klasse etwas leisten, sondern ihr Selbstvertrauen wird dadurch gestärkt, dass sie auch auf dem Sportplatz friedlich spielen können und in das eine oder andere Gespräch kommen können. Daher denke ich mir, dieses wertvolle Projekt ist ganz, ganz wichtig, das unsere Unterstützung und unsere Förderung verdient, und das tun wir als Rot-Grün. Uns geht es um die Zukunft der Kinder. Uns geht es um die Entfaltung der Kinder. Uns geht es nicht darum, ob sie sich da oder dort entfalten können oder nicht. Also dass man Sport als eine nonverbale Geschichte degradiert, ist mir ganz was Neues. Also ehrlich gesagt, ich bin baff.

 

Aber lassen Sie mich die Debatte ein bisschen ausführen. Wir erleben in der letzten Zeit Einwürfe, sinnlose Presseaussendungen von der Freiheitlichen Partei, die sämtliche das Niveau, das Diskussionsniveau in unserer Stadt wirklich in den Keller geführt haben: Den Bürgermeister zu einem Osmanen zu erklären, er möge doch osmanischer Bürgermeister in der Türkei werden und sonstige Sachen. Schauen Sie, wenn wir über Integration reden und über Wien reden, gibt es zwei grundsätzliche Ausgangssituationen. Die eine Ausgangssituation ist die Lebensrealität der in Wien lebenden Menschen anzuerkennen und dieser Lebensrealität entsprechend auch Politiken zu entwickeln. Diese Lebensrealität ist, dass wir eine vielfältige Stadt sind und weiterhin eine vielfältige Stadt bleiben können. Diese Vielfältigkeit ist sowohl auf der Mikroebene als auch auf der Makroebene gegeben. Wo sehen wir, wo erleben wir diese Vielfältigkeit, damit wir die Orte der Vielfältigkeit festmachen können? Wir erleben diese Vielfältigkeit hier im Gemeinderat. Wir erleben diese Vielfältigkeit in unseren Kindergärten. Wir erleben diese Vielfältigkeit in unseren Schulen. Wir erleben diese Vielfältigkeit im öffentlichen Verkehr auf der Straße. Wir erleben diese Vielfältigkeit, Diversität, auch in unseren Altersheimen, und so weiter, und so fort. Das heißt, die Vielfältigkeit ist ein Kennzeichen der Stadt Wien geworden und dieses Kennzeichen der Stadt Wien macht Wien auch zu einer der lebenswertesten Städte der Welt, wo die Leute sagen: Diese Vielfalt spricht mich an.

 

Die andere, ein ganz, ganz wichtiger Faktor, der diese Vielfältigkeit fördert, ist die Europäische Union und die Mobilitätsfreiheit innerhalb der Europäischen Union. Schauen Sie, die Vielfältigkeit beginnt nicht nur bei uns, sondern ist ein Phänomen, das mittlerweile die Europäische Union auch erfasst hat. Innerhalb der Europäischen Union werden mindestens 60 Minderheits- und Regionalsprachen gesprochen und über 175 MigrantInnensprachen gesprochen und die Europäische Union hat auch 23 Amtssprachen.

 

Was bedeutet das? Man muss sich einmal mit der Sprache grundsätzlich auseinandersetzen. Die Träger, PflegerInnen von Sprachen, sind Personen, die auch eine historische Entwicklung haben, eine Sozialisation haben, die von sehr vielen Elementen begleitet sind. Das heißt, wenn ich eine Fremdsprache spreche, dann habe ich auch ein Interesse an diesem Land, an dieser Kultur, und entfalte auch meine Meinung beziehungsweise meine Sichtweite. Und diese Sichtweite und dieses Wissen, dieses Know-how, das wir derzeit in Wien haben, weil wir in Wien über 200 Sprachen haben, ermöglicht uns, Verknüpfungen rund um die Welt zu erschließen.

 

Diese Möglichkeiten ernst zu nehmen, wahrzunehmen, erhöht auch unsere Chancen als Wissenschaftsstandort. Es sind derzeit sehr viele Firmen und Unternehmen rund um Wien, in der Europäischen Union, aber darüber hinaus auch angesiedelt, wo wir aus diesen Potenzialen wirklich die Chance erkennen können. Das heißt, eine zukunftsorientierte Integrationspolitik muss selbstverständlich damit beginnen, wenn Kinder und Jugendliche nach Wien kommen, im Rahmen der Möglichkeiten diesen Jugendlichen zu helfen, sie fit für die Schule, fit für die Zukunft zu machen, damit auch die Stadt Wien fit für einen Wettbewerb innerhalb der Europäischen Union zu machen. Ich glaube, dass wir diese Chance ergreifen und forcieren sollten.

 

Die Freiheitliche Partei plakatiert derzeit Respekt, Respekt gegenüber älteren Menschen, Respekt von Kindern zu Erwachsenen, und so weiter. Ich glaube, dass die Freiheitliche Partei den Sinn von Respekt nicht verstanden hat (Heiterkeit bei GR Mag Johann Gudenus,

 

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