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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 22.05.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 90 von 94

 

Deutsch als unsere Muttersprache und gesellschaftliche Sprache in Wien.

 

Das ist eine Selbstverständlichkeit, die sich erschließen würde, wenn man zum Beispiel einmal den Bildungsplan liest. Er ist ein bisschen lang, aber sie haben sich, und das ist sehr löblich, auch durch die vielen pädagogischen Konzepte durchgearbeitet. Ich empfehle auch den Bildungsplan. Damit man überhaupt die Bewilligung bekommt, damit man überhaupt diese Förderung bekommt, muss man sich als Träger verpflichten, diesen Bildungsplan zu erfüllen. Ein Teil dieser pädagogischen Konzepte ist auch die Grundlage dafür, diesen Bildungsplan zu erfüllen.

 

Das einmal vorausgesetzt, gibt es natürlich unterschiedliche Dinge, die man wissen muss. Wie kann man Sprache besonders gut vermitteln? Noch einmal, es gibt in Wien das 1+1-Fördermodell, es gibt in Wien 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Kindergartenträgern zur Verfügung stehen, die Kinder, die besonderen Förderbedarf haben, besonders zu fördern. Diese stehen selbstverständlich auch den privaten Trägern zur Verfügung. Jede dieser Einrichtungen, um die es heute geht, hat auch den Zugang zur Verfügung.

 

Aber der Glaube, dass eine Sprache vermittelt wird, indem man andere Sprachen verbietet, ist absurd und es ist gefährlich, weil es letztendlich kontraproduktiv ist. Kinder, die vermittelt bekommen, dass Sprachkompetenzen, die sie haben, die sie mitbringen, schlecht sind und dass sie lieber schweigen sollen, werden nicht sprachkompetent. Die größte Gefahr dafür, dass in unserer Stadt schlecht Deutsch vermittelt wird, ist, wenn die Leute glauben, was Sie sagen, nämlich dass ihre Sprachkompetenzen schlecht sind. Das ist das, was Sie gerade gemacht haben.

 

Ich erzähle Ihnen eine kurze Story. Gestern Abend haben wir Freunde getroffen, die zwei Kinder haben, die so alt wie unsere sind. Sie sind aus Österreich ausgewandert, leben in Spanien. Diese Kinder, eines ist acht, eines ist zwölf, sind fünfsprachig. Sie sprechen Deutsch zu Hause, Spanisch mit all ihren Freunden und gehen in eine Schule, in der alle Lernfächer multilingual Englisch und Französisch unterrichtet werden. Es ist eine ziemliche Eliteschule, kann nicht das Konzept für die Spanierin und den Spanier von der Straße sein, gerade das öffentliche Bildungssystem in Spanien ist ein bisschen arm dran, aber sie würden durch Ihre Kriterien durchrasseln. In dieser Schule wird vermittelt, es ist gut, wenn du Französisch kannst, es ist gut, wenn du Englisch kannst und wenn du zu Hause Deutsch sprichst, noch besser, weil die Grundlage jedes Spracherwerbs ist, zu sprechen, und ist nicht, Angst davor zu haben, den Mund aufzumachen. Das ist aber das, was Sie Kindern vermitteln wollen! Ich warne davor, in diese Richtung weiterzudenken! (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist ein Holler!)

 

Die Stadt Wien hat - es ist ein rot-grünes Projekt gewesen, jetzt ist es ein Projekt der Stadt - im Forschungskindergarten, finanziert über zwei Jahre, mit vielen ExpertInnen aus der Universität, vom sprachwissenschaftlichen Institut und vom pädagogischen Institut, erarbeitet, wie Sprachvermittlung im Kindergarten funktioniert. Diese haben viele Dinge erarbeitet, auf die wir jetzt aufbauen können, Materialien zum Beispiel, zum Beispiel mehrsprachige Kinderliteratur, mit der man arbeiten kann. Keine Sorge, da ist Deutsch auch dabei! Ich empfehle Ihnen zum Beispiel ein Superbuch, „Das kleine Ich-bin-ich“, viersprachig. Da kann man Russisch lernen, kann man Serbokroatisch lernen, Deutsch ist eh auch dabei. Sie haben Tools entwickelt, wie man Sprache vermitteln kann.

 

Sie haben aber auch etwas anderes herausgefunden. Sie haben herausgefunden, dass das Tödlichste für eine Sprachvermittlung eine Pädagogik ist, in der Befehle ausgegeben werden, möglichst kurz: „Mach das, mach das, mach das!“ und Antworten, die sozusagen nicht ideal Deutsch sind, nicht Subjekt, Prädikat, Objekt in richtiger Form einsetzend, Antworten, die da kommen, zu ignorieren. Die Grundlage für jeden Spracherwerb ist, zu sprechen.

 

Wenn Sie sagen, Kinder, die nicht perfekt Deutsch sprechen, sollen lieber schweigen, damit im Kindergarten a-Moll und E-Dur nicht gleich klingen, dann klingt gar nichts. Und wenn gar nichts klingt, ist große Stille. Sie wollen Kinder mundtot machen. Mundtote Kinder können nicht Deutsch. In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen nahelegen, dass Sie sich einmal mit sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen. Gerade, wenn Sie wollen, dass alle schnell Deutsch können, schauen Sie sich doch an, was die MA 10 tagtäglich erarbeitet, nämlich Sprachkompetenzen zu fördern. Sprachkompetenzen kann man in unterschiedlichen Sprachen haben.

 

Das Ziel ist selbstverständlich, dass alle Deutsch sprechen. Aber das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. (GR Mag Wolfgang Jung: Das wäre es! Das ist aber das Problem!) Würde man den Bildungsplan lesen und verstehen, dann würde man auch diese Fragen im Gemeinderat gar nicht diskutieren müssen, schon gar nicht zu so später Stunde.

 

Daher machen wir es kurz. Ich empfehle dringend, allen vorliegenden Anträgen zuzustimmen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. (Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Ich verzichte!) - Und verzichtet auf das Schlusswort.

 

Wir kommen nur zur Abstimmung.18.55.00 Es wurde die getrennte Abstimmung für insgesamt 13 Positionen verlangt. Ich lese diese Zuschüsse nun der Reihe nach vor.

 

Kindergruppe Horizont: Wer für den Zuschuss an diese Trägerorganisation ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wird von ÖVP, SPÖ und GRÜNEN unterstützt.

 

Österreichische Kinderfreunde - Landesorganisation Wien: Wer diesem Zuschuss zustimmt, den bitte ich um Zeichen mit der Hand. – Das Abstimmungsverhalten ist gleich geblieben, Regierungsparteien plus ÖVP.

 

Kindergruppen Funny Kids: Wer diesen Zuschuss unterstützt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Gleichfalls Regierungsparteien plus ÖVP.

 

Diese Kindergruppen kommen noch einmal in diesem

 

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