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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 25.06.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 49 von 81

 

Auge, dass es da keine bezirksübergreifende Koordination gibt. Solche Beispiele zeigen einfach deutlich, wie wichtig Stadtentwicklung ist.

 

Um auf Wien zurückzukommen: Wir bemerken hier nicht nur einen Zuwachs an Bevölkerung, sondern wir sehen auch, dass der Zuwachs an Bevölkerung in den großen Bezirken stattfindet. Es gibt eine Umschichtung der Bevölkerung von den innerstädtischen Bezirken in die großen Bezirke. Die angesprochene Verdichtung findet gerade dort statt. Um ein Beispiel hervorzuheben: Der Bezirk Donaustadt gehört zu den am schnellsten wachsenden Gebieten.

 

Weil ich jetzt von der Donaustadt spreche, möchte ich auch ein innovatives Vorzeigeprojekt hervorheben, das größte Stadtentwicklungsgebiet Europas, nämlich die Seestadt Aspern. Die Seestadt Aspern umfasst mit 240 ha ein Areal, das genauso groß ist wie Neubau und Josefstadt zusammen, und sie wird ein Gebiet mit 20 000 BewohnerInnen und 20 000 neuen Arbeitsplätzen umfassen.

 

Ich glaube, dass die Stadt Wien mit diesem Projekt sehr stark unter Beweis gestellt hat, dass die Schaffung von neuem Wohnraum, die Schaffung von derartigen Stadtteilgebieten immer und stets von Infrastruktur, auch von sozialer Infrastruktur begleitet sein muss. Das hat man, glaube ich, sehr stark unter Beweis gestellt, denn es geht darum, dort nicht nur Wohnraum zu schaffen, sondern an einem Standort sollen Wohnen, Arbeiten, Lernen, Freizeit, Einkaufen möglich sein.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe selbst persönlich erlebt, was Fehlentwicklungen in der Stadtplanung bedeuten, als ich in Paris gelebt und als Fremdsprachenassistentin für die deutsche Sprache in den Vororten von Paris gearbeitet habe. Was für einen sozialen Sprengstoff dort Fehlentwicklungen geborgen haben, hat man sehr stark gesehen, als im Jahr 2005 die sozialen Unruhen ausgebrochen sind. Dort hat man in Wirklichkeit Bauten im Nichts errichtet, und diese sind auch im Nichts geblieben. Dort hat es keine soziale Infrastruktur gegeben. Es hat keine Freizeiteinrichtungen gegeben, es hat keine Kindergärten gegeben, es hat keinen öffentlichen Verkehr gegeben! Solche Entwicklungen sind einfach ein soziales Pulverfass.

 

Ich glaube, Wien zeigt sehr stark, dass es hier einen ganz anderen Weg geht. Die Seestadt Aspern ist nach einer durch die Finanzkrise bedingten Verzögerung mittlerweile teilweise in die Realisierungsphase getreten. Vor nicht ganz 10 Tagen erfolgte der Baustart mit der Schaffung der ersten 1 600 von insgesamt 8 500 Wohnungen. Was dieses Projekt auszeichnet, ist, dass 50 Prozent davon für Grünzonen, Parks und einen See geplant sind und dass die anderen 50 Prozent für Wohnen, Arbeit und auch Lernen gedacht sind.

 

Das zeigt sich auch zum Beispiel daran: Bevor dort überhaupt die ersten EinwohnerInnen hinziehen, gibt es seit 2012 schon das Technologiezentrum Aspern auf 6 600 m² Nutzfläche. Es sind dort bereits 250 Arbeitsplätze errichtet worden, nämlich im Bereich der Umwelttechnik, nämlich im Bereich der nachhaltigen Technologie. Auch eine Tochtergesellschaft der Technischen Universität hat sich bereits dort eingemietet. Es können Mittel- und Kleinbetriebe auf die Expertise der Technischen Universität zurückgreifen. Es ist ein Energie-Vorzeigeprojekt, das, wie Sie ja wissen, mehr Energie erzeugt, als es verbraucht.

 

Ich denke mir, dass Befürchtungen, dass so ein neuer Stadtteil, ein neues Stadtteilgebiet, eine Satellitenstadt entstehen könnte, dass dieses Projekt möglicherweise misslingen könnte, weil die Anbindung an die Stadt möglicherweise fehlen könnte, bereits heute aus dem Weg geräumt sind. Denn es ist bezeichnend und fast einmalig, dass bereits vor der Fertigstellung des größten Stadtentwicklungsgebietes Europas hier eine soziale Infrastruktur entstanden ist, die schon darlegt, was gelungene Stadtentwicklung ist. Bevor die Menschen ab 2014 in den nächsten Jahren einziehen können, ist die Seestadt Aspern bereits im Oktober 2013 mit der U-Bahn-Verlängerung an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich denke schon, dass es etwas Besonderes ist, wenn das Verkehrsnetz bereits schneller ausgebaut wurde als die Wohnbauten selbst und wenn Forschung und Technologie mit dem Technologiezentrum bereits ein fester Bestandteil dieses Projektes sind, bevor die EinwohnerInnen dort hinziehen. Dass internationale Unternehmen wie Hoerbiger bereits angekündigt haben, in die Seestadt Aspern zu ziehen, räumt auch Befürchtungen aus dem Weg, dass die Seestadt Aspern möglicherweise keine produktive Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte.

 

Weil wir von der sozialen Infrastruktur sprechen: Soziale Infrastruktur bedeutet auch in einem hohen Maß Bildung, Schulen, Kindergärten. Auch hier zeigt dieses Projekt, dass es ein Vorzeigeprojekt ist, denn bereits 2015 soll der Bildungscampus fertiggestellt werden, der Bildungscampus, bestehend aus einem Kindergarten, bestehend aus einer Ganztagsschule, bestehend aus einem Sonderpädagogischen Zentrum.

 

Hier soll mit dem Campus eine Verflechtung sein, bestehend zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen. Ich finde, das ist auch etwas Einmaliges, und das muss man schon auch hervorheben.

 

Abschließend möchte ich betonen, dass ab 5. Oktober 2013 die U-Bahn in die Seestadt Aspern kommt. Aber nicht nur die U-Bahn wird dorthin verlängert, sondern wir haben auch einen sehr starken Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, wie zum Beispiel die Verlängerung der Straßenbahnlinie 26, die im Oktober in Betrieb gehen wird und erstmals vom Kagraner Platz über den Gewerbepark Stadlau zur U2-Station Hausfeldstraße verlaufen wird. Es gibt auch ein neues, überarbeitetes Buskonzept.

 

Ich denke mir, mit all diesem Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, mit diesem öffentlichen Verkehr werden Akzente gesetzt, um die Mobilität der Menschen zu fördern und auch die Abhängigkeit vom privaten Fahrzeug zu reduzieren, und das nicht nur in den innerstädtischen Bezirken, sondern auch in den großen Bezirken. Das ist schon auch sehr wichtig und visionär! Das ist ein Beweis für eine visionäre Stadtentwicklung, die auch rechtzeitig

 

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