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Gemeinderat, 41. Sitzung vom 26.06.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 65

 

zu rechnen. Erhöht werden sollen, so scheint es, die Preise der Tages-, Wochen- und Monatskarten. Wie schätzen Sie die Auswirkungen dieser Maßnahme auf das Mobilitätsverhältnis der VerkehrsteilnehmerInnen in Wien ein?)

 

Bitte, Frau Vizebürgermeister.

 

VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrte Herr Gemeinderat!

 

Das Mobilitätsverhalten der WienerInnen, aber auch in vielen anderen europäischen Städten befindet sich in einem Wandel hin zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, der sich übrigens an einigen Kennzahlen nachvollziehen lässt. Wir haben seit Einführung der 365 EUR Jahreskarte der Wiener Linien mit 1. Mai 2012 einen Zuwachs von 145 000 JahreskartennutzerInnen verzeichnet – bis heute.

 

Beim Modal-Split ist diese Entwicklung ebenfalls eindeutig ablesbar. Dort hat im Vergleich zu 2011 der Öffi-Verkehr um 2 Prozentpunkte auf sensationelle 39 Prozent zugenommen, und das nur innerhalb eines Jahres. Gleichzeitig ist der Radverkehr von 5,6 Prozent auf 6,3 Prozent angestiegen. Der Anteil der FußgängerInnen ist in etwa gleich geblieben. Lediglich der Autoverkehr ist spürbar zurückgegangen, und zwar waren 2012 in Wien zum ersten Mal mehr Menschen zu Fuß unterwegs als mit dem Auto.

 

Das heißt, dass immer mehr Menschen in Wien ihre Alltagswege umweltfreundlich, also mit dem Rad, zu Fuß oder mit den Öffis zurücklegen. Diese Entwicklung ist eine eindrucksvolle Bestätigung für den verkehrspolitischen Kurs, den die Wiener Stadtregierung mit dem Regierungsübereinkommen 2010 eingeschlagen hat. Diese Entwicklung wird sich durch die von der Stadt Wien gesetzten Maßnahmen weiter fortsetzen. Die Öffi-Anteile werden in Wien weiter steigen, ebenso der Radverkehrs- und der Fußverkehrsanteil.

 

Zur Info: Sie sollten wissen, dass für mehr als 60 Prozent der Kundinnen und Kunden der Wiener Linien sich im Zusammenhang mit der letzten Tarifreform überhaupt nichts geändert hat. Die Jahreskarte bleibt stabil, ebenso bleibt die vergünstigte Jahreskarte für Studierende unverändert. Auch die vergünstigte Jahreskarte für Seniorinnen und Senioren bleibt unverändert. Auch das Top-Jugendticket bleibt unverändert. Wenn wir die Nutzerinnen und Nutzer in diesen Gruppen zusammenzählen, kommen wir, wie gesagt, auf weit mehr als 60 Prozent der Kundinnen und Kunden der Wiener Linien; und das sind genau diejenigen, die man als Stammkunden und als Vielfahrerinnen und Vielfahrer bezeichnen kann.

 

Das heißt, meine Prognose im Zusammenhang mit der von Ihnen gestellten Frage lautet: Es wird sich überhaupt nichts verändern. Der Trend, den wir im vergangenen Jahr zu verzeichnen hatten, wird in den kommenden Jahren genauso fortgesetzt werden.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Frau Vizebürgermeister. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Dipl-Ing Stiftner. – Bitte.

 

10.25.23

GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Vielen Dank, Frau Stadträtin! Schönen guten Morgen!

 

Ich glaube, es war Winston Churchill, der gesagt hat: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“ Ungefähr so kommen mir auch Ihre Zahlenspielereien vor, weil wir alle wissen, dass Autofahrer auch Fußgänger sind oder auch öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Ich denke, dass auch diese Veränderungen in homöopathischen Dosen speziell beim Radverkehr eher auf das Wetter als auf verkehrspolitische Maßnahmen zurückzuführen sind. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)

 

Aber das ist nicht der wirkliche Punkt. Mir geht es eigentlich darum, dass Sie mit Ihrer Maßnahme jene Klientel besonders treffen, die eigentlich nicht Vielfahrer sind, nämlich die Radfahrer. Das sind ja doch jene, die das öffentliche Verkehrsmittel vor allem dann nutzen, wenn sie das Rad nicht nützen können, also eher den Einzelfahrschein verwenden. Es geht ja darum, vor allem jene zu motivieren, hier auch auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, die bisher noch nicht die Möglichkeit gehabt haben oder genutzt haben. Deshalb finden wir es nicht gerade sinnvoll, die Preise dieser Einzelfahrscheine zu erhöhen.

 

Aber zu meiner Frage: Sie haben jetzt Mehreinnahmen daraus, das heißt, das geht natürlich ins Ressort von Frau Brauner. Aber Sie sind für die Planung zuständig, und deshalb meine Frage: Wie werden Sie diese Mehreinnahmen für den U-Bahn-Ausbau, den Sie hoffentlich planen, richtig und auch zielgerecht einsetzen?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister.

 

VBgmin Mag Maria Vassilakou: Darf ich fragen, von welchen Mehreinnahmen die Rede ist? Das habe ich nicht verstanden. Von welchen Mehreinnahmen reden Sie jetzt?

 

GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Durch die Erhöhung der Tickets.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Liebe Kolleginnen und Kollegen, Fragestunde heißt, es frägt ein Mandatar das Stadtsenatsmitglied und nicht umgekehrt. (Allgemeine Heiterkeit. – GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Wien ist andersrum! – VBgmin Mag Renate Brauner: Wenn man so eine komische Frage stellt!)

 

VBgmin Mag Maria Vassilakou: Mit Verlaub, ich kann eine völlig irrelevante Antwort auf eine Frage, die ich nicht verstanden habe, geben, oder ich kann dem Mandatar die Möglichkeit geben, seine Frage so zu präzisieren, dass ich verstehe, worauf er aus ist, sodass ich ihm eine relevante Antwort geben kann. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Also Sie haben die Wahl. Sie können sich’s aussuchen, wie Sie es haben möchten.

 

Nun, im Zusammenhang mit Ihrer Frage konkret: Vorweg möchte ich Ihnen sagen, dass es eigentlich sehr schön wäre – wenn man sich etwas wünschen kann in diesem Haus –, wenn es Ihnen einmal gelingen würde, eine Frage zu stellen, ohne eine Beleidigung und eine Unterstellung darin zu verpacken.

 

Also, wir fälschen hier keine Statistiken! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Der Modal-Split wird jährlich ermittelt. Das ist nachvollziehbar, das ist überprüfbar. Zu Ihrer Information, das passiert übrigens in der Verantwortung der Wiener Linien; und ich glaube, 145 000 zusätzlich gekaufte Jahreskarten innerhalb eines Jahres sind eine Zahl, die Sie wahrscheinlich wahnsinnig ärgert, weil sie

 

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