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Gemeinderat, 45. Sitzung vom 19.11.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 73

 

Um Frauenanliegen soll sich jemand anderer kümmern! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Es gibt noch viel zu tun. Das wissen wir. Unsere Forderung nach gleichem Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit ist aufrecht. Daran halten wir fest. Und wir halten auch fest an dem Prinzip Halbe-Halbe. Das ist keinesfalls Retro. Uns geht es dabei um die gerechte Einkommensverteilung zwischen Männern und Frauen, die unter anderem auch durch eine gerechtere Aufteilung der unbezahlten Arbeit erreicht werden kann. Wir haben hier eine Initiative gestartet. Viele wissen es, die FPÖ vielleicht nicht: „4Wände 4Hände“.

 

Jetzt gibt es hier auch die Folgekampagne „Heimwerker gesucht“, die unsere Frauenstadträtin initiiert hat und gemeinsam mit Kollegin Wurzer angegangen ist. Wir wollen Männern nicht nur motivieren, in Karenz zu gehen, sondern in diesem Rahmen wird auch der Aspekt der Pflege und Betreuung der älteren Generation mitbehandelt. Wir wissen – sicherlich auch aus eigener Erfahrung, aber viele Statistiken zeigen das ebenfalls –, dass zum Beispiel unsere Mütter oder unsere Schwiegerväter immer noch vor allem von den Töchtern betreut werden, und es ist neben dem beruflichen Alltag, den Frauen haben, eine sehr große Doppelbelastung, wenn man auch noch die Angehörigen pflegen muss. Viele nehmen sich dann auch eine berufliche Auszeit zur Pflege ihrer Angehörigen.

 

Damit sind wir dann auch wieder – Frau Kollegin Feldmann hat das in ihrem Antrag behandelt – bei Frauenarbeitslosigkeit und bei Frauenarmut in der Pension, wenn man einfach weniger Berufsjahre hat.

 

Zum Thema Arbeitsmarkt: Auch dieses wurde im ÖVP-Antrag behandelt. Es ist uns sehr wichtig, auch weiterhin daran festzuhalten, dass wir Frauen auf dem Arbeitsmarkt fördern und dass wir das weiter ausbauen. Es geht uns dabei vor allem um Chancengerechtigkeit.

 

Dabei ist es für mich immer wieder erstaunlich – ich denke jetzt an die gestrige Debatte, Kollege Juraczka ist gerade nicht im Raum –, wenn von Seiten der Opposition der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds immer wieder schlechtgeredet wird, obwohl uns doch so viel Gutes hier gelingt und auch viele Bundesländer uns um dieses einzigartige arbeitsmarktpolitische Instrument beneiden.

 

Der WAFF hat gute Wiedereinsteigerinnenprogramme. Aber es gilt natürlich, auch diese immer wieder anzuschauen, sie zu adaptieren, was derzeit auch geschieht. Im Hinblick darauf danke ich der ÖVP-Fraktion, Frau Kollegin Feldmann, dass es sich um einen Antrag auf Zuweisung handelt, damit wir uns wirklich genau ansehen können, was jetzt beim AMS geschieht, wie sich der WAFF genau ausrichten wird, wie wir noch punktgenauer und zielgerichteter Wiedereinsteigerinnen unterstützen werden.

 

Im Antrag wurde auch das Thema Teilzeit beleuchtet. Und genau das haben auch wir vor einiger Zeit getan. Das Thema Teilzeit wurde im WAFF genauer beleuchtet, damit wir Frauen auch dahin gehend beraten können, was es bedeutet, Teilzeit zu arbeiten, welche Folgen in Zukunft auch betreffend Pension zu erwarten sind und was das auch finanziell bedeutet, wie viel Geld Frau jeweils in der Tasche hat. – In Wien befinden sich übrigens mit 38,9 Prozent weniger Frauen in einem Teilzeitarbeitsverhältnis als im bundesweiten Durchschnitt.

 

Ich möchte noch kurz auch auf den zweiten Antrag eingehen, der von der ÖVP gestellt wurde: Es gilt nicht immer, Bewährtes neu zu erfinden. Es ist wichtig, bestehende Einrichtungen der Stadt vermehrt an die Frau zu bringen. Ich denke etwa an den Frauennotruf, der 24 Stunden verfügbar ist. 71 71 9 ist die Nummer des Frauennotrufs. Ich glaube, diesen bundesweit zu vereinheitlichen, ist nicht sehr zielführend, denn wenn sich Frauen, die in einer Notsituation sind, Hilfe brauchen und Opfer von Gewalt sind, an eine Bundesnummer wenden, werden sie sicherlich postwendend wieder nach Wien zurückgeschickt. Damit verliert man sicherlich auch Zeit. Außerdem ist uns die Gefahr einfach zu groß, dass wir vielleicht viele Frauen verlieren, die in Not sind und die Bundesnummer anrufen und dann nach Wien zurückgeschickt werden.

 

Nun einige Zahlen, was der Frauennotruf in einem Jahr abarbeitet: Es gibt über 7 000 telefonische Kontakte, rund 700 persönliche Beratungen und über 150 Beratungen via E-Mail. Es wird also von den Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs wirklich tolle Arbeit geleistet. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Wir stehen weiterhin für umfangreichen Gewaltschutz, bei welchem rasch und unbürokratisch Hilfe geleistet wird. Das spiegelt sich auch im Budget wider. Kollegin Wurzer hat das auch sehr umfangreich dargestellt. Darum möchte ich jetzt neben den Themen Sicherheit und Unabhängigkeit noch kurz zum Thema Selbstbestimmung kommen, wo wir nächstes Jahr auch einen großen Schwerpunkt haben.

 

Wir alle kennen den Wiener Töchtertag. Wer live mit dabei ist und dieses Leuchten in den Augen der Mädchen sieht, wenn sie hier nichttraditionelle Berufe ausprobieren und in andere Berufe als Einzelhandelskauffrau oder Friseurin hineinschnuppern können, wird mir beipflichten, wie wichtig und toll das ist. Aber es gilt auch, diese Mädchenarbeit und dieses Aufbrechen von Rollenstereotypen fortzusetzen. Es wird nächstes Jahr in diesem Bereich einen Arbeitskreis geben: „Töchter können mehr.“ Damit wollen wir Mädchenförderung wirklich punktgenau und noch effizienter vorantreiben.

 

Rollenklischees greifen nämlich zu kurz, sie behindern Frauen, sie engen Frauen und Mädchen ein, und es ist wichtig, entsprechende Spielräume zu entfalten und auszubauen. StRin Frauenberger hat das rund um den Töchtertag sehr schön ausgedrückt: Rollen sind veränderbar. Bestimme deine Rolle selbst! Und wir als Stadt unterstützen dich dabei.

 

Ein Projekt aus dem Frauenbereich möchte ich hier auch noch erwähnen, weil es mir große Freude bereitet hat, dabei mitzuarbeiten. Es gab bei der MA 57 tolle Vorarbeiten zum Wiener Gleichstellungsmonitor, der nächstes Jahr erstmals präsentiert wird und den Grad der Gleichstellung in Wien messbar und sichtbar macht. Wir haben 14 Lebensbereiche von Frauen ausgewählt, um den Status quo zu heben, aber auch Entwicklungen

 

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