Gemeinderat, 46. Sitzung vom 20.11.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 74
Ich freue mich, dass heute Sport endlich einmal ein Schwerpunktthema ist. (Zwischenruf von GR Anton Mahdalik.) Danke, Toni! Ich habe Sport immer wieder versucht zu thematisieren. Erfreut bin ich auch, dass auch die FPÖ heute einen Antrag einbringt, dem wir natürlich zustimmen werden. Schön, dass Sie sich wieder vermehrt in den Sport einbringen.
Ich möchte aber auch eine sachliche Darstellung bringen. – Vor Kurzem ist ein wunderbares Buch von Wilhelm Lilge und Gerd Millmann mit dem Titel „Sportland Österreich“ erschienen, und darin wird natürlich auch auf Wien eingegangen. Ich habe dieses Buch auch deshalb herangezogen, weil ich darin eine Bestätigung für das, was ich auch immer wieder hier im Gemeinderat sage, finde.
Wir wissen, dass Sport eine vergnügliche Lebensart ist und immer war. Man vergisst die Alltagssorgen, man geht zu einem Spiel, man schaut es im Fernsehen an und ist dann quasi vom Alltag abgelenkt. Über den Sport kommt auch immer wieder – oder zumindest war es so – ein gewisser Patriotismus beziehungsweise Nationalstolz dem Land gegenüber. Das haben unsere Spitzensportler bei uns erreicht.
Österreich hatte viele Spitzensportler. Ich möchte sie kurz anführen: Es waren Hermann Maier, Franz Klammer, Annemarie Moser-Pröll, Toni Sailer, Karl Schranz, Thomas Muster, Peter Seisenbacher, Hans Orsolics, aber auch ein Jochen Rindt. (GR Christian Hursky: Sie nennen nur die olympischen Sportarten! Können Sie in Ihrer Rede auch die nichtolympischen Sportarten erwähnen?) Bitte? – (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Darf ich weiter ausführen? Ich wollte eine sachliche Debatte, und ich werde später dann auch inhaltlich dementsprechend auf die derzeitige Sportsituation in Wien eingehen. – Danke. (GR Christian Hursky: Karl Schranz ist schon lange nicht mehr aktiv!) Ich weiß, aber er und andere waren Idole! Und Idole haben immer eine Vorbildfunktion für diejenigen, die Sport betreiben. Wir unterscheiden Hobbysportler und Spitzensportler. Und wir brauchen den Spitzensport, um auch den Breitensportbereich etablieren zu können. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)
Auch in Wien gab es früher mehr Förderungen im Bereich der Leistung und Eliten auch im Sportbereich, jetzt geht es jedoch immer mehr in Richtung Erreichen von Mindeststandards und Durchschnitt. Das zieht sich durch. Und wie eben schon erwähnt: Einigkeit haben wir nur im Gesundheits- und im Hobbysport, denn Hobbysport ist eine Maßnahme für die aktive Gesundheitsvorsorge. Ich bin jedoch der Meinung, dass man Sport zur Gesundheitsvorsorge und Spitzensport keinesfalls trennen darf, denn der Spitzensport animiert viele Gesundheitssportler. Ich erinnere etwa an den Marathonlauf in Wien.
Spitzensport hat aber auch eine wirtschaftliche Komponente, vom Tourismus, der Medienbranche bis hin zur Sportartikelindustrie. Und deshalb müssen dem Spitzensport eine höhere Förderung und wieder mehr Augenmaß zugeordnet werden, um diese Förderungen auch dementsprechend wieder einzusetzen.
Ich weiß, dass Sie dann den Sportpool et cetera nennen werden. Das, was Sie im Zusammenhang mit dem Sportpool gesagt haben, ist auch in diesem Buch zu finden – ich zitiere: „SpitzensportlerInnen sind Vorbilder für unsere Jugend und motivieren tausende Menschen zu Sport und Bewegung. Sie sind aber auch eine Visitenkarte Wiens und repräsentieren unsere Leistungsfähigkeit weit über die Stadtgrenzen hinaus. Aushängeschilder und Nachwuchshoffnungen müssen optimal unterstützt werden.“
Das hat Herr Sportstadtrat Oxonitsch erklärt, als es um die Dotierung des Sportpools ging. Nur: Das ist sehr schön gesagt. Ich möchte aber jetzt einen herausnehmen, der durch die Sportpool-Mittel gefördert wurde. Er ist ein sympathischer Mensch, ich möchte ihn jetzt gar nicht mindern. Aber er wurde als Spitzensportler gefördert, ist jedoch ein Wiener Waffenhändler und nebenbei Sportschütze. Da fehlt mir der Zugang zum Spitzensport! Viele, die Spitzensport betreiben, sind oft noch Studenten, die sich durch Nebenjobs ihren Sport finanzieren müssen. Und daher meine ich in Anbetracht des genannten Beispiels, dass uns da die Sinnhaftigkeit von Spitzensportförderungen abgeht.
Ich führe weiter aus: Ich möchte hier aufzeigen, wie wichtig Spitzensport, aber auch Breitensport sind. Diesbezüglich liegt in Wien vieles im Argen, und aus der Historie heraus wird im Sportbereich kaum etwas getan. Viele Sportarten, die auch Sie angeführt haben, Herr Hursky – danke schön! –, sind 100-prozentig abhängig von der öffentlichen Hand, und daher muss auch in Sportstätten investiert werden.
Ein Vergleich wie zum Beispiel in Paris: Hier werden öffentliche Parks ausgebaut, für jeden kostenlos zugänglich, wo in der Freizeit Sport, egal welcher Art, ausgeübt werden kann. Hier in Wien haben wir zahlreiche Sportarten, aber nicht genügend Sportplätze und keine wirklich organisierte Sportinfrastruktur. Wir haben eigentlich nur Sanierungsobjekte, etwa das Happel-Stadion, das Dusika-Stadion, das Stadionbad. Ich könnte das weiter ausführen. Dort wird zwar immer wieder investiert, aber zu wenig, sodass es einer Weltsportstadt, so wie Sie Wien immer darstellen, nicht gerecht wird!
Deshalb gleich der nächste Punkt, und diesbezüglich haben wir schon sehr viele Anträge eingebracht: Wien braucht ein Sportstättenkonzept, dem eine Bedarfserhebung vorangeht und dann ein Nutzungskonzept erstellt wird. Die funktionellen Trainingssportstätten sind nämlich die Voraussetzung dafür, Trainingseinheiten zu erfüllen, um guten Sport machen zu können.
Ich denke, dass es notwendig ist, das, was bereits da ist, entsprechend zu sanieren, etwa die vorher angeführten Sportstätten, damit es Synergien gibt, denn ein Sportzentrum braucht auch eine Rundherum-Infrastruktur, gerade für die Spitzensportler, zum Beispiel ein Schwimmbecken, eine Laufbahn, plus – um auch die Trainingszeiten gut nutzen zu können – eine Kraftkammer, Räume für Physiotherapie, Räume für Massage, Leistungsdiagnostik, Aufenthaltsräume, eine Kantine. All das wäre notwendig, um unseren Spitzensportlern entsprechende Trainingsmöglichkeiten zu geben und dafür zu sorgen, dass sie sich dort auch wohlfühlen können.
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