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Gemeinderat, 46. Sitzung vom 20.11.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 74

 

geleitet: Dabei haben wir versucht, erstens aus dem In- und Ausland beispielhafte Stücke zu zeigen, die dieses migrantische Theater beleuchten und die zeigen, was so etwas kann beziehungsweise was so etwas können sollte, und zweitens einen Diskursprozess darüber zu starten, was Wien braucht. Wir haben auch in- und ausländische Experten und Expertinnen eingeladen, die darüber diskutiert haben.

 

Es war dies ein vielbeachteter Prozess, der damals von den künstlerischen Leitern der Garage X, Harald Posch und Ali Abdullah, gemeinsam mit Asli Kislal, der künstlerischen Leiterin der migrantischen Theatergruppe „daskunst“, initiiert wurde. Das war extrem erfolgreich, und wir haben sehr viele Erkenntnisse gewonnen. (Zwischenruf von GR Ing Mag Bernhard Dworak.) Ja, das stimmt. Ich weiß nicht, was daran eigenartig ist! Die Empfehlungen der Jury sind unabhängig. „daskunst“ ist erstens eine Theatergruppe, die ganz hervorragende Arbeit in diesem Bereich leistet. Zweitens ist Asli Kislal eine der namhaftesten Expertinnen für diesen Bereich in Wien.

 

In der Folge dieses Prozesses sind wir draufgekommen, dass es wahrscheinlich nicht notwendig ist, selbst von der Stadt aus etwas Neues zu gründen, sondern dass man auf die erfolgreichen Erfahrungen in diesem Bereich zurückgreifen und diese fördern und verstärken kann. Und die Garage X hat sich seit einigen Jahren sehr stark bemüht, in diesem Bereich tätig zu werden und hat sehr erfolgreiche Eigenproduktionen gemacht und hat Produktionen aus dem Ausland eingeladen, die sehr erfolgreich gelaufen sind.

 

Das führt dazu, dass auch Produktionen der Garage X vermehrt ins Ausland eingeladen werden, die international erfolgreich sind. Ich nenne jetzt nur zwei extrem erfolgreiche Produktionen, nämlich erstens die Wiener Adaption des Stückes aus Deutschland „Verrücktes Blut“. Dieses wurde von Volker Schmidt adaptiert und ist übrigens übernächste Woche, am 4. und 5. Dezember, wieder in der Garage X zu bewundern. Das sage ich für die, die es noch nicht gesehen haben. Ich werde nicht müde, hier Theaterempfehlungen abzugeben.

 

Das zweitens Beispiel ist das Stück „Gegen die Wand“. (GR Mag Wolfgang Jung: Gilt das für die rot-grüne Koalition?) Auch das ist eine ganz, ganz hervorragende Produktion, die ebenfalls in der Garage X läuft.

 

Wer in den letzten Jahren in der Garage X war, wird gemerkt haben, dass an fast jedem Abend das Theater aus allen Nähten platzt. Man muss dort teilweise auf der Stiege beziehungsweise teilweise fast schon auf der Bühne sitzen, damit man irgendwie noch Platz hat. (GR Armin Blind: Wie geht das feuerpolizeilich?) Sie sagen es richtig! Damit die Feuerpolizei keine Einwendungen trifft, war es irgendwie klar, dass die Garage X, weil sie ihre Aufgabe so gut erfüllt, weil man dort so hervorragend arbeitet und immer erfolgreicher wird, einen größeren Raum braucht. – Das war das eine.

 

Zweitens hat die Garage X jetzt auch ein sogenanntes „diversity ensemble“, also ein Cast mit fix angestellten Schauspielern und Schauspielerinnen, die Migrationserfahrung haben. Außerdem ist dort auch die Gruppe „daskunst“ mit ihrer erfolgreichen Arbeit tätig. Asli Kislal hat den Vorschlag gemacht, ein sogenanntes „diversity lab“ zu machen, um den Nachholbedarf abzudecken, den Wien in der Ausbildung junger Schauspieler und Schauspielerinnen unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Erfahrungen und aus unterschiedlichem gesellschaftlichen Milieu hat. Sie hat vorgeschlagen, eine Ausbildungsstätte für junge Menschen, die das Schauspiel erlernen wollen, in Form eines „diversity lab“ zu gründen.

 

Gleichzeitig hatten wir die Situation, dass zwar, wie Sie bereits gesagt haben, das Kabelwerk sehr erfolgreich gelaufen ist, aber kein klares Profil hatte. Es ist sehr groß, es liegt relativ weit draußen, obwohl es öffentlich sehr gut erreichbar ist. Und nachdem klar war, wie die Konzeptjury entschieden hat, und nachdem klar war, dass aus der Konzeptjury hier keine entsprechende Empfehlung kam, haben wir uns auf politischer Ebene mit den unterschiedlichen Akteuren dieser unterschiedlichen Bereiche zusammengesetzt und haben uns die Frage gestellt: Wie können wir – und zwar in keiner Weise in Form einer „overrulenden“ Juryentscheidung – neben der Juryentscheidung zusätzlich entsprechende politische Entscheidungen treffen?

 

Das betrifft bei Weitem nicht nur diese eine Angelegenheit. Es gibt in diesem gesamten Bereich das, was als Standortförderung bekannt ist, dass man nämlich gewisse Regionen zum Beispiel in den Außenbezirken verstärkt fördern will. All diese Punkte werden aber unter Umständen von Jurys, die nach rein künstlerischen Kriterien entscheiden, vernachlässigt, zum Teil völlig zu Recht. Diesfalls sagt man dann aber, dass man aus kulturpolitischen Überlegungen diese und jene Akzente setzen will.

 

Wir haben dann gesagt, wir wollen diesen Akzent setzen. Wir haben mit den Akteuren geredet, und diese haben sehr schnell gesagt, dass sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können.

 

Das heißt: Wir haben diese verschiedenen erfolgreichen Gruppen, Kabelwerk, „daskunst“ und Garage X, gefragt, ob sie Lust haben, zusammenzuarbeiten, und sie haben gesagt, das wollen wir. Dann haben wir in detaillierter Arbeit die Rahmenbedingungen geklärt, und so wird jetzt vorgegangen. Und darüber freue ich mich sehr. Ich habe das, als es präsentiert wurde, als das „neue Leuchtturmprojekt für Wien“ bezeichnet. Ich glaube, dass das wirklich eine sehr interessante große und schöne neue Geschichte sein wird. Das heißt: Man hat nicht mehr getan, als die ohnehin zugesicherten, bereits bestehenden oder ein bisschen aufgestockten Subventionen zusammenzuführen und hier eine neue Form des Zusammenarbeitens zu initiieren.

 

Das ist uns übrigens in mehreren Bereichen gelungen: Auch Salon 5 und Hamakom werden jetzt zusammenarbeiten. Wir wollen in dieser Stadt die Kooperation fördern. Wir wollen fördern, dass Künstler und Künstlerinnen, die erfolgreich sind, gemeinsam alles noch besser machen können. Wir glauben nicht, dass unterschiedliche Kulturinstitutionen dieser Stadt miteinander in Konkurrenz treten und gegeneinander arbeiten sollen,

 

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