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Gemeinderat, 50. Sitzung vom 26.02.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 68

 

Ich persönlich weiß nicht, ob die totale „Verakademisierung“ aller Ausbildungen wirklich der Weisheit letzter Schluss ist und ob man damit nicht letztendlich auch Menschen, die durchaus gut mit Kindern umgehen können, eher abstößt.

 

Im Hinblick darauf muss man sich natürlich auch die Frage stellen, ob man sich für diesen Bereich Akademikergehälter leisten kann und will. Wenn man die Ausbildungen immer weiter verlängert, auf der anderen Seite beim Gehalt aber keine entsprechenden Möglichkeiten sieht, dann verursacht man ja den Menschen auch Lebenseinkommensverluste, und das hat Nachteile für die Pension, weil jedes Jahr zählt. Wir werden in Zukunft 40 bis 45 Jahre brauchen, und wenn man erst mit 25 Jahren anfängt, ist man bei einer Anforderung von 45 Jahren schon bei einem Alter von 70 Jahren, und ich sage ehrlich, mit 70 möchte ich nicht mehr weder in der Schule noch im Kindergarten stehen! – Daher meine ich, wie gesagt, dass immer nur das Verlängern der Ausbildung und die Einbeziehung höherer Hürden vermutlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

 

Ich glaube, das ist ein sehr herausfordernder Politikbereich, der natürlich weit ins Gesellschaftspolitische hineingeht und wo auch die Wirtschaftspolitik angesprochen ist. Ich glaube, Wahlfreiheit ist nach wie vor ein hoher Wert. Daher meine ich, dass es wichtig ist, dass man Eltern eine entsprechende Gelegenheit gibt und auch estimiert, wenn sie einen Eigenbeitrag leisten. Selbstverständlich muss es für diejenigen, die das nicht können oder auch nicht wollen, entsprechende Einrichtungen geben, aber seien wir doch froh, dass es auch Eltern gibt, die sich selbst um ihre Kinder kümmern wollen!

 

Deshalb sind wir auch entsprechend vorsichtig hinsichtlich weiterer Verpflichtungen. Ich glaube, wichtig wäre es jetzt einmal, den Status quo zu konsolidieren und auch in sich zu gehen, ob man nicht im Bereich der eigenen Kindergärten eine Erweiterung vorsehen und eine entsprechende Qualitätssicherung im Bereich der privaten Träger vor allem dieser neugeschaffenen Kleingruppen schaffen möchte. Die großen Träger, Kinderfreunde, „Kinder in Wien“ und kirchliche Einrichtungen, haben ohnehin eine sehr lange Tradition, aber diese privaten Gruppen bedürfen doch einer gewissen Obsorge und auch Betreuung und Begleitung, damit sichergestellt ist, dass letztendlich auch dort die Qualität passt.

 

Ganz zum Schluss: So wichtig der Kindergarten als Bildungseinrichtung ist, soll er doch auch ein Kindergarten bleiben! Kinder sind Kinder. Früher hat man immer gesagt, der Ernst des Lebens fängt mit sechs an. Dann würde er aber schon mit zwei oder drei anfangen.

 

Ich glaube, auch da sollte man nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Man kann auch auf spielerische Weise sehr viele Dinge lernen, im Endeffekt sollte aber die Kindheit nicht allzu früh ein jähes Ende finden. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: So. Nunmehr ist Herr GR Mag Czernohorszky zu Wort gemeldet. – Bitte.

 

12.12.40

GR Mag Jürgen Czernohorszky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!

 

Ich möchte zuallererst auf ein Thema eingehen, das von Frau Kollegin Leeb angesprochen wurde, das nicht direkt zum Schwerpunkt Kindergarten passt, aber selbstverständlich sehr zentral ist, nämlich das der Heimopfer. – Dazu möchte ich zunächst sagen, dass es unsere Pflicht als Stadt und Gesellschaft ist, sich respektvoll und demütig mit dieser Schuld auseinanderzusetzen. Diesfalls hat die Gesellschaft zweifellos eine Schuld auf sich geladen, und es ist überhaupt nicht wegzudiskutieren, dass es unsere Pflicht ist, adäquat damit umzugehen, und zwar nicht, um jemals – das hat auch Frau Kollegin Leeb richtig zitiert – „Ent-Schuldigung“ zu erlangen, darum geht es überhaupt nicht, sondern um das Richtige zu tun.

 

Ich bin der Meinung, dass das die Stadt Wien – wenn auch zu spät so wie alle anderen Bundesländer, die Kirche und der Bund – letztlich doch getan hat: Wir haben 40,5 Millionen EUR für Heimopfer ausgeschüttet, es wurden drei Studien in Auftrag gegeben und auch veröffentlicht, und im Übrigen hat sich der Herr Bürgermeister auch zwei Mal öffentlich entschuldigt, und zwar am 24.8.2010 in einer Pressekonferenz und am 25.10.2011 hier im Gemeinderat.

 

Ich glaube – und das ist überhaupt keine Verzögerungstaktik, sondern unserer Meinung nach der einzige richtige Weg –, dass es anzuerkennen gilt, dass das Phänomen ein gesellschaftliches Phänomen war, das die Stadt Wien, das Land Niederösterreich, das Land Oberösterreich, alle Bundesländer, den Bund und die Kirche betroffen hat. Dabei hat sich die Gesellschaft Schuld aufgeladen. Viele Heimopfer waren ja in drei oder vier Heimen, und es ist daher notwendig, dass man sich einmal bundesweit damit befasst, und es ist daher meines Erachtens der richtige Schritt, dass die Stadt Wien beziehungsweise unser StR Oxonitsch bei den JugendreferentInnen den Vorschlag eingebracht haben, dass das Österreich-weit geschehen soll.

 

Noch einmal: lch glaube, das ist der richtige Schritt; das ist über den Weissen Ring auch von vielen Opfern zu uns gekommen. Sie sind Opfer vieler Einrichtungen geworden. Es ist dies ein bundesweites Phänomen, und Österreich hat sich bundesweit damit auseinanderzusetzen.

 

Jetzt zum Schwerpunktthema: Ich möchte kurz sagen, dass ich mich mit den Anträgen der ÖVP beziehungsweise mit dem, was Frau Kollegin Leeb gesagt hat, weniger hingegen mit dem, was Herr Kollege Nepp gesagt hat, auseinandersetzen möchte. Ich bin nämlich nicht bereit, eine inhaltliche Auseinandersetzung auf der Basis von dummdreisten Beleidigungen in der Hoffnung zu führen, dass bei irgendwelchen schenkelklopfenden Witzen irgendein Sager überbleibt, mit dem irgendwelche anderen Leute schlecht gemacht werden. – Das ist meiner Meinung nach nicht Politik! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Aber vielleicht bleibt auch etwas für Sie hängen. Ich möchte ein paar Informationen bringen, damit man die

 

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