«  1  »

 

Gemeinderat, 50. Sitzung vom 26.02.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 68

 

am Tag zu unterschiedlichen Zeiten und haben 5 Wochen Urlaub. In Wien haben Kindergärten im Durchschnitt laut einer Studie der AK, die im Jänner 2014, also jetzt gerade, veröffentliche wurde, 11,2 Stunden am Tag geöffnet, und in Wien haben Kindergärten 3 Ferientage. Im österreichischen Durchschnitt betragen die Öffnungszeiten durchschnittlich 8,7 Stunden, und es gibt 40 – 40! – Ferientage, also 8 Arbeitswochen. Das ist der Durchschnitt in Österreich. Zum Beispiel in Tirol oder Vorarlberg sind es sogar 11 Wochen! – Das ist die Situation.

 

Sie haben die internationale Situation angesprochen, und daher habe ich mir das auch sehr genau angeschaut. In Frankreich haben die Kinderbetreuungseinrichtungen 6 Stunden am Tag geöffnet und 80 Ferientage, in Italien sind es 8 Stunden am Tag und 40 Ferientage, in Dänemark haben die Kindergärten 10 Stunden am Tag geöffnet und 9 Ferientage.

 

Wien ist Vorreiter in Österreich, und betreffend die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch Vorreiter in Europa, und darauf können wir stolz sein. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Die Allerbesten sind wir nicht. Ich habe lange gesucht und dann ein Beispiel gefunden: In Finnland und Polen gibt es null Ferientage, aber in Finnland hat der Kindergarten nur zehn Stunden geöffnet, in Polen fünf Stunden, in Wien hingegen elf Stunden.

 

Noch eine Zahl: Die Arbeiterkammer hat Kriterien festgelegt, wann ein Kindergarten im Hinblick auf seine Angebote mit Berufstätigkeit vereinbar ist: Dabei geht es nicht nur um die Schließzeiten, sondern es geht auch darum, ob es zum Beispiel Essen gibt. Es geht darum, ob der Kindergarten jeden Tag geöffnet oder vielleicht am Freitag geschlossen hat. – Das sind die sogenannten VIF-Kriterien.

 

2012, sagt die Statistik Austria – lassen Sie sich das bitte auf der Zunge zergehen! –: In Österreich erfüllen momentan 35,1 Prozent aller Kinderbetreuungseinrichtungen diese Kriterien. 35 Prozent aller Kindergärten erfüllen das Kriterium einer Vereinbarkeit von Beruf und Familie! Das ist die Situation, und insgesamt ist diese sehr traurig. Ich erspare Ihnen jetzt das Vorlesen der Zahlen einzelner Bundesländer. In Vorarlberg sind es zum Beispiel 12 Prozent. In Wien sind es hingegen 95,3 Prozent. Von 28 000 Plätzen in Österreich befinden sich 17 500 in Wien.

 

Das hat meiner Meinung nach einen Grund, und der Grund ist Politik. Warum in Wien? – Die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern beträgt in Wien 21,5 Prozent und in Österreich 39,9 Prozent, wobei 21,5 Prozent natürlich zu viel sind, das ist ja ganz klar. Der Grund dafür ist jedenfalls eine entsprechende Politik, nämlich eine Politik betreffend Kinderbetreuungsplätze, Quali-Pläne, Wiedereinsteigerinnenprogramme und so weiter und so fort. – Auf diese Politik können wir stolz sein, und wir haben ein wichtiges Zwischenziel erreicht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

So viel zu den Fakten. Jetzt bin ich seit 13 Jahren hier, und ich wünsche mir wirklich zutiefst, dass diese irgendwann einmal anerkannt werden. Es gibt Jahr für Jahr eine Besserung, auch im Vergleich zu allen anderen Bundesländern, und es wäre schön, wenn das einmal außer Streit gestellt werden könnte!

 

Jetzt zu den Kritikfällen. Einen Kritikfall greife ich jetzt heraus, nämlich das Thema Wildwuchs. Dazu ist zu sagen: Prinzipiell ist die MA 11 als Behörde verantwortlich für jeden Kindergarten und jede Kindergruppe in dieser Stadt im Anlassfall, aber natürlich auch bei der Genehmigung sowie auch im Hinblick auf den Bildungsplan und auf die Überprüfung der Sprachförderungsmaßnahmen. Ich möchte die Zahlen, die im Zusammenhang damit genannt werden, dass es angeblich einen Wildwuchs und immer mehr kleine irgendwie Vereine gibt, die irgendetwas tun, wieder richtigstellen: Gegenwärtig sind 75 Prozent aller Kindergartenplätze entweder städtisch oder von großen Trägern, 40 Prozent sind städtisch, die anderen werden von sehr großen Trägern wie „Kinder in Wien“, „St Nikolaus“ und den Kinderfreunden betrieben. Kindergruppen gibt es überhaupt nur 7 Prozent, diese Anzahl bleibt ungefähr immer gleich, dabei gibt es aber auch zwei sehr große Träger, mit denen wir zusammenarbeiten, nämlich den Verein Kindergruppen und den Verein elternverwaltender Kindergruppen. Aber sicherlich sind auch hier entsprechende Ziele zu definieren.

 

Einen Punkt möchte ich noch erwähnen, nämlich Einzelfälle wie etwa den Fall mit der Unternehmerin. Frau Kollegin Leeb! Warten Sie nicht, bis man letztlich im Gemeinderat irgendetwas machen kann, sondern helfen Sie als Politikerin und Politiker! (GRin Ing Isabella Leeb: Hab ich schon!) Helfen Sie, indem Sie das Problem im Büro des Stadtrats schildern, dann wird es gelöst, denn dabei handelt es sich natürlich um etwas, was zu lösen ist. (GRin Ing Isabella Leeb: Ist schon gelöst!) Wurde gelöst? Passt! Das darf natürlich nicht geschehen, aber das ist ein Einzelfall, den man allerdings bitte nicht als Beispiel für ein System darstellen soll! (GRin Ing Isabella Leeb: Das ist kein Einzelfall!)

 

So. Die Ziele sind klar, das ist ja völlig selbstverständlich: Das Ziel ist es, dass jedes Kind in dieser Republik, aber natürlich auch in dieser Stadt, zwischen drei und sechs Jahren in einem Kindergarten sein soll. Jedes Kind braucht einen Kindergartenplatz, der hohen qualitativen Richtlinien entspricht. Es ist dies die erste Bildungseinrichtung, und diese muss gut sein. Dafür braucht es Betreuungskräfte, die gut sind, und das ist natürlich auch eine Aufgabe der Stadt

 

Ganz kurz zur BAKIP 21: In diesem Zusammenhang muss man ein Missverständnis aufklären. Die BAKIP 21 ist eine Einrichtung der Stadt Wien mit der Aufgabe, PädagogInnen für Einrichtungen der Stadt Wien auszubilden, nämlich Kindergärtner und Kindergärtnerinnen. Die Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik fallen prinzipiell in die Kompetenz und in den Aufgabenbereich des Bundes. Die Stadt Wien hat sich aber immer dazu bekannt und die Maßnahmen in den BAKIP ausgebaut, und sie steht auch zu den 7 Millionen Investitionen.

 

Ernsthaft betrieben haben wir die Erwachsenenbildung mit „Change“ und „Pick up“. Und seit 2008, seitdem es „Change“ und „Pick up“ gibt, hat sich die Zahl ausge

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular