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Gemeinderat, 51. Sitzung vom 24.03.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 80

 

gehört einerseits, dass man natürlich schaut, welche Bäume gefährdet sind, welche Kronen sozusagen dazu neigen, dass Äste herunterfallen können. Aber es geht bei präventiven Maßnahmen natürlich auch darum, dass man möglicherweise bei solchen Sturmwarnungen Information an die Bürgerinnen und Bürger von Wien richtet. (GR Kurt Wagner: Es gibt Wettervorhersagen, Frau Kollegin!) Zum Beispiel, ja. Wettervorhersagen sind da, aber das heißt noch nicht, dass unbedingt jeder Wiener und jede Wienerin sich der Gefahren bewusst sind. (GR Kurt Wagner: Dann können sie Radio hören!)

 

Also ich verstehe diese Aufregung und Emotionalität überhaupt nicht, und als seltsam muss ich das schon ansehen, vor allem auch in dem Zusammenhang, dass einem, wenn man aktuell durch Wien geht, auffällt, dass am Ring oder in den Parks auffallend viele Bäume abgeschnitten werden und auch Baumpflege gemacht wird. Also eigentlich hätte ich das jetzt eher als positiv gesehen, dass hier sehr viel getan wird, um eben das zu verhindern. Man sieht auch immer wieder bei vielen Baumstämmen, dass Löcher drinnen sind. Also da sieht man, dass Bäume wirklich von außen oft ganz gesund ausschauen, aber innen dann doch sehr krank sind. Gleichzeitig sieht man aber natürlich auch viele Bäume, wo man das von außen her nicht erkennen kann, die eigentlich ganz gesund ausschauen.

 

In diesem Zusammenhang meine Zusatzfrage an Sie: Können Sie sagen, wie viele Bäume heuer im Rahmen dieser Pflegemaßnahmen im Frühjahr gefällt werden oder wurden, wie viele Ersatzpflanzungen gemacht werden? Sie betonen ja immer, dass am Ring jedes Jahr sozusagen 1 Prozent erneuert werden muss. Wird es heuer wieder bei diesem 1 Prozent bleiben?

 

Und eine Frage noch zu den Ersatzpflanzungen. Wenn man sich die anschaut, sind es sehr viele sehr junge Bäumchen, die da gepflanzt werden. Warum pflanzt man da so kleine, junge Bäumchen und nicht schon etwas stärkere, die dann schneller wachsen können?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Man muss bei den Baumpflanzungen jetzt einmal grundsätzlich in zwei Kategorien unterscheiden, Frau Gemeinderätin. Und zwar einerseits in Waldgebiete. Beim Nationalpark Donau-Auen zum Beispiel handelt es sich um ein Waldgebiet. Dort wird selbstverständlich nicht jeder einzelne Baum kontrolliert, weil es völlig unmöglich ist, so etwas zu machen, sondern im Nationalpark Donau-Auen werden die Wegbereiche ausgeschnitten und verstärkt eben darauf geschaut, dass neben den begehbaren Wegen – also das sind die Wege, auf denen man gehen darf – die Bäume in einem guten Zustand sind.

 

Trotzdem weise ich noch einmal darauf hin, dass bei einem Sturm von über 130 km/h gar nichts mehr hilft an Maßnahmen, sondern da hilft nur, dass man nicht in den Wald hineingeht. Und ich glaube, Sie können wirklich nicht sagen, dass die Bevölkerung bei diesem Sturm nicht informiert wurde. Das war auf Ö3, das war im Radio, das war im Fernsehen, das war auf ORF-online, dass ein großes Sturmgebiet nach Österreich kommt mit Sturmböen eben bis zu über 130 km/h. Wie wir dann noch hätten darüber informieren sollen, damit die Information besser bei den Menschen ankommt, weiß ich nicht. Da sehe ich auch keine Möglichkeiten der Stadt darüber hinaus noch. Das ist wirklich überall getrommelt worden, und es war ja auch wahrnehmbar, denn wenn ein Sturm mit 130 km/h geht und Sie gehen vor die Haustür, dann ist es etwas, das Sie durchaus auch wahrnehmen. Wir werden uns natürlich noch verstärkt bemühen, den Menschen zu sagen, dass man, wenn so ein starker Sturm ist, einfach nicht im Wald spazieren kann, weil es dann eben sehr, sehr gefährlich werden kann.

 

Zur Emotionalität. Ich sehe mich nicht als emotional, aber ich sage Ihnen schon etwas. Ich finde das einfach letztklassig, wenn Sie mit dieser Frage versuchen, uns die Verantwortung für den Tod einer Frau umzuhängen. (GRin Mag Karin Holdhaus: Das ist eine rein sachliche Frage!) Nein, es ist überhaupt keine sachliche Frage, und diese Kritik müssen Sie sich schon gefallen lassen. Wenn Sie das heute als gute Gelegenheit sehen, hier politisches Kleingeld zu wechseln, dann ist das Ihre Angelegenheit (GRin Mag Karin Holdhaus: Überhaupt nicht!), aber dann müssen Sie sich auch meine Kritik zu diesem Thema gefallen lassen, ob Ihnen das jetzt passt oder nicht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Also wie gesagt, es gibt einmal grundsätzlich die zwei Ansätze. Einmal die MA 49, die für die Wälder zuständig ist, und dann die Stadtgärten, die alle Stadtbäume betreuen. Hier haben wir eine völlig andere Situation, weil wir hier ganz streng nach einer ÖNORM vorgehen. Das heißt, jeder Stadtbaum wird regelmäßig von dieser Abteilung kontrolliert. Das sind 100 000 Alleebäume auf 600 km Wiener Straßen und weitere 300 000 Bäume in den 850 Wiener Parkanlagen. Das ist natürlich ein ungeheurer Aufwand. Jeder einzelne Baum wird ein Mal im Jahr kontrolliert, und zwar eben auf Standsicherheit und nach anderen Parametern, etwa statische Sicherheit und so weiter. Das wird auch im Baumkataster festgehalten, und dieser Baumkataster ist ja auch im Internet für jeden einsehbar.

 

Nach den Sturmereignissen gibt es dann die sogenannten anders bezogenen Baumkontrollen, weil wir natürlich wissen, dass ein Sturm von 130 km/h und mehr die Bäume besonders hernimmt. Das heißt, es gibt neben der täglichen Sichtkontrolle, die durch die Gärtnerinnen und Gärtner durchgeführt wird, neben der jährlichen ÖNORM-Kontrolle dann noch außerordentliche Kontrollen, wo mit besonderer Sorgfaltspflicht noch einmal nachkontrolliert wird, welche Schäden jetzt durch den Sturm verursacht worden sind. Auch auf versteckte Schäden wird geachtet, und das hat dann natürlich die eine oder andere Baumrodung zur Folge, gerade eben bei einem so starken Ereignis.

 

Trotzdem ist es auch in diesem Fall so, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt, gerade dann, wenn es mehr als Windstärke 8 gibt. Gemäß der vorhin genannten Beaufort-Skala müssen Bäume sozusagen normgemäß dieser Windstärke standhalten, aber alles, was

 

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