«  1  »

 

Gemeinderat, 54. Sitzung vom 24.06.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 76 von 81

 

räumen und auch unterschiedliche Positionen zu dem, was von Vorrednerinnen und Vorrednern gesagt wurde, noch einmal ein wenig klar zu machen.

 

Zunächst einmal zu dem mir wichtigen Bereich des Fördermodells 2.0 - Kollege Czernohorszky hat zwar darauf hingewiesen, aber man muss es trotzdem klarstellen, denn es ist ja noch drei Mal angesprochen worden. Wir müssen ganz klar auseinanderhalten: Es gibt den Stellenplan - das ist jener, der alljährlich im Juni auftaucht, der vorläufige Stellenplan, der den Schulen zugeteilt wird. Dieser Stellenplan sind Lehrerinnen- und Lehrerdienstposten, vereinfacht gesprochen, die wir von Seiten des Bundes bekommen und die zu 100 Prozent an alle Schulen verteilt werden. Dann gibt es den definitiven Stellenplan, der leider erst im Oktober kommt - das ist immer ein Problem; warum, werde ich dann vielleicht in einem anderen Bereich noch sagen -, der dann letztendlich auf Basis der tatsächlichen Schülerinnen und Schüler, die in den einzelnen Schulformen sitzen, kommt. Das heißt, da bekommt jede Schule in der Regel noch etwas mehr Dienstposten. Das ist in normalem Zustand gar keine große Diskussion, das weiß jede Schule, dass sie beim vorläufigen Stellenplan weniger hat als beim definitiven. Wir haben jetzt bald Personalvertretungswahlen, daher ist das eben jetzt ein Thema, als ob das etwas Neues wäre. Seis drum. Jetzt wird es vermengt mit dem Fördermodell 2.0.

 

Was ist, noch einmal, der Hintergedanke? - Wir werden - und dieser Beweis ist locker anzutreten, leider erst im November des nächsten Jahres, wenn die Abrechnung des Stellenplans kommt - den Stellenplan um über 220 Lehrerinnen und Lehrer bewusst überziehen, und zwar über die 65 Lehrerinnen und Lehrer hinaus, um die wir in den vergangenen Jahren auch schon überzogen haben. Das heißt, Wien leistet insgesamt rund 300 Lehrerinnen und Lehrer für die Wiener Schulen: Die 65 Dienstposten, die wir hier im Gemeinderat noch unter meiner Vorgängerin beschlossen haben, zum Ausbau der Ganztagsschulen, plus die 220 Lehrerinnen und Lehrer für das Fördermodell 2.0 im Bereich der Volksschulen.

 

Wien hat darüber hinaus gerade im Bereich der Volksschulen immer wieder in seinen Stellungnahmen darauf hingewiesen, dass endlich ein gerechter Verteilungsschlüssel kommen muss, dass Wien eben gerade auch angesichts der wachsenden Bevölkerungszahl mehr Lehrerinnen und Lehrer braucht. Und es sind nur zwei Drittel der Lehrerdienstpostenplanberechnung an die Schülerzahlen gekoppelt, alle anderen Zuschläge in diesem Bereich des Dienststellenplans sind gedeckelte Beiträge. Das heißt, wurscht, wie viele Kinder wir haben, wir kriegen nicht entsprechend mehr Lehrer für SPF, wir kriegen nicht mehr Lehrer für Sprachfördermaßnahmen, wir kriegen nicht mehr Lehrer für 25plus und so weiter.

 

Das heißt, diese Kritik gibt es alljährlich nicht zuletzt seitens der Stadt Wien, eine Kritik, die wir ja auch immer wieder mehrheitlich hier verabschieden. Nichtsdestotrotz, wir bekommen die entsprechenden Lehrer nicht. Nur, wir verteilen - und das möchte ich ein für alle Mal festhalten – 100 Prozent der uns zugeteilten Mittel für Lehrerdienstposten selbstverständlich an die Schulen. Die haben bei den Schülern anzukommen. Und wir verteilen darüber hinaus in diesem Jahr noch 220 zusätzliche Lehrerdienstposten für den Bereich des Fördermodells.

 

Und das Fördermodell setzt natürlich schon sehr stark genau dort an, wo es um zusätzliche Unterstützung geht. Ich sage aber gleichzeitig, ich bekenne mich zum Fördermodell auch deshalb, weil ich mich gleichzeitig auch für den integrativen Unterricht stark mache und ein Bekenntnis dazu abgeben möchte. Das heißt, zu allen Überlegungen, die immer in die Richtung gehen, segregieren wir noch ein bisschen mehr, trennen wir noch mehr die, die ein bisschen schlechter Deutsch können, die, die vielleicht ein etwas schlechteres Sozialverhalten haben!, oder Ähnliches, sage ich Nein. Das ist kein erfolgreiches Modell.

 

Genauso wie ich sage - und das weiß man ja auch ganz genau; Kollege Kowarik hat gesagt, man denkt da immer in Kasteln; aber man braucht nicht in Kasteln zu denken, man braucht sich nur erfolgreiche Schulmodelle anzusehen, und da ist es unbestritten, und es ist ganz egal, ob es fortschrittliche, linke Pädagogen sind oder ob es Länder sind, die konservativ regiert werden -: Die erfolgreichen Schulmodelle sind jedenfalls einmal Ganztagsschulmodelle; Ganztagsschulmodelle deshalb, weil diese natürlich soziale Unterschiede ausgleichen. Das ist ein Faktum, das kann man nicht wegdiskutieren. Und da hilft es auch nichts, zu sagen, na ja, in der Halbtagsschule findet man auch einen, der Vorzugsschüler ist! - Ja, es gibt auch Tellerwäscher als Millionäre. Es gibt wahrscheinlich noch viel mehr Vorzugsschüler als Halbtagsschüler. Nichtsdestotrotz: Erfolgreiche Schulmodelle, die soziale Unterschiede ausgleichen - und das ist ein zentraler Inhalt von Bildungspolitik -, sind Ganztagsschulmodelle, und wir werden in Wien daher diesen Bereich auch weiterhin massiv ausbauen, genauso wie wir es in der Vergangenheit getan haben, weil das ein erfolgreiches Schulmodell ist, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – GR Mag Dietbert Kowarik: ... wählen!)

 

Eine andere Diskussion möchte ich auch noch ansprechen - und da haben wir durchaus unterschiedliche Interessen -, und ich sage auch, ich könnte mir da durchaus Modelle vorstellen. Einmal wurde da von der Leitungsfunktion gesprochen und einmal von der administrativen Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern. Nur, die Diskussion, um die es schlicht und ergreifend geht: Ein Direktor war immer ein Direktor, damals wie heute. Wenn es darum geht, zusätzliche Ressourcen freizuschaufeln, nämlich für den pädagogischen Unterricht, indem man eine Person dazustellt und sagt, die Person, die jetzt Direktor ist, soll in Zukunft auch vermehrt pädagogische Aufgaben wahrnehmen, dann ist das schlicht und ergreifend genau eines jener Dinge, um die es geht, wenn von Zuständigkeit die Rede ist, nämlich Zuständigkeit des Bundes. Daher ist das letztendlich auch dort zu lösen, daher ist es dort im Rahmen der zuständigen Kompetenzen zu klären und nicht immer nur die einfache Forderung zu stellen: Dann soll es halt das Land machen!

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular