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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 19.12.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 147

 

Ich glaube, das ist ein öffentlicher Prozess. Und da ist eines ganz wichtig, und das betrifft bestehende Hochhausdiskussionen: Eines kann das Hochhauskonzept oder auch ein anderes Konzept sicherlich nicht: ein Computerprogramm erstellen, sodass man in den Computer irgendwelche Daten eintippen könnte und der einem dann ausspucken würde: Dort ist ein 72 m hohes Hochhaus möglich und dort ist ein 104 m hohes Hochhaus möglich.

 

Am Schluss bleibt eine Bewertung der Argumente. Und da ist es so wie bei Projekten, die wir jetzt schon haben: Es gibt vehemente Befürworter, die sagen, dieser Ort wird durch dieses konkrete Projekt besser, und es gibt andere, die sagen, nein, dieser Ort wird deutlich schlechter durch dieses Projekt.

 

Eines sage ich jetzt, ohne ein Prophet zu sein, voraus: Auch zukünftige Hochhäuser werden umstritten sein, so wie es schon in der Vergangenheit war. Es war zwar kein Hochhaus, aber ich erinnere an Otto Wagners umgebrachte Projekte. Da weinen wir heute noch, weil sie nicht umgesetzt wurden. Diese Projekte wurden damals, auch wenn es keine Hochhäuser waren, mit ähnlichen Argumenten umgebracht. Da hieß es, die passen nicht in die Stadt, die sind die Faust aufs Auge. Ich glaube, beim Wien Museum, zu dem Otto Wagner ja ein Projekt gemacht hat, hat sich die Stadtverwaltung dazu verpflichtet, ein Eins-zu-eins-Modell aufzubauen, aber später, als das Eins-zu-eins-Modell dort stand, war irgendwie völlig klar, dass das nicht gebaut werden darf. Auch das ehemalige Kriegsministerium, jetzt Ministerium am Stubenring, war ein Projekt eines hervorragenden Architekten, der dann auch das entsprechend nicht bauen durfte.

 

Bei keinem Projekt werden uns Auseinandersetzung erspart bleiben. Aber dieses Vier-Phasen-Konzept – dass es transparent gemacht wird, dass der öffentliche Nutzen dargestellt wird, dass eine BürgerInnenbeteiligung vorhanden ist, dass städtebauliche Leitlinien gemachten werden – schafft, glaube ich, sehr präzise Rahmenbedingungen in diesem Bereich. Das ist, anders als Kollege Dworak gesagt hat, sehr wohl lesbar, wenn man es lesen will.

 

Das sind klare Rahmenbedingungen, die uns helfen, in diesem wachsenden Wien Transparenz, BürgerInnenbeteiligung zu schaffen und, um jetzt ganz bewusst den Begriff des Weltkulturerbes noch einmal hineinzubringen, Objekte, Häuser und Ensembles zu kreieren und zu ermöglichen, die in 50, 70, 90, 110 Jahren auch als Weltkulturerbe gelten werden. Denn sozusagen die Qualität Wiens besteht in der Weiterentwicklung des Bestehenden, anstatt dass ein erstickender Glassturz über die Stadt gestellt wird. Das ermöglicht Qualität.

 

Daher bin ich froh, möchte mich bei allen bedanken, die an diesem Konzept mitgewirkt haben, freue mich, dass wir es heute beschließen können, um den Reigen großer Programme für die Zukunft Wiens fortzusetzen. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke. Als Nächster ist GR Unger zu Wort gemeldet. – Bitte.

 

14.08.41

GR Christian Unger (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatter! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! – Es sind keine Zuseher da.

 

Nur ganz kurz ein Wort zum Herrn Kollegen Chorherr. Sie reden immer von einem positiven Optimismus. Ich sage Ihnen etwas: Der Optimismus wegen Rot-Grün ist den Wienerinnen und Wienern schon lange vergangen, aber auf die Grünen komme ich nachher noch zu sprechen. Es ist bekannt, wir beschäftigen uns hier mit dem Hochhauskonzept des Stadtentwicklungsplanes, und im Gegensatz zu meinem Vorredner müssen wir feststellen, dass jeglicher Schutz der Stadt heute ein für alle Mal beendet werden soll. Das Konzept ist nur für eines da, und Sie haben es ja zum Teil auch gesagt: Dass man möglichst viele Hochhäuser baut, anstatt nur irgendwo restriktive Maßnahmen zu machen, damit Wien so erhalten bleibt, wie es ist.

 

Das machen Sie gut. Kollege Dworak hat ja gesagt, man kann es nicht lesen. Ich meine, man kann es zwar lesen, aber man kann gar nicht glauben, was da alles drinnensteht. Seite 13 von Ihrem Konzept, ich habe das gelesen: „Ausgeschlossen sind Hochhausentwicklungen in Naturlandschaftsschutzgebieten, Sicherheitszonen am Flughafen, Schutzzonen nach § 7 sowie insbesondere die Kernzone sowie die Pufferzone des UNESCO-Weltkulturerbes Wien. Die erfordern erhöhte Aufmerksamkeit in der Beurteilung von Hochhausprojekten.“ Und jetzt kommt’s: „Die Untersuchungen und Darstellungen zur Gestaltungsqualität Wiens sollen laufend aktualisiert werden, um eine dynamische Entwicklung Wiens auch zukünftig am Bestand messen zu können.“ – Zitat Ende.

 

Wenn man das Ganze im Klartext formuliert, heißt das: In der Kernzone, in der Schutzzone des Weltkulturerbes sind Hochhäuser im Gegensatz zu jetzt nicht mehr ausgeschlossen. Ich sage ihnen dazu: Das historische Stadtzentrum von Wien wurde 2001 auf die Liste des Erbes der Welt gesetzt. Damals wurde von der UNESCO auch ein Managementplan gefordert, nämlich gemäß den Richtlinien der UNESCO zur Verwaltung von Weltkulturerbe-Gebieten. Darin steht ganz klar, dass das Gebiet eine Ausschlusszone für Hochhäuser ist. Und was machen Sie? Sie wollen, wie gesagt, in die Kernzone jetzt Hochhäuser hineinbauen.

 

Bei der Projektvorstellung des Hochhauses am Eislaufverein wurde gesagt, das liegt ja nur am Rand der Weltkulturerbe-Zone beziehungsweise am Rand der Kernzone. Dann hat es geheißen, das ist eigentlich gar nicht mehr drinnen. Aber ich sage Ihnen: Wenn Sie den Plan lesen könnten und ihn verstehen würden, würden sie bemerken: Ja, es ist Kernzone. Und dieses Weltkulturerbe wollen Sie augenscheinlich verspielen. Wobei ich Ihnen als gelernter Wiener sagen muss: Ich glaube gar nicht, dass Sie es verspielen wollen; ganz im Gegenteil, Sie wollen es eher verkaufen.

 

Denn wenn man sich ein bisschen diese ganze Geschichte anschaut, dann fallen einem dazu ein paar Sachen ein. Sie sollten eigentlich zuerst das Konzept haben und dann eine Ausschreibung machen. Dann kommen die Architekten. Die halten sich daran oder auch nicht. Meistens gewinnt der, der sich eigentlich nicht an die Vorgaben hält. Das heißt, es gibt einen Kampf zwischen Wirtschaftlichkeit und Schutz. Warum Wirtschaftlichkeit

 

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