Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 19. Wahlperiode 62. Sitzung vom 29. Jänner 2015 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP - 00169-2015/0001 - KU/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP - 00167-2015/0001 - KVP/GM) S. 6 3. Anfrage (FSP - 00162-2015/0001 - KFP/GM) S. 10 4. Anfrage (FSP - 00161-2015/0001 - KSP/GM) S. 12 5. Anfrage (FSP - 00165-2015/0001 - KVP/GM) S. 15 3. AST/00198-2015/0002-KVP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Wien braucht einen Sicherheitsstadtrat!" Rednerin bzw Redner: GR Dr Wolfgang Ulm S. 20 GR David Ellensohn S. 21 GR Mag Johann Gudenus, MAIS S. 23 GR Godwin Schuster S. 24 GR Dr Wolfgang Aigner S. 24 StR Mag Manfred Juraczka S. 25 GRin Birgit Hebein S. 26 GR Gerhard Haslinger S. 27 GR Christian Hursky S. 28 4. Mitteilung des Einlaufs S. 28 5. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 29 6. Umstellung der Tagesordnung S. 29 7. 04009-2014/0001-GWS; MA 25, P 53: Wohnservice Wien GmbH, Aufgabenerweiterung der Wohnpartner Berichterstatter GR Heinz Vettermann S. 29 Redner: GR Ing Mag Bernhard Dworak S. 29 GR Mag Christoph Chorherr S. 31 GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein S. 33 GR Dr Kurt Stürzenbecher S. 34 GR Norbert Walter, MAS S. 37 GR Mag Günter Kasal S. 39 GR Gerhard Kubik S. 40 Abstimmung S. 43 8. 04265-2014/0001-GWS; MA 34, P 52: Anmietung von Büroflächen und Kfz- Stellplätzen von der Commerz-Real Investmentgesellschaft mbH im Objekt Optimum; 20, Dresdner Straße 81-85 Berichterstatter GR Heinz Vettermann S. 43 Rednerin: GRin Ilse Graf S. 43 Abstimmung S. 43 9. 03917-2014/0001-GSK; MA 21, P 49: Plan Nr 8105: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 22, KatGen Aspern und Eßling Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 43 Rednerin bzw Redner: GR Karl Baron S. 43 GRin Mag Muna Duzdar S. 44 GR Mag Josef Taucher S. 45 Abstimmung S. 46 10. 00030-2015/0001-GIF; MA 57, P 1: Verein Kolping Österreich; Förderung 00031-2015/0001-GIF; MA 57, P 2: Verein Tamar; Förderung 00033-2015/0001-GIF; MA 57, P 3: Verein Volkshilfe Wien, SOPHIE; Förderung 00034-2015/0001-GIF; MA 57, P 4: Verein Frauen beraten Frauen; Förderung 00035-2015/0001-GIF; MA 57, P 5: Verein abz*austria; Förderung 00036-2015/0001-GIF; MA 57, P 6: Verein Institut für Frauen- und Männergesundheit; Förderung 00037-2015/0001-GIF; MA 57, P 7: Verein Frauenhetz; Förderung 00038-2015/0001-GIF; MA 57, P 8: Verein Schwarze Frauen Community; Förderung 00039-2015/0001-GIF; MA 57, P 9: Verein Miteinander Lernen - Birlikte Ögrenelim, Förderung Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 46 Rednerinnen bzw Redner: GRin Mag Barbara Feldmann S. 46 GRin Birgit Hebein S. 47 GRin Angela Schütz S. 47 GR Mag Wolfgang Jung S. 48 GR Christian Hursky S. 50 Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 51 Abstimmung S. 52 11. 00032-2015/0001-GIF; MA 17, P 10: Verein Station Wien; Subvention 00040-2015/0001-GIF; MA 17, P 11: Verein LEFÖ; Subvention 00041-2015/0001-GIF; MA 17, P 12: Verein Projekt Integrationshaus; Subvention 00042-2015/0001-GIF; MA 17, P 13: Interface Wien GmbH; Subvention 00043-2015/0001-GIF; MA 17, P 14: Verein Miteinander Lernen - Birlikte Ögrenelim; Subvention 00044-2015/0001-GIF; MA 17, P 15: Verein Peregrina; Subvention 00050-2015/0001-GIF; MA 17, P 16: Verein Helping Hands; Subvention 00051-2015/0001-GIF; MA 17, P 17: Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen; Subvention Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder S. 52 Rednerinnen bzw Redner: GRin Mag Ines Schneider S. 52 GR Senol Akkilic S. 53 GR Dr Wolfgang Aigner S. 54 GRin Silvia Rubik S. 55 GR David Ellensohn S. 56 StR David Lasar S. 57 GR Peter Florianschütz S. 58 Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder S. 60 Abstimmung S. 60 12. 00122-2015/0001-MDLTG, P 54: Bestellung von Dr Peter Pollak, MBA zum Stadtrechnungshofdirektor der Stadt Wien Rednerinnen bzw Redner: GRin Mag Karin Holdhaus S. 61 GRin Birgit Hebein S. 61 GR Mag Dr Alfred Wansch S. 62 GR Dr Wolfgang Aigner S. 63 GR Mag Thomas Reindl S. 63 Abstimmung S. 64 13. 04120-2014/0001-GFW; MA 5, P 18: Verein Lokale Agenda 21; Subvention Berichterstatter GR Franz Ekkamp S. 64 Rednerin bzw Redner: GRin Dr Jennifer Kickert S. 64 GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein S. 65 Berichterstatter GR Franz Ekkamp S. 65 Abstimmung S. 65 14. PGL – 00204-2015/0001 - KFP/MDGF Dringliche Anfrage von GR Mag Johann Gudenus, MAIS, GR Johann Herzog, GR Dominik Nepp und GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein betreffend "Währungsspekulation in Franken" Begründung: GR Mag Johann Gudenus, MAIS S. 65 Beantwortung: VBgmin Mag Renate Brauner S. 67 StR DDr Eduard Schock S. 70 GR Mag Alexander Neuhuber S. 72 GR Dipl-Ing Martin Margulies S. 75 GR Dr Wolfgang Aigner S. 76 GR Mag Thomas Reindl S. 78 GR Karl Baron S. 80 GR Dipl-Ing Rudi Schicker S. 81 GR Dominik Nepp S. 83 GR Dipl-Ing Martin Margulies (tatsächliche Berichtigung) S. 86 GR Mag Johann Gudenus, MAIS (zur Geschäftsordnung) S. 86 Abstimmung S. 86 15. 04074-2014/0001-GJS; MA 10, P 22: Ersatzbau der Bildungs- und Betreuungseinrichtung 10, Quaringasse 13; Sachkreditgenehmigung Berichterstatter GR Mag Jürgen Czernohorszky S. 89 Rednerin bzw Redner: GRin Ing Isabella Leeb S. 89 GR Heinz Vettermann S. 91 GR Senol Akkilic S. 92 Abstimmung S. 93 16. 03965-2014/0001-GJS; MA 51, P 30: Nachwuchssportförderung Berichterstatter GR Mag Thomas Reindl S. 94 Rednerin bzw Redner: GR Mag Günter Kasal S. 94 GR Dr Wolfgang Aigner S. 95 GR Christoph Peschek S. 95 GRin Dr Jennifer Kickert S. 97 Berichterstatter GR Mag Thomas Reindl S. 98 Abstimmung S. 98 17. Dank an GR Christoph Peschek durch Vorsitzenden GR Godwin Schuster S. 97 18. 04073-2014/0001-GJS; MA 13, P 34: Fonds Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser; Subvention Berichterstatterin GRin Mag (FH) Tanja Wehsely S. 98 Rednerin bzw Redner: GRin Ing Isabella Leeb S. 98 GR Dr Wolfgang Aigner S. 101 Berichterstatterin GRin Mag (FH) Tanja Wehsely S. 102 Abstimmung S. 102 19. 03928-2014/0001-GKU; MA 7, P 36: Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung; Subvention Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger, MBA S. 102 Rednerin bzw Redner: GR Ing Mag Bernhard Dworak S. 102 GRin Marianne Klicka S. 103 Abstimmung S. 103 20. 04245-2014/0001-GKU; MA 7, P 37: Verein Soho in Ottakring; Subvention Abstimmung S. 103 21. 04111-2014/0001-GKU; MA 7, P 40: Forschungs- und Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur; Subvention Abstimmung S. 103 22. 04247-2014/0001-GKU; MA 7, P 42: Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler- Privatstiftung; Subvention Abstimmung S. 103 23. 04171-2014/0001-GKU; MA 7, P 44: Verein Springerin; Subvention Abstimmung S. 103 (Beginn um 9.01 Uhr.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Ich eröffne die 62. Sitzung des Wiener Gemeinderates. - Ich versuche nur zu warten, bis hier ein bisschen mehr Ruhe einkehrt. Entschuldigt für die heutige Sitzung sind: GR Flicker, GR Kops, GR Mag Kowarik, GRin Ludwig-Faymann, GRin Prof Dr Vitouch und GR Mag Werner-Lobo. Ich möchte - und wir haben das auch in der Präsidialkonferenz so vereinbart - darauf hinweisen, dass heute um 13 Uhr das Begräbnis eines ehemaligen Kollegen von uns stattfindet, nämlich von Robert Parzer, einem ÖVP- Gemeinderat und - ich kann das für die sagen, die ihn gekannt haben - auch einem lieben Freund. Wegen dieses Begräbnisses möchte ich darauf aufmerksam machen, dass folgende Personen sich dafür genannt haben, zum Begräbnis zu kommen. Ich sage das hier sehr, sehr bewusst, damit nicht jemand auf die ungute Idee kommt, Vorwürfe zu machen, weil manche nicht da sind. - Entschuldigt in der Zeit von zirka 12.30 Uhr oder ein bisschen früher bis 15.30 Uhr sind: StR Mag Juraczka, GRin Korosec, GR Dr Mayer, GR Mag Maresch, GRin Puller, GRin Schubert, GR Dipl-Ing Stiftner und GR Dr Ulm. Ich wollte das hier am Beginn sagen. Kondolenzschreiben haben wir schon an die Witwe gerichtet. Wir kommen zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP - 00169-2015/0001 - KU/GM) wurde von Herrn GR Dr Wolfgang Aigner gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gerichtet. (Die Schweizerische Nationalbank konnte und wollte den Euro nicht mehr weiter stützen und hat daher den Frankenkurs freigegeben, was zu einer massiven Aufwertung des Franken im Vergleich zum Euro geführt hat. Dadurch hat sich der Buchwert der Wiener Frankenschulden schlagartig um einen dreistelligen Millionenbetrag erhöht. Die stetige Verlängerung der Laufzeiten verhindert zwar die Realisierung der eingetretenen Kursverluste, sie führt aber zu steigenden Zinszahlungen. Da aus heutiger Sicht - nicht zuletzt durch die Weichwährungspolitik der EZB - nicht mit einer nachhaltigen Erholung des Euro im Verhältnis zum Franken zu rechnen ist, hätte die Phase des Mindestkurses von 1,20 Franken zum Euro genutzt werden können, aus dem Spekulationsgeschäft „Frankenkredite“ zu einigermaßen erträglichen Bedingungen auszusteigen. Diese Möglichkeit wurde nicht genützt. Welche Strategie verfolgen Sie, um die effektiven Verluste aus diesem finanziellen Abenteuer für die Steuerzahler zu minimieren?) Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Vielen Dank. - Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Die 1. Anfrage befasst sich mit einem Thema, über das wir uns heute ja noch länger auseinandersetzen werden. Wir werden noch öfters Gelegenheit haben, dieses Thema zu besprechen. Meine Position und die Inhalte zu dem Thema Fremdwährungskredite sind bekannt. Wir sind ja hier den Weg einer völligen Offenheit und Transparenz und einer offensiven Informationspolitik gegangen. Ich kann Ihre Frage also sehr kurz beantworten: Es ist festzuhalten, dass die Nichttilgung zu ungünstigen Zeitpunkten der Schweizer-Franken- Finanzierungen verhindert, dass es zu effektiven Verlusten kommt. Sie wissen, dass die Stadt Wien in den letzten Jahren Maßnahmen und Strategien gesetzt hat, um das Währungsrisiko für die Stadt Wien möglichst gering zu halten. Sie wissen auch, dass die Stadt Wien nicht verpflichtet ist, zu einem speziellen Zeitpunkt, zu einem ungünstigen Zeitpunkt aufzunehmen oder zurückzuführen. Auf Grund des bestehenden Schuldenmanagements sowie des guten Liquiditätsstandes der Stadt können Schuldenaufnahmen oder Schuldenrückführungen jeweils zu einem für die Stadt günstigen Zeitpunkt durchgeführt werden. Damit eine Umschuldung von Schweizer-Franken-Finanzierungen in Euro-Finanzierungen flexibel möglich und gewährleistet ist, sind allerdings kurze Bindungsfristen notwendig. Und das - auch das wissen Sie - erfolgt im Falle Wiens durch die Rollierung bestehender kurzfristiger Schweizer-Franken-Finanzierungen auf monatlicher Basis in Form von Barvorlagen. Ziel ist, das bestehende Restportfolio bei einer günstigeren Wechselkursrelation zwischen Schweizer Franken und Euro in Euro zu konvertieren. Denn im Gegensatz zu den vielen Privaten, deren Kredite ein definitives Endfälligkeitsdatum haben, gibt es ein solches für die Stadt Wien nicht. Die Stadt hat also die Möglichkeit, entsprechende Entwicklungen abzuwarten. Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist wichtig, jetzt ruhig und bedacht weitere Schritte zu planen. Voreilige, kurzfristige Reaktionen erachte ich für kontraproduktiv. Wir nehmen natürlich die aktuelle Situation sehr ernst, beobachten und analysieren ständig die veränderten Rahmenbedingungen, natürlich auch unter Beiziehung von externen Finanzmarktexperten. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Die 1. Zusatzfrage stellt GR Dr Aigner. - Bitte. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Grüß Gott, Frau Vizebürgermeisterin! Herzlichen Dank für Ihre Antwort! Ich möchte, bevor ich zu meiner Zusatzfrage komme, vielleicht vorausschicken, dass sich ja über diese Entwicklung niemand freut, weil sie insgesamt für den Euroraum keine gute ist. Das trifft private Kreditnehmer, es trifft die öffentlichen Hände. Es ist also hier auch kein Anlass, schadenfroh zu sein, sondern es ist halt die Frage, wie man aus dieser Situation am besten herauskommt. Die Stadt Linz ist auch betroffen. Dort geht man jetzt den Weg, glaube ich, sozusagen im politischen Einvernehmen in den Euro zu wechseln. Ich glaube, es war auch klar, dass diese Maßnahme der Schweizerischen Nationalbank, den Frankenkurs durch Interventionen über einen gewissen längeren Zeitraum künstlich konstant zu halten, zeitlich befristet war. Ein bisschen in die Vergangenheit blickend, möchte ich Sie daher fragen: Hat es während dieser Phase des Kurses von 1,20 seitens der Stadt Wien, des Finanzmanagements, Überlegungen gegeben, diese Phase zu nutzen, um diese Frankenkredite sozusagen endgültig ad acta zu legen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Sie haben recht, Herr Kollege, niemand freut sich über diese Entwicklung, auch nicht innerhalb der Schweiz. Hier gibt es ja viele heftige Diskussionen, vor allem auch über die überraschende Maßnahme, die seitens der Schweizerischen Nationalbank gesetzt wurde. Sie haben auch recht, und ich hoffe, dass wir auf dieser sachlichen Ebene, wie Sie es jetzt angeschnitten haben, dieses Thema auch weiterdiskutieren können. Die Frage ist: Wie geht man jetzt damit um? Philosophische Fragen - was wäre, wenn?, hätte man in den 80er Jahren mit dieser Strategie beginnen sollen oder nicht, in den frühen 80er Jahren? - sind relativ müßig. Die Frage ist, wie man jetzt damit umgeht. Diese Frage befasst uns natürlich schon seit einiger Zeit, und die Entscheidung, keine neuen Fremdwährungskredite aufzunehmen, ist ja auch keine, die jetzt auf Grund dieser Entwicklung getroffen wurde, sondern eine schon sehr lange, seit dem Jahr 2011. Wir haben hier auch entsprechende gesetzliche Bestimmungen, obwohl wir dazu nicht gezwungen waren, weil die Vereinbarungen mit dem Bund ja nicht zustande gekommen sind. Unser Gesetz zu einer risikoaversen Finanzgebarung ist also nicht auf Grund Zwangs seitens des Bundes gekommen. Das hat er nämlich nicht zusammengebracht, weil es zu keiner Einigung gekommen ist auf Grund der Nichtzustimmung der Opposition, sondern es war eine Regelung, die wir uns selber gegeben haben, inklusive des Ziels des Ausstiegs aus den Fremdwährungskrediten. Dieses Ziel ist natürlich weiter aufrecht, aber nicht, wenn wir einen ungünstigen Zeitpunkt haben. Das ist natürlich nicht gut, und das ist auch nicht beabsichtigt. Sie wissen, dass hier ja ein großer Zinsvorteil lukriert wurde, und das Ziel ist, diesen Zinsvorteil möglichst hoch beizubehalten. Die Einschätzung der Experten - um auf Ihre Frage genauer einzugehen - war in der Vergangenheit, dass nicht so hohe Möglichkeiten und so hohe Chancen, diese Zinsvorteile auch in Zukunft zu tragen, auch in den vergangenen Jahren gegeben waren. Deswegen ist zwar, relativ gesehen, durch die Nichtneuaufnahme der Anteil an Schweizer- Franken-Krediten zurückgegangen, aber es ist zu keiner Zurückzahlung gekommen. Das war die Einschätzung zur damaligen Zeit. Jetzt müssen mir damit unter den aktuellen Rahmenbedingungen umgehen und selbstverständlich die Strategie adaptieren, weil sich die Rahmenbedingungen natürlich verändert haben. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Die 2. Zusatzfrage stellt GR Mag Neuhuber. - Bitte. GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Vizebürgermeisterin! Bleiben wir gleich bei der Strategie. Im Strategiepapier für den Abbau der Fremdwährungsfinanzierungen der Stadt Wien spekulieren Sie mit einem möglichen Kurs des Schweizer Franken von 1,32 zum Euro, zu dem dann konvertiert werden sollte, falls sich dieser Kurs bis 2016 ergibt. Nun ist nach allgemeiner Analystenauffassung ein derartiger Kurs in weite Ferne gerückt, wird also bis 2016 wahrscheinlich nicht erreicht werden. Daher meine Frage, Frau Vizebürgermeisterin: Wollen Sie an dieser Strategie festhalten, dass wir nur zu 1,32 in den Euro zurückwechseln, oder könnte das vielleicht auch ein anderer Kurs sein? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Es ist eine geschickte Einfügung des Begriffes Spekulation - ich bin gespannt, ob Sie das auch im Niederösterreichischen Landtag sagen würden, denn die Niederösterreicher haben genau dieselbe Strategie gewählt wie die Wiener. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Leider darf man dort nicht einmal fragen! - Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist richtig, ja, aber dort sind die Kontrollrechte der Opposition ein bisschen andere. Aber das ist jetzt nicht mein Thema. Ich versuche jedenfalls, auf der sachlichen Ebene zu bleiben. Ich glaube, es macht nicht sehr viel Sinn, aus einer sehr langen und sehr ausführlich dargestellten strategischen Überlegung, die wir im Finanzausschuss diskutiert haben - das zeigt übrigens, danke, dass Sie es erwähnen, mit welchen Informationen wir hier ganz offensiv immer auch im Ausschuss umgegangen sind, dass wir das auch alles entsprechend diskutiert und vorgelegt haben -, es macht wenig Sinn, jetzt einen Satz herauszuholen, sondern Sie wissen ganz genau, dass wir hier sehr viele Rechnungen angestellt haben, wie denn eine gute Lösung für uns in dieser Situation sein kann, dass eben auf der einen Seite der von Ihnen angesprochene Kurs die gesamten über 700 Millionen - wenn man es mit der Inflation berechnet, eigentlich fast 800 Millionen, aber ich bin da immer auf der vorsichtigen Seite, sonst wirft man mir vor, wir würden hier Dinge schönrechnen, aber eigentlich haben wir auch von externen Experten bestätigt bekommen, dass wir uns eigentlich bei 800 Millionen befinden -, dass es hier also sehr viele Berechnungen gibt, in welcher Situation, in welchen Relationen ein wie hoher Anteil dieser Zinsvorteile weiter lukriert werden kann. Es ist also nicht nur dieser eine Referenzzinssatz, den Sie angesprochen haben, sondern es sind auch viele andere. Und ja, selbstverständlich muss die Strategie jetzt adaptiert werden, nachdem sich die Rahmenbedingungen völlig geändert haben. Das habe ich auch in meiner Anfragebeantwortung gleich zu Beginn gesagt, dass wir jetzt mit den veränderten Rahmenbedingungen umgehen müssen, dass wir die Situation wie bisher analysieren müssen und natürlich mit Hilfe von externen Finanzexperten auch die Strategie entsprechend adaptieren müssen. Ja, selbstverständlich können wir nicht einfach so tun, wie wenn nichts gewesen wäre - das wäre ja ganz abstrus - , sondern selbstverständlich müssen wir die Strategie jetzt entsprechend anpassen, aber in Ruhe und mit Bedacht. Nicht mit überhasteten, kontraproduktiven Aktivitäten, sondern mit kühlem Kopf und klugem Verstand. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die 3. Zusatzfrage stellt GR Dipl-Ing Margulies. - Bitte. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Vorweg eine Anmerkung: Ich finde es bedauerlich, wenn man aus Papieren zitiert, und zwar nur die Hälfte. Denn in der strategischen Entscheidung steht zwar drin, bei 1,32 wird konvertiert, es steht aber genauso drin: Sollte dieser Kurs nicht erreicht werden, ist unter vorheriger Bildung der Rücklage zu schauen und gemeinsam zu überlegen, wie bei einem niedrigeren Kurs abgebaut werden kann. Na, selbstverständlich sind diese Überlegungen gemacht worden! Ich finde es bedauerlich, Halbsätze zu zitieren und das als Wahrheit darzustellen. Jetzt tatsächlich zu meiner Frage, die in die Richtung geht, welche Auswirkungen es auf die Zinszahlungen hat, weil ja in der gegenwärtigen Situation der Referenzzinssatz, der Schweizer Libor, ungefähr zwischen -0,8 und -1,0 schwankt und die Stadt Wien schon bisher relativ günstige Zinssätze in der Finanzierung gehabt hat, in der Größenordnung von 0,25. Dieses Absinken des Libor um fast 1 Prozentpunkt: Ist dabei überhaupt aufrechtzuerhalten, dass die Stadt Wien durch diese Veränderung in der Fremdwährungsrelation zwischen Schweizer Franken und Euro höhere Zinszahlungen zu leisten hat? Oder ist eigentlich davon auszugehen, dass in der gegenwärtigen Situation trotz Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro die Stadt Wien sogar niedrigere Zinszahlungen als bisher zu entrichten hat? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Sie haben natürlich recht: Wenn man seriös diskutiert, muss man die aktuelle Zinssituation, auch wenn sie aus Gründen entstanden ist, mit denen wir nicht glücklich sind, selbstverständlich mit einberechnen. Auch das ist ja keine Neuigkeit. Wir haben, wenn man sich den Zinsaufwand ansieht - das sind ja auch Zahlen, die allen zugänglich sind und die wir auch veröffentlicht haben -, auch schon in der Vergangenheit immer geringere Zinsen gezahlt. So hatten wir zum Beispiel 2014 Zinszahlungen für die Fremdwährungsschuld, die unter denen des Jahres 2012 gelegen sind. Das heißt, diese sind entsprechend zurückgegangen, was auch dazu geführt hat, dass die Zinsbelastungen insgesamt niedriger geworden sind, wenn wir jetzt alle gemeinsam rechnen. Wir haben hier ein Verhältnis von 60 zu 40 in der Relation zwischen Euro- und Schweizer-Franken-Darlehen. Also ist insgesamt auch die Durchschnittsbelastung logischerweise zurückgegangen und die Zahl dessen, was wir an Zinsbelastung haben. Jawohl, es ist richtig, dass sich durch das weitere Absenken diese Zinsbelastung noch weiter verringern wird. Wir sind ursprünglich davon ausgegangen, dass es durch die veränderte Bewertung insgesamt zu einer Mehrbelastung von 2 Millionen kommen wird, was viel Geld ist, überhaupt keine Frage. Aber in Relation zum Budget der Stadt Wien gesehen - das ist ja die Schwierigkeit, dass man unsere Dinge immer in Relation sehen muss mit dem gesamten Budget, auch mit der gesamten Belastung, die wir haben - ist das, relativ gesehen, natürlich ein geringerer Betrag. Auch diese 2 Millionen müssen jetzt auf Grund der aktuellen Entwicklung noch einmal relativiert werden. Das heißt, es ist richtig, dass die Zinsentwicklung natürlich entsprechend geringere Aufwände bedeutet, als es bisher der Fall war. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke schön. - Die nächste Zusatzfrage stellt GR Nepp. - Bitte. GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Sie sind ja immer wieder für eine Überraschung gut und überraschen nicht nur mich, sondern auch sämtliche Experten, wenn Sie Zitate oder Aussagen treffen. Ich kann Ihnen das nur zitieren, zum Beispiel die Aussage: „Nein, wir spekulieren nicht, wir hoffen nur auf bessere Kurse.“ Das ist ja eine sehr interessante Einzelmeinung, die Sie da vertreten, dass das keine Spekulation ist. Ich habe bei mir zu Hause in meiner Bibliothek ein paar Werke volkswirtschaftlicher Literatur durchgelesen, um vielleicht jemanden zu finden, einen Autor oder einen Experten, der diese Meinung unterstützt. Ich habe mir angeschaut: „Makroökonomie“ von Olivier Blanchard, von Samuelson und Nordhaus „Volkswirtschaftslehre“, von Paul Krugman „International Economics“. Ich habe nichts gefunden, was Ihre These - nein, wir spekulieren nicht, wir hoffen auf bessere Kurse - unterstützt. Ich habe zu Hause auch eine Auflage des überhaupt ersten Lehrbuchs über Haushaltsführung, nämlich „Oikonomikos“ von Xenophon; im 4. Jahrhundert vor Christus wurde das geschrieben. Ich habe gedacht, vielleicht basiert Ihre Theorie darauf. Das ist in Altgriechisch und auch in Latein, das gibt es gar nicht auf Englisch. Ich habe das gestern noch schnell übersetzt. Jedenfalls finde ich das alles nicht, was Ihre These hier unterstützt, und ich habe mir gedacht, vielleicht haben Sie ja schon Zugang - und das ist jetzt auch meine Frage - zu einem unveröffentlichten Manuskript für ein Buch, auf das eigentlich niemand gewartet hat, und vielleicht basiert Ihre Theorie auf diesem Buch. Da wollte ich eben fragen: Basiert Ihre gesamte volkswirtschaftliche Annahme auf dem Buch „No's and Don'ts in Economics“ von Monika Rathgeber? (Heiterkeit bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Was wir jetzt wissen, ist, dass Sie Bücher zu Hause haben und dass Sie offensichtlich absolut kein Interesse haben, wie ich auch Ihrem freundlich lächelnden Gesicht entnehme, absolut kein Interesse haben, dazu beizutragen, eine schwierige Situation konstruktiv im Sinne der Wiener und Wienerinnen zu lösen. Das wiederum überrascht mich nicht! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Abgesehen davon, dass dieses angebliche Zitat von mir natürlich in dieser Form nie gesagt wurde, ist es müßig, sich mit solchen Sachen auseinanderzusetzen. Das ist eine unzulässige Zusammenfassung einer viel komplexeren, viel differenzierteren Position, die ich vorhin kurz darzustellen versucht habe, die wir auch schriftlich zusammengefasst haben, die sehr differenziert in unserer jetzt natürlich zu adaptierenden Strategie Ihnen ja auch zur Verfügung gestellt wurde. Worum es uns geht, ist, hier nicht feixend irgendwelches politisches Kleingeld zu schlagen, sondern uns geht es darum, eine Situation zu finden, die für die Wiener und Wienerinnen und für die Stadt Wien die beste ist. Wir haben in der Vergangenheit diese langfristige Strategie, wie ich schon erwähnt habe, zu Beginn der 80er Jahre, in den frühen 80er Jahren gestartet, als es völlig andere Rahmenbedingungen und völlig andere Diskurse gab. Ich darf in Erinnerung rufen, dass das Zeiten waren, in denen die Länder vom Rechnungshof kritisiert wurden, wieso sie denn so wenig kreativ in ihren Veranlagungen sind und wieso sie denn nicht viel kreativere Finanzinstrumente nutzen. Unter diesen zeitlichen Rahmenbedingungen muss man es sehen, dass diese Entscheidung getroffen wurde. Es gilt heute, hier und jetzt, seriös und vernünftig Entscheidungen zu treffen, was das Bestmögliche ist, um die durch diese Strategie längerfristig lukrierten Vorteile auch in möglichst hohem Ausmaß sicherzustellen. Um das geht es mir, darum bemühen wir uns, wie gesagt, mit unseren Experten und auch mit externen Experten. Wenn jemand einen konstruktiven Beitrag dazu hat, sind er und selbstverständlich auch Sie (GR Dominik Nepp: 2012 haben wir einen Antrag gestellt!) sehr herzlich dazu eingeladen, etwas beizutragen. Für Witzeleien stehe ich in diesem Zusammenhang nicht zur Verfügung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag Wolfgang Jung: Nein, das ist eh nicht witzig, es ist traurig …) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die letzte Zusatzfrage stellt GR Holzmann. - Bitte. GR Ernst Holzmann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Was halten Sie von dem Vorschlag der FPÖ, die bestehenden Schweizer-Franken-Kredite jetzt sofort in Euro-Kredite zu konvertieren? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Ja, dieser Vorschlag reiht sich ein in die Seriosität dessen, was wir bisher gehört haben. Denn dieser Vorschlag, sehr geehrte Damen und Herren, würde bedeuten, dass das, was jetzt eine rein buchmäßige Bewertung ist, wirklich in der Praxis negativ realisiert wird! Das ist ein Vorschlag, der dazu führt, dass wirklich das, was immer behauptet wird und was jetzt nicht eintritt, nämlich wirkliche, realisierte Verluste, unter diesen Rahmenbedingungen wirklich realisiert werden soll. Diesen Vorschlag habe ich sonst noch von niemandem gehört. Ich kenne niemanden, der sagt, jetzt sofort, in dieser Situation zurückzahlen! Ich halte von diesem Vorschlag gar nichts. Es gibt auch sonst niemanden, auch in den zahlreichen Reihen - das ist ja kein Geheimnis, dass es viele gibt, die Fremdwährungsdarlehen grundsätzlich kritisch sehen, aber darunter gibt es niemanden, der diesen Vorschlag entsprechend aktuell formuliert. Das ist offensichtlich der Unterschied zwischen denen, die - wenn auch von unterschiedlichen Positionen, und das ist legitim in so einem komplexen Thema - ernsthaft überlegen, wie man hier eine Lösung finden kann, und denen, die offensichtlich nicht wirklich ernsthaft zu einer Lösung beitragen wollen, sondern nur - ja, da sage ich jetzt, Punkti, Punkti. Es soll sich jeder selber seinen Reim darauf machen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister! Ich danke für die Beantwortung der 1. Anfrage. Wir kommen nun zur 2. Anfrage (FSP - 00167-2015/0001 - KVP/GM). Sie wurde von Frau GRin Ing Leeb gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtet. [Der Wiener Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs warnt vor einer zunehmenden Radikalisierung einiger Jugendlicher in Wien. Mit jedem Terroranschlag, wie dem in Paris, wachse die Überforderung. „Wir wissen nicht, wie wir damit umgehen können.“, so der Kinder- und Jugendanwalt gegenüber Radio Wien. Er spüre viel Wut und Ärger bei den Jugendlichen, erzählt er. Seine Arbeit bestehe vor allem darin, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und über ihre Probleme zu reden. „Die Jugendlichen haben auch ihre Vorurteile. Aber sie sind bereit, Gespräche zu führen, Argumente anzunehmen und Diskussionen zu führen.“, so Nik Nafs. Um das auch leisten zu können, brauche es genügend geschultes Personal und ein Bildungssystem, das den Rahmen dafür bereitstellt. Das fehle in Wien, so die Kritik von Nik Nafs. Werden Sie sich diesbezüglich für höhere Budgetmittel (für mehr Personal, et cetera) einsetzen?] Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Einen wunderschönen Vormittag auch von meiner Seite! Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Zu Ihrer Anfrage vielleicht einleitend zunächst einmal: Ich glaube, es haben uns alle die Anschläge von Paris sehr betroffen gemacht. Terroranschläge, wie immer motiviert, sind klar zu verurteilen! Es hat Wien eigentlich auch ein sehr klares und deutliches Zeichen gesetzt, nicht zuletzt auch auf Grund der Tatsache, dass wir ja nicht nur die Fahnen des Wiener Rathauses auf Halbmast gesetzt haben, sondern auch ein klares Zeichen der Solidarität gesetzt haben durch die Anbringung des entsprechenden Transparentes. So wie wir hier im Wiener Landtag und Gemeinderat haben natürlich auch viele Erwachsene und Jugendliche in Wien mit großer Betroffenheit und Trauer auf diese Vorgänge reagiert. Der Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs hat genau das in zahlreichen Interviews zum Ausdruck gebracht. Selbstverständlich ist es auch seine Aufgabe, Kinder und Jugendliche, die Trauer oder Betroffenheit zum Ausdruck bringen, entsprechend zu begleiten, zu stützen und zu beraten. Er nimmt dies ernst und geht auch auf ihre zahlreichen Fragen ein. Die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft ist hier gerade auch durch entsprechende Vorbereitungen in den letzten Monaten zu einem wirklichen Kompetenzzentrum für Gesamt-Österreich geworden. Denn ich finde es ein gutes Zeichen, dass Wien gerade mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft hier ein wirkliches Kompetenzzentrum hat. Es kommt ja nicht von irgendwo her, dass es gerade der Wiener Kinder- und Jugendanwalt war, der immer wieder als Experte mit Rat und Tat nicht nur den Wiener Jugendlichen in der Einrichtung, sondern letztendlich als Experte auch den Medien zur Verfügung gestanden ist. Er macht das - wie viele JugendarbeiterInnen in der Stadt, wie viele SozialarbeiterInnen und LehrerInnen in Wien - mit einem sehr großen Engagement. Paris stellt zweifellos einen traurigen Höhepunkt einer Entwicklung dar, einer Entwicklung aber, die wir natürlich auch schon in den vergangenen Wochen und Monaten gespürt haben und die international beobachtbar war. Es ist ein trauriger Höhepunkt, aber letztendlich eine Entwicklung, die wir schon länger verfolgt haben. Es ist auch eine Entwicklung, auf die Wien entsprechend reagiert hat. Bereits zu Beginn des letzten Sommers habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin StRin Frauenberger den Auftrag erteilt, ein Netzwerk für Deradikalisierung und Prävention zu installieren. Wir haben das als erstes Bundesland sehr engagiert gemacht, und letztendlich sind die zahlreichen Kontaktnahmen gerade auch aus anderen Bundesländern ein gutes und deutliches Zeichen, dass wir es hier eigentlich in sehr kurzer Zeit geschafft haben, große Expertise aufzubauen, wenngleich auch international etwas wie Ratlosigkeit, wie mit diesem Phänomen umzugehen ist, selbstverständlich auch bei den vielen engagierten SozialarbeiterInnen da ist. Zu tun, wie wenn irgendjemand das große Patentrezept hätte, wäre falsch. Daher war es auch ganz besonders wichtig, den internationalen Dialog zu forcieren und sich darüber auszutauschen, welche Rezepte in welcher Art und Weise am besten angebracht werden können. Dieses Netzwerk in Wien umfasst die ExpertInnen der MA 10, also der Wiener Kindergärten, der MA 11, der Wiener Jugendwohlfahrt, der MA 13, der MA 17 und des Wiener Stadtschulrates, unter der Koordination der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft. Es arbeitet auf der Grundlage der Kinder- und Jugendrechte. Darüber hinaus wird auch mit Kooperationspartnern wie dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, dem AMS Jugendliche, dem WAFF und „Neustart“ sehr eng zusammengearbeitet. Die Rechte und Interessen von Kindern und Jugendlichen haben für uns in der Stadt höchste Priorität. Unser sozialer Frieden, der Wohlstand und Fortschritt für die Zukunft hängen auch davon ab, wie wir heute mit Kindern und Jugendlichen umgehen. Daher müssen wir unsere Kinder und Jugendlichen vor jeder Form des Extremismus und der Radikalisierung schützen und ihnen ein offenes Ohr bieten, Gespräche und Zukunftsperspektiven bieten. Der wesentliche Bereich der Beziehungsarbeit ist etwas, das letztendlich immer im Mittelpunkt der Jugendarbeit auch in diesem Bereich steht. Das ist die Aufgabe der Jugendarbeit. Polizeiliche Instrumente sind andere, die wesentlich sind, aber für den Bereich der Jugendarbeit geht es für uns maßgeblich immer wieder auch um Beziehungsarbeit. So verhindern wir, wie ich denke, am besten, dass Jugendliche auf Tricks und manipulierende Rhetorik von Fanatikern hereinfallen. Wir stellen damit sicher, dass auch in Zukunft Werte wie Solidarität, Gemeinschaft, gegenseitiger Respekt und Unterstützung einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft behalten. Wir benötigen aber - und auch darauf hat der Wiener Kinder- und Jugendanwalt hingewiesen - Reformen im Bildungsbereich, die letztendlich auch mit einem Kulturwandel einhergehen müssen und nicht nur reaktiv sein können. Humanistische und politische Bildung, Demokratieerziehung, Aufklärung über Sexismus, Rassismus, Antisemitismus müssen ein wesentlicher Teil letztendlich auch im Unterricht sein, aber auch im gesellschaftlichen Diskurs entsprechend verankert sein. Auch die Umsetzung der Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich war, ist und bleibt weiterhin eine unserer wesentlichen Prioritäten. Sie ist einer der Garanten für Partizipation, für Demokratiefähigkeit und auch für Perspektiven für Jugendliche. Umso erfreulicher ist es, dass gerade auch zum Beispiel durch Aussagen von Vizekanzler Mitterlehner letztendlich auch in die gesamte Diskussion rund um einen Ethikunterricht an den Schulen wieder Bewegung gekommen ist. Ich hoffe, dass es bald auch zu entsprechenden Einigungen in diesem Bereich kommen kann. Wien ist im Hinblick auf Prävention vor Radikalisierung und Extremismus letztendlich auch ein wesentlicher Ansprechpartner im europäischen Vergleich geworden. Wir investieren europaweit am meisten in städtische Jugendarbeit, und wir haben eben, wie schon angesprochen, als erstes Bundesland in Österreich auf diese neue Form von Radikalisierung auch mit folgenden Maßnahmen reagiert. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft fungiert als zentrale Informations- und Anlaufstelle für Jugendliche, Eltern und LehrerInnen. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft ist hier tatsächlich auch für viele Kinder und Jugendliche die erste Anlaufstelle, und sie war auch österreichweit die erste Anlaufstelle. Individuelle Einzelfallbetreuung durch Jugend- und SozialarbeiterInnen in den Jugendzentren, den Regionalstellen der MA 11 sowie den zahlreichen Angeboten der außerschulischen Jugendarbeit sind ein weiterer ganz wesentlicher Baustein. Familien werden bei der Bewältigung des Alltagslebens unterstützt. Gerade auch Familien- und Schulsozialarbeit, die Schul- und Familienpsychologie und die Jugendarbeit übernehmen hier eine wesentliche Rolle. Wir forcieren auch die Auseinandersetzung in den Schulen durch viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer. Hier war es ganz wichtig, dass gerade die Kinder- und Jugendanwaltschaft gemeinsam mit der Jugendarbeit in der Stadt zahlreiche Seminare und Ausbildungsmaßnahmen angeboten hat, und zwar Monate, bevor irgendwelche Initiativen auf Bundesebene gesetzt wurden, weil - und darauf weist der Kinder- und Jugendanwalt sehr eindrucksvoll hin - es einfach wesentlich war, hier tatsächlich mehr Personen mit diesem Thema zu konfrontieren, letztendlich Kompetenzen bei den Personen aufzubauen. Ich bin sehr froh, dass die Maßnahmen, die Wien hier gesetzt hat, jetzt weiteren Rückenwind durch 300 zusätzliche Workshops für Schulen bekommen. Das ist ganz wesentlich, damit eben dieser Kritik auch des Wiener Kinder- und Jugendanwalts Rechnung getragen werden kann, dass wir mehr Experten in diesem Bereich brauchen. Wir haben in Wien zusätzliches Personal auch der Kinder- und Jugendanwaltschaft mit einer zusätzlichen Person speziell für diesen Bereich zur Verfügung gestellt und haben mittlerweile zahlreiche Personen ausgebildet, gerade auch mit den großen Maßnahmen. In Wien wurden bereits hunderte Pädagoginnen und Pädagogen mit diesem Thema in Seminaren befasst. Jetzt beginnt es auch auf Bundesebene, ich freue mich darüber. Einige Monate, nachdem Wien die Hotline und die Anlaufstelle eingerichtet hat, hat ja auch die Frau Familienministerin reagiert. Wir sind sehr froh, dass es zu dieser Kooperation kommt und damit sichergestellt ist, dass das, was wir immer wieder brauchen, nämlich zusätzliche Expertise, zusätzliche Ausbildungsmaßnahmen, in Wien bereits seit Monaten in die Tat umgesetzt wird. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die sehr ausführliche Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage stellt GRin Ing Leeb. - Bitte. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja, guten Morgen! Ich bedanke mich auch für die sehr ausführliche, wortreiche Beantwortung. Ich stelle fest, es ist ja alles in Ordnung, und nach dem Hilferuf vom 10. Jänner des Jugendanwaltes, der damals noch festgestellt hat, dass er eben nicht genug geschultes Personal hat, ist praktisch 21 Tage später ohnehin alles in Ordnung. Ich nehme das zur Kenntnis, und ich hoffe, dass das auch so ist. Sie haben in Ihrer wortreichen Beantwortung auch das Thema Schulsozialarbeit angesprochen. Sie wissen, das ist mir auch ein sehr besonderes Anliegen. Ich habe, glaube ich, schon fünf, sechs, sieben Mal - ich kann es gar nicht zählen - den Antrag gestellt, die Schulsozialarbeit in Wien anders aufzustellen und besser zu dotieren. Es ist heute im „Standard“ ein Artikel erschienen: Nach wie vor gibt es in Wien nur 25 Schulpsychologen für rund 220 000 Schüler an 670 Schulen. Das heißt, dass sich rund 27 Schulen um einen Psychologen raufen müssen, und das finde ich ein bisschen mager. Wie gesagt, wir haben schon etliche Male den Antrag eingebracht. Meine Frage ist jetzt, ob Sie in Zukunft oder möglichst zeitnah gedenken, die Schulsozialarbeit in Wien auszubauen. Ich ersuche Sie, nicht wieder auf den Bund zu verweisen, denn ich denke, Sie haben auch eine kommunale Verantwortung. Von der haben Sie ja vorhin in Ihrer Beantwortung sehr eindrucksvoll gesprochen. - Danke. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ungeachtet der kommunalen Verantwortung sage ich, die Bundesverfassung werden wir auch in Wien nicht außer Kraft setzen. Wenn Sie seriös agieren würden und den Artikel jetzt weiter zitieren würden, dann würden Sie sehr eindrucksvoll lesen - im selben Artikel, ich glaube, es ist sogar der nächste Satz -, in welcher Situation sich Niederösterreich befindet. Die Situation in Niederösterreich unterscheidet sich nämlich nicht, weil die Schulpsychologie seitens des Bundes mit den entsprechenden Stellen dotiert wird. Deshalb gibt es ja die gemeinsame Forderung letztendlich aller neun Bundesländer - und da ist Niederösterreich nicht anders als Wien -, die gemeinsame Forderung, hier tatsächlich zusätzliches Personal aufzustellen. Seit über 20 Jahren ist das seitens des Bundes nicht verändert worden. Es gibt auch die Zusage - das ist im selben Artikel nachzulesen - seitens der Frau Bundesminister, hier auch neue Berechnungen anzustellen, ob die Schulpsychologie nicht tatsächlich besser ausgestattet wird. Darüber hinaus haben wir in Wien mit unseren Psychagogen und den Schulsozialarbeitern zusätzlich ein Netz aufgebaut, das sich durchaus in vielen anderen Bundesländern nicht findet. Auch hier bitte ich, sich die Zahlen in Niederösterreich anzuschauen. Es ist eine Verpflichtung des Bundes! Es liest sich auch sehr deutlich, dass sich die Situation, ganz egal, ob es Niederösterreich oder Wien ist, nicht anders darstellt. Gemeinsam werden wir dafür kämpfen, und dafür haben die Bundesländer, glaube ich, auch gute Argumente. Denn es war und ist Verantwortung des Bundes. Da geht es nicht darum, dass ich irgendetwas nicht in den Mund nehmen soll, sondern letztendlich verweise ich darauf, dass jeder seine Aufgaben zu erfüllen hat, auch der Bund. Er hat es im Bereich der Deradikalisierungsmaßnahmen erst Monate nach Wien gemacht, jetzt tut er es Gott sei Dank mit vollem Engagement. Wir werden weiterhin darauf beharren, dass auch der Bund seine Aufgaben erfüllt. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Die nächste Zusatzfrage stellt GR Akkilic. - Bitte. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Wir haben ja rechtzeitig auf die neue Form des Extremismus reagiert und haben das Netzwerk gegen Radikalisierungen errichtet. Nun sehen wir aber, dass der Bund auch in dieser Frage sehr aktiv geworden ist - für mich noch nicht ausreichend, sage ich jetzt einmal. Unterschiedlichste Ministerien unternehmen unterschiedliche Programme. Ich gehe davon aus, dass die meisten dieser Programme in Wien umgesetzt werden. Nun hat das Bundesministerium für Inneres auch Ressourcen zur Verfügung gestellt, wovon, vermute ich, 12 Millionen EUR für Präventionsarbeit zur Verfügung gestellt werden sollen. Gibt es zwischen Ihnen und dem Innenministerium Gespräche, wie viel von dieser Summe in Wien verwendet werden kann beziehungsweise ob wir da andocken können? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Selbstverständlich gibt es intensive Kontaktaufnahmen. Noch einmal, ich verweise da einfach auf die Wiener Kompetenz, letztendlich auch die des Wiener Kinder- und Jugendanwalts, der auch bei der Präsentation der Maßnahmen seitens des Bundes, bei der Pressekonferenz eingeladen war, weil eben Wien hier tatsächlich bereits über eine längere Erfahrung verfügt - ich weise noch einmal darauf hin -, nicht nur im Umgang mit dem aktuellen Thema, sondern gerade im Umgang mit Extremismus, Radikalisierungstendenzen bei Jugendlichen immer wieder. Man muss schon darauf hinweisen: Natürlich gibt es eine besondere internationale Dimension mit all diesem Terror, mit dem wir derzeit konfrontiert sind. Aber der Umgang damit, wie Jugendliche auf Radikalisierungstendenzen reagieren, die Art, wie man damit auch umgehen kann, ist etwas, was gerade auch in der Wiener Kinder- und Jugendarbeit durchaus immer wieder Bestandteil der Arbeit war. Selbstverständlich, einen Aufteilungsschlüssel gibt es dafür in der Art und Weise noch nicht. Aber auch ich hoffe natürlich, dass es letztendlich nicht immer ein bisschen ein Problem für Wien ist, dass die viele Vorarbeit, die wir in diesem Bereich geleistet haben, letztendlich dann dazu führt, dass man sagt, in Wien braucht man ohnehin nicht mehr so viel, weil die ja schon so viel gemacht haben. Ich hoffe, dass diese Ressourcen und diese zusätzlichen Schulungsmaßnahmen natürlich auch maßgeblich den Wiener Lehrerinnen und Lehrern zu Gute kommen. Genauso, wie ich selbstverständlich hoffe, dass es auch in anderen Bereichen zu einem gerechten Aufteilungsschlüssel kommt. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Die nächste Zusatzfrage stellt GR Nepp. - Bitte. GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Es ist ja schön, dass Sie jetzt endlich auch zugeben oder bestätigen, was wir schon seit Jahren sagen: Dass es diese Radikalisierung gibt! Bis vor Kurzem ist ja von einem Ihrer Abgeordneten, von Frau Wehsely, noch gesagt worden: Diese gesamten islamistischen Radikalisierungen finden nicht statt. Es ist schön, dass Sie da jetzt einschwenken und bestätigen, was wir schon seit Jahren sagen. Ich meine, schön ist es ja nicht, es ist eigentlich traurig. Und es ist eigentlich auch traurig, dass der neue Jugendanwalt das bestätigt, was wir alles sagen, nämlich vor allem diese Kritik an der außerschulischen Jugendbetreuung: Dass dort anscheinend auch viel Geld versickert, dass sie nicht effektiv ist auf Grund dieser gesamten Zersplitterung in hunderte Vereine, die teilweise ja der SPÖ personell sehr nahestehen. Jetzt ist meine Frage: Es wurde einmal beschlossen bei uns im Ausschuss, dass eine Evaluierung über diese außerschulische Jugendbetreuung stattfinden wird. Ich wollte fragen: Wie ist der Stand der Dinge? Gibt es schon einen Bericht, und wann bekommt die Opposition diesen Bericht? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ich will jetzt einmal nur zur Frage kurz Stellung nehmen. Sie können sicher sein, Sie werden diesen Bericht in den nächsten Wochen erhalten. Er ist, wenn ich es richtig im Kopf habe, für Ende März angekündigt. Sobald der Bericht entsprechend vorliegt, werden ihn alle Parteien bekommen. Ich möchte aber die Einleitung nicht ganz unwidersprochen lassen. Denn es war nie eine Frage, dass sich die Wiener Kinder- und Jugendarbeit mit allen Formen der Radikalisierung - und da hat es viele Tendenzen in der Geschichte immer wieder gegeben - gerade auch intensiv auseinandergesetzt hat, gerade weil die Wiener Jugendarbeit in diesem Bereich in der Lage war, letztendlich immer wieder auch auf große Erfahrungen hinzuweisen, obwohl es eine neue Dimension ist, obwohl hier - das sage ich immer ganz offen, und das ist ja auch gar keine Frage, jeder, der etwas anderes erzählt, handelt wider besseres Wissen - natürlich auch viel Ratlosigkeit herrscht, mit so einem internationalen Phänomen umzugehen. Aber Radikalisierungstendenzen hat es immer wieder gegeben, und denen hat sich die Wiener Kinder- und Jugendarbeit immer wieder sehr engagiert gestellt. Sie ist gerade auch in der Lage gewesen, damit umzugehen, weil es ein dichtes Netz von unterschiedlichen Vereinen gibt. Da versickert kein Geld, sondern es kommen diese 38 Millionen, die europaweit bespielgebend sind, letztendlich in den Bereich der Maßnahmen für die offene Jugendarbeit. Da versickert kein Geld, es kommt den Jugendlichen zu Gute. Letztendlich sehen wir auch im Zusammenleben in dieser Stadt, dass es sich doch sehr maßgeblich von vielen Vorkommnissen in anderen Städten unterscheidet, nämlich im Sinne eines gemeinsamen Miteinanders, zu dem auch die Jugendlichen in dieser Stadt ihren maßgeblichen Beitrag leisten. (GR Mag Wolfgang Jung: Das Zentrum der tschetschenischen radikalen Jugend ...) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen zur letzten Zusatzfrage. Sie wird gestellt von Frau GRin Ing Leeb. - Bitte. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja, herzlichen Dank! Ich kann Ihrer Argumentation nicht ganz folgen, dass die Schulsozialarbeit reine Bundessache ist. Die Stadt Wien und gerade auch der Bildungsbereich bemühen sich ja im Moment, ein neues Instrumentarium zu implementieren, das auch keine kommunale Aufgabe ist, nämlich Nachhilfe zu erteilen. Sie wissen, dass wir auch diesbezüglich eine andere Meinung haben. Wir sagen, das Geld soll am Vormittag in die Schule investiert werden, damit es gar nicht so weit kommt, dass man Nachhilfe am Nachmittag braucht. Aber jetzt noch einmal zurück zur Jugendarbeit: Aus dem Budget werden rund 140 Millionen EUR pro Jahr in die Jugendarbeit investiert. Das ist eine Menge Geld, die wir offensichtlich auch gut brauchen. Haben Sie den Eindruck, dass das Geld da in den letzten Jahren richtig investiert worden ist? Zumal der Jugendanwalt - und so hat er es auch formuliert - nach wie vor „viel Wut und Ärger bei den Jugendlichen“ spürt. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ja! Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung der 2. Anfrage. Wir kommen nun zur 3. Anfrage (FSP - 00162-2015/0001 - KFP/GM). Sie wurde von Herrn GR Mahdalik gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (Sie haben im „Wien heute“ am 29. Oktober 2011 festgehalten, dass die fünf im Norden des Ostareals am Steinhof geplanten Wohnblöcke mit 274 Wohnungen ersatzlos gestrichen werden. Die vier alten Pavillons hinter dem neuen Rehab-Zentrum sollten Ihren Ausführungen zu Folge saniert und für rund 50 Wohnungen adaptiert werden. Nachdem in genau diesem Bereich nun 160 Wohnungen errichtet und dafür zehn Blöcke zwischen den denkmalgeschützten Pavillons in die Höhe gezogen werden sollen, ist Ihre Interpretation von „ersatzlos“ entweder höchst originell oder aber die Halbwertszeit bürgermeisterlicher Zusagen auch nicht mehr das, was sie einmal war. Halten Sie Ihre Vorgangsweise unter diesen Gesichtspunkten und angesichts der Tatsache, dass sich weit über 80 000 Menschen für den Erhalt des weltberühmten Werkes Otto Wagners in seiner Gesamtheit und gegen jede Verbauung der Bereiche zwischen den Pavillons ausgesprochen haben, für ehrlich, eines Stadtoberhauptes würdig und dem Erhalt unseres architektonischen und kulturhistorischen Erbes unserer Stadt dienlich?) Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Das Jugendstil-Ensemble des Otto-Wagner-Areals und die angrenzenden Steinhof-Gründe werden auch in Zukunft erhalten und öffentlich zugänglich bleiben. Ziel ist es, unser aller Wunsch zu erfüllen, wonach das Kulturjuwel nach der schrittweisen Absiedlung des Spitals bis Mitte des nächsten Jahrzehnts für einen neuen Mix aus Wissenschaft, Bildung, sozialen Zwecken, Kunst, Kultur, Gesundheit, Wohnen sowie Erholungs- und Sportangebot genutzt werden soll. Die Stadt Wien bleibt Eigentümerin des Otto-Wagner-Areals. Die WSE Wiener Standortentwicklung GmbH, bekanntlich ein Unternehmen der Wien Holding, wird bis Ende 2016 für das Areal ein Nutzungskonzept erstellen. Die Entwicklung dieses Konzeptes erfolgt zum einen auf Basis der Ergebnisse des Mediationsverfahrens unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wien und zahlreicher Fachleute sowie zum anderen auf Basis der Ergebnisse des eingesetzten Expertinnen- beziehungsweise Expertengremiums. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten durch laufende Information die Möglichkeit, an diesem Prozess teilzuhaben. Die geplanten neuen Wohnungen im ehemaligen Wirtschaftsbereich im Osten des Otto-Wagner-Areals werden jedenfalls auch einen sozialen Schwerpunkt erhalten. Das bereits 2014 eröffnete Rehabilitationszentrum wird adaptiert und durch ein neurologisches Rehabilitationsangebot ergänzt. Schon bisher ist der historische Gebäudebestand durch den Denkmalschutz und durch die Schutzzone, die seit 2006 für das historische Ensemble besteht, gesichert. Derzeit arbeitet die MA 21 an der Überarbeitung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans. Dabei werden jedenfalls die Ergebnisse aus der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung sowie den Expertinnen- und Expertengremien für die zukünftige Nutzung des Areals festzuschreiben sein. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Die 1. Zusatzfrage stellt GR Mahdalik. - Bitte. GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! So wie Sie die Sanierung des Sportklub-Platzes dankenswerterweise schon 2009 auf Schiene gelegt haben - was dem Sportstadtrat bis jetzt entgangen sein dürfte -, haben Sie auch das Steinhof-Projekt 2011 dankenswerterweise gestoppt. Sie haben den Medien damals erklärt, dass die 274 Wohnungen in 5 Baublöcken im Nordosten des Areals ersatzlos gestrichen werden, dass Sie sich eine universitäre Nachnutzung vorstellen würden beziehungsweise sie bevorzugen würden (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Selektive Wahrnehmung ...), dass eine Verbauung zwischen den denkmalgeschützten Pavillons gar nicht in Frage kommt und zudem so wenige Bäume wie möglich gefällt werden müssen. Nach den letzten Präsentationen von Planungsstadträtin Vassilakou und Gesundheitsstadträtin Wehsely werden jetzt 10 neue Baukörper zwischen den denkmalgeschützten Pavillons errichtet und dort 160 Wohnungen Platz finden. Es werden für dieses Bauvorhaben an die 500 Bäume gefällt. Von universitärer Nachnutzung kann bislang keine Rede sein. Darum meine Frage: Wie erklären Sie sich und den über 80 000 Unterstützern des Erhalts des Otto-Wagner- Ensembles diese kleinen Unschärfen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: ... was Sie gesagt haben, nicht stimmt! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal, weil ich das nicht so stehen lassen will - da es meinen Nachbarbezirk und den traditionellen Sportklub-Platz betrifft -: Ich habe damals ziemlich zur gleichen Zeit, als Sie mich gefragt haben, auch ein entsprechendes Konzept vorgelegt, obwohl das wirklich nicht mein Job ist. Dieses Konzept wurde vom Verein verworfen und ein anderes Konzept entwickelt, das den Mitteleinsatz von etwa 40 Millionen EUR erfordert hätte, was von unserer Seite her natürlich nicht umzusetzen ist. Ich kann nur hoffen, dass man wieder zu jener Form des Diskurses zurückkehrt, den wir in der Vergangenheit gehabt haben. Da kann man innerhalb relativ kurzer Zeit das vorherige Konzept entsprechend umsetzen und den Sportklub-Platz in einen ordentlichen Zustand versetzen. Denn dass er jetzt nicht ordentlich ist, das weiß ich auch - so viel Fußballbegeisterung dürfen Sie mir zutrauen. Also schieben Sie jetzt nicht mir die Schuld in die Schuhe, dass es nicht umgesetzt wurde, wirklich nicht! Im Gegenteil: Ich habe mich eigentlich um eine Sache gekümmert, die nicht in meinen Aufgabenbereich fällt. Was nun das Otto-Wagner-Spital betrifft, so zitieren Sie natürlich zu Recht 2011, denn eine Aussage vor vielen Diskussionsphasen, vor vielen Erkenntnisphasen, vor vielen Arbeitsphasen über die künftige Nutzung kann man natürlich leicht zitieren. Es hat sich in der Zwischenzeit eine ganze Menge verändert, und es wäre sehr angenehm, wenn Sie rezentere Kommentare von mir, etwa zu den Mediationsverfahren oder natürlich auch zu den Vorschlägen der Experten zitieren würden. Noch einmal, um das unmissverständlich zu machen - und das ist auch in der Pressekonferenz der Frau Vizebürgermeisterin und der Frau Stadträtin gesagt worden -: Die Pavillons und das gesamte Pavillon-Areal, also das Otto-Wagner-Ensemble bleiben unangetastet! Hier haben wir natürlich Zukunftsüberlegungen - für die wir durchaus noch Zeit haben - über eine künftige Nutzung anzustellen, die all dem Schutz, vor allem auch dem Denkmalschutz, entsprechend Rechnung tragen. Das ehemalige Wirtschaftsareal - wo Sie nun die Backsteingebäude netterweise auch als Pavillons bezeichnen, um möglichst viel Verwirrung zu stiften - ist zu nutzen, natürlich! Von den ehemaligen 600 Wohnungen ist man weit weg. Man ist bei 160 Wohnungen, für die seitens des Bauträgers angekündigt wurde, dass 25 Prozent davon betreutes Wohnen sein werden, und man ergänzt die derzeitige Rehab-Einrichtung durch eine neurologische Rehab- Einrichtung. Es bleibt selbstverständlich auch die Pferdetherapie erhalten. Es werden vor allem jene Flächen genutzt, die heute baumfrei, zum Teil auch bestandsfrei, sind. Denn wer das Areal kennt - und ich kenne es sehr gut, nicht nur aus der Vergangenheit, sondern auch aus der Gegenwart -, der weiß, dass hier Flächen zur Verfügung stehen, die keinen Baumbestand tragen. Dass ich gesagt habe, so wenige Bäume wie möglich, ja, zu dem stehe ich bis heute: so wenige Bäume wie möglich! So gesehen, Herr Gemeinderat, können Sie sich darauf verlassen, dass ein Ottakringer auf dieses ihm so vertraute Gebiet besonders aufpasst - jedenfalls mehr als ein Donaustädter. (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister. - Die 2. Zusatzfrage stellt GR Ing Mag Dworak. - Bitte. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Einen schönen guten Morgen, Herr Bürgermeister! Sie haben ja dankenswerterweise schon darauf hingewiesen, dass die WSE bis 2016 ein Konzept erarbeiten soll. Jetzt gibt es die Ausstellung, auch das ist lobenswert. Aber es gibt natürlich nach wie vor die Bürgerinitiativen. Heute sitzen zwei Vertreter auf der Galerie, Herr Hadinger und Frau Röhrich, die ich hiermit (Ruf auf der Galerie: Sieben!) - sieben, bitte! - auch recht herzlich begrüße. Die waren aber auch bei der ursprünglichen Mediation nicht zufrieden, was die Bebauung oder die Verbauung des Areals betrifft. Wie wollen Sie in Zukunft mit dieser Problematik umgehen und die Bürger nochmals oder besser einbinden, damit hier ein Konsens erzielt wird? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr Michael Häupl: Nun, es tut mir leid, dass wir mit einem Teil der Bürgerinitiativen keine Übereinstimmung erzielen konnten. Ich bedauere das, habe es aber so zur Kenntnis zu nehmen. Selbstverständlich werden wir versuchen, gerade auch im Hinblick auf die künftigen Diskussionen über die Nachnutzung dieses Areals, aber auch über die jetzt geplante Gestaltung im Ostareal, möglichst viele, möglichst alle Bürgerinnen und Bürger entsprechend einzubeziehen. Ich versuche, mein Bestes zu geben, auch mit einer gewissen Erfahrung im Umgang mit Bürgerinitiativen - im Umgang mit der Selbstgestaltung von Bürgerinitiativen oder als Stadtvertreter auf der anderen Seite sitzend. Ich habe hier hohen Respekt. Aber das ändert für mich nichts an der Tatsache, dass man versuchen muss, den größtmöglichen Konsens herzustellen. Ob das immer zu 100 Prozent der Fall sein wird, weiß ich nicht. Auch der Wiener Bürgermeister kann sich mit seinen Vorstellungen nicht immer zu 100 Prozent durchsetzen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Dr Kickert. - Bitte. GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Nachdem Sie die sehr faktenfernen Vergleiche in der 1. Frage klargestellt haben, in der 2. Frage dann schon auf die Nachnutzungen eingegangen sind, würde ich den Schwerpunkt tatsächlich auch auf die Zukunft legen, nämlich auf die Frage der Nutzungen. Sie sind schon angesprochen worden. Stand heute, damit wir durchaus auch eine rezente Aussage von Ihnen haben: Welche Nutzungen würde Sie präferieren? Oder welche Nutzungen stellen Sie sich vor, die speziell auf diesem sehr wichtigen Areal stattfinden könnten? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr Michael Häupl: Frau Gemeinderätin! Sie fragen mich nach meinen persönlichen Präferenzen, die natürlich nicht unbedingt hundertprozentig übereinstimmen müssen mit all dem, was am Ende des Tages Beschlusslage sein wird. Aber meine persönliche Präferenz in diesem Bereich ist die wissenschaftliche Nachnutzung. Ich denke dabei weniger an eine Duplizierung von Klosterneuburg, also mit dem Schwerpunkt auf Naturwissenschaften, sondern sehr viel mehr an einen Schwerpunkt in den sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlichen Bereichen, nicht zuletzt deswegen, weil wir eine derartige Umgestaltung des Areals wie beim ehemaligen Krankenhaus in Klosterneuburg am Steinhof sicherlich nicht machen könnten. Naturwissenschaftliche Forschungsbereiche erfordern in hohem Ausmaß Laboreinrichtungen, in welcher Form auch immer, und das halte ich am Areal der Steinhof-Gründe nicht für möglich. Dennoch denke ich, dass dieses Areal sich gerade für den Bereich der Sozialwissenschaften, der Kulturwissenschaften, der Geisteswissenschaften, aber auch der Mathematik durchaus eignet, einschließlich von Studentenheimen, Professorenwohnungen und Ähnlichem. Daher ist das der Gedanke, den ich verfolge; ich denke, er ist ein vernünftiger. Man wird sich auch Gedanken machen müssen über die Nachnutzung der Pathologie, die auf der einen Seite sehr reinen und großartigen Jugendstil repräsentiert, aber auf der anderen Seite natürlich auch eine Geschichte, die man nicht außer Acht lassen kann und die auch für die Nachnutzung ein sehr prägender Bestandteil der Überlegung sein muss. Wir haben da noch ein bisschen Zeit. Aber das ist das, was ich - wenn Sie mich nach meinen persönlichen Präferenzen fragen - auch dazu sagen kann. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke schön. - Die letzte Zusatzfrage stellt GR Mahdalik. - Bitte. GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Ich darf eingangs einmal feststellen, dass oben natürlich weit mehr als zwei Leute der Bürgerinitiative Platz genommen haben. Das erkennt sogar ein Donaustädter mit freiem Auge. Aber da ich eigentlich Hernalser bin und lange in Penzing gewohnt habe, bin ich ja international und kenne die Steinhof-Gründe. (GR Heinz Hufnagl: Das war Dworak, der gesagt hat, dass zwei oben sitzen, nicht der Herr Bürgermeister!) Ich habe es ja in Richtung Dworak schon gesagt, Präse! Ein bisschen aufpassen und nicht dreinquageln, ja! (GR Heinz Hufnagl: Wirklich? Das war aber nach vorne! - Weitere Zwischenruf.) Ich bin ja ein höflicher Mensch und schaue den Herrn Bürgermeister an, wenn er sich zur Anfragebeantwortung dort aufgestellt hat. (GR Heinz Hufnagl: Ein Kabarett ist gut, aber nicht immer da herinnen!) Hörst, Präse ... (GR Johann Herzog: Das kann man eben ... - Weitere Zwischenrufe.) Kannst du den bitte zur Räson bringen, Godwin? - Stört die Fragestunde und hält uns nur unnötig auf. Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Bleiben wir beim Thema. GR Anton Mahdalik (fortsetzend): Genau. - Ich kenne also das Steinhof-Areal wie meine Westentaschen. Den Lobau-Rüdiger kenne ich noch besser. Sie haben anlässlich des heldenhaften Stopps des Bauprojektes 2011 auch gesagt, dass Sie sich den Wegfall jeder Bautätigkeit oder jeder Wohnungsbautätigkeit am Steinhof-Areal vorstellen können. Auf Nachfrage der Journalisten haben Sie feixend bekannt gegeben - so ist es in den Medien berichtet worden -, dass Sie mit der Gesiba schon fertig werden, und im Süden der Stadt muss ja beispielsweise auch gebaut werden. Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Es ist ja alles ein In-Firm-Geschäft, die Gesiba ist ein stadteigener Wohnbauträger. Darum frage ich Sie noch einmal, Herr Bürgermeister: Können Sie sich auch heute noch vorstellen, die 160 Wohnungen, die ja die Wohnungsnot in Wien nicht beheben werden, nicht am Steinhof-Areal zu bauen, wodurch dieses einzigartige Ensemble zerstört werden würde, sondern auf einem Ersatzareal irgendwo anders in Wien? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat! Klipp und klar eine Antwort darauf: Nein! Denn ich gedenke, mich daran zu halten, was das Mediationsverfahren ergeben hat und was die Expertenmeinungen ergeben haben. Halte ich mich nicht daran, dann brauchen wir in Zukunft ... (Zwischenruf auf der Galerie.) Sie sollten vorsichtig sein, Herr Hadinger! Sie sollten vorsichtig sein, weil ich ... (GR Mag Wolfgang Jung: Was ist das jetzt ... - Weitere Zwischenrufe.) Na, ich lasse mich auch nicht beleidigen, so wenig wie Sie. Und ich bin mindestens so wehrhaft wie Sie, Herr General! (GR Mag Wolfgang Jung, mit Heiterkeit: Wir können es ausprobieren! - Heiterkeit des Redners.) Ja, ja, ist schon recht. (GR Mag Wolfgang Jung: Sie sind ein bisschen aus der Übung!) Ja, ist schon recht, ist schon recht! Ich meine also, dass ich mich daran zu halten habe. Sonst brauchen wir in Zukunft keine Mediationsverfahren mehr zu machen. Zum Zweiten bin ich persönlich der Auffassung, dass die Maßnahmen, die jetzt getroffen werden - beispielsweise statt 600 160 Wohnungen Rehabilitationseinrichtungen dieses Ensemble nicht zerstören. Das ist meine Meinung dazu, und hier stehe ich nun und kann nicht anders! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Herr Bürgermeister, für die Beantwortung der 3. Anfrage. Die 4. Anfrage (FSP - 00161-2015/0001 - KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag Spitzer gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet. (Welche neue Fördermöglichkeiten für innovative Kunstprojekte wird es 2015 geben?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Gemeinderat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Frage dreht sich naturgemäß um etwas ganz anderes, nämlich um die Kunst und ihre Förderung, insbesondere darum, auf welche Weise innovative Kunstformen in Wien unterstützt werden können. Es ist gleichwohl auch eine sehr wichtige Frage, und ich bedanke mich dafür, weil diese Innovationskraft die Stadt ja letztendlich auch als Kulturstadt ausmacht und in die Zukunft führt. Ich freue mich daher, diese Frage wie folgt beantworten zu können: Die Stadt Wien bietet bereits heute eine Vielzahl an bewährten Fördermöglichkeiten für innovative Kunstprojekte, die sich auf sämtliche Kunst- und Kultursparten beziehen oder erstrecken. Eine wichtige Unterstützung für innovative Projekte findet sich im Bereich der Film- und Medienförderung. Dass es da wichtig ist, sowohl die schon etablierteren Formen als auch die neueren zu unterstützen, hat auch eine gestern hier in diesem Hause stattgehabte, sehr erfolgreiche, sehr gut besuchte Veranstaltung gezeigt, nämlich die Verleihung der Österreichischen Filmpreise. Ein volles Rathaus mit praktisch der gesamten österreichischen Filmszene, in der auch wunderbar dokumentiert wurde, wie sehr innovatives Filmschaffen mit bereits etabliertem Filmschaffen gut zusammenwirkt! Und all das wird auch unterstützt vom Wiener Filmfonds beziehungsweise auch von der Film- und Medienförderung der Kulturabteilung der Stadt Wien, und zwar sowohl experimentelle Ausdrucksformen in den neuen Medien, aber auch Etablierteres. Die Förderpraxis gerade in diesem Bereich zeigt, dass in beiden Bereichen oft der Anstoß für international erfolgreiche Berufslaufbahnen gegeben wurde, indem Erstlingsprojekte hochbegabter NachwuchskünstlerInnen ermöglicht wurden. Erst vor wenigen Tagen hat beispielsweise Patrick Vollrath mit seinem wirklich sehenswerten Kurzfilm „Alles wird gut“ den international renommierten Max Ophüls-Preis gewonnen. Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Das Soundstream Festival ist wiederum ein international anerkanntes Beispiel dafür, dass die Kulturförderung der Stadt neu entstehende Kunstformen, wie in diesem Fall jene der VisualistInnen, an der Schnittstelle von akustischer und visueller Kunst, mit auf den Weg bringt. Wenn Sie so wollen, kann man – weil wir vorher von der Wissenschaft gesprochen haben – diese Form der Förderung als so etwas wie Grundlagenforschung sehen: Es geht darum, Kunstformen zu ermöglichen, die – jedenfalls in ökonomischen Maßstäben – nicht notwendigerweise sofort ein Erfolg sind, die aber in weiterer Folge tatsächlich die Kunst- und Kulturentwicklung beeinflussen. Im Bereich der bildenden Kunst – um nur eines von vielen Beispielen zu nennen – unterstützen wir zahlreiche „Offspaces“, die in den letzten Jahren entstanden sind. Auch im Theaterbereich finden sich innerhalb der bestehenden Strukturen zahlreiche Möglichkeiten, Projekte mit hohem Innovationsanspruch – weniger nach Investitionsanspruch – zu fördern wie das Tanzquartier, das Schauspielhaus, die Wiener Wortstaetten, die Brunnenpassage, und vieles andere mehr. Die Stadtteilkultur ist in diesem Zusammenhang auch zu erwähnen: In diesem Bereich werden sehr viele kleinteilige Projekte gefördert, die innovative Anstöße zur sozialen Innovation geben, indem sie auf Bezirksebene vor Ort aktiv sind. Ein allzeit bekanntes und sehr erfolgreiches Beispiel ist das Festival „Soho in Ottakring“, in dessen Rahmen kontinuierlich mit KünstlerInnen, AnrainerInnen und Gewerbetreibenden zusammengearbeitet wird, diese zusammengebracht und so Schwellen abgebaut werden. Es handelt sich also um aufsuchende, aktivierende Kulturarbeit im besten Sinn. Das Hinausgehen von Kunst aus dem eigentlichen Museumsraum wird auch durch die „Kunst im öffentlichen Raum“ umgesetzt, durch welche die Stadt seit Jahren mit Kunstwerken heimischer und internationaler KünstlerInnen bereichert wird. Und beispielsweise auch dank der hervorragenden Kooperation mit den Wiener Linien wird zeitgenössische Kunst oft erstmalig in Stadtentwicklungs- und Erweiterungsgebiete, also in die neu entstehenden Wohngebiete getragen. An der Schnittstelle von bildender Kunst und Kreativwirtschaft wurde mit „curated by“ eine Förderschiene von departure, der Agentur für Kreativwirtschaft, eingerichtet, in deren Rahmen internationale KuratorInnen Ausstellungen in Wiens führenden Galerien für zeitgenössische Kunst präsentieren. Mit diesem Programm werden die Internationalisierung der Wiener Kunstszene stimuliert sowie interdisziplinäre Kooperationen angeregt, wie 2014 zwischen Architektur und bildender Kunst. Schließlich möchte ich noch auf unseren neuen Förderschwerpunkt für innovative Kunstprojekte hinweisen, wobei ich auch Sie alle hier, meine Damen und Herren, einlade, dieses Förderprogramm nach Möglichkeit bekannt zu machen! Wir haben pro Jahr ein neues Förderprogramm mit 1,5 Millionen EUR – das ist nicht wenig Geld! – mit dem Namen „Shift“ dotiert. Es handelt sich dabei um ein Instrument, welches das Spektrum des Wiener Kunst- und Kulturlebens maßgeblich erweitert. Gefördert werden Projekte aller Kunstrichtungen, die progressive Ansätze verfolgen und bisher im Regelbetrieb der Kunst- und Kulturinstitutionen kaum Möglichkeiten zur Umsetzung finden. Das Programm unterstützt KünstlerInnen, die bisher im Kulturbetrieb unterrepräsentiert waren, und ermöglicht ebenso neuartige institutionelle Kooperationen. Ich glaube, dass das ein sehr wichtiges und gutes Programm ist! Mit einer Gesamtsumme von 1,5 Millionen EUR werden 22 eingereichte Projekte gefördert. Auch das ist neu: Es gibt fixe Einzelteile dieser Fördersumme, wir werden 2 Projekte mit der Summe von je 250 000 EUR, 5 Projekte zu je 100 000 EUR und 15 Projekte zu je 25 000 EUR fördern. Dieses Förderprogramm für sich genommen – die Art und Weise, wie wir fördern, dieser Call beziehungsweise diese Ausschreibung – ist auch eine neue Form von Kulturförderung: Die Einreichenden beziehungsweise jene, denen das zugesprochen wird, wissen tatsächlich, dass sie auf dieses Geld Anspruch hätten und sie diese Summen auch bekommen. Sie wissen daher im Vorhinein, wieviel Geld sie haben können, und insofern wirkt das auch der Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse im Kulturbereich aktiv entgegen. Ich glaube, das ist ein attraktives Angebot, und ich würde mich, wie gesagt, freuen, wenn Sie das insbesondere auch über die Homepage von Basis.Kultur.Wien, die das ja abwickelt, auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen! Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage stellt GRin Ing Leeb. – Bitte schön. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sie haben jetzt „Shift“ noch einmal schön erklärt, und wir schauen uns das jetzt einmal an. Man muss neuen Dingen einfach auch Platz und Raum geben, und nach einem Jahr kann man dann einmal Bilanz ziehen. Meine Frage geht jetzt in die Richtung, ob sich da auch Theater bewerben können. Es gibt nämlich in Wien doch auch viele innovative Theater, die bis jetzt keine Förderung bekommen, weder Standort- noch Projektförderung. Wird auch für Theater die Möglichkeit bestehen, sich dort zu bewerben? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ja, das ist möglich, sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Ich freue mich, dass Sie sich auch innovativen Entwicklungen nicht verschließen und ihnen Raum und Platz geben wollen. Wir schließen klarerweise niemanden aus. Da gibt es keine fachliche oder sachliche Begrenzung. Wenn Sie Theater sagen, dann meinen Sie damit wahrscheinlich nicht die schon bestehenden Häuser und Bühnen, denn diese werden ja fast alle unterstützt und gefördert, sondern innovative Projekte aus dem Bereich Tanz, Performance, Theater, Sprechtheater und andere. Aber es gibt auch in den Förderausschreibungen keinerlei Einschränkungen, was die Kunstausrichtung anbelangt, außer dass wir sagen, dass wir interdisziplinäre, also nicht nur auf Einzelbereiche ausgerichtete Kunstformen unterstützen wollen, denn diese haben ja zu einem großen Teil ihre Förderschienen. Um die Antwort kurz zu machen: Es können sich alle bewerben, die eine gute Idee und einen künstlerischen Anspruch haben und die von der Jury auch empfohlen werden. Diese werden dann auch tatsächlich berücksichtigt. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 2. Zusatzfrage stellt GR Mag Ebinger. – Bitte schön. GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Irgendwie ist nach wie vor völlig unklar, welche Art von Kulturprojekten jetzt tatsächlich gefördert wird, weil diese unterrepräsentiert beziehungsweise bis jetzt kaum möglich gewesen sind. Das sind Worthülsen! Zum „öffentlichen Impuls“: Meines Erachtens war es bisher so, dass, wenn Ihr Koalitionspartner zustimmt, dass die Vereinigten Bühnen fünf Millionen mehr bekommen, die freie Szene auch etwas bekommen muss. – Das ist für mich quasi die Basis. Die freie Szene beinhaltet aber für mich auch das Wort frei, also politikunabhängig: Was immer jemand tut, jeder kann sich bewerben. – Wie erklären Sie sich dann, Herr Stadtrat, dass man sich laut Ihrer Aussendung von „wien.at“ Informationen holen, dass man Rückfragen stellen und Kontakt aufnehmen einerseits in Ihrem Büro kann – was, wie ich meine, okay ist –, aber andererseits im Grünen Klub im Rathaus? – Entspricht das Ihrer Vorstellung von „freier Szene“? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Gemeinderat! Freie Szene heißt ja nicht politikunabhängig, was immer Sie darunter wiederum verstehen. Wir haben diese Abwicklung von „Shift“ in Basis.Kultur.Wien angesiedelt, und wir haben auch die entsprechenden Informationen ausgegeben. Über das Internet und die Homepage von Basis.Kultur.Wien ist dies, wie ich meine, auch eine sehr innovative Information, wie man sich bewirbt und wo man sich zu bewerben hat. Auch Sie sind herzlich eingeladen – das habe ich ja gerade getan –, die Informationen von sich aus weiterzugeben. Ich habe auch gar nichts dagegen, dass man auch im FPÖ-Klub und im ÖVP-Klub Informationen über dieses Programm weitergibt! Um die freie Szene mache ich mir überhaupt keine Sorgen, was die politische Unabhängigkeit anbelangt. Diese wird sich nicht davon nicht beeinflussen lassen, von wem sie die Information bekommt, und im Übrigen: Es geht ja nicht nur um die freie Theaterszene, wie ich zu erklären versucht habe, sondern das betrifft, weit über das eingeschränkte Genre des Theaters hinausgehend, alle Kunstsparten. Zu Ihrer Frage: Einerseits sage ich: Ja. Man soll möglichst von überall Informationen einholen können. Anderseits lautet meine Antwort aber: Nein. Spätestens auf Grund der Einsetzung einer Jury, in der keine politischen Vertreter sitzen – die Mitglieder der Jury würden sich auch sehr dagegen verwahren, dass sie unter politischer Einflussnahme stehen! –, muss klar sein, dass es da keinen politischen Einfluss gibt. Aber ich verstehe schon: Sie müssen irgendetwas suchen, woran Sie etwas zu kritisieren finden. (Zwischenrufe bei der FPÖ). Ja! Ich bin sehr dafür, dass es auch im FPÖ-Klub Informationen geben soll! Verbreiten Sie diese Informationen auch im FPÖ-Klub: Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar! Und wenn es andere tun, ist es mir noch lieber. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die letzte Zusatzfrage stellt der Fragesteller selbst, nämlich GR Mag Spitzer. – Bitte. GR Mag Gerhard Spitzer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herzlichen Dank für die Beantwortung meiner 1. Frage, womit, glaube ich, durchaus eindrucksvoll dokumentiert wurde, wer und in welcher Höhe gefördert wird. Offenbar herrscht noch ein bisschen Verwirrung, wem diese Förderungen zustehen und wie man diese tatsächlich bekommt. Könnten Sie für uns noch einmal präzisieren, nach welchen Kriterien genau gefördert wird? Und vor allem, da auch der Ausdruck Jury gefallen ist: Wer ist für diese Vergaben zuständig? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ja, sehr gerne. Ich verweise noch einmal auch auf die entsprechenden Möglichkeiten, sich das herunterzuladen, weil das, glaube ich, eine sehr gelungene Form eines sehr kurzen Beitrages auf der Homepage von Basis.Kultur.Wien ist, wie man sich im Rahmen dieses Projekts bewerben kann: Das Ganze ist sehr transparent, sehr einfach, klar und gut nachvollziehbar, und ich würde mir sehr wünschen, dass sich möglichst viele innovative Kulturschaffende hier bewerben! Es gibt klare Programmrichtlinien, die auch für alle FörderwerberInnen auf der Website von Basis.Kultur.Wien herunterzuladen sind. Der Fokus liegt auf transdisziplinären künstlerischen Arbeiten und auf der Auseinandersetzung auch mit aktuellen Themen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Wesentlich wird auch sein, wo die Projekte umgesetzt werden. Wir sind immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dass Kultur auch in Wien zu zentral ist. Daher sind Impulse betreffend dezentrale Orte besonders willkommen. Betreffend Jury beantworte ich Ihre Frage hier auch gerne, und zwar sozusagen nicht nur für das Protokoll, sondern damit es auch die Öffentlichkeit weiß, aber das ist ohnedies alles einsehbar und nachlesbar: Wir werden jedes Jahr eine neue Jury nominieren, damit es da auch einen Wechsel gibt. – Im ersten Jahr bilden die Jury die Anthropologin und Migrationsforscherin Natalie Bayer, die Musikerin Eva Jantschitsch, die die Frau hinter dem Musikprojekt Gustav ist, die Theaterdramaturgin und Performerin Nadine Jessen, der freischaffende Künstler und Kulturmanager Chris Müller sowie der Architekt und Designer Marc Neuner. – Würde GR Ebinger nicht tratschen, dann würde er das auch erfahren! All diese Personen sollen auch gewährleisten, dass es da keinerlei politischen Einfluss gibt, und auch die Reaktionen aus der Szene zeigen, dass dieser neuartige Call sehr produktiv und interessiert aufgenommen wird. Ich glaube, dass das gut funktionieren wird. Jedenfalls ist das auch von unserer Seite ein Versuch, neue Formen der Kunst- und Kulturförderung zu finden und den Entwicklungen anzupassen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 4. Frage. Wir kommen nun zur 5. und letzten Frage (FSP – 00165-2015/0001 – KV/GM) in dieser Fragestunde. Sie wurde von Herrn GR Dipl-Ing Stiftner gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und Bürgerbeteiligung gerichtet. (Der Wiener Stadtrechnungshof veröffentlichte jüngst einen äußerst kritischen Prüfbericht über viele Aspekte der Gebarung der Mobilitätsagentur. Welche Konsequenzen werden Sie aus Sicht des Ressorts daraus ziehen?) Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Zu der von Ihnen gestellten Frage kann ich sagen, dass ich im Gegensatz zu Ihnen die Prüfung der Mobilitätsagentur durch den Stadtrechnungshof nicht als kritisch bewerte. – Der Prüfbericht zur Mobilitätsagentur Wien wurde am 21.1.2015 im Stadtrechnungshofausschuss behandelt und mit den Maßnahmenempfehlungen sowie den Stellungnahmen der Mobilitätsagentur einstimmig zur Kenntnis genommen. Ich möchte darauf hinweisen, dass der Stadtrechnungshof im Prüfbericht anerkennt, dass die Mobilitätsagentur Wien ihren budgetären Gesamtrahmen eingehalten hat. Weiters wird unter anderem positiv angemerkt, dass, sofern Auftragnehmer Skonti gewährten, diese auch genutzt wurden. Verbesserungspotenziale sieht der Stadtrechnungshof bei der Festlegung von Wirkungszielen durch den Lenkungsausschuss und beim internen Dokumentationswesen. Empfohlen wurden Anpassungen bei organisatorischen Abläufen, insbesondere die Einhaltung des Vier-Augen-Prinzips bei der Rechnungsprüfung. Weiters soll auf die noch genauere Einhaltung formaler Kriterien wie zum Beispiel doppelter Zeichnung bei Vergabeakten geachtet werden. Wie aus den Stellungnahmen im Bericht hervorgeht, wurden die Empfehlungen des Stadtrechnungshofs bereits umgesetzt oder befinden sich gerade in Umsetzung. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke schön. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Dipl-Ing Stiftner. – Bitte. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Vielen Dank, Frau Stadträtin. Schönen guten Morgen! Ich freue mich, dass wir in einem Punkt übereinstimmen, nämlich dass dieser Stadtrechnungshofbericht wirklich sehr wertvoll ist. Er enthält – und dafür sind wir auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtrechnungshof sehr dankbar – erstmals eine transparente Aufstellung darüber, was die Fahrradagentur beziehungsweise die Mobilitätsagentur tut. Das haben wir nämlich im Ausschuss leider nicht so bekommen. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass es mich freut, dass der Stadtrechnungshof feststellt, dass die Abwicklung von Skonti – wie Sie jetzt auch betont haben – ordnungsgemäß erfolgt ist. – Das ist so ähnlich wie im Bereich der Mitarbeiter- oder Dienstzeugnisse: Wenn man nichts wahnsinnig Tolles berichten kann, dann beschränkt man sich halt auf die Formalien, und diese sind ja in der Tat korrekt. Diese betrifft unsere Kritik auch nicht, sondern unsere Kritik ist eine politische Kritik betreffend den Bereich des Modal-Split in spezieller Form. – In der Stellungnahme der Mobilitätsagentur wurde darauf hingewiesen, dass der Modal-Split beim Radverkehr von 5,7 Prozent 2011 auf 6,3 Prozent 2012 und dann um ein ganzes Zehntelprozent auf 6,4 Prozent 2013 gestiegen ist. Und ich rede jetzt gar nicht davon, dass der Fußgängerverkehr trotz einer Beauftragten reduziert wurde. Wir haben 28 Millionen investiert, davon 8,9 Millionen an die Mobilitätsagentur. Im Hinblick darauf frage ich: Wieviel Geld ist notwendig, um das im Regierungsübereinkommen angepeilte Ziel von 10 Prozent Modal-Split im Fahrradverkehr auch tatsächlich erreichen zu können? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! In der Tat ist diese Frage sehr spannend! Ich fürchte allerdings, dass ich einen exakten Betrag, wie viel Geld es bräuchte, um ein angepeiltes Mobilitätsziel zu erreichen, tatsächlich nicht nennen kann und dass sich diese Frage so nicht beantworten lässt. Fakt ist jedenfalls, dass es mehr sein sollte, als es heute der Fall ist. Ich möchte aber an dieser Stelle einen genaueren Blick in die Vergangenheit werfen, weil ich glaube, dass ein solcher Blick in die Vergangenheit durchaus aufschlussreich ist, wenn wir die Gegenwart bewerten wollen. – Wirft man einen genaueren Blick auf die Modal-Split- Zahlen und insbesondere auf die Entwicklung des Radverkehrsanteils in den Jahren zwischen 2001 und 2010, so stellen wir fest, dass der Modal-Split-Anteil des Radverkehrs in diesem Jahrzehnt von 3 Prozent auf 4,6 Prozent gestiegen ist. Das heißt, innerhalb eines Jahrzehnts konnte Wien einen Anstieg von 1,6 Prozent verzeichnen. Das halten wir fest. Von 2011 bis 2013 gab es dann allerdings einen Anstieg von 4,6 auf 6,4 Prozent. (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Roman Stiftner.) Sie lachen! Aber es ist innerhalb von zwei Jahren tatsächlich wesentlich mehr als im Jahrzehnt davor weitergegangen. Und zur gegenwärtigen Situation habe ich alle Zahlen präzise aufgelistet, ich kann Ihnen diese hinterher zukommen lassen: Wir werden heuer voraussichtlich das allererste Mal tatsächlich die 7-Prozent-Marke kratzen. Dazu ist auch zu sagen, dass in den Jahren davor, sprich, seit 2011, der Radverkehrsanteil kontinuierlich gestiegen ist, und zwar in manchen Jahren, wie gesagt, beachtlich, in anderen Jahren hingegen nicht so stark, wie wir es uns gewünscht hätten. Aber wir können – in Summe über einen längeren Zeitraum betrachtet – sagen, dass die tatsächlichen Bemühungen, die die Stadt sowohl im Bereich der Infrastruktur als auch im Bereich der Bewusstseinsbildung unternommen hat, nun gefruchtet haben. Es kann nämlich kein Zufall sein, dass wir – einmal mehr – das Gleiche, was wir vorher in einem Jahrzehnt erreicht haben, dann wiederum innerhalb von drei Jahren weitergebracht haben! Und noch eine Anmerkung: Dieses Bild wiederholt sich sowohl bei der Zunahme der Öffi-Nutzung als auch beim Rückgang des MIV, also des motorisierten Individualverkehrs: Hier können wir eine ähnliche Entwicklung beobachten. Wir hatten ebenfalls innerhalb eines Jahrzehnts einen Anstieg um 3 Prozent zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs und einen Rückgang von 3 Prozent sozusagen auf Kosten des MIV zu verzeichnen, und genau diese Situation hatten wir jetzt innerhalb von 2 Jahren. Das heißt, dass in Summe der Maßnahmenmix bei der Mobilitätspolitik der Stadt Wien in die richtige Richtung geht, dass er wirkt und dass dadurch jener Weg bestätigt wird, den zu gehen wir uns vorgenommen haben. Im gegenständlichen Fall meine ich, dass sich auch die Investitionen der Stadt in den vergangenen Jahren sehen lassen können. Fakt ist nämlich, dass die Stadt in diesem Zeitraum in Radinfrastruktur in Summe etwas mehr als 28 Millionen EUR investiert hat. Fakt ist auch, dass die Stadt in Bewusstseinsbildungsmaßnahmen im Rahmen der Mobilitätsagentur 4,1 Millionen – das weiß ich sogar auswendig – ausgegeben hat, und dazu kommt noch der Betrag von ein bisschen über 600 000 EUR, der für die Velo-City ausgegeben wurde, plus der Betrag von etwa 2,5 Millionen, der für Kampagnemittel innerhalb dieses gesamten Zeitraums ausgegeben wurde. Wenn wir also die Summe machen, dann stellen wir fest, dass, wie gesagt, 28 Millionen für Infrastruktur ausgegeben wurden und dass, wenn man Werbemittel und Sensibilisierungsmaßnahmen zusammenzählt, die aber alle nicht über die Mobilitätsagentur liefen, dafür rund 7 Millionen EUR ausgegeben wurden, und dass sich dieses Verhältnis die Waage hält. Ich bringe jetzt noch als Letztes an, dass international empfohlen wird und es als Optimum gilt, zirka 10 Prozent des Straßenbudgets, das man für ein gewisses Jahr zur Verfügung hat, für Radinfrastrukturmaßnahmen auszugeben. Und bei einem genaueren Blick auf die Zahlen, was von der Stadt Wien in den vergangenen Jahren ausgegeben wurde, können wir feststellen, dass wir in den vergangenen Jahren vorbildlich waren, und zwar auch in Hinblick auf das Verhältnis, wie hoch, wie gesagt, die Ausgaben in Hinblick auf das Gesamtstraßenbudget sein müssen, damit wir guten Gewissens sagen können, dass wir genug investiert haben. Ich komme jetzt aber zurück auf Ihre Frage: Ich habe das niemals verhehlt! Ich bin der Meinung, dass wir noch mehr in Infrastruktur investieren sollten. Ich bin der Meinung, dass wir mutige Investitionen vornehmen müssen, etwa ein Programm, wie es Malmö hat: Wir haben uns im Zusammenhang mit der Ausschussreise, die wir gemeinsam unternommen haben – Sie werden sich erinnern können –, vorgenommen, innerhalb eines gewissen Zeitraums 100 Millionen EUR auszugeben. Das heißt, eine langfristige Planung mit einem konkreten, großzügigen Betrag ist tatsächlich das, was es braucht, damit wir in den nächsten Jahren sozusagen einen weiteren großen Satz beziehungsweise Sprung hinsichtlich der Modal-Split-Zahlen machen können. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Frau Vizebürgermeisterin, für diese Beantwortung. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Mag Maresch. – Bitte schön. GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Ich wundere mich beständig über die Frageintentionen des Kollegen Stiftner. Ich meine nämlich, das könnte er einfacher in Erfahrung bringen, wenn er sich manchmal mit dem Fahrrad durch Wien bewegen würde, wenn er nicht nur manchmal am Nachmittag, sondern öfters aus dem PKW oder – was auch immer zum MIV gehört – aus dem Taxi aussteigen und mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren würde. Dann würde er merken, dass sich da etwas getan hat! Jetzt aber zu meiner Frage: Frau Vizebürgermeisterin! Nicht nur die Tätigkeit der Mobilitätsagentur ist ein Grund dafür, dass sich in Wien der Modal-Split zu Gunsten des Umweltverbundes verändert. Ich hätte gerne, dass Sie jetzt ausführen, was die Stadtregierung bis jetzt dazu getan hat, um diese Veränderungen, die jetzt schon sichtbar sind, zu Werke zu bringen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Ich denke, dass die wesentlichen Maßnahmen ihre Wirkung vor allem in ihrer Kombination entfaltet haben. Im Hinblick darauf ist festzuhalten, dass wir einerseits den Preis für die Jahreskarte und, damit einhergehend, natürlich auch für die Monatskarte der öffentlichen Verkehrsmittel drastisch vergünstigt haben. Dass wir die Öffi- Nutzung in Wien mit 365 EUR, sprich, um 1 EUR pro Tag, zur Verfügung stellen, hat sich natürlich beachtlich ausgewirkt. Viele Wienerinnen und Wiener, die vorher nur Gelegenheitsfahrten mit den Öffis erledigt haben, haben sich dann eine Jahreskarte zugelegt und sind daher jetzt zu regelmäßigen Nutzerinnen und Nutzern geworden. Dazu kommt die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung, mit welcher, wie gesagt, in Kombination mit der günstigeren Jahreskarte, schlussendlich dieser Effekt erzielt wurde, der beachtlich ist. Aber auch ich meine, dass wir jetzt nicht stehen bleiben können, sondern gemeinsam überlegen müssen, was zu geschehen hat, um für die nächsten Jahre eine Verkehrsberuhigung innerhalb der dicht verbauten Teile der Stadt weiterhin voranzutreiben. Zum Radverkehr habe ich bereits ausführlich geantwortet, dass wir meines Erachtens mit einer Kombination aus Investitionen in Infrastruktur einerseits und konsequenten Sensibilisierungsmaßnahmen anderseits erreichen, dass möglichst viele Wienerinnen und Wiener auf den Geschmack kommen, sich aufs Rad zu schwingen. Auf diese Weise bringen wir sie auf die Idee, dass man vielleicht den einen oder anderen Weg, den man bis jetzt gewohnheitsmäßig mit dem Auto zurückgelegt hat, unter Umständen doch mit dem Rad zurücklegen kann. Wir haben in den vergangenen Jahren auch einiges in Untersuchungen und Studien investiert. So hat sich zum Beispiel auch gezeigt, dass etwa im Falle eines Wohnungswechsels oder eines Bürowechsels, sprich, im Zuge von Umzügen, Wienerinnen und Wiener sehr häufig leichter ansprechbar sind in Hinblick auf eine Änderung ihres täglichen Mobilitätsverhaltens, weil man ja die täglichen Wege ohnedies neu konzipieren und überdenken muss. Und das ist nur ein Beispiel dafür, wie man sich jetzt gezielt anschaut, wo, wie und wann man Menschen erreichen kann, wenn sie dafür ansprechbar sind. Schlussendlich handelt es sich einerseits, wie gesagt, darum, gute Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, aber auch möglichst konsequent Überzeugungsarbeit zu leisten. Und wer eine Änderung möchte, der tut auch etwas. Wie wir sehen, begeistern sich immer mehr Leute dafür, und das ist gut so. Wer das aber nicht will, muss natürlich nicht irgendetwas müssen, denn wir leben in einer freien Gesellschaft. So. Nun bleibt für mich noch der Bereich des Zufußgehens übrig, und diesen möchte ich ein bisschen anders und kritischer bewerten. Zuerst ebenfalls ein Blick in die Modal-Split-Zahlen: Seit dem Jahr 2000 und bis heute, können wir feststellen, dass in diesem Zusammenhang die Stadt in Summe auf hohem Niveau jetzt bereits seit fast 15 Jahren stagniert. Ich habe mir das ausgehoben, es handelt sich sogar um den Zeitraum ab dem Jahr 1993, wir sprechen also in Anbetracht eines Rückblicks auf 21 beziehungsweise inzwischen 22 Jahre. Sieht man sich die Zahlen genauer an, so stellt man fest, dass wir 1993 bei 28 Prozent waren, im Jahr 1996 bei 26 Prozent, im Jahr 1998 bei 26 Prozent, im Jahr 1999 bei 27 Prozent, dann wieder bei 26 Prozent, dann wieder bei 27 Prozent. 2005 waren es dann 28 Prozent, 2006 waren es 27 Prozent, dann waren es wieder 28 Prozent, und so geht es dahin: Einmal waren es 28 Prozent, dann wieder 27 Prozent. – Das bedeutet, wie gesagt, dass die Stadt in Summe in diesem Bereich auf hohem Niveau stagniert. Ich meine, dass hier in der nächsten Zeit wesentlich mehr Anstrengungen notwendig sind, damit wir auch in diesem Bereich beachtliche Erfolge erzielen können. Ich werde von Erfolgen erst dann reden, wenn die 29-Prozent- Marke und in weiterer Folge die 30-Prozent-Marke geknackt sein wird. Und wenn wir hier eine Debatte führen, was es dazu braucht, um tatsächlich im Zusammenhang mit dem Fußgängeranteil beziehungsweise dem Anteil des Zufußgehens einen großen Wurf zu erreichen, dann halte ich das für eine spannende Debatte, die jetzt aber den Zeitrahmen der Fragestunde sprengen würde. Wir werden diese Debatte daher im Rahmen des Ausschusses oder bei anderen Gelegenheiten führen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt GR Mahdalik. – Bitte schön. GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Lieber Rüdiger! Nur ganz kurz: Zu deinem gönnerhaften Vorschlag, Kollege Stiftner solle vielleicht einmal aus dem Auto aussteigen, würde mir ein bisserl etwas einfallen, ich sage das jetzt aber nicht, weil wir beim Thema bleiben wollen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Ich bin heute mit dem Rad da, du sicherlich mit dem Auto!) Ja. Voriges Mal war es umgekehrt! (GR Mag Rüdiger Maresch: Ja! Aber nur ein Mal im Jahr!) Frau Stadträtin! Die Blum-Zahlen kennen wir zu Genüge. Der Stadtrechnungshof hat diese auch ausgiebig beleuchtet und ganz allgemein auch die oft – sagen wir einmal – kreative Zählweise der Stadt Wien vor allem bei den Fahrradfahrerzahlen recht kritisch betrachtet. Aber mit ein bisschen gutem Willen und einiger Kreativität kann man bekanntlich jede Statistik waschen, legen und föhnen. Festhalten müssen wir, dass das Planungsressort für die Mobilitätsagentur 8,9 Millionen EUR bis 2015 ausgegeben hat. Hiervon wird aber kein einziger Meter Radweg gebaut, sondern 1,9 Millionen kostet allein der Posten der Fußgängerbeauftragten. Dazu kommt noch Velo-City – wie Sie erwähnt haben – im Radjahr 2013 mit 4,5 Millionen. Jetzt kommt das Fußgängerjahr mit, wie ich glaube, 2,5 Millionen. Und irgendwann einmal kommen wir schon auf 18 Millionen nicht für Radinfrastruktur, sondern für Posten und Pöstchen und Fest‘ln und Festchen. Wenn das Verhältnis denn stimmen sollte, dass tatsächlich 10 Prozent vom Straßenbaubudget für die Radfahrinfrastruktur aufgewendet werden, dann würden in Wien die Straßen zerbröseln! Ich habe ja schon ein paar Mal erwähnt, dass 2013 18 km und 2014 13 km neue Radwege gebaut wurden. Wenn Sie also 10 Prozent erreichen wollten, dann müssten Sie ungefähr 300 000 Radständer auf irgendeine Wiese betoniert haben, die wir noch nicht entdeckt haben! Vorige Woche hat es zwei tragische Unfälle mit Fußgängern mit zwei Toten in Donaustadt gegeben. In diesem Zusammenhang hapert es aus unserer Sicht auch daran – ich komme schon zum Ende –, dass die Fußgängersicherheit in diesen Bereichen, und nicht nur in diesen Bereichen, einfach zu wenig ausgeprägt ist, und wir haben auch schon Verbesserungsvorschläge über die Medien an die Stadträtin weitergetragen: Wir und wahrscheinlich auch viele Fußgänger wären dafür, dass nicht 18 Millionen für diverse Versorgungsposten und Fest‘ln ausgegeben, sondern tatsächlich dort investiert werden, wo Leib und Leben der Fußgänger auf dem Spiel stehen. Sind Sie dafür, dass diese Mittel hinkünftig direkt für die Fußgängersicherheit verwendet werden? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Ich will es Ihnen jetzt noch einmal erklären, und ich möchte Ihnen das gern auch schriftlich zukommen lassen. Ich kann mir nicht erklären, wie Sie zu solchen Zahlen kommen! Denn das verdeutlicht nämlich, dass Sie in all diesen Jahren nicht nur in diesem Ausschuss, sondern in mehreren Ausschüssen des Gemeinderates bei der Lektüre von Akten entweder nicht die erforderliche Sorgfaltspflicht, um zu verstehen, was in diesen Akten steht, walten lassen haben oder dass Sie wider besseren Wissens Zahlen zusammenzählen, die nicht zusammengezählt werden können. Ich kann Ihnen die genaue Zahl nennen. Ich muss das nur heraussuchen, warten Sie einmal, so viel Zeit muss sein. (GR Mag Wolfgang Jung: „Siga, siga!“) Ja: „Siga, siga!“ Wir haben ja Zeit. Also: Die Mobilitätsagentur hat in Summe für 5 Jahre 8,9 Millionen EUR bekommen, und die Zahlenbeträge, die Sie jetzt gerade aufgezählt haben, wurden und werden großteils dann wiederum daraus bewilligt. Die Mobilitätsagentur hat ein Globalbudget, und das, was daraus entnommen wird, wird noch einmal im Ausschuss diskutiert und extra bewilligt. Das heißt, wenn Sie Beträge dazuzählen, die daraus gebucht werden, dann kommen Sie natürlich auf 18 Millionen. So einfach ist das! Ich gebe Ihnen das noch einmal schriftlich und will hoffen, dass Sie dann zumindest nicht wider besseres Wissens so etwas behaupten! Es reicht, wenn wir bei der Wahrheit bleiben! Es gibt immer noch genug, im Hinblick worauf wir nicht einer Meinung sind, da müssen wir nicht noch Dinge dazuerfinden! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich komme jetzt noch einmal zurück auf das doch sehr wichtige Kapitel Verkehrssicherheit, und meine dazu: Sie müssten als Mitglied unseres Ausschusses doch wissen, dass die konkrete Verbesserung von Kreuzungen etwa auch durch das Anbringen von Zebrastreifen oder vielfach auch durch die Entscheidung, ob an einer bestimmten Stelle eine Ampel angebracht werden soll oder nicht, beziehungsweise etwa auch durch die Befassung mit der Frage, ob Gehsteigvorziehungen geboten sind und vieles Weitere mehr, wodurch die Verkehrssicherheit konkret angehoben wird, ziemlich präzise zu 99 Prozent in die Bezirkskompetenz fällt und daher vom jeweiligen Bezirk angegangen, beschlossen und finanziert werden muss. Und ich gehe sogar einen Schritt weiter, falls Sie das nicht wissen sollten: Sofern der Bezirk die Maßnahme nicht wünscht, ich aber der Meinung wäre, dass diese Maßnahme zu erfolgen hat, ist es auf Grund der Dezentralisierung für mich kaum möglich, diese auch tatsächlich vorzunehmen, denn der Bezirk kann eine Maßnahme, die er nicht finanzieren möchte, schlicht und ergreifend blockieren, es sei denn, man würde eine Ersatzvornahme wegen Gefahr in Verzug veranlassen. Diese dauert aber entsprechend lang, und es ist auch nicht so sicher, ob man das auch tatsächlich belegen kann. Was ich sehr wohl tun kann, ist, einerseits Überzeugungsarbeit zu leisten und andererseits in der einen oder anderen groß angelegten Maßnahme zusätzlich Mittel zur Verfügung zu stellen, was ich regelmäßige tue. Somit kann ich immer wieder auch Maßnahmen verordnen, die der Verkehrssicherheit dienen, obwohl sie vom Bezirk nicht gewünscht werden. Dann bin ich sehr oft mit einer Situation konfrontiert, dass ich die Maßnahme sehr wohl verordne, aber dann nicht umsetzen kann. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Zebrastreifen in unmittelbarer Nähe des Seniorenwohnheims im 19. Bezirk. Schauen Sie sich an, was dort alles vorgefallen ist und entscheiden Sie dann, wer Erfolg gehabt hat oder nicht! Was ich darüber hinaus tun kann, ist, mit Sensibilisierungsmaßnahmen nicht aufzuhören und jedes Jahr darauf hinzuweisen, dass bestimmte Formen von Fehlverhalten im Straßenverkehr Leben kosten können. Auch das wiederholen wir jedes Jahr, und auch heuer planen wir eine Sicherheitskampagne, übrigens mit einem ziemlich eindeutigen Fokus: Mit dieser Aktivität werden wir sowohl Autofahrer als auch Radfahrer als auch Fußgängerinnen und Fußgänger adressieren, und zwar mit einem spezifischen Fokus auf das jeweilige Fehlverhalten, das uns im Straßenverkehr auch das Leben kosten kann. Ich will aber auch nicht unerwähnt lassen, dass bekanntlich die beste Maßnahme, wenn es um Verkehrssicherheit geht, zuallererst das flächendeckende Gebot betreffend Tempo 30 ist. Tempo 30 wirkt nicht nur als ökologische Maßnahme, sondern Tempo 30 ist oft auch eine Sicherheitsmaßnahme, und wir haben einiges geleistet, um das auszuweiten. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, es tatsächlich flächendeckend umzusetzen, aber immerhin 65 Prozent aller Straßenzüge in Wien sind bereits Tempo-30-Zonen. Darüber hinaus greift natürlich auch die Verkehrsberuhigung. Das Drosseln des Tempos und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sind ein wesentlicher Weg, um die Verkehrssicherheit und die Lebensqualität in einer Stadt zu steigern. Das ist also der Weg, und ich ersuche Sie einmal mehr, sich sehr wohl auch auf Bezirksebene an jene Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher zu wenden, die, wie gesagt, in vielen Bereichen im Rahmen der eigenen Verpflichtung, der eigenen Kompetenz und auch aus dem eigenen Budget entsprechende Maßnahmen umsetzen müssen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke vielmals. Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Mag Berger- Krotsch. – Bitte schön. GRin Mag Nicole Berger-Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Ihr Ruf „Siga, siga!“ von zuerst animiert mich zu einem „Kalimera!“. Wir wissen aus unserer täglichen politischen Arbeit, wie wichtig Sensibilisierungsarbeit und Bewusstseinsbildung sind, wenn wir neue Vorhaben an die Wienerinnen und Wiener herantragen. Sie haben jetzt im Zuge der Beantwortung der Frage schon Zahlen, Daten und Fakten genannt, aber ich möchte es nochmals auf den Punkt bringen: Ich möchte speziell wissen, wie wichtig diese Arbeit für die Erreichung der Modal-Split-Ziele der Smart City Wien ist und welchen Beitrag die Mobilitätsagentur dazu leistet. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin! VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Im Fachkonzept Mobilität des Stadtentwicklungsplanes hat sich die Stadt Wien das Ziel gesteckt, dass im Jahr 2025 zumindest 80 Prozent der Wege der Wienerinnen und Wiener im öffentlichen Verkehr, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Dieses ambitionierte Ziel erfordert Anstrengungen der Stadt in den Bereichen Infrastruktur, und dabei handelt es sich eben um den bereits von mir erwähnten ständigen Ausbau des Radwegnetzes sowie komfortabler Fußwege und die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs. Zweitens: Verkehrssicherheit. – Auch in diesem Zusammenhang haben wir einiges besprochen. Und drittens: Bewusstseinsbildung und Dialog. – Verkehrsverhalten ist bei den meisten Menschen Gewohnheitsverhalten. Das heißt, mit Bewusstseinsbildungsmaßnahmen können erfolgreich Änderungen hinsichtlich umweltverträglichen Stadtverkehrs und damit lebenswerter Städte erzielt werden. Nicht zuletzt hat die Bewerbung des öffentlichen Verkehrs durch die Wiener Linien wesentlich zum Aufschwung von Bus, Straßenbahn und U-Bahn in Wien beigetragen. Als logische Konsequenz der Zielsetzungen wurden nun auch breite Bewusstseinsbildungsmaßnahmen von Seiten der Stadt betreffend Zufußgehen und für mehr Radverkehr in die Wege geleitet. Und unter anderem zu diesem Zweck wurde die Mobilitätsagentur Wien gegründet. Das Radjahr 2013 betraf die erste große, integrierte Kampagne der Stadt zum Thema Radfahren. Inhalt waren der Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern in den Bezirken, Werbemaßnahmen und Service für RadfahrerInnen. Im Jahr 2015 wird mit dem Schwerpunkt Zufußgehen ein weiterer Akzent gesetzt. Ein wichtiges Ergebnis des Fahrradreport 2014 ist: 72 Prozent der Radfahrenden in Wien geben an, dass sich die Situation im Zusammenhang mit dem Radfahren verbessert hat. Im Jahr 2012 lag dieser Wert noch bei 58 Prozent. Bewusstseinsbildungsmaßnahmen wirken allerdings langfristig und nicht von heute auf morgen. Aber schon jetzt zeigt sich, dass der Radverkehr in den letzten Jahren stetig zugenommen hat. Die Auswertung der Zählstellen am Opernring im Jahr 2014 hat im Vergleich zum Vorjahr ein Radverkehrsplus von 24 Prozent an dieser Stelle ergeben. Der Anteil des Radverkehrs am Modal-Split hat seit dem Jahr 2010 jedes Jahr zugenommen, und für das Jahr 2015 wird ein weiterer Anstieg erwartet. Das heißt zusammenfassend: Die Arbeit und die Leistungen der Mobilitätsagentur bewähren sich. Natürlich erreicht man die erhofften Ziele, die wir uns selbst gesteckt haben, nicht mit der Mobilitätsagentur allein, aber diese ist ein wesentlicher Puzzlestein in einem Gesamtgefüge, mit dem die Stadt ihre Bemühungen um den Radverkehrsanteil fortführt. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die letzte Zusatzfrage in dieser Fragestunde, die jetzt schon eine und eine dreiviertel Stunde dauert – für die Zuhörer möchte ich sagen, dass diese deshalb, weil wir fünf Fragen in einer Stunde beantworten wollen, halt ein wenig länger dauert – stellt GR Dipl-Ing Stiftner. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Vielen Dank! – Die Abgeordneten haben eine Redezeitbeschränkung. Das erklärt auch manches. Ich wollte zu Kollegen Maresch sagen: Ich bin sowohl Besitzer einer Jahreskarte als auch eines Fahrrads, das ich regelmäßig nutze. – Man braucht das nicht ständig zu wiederholen. Das bringt nichts! (Beifall und Bravo-Ruf von GR Dipl-Ing Martin Margulies.) Deshalb zurück zu den Fakten: Ich denke, Frau Stadträtin, es bringt nichts, wenn man schönredet. Bleiben wir doch einfach bei den Fakten, die hier im Bericht stehen! In Ihrer Regierungsperiode hat sich der Anteil am Modal-Split im Fahrradverkehr um 0,7 Prozent gesteigert. Das ist nachzulesen auf Seite 52 des Stadtrechnungshofberichtes! Egal, was Sie sagen oder aus Ihrer grünen Medienlandschaft hervorgeht: Das ist die Zahl, die für die Stadt relevant ist: 0,7 Prozent! Gleichzeitig ist der Anteil am Modal-Split im Bereich des Fußgängerverkehrs um 1 Prozentpunkt zurückgegangen. Das heißt, in Summe ist das überhaupt ein Minus für Sie! – Es ist also wirklich ein Problem, wenn Sie versuchen, hier etwas schönzureden! Aber kommen wir auf den wesentlichen Punkt der Sicherheit zu sprechen: Sie haben gesagt, durch ein Umfärben der Radwege – ich glaube, die von Ihnen und Ihrer Fraktion präferierte Farbe war Grün – wird die Sicherheit verbessert. Meine Frage dazu lautet: Wie steht es um dieses Projekt? Im Zusammenhang damit ist es ein bisschen ruhig geworden! Was haben Sie denn an Umfärbungen noch vor? Übrigens glaube ich, dass Grün eher die Farbe ist, die Sicherheit signalisiert. Das ist vielleicht nicht politisch, sondern eher psychologisch zu bewerten. Aber da mögen Sie eine andere Wahrnehmung haben! Welche Pläne haben Sie ganz konkret mit dem Einfärben der Fahrradwege in der nächsten Zeit bis zum Ende der Regierungsperiode? (GR Mag Wolfgang Jung: Sie würden lieber das Personal einfärben!) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Maria Vassilakou: Wir haben uns vorgenommen, konsequent zunächst bekannte unübersichtliche Stellen oder Unfallhäufungsstellen, die uns von den Bezirken gemeldet werden, auf diese Art und Weise übersichtlicher zu gestalten. Wir haben mit dem Gürtel begonnen. Sie können sich übrigens etwa im Bereich der Zentralbibliothek jetzt selbst die ersten Abschnitte, die fertig geworden sind, anschauen und selbst feststellen, ob das zur übersichtlicheren Gestaltung beiträgt oder nicht. – Ich glaube übrigens, dass ein Besuch vor Ort Sie überzeugen wird! Da erübrigt sich jede Debatte, ob das hilfreich ist oder nicht. Wir setzen fort mit dem Ring, und darüber hinaus planen wir, wie gesagt, das bei Sanierungen, Verbesserungen oder Neugestaltungen immer gleich, wenn sich die Gelegenheit bietet, mitzuerledigen. Wir haben aber nicht vor – das war nie der Plan –, sozusagen generalstabsmäßig das gesamte Netz umzustellen. Das wäre mit Kosten verbunden, die nicht zu vertreten wären. Im Übrigen, sehr geehrter Herr Gemeinderat: Schönreden nutzt nichts. Aber „Schiachreden“ nutzt auch nichts. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Heißt das nicht „Hässlichreden“?) Vor allem dann … (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Nein! Es ist so: Schönreden nutzt nichts! Schlechtreden oder „Schiachreden“ nutzt aber auch nichts. Menschen haben nämlich Augen, Wahrnehmungsorgane und eigene Erfahrungen und können viel besser aus der eigenen gelebten alltäglichen Praxis bewerten, was Sache ist. Und wurscht, was Sie tun, wurscht, wie Sie sich verrenken und wurscht, wie Sie die Wirklichkeit verbiegen: Es wird nicht möglich sein, Dinge, die die Wienerinnen und Wiener als Vorteil und als Verbesserung empfinden, schlechtzureden, indem Sie offensichtlich ständig falsche Zahlen zitieren! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich werde Ihnen jetzt und hiermit die richtigen Zahlen überreichen, auf dass Sie diese haben: Machen Sie damit, was Sie möchten! – Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Damit ist die Fragestunde beendet. Wir kommen zur Aktuellen Stunde. Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Wien braucht einen Sicherheitsstadtrat“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich ersuche den Erstredner, Herrn GR Dr Ulm, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. – Bitte schön. GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wien braucht einen Sicherheitsstadtrat, damit man hier effizienter und professioneller agieren kann, damit es einen politischen Ansprechpartner für die Bürger gibt und damit dem Thema Sicherheit der gebührende Stellenwert eingeräumt wird. (Beifall bei der ÖVP.) Nirgendwo sind die Sicherheitskompetenzen so zersplittert wie in Wien. Die Sicherheitsangelegenheiten sind bei ganzen sechs Ressorts und bei der Magistratsdirektion angesiedelt: Die Magistratsdirektion ist zuständig für Zivilschutz, umfassende Landesverteidigung, Katastrophenhilfe und Krisenmanagement sowie für Einsatzaufträge an die Rathauswache. Das Ressort Brauner ist zuständig für Feuerwehr und Katastrophenschutz, für die Personen, die mit der U-Bahn-Aufsicht betraut sind, sowie für die Rathauswache als Teil der Feuerwehr. Im Ressort Wehsely ist die Blaulichtorganisation Rettung und im Ressort Vassilakou ist die Parkraumüberwachung angesiedelt. Im Umweltressort finden wir die Waste Watcher, im Ressort Frauenberger ist man zuständig für das Landes- Sicherheitsgesetz und damit für Anstandsverletzungen, Lärmerregung und Bettelei, und im Ressort Wohnen finden wir die Ordnungsberater und die Night Watcher. Es gibt kein nationales oder internationales Beispiel für eine solch zersplitterte Kompetenzaufteilung! Selbstverständlich sind alle Blaulichtorganisationen im Innenministerium zusammengefasst, selbstverständlich sind dort alle Rechts- und Sicherheitsagenden gebündelt, so wie das auch in anderen Bundesländern und in anderen Städten der Fall ist. Ich darf Ihnen jetzt ein ganz harmloses Beispiel für die ineffiziente Verwaltungsstruktur im Hinblick auf die Verunreinigung des Gehsteigs geben: Stellen sie sich die normalste Situation in Wien vor, die es gibt! Da ist ein Gehsteig, links davon ein Parkstreifen, rechts davon ein Gemeindebau. Dort kontrollieren die Herrschaften mit den weißen Kappen, die zur Parkraumüberwachungsgruppe gehören, ob die Autos richtig geparkt sind. Daneben kommt es zu einer Verunreinigung eines Gehsteiges, die genannten Beamten dürfen aber nicht einschreiten, sondern sie müssen die Waste Watcher rufen. Geschieht das Gleiche aber einen halben Meter weiter in der Grünanlage des Gemeindebaus, dann müssen Sie einen Ordnungsberater rufen, aber das nur am Tag, denn in der Nacht wären die Night Watcher zuständig. – Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist kein professionelles, effizientes Wirtschaften, das ist keine Verwaltung, so wie wir uns das vorstellen! (Beifall bei der ÖVP.) Wir sehen eine Fülle von Beauftragten, erst jetzt war in der Fragestunde wiederum die Rede vom Zufußgehen und vom Radfahren. Wir haben also diverseste Beauftragte, Fußgehbeauftragte, Radfahrbeauftragte, Universitätsbeauftragte. – All das sind wichtige Themen, aber, sehr geehrte Damen und Herren, wie wichtig ist das Thema Sicherheit? – Wir haben es noch nicht zu einem Sicherheitsbeauftragten in dieser Stadt gebracht, weil diese Stadtregierung eine falsche Schwerpunktsetzung vornimmt! Wir brauchen aber einen solchen Politiker, um einen Ansprechpartner in Sachen Sicherheit für die Bürger und für den Bund zu haben, denn es gibt in Sicherheitsfragen selbstverständlich Wiener Interessen, die ein Wiener Politiker wahrnehmen sollte, und zwar in erster Linie gegenüber der Innenministerin, denn diese ist der natürliche Ansprechpartner in Sicherheitsfragen. Es gibt genügend Sicherheitsfragen, die mit der Gemeinde Wien zu debattieren wären, beispielsweise die Frage der Demonstrationen. Das müssen gar keine gewalttätigen Demonstrationen sein oder solche, bei denen die Gefahr besteht, dass es zu Gewalttätigkeiten kommen könnte. Vielmehr hat die Stadt Wien bei friedlichen Demonstrationen ein eminentes Interesse daran, sich einzubringen, und selbstverständlich ist die Versammlungsfreiheit ein hohes Gut und muss selbstverständlich respektiert werden. Aber es kommt immer auf die Art und Weise an: Wenn es am Ring mehr als 50 Sperren pro Jahr gibt, dann muss ich sagen, dass auch die Interessen anderer Personen respektiert werden müssen, zum Beispiel jene der Anrainer, die im 1. Bezirk oder im innerstädtischen Raum wohnen und die auch ganz gerne ihren Wohnraum beizeiten verlassen wollen oder in diesen wieder hineingelangen möchten. (Beifall bei der ÖVP.) Wenn wir uns zur Schaffung der Funktion eines Sicherheitsstadtrats endlich durchringen können, dann würde das natürlich durch die Bündelung beziehungsweise Arrondierung der Kompetenzen auch eine wesentliche Entlastung der Bundespolizei mit sich bringen, die sich dann noch stärker der Kriminalitätsbekämpfung widmen könnte, und in Zeiten wie diesen ist die Entlastung der Bundespolizei selbstverständlich ein Gebot der Stunde. Ich habe in der Vergangenheit immer wieder Beispiele dafür genannt, und ich kann auch heute wieder mehrere nennen. Das Absurdeste ist wohl, dass die Bundespolizei immer wieder als Exekutionsorgan für Betreibungen des Landes Wien einschreiten muss: So werden etwa für Verkehrsstrafen, die an die Gemeinde Wien fließen, immer wieder Exekutivbeamte herangezogen, um diese einbringlich zu machen. Ich bin durch Zufall auf die Bewilligung dieser Fahrnis- und Gehaltsexekution hier gestoßen: Dabei geht es um eine Verkehrsstrafe wegen zu schnell Fahrens in der Höhe von 56 EUR. Es gibt eine Lohnpfändung, man hat vergessen, die Strafe zu bezahlen beziehungsweise hat es einen Zustellanstand gegeben. Das ist weiter überhaupt nichts Schlimmes. Der Chef ist auch nicht böse. Wenn man sich das aber näher ansieht, dann sieht man, dass die betreibende Partei wegen dieser 56 EUR das Land Wien ist. So weit, so gut. Wer aber schreitet Ihrer Meinung nach im Exekutionsverfahren zur Einbringlichmachung dieser 56 EUR ein? – Die Landespolizeidirektion Wien, im konkreten Fall das Polizeikommissariat Simmering! Sehr geehrte Damen und Herren! Das sind keine Aufgaben, die die Polizei für uns erledigen soll, diese sollen wir selber erledigen! (Beifall bei der ÖVP.) Die Polizei hat genügend Aufgaben, die es zu vollziehen gilt, und daher sollten wir uns auch einmal die Landesgesetze und die ortspolizeilichen Verordnungen ansehen, in denen wir immer wieder vorsehen, dass die Bundespolizeidirektion diese Normen vollziehen soll. Ich möchte jetzt auch die Lärmerregung als Beispiel nennen: Es ist doch wirklich nicht einzusehen, warum am Sonntagnachmittag, wenn der Filius möglicherweise zu laut Klavier spielt und die Nachbarn sich gestört fühlen, uniformierte Exekutivbeamte anrücken müssen. Da wären doch Gemeindebedienstete, die einschlägig in diesem Bereich geschult sind, wahrscheinlich die bessere Wahl! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist völlig unverständlich, dass wir acht Geschäftsgruppen mit einer Vielzahl von politischen Themen haben, die wir benennen, eine solche Namensnennung für die Sicherheit allerdings nicht erfolgt! Es ist völlig unverständlich, dass wir noch immer keinen Sicherheitsstadtrat, also einen Stadtrat für Inneres und für Sicherheit haben. Geben wir doch endlich der Sicherheit den gebührenden Stellenwert in dieser Stadt, und tragen wir alles dazu bei, um in Sachen Sicherheit noch effizienter und professioneller zu werden, als das bisher der Fall ist! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Für die weiteren Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass die Damen und Herren des Gemeinderates sich nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Herr GR Ellensohn gemeldet. GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Stadtwache und Sicherheitsstadtrat sind, solange ich hier im Gemeinderat sitze, immer wieder Thema. (GR Mag Wolfgang Jung: Immer mehr!) Beim Thema Bleiben ist konservative Tradition, da ist schon einmal positiv, zumindest bei Ihren Werten. Es kommt aber immer in einem anderen Zusammenhang, nämlich anlassbezogen im Hinblick darauf, was sich gerade ereignet, und ich erwähne jetzt ein paar der Anlässe. Herr Ulm hat mir neulich in einem anderen Zusammenhang mit einer langen Litanei Freude gemacht. Ich habe jetzt nicht so viel Zeit, ins Detail zu gehen, also muss ich es ohne Daum et cetera wiedergeben: Jedenfalls hat er gesagt, dass dieser Sicherheitsstadtrat beziehungsweise die allfällige Sicherheitswache oder Stadtwache, die letztlich im Vollausbau 3 000 Leute umfassen soll, unter anderem auch fürs Sprayer-Jagen zuständig sein soll. Da hat es irgendwann einmal ein bisschen mehr Graffiti gegeben als sonst, und da hat es geheißen: Die Sprayer müssen von der Stadtwache gejagt werden. Und es sei super, dass ein Sprayer, der einen Schaden in der Höhe von 3 000 EUR anrichtet, 2 Jahre Haft kassieren könne. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Das ist Sachbeschädigung!) Es ging also offenbar um Jugendliche, die irgendwo etwas aufsprühen. Ich habe drei Buben zu Hause, die noch nicht zehn sind, aber es hört sich für mich nicht gut an, dass sie allenfalls zwei Jahre … (GR Mag Wolfgang Jung: Dann erziehen Sie sie ordentlich!) Ja, so einfach ist es auf der Welt, ich weiß es eh! Ich hoffe nur, Sie sind immer glücklich und zufrieden mit den eigenen Kindern! Wunderbar! Jedes Mal taucht auch wieder die Forderung auf, dass wir Videototalüberwachung brauchen. Und diese Wachorgane sollen auch für Alkoholkonsum im öffentlichen Raum zuständig sein. Da müssten wir zwar auch etliche Parteiveranstaltungen sperren! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Das ist so, ist aber wurscht! – Alkoholkonsum im öffentlichen Raum galt aber jedenfalls irgendwann einmal auch als ganz schweres Vergehen, ich weiß nicht, ob das im 1. Bezirk war. Egal! Auch Betteln taucht in diesem Zusammenhang immer wieder auf ebenso wie die Verunreinigungen in Parks: In der Aussendung steht tatsächlich darin, dass auch Zuständigkeit der neuen Stadtwache für Kot unter Parkbänken bestehen soll. Der neue Sicherheitsstadtrat wird dann wohl rundum gehen und nicht nur eine DNA-Probe des Hundekots ziehen, sondern diesen auch zusammensammeln! Dazu kommt noch die Grillplatzüberwachung: Auch dafür brauchen wir angeblich dringend eine Truppe neu. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Nein, diese brauchen wir zusätzlich! Weiters wurde die Lärmbelästigung durch den Nachbarn aufgezählt. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Ich sage nur, wofür man dort alles zuständig sein soll. Zuerst sagt Herr Ulm, dass das ein Fleckerlteppich ist. Aber diese Sicherheitsorgane sollen dann eben jeweils gerade für das zuständig sein, was in der Zeitung steht, und das ist zum Beispiel momentan viel Lärm: Also brauchen wir sie für den Lärm. Dann geht es gerade wieder um Graffiti, also brauchen wir diese Leute sofort für die Graffiti. – Es ist eh wurscht, was geschieht, das ist immer die Antwort. Schön ist auch die Formulierung betreffend Lärmbelästigung. Das betrifft offensichtlich nicht irgendwelche Schlägereien, sondern die Formulierung lautet: „Wenn der Filius des Nachbarn Klavier spielt …“ Er spielt immerhin nicht Piano, sondern der Filius des Nachbarn spielt Klavier, und dann haben wir ein Problem bei der Volkspartei. (GR Mag Wolfgang Jung: Es könnte auch die Filia sein!) Es geht ja noch weiter: Das ist noch nicht bei Ihnen eingegangen, aber die Bezirksvorstehung im 1. Bezirk fordert ja, dass Soldaten aufmarschieren müssen und das Militär kommt, wenn es Demonstrationen gibt. Das ist ein Vorschlag, der bei der ÖVP diskutiert wird. Dazu hat sogar Herr Jung gesagt, dass das komplett übertrieben ist und nicht geht! (GR Mag Wolfgang Jung: Dass ich so eine Aussage von Ihnen noch erleben darf!) Ja! Dass wir quasi einmal sogar in einer Sicherheitsfrage einig sind! Einig sind wir uns aber jedenfalls auch in dem Punkt, dass Sicherheit ein hoher Wert ist. Zwar wird abseits dessen auch darüber diskutiert, ob damit auch die Grillplatzüberwachung gemeint ist. Ich denke aber, es geht vielmehr um Angelegenheiten, die quasi ein bisschen näher gehen, es geht tatsächlich um Sicherheit im engeren Sinn, und dafür brauchen wir eine Polizei, der man vertraut. Beschreiben wir das einmal so: Der Ruf der Polizei in Österreich ist nicht in allen Bevölkerungsgruppen gleich gut. – Auch das haben wir schon ein paar Mal diskutiert. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Es gibt Städte in Europa, wo der Ruf besser oder schlechter ist, und das weicht auch ab und variiert: Der Ruf der Polizei war in Hamburg schon einmal besser und in Paris schlechter, und so weiter. Das ändert sich auch über die Jahre. Dafür gibt es aber auch Gründe: Besser wäre es, wenn es bei der Polizei eine größere Diversität gäbe: So sollte das Verhältnis zwischen der Anzahl an Männern und Frauen ausgeglichener sein. Über einen höheren Frauenanteil haben wir schon x Mal geredet. Außerdem sind auch Menschen, die zugewandert sind, quasi nicht oder nur in einem sehr geringen Ausmaß repräsentiert. Die Polizei schaut einfach nicht so aus wie das restliche Wien, und das ist nicht gut für die Polizei. Das ist nicht gut für deren Reputation. Da es sich um längere Arbeitszeiten handelt, muss vereinbart werden, wieviel jemand verdient oder in welchem Ausmaß jemand Auszeit bekommt. Das ist eine anstrengende Arbeit, das versteht wohl jeder. Es ist sicherlich nicht lustig, jeden Tag als Polizist oder als Polizistin arbeiten zu müssen. Daher muss anständig bezahlt werden und muss es Auszeiten geben. Wenn jemand sein ganzes Leben in autoritären Strukturen verbringt, dann färbt das ab. Das ist logisch. Das meine ich jetzt nicht einmal böse. Aber wenn jemand mit 20 bei der Polizei beginnt und nichts anderes kennt, dann macht das etwas mit dieser Person. Die Umgebung macht etwas. Daher ein Vorschlag: Es wäre super, wenn diese Menschen alle fünf oder zehn Jahre ein Jahr lang etwas anderes arbeiten könnten. – Aber so weit kommen wir ja gar nicht, weil Sicherheitsdebatten sehr verkürzt geführt werden. Dann gibt es irgendwo draußen wieder ein Problem, irgendwo schlagen ein paar Jugendliche über die Stränge, und schon kommt die ganze Maschinerie in Gang. Da heißt es: Jagen und Strafen! – Aber Jagen und Strafen wird nichts nutzen! Das ganze Geld, das man ganz am Ende hineinsteckt, wäre viel besser zu einem viel früheren Zeitpunkt in Bildung et cetera investiert. Aber ein Vorschlag zur Güte: Wir haben ja keinen amtsführenden Stadtrat für diesen Themenbereich, aber Herr Juraczka könnte sich zum Beispiel „nichtamtsführender Sicherheitsstadtrat“ nennen. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Bitte zum Schluss kommen. GR David Ellensohn (fortsetzend): Das wäre jetzt ein Vorschlag zur Güte! Dann hieße er nicht „nichtamtsführender Stadtrat“, sondern „nichtamtsführender Sicherheitsstadtrat“! Das wäre vielleicht im Wahlkampf, der ja 2010 sehr erfolgreich … Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Bitte den Schlusssatz. GR David Ellensohn (fortsetzend): Letzter Satz: Der Wahlkampf wurde 2010 von der ÖVP sehr erfolgreich mit diesem Thema geführt. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ihre Redezeit ist vorbei. Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Als nächster Redner hat sich Herr GR Mag Gudenus zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Vorsitzender, auch für diese Vorsitzführung. – Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja. Das ist ein wichtiges Thema, und ich bin der ÖVP dankbar, dass sie dieses Thema heute hier aufs Tapet gebracht hat. Auch wir Freiheitliche sind seit vielen Jahren, soweit ich mich als Mitglied und Funktionär der FPÖ erinnern kann, für einen Sicherheitsstadtrat in Wien. Wir sind dafür, dass auch ein Sicherheits- und Ordnungsdienst in Wien eingeführt und umgesetzt wird, denn Wien hat das dringend notwendig, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Es wird immer behauptet, Sicherheit stehe allein in der Verantwortung des Bundes, der Polizei und des Innenministeriums. – Das mag teils stimmen, aber natürlich hat die Stadt beziehungsweise Gemeinde oder das Land Wien auch eine eigene Verantwortung für Sicherheit, und es sollte hier auch ein eigenes Interesse für Sicherheit vorhanden sein – Daher sage ich: Das rot-grüne Wien kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen, hier gemeinsam mit dem Bundesministerium für Inneres für Sicherheit zu sorgen. Aus dieser Verantwortung können Sie sich nicht stehlen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist dringend notwendig. (Beifall bei der FPÖ.) Es hat auch schon in Linz unser freiheitlicher Stadtrat für Sicherheit Detlef Wimmer gezeigt, wie notwendig das ist und dass man so auch einiges erreichen kann. (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt genug Themengebiete, in deren Rahmen auch eine Synergie zwischen einem solchen Sicherheitsstadtrat und der Polizei notwendig wäre. So gibt es zum Beispiel morgen Demonstrationen. Wir lesen jeden Tag davon. Es heißt seitens der Veranstalter beziehungsweise der mittlerweile untersagten Veranstalter, dass gewalttätige Ausschreitungen anzunehmen sind und wahrscheinlich stattfinden werden. Und da ist natürlich eine gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wien und dem Bundesministerium für Inneres vonnöten. Das wäre total wichtig, wenn wieder der Schwarze Block aus Deutschland und aus anderen Nachbarländern mit – wie ich lese – 48 Bussen anreist und hoffentlich nicht so wie letztes Jahr die Innenstadt in Schutt und Asche legen wird. Das brauchen wir in unserem Wien nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist nicht unser Verständnis von Sicherheit! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vollkommen verständlich ist allerdings auch der beschwichtigende Versuch beziehungsweise das Herunterdodeln des Themas durch Herrn Kollegen Ellensohn, denn genau hinter diesen Leuten, die aus den Nachbarländern gerufen werden, stehen Ihre Jugendorganisationen. Das sind quasi Ihre Vorfeldorganisationen, die morgen wahrscheinlich wieder dafür sorgen werden, dass wir in Wien zumindest ein unsicheres Gefühl haben und dass wir mehr Polizeieinsätze brauchen. Dann wird wahrscheinlich die Wiener Innenstadt wieder ein schlechtes Beispiel dafür sein, wenn es darum geht, dass eine Stadtregierung mit grüner Beteiligung Aufrufe macht, einen friedlichen Ball zu verhindern. – Das brauchen wir in einem demokratischen Wien überhaupt nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Das läuft nach dem Motto: „Die Geister, die ich rief, werd‘ ich nun nicht los!“ – Sie wollen jetzt damit natürlich überhaupt nichts mehr zu tun haben! Aber im Endeffekt ist das genau die Saat, die Sie im letzten Jahr und in den vergangenen Jahren gesät haben, die jetzt aufgeht! Das ist die Frucht Ihrer Politik, und davon können Sie sich sicherlich nicht distanzieren, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Und natürlich braucht es auch einen Sicherheits- und Ordnungsdienst, wenn es darum geht, das Bettelverbot zu überwachen. Natürlich fordern wir ein generelles Bettelverbot oder zumindest verfassungskonform ein sektorales Bettelverbot. Aber die Polizei kann nicht für alles zuständig sein: Sie kann nicht Bettelei überwachen oder zum Beispiel dafür zuständig sein, dass bei Asylheimen geschaut wird, dass es ordentlich zugeht. Das kann es ja nicht sein! Wir wissen ganz genau: Wenn hier eine Synergie vorhanden wäre und mehr uniformierte Leute auf der Straße wären, die präsent sind und präventiv für Sicherheit sorgen, dann würde auch das subjektive und allgemeine Sicherheitsgefühl der Menschen steigen. Diesbezüglich gibt es Studien sonder Zahl. – Sorgen wir dafür, dass ein Sicherheitsstadtrat auch in Wien umgesetzt wird, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Das wäre notwendig. Wie Kollege Ulm schon gesagt hat: Die Polizei wird zur Zeit für viele Handlungen herangezogen, die eigentlich in der Verantwortung der Gemeinde oder des Landes Wien liegen. Spielen wir daher die Polizei frei für die wirklichen Aufgaben der Polizei, nämlich Kriminelle zu fangen und einzusperren und für ein präventives Sicherheitsgefühl zu sorgen. Das wäre die wahre Aufgabe der Polizei: Spielen wir sie daher frei und sorgen wir für einen Sicherheitsstadtrat für Wien! Abschließend sage ich noch: Es wäre manchmal auch notwendig, dafür zu sorgen, dass die Wiener Bevölkerung vor der rot-grünen Stadtregierung geschützt wird! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Schuster. Ich erteile es ihm. GR Godwin Schuster (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich schaue jetzt zurück auf die Zeit bis 1991. Seit 1992 bin ich Sicherheitssprecher der SPÖ, und ich kann jenen, die das noch nicht so erlebt haben, sagen, dass wir in Regelmäßigkeit auf Initiative seitens der ÖVP im Besonderen und manchmal auch der FPÖ hier eine Sicherheitsdebatte führen. Und diese Regelmäßigkeit ist immer dann gegeben, wenn man – ich sage jetzt bewusst „man“ – innerhalb der ÖVP den Eindruck hat, wir könnten die Aktivitäten der ÖVP auf Bundesebene im Zusammenhang mit ihren Arbeiten im Innenministerium kritisieren. Dann versucht man, die Thematik nach Wien zu verlagern. Ich habe mir das angeschaut: Wir haben in der letzten Zeit zwei Mal einen Sicherheitspakt mit dem Bundesministerium abgeschlossen, einmal mit Frau Minister Prokop und jetzt mit Frau Minister Mikl-Leitner. Einmal haben wir vor Abschluss dieses Sicherheitspaktes ein „Njet“ bekommen, und zwar von Frau Fekter, die damals, als das BI in Auhof eröffnet wurde, gemeint hat, sie müsse Wahlkampf machen und dort angekündigt hat, dass sie diesen Pakt aus verschiedensten Motiven nicht unterscheibt. Ich bedaure das sehr, und ich sage hier aus einer tiefen Überzeugung: In der Politik gibt es für mich drei Faktoren, die maßgeblich und wichtig sind. Der erste Faktor ist Ehrlichkeit, so weit es nur geht, der zweite Faktor ist Glaubwürdigkeit, so weit es nur geht, und der dritte Faktor ist Handschlagqualität, so weit es nur geht. (GR Mag Wolfgang Jung: Zusagen sind auch einzuhalten!) Und ich sage das aus gutem Grund: Glaubt irgendjemand hier in diesem Saal, dass die Arbeit der Rettung nicht funktioniert? Glaubt irgendjemand hier in diesem Saal, dass die Arbeit der Feuerwehr nicht funktioniert? Und wir alle hier wissen, wie hoch die Zahl der Einsätze dieser wichtigen Einrichtungen sind. Glaubt irgendjemand heute noch in diesem Saal, dass die Stadt Wien – wie Kollege Ulm ausgeführt hat – verantwortlich, kompetent und zuständig ist für den Einsatz der Parkraumüberwachungsgruppe? – Nein! Das sind wir nicht, und zwar seit Längerem nicht, weil wir diese mehr als 300 Menschen zwar aus unserem Budget bezahlen, aber – aus gutem Grund – der Polizei in Verantwortung gegeben haben, weil sie auch für andere Tätigkeiten eingesetzt werden, die teilweise von Kollegen Ulm angeführt wurden. Daher sage ich: Unser Anliegen muss es sein, dass die Interessen der Wienerinnen und Wiener insofern vertreten werden, dass die Arbeit für die Wienerinnen und Wiener funktioniert, und nicht dass Funktionen besetzt werden sollen, die wir heute nicht haben. Die Arbeit muss funktionieren. Daher sage ich – weil die Zeit wahnsinnig läuft –: Wir hatten in der letzten Zeit Debatten, was eine Unterschrift wert ist. (GR Mag Wolfgang Jung: Ja!) Das ist unbedingt wichtig. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Dorthin schauen! Dorthin schauen! – Da steht: Für das Bundesministerium für Inneres: Mag Johanna Mikl-Leitner. Und daneben steht: Bürgermeister Dr Michael Häupl. Ich habe nichts gehört in diesem abgelaufenen Monat, dass irgendjemand in der ÖVP gesagt hat: Eine Unterschrift ist bindend. Hier in diesem Vertrag steht eindeutig – und ich schaue jetzt ausschließlich auf die ÖVP –, dass es bis 2015 einen Nettozuwachs von 1 000 tatsächlich im Dienst befindlichen Polizisten gibt. (Zwischenruf von GR Dkfm Dr Fritz Aichinger.) Niemand ist da! Reden Sie mit den Leuten! 30 bis maximal 100 Menschen sind da! Außerdem ist zu erwarten, dass diese noch heuer im Frühjahr in die Bundesländer versetzt werden! Und außerdem ist noch zu erwarten, dass Pensionierungen in den nächsten Jahren stattfinden werden, jedoch keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen werden, und das ärgert mich zutiefst, weil Sie die Polizistinnen und Polizisten mit ihrer schwierigen Arbeit allein lassen und im Regen stehen lassen! Da können noch so viele tolle Worte gesagt werden: Es stimmt einfach nicht! – Das habe ich unter Ehrlichkeit gemeint. (Beifall bei der SPÖ.) Daher, liebe ÖVP, sage ich, zum Schluss kommend, obwohl es noch wahnsinnig viel zu sagen gäbe. Wir beschließen hier Ausrüstung ... Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Bitte zum Schlusssatz kommen. GR Godwin Schuster (fortsetzend): Ich komme zum Schlusssatz. Wir beschließen hier Ausrüstung, obwohl das Budget in Wien nicht vorhanden ist. Wir werden informiert über die Zusammenlegung von Dienststellen: Das wurde nicht gemacht, weil das Geld nicht vorhanden ist. Und daher sage ich Ihnen: Bleibt ein bisschen ehrlich bei diesem Thema! Es ist schade, wenn man polemisiert! Es zählen nämlich allein die Fakten. – Ich danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als nächster Redner hat sich Herr GR Dr Aigner gemeldet. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Es ist irgendwie traurig, dass man bei so einem wichtigen Thema denjenigen, die Forderungen erheben und gleichzeitig auch Vorschläge machen, überhaupt keinen guten Willen zu unterstellen bereit ist, sondern alles sozusagen als persönlichen Angriff darstellt. Ich glaube, Kollegen Ulm kann man mit Sicherheit nicht vorwerfen, dass er polemisch ist! Vielmehr hat er ganz nüchtern juristische und politische Fakten aneinandergereiht. Und es ist traurig, dass man so viele Jahre in verantwortlicher Position in diesem Raum sein und die vorhandenen Probleme nicht lösen kann. Zum Zweiten müssen wir uns schon vor Augen halten, dass wir vor einer gänzlich geänderten Sicherheitssituation stehen. Es ist ja bekannt, dass die SPÖ ein bisschen länger braucht als andere, um die Probleme zu erkennen. Dass es nämlich massive Integrationsprobleme und Parallelgesellschaften gibt, ist Tatsache. Das erkennt man, wenn man sich ein bisschen mit offenen Augen in der Stadt umsieht und wenn man ungefähr weiß, was sich in den Schulen, in den Parkanlagen, und so weiter abspielt. Es ist schön, dass jetzt auch die Landeshauptleute Voves und Niessl draufkommen, dass die Dinge so sind, wie sie sind. Das hat mit Rechts und Links überhaupt nichts zu tun. Eine Analyse kann richtig oder falsch sein. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Rechts oder Links sind dann allenfalls die Therapiemöglichkeiten, und es bestehen sicherlich Unterschiede, ob man nur antizipativ Kuschelpädagogik betreibt und glaubt, gegenüber Dschihadisten ist mit gut Zureden alles getan, oder ob man auch gesetzliche Instrumentarien verschärft und auch ein Sicherheitspaket schnürt, was jetzt auf Bundesebene geschehen ist. Allerdings tut mir im Hinblick darauf schon weh, dass zuerst das Bundesheer eingeschränkt und ausgehungert wird, man dann aber das, was man beim Bundesheer einspart, zur Polizei hinübergeben muss. Ich meine, eine konsistente Sicherheitspolitik schaut anders aus! Betreffend Trennung zwischen Militär und Polizei sieht man beispielsweise in Frankreich, dass man es sich in außergewöhnlichen Situationen schlichtweg nicht leisten kann, auf die Kompetenzen, die anderswo vorhanden sind, nicht zurückzugreifen. Das wünscht sich niemand, aber die Dinge sind eben einmal so, wie sie sind. Wichtig ist es, politische Verantwortlichkeiten zu bündeln. Ob man das jetzt Stadtpolizei im operativen Bereich oder Sicherheitsstab nennt, ist sekundär. Aber diese Sicherheitskompetenz gehört natürlich gebündelt, sowohl im Hinblick auf die operativen Einheiten als auch, was die politische Zuständigkeit betrifft. Wir leben in Wien: Schauen wir uns daher jetzt einmal die Situation in Wien an, zum Beispiel in den U-Bahnen! – Mitten am Vormittag wird ein Hund zu Tode geprügelt, am Vormittag, also am helllichten Tag. Aber nichts geschieht. Jetzt geht einer herum, der Leute anspuckt und verprügelt. – Da kann man doch nicht sagen, dass es kein Sicherheitsproblem gibt und in einem solchen Fall vielleicht der Reinigungsdienst einschreiten soll. Das ist einfach nicht angemessen! Das reflexartige Zurückgreifen auf die Polizei ist aber auch zu wenig. Es bedarf in solchen Zeiten, in denen immer mehr Menschen auf engem Raum zusammengepfercht sind, auch anderer Maßnahmen. Sie aber freuen sich ja so darüber, dass immer noch mehr Leute kommen. Allerdings wird es, je mehr Menschen da sind, auch desto mehr potenzielle und tatsächliche Konflikte geben. (Beifall bei der FPÖ.) Da kann man nicht einfach sagen: Da kann man nichts machen! Es funktioniert eh! – Natürlich kommen die Rettung oder die Feuerwehr, und so weiter. Aber es ist einfach zu wenig, zu sagen, wir können nichts tun! Die GRÜNEN verharmlosen immer, und es hat gar keinen Sinn, mit den GRÜNEN etwa über die Sprayer zu sprechen. – Reden Sie einmal mit den Leuten, deren Haus angesprayt wurde oder wird! Ich weiß das! Meine Schule wird jeden dritten Tag angesprayt. Schauen Sie sich die Wiener Linien an, was für einen Schaden diese zu tragen haben, weil alles angesprayt wird. Und dabei handelt es sich nicht um Zehn- bis Zwölfjährige, sondern um Ausgewachsene. Das bewirkt wirklich eine Schädigung und Verwahrlosung, das kann man nicht verharmlosen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) In Richtung der ÖVP, die das Innenministerium verantwortet, kann man festhalten: Das Innenministerium kann die Zustimmung verweigern, Landesgesetze durch die Bundespolizei vollziehen zu lassen. Da könnte man sehr wohl auch einmal sagen: So geht das nicht! Dann konzentrieren wir uns auf das Sicherheitspolizeigesetz und auf die StVO, und ihr vollzieht eure eigenen Angelegenheiten auf eigene Rechnung und auf eigene Verantwortung! – Da kann man sehr wohl etwas tun. Zu einem ganz aktuellen Sicherheitsproblem: Ich finde es ist wichtig, das Landes-Sicherheitsgesetz dahin gehend zu verschärfen, dass offensive Dschihad-Anwerbungen, auch wenn sie getarnt sind als Koranverteilung, einfach für unzulässig erklärt werden können, dass nicht mitten unter uns, etwa auf der Mariahilfer Straße, Leute für den Dschihad angeworben werden können. Dann brauchen wir keine Deradikalisierungsmaßnahmen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Bitte um den Schlusssatz. GR Dr Wolfgang Aigner (fortsetzend): Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als nächster Redner hat sich Herr StR Mag Juraczka gemeldet. StR Mag Manfred Juraczka: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe ein bisserl ein Déjà-vu betreffend die gestrige Aktuelle Stunde, denn da hat man uns gemaßregelt und gesagt: Wie kann man den Arbeitsmarkt thematisieren? Es ist alles super! – Heute sind wir wiederum die bösen Buben und Mädchen, weil wir die Sicherheit thematisieren. Was den Arbeitsmarkt betrifft, gibt es von der SPÖ jetzt gerade ein Plakat mit der Aufschrift „Wissen schafft Arbeit“. – Das stimmt zu 100 Prozent! Darunter sollte man eventuell schreiben: Tatenlosigkeit schafft Arbeitslosigkeit. Und so ähnlich ist es bei der Sicherheit! (Beifall bei der ÖVP.) Ja. Wien ist Gott sei Dank gerade im internationalen Vergleich eine ausnehmend sichere Stadt. Unbestritten! Und ja: Gerade die Ereignisse der letzten Tage und Woche, aber auch viele andere singuläre Ereignisse, die in der Stadt stattgefunden haben, zeigen uns: Wir müssen wachsam sein, und wir müssen auf der Hut sein, dass die Sicherheit auf dem hohen Niveau bleibt, wie wir das haben wollen. Wie war die Situation in den vergangenen Monaten und Jahren, wenn es Probleme gab, beispielsweise in den öffentlichen Verkehrsmitteln, Stichwort U6, wo am helllichten Tag eine Frau vergewaltigt wurde: Lautstarkes Schweigen aus dem Rathaus mit dem Tenor: BMI und Bund sind zuständig. – Soweit die Reaktion der Stadtregierung einer 1,8-Millionen-Stadt. Morgen wird es hier in der Stadt Demonstrationen geben. Im Hinblick darauf sollten wir wirklich alle hoffen, dass sie friedlich verlaufen! Die Polizei agiert diesfalls nach bestem Wissen und Gewissen. Aber wenn die „Wiener Zeitung“ heute nicht wirklich ganz intensiv nachgefragt hätte, wie denn die Stadtregierung die Aktivitäten der Polizei und das Verbot von NOWKR sieht – worauf der Herr Bürgermeister Gott sei Dank durchaus vernünftig geantwortet hat, wobei er aber natürlich nicht sehr glücklich war, dass er Stellung beziehen musste, denn mit irgendwem verdirbt man sich’s immer –, dann hätte es hier keine offizielle Stellungnahme der Stadtregierung gegeben. Und das ist einer Millionenstadt unwürdig, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Herr Vorsitzender Schuster! Ja. Die Rettung funktioniert Gott sei Dank. Die Blaulichtorganisationen funktionieren. Aber wir brauchen einen gemeinsamen Ansprechpartner, der sich dieser Dinge annimmt! Beispielsweise haben wir überhaupt keinen Konsens betreffend Beleuchtungskonzepte. Wir sollten „Wien Leuchtet“ und die Magistratsabteilung viel stärker als bisher in Sicherheitskonzepte einbauen. Und gerade Sicherheit und Sauberkeit sind sehr eng miteinander verbunden. Das haben andere internationale Großstädte ganz gut auf die Reihe gebracht, etwa Giuliani in New York. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Sie sagen es! Und dann wird das so verächtlich herab gemacht in einer eigentlich fast unwürdigen Rede von Kollegen Ellensohn! In Anbetracht all dessen weiß ich, wie wichtig es ist, sich auch in dieser Stadt dieses Themas anzunehmen. Ich will nicht in einer Stadt leben, in der jeder, der in einer Uniform steckt, nicht nur in Verdacht gerät, an autoritären Systemen zu arbeiten, sondern fast generell einem Faschismusgeneralverdacht ausgesetzt ist! (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Und genauso unsinnig ist es, uns einzureden, Wien hätte derzeit ein Sicherheitsproblem wie Beirut in den 70er Jahren. Auch das ist natürlich unsinnig, aber wir müssen uns rechtzeitig darum bemühen, dass wir die Bedürfnisse der Menschen erkennen und eine politisch verantwortliche Person hier klar definieren. Nicht mehr und nicht weniger soll es sein! Zum Sicherheitspakt, Herr Kollege Schuster: Ja. Auch wir wollen um 1 000 Uniformierte in der Stadt mehr. Ich will Ihnen sicherlich keine Unredlichkeit unterstellen, allerdings verfügen wir ganz offensichtlich über diametral unterschiedliche Zahlen. Ich bin nämlich der Meinung – und dafür danke ich der Frau Innenministerin –, dass ganz massiv auch auf die Sicherheitsbedürfnisse Wiens eingegangen wird. Das ist gut so. Unterstützen wir sie dahin gehend, dass wir auch in Wien die politische Verantwortung wahrnehmen! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als nächster Redner hat sich Frau GRin Hebein gemeldet. GRin Birgit Hebein (Grüner Klub im Rathaus): Werter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich weiß nicht, ob Sie jetzt noch wissen, worum es jetzt eigentlich geht, denn die Bandbreite ging von Hundstrümmerln bis Sauberkeit. Im Grunde müssen wir uns aber die Frage stellen: Warum will die ÖVP hier einen Sicherheitsstadtrat? – Auf diese Frage gibt es meiner Meinung nach drei mögliche Antworten. Erstens: Es geht es um einen Posten. Die ÖVP hat auch einen Sicherheitslandesrat in Vorarlberg. Dieser ist zuständig für Veterinäres, für Wasser, für Inneres, für Integration, das ist also ein ziemlich gemischter Themenbereich. Entweder will man also schlichtweg einen Posten schaffen, oder – und dabei geht es auch um die FPÖ, die da mitstimmt und mitagiert – man hat seitens der Oppositionsparteien massive Bedenken hinsichtlich der Polizei. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Wenn Sie heute genau zugehört haben, dann konnten Sie feststellen, dass es eigentlich hauptsächlich um Kriminalitätsbekämpfung, Sicherheit und Ordnung ging. – Das heißt, es gibt anscheinend große Probleme seitens der Oppositionsparteien, was die Polizei betrifft. Daher sollten wir darüber reden, was Sie hier befürchten. (GR Mag Wolfgang Jung: Nächste Woche werden wir noch darüber reden!) Das Ganze ist mir viel zu ernst, um mit Sicherheitsgefühlen und Unsicherheitsgefühlen der Wiener Bevölkerung zu spielen. Das ist ein viel zu ernstes Thema, in dieses darf man wirklich nicht alles Mögliche verpacken! Ich komme zur dritten möglichen Variante, und das reiht sich ein in die Forderungen der ÖVP der letzten Wochen und Monate, dass man schlichtweg signalisieren will, dass Sicherheit ausnahmslos mit Kriminalität und Terrorbekämpfung zu tun hat. In Zeiten von Wirtschaftskrise und neoliberaler Politik, verbunden mit dem verstärkten Wachsen von rechten und rechtsextremen Parteien, will man die Sicherheit offenbar auf diese zwei Bereiche beschränken. Dazu gehören die Forderungen nach 300 Millionen für die Anschaffung von irgendwelchen Hubschraubern, nach Zwangsmaßnahmen und der Durchführung von Verschärfungen an Schulen. Außerdem führt man eine sehr bedenkliche Diskussion über Integration und irgendeine Integrationsunwilligkeit, wobei niemand weiß, was das definitiv ist. Das heißt, man spielt mit der Unsicherheit der Menschen und nimmt nicht zur Kenntnis, dass Sicherheit ein sehr breites Feld betrifft. Hinsichtlich der Frage, was die Menschen möchten oder woran sie im Zusammenhang mit Sicherheit denken, empfehle ich Ihnen dringend, die letzte Information des Städtebunds zu lesen, woraus hervorgeht, dass österreichweit sehr viel in Bewegung ist und viele Menschen nach Wien ziehen, unter anderem auch – und das ist sehr auffällig – viele Frauen, und zwar aus Sicherheitsgründen. (GR Mag Wolfgang Jung: Jetzt hören Sie aber auf!) Der Begriff Sicherheit umfasst nämlich für viele auch eine Chance, Arbeit zu bekommen, so schwierig es auch ist. Und Sicherheit bedeutet auch, dass hier bei uns Kindergärten wirklich entsprechend ausgebaut sind. Damit verbinden Menschen Sicherheit. Und daher liegt es an uns, verantwortlich mit diesem Begriff umzugehen und das zu tun, wofür wir hier auch bezahlt werden, nämlich für die Sicherheit der Menschen zu sorgen, sei es durch leistbaren Wohnbau, sei es durch Bildung, sei es beim Zusammenleben. Wenn Sie jetzt also – und das halte ich schon für sehr entscheidend – den Begriff Sicherheit so eng fassen und auf den Schutz vor Kriminalität und Terror beschränken, dann sage ich: Nicht zufällig ist ein Wirtschaftszweig in den letzten Jahren weltweit und europaweit am stärksten gewachsen, nämlich die Sicherheitsbranche! (GR Mag Wolfgang Jung: Das hat seinen Grund!) Werte Damen und Herren! Spielen wir nicht mit Emotionen und ernstzunehmenden Ängsten der Menschen, sondern leisten wir konkrete Arbeit. (Beifall bei GRÜNEN und bei SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als nächster Redner hat sich Herr GR Haslinger gemeldet. GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Es klingt ein bisschen skurril, wenn der Vorwurf gemacht wird, dass ein Sicherheitsstadtrat nur deswegen gefordert wird, damit ein Posten geschaffen wird, zumal das gerade von einer Partei kommt, die von einem Beauftragten zum anderen Beauftragten Leute kreuz und quer durchs Land mit Positionen versorgt und beschäftigt. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Dabei weiß man gar nicht genau, wofür diese zuständig sind. Aber Sie sagen, bei der Schaffung der Funktion eines Sicherheitsstadtrats, was ein sehr wichtiges Thema ist, handle es sich nur um Postenschacherei. – Das ist eigenartig, aber es soll sich halt jeder seine Gedanken darüber machen. Herr Kollege Schuster hat gesagt, dass Sicherheit in Wien aus Sicht der Gemeinde stattfindet und dass das niemand kritisieren könne. Sie haben gesagt: Die Rettung funktioniert, und die Feuerwehr funktioniert. – Wir werden schauen, wie lange die Rettung funktioniert, denn bei der Rettung wird vom Personal her von drei Mann Besatzung auf zwei Mann Besatzung reduziert. Im Hinblick darauf gibt es größte Bedenken der Besatzung der Wiener Rettung, dass dann wiederum, weil nicht jeder Einsatz nur ein Rettungseinsatz ist, sondern es auch sehr oft zu Konflikten kommt, auf die Polizei zurückgegriffen werden muss, damit die Sanitäterin und der Sanitäter im Einsatz geschützt werden. Über das gleiche Problem können wir uns auch betreffend die Feuerwehr unterhalten. Nach der Schließung der Gruppenwachen in Wien Brigittenau, Neubau und im Kahlenbergerdorf ist es nachweislich zu Situationen mit Todesfolge gekommen. Im Gemeindebau hat es dort, wo die Gruppenwache Brigittenau war, gebrannt, die Polizei war vor Ort, aber die Feuerwehr war nicht da, sodass deren Anrücken urgiert werden musste, damit sie die Wohnung öffnet. Leider ist der Betroffene verstorben. – Ihre Behauptung, dass Rettung und Feuerwehr in Wien so gut funktionieren, ist also mit ein paar Worten ganz leicht in Frage zu stellen! Zur Polizei: Warum braucht man einen Sicherheitsstadtrat? Warum braucht man einen politisch Verantwortlichen der Stadt, der sich um die Aufrechterhaltung von Ruhe, Ordnung und Sicherheit in der Stadt kümmert und ansprechbar ist? Das ist wichtig und notwendig. Es reicht nämlich nicht, dass es in Wien einen Polizeipräsidenten gibt, der von der Innenministerin beziehungsweise vom Innenministerium nach Rücksprache oder in Absprache mit dem Landeshauptmann für fünf Jahre bestellt wird, und man dann sagt, wir haben einen Polizeipräsidenten, der macht das schon, der wird schon für Sicherheit sorgen. Das ist falsch, denn man kann dem Polizeipräsidenten – der sich beispielsweise jetzt im Zusammenhang mit dem Akademikerball in einer Zwickmühle befindet, weil er‘s, wie er‘s macht, falsch macht – nicht zuletzt mehr oder weniger alles umhängen. Daher sollte der Posten eines Sicherheitsstadtrats geschaffen werden, aber nicht wegen des Postens an sich, sondern weil diese Funktion wichtig und notwendig ist. Ich meine, dass es unfair ist, wenn man sich zurücklehnt und sagt, für die Sicherheit ist die Polizei zuständig! Die Polizei – das wurde schon angeführt – vollzieht auch sehr viele landesgesetzliche oder ortspolizeiliche Vorschriften, aber das kann nicht ihre Aufgabe sein! Die Zeiten haben sich nämlich verschlechtert. Man kann nicht mehr in dem Gedanken leben, wie es vor 20 oder 30 Jahren war, denn auch das Verhalten der Bevölkerung hat sich verändert. Man geht mit Ordnung anders um. Es gibt sehr viele europäische Städte, und es gibt auch in Österreich ein paar Städte, die es sich ganz einfach leisten, die Ordnung in der Stadt durch eigene Organe sicherzustellen und das nicht der Polizei zu übertragen. Und wenn ein Einschreiten der Polizei notwendig ist, dann haben die Organe, die unter Umständen auch nationale Daten von Verursachern und Aufforderern feststellen können, diese dann einfach an die Polizei zu übermitteln. Dann erspart sich nämlich die Polizei schon sehr viel Zeit. Es ist natürlich auch unverantwortlich, wenn sich die Verantwortlichen der Stadt Wien zurücklehnen und der Innenministerin beziehungsweise der ÖVP vorwerfen, dass uns 1 000 Polizisten mehr versprochen wurden und dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde. – Die Blauen haben es schon vorhergesagt, als darüber diskutiert wurde: Das wird sich nicht ausgehen! Sie brauchen nur die Pressedienste des Kollegen Herbert - AUF - durchlesen, dass wir es vorhergesagt haben! Damals habt ihr noch dementiert und gesagt, dass alles anders sein wird. Jetzt aber muss man reagieren und ganz einfach zur Kenntnis nehmen, dass diese Beamten nicht da sind. Auch die Wirtschaft muss darauf reagieren. Ich bin vor zwei Tagen durch den 1. Bezirk gegangen und habe voll Erstaunen festgestellt: Dort stehen in einem Bereich von ein paar Hundert Metern sechs ganz schwarz gekleidete Zivilpersonen, von schwarzer Haube bis zu schwarzen Schuhe, sichtbar bewaffnet mit der Aufschrift „Security“, und bewachen den Bereich Fleischmarkt über den Graben bis zur Bräunerstraße und Stallburggasse, und vor dem Jüdischen Museum sind noch zwei Personen der Group 4 gestanden. – Offenbar sehen auch die Wirtschaftstreibenden, dass die Polizei hier ihrer Aufgabe nicht nachkommen kann, und ich, der ich halt wirklich damit betraut bin, weiß, dass die entsprechenden Ressourcen, damit man eben alles machen kann, nicht mehr gegeben sind. Daher wird die Polizei dabei offensichtlich unterstützt. Als wir voriges Jahr versucht haben, ein sektorales Bettelverbot gesetzlich zu installieren, haben Sie wieder gesagt: Nein! Das brauchen wir nicht. – Ich meine: Wenn man schon auf die Polizei schaut, dann müsste man sie zumindest insofern unterstützen, als man wenigstens die Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt. Aber nicht einmal dazu sind Sie bereit! Also: Gebot der Stunde ist, dass man sich wirklich damit auseinandersetzt und dass ein Sicherheitsstadtrat eingeführt wird. Wir stehen voll dazu. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als nächster Redner hat sich Herr GR Hursky gemeldet. GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Gute Worte haben wir jetzt gehört, und ich glaube, etwas hat sich vor allem ganz klar herauskristallisiert. „Wyatt Juraczka Earp“ will jetzt endlich dafür zuständig sein, dass er Hundstrümmerln klauben kann, anstatt für die wahre Sicherheit zuständig zu sein! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe von den GRen Johann Herzog und Mag Wolfgang Jung. – Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Herr Jung! Wenn Sie so reden, sage ich, dass ganz klar ist, dass sich gerade die Stadt Wien in den letzten Jahren darum gekümmert hat, dass die Polizei entlastet wird und dass eine anständige Infrastruktur vorhanden ist. Wir haben sie unterstützt, ich erinnere an die Parkraumgeschichten, an das Fundamt und das Passamt. Wir haben der Wiener Polizei eine Reihe von administrativen Aufgaben abgenommen. Was hat das gebracht? – Wir haben mehr Arbeit übernommen, und wir haben Personal hineingesteckt. Aber hat sich die Polizei in dieser Zeit in ihrer Leistung letztendlich verbessert? – Man braucht sich ja nur die ganz offiziellen Kriminalstatistiken aus dem Innenministerium anzuschauen! Ich kann Ihnen sagen – und ich wiederhole das, was ich 2010 hier gesagt habe, denn da bin ich zur ziemlich gleichen Zeit heraußen gestanden –: Vom Jahr 1995 bis 2000 – das können wir uns teilen – hat es jährlich 248 141 aufgeklärte Straftaten gegeben, das entspricht im Jahresdurchschnitt, 50,3 Prozent. Ab der Zeit, als die ÖVP- Innenminister am Werk waren, sind es im Schnitt nur noch 235 211. Das heißt, der Polizei gelingen seither um rund 12 900 Aufklärungen weniger. Herr Ulm hat angesprochen, was man nicht alles tun könnte. – Etwas ist allerdings, glaube ich, auch ganz klar: Irgendwann einmal ist laut Verfassung die Staatsgewalt für alles gefragt. Auch wenn man irgendetwas eintreiben muss, sind es letztendlich die Staatsgewalt und Polizisten anstatt eines normalen Beamten, die sich vor die Tür stellen und irgendwelche Strafen einfordern. Für wünschenswert würde ich es auch halten, wenn das Bundesministerium den Wiener Polizistinnen und Polizisten eine entsprechende Unterstützung auch hinsichtlich der Arbeitsbedingungen geben würde. Ich war im vergangenen Wahlkampf mit der Polizeigewerkschaft in einigen Polizeiinspektionen, und, ehrlich gesagt, wenn Sie zum Beispiel in die Inspektion Keplergasse in Favoriten gehen, dann kommen Ihnen die Tränen! Keiner von Ihnen, so wie Sie da sitzen, würde in seinem privaten Büro so arbeiten und so leben wollen! Nicht einmal die bereits gemachten Zusagen wurden vom Ministerium eingehalten, damit es dort letztendlich Verbesserungen gibt! Dabei betrifft das in Favoriten genau jene Polizistinnen und Polizisten, die zum Teil der höchsten Belastung in ganz Österreich ausgesetzt sind, weil dort einzelne Polizeiinspektionen mit ungefähr genauso vielen Delikten befasst sind wie ganze Bundesländer. – Das muss man auch einmal dazusagen, das heißt, da melden wir uns dazu. (GR Mag Wolfgang Jung: Und was sagen Ihre Jugendvertreter dazu?) Was haben die Jugendvertreter damit zu tun? (GR Mag Wolfgang Jung: ACAB! Sie wissen auch, was das heißt!) Wir sorgen also immer dafür, dass unsere Polizistinnen und Polizisten anständig behandelt werden. Wir sorgen – wie auch im vergangenen Jahr geschehen – dafür, dass fehlende Ausrichtungsgegenstände gekauft werden. Aber das entbindet letztendlich das Innenministerium nicht von der eigenen Verantwortung, etwas für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu tun. Kollegin Mikl-Leitner sollte sich vielleicht nicht so viel um die Militärmusik kümmern! Vielleicht können wir ihr den Marsch blasen! Das würde sie vielleicht einmal brauchen, damit sie in diesem Bereich letztlich anständige Arbeit leistet, damit die Aufklärungsquoten wieder in die Richtung gehen, wie sie schon einmal unter den roten Innenministern waren! Zum Abschluss: Wenn Sie sagen, wir brauchen einen eigenen Sicherheitsstadtrat oder eine Sicherheitsstadträtin: Ich meine, es gibt gewissermaßen auch soziale Sicherheit, und Sonja Wehsely sorgt ganz prächtig für soziale Sicherheit in dieser Stadt! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen Anfragen fünf des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt und neun des Klubs der Wiener Freiheitlichen eingelangt sind. Von den GRen Mag Johann Gudenus, Johann Herzog, Dominik Nepp und Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein wurde eine Anfrage an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke betreffend „Währungsspekulation in Franken“ gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderäten unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien ein Antrag und des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Folgende Ersuchen an den Stadtrechnungshof gemäß § 73e Abs 1 der Wiener Stadtverfassung wurden eingebracht: Von GR Prof Dipl-Ing Dr Kurt Mörz betreffend Errichtung einer Ersatzsportanlage in 1210 Wien, Kammelweg/Überfuhrstraße; von GR Dipl-Ing Roman Stiftner und GR Ing Mag Bernhard Dworak betreffend Kosten für Beratungen und Leistungserbringungen durch Dritte im Ressort der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung; vom ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien betreffend Mengeninventar der Stadt Wien - Grundstücke, Liegenschaften und Gebäude; von GR Mag Dr Alfred Wansch betreffend Verdacht von Anlass- und Gefälligkeitswidmungen, Vorbereitung und Abwicklung von Änderungsverfahren zum Flächenwidmungs- und Bebauungsplan und vom Klub der Wiener Freiheitlichen betreffend Flächenwidmungs- und Baubewilligungsverfahren sowie Liegenschaftstransaktionen in Bezug auf das Otto-Wagner-Spital-Areal. Diese Prüfersuchen wurden an den Stadtrechnungshof weitergeleitet. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 19 bis 21, 23 bis 29, 31 bis 33, 35, 38 und 39, 41, 43, 45 bis 48, 50 und 51 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zum Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken Verhandlungen verlangt. – Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummer 53 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 53, 52, 49, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 54, 18, 22, 30, 34, 36, 37, 40, 42 und 44. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Ich würde bitten, das Reden etwas einzustellen. Danke. Es gelangt nunmehr Postnummer 53 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Ermächtigung der MA 25 zum Abschluss einer mit zwei Jahren befristeten Vereinbarung mit der Wohnservice Wien GmbH zwecks Aufgabenerweiterung der Wohnpartner. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Ich ersuche um Zustimmung zum eben einreferierten Aktenstück. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich darf, bevor ich die Debatte eröffne, bekannt geben, dass Kollege Mahdalik für zwei bis drei Stunden entschuldigt ist. (GR Mag Wolfgang Jung: Er ist auf einem Begräbnis!) Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm. Die Erstredner jeder Partei haben 40 Minuten gemäß Geschäftsordnung, die Zweitredner 20 Minuten. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ich werde das nicht einhalten. (GR Dipl- Ing Rudi Schicker: Wir haben 20 Minuten in der Präsidiale vereinbart!) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Okay, mir wurde gerade mitgeteilt, dass 20 Minuten für die Erstredner vereinbart wurden. Der Herr Vorsitzende des Gemeinderates sieht das anders. (GR Mag Christoph Chorherr: Wir halten uns freiwillig daran! – Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Also: Ich halte mich an die Geschäftsordnung: Die Geschäftsordnung sieht 40 Minuten vor, und daher sind die 40 Minuten gültig. Beim Schwerpunktgegenstand sind 40 Minuten für die Erstredner vorgesehen. Ich darf Herrn Ing Mag Dworak bitten, mit seiner Rede zu beginnen. GR Ing Mag Bernhard Dworak (fortsetzend): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Keine Frage: Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Nicht umsonst gibt es viele Diskussionen zum Wohnen im Allgemeinen, zum Wohnbau in dieser Stadt und betreffend die Höhe der Wohnkosten. Vorab: Derzeit rühmt sich der Herr Stadtrat, dass im Jahr 2014 mehr als 7 200 geförderte Wohnungen fertiggestellt beziehungsweise übergeben wurden. – Das möchte ich vorab festhalten. Wien wächst, und zwar, wie Sie wissen, um rund 25 000 Menschen pro Jahr. Diesem Zuzug muss aber auch ein entsprechendes Angebot an geförderten Wohnungen beziehungsweise an gefördertem Wohnbau gegenüberstehen. Die selbstgewählte Zahl von 7 000 neu geförderten Wohnungen für die Jahre 2014 und 2015 ist allerdings deutlich zu wenig. In dieser Zahl für das Jahr 2014 sind knapp 3 000 Smart-Wohnungen beinhaltet, und das heißt, dass auf der gleichen Fläche natürlich mehr Wohnungen fertiggestellt werden können. Experten sprechen aber davon, dass Wien im geförderten Wohnbau bei gleichbleibendem Zuzug mindestens einen Bedarf an 10 000 Wohneinheiten hat, andere Experten sprechen gar von einer noch höheren Zahl. Ebenso steht aber fest, meine Damen und Herren, dass Wohnen in dieser Stadt auch immer teurer wird. 2008 lag der Prozentsatz, den ein durchschnittlicher Haushalt fürs Wohnen ausgab, noch bei ungefähr 24 Prozent, 2012 hat sich dieser Prozentsatz auf rund 29 Prozent erhöht, und für Menschen, die über ein geringes Einkommen verfügen wie beispielsweise Jungfamilien, liegt dieser Prozentsatz schon bei fast nicht mehr zumutbaren 35 Prozent und mehr. (Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Dann sollten wir gemeinsam ein Mietrechtsgesetz beschließen!) Wir können über alles Mögliche reden, Herr Stadtrat! Sie wissen aber, dass wir das allein mit dem Mietrechtsgesetz nicht verhindern können werden. Diskutieren wir doch einfach, wodurch die Wohnkosten in dieser Stadt steigen! Einerseits sind das die Basiskosten beim Wohnungsneubau. Man versucht zwar auf verschiedenen Ebenen, diese zu deckeln, am Markt vorbei wird das aber nicht funktionieren! Über das verknappte Angebot von 7 000 bis 10 000 haben wir ja gerade geredet. Außerdem, meine Damen und Herren, erhöhen natürlich auch die Betriebskosten die Gesamtkosten beim Wohnen. Die Kosten beim Neubau könnten unserer Meinung nach durch gemeinsame Anstrengungen reduziert werden. Ein Weg dazu ist die Durchforstung der Baunormen, wir haben ja schon einige Male über die Baunormensituation gesprochen. Weiters könnte es Verbesserungen bei der Abwicklung der Wettbewerbe geben. Ich glaube, manche Vorschriften könnten das Verfahren oder die Verfahren beschleunigen. Außerdem sollten auch alternative Baumaterialien eingesetzt werden. Auch diesbezüglich hat die Wohnbauforschung in Wien sicherlich gute Arbeit geleistet, aber man wird gewiss noch mehr versuchen müssen, um eine Entlastung zu bekommen. Es muss aber, meine Damen Herren, auch mehr Wettbewerb geben. Wir stehen für Markt, und wir stehen für Wettbewerb. Wir glauben, dass dadurch in der derzeit schlechten Konjunktur die Preise durchaus besser werden könnten. Mir macht vor allem die Bereinigung der Baunormen Hoffnung. Hier muss der Fokus eben auf einfacheres und besseres Bauen gelegt werden. Zum knappen Angebot an Neubauwohnungen darf ich auch auf die wenigen Flächenwidmungen in dieser Stadt verweisen, die Wohnbau ermöglichen. Wenn der Wohnfonds Wien auf über 2 Millionen Quadratmeter nicht gewidmetem Bauland sitzt, meine Damen und Herren, dann muss man sich fragen, warum die Stadt diese Flächen nicht widmet beziehungsweise nicht deutlich mehr Flächen widmet. Nur auf große Neubauflächen wie Teile der Seestadt Aspern zu setzen, ist unserer Meinung nach deutlich zu wenig. Das hilft vielleicht bei der Fertigstellung von großen zusammenhängenden Projekten für die von Ihnen selbst gewählte Zahl bei den geförderten Wohneinheiten von 7 000 für die Jahre 2014 oder 2015, aber für die regionale Verteilung von zusätzlich benötigten Wohnungen hilft das sicherlich nicht! Aber es geht nicht nur um das zusätzliche Angebot durch Neubau, sondern es sind auch im ureigenen Bereich bei Wiener Wohnen leerstehende Wohnungen verstärkt auf den Markt zu bringen. Gerade der Wechsel von Mieterinnen und Mietern erfordert oft die Generalsanierung von Wohnungen. Diesbezüglich hat zwar Ihr Angebot betreffend Weitergabe von unsanierten Wohnungen zu günstigen Konditionen etwas die Situation entschärft, aber trotzdem stehen bei Wiener Wohnen viele Wohnungen leer. Wiener Wohnen müsste also deutlich schneller beim Sanieren und bei der Neuvergabe sein! Beispiele betreffend zu langsam sanierte Wohnungen beziehungsweise leerstehende Wohnungen kann ich Ihnen in großer Zahl nennen, und ich glaube, die immer länger werdenden Vormerklisten erfordern einfach eine Beschleunigung in diesem Zusammenhang. Wenn Sie allerdings sagen, Sie hätten zu wenig Mittel bei Wiener Wohnen, dann kann ich Ihnen nur Ihre eigene exzessive Werbung, wie beispielsweise heute in „Österreich“, vorlesen. – Dort steht: „Mein Gemeindebau. Liebenswert, lebenswert. Gepflegte Grün- und Spielflächen für mehr Spaß und Lebensqualität.“ Meine Damen und Herrn! Bitte sagen Sie mir, was dieses Inserat wem bringen soll?! – Ja, selbstverständlich, es bringt den Medien etwas in Zeiten von Vorwahlkämpfen, und die Journalisten können vielleicht das eine oder andere unterbringen. Ich empfehle Ihnen aber, meine Damen und Herren: Stecken Sie dieses Geld, das Sie den Medien für diese nichtssagende Werbung zahlen, doch lieber zum Beispiel – wenn Sie schon Werbung machen – in Werbung für die neue Anlaufstelle, die Sie selbst geschaffen haben und die ich durchaus begrüße, wo das Service von Wiener Wohnen und von Wohnservice Wien zusammengeführt wurden, denn eine solche nichtssagende Werbung, wie ich sie Ihnen soeben zitiert habe, ist doch Geldverschwendung, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Abgesehen davon werben Sie natürlich mit Steuergeldern. Werben Sie doch mit Ihren Parteiförderungsmitteln, dazu haben Sie diese ja auch bekommen, und verschleudern Sie nicht die Steuergelder der Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei der ÖVP.) Etwas diskutieren Sie gar nicht gern, ich habe das schon einige Male an dieser Stelle gesagt, nämlich die Förderung von Wohnungseigentum: Sehr wenige Einheiten im Eigentum wurden in dieser Stadt gefördert. Aber nutzen Sie doch den Wunsch nach Wohnungseigentum von Menschen, die es sich leisten können, und ändern Sie Ihre Förderungspolitik auch in Richtung Eigentum! Nutzen Sie einfach das vorhandene Privatkapital, und mobilisieren Sie es für den Wohnbau! Sie haben die Möglichkeit dazu, und Sie haben damit ja einmal schon ein bisschen begonnen, aber es ist deutlich zu wenig, was Sie hier ausgeben! Ein weiterer Kostentreiber beim Wohnen, meine Damen und Herren, sind sicherlich die Betriebskosten, und diese haben Sie, meine Damen und Herren von der rot-grünen Stadtregierung, allein zu verantworten! Allein die Gebührenerhöhungen zwischen 2010 und 2014 haben bei einer Durchschnittsfamilie mit einem monatlichen Einkommen von 2 270 EUR vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2014 zu einer Erhöhung von rund 400 EUR geführt. Die Gebühren beim Strom sind um 5,6 Prozent gestiegen, bei Gas um 20 Prozent, beim Abwasser um 10,7 Prozent! (GR Mag Christoph Chorherr: Das sind keine Gebühren!) Das sind Gebühren. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Wir haben einen freien Markt der Stromanbieter!) Ja! Aber es geht um Vorschreibungen von Kosten betreffend Betriebskosten! Wir wissen das! Man kann alles regulieren! Durch den Mieter kann alles versucht werden, das zu verändern. Aber das sind die Standardkosten, die von Wien Energie angeboten wurden: Beim Müll gab es einen Anstieg um 10,5 Prozent, beim Abwasser um 10,7 Prozent und beim Wasser gar um 38,5 Prozent. Wenn man dann die ORF- Landesabgabe auch noch zu den Wohnungskosten dazurechnet, dann gab es da auch einen Anstieg um 14,6 Prozent. Und die Parkgebühren – das wissen Sie alle! – sind um 66 Prozent gestiegen. Leider gibt Ihnen das unglückselige Valorisierungsgesetz die Möglichkeit, Abgaben und Gebühren automatisch einzuheben! In Wahljahren besteht vielleicht die Chance, dass etwas ausgesetzt wird. Sie werden sich erinnern können, dass im Jahre 2010 die Mieterhöhung bei Wiener Wohnen ausgesetzt wurde. Machen Sie das doch jetzt auch! Sie können das im eigenen Bereich tun! Sie haben uns das ja schon einmal vorexerziert. Damit könnten Sie eine deutliche Dämpfung der Mieten erreichen! Meine Damen und Herren! Dem Akt betreffend eine Vereinbarung der MA 25 mit der Wohnservice Wien GmbH werden wir zustimmen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Vorweg zum Herrn Vorsitzenden: Irgendwann bei 18 Minuten, sollte ich dazu kommen, erinnern Sie mich gerne, dem vorbildhaften Kollegen Dworak zu folgen und sicherlich nicht über 20 Minuten zu beanspruchen! Jetzt einige wesentliche Punkte zu dem in der Tat großen, breiten, wichtigen Thema der Wohnkosten und der Wohnqualität in den Städten. Ich sage deswegen „in den Städten“, denn das ist ein Thema in allen europäischen Städten und, wie ich meine, auch in außereuropäischen Großstädten, die attraktiv sind. Es gibt jetzt den neuen Begriff der „Schwarmstädte“: Das sind einige wenige Städte, die auf Grund ihrer Universitäten, auf Grund der Lebensqualität und der Chancen, die sie bieten, besonders attraktiv sind. Sie wachsen sehr stark. München ist eine solche Stadt, Berlin ist eine solche Stadt, London ist sowieso eine solche Stadt ebenso wie Barcelona. Und all diese Städte stehen vor ähnlichen Herausforderungen, wie sie qualitätsorientierten, leistbaren Wohnraum zur Verfügung stellen können. Ich spare mir jetzt ein paar Polemiken in Richtung des Kollegen Dworak. Ich sage nur ganz bewusst: Strom- und Gaspreise sind keine Gebühren. Diese setzt nicht die Gemeinde Wien fest. Gas- und Stromanbieter kann man sich auf einem inzwischen geöffneten Markt aussuchen. Der Gaspreis wird demnächst wieder sinken, wenn auch nicht auf Grund der Erfolge der rot-grünen Regierung, sondern weil das die Situation auf den weltweiten Märkten ist. Zweiter Punkt: Seit, glaube ich, einem Jahr ersucht Kollege Margulies Sie von der ÖVP, eine Stadt in Österreich zu nennen, die ÖVP-regiert ist und die in Summe eine geringere Gebührenhöhe hat als Wien. Bis heute sind Sie es uns schuldig geblieben, diese Stadt zu nennen! Dafür wird es einen Grund geben, nämlich dass die Gebührensituation in Wien im Vergleich zu allen anderen Städten eben deutlich günstiger ist. Aber ich lasse mich jetzt gerne tatsächlich berichtigen! Berichtigen Sie mich bitte tatsächlich! Kommen Sie heraus, und nennen Sie mir eine Stadt in Österreich, die ÖVP-regiert ist und die in Summe geringere Gebühren hat als Wien! Wollen Sie sich anmelden, Herr Kollege Dworak? – Sie kennen keine! Wir auch nicht! (GR Ing Mag Bernhard Dworak: Schauen wir einmal nach Deutschland!) So. Damit habe ich jetzt meine Polemik, aber meine fundierte Polemik, abgearbeitet. Lassen Sie mich jetzt aber in der Tat auf diese Herausforderung in vier Bereichen in Kürze eingehen. Das eine ist, wir verlangen, dass schneller Wohnfondseigentum gewidmet wird. Ich kenne ein Wohnfondseigentumsgrundstück, das zur Widmung ansteht, das unter dem erbitterten Widerstand des ÖVP- geführten Bezirks so gewidmet wird. Und wenn ich nachdenke, dann kenne ich nicht nur eins, ich kenne mehrere. Und ja, es gibt bei jeder Widmung durchaus nachvollziehbare Gründe, warum man dort nicht bauen soll. Da sind ÖVP-Bezirksvorsteher in erster Linie dabei, die sich auf, aus mir nachvollziehbaren Gründen, die Position der unmittelbaren Anrainer beziehen. Die sagen: Ja, Wien wächst, das mag schon sein, aber sicher nicht wir. Jetzt gestehe ich zu, dass Projekte zu Veränderung führen, dass das mit Verkehrsbelastungen verbunden ist, es dort während der Bauzeit laut ist und dann mehr Menschen dort wohnen, das heißt, dass dann auch mehr Autos dort fahren werden und vieles andere. Aber eines finde ich ein wenig widersprüchlich: In der Allgemeinheit immer herzugehen und zu sagen, wir verlangen schnellere und mehr Widmungen und dann, wenn es konkret zu einer Widmung, in dem Fall des Wohnfonds, kommt - Sie kennen die, die ich meine, auf einer landwirtschaftlichen Fläche, die eine Friedhofsgärtnerei war -, dann findet man viele, viele, viele Argumente, warum das nicht so sein soll und mobilisiert nicht erfolgreich, weil ich denke, dass wir das mutig und richtig noch vor der Wahl in den entsprechenden Ausschuss bringen werden. Auch die Bezirksparteien von Sozialdemokraten und GRÜNEN haben das beschlossen. Ja, es ist eine nicht konfliktfreie Sache und dazu sollten wir uns bekennen und auch eines sagen: Wenn man BürgerInnenbeteiligung ernst nimmt, heißt BürgerInnenbeteiligung, den Dialog führen, Projekte auch zu adaptieren, auch dieses konkrete Projekt wurde adaptiert, wurde verändert, es wurde in der Höhe noch weiter reduziert, aber es gibt noch immer Anrainer, die sagen, das wollen wir auch nicht. Dann soll man aber nicht sagen, dass man die Widmung von Bauleistung erhöhen soll, wenn man in sehr vielen Projekten das ablehnt. Ich finde einen Schritt von Wiener Wohnen außerdem interessant und bin neugierig, wie sich das auswirken wird. Das sind die Angebote, die, glaube ich, erst seit wenigen Monaten in Bezug auf den Wohnungswechsel laufen. Das ist eine heikle, schwierige Angelegenheit, die aber in der Tat ein großes Potenzial birgt. Wir haben jetzt schon in Wien 46 Prozent der Haushalte, die Ein-Personen-Haushalte sind. In München liegt diese Zahl bereits über 50. Experten meinen, viel wird es in Wien nicht mehr steigen. Wenn ich nur die Ein- und Zwei-Personen-Haushalte zusammennehme, dann sind 70 Prozent der Wiener Wohnungen von entweder einer oder zwei Personen bewohnt. In der Tat leben Menschen in Wohnungen, die möglicherweise auch aus eigener Überlegung in einer Situation sind, dass sie die tauschen würden, wenn die Angebote stimmen würden. Jetzt stimmt natürlich eine Disproportionalität, dass, wenn man einen älteren Mietvertrag mit einer günstigeren Situation hat, viele Leute eigentlich nicht einsehen, wenn ich eine größere Wohnung gegen eine kleinere tausche, dann deutlich mehr zahlen muss. Auf das steigen viele nicht ein. Da finde ich zum Beispiel das Angebot, das jetzt von Wiener Wohnen gemacht wird, sehr interessant. Ich finde das gut, dass hier innovativ herangegangen wird und denke mir, dass möglicherweise auch private Hauseigentümer, die sehr an Qualitäten vieler interessiert sind, hier auch entsprechende Angebote schaffen können. Das heißt nicht, dass wir nicht weiter bauen sollten. Das müssen wir unbedingt und zwar in gewaltigem Ausmaß, da haben Sie recht, Herr Kollege, für 25 000 Leute, und wenig deutet darauf hin, dass diese Zahl zurückgeht. Das heißt wirklich, die Wohnbaumaschine und die gesamte Stadtbaumaschine mit voller Kraft weiterzufahren. Aber auch intelligente Formen des Tausches können hier gegeben sein. Wenn ich mir in Niederösterreich und in manchen Bereichen Wiens Einfamilienhausgebiete anschaue, dann sagen mir Leute, die sich dort auskennen und mich herumführen, diese Häuser wurden gebaut, als die Menschen, die Eltern in den Anfang 30er waren sozusagen mit ihren Kindern. Wir haben in Wien eine Scheidungsrate, die bei 50 Prozent liegt, und da haben wir jetzt eine Reihe von Häusern, wo du sagen kannst, dort wohnt einer, im nächsten Haus wohnt einer, im übernächsten Haus wohnt einer. Vielleicht könnten wir darüber nachdenken, im Bereich dieser Einfamilienhäuser durch Teilungen, unterstützt von der Stadt, vielleicht mit Wohnbauförderung zusätzliche Wohnungen zu schaffen und den Menschen auch die Möglichkeit geben, in ihrer Pension durch Untervermietung des ersten Geschoßes, das aber derzeit nicht passt, weil das Bad auf der falschen Seite ist, Geld zu bekommen, und dass wir hier Adaptionen vornehmen. Worauf ich hinweisen will, ist, dass die kleine Haushaltsgröße – das ist ein Begriff, den kenne ich nicht, dass es in allen Städten in Europa eine Tendenz gibt, die uns zusätzlich sozusagen in der Menge herausfordert, wo man fragen kann, ob das gescheit ist. Aber eine moderne Regierung sagt nicht, wie du leben sollst, sondern nimmt zur Kenntnis, wie sich Menschen entscheiden. Und eine stark wachsende Gruppe von Menschen, die in einer Partnerschaft miteinander leben, aber aus verschiedenen Bereichen sind, sagen: Aber ich behalte meine eigene Wohnung, was natürlich eine weitere Dynamik in der Wohnungsnachfrage herausfordert. Ja, warum baut und widmet ihr nicht mehr? Weil irgendwo auf einer grünen Wiese nur Wohnungen hinzustellen, das Letzte ist, was städteplanerisch und wohnungspolitisch geboten ist und eine Gesamtkomposition von Verkehr und vor allem von sozialer Infrastruktur gegeben ist. Da möchte ich auf ein wirklich großes Problem hinweisen und auch der Herr Bürgermeister und die Frau Finanzstadträtin weisen darauf hin, wo wir uns aus unserer Sicht bald entscheiden müssen: Die größten sozialen Infrastrukturkosten betreffen Schulen und wir müssen parallel mit der Ausweitung des Wohnungsangebots natürlich öffentlichen Verkehr, aber vor allem auch die Schulinfrastruktur bereitstellen. Da die Europäische Union und vor allem auch der Innerösterreichische Stabilitätspakt nicht zwischen öffentlichem Konsum und öffentlicher Investition unterscheiden, wird die Stadt Wien gezwungen, die für den Steuerzahler teurere Lösung zu wählen, nämlich die Schulinfrastruktur an private Errichter auszulagern. Wenn man zusammenrechnet, was man dann über 30, 40, 50 Jahre an Miete für dieses Gebäude bezahlt, dann geben alle recht: Das ist teurer für die Stadt und für den Steuerzahler. Es ist ja nicht das Geld der Stadt. Das ist absurd. Bitte? (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Da muss man ein bisschen woanders sparen, hast du ja gesagt!) Nein, nein, nein, nein, nein. Also wenn ich dasselbe Gut, das exakt selbe Gut teurer bekomme, weil ich durch ein Regulativ dazu gezwungen werde, dann geht es nicht darum, dass man woanders spart, sondern es ist nachzudenken, ob wir nicht selber diese Investitionen tätigen sollten. Die Stadt Wien ist international ein hervorragender Schuldner, und jetzt sage ich das speziell zu Ihnen, Herr Kollege, der Sie im ökonomischen Bereich tätig sind: Auch der private Investor nimmt Kredit auf. Es ist doch wirklich absurd, die Stadt Wien zu zwingen, es teurer anzumieten anstatt die eigene Bonität ausspielen zu können, wissend, dass wir ab dem ersten Tag Einnahmen daraus bekommen. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Ja!) Ich denke mir, dass wir für die nächsten fünf Jahre darüber nachdenken müssen, wie wir mit dem umgehen. Und jetzt sage ich sozusagen als Vorschlag, der zu diskutieren ist, dass wir streng unterscheiden: Öffentlicher Konsum - ja, hier macht es Sinn, streng darauf zu achten, dass die Verschuldung nicht steigt. Aber bei öffentlichen Investitionen, die auch Einnahmen als Stadt generieren, als Investor tätig sein zu können und dürfen und müssen, und damit so nebenbei auch unserer baukulturellen Aufgabe gemäß zu werden, könnten wir das tun? Könnte die Stadtentwicklung in vielen Bereichen schneller gehen, weil in der Tat das Ausmaß an Schulen, die wir errichten müssen und wollen, gewaltig ist und das in hunderte Millionen, ja in die Milliarde geht, wenn wir daran denken, dass wir eine Viertel Million mehr Menschen haben werden? Ich glaube, dass das eine ganz große Aufgabe ist. Ich möchte noch einen Bereich ansprechen, der in der Tat auch ein Kostentreiber ist. Ich habe schon einige Male hier darüber gesprochen, und das sind die steigenden Grundkosten. Hier sollten wir einerseits darüber nachdenken und tun das auch und nutzen das auch, auf Flächen, die die Stadt bereits hat, zu bauen und sie weiterzuentwickeln. Es gibt hier einige Projekte aus dem Planungsressort gemeinsam mit den Bezirken und auch dem Herrn Wohnbaustadtrat, wo zum Beispiel auf Flächen der Stadt Wien, wo jetzt sehr flächenüppig Supermärkte stehen, es in Kooperation mit dem Handelsunternehmen zu einem urbanisierten Handel kommt. Ich freue mich, dass auch die Kollegen von REWE, Spar, Zielpunkt, Hofer, et cetera jetzt schon vom urbanisierten Handel sprechen und die Vorteile auch für sich selber erkennen, sozusagen Handel zu haben und darüber kompakte Wohn- oder Bürostrukturen oder gemischte Strukturen zu errichten. Ich glaube, dass wir hier ein großes Potenzial haben. Auch Genossenschaften denken darüber nach, in ihrem Bereich zu verdichten. Und ich glaube, es gibt auch im Bereich der Stadt Wien durch eigene Liegenschaften gute Möglichkeiten, einerseits die Lebensqualität und Defizite in Wohnsiedlungen zu beheben und gleichzeitig zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, in dem Fall mit Grundkosten von null, während wenn man heute am freien Markt kauft - und jetzt rede ich nicht von innerhalb des Gürtels, jetzt rede ich eigentlich von weiten Teilen -, und es gewidmetes Bauland gibt, haben wir 1 000 EUR pro Quadratmeter Nutzfläche. Das ist enorm, das heißt, wir sind schon weit über der Hälfte der Herstellungskosten. Klar, wenn die Nachfrage nach einem Gut steigt und es seinem Wesen nach nicht ausgeweitet werden kann, denn wir können Grund nicht produzieren, dann steigt der Preis. Die Stadt Wien, und da sei unseren Großvätern und -müttern und Urgroßmüttern und -vätern gedankt, hinterlässt uns heute im Gemeinderat befindlichen Politikern eine große Anzahl an öffentlichem Eigentum. Mit dem sollen und können wir sorgsam umgehen. Insofern hat auch der Herr Stadtrat völlig recht und haben alle recht, die Delegationen aus anderen Städten empfangen, wo gestaunt wird, welche Qualität zu welchen Preisen im geförderten Wohnbau angeboten werden kann. Da haben wir auch Institutionen wie die Gemeinnützigen, die wirklich günstig, im Verhältnis sehr günstig produzieren können. Viele sind überrascht und das ist auch eine oft interessante Diskussion, dass fast noch immer der Vorwurf kommt, dass die Qualität im geförderten Wohnbau höher sei als in manchen freifinanzierten Bereichen. Ich glaube. es ist auch ein Selbstbewusstsein der Stadt, die auf sozialen Ausgleich setzt, dass für breite Schichten auch eine hohe Qualität des Wohnens gegeben ist. Einen letzten Punkt gebe ich uns noch zum Nachdenken mit. Es betrifft jene Menschen, die ein besonders geringes Einkommen haben. Wir haben hier einerseits eine Subjektförderung. Trotzdem, wenn ich mir das Medianeinkommen in Österreich anschaue, das Mediannettoeinkommen der unselbstständig Erwerbstätigen, so liegt das im Durchschnitt bei 18 000 EUR netto im Jahr, bei Frauen unter 15 000. Da ist es in der Tat schwieriger, im Bereich auch der Genossenschaften, die Grundanteile verlangen, hier einzusteigen. Der günstige Altbau ist in dem Ausmaß schwieriger erzielbar. Hier verknappen sich die Angebote und ich glaube, wir sollten darüber nachdenken, wenn ich jetzt ganz statistisch sage, über die untersten zwei Einkommensdezile vielleicht eine ausgeweitete Sonderschiene auszubauen, damit der soziale Ausgleich, auf den Wien zu Recht sehr, sehr stolz ist und der mit zur Qualität Wiens gehört, insofern spürbar ist, dass es egal ist, in welchem Bezirk du wohnst, dass das nicht zwingend etwas über deinen sozialen Status aussagt. Aber dieser soziale Ausgleich, der auch Sicherheit in der Stadt gibt, ist nicht einfach. Nun noch abschließend, dann bin ich unter den 20 Minuten: Dieser Sicherheitsaspekt hat enorm viel mit sozialem Ausgleich zu tun. Ich bin unter anderem immer wieder sehr viel in Südafrika mit Projekten unterwegs und werde immer geflasht. Da gibt es mehr private Sicherheitsdienste, als es Polizisten gibt. Das ist ein Land mit extremer Ungleichheit. Und ob das jetzt in afrikanischen Ländern ist oder ob das in asiatischen Ländern ist, dort, wo die Ungleichheit sehr stark und spürbar ist, steigt nicht nur das Unsicherheitsgefühl, sondern es steigt objektiv die Unsicherheit. Dass man sich in Wien noch immer als Mann und Frau nahezu überall Tag und Nacht sicher bewegen kann, und das tun auch viele - wer einmal am Abend die Prater Hauptallee entlangläuft, wird sehen, wie viele Frauen dort allein laufen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie tun das, weil sie sich sicher fühlen. Ich glaube, da gibt es einen ganz engen Zusammenhang mit einer Fairness am Wohnungssektor, wo bei allen Gehalts-, Einkommens- und Vermögensunterschieden hier die Stadt dafür sorgt, dass das eine breite, ausgeglichene Fairness hat. Es ist nicht einfach, das aufrechtzuerhalten, aber Rot-Grün bemüht sich sehr stark, das weiter zu forcieren und die entsprechenden Programme da vorzulegen. Deswegen widmen wir auch dort, wo es da und dort Konflikte gibt. Und vielleicht schließt sich der Herr Dworak einmal seinen allgemeinen Wünschen auf Widmungen an und ringt sich bei dem einen oder anderen konkreten Fall durch. Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Univ-Prof Dr Eisenstein. Ich erteile es ihm. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Kollege Stürzenbecher! Meine Damen und Herren! Zu Postnummer 53, nämlich zu der zusätzlichen Entgeltleistung für 2015 und 2016 in Höhe von 465 000 EUR auf Grund der Vereinbarung mit der Wohnservice Wien GmbH, wird dann der Kollege Kasal Stellung nehmen. Ich nütze diese Schwerpunktdebatte, um auf ein sehr wichtiges Thema aus dem Bereich Wiener Wohnen einzugehen, eigentlich auf ein Kernthema von Wiener Wohnen, nämlich auf die Wohnungsvergabe. Ich beginne mit den Vormerkungen und zwar aus dem Quartalsbericht 3/2013. Also etwas vor einem Jahr ersehen wir, dass es - ich runde die Zahlen jetzt alle ab – 19 000 Vorgemerkte mit erstmaligem Gemeindewohnungswunsch gibt und 13 000 Jungwiener-Vorgemerkte mit erstmaligem Gemeindewohnungswunsch. Wie viele Vormerkungen es insgesamt gibt, das erfahren wir aus dem Quartalsbericht leider nicht. Vielleicht geht Wiener Wohnen davon aus, dass es halt genügt, die Vorgemerkten mit erstmaligem Gemeindewohnungswunsch bekannt zu geben, weil ja bei denen, die schon in einer Gemeindewohnung leben, vielleicht bei einer Vergabe wieder eine Gemeindewohnung zurückkommt. Aber das stimmt natürlich so nicht. Ich kenne Fälle, wo sich aus einer Gemeindewohnung - und ich meine das jetzt gar nicht abschätzig oder negativ - Personen spinnennetzartig über viele andere Wohnungen dann halt verteilen. Also so stimmt es nicht und ich würde es daher vorziehen, aus Gründen der Transparenz und Objektivität die Zahl aller Vorgemerkten auch im Quartalsbericht lesen zu können. Aber vergleichen wir jetzt diese Zahlen aus 3/2013 mit dem 3. Quartal 2014, ein Jahr später. Da lesen wir Folgendes: Vorgemerkt gesamt mit erstmaligem Gemeindewohnungswunsch 16 000, davon vorgemerkte Jungwiener 8 000 in etwa. Das bedeutet, dass gegenüber dem Vorjahr doch 16 000 Vormerkungen abgebaut wurden. Allein die Zahl der Jungwiener ist um 5 000 gesunken, die der Erwachsenenvormerkungen, wenn ich sie so nennen kann, um 11 000. Und diese Entwicklung, meine Damen und Herren, ist unglaublich! Sie ist aber nicht unglaublich im Sinne von wunderbar, sondern sie ist unglaublich im Sinne von unglaubwürdig und unglaubhaft. Ich gehe nämlich davon aus, dass nicht 11 000 plus 5 000 Personen eine Gemeindewohnung zugewiesen bekommen haben, denn dann hätte man täglich zirka 50 solcher Wohnungen zuweisen müssen. Es ist auch nicht vorstellbar, dass so viele Wohnungswerber in diesem Zeitraum ausgerechnet auf eine Gemeindewohnung verzichtet haben, die sie ja doch offensichtlich brauchen. Vielleicht wurden diese Personen, aus welchen Gründen auch immer, halt nur gelöscht. Meine Damen und Herren, ich erwarte mir hier schon vom Wohnbauressort Aufklärung und für die Zukunft eine etwas vielleicht realitätsbezogenere und aussagekräftigere Zahlenreihe! Zweiter wichtiger Punkt bei der Wohnungsvergabe, das hat der Kollege Dworak heute schon angesprochen, ist die rasche Weitervergabe von Gemeindewohnungen, wenn diese zurückgegeben werden. Es gibt nämlich tatsächlich, und da hat der Kollege Dworak absolut recht, sehr viele Gemeindewohnungen in Wien, die tatsächlich leerstehen – tatsächlich, das ist das, wo der Kollege Chorherr, der jetzt gerade nicht da ist, immer sagt: „in der Tat“, ich glaube, heute aber nur vier Mal, wenn ich richtig mitgezählt habe -, also die tatsächlich leer stehen und bei denen nicht erst eine Verlassenschaft abgehandelt werden muss oder deren Bewohner sich halt im Krankenhaus oder im Pflegeheim befinden. Es gibt also wirklich zahlreiche Wohnungen, die leer stehen und die auf eine Neuvergabe warten. Und hier denke ich schon, dass eine Straffung durchaus sinnvoll wäre und nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig, eine Straffung bei der Vergabe. Denn was passiert bei der Rückgabe einer Gemeindewohnung? Erst kommt ein Schlosser und tauscht einmal das Türschloss aus. Der Grund ist, um zu verhindern, dass Personen, die die Wohnung zurückgegeben haben, vielleicht trotzdem noch drinnen wohnen. Und dann wird ein Renovierungsauftrag gegeben. Der Billigstbieter erhält dann den Zuschlag und dann dauert es. Dann dauert es manchmal sehr lange, sechs Monate ist so der untere Rahmen. Aber es kann auch viel länger dauern, bis die Arbeiten auch nur halbwegs fertig sind. Das scheint mir, meine Damen und Herren, eine viel zu lange Zeit zu sein und ich gebe zu überlegen, ob man nicht doch verstärkt, und die Betonung liegt jetzt auf „verstärkt“, Nachmieter dafür gewinnen könnte, einen Teil der Arbeiten selbst zu übernehmen. Die ersten Schritte sind ja gesetzt, aber das greift noch nicht wirklich. Wenn die Nachmieter dadurch früher eine Wohnung zugewiesen bekommen, kann ich mir gut vorstellen, dass viele von ihnen gern damit einverstanden sind. Ich würde das Ganze vom Wohnbauressort aus, von Wiener Wohnen aus, noch viel weiter und viel stärker forcieren, als das bisher der Fall ist. Und ein Gleiches gilt für bisherige Einrichtungen, zum Beispiel Küchen, die von Nachmietern sicher gerne übernommen würden, wenn sie nur die Möglichkeit dazu hätten und die halt dann nicht vom Vormieter herausgerissen und entsorgt werden müssen. Beschleunigen Sie also die Weitervergabe leerstehender Gemeindewohnungen! Geben Sie uns im Quartalsbericht auch die Zahl der jeweils leerstehenden Wohnungen bekannt! Auch das finde ich im Sinne von Objektivität und Transparenz mehr als erforderlich. Ich denke, es genügt halt nicht, im Quartalsbericht nur die Zahl der länger als sechs Monate nicht vergebenen Gemeindewohnungen zu nennen. Das waren, glaube ich, ein bissel über 100 im 3. Quartal 2014, von denen die meisten subjektiv zu teuer waren. Aber im Sinne einer zügigeren Abwicklung der heutigen Gemeinderatssitzung verzichte ich auf die Nennung der Punkte 3 bis 5, die ich hier noch habe, und höre jetzt auf. Und ich darf Ihnen versichern, wir sprechen beim nächsten Anlass wieder über Wiener Wohnen und auch über die Vorschläge vom Kollegen Chorherr. Danke. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist Herr GR Dr Stürzenbecher gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben heute an sich auf der Tagesordnung die Stadtteilzentren Bassena 10 und Bassena 12 und zwar, dass die in Wohnpartner eingegliedert werden und haben das in eine allgemein politische wohnpolitische Debatte geändert. Das ist so in der Präsidiale ausgemacht worden und ich finde das auch durchaus okay. Genauso ist mündlich ausgemacht worden, dass die Erstredner 20 Minuten reden (GR Mag Wolfgang Jung: Dann müssen Sie das dem Vorsitzenden sagen!) Ich finde, auch mündliche Vereinbarungen sollten gelten und deshalb werde ich so wie der Kollege Chorherr nur 20 Minuten in Anspruch nehmen und ersuche, bei 18 Minuten daran erinnert zu werden oder bitte darum. Das zur Einleitung. Ich glaube, wir sollten trotzdem ganz kurz zumindest auch über den Akt selbst sprechen, weil ich irgendwie auch der Auffassung bin, jeder Akt hat ein Recht, ordentlich behandelt zu werden. Und nur deshalb, weil wir vereinbart haben, dass wir eine allgemeine Debatte machen, sollte man doch das zugrundeliegende wichtige Thema des Aktes selbst nicht ganz ausblenden. Da ist es ja so, dass wir eben seit langer Zeit, seit 1978 beziehungsweise 83, die Stadtteilzentren Bassena 10 und 12, also Per-Albin-Hansson-Siedlung und Am Schöpfwerk, haben. Gerade die haben wirklich über lange, lange Jahre ausgezeichnete Arbeit geleistet. Aber es hat sich dann herausgestellt, dass sich immer weitere Einrichtungen der Gemeinwesenarbeit in Wien etabliert haben und der Verein Wiener Jugendzentren als Trägerorganisation in dem Ausmaß dafür jetzt nicht mehr wirklich geeignet war, vielleicht schon geeignet war, aber es sinnvoll war, hier eine Veränderung vorzunehmen und zwar, dass diese sehr gut arbeitenden Projekte mit den gleichen Leuten hin zu den Wohnpartnern überführt werden, durchaus in einem fließenden Übergang, und dass sich der Verein Wiener Jugendzentren den eigentlichen Jugendthemen wieder widmen kann und die Wohnpartner, die sich ja inzwischen entwickelt haben und die es ja 1978 und 1983 noch nicht gegeben hat, jetzt praktisch diese Aufgaben übernehmen. Ich finde, das ist ein sehr, sehr gutes Projekt und das ist auch auf sehr intelligente und kollegiale Art und Weise vorgenommen worden. Deshalb freut es mich, dass die ÖVP schon gesagt hat, dass sie dem Akt zustimmt. Von der FPÖ habe ich das jetzt nicht erfahren. Ich glaube, im Ausschuss habt ihr ja dagegen gestimmt. (Nicken des GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein.) Die Begründung dafür ist mir aber nicht erinnerlich und ich weiß auch nicht, ob es eine wirklich stichhaltige gibt. (GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein: O ja!) Das einmal zum Akt selbst. Aber ihr habt ja noch einen Redner, dann könnt ihr das dort sagen. Zum Akt selbst. Das Weitere ist, dass ich kurz auf einige Punkte meiner Vorredner eingehe. Zum Kollegen Dworak ist zu sagen, mehr Wettbewerb haben wir durch die Bauträgerwettbewerbe längst eingeführt. Die Bauträgerwettbewerbe sind ein Musterbeispiel dafür, wie man eben im Rahmen eines Wettbewerbs sehr gut Projekte vergibt, aber trotzdem gleichzeitig alle Kriterien miterfüllt. Das ist etwas, was man schon auch zu Ihnen sagen muss. Und ich muss mich dem Kollegen Chorherr anschließen, was die Widmungen betrifft. Es ist erstens so, dass wir derzeit durchaus ausreichend Widmungen haben. Wir haben ausreichend Widmungen und wir werden uns auch künftig bemühen, dass wir ausreichend Widmungen haben werden und es wird uns auch gelingen. Nur eines darf man nicht vergessen: Dass wirklich immer wieder durchaus von der ÖVP inspirierte Bürgerinitiativen manchmal einfach alles verhindern. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Was ist im Heeresspital? Da haben Sie nichts damit zu tun? Was ist im Hörndlwald? Da haben Sie nichts damit zu tun? Was ist mit der Hundewiese Hetzendorf? Da haben Sie auch nichts damit zu tun? Also alles Sachen, wo man bauen und widmen könnte und wo Bürgerinitiativen dagegen sind. Es ist ja wirklich dem zuzustimmen, dass es teilweise auch durchaus nicht zu vernachlässigende Gründe sind, die dagegen sprechen. Aber in einer Stadt, die sich weiterentwickelt, die wächst und wo man bauen muss, muss auch manchmal dem übergeordneten Interesse, dass die Leute Wohnungen brauchen, durchaus in Abstimmung, aber nicht mit hundertprozentiger Zustimmung mit der umliegenden Wohnbevölkerung zum Durchbruch verholfen werden, dass gebaut wird. Würden wir auf jeden Einspruch reagieren und überhaupt nie mehr widmen und gar nichts bauen, nur weil irgendwer dagegen ist, dann wäre das ein Problem. Das heißt nicht, dass wir nicht die Arbeit von vielen Bürgerinitiativen sehr ernst nehmen. Gerade der Petitionsausschuss, der da eingerichtet ist, leistet ja eine ausgezeichnete Arbeit, auch wenn man dazusagen muss, dass es vielleicht auch manchmal eine falsche Einschätzung des Petitionsausschusses ist, weil manche Leute glauben, besonders die Opposition springt da drauf, wenn man einmal 500 Unterschriften für irgendwas hat, dann muss das, was man verhindern will, auf jeden Fall verhindert werden oder das, was kommt, auf jeden Fall kommt. So kann es ja in der Demokratie auch nicht sein, weil sonst könnte ja jeder 500 Unterschriften für und die anderen gegen etwas bringen und was macht man dann? Sondern diese 500 Unterschriften bedeuten, dass auf einem hohen Niveau und unter Einbeziehung aller Betroffenen und auch der Fachleute und der Stadt Wien dieses Projekt erörtert wird, dass Pro- und Kontra-Argumente ausgetauscht werden, und dass man sich bemüht, einvernehmliche Lösungen zu erzielen. Das kann aber nicht bedeuten, dass man letztlich gar nichts mehr entscheidet und nicht baut, weil dann wären wir nicht die Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Sondern wir entwickeln uns weiter und in sehr positivem Sinn. Deshalb das Ersuchen an die ÖVP: Ein bissel weniger verhindern, ein bissel weniger dagegen sein im lokalen Bereich, dann hätten Sie mehr Berechtigung, mehr Widmungen zu fordern! Das sei Ihnen einmal ins Stammbuch geschrieben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zum Kollegen Eisenstein ist zu sagen: Sie sollten, Herr Professor, durchaus auch das Positive schätzen, nämlich dass wir 10 000 Wohnungen, Gemeindewohnungen, pro Jahr neu vergeben. Da gibt’s keine Stadt auf der Welt, die das macht! Hier wird wirklich sehr viel getan, weil das ja sehr schöne Wohnungen und sehr lebenswerte Wohnungen sind. Und dazu kommen noch alle geförderten Wohnungen, und das ist etwas, worauf Wien stolz sein kann. Und zu den leerstehenden Wohnungen haben wir schon gesagt, da geistern natürlich teilweise Zahlen herum, die nicht stimmen. Aber Wiener Wohnen bemüht sich, dass sie kürzer leer stehen. Wir haben ja auch gesagt, man kann nicht mehr so viel Wohnungen ablehnen wie früher. Das ist vom Direktor Neumayer durchaus ein Schritt gewesen, der dazu beiträgt, dass die Wohnungen kürzer leer stehen. Umgekehrt regen sich vielleicht wieder welche auf, die sagen, ja, ich möchte aber möglichst viel ablehnen können. Das ist dann halt eine Werteentscheidung. Man entscheidet sich für kürzeres Leerstehen. Damit ist die Wohnung früher für neue Wohnungssuchende frei, das ist auch für die Stadt Wien kostenmäßig besser. Aber die ganz große Freiheit, möglichst lang zu überlegen und möglichst viel abzulehnen, gibt es eben nicht mehr. Das muss man im Kauf nehmen und nehmen wir in Kauf. Genauso nehmen wir in Kauf, dass die Fristen dafür, ob man das jetzt nimmt oder nicht, sehr kurz sind. Man kann sich das dann eben nicht monatelang überlegen, sondern muss sich das in relativ kurzer Zeit überlegen und in kurzer Zeit anschauen. Auch das ist gerechtfertigt, um dem Ziel, kurze Leerstände zu erreichen, wirklich näherzukommen. Das zu diesen Punkten. Dann wollte ich schon eines auch noch sagen, weil das angesprochen worden ist, die Förderung älterer Menschen. Wir sind eine Stadt, die wächst. Das ist grundsätzlich einmal erfreulich, aber mit hohen Verantwortungen und Herausforderungen verbunden. Und wenn wir wachsen, dann müssen wir eben auch überall die Infrastruktur schaffen, die Wohnungen schaffen, und so weiter: Das Interessante am Wachsen in Wien ist ja, dass die jüngere Bevölkerung immer mehr wird und die ganz ältere auch immer mehr wird. Beiden müssen wir auch in der Wohnpolitik gerecht werden. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir zuerst auch für jüngere Menschen genug Angebote haben. Wir haben die Jungwiener-Förderungen, die Aktion JungarbeitnehmerInnen und Lehrlinge und Aktionen für Studenten. Wir haben die Jugendwohnhäuser für junge ArbeitnehmerInnen und Lehrlinge ab 15 Jahre, wir haben 100 Wohnheime für Studierende in Wien mit 16 000 Heimplätzen. Im Gegensatz zum Bund fördert die Stadt Wien weiterhin die Studentenheime aus Mitteln der Wiener Wohnbauförderung. Ich glaube, das sollten Sie vielleicht auch den dort ÖVP-dominierten Teilen der Bundesregierung mitteilen, dass diese Nichtförderung für Studentenheime durch den Bund sehr unerfreulich ist. Wir fördern die Studentenheime weiter. Wir haben die Smart-Wohnungen, die ja primär auch für Jungfamilien sind. Also wir tun sehr, sehr viel für die jungen Leute. Weil aber auch die Älteren immer mehr werden und uns sehr wichtig sind, haben wir da auch sehr sinnvolle Aktionen. Wir haben die Aktion 65 plus, also ein attraktives Angebot für ältere Menschen, um den Wechsel von einer zu großen Gemeindewohnung in eine kleinere und passendere zu ermöglichen. Das ist, glaube ich, von unserem Stadtrat eine sehr, sehr gute Aktion, dass das eingeführt wurde. Man muss mindestens 65 Jahre alt sein, die Gemeindewohnung muss 65 oder mehr Quadratmeter habe, das Mietverhältnis muss seit mindestens 10 Jahren bestehen und es gibt Einkommensgrenzen. Das soll dann dazu führen, dass der- oder diejenige, die diesen Wohnungstausch vornimmt, finanziell weniger belastet wird. Das schaffen wir dadurch, dass wir einen Abschlag auf den Richtwertzins bieten und auch mehr Komfort wieder da ist, weil in der kleineren Wohnung, wo man dann möglicherweise allein wohnt, oft auch eine modernere Ausstattung ist, oft ist es dann ebenerdig, weil man sich‘s ja aussuchen kann, oder es gibt einen Lift, den man vorher nicht gehabt hat. Es ist oft die Nähe zu Angehörigen gegeben und man hat weniger Alltagsaufwand, vor allem auch weniger Energieaufwand. Man muss nicht so viel Räume heizen und hat keine ungenützten Räume mehr. Ich glaube, dass … (Zwischenruf von GR Gerhard Kubik.) Ja, zusammenräumen muss man auch alles, putzen, und so weiter. Wenn das 100 m2 sind, braucht man länger, wenn man allein wohnt und mit 50 m2 auskommt, ist das dann die Hälfte. Ich glaube, das ist eine ganz, ganz tolle Sache für ältere Menschen. Genauso wie die betreuten Seniorenwohngemeinschaften, die für ältere Menschen da sind, die aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen nicht mehr allein wohnen wollen oder auch können, andererseits aber noch nicht in die Wohn- und Pflegehäuser müssen, weil es ihnen noch nicht wirklich schlecht geht. Die kommen eben, glaube ich, in diesen Seniorenwohngemeinschaften wirklich in eine sehr sympathische Wohnform, wo vier bis acht Personen in einer Wohngemeinschaft sind. Jeder hat ein eigenes Zimmer, Bad, WC, Küche und Wohnzimmer sind Gemeinschaftsräume. Mich erinnert das ein bissel an das Buch „Zusammen ist man weniger allein“ von Anna Gavalda, das wir heuer im Rahmen dieser Wienbuch-Aktion 100 000 Mal verteilt haben, das ja wirklich ein ganz tolles Buch ist und auch fantastisch verfilmt worden ist. Dort geht’s allerdings darum, dass auf Grund einer privaten Initiative drei Jugendliche mit einer älteren Person zusammen wohnen, während wir in Wien versuchen, hier eben durch die Stadt gefördert solche Seniorenwohngemeinschaften zu schaffen, wo man privat und noch nicht in einem Heim ist und sein eigenes Zimmer hat und trotzdem mit anderen Menschen zusammen wohnt. Ich glaube, das ist etwas, was wirklich Beachtung verdient. Insgesamt zur heutigen Debatte ist zu sagen, dass wir natürlich auf die Leistungen der Wohnbauförderung immer wieder hinweisen müssen und sollen. Das ist etwas, was für manche vielleicht selbstverständlich klingt. Aber dass man 600 Millionen EUR pro Jahr für die Förderung von Neubau und für die Sanierung beziehungsweise für die Subjektförderung ausgibt, das ist etwas, was es nirgends auf der Welt gibt. Überall, wo ich im Ausland diese Zahlen erwähne, glauben die Zuhörer, dass ich mich in der Zehnerpotenz geirrt habe, wenn ich diese Zahlen nenne. Es ist vor allem wichtig, dass wir wirklich tatsächlich pro Jahr etwa 8 000 neue Wohnungen fördern. Das ist auch ein ganz wichtiger Faktor für die Konjunktur. Das schafft Arbeitsplätze und das ist für die Wirtschaftsentwicklung ein außerordentlich wichtiger Faktor. Insofern bin ich sehr froh, dass wir heute die Debatte über diesen Akt Bassena 10 und 12 doch dazu verwenden konnten, einige zusätzliche Aspekte zu erwähnen. Ganz wichtig ist trotzdem auch, wir brauchen ein anderes, besseres Mietrechtsgesetz. Das ist etwas, was der Bund eben beschließen muss. Und hier, Herr Klubobmann, hoffe ich, dass sich beide bewegen, vor allem in die richtige Richtung und ich hoffe auch in die Richtung Universalmietrechtsgesetz, wie es die Ruth Becher vorgestellt hat. Das ist etwas, was wirklich sehr durchdacht ist, das durchaus die Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter in hohem Maß berücksichtigt, aber auch womit die Vermieter leben können sollten. Es war sogar so, dass die Mietervereinigung gesagt hat, dass das ein großer und richtiger Schritt ist, aber gesagt hat, einige Sachen kritisieren wir trotzdem. Das heißt, man hat sich schon bemüht, beide Seiten zu sehen, wo natürlich der schwächere Teil, und das sind die Mieterinnen und Mieter, eben besonders berücksichtigt werden muss. Dieses Mietrechtsgesetz trägt mit dazu bei, dass wir in einem engen Segment der Wiener Wohnbevölkerung relativ hohe Mieten haben. Das sind in etwa 5 Prozent, glaube ich, wo wirklich hohe Mieten sind. In den 60 Prozent, die sozialer Wohnbau sind, also Gemeindebauten und geförderte Wohnungen, haben wir international im Vergleich ganz ausgezeichnete Mieten. Und auch dort, wo das Mietrechtsgesetz voll greift, ist es noch erträglich. Es ist so, dass wir im Vergleich mit anderen Städten Europas mit allen sehr, sehr gut mithalten können. Es ist außerordentlich schwierig, dieses hohe Niveau beizubehalten. Aber wir tun alles, damit das weiter gelingt, damit Wien im Bereich Wohnen weiterhin die lebenswerteste Stadt der Welt ist, was ja auch allgemein bekannt ist. In diesem Sinn danke ich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Walter. Ich erteile es ihm. GR Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich mir die zwei Vorredner von der SPÖ und den GRÜNEN so angehört habe, dann würde ein Spruch von Erasmus von Rotterdam ganz gut passen: „Viele Male schaut der Wille durchs Fenster, ehe die Tat durch das Tor schreitet.“ (GR Mag Wolfgang Jung: Wann hat denn der gelebt?) Der Kollege Stürzenbecher hat gesagt, eigentlich ist eh alles paletti und wir bemühen uns weiterhin. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Ja, aber es hat jetzt am Schluss so ein bissel geklungen, da sage ich jetzt einmal: Eigenlob. Es ist in der Tat so, und das gestehe ich voll und ganz ein, die Wohnsituation in Wien ist nicht die schlechteste, aber man kann vieles besser machen und manches anders. Aber zum Kollegen Chorherr, er ist leider nicht da, weil er gemeint hat, die Gebühren, und so weiter, und wir sollen eine Stadt bringen, die Schwarz regiert wird und wo die Gebühren günstiger sind. Ich würde sagen, wir leben nicht im Vergleich. Wenn man sich vergleichen muss, dann ist das eh schon ein schlechtes Zeichen. Das Ziel muss sein, selbst der Beste zu sein. Doch ihr seid ja immer so stolz darauf, die lebenswerteste Stadt zu sein (Beifall bei der ÖVP.), und dann sollten wir auch da das Ziel haben, bei den Gebühren die Besten zu sein, weil es dann wahrscheinlich noch besser sein wird. Und zu behaupten, dass die VP-Bezirksvorsteher oftmals gegen Widmungen oder Sonstiges sind, er hat den Hörndlwald und anderes zitiert, da muss man schon eines feststellen: Ihr habt‘s immer wieder von Bürgerbeteiligungen gesprochen, von echter. Wo findet sie statt? Sie finden nicht statt! Wenn ein Bezirksvorsteher unserer Fraktion dagegen ist, dann mit Recht. Ansonsten ist er immer für die Bevölkerung und für die Zukunft da. (Beifall bei der ÖVP. – Heiterkeit bei der SPÖ.) Ich nenne euch nur ein Beispiel, Herr Kollege Stürzenbecher: Donaufeld, weil der Bezirksvorsteher des 21. Bezirks gerade da hinten hereingekommen ist. Es geht dort um 6 500 Wohnungen und jetzt will man dort informieren, wie das Ganze ausschaut und wie es geplant wird, und so weiter. Wie passiert das? Ich stelle mir vor, da kann ich hingehen, zumindest zwei, drei Mal in der Woche, da gibt es bestimmte Zeiten, und schaue mir das an. Ich kann euch sagen, wie das ausschaut: Das findet ganze zwei Stunden in der Woche in einem Container statt und das ist Information! Ich weiß schon, es gab auch im „Haus der Begegnung“ eine Vorstellung des Projekts, und so weiter. Nur, das ist keine Bürgerbeteiligung. Entweder man nimmt sie ernst oder man lässt es bleiben (Beifall bei der ÖVP. – Heiterkeit bei ÖVP, FPÖ und GR Dr Wolfgang Aigner.) und sagt, wir planen hier in diesem Haus und dann ziehen wir es durch. Aber so zu tun, als ob wir das machen, das halte ich für falsch! (Ruf bei der ÖVP: Bravo!) Der Kollege Chorherr hat die 46 Prozent Ein-Personen-Haushalte angesprochen und damit das neue Projekt vom Herrn Stadtrat, von größerer Wohnung auf kleine zu wechseln, und so weiter. Ich bin prinzipiell dafür, nur ich schaue mir das an, weil wie dieser Markt nämlich entstehen soll, ist mir noch nicht ganz klar. Wenn wir fast 30 000 Vormerkungen haben und jede frei werdende Wohnung sowieso sofort vom Markt verschwindet, welche ältere Dame oder älterer Herr geht freiwillig aus seiner gewohnten Wohnumgebung, wenn die nicht im selben Haus ist und in etwa im selben Stock, sage ich jetzt mal frech. Das kann ich mir nicht vorstellen, dass sich da wirklich etwas bewegen wird. Aber schauen wir es uns an und evaluieren wir es dann in ein paar Jahren. Soziale Infrastruktur, Schulen, et cetera, et cetera. Ein bisschen an der Nase nehmen muss er sich schon, der Herr Christoph Chorherr, denn erstens einmal haben in den letzten Jahren Bauträger, Kindergärten und Schulen ohnedies bei ihren Bauten mitbauen dürfen oder müssen, um den sanften Zwang so zu nennen. Es gäbe schon Modelle, wie das auch sonst funktionieren kann, und das Beispiel, dass, wenn man es auf 30, 35 Jahre durchrechnet, dann die Miete für die Stadt teurer ist, das ist auch eine relative, weil da die Frage ist, wie man es halt rechnet. Denn wenn die Stadt kein Geld hat und die Stadt Geld aufnehmen muss und es nicht in die Hand nehmen muss, kann es durchaus Sinn machen, dass man es halt über andere Wege finanziert. Ich erinnere nur zum Beispiel an die Infrastrukturvorfinanzierungskosten in Aspern. Was hat man da gemacht? Die Wohnbaubanken haben die Gründe gekauft, haben das an die Bauträger weiterverkauft und mit der Differenz daraus hat man die Infrastruktur bezahlt. Jetzt kann mir keiner erzählen, dass man das nicht auch anders machen kann. Ich hätte auch noch einen anderen Vorschlag. Es ginge auch mit Haftungen der Stadt, mit Eintragung von Pfandrechten, wenn man die Anleihen zum Beispiel für diesen Bereich öffnen würde, weil langfristig investiert. Also da gibt es viele Möglichkeiten und da soll man nicht so tun und sagen, es gibt nur die eine oder die andere Möglichkeit. Die Geschichte mit den Grundkosten, das ist eine weitere Sache. Wenn ich mir anschaue, wieviel Gründe alleine die ÖBB in Wien haben. Ich gehe einmal davon aus, dass wir, grob geschätzt, zwischen 80 000 bis 120 000 Wohnungen auf den Gründen der ÖBB theoretisch produzieren können. Aber was ist das Hauptproblem dort? Dass wir keine Koordination zwischen Stadt und Bund haben. Ich nenne hier ein ganz simples Beispiel, das nämlich auch unter den Gebietskörperschaften nicht abgesprochen ist: Der Kasernenverkauf in Penzing. Was ist die Crux an der Geschichte? Das Bundesheer braucht Geld und muss möglichst viel verdienen. Was passiert? Ein Bauträger kauft dort den Quadratmeter um 1 000 EUR. Dass das wahrscheinlich nicht zum sozialen Wohnbau führen wird, ist, glaube ich, allen hier im Raum klar (Zwischenruf.). Das ist ja wurscht, wer damit angefangen hat. Ich sage, mir geht es primär um die Koordination zwischen den einzelnen Gebietskörperschaften. Und da sage ich ganz offen, und das betrifft auch die Fraktion der SPÖ: Soweit mir erinnerlich ist, ist der Herr Kern kein Schwarzer, kein Grüner und kein Blauer, sondern ein Nahestehender der SPÖ. Da könnte man schon etwas mehr daraus machen. Dann hat der Christoph Chorherr Preis und Qualität angesprochen und dass wir oft stolz darauf sind, dass die Gemeinnützigen mehr Qualität bauen als die Privaten. Das mag da und dort stimmen. Ich stelle die These in den Raum, wir bauen überhaupt dort zu hohe Qualitäten, nämlich nicht nur in der Bauausführung, sondern auch, was den architektonischen Bereich anbelangt, und, und, und. Jetzt weiß ich schon, da kann man sagen: Na willst du keine schöne Stadtgestaltung? Doch, das will ich. Aber das ist immer noch eine Frage der Ausführung und der Baumaterialien und vieler Nebenkosten, die da hereinspielen. Diese Objektförderungsgeschichte hat der Christoph Chorherr auch angesprochen, Medianeinkommen, und so weiter. Da hättet ihr locker die Möglichkeit im Gemeindebau, etwas zu tun, um für die unterste Schicht in dieser Stadt sofort etwas zu machen, und zwar das, was die Gemeinnützigkeit sowieso machen muss, nämlich wenn der Bau ausfinanziert ist, dass dort der burgenländische Richtwertmietzins, der ist nicht ganz bei 5 EUR im Moment minus 25 Prozent, das bezahlen nämlich dann die Mieterin und der Mieter. Das sind, mit Verlaub gesagt, 1 bis 2 EUR unter dem Mietzins bei Wiener Wohnen. Jetzt weiß ich schon, jetzt kommt der Nächste und sagt, na ja, wie sollen wir das dann wirtschaftlich führen? Ich persönlich bin immer noch der Meinung, wenn man das will, dann kann man das und dann geht sich das aus, weil ob ich aus dem einen Sack rausnehme oder in den anderen hineinschiebe, das bleibt sich, mit Verlaub, egal. Und natürlich der soziale Ausgleich und all diese Dinge. Nur bei der Sicherheit, Herr Kollege Chorherr, gebe ich Ihnen bei Weitem nicht recht, denn Wohnungseinbrüche, Hauseinbrüche, die finden tagtäglich in großer Zahl in dieser Stadt statt. Und manches Mal bin ich mir ziemlich sicher, dass, wenn wir bei den Neubauten etwas mehr in die Sicherheit investieren würden - es gab eh einmal auch ein Projekt vom StR Ludwig - dann hätten wir mehr davon, weil es da auch um die private Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner geht. Bauträgerwettbewerbe hat der Kollege Stürzenbecher schon angesprochen. Da habe ich immer schon gesagt, die gehören dringend evaluiert. Manches Mal werden die Projekte in die zweite, dritte Runde wegen kleiner Formalfehler retour geschickt, wo es darum geht, dass sich dann der Bauträger wieder drei, vier, fünf, sechs Wochen wegen nichts bemühen kann, sage ich auch ganz offen. Das war im Übrigen beim letzten ein euch nahestehenden Bauträger und da denke ich mir schon, das gehört dringend evaluiert. Da meine ich, da könnte man auch Wesentliches dazu beitragen, dass das Wohnen günstiger wird. Beim Grundstücksbeirat, mit Verlaub gesagt, gab es im letzten Jahr, glaube ich, zwei Sitzungen. Die meisten wurden abgesagt, weil kein Projekt mehr in den Grundstücksbeirat gekommen ist. Also zu dem Thema, wir haben eh genug gewidmet und es ist eh genug da, weiß ich nicht, warum das dann so ist. Zu Wiener Wohnen könnte man noch vieles sagen. Aber zum Thema „Inspirierte Bürgerinitiativen der ÖVP“, das ist ein interessantes Kapitel. Also ich war zehn Jahre lang Geschäftsführer und ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals eine inspiriert hätten. Das Einzige, was wir wirklich tun, das ist, wenn es berechtigt ist, Bürgerinitiativen zu unterstützen, Dinge, die fehllaufen, in die richtige Richtung zu bringen. Und jetzt ganz ehrlich, Beispiel in Simmering: Wenn man neben einem Alteisenhändler Wohnungen hinstellt und sich dann wundert, dass sich die Bewohner über den Lärm beschweren, dann tut es mir leid, aber dann ist wohl doch die Planung etwas fehlgelaufen. Dasselbe Thema, Beispiel 19. Bezirk: Neben einer eingesessenen Buschenschank aus dem 18. Jahrhundert Wohnbau hinzustellen und sich dann zu wundern, dass sich die Bewohner über den Schanigarten beschweren, ist auch eine interessante Angelegenheit. Oder die ganze Ziesel-Thematik. Da können sich auch die GRÜNEN etwas an der Nase nehmen. Das Heeresspital Nord wäre längst fertig zum Bauen, und ich sage es hier auch noch einmal: Ich bin im Zweifel für die Menschen und nicht für die Ziesel, das sage ich ganz offen. (Beifall von Amtsf StR Dr Michael Ludwig.) So ist das. Aber ein Thema möchte ich noch anschneiden, bevor ich mich dann auch an die 20 Minuten halte, und das ist mir ein wichtiges Thema, weil das auch damit zusammenhängt, weil es uns hier ja auch um die Kosten geht. Wir haben in etwa 350 ÖNORMEN in Österreich zu beachten, wenn man baut. Viele davon, bin ich der Meinung, sind weder notwendig noch sind sie von einem großen Nutzen für den Bau mit den energetischen Auflagen oder energiesparenden Auflagen, die wir mittlerweile haben. Das macht fast 29 Prozent aus, das sind auch in etwa ein Drittel der Kosten. Da denke ich mir, das sind viele Dinge, wo man etwas tun kann, ohne zu warten. Im Übrigen, wenn ich mir anschaue, wie die ÖNORMEN zustande kommen und wer da drinnen sitzt, offiziell weiß es ja niemand, aber: Cui bono? Wem nutzt das? Wohl doch nur der Industrie und denen, die dort sitzen und das verlangen. Und seid mir nicht böse, aber da brauchen wir ein Lobbying, um Entflechtung, Vereinfachung, und letztendlich auch um die Kosten dringend nach unten zu bringen. Und vielleicht zum Schluss: Da geht es auch um die Geschäftsstücke, der Kollege Stürzenbecher hat es schon gesagt. Ja, wir stimmen dem Geschäftsstück zu, dass das zu den Wohnpartnern kommt. Aber vielleicht ist das auch ein Gedanke nämlich noch an die GRÜNEN, und zwar zu den Themen Mietzinsobergrenzen. In letzter Konsequenz hat der Christoph Chorherr immer auch eine Enteignung genannt, wenn das Wohnen zu teuer wird. Dann bediene ich Abraham Lincoln, der gesagt hat: „Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, wenn ihr die Starken schwächt.“ Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kasal. Ich erteile es ihm. GR Mag Günter Kasal (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Stadtrat! Meine Damen und Herren! Ich wollte eigentlich nur zu dem Akt sprechen. Durch die Wortmeldung vom Kollegen Stürzenbecher muss ich aber schon noch etwas sagen. Er wird sicher wissen, der Hörndlwald, das tut mir im Herzen weh, wenn er wider besseren Wissens hier allgemein über 500 Unterschriften spricht und damit einen komplett falschen Eindruck für den Zuhörer oder Zuseher im Internet erweckt. Immerhin haben beim Hörndlwald weit über 8 000 Menschen unterschrieben (Zwischenruf von GR Dr Kurt Stürzenbecher.), überwiegend Hietzingerinnen und Hietzinger. Es ist nichts zwingend, aber das ist genau das Nächste, was du gesagt hast: Einvernehmliche Lösungen sind angestrebt. Bitte, bei allem Respekt, wenn am 12. November eine erstmalige Information mittels einer nichtssagenden Presseaussendung vom grünen Bezirksrat in Hietzing rausgeht und dann der rote Bezirksobmann das in einer weiteren Presseaussendung am 12. November bestätigt und knapp zwei Wochen später im Ausschuss alles fix beschlossen wird – bitte, wo wird da eine einvernehmliche Lösung angestrebt? Wo hat es ein Bürgerbeteiligungsverfahren, et cetera, gegeben. Also bitte, da möchte ich schon um ein bisschen mehr Seriosität in der Berichterstattung und im Erzählen ersuchen! Das stimmt einfach nicht! Und zusätzlich ist auch nicht gesagt worden, dass ja sogar der Errichter von diesem Reha-Zentrum im Hörndlwald bestätigt hat, dass es andere Standorte gibt, die mindestens gleich gut geeignet sind, nämlich am Rosenhügel. Und der Errichter hat immerhin bestätigt, dass das gesamte Geriatriezentrum Am Wienerwald trotz bebaubarer Flächen in der Bauklasse W III, wo die Errichtung problemlos möglich wäre, seitens der Stadt nicht einmal angeboten wurde. Also bitte, das ist unseriös, wenn man da von 500 Unterschriften und einvernehmlichen Lösungen spricht! Jetzt möchte ich mich näher dem Akt widmen, und zwar geht es bei dem Akt darum, dass eine oder eigentlich genau genommen sogar zwei Familien- und Kommunikationszentren, die Klubs Bassena im 12. Bezirk und im 10. Bezirk, zu einer Einrichtung der Wohnpartner übergeführt werden sollen. Sehr geehrte Damen und Herren, der Akt ist wieder besonders g‘schmackig. Wenn man ihn nämlich liest, und zwar wurde die Begründung des Aktes auch kurz vom Kollegen Stürzenbecher angerissen: „Um Synergien zu nutzen, werden die Wohnpartner ab 2015“, das heißt, eigentlich rückwirkend um vier Wochen, „das Personal, die Aufgaben und Standorte der beiden Bassena“, Rechtsträger war bisher der Verein der Wiener Jugendzentren, „übernehmen.“ Ich meine, was bedeutet das „die Aufgabe“? Das bedeutet, dass entweder bisher um 465 000 EUR im Jahr aus dem Bereich der außerschulischen Jugendarbeit aus dem Bildungsausschuss Mittel für die Wohnpartner verwendet wurden, also komplett falsch. Und was bedeutet es noch? Es bedeutet, dass die Wohnpartner künftig die Aufgaben des Klubs Bassena, am Beispiel des 10. Bezirks möchte ich sie jetzt kurz einmal präsentieren, weiterhin wahrnehmen. Was sind die Aufgaben des Klubs Bassena im 10. Bezirk? - Ich habe es gerade jetzt aktuell noch einmal nahezu vollständig aus dem Programm herausgeschrieben: Line Dance - da tanzen dann die Wohnpartner mit den Mietern und Mieterinnen, wo es Probleme gibt, okay -, Kreativer Tanz, Englisch für Kinder I, Englisch für Kinder II, Sporty Kids, Spielenachmittag für Kinder, Nordic Walking, Brunch für AlleinerzieherInnen, Gedächtnistraining, Girls wanna have fun, Groß- und Eltern-Kind-Turnen, Aktive Diabetiker. Das sind Aufgaben der Wohnpartner? – Entschuldigung, Herr Stadtrat, da muss ich jetzt lachen. Das hat wirklich nicht im Geringsten mit den Aufgaben der Wohnpartner zu tun. (GR Gerhard Kubik: Das ist ja alles super! Was ist daran schlecht?) Die Grundsätze seien auch zur Kenntnis gebracht, damit man das einmal gegenüberstellt: Die Wohnpartner unterstützen … (Zwischenruf von GR Gerhard Kubik.) - Ah, es tut euch weh? (GR Gerhard Kubik: Was ist daran schlecht, wenn sich die Menschen treffen?) - Es ist ja gut, es ist ja positiv, aber es ist vom falschen Budget gedeckt worden, es tut mir leid! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner. - GRin Anica Matzka-Dojder: … gegen Diabetes behandeln?! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Kollegen, ganz ruhig! - Ich habe niemals die Arbeit von Bassena kritisiert. Ich habe nie die Arbeit des Klubs Bassena kritisiert, weder im 12. noch im 10. Bezirk. Ich bin dafür! Gute Arbeit, gute Mitarbeiter, alles in Ordnung, aber - und dazu komme ich jetzt - die Wohnpartner haben ganz andere Aufgaben! Nicht dieselben, sondern ganz andere, die da in den Grundsätzen sind: Die Unterstützung des nachbarschaftlichen Miteinanders, die Steigerung der Wohnzufriedenheit. - Entschuldigung, Englischkurse sind nicht die Steigerung der Wohnzufriedenheit! Bitte, das ist ein Unsinn! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Die Lebensqualität wird nicht erhöht durch einen Brunch von Alleinerzieherinnen! Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Sie wissen ganz genau: Die Wohnpartner hätten die Aufgabe einer Allparteilichkeit. Die Wohnpartner hätten mediative Aufgaben in Nachbarschaftskonflikten zu übernehmen. (GR Gerhard Kubik: Auch!) - Nicht auch, sondern hauptsächlich werden sie von Wiener Wohnen dorthin geschickt! (GR Mag Josef Taucher: Prävention! Prävention!) Weiters: Die Sozialraumorientierung - das heißt, es sollen Lösungen für spezifische Bedürfnisse erarbeitet werden, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern - und nicht ein gemeinsames Brunchen von Alleinerzieherinnen organisiert werden. Das eine hat mit dem anderen wirklich nichts zu tun! Und das ist das Problem, warum wir sagen, es können die Aufgaben nicht eins zu eins übernommen werden, so wie es hier im Akt steht. An den Mitarbeitern keine Kritik, aber es kann nicht eins zu eins übernommen werden. Es ist sehr diffus, was da tatsächlich in weiterer Folge gemacht werden soll beziehungsweise was bisher mit den Förderungsmitteln des Bildungsressorts gemacht wurde. Deswegen werden wir diesen Akt ablehnen. Und bitte nicht vergessen: Es geht um jährlich 465 000 EUR. Das ist ja kein Klacks! Und jetzt ganz kurz noch allgemein zu den Wohnpartnern. - Die Wohnpartner sind eigentlich im Dienste der MA 25 - dort sind sie zugeordnet -, nehmen eigentlich aber Aufgaben der Hausverwaltung von Wiener Wohnen wahr. Sie vermitteln. Ich habe schon viel über kompetente Lösungsversuche der Wohnpartner gehört. Das heißt, die Mitarbeiter sind durchaus kompetent - da gibt es keine Kritik -, sie können aber nichts machen. Sie können nichts machen, denn wenn sie in einem Nachbarschaftskonflikt zu vermitteln versuchen und einer der Konfliktpartner sagt, das interessiert mich nicht, ich reagiere nicht auf euch oder ich sage euch, ich mag euch nicht, dann war es das. Das heißt, die Wohnpartner haben keine Durchsetzungskompetenzen. Und das ist ein Problem. Das ist ein Problem für zig Tausende unzufriedene Mieterinnen und Mieter, die mit ihren Problemen von der Hausverwaltung alleine gelassen werden. Es wäre an der Zeit, eine Hausordnung neu zu überarbeiten - aber bitte nicht so wie das Mitbestimmungsstatut, sondern wirklich eine Verbesserung herbeiführen und die Probleme, die vorhanden sind, lösen und dann die Möglichkeiten schaffen, dass diese Hausordnung auch tatsächlich exekutiert wird. Wie ist das heute? - Heute schickt man die Wohnpartner hin. Die Wohnpartner kommen zu keinem Ergebnis. Dann organisieren sich die Mieter, machen eine Unterschriftenliste. Wenn eine entsprechende Unterschriftenliste zu Wiener Wohnen gelangt und das überprüft wird, kommt es vereinzelt zu Gerichtsverfahren, zu Delogierungsverfahren, die dann Wiener Wohnen verliert. Im Ergebnis ist das keine Durchsetzung der Hausordnung. Es tut mir leid, die Hausordnung muss festgeschrieben werden und es muss auch die Möglichkeit geschaffen werden, diese Hausordnung bei Problemen zu exekutieren. Zum Akt selbst: Den Akt werden wir aus den vorgenannten Gründen ablehnen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Kubik. – Bitte. GR Gerhard Kubik (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Herr Stadtrat! Jetzt haben wir von Herrn Kollegen Kasal wieder so ein Lehrstück präsentiert bekommen, das zeigt, was der Unterschied ist zwischen einer Politik, wie die FPÖ sie sich vorstellt, und einer Politik, wie sozial eingestellte Menschen wie die SPÖ und die GRÜNEN oder auch die ÖVP sie sich vorstellen. (GR Mag Wolfgang Jung: Ha, ha, ha! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nein, es ist immer so: Es gibt eine Hausordnung, und es wird gesagt, die Hausordnung gehört exekutiert. Es wird aber nicht gesagt, wie das gemacht wird, obwohl du selber gesagt hast, es kommt dann zu Gerichtsverhandlungen. Dort entscheidet dann ein unabhängiger, überparteilicher Mensch darüber: Ist das, was die Nachbarn jetzt sagen, auch wirklich so dramatisch, dass es zu einer Kündigung kommen kann, oder nicht? - Darüber hinaus gibt es nichts. Was soll die Hausverwaltung noch machen? Was gibt es für Vorstellungen, welche Art der Exekutierung der Hausordnung es geben soll? - Mehr, als es jetzt gibt, kann es aus meiner Sicht nicht geben. Und ich glaube auch: Wenn man es zusammenrechnet, dann verwaltet Wiener Wohnen 220 000 Wohnungen. Ich habe auch gesagt, wir haben unterschiedliche Ansichten, Herr Kollege Jung (GR Mag Wolfgang Jung: Gott sei Dank!), und ich glaube, das ist auch gut so. - Ja, eh, Gott sei Dank. (GR Mag Wolfgang Jung: Unsere wird zunehmend mehr goutiert, auch von Ihren Leuten!) - Ja, ja, man kann sich immer viel einreden, nicht wahr? Der Wunsch ist der Vater des Gedanken. Nachdem Kollege Walter heute schon so viele Zitate gebracht hat, passt dieses auch. - Also heute hast du gesprüht, Kollege Walter! Vielleicht kann der Kollege Jung auch einmal ein sinnvolles Zitat bringen. Aber jetzt zum Thema zurückkommend: Die Hausverwaltung von Wiener Wohnen verwaltet 220 000 Wohnungen. Es wohnen dort ungefähr 600 000 Menschen. Dass es da zu Konflikten kommt, ist klar. Und dass es da nicht bei jedem Konflikt eine Lösung zwischen zwei Streithähnen geben kann, ist auch klar. Das gibt es im gesamten Leben und nicht nur bei Wiener Wohnen. Das gibt es in jedem anderen Haus genauso. Und die Stadt und wir haben uns dazu entschlossen, da auch noch einen Schritt dazwischen zu machen, indem man ganz einfach die Wohnpartner einführt und versucht, mit verschiedenen Aktionen zur Lösung von Problemen zu gelangen. Und was nicht aufgezählt wurde: Es finden ja auch Veranstaltungen im Freien statt, wo die Wohnpartner dabei sind, wo man versucht, mit den Menschen zu reden, wo man versucht, Konflikte, die schwelen, aufzubrechen und diese auch zu lösen. Das ist in vielen Fällen auch gelungen. Und ich denke, dass auch ein Zusammentreffen von alleinerziehenden Müttern durchaus Sinn macht, weil die Mütter auf Grund ihrer Situation sicher manchmal auch überfordert sind, und da ist es ganz gut, sich mit anderen auszutauschen. Vielleicht finden sich bei dem nächstfolgenden Englischkurs mit Kindern dann auch Eltern, die sagen, ich kann dir da helfen. Ich glaube daher, die gesamte Palette des Angebots, das die Wohnpartner dort machen und das sie jetzt übernehmen von der Bassena, weil es nicht mehr nur ausschließlich auf junge und jugendliche Menschen ausgerichtet ist, ist eine sinnvolle, und auch dieses Geld ist sinnvoll investiert. Weil heute von Kollegen Kasal auch gesagt wurde, zig Tausende Mieter seien unzufrieden: Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Immer wenn man mit Vertretern von Wiener Wohnen spricht, hört man natürlich auch über Mieter, die sich in Einzelfällen nicht gut behandelt fühlen, aber noch einmal: Dass bei 220 000 Wohneinheiten jeder zufrieden ist, das wird es nie geben. Aber von zig Tausenden zu sprechen, ist völlig überzogen, das stimmt überhaupt nicht. Und ich denke, die Vormerkzahlen sprechen ja auch für Zufriedenheit, denn wenn es so grauslich wäre, in einem Gemeindebau zu wohnen, weil man sich dort irgendwie gar nicht versteht, warum melden sich die Menschen dann für eine Gemeindewohnung an? Wieso warten dann die Menschen durchschnittlich drei Jahre darauf, eine Gemeindewohnung zu bekommen, wenn es so schiach ist? Es gibt ja viele andere Möglichkeiten auch! - Ich glaube daher, dass das, was Kollege Kasal hier dargestellt hat, nicht ganz stimmt. Weil auch die Wohnungsvergabe angesprochen wurde: 9 000 bis 11 000 Wohnungen jährlich werden neu vergeben. Bei der Anzahl der Vorgemerkten kann man sagen, in drei Jahren hat jeder ein Wohnungsangebot bekommen. Pro Jahr 10 000 Wohnungen im Schnitt neu zu vergeben, ist natürlich auch nicht ohne. Da gibt es schon manchmal mögliche Wartezeiten, weil die Renovierung der Wohnung länger dauert, aber man kann auch dem Nachmieter nicht alles überantworten. Man kann nicht sagen, jetzt bekommst du die alte Hütte, und die elektrischen Leitungen kannst du selber machen und das Bad kannst du selber machen und die Heizung, das machst du dir alles selber, denn damit ist die Wohnung schneller wieder in der Vergabe! - Das geht alles nicht, denn das gehört natürlich von Professionisten gemacht, und das dauert eben auch seine Zeit. Aber ich glaube, dass der Weg, der beschritten worden ist, ein durchaus sinnvoller ist. Und, wie gesagt, die Menschen, die sich für eine Gemeindewohnung vormerken lassen, sprechen dafür, dass es offensichtlich wirklich ein gutes Angebot ist. Bevor ich auf andere, allgemeine Kriterien des Wohnens zu sprechen komme, möchte ich mich schon auch ein bisschen auf die Ausführungen des Kollegen Dworak beziehen. Es ist immer spannend, wenn vom geförderten Eigentumswohnbau gesprochen wird. Ich habe nur noch nie verstanden: Wie kann ein geförderter Eigentumswohnbau, der irgendwann ausbezahlt ist, womit das eine freifinanzierte Eigentumswohnung ist, die dann vermietet wird, dazu beitragen, dass die Kosten reduziert werden? Die Vermieter verlangen natürlich dann einen Marktpreis! Und wenn wir in Wohnungsfragen über den Markt sprechen, kann man an diesen Markt nicht so herangehen wie an einen klassischen Markt mit Angebot und Nachfrage, denn dann wäre in der heutigen Zeit der Markt total überhitzt. Dafür haben wir ja auch den geförderten Wohnbau, dafür gibt es 600 000 geförderte Wohnungen, 220 000 davon Gemeindewohnungen, um dem gegenzusteuern. Dass Kosten, die in der Wohnung und in der Wohnhausanlage anfallen, natürlich dem Mieter weiterverrechnet werden, ist klar. Ich denke, es würden sich aber viele im privaten Althaus wünschen, jene Miete zu zahlen, die im Gemeindebau gezahlt wird. Wir könnten aber dazu kommen. Wir sind ja auf einer anderen politischen Ebene Partner, und es gibt dort, wie ich höre, sehr intensive Verhandlungen über ein neues Mietrecht. Und ich denke, ein neues Mietrecht wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, um jener Gruppe, die immer wieder angesprochen wird, für die es zu teuer ist, durchaus zu helfen, indem ganz einfach eine Obergrenze eingezogen wird und diese Wohnungen dann nicht dem Markt im üblichen Sinne unterliegen. Wenn 5 Interessenten zu mir kommen, die die Wohnung wollen, und der eine zahlt 1 000 EUR und der andere zahlt 500 EUR, würde ich natürlich auch den mit 1 000 EUR nehmen. Dass das nicht dazu beiträgt, dass die Wohnungen billiger werden, ist auch ganz klar. Man könnte natürlich auch versuchen - und das wäre auch eine Aufgabe, die man auf anderer Ebene, wo wir Partner sind, erledigen könnte -, die Einkommenssituation der Menschen zu verbessern. (GRin Uta Meyer: Das wäre gescheit!) Man könnte ja die Einkommenssteuer und die Lohnsteuer, die verlangt wird, und da wird jetzt schon ewig verhandelt … (GR Ing Mag Bernhard Dworak: Das hat die SPÖ in der Hand! Die SPÖ hat das in der Hand!) - Die SPÖ hat es nicht in der Hand! Nein, nein, eine Lohnsteuerreform hat die SPÖ nicht in der Hand – leider! Wir würden sie auf Bundesebene machen, wenn wir die absolute Mehrheit hätten. Dann würden wir es machen, und dann würden wirklich die, die es brauchen, auch mehr Geld bekommen. (Beifall bei der SPÖ.) Denn die Lohnsteuer- und Einkommenssteuerpflichtigen im Mittelstand sind wirklich diejenigen, die permanent mehr zahlen. Und nicht einmal das, was wir in den letzten Jahren in diesem Bereich mehr gezahlt haben, bekommt man zurück. Man kann auch die Gegenfinanzierung nicht aufstellen, denn die Reichen, die jährlich Wertezuwächse haben (Zwischenruf bei der ÖVP.) – ja, das ist so! -, für die sie nichts zahlen, die greifen wir gar nicht an. Aber bei den Lohnsteuerpflichtigen, wo die kalte Progression zuschlägt, greifen wir auch nichts an, die sollen nur mehr zahlen. Da sind Sie gefordert! Machen Sie eine gescheite Lohnsteuerreform (GR Mag Wolfgang Jung: Sie sind in der Regierung!), gemeinsam mit unseren Kollegen im Parlament! Dann können wir uns finden, und dann diskutieren wir wieder über anderes. (Beifall bei GemeinderätInnen der SPÖ. – GR Mag Wolfgang Jung: Wer ist der Kanzler?) Das gefällt mir: Immer wenn etwas irgendwie ans Herz geht - und das geht ans Herz, denn ich denke, Sie sind genauso unzufrieden mit der Situation, dass auf Bundesebene bei der Lohnsteuerreform nichts weitergeht -, fängt man an, sich zu ärgern, und wird lauter. Aber, wie gesagt, es sind ja Verhandlungen im Gange. Ich würde daher sagen: Unterstützen Sie Ihre Kollegen im Bund! Es sollte wirklich zu einer deutlichen Lohnsteuersenkung für alle Einkommen, vor allem für die mittleren und niedrigen Einkommen kommen. (GR Mag Wolfgang Jung: … unterstützen den Kanzler!) - Der Kollege Jung dürfte heute nicht dran sein zum Reden, denn er redet nur aus der Bank heraus. (GR Mag Wolfgang Jung: Er kommt schon! Er kommt schon noch! – Zur Beruhigung!) - Ah, Sie kommen schon noch? Super. Manchmal bin ich froh, dass ich … - Ist wurscht. (Heiterkeit.) Jetzt ein bisschen auch zum Wohnbau, denn es wurde dazu einiges bereits gesagt und einiges, glaube ich, auch noch nicht gesagt – und falls doch, möchte ich es trotzdem wiederholen. Es sind im Jahr 2014 knapp 8 000 Wohneinheiten gefördert worden. 8 000 Wohneinheiten - umgelegt auf je 2 oder 3 Personen sind es 23 000 Menschen, die mit einer 2014 geförderten Wohnung im Jahr 2016 dort einziehen können. Es sind über 7 200 erschwingliche Wohnungen im Jahr 2014 fertiggestellt worden. Auch hier gilt: 20 000 Menschen haben im Jahr 2014 eine neue Wohnung bekommen und können in diese erschwingliche Wohnung einziehen. Durch die Wohnbauförderung wird über 1 Milliarde EUR an Bauvolumen ausgelöst. Da geht es nicht nur um die Förderung, bei der die Stadt Wien und wir sehr viel Geld in die Hand nehmen, sondern was wird damit ausgelöst? – Ein Bauvolumen von 1 Milliarde EUR wird damit ausgelöst! Das ist in Zeiten wie diesen, in denen vor allem auch in der Baubranche die Arbeitsmarktsituation nicht so rosig ist, doch eine beträchtliche Summe. Und so könnten wir gerade im Wohnbau noch vieles erwähnen. StR Ludwig hat ja heuer und im letzten Jahr schon viele Neuerungen gebracht, ob das jetzt die Smart-Wohnungen sind, ob das die Seniorenwohnungen sind. Kollege Walter ist diesbezüglich sehr skeptisch, aber ich denke, es ist ein gutes Angebot für Menschen in diesem Segment, dass man eine große Wohnung, vielleicht manchmal eine 4-Zimmer-Wohnung auf eine 2-Zimmer-Wohnung tauschen kann. Wie heute auch gesagt wurde: Es wird versucht, im Haus oder zumindest in der Anlage für jenen Bedarf, den die Personen haben, auch ein Angebot zu machen. Natürlich ist das eine gute Geschichte, wenn ich eine 4-Zimmer- Wohnung für eine Familie zurückbekomme. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Ich wünsche viel Erfolg!) Ja, wünschen wir uns alle viel Erfolg! Machen wir alle viel Stimmung dafür! Bringen wir die Senioren dazu, was schwierig ist in einem Alter ab 65 … - Gut, ich denke, 65, das ist noch nicht so alt. Jetzt muss ich aufpassen, denn wir kommen alle schön langsam dorthin. Also das ist noch kein Alter, wo man sagt, da darf überhaupt nichts Neues mehr passieren und da muss alles so bleiben. - Man macht ihnen also ein Angebot, es besteht die Möglichkeit, zu wechseln, es wird ihnen beim Umziehen geholfen, man schaut, dass sie in der vertrauten Umgebung sind - mit den Freunden, mit dem Beisl ums Eck, mit dem Greißler, wenn es ihn gibt, oder dem Billa ums Eck -, dass sie auch weiterhin in ihrer Umgebung bleiben können. Und, wie gesagt, dann werden große Wohnungen frei, die wir wieder an Jungfamilien weitergeben können. Es ist nämlich schon oft so, dass die Größe der Familie irgendwann nicht mehr mit der Wohnungsgröße übereinstimmt, und ich freue mich wirklich, dass es dieses Angebot gibt, denn der Bedarf ist da. Alle, die mit den Menschen in Kontakt sind und Sprechstunden abhalten, wissen, es kommen immer wieder Menschen, die sagen: Hören Sie, ich habe so eine große Wohnung, die ich eigentlich nicht brauche, aber wenn ich mir eine andere nehme, dann ist mir diese wieder zu teuer, denn die kostet eigentlich so viel wie die große, da behalte ich mir gleich die große. – Wir machen hier ein konkretes, auf einen konkreten Bedarf abgestimmtes Angebot, das somit sehr gut ist. Wiener Wohnen hat jetzt den neuen Standort Guglgasse, von dem alle sagen, er ist okay. Und ich finde auch, er liegt super, direkt bei der U-Bahn, ist äußerst günstig zu erreichen, bietet ein tolles Ambiente nicht nur für die Mitarbeiter von Wiener Wohnen, sondern auch für die Kunden, die hinkommen - 400 bis 500 pro Tag kommen mit verschiedensten Fragen hin und werden bestens betreut. Und das ist ja auch nicht vom Himmel gefallen, sondern da hat man sich bei der Verwaltung überlegt: Was können wir besser machen? Wo können wir das Angebot für unsere Kundschaft verbessern? - Es ist länger offen. Es ist ein Rundum-Angebot und man wird nicht von A nach B geschickt, sondern man kann alles im Haus erledigen. Über Wiener Wohnen wird auch die Haus- und Außenbetreuung organisiert, und dazu möchte ich Folgendes erwähnen: Da werden derzeit ungefähr 1 400 Menschen beschäftigt in einem Segment, wo wir zwar immer noch traurig sind, weil damals Schwarz-Blau die Hausbesorger abgeschafft hat – ja, es ist so! Was wahr ist, muss man sagen dürfen. Wenn damals unter Schwarz-Blau diese Regelung nicht gekommen wäre, dass man keine Hausbesorger mehr unter den bis dahin geltenden Rahmenbedingungen beschäftigen kann, dann hätte es diese Ersatzlösung nicht geben müssen. Dann hätten wir noch den guten alten Hausbesorger - mit allen Schwierigkeiten, aber wir hätten ihn. (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb und weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) - Nein, nein, man kann sich jetzt nicht abputzen und sagen, das war früher, und so weiter. Aber es ist bis heute gültig! Und da hat man sich überlegt: Wie können wir dem gegensteuern? Wie können wir es schaffen, dass die Betreuung der Häuser auch weiterhin gut ist? - Dafür ist diese Hausbetreuungsgesellschaft gegründet worden. Und noch etwas, was immer wieder untergeht, was man aber nicht oft genug sagen kann: Wir haben als Stadt vor Kurzem in diesem Segment Wiener Wohnen für die Lehrlingsausbildung das Qualitätssiegel erhalten. Es werden also alle, die bei Wiener Wohnen ausgebildet werden, sehr gut ausgebildet. Das Qualitätssiegel ist ja nicht etwas, was vom Himmel fällt. Dort sitzen ja nicht der StR Michael Ludwig und der Gerhard Kubik drinnen und sagen, die machen das super, sondern dort sitzen die Wirtschaftskammer, die Industriellenvereinigung und natürlich auch die Gewerkschaft und die Arbeiterkammer drinnen. Und ich denke, man kann durchaus stolz sein auch auf diese Leistung, dass wir so gute Ausbildungsplätze haben. Abschließend, weil das auch heute immer wieder angesprochen worden ist, das Mietermitbestimmungsstatut. Es wird auch immer wieder gesagt, man könnte sich ja überlegen, vor allem im Segment des geförderten Eigentums oder des freifinanzierten Eigentums einmal über eine Gruppierung der Hausvermieter oder der Eigenhausbesitzer etwas Ähnliches zu machen, also eine Mietermitbestimmung oder Eigentümermitbestimmung, oder wie auch immer. Das gibt es nur bei Wiener Wohnen! Das gibt es nur in Wien, und es ist seit 1.1.2015 neu in Kraft. Es ist nicht nur in Wien und in Österreich einzigartig, sondern so etwas gibt es in ganz Europa nicht. Und was auch noch zum Erfolg beiträgt: Es wurde mit den schon bestehenden Mieterbeiräten erarbeitet. Natürlich, dass manchmal Änderungen stattfinden, wo man sagt, das hätten wir uns als Mieterbeirat vielleicht ein bisschen anders gewünscht, das mag schon sein, aber in Summe ist es ein miteinander abgestimmtes neues Mietermitbestimmungsstatut geworden. Und die Mieterbeiräte - StR Michael Ludwig betont das immer wieder - sind wirklich wichtige Partner, auch für die Verwaltung, denn die wissen, weil sie dort wohnen, wo wirklich der Schuh drückt. Deshalb ist es oft leichter, über die Mieterbeiräte zu erfahren, was schlecht ist, und dann entsprechende Veränderungen herbeizuführen. Sie sind also ein absolut wichtiger Partner, und man kann sich auch bei diesen Hausvertrauensleuten nicht oft genug bedanken dafür, dass sie sich in ihrer Freizeit zur Verfügung stellen - ohne Bezahlung und manchmal auch unter Aufopferung der gesamten Freizeit, denn wir kennen genug Fälle, wo dann um 9 Uhr abends noch angeklopft wird und geklagt wird, hören Sie, der Nachbar hat schon wieder sein Fernsehgerät so laut laufen, können Sie nicht etwas machen? -, dass sie sich also wirklich in ihrer Freizeit aufopfern für die anderen Mieter des Hauses und sich auch mit der Anlage beschäftigen. Dafür auch von dieser Stelle aus noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Mieterbeiräte, dass sie für uns gemeinsam versuchen – so wie, und damit kommen wir jetzt zum Abschluss wieder zurück zum Aktenstück, die Mitarbeiter, die mit den hier zu beschließenden Mitteln bezahlt werden, nämlich jene von Bassena und die Wohnberater -, dazu beizutragen, dass die Leute gerne miteinander wohnen. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. – Der Berichterstatter verzichtet. Wir kommen zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das sind GRÜNE, SPÖ und ÖVP. Es ist dies die notwendige Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 52 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschluss eines Mietvertrages für Büroräumlichkeiten in Wien 20 zwischen der Stadt Wien und der Commerz Real Investmentgesellschaft mbH. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Auch bei diesem Poststück bitte ich um Zustimmung. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kasal. – Der Herr Gemeinderat ist nicht im Saal. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Graf. – Bitte. GRin Ilse Graf (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren! Grundlage für das vorliegende Projekt sind umfangreiche organisatorische Maßnahmen im Bereich der MA 42. Diese betreffen die Aufgabengebiete Pflanzenschutz sowie Grünflächenpflege und -erhaltung. Im Sinne einer effizienten Verwaltung sind Büroräumlichkeiten für die Steuerungsteams vorgesehen. Durch die Verlegung des administrativen Personals in die Dresdnerstraße wird die Möglichkeit geschaffen, die bestehenden Räumlichkeiten in den Bezirken für das örtliche operative Personal zu adaptieren. In diesem Sinne ist die Anmietung wirtschaftlich geprüft und zu befürworten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. - Der Herr Berichterstatter verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das sind GRÜNE, SPÖ und ÖVP. Dies ist damit ausreichend unterstützt. Es gelangt nunmehr Postnummer 49 zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8105 im 22. Bezirk, KatGen Aspern und Eßling. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Baron. – Bitte. GR Karl Baron (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir sind für die Verfolgung und Schikanierung von Autofahrern nicht zu haben, deswegen lehnen wir diesen Antrag auch entschieden ab. Dass es im innerstädtischen Bereich kaum Parkplätze gibt oder diese schwer zu finden sind, werden die Bürger wohl akzeptieren und akzeptieren sie auch. Dass man aber auf dem Flugfeld Aspern eine Siedlung plant, wo Parkplätze, Stellplätze, Garagenplätze nur mit langen Fußmärschen zu erreichen sind, ist für niemanden einzusehen und daher auch abzulehnen. Um gar nicht erst zu reden von Besuchern, die mit dem Auto dorthin gelangen müssen. Es gibt kaum Möglichkeiten, Fahrzeuge abzustellen. Platz wäre genug. Die Plätze sind mit Pollern versperrt, die Zufahrt zur Seestadt Aspern wird absichtlich behindert. Das ist eine Politik, die wir nicht mittragen wollen. Daher ist sie abzulehnen. Die unterzeichnenden Gemeinderäte der FPÖ stellen daher folgenden Beschlussantrag: „Der Gemeinderat spricht sich für mehr Oberflächen und Garagenplätze und gegen die Fortsetzung der Strafzettelorgien in der Seestadt Aspern aus. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.“ (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Donaustadt ist Hauptsiedlungsgebiet in Wien. Tägliche Verkehrsstaus werden länger und länger. Wien hätte längst eine Donauquerung nötig gehabt. Seit Jahrzehnten sprechen wir davon, nur errichtet wird sie nicht. Die Süd- Nord-Verbindung endet in der A4, und von einer Weiterführung ist lange keine Rede - die Rede schon: Es wird gesprochen darüber, es wird geplant, aber es wird nicht gebaut. Ich glaube, den Grund dafür zu kennen: Es scheitert schlussendlich wahrscheinlich an den finanziellen Mitteln. Nun, diese finanziellen Mittel waren vorhanden, bis vor Kurzem waren sie noch vorhanden. Die wurden verspielt. Die Stadt Wien hat nichts anderes gemacht, als die Fortsetzung der Nord-Süd-Verbindung auf den internationalen Finanzmärkten einfach zu verspekulieren. 700 Millionen EUR sind ungefähr die Summe, die benötigt würde, um eine Untertunnelung durchzuführen. Eine Brücke würde uns schon reichen. Aber selbst die Untertunnelung wäre damit finanziert gewesen. Aber das ist ad acta gelegt. Wir müssen wahrscheinlich auf einen Frankenkurs von 1,40, 1,50 oder 1,32, wie wir heute gehört haben, warten, wo wir wieder Geld lukrieren. Nur: Das werden wir wahrscheinlich alle nicht erleben. Aber dazu später. Wir sind natürlich auf Grund dieser Situation allen in Donaustadt dankbar, die die öffentlichen Verkehrsmittel benützen. Aber auch diese werden reduziert, wie wir an der Schließung der ÖBB-Schnellbahnstation Lobau sehen. Wir haben 2010 einen Versuch gestartet - der war damals, glaube ich, einstimmig -, doch dieser hat bis heute nicht gefruchtet. Wir sind daher dafür, diesen Versuch noch einmal zu starten, und stellen folgenden Beschlussantrag: Der Gemeinderat spricht sich für die Wiederinbetriebnahme der S80-Station Lobau aus. - Auch hier wird in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung beantragt. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Duzdar. – Bitte. GRin Mag Muna Duzdar (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bei diesem Plandokument geht es - wieder einmal - um die Seestadt Aspern, um das Seeparkquartier. Wir wissen, dass diese Seestadt in Wirklichkeit das größte Stadtentwicklungsgebiet Wiens ist und überhaupt eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas - und natürlich das große Pilotprojekt der Stadt Wien, ein Vorzeigeprojekt dafür, wie man intelligent verdichten kann, ein Beispiel für eine moderne und innovative Stadtentwicklung. Und natürlich ist das eine Entwicklung, ein Gebiet, das im Wachsen ist, ein Gebiet, das im Werden ist. Wir sind heute weit davon entfernt, diese Stadtentwicklung als ein abgeschlossenes Projekt anzusehen. Die Entwicklung dieses Areals befindet sich in einem dynamischen Prozess. Und mit dieser Seestadt verfolgt die Stadt Wien eben sehr viele Ziele. Eines dieser Ziele ist die Stadt der kurzen Wege, einen neuen Stadtteil zu schaffen, der innovativ und nachhaltig ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben im Herbst 2014 die erste Besiedelung der Seestadt gehabt, und es ist selbstverständlich, dass uns bei der Erstbesiedelung eines Neubauviertels dieser Größenordnung diese natürlich vor große Herausforderungen stellt. Wir wissen natürlich, dass es eine Knappheit an Parkräumen gibt, und aus diesem Grund gibt es ja die Zusammenarbeit und die Kooperation der Stadt Wien, der Entwicklungsgesellschaft, der Behörden, des Stadtteilmanagements. Es wurden auf Grund eben dieser schwierigen Parkplatzsituation ja auch provisorische Parkplätze auf der alten Rollbahn geschaffen. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Provisorisch?) Es scheint Ihnen offenbar entgangen zu sein, dass man sehr wohl Lösungsansätze anbietet, nämlich dass man jenen Bewohnern und Bewohnerinnen, die bis dato keinen Garagenplatz zugeteilt bekommen haben, eine kostenlose Monatskarte angeboten hat. Also das ist schon etwas, was gerade im Gange ist. Es ist nicht so, dass hier nichts passiert. Wenn man Ihnen zuhört, könnte man glauben, es geht um ein Wohnbauprojekt, das ist jetzt fertig, und jetzt gibt es Probleme. In Wirklichkeit haben wir es mit einem ganzen Stadtentwicklungsgebiet zu tun, das noch Jahre brauchen wird, bis es fertiggestellt wird, und wo es natürlich selbstverständlich ist, dass nicht von heute auf morgen alles fertiggebracht werden kann. Ich kann mich erinnern, wie ich im Herbst dabei war, als die ersten Wohnungen übergeben wurden, und ich konnte gar nicht glauben, in welcher rasanten Geschwindigkeit sich dieser Stadtteil verändert hat. Ich habe selbst erlebt, mit welchem Engagement die Ankommenden willkommen geheißen wurden, welche Pionier-Info-Pakete sie bekommen haben, um sich zurechtzufinden, um sich gut einzurichten. Also so zu tun, als ob dort die ersten Bewohner ankommen und vor dem Nichts stehen würden, dem kann ich ganz und gar nicht beitreten. Es ist auch im Ausschuss gesagt worden, es gäbe jetzt derartige Verschiebungen, die Seestadt sei kein Wissenschafts- und Bildungsquartier mehr. Dem kann ich überhaupt nicht beitreten, ganz im Gegenteil: Sie vergessen offenbar, dass es bereits seit 2012 ein Technologiezentrum gibt, das große Technologiezentrum, ein Plus- Energie-Gebäude, das für technikorientierte, innovative Unternehmen Büros und Labors und Produktionsflächen zur Verfügung stellt. Bereits im Herbst 2013 hat die Forschungsgesellschaft Aspern Smart City Research unter der Federführung von Siemens und Wien Energie dort ihre Arbeit aufgenommen. Diese Gesellschaft erforscht beispielsweise das Energieverhalten von Gebäuden und ihren BewohnerInnen. In unmittelbarer Nachbarschaft hat sich Hoerbiger als erster Großbetrieb mit 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen angesiedelt. Anzusprechen ist auch das gemeinnützige Unternehmen WienWork. Ab 2015/2016 bündelt es dort die Zentrale mit 11 Geschäftsfeldern und 600 Mitarbeitern. Bei dem heutigen Plandokument geht es um das Seeparkquartier. In diesem Teil der Seestadt war schon geplant, dass Hotel, Hochhaus, weitere belebte Flächen für Büro, Handel, Dienstleistungen entstehen sollen. Die Befürchtungen, die hier von Seiten der Opposition auch im Ausschuss an uns herangetragen wurden, dass es möglicherweise hier zu Verschiebungen kommen könnte, dass mehr Wohnraum geschaffen werden würde, als geplant, sind unbegründet. Das stimmt einfach nicht. Denn auch heute beschließen wir, dass der Wohnnutzungsanteil 30 Prozent nicht übersteigen soll. Wir beschließen, dass es eine maximal zulässige Wohnnutzfläche geben soll. Man ist sehr daran interessiert und bemüht, dass sich auch im Seeparkquartier Bildungs- und Forschungseinrichtungen ansiedeln, und es werden sehr viele Anstrengungen in dieser Richtung unternommen. Ich möchte in aller Klarheit nochmals sagen, dass wir es hier nicht mit einem fertigen Projekt zu tun haben und dass es in einem Prozess natürlich möglich ist, dass es Veränderungen, Abweichungen gibt, und dass das ganz und gar nichts Abwegiges ist. Wir haben bereits ein Forschungszentrum in der Seestadt Aspern, wir haben bereits Betriebe, die sich dort ansiedeln. Die Stadt tut auch alles, was in ihrer Macht steht, damit hier die größtmögliche Durchmischung und Vielfalt entsteht, aber es liegt natürlich auch an den wirtschaftlichen Akteuren und Bildungseinrichtungen, diese Angebote anzunehmen. Die Stadt kann die Rahmenbedingungen schaffen, sie kann aber die Ansiedelung nicht erzwingen. In diesem Sinne geht das Projekt Seestadt weiter, mit einer hochinteressanten dynamischen Entwicklung. Wir können aber alle heute nicht sagen, nicht hundertprozentig sagen, wie die Seestadt eines Tages fertig ausschauen wird. Tatsache ist, dass es ein visionäres Projekt ist, mit dem die Stadt unter Beweis gestellt hat, was moderne und innovative Stadtentwicklung bedeutet. Die Seestadt rühmt sich nicht nur, das größte Stadtentwicklungsgebiet Wiens zu sein, sie ist, so wie ich es eingangs gesagt habe, das Pilotprojekt der Stadt Wien. Und das lassen wir uns von Ihnen nicht schlechtreden. – Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. – Entschuldigung, doch: Herr Kollege Taucher. – Bitte. GR Mag Josef Taucher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Smarte Stadt, was bedeutet das? - Das bedeutet auch, auf intelligente Mobilität zu setzen. Und intelligente Mobilität heißt, ein gescheiter Mix zwischen FußgängerInnen, RadfahrerInnen, öffentlichem Verkehr und natürlich auch motorisiertem Verkehr. Wir sind in Wien in diesem Bereich ja wirklich vorbildlich. Ich kann mich erinnern, im Jahr 2000, als ich in die Politik gekommen bin, hatten wir noch das Ziel, dass wir eine Drittellösung anstreben: ein Drittel motorisierter Verkehr, ein Drittel öffentlicher Verkehr, ein Drittel langsamer Verkehr. Dieses Ziel haben wir bei Weitem und schon längst übertroffen, indem wir über 30 Prozent, 35 Prozent öffentlichen Verkehr haben. Ein intelligenter Mix bedeutet aber auch immer wieder gebaute Einladungen, öffentlichen Verkehr, Fußwege oder Radwege zu nutzen. Dafür muss es Infrastruktur geben. Ich glaube, das ist - wenn man jetzt von diesem Plandokument ausgeht - in der Donaustadt hervorragend gelungen. Wir haben Infrastruktur geschaffen für den Radverkehr, der hervorragend ist - wir haben heute über 8 Prozent Radverkehrsanteil. Wir sind intensiv dran, die Infrastruktur für den Fußgängerverkehr auszubauen: mit neuen Gehwegen, Gehverbindungen, dem Ausbau von Gehsteigen und neuen Straßen - also ein hervorragendes infrastrukturelles Angebot. Das sind Einladungen, dieses Angebot auch anzunehmen. (GR Mag Wolfgang Jung: Ich hab geglaubt, es ändert sich nichts?) Ich weiß schon, Herr General. (GR Mag Wolfgang Jung: … die oft gar nicht angenommen werden von den Bürgern!) Ist gut. Das wird schon angenommen. Wir sind Spitzenreiter in diesen Bereichen. (GR Mag Wolfgang Jung: Fragen Sie die Frau Kollegin Vassilakou! Die hat geklagt!) Auch in den letzten zehn Jahren ist die U-Bahn ausgebaut worden, die U1 verlängert worden, die U2 in die Donaustadt geführt, die U2 in der Donaustadt verlängert worden. Die Linie 26 wurde im Prinzip als Hochleistungs- Hochgeschwindigkeits-Straßenbahn von Floridsdorf quer zu den Bezirken geführt, zu 70 Prozent auf einem eigenen Gleiskörper. Auch das ist ein immenses Beschleunigungsangebot im öffentlichen Verkehr, auf das wir stolz sein können. Und nicht zuletzt erfolgte bei der letzten U-Bahn-Verlängerung in die Seestadt auch die komplette Überarbeitung des Sekundärnetzes: Ausbau der Busverbindungen, neue Busverbindungen, Taktverbesserungen. Auch hier wird also ein immens gutes Angebot gemacht und damit dazu eingeladen, da oder dort auch auf das Auto zu verzichten, wenn man es nicht unbedingt braucht. Auch in der Seestadt versuchen wir, wie meine Vorrednerin bereits ausgeführt hat, diesen Weg intensiv weiterzugehen, indem wir dort schon hochrangige Verkehrsmittel zur Verfügung stellen. Radweganbindungen und Fußwege sind vorhanden, und die Menschen nehmen das auch an. Dass es bei einem nicht fertigen Stadtentwicklungsprojekt da oder dort zu Schwierigkeiten kommt oder auch zu Übergangsproblemen, die man leicht lösen kann, ist keine Frage. Aber die Lösungen sind ja auf dem Tisch: Es gibt diese Gratismonatsparktickets als Angebot, man muss sie nur nützen. Um hier auch auf einen weiteren Punkt in der Donaustadt einzugehen: Wir haben ja diese S-Bahn-Station Lobau, wo es auf Seiten von Bürgerinnen und Bürgern ein intensives Bemühen gibt, diese Station wieder zu aktivieren. Wir in der Donaustadt sind ja sozusagen immer dafür eingetreten, dass sie erhalten bleibt. Wir treten auch weiterhin dafür ein, dass sie wieder aufgesperrt wird, weil das natürlich eine ganz wichtige Station ist, erstens für die Naherholung, für die Menschen, die aus der Stadt kommen, im Lobau-Vorland spazieren gehen wollen oder auf die Donauinsel gehen. Diese Station ist hervorragend an einen Radweg angebunden, es gibt dort auch Radabstellplätze. All das würde dafür sprechen, diese Station wieder zu beleben und aufzumachen. Daher bringen Rot und Grün auch folgenden Resolutionsantrag ein: „Der Wiener Gemeinderat appelliert an die ÖBB, die S-Bahn-Station Lobau wieder in Betrieb zu nehmen. In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses Antrags.“ Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Jetzt ist niemand mehr zu Wort gemeldet. Der Herr Berichterstatter hat auf ein Schlusswort verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung über das Geschäftsstück. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das sind GRÜNE, SPÖ und ÖVP. Das ist damit die notwendige Mehrheit. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Beschluss- und Resolutionsanträge. Zunächst stimmen wir ab über den Antrag, eingebracht von Kollegen Baron und anderen Kollegen von der FPÖ, betreffend Parkplatzsituation in Aspern. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen von FPÖ und ÖVP. Das ist damit die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt. Weiters gibt es einen Antrag, eingebracht von Kollegen Baron von der FPÖ, betreffend Wiederinbetriebnahme der S80-Station Lobau. Sofortige Abstimmung ist beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die Stimmen von FPÖ und ÖVP. Dieser Antrag hat damit nicht die notwendige Mehrheit und ist abgelehnt. Schließlich stimmen wir ab über den Beschluss- und Resolutionsantrag des GR Kubik und anderer Gemeinderäte von der SPÖ sowie des GR Maresch und anderer Gemeinderäte von den GRÜNEN betreffend Schnellbahnstation Lobau. Es ist ebenfalls die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag ist einstimmig angenommen. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 1 bis 9 der Tagesordnung - sie betreffen Förderungen an verschiedene Vereine für Fraueneinrichtungen – zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. - Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Akcay, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Feldmann. – Bitte. GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Wie uns schon bekannt ist, gibt es einen sehr kritischen Bericht des Stadtrechnungshofes über den Verein Tamar, wobei der Hauptvorwurf des Rechnungshofes ist, dass dieser gemeinnützige Verein seine Subventionen, die er bekommt, anspart. Er bekommt zu 94 Prozent Subventionen aus öffentlichen Geldern. Subventionen dürfen jedoch nicht angespart werden, sondern sind dem jeweiligen Vereinszweck gewidmet. Und hat der Verein ausreichende Mittel, so ist die Subvention auch entsprechend zu kürzen, so wie das der Rechnungshof empfiehlt. Bevor der Verein daher eine weitere Subvention erhält, noch dazu jetzt eine Dreijahressubvention in der Höhe von 256 000 EUR, fordern wir eine Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes. Dass, wie im Ausschuss gesagt wurde, das schon alles umgesetzt ist, ich glaube, das kann noch nicht der Fall sein, denn der Bericht war vom 11. Dezember, der Akt selber ist vom 17. Dezember. Es sind ja doch einige Punkte; ich möchte nur ein paar erwähnen: Es ist die Zeichnungsberechtigung den statutarischen Vorgaben anzupassen. Die Regelungen für die Kassengebarung gehören erarbeitet. Es bedarf einer Klarheit des Kassenbuches, dass dieses zeitnah geführt wird, Skonti verwendet werden. Es gibt aber auch Punkte im organisatorischen Bereich, wie etwa: Fortbildungszeiten sind schriftlich festzuhalten. Die Änderung des Dienstvertrages muss in Schriftform sein. Eine Kontinuität bei den Einnahmen-Ausgaben-Rechnungen wird gefordert, und so weiter. Und auch dass die Geschäftsordnung erarbeitet wird und die Kompetenzen der Obfrau und der Geschäftsführerin geregelt werden, zählt zu den Punkten, die genannt wurden. Auf jeden Fall muss die Höhe des Vereinsvermögens bei der Beurteilung der Förderungshöhe mit einbezogen werden. Der Verein macht sicher eine sehr, sehr wertvolle Arbeit. Wir haben aber natürlich auf der anderen Seite auch eine Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler. Und ich sage, erst wenn der Rechnungshof die Umsetzung der Empfehlungen bestätigt, ist eine Subvention vorstellbar. Daher bitte ich um die Absetzung des Tagesordnungspunktes, damit wir im Sinne des Steuerzahlers agieren. Auch wenn der Vereinszweck noch so gut ist, ist diese Subventionsgewährung aus den genannten Gründen abzulehnen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hebein. – Bitte. GRin Birgit Hebein (Grüner Klub im Rathaus): Werter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau GRin Feldmann! Auch ich melde mich in erster Linie wegen des Vereins Tamar zu Wort. Ich bedauere zutiefst, dass Sie diesen ablehnen. Vielleicht sage ich kurz dazu, worum es hier tatsächlich geht: Tamar betreut Kinder, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Tamar betreut Buben und Mädchen, junge Frauen, Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Dieser Verein leistet enorm wichtige Arbeit an Begleitung, Beratung, Therapie, Betreuung, und zwar in einem eher übergreifenden professionellen Team. Dass Sie sich jetzt auf den Kontrollbericht beziehen, um die Subvention abzulehnen, werte ÖVP, ist bedauerlich, weil wir auch im Ausschuss ausführlichst darüber gesprochen haben. Sie wissen, dass Tamar zu 18 bis 22 Prozent von der Stadt Wien gefördert wird, die restliche Förderung kommt von Bundesseite. Sie wissen auch - das haben wir ausführlich diskutiert -, dass der Bund unterschiedliche Förderzeiträume hat, nämlich von Oktober bis September, dass dadurch auch Schwierigkeiten aufgetreten sind. Und es kann nicht sein, wenn der Stadtrechnungshof einem Verein attestiert, dass seine Gebarung in Ordnung ist, und empfiehlt, dass organisatorische Verbesserungsmaßnahmen - wie bei fast allen Akten, wenn wir ehrlich sind - vorgenommen werden müssen, dass man das dafür benützt, um die Arbeit eines wertvollen Vereins abzulehnen, das finde ich, muss ich eindeutig sagen, extrem schade. Wir sprechen aber jetzt auch über acht andere Vereinsförderungen. Es sind dies in erster Linie - no na - Frauenförderungen. Es wird der Verein Frauenhetz gefördert, die Frauenberatung, SOPHIE und LEFÖ, die enorm wichtige Arbeit leisten in Form von Beratung und Begleitung von Sexarbeiterinnen. Wir reden vom Verein Miteinander Lernen und vom Verein Schwarze Frauen Community. Ich muss Ihnen ganz, ganz offen sagen: Die meisten dieser Anträge werden von der FPÖ abgelehnt. Ich will jetzt nicht über das Frauenbild der FPÖ diskutieren, aber einmal mehr bin ich wirklich froh, dass die FPÖ in dieser Stadt nichts zu sagen hat und dass Rot-Grün hier selbstverständlich die notwendige Unterstützung gewährt. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. – Bitte. GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörer! Wir diskutieren hier, wie in regelmäßigen Abständen immer wieder, unterschiedliche Förderungen an diverse Vereine, die sich um sogenannte Frauenanliegen kümmern. Ein großer Teil der Geschäftsstücke, über die wir heute abstimmen, beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Förderungen an Migrationsvereine, die sich und ihre Mitarbeiter mit diesen Förderungen erhalten, sprich, auf Subventionsannahme angewiesen sind, weil sie ohne diese jährlichen Förderungen alleine nicht lebensfähig sind. Offensichtlich haben die Wienerinnen und Wiener keine anderen Sorgen. Wenn ich mir aber auf der anderen Seite ein wenig die Arbeitslosenzahlen und Statistiken anschaue, dann habe ich schon das Gefühl, dass es offensichtlich niemanden interessiert, dass allein in Wien 48 781 Frauen arbeitslos sind und weitere 11 725 in Schulungen untergebracht werden. Denen jedoch helfen die Subventionen an diese Vereine nichts. (Beifall bei der FPÖ.) Bevor ich auf die einzelnen Vereine eingehe, möchte ich noch ein paar grundsätzliche Punkte hervorheben, weil sie auch vorher angesprochen worden sind. Wichtig ist uns, dass Frauen in jeder Lebenslage Wahlfreiheit haben, selbstbestimmt zu entscheiden, welchen Weg sie einschlagen, frei von jedwedem Zwang. Frauen brauchen dafür weder die Auflösung von Geschlechtern noch ein Binnen-I. Was sie aber brauchen, sind Unterstützung und Sicherheit, im Alter nicht zu Bittstellern degradiert zu werden. Die Stadt Wien fordert Gleichberechtigung ein, und viele dieser Vereine schreiben sich das auf ihre Fahnen und in ihre Statuten, dass sie das auch tun, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Es ist ganz egal, ob wir uns jetzt den Gleichbehandlungsbericht an sich ansehen, der aufzeigt, dass in der Stadt Wien auch nicht alles Wonne und Waschtrog ist und dass es trotz fast 70-jähriger SPÖ-Dominanz Frauen gibt, die in vielen Bereichen immer noch benachteiligt sind - und dafür gibt es keine Entschuldigung, auch nicht die, dass es in manchen Bereichen noch schlimmer ist -, oder ob wir uns die Gehälter anschauen, wo viele Frauen für gleiche Arbeit im gleichen Bereich immer noch weniger verdienen. Jetzt frage ich Sie: Wo hat uns diese sogenannte Gleichberechtigung oder Emanzipation hingeführt? - Wenn es das Ziel war, die Männer weiblicher zu gestalten, dann hat sie ihr Ziel wahrscheinlich oder vielleicht sogar erreicht. Aber das ist sicher nicht das, was sich viele gewünscht haben oder wünschen. Und jetzt gehe ich auf die Vereine ein; ich fange auch mit dem Verein Tamar an. Das ist prinzipiell eine sehr gute Einrichtung, weil er sich ja, wie schon erwähnt worden ist, schwerpunktmäßig um misshandelte und sexuell missbrauchte Frauen kümmert. Dieser Bereich ist immer noch ein großes Tabuthema, und die meisten Frauen bleiben ewig Opfer. Denn eines ist sicher: Sie müssen sich auch noch diskriminierenden Prozessen stellen. Viele von ihnen können sich das nicht antun oder machen keine Anzeige, weil sie sich nicht noch weiter diskriminieren lassen wollen und schämen. Allerdings dürfen wir bei Kritik auch nicht ganz wegschauen. Die Kritik des Stadtrechnungshofes muss man ernst nehmen. Da ist der Verein nicht gut weggekommen, es gibt viele Kritikpunkte, wie: Skonti wurden nicht wahrgenommen, obwohl sie eigentlich genommen werden hätten können, die Zeichnungsberechtigungen passen nicht, die Handkassa passt nicht, der Versicherungsschutz ist zum Beispiel für die Handkassa nicht gegeben, der Verein bildet Vermögen. Das sind Dinge, die kritisiert worden sind. Es sind Lösungsvorschläge angeboten worden, und wir hoffen, dass dieser Verein das möglichst schnell in die korrekten Bahnen bringt und diese Lösungsvorschläge auch möglichst schnell umsetzt. Zum Teil hat er damit auch schon begonnen. Daher werden wir der Subvention für diesen Verein zustimmen. Aber wir werden das sehr wohl beobachten, denn hier geht es um 473 233 EUR, da auch von verschiedenen Ministerien Förderungen gewährt werden. Und wenn die Kritikpunkte nicht umgesetzt werden, dann werden wir dem in Zukunft auch nicht mehr zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.) Dann gibt es noch den Verein Frauen beraten Frauen. Da geht es einmal so querbeet: ein bisschen Partnerschaftsberatung, Trennungsberatung, Scheidungsberatung, Karriere, Depression, Stress, et cetera - für 446 360 EUR im Jahr. Da gibt es eben neben den Mitteln aus der MA 55 auch noch Geld aus den Ministerien, und von diversen Sponsoren oder aus Spenden gibt es auch noch etwas. Immerhin erwirtschaftet der Verein im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen 10 000 EUR aus eigener Kraft. Aber er braucht jetzt doch um einiges mehr als im Jahr 2013, denn da ist er noch mit 350 000 EUR ausgekommen, das heißt, er braucht über 100 000 EUR mehr. Dann haben wir den Verein Kolping Österreich, Multikulturelle Wohngemeinschaft für Migrantinnen mit knapp über 60 000 EUR pro Jahr, die wir voriges Jahr schon sehr kritisiert haben. Das abz*austria haben wir auch schon das letzte Mal kritisiert. Ich muss ehrlich sagen, es ist tragisch, dass ein Verein die Aufgaben erfüllen muss, die das AMS erledigen sollte und zu den ureigenen Aufgaben des AMS zählen. Auf der einen Seite nimmt man dem AMS Geld weg, man reduziert die Zuschüsse, dann können sie ihre Aufgaben nicht erfüllen - und dann müssen Vereine dafür einspringen. 100 Prozent dieses Vereines werden von der Stadt Wien finanziert, und das kann es ja in dieser Form bitte nicht sein. Dann haben wir noch den Verein Frauenhetz. Dieser ist für feministische Bildung in einer Bürogemeinschaft mit dem Verein EfEU tätig. Da gibt es immerhin als „Ausbeute“ - ich habe mir das ein bisschen angeschaut -: 2 Symposien, 14 Veranstaltungen und 1 Vernissage - für 132 875 EUR pro Jahr, wo halt auch diverse Ministerien, die ÖH, et cetera mitmischen, aber auch der Verein hat Vermögen in Höhe von 32 000 EUR. Wobei eines für mich sehr interessant sein wird: Der Verein hat ein bisschen mehr Geld gefordert, als er bekommen wird, und da würde mich schon interessieren, wie sie denn den Rest aufbringen werden. Ihre Einnahmen und Ausgaben basieren nämlich auf der tatsächlich eingereichten Förderung, und es kommt dann plus/minus null heraus. Ich bin daher jetzt neugierig, wie sie diese 20 000 EUR aufbringen wollen. Da müssen wir dann wahrscheinlich noch einmal nachsponsern. Dann haben wir die Schwarze Frauen Community - auch wie jedes Jahr 70 000 EUR -, die von den diversen Magistratsabteilungen gesponsert wird, mit 100 EUR Eigenmitteln. - Na immerhin, 100 EUR ist ihnen das wert. Birlikte Ögrenelim - da haben wir auch wieder Beratungen querbeet: Scheidungen, Gewalt. 800 000 EUR benötigt dieser Verein, wobei 690 000 EUR die Personalkosten sind. Gefördert wird er von der 57er, von der 17er, von der 10er, von diversen Ministerien, der EU, Licht ins Dunkel, Spenden, Basisfinanzierungen. Aber er hat auch Einnahmen - 79 000 EUR -, würde damit aber alleine nicht lebensfähig sein. Allerdings ist mir der Verein noch in Erinnerung mit unterschiedlichen Einnahmen-Ausgaben-Belegen, die er der MA 17 und der MA 57 in den letzten Jahren gelegt hat, wo einfach die Summen nicht zusammengestimmt haben. Wenn ich das alles höre und wenn ich dann so die Vereinsziele lese - man ist gegen Gewalt und man ist für Gleichberechtigung und so -, dann sage ich Ihnen nur: Schauen Sie sich die Entwicklung in Europa an! Immer mehr junge Frauen lassen sich von islamischen Fanatikern einwickeln, ziehen in den Dschihad, um sich dort mit Radikalislamisten zu verheiraten und Kinder zu bekommen. Die Frage, ob freiwillig oder nicht freiwillig, ist eigentlich egal. In jedem Fall schauen für mich Gleichberechtigung und Gewaltfreiheit anders aus. Eines ist aber sicher: Die Gleichberechtigung und die Halbe-Halbe-Werbung, in die die Stadt Wien viel Geld steckt, die geht an den Integrationsunwilligen vorbei. Und diese Imam-geprägte muslimische Mehrheit der Männer, die hält weder etwas von Gleichberechtigung noch von Halbe-Halbe, die erwartet sich Gehorsam. Da können Sie noch so viel Geld in solche Vereine und in noch so viele Angebote stecken, sie werden nicht angenommen werden. Sie gehen in eine falsche Richtung und einen falschen Weg. Und da diese Vereine nicht wirklich zur Integration beitragen, werden wir nur dem Verein Tamar zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Jung. – Bitte. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Es hat der Kollege Hursky seine Wortmeldung zurückgezogen, um sich nachher zu melden. Kein Problem. Frau Kollegin, übrigens: Die LEFÖ, die Sie vorher angesprochen haben, kommt erst beim nächsten Tagesordnungspunkt. – Ah, sie ist jetzt nicht im Saal. Wir kennen das ja schon vom Bereich Integration: Da werden immer massenhaft Förderungen auf die Tagesordnung gesetzt, damit man sich nicht einzeln mit ihnen befassen kann, weil es sonst zu lange dauert. Ich habe mir aus diesen vielen Förderungen jetzt zwei für diesen Punkt herausgeholt. Das eine ist die SOPHIE. Schauen wir uns einmal an, was die SOPHIE macht: „Sie betreibt kontinuierlich aufsuchende Sozialarbeit im öffentlichen und halböffentlichen Raum. Die sechs Mitarbeiterinnen nehmen in Nachtclubs, Studios, Bars und am Straßenstrich mit der Zielgruppe Kontakt auf.“ Auf gut Deutsch, sie besuchten - nach diesen Unterlagen - 4 Mal Peepshows, 4 Mal Kabinensex, 9 Mal Sauna, 30 Mal Laufhäuser, 21 Mal Massagestudios, 54 Mal Bars, 185 Mal Studios und 111 Mal den Straßenstrich. Die Mitarbeiterinnen, steht da drinnen, machen das. Also ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das gut funktioniert. Stellen Sie sich vor, da tauchen zwei Vereinsmitglieder weiblicher Art in diesen Studios auf. Glauben Sie wirklich, dass die Betreiber dieser zweifelhaften Institutionen da wirklich vernünftige Kontakte zulassen? Glauben Sie, dass das wirklich funktioniert? Also ich kann es mir - das sage ich Ihnen ganz ehrlich - sehr, sehr schlecht vorstellen. Die gehen vielleicht hinein und werden dann ziemlich schnell wieder hinausexpediert, und das wird dann hier als Arbeit vorgestellt. Weiters - ich zitiere auch wieder wörtlich: „Durch die Mitarbeit von Frauen, die aus der Sexarbeit kommen, werden auch Sexarbeiterinnen erreicht, die mit herkömmlichen Methoden der Sozialarbeit nicht erreicht werden.“ Ich frage mich, welche Methoden wenden diese auf dem Gebiet erfahrenen Mitarbeiterinnen an, die nicht herkömmlich sind und für die wir immerhin rund 500 000 EUR, glaube ich, sind es, auf den Tisch legen müssen? Dafür könnten wir ja schon einige Monate die Zinsen für die Mehrkosten auf Frankenkredite bezahlen. Jedenfalls blechen unter anderem auch die Liesingerinnen und Liesinger dafür, dass man ihnen ein zusätzliches Problem aufgehalst hat und das dann im Nachhinein sogar noch kleinredet. Der Kollege Schuster war es bei der letzten Sitzung, der gemeint hat, da sind vielleicht 20 bis 30 Frauen oder etwa in der Größenordnung in Liesing unterwegs. Hier wird von 3 565 insgesamt Registrierten gesprochen, bitte, in einem amtlichen oder mehr oder weniger amtlichen Papier. Das sind nur die Registrierten. Also da gibt es sicher noch eine ziemliche Dunkelziffer. Und dann wollen Sie uns einreden, dass der gesamte Straßenstrich, der sich ja im Wesentlichen nach Liesing verlegt hat, sich plötzlich nur in der Größenordnung von 30 bis 40 bewegt. Sehr wenig glaubwürdig, meine Damen und Herren! In großartiger Weise werden dann die Schützlinge von SOPHIE über einen Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt beraten. Angeblich ist es gelungen, an die 40 an den Arbeitsmarktservice zu vermitteln, für diese Summe, meine Damen und Herren. Noch gibt es kein Ergebnis dessen, wohin sie wirklich vermittelt wurden oder ob sie wirklich vermittelbar waren. Man fragt sich wirklich, welcher Druck ausgeübt wird, um für einen Verein, dessen Zweckmäßigkeit und Effektivität, zumindest aus unserer Sicht, recht, recht zweifelhaft ist, diese halbe Million hinauszubuttern? Aber wenn man sich nicht auskennt, warum, dann schaut man in den beigelegten Vereinsregisterauszug. Und das ist echt ein „Who is who“ der SPÖ. Vorsitzende: Stubenvoll Erika, Vorsitzende- Stellvertreter: Lacina Karl, Vorsitzende-Stellvertreter: Kurt Wagner, Vorsitzende-Stellvertreter: Brenner Rudolf, Vorsitzende-Stellvertreterin, nein, oh ja Stellvertreter, also da gibt es so viele Stellvertreter, das ist unglaublich, Hatzl Eva-Maria, Vorsitzende-Stellvertreterin: Laschan, Medwed, und so geht das Ganze weiter. Also da wundert man sich natürlich nicht, wenn da solche stattliche Summen in diese nicht wirklich definierten Aufgaben hineinfließen. Kommen wir dann zum zweiten Verein, mit dem ich mich jetzt beschäftigen will, das ist der Verein Frauenhetz, nomen est omen in diesem Zusammenhang. Und ich mache, damit Sie sich nicht frühzeitig unnötig aufregen, mit Ausnahme einiger kleiner Zwischenbemerkungen im Wesentlichen nur Lesungen aus diesem Akt, denn der ist aussagekräftig genug. Zunächst zum Zweck: „Kontinuierlich soll ein öffentlicher Austausch zu lesbisch-queeren Lebensweisen und lesbisch-queerer Theoriebildung angeregt werden. Auch sollen die kulturellen Aktivitäten von und über international widerständige Frauen ausgebaut werden“, was immer das heißen mag. Sie sind aber nicht so widerständig, dass sie nicht gerne im Förderungsansuchen um 66 090 EUR an die bürgerliche Gesellschaft angesucht hätten. Also da endet der Widerstand gegen die Gesellschaft, wenn es um Pinkepinke geht, denn mit den Eigenmitteln schaut es schlecht aus. Wie üblich bei diesen Gruppen: Mitgliedsbeitrag, was ist das? Wir wollen unsere Gaudi haben, unsere Frauenhetz, und die soll uns von den anderen finanziert werden. Aber es geht auch weiter: „Der Wunsch nach Sichtbarkeit minorisierter Themen in feministischen Kontexten einer Öffentlichkeit, die das Besprechen prekärer Themen sowie kontroversieller Positionen einer Privatisierung enthebt und die Vermittlung von Selbsterfahrung, Community-Bildung und Theoriebildung tragen die Bemühungen der Frauenhetz.“ Jetzt wissen wir es alle, was die wirklich tun. Und dann werden zwei Beiträge als Beispiele genannt: Die Fragen nach der Staatsbürgerschaft und lesbischer Existenz und die juridischen Geschlechterdiskurse zwischen Normalität und Subversion, also ein offenbar hoch akademischer Verein, zumindest nach der Zahl der verwendeten Fremdworte in diesem Zusammenhang. Es geht auch so weiter. Ein weiteres Zitat: „Darüber hinaus hat Frauenhetz kollektiv den Anspruch, mit Bildungsarbeit auch jenseits der eigenen vier Wände statische Geschlechterverhältnisse zu verunsichern und offene Denkräume zu injizieren.“ Mit den eigenen vier Wänden haben sie aber eher Probleme, denn: „Die zukünftig höheren Kosten für die Instandhaltung sind ein prioritäres Ziel zur qualitativen Verbesserung. Die Energiekosten stehen in keinem Verhältnis zur erreichten Raumtemperatur.“ Über diese Raumtemperatur verbreiten sie sich dann in einem beachtlichen Teil des Aktes. Ob die gewünschte Wärmedämmung von ihnen im Eingangsbereich dann nur durch ein weibliches Handwerkerkollektiv ausgeführt werden darf, das ist dem Text nicht zu entnehmen. (Heiterkeit bei der FPÖ. – GRin Birgit Hebein: Geh bitte!) Die Frauenhetz, und das habe ich schon vorhin gesagt, sehr akademisch, versteht sich als ein sehr elitärer Klub. Ich lese wörtlich für die Genossinnen und Genossen in der Sozialdemokratie, einer ehemaligen Arbeiterpartei, vor: „Das Team ist von Akademikerinnen getragen.“ Aber großzügig: „Es möchte die universitären Diskurse mit Alltagswissen und Praxen verbinden“, und wendet sich auch an das gemeine Volk. „Offene Angebote werden auch an ein vielschichtiges Publikum gemacht.“ Bitte, das ist eigentlich eine unglaubliche Arroganz, die diesen Damen inne ist, und das trauen die sich niederzuschreiben, und das trauen Sie sich, uns vorzulegen und das wollen Sie dann Ihren Leuten als sozialdemokratische Politik verkaufen! „Die Frauenhetz ist“ – wiederum Zitat – „eine selbstorganisierte Bildungsstätte und schreibt dabei die Definitionsmacht in Bezug auf das eigene Tun, die Gestaltung und des Ortes und der Aktivitäten.“ Die Bewertung der Selbstbeschreibung überlasse ich Ihnen. Beklagenswert, weil diese Arbeiten dieser aus meiner Sicht akademischen Selbsthilfegruppe nicht ausgelasteter Radikalfeministinnen offenbar zu wenig gewürdigt wird, klagt man. Die Vereinsmitglieder: „Wir haben eine laufend angespannte Lage bezüglich der anfallenden Arbeiten, die nur unter selbstausbeuterischer Zuarbeit durch die ehrenamtlichen Plenumsfrauen geschaffen werden können.“ Also die beuten sich aus bis zum Letzten auf unsere Kosten. Jetzt abschließend nur noch einige Beispiele aus dem Jahr 2013. Da haben sie das Bibelforscherjahr gehabt und haben sich überwiegend mit Religionsfragen befasst. Zum Beispiel waren Themen: „Das Patriarchat als Religion“, „Zurück zu Adam und Eva“, „Back to the roots“, „Die verschwundene Tochter in der christlichen Tradition“ oder „Die gender-gerechte Bibel“, die hier aus einer Sammlung von Büchern definiert wird, in der Frauen nur dann erwähnt werden, wenn es unvermeidbar ist. Also wenn ich mich an meine Ministranten- und Schulzeit erinnere, da gab es noch eine ganze Menge Frauen, von Eva über Lots Web, die Potiphar, in der Genesis kommen schon die Hebammen vor, und so geht es also weiter. Im „Buch der Richter“ in der Genesis, Maria, und so weiter, alles keine Frauen, die in der Bibel nicht vorkommen, aber bitte, es ist nicht mein Problem, das hier zu verteidigen. Andere Themen, die auch vorkommen, sind zum Teil noch skurriler: Medusa, der luftigen Schwimmerin, der fliegenden Diebin“ ist ein Vortrag gewidmet. Oder: „Hinten runter gefallen für Lilith, Quellen des lebendigen Hinuntergefallens um uns“, was immer das auch ist. Dann haben Sie „Das widerständische Werken feministischer Nadel- und Fadentreffer.“ Also das kann auch unter Umständen sogar was Praktisches gewesen sein. Ich glaube, es waren aber eher Sticheleien gegen die Männer. Und dann gibt es, mit dem kann ich gar nichts anfangen, „Watoif, japanisches Buchbinden“. Also das ist wirklich eine unglaublich wichtige Sache, die man hier mit diesem Geld aus unserem Börsel fördern muss. Und dann der Ausblick dieser Gruppierung zum Abschluss, auch wiederum ein Zitat: „Angesichts der Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft heute steht, ist eine kritische Politisierung der Mitbürgerinnen gefragter denn je. Dazu bedarf es aber auch“ – und jetzt kommt es – „einer Struktur, die dieses Erzeugen von Denkräumen jenseits der Dienstbarkeit auch ihren Mitfrauen ermöglicht.“ Und der wichtigste Satz: „Eine finanzielle Absicherung des Vereins an eine zweite Mitarbeiterin“ - mein Zusatz -: „ist erforderlich.“ Wir haben einen Verein, der heißt „Sowieso Mehr!“, den man auch fördert. Das scheint für alle Ihre Vereine zu gelten, die hier antreten und sowieso mehr fordern, meine Damen und Herren. Das ist Ihre Sache, Sie können das und werden das mit Ihrer Mehrheit durchsetzen. Ob Sie aber mit dieser Förderung dieses Personenkreises bei den Wienerinnen und Wienern bei den Wahlen wirklich eine „kritische Politisierung“ erreichen werden, das kann schon sein, aber sicherlich nicht die, wie es im Förderungsantrag gefordert wird. Es wird aber interessant, meine Damen und Herren vor allem von der SPÖ, die GRÜNEN spielen ja da ein eigenes Spiel in einer anderen Liga, wie Sie diese und ähnliche Förderungen jenen erklären können, die sich beim Arbeitsmarktservice in immer längerer Reihe anstellen und die wirkliche Herausforderung der Zukunft hier bilden, und nicht diese Spielereien dieser akademischen Selbsthilfegruppe. Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Hursky. GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Aber Herr Jung, was brauche ich Ihnen zu erklären, Sie wissen sowieso alles. (GR Mag Wolfgang Jung: Ich hab mir’s wenigstens angeschaut!) Sie wissen sowieso alles. Das ist ja wahrscheinlich das grundsätzliche Problem, sage ich einmal, das die FPÖ hat, dass sie gesellschaftspolitische Angelegenheiten nur in einer Form zwischen dunkelblau und rosarot sieht und die Schattierungen, die es daneben noch gibt … (Anhaltende Zwischenrufe bei GR Wolfgang Jung.) Herr Jung, ich habe Ihnen auch zugehört. Sie können ja einmal … Nehmen‘S ein Pulverl, setzen Sie sich hin und geben‘S eine Ruhe und hören‘S zu. Das macht Ihnen das Leben einfacher und mir das Leben einfacher in der Richtung. (Beifall bei der SPÖ.) Gehen wir einmal ganz sachlich darauf ein, vielleicht auf den Verein Tamar, der von der Kollegin Feldmann wegen der Unzulänglichkeiten angesprochen worden ist, die der Stadtrechnungshof angebracht hat. Das war natürlich – ja, sie sitzt hinten -, grundsätzlich richtig, dass diese Sachen sogar angesprochen worden sind. Es hat aber bereits im Vorfeld einen Rohbericht gegeben und der Verein hat in allen seinen Belangen darauf reagiert beziehungsweise ist in der Umsetzungsphase, sodass auch der Stadtrechnungshof empfunden hat, dass man hier wiederum eine Dreijahresförderung geben kann. Ich glaube, darum sollten wir das auch unterstützen. Einer dieser interessanten Kritikpunkte war immer, Vereine häufen Vermögen an. Derjenige, der selbst… (Anhaltende Zwischenrufe von GR Mag Wolfgang Jung.) Zweites Pulverl. Derjenige, der sogar einmal selbst im Verein tätig ist … (Zwischenrufe von GR Mag Wolfgang Jung.) Drittes Pulver, wenn nicht, kriegen Sie eine Spritze (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.), passt auch. Drittes Pulverl, eine Spritze haben wir jetzt für ihn, das passt. Jene Vereine, die ein Vermögen anhäufen – es ist ja manchmal so, dass man sich Vermögen, sag ich mal, für gewisse Projekte bereits im Voraus erarbeitet. Das ist im Vereinsleben ganz normal, wenn man irgendwo drinnen ist, wo man sagt, okay, ich will ein Projekt in zwei, drei Jahren machen, ich brauche eine eigene Finanzierung dazu, und dann spare ich etwas an. Das Zweite ist, als Verein muss man letztendlich auch über eine gewisse Liquidität verfügen, um seinen laufenden Verpflichtungen nachkommen zu können. Da ist es auch nicht schlecht, wenn man zumindest eine gewisse Reserve in der Richtung hat. Das heißt, wir können den Verein Tamar mit Sicherheit ganz beruhigt unterstützen. Die Frage, die ich habe, warum zum Beispiel „Kolping für junge Frauen – wohnen“ nicht unterstützt werden soll - wir wissen ganz genau, dass es hier ein Problem gibt, dass viele Frauen aus dem migrantischen Bereich eine Zuflucht suchen müssen, wenn sie „zwangsverheiratet“ werden sollen. Und, Herr Jung, da werden Sie unter allen 100 Abgeordneten niemanden finden, der dafür ist, dass so etwas stattfindet. Aber ich glaube, es ist enorm wichtig, dass Sie jene, die nach Ihrer Definition auch willig sind, hier schlicht und einfach auch unterstützen. Das muss es uns in der Gesellschaftspolitik auch wert sein, hier diese jungen Frauen einer entsprechenden Unterstützung zuzuführen. Wichtig auch der Verein SOPHIE, auch wenn der Herr Jung sozusagen immer versucht, in der Richtung zu konterkarieren. Ich meine, er macht ja in Wahrheit den ganzen Tag nichts anderes, als dass er auf der Brunner Straße auf und ab geht und jedes Mal, wenn einer vorbeigeht, zählt er scheinbar dieselben Sexarbeiterinnen, damit er auf eine gewisse Anzahl kommt in der Richtung. Aber letztendlich ist es wichtig, dass es diesen Verein gibt, weil er ja nicht nur in Beratungstätigkeiten ist, sondern auch über die notwendigen Kontakte, zum Beispiel zu der heute viel besprochenen Polizei, verfügt, um hier eben auch die Verbesserungen für jene Menschen zu haben und ihnen vielleicht auch den Ausstieg aus diesem Szenarium letztendlich zu ermöglichen. Ganz besonders alteriert hat er sich natürlich über „Frauenhetz“. Ich könnte schon fast sagen, bei Ihrer Ausdrucksweise ist es so, dass Sie einen Selbstlaut verbal in Wahrheit, sag ich einmal, ersetzen. Das, was Sie da machen, ist eine gewisse Hatz, die Sie diesem gewissen Verein gegenüber machen … (GR Mag Wolfgang Jung: Ich habe genau aus dem Text vorgelesen!) Ja, ich weiß, ich weiß, Sie versuchen es immer lächerlich zu machen. (GR Mag Wolfgang Jung: Sie schreien jetzt!) Ich weiß jetzt wirklich nicht mehr, wie man Sie ruhigstellen kann. Ich hab‘ Ihnen auch ruhig zugehört. (GR Mag Wolfgang Jung: Ich höre Ihnen gern zu!) Ist das nicht in Ihrem Naturell drinnen? Ist es so, sag‘ ich einmal, ich mein‘, ich weiß, beim Bundesheer, also früher, die immer g’schrien und g’schrien haben. Ja also, ich weiß nicht (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.). Nein, ich schrei‘ jetzt nicht, ich mein‘, nehmen Sie sich, geh’n‘S hinaus einen Kaffee, einen Tee trinken, irgendwas (Aufregung bei GR Mag Wolfgang Jung.) Ich mein‘, das tät‘ Ihnen gut, oder vielleicht was Gutes essen, ein Achterl Rotwein schadet auch nicht dazu mit Spaghetti. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Da hat man letztendlich ein besseres Leben. Vor allem wir hätten ein besseres Leben. Das heißt, Sie versuchen, sich ständig über diese Dinge, die Sie gesellschafspolitisch angreifen, nicht in einer sachlichen Weise zu alterieren, nein. Sie versuchen, diese ganzen Dinge letztendlich in eine Lächerlichkeit zu ziehen und den Menschen draußen als eine lächerliche Maßnahme zusammenzuziehen. (Diverse Zwischenrufe.) Gesellschaftspolitik ist letztendlich etwas Buntes. Das heißt, es ist gelb, das ist grün, das ist schwarz, das ist blau, das ist rot, das ist rosa, das hat alle Farben. Und auf diese Dinge müssen wir eingehen. Wir sind letztendlich eine vielfältige Stadt, wir sind nicht eine eindimensionale Stadt in irgendeiner Form, und auf das müssen wir hinarbeiten. Wir müssen jene unterstützen, die hier im Sinne dieser Stadt auch etwas tun, weil glauben Sie wirklich, dass irgendjemand in einer Magistratsabteilung zum Spaß hergeht, sich die Vereinsunterlagen durchsieht und sagt, denen gebe ich jetzt 100 000, denen gebe ich 20 000? Das macht mit Sicherheit kein Mensch! (Weitere Zwischenrufe.) Und ich weiß, dass sich zum Beispiel die Kollegin Gebhart und Ihre Kolleginnen und Kollegen in der MA 57 sehr wohl mit jedem dieser Akten ganz explizit beschäftigen und dass hier jeder Akt, den wir vorgelegt haben, seine Berechtigung hat, hier miteinander etwas zu tun und weiter zu verbessern. Ich kann Ihnen da nur den Verein „Miteinander Lernen“ empfehlen. Ich hoffe, Herr Kollege Jung, Sie haben aus diesem Vortrag etwas gelernt! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – GR Mag Wolfgang Jung: Haben Sie auch etwas Sachliches dazu?) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Verehrte Damen und Herren! Hier geht es um die Vereine. Einige dieser Vereine bestehen schon seit den 80er und 90er Jahren. Sie machen Angebote für Frauen im Aufbau einer selbstständigen, eigenverantwortlichen und sozial abgesicherten Existenz. Auch bieten sie Beratung, Begleitung und Therapie von sexuell missbrauchten beziehungsweise sexualisierten gewaltbetroffenen Frauen, Mädchen, Jugendlichen und Kindern. Auch geht es hier um die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiterinnen und gleichzeitig wird mittels gezielter Öffentlichkeitsarbeit am Abbau von Vorurteilen in der Bevölkerung gearbeitet. Weiters geht es um die Verbesserung und Erforschung der psychosozialen Situation der Frau, Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft von Frauen. Da geht es hier um Projekte im Bereich Frauenförderung und Gender Mainstreaming. Dann gibt es Gesundheitsinformation, Beratung und Therapie für Migrantinnen. Hier geht es schwerpunktmäßig auch um weibliche Genitalverstümmelung, feministische Erwachsenenbildung, psychosoziale Versorgung und Integration von in Wien lebenden schwarzen Frauen und Kindern. Stärkung der Teilhabemöglichkeit von Migrantinnen und ihren Familien und deren Unterstützung bei der Verwirklichung selbstbestimmter Lebensentwürfe. Sie sehen, meine Damen und Herren, es geht um die Stabilisierung der Lebenssituation sowie die berufliche und soziale Integration der Frauen. Daher ersuche ich um Zustimmung. Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht gestellt. Der Bitte um Absetzung eines Tagesordnungspunkts folgte kein ordnungsgemäß geschäftsordnungsmäßig eingebrachter Antrag. Ich gehe daher im Abstimmungsvorgang weiter fort. Danke sehr. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 1 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP, mehrstimmig angenommen. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 2 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, FPÖ, mehrstimmig angenommen. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 3 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, OVP, mehrstimmig angenommen. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 4 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP, mehrstimmig angenommen. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 5 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP, mehrstimmig angenommen. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 6 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 7 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, mehrstimmig angenommen. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 8 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP, mehrstimmig angenommen. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 9 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ. ÖVP, mehrstimmig angenommen. Ich danke sehr. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 10 bis 17 der Tagesordnung, sie betreffen Subventionen an verschiedene Vereine im Integrations- und Diversitätsbereich, zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. - Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Matzka-Dojder, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder: Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte Sie um Zustimmung. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Schneider. Ich erteile es ihr. GRin Mag Ines Schneider (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte nur ganz kurz noch richtigstellen, was die Frau Kollegin Hebein zu den Aussagen der Frau Feldmann gesagt hat. Sie hat nämlich eindeutig und ausdrücklich gesagt, dass sie inhaltlich, dass wir dem Verein schon zustimmen, nur so wie die Gebarung war, so wie es vom Stadtrechnungshof kritisiert worden ist, deswegen lehnen wir ihn ab. Ich möchte es hier nur richtigstellen. Also es geht nicht darum, dass wir dann mit dem Programm nicht d´accord sind. Ähnlich geht es uns mit dem Verein Interface, wo wir natürlich auch den inhaltlichen Schwerpunkt, das Programm, sowie die Arbeit des Vereins gut heißen und auch nicht kritisieren wollen. Jedoch, was wir schon kritisieren in unserem Sinn, ist, dass hier eine Abteilung ausgelagert wurde, die zur Magistratsabteilung 17 gehört. Es ist schon so, dass immer wieder, wenn Auslagerungen passieren, man oft einen negativen Beigeschmack dabei spürt, dass hier, es wurde heute schon einmal angesprochen und wem anderen um die Ohren geworfen, Personen versorgt werden und zusätzliche Steuergelder verschwendet werden. Es geht hier um 3 Millionen EUR und da ist es schon zu überlegen und zu hinterfragen, ob diese Ausgliederung der Magistratsabteilung 17 zum Verein Interface überhaupt notwendig ist und ob das nicht in Projekten genauso bearbeitet werden kann, statt hier einen eigenständigen Verein zu machen. Das kurz dazu. Ich möchte, weil heute noch ein Antrag eingebracht wird, und zwar zur Wien-Erklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus, jetzt noch ein paar Worte zu diesem Drei-Parteien-Antrag sagen, weil meines Erachtens das eine wichtige Angelegenheit ist. Vor 70 Jahren wurden die letzten Gefangenen in Auschwitz befreit. Die Menschen wurden befreit, aber die Befreiung der Welt von dieser Geisteshaltung, die zu diesem Unheil geführt hat, ist leider noch nicht wirklich erfolgt. Wir finden es traurig, dass solch ein Antrag 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz nötig ist, aber leider ist das notwendig, wichtig und richtig. Antisemitismus beschäftigt uns nicht nur heute hier im Saal, ich bringe diesbezüglich auch den Antrag ein, sondern auch außerhalb dieses Saals. Ich glaube, es ist daher zukünftig auch notwendig, nicht nur diese besonderen Anlässe dafür zu verwenden, daran zu erinnern, was passiert ist, warum es passiert ist, wie es passiert ist und welche Mechanismen dazu geführt haben, sondern wir müssen auch darauf hinweisen, warum wir durch diese Ereignisse auch beraubt wurden. Diese Stadt hat eine blühende, reiche und vielfältige Geschichte. Wir hatten eine große jüdische Gemeinde, die diese Stadt durch Kabarett, Theater, Literatur, Architektur, Wissenschaft und Politik bereichert hat. Und diese Menschen wurden erniedrigt, bestohlen, vertrieben und zu Zehntausenden gefoltert. Das dürfen wir niemals vergessen. Wir können das Rad der Geschichte leider nicht zurückdrehen und wir können auch die Geschehnisse nicht ungeschehen machen. Aber es ist unsere Pflicht, solche und ähnliche Geschehnisse heute und zukünftig zu verhindern. Dieser Antrag, den wir da heute beschließen, ist nicht nur ein Symbol, sondern er soll ein weiterer Schritt für eine Zeit sein und vorsorgen, wenn Zeitzeugen nicht mehr da sind, die diese schrecklichen Ereignisse persönlich schildern können. Wir müssen daher vorsorgen und die nachfolgenden Generationen davor schützen, damit sie diese selben Fehler unserer Vorfahren nicht mehr machen. Dieser Antrag ist ein Auftrag an die Verantwortlichen dieser Stadt, an uns alle hier und an die Nachfolgenden, die kommen, Mittelwege, Aktionen, Netzwerke und auch Institutionen zu schaffen, die diese verantwortungsvolle und für die Gesellschaft dieser Stadt so wichtige Aufgabe hat, aufzuklären und zukünftigem Antisemitismus zu begegnen und dafür zu sorgen, dass dieser Antisemitismus eingedämmt und vielleicht auch verschwinden kann, gerade in Hinblick dessen, dass Wien wächst. Wir hören es immer wieder, Wien erwartet einen Zuzug von 300 000 Menschen, und es wird schwer genug sein, dieses Wachstum auch kommunalpolitisch und organisatorisch zu bewältigen. Wien kann es sich in Zukunft auch nicht leisten, antisemitische Strömungen zuzulassen. Aber Wien hat auch eine ungeheure Chance, in Zukunft eine noch offenere, liberalere, kunstsinnigere Stadt zu sein. Wir sollten auch in unseren Auseinandersetzungen hier in diesem Saal, auch bei unseren Reden, Vorbild für Liberalität, Respekt, Empathie und nicht zuletzt auch Höflichkeit sein. Antisemitismus beginnt im Denken, im Wort und nicht zuletzt im Handeln. Das sollte uns bewusst sein. Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, GRÜNEN und von StR David Lasar.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Akkilic. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Ich werde mich mit zwei konkreten Geschäftsstücken befassen, und zwar mit dem Integrationshaus und auch mit dem Interface, weil ich glaube, dass beide alleine sehr professionell arbeiten und beide Vereine sehr gute Arbeit auch für die Stadt leisten. Es geht bei beiden Geschäftstücken darum, dass hier „Mama lernt Deutsch“-Kurse angeboten werden, aber auch Angebote für Jugendliche zur Verfügung gestellt werden, damit sie ihre sprachlichen Kenntnisse verbessern können, aber auch Hauptschulabschlusskurse, und so weiter, besuchen können. Ich möchte mich aber mit zwei Argumenten auseinandersetzen, weil die immer wieder als Nichtzustimmung für solche Geschäftsstücke vorgebracht werden. Das eine ist: Wo sind die Mitgliederbeiträge? Um die Schlüssigkeit dieses Arguments zu verstehen, habe ich mir das Integrationshaus hergenommen. Sie kennen alle das Integrationshaus, das seit Jahren erfolgreich mit Flüchtlingen arbeitet, und es ist so, dass das Integrationshaus nicht nur Subventionen bekommt, sondern auch durch die Proponenten, vor allem durch Willi Resetarits, hier in der Öffentlichkeit sehr bekannt geworden ist und auch sehr, sehr wichtige Veranstaltungen wie Flüchtlingsball oder „Lachen hilft“ oder sonstige Veranstaltungen organisiert, damit hier zusätzliche Gelder lukriert werden können. Es gibt auch innerhalb der Bevölkerung eine sehr breite Unterstützung für diesen Verein, sodass der Verein nicht nur auf Subventionen aufgebaut ist, sondern eben auch versucht, durch zusätzliche Gelder noch mehr Menschen zu helfen. Also das Argument „Wir stimmen nicht zu, weil die keine Eigenmittel aufbringen.“ gilt beim Integrationshaus nicht. Das ist nur eine Ausrede. Die zweite Geschichte ist, einerseits zu verlangen, dass Leute Deutsch lernen sollen, anderseits aber zu eben jenen Projekten, die Deutschkurse anbieten, Nein zu sagen, ist auch nicht schlüssig. Ich muss sagen, Sie müssen, vor allem die Freiheitlichen müssen ihre Argumentationslinie überdenken, was Sie in diesem Zusammenhang wirklich wollen. Wollen Sie, dass Deutschkurse angeboten werden (StRin Veronika Matiasek: Nicht in dieser Form!) oder wollen Sie nicht, dass Deutschkurse angeboten werden? Wollen Sie die Qualität dieser Kurse in Frage stellen? Dann müssen Sie mit Argumenten herkommen. Sowohl Interface, ganz konkretes Beispiel, als auch das Integrationshaus, aber auch der Verein Miteinander Lernen und auch alle anderen Vereine machen eine sehr, sehr gute Arbeit. Herr Jung, ich werde zu Ihrer Rede von vorhin kurz Stellung nehmen, weil ich das einerseits wirklich so empfunden habe, dass Sie eine Person sind, die die Weltanschauung der FPÖ in so einer Kürze zum Ausdruck bringen kann, das muss man können. Das muss man können (GR Mag Wolfgang Jung: Ja, das muss man können!), nämlich frauenfeindlich, migrantinnenfeindlich, lesbenfeindlich, theoriefeindlich und diskursfeindlich zu sein! All diese Punkte haben Sie hier jetzt in einer Auseinandersetzung mit Frauen versucht, wo Ihr intellektuelles Niveau nicht leicht versteht, was dort drinnensteht. Sie versuchen, sich damit auseinanderzusetzen und lassen sich immer wieder bei Fettnäpfchen erwischen. Also (GR Mag Wolfgang Jung: Nur weil ich vorgelesen habe, was die selber schreiben?) Das muss man ablehnen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Und, Frau Schneider, meine Kollegin Birgit Hebein hat das sehr wohl gesagt, dass Sie nur aus formalen Gründen beziehungsweise aus Gründen, wo der Rechnungshof bei Prüfung des Vereins Korrekturen vorgeschlagen hat, das ablehnen, inhaltlich nicht. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist ja kein formaler Grund!) Das finden wir nicht okay, weil der Verein sich auch dieser Vorschläge annehmen und notwendige Korrekturen vornehmen wird. Das war das, was sie gesagt hat. Also nur keine Missverständnisse! (GR Mag Wolfgang Jung: Ist das Ihre Abschiedsvorlesung für die grüne Vorwahl?) Über die Begriffe - die Frau Schütz hat ja so schüchtern versucht, zwei Begriffe in die Debatte hineinzubringen. Das werden wir im Bildungs- und Jugendbereich noch diskutieren, wo die ÖVP-Anträge, integrationsunwillig und Dschihadismus, hineinkommen. Das wird unsere Diskussion beim nächsten Punkt sein. Daher werde ich darauf nicht eingehen, Frau Schütz. Danke vielmals. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Dr Aigner. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Eine Fülle von Subventionen an sogenannte Integrationsvereine. Aber allein die Tatsache, dass heutzutage selbst hochrangige SPÖ-Politiker eingestehen müssen, dass genau das, was Sie angeblich verhindern wollten und bisher immer geleugnet haben, nämlich das Entstehen von Parallelgesellschaften, tatsächlich existiert. Dass wir eine völlig von unseren Werten losgelöste Parallelkultur mitten unter uns haben, zeigt doch letztendlich … (GR Senol Akkilic: Sprechen Sie von Ihren Werten? Wir sprechen von unseren Werten!). Ja, von unseren mitteleuropäischen Werten! Da haben Sie natürlich gewisse Probleme, das verstehe ich auch, aber in Mitteleuropa ist die Gleichbehandlung (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) und Gleichberechtigung von Frauen ein zentraler Bestandteil unserer Werteordnung. Das hat sich bis in die Türkei noch nicht herumgesprochen, wo ein Staatspräsident, der immerhin die Frechheit besitzt, EU-Mitglied werden zu wollen, sagt, die Frau hat im Islam und in der Türkei Kinder zu kriegen und sonst ruhig zu sein. Das sind keine mitteleuropäischen Werte! Das sind vielleicht Werte des Nahen Ostens und des Islam und das hat in Europa schlichtweg nichts verloren, Herr Kollege Akkilic! (Beifall bei der FPÖ.) Und dass man die Geschlechtertrennung wieder einführt und dass man Mädchen und Buben trennt, und so weiter, das ist dieser Machoismus, gegen den Sie, nicht Sie, aber viele andere gekämpft haben. Den haben wir jetzt mitten in Europa wieder. Und wenn der Herr Lhptm Voves und wenn der Lhptm Niessl jetzt draufkommen, dass es arg ist, wenn männliche türkische Schüler sagen, die Lehrerin zählt nichts, weil sie eine Frau ist, dann frage ich mich: Wo sind wir denn? Mitten im 21. Jahrhundert sind wir hier in Europa oder sind wir irgendwo anders? Das wären eigentlich genau die Anliegen, die Sie hätten verhindern sollen! Und dann frag‘ ich mich, mit welcher Berechtigung gehen Sie her und verlangen vom Steuerzahler hunderttausende oder Millionen Euro Subventionen an Vereine, wenn genau diese Zustände mitten unter uns tagtäglich passieren! (Beifall bei der FPÖ und von GRin Ing Isabella Leeb.) Von Ihnen brauchen wir wirklich keine Nachhilfe in Sachen Menschenrechte, weil die Menschenrechte stammen aus Europa und sind in die Welt exportiert worden und wir haben jetzt alle Hände voll zu tun, dass unser westliches Werte- und Gesellschaftsmodell nicht überschwemmt wird. Und wenn Sie das nächste Mal mit „Je suis Charlie“ herumrennen, dann fragen Sie einmal, wie das in anderen Teilen der Welt ausschaut und was das in Wirklichkeit bedeutet, Herr Kollege Akkilic! Sie müssen sich eingestehen, dass das, was Sie unter Integrationspolitik verstanden haben oder verstehen wollten, schlichtweg gescheitert ist, und Multikulti ist gescheitert, vor allem dann, wenn Multikulti bedeutet, dass hier Menschen da sind, die eigentlich unser Gesellschaftsmodell ablehnen. Das Einzige, was Sie wollen und akzeptieren, sind unsere Sozialleistungen. Das nehmen‘s gern und den Rest wollen sie nicht! Und dieses Rosinenpicken, das kann und darf nicht sein, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GRin Ing Isabella Leeb.) Wenn wir heute von Antisemitismus sprechen, so ist das ein ganz ein wichtiges und ganz ein ernstes Problem. Aber da muss man auch die Ehrlichkeit besitzen, sich zu fragen: Woher kommt denn der heutige Antisemitismus? Es ist wichtig, dass man ein „Nie wieder“ sagt, der Nationalsozialismus ist vorbei, man muss auch gegen alle Neuauflagen kämpfen, und so weiter, aber die heutige Problematik ist eine, die wiederum aus der Religion kommt. Der heutige Antisemitismus verbirgt sich hinter einem antiisraelischen Komplex, und dadurch wird hier wiederum aus religiösen Gründen gegen Juden gehetzt. Das muss man heute auch ganz ehrlich sagen, das sieht man auch. In Frankreich gibt‘s eine sehr große jüdische Gemeinde, dort gibt’s die Parallelgesellschaft noch viel stärker als bei uns. Die haben natürlich andere Probleme, weil sie natürlich auch ihre ehemaligen Kolonien haben, und so weiter. Aber trotz allem, das darf man nicht verleugnen, die Dinge muss man beim Namen nennen. Es nützt das 150. Gedenken an irgendeine unselige nationalsozialistische Epoche gar nichts, wenn die heutigen Probleme ganz woanders liegen. Da muss man schon sagen, wer nach Europa kommt und hier völlig zu Recht die Religionsfreiheit in Anspruch nimmt und auch nehmen soll, das ist ein ganz ein hoher Wert, der darf aber nicht gegen andere Religionen hetzen und marschieren. Dazu gehört auch aus religiöser Sicht, dass man Abstand nimmt von einem Absolutheitsanspruch. Wenn ich natürlich sage, alle anderen, alle Andersgläubigen oder auch die Ungläubigen zählen nichts, und wenn ich es toleriere, dass in manchen Staaten wie in Saudi-Arabien der Abfall vom einzig wahren Glauben ein todeswürdiges Verbrechen ist, na, dann stimmt etwas nicht. Das passt schlichtweg nicht mit Religionsfreiheit zusammen! (Beifall bei der FPÖ.) Das ist eben etwas anderes, ob man andere nur duldet, solange man sie halt dulden muss, oder ob das eine Grundeinstellung ist. Als religiöser Mensch sage ich mir, persönlich würde ich nie andere Religionen ins Lächerliche ziehen. Es ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Ich würde es nicht tun, weil ich niemals etwas tun würde, von dem ich weiß, dass es anderen Menschen heilig ist. Da mach ich mich nicht lustig drüber. Aber auch das muss man aushalten, das muss man als Christ aushalten, das muss man als Jude aushalten, das muss man natürlich auch als Moslem aushalten. Und dann gibt’s einen Rechtsstaat und da kann man dagegen klagen. Das ist auch wichtig, dass es bei der Herabwürdigung von Lehren, wenn sie einen Grad erreicht hat, der sozusagen nicht notwendig ist oder den man nicht unbedingt dulden muss, ein rechtsstaatliches Verfahren gibt und dann entscheiden unabhängige Gerichte. Aber da kann man nicht mit der Kalaschnikow in irgendwelche Redaktionen hineinstürmen und die Leute dort exekutieren! Das geht einfach nicht, und auch das muss man irgendwo sagen dürfen. Es ist eigentlich traurig, dass es solche dramatischen Ereignisse braucht, dass man gewisse Dinge aussprechen darf. Die Probleme sind mit Frankreich und Paris ja keine anderen geworden, die Probleme hat es vorher schon gegeben. Jetzt stehen wir an einem Punkt, wo man gewisse Dinge einfach nicht mehr leugnen kann. Aber das ist eine Grundsatzdebatte. Da müssten sich eigentlich parteiübergreifend alle über alle Fraktionsgrenzen hinweg einig sein, dass wir unser westliches Lebensmodell nicht aufs Spiel setzen lassen, und dazu gehört die Gedanken-, die Glaubens- und die Gewissensfreiheit. Dazu gehört auch, dass jemand, der eine Tanzveranstaltung veranstalten möchte, das auch tun darf. Das ist ja unglaublich! Da wollen wir Meinungsfreiheit und Glaubensfreiheit und dann dürfen manche nicht einmal einen Ball veranstalten! Das ist ja eigentlich auch unglaublich. Der Schluss vom Kleineren aufs Größere müsste doch dazu führen, wenn ich politisch andere Meinungen verteidigen muss, dass sie geäußert werden dürfen. Dann muss ich mich doch auch in die Reihe derer stellen, die sagen, wenn Menschen es einen Abend nett haben wollen, dann sollen sie es nett haben. Dann ist das kein Politikum, dann darf das kein Politikum sein. Dann ist es eigentlich ein Armutszeichen, dass man nur unter Polizei- oder am Ende noch Militärschutz in einen Ballsaal hineingehen darf. Also wirklich, Meinungsfreiheit beinhaltet auch die Freiheit, gesellschaftliche Veranstaltungen durchführen zu dürfen. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Ing Isabella Leeb.) Und jeder, der selber sagt, er ist Charlie, der muss auch dafür sein, dass egal, wer es ist, auch tanzen gehen darf. Wenn das nicht drinnen ist, dann brauchen wir über das andere gar nicht zu reden! Meine Damen und Herren, ein Ja zum Antrag gegen Antisemitismus, ein Nein zu Ihren Subventionen, weil Sie sich selbst auch eingestehen müssten, dass die Art und Weise, wie Sie versuchen, an die Probleme heranzugehen - nur mit noch mehr Vereinen und noch mehr Freunderlwirtschaft, und so weiter -, schlichtweg nicht funktioniert. Es gibt Rechte und Pflichten! Wir haben sehr viele Rechte eingeräumt. Das ist ja auch der Grund, warum sehr viele Menschen zu uns kommen. Das ist eigentlich kein schlechtes Zeichen, wenn man gerne nach Österreich kommt. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass wir jetzt auch verstärkt auf die Pflichten hinweisen. Wenn wir das nicht tun, dann werden wir uns solche Debatten, wie sie heute noch stattfinden dürfen, wahrscheinlich in Zukunft gar nicht mehr erlauben können! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Rubik! GRin Silvia Rubik (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Wir haben heute mit einem ganzen Paket unterschiedlicher Förderungen im Migrationsbereich und für Aktivitäten gegen Diskriminierung zu tun. Je mehr man mitreden kann, desto höher ist die Identifikation mit der Stadt. Je stärker das ist, umso rascher funktioniert Integration. Wirtschaftlicher Aufstieg zum Beispiel, die Schaffung eigener Beiträge zum Wohlstand aller MigrantInnen sollen verstärkt zur Mitgestaltung des unmittelbaren Wohn- und Lebensumfeldes motivieren. Hier sind Dialogplattformen zur Vernetzung der Community in Wien notwendig, um MigrantInnen eine Stimme zu geben. Wien war, ist und wird immer eine Großstadt sein, in der Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft zusammenleben. Das macht den Charme und die Attraktivität unserer Stadt aus. Das ist nicht immer einfach, denn verschiedene Gewohnheiten und Lebensweisen können auch zu Konflikten und Missverständnissen führen. Daher unterstützt die Stadt Wien verschiedenste Projekte, die zum besseren Miteinander in unserer Stadt beitragen. Ziel ist es, dass Menschen ins Gespräch kommen, einander kennen lernen und Gemeinsamkeiten entdecken. Ein wichtiger Ansatz ist der Spracherwerb, der die Voraussetzung für beruflich höhere Qualifikationen und gute Beschäftigungen ist. Es ist unerlässlich, das Potenzial vor allem der jungen WienerInnen unterschiedlicher Herkunft intensiv zu fördern und zu nutzen. Tun wir das nicht, verspielen wir die Zukunft. Auch zu diesem Bereich liegen noch einige Förderprojekte vor. Da der Erwerb der Sprache so wichtig ist, und niemand leugnet es heute mehr, darf der notwendige Kursbesuch nicht an einer finanziellen Hürde oder an der sozialen Situation der Menschen scheitern. Dass ein Sprachkurs begonnen oder abgeschlossen werden kann, erspart weit größere Aufwendungen, die man hätte, wenn jemand in der Arbeitswelt nicht richtig Fuß fassen kann. All diese Maßnahmen bauen auf einer klaren Grundhaltung auf, dass alle Wienerinnen und Wiener respektvoll zusammenleben, miteinander kommunizieren, getragen von einer klaren Haltung gegenüber Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Integration braucht politische Verantwortung, so wie Wien sie wahrnimmt: Ohne Partizipation keine Integration. Wien forciert daher Mitgestaltung von MigrantInnen am Stadtleben und die Möglichkeit der Vernetzung. Unerlässlich sind der Dialog und die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, insbesondere mit der MA 17 und den NGOs im Antirassismusbereich. Deshalb fördert die Stadt Wien auch Beratungsstellen für Opfer und Zeugen des Rassismus. Sie leisten unverzichtbare Arbeit, um die Öffentlichkeit gegen Rassismus zu sensibilisieren. Es ist einfach notwendig und wichtig, nicht locker zu lassen. In der Bewusstseinsbildung gibt es leider noch immer einen Nachholbedarf. Die Kenntnis der gemeinsamen Sprache sowie gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung und Arbeit sind die Wiener Formel für den sozialen Aufstieg. Das ist auch der Garant für ein funktionierendes und friedliches Zusammenleben: Soziale Gerechtigkeit für alle Menschen in dieser Grundlage in einer stabilen Demokratie. Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Klubobmann Ellensohn! GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Die vielen Poststücke, die da zusammengefasst wurden, könnte man auch unter dem Titel „Zusammenleben organisieren in der Stadt“ bringen. Wie machen wir das in unserer ganzen Vielfalt, wenn ich den Verein Integrationshaus dazunehme, oder „Miteinander Lernen“, Beratungs-, Bildungs- und Psychotherapiezentrum für Frauen, Kinder und Familien, oder noch ein Bildungs- und Beratungszentrum für ImmigrantInnen, den Verein Helping Hands, oder die Subvention am Ende dieser Liste mit 600 000 für den Verein Beratungszentrum für Immigrantinnen und Immigranten? Die Idee dahinter ist: Wie organisieren wir das Zusammenleben in einer Stadt, wo halt nicht jeder in der hundertsten Generation Wiener und Wienerin ist, sondern Leute wie ich als Erwachsener in diese Stadt gekommen ist und andere laufend jeden Tag von noch weiter weg zuwandern? Die Stadt wächst. Wir haben eine ganze Menge neuer WienerInnen jedes Jahr und wir haben auch Leute, die die Stadt wieder verlassen. Wir haben mittlerweile wieder einen Geburtenüberschuss, und, und, und. Wie tun wir mit dieser ganzen Vielfalt? Und all diese Subventionen, die wir da jetzt abstimmen, wenn du die verliest und Leute fragst, sollen wir denen helfen, ist das gescheit, dann findest du eigentlich wenige, wenn du das sehr unaufgeregt ansprichst, und die Leute sagen, nein, das finde ich ganz blöd, das hört sich alles vernünftig an. Aber es geht ja nicht ausschließlich darum, dass in der Stadt alle gemeinsam leben wollen, weil wir ja nicht alle, wie hier mehrfach erwähnt wurde, die gleichen Werte vertreten. Getan wird aber so. Es wird aber so getan, als gäbe es sowas wie die Werte aller Österreicher und Österreicherinnen. Und die stehen dann gegen die Werte aller Türken und Türkinnen. In dem Moment wird aus dem schönen Akkilic da herinnen, der natürlich österreichischer Staatsbürger ist, weil er sonst ja nicht herinnen sitzen dürfte, weil wir ein Wahlrecht haben, das anderes nicht möglich macht, und plötzlich steht er in einer Rede, Herrn Aigner, für alles, was mit der Türkei oder mit dem islamischen Glauben zu tun hat. Das wäre ungefähr so schlau, als ob ich verantwortlich wäre für das, was der Herr Gudenus sagt und er für das, was ich will. Das wollen wir beide nicht. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: O ja, finde ich super! – Heiterkeit bei der SPÖ.) Ich glaube nicht … Also ich jedenfalls nicht. Ich bin nicht für alles verantwortlich, was der Herr Gudenus oder andere FPÖler und auch andere Leute in diesem Saal machen. Da sollen alle möglichst nach ihrer eigenen Facon leben können, solange sie anderen dabei das Leben nicht schwer machen. Auf jeden Fall ist das so überbordend gewesen, dass bei uns jetzt natürlich eine Mörderaufregung drinnen ist, wo man sagt, das gibt es ja nicht, das kann man ja nicht so formulieren. Senol Akkilic hat da selber öfter gesagt, wie er zum Erdogan steht. Würde er den Erdogan wählen oder ist er ein Majdan? Und es ist halt einmal nicht das Gleiche, sondern es ist schwer gegeneinander. Hat irgendjemand da herinnen bis jetzt jemanden in einem radikalen politischen Islam, was immer genau auszudefinieren wäre, da verteidigt? Nein. Also ich verzichte immer darauf, andere Leute zu bitten, sich zu entschuldigen, weil das nicht funktioniert und weil das allen schwer fällt. Aber das waren schon gröbere Entgleisungen. Ganz besonders interessant habe ich das Frauenbild gefunden. Der Herr Aigner ist nicht in der FPÖ groß geworden, also muss er das nicht alles wissen und er war nie beim Ring Freiheitlicher Jugend, nehme ich jetzt einmal an. Aber der RFJ hat auf seiner Homepage lang gehabt, was die Aufgabe von Frauen ist. Der Herr Aigner hat vorhin gemeint, da gibt es Religionen, die ausschließlich darauf aufgebaut sind, dass man möglichst viele Kinder hat, genau das mit einer blonden Frau, und Frauen sollen mehr als drei Kinder kriegen. Alles andere ist irgendwie ein Fehler. Ring Freiheitliche Jugend. Da sitzen vermutlich ein paar, die dort dabei waren. Auch nicht alle, aber ein paar werden schon dabei gewesen sein. Das müssen Sie nicht wissen, Herr Aigner, aber Ihr Bild, das Sie rundherum haben, abgesehen davon, dass wir eine Fraktion haben, die bei 30 Personen 27 Männer und 3 Frauen hat, das auch nicht ganz meinen Werten entspricht. Das sind nicht österreichische Werte, wie wir sie vertreten. Das sind nicht grüne Werte, wo Listen zu Recht halb-halb oder mit mehr Frauen sind. Das sind nicht unsere. Und deswegen: Nein, weder haben wir alle in dem Raum in jeder Frage den gleichen Wert - haben wir nicht - noch haben das irgendwelche Leute aus irgendeiner Nation. Ich kenne kein Land, wo alle, die dort wohnen, ob es ein kleines Land ist mit 100 000 Einwohnern oder große Länder mit Millionen, das Gleiche sagen. Wie soll denn das funktionieren? Das kann es gar nicht geben, gibt es nicht, gibt es da auch nicht. Kollege Akkilic wollte vorhin eine tatsächliche Berichtung, die allerdings den Rahmen gesprengt hätte, weil er da jeden Satz hätte widerlegen müssen. Das geht sich nicht aus. Aber ich weiß nicht, ob er selber noch eine Entschuldigung verlangen möchte. Ich lass‘ es dabei und sage, zwischendurch entgleiten hier die Wertungen gegeneinander. Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar und heuer noch einmal besonders 70 Jahre Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ist in den letzten Tage auch gebührend mit Gedenkveranstaltungen begangen worden. Dass wir heute eine Wiener Erklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus machen, da hat die Vorrednerin vollkommen recht, ist eigentlich schade, dass wir das alle für notwendig halten, weil schön wäre es, wir würden das alles nicht brauchen. Tatsache ist, dass in Europa der Antisemitismus steigt. Die gröbsten oder die harten Zahlen, die man dazu nehmen kann, sind zum Beispiel in Frankreich. In Österreich waren vor über 100 Jahren 180 000 Juden und Jüdinnen da, die nahezu alle in den Grauen des Nationalsozialismus getötet, verschleppt, vertrieben wurden und die, die konnten, geflüchtet sind. Heute ist es eine kleine Gemeinde. In Frankreich gab es eine stetig wachsende Gemeinde. Das hat sich in den letzten drei Jahren geändert. Es wandern jedes Jahr noch mehr Juden und Jüdinnen als vorher aus, viele nach Israel, aber viele auch in andere Länder. Das ist ein steigender Antisemitismus, den man in Europa beobachten muss, leider. Deswegen finden wir es alle wichtig, dass wir heute die Wiener Erklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus in dieser Stadt gemeinsam verabschieden. Ich möchte auf ein Beispiel verweisen, auf ein Museum, das vielleicht nicht allen bekannt ist, die großen kennen wir alle, und zwar ein kleines Museum im 3. Bezirk, das im Jänner eine vorher temporäre Ausstellung, jetzt fixe Ausstellung für das Kind macht. Wer dorthin gehen möchte, in die Radetzkystraße 5/Ecke Pfefferhofgasse, Salon der Galerie BEL-ART für das Kind, Museum zur Erinnerung an die Kindertransporte nach Großbritannien 38/39. Und was Sie dort sehen können, Sie können sich das auch online anschauen, ist: Im Keller sind Koffer von Kindern, die in dem Jahr, in dem das möglich war, 38/39 bis zum Tag des Kriegsausbruches, mit dem Zug nach London gefahren sind und so ihr Überleben sichern konnten ohne Eltern. Und die Vorstellung, dass dort ein Vater, eine Mutter hingeht und ein fünfjähriges, sechsjähriges, siebenjähriges Kind in den Zug hineinsetzt und dem Kind vielleicht noch alles Gute wünscht in dem Bewusstsein, es selber vielleicht nicht zu überleben, was ja dann auch Tatsache war, und das Kind nie wieder sehen wird, also da muss man jetzt nicht selber Vater oder Mutter sein, um zu spüren, dass das kaum zum Aushalten sein kann. In der Ausstellung sind die Koffer, die die Kinder damals mitnehmen konnten. Die Bilder davon haben sie jetzt in einer langjährigen künstlerischen Arbeit aufgearbeitet, was sie mitnehmen durften, mit kleinen Sätzen der Betroffenen, und dann ein Satz darunter, was mit ihrer Verwandtschaft passiert ist. Ich nehme nur ein Beispiel: Die Ilse Melamit, damals 11 Jahre alt, aus Wien, hat in dem Koffer sehr wenige kleine Stücke dabei und hat hingeschrieben: „Diesen Koffer hat meine Mutter mit schwerem Herzen gepackt, aber sie rettete damit mein Leben.“ Und darunter steht: „Vater überlebte, Mutter und Schwester in Auschwitz ermordet.“ Und da haben Sie mehrere solche Koffer. Es ist schwer für Leute, die nicht Zeitzeugen waren, und davon gibt es heute nicht mehr viele, wenn man nicht Zeitzeuge/Zeitzeugin war und das Glück hatte, nicht Zeitzeuge sein zu müssen. Aber das sind dann die Beispiele, wo es einem noch einmal deutlicher und näher kommt und das auch zeigt, warum es so wichtig ist, heute diese Erklärung zu verabschieden. Es soll ja nicht nur eine Erklärung sein, in der wir erklären, wir sind gegen Antisemitismus, sondern sie verpflichtet uns, etwas zu tun, nämlich eine Monitoringstelle des Antisemitismus einzurichten, in der mit den wesentlichen Institutionen dieser Stadt in diesem Bereich zusammengearbeitet wird - Simon-Wiesenthal-Institut, Dokumentationsarchiv, Uni Wien, Boltzmann-Institut -, und ein Netzwerk gegen Antisemitismus eingerichtet wird, wo öffentliche Einrichtungen verstärkt mit diesen Aufgaben betraut werden, Bildungspläne zu verabschieden, Bildungsmaterial, PädagogInnen zu schulen, verstärkt Sport- und Fan- Vereine und die MitarbeiterInnen der Landespolizeidirektion. Das ist eine große Aufgabe. Das ist keine Verabschiedung 70 Jahre Auschwitz, wir machen eine Erklärung und das war es dann, sondern das ist ein Handlungsauftrag, um den Antisemitismus, der leider nicht nur in Frankreich, sondern auch hierzulande im Zunehmen ist, einzudämmen und dem entgegenzuwirken. Ich bedanke mich für die Zustimmung, danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster zum Wort gemeldet ist StR Lasar. StR David Lasar: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Zum Antrag betreffend Wiener Erklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus: Von den Vereinten Nationen wurde der 27. Jänner, der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahre 1945, zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. Auschwitz, meine Damen und Herren, ist das Synonym für den Massenmord der Nazis an den Juden, der erste Versuch einer technologisch organisierten Liquidierung eines ganzen Volkes. Am 27. Jänner 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee dort rund 8 000 überlebende Gefangene. Doch für viele Menschen kam jede Hilfe zu spät. Auschwitz war das größte NS-Vernichtungslager, mindestens 1,1 Millionen, zum großen Teil Juden, fanden dort den Tod. Trotz verschiedenster Bemühungen stellt der Antisemitismus heute auch in Österreich und in Europa, vor allem der islamische Antisemitismus ein großes antisemitisches Problem dar. Weiterhin ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem ist das natürlich auch in ganz Europa. Leider werden immer noch, auch in Wien, Straftaten begangen, die sich insbesondere gegen Juden richten. Umso wichtiger ist es, den Pädagogen, und hier speziell, aber nicht nur, den Religionsverantwortlichen den dezidierten Auftrag zu geben und sie ihrer Verantwortung bewusst zu machen und gegenüber Antisemitismus in Sprache, Schrift und Tun zu sensibilisieren, wachsam zu sein und vor allem zu reagieren. Es ist wichtig, wachsam zu sein, zu bleiben und autoritären Tendenzen entschlossen entgegenzutreten. Gerade in unserer Zeit besteht auf Grund der diversen Krisen die erhöhte Gefahr, dass Antisemitismus auf fruchtbaren Boden fällt, vor allem in Europa, wie man sieht, nach diesen Ereignissen, vor allem bei den Islamisten. Erschreckend ist, dass 70 Jahre nach der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau die Judenfeindlichkeit wieder wächst und Juden in Europa oft in Angst und Schrecken leben müssen. Besonders schreckliche Ereignisse gibt es in Paris und die Tatsache, dass auch Menschen im Anschluss an den Terroranschlag auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ von einem islamischen Attentäter in einem jüdischen Supermarkt umgebracht wurden, nur weil sie Juden waren. In weiterer Folge ist eine dramatische Steigerung des Judenhasses im islamischen Raum und unter den bei uns in Europa lebenden Muslimen zu verzeichnen. Beispielsweise Ereignisse nicht nur in Paris, sondern auch in Malmö, Toulouse oder Brüssel. Aus diesen Gründen ist es wichtig, alle Maßnahmen zu setzen, um zum Schutze aller Juden jeder Form des Antisemitismus mit großer Entschlossenheit zu begegnen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Ein sehr treffendes Zitat, ja eine Mahnung von Henry Appel, einem Überlebenden von Auschwitz-Birkenau bei der Gedenkveranstaltung, möchte ich zitieren: „Nur eines ist schlimmer als Auschwitz, und zwar wenn die Welt vergisst, dass es so einen Ort gegeben hat.“ Zum Schluss möchte ich vielleicht über den Antrag selbst etwas sagen. Wir haben, oder besser gesagt, einen Beschlussantrag zu stellen, ist eine Sache, diesem zuzustimmen, eine zweite. Aber die Umsetzung dann über Jahre hinweg zu schubladisieren, meine Damen und Herren, ist unwürdig! Sie haben das nämlich beim letzten Antrag vom 7.9.2012 gemacht, wo es heißt: „Antisemitismus darf nicht Normalität werden.“ Und ich habe das in meiner letzten Rede am 13.11. erwähnt: Der Antrag ist bis heute nicht umgesetzt, der ist schubladisiert. Ich frage Sie wirklich: Ist es in Ihrer Partei so schwer festzustellen, dass gewisse Herren oder Damen es vielleicht einfach nicht sehen wollen, dass es einen islamischen Antisemitismus gibt? Und nur deshalb wird der Antrag einfach schubladisiert. Ich habe das damals schon gesagt, und ich wiederhole es heute wieder. (Beifall bei der FPÖ.) Und heute kommen Sie mit einem ähnlich gearteten Antrag. Sie kommen genau wieder mit einem Antrag, wo es heißt „Wiener Erklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus.“ Was ist da jetzt für ein großer Unterschied zum ersten? Den haben Sie nicht einmal umgesetzt, der liegt in irgendeiner Schublade. Ich weiß nicht, wo, aber er liegt dort. Heute stellen Sie wieder einen Antrag zur Bekämpfung des Antisemitismus. Ich frage mich, ob Sie den überhaupt umsetzen wollen, denn der letzte ist nicht umgesetzt worden? Also das heißt, zwei Jahre wurde er schubladisiert. Heute stellen wir wieder einen. Ich bin sehr gespannt, ob Sie diesen auch schubladisieren werden oder ob sie endlich irgendeinen umsetzen werden, meine Damen und Herren! Wenn ich mir jetzt da noch den Punkt 1 anschaue, ein „Monitoring des Antisemitismus“, dann frage ich mich schon, da ist zum Beispiel das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes drinnen, was für einen Beitrag die Herrschaften leisten werden, weil es bis jetzt nur eines gegeben hat, und das war gegen die FPÖ gerichtet und sonst gar nichts? Also ich frage mich schon, ob die wirklich hier auch einen Beitrag leisten werden. (Beifall bei der FPÖ.) Wie gesagt, man kann sehr gespannt sein, was die hier leisten werden. Aber gut, die Hoffnung stirbt zuletzt. Eines möchte ich Ihnen zum Abschluss noch sagen, meine Damen und Herren: Sie können sicher sein, ich werde mit Argusaugen darauf achten, ob Sie diesen Antrag und auch den letzten Antrag umsetzen werden oder ob Sie heute wieder einmal nur einen Antrag stellen, damit irgendetwas für die Öffentlichkeit da ist, oder Sie wollen wirklich den Antisemitismus bekämpfen. Ja, wir müssen das. Wir müssen diesen Antisemitismus bekämpfen, vor allem, weil er heute nicht mehr so wie nach dem Krieg oder vor dem Krieg ist, sondern er kommt vom Islam, und das ist wichtig! Wir müssen hier aufklären und diesen islamistischen Antisemitismus auf allen Ecken bekämpfen, wo er uns begegnet, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Zum Abschluss, meine Damen und Herren, wollte ich noch sagen: Wir werden diesem Antrag heute natürlich zustimmen. Es ist wichtig. Wir haben auch dem letzten Antrag zugestimmt. Und, wie gesagt, ich werde darauf achten, ob Sie den auch wirklich umsetzen. Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich GR Florianschütz. Ich erteile ihm das Wort. GR Peter Florianschütz (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die vorliegenden zusammengefassten Geschäftsstücke befassen sich, wie ja schon gesagt wurde, mit dem Zusammenleben der Menschen in dieser Stadt. Man kann sagen, dass die Vereinigungen, die da genannt sind, und mir liegt – darf ich das offen zugegeben? – Helping Hands am meisten am Herzen, weil ich die am besten kenne, eine hervorragende und gute Arbeit bei genau diesem Zusammenleben in unserer Stadt leisten. In dem Fall ist es gerechtfertigt, und ich unterstütze auch den Antrag der Berichterstatterin, diese Förderungen, so wie sie hier vorgeschlagen sind, zu bewilligen. Zusammenleben in der Stadt - lassen Sie mich einen Bogen über das Zusammenleben in dieser, unserer Heimatstadt, machen, einer multikulturellen, modernen Stadt, und blenden wir 70 Jahre zurück, 71 Jahre zurück, 72 Jahre zurück und schauen wir uns an, wie da das Zusammenleben in dieser Stadt gewesen ist. Schlecht, um es so zu sagen. Und darum freue ich mich sehr, dass wir heute neben der aktuellen Frage des Zusammenlebens in der Stadt uns auch mit der Frage einer Erklärung gegen Antisemitismus in Wien befassen. Jetzt könnte man sagen, es gibt keinen Zusammenhang, aber das stimmt nicht. Zusammenleben bedeutet immer, dass man sich gegenseitig akzeptiert, und Antisemitismus ist genau das nicht. Auf der 2009 stattgefundenen Konferenz, der Gründungskonferenz der ICCA, der Inter-parliamentary Coalition for Combating Antisemitism in London, hat der Chief Rabbi des Vereinigten Königreichs und des Commonwealth Jonathan Sachs auf die Frage, was Antisemitismus ist, erklärt: „Anti-semitism is the dislike oft the unlike.“ Das ist eine gute Beschreibung, was Antisemitismus ist: Die Nichtakzeptanz des anderen. Und diese Nichtakzeptanz des anderen ist auch im Kern in anderen Ismen drinnen. Und da möchte ich eines schon sagen: Ich meine, ich bin ja sehr froh, dass das heute beschlossen werden kann. Aber ich sehe das anders, Herr Stadtrat. Mit diesem Beschluss erfüllen wir den ursprünglichen Antrag. Also schubladisiert ist er nicht. Ich freue mich, dass er einstimmig beschlossen wird. Das ist eine gute Leistung und eine Selbstverpflichtung dieses Hauses, das muss man schon sagen. Nur, was man zurückweisen muss, ist, dass angesichts dieses höchst erfreulichen Beschlusses Schuldzuweisungen an andere konnotiert werden. Das kann nicht sein und ist auch des Anlasses unwürdig. Es geht um die Bekämpfung von Antisemitismus und zwar in jeder Form, und da kann man nicht eine spezifisch herausheben oder nicht. Und eines möchte ich auch sagen und in guter Erkenntnis: Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Islam. Einen unmittelbaren Anlass gibt es nicht. Und ich bin der festen Überzeugung, optimistisch wie ich bin, dass die überwiegende Mehrzahl der Menschen der islamischen Welt im Grunde nicht antisemitisch ist. Dass es das dann schon geben kann, ist eine andere Geschichte. Aber rücken wir das jetzt ein bissel gerade. Die Frage lautet auch: Was ist Antisemitismus? Antisemitismus - ist das etwas Funktionalistisches, sprich, wird das benützt, oder ist das etwas Strukturalistisches? Ist das jetzt eine Denkstruktur der Menschen? Ich bin der festen Überzeugung, es ist in letzter Konsequenz nicht strukturalistisch, Antisemitismus ist bekämpfbar. Er geschieht nicht einfach, sondern er wird gemacht. Es ist ein gesellschaftliches Konstrukt, und unsere Aufgabe und unsere Verantwortung liegt darin, dieses Konstrukt zu dekonstruieren. Das ist etwas, was wir uns mit diesem Antrag vornehmen und darum soll es das Monitoring geben, von dem ich froh bin, dass wir es heute beschließen werden. Darum soll es auch dieses Netzwerk geben und das, und da gebe ich allen Vorrednerinnen und Vorrednern schon recht, ist eine Aufgabe und eine Selbstverpflichtung, die wir uns heute in diesem Haus selber auferlegen. Und, Herr Stadtrat, ich bin ja nicht Angehöriger einer Glaubensgemeinschaft, aber das Zitat ist trotzdem richtig: „An ihren Taten werdet ihr sie messen.“ - und daran werden wir uns auch messen lassen, ob wir das durchsetzen oder nicht, und das gilt für alle Fraktionen des Hauses. Denn jeder, der heute diesem Antrag zustimmt, verpflichtet sich, einen Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus zu leisten. Im Monitoring, in der gegenseitigen Auseinandersetzung und im Netzwerk werden wir darüber wachen, dass dieser Verpflichtung nachgekommen wird. Es wurde darauf hingewiesen, dass der 70. Jahrestag der Befreiung des größten Nazi-Konzentrationslagers vorgestern gefeiert wurde. Wir haben in diesem Antrag ein anderes Konzentrationslager auch genannt, das Konzentrationslager Maly Trostinez. Das liegt bei Minsk, war früher eine kleine Ortschaft bei Minsk, ist jetzt in Minsk und war das Vernichtungslager des Nationalsozialistischen, verbrecherisch, in dem die meisten Wienerinnen und Wiener getötet wurden, direkt vom Aspangbahnhof nach Minsk, 10 000, 10 Züge mit je 1 000 Opfern. Das Lager Maly Trostinez konnte nicht befreit werden, es ist verschwunden, es existiert nicht mehr. Nach der Ermordung aller Opfer wurde das Lager eingeebnet und vor Eintreffen der Roten Armee wurden alle Opfer exhumiert und verbrannt. Es ist nichts übrig geblieben, nicht einmal Grabsteine. Das ist auch auf der Gedenkveranstaltung am 27. auf dem Heldenplatz erwähnt worden. Und ich bin dem Herrn Wiener Bürgermeister ungeheuer dankbar für seine Zusage, die er dort getroffen hat, wenigstens für Grabsteine der Opfer zu sorgen, damit nämlich nicht das eintritt, was Antisemiten wollen: Das Vergessen, dass die Opfer verschwinden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und um das muss es uns auch gehen. Antisemitismus ist keine Frage der Vergangenheit. Antisemitismus ist ein aktuelles Problem. Und wenn heute gesagt worden ist, aus Frankreich wandern zunehmend Menschen jüdischer Herkunft aus, dann ist das extrem bestürzend, noch dazu im Land der Aufklärung und im Land der Gründung der Demokratie im modernen Europa. In der Situation sind wir in Wien nicht. Aber es gibt keine größere jüdische Veranstaltung in Wien, die ohne Polizeischutz stattfinden kann, und es wird schlimmer. Es gibt kaum die Möglichkeit, sich öffentlich zu artikulieren, ohne sich fürchten zu müssen. Ich habe mich einmal geschreckt, wie mir die Staatspolizei gesagt hat, dass für den Fall, dass ich mich über bestimmte Dinge bei Veranstaltungen öffentlich äußere, es vernünftig wäre, ihnen das vorher mitzuteilen, weil eine Gefährdungslage eintreten könnte. Ich bin Mitglied des Vorstands der österreichisch-israelischen Gesellschaft und einer unserer Präsidenten, Heinz Nittel, wurde wegen seines Einsatzes auch gegen Antisemitismus in dieser Stadt ermordet. Also das ist nicht vorbei und das ist nicht vergangen, meine Damen und Herren, sondern das ist aktuell. Ich will mich jetzt nicht ausbreiten, aber zwei, drei Gedankengänge: Der Antisemitismus, wenn man ihn beschreiben will, ist, um es philosophisch zu sagen, eine fehlgeleitete Intuition. Er ist eine fehlerhafte Wahrerkenntnis, was uns dazu verführen sollte, Intuitionen im politisch-philosophischen Prozess höchst problematisch zu finden, weil nicht jede Intuition der Wahrheit entspricht, so sehr wir das auch glauben. Die Philosophin Hannah Arendt hat uns ja einmal erklärt, was Ideologie ist, was totale Ideologie ist: Totale Ideologie ist allerklärend, erfahrensunabhängig und in sich deduktiv logisch. Und Antisemitismus ist eine Mechanik totaler Ideologie. Es ist kein Zufall, dass sowohl in der verbrecherischen Struktur des Nationalsozialismus als auch in der stalinistischen Entartung antisemitische Züge stark verwoben sind. Indem die Philosophin uns auf das aufmerksam gemacht hat, hat sie uns auch dazu angeleitet und veranlasst, wachsam und vorsichtig im Umgang mit solchen Ismen zu sein, insbesondere mit Intuitionserklärungen, von denen wir einfach glauben, sie sind wahr, und sie sind es nicht. Denn Antisemiten sind natürlich der festen Überzeugung, dass die Juden das Unglück sind. Und wenn die Juden das Unglück sind, dann rechtfertigt das ja in der Logik von Totalität jede Handlung. Das ist in sich schlüssig. Das verbrecherische Wesen des Nationalsozialismus ist ja ein logisch rechtsstaatlicher Antisemitismus. Aber das ist nicht die einzige Form des Antisemitismus, mit dem wir konfrontiert sind. Es gibt historischen Antisemitismus, christlichen, alles Mögliche gibt es da, und alle diese Formen sind zu bekämpfen. Es gibt den schleichenden Antisemitismus, der sich in die Gesellschaft wie ein Gift einfrisst. Am besten - falsch -, am deutlichsten ist das oft auf Fußballplätzen zu beobachten. Daher wird es zum Beispiel, das ist ein konkretes Beispiel, eine unserer Aufgaben zu sein, mit den Wiener Fußballvereinen darüber zu diskutieren, wie man konkret Jugendliche gegen Antisemitismus auf dem Fußballplatz immunisieren kann. Es gibt einen Verein in Wien, von dem ich weiß, dass er im Vereinsstatut einen Passus gegen Antisemitismus hat - die Wiener Austria -, und ich würde mir wünschen, dass das bei allen Vereinen der Fall wäre. Das ist die Arbeit der nächsten Jahre und die werden wir mit Freude angehen, optimistisch wie wir sind. Meine Damen und Herren, ich bedanke mich eigentlich schon sehr, dass es möglich gewesen ist, diesen Antrag zu machen, und ich bedanke mich insbesondere, dass es möglich ist, und das ist schon wichtig, dass das hier herinnen einstimmig beschlossen wird und dass alle Fraktionen, so unterschiedlich das auch mit Konnotationen gehen mag, ein grundsätzliches Bekenntnis zur Bekämpfung von Antisemitismus, wo auch immer er herkommen möge, abgeleistet haben. Auf Grund dieser Tatsache, dass uns zumindest das, nämlich der Kampf gegen Antisemitismus, verbindet, und ich glaube das jeder Fraktion dieses Hauses, sage ich ganz ehrlich, kann es uns unter Umständen gelingen, in Wien ein gesellschaftliches Phänomen, das uns, aber insbesondere unseren jüdischen Mitbürgern Angst macht, erfolgreich zu bekämpfen. Danke schön. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr GR Florianschütz, ich bräuchte ein Blatt Papier. (GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Antrag! Antrag! - GR Peter Florianschütz: Herr Vorsitzender, sie kriegen drei. - GR Georg Niedermühlbichler: Und die Folien! - GR Peter Florianschütz: Und die Folien auch! – GR Peter Florianschütz bringt dem Vorsitzenden GR Godwin Schuster die Unterlagen.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Okay, es sind drei, danke vielmals. Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder: Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vielen Dank auch für diese Diskussion und alle Beiträge. Wir beschließen heute Subventionen für acht Vereine, die, wie wir schon gehört haben, sich ausschließlich mit integrativen Fragen, sprachlicher Erwerbung und Bildungsfragen befassen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir die Subventionsanträge für diese Vereine haben. Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Opposition hier ihre Einwände einbringt. Trotzdem ist es mir als Berichterstatterin sehr, sehr wichtig zu sagen, dass alle diese Vereine beziehungsweise die Subventionsanträge dieser Vereine, die heute zur Beschlussfassung vorliegen, sich einfach mit den Menschen in dieser Stadt befassen, die die sozial schwächsten sind. Und wenn meine Kollegin GRin Schneider sagt, es ist hier besonders wichtig, dass das in einer anderen administrativen Struktur passiert, so ist es mir besonders wichtig, dass diese Arbeit in einer transparenten, einer qualitätsgesicherten Art und Weise in dieser Stadt passiert, weil nämlich alle diese Maßnahmen, wenn Sie diese Berichte lesen und diese Vereine genauer studieren, eine sehr, sehr wichtige Arbeit sind, eine Investition in die Zukunft, in die Prävention, in eine gemeinsame Entwicklung einer demokratisch partizipativen Gesellschaft. Wir, meine Damen und Herren, sind eines der wichtigsten demokratischen Gremien in dieser Stadt, das für diese gemeinsame Zukunftsperspektive für alle Wienerinnen und Wiener verantwortlich ist und schauen soll, dass wir ihnen eine Perspektive bieten, ihre Chancen am Arbeitsmarkt erhöhen können und besser in diese Gesellschaft einbinden können. Wo immer wir sie niederschwellig erreichen, ist uns das wichtig und ist richtig. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und ich bitte Sie um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Ich beginne mit der Postnummer 10 und ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 10 zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand. - Das wird von den Regierungsparteien und der ÖVP so angenommen. Die Postnummer 11. Wer der Postnummer 11 die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das Abstimmungsverhältnis ist unverändert und daher mehrstimmig so angenommen. Wer der Postnummer 12 die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Auch hier ist das Abstimmungsverhalten gleich. Wer der Postnummer 13 die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Hier hat sich etwas verändert. Es wird von den Regierungsparteien so angenommen. Wer der Postnummer 14 die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wir kommen wieder zum Vorhergehenden zurück, es wird mit den Stimmen der Regierungsparteien und der ÖVP so angenommen. Wer der Postnummer 15 die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Unverändertes Abstimmungsergebnis, Regierungsparteien und ÖVP stimmen zu. Wer der Postnummer 16 die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Auch hier stimmen die Regierungsparteien und die ÖVP dem zu. Mir liegt zur Postnummer 16 nun ein Beschluss- und Resolutionsantrag vor betreffend eine „Wiener Erklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus“. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich danke ausdrücklich für die einstimmige Annahme dieses Beschluss- und Resolutionsantrags. (Allgemeiner Beifall.) Nun kommen wir zur Postnummer 17. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 17 ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. - Dies wird mit den Regierungsparteien und der ÖVP so angenommen. Es ist ein wichtiger Schritt gesetzt worden. Es gelangt nunmehr die Postnummer 54 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Bestellung des Stadtrechnungshofdirektors der Stadt Wien. Es gibt hier keinen Berichterstatter, es gibt einen Vorschlag des Herrn Bürgermeisters. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Holdhaus und ich erteile es ihr. GRin Mag Karin Holdhaus (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Tag, Herr Vorsitzender! Guten Tag, sehr geehrte Damen und Herren! Guten Tag, Herr Amtsdirektor, Entschuldigung, Herr Stadtrechnungshofdirektor! Ja, wenn man weiß, wie schwer sich die Stadt Wien mit Kontrolle und Transparenz oder mehr Kontrolle und Transparenz oft tut, umso mehr muss man, glaube ich, oder müssen wir die einstimmige Stadtrechnungshofnovelle 2013 schätzen. Natürlich hätten wir uns als Opposition hier durchaus mehr erwartet, aber letztendlich führten wesentliche Verbesserungen beziehungsweise Forderungen der Opposition wie zum Beispiel, nur zur Erinnerung, die Anrufungsmöglichkeit beim Verfassungsgerichthof oder auch die Prüfungskompetenz nicht erst bei 50, sondern bereits ab 40 Prozent städtischer Beteiligung zu einer substanziellen Aufwertung des obersten Kontrollorgans der Stadt Wien und deshalb auch, wie gesagt, zu unserer Zustimmung. Wenn man sich anschaut, wie ergebnisorientiert damals letztendlich mit Einbeziehung der Opposition das Ergebnis war und wenn man sich die derzeitige Diskussion rund um die Wahlrechtsreform ansieht und die Pattsituation, so sollte man hier vielleicht auch die Opposition einbinden. Vielleicht käme dann doch ein besseres Ergebnis zu Stande. (Beifall bei der ÖVP.) Der dritte Punkt, unsere Zustimmung zu geben, war damals auch, dass wir der Meinung waren, dass Herr Dr Pollak den Berufstitel „Stadtrechnungshofdirektor“ verdient hat. Heute sind wir der Meinung, dass der Stadtrechnungshof einen Direktor namens Dr Pollak jedenfalls weitere fünf Jahre verdient hat. (Beifall bei der ÖVP.) Eine Aufwertung beziehungsweise positive und wichtige Verbesserung der Stadtrechnungshofsnovelle ist auch oder war auch die Einräumung des Hearings im Rahmen einer Ausschreibung für den Posten des Stadtrechnungshofdirektors. Ich freue mich, dass diese Premiere letzte Woche sehr eindrucksvoll in Anwesenheit natürlich des Herrn Bürgermeisters stattgefunden hat und ich als Mitglied der Kommission daran teilnehmen konnte. Ich kann und darf hier nicht viel verraten, da das Hearing ja nicht öffentlich ist, nur so viel möchte ich sagen: Das Hearing hat sich aus meiner Sicht bewährt. Ich denke, hier sagen zu können, dass es von allen Beteiligten sehr positiv auf- und wahrgenommen wurde. Ich denke, ich verrate auch nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich alle drei Kandidaten sehr ordentlich präsentiert haben. Ohne diese Kandidaten hier schlechtreden zu müssen, kann ich sagen, der amtierende Stadtrechnungshofdirektor hat deutlich seine Professionalität, sein Engagement darlegen können. Er hat natürlich seine Berufserfahrung miteinbringen können und vor allem seine Bereitschaft zur Weiterbildung und Weiterentwicklung des Stadtrechnungshofs. Eine kleine, aber doch wichtige Kritik möchte ich trotzdem oder dennoch hier anbringen: Es wurde ja im Rahmen des letzten Ausschusses auch erwähnt, nämlich die Lesbarkeit der Berichte, nicht in der Form, nicht der Sprache an sich, aber doch in einem konkreten Punkt, nämlich Kritik muss deutlich und klar hervorgehoben werden. (Beifall bei der ÖVP.) Die Erkenntnisse, und seien sie auch noch so unangenehm für die Stadtregierung, sollten im Bericht entsprechend klar dargestellt werden und nicht sozusagen mit der Lupe gesucht werden müssen oder hinter dem Argument des Datenschutzes so verschachtelt und versteckt dargestellt werden, dass es insofern wirklich oft schwer ist und man sich als Ausschussmitglied oft eher als Sherlock Holmes fühlt statt als Ausschussmitglied des Stadtrechnungshofs. Also es sollten weniger die detektivischen Talente der Ausschussmitglieder gefordert werden, sondern die Anstrengungen der geprüften Stellen, Kritik anzunehmen und konkrete Verbesserungen rasch und ohne wiederholte Aufforderung des Stadtrechnungshofs umzusetzen, sachlich und fachlich und nicht politisch, so wie wir es gewohnt sind. Die Berichte des Stadtrechnungshofs sollen aufdecken und nicht durch ihre komplizierte Sprache oft sozusagen verdecken, was die Prüfer mühselig aufgedeckt haben. Ich möchte mich hier sehr herzlich bei den Mitarbeitern des Stadtrechnungshofs bedanken. Unser Vertrauen, Herr Dr Pollak, haben Sie. Ich wünsche Ihnen im Namen der ÖVP-Fraktion für Ihre neue Amtszeit gutes Gelingen, aber auch Mut, und um Ihre eigenen Worte zu verwenden, um dort entschieden und direkt einzugreifen, wo Sand in das Getriebe der Verwaltung gedrungen ist. Ich freue mich auf eine gute weitere Zusammenarbeit! Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort gemeldet hat sich Frau GRin Hebein. Wenn wir die Redezeit so machen, wie jetzt vorgegeben, schaffen wir es bis 16 Uhr. GRin Birgit Hebein (Grüner Klub im Rathaus): Ich bemühe mich. Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Ich erteile ihr das Wort. GRin Birgit Hebein (fortsetzend): Werter Herr Vorsitzender! Werter Herr Stadtrechnungshofdirektor Dr Pollak! Ich möchte auch den früheren Kontrollamtsdirektor und jetzigen Magistratsdirektor Dr Hechtner begrüßen, werte Damen und Herren. Ich kann mich nur voll der Empfehlung des Herrn Bürgermeisters anschließen. Die Arbeit mit Herrn Dr Pollak in den letzten Jahren war außerordentlich konstruktiv, sehr sachlich, inhaltlich kompetent. Ich kann die Kritik meiner Vorrednerin an der Lesbarkeit nicht ganz teilen. Ich finde, das hat sich sehr verändert, indem jetzt eindeutig Empfehlungen abgegeben werden, die, finde ich, sehr ersichtlich sind. Und was dazu kommt, Sie haben das schon erwähnt, ist, dass wir durch die Novelle des Stadtrechnungshofs und den Nachprüfungen, die wir jetzt sehr ernst nehmen, hier ein zusätzliches Instrument geschaffen haben. Das heißt, einerseits haben wir von unserer Fraktion auch die Arbeit mit Ihnen, Herrn Dr Pollak, sehr schätzen gelernt. Man kann auch immer wieder mit Ihnen sachlich diskutieren, wenn man mal anderer Meinung ist, weil die Grenzen zwischen Kontrolle und Politik ja oft eng sind. Aber es stimmt, es ist auch für eine Stadtregierung nicht immer angenehm, aber enorm wichtig. Insofern freue ich mich sehr darüber. Ich habe mir auch die Mühe gemacht, alle Reden durchzulesen, die vor fünf Jahren gehalten worden sind. Das war auch sehr spannend, muss ich sagen, und zwar von den Oppositionsparteien einschließlich uns GRÜNEN. Da war die Hauptkritik am Bestellvorgang des damaligen Kontrollamtsdirektors - der Herr Kowarik hatte überhaupt seine gesamte Rede auf diese Kritik aufgebaut, dass er wissen wollte, welche Qualifikationen verlangt sind und wie das Auswahlverfahren ist und die Gründe und er möchte auch die KandidatInnen kennen lernen und Fragen stellen. Es freut mich schon sehr, dass es uns durch Rot-Grün gelungen ist, jetzt wirklich eine Premiere zu haben, das tatsächlich auch umzusetzen. Wir haben das Procedere verändert. Es gibt ein Hearing mit den drei wichtigsten Kandidaten/Kandidatinnen. Es ist sehr transparent, und ich finde, auch das muss ich betonen, es freut mich, dass wir hier vor allem als Regierungsparteien auch die Opposition davon überzeugt haben, dass das sinnvoll ist und der Schritt in die richtige Richtung. Insofern kann ich mich meiner Vorrednerin nur anschließen. Ich bedanke mich bei Ihnen und Ihrem Team. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft für die Aufgabe und gratuliere Ihnen später. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Mag Dr Wansch. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Dr Alfred Wansch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Es ist eine interessante Herausforderung, hier nach einer Vertreterin einer Regierungspartei zu diesem Aktenstück zu sprechen, weil einerseits Themen wie Kontrolle zum Tragen kommen und es andererseits schlussendlich um die Beurteilung der Qualitäten eines Bewerbers für ein zu vergebendes Amt geht. Wenn man dann hier spricht und sagt, wir sprechen über die Bestellung eines Stadtrechnungshofdirektors, dann fällt einem sofort eine grundlegende Anforderung, eine existentielle Anforderung in jeder demokratischen Gesellschaft ein, und diese Anforderung lautet: Macht braucht Kontrolle, viel Macht braucht viel Kontrolle. Was das jetzt auf Wien bezogen und auf die Situation dieser rot-grünen Stadtregierung bedeutet, kann jeder ermessen, weil es eine Steigerung von viel Macht ist. Gleichzeitig ist Transparenz ein von den Vertretern der Regierung viel strapaziertes Wort, ein häufig gebrauchtes Wort, aber es scheint in Wirklichkeit ein Fremdwort zu sein und wird in Wirklichkeit als bloße Worthülse verwendet. Darüber hinaus ist in den Jahren der rot-grünen Stadtregierung zu beobachten, dass die Oppositionsrechte beschränkt werden durch die Flucht aus dem Budget und direkt durch Änderungen in der Stadtverfassung. In dieser Situation und vor diesem Umfeld sind die Etablierung und das Funktionieren einer Kontrolleinrichtung für die Stadt Wien von besonders großer Bedeutung. Damit sind wir bei der zu vergebenden Position, der Position sozusagen des Kopfes dieser Kontrolleinrichtung, die in Wien seit dem Vorjahr in Form eines sogenannten Stadtrechnungshofs eingerichtet ist. Erlauben Sie mir an dieser Stelle eine kurze Anmerkung: Zu einem Rechnungshof im Sinne des Bundesrechnungshofs und dem Verständnis des Bundesrechnungshofs ist es noch ein Stück des Weges. Aber der erste Schritt ist nach langen Verhandlungen gegangen und dieser erste Schritt ist durch den amtierenden Stadtrechnungshofdirektor Dr Peter Pollak in fachlicher Hinsicht hervorragend begleitet und auch gefördert worden. Diese Tatsache der proaktiven Vorgangsweise durch den Amtsträger ist eine wesentliche Grundlage für die Hoffnung von uns Freiheitlichen auf eine weitere Stärkung dieser Kontrolleinrichtung Stadtrechnungshof und eine Sicherung und Gewährleistung der Unabhängigkeit dieses Stadtrechnungshofs in der weiteren Entwicklung. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Ausschreibung und auf die in der Ausschreibung geforderten Voraussetzungen und Kriterien für die Position des Stadtrechnungshofdirektors. Wir finden Fachkenntnisse, wir finden die Bereitschaft für Weiterentwicklung und Anpassungen rechtlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen, wir finden Führungs- und Managementkompetenz, soziale, kommunikative Kompetenz, und es gibt dann auch eine Überschrift „Selbstkompetenz“. Der amtierende Stadtrechnungshofdirektor hat natürlich einen Amtsbonus. Er hat deshalb einen Amtsbonus, weil wir seine Arbeit in den vergangenen Jahren kennen und schätzen gelernt haben. Ich sage aber hier an dieser Stelle, es ist nicht der Amtsbonus, warum wir Freiheitliche die Bestellung von Herrn Dr Peter Pollak zum Stadtrechnungshofdirektor unterstützen. In Kenntnis seiner Bewerbung und unter dem persönlichen Eindruck seiner Präsentation im Ausschuss bei dem hier schon erwähnten Hearing sage ich, dass eigentlich alle Gründe für die Ernennung von Herrn Dr Pollak sprechen. An dieser Stelle habe ich mir dann bei der Vorbereitung meiner Rede gedacht, dass ich Acht geben muss, weil mir da in den Kopf gekommen ist: Genug geschmeichelt. Ich will nämlich dem Dr Pollak nicht schaden, indem er unter Umständen nicht ernannt wird, weil wenn die Freiheitlichen so positiv über ihn sprechen, kann das schon fast zur Gefahr werden. Meine Damen und Herren, eine weitere Eigenschaft und ein weiteres Erfordernis, das nicht so in den Ausschreibungsunterlagen gestanden ist, ist eine Qualität, die ich so beschreibe: Ich sage, ein Stadtrechnungshofdirektor muss mutig sein. Er muss sich persönlich in einem Spannungsfeld seiner politischen Umgebung zwischen gesetzes- und rechtskonformem Verwaltungshandeln versus machtmissbrauchende Rechtsbeugung, zwischen Regierungsinteressen und Oppositionspolitik behaupten. Wie wir alle wissen und wahrscheinlich jeder hier im Saal auch für sich zugeben wird, die Beurteilung von Ordnungsmäßigkeit sowie Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit durch Regierungspolitiker und Oppositionspolitiker ist natürlich eine durchaus subjektive. Deshalb würde ich an dieser Stelle formulieren: Der Stadtrechnungshofdirektor muss den Mut zur Objektivität haben. Darüber hinaus, über diesen Mut zur Objektivität hinaus hat Herr Dr Pollak in seiner Bewerbung unter dem Punkt seiner zukünftigen Vorhaben auch Mut gezeigt. Er hat in seiner Bewerbung das Vorhaben dargestellt, dass er in Zukunft einen Peer-review-process einleiten und etablieren möchte. In diesem Peer- review-process geht es um die Frage: Wer prüft den Stadtrechnungshof in Wien? Jetzt nehme ich für mich persönlich in Anspruch, dass ich auch mutig bin, weil ich jetzt zugebe, dass ich bei dem Wort „Peer-review“ nicht gewusst habe, was gemeint ist. Ich habe das mit der Beurteilung von wissenschaftlichen Fachartikeln für wissenschaftliche Publikationen verbunden und habe dann nachgeschaut. Die wörtliche Übersetzung von „Peer“ ist „gleichrangiger Kollege“, die Übersetzung von „Review“ ist „Gutachten“. Jetzt werde ich den Versuch starten, dass ich in Zukunft das Wort für diesen Prozess verwende, dass es ein kollegialer Begutachtungsprozess ist. Sie haben erwähnt, dass es diesen Prozess schon im Bundesrechnungshof gegeben hat und Sie bemüht sind, diesen Prozess für den Stadtrechnungshof in Wien umzusetzen. Dazu möchte ich Ihnen aufrichtig gratulieren. Das ist eine Herausforderung und ich wünsche Ihnen bei diesem Prozess viel Erfolg. Wir Freiheitliche versprechen an dieser Stelle Herrn Dr Peter Pollak auch für die kommende Periode, dass wir ihm weiterhin den Rücken stärken und ihn und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen werden, wo sie in bewährter Weise fachlich kompetent, objektiv und konkret nachvollziehbar die Prüfergebnisse und Sachverhalte darstellen. Und ich möchte Ihnen namens des Freiheitlichen Klubs auch für die kommende Amtsperiode, so Sie bestellt werden und in der Abstimmung die Mehrheit bekommen, die Mehrheit für Ihre Bestellung, viel Mut, viel Freude und viel Erfolg wünschen. Ich darf Ihnen namens des Freiheitlichen Klubs ausdrücken, dass wir uns auf die gemeinsame Arbeit freuen, auf die gemeinsame Weiterentwicklung des Stadtrechnungshofs in Wien und auf die fachlichen und sachlichen Diskussionen zu prüfungsrelevanten Themen im Allgemeinen, wie zum Beispiel Datenschutz und Akteneinsicht, wo gelegentlich durchaus unterschiedliche Meinungen bestehen und von Ihnen gut fundiert dagegengehalten wird. Schauen wir hier auch, wie die einschlägige Judikaturentwicklung ist. Oder wenn es um die Kontrolle der Empfehlungsumsetzung geht, wo Sie auch in Ihrer Bewerbung ausgeführt haben, dass Sie darauf ein Augenmerk legen. Im Allgemeinen bei den Themen und im Besonderen zu den einzelnen Prüfberichtsthemen. Im Ergebnis: Wir stimmen der Bestellung von Herrn Dr Peter Pollak, MBA zum Stadtrechnungshofdirektor aus voller Überzeugung zu. (Beifall bei FPÖ und SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich denke, Lob schadet niemandem, weder dem, der lobt, noch dem, der gelobt wird, ganz im Gegenteil. Man kann nie genug loben. Daher gibt es als nächste Wortmeldung die Wortmeldung von Dr Aigner und ich erteile ihm das Wort. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Danke, Herr Vorsitzender! Ich kann es kurz machen. Ich freue mich über zwei Dinge: Einerseits, dass wir erstmalig einen echten Stadtrechnungshofdirektor bestellen und es gelungen ist, das Kontrollamt aufzuwerten. Kontrolle ist immer gut. Kontrolle richtet sich gegen niemanden, sondern ist für etwas da, nämlich dafür, dass unsere schöne Stadt und unser schönes Bundesland Wien noch besser, noch effizienter regiert wird. Daher sind Empfehlungen des Kontrollamts keine Boshaftigkeit, sondern sind Beiträge dazu, dass wir mit dem Geld der Steuerzahler, das uns anvertraut wurde, sorgsam und gut umgehen. Das ist natürlich etwas, das in erster Linie die Regierungsfraktionen bewerkstelligen müssen. Daher ist der Stadtrechnungshof kein Organ der Opposition, sondern ein Organ der gesetzgebenden und der allgemeinen Vertretungskörper. Als solcher soll er auch agieren. Ich glaube, es ist auch vom Psychologischen her sehr wichtig, wenn man ein Rechnungshof ist und nicht nur ein Amt. Ich glaube, das ist auch für das Selbstbewusstsein der Bediensteten etwas ganz Wesentliches. Da ist etwas weitergegangen, was uns nicht davon abhalten soll, die Kontrolle noch weiter zu verbessern. Zur Person Dr Pollak: Ich glaube, eine sehr wichtige Aufgabe, aus einem Amt einen echten Rechnungshof zu machen, das ist Ihnen, zumindest soweit wir es hier beurteilen können, mehr als gut gelungen. Erlauben Sie mir noch ganz am Schluss eine persönliche Bemerkung: Als Absolvent des Bundesrealgymnasiums Krottenbachstraße freut es mich besonders, wenn jemand aus der Krottenbachstraße so eine tolle Karriere macht. Auch in dieser Hinsicht ein „Danke“ für das bisher Geleistete an Sie und Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und „Glück auf“ für die kommende Periode als Stadtrechnungshofdirektor! (Beifall bei FPÖ und SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Mag Reindl. Ich erteile es ihm. GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrechnungshofdirektor! Es ist heute ein toller Tag, dass heute unser rot-grünes Projekt, das wir bei der Regierungsbildung vor knapp fünf Jahren vereinbart haben, nämlich dass wir Kontrolle in Wien verbessern, für mehr Transparenz sorgen und für klarere Prozesse, klarere Lesbarkeit der Berichte, für eine bessere Nachverfolgung von Prüfergebnissen und dass wir letztlich auch den Bestellvorgang für den Stadtrechnungshofdirektor transparenter machen, einen Abschluss findet. Es zeigt auch, wir haben als Regierungsparteien nichts zu verstecken. Wir sind mit gutem Recht vor zwei Jahren gemeinsam den Weg gegangen, dass wir den Stadtrechnungshof so stärken, wie er nun ist. Das Kontrollamt war eine sehr gute Einrichtung, aber das Gute ist manchmal der Feind des Besseren, und der Stadtrechnungshof ist eine viel bessere Kontrolleinrichtung für Wien. Wenn von der Opposition viel Lob für den Direktor des Stadtrechnungshofs kommt, der heute zur Wiederwahl steht, so freut es mich. Ein wesentlicher Bestandteil war eben der öffentliche Bestellungsprozess, der transparente Bestellungsprozess. Vor fünf Jahren haben wir noch in eine ganz andere Richtung diskutiert. Da wurden ja Mauschelei, Verschwörungstheorien und Sonstiges in den Mittelpunkt gestellt. Aber man entwickelt sich weiter, und es wird eine Stärkung auch für Peter Pollak und sein ganzes Team im Stadtrechnungshof sein, erstens einmal einstimmig hier heute hoffentlich von allen gewählt zu werden - der Abstimmung darf ich ja nicht vorgreifen -, und zweitens auch in der neuen Periode mit den neuen Vorhaben, wie sie schon erwähnt wurden und wo sicher die eine oder andere Sache noch dazukommen wird, auch neue Herausforderungen zu haben. Was ich aber auch nicht verschweigen möchte, ist, dass der Stadtrechnungshof nicht so eine kleine Prüfeinheit ist, die sich halt die Stadt leistet, sondern nach dem Bundesrechnungshof die größte Prüfeinrichtung mit über 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist, mit an die 150 Prüfungen pro Jahr und mit bis zu 3 000, 4 000 Seiten Prüfberichte, die auch für die Regierung durchaus eine große Herausforderung stellen, aber auch für die Verwaltung eine sehr, sehr große Herausforderung sind, nämlich einerseits die Verbesserungen, die vorgeschlagen werden, umzusetzen, und andererseits aber auch die Verwaltung für die Nachprüfungen so fit zu machen, dass wir hier auch beruhigt in diese gehen können und diese auch politisch diskutieren können. In diesem Sinne wünsche ich mir eine weitere tolle Periode. Ich freue mich persönlich, dass Dr Pollak als ausgewiesener Experte des Hauses wiederbestellt wird und bedanke mich auch, was bei mir eh sehr selten ist, bei der Opposition, dass Sie gesehen haben, dass wirklich gute Leute in der Stadt am Werken sind, und gute Leute sollen auch weiter werken. In diesem Sinne alles Gute, Glück auf, und auf weitere gute Zusammenarbeit! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen und wir kommen nun zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderats, die dem Vorschlag des Herrn Bürgermeisters, Herrn Dr Peter Pollak mit Wirksamkeit 1. Juli 2015 zum Stadtrechnungshofdirektor der Stadt Wien zu bestellen, ihre Zustimmung zu geben und die Hand zu erheben. - Ich danke sehr herzlich für das einstimmige Abstimmungsergebnis und Ihnen Herr Stadtrechnungshofdirektor … (Allgemeiner Beifall.) Ich habe ja noch gar nichts gesagt. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Und Ihnen, Herr Stadtrechnungshofdirektor, wünsche ich alles, alles Gute. Sie haben, ich glaube, den Olymp erklommen, nämlich Einstimmigkeit für Ihre Bestellung hier im Gemeinderat zu erhalten! Alles Gute für Ihre nächsten fünf Jahre und für die Zukunft. Auf gute Zusammenarbeit! (Allgemeiner Beifall.) So, wir haben noch zehn Minuten vor uns. Es gelangt nunmehr die Postnummer 18 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Lokale Agenda 21 in Wien zur Förderung von Bürgerbeteiligungsprozessen. Ich ersuche den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Ekkamp, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich eröffne die Debatte. Um 16 Uhr wird die Gemeinderatssitzung für die Behandlung der Dringlichen unterbrochen. Das heißt, wir haben noch genau zehn Minuten Zeit. - Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Kickert. Ich erteile es ihr. GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Dann werde ich es kurz und knapp machen, damit wir diesen Tagesordnungspunkt nicht unterbrechen müssen. Vor Ihnen liegt, wie gesagt, der Antrag der Lokalen Agenda 21. Dies ist eine der zwei Neuerungen, die wir in dieser Legislaturperiode für die Arbeit der Lokalen Agenda 21 gemacht haben, also nach dem Wettbewerb und den Möglichkeiten vieler Initiativen, an Unterstützung durch die Lokale Agenda 21 zu kommen, nämlich abseits davon, ob der Bezirk mitmacht, ist dies wieder eine übergreifende Initiative, eine Einladung an möglichst viele Initiativen in Wien, und wieder völlig unabhängig davon, ob der betreffende Bezirk ein Agenda-Bezirk ist. Es geht hier um Initiativen im öffentlichen Raum. Für die Bearbeitung und weitere Verwendung werden wir wahrscheinlich einen weniger sperrigen Titel auswählen. Es wird wahrscheinlich in Richtung „Grätzloasen“ gehen. Und dieses Wort Grätzloasen zeigt schon, worum es geht. Es geht darum, Initiativen, Vereine, ich nenne es jetzt spezifisch Grätzlinitiativen, zu motivieren, den öffentlichen Raum zu nutzen. Wir haben in vielen übergeordneten, strategischen Plänen wie in der Smart-City-Strategie oder im Stadtentwicklungsplan immer Ziele der fairen Nutzung der öffentlichen Räume festgeschrieben. Das ist die Möglichkeit dieser strategischen Ziele tatsächlich heruntergebrochen für die Bewohner und Bewohnerinnen Wiens, aber auch für die BewohnerInnen der einzelnen Grätzl. Und es geht in der Leistung durch die Lokale Agenda 21 um die Beratung zu einer Durchführung von Aktionen, Veranstaltungen, was auch immer im öffentlichen Raum passieren kann. Es geht um eine kleine Unterstützung bei Umsetzungskosten und Ähnliches mehr. Ähnlich wie beim Agenda- Wettbewerb ELLA wird auch der Aufruf ein Wien-weiter sein und die Auswahl der unterschiedlichen Initiativen durch eine Jury passieren. Ich bin sehr hoffnungsfroh, dass in dieser Weiterentwicklung des Angebots der Lokalen Agenda 21 auch wieder mehr Initiativen, kleine lokale Nachbarschaftsinitiativen, den öffentlichen Raum tatsächlich mit ihren Ideen nützen und ausgestalten. In diesem Sinne ersuche ich Sie um Ihre Zustimmung. Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Prof Dr Eisenstein und ich erteile es ihm. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke schön. Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Dann werde ich es auch kurz machen. Ich habe vor zweieinhalb Jahren ausführlich zur Lokalen Agenda 21 Stellung genommen und auch begründet, warum wir die Subvention damals abgelehnt haben. Seitdem hat sich nichts verändert, außer dass meine und unsere Skepsis noch gestiegen ist. Ich werde jetzt nicht auf einzelne Projekte und Aktivitäten eingehen, die ja die Bürgerprozesse fördern sollen. Wir Freiheitliche verstehen unter solchen Prozessen jedenfalls etwas anderes als reine Beschäftigungs- und Spieleaktionen für einen ziemlich kleinen Teil der Bevölkerung. Denn die Aktivitäten der Lokalen Agenda 21, die mit viel Geld aus dem Gemeindetopf gefördert werden, das von den Steuerzahlern aufgebracht werden muss, können auch auf Grund anderer Initiativen genauso gut und mit dem gleichen Erfolg durchgeführt werden und werden auch auf Privatinitiativbasis so durchgeführt. Wenn es der Stadtregierung mit der Förderung von Bürgerbeteiligung wirklich ernst ist, wofür ja die Lokale Agenda 21 letztendlich steht, dann verweise ich darauf und empfehle, dass die zuständige Stadträtin für BürgerInnenbeteiligung durchaus aktiviert werden kann, denn im Prinzip fällt das in ihr Ressort. Da gibt es eine Fülle von Möglichkeiten für Bürgerbeteiligung in Wien, von den Steinhof-Gründen bis zum Parkpickerl meinetwegen, die Sammelgaragen, was immer Sie wollen, wo die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern halt letztlich bei den Entscheidungen nur eine sehr mangelhafte ist, wenn sie überhaupt erfolgt. Der langen Rede kurzer Sinn, meine Damen und Herren: Alibiaktionen, Alibihandlungen, Alibiaktivitäten, wie sie die Lokale Agenda 21 durchführt, wie gesagt, mit viel Steuergeld, brauchen wir nicht, schon gar nicht um 200 000 EUR jährlich. Vielen Dank, danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren! Ich denke, wer sich mit dem Thema Lokale Agenda 21 beschäftigt, wird auch zur Entscheidung kommen, dass es 2002 eine richtige und wichtige und eine gute Entscheidung war, die hier getroffen worden ist. Bürgerbeteiligung bedeutet, wie es schon in einer Wortmeldung dargestellt wurde, die Verbesserung des sogenannten Lebensumfeldes in, „lokal“ sagt das natürlich schon, gewissen Grätzeln in unserer Stadt und dass wir die Menschen dadurch gewinnen wollen, sich daran zu beteiligen. Und natürlich darf auch die Nachhaltigkeit dabei nicht außer Acht gelassen werden. Es ist somit ein unverzichtbarer Prozess entwickelter Demokratien, dass sich die Menschen beteiligen. Ich finde, es ist meiner persönlichen Meinung nach und wahrscheinlich auch nach der Mehrheit heute hier in diesem Gemeinderat nicht als Alibiaktion zu verstehen. Der Antrag bedeutet natürlich auch eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Geschehens. Wir wissen alle, die Gesellschaft entwickelt sich weiter, die Wirtschaft entwickelt sich weiter, auch politische Entscheidungen oder gewisse Prozesse müssen sich weiterentwickeln. Daher ersuche ich Sie um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke dem Herrn Berichterstatter. Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderats, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. – Ich stelle hier die Mehrstimmigkeit mit Unterstützung der Regierungsparteien und der ÖVP fest. 15 Uhr 57, ich meine, wir fangen mit keinem neuen Geschäftsstück mehr an. Wir kommen nun zur Dringlichen Anfrage. Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von den GRen Mag Johann Gudenus, Johann Herzog, Dominik Nepp und Prof Dr Eisenstein eingebrachte, an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gerichtete Dringliche Anfrage betreffend Währungsspekulation in Franken vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. Auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage wurde ausdrücklich verzichtet. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Herrn GR Mag Gudenus das Wort. GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke. Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Gemeinderat! Frau Stadträtin! Wir bringen heute diese Dringliche Anfrage ein, die, glaube ich, aktueller und brisanter zur Zeit nicht sein könnte, eine Dringliche Anfrage an die Frau Finanzstadträtin Brauner zum Thema Frankenkredite. Vor 2 Wochen gab es ein böses Erwachen, vor 2 Wochen haben wir erfahren, dass über Nacht durch den Kursanstieg des Schweizer Franken Wien auf einen Schlag rund 300 Millionen EUR mehr Schulden hat. 300 Millionen EUR mehr Schulden, die die Finanzstadträtin Brauner zu verantworten hat, die insgesamt die rot- grüne Stadtregierung durch diese Finanzpolitik zu verantworten hat, die aber anscheinend, man hat es auch heute in der Beantwortung der mündlichen Anfragen gemerkt, nicht der Rede wert sind. Alles nicht so schlimm! Business as usual! Es kann weitergehen! Nach uns die Sintflut! Wir haben nichts damit zu tun! Die Stadt Wien hat jahrelang mit dem Geld der Steuerzahler spekuliert - ich verwende bewusst das Wort spekuliert - und steht nun vor dem Scherbenhaufen dieser katastrophalen Finanzpolitik. Wir alle stehen vor diesem Scherbenhaufen dieser katastrophalen, zuerst roten, dann rot-grünen, Finanzpolitik. Es heißt immer in der Werbung der SPÖ: „Wir sind gegen Spekulation. Wir sind gegen Spekulanten. Wir sind gegen spekulative Geschäfte. Wir sind die Antispekulanten-Partei.“ Sie haben spätestens jetzt bewiesen, was viele schon vorher wussten. Sie sind in Wirklichkeit die Spekulanten-Partei! Sie betreiben Spekulation auf Kosten der Steuerzahler mit öffentlichen Geldern, ohne Genierer! (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben dann irgendwie noch den Mumm, sich hinzustellen und zu sagen, wir sind die Antispekulations-Partei.“, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist nicht nur eine Frechheit, das ist eine Schande für die Stadt Wien! (Beifall bei der FPÖ.) Frau Stadträtin, Sie werden jetzt anscheinend von Kollegen eingekesselt, was auch sehr interessant ist. Ich habe keinen geraden Blick auf Sie. Die neueste Methode der SPÖ ist, diejenigen, die am Pranger stehen, irgendwie zu umringen, einzukreisen und ihnen zuzuflüstern, dass alles in Ordnung ist. Nein, es ist leider nicht alles in Ordnung, Frau Stadträtin! Sie haben über Nacht 300 Millionen EUR verspekuliert! Das ist Tatsache! Darüber können Sie sich nicht hinwegturnen oder sonst etwas! (Beifall bei der FPÖ.) Es hat sich auch schon in Salzburg gezeigt, wohin diese Spekulationspolitik führt. Es hat sich in Linz gezeigt, wohin diese verantwortungslose Politik der Spekulation führt. Man hat heute in der Früh bei der Fragestunde gesehen, durch Ihre Schönrederei, durch Ihre, muss ich sagen, Kunst, eine wahre Kunst der Beschwichtigung, versuchen Sie nur, Ihre Spekulationsgeschäfte vor der Bevölkerung zu verschleiern und irgendwie Ihr Gesicht zu wahren! Das ist das Einzige, was Sie im letzten Moment noch versuchen! Dafür nehmen Sie sogar die Realverluste durch die angestiegenen Zinsen in Kauf. Das können Sie nicht wegleugnen, verehrte Frau Finanzstadträtin! Sie können es nicht wegleugnen! Faktum ist, dass Wien durch den Anstieg des Franken eine höhere Finanzschuld in Euro ausweist. Dieses Faktum hat leider auch Konsequenzen, weil sich durch die höhere Finanzschuld natürlich auch die Bonität der Stadt Wien verschlechtert, da eben der Verschuldungsgrad der Stadt Wien erheblich gestiegen ist und auch weiter steigen wird. Ich will es auf den Punkt bringen. Durch die Verschlechterung der Bonität der Stadt Wien werden die offensichtlich möglichen Rollierungen, von denen Sie immer reden, von denen Sie als Allheilmittel schwärmen, die Rollierungen der Frankenpositionen, ohne Änderung der Nominale natürlich teurer werden. Ihre viel gepriesenen Rollierungen werden teurer! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das stimmt nicht!) Um allein das zu verstehen, muss man, Herr Margulies, auch kein Finanzgenie sein! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Bin ich auch nicht, aber das ist falsch!) Die zuständige Frau Stadträtin negiert aber leider all diese Fakten. Sie negiert diese Fakten! Ich frage mich schon, wo denn hier noch ein Fünkchen verantwortungsvolle Politik bleibt, mit den öffentlichen Geldern umzugehen! Sie negieren, Frau Stadträtin, dass auf Grund der verschlechterten Bonitätssituation mittelfristig auch bei den Rollierungen natürlich von höheren Zinsbelastungen auszugehen ist. Ich sage klar und deutlich, es ist schlicht falsch, laufend so zu tun, als ob diese unverhältnismäßig große und dazu komplett ungesicherte Fremdwährungsdisposition keinerlei Probleme bewirkt oder überhaupt keiner gesonderten Aufmerksamkeit bedarf! Ihr laufendes Verleugnen wird massive negative Konsequenzen nach sich ziehen, nämlich für Wien, für uns alle, für die Steuerzahler, für die Bürger in Wien, für die Gebührenzahler! Die letzten Jahre ist der Schuldenstand in Wien schon über 5 Milliarden EUR gestiegen. Sie werden es weitertreiben! Sie werden weiter die Bonität Wiens verringern! Ich sage Ihnen, das Prinzip Hoffnung, nach dem Sie hier agieren, ist einfach nur fahrlässig! Es ist fahrlässig! Sie haben gesagt: „Ich spekuliere nicht. Ich hoffe auf bessere Umwechslungskurse.“ - Das ist interessant. Sie spekulieren zwar nicht, aber Sie hoffen auf bessere Wechselkurse! Was ist denn Hoffen auf bessere Wechselkurse anderes als Spekulieren? Das müssen Sie mir oder uns allen heute hier erklären! (Beifall bei der FPÖ.) Das müssen Sie uns heute hier - dazu haben Sie auch die Gelegenheit - im Plenum, aber auch den Zuschauern, erklären. Faktum ist, Sie haben uns in den letzten Jahren, und es wurde eben vor zwei Wochen evident, in einen Teufelskreis manövriert, aus dem man nicht mehr so leicht herauskommt. Ich erinnere, am 15. Jänner stieg die Frankenschuld von 1,6 Milliarden auf 2 Milliarden. Sie sprechen zwar noch immer von Buchwerten, die auf die Realwirtschaft überhaupt keine Auswirkungen haben sollen, aber, ganz ehrlich, wenn jemand so etwas behauptet, muss ich mich schon fragen: Ist die Person, die so etwas behauptet, für das Amt des Finanzstadtrates überhaupt geeignet? Ich wage, es zu bezweifeln, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ich wage, es zu bezweifeln, dass man mit solchen Aussagen überhaupt noch für dieses Amt geeignet ist! Der Teufelskreis sieht so aus, dass der finanzielle Spielraum natürlich immer kleiner wird. Kein Geld in den Kassen bedeutet, kein Geld für Investitionen! Wir wissen, dass in den letzten Jahren auch die Investitionsquote von 16 auf mittlerweile 13 Prozent der öffentlichen Investitionen heruntergefahren wurde. Da können keine neuen Jobs geschaffen werden. Die Arbeitslosigkeit wird weiter ansteigen, und das in Zeiten der Höchstarbeitslosigkeit in Wien! Das ist leider ein reales Szenario, meine sehr geehrten Damen und Herren, ein Teufelskreis! Natürlich wird man auch in Zukunft - wahrscheinlich nicht vor der Wahl, davon ist nicht auszugehen - mit einer neuerlichen Gebührenbelastung rechnen müssen, die über die Wiener hereinbricht, noch mehr, als es die letzten Jahre der Fall war. Dazu kommt natürlich auch die sinkende Standortattraktivität für Wien. Der Wirtschaftsstandort Wien hat in den letzten Jahren an Attraktivität verloren. Das ist ganz klar messbar. Es gibt immer mehr Unternehmensabsiedlungen. Allein auf Grund der Gebührenerhöhungen und der Konditionen, der Bedingungen, die hier für Wirtschaftstreibende herrschen, ist es immer schwieriger für Menschen, Unternehmen aufzubauen oder ein Unternehmen hier zu halten. Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen! Natürlich wird auch die Armut weiter steigen! All das, was sich in den letzten Jahren schon verschärft hat, wo es mittlerweile schon rekordverdächtige Werte in Wien im Vergleich zu den anderen Bundesländern oder anderen Hauptstädten in Europa gegeben hat, wird sich in Zukunft verschärfen: Arbeitslosigkeit, Armut. Die Standortqualität wird weiter sinken. Das ist das Ergebnis der Finanzpolitik und der Wirtschaftspolitik von Renate Brauner! Das kann sich wirklich nicht sehen lassen! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, Frau Stadträtin, diese verantwortungslose Spekulationspolitik, für die die SPÖ auch steht - die letzten Jahre haben gezeigt, die SPÖ steht für Spekulation -, diese Casinomentalität, diese Zockermentalität, aber auch dieser verantwortungslose Umgang mit Steuergeldern, mit öffentlichen Geldern, mit eigentlich fremden Geldern - wir sind nur Treuhänder dieser Gelder -, diese Geheimnistuerei und auch diese Nichtbereitschaft, Transparenz herbeizuführen, aber andererseits auch diese Beratungsresistenz der Frau Stadträtin und diese Uneinsichtigkeit veranlassen uns, heute hier einen Misstrauensantrag gegen die Frau Finanzstadträtin Renate Brauner einzubringen. Ich hoffe auf die Zustimmung aller, die noch Anstandscharakter und Verantwortungsgefühl hier im Hause haben, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wäre notwendig, hier zuzustimmen! (Beifall bei der FPÖ.) Es hat der Experte Prof Doralt in einem Interview gesagt - ich zitiere: „Ich kann nicht einfach sagen, ich weise diese Verluste nicht aus, weil ich den Kredit verlängern kann. Unternehmer müssten ihre Verbindlichkeiten jetzt in der neuen Höhe ausweisen, auch wenn ihr Kredit noch 30 Jahre laufe. Dies sollte eben auch für Gebietskörperschaften gelten.“ - Herr Doralt hat weiter gesagt: „Es ist Scharlatanerie und unverantwortlich, was hier im Finanzbereich und im Fremdwährungskreditbereich in Wien, aber auch in Niederösterreich veranstaltet wurde und veranstaltet wird.“ - Schämen Sie sich! Auf Kosten der Steuerzahler darf man so etwas einfach nicht durchführen und sich auf so etwas einlassen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Es haben renommierte Experten jahrelang vorgerechnet und vor diesem Szenario auch gewarnt. Auch wir haben oftmals davor gewarnt. Aber Sie verlassen sich anscheinend immer auf einen externen Berater, wie Sie selbst gesagt haben, einen geheimnisvollen, mysteriösen externen Berater, von dem wir heute auch gerne einmal wissen wollen, wer das ist, eine mysteriöse Figur, die Ihnen anscheinend laufend einflüstert, dass hier keine Gefahr besteht, ein externer Berater, der mit der Evaluierung des Finanzmanagements der Stadt beauftragt war und ein Risikomanagement hätte einführen müssen. Genau dieser externe Berater meinte, der Schweizer Franken könnte nie ausbrechen. Das Gegenteil ist leider passiert! Sehr erfolgreich kann dieser externe Berater, dieser mysteriöse Mister X, nicht gewesen sein. Wir stehen leider vor dem Ergebnis dieser desaströsen Beratung und der desaströsen Durchführung! Wir fordern heute nochmals von Ihnen, Frau Stadträtin, völlige Transparenz. Das bedeutet die Offenlegung aller Vertragsinhalte, die Offenlegung aller Konditionen, die Namen und Tätigkeitsfelder der externen Berater, eine ehrliche Risikoanalyse und Risikobewertung des Schuldenportfolios und auch die Offenlegung der Verluste der ausgelagerten Betriebe, weil da überhaupt keine Transparenz besteht! Auch das wollen wir natürlich wissen! Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bringe hier und heute einen Misstrauensantrag ein und bitte um Zustimmung. Es ist wirklich Zeit, endlich für mehr Transparenz und mehr Verantwortung in der Finanzpolitik im wunderschönen Wien! - Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke zum Wort gemeldet. - Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, ich erteile Ihnen das Wort. VBgmin Mag Renate Brauner: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen! Bevor ich auf die insgesamt 27 an mich gestellten Fragen näher eingehe, gestatten Sie mir noch eine nähere Auseinandersetzung mit der, wenngleich spärlichen, aber doch nicht ganz uninteressanten Einleitung zur gegenständlichen Dringlichen Anfrage. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass es zutreffenderweise wohl „Währungsspekulation mit Franken“ - denn nur so ist nämlich eindeutig und auch grammatikalisch richtig ein Bezug zur eigentlichen sachlichen Problematik von Währungsschwankungen, die bei rechtsgeschäftlichem Austausch zwischen zwei voneinander unterschiedlichen Währungen auftreten können, herstellbar und verständlich - anstelle von „Währungsspekulationen in Franken“ lauten müsste, ist es zweitens auch nicht zutreffend, dass die Schweizer Nationalbank ihre Währungspolitik der Bindung des Franken an den Euro aufgegeben hat. Wie in der einschlägigen Medienvermittlung der Schweizerischen Nationalbank vom 15.1.2015 für jeden interessierten Bürger und jede interessierte Bürgerin nachgelesen werden kann, hob sie mit diesem Zeitpunkt den einseitig von ihr angestrebten und angepeilten Mindestkurs des Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro - dieser betrug, wie Sie wissen, 1,20 Franken pro Euro - auf und senkte, nebenbei bemerkt, gleichzeitig den Zins auf minus 0,75. Erläuternd führte die Schweizerische Nationalbank aus, dass der Mindestkurs in einer Zeit der massiven Überbewertung des Franken und größter Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt wurde. Sie vertritt auch die Auffassung, dass der Franken zwar hoch bewertet bleibt, aber die Überbewertung hat sich seit Einführung des Mindestkurses insgesamt reduziert. Wäre der Schweizer Franken tatsächlich, wie Sie es von der FPÖ behaupten, an den Euro gebunden gewesen, hätte es gar keine Währungskursschwankungen, und zwar weder nach oben noch nach unten, geben können beziehungsweise dürfen. (GR Dominik Nepp: Doch! Was soll das?) Allein an den jährlichen Ausweisungen der in Schweizer Franken denominierten Fremdwährungsschulden im Wiener Rechnungsabschluss, dies zum, es ist noch nichts bekannt, zum Jahresultimo zum Beispiel im Vergleich der Rechnungsabschlüsse 2012 zu 2013, ist ersichtlich, dass der bei der Bewertung zur Anwendung gelangende Referenzkurs der Europäischen Zentralbank ein unterschiedlicher ist. Eine Bindung des Schweizer Franken lag daher tatsächlich nicht vor. Ich erlaube mir, an dieser Stelle zu bemerken, dass auch diese Informationen aus dem Wiener Rechnungsabschluss gezogen werden können oder könnten, wenn man sich damit befassen würde. Werte Kollegen und Kolleginnen, ich ersuche durchaus um Verständnis, dass ich mich noch nicht den eigentlichen Fragestellungen zuwenden konnte, aber die - ich habe es bereits eingangs festgehalten - kurze einleitende Begründung zu dieser Dringlichen Anfrage hat es, wenn man es so ausdrücken möchte, in sich, denn sie strotzt nur so vor unklaren Begrifflichkeiten und nicht zutreffenden Schilderungen. Es geht in dieser Art auch gleich weiter, wenn durch die Formulierung - ich zitiere jetzt: „Durch den Kursanstieg des Schweizer Franken hat Wien durch die Aufnahme von Franken-Fremdwährungskrediten auf einen Schlag rund 300 Millionen EUR mehr Schulden.“, insinuiert wird, Wien habe in jüngster Vergangenheit weitere Fremdwährungskredite aufgenommen. Um Missverständnissen vorzubeugen, halte ich daher zum wiederholten Male fest, dass bereits im Jahr 2011, und damit auch in Wirkung für eben dieses Jahr, die Entscheidung getroffen wurde, keine neuen Finanzierungen mehr in Schweizer Franken vorzunehmen. Lediglich Anschlussfinanzierungen, sogenannte Rollierungen, im Zusammenhang mit Finanzierungen aus Vorperioden wurden und werden durchgeführt. Ab diesem Zeitpunkt erfolgten und erfolgen neue Finanzierungen ausschließlich in Euro. Die Aufwertung des Schweizer Franken ist daher nur für den zu einem beliebigen Zeitpunkt sich errechnenden Buchwert der noch bestehenden Schweizer-Franken-Finanzierungen maßgeblich. Durch die Nichttilgung der bestehenden Fremdwährungsfinanzierungen führt sie zu keinem effektiven finanziellen Verlust! Selbstverständlich verwehre ich mich auch wiederholt und nachdrücklich gegen den von Ihnen erhobenen Vorwurf der Spekulation! Vielmehr kennen Sie die Motive und sachlichen Begründungen und die Beweggründe, die die Stadt in den frühen 80er Jahren bewogen haben, ihre Finanzierungen teilweise in Schweizer Franken durchzuführen. Gerne halte ich die diesbezüglichen und wesentlichen Eckpunkte fest beziehungsweise lege sie erneut dar: Durch die positive Zinsdifferenz kam es zu einem geringeren Zinsaufwand, als wenn der Kredit in der eigenen Währung, damals noch österreichische Schilling, aufgenommen wäre. Bedingt durch den großen Zinsunterschied zwischen Krediten in Schilling und Schweizer Franken hat Wien in der Zeit ab 1984 Vorteile lukriert. Beispielsweise konnte im Jahr 1986 eine 200-Millionen-Schweizer-Franken-Tranche mit einem Zinssatz von 4,75 Prozent abgeschlossen werden. Eine Finanzierung in Schilling hätte damals einen Zinssatz von 7,25 Prozent zur Folge gehabt. Dieser Trend hat sich auch in den 90er Jahren fortgesetzt, zum Beispiel im Jahr 1997. Meine Damen und Herren von der ÖVP, Sie werden sich erinnern, es war in der Zeit, wo wir hier gemeinsam in einer Koalitionsregierung waren. In dieser gemeinsamen Koalitionsregierung mit der ÖVP handelte es sich um eine 150 Millionen Schweizer-Franken- Tranche mit einem Zinssatz von 2,75 Prozent (StR Mag Manfred Juraczka: Das ist alles unbestritten!), während ein Darlehen in Schilling weiterhin einen Zinssatz von rund 5 Prozent mit sich gebracht hätte. Diese deutlich vorteilhafte Zinsdifferenz hat sich auch nach der Einführung des Euro fortgesetzt. So konnte 2003 ein Kredit in der Höhe von 145 Millionen Franken mit einem Zinssatz von 1,47 Prozent abgeschlossen werden. Für einen vergleichbaren Eurokredit wäre damals ein Zinssatz von 3,3 Prozent angefallen. Insgesamt, sehr geehrte Damen und Herren, konnte die Stadt Wien aus Zinseffekten im Zeitraum von 1984 bis 2012 eine Ersparnis von mehr als 700 Millionen EUR erzielen. Wenngleich ich weiß, dass diese Fakten und Zahlen nichts an Ihren Behauptungen ändern werden, kann ich hier weder Spekulation noch eine katastrophale Finanzpolitik, wie Sie es glauben machen möchten, erblicken! Nun komme ich zur Beantwortung der einzelnen Fragen: Frage 1: Auch an dieser Stelle muss ich etwas weiter ausholen beziehungsweise ist ein bisschen Phantasie gefordert, um zu ergründen, was es mit dieser Frage tatsächlich auf sich haben könnte. Auf die ausdrücklich und schriftlich dokumentierte Frage: „Sehen Sie immer noch die Veranlagung und Zusammensetzung des Portfolios als grundsätzlich konservativ und weniger risikoreich an?“, antworte ich selbstverständlich mit Ja. Im gleichen Atemzug halte ich unmissverständlich fest, dass ich hier nach der Veranlagung von Finanzmitteln und nicht der Finanzierung zum Beispiel des Haushaltes der Stadt Wien gefragt wurde. Dazwischen liegen Welten, sehr geehrte Damen und Herren! Während Ersteres zum Beispiel Halten eines Wertpapieres oder eines einfachen Sparprodukts mit Guthabenzinsen bedeutet, geht es bei der Finanzierung um Schuldaufnahme. Letzteres dürften Sie hier im vorliegenden Kontext wohl im Sinne gehabt haben. Drängt sich nur mir hier der Verdacht auf oder ist es tatsächlich so, dass Sie, die mit erhobenem Zeigefinger Empörung über Fremdwährungskredite vorschützen, den Unterschied zwischen Veranlagung und Finanzierung nicht kennen? Selbstverständlich hat sich bei der Zusammensetzung der Veranlagungen - danach wurde ich gefragt - nichts Wesentliches geändert, sodass diese nach wie vor als grundsätzlich konservativ und wenig risikoreich eingestuft werden können. Im vorliegenden Kontext erlaube ich mir auch, auf die Ihnen bekannte Richtlinie für das Finanzmanagement vom März 2014 hinzuweisen, die in Punkt 7 - Veranlagungen ausdrücklich normiert, dass Veranlagungen in den zum Euro unterschiedlichen Währungen unabhängig von der Veranlagungsform grundsätzlich unzulässig sind. Mit anderen Worten: Da die Veranlagungen der Stadt Wien ausschließlich in Euro erfolgen, hat die jüngst bereits oben dargelegte Entscheidung zur Abkehr vom Mindestkurs der Schweizerischen Nationalbank keinerlei Änderungen ergeben. Zur Frage 2: Ich verweise auf meine Ausführungen zur Frage 1 und halte fest, da die Veranlagungen - ich wiederhole, das wurde ich gefragt - der Stadt Wien ausschließlich in Euro erfolgen, hat die jüngste Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank keinerlei Auswirkungen beziehungsweise kann sie gar nicht haben. Zur Frage 3: Nachdem die Bonität die Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit eines Schuldners beschreibt und es keinen Anlass gibt, daran in irgendeiner Art zu zweifeln, denn selbstverständlich kommt die Stadt Wien sämtlichen Zahlungsverpflichtungen, wie auch schon bisher, nach, sehe ich keine Bonitätsveränderung der Stadt Wien. Im vorliegenden Zusammenhang erlaube ich mir auch, auf den Finanzschuldenbericht 2013 zu verweisen, der über die finanzielle Situation der Stadt Wien und die maßgeblichen Verhältnisse, zum Beispiel jenes der Finanzschulden in Relation zum Bruttoregionalprodukt unter Punkt C, Anhang 18, wer es nachlesen möchte, selbstredend den interessierten Lesern und Leserinnen Auskunft erteilt. Zu den nächsten Fragen: Um Wiederholungen zu vermeiden, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen und Kolleginnen, verweise ich auf meine obigen Ausführungen, was Ihre tatsächlich nicht zutreffende Wahrnehmung in Zusammenhang mit der – Zitat: „Entkoppelung der Schweizer Nationalbank vom fixen Schweizer Franken/Euro- Wechselkurs" betrifft. Allerdings kann ich Ihnen die Bemerkung nicht ersparen, dass Ihre Formulierung der Frage 4 wörtlich genommen bedeutet, dass sich zwar die Schweizerische Nationalbank vom fixen Schweizer Franken/Euro-Wechselkurs entkoppelt hätte, also die Bank vom Kurs, während Letzterer, von Ihnen unzutreffenderweise als fix bezeichneter, Wechselkurs von dieser Entkoppelung unberührt wäre. Interpretiere ich als aufrechte Demokratin in Ihre mehr oder weniger verunglückt formulierte Fragestellung wie ich glaube, dass Sie sie eigentlich stellen wollten beziehungsweise sinnstiftend, halte ich fest, solange die ausstehenden Schweizer-Franken-Finanzierungen nicht getilgt beziehungsweise im Sinne von in Euro denominierten Finanzschulden konvertiert werden, gibt es lediglich finanzielle Auswirkungen auf die Zinszahlungen. Unter der Annahme einer linearen Zinsentwicklung würde dies, bei Beibehaltung der derzeitigen Wechselkursrelation, zu Mehrkosten beim Zinsaufwand von zirka 2 Millionen EUR führen. Dieser Mehraufwand macht rund 3 Prozent des gesamten Zinsaufwands aus, der im Rechnungsabschluss 2013 ausgewiesen ist. Die Relation zeigt die überschaubare Größe der Veränderung. Zur Frage 6: Unter Berücksichtigung meiner Beantwortung der 3. Frage, aber auf Grund der Tatsache, dass keine Bonitätsveränderung der beziehungsweise bei der Stadt Wien eingetreten ist, kann es auch hier keine Auswirkungen geben. Zur nächsten Frage: Die Maßnahme der Schweizerischen Nationalbank war, und Sie wissen es, in keiner Weise voraussehbar. Alle namenhaften Experten und Expertinnen und auch die Schweizer Großbanken wurden von dieser Maßnahme überrascht. In der jetzigen Situation sind voreilige Handlungen nicht das Maß der Dinge, sondern ist vielmehr ein besonnenes Vorgehen angezeigt. Beruhend auf den Regelungen des Wiener Landesgesetzes über die risikoaverse Ausrichtung der Finanzgebarung, LGBl für Wien Nr 36/2013, wird die Strategie betreffend die Fremdwährungsfinanzierungen auf Grund der nunmehrigen Ergebnisse und Ereignisse zu evaluieren sein, dies unter Beiziehung von externen Experten. Zu den Fragen 8 bis 10: Ihre Fragestellung wiederum sinnstiftend präzisierend, erlaube ich mir festzuhalten, dass Fremdwährungsfinanzierungen der Stadt Wien nicht durch den Abschluss von derivativen Finanzinstrumenten abgesichert wurden. Durch den lange Zeit gehaltenen Mindestkurs des Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank bei 1,20 war eine Absicherung nicht zielführend. Wie Ihnen auch durch zahlreiche Medienberichte nicht entgangen sein dürfte, haben sich einige Absicherungsinstrumente auf Grund der extremen Marktverschiebungen nach Aufhebung des Mindestkurses als unwirksam erwiesen. (GR Dominik Nepp: Das wäre aber wichtig gewesen!) Zur Frage 11: Ja. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es jedenfalls unvernünftig, aus den Schweizer-Franken- Finanzierungen auszusteigen. Ich verweise auf meine Ausführungen zur Frage 7. Zu den Fragen 12 bis 15: Über bestehende Vereinbarungen zur Gewährung von zum Beispiel Barvorlagen in Schweizer Franken bei Hausbanken der Stadt Wien hinaus bestehen keine Garantien oder andere Verträge zur Schweizer-Franken-Finanzierung. Die Barvorlagen wurden mit österreichischen Banken abgeschlossen und weisen aktuelle Fristigkeiten von einem Monat aus. Das ÖBFA-Darlehen wurde mit einer Laufzeit bis zum 14. Juli 2016 abgeschlossen. Zur Frage 16: Das Kollateralsystem der ÖBFA wurde zum Zwecke der Minimierung des Kreditrisikos, Ausfalls- und Gegenparteirisiko bei Swap-Geschäften, geschaffen. Da die Stadt Wien keine laufenden Swap- oder Derivativgeschäfte hat, ist der Abschluss einer solchen Vereinbarung nicht erforderlich. Zur Frage 17: Der Liquiditätsstand per 27. Jänner 2015 betrug 1,5 Milliarden EUR. In Zusammenhang mit den Fragen 18 bis 21 verweise ich auf die Beantwortung der Frage 7. Ich komme zur Frage 22: Die von mir in der Antragsbeantwortung vom August 2012 angeführte Evaluierung ist in das von mir bereits vorher zitierte Gesetz über die risikoaverse Ausrichtung der Finanzgebarung eingeflossen. Das in Rede stehende Landesgesetz ist mit 1. Oktober 2013 - Sie wissen es, Sie haben es beschlossen - in Kraft getreten. Darauf fußend hat die Wiener Landesregierung die Verordnung über die Ausrichtung der Finanzgebarung, LGBl für Wien Nr 57/2013, erlassen, welche mit 1. Jänner 2014 in Kraft trat. Den unmissverständlichen landesrechtlichen Aufträgen folgend wurde konsequenterweise und kaskadenartig die Strategie für den Abbau der Fremdwährungsfinanzierungen im Dezember 2013 sowie die Richtlinie für das Finanzmanagement im März 2014 fertiggestellt. Letztere wurde aufbauend auf den Ergebnissen der Evaluierung der externen Berater erarbeitet und allen Fraktionen im Rahmen einer Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke zur Kenntnis gebracht. Zur Frage 23: Die Evaluierung wurde vom Finanzberatungsunternehmen Schwabe, Ley & Greiner Gesellschaft mbH begleitet. Zur Frage 24: Die Kosten konnten auf Grund umfangreicher magistratsinterner Vorhaben gering gehalten werden und beliefen sich auf rund 20 000 EUR. Abschließend zu den Fragen 25 bis 27: Aufgabe der Evaluierung war die Analyse des Risikomanagementprozesses in der Finanzverwaltung. Die genannte Fragestellung war, wie Sie auch aus den Anfragebeantwortungen im Jahr 2012 erkennen können, nicht Aufgabe der Evaluierung. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und habe damit alle Fragen beantwortet. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, ich bedanke mich für die Beantwortung. Bevor wir zur Debatte kommen, möchte ich mitteilen, dass sich Frau Mag Feldmann seit ungefähr einer halben Stunde entschuldigt hat und an der Sitzung nicht mehr teilnehmen wird. Gleichfalls entschuldigt hat sich Mag Ebinger, der allerdings um etwa 17 Uhr wieder zurückkommen wird. Ich sage das nur des Protokolls wegen, damit wir dann auch bei der Abstimmung ausreichende Vorkehrungen getroffen haben. Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr StR DDr Schock zum Wort gemeldet. - Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass für ihn und die anderen Redner die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. - Bitte schön. StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Frau Stadträtin, Sie haben heute mehrfach gesagt, es ist diese Entwicklung des Schweizer Frankens völlig unvorhersehbar für Sie passiert und keiner hat das gewusst, keiner hat das Risiko irgendwie erahnt. Frau Stadträtin, ich möchte Ihnen aus einer Anfrage der Wiener Freiheitlichen aus dem Jahr 2012 kurz zitieren. Da haben die GRe Gudenus, Stark und Kappel damals eine schriftliche Anfrage an Sie eingebracht. In der Begründung dieser Anfrage haben wir damals geschrieben: „Auch wenn der gegenwärtige Zeitpunkt nicht günstig erscheint, schlummern viele Risken in den Büchern und daher stellt sich für uns die Frage,“ - Frau Stadträtin, das haben wir 2012 geschrieben – „ob man nach der alten Weisheit ‚Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende‘ nicht sämtliche Positionen liquidieren sollte.“ - Frau Stadträtin, das haben wir 2012 in einer schriftlichen Anfrage an Sie formuliert. Wir haben dann weiter geschrieben: „Eine Reduktion der Risken raus aus dem Franken würde natürlich die Zinsbelastung erhöhen.“ Und wir haben damals geschrieben, Frau Stadträtin: „Auch wenn es äußerst unpopulär erscheinen mag,“ - haben wir damals in dieser Anfrage geschrieben – „ist es unserer Ansicht nach zwingend erforderlich, entsprechende Maßnahmen einzuleiten!“ - Zwingend erforderlich, entsprechende Maßnahmen einzuleiten, haben wir schon 2012 gesagt. Ich meine daher, Frau Stadträtin, hätten Sie damals schon auf uns gehört, hätten Sie uns 340 Millionen EUR neue Kursverluste erspart! Sie hätten uns 340 Millionen EUR erspart, wenn Sie nur einmal auf uns gehört hätten, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Aber jetzt zur Sache mit den Buchverlusten: Sie haben heute wieder gemeint, in Wahrheit ist das alles kein Verlust, ist nicht cash-wirksam. Hören wir einmal auf den Rechnungshof. Der Rechnungshof hat Ihre Politik geprüft und schreibt, das Risiko, reale Verluste zu erleiden, bliebe doch weiterhin bestehen, wurde auf künftige Finanzjahre verschoben. Das ist auch jedem mit Hausverstand klar, Frau Stadträtin! Mit Ihren Buchverlusten machen sich schon die Journalisten über Sie lustig! Bekommen Sie das nicht mit? Da hat etwa auf Twitter der Journalist Armin Wolf geschrieben: „Hab mal Nokia-Aktien beim Kurs 44 gekauft, heute 6 wert.“, also von 44 auf 6 hinunter. Dort schreibt Armin Wolf weiter: „Null Problem, hab zwar die Aktie noch immer, aber es sind ja nur Buchverluste!“ - Frau Stadträtin, mit Ihrer Argumentation sind Sie doch nicht mehr glaubwürdig! Da nimmt Sie doch keiner mehr ernst! Da machen sich sogar schon die Journalisten über Sie lustig! Ich meine daher, hören Sie doch endlich auf, von diesen Buchverlusten zu reden, hören Sie auf, uns alle für dumm zu verkaufen, und stehen Sie doch einmal zu Ihrer Verantwortung, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Aber das ist in Wahrheit genau der Grund, warum Sie sich so gegen die Doppik wehren, weil in einer doppischen Buchhaltung müssten Sie diese Verluste ausweisen. 330 Millionen alte Buchverluste und 340 Millionen neue Verluste, allein im Jänner durch diesen Kurssturz, also insgesamt 700 Millionen Kursverluste, für die Sie verantwortlich sind und die Sie in einer Buchhaltung natürlich ausweisen müssten! Das sagen Ihnen die Experten, alle Rechnungslegungsexperten. Es ist heute schon erwähnt worden, das hat Ihnen auch Prof Doralt, der Experte für Rechnungslegung in Österreich, vorgehalten. Er hat gesagt, was Sie machen, ist Scharlatanerie, Frau Stadträtin, und es ist unverantwortlich! Ihre Vorgangsweise ist unverantwortlich, sagt Prof Doralt! Meine Damen und Herren, wir wissen, das ist in Wahrheit der Grund, warum Sie sich gegen die Doppik wehren, weil Sie dann glauben, sich über diese Kursverluste hinwegschwindeln zu können! Ich meine daher, hören Sie auf mit diesem Märchen von der Transparenz, das Sie heute wieder erzählt haben! Wir kennen Ihre Absicht, die Verheimlichung, die Vertuschung! Wir kennen Ihr Motiv! Wir lassen uns in diesem Gemeinderat nicht mehr für dumm verkaufen, Frau Stadträtin! (Beifall bei der FPÖ.) Aber jetzt zu den Rechenkünsten der Frau Stadträtin, die immer versucht, ihre Verluste wegzurechnen. Ihr fällt immer etwas Neues ein, wie sie diese Verluste wegrechnet. Da haben Sie gemeint, das stimmt alles nicht, eigentlich haben wir 700 Millionen EUR Gewinn gemacht. Sie haben heute in der Anfragebeantwortung wieder gesagt, wir haben 700 Millionen EUR Gewinn gemacht. Aber, Frau StRin Brauner, ich frage Sie: Warum haben Sie die Frage 7 nicht beantwortet? Warum haben Sie unsere Frage 7 ausgelassen? (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Hätten Sie aufgepasst! Sie ist eh beantwortet worden!) - In der Frage 7, Frau StRin Wehsely, ist nämlich genau diese Frage gestellt, wie die Gesamtrechnung ausschaut! Die Gesamtrechnung schaut so aus, in Ihrer Rechnung 700 Millionen Gewinn, aber allein 700 Millionen Verluste, die Sie jetzt eingefahren haben. Unterm Strich sind wir daher bereits an der Nulllinie, sind wir daher bereits im Minus! Genau das haben Sie uns heute verschwiegen! Sie haben bewusst die Frage 7 nicht beantwortet! Sie wollen uns das verschweigen, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Aber jetzt noch zu den Fragen der Gewinne Ihrer Rechnung, weil Sie das immer wegrechnen wollen: Ich frage Sie, Frau Stadträtin: Wer hat denn diese Gewinne gemacht? Waren Sie das? War das die StRin Brauner? Es waren die StRe Mayr und Edlinger, die damals Gewinne erwirtschaftet haben. Aber seitdem Sie im Amt sind, Frau StRin Brauner, gibt es nur Verluste! Sie stellen sich dann selbst hin und sagen, Sie selbst haben zwar nur Verluste erwirtschaftet, aber wenn Sie die Gewinne Ihrer Vorgänger einrechnen, ist es gar nicht so schlecht, Frau Stadträtin, und Sie haben Beispiele aus dem Jahr 1986 genannt. Wer war denn da Stadtrat? Waren da Sie Stadträtin? Das war der alte Hans Mayr. Sie haben von 1997 gesprochen. Da war es die Finanzstadträtin Ederer. 2003 war es Sepp Rieder. Das waren alles Ihre Vorgänger, die Gewinne erzielt haben. Aber seitdem Sie im Amt sind, gibt es nur Verluste! Wenn Sie das alles aufrechnen und sagen, eigentlich sind Sie eh hoch weis und in Summe immer noch bei der Nulllinie, dann ist das eine Chuzpe, Frau Stadträtin! Ich meine daher, hören Sie auf, Ihre Verluste wegzurechnen! Wir lassen uns hier keine Märchen mehr auftischen! Sie allein sind an 700 Millionen EUR Verlust der Stadt Wien schuld, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Eine Doppik, eine ordentliche Buchhaltung, würde auch verlangen, Frau StRin Brauner, dafür Reserven aufzubauen, Rücklagen aufzubauen, die diesen Kursverlust dann abdecken können, wenn er schlagend wird, so wie das in anderen Bundesländern üblich ist. Die Kärntner machen das zum Beispiel. Die Kärntner bauen Reserven auf, damit der Verlust einmal abgedeckt werden kann. (GR Mag Thomas Reindl: Bravo!) Jetzt frage ich Sie: Wie hoch sind Ihre Rücklagen? Herr Klubobmann Schicker, wissen Sie das? Wir haben eine Rücklage. Die Finanzverwaltung hat diese Rücklage richtigerweise eingeführt, nur die Frau Stadträtin hat sie nicht dotiert! Wie hoch ist diese Rücklage, Herr Schicker? 15 Millionen EUR. Und wie hoch ist Ihr Verlust, Frau StRin Brauner? 700 Millionen EUR, seitdem Sie im Amt sind. Also, von 700 haben Sie nur 15 Millionen bedeckt! Den Rest geben Sie einfach an Ihre Amtsnachfolger, an unsere Kinder und an unsere Enkel weiter! Frau Stadträtin, weil Sie in der Fragestunde auch gemeint haben, was es denn für eine Wahnsinnsidee der Freiheitlichen ist, Sie kennen niemanden, der jetzt aussteigen will: Frau StRin Brauner, beschäftigen Sie sich denn überhaupt nicht mit den Dingen, was rundherum um unsere Wiener Grenzen passiert? Linz steigt gerade aus dem Schweizer Franken aus. Linz ist bereits zu 50 Prozent draußen. Der Verlust wird natürlich aus dem Linzer Budget bedeckt, wie auch sonst. Und zwar genau jetzt, vor einer Woche, am Donnerstag vorige Woche, Frau Stadträtin, also nach dem Kurssturz im Schweizer Franken, ist Linz zur Hälfte aus dem Franken-Obligo ausgestiegen. Jetzt frage ich Sie, Frau Brauner: Sind die Linzer für Sie finanzpolitische Laien? Hat Ihr Bürgermeister in Linz, der rote Bürgermeister, Herr Luger, überhaupt keine Ahnung von dem Ganzen? Sind Ihre Parteifreunde in Linz, die verantwortlich sind, wirklich alles Narren für Sie? Ich meine daher, meine Damen und Herren, überall steigt man derzeit aus dem Franken aus, nur die StRin Brauner in Wien übersieht die Zeichen der Zeit und will immer noch weiterspekulieren! Ich fordere Sie daher auf, stimmen Sie heute unserem Misstrauensantrag gegen Renate Brauner zu, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Aber das ist genau das Schicksal des Spielers, wenn man zu spekulieren beginnt und dann anfänglich Gewinne macht, wie es bei uns genau der Fall war. Mayr, Edlinger haben Gewinne gemacht und der Spieler kommt dann natürlich auf den Gusto und spielt weiter. Aber das Schicksal des Spielers ist, und das ist fast schicksalhaft, natürlich macht der Spieler dann irgendwann Verluste. Das Schicksal des Spielers ist, Frau Brauner, und in dieser Situation sind Sie jetzt, Sie haben gespielt, Sie haben Verluste gemacht, aber Sie können nicht damit aufhören. Der Spieler hat dann nicht die Kraft auszusteigen. Genau in dieser Situation sind wir jetzt. Sie versuchen, wie alle anderen Spieler auch, den Verlust schönzureden, wegzureden, und Sie wollen in der trügerischen Hoffnung weiterspekulieren, dass Sie irgendwann einmal wieder in die Gewinnzone kommen. Das haben Sie heute wieder gesagt, dass sich der Kurs langfristig erholen wird und alle Experten auch sagen, dass Sie da auf der richtigen Seite sind. Aber da frage ich mich schon, meine Damen und Herren: Welche Experten sind das wirklich? Sind das die gleichen, die die Frau StRin Brauner schon bisher beraten und ihr gesagt haben, sie soll im Franken bleiben? Frau Stadträtin, welche Experten sind das wirklich, an die Sie glauben? Die Ihnen das bisher schon geraten haben, im Franken zu bleiben? Dann würde ich an Ihrer Stelle auf diese Experten nicht mehr vertrauen, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Aber, meine Damen und Herren und Frau Stadträtin, wie schaut denn das Risiko wirklich aus, das Risiko, das Sie immer wegdiskutieren, das Risiko, dass der Franken weiter aufwertet und dass der Euro immer schwächer wird? Frau Stadträtin, ich darf Ihnen nur einige Schlagzeilen aus der Wirtschaftspresse der letzten Tage zum Franken vorlesen: „Die Wahlen in Griechenland und das Staatsanleihen-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank schaffen aus der Sicht internationaler Anleger ein Klima der Unsicherheit.“ Oder weiter: „Am Devisenmarkt hat die Geldspritze der EZB bereits gewirkt. Der Euro fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren.“ - Der Euro fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren! - Die Fachpresse weiter: „Die Flucht in den Franken dauert an. Reiche Ausländer tauschten vergangene Woche Milliardenbeträge.“ Und schließlich die Fachpresse: „Strafzinsen können Flucht in den Franken nicht stoppen.“ - Das heißt, Frau Stadträtin, das Risiko, dass der Franken noch weiter aufwertet, ist hoch, aber die Schweizer Nationalbank interveniert bereits wieder am Devisenmarkt. Die Schweizer wollen eine noch stärkere Aufwertung des Franken verhindern. Frau StRin Brauner, wir haben daher ein Zeitfenster. Wir haben daher vielleicht ein sehr kurzes Zeitfenster, um wenigstens unsere Verluste zu minimieren! Ich meine daher, meine Damen und Herren, der Schaden, den diese Stadträtin mit ihrer Spekulation angerichtet hat, ist hoch genug, 700 Millionen EUR. Ich meine daher, hören Sie doch auf uns! Es ist wirklich an der Zeit zu handeln! Steigen wir aus dem Franken aus! Beenden wir endlich diese Spekulation! Meine Damen und Herren, die Spekulation der StRin Brauner muss jetzt beendet werden! Ich fordere Sie auf, stimmen Sie heute unserem Misstrauensantrag zu und bereiten wir diesem Trauerspiel ein Ende, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Aber es ist das Wiener Budget unter Renate Brauner in den letzten Jahren insgesamt völlig außer Kontrolle geraten, eine Entwicklung, die unter ihren Amtsvorgängern, von Hans Mayr bis hin zu Sepp Rieder, in dieser Dimension eigentlich völlig undenkbar gewesen wäre, dass sich das einmal so entwickelt! Schauen wir uns das einmal an, Frau Stadträtin: 5 Milliarden EUR Rekordschulden, eine Vervierfachung in Ihrer Amtszeit und jetzt auch noch 700 Millionen EUR Spekulationsverluste, die nur Sie zu verantworten haben! Das ist die Bilanz der StRin Brauner! (GR Mag Wolfgang Jung: Sag ihr das noch einmal! Vielleicht hört sie es dann!) Jetzt frage ich Sie, Frau Stadträtin, meine Damen und Herren: Wie soll man das denn anders bezeichnen, wie soll man das denn anders nennen als eine völlig verantwortungslose Schuldenwirtschaft? (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Ich meine daher, meine Damen und Herren, die Entwicklung im Schweizer Franken ist der letzte Beweis dafür, diese Stadträtin hat die Finanzen der Stadt herabgewirtschaftet. Es ist daher für Wien sehr gut, dass ihre Amtszeit endet. Sie hat in ihrem Ressort in Wahrheit einen einzigen Scherbenhaufen hinterlassen, meine Damen und Herren! Wir sind bereit, diesen Scherbenhaufen endlich aufzuräumen und die Verantwortung in Wien zu übernehmen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bevor ich das nächste Wort erteile, gestatten Sie mir, dass ich diese ernsthafte Debatte etwas unterbreche, einen Blick auf die Galerie werfe und, hier darf ich es sagen, die Freundinnen und Freunde der Wiener SPÖ-Bildung sehr herzlich hier im Gemeinderat begrüße. - Schön, dass ihr da seid! (Allgemeiner Beifall.) Wir fahren fort mit den Wortmeldungen. Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Mag Neuhuber. - Ich erteile es ihm. GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Hohes Haus! Meine Damen und Herren auf der Galerie! Jetzt habe ich fast ein bisschen Sorge nach der Rede vom Kollegen Schock, dass Sie nach meiner Rede überlegen werden, wer von wem abgeschrieben hat, der Neuhuber vom Schock oder der Schock vom Neuhuber. Es ist heute einiges, das sich deckt. (VBgmin Mag Renate Brauner: Das hätte man Ihnen aber nicht zugetraut!) Es ist eher ungewöhnlich, aber offensichtlich sind wir uns in der Beurteilung in einigen Teilen in der Analyse doch sehr ähnlich. Ich beginne mit einem Zitat der Frau StRin Brauner aus der „Wiener Zeitung“ vom 11. Dezember 2013: „,Die Forderung der Opposition nach einem Ausstieg ist der Zwang zum Unsinn, dem wir uns sicherlich nicht unterwerfen‘, betont Brauner. ‚Bei einem Ausstieg‘“ - gemeint ist der Schweizer Franken – „,würde man nämlich sofort gegenwärtige Verluste realisieren. Bei einem späteren Ausstieg können hingegen sogar noch Gewinne lukriert werden.‘“ - Das war, wie gesagt, am 11.12.2013. 1 EUR war an diesem Tag 1,2219 Schweizer Franken wert. Ich glaube, meine Damen und Herren, das war ziemlich die größte Fehleinschätzung in der Geschichte des Wiener Finanzhaushaltes. Jetzt, gerade einmal 15 Monate später, gestern jedenfalls, ist 1 EUR 1,0245 Schweizer Franken wert. Das ergibt eine Differenz von 0,2 Schweizer Franken, die dem Wiener Steuerzahler - also uns allen - sehr teuer kommt. Gemessen an dem Schuldenstand der Stadt Wien im Schweizer Franken von 1,993 Milliarden, ergibt das eine Differenz aus dem Kursverlust des Euro gegen den Schweizer Franken von damals, aber auch gegenüber dem 31.12., weil das eine ziemlich ähnliche Kursrelation war, von etwa 310 Millionen EUR. Diese 310 Millionen EUR, Frau Finanzstadträtin, gehen zu Lasten aller Wienerinnen und Wiener und Sie tragen dafür die alleinige Verantwortung! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Aber ich bin immer, Sie kennen mich ein bisschen, für eine differenzierte und sachliche Betrachtungsweise. Daher unterscheide ich durchaus zwischen der Zeitrechnung an den Finanzmärkten vor 2008, vor der Lehman-Krise, und danach. Vor 2008 war es durchaus allgemein üblich, da haben Sie recht, Frau StRin Brauner, das haben Sie heute auch schon ausgeführt, dass sowohl Kommunen als auch Firmen als auch private Hausbauer im Schweizer Franken oder sogar im japanischen Yen finanziert haben, nicht zuletzt deshalb, weil vielen das echte Risiko, das hinter einer solchen Fremdwährungsfinanzierung steht, gar nicht bewusst war. Aber nach 2008, meine Damen und Herren, nach Lehman, war wirklich alles anders. Die Weltwirtschaftskrise hat deutlich gemacht, was finanzspekulative Instrumente anrichten können. Dennoch hat die Stadt Wien auch nach 2008 noch Fremdwährungskredite aufgenommen, selbst 2010 noch in der Höhe von hunderten Millionen Euro. Warnungen von Experten und von der Opposition wurden damals wie heute in den Wind geschlagen. Ich möchte daher an dieser Stelle, Frau Stadträtin, wie schon so oft zuvor, in der vergangenen Zeit, mit Ihrem Märchen, dass Sie und die Stadt Wien nicht spekulieren, endgültig aufräumen. Das ist auch von anderen heute schon gekommen. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Nicht nur das Zitat vom Anfang meiner Rede aus der „Wiener Zeitung“, dass sie hofft, mit einem blauen Auge davonzukommen, sondern es war sogar von vermeintlichen möglichen späteren Gewinnen die Rede. - Eine klassischere Fehlspekulation und Fehleinschätzung gibt es gar nicht, meine Damen und Herren! Trotzdem versuchen Sie immer wieder, wie heute auch in der Anfragebeantwortung am Vormittag, vom Versagen abzulenken und den Wienerinnen und Wienern Sand in die Augen zu streuen. Ich zitiere noch einmal aus der „Wiener Zeitung“ vom Dezember 2013: „,Tatsache ist, dass die Stadt Wien nicht spekuliert hat, nicht spekuliert und auch keine Verluste geschrieben hat, im Gegenteil‘, betont Finanzstadträtin Brauner.“ Ich meine, dass sich schon verschiedenste Journalisten mit Ihrer Sichtweise der Dinge auseinandersetzen, wie eben der bereits erwähnte Armin Wolf. Das haben wir heute schon gehört. Er sagte auf einen angeblich Ihnen zuzuschreibenden Satz - heute hat er das relativiert, ich weiß es nicht, das müssen Sie sich mit dem Armin Wolf austwittern -, Sie hätten gemeint, Sie spekulieren nicht, Sie warten auf bessere Zeiten. Armin Wolf dazu - das Zitat des Tages: „Eine knappere Definition von Spekulation, als wir hoffen auf bessere Kurse, habe ich eigentlich noch nie gehört.“ Zur Abwechslung darf ich mich jetzt auch einmal selbst zitieren, Rede im Landtag zum Thema Spekulationsverbot vom 27. Juni 2013 - Neuhuber, O-Ton: „Derzeit wird der Schweizer Franken rolliert, also vor sich hingewälzt. Zinsen zahlen, aber wir wechseln nicht zurück. Das ist wieder eine Spekulation. Ich möchte mit dem Mythos aufräumen, dass die Stadt Wien nicht spekuliert. Finanzieren in einer Fremdwährung ist Spekulation, Spekulation über Markt, Spekulation über das Verhalten der Bank, Spekulation über das Verhalten der Schweizer Regierung, der Schweizer Bundesbank, der Europäischen Zentralbank und Spekulation darüber, dass kein österreichisches oder europaweites Gesetz kommt.“ - Nicht ganz unprophetisch damals, als ich gesagt habe: „Spekulation über das Verhalten der Schweizer Bundesbank.“ Ganz unrecht habe ich da wohl nicht gehabt, Frau Finanzstadträtin. Mit der Schweizer Bundesbank sollte man sich nicht verspekulieren. Oder eine andere, relativ unverdächtige Quelle, ein fachlich sehr versierter Kommentar über das Rollieren von Krediten und die Neuaufnahme von Schweizer Franken aus einem Blog von Martin Margulies, der Blogger sagt dort: „Ich betrachte diesen Text als Lobbying für die Vernunft. Bitte, liebe Leser, verabschieden Sie sich an dieser Stelle von der Vorstellung, dass der neue Kredit irgendetwas mit dem alten zu tun hätte. Technisch gesehen hat die Stadt Wien am Tag X 2012 Geld gebraucht und entschieden, einen Frankenkredit aufzunehmen, weil man meinte, der Kurs würde sich aus Sicht der Stadt positiv entwickeln und der Franken würde billiger werden. Das ist Spekulation und nichts anderes. Hätte man sich am Tag X gegen diese Spekulation entschieden - es war ja versprochen, dass die Frankenkredite abgebaut werden -, wäre der Verlust am 15.1.2015 nicht eingetreten. Diejenigen, die die Entscheidung getroffen haben, haben hunderte Millionen Euro verspekuliert und tragen dafür die Verantwortung.“ - Das ist nicht mein Zitat, das ist, wie gesagt, aus dem Blog von Martin Margulies. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Nicht von mir!) - Nicht von dir, aber aus deinem Blog. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Von Alexander Wacker, glaube ich, ist das!) - Das ist die öffentliche Meinung und trotzdem sagen Sie noch immer, Sie spekulieren nicht. Dem Blogger kann ich nur zustimmen. Warum rolliert man denn? Warum schiebt man denn vor sich her? Doch nicht deshalb, weil es so schön und lustig ist, einen Haufen Schulden vor sich herzuschieben! Man hofft auf bessere Kurse in der Zukunft. Das ist das Wesen der Spekulation! (Beifall bei ÖVP, FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Ich bin auch, weil wir das heute in der Anfragebeantwortung gehabt haben, Zweitbuchbesitzer, aber ich zitiere jetzt nicht aus meiner Bibliothek, sondern ich zitiere aus Wikipedia, Begriffsdefinition Spekulation: „Jemand kauft/verkauft eine Sache oder ein Wertpapier, weil er annimmt, dass dieses in absehbarer Zeit im Wert steigt/sinkt, mit dem Ziel, es nach der Wertsteigerung gewinnbringend zu verkaufen.“ - Was ist dann das Rollieren anderes als Spekulation? Spekulation ist nur ein Begriff, meine Damen und Herren! Ich verstehe nicht, Frau Brauner, warum Sie sich so dagegen wehren! In der Realwirtschaft könnte man auch sagen, Spekulation ist die Hoffnung auf Gewinn. Mit Verlaub, das ist für mich gar nichts Schlechtes. In der Marktwirtschaft ist die Aussicht auf Gewinn ein ganz wichtiges Antriebselement. Der Grund, warum ich mich diesem Begriff so widme, ist nur, weil ich endlich mit diesem Märchen, dass Sie nicht spekulieren, Schluss machen will, meine Damen und Herren. Es ist ein ganzes Märchenbuch, was Sie uns da auftischen! Das ist das Märchen von der Stadt Wien, die nicht spekuliert. Es ist das Märchen vom ewigen Rollieren, wie schon gesagt. Irgendwann wird es so weit sein und wir werden zurückwechseln müssen, siehe das Gesetz über die risikoaverse Ausrichtung der Finanzgebarung. Demzufolge sollten wir bis Ende März 2016 die Positionen in Schweizer Franken glattstellen. Ich weiß schon, darin steht wenn und aber, und man kann es noch verschieben. Der Schuldenstand bleibt aber letzten Endes immer der gleiche, meine Damen und Herren. Nur Zinsen müssen wir momentan zahlen. Und wenn sie nicht gestorben sind, so heißt es im Märchen, dann rollieren sie noch heute. Ein weiteres Märchen, mit dem ich aufräumen will, meine Damen und Herren, hat am 15. Jänner 2015 ein dickes Ende gefunden. Sie werden nicht müde zu sagen, dass die Stadt Wien in Summe seit 1984 aus der Differenz der Zinsen von Euro, zuvor noch Schilling, gegenüber Schweizer Franken, dem sogenannten Spread, hunderte Millionen gespart hat. Abgesehen davon, dass wir uns heute leider mit dem bereits ausgegebenen Geld von damals nichts mehr kaufen können und sich auch keine Schulden tilgen lassen, wie sieht es denn wirklich aus? Auch das hat der Kollege Schock vorhin schon zitiert. Das ist, glaube ich, die berühmte Frage 7. Die Frage 7, die nicht beantwortet wurde, wird in die Annalen eingehen. Man findet das ähnlich im Strategiepapier, aber auch in einer Anfragebeantwortung. Ich zitiere wiederum: „Zudem darf ich nochmals darauf hinweisen, dass bei effektiver Durchrechnung aller Fremdwährungsfinanzierungen die Gesamtersparnis seit 1984 insgesamt rund 716 Millionen EUR beträgt. Legt man diese Gesamtersparnis auf alle derzeit ausstehenden Schweizer-Franken-Finanzierungen um, ergibt sich ein Break-Even-Kurs“ - bitte aufpassen, meine Damen und Herren – „von 1,0079 Schweizer Franken.“ Wenn ich es richtig verstehe, meine Damen und Herren, dann pendeln wir im Wesentlichen jetzt um diesen Break- Even-Kurs herum. Nur kurz zur Illustrierung, ich gehe nicht davon aus, dass alle hier im Saale immer gleich in der Früh die neueste Notierung des Schweizer Frankens lesen: Der schlechteste Kurs am 15.1. in der Euro/Schweizer Franken-Relation war bei 0,85. Der Break-Even-Kurs liegt bei 1,0079. Wir sind derzeit wieder bei 1,02 bis 1,03. Das heißt nichts anderes, als dass die ganzen Reserven, ist gleich Ersparnisse, aus diesen Schweizer-Franken-Krediten aus der Vergangenheit aufgebraucht sind, meine Damen und Herren! Märchen zu Ende! (Beifall bei ÖVP, FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Natürlich kann keiner prognostizieren, wie sich der Schweizer Franken in den nächsten Monaten und Jahren wirklich weiterentwickeln wird, aber eine echte Erholung der Eurozone ist nicht abzusehen. Sonstige weltweite politische und wirtschaftliche Unsicherheiten unterstützen eher den Drang in die als sicher geltende Schweizer Währung. Ich habe mir in den letzten Tagen verschiedenste Szenarien von Investmentbanken durchgelesen. Die am meisten gültige Einschätzung für den Schweizer Franken ist, dass er in der nächsten Zeit, 12 bis 24 Monate, in einer Bandbreite zwischen 0,90 und 1,10 pendeln wird. 1,10 wäre, so die allgemeine Meinung, der sogenannte Fair Value, aber nicht mit eingerechnet allfällige Krisen oder psychologische Ereignisse. Eine Rückkehr zu einem Kurs von 1,20, wie vor 15.1., schließen praktisch alle Analysten vor 2018 aus. Wie wir aus der Vergangenheit gesehen haben, siehe Beispiel 2013 und heute, Aussagen Brauner, sollten wir immer mit dem Schlimmsten rechnen, was redliche Kaufleute übrigens auch tun. Ich denke daher, die Stadt Wien tut gut daran, ihre jahrzehntelange Spekulation mit dem Schweizer Franken nun endlich zu beenden, und zwar, das konzediere ich, nicht ruckartig und abrupt, sondern in besonnener Art und Weise. Ich denke weiter, wir sollten dabei nicht bis März 2016 warten. Beginnen wir jetzt, meine Damen und Herren, den Schweizer Franken sukzessive, nach einem noch mit Experten festzulegenden Konvertierungsplan, wieder auf Euro umzuwechseln. Ich stelle daher den entsprechenden Antrag, der da heißt: „Der Wiener Gemeinderat fordert die zuständige amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke auf, die bestehenden Fremdwährungsfinanzierungen in Schweizer Franken der Stadt Wien nicht überstürzt, aber stufenweise in Teilvolumina binnen fünf Jahren in Euro zu konvertieren. In dieser Hinsicht mögen die entsprechenden Schritte für eine möglichst baldige Umsetzung in die Wege geleitet werden.“ Der Ordnung halber: Ich bringe diesen Antrag mit meinen Kollegen Aichinger, Walter und Leeb ein. (Beifall bei der ÖVP.) Kommen wir nochmals auf die Fehlspekulation und die falsche Einschätzung der Lage zurück, Frau Brauner. Ich weiß schon und gebe zu, im Nachhinein ist es immer viel leichter für den Propheten. Aber hätten Sie auf die Opposition gehört - wie heute schon dargestellt, auf die Freiheitlichen, die gesagt haben, besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, oder auf uns, da gibt es auch entsprechende Zitate, die ich jetzt auf Grund der Zeit nicht mehr bringe -, dann hätten wir uns all das ersparen können, meine Damen und Herren! Ein weiterer Aspekt, über den wir in diesem Haus schon oft diskutiert haben und der auch in diese Schweizer- Franken-Verlustthematik hereinspielt, ist die Frage, wie man mit der Rechnungslegung des Haushaltes umgeht: Kameralistik oder Doppik? Ich bin seit über 25 Jahren Kaufmann, ich muss mit meiner Firma bilanzieren. Für mich ist es völlig natürlich, dass ich derartige Währungsverluste in meine Bilanz aufnehmen könnte. Ich vermute, dass einer der Gründe, warum wir rollieren, rollieren und rollieren, auch der ist, dass man es auf diese Weise nicht ausweisen muss. Meine Damen und Herren, ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt! Doralt möchte ich jetzt nicht überzitieren, der Doyen des Finanzrechts ist ja heute schon zwei Mal zitiert worden. Aber wenn er sagt, dass dieser Umgang mit den Franken unverantwortlich und Scharlatanerie sei, meine Damen und Herren, dann sollte man sich das schon ins Stammbuch schreiben! Das ist für mich Anlass, eine jahrelange Forderung der Wiener ÖVP auch in Form eines Antrags einzubringen. Sie wissen, wir möchten eine Umstellung von der kameralistischen Haushaltsführung auf die Doppik. Ich bringe da folgenden Beschlussantrag ein: „Der Gemeinderat der Stadt Wien spricht sich für eine Wiener Haushaltsreform und Einführung des doppischen Rechnungswesens aus.“ Wieder mit denselben Kolleginnen und Kollegen wie zuvor. (Beifall bei der ÖVP.) Im Übrigen freue ich mich - das scheint ein bisschen was zu bewegen - über den heutigen Beschluss- und Resolutionsantrag von Grün und Rot betreffend eine Haushaltsrechtsreform. Wir werden diesem Antrag durchaus zustimmen, aber ich habe auch unseren eingebracht. Ich würde sagen, in der Sache, wenn es um so viel Geld geht, ist doppelt gemoppelt besser. Ich möchte mich nun abschließend natürlich auch noch ein bisschen der Rolle der GRÜNEN widmen. Ich stehe nicht an zu sagen, dass es offensichtlich einen positiven Einfluss der GRÜNEN auf die Sozialdemokratie in Wien gegeben hat. Wie wäre das Fehlen zusätzlicher Frankenkreditaufnahmen seit 2010, also seit der Zeit der Koalition, anders zu interpretieren? Aber in der Frage der darüber hinausgehenden Limitierung des Risikos konnten Sie von den GRÜNEN, meine Damen und Herren, sich leider nicht durchsetzen. Ich verstehe durchaus, dass es glaubwürdigen Spekulationsgegnern wie Finanzsprecher Martin Margulies in diesem Biotop äußerst schwer fallen muss, sich selbst treu zu bleiben. Ich sehe, Margulies bloggt wieder zu den Finanzen. Ich zitiere einen anderen Blogger seines Blogs, den Finanzexperten Alexander Proschofksy, Schreck vieler Hauptversammlungen: „Wo bitte ist der Sinn in weiteren Frankenkreditaufnahme in diesem Umfeld außer in einer puren Währungsspekulation auf Steuerrisiko?“ Nur darin, „dem Steuerzahler erzählen zu können, dass verlorenes Geld nicht weg ist, es in ihren Budgets nicht vorkommt.“ Daraufhin Martin Margulies: „Ich bin mir dessen bewusst, dass eine Entscheidung die ‚Verluste nicht zu realisieren‘ sondern ‚im Franken zu bleiben‘ spekulativen Charakter in sich trägt.“ Das ist zwar ein bisschen gespreizt (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Nein, ist so!), aber es ist wesentlich klarer und ordentlicher als von der Frau Finanzstadträtin. Da können Sie sich beim Kollegen Margulies durchaus ein Scheibchen abschneiden, was die Wahrheit betrifft, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Ein anderer Blogger: „Im Gegensatz zu Martin Margulies bin ich schon der Meinung, dass das Beispiel mit dem Casino gut passt. Man hätte das Casino wiederholt mit Verlusten verlassen können, hat sich aber immer wieder entschieden weiterzuspielen, um den Verlust aufzuholen. Und man hat weiter verloren.“ Meine Damen und Herren von den GRÜNEN! Sie haben viereinhalb Jahre Zeit gehabt, den Umstieg vom Schweizer Franken in den Euro durchzusetzen und das damit verbundene Risiko von den Wienerinnen und Wienern abzuwenden. Wie wir jetzt selbst sehen, ist das nicht ausreichend geschehen. Aber Durchsetzungsfähigkeit - siehe Wahlrecht - scheint auch nicht die absolute Stärke der GRÜNEN zu sein. (GR Mag Wolfgang Jung: Außer bei der Mariahilfer Straße!) Dieses Debakel haben Sie, da Sie mit in der Stadtregierung sitzen, meine Damen und Herren von den GRÜNEN, schlicht und einfach mitzuverantworten. Unterlassene Hilfeleistung ist bekanntlich auch eine Straftat! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich komme zum Schluss wieder zurück zur Wiener SPÖ. Was schon augenfällig ist, meine Damen und Herren - und das kann ich Ihnen nicht ersparen -, ist Ihre Doppelzüngigkeit. Wie oft haben wir in den letzten Jahren hier Zeter und Mordio gehört gegen die weltweiten Finanzspekulanten! Das kann ehrbar sein, und da wollen wir jetzt nicht darüber diskutieren, ob das stimmt oder nicht. Aber: Sie handeln nur anders, als Sie reden, wie wir jetzt wieder sehen. Sie spekulieren seit Jahren mit dem Geld der Wienerinnen und Wiener. Da gibt es heute mein letztes Zitat, meine Damen und Herren, den Hans Rauscher, der gesagt hat: „Die Sozialdemokratie ist genauso gut im Produzieren von spekulationsgetriebenen Finanzkatastrophen wie die ‚neoliberalen‘ Zocker, vor denen sie immer warnt.“ So schaut es aus, wenn man Ihnen den Spiegel vorhält, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich GR Dipl-Ing Margulies. Ich erteile es ihm. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist der Politik geschuldet, dass es in Situationen, wie sie gegenwärtig stattfinden, nicht möglich ist, eine objektive und sachliche Diskussion über eine unangenehme Situation zu führen, insbesondere - und ich finde es ja nett, dass Sie mich zitiert haben, Kollege Neuhuber, als jemand, der immer gegen Spekulation aufgetreten ist - wenn der Vorwurf von zwei Parteien kommt, die in ihrer jüngeren Geschichte alle Positionen in dieser Frage schon vertreten haben, sodass es ein Leichtes ist, im Nachhinein zu sagen (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung): Das habe ich schon irgendwann einmal gesagt. Ja, es stimmt, Sie haben beide schon einmal gesagt: Raus aus den Fremdwährungskrediten! Sie haben beide gesagt: Keine Spekulation! Sie haben beide gesagt: Kein Cross Border Leasing! Sie haben alle beide genau das Gegenteil auch schon gesagt. Es ist leicht im Nachhinein. Ich möchte dennoch erklären, warum ich der Meinung bin - und dazu stehe ich -, spekulativer Charakter und Spekulation ist etwas Unterschiedliches. Und ich möchte gerne sozusagen versuchen, die Position der GRÜNEN in diesem Zusammenhang klarzulegen. (GR Mag Wolfgang Jung: Schwierig!) Punkt 1: Wo Sie sich meines Erachtens tatsächlich irren, und auch ein Vorwurf. Wir haben in der letzten Finanzausschusssitzung vom 15. - oder war es am 16. oder am 19.?, ich weiß es jetzt nicht genau -, nachdem sozusagen die Bekanntgabe der Aufhebung des Minimalkurses von 1,20 von der Frau Stadträtin berichtet worden war, dezidiert zwei Mal die Frage gestellt: Sollen wir bei diesem Kurs schlagartig zurückzahlen? Die VertreterInnen der ÖVP und der FPÖ, dezidiert angesprochen, haben überhaupt nichts dazu gesagt. Da kam kein „Ja, realisieren wir die Verluste.“ (Zwischenruf von GR Mag Alexander Neuhuber.) Es kam überhaupt nichts dazu - das muss man tatsächlich einmal sagen - in einer Situation, wo ich es mir erwartet hätte. Ich kann ja verstehen, dass man politisches Kleingeld auf Kosten aller Wienerinnen und Wiener schlagen will. (GR Mag Wolfgang Jung: ... entschuldigen!) Kollege Jung, weil Sie schon wieder „entschuldigen“ sagen: Hätten wir Ihren Vorschlag gestern, nein, vorgestern befolgt, hätten wir tatsächlich nicht Buchverluste - unangenehm genug -, sondern allein in den letzten 2 Tagen 80 Millionen EUR real realisiert! (GR Mag Wolfgang Jung: Sie wissen genau, dass wir vor zwei Tagen ...) Jetzt steht der Kurs bei 1,04. Wissen Sie, das ist das Problem an der ganzen Geschichte, und da sehe ich auch den Unterschied zur Spekulation, Kollege Neuhuber. Sie haben Spekulation zitiert: Jemand kauft ein Wertpapier, um es gewinnbringend zu verkaufen; ich vereinfache jetzt. Die Stadt Wien hat mit ihrer Kreditaufnahme kein Wertpapier gekauft, sie hat Kredite aufgenommen. Weil die Fremdwährungskredite, wie Sie richtig sagen, vor Ihrer Zeit, in Ihrer Zeit und nach Ihrer Zeit in der Regierung stattgefunden haben und im Großen und Ganzen mindestens fast im letzten Jahrzehnt eigentlich fast nur mehr rolliert wurden, zumindest seit unserer Regierungsbeteiligung, das haben Sie selber gesagt, geht es nicht um Kaufen und um Verkaufen möglichst schnell. (GR Mag Wolfgang Jung: Es gibt auch eine Währungsspekulation, Herr Kollege!) Es geht meines Erachtens darum, für die Wienerinnen und Wiener in der Situation tatsächlich das Bestmögliche und Intelligenteste zu machen. Im Nachhinein sind viele gescheiter, das stimmt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber wer traut sich denn heute angesichts der Situation in der Schweiz - und reden Sie bitte mit den unterschiedlichsten Experten, lesen Sie die unterschiedlichsten Zeitungen, lesen Sie dazu vor allen die Schweizer Zeitungen -, wie der jetzige Wechselkurs - und es ist ja nicht nur der Wechselkurs zum Euro, sondern was in der Schweiz stattgefunden hat, war eine allgemeine Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber im Großen und Ganzen allen relevanten Währungen, und zwar ziemlich gleichmäßig um 20 Prozent. Das ändert sich jetzt wieder ein bisschen. Aber die Folgen und Auswirkungen, und was die Schweiz befürchtet: Nicht umsonst hat die Schweizer Nationalbank den Libor zwischenzeitlich auf -0,9, -1 Prozent gesenkt, was im Übrigen auch - und das sollten Finanzexperten wissen - als Folge hat, dass die Zinsen der Stadt Wien nicht steigen werden trotz 20-prozentiger Kurssteigerung, sondern im Normalfall sinken werden. Das sollten Sie auch wissen und nicht ständig irgendwelche Märchen erzählen! Dann könnten wir eine sachliche Auseinandersetzung darüber führen, wie es denn sinnvoll ist, die Fremdwährungskredite à la longue abzubauen, eine Auseinandersetzung, die stattgefunden hat. Und immer der Stadt Wien vorzuwerfen, es gäbe keine Strategie, nur weil man am Anfang nur die Hälfte aus dem Bericht über den Abbau der Fremdwährungskredite zitiert hat – na, selbstverständlich war es eine Strategie! Es war eine Strategie, die dem Ausschuss präsentiert wurde. Jetzt kann man im Nachhinein von mir aus sagen, man hat die Situation falsch eingeschätzt. Ja, das kann man, ich setzte mich damit gerne auseinander. Aber alle relevanten Banken, alle relevanten Experten haben das Gegenteil gesagt. Trotzdem: Ziel muss es natürlich langfristig sein, die Fremdwährungskredite abzubauen. Aber Ziel muss es doch sein für die Stadt Wien, jetzt nicht 300 Millionen oder, wie Sie sagen, 700 Millionen Verlust zu realisieren! Übrigens etwas, was uns gleich zusätzlich noch beim Innerösterreichischen Stabilitätspaket in die Bredouille bringen würde. Da kommen wir zum Unterschied zu jedem privaten Häuselbauer und auch zur Stadt Linz, die nämlich mit ihren Swap-Geschäften noch ganz andere Risiken gehabt hat und möglicherweise auch deshalb aussteigen musste. Es ist halt ein Unterschied in der Bonität, die die Stadt Wien nach wie vor genießt, weil tatsächlich die Kursänderung vom Franken zum Euro für die Bonität der Stadt Wien genau null Auswirkungen hat. Das wissen Sie! Jeder, der sich mit Finanzen beschäftigt, weiß, dass bei einem Budgetvolumen von 12 Milliarden EUR die 300 Millionen Kursverluste keinerlei Auswirkung auf die Bonität haben, weil sich die Bonität im Großen und Ganzen daraus berechnet, ob man im Verhältnis von laufenden Einnahmen und laufenden Ausgaben Zahlungen und Tilgungen erledigen kann. Das wissen Sie! Sie wissen genauso, dass es in der schwierigen Zeit, als wir 500 Millionen EUR Gebarungsabgang hatten, im Jahre 2010/2011, in der Hochblüte der Wirtschaftskrise, wirklich schwachsinnig gewesen wäre, von den 500 Millionen EUR 300 Millionen EUR zu nehmen und den Banken zurückzugeben. Das war mit der Grund, warum wir als GRÜNE gesagt haben, wir tragen es mit. Dann kommt der Plan des Abbaus, und gleichzeitig passiert in Wien regelmäßig eine Reduktion der Schulden, von 500 Millionen auf 300 Millionen auf 150 Millionen EUR, obwohl die Krise nicht vorbei ist. Das halte ich für unlauter. In diesem Zusammenhang würde ich mir erwarten, wenn wir eine gemeinsame Abbaustrategie entwickeln wollen und wenn Sie mitmachen wollen, dass wir uns gemeinsam dieser Situation stellen und tatsächlich versuchen, das Beste für die Stadt Wien daraus zu machen. - Ich danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag Wolfgang Jung: Die Seele verkauft!) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich GR Dr Aigner. Ich erteile es ihm. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren! Ich möchte da gleich anknüpfen: Ich bin eigentlich immer für gemeinsame Aktionen. Aber gemeinsame Aktionen setzen eben auch eine gewisse Einsicht in die Realitäten voraus. Frau Vizebürgermeisterin! Eine Sache müssen Sie schon auf sich nehmen: Es vergehen keine Budgetrede und keine Rechnungsabschlussrede, wo nicht mehrfach, Mantra-artig die Krise und die sogenannten „neoliberalen“ Verursacher dieser Krise beschworen werden. Manchmal hat man fast den Eindruck: Was täten Sie ohne Krise?! Denn die Krise ist irgendwo das, was vieles andere zudecken kann. Was wir aus den ganzen Debatten lernen können, ist offenkundig Folgendes: Es gibt die gute und es gibt die böse Spekulation. Wenn man selber spekuliert, ist das keine Spekulation: Man wartet auf bessere Zeiten. Wenn andere das tun, dann ist es böse, dann ist es neoliberal, dann ist es furchtbar! Welcher Stein fällt Ihnen aus der Krone, sich hinzustellen und zu sagen: Die 80er, 90er Jahre, da hat es andere Zugänge gegeben, das war die Goldgräberstimmung, da war man ja teilweise wirklich blöd, wenn man nicht mitgemacht hätte. Aber diese Zeiten sind, wie Kollege Neuhuber gesagt hat, seit 2008 definitiv vorbei, und so weiter, das hat sich geändert, und jetzt schauen wir, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen. Das einfach umzudefinieren und zu sagen: „Wir spekulieren nicht, sondern wir warten auf bessere Zeiten.“, das ist ja bestenfalls eine Umschreibung für nämliches Phänomen! (Beifall bei der FPÖ.) Wenn Sie gerade auf die Volkshochschule gehen und dort das Budget erklären, finde ich es auch eine sehr wichtige Aufgabe, dass man dort komplexe Zusammenhänge auch einfach darstellt. Aber was gibt es Einfacheres, als jemandem zu erklären, der sich in einer fremden Währung verschuldet, dass das eine Spekulation ist? Es ist nämlich eine doppelte Spekulation: Man spekuliert darauf, dass sich in der fremden Währung die Zinsen günstiger entwickeln; das ist die erste Spekulation. Und die zweite Spekulation ist, dass sich der Kurs günstiger entwickelt. So ohne sind Fremdwährungskredite also wirklich nicht! Jetzt kann man durchaus geteilter Meinung darüber sein. Ich meine auch, dass da die Banken kleinen Häuselbauern viel zu viel umgehängt haben, noch dazu, wenn man einen Fremdwährungskredit mit einem Tilgungsträger - das ist dann die dritte Spekulation - verknüpft. Na ja, dann wird es wirklich haarig. Zinsen, Kurse, und wie entwickelt sich irgendein Fonds: Das ist etwas, was nicht ungefährlich ist und wo viele einfache Häuselbauer nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Staaten Europas wahrscheinlich überfordert waren. Aber in den Kommunen sollten doch Profis sitzen. Es ist ja nicht nur die Stadt Wien, es ist auch St Pölten, es ist Linz. In Linz ist das Besondere der Swap, die Zinswette, die Wette darauf, wie sich Zinsen entwickeln werden. Jetzt können wir es uns aussuchen: Wenn Linz gewinnt, geht die BAWAG pleite, wenn die BAWAG gewinnt, geht Linz pleite, und im Zweifel zahlen alles die Steuerzahler! Schauen Sie sich auch den Salzburger Finanzskandal an, auch dort ist spekuliert worden. Es ist also offenkundig schon eine ansteckende Krankheit, die sich auch im öffentlichen Sektor breit gemacht hat. Wenn Sie immer auch die Hypo Alpe-Adria bringen: Das ist natürlich ein Skandal. Aber ich darf Sie schon daran erinnern: Die erste Bank, wo viel Geld in der Karibik versenkt wurde, war die BAWAG. Der biedere österreichische Kommunalfinanzierer, die Kommunalkredit, hat auch in Zypern sehr viel Geld verloren. Die Hypo Burgenland, und, und, und - man kann das Ganze sehr lang fortsetzen. Es gibt also offenkundig doch eine gewisse Zockermentalität, die sich da breit gemacht hat. Wir wünschen uns alle nicht, dass es schlecht ausgeht. Aber wir sind mit diesen Fakten konfrontiert, und die Frage muss man schon stellen: Warum hat man die letzten Jahre nicht genützt? - Denn dass diese künstliche Stützung des Franken, indem die Schweizerische Nationalbank auf Teufel komm raus immer mehr Franken in Umlauf bringt und den Euro aufkauft, nur vorübergehend sein wird, das war schon klar. Es war vielleicht nicht klar, dass es so schnell geht. Nur, umgekehrt: Solche Dinge muss man schnell beenden! Das kann man nicht ankündigen. Wenn man die Zeichen der Zeit richtig gedeutet hat, dann war es natürlich das „Quantitative Easing“, das jetzt die EZB gemacht hat, indem da eine Billion einfach aus dem Nichts geschaffen wird, das dann dazu geführt hat, dass die Schweizer die Notbremse gezogen haben: Da können und wollen wir nicht mitmachen! Wenn Sie jetzt darauf warten, dass die Schweiz pleitegehen wird: Das wünschen wir uns a) nicht, und b) wird das nicht passieren. Gerade Österreich - und hier auch die Sozialdemokraten - hat die Hartwährungspolitik verfolgt! Wir sind mit einer harten Währung immer gut gefahren, denn eine harte Währung, kombiniert mit guten Produkten, ist immer erfolgreich. Zu meinen, man kann mit einer temporären Abwertung langfristige, strukturelle wirtschaftliche Probleme überdecken, das funktioniert nicht. Das funktioniert bestenfalls kurzfristig und führt mittelfristig zu einem Währungskrieg, wo auch niemand weiß, wer ihn gewinnen wird. Der Abwertungswettlauf ist auf keinen Fall im Sinne der nordeuropäischen Länder. Das ist bestenfalls für den Club Med kurzfristig eine Hilfe, aber für uns definitiv nicht. Ich darf Sie schon daran erinnern, dass man den Österreicherinnen und Österreichern seinerzeit, als wir in den Euro gegangen sind, versprochen hat, dass der Euro, genauso wie der Schilling und wie die D-Mark, eine harte Währung sein und bleiben wird. Wir sind auf dem Weg in Richtung einer Weichwährung, und wir alle wissen, wer von einer weichen Währung profitieren wird: Das sind immer die Großschuldner! Und zahlen tun diejenigen - der kleine Schuldner muss immer zahlen, der wird in Konkurs geschickt, der wird gepfändet. Der Großschuldner putzt sich ab, und die vielen kleinen Sparer, diejenigen, die etwas auf die Seite gelegt haben, werden sukzessive enteignet! Da brauchen wir gar nicht Ihre Vermögenssteuer, das geschieht über die Währungspolitik der EZB. Das Problem ist allerdings jenes: Wenn das Vertrauen einmal verloren geht und die Spargesinnung den Menschen ausgetrieben wird, dann kommt das nicht mehr zurück! Wenn in einer Wirtschaft nur noch auf Pump konsumiert und investiert wird, dann kann das nicht gutgehen. Es muss ein Gleichgewicht zwischen Haben und Soll geben: Je mehr das im Gleichgewicht ist, desto besser ist es. Die einen sparen etwas, damit die anderen etwas investieren oder von mir aus auch auf Kredit konsumieren können. Wenn nichts mehr gespart wird, wenn nur noch Kredite genommen werden, kann das nicht gutgehen. Das führt letztendlich dazu, dass wir gleich mit DKT-Geld spielen können, indem wir sagen, kopiert euch das Geld selber! Die EZB - da wird ja schon überlegt, ob man den Leuten nicht gleich ein paar Tausender geben soll. Na ja, das kann man sich, glaube ich, ausrechnen, da muss man nicht einmal auf der Volkshochschule einen Volkswirtschaftskurs besuchen: Das kann und wird auch nicht gutgehen! Ich hoffe auch, dass es nicht so weit kommen wird. Deswegen ist die Frage zu stellen: Wieso hat man die letzten zwei, drei Jahre nicht dazu genützt, aus diesem Abenteuer auszusteigen? Das wäre gesichtswahrend möglich gewesen, es wären sicher auch alle an Bord gewesen, wenn das gutgegangen wäre. Jetzt kann man nur mehr hoffen, dass es nicht noch schlechter wird. Die Hoffnung, dass der Franken sich maßgeblich abschwächen wird, ist angesichts der weltpolitischen und sonstigen, auch der Währungsturbulenzen, glaube ich, eine verfehlte Hoffnung. Es ist vieles schiefgegangen, und dafür müssen Sie letztendlich schon auch die Verantwortung übernehmen. Aber wichtig wäre auch einmal das Eingeständnis, dass man da in den letzten Jahren vielleicht doch vieles versäumt hat. Hören Sie auf, ständig vor Neoliberalen zu warnen, wenn Sie selber zumindest als neoliberale Trittbrettfahrer agiert haben! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich GR Mag Reindl. Ich erteile es ihm. GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, liebe Renate! Ich muss schon sagen, ich tue mir mit meinen Vorrednern sehr schwer, weil auf der einen Seite über Begrifflichkeiten gesprochen wird, die teilweise einfach falsch sind. Die Frau Vizebürgermeisterin hat in ihrer Anfragebeantwortung schon auf einige Dinge hingewiesen, wo das Grundverständnis ja vor allem auf Seiten der FPÖ fehlt. Um auf gewisse Punkte einzugehen: Wenn hier zum Beispiel die Rede davon ist, dass wir in Schweizer Franken veranlagen, dann hat man die Grundprinzipien des Wirtschaftens einfach nicht verstanden. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das können Sie in Ihrem Dringlichen Antrag nachlesen. Auch den fixen Schweizer Franken/Euro-Wechselkurs gibt es nicht. Den gibt es nicht: Es war immer ein Zielkorridor der Schweizer Bank (GR Mag Wolfgang Jung: An der Untergrenze!), aber nie ein Zielkorridor der EZB, geschweige denn ein Zielkorridor für den Euro. Es ging um ein innerschweizerisches Problem: Es diente zur Stützung der Schweizer Wirtschaft, aber nicht dazu, dem Euro zu helfen. (Heiterkeit bei GR Mag Wolfgang Jung.) Es wundert mich ja: Bei den vielen Vorwürfen, die Sie heute der Frau Vizebürgermeisterin gemacht haben (GR Mag Wolfgang Jung: Dem Euro ist vielleicht nicht mehr zu helfen!), fehlt mir eigentlich nur noch, dass sie an der ganzen Abwertung, die jetzt der Euro gegenüber dem Schweizer Franken gemacht hat, auch noch schuld ist. Wahrscheinlich ist die Frau Vizebürgermeisterin auch daran schuld, dass die Sanktionen gegen Russland verhängt werden (GR Mag Wolfgang Jung: Aber die Nationalbank hat die ganzen Eurogeschichten mitgemacht! Das wissen Sie!) und infolgedessen ein paar Milliarden aus Russland in Richtung Schweiz unterwegs sind, unter dem Motto: Lieber von 100 Millionen EUR 96 Millionen sicher in der Schweiz als 100 Millionen in Moskau! Aber fragen Sie einmal Ihre russischen Freunde, wie die das sehen und wie sich das auf die Wirtschaft auswirkt. Es hat überhaupt nichts mit der EZB zu tun, dass der Schweizer Franken abwerten muss, sondern es hat damit zu tun (GR Dominik Nepp: ... muss nicht abwerten ...), dass aus Russland und aus mit Russland befreundeten Ländern Milliardenvermögen abgezogen werden. Milliardenvermögen wurden abgezogen und in die Schweiz transferiert. Es war nicht das „Quantitative Easing“ der EZB, das zu diesem Schritt geführt hat, sondern der Mittelzufluss. Ich will kein Prophet sein, aber die Schweizer (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist „Konsum“-Nationalökonomie, was Sie uns erzählen, Herr Kollege! Der hat schon Pleite gemacht!) haben heute eine Art Vermögenssteuer eingeführt, indem jeder, der einen Schweizer Franken veranlagt, mindestens 1 Prozent - und jetzt rede ich vom Mittelkurs, effektiv sind es ja schon 1,5 Prozent - an Zinsen bezahlen muss. Das heißt, mein Vermögen, das ich in die Schweiz transferiere, wird besteuert. Und die Schweizer sind noch nicht am Ende, meine Damen und Herren: Sie werden heute oder morgen noch Transfergebühren einführen, und sie werden eventuell auch Beschränkungen einführen, dass man nicht mehr mit beliebig viel der Mittel, der Euro in Schweizer Franken gehen kann, oder auch der russischen Rubel oder US-Dollar. Das ist in Wirklichkeit der Hintergrund. Aber das kann ich der SPÖ und den GRÜNEN und Teilen der ÖVP erzählen, die verstehen es und wissen, wovon ich rede. Bei Ihnen, glaube ich, ist es sinnlos, es zu erzählen (Heiterkeit bei GR Mag Rüdiger Maresch.), genauso sinnlos wie die vielen, vielen Sitzungen im Finanzausschuss, wo in fast jeder Sitzung der Herr Schock unaufhaltsam dieselben Fragen gestellt hat und immer wieder gute und sehr gute Auskünfte bekommen hat, Antworten bekommen hat, Papiere bekommen hat. Das alles zählt nichts, das wischen Sie vom Tisch. Ihnen geht es einfach darum zu skandalisieren! Wenn Sie von Spekulation reden, dann darf ich Sie einmal fragen: Was ist eine Spekulation? - Eine Spekulation ist (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Ihre Politik!) alle auf Gewinnerzielung aus Preisveränderungen gerichtete Geschäftstätigkeit, also die Ausnützung von zeitlichen Preisunterschieden. Und zwar reden wir von täglichen Spekulationen, das heißt vom Rein-raus-Geschäft. Diese Spekulationen haben wir in Wien nicht gemacht. Wir haben in Wien überhaupt nicht spekuliert! Wir haben uns preisgünstig, zum Vorteil aller Wienerinnen und Wiener, refinanziert (Zwischenrufe bei der FPÖ), indem wir Zinsvorteile in der Schweiz genutzt haben, um hier günstiger Kredite aufnehmen zu können zur Finanzierung der Wienerinnen und Wiener. (GR Mag Wolfgang Jung: ... hat Ihnen Kollege Neuhuber schon erzählt!) Es ist keine Zockermentalität, die die Frau Stadträtin, die Frau Vizebürgermeisterin hat. (GR Mag Alexander Neuhuber: Es ist Zockermentalität, es tut mir leid!) Es ist auch keine Spekulation, die sie betreibt, sondern es geht einfach darum - wie Kollege Margulies schon gesagt hat -, wie man einen Währungswechselkurs sinnvoll abbauen kann. Wenn Sie schon verlangen, dass wir aussteigen sollen mit heutigem Tag, dann sagen Sie uns aber auch, wo wir die 300 Millionen einsparen sollen. Denn das ist die Folge davon, wenn wir mit sofortiger Wirkung aussteigen, dass wir 300 Millionen EUR im laufenden Budget, also heuer wirksam, einsparen müssen. Tun Sie nicht so, wie wenn das überhaupt keine Folgen hätte! Herr Schock, da Sie sagen, die Vorgänger hätten Gewinn gemacht: Das heißt ja, Sie waren offenbar damit einverstanden, dass diese ganzen Veranlagungen gemacht wurden. Dass Sie Kärnten zitieren und sagen, in Kärnten werden Reserven angelegt - ich meine, Entschuldigung: Das ist der Witz des Tages! Das ist wirklich der Witz des Tages. Ich kann Ihnen aber sagen, warum Kärnten heute ... (StR DDr Eduard Schock: Ein sozialistischer Landeshauptmann! Haben Sie das nicht mitbekommen? Ein sozialistischer Landeshauptmann! Das haben Sie nicht mitbekommen! Sie sind noch in der alten Zeit!) Ich kann Ihnen sagen, warum Kärnten heute Reserven anhäufen kann: Weil sich die Kärntner von der Geißel der FPÖ befreit haben und eine Konzentrationsregierung gegen die FPÖ ist. Die Kärntner haben richtig getan und gut getan. Denn die Zeche fressen eh alle Österreicher, die Ihre Regierungsbeteiligung in Kärnten gehabt haben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Linz als Vorbild zu nehmen ... (GR Mag Wolfgang Jung: Nein, Linz ist kein Vorbild!) Linz als Vorbild zu nehmen, weil sie dort heute aus dem Schweizer Franken aussteigen: Entschuldigen Sie! Ich meine, ich will nicht schlecht über eine Schwesterstadt reden. Aber (GR Mag Wolfgang Jung: Aber?) haben Sie schon einmal gehört, dass dort vielleicht eine halbe Milliarde an Swap-Verlusten ins Haus steht? Möglicherweise - und Margulies hat es ja gesagt - ist das quasi die Flucht nach vorne, um überhaupt noch ein Budget zusammenzubringen. Aber auch die ... (StR DDr Eduard Schock: Das sollte Sie auch anregen ...) Aber auch die Linzer werden am Ende des Tages entsprechend einsparen müssen, um diesen Ausstieg finanzieren zu können. Ich frage Sie: Welche Swaps hat denn die Stadt Wien zur Finanzierung der Kredite gemacht? - Gar keine, null! Wir haben einen Schweizer-Franken-Kredit mit variabler Verzinsung aufgenommen. Das heißt, wir haben in der Stadt auch darauf reagiert durch die Rollierung. Wenn die Zinsen gesunken sind, haben wir das Sinken auch mitgemacht. Wenn wir Fixzinsen über fünf, zehn Jahre gehabt hätten, würde ich mir den Vorwurf gefallen lassen, dass wir spekulieren, denn dann spekulieren wir auf steigende Zinsen. Das haben wir aber nicht gemacht. Wir nehmen in Wien die Zinsgewinne mit, sprich, sinkende Zinsen, aber als Nachteil, muss man sagen, auch steigende Zinsen. Das ist sehr wichtig. Wenn hier von Kollegen Neuhuber gesagt wird, Rollierung ist Spekulation - ich meine, ich schätze deine wirtschaftliche Fachkenntnis sehr, aber dann ist der größte Spekulant in Österreich der Bund! Denn der Bund rolliert ebenso seine kompletten Finanzschulden. (GR Mag Alexander Neuhuber: Aber die haben doch ...) Der begibt, was weiß ich, eine 20-jährige Staatsanleihe, und mit einer neuen Staatsanleihe zahlt er die alte Staatsanleihe zurück. Entschuldigung, nicht böse sein, aber das Argument (GR Mag Alexander Neuhuber: In welcher Währung?) ist falsch. Ebenso wie in Wien seit 2011 gibt es im Bund keine Neuverschuldung mehr in ausländischer Währung. Es gibt die Rollierung, das ist richtig. Aber vor 2011 hat auch der Bund einen Milliardenverlust realisiert, als die Krise war! Das weißt du ganz genau, dass der schwarze Finanzminister kalte Füße bekommen und damals Milliardenverluste realisiert hat! Die Geschäftsführerin der Bundesagentur für Staatsschulden hat ja damals auch ihren Hut nehmen müssen für diese Dinge. Daher sage ich, es ist einfach vollkommen unzulässig, uns hier vorzuwerfen, dass wir auf Kosten der Wienerinnen und Wiener sparen. Im Gegenteil, wir versuchen, nicht die Gewinne zu privatisieren, sondern wir wollen die Gewinne selbst einstecken. Daher warten wir auch, bis sich der Schweizer Franken wieder ordentlich entwickelt. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Auch was die Entwicklung der Schweiz betrifft, weil da von meinen Vorrednern gesagt wurde, na ja, das wird jetzt alles weitergehen und es geht weiter runter: Die Schweiz steht ja vor einer Deflation! Die werden eine extreme Steigerung in den Arbeitslosen haben, weil sie die Exporte nicht mehr zusammenbringen. In der Schweiz werden heute Lohnkürzungen bei den Angestellten und Beschäftigten diskutiert. Das ist in der Schweiz die Realität. Aber das ist auch leider der Nachteil, wenn man eine kleine geschlossene, offene Volkswirtschaft ist - mit „geschlossen“ meine ich, dass man nicht im Euro ist, sondern eine eigene Währung hat -, dass die Schweizer jetzt ganz blutig und brutal ihre Hausaufgaben werden machen müssen. Da wird es sehr, sehr schmerzhafte Schnitte geben. Davor schützt uns aber der Euro, da wir uns im Euro in einer Gemeinschaft mit sehr vielen anderen Ländern befinden. Daher, meine Damen und Herren: Ich weise den Vorwurf, wir spekulieren, ich weise den Vorwurf, wir haben eine Zockermentalität, ich weise den Vorwurf, wir sind Spieler und spielen immer wieder, ich weise das zurück! Ich weise auch den Misstrauensantrag gegen die Frau Vizebürgermeisterin zurück! Es ist billiger Populismus in einem viel zu ernsten Thema, wo es wirklich um die Sicherheit und um die Finanzkraft der Stadt geht. Sie reden die Stadt schlecht. Wir sorgen dafür, dass es in der Stadt gut und sicher weitergeht und nicht die Banken die Gewinne einstecken, sondern wir sorgen dafür (Heiterkeit bei der ÖVP.), dass die Gewinne in der Stadt bleiben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Weil ich immer höre, dass das alles, wenn wir die Doppik hätten, nicht passieren würde ... (Ruf bei der ÖVP: Beeindruckendes Kabarett!) Ja, als Politiker muss man immer auch ein bisschen Kabarettist sein, Kollege. (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Das weißt du ja, das gehört zur Job Description. Sonst ist man steif, das wollen wir ja nicht. Da auf der Landeshauptleutekonferenz in den nächsten Monaten über die Haushaltsausrichtungen verhandelt wird, möchte ich hier einen Antrag einbringen, in dem auch die Position der Stadt Wien klar gemacht wird. Wir sind für die sogenannte Drei-Komponenten-Rechnung. Was ist die Drei-Komponenten-Rechnung? - Wir haben jetzt, vereinfacht gesagt, eine Einnahmen- und Ausgabendarstellung. Wir wollen in Zukunft - das beantragen wir mit dem Antrag -, dass wir sozusagen eine Vermögensrechnung machen, vergleichbar - ich sage jetzt „vergleichbar“, ich sage nicht, dass es das ist - mit der Bilanz im kaufmännischen Kontext, dass hier die Vermögenslage und auch die Kapitalherkunft der Stadt dargestellt werden sollen. Weiters: eine Finanzrechnung, die die Einnahmen und Ausgaben darstellen soll. Letztlich auch: eine Ergebnisrechnung. Das heißt, dass wir Aufwendungen und Erträge und den Ressourcenverbrauch gegenüberstellen. Was wir nicht wollen, ist, wie ein Privatunternehmen zu bilanzieren und dann über Gewinn und Verlust zu sprechen. (GR Mag Wolfgang Jung: Sonst wären wir schon pleite!) Denn dieses System haben wir in unseren Tochterfirmen (GRin Ing Isabella Leeb: Dieses kapitalistische System ...), in unseren Betrieben. Was wir aber wollen, ist eben, dass wir hier durchaus auch eine breitere Darstellung des Rechenwerkes der Stadt Wien machen. (GRin Ing Isabella Leeb: Situationselastisch!) Wobei ich auch gleich dazusage: Für die interessierte Öffentlichkeit wird es durchaus interessant sein, hier viele gute Informationen zu bekommen. Ich sage aber auch, der Rechnungsabschluss und das Budget, wie wir es heute vorlegen, hat schon sehr, sehr viele weit darüber hinausgehende Informationen, mehr, als wir eigentlich machen müssen. Ich sehe aber auch mit Bedauern, dass es in den Reihen der Opposition kaum gelesen wird, sondern dass eher Behauptungen aufgestellt werden. Wenn man sich auch von Seiten der Opposition einmal ernsthaft mit der Materie, mit dem Rechnungsabschluss und mit dem Budget, auseinandersetzen würde - und da meine ich nicht nur die Polemik, sondern auch inhaltlich -, würden Sie wahrscheinlich recht rasch draufkommen, dass viele der Vorwürfe falsch sind. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir auch im Internet ein Fakten-Sheet zu den Schweizer-Franken-Krediten haben, wo alles genau aufgelistet ist, wo alle Vorteile und auch alle Nachteile, die für die Stadt entstehen, aufgelistet sind. Wir haben da überhaupt nichts zu verstecken. Das ist auch mit Charts sehr einfach, übersichtlich und gut dargestellt, dass es alle nachvollziehen können. Es nützt nur nichts, weil die Opposition es nicht liest. Ich sage es auch für die Damen und Herren auf der Galerie: Wenn Sie sich informieren wollen über die Schweizer-Franken-Kredite in Wien, gehen Sie auf „wien.at“ und geben Sie das Stichwort Schweizer-Franken-Kredit ein. Sie werden dann zu dieser Unterlage kommen. Jetzt bringe ich zum Abschluss noch den Antrag auf die Drei-Komponenten-Rechnung ein, und ich bitte, diesem Antrag zuzustimmen. Den Misstrauensantrag, überhaupt keine Frage, werden wir ablehnen! - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, wende ich mich der Galerie zu. Die SPÖ-Bildung, zuvor schon mit einer Delegation, bietet im Laufe eines gesamten Jahres den Wienerinnen und Wienern Exkursionen an. Heute steht das Rathaus auf dem Programm. Ich darf die anwesenden und interessierten Zuhörer ganz, ganz herzlich hier im Gemeinderatssitzungssaal begrüßen und freue mich, dass Sie gekommen sind! (Beifall bei SPÖ, FPÖ und GRÜNEN.) Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich GR Baron. Ich erteile es ihm. GR Karl Baron (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Besucher auf der Galerie! Fremdwährungsfinanzierungen sind eine gute, taugliche Form der Kreditfinanzierung: Gut für Private, gut für Unternehmer, aber ganz sicher schlecht für Kommunen und Gemeinden, und schon ganz schlecht für die Stadt Wien! Während Private und Unternehmer Kursentwicklungen beobachten, darauf reagieren und gegebenenfalls aussteigen, auch wenn sich Verluste schlagartig geltend machen, versucht man in den Gemeinden oder speziell hier in der Stadt Wien, einfach durchzutauchen. Durchtauchen, rollieren - oder wie Sie das nennen - und jetzt hier wohlig grinsend vor mir sitzen, was ich bei einer Schadenssumme von bis jetzt 700 Millionen EUR überhaupt nicht verstehe: Die SPÖ ist eine totale Spekulanten-Partei! (Beifall bei der FPÖ.) 700 Millionen wurden seit 2007 von der Stadt Wien verloren, das ist bis jetzt verlustig geraten. Sie sprechen zwar von Durchtauchen, aber das ist ein Tiefseetauchgang, der bis jetzt nur nach unten geführt hat und bei dem bis jetzt kein Auftauchen in Sicht war! (Beifall bei der FPÖ.) Ich weiß genau, wovon ich spreche. Ich habe 2007 in meinem Betrieb auch einen Fremdwährungskredit abgeschlossen über eine beträchtliche Summe. Ich habe das natürlich beobachtet und hatte auch externe Berater. Diese externen Berater haben mir vor drei Jahren geraten, auszusteigen, einen Verlust mitzunehmen und das Feld zu räumen, was ich auch gemacht habe. Ich bin ganz, ganz sicher, dass auch die SPÖ Berater hatte, die ihr dasselbe geraten haben. Nur: Die SPÖ hört nicht auf ihre Finanzberater, sondern vielmehr auf die Parteistrategen. Die Parteistrategen werden Ihnen gesagt haben: Wenn Sie jetzt aussteigen, und zwar bei 1,32, wo ich ausgestiegen bin, wäre der Stadt Wien ein Schaden von maximal 300 Millionen EUR entstanden, aber es hätte Wählerverluste bedeutet, und möglicherweise hätte es den Stadtratssitz der Frau StRin Brauner gekostet. Das wollte man nicht riskieren - das ist hundertprozentig der Hintergrund -, und darum hat man lieber Währungsverluste in Kauf genommen, Währungsverluste, die diese Generation sowieso nicht mehr einholen kann. Das wird einfach verbucht in die nächste oder übernächste Generation. Ich denke, niemand in diesem Saal, auch nicht in der SPÖ-Fraktion, glaubt ernsthaft daran, dass sich der Frankenkurs in nächster Zeit so ändern wird, dass der Steuerzahler da irgendetwas Nennenswertes zurückbekommt. Ich glaube viel eher, dass wir ein riesengroßes Risiko eingehen, wenn man die Weltsituation betrachtet. An jeder Ecke brennt es in irgendeiner Weise. Jetzt haben wir eine Rubelkrise. Wo werden die Russen praktisch ihr Geld anlegen, wenn nicht in der Schweiz? Glauben Sie tatsächlich, im Euro? - Das ist die Situation, der wir heute gegenüberstehen. Es ist und bleibt nichts anderes von der SPÖ übrig als eine reine Spekulanten-Partei! (Beifall bei der FPÖ.) Ich finde es wahnsinnig schade, dass die Besucher auf der Galerie diese grinsenden Gesichter hier nicht sehen. Drehen Sie sich um, grinsen Sie nach oben und sagen Sie: 700 Millionen sind verblasen, aber es macht ja nichts. Die StRin Brauner sitzt noch im Sattel, und wir haben immerhin eine Stadtregierung mit den GRÜNEN! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Meine Damen und Herren! Das ist eine äußerst verwerfliche Art von Politik. (GR Dr Alois Mayer: Es ist eine äußerst verwerfliche Art, wie Sie reden! - Heiterkeit bei der FPÖ.) Das glaube ich, dass Sie das so sehen. Denn Ihnen ist es peinlich, dass einmal Zuschauer da sind und endlich wissen, worum es hier geht! (Beifall bei der FPÖ.) Seit Jahren verzocken Sie das Volksvermögen der Bürger der Stadt Wien, und Sie finden es gemein, dass ich so über Sie rede? Na, bitte, Sie haben das Geld verzockt! Wer war es denn? (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wir waren es nicht, und wir werden es auch in Zukunft nicht sein! (Beifall bei der FPÖ.) Wenn die Freiheitlichen in Wien die Regierung bilden, werden wir eine verantwortungsvolle Stadtpolitik betreiben. Da können Sie sich etwas anschauen, denn so etwas haben Sie in den letzten Jahren noch nicht gesehen. (GR Kurt Wagner: ... sind Sie überall baden gegangen! Ihre eigenen Parteifreunde ...) Ich erwarte mir von der StRin Brauner, dass sie sich die Blamage (GR Kurt Wagner: ... ist doch eine Frechheit, so was!), dass sie ihren Parteikollegen die Blamage erspart und, bevor der Misstrauensantrag noch abgestimmt wird, herauskommt, sich zur Geschäftsordnung meldet und aus eigenen Stücken zurücktritt. (Beifall bei der FPÖ.) Das wäre noch ein letzter Funken Ehre in ihrem Leib. (Zwischenruf von GR Kurt Wagner.) Meine Damen und Herren! Ich erwarte von Ihnen, dass Sie verantwortungsvoll überlegen, bevor Sie diese Abstimmung mitmachen (GR Kurt Wagner: ... eine Gemeinheit, so was! Sich so reden trauen mit so einer Vergangenheit!), und unserem Antrag auf Abwahl der StRin Brauner zustimmen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Schicker. Ich erteile es ihm. GR Dipl-Ing Rudi Schicker (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen auf der Tribüne! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Ich möchte vorausschicken, wir haben viel gesprochen über Bilanzierung, über Kameralistik, über die Frage der Offenlegung von Informationen. Ich frage daher in Richtung Freiheitliche und in Richtung ÖVP: In welcher Form hat eigentlich die Hypo Alpe-Adria ihre Finanzen geregelt gehabt? War das in der Kameralistik, oder war es in einer Bilanz? In welcher Form hat Raiffeisen International ihre Finanzen geregelt, in Form von Kameralistik oder Bilanzen? (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Kommunalkredit!) In welcher Form hat die Kommunalkredit ihre Finanzen geregelt, in Bilanzierung oder in Kameralistik? (GR Dominik Nepp: Das heißt ja nicht, dass etwas schlecht ist! Ist ja lächerlich!) Also ganz offensichtlich ist es keine Frage, welches Rechnungswesen angewendet wird, sondern es ist eine Frage, wie die wirtschaftliche Gestion des Unternehmens geleitet wird. Das ist bei all den genannten Unternehmen unter jeder Kritik danebengegangen, das wissen Sie. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir leiden darunter, alle Österreicherinnen und Österreicher, wir leiden unter dem, was der Herr, den Sie jetzt immer verleugnen, nämlich der Herr Haider als Ihr Vorsitzender damals in Kärnten aufgeführt hat mit der Alpe-Adria. (GR Johann Herzog: Meinen Sie, der Herr Haider ...) Da stellt sich der Herr DDr Schock hierher und empfiehlt dem Land Wien, der Stadt Wien die Kärntner Finanzpolitik! Herr DDr Schock, da kann ich nur sagen: „Lei lei!“ „Lei lei“, machen wir es so wie in Kärnten, super! - Nein, Herr Dr Schock, wir müssen diese Stadt vor der Politik der Freiheitlichen schützen. So kann man Finanzpolitik nicht machen! (Beifall bei der SPÖ.) Wenn Sie es noch ein bisschen genauer haben wollen, Herr DDr Schock: Wir haben am 19. Jänner genau diese Frage im Finanzausschuss auch diskutiert, wie man mit den Schweizer-Franken-Krediten, die die Stadt rollierend noch hat, umgehen soll. Wissen Sie - Sie werden sich vielleicht nicht mehr erinnern wollen, aber Sie werden sich erinnern können, und ich werde Ihrer Erinnerung nachhelfen -, Sie haben dort gesagt, dass es doch ganz sinnvoll wäre, den Rechnungsabschlussstichtag für das Jahr 2014 hinauszuschieben, damit man nämlich gleich sieht, wie diese Schweizer Franken jetzt im Wert anders sind. Herr DDr Schock! Wissen Sie, was Sie damit getan haben? - Sie haben Amtsmissbrauch empfohlen! (GR Mag Wolfgang Jung: Oho!) Sie haben Amtsmissbrauch empfohlen, und Sie stellen sich heute her und sprechen davon, dass die Frau Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Vertuschungspolitik macht. Herr Kollege, Sie wissen, dass Vertuschung in diesem Fall der Vorwurf des Amtsmissbrauchs ist, und das ist ein Straftatbestand! Wir werden uns das Protokoll ganz genau anschauen, um festzustellen, was Sie hier gesagt haben, und ich hoffe, dass wir nicht richtig gehört haben. Aber im Ausschuss zu empfehlen und dann hier zu behaupten, dass vertuscht wird von der Frau Vizebürgermeisterin, und dass damit der Vorwurf des Amtsmissbrauches von Ihnen gemacht wird, das ist ein starkes Stück! Wir werden uns genau anschauen, welche Konsequenzen wir als SPÖ im Sinne unserer Finanzstadträtin ziehen werden. (Ruf bei der FPÖ: Rücktritt! - Weitere Zwischenrufe.) Sehr geehrte Damen und Herren! Ich finde es auch hochinteressant, wenn die ÖVP hier jemanden herausschickt, der selber, nun, sagen wir, sehr geschickt ist in der Frage des Umgangs mit Liegenschaften und Immobilien. (GRin Ing Isabella Leeb: Das ist ja keine Schande!) Wenn man bei Immobilien sozusagen damit rechnet, dass ihr Wert steigt (GRin Ing Isabella Leeb: ... gut wirtschaftet!), was ist das dann? - Danke für das Stichwort: Das ist dann gut Wirtschaften. Wenn man damit rechnet, dass man bei variablen Zinssätzen vielleicht den Vorteil hat, dass der Zinssatz einmal sinkt - und genau das tut die Stadt bei den Schweizer-Franken-Krediten -, dann heißt es auf einmal: Das ist Spekulation. (GR Mag Wolfgang Jung: ... keine Ahnung!) Sehr geehrte Damen und Herren, wenn Sie doch immer die Wirtschaft so eng vergleichen mit der Tätigkeit und der Aktivität einer Stadt, dann müssen Sie auch zur Kenntnis nehmen, dass das entweder gut Wirtschaften ist oder Spekulation, und zwar beides. (GR Mag Alexander Neuhuber: Aber wenn ich 700 Millionen verliere ...) Wir kennen uns gut, ich weiß, dass Sie Ihr Geschäft gut machen. Dann lassen Sie doch auch zu, dass man sagt, die Stadt Wien agiert richtig und handelt richtig, wenn sie sich nicht in die Zwangsjacke von Fixzinsen hineinbegibt, sondern hier mit den rollierenden Zinsen die Chance hat, Zinsvorteile zu lukrieren oder unter Umständen, wie das viele Jahre hindurch auch der Fall war, Vorteile aus den Konvertierungen ziehen zu können! Sehr geehrte Damen und Herren! Nehmen Sie doch die Zeitungen, die rund um die Zeit erschienen sind, als die Schweizerische Nationalbank die Aufhebung der 1,20-Schwelle betrieben hat. Entnehmen Sie den Zeitungen, wie entsetzt die gesamte Finanzwelt darüber war, wie entsetzt insbesondere auch die Schweizer Wirtschaft darüber war, was hier auf sie zukommt! Dass das eine gescheite Aktion war, habe ich in keiner der Zeitungen lesen können, die sich intensiv mit Finanzfragen beschäftigen. Und dass alle überrascht waren, auch bis hin zu den Vertretern der schweizerischen Banken, das hat man auch lesen können. Jetzt frage ich Sie: Wieso sollen dann von dieser Entwicklung gerade im Wiener Rathaus alle, die mit dem Thema befasst sind, eigentlich gewusst haben? Dass wir jetzt in der Situation sind, ist unangenehm. Das leugnet ja niemand, dass man von einem Tag auf den anderen durch die Konvertierungsveränderung schlicht und ergreifend auf einmal 300 Millionen mehr an Schuldenstand hat. Aber die Empfehlung, sehr geehrte Damen und Herren, die zuletzt auch mein Vorredner abgegeben hat, nämlich: „Realisieren wir die Verluste, hurra, wir führen sie wirklich durch (Zwischenrufe bei der FPÖ.), wir schlagen uns, wir geißeln uns, dass wir jetzt endlich die 300 Millionen mehr zahlen müssen!“, also wo sind wir denn? (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: In Wien!) Da ist es ja wirklich „Lei lei“, das ist dann wirklich Kärnten, Kärnten in früheren Zeiten, nicht jetzt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Jetzt ist ja Kärnten wieder einigermaßen auf dem richtigen Pfad. Nur, welche Empfehlung geben Sie denn da? Dass wir 300 Millionen sofort abschreiben müssen, wo alle - und das hat der Herr Neuhuber auch gesagt -, wo alle Finanzexperten damit rechnen, dass der Schweizer Franken nicht bei diesem Kurs bleiben wird, sondern dass er sich zum Vorteil der Stadt entwickeln wird, zum Vorteil des Euro entwickeln wird. (GR Dominik Nepp: Das sagt kein Einziger! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das ist genau das, was Ihnen die Banken auch empfehlen. Und ja, das ist eine Frage - ich sage es Ihnen noch einmal - von gut Wirtschaften oder Spekulation. (GR Dominik Nepp: Das ist Spekulation!) Nennen Sie es, wie Sie wollen, aber ich kann nicht akzeptieren, dass man bei einer Stadt spekuliert und das in der Wirtschaft nicht getan hätte: Dort war man ein erfolgreicher Unternehmer. (GR Johann Herzog: Ein Erfolg ist unwahrscheinlich!) Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin dafür, dass wir diese Sache ernsthaft diskutieren - so wie Kollege Margulies das gesagt hat -, dass wir das Thema ernsthaft aufgreifen, dass wir ernsthaft darüber nachdenken, miteinander, überhaupt kein Problem. Aber nicht in dieser Form, wo man sozusagen die Kärntner Finanzpolitik empfiehlt, wo man in einer Form zitiert, wie es absolut unzulässig ist! Ich würde mich als Rechnungshofpräsident wehren, so zitiert zu werden, Herr DDr Schock. Sie haben nämlich gesagt, der Rechnungshof hätte in seinen Berichten sogar erwähnt, dass die Stadt Wien jetzt 300 Millionen Verluste hat. Und dann zitieren sie dankenswerterweise selber, dass der Rechnungshof feststellt, dass die Realisierung von Verlusten droht. Na, jetzt sagen Sie mir: Haben wir es schon realisiert, oder droht das nur? Wenn etwas droht, dann habe ich es noch nicht gemacht. Also genau in der Situation sind wir jetzt. Wir wissen das, das verschleiert niemand, und wir wissen, dass das eine unangenehme Situation ist. Aber da herzugehen und zu sagen: „Hurra, jetzt zahlen wir schnell, weil es jetzt am teuersten ist!“, das ist keine Finanzpolitik, die wir für diese Stadt machen wollen. Daher kann ich nur allen empfehlen, insbesondere auch der ÖVP empfehlen, diesem Misstrauensantrag der Freiheitlichen nicht zuzustimmen. Denn eigentlich würde das bedeuten, dass der Kollege Aichinger zu seinem niederösterreichischen Kollegen, zum Herrn Schneeberger gehen und sagen müsste, geh bitte, bring gegen deinen Finanzlandesrat in Niederösterreich einen Misstrauensantrag ein! - Die sind genau in derselben Situation. Dort sind es die guten Schulden, hier in Wien wären es die schlechten Schulden. Ich gebe euch das zu bedenken, und ich gebe euch auch zu bedenken, dass wir die gesamte Zeit, wo die ÖVP in der Wiener Regierung gesessen ist, auch die Situation hatten, dass Schweizer Franken rolliert wurden (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Bis 2008!), und das seit 1984. Das ist überhaupt nichts Neues, sondern etwas, was durchaus Standard war und, wie mein Kollege Vorsitzender schon erwähnt hat, auch auf der Bundesebene unter Finanzministern der ÖVP gang und gäbe war. Sehr geehrte Damen und Herren! In diesem Sinne kann ich nur sagen: Ein Misstrauensantrag gehört zum parlamentarischen Spiel - vor allem, dass Sie das auch wissen -, das ist nichts Verwerfliches. (GR Dominik Nepp: Das ist kein Spiel mehr! Millionen an Schulden!) Es ist nur notwendig, dass man aufzeigt, was denn da wirklich dahintersteckt, nämlich nichts: falsche Erkenntnisse, falsche Empfehlungen gegen diese Stadt und gegen die BürgerInnen dieser Stadt! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Nepp. Ich erteile es ihm. GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Schicker, ich sage Ihnen eines: Ich debattiere immer gerne seriös, aber wir haben hier die kompletten Unterlagen von der Finanzstadträtin Brauner. Wir können wirklich seriös debattieren, aber Sie haben den Boden der Seriosität verlassen, wenn Sie meinen, es ist alles nur ein Spiel. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) 300 Millionen EUR mehr an Schulden sind ein Spiel, es ist alles nur ein Spiel - das ist leider nur die traurige Wirklichkeit von Ihren fehlerhaften Spekulationen hier in Wien, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Wenn der Herr Kollege Schicker meint, es ist ja unglaublich, der Herr Schock wünscht sich Kärntner Verhältnisse, dann muss ich sagen: Der Herr Schock hat Anleihe genommen an dem Gedanken, den jetzt der rote Landeshauptmann Kaiser unten hat, nämlich genau so vorzugehen, wie er vorgeschlagen hat. Wenn also Sie das als lächerlich bezeichnen, was Ihr roter Landeshauptmann hat, dann haben Sie ein schweres Auffassungsproblem hier, was der Herr Schock gesagt hat. Und wenn Sie meinen, er begeht hier Amtsmissbrauch: Was der Herr Schock festgestellt hat, ist, er hat gesagt, dieser Vorschlag war Amtsmissbrauch. Wir haben das sicher hier, ich sage Ihnen eines. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das war Anstiftung zum Amtsmissbrauch: Erstens heißt das Bestimmung und Beitrag, nicht mehr Anstiftung, das sollten Sie vielleicht auch einmal juristisch nachlesen. Aber zweitens war das hier kein Akt der Hoheitsverwaltung, sondern ein Akt der Privatwirtschaftsverwaltung. Da gibt es keinen Amtsmissbrauch! Und dafür, dass hier dem Kollegen Schock eine strafrechtliche Handlung unterstellt wird, verlange ich für den Herrn Schicker einen Ordnungsruf, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber es ist klar: Immer, wenn die Argumente ausgehen, beginnt man, den politischen Gegner lächerlich zu machen. Das erkennt man ja schon an der Beantwortung der Dringlichen Anfrage durch die Finanzstadträtin Brauner, wenn sie sagt: „Haha, hier wird der Begriff Veranlagung falsch verwendet.“ Ich muss ehrlich sagen, mich hat dieser Begriff auch verwundert, denn hier vermischt man nämlich einerseits einen Begriff vom Vermögensmanagement mit Kreditmanagement. Aber, sehr geehrte Frau StRin Brauner, diesen Begriff haben wir so aus einer Anfragebeantwortung von 2012 von Ihnen herausgenommen. Also wenn, dann haben Sie hier diesen Begriff falsch verwendet, meine sehr geehrte Frau Stadträtin! (Beifall bei der FPÖ.) Frau Stadträtin! Wenn Sie meinen, unsere Anfrage strotzt nur so von inhaltlichen Fehlern, dann möchte ich sagen – auch wenn wir darüber streiten müssen –, dass es da heißt: „Am 15.1. 2015 hat die Schweizer Nationalbank …“ – Das ist die gängige Bezeichnung, auch wenn der Eigenname „Schweizerische Nationalbank“ lautet! (Zwischenruf von VBgmin Mag Renate Brauner.) Und wenn Sie sagen, dass es nicht zutrifft, wenn wir von Bindung reden, dann sage ich Ihnen: Das haben Sie 2012 im Zusammenhang mit Veranlagung so beantwortet, auch wenn Ihnen das jetzt peinlich ist! Sie können das gerne nachlesen! Aber ich sage Ihnen noch etwas, wenn Sie sagen, dass unsere Formulierung Bindung falsch ist: Es gibt in der Volkswirtschaft verschiedene Begriffe von Bindung: Es gibt „Crawling Pegs“, es gibt „Adjustable Pegs“, es gibt Wechselkursbandbreiten, et cetera. Wenn Sie diese gesamten Begriffe nicht mit Bindung in Zusammenhang bringen, dann sollten Sie sich überlegen, ob Sie weiterhin an den Wiener Volkshochschulen das Einmaleins des Wiener Budgets unterrichten wollen, meine sehr geehrte Frau Stadträtin! (Beifall bei der FPÖ.) Wir hatten das gleiche Thema ja schon heute am Vormittag. Und als Herr Margulies gesprochen hat, war es ja richtig niedlich, als er probiert hat, nicht allzu sehr auf die SPÖ hinzuhauen! Sie haben nämlich meines Erachtens eine total andere Meinung über diese ganzen Geschichten, die die SPÖ verbockt hat! Sie haben gemeint, dass der Schweizer Libor ungefähr zwischen minus 0,8 Prozent und 1 Prozent schwankt. – Da haben Sie vollkommen recht! Und Sie haben auch vollkommen recht, dass sich das auf die Zinslast auswirkt. Das muss man sich aber einmal ausrechnen. Wir haben uns das ausgerechnet und festgestellt, dass das jährlich eine Ersparnis von 2,7 Millionen EUR an Zinsen ergibt. Wenn man das jetzt aber der Tatsache gegenüberstellt, dass wir um 300 Millionen mehr Schulden auf Grund dieser Wechselkursspekulation haben, dann können wir uns genau nach 100 Jahren oder 111 Jahren freuen, dass wir die Zinsen dann eingeholt haben werden. Diese Rechnung ist also wirklich hanebüchen! (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Martin Margulies.) Ich habe bis jetzt eigentlich sehr viel von Ihnen gehalten und gemeint, dass Sie sich da auskennen. Aber dieser Vergleich ist Ihnen ordentlich in die Hose gegangen! Die Frau Stadträtin hat in der Früh gesagt, dass wir diese Verluste realisieren wollen, das sei eine Einzelmeinung. – Das ist natürlich keine Einzelmeinung! In Linz möchte man das tun, und in Kärnten tut man das. Sämtliche Experten – ich komme dann später noch darauf zu sprechen – raten dazu, Schweizer Franken und auch Schweizer-Franken-Kredite abzubauen. Sie hat das jedoch so larifari in ihrem komischen Schmäh abgetan. Sie hat gesagt: Es gibt jene, die abbauen wollen. Bei der SPÖ überlege man sich ernsthaft, wie man eine Lösung finden könne. Diejenigen, die das realisieren wollen, wollen jedoch offensichtlich nicht wirklich ernsthaft zu einer Lösung beitragen. Auf die Absicht, das zu realisieren, solle sich jeder – Punkti, Punkti, ich verkürze jetzt – seinen Reim machen. Ich sage Ihnen, Frau Stadträtin: Wenn Sie, im Gegensatz zu sämtlichen Experten, die weltweit zum Abbau raten, und den Kollegen in Linz und in Kärnten, welche die ganzen Schweizer Fremdwährungskredite abbauen wollen, sagen, dass das nur Larifari, Punkti, Punkti und ein Spiel ist, dann haben Sie die Seriosität dieser Debatte schon längst verlassen, Frau Stadträtin! Kommen wir zu Ihren Zitaten: Sie haben gesagt, dass Sie nicht spekulieren, sondern auf bessere Kurse hoffen. – Jetzt behaupten Sie, dass Sie das nicht gesagt haben. Dann klagen Sie bitte medienrechtlich! Das habe ich der Kollegin Brandsteidl auch schon gesagt, als es darum ging, die Gemeinde hätte nie behauptet, alle Kinder ab einem Jahr in den Kindergarten zu stecken. Auch Sie könnten den Gegenbeweis antreten und klagen! Ich nehme aber an, dass Sie diesen Prozess verlieren würden. Aber allein diese Auffassung von Spekulation zeigt ja auch schon, dass im Rahmen Ihrer Finanzierungsstrategie einiges schief ging: Die Wiener und Wienerinnen sind jetzt um 300 Millionen EUR ärmer. Und wenn man in Ihrem Finanzschuldenbericht nachschlägt und hochrechnet, was Sie mit diesen 300 Millionen EUR Schulden angerichtet haben, dann sieht man, dass man diese Summe, die hier verspekuliert wurde, zum Beispiel stattdessen für Investitionen in Kindergärten in den nächsten 15 Jahre verwenden können hätte. Das wäre aber beispielsweise auch ein Fünf-Jahres-Budget für Investitionen in Straßenverwaltung. Frau Stadträtin! Diese 300 Millionen sind also nichts Lächerliches, und das ist auch kein Spiel, sondern Sie haben mit Ihrer unverantwortlichen Finanzpolitik die Zukunft für ein gesundes Budget der Folgejahre verspielt, Frau Brauner! Die gesamte Fremdwährungsschuld beträgt mittlerweile, wie wir schon gesagt haben, rund 2 Milliarden EUR. Bei 70 Prozent handelt es sich um Kredite und Darlehen bei Banken. Und im Hinblick darauf meinen Sie – und auch das zeigt, wie unseriös Sie sind! –, dass man das ad infinitum rollieren kann. – Dazu muss ich Ihnen wirklich sagen: Diese Aussage, dass man das unendlich rollieren kann, stimmt nicht. Das ist einfach falsch! Denn auch Kredit gebende Stellen wie Banken und Versicherungen sind natürlich nicht unabhängig in der Vergabe. Sie prüfen selbstverständlich die Bonität der Stadt Wien sowie die tatsächliche Verschuldung und die Kreditverbindlichkeiten, und man kann eben nicht ad infinitum rollieren, meine sehr geehrte Frau Finanzstadträtin! Genau diese Institute unterliegen ja einem seriösen Risikomanagement, das der Stadt Wien total fehlt. Sie unterliegen den Basel II-Richtlinien und den Solvency II-Richtlinien, gemäß welchen gewisse Kredite mit ausreichend Eigenkapital zu unterlegen sind. – Sie wissen also ganz genau, dass es ein Schmäh von Ihnen ist, dass wir das unendlich rollieren und darauf warten können, bis es besser wird. Sie wissen ganz genau, dass Sie darauf kein Recht haben und dass Sie etwas Falsches behaupten, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ.) Aber wenn Sie meinen, Sie haben das ja vertraglich abgesichert, dann zeigen Sie uns diese Verträge betreffend Garantien für die Zukunft! Zeigen Sie uns diese Zusagen, die Sie anscheinend haben, denn sonst droht uns wirklich das gleiche Finanzierungsdesaster wie in Linz oder Salzburg! Und auch der aktuelle Abreifungsplan ist in Ihren Unterlagen schön aufgelistet. Sie können also nicht sagen, dass wir uns nicht seriös damit auseinandersetzen! Es zeigt sich nämlich, dass 2015 eine Rückführung von 227 Millionen und im Jahr 2016 eine Rückführung von 641 Millionen von Krediten in Schweizer Franken stattfinden muss. Und diese Rückführungshöhen werden sich natürlich auf Grund des Wechselkurses erhöhen und vergrößern. Wir haben das berechnet: Das sind zirka 170 Millionen EUR. Woher soll das Geld für diese Tilgung jetzt kommen? Wie finanzieren Sie diese Beträge? All das bleiben Sie schuldig! Werden wir etwa jetzt acht Jahre lang keine Straßen bauen? Legen wir dort die Investitionen lahm? Oder erklären Sie jetzt dem Kollegen Oxonitsch, dass wir in den nächsten sechs Jahren nichts mehr in Kindergärten investieren werden? Sie bleiben meiner Meinung nach diesbezüglich planlos, und das zieht sich wie ein rot-grüner Faden quer durch die Entwicklung der Finanzschulden der Stadt Wien. Dass Sie planlos sind, erkennt man ja auch daran, dass die Finanzschulden in den letzten Jahren um bis zu 200 Prozent gestiegen sind, und zwar durch Missmanagement und Fehlspekulationen von Ihrer Seite. Und dazu kommen jetzt eben auch noch die Verluste in Schweizer Franken. Sie haben somit – und das ist das wirklich Verwerfliche in Anbetracht einer vernünftigen Finanzpolitik – eigentlich nicht gegenwärtiges Vermögen verspielt, sondern Sie haben zukünftige Budgets verspekuliert, und das werden noch unsere Enkel ausbaden können, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ.) Kollege Doralt hat auch schon gesagt, was er von Ihnen hält: Er hat von Scharlatanerie et cetera gesprochen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Er ist nicht Ihr Kollege!) Und wenn Sie sagen, dass in Zukunft alles besser wird, dann möchte ich wirklich darauf hinweisen, dass internationale Banken und Finanzinstitute das nicht so rosig sehen wie Sie! Ich habe hier auch eine Liste, wie das verschiedene Banken sehen. Die Swissquote Bank sieht für die nächsten 5 Jahre eine Kursquote von 0,82, und JPMorgan Chase beziffert das mit 0,98. Und allein der Kurs von 0,82 würde zu den jetzigen Schulden noch einmal 300 Millionen an zusätzlichen Schulden bedeuten. Die DZ Bank, die genossenschaftliche Finanzgruppe in Deutschland, also die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland, sagen, dass Kredite in Schweizer Franken abzubauen sind. Das sind explizite Empfehlungen von großen Instituten. Aber anscheinend sind diese Empfehlungen alle falsch, und nur Sie haben die Wahrheit gepachtet. Und wenn Sie in der Früh gesagt haben, dass Sie sich mit diesen „Was wäre wenn“-Fragen gar nicht beschäftigen, weil das alles philosophisch sei, dann muss man sagen: Genau das macht aber ein seriöses Risikomanagement aus, dass man nämlich Risikoszenarien durchspielt und sich fragt: Was wäre, wenn der und der Fall eintritt? Was wäre, wenn Griechenland aus dem Euro aussteigt? – Letzteres wäre nämlich überhaupt auch für die Frankenkredite fatal, weil dann die Prognosen auf 0,51 hinuntergehen und wir 2 Milliarden mehr Finanzschuld hätten als jetzt. Dann gehen wir überhaupt in den Default, und dann – Gratulation, SPÖ! Danke, Frau Brauner – sind wir die erste europäische Großstadt, die pleite ist. Toll gemacht! – Aber Hauptsache ist, dass Sie sich nicht mit „Was wäre wenn“-Fragen beschäftigen! Ich muss schon sagen: Lassen Sie doch wirklich einmal Personen daran arbeiten, die etwas davon verstehen und die auch darauf aufmerksam gemacht haben! – Wir haben 2012 exakt dieses Szenario vorhergesagt, und zwar nicht nur hier, sondern auch in einer schriftlichen Anfrage an Sie. Ich darf zitieren: Damals haben wir gesagt: „Die historische Volatilität beträgt derzeit rund 10 Prozent. Das bedeutet, dass innerhalb eines Jahres die Kursschwankung des Schweizer Franken mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen plus/minus 20 Prozent pro Jahr betragen kann. In rund 5 Prozent der Fälle beträgt die Kursschwankung mehr als 20 Prozent. Auf Grund dieser Kennzahl wird offensichtlich, welche Risiken mit einem Fremdwährungskredit verbunden sind und warum die ÖBFA nur in geringem Ausmaß auf diese Finanzierungsform zurückgreift.“ Das haben wir schon 2012 in einer Anfrage an Sie geschrieben, aber weil es von den Freiheitlichen kommt, wurde und wird es von Ihnen ignoriert! Sie müssten da halt einmal Ihr politisches Denken der Vernunft opfern und endlich einmal vernünftig handeln! Genau aus diesen Gründen haben wir schon 2012 gefordert, da auszusteigen, weil unserer Meinung nach hier schon genug Spekulation betrieben wurde. Ich darf sie noch darauf hinweisen, weil Sie immer sagen, der Schritt der Schweizer Nationalbank sei so überraschend gekommen und Sie hätten das nicht gewusst: Dann lesen Sie entweder unsere Anfragen nicht genau und/oder lassen diese nur von jemandem anderen beantworten! Wir haben 2012 an Sie per Anfrage geschrieben: „Zum Glück für die Stadt Wien hat die SNB im September 2011 interveniert und angekündigt, die Wechselkursgrenze von Euro/Schweizer Franken 1,20 mit allen Mitteln verteidigen zu wollen, um den heimischen Export zu unterstützen. Nur auf Grund dieser Tatsache konnte sich das Umtauschverhältnis in der Region 1,20 bis 1,25 stabilisieren.“ – Da ist nicht die Rede von einem fixen Wechselkurs, was Sie uns vorher unterstellt haben! Ich setze fort: „Es bleibt allerdings jetzt abzuwarten“ – und darauf kommt es jetzt an, das haben wir 2012 schon gesagt! – „wie lange die Schweizer Notenbank diese Politik fortsetzt und ob sie genanntes Limit bei einem möglich Antesten der Marke durch die Märkte auch wirklich halten kann. Die Notenbanker befürchten daher, dass der Schweizer Franken enorm aufwerten würde. Dies würde bei einer Beibehaltung der Finanzierungsstrategie der Stadt Wien zu einen signifikanten Anstieg der Verluste führen.“ Soweit die Anfrage der FPÖ 2012. Und wenn Sie sich herausstellen und sagen, dass das so überraschend gekommen sei und keiner daran gedacht habe, Frau Brauner, dann sage ich Ihnen eines: Lesen Sie bitte zuerst einmal unsere Analysen! Dann sehen Sie, wie effizientes Finanzmanagement durchgeführt wird! (Beifall bei der FPÖ. – GR Mag Christoph Chorherr: Ich sage nur: Kärnten! – Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN). Ich weiß nicht, warum dauernd Kärnten kommt! Habt ihr den Griss-Bericht gelesen? (GR Mag Christoph Chorherr: Kärnten!) Ich nehme an, Kollege Chorherr hat den Griss-Bericht nicht gelesen, denn sonst würde er nicht wiederholt „Kärnten!“ rufen! Aber ich gebe Ihnen recht! (GR Mag Christoph Chorherr: Aha!) Kärnten war ein gutes Beispiel – Kollege Schock hat es schon gesagt –, dass man eben dort so handelt wie Lhptm Kaiser. Aber das wird Frau Brauner nicht tun. Jedenfalls sage ich Ihnen: Wir haben im Endeffekt dieses Szenario vorausgesagt, und Sie haben dieses Szenario gekannt. Es muss Ihnen bekannt gewesen sein! Sie können nicht sagen, dass all das irgendwie vom heiteren Himmel gefallen ist! Sie haben aber nicht reagiert. Sie haben diese profunde Analyse, in der wir darauf hingewiesen haben, dass es ein Risiko gibt, ignoriert. Sie haben wissentlich grob fahrlässig zu Lasten der Wiener und Wienerinnen gehandelt, meine sehr geehrte Frau Stadträtin! – Sie sind rücktrittsreif (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Dipl-Ing Margulies gemeldet. – Bitte schön. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Kollege Nepp! Nur um zu unterstreichen, mit welcher Seriosität Sie an die Sache herangehen, eine tatsächliche Berichtigung. – Ich berichtige jetzt aber nicht die Tatsache, die ich schon vorher erwähnt habe, dass Sie natürlich, wenn Sie für jedes Szenario eine Entwicklung entworfen haben, irgendwann einmal recht haben müssen, auch wenn Sie ansonsten zu 99 Prozent falsch liegen. Das ist ja klar! Aber: Sie sagen in Ihrer Rede, ich habe am Vormittag in der Frage an Frau StRin Brauner den negativen Libor und die daraus resultierenden niedrigen Zinszahlungen in Zusammenhang mit 300 Millionen EUR Kursverlust gestellt. Das ist falsch! Ich habe die negativen Zinsen des Libor und die daraus erfolgten Zinszahlungen im Hinblick auf die Zinszahlungen 2014 nachgefragt. Und das ist niedriger! Daher sind Ihre Behauptungen unseriös. Und so ist Ihre gesamte Politik! Sie haben wirklich eine Halbwertszeit in Ihrem Denkvermögen, die anscheinend nicht einmal einen ganzen Tag umfasst! Jedenfalls ist es unseriös, hier herauszugehen und Unwahrheiten zu verbreiten! – Danke sehr. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Ja, gerne. Kollege Nepp hat in seiner Rede den Ausdruck verwendet, dass die Frau Vizebürgermeisterin wissentlich grob fahrlässig gehandelt habe. Das heißt, Sie werfen der Frau Vizebürgermeisterin Vorsatz vor … (GR Mag Wolfgang Jung: Nein! Zwischen Fahrlässigkeit und Vorsatz besteht ein Unterschied!) Grobe Fahrlässigkeit und wissentlich ... (Zwischenrufe bei der FPÖ. – GR Mag Wolfgang Jung: Der Herr Vorsitzende kennt sich nicht aus!) Herr Kollege Jung! Beruhigen Sie sich! Ich mache mir Sorgen um Ihre Gesundheit! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Beruhigen Sie sich! (Lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Herr Kollege Jung! Bitte beruhigen Sie sich! Ich werde mir das Protokoll holen lassen und überprüfen, ob diese Aussage so gelautet hat oder nicht. Und wenn die Aussage so getroffen wurde, dann wird es einen Ordnungsruf dafür geben. So. Damit können Sie Ihre Aufregung wieder eindämmen und sich etwas beruhigen, damit wir die Sitzung fortsetzen können. – Herr Kollege Gudenus hat sich zur Geschäftsordnung gemeldet. GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Vorsitzender! Man sieht, ich hatte anscheinend das richtige Gefühl, mich zu melden, denn ich kann gleich auf Ihre Ausführungen betreffend die Wortmeldung des Herrn Kollegen Nepp eingehen: Wenn er „wissentlich grob fahrlässig“ gesagt hat, dann sage ich Ihnen, dass „wissentlich grob fahrlässig“ mit Vorsatz nichts zu tun hat. Zweitens: Wenn Sie eine strafrechtliche Handlung unterstellen, dann erwidere ich: Ich kann mich an keinen Delikttyp beziehungsweise an keinen Straftatbestand erinnern, den Herr Nepp genannt hätte! Inwiefern ist also Herrn Dominik Nepp eine schlechte Aussage zu unterstellen, wenn er von „wissentlich grob fahrlässig“ spricht? Das rechtfertigt bei Weitem nicht, dass ein Ordnungsruf verlangt wird, das hat damit überhaupt nichts zu tun! Ich darf jetzt aber daran erinnern, was der eigentliche Grund war, warum ich mich eigentlich zur Geschäftsordnung zu Wort gemeldet habe: Herr Kollege Nepp hat in seiner Rede – aber da waren Sie als Vorsitzender gerade sehr tief ins Gespräch verwickelt! – einen Ordnungsruf gegenüber Herrn Kollegen Schicker eingefordert, der in seiner Rede gesagt hat, dass Herr StR Schock eine Anstiftung zum Amtsmissbrauch erwähnt hätte. Ich verlange für diese Aussage einen Ordnungsruf. – Abgesehen davon heißt es richtig „Bestimmung zum Missbrauch der Amtsgewalt“ und nicht „Anstiftung“, aber das ist ja wieder etwas anderes, ich wollte das nur erwähnen, wenn wir schon von Begrifflichkeiten sprechen. – Bei der Aussage des Herrn Schicker handelt es sich nämlich wirklich um den Vorwurf einer strafbaren Handlung, und ich verlange dafür einen Ordnungsruf. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Auch diese Aussage werde ich mir im Protokoll ansehen, und nachher werden wir das beurteilen (GR Mag Wolfgang Jung: Aber nicht vergessen, sonst verjährt das wieder!) Herr Kollege Jung! (GR Mag Wolfgang Jung: Das haben wir schon gehabt!) Herr Kollege Jung! Ich darf Sie bitten, den Vorsitz zu achten, denn sonst gebe ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Beifall und Heiterkeit bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ. – GR Prof Harry Kopietz: Da schaut der Jung ziemlich alt aus!) Ich darf zusammenfassen: Kollege Gudenus hat einen Ordnungsruf für eine Aussage von Herrn Klubobmann Schicker gefordert. Wir werden uns das Protokoll anschauen, und dann werde ich entscheiden. So. Die Debatte ist geschlossen. Ich darf noch für das Protokoll bekannt geben: Herr GR Van der Bellen ist seit 17.58 Uhr entschuldigt. Wir kommen nun zu den Anträgen. Zuerst lasse ich den Misstrauensantrag abstimmen. Für diesen Misstrauensantrag wurde namentliche Abstimmung beantragt, daher werden wir diese durchführen. Die Schriftführerin und der Schriftführer sind vorbereitet. Ich bitte um äußerste Disziplin und Ruhe im Saal. Sprechen soll nur die Person, die aufgerufen wird. Ich bitte nunmehr die Schriftführerin, GRin Mag Duzdar, zu beginnen. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: Ich verlese nur die Nachnamen. – GR Aichinger. GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Aigner. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Akcay. GRin Safak Akcay (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Akkilic. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Dipl-Ing Al-Rawi. GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Baron. GR Karl Baron (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Baxant. GR Petr Baxant, BA (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Mag Berger-Krotsch. GRin Mag Nicole Berger-Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Blind. GR Armin Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Bluma. GRin Susanne Bluma (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Chorherr. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Czernohorszky. GR Mag Jürgen Czernohorszky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Dadak. GR Michael Dadak (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Deutsch. GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Dworak. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Ebinger. GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Eisenstein. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Ekkamp. GR Franz Ekkamp (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Ellensohn. GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Florianschütz. GR Peter Florianschütz (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Frigo. GR Univ-Prof Dr Peter Frigo (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Gaal. GRin Kathrin Gaal (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Graf. GRin Ilse Graf (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Gudenus. GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Guggenbichler. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Günther. GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen):Ja Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Haslinger. GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Hebein. GRin Birgit Hebein (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Herzog. GR Johann Herzog (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Hofbauer. GR Manfred Hofbauer, MAS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Holdhaus. GRin Mag Karin Holdhaus (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Holzmann. GR Ernst Holzmann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Hufnagl. GR Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Hursky. GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Irschik. GR Wolfgang Irschik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Jischa. GRin Mag Birgit Jischa (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Mag Jung. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Karner-Kremser. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Kasal. GR Mag Günter Kasal (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Dr Kickert. GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Klicka. GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Kopietz. GR Prof Harry Kopietz (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Korosec. GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GR Kubik. GR Gerhard Kubik (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: GRin Dr Laschan. GRin Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Duzdar. GRin Mag Muna Duzdar (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Ing Leeb. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Lindenmayr. GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Mag Maresch. GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Dipl-Ing Margulies. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Matzka-Dojder. GRin Anica Matzka-Dojder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Mayer. GR Dr Alois Mayer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Meidlinger. GR Ing Christian Meidlinger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Meyer. GRin Uta Meyer (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Mörk. GRin Gabriele Mörk (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Mörz. GR Prof Dipl-Ing Dr Kurt Mörz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Nepp. GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Mag Neuhuber. GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Niedermühlbichler. GR Georg Niedermühlbichler (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Novak. GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Peschek. GR Christoph Peschek (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Puller. GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Ramskogler. GRin Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Reindl. GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Rösch. GR Ing Bernhard Rösch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Rubik. GRin Silvia Rubik (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Dipl-Ing Schicker. GR Dipl-Ing Rudi Schicker (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Schinner. GRin Katharina Schinner (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Schneider. GRin Mag Ines Schneider (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Schubert. GRin Ingrid Schubert (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Schütz. GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Schuster. GR Godwin Schuster (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Seidl. GR Wolfgang Seidl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Spitzer. GR Mag Gerhard Spitzer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Stark. GR Rudolf Stark (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Stiftner. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Straubinger. GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Strobl. GR Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Stürzenbecher. GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Taucher. GR Mag Josef Taucher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Teiber. GRin Barbara Teiber, MA (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Ulm. GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Unger. GR Christian Unger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Valentin. GR Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Vettermann. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Wagner. GR Kurt Wagner (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Walter. GR Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Wansch. GR Mag Dr Alfred Wansch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Wehsely. GRin Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GR Woller. GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein. Schriftführer GR Michael Dadak: GRin Mag Wurzer. GRin Mag Martina Wurzer (Grüner Klub im Rathaus): Nein. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: So, ist jemand nicht aufgerufen worden? Kollege Mahdalik ist entschuldigt. Somit ist die namentliche Abstimmung abgeschlossen, und wir ermitteln kurz das Ergebnis. Nunmehr liegt das Ergebnis vor: Der Antrag erhielt bei der namentlichen Abstimmung 56 Nein-Stimmen und 35 Ja-Stimmen. Daher ist der Antrag abgelehnt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir kommen daher zur Abstimmung der restlichen Anträge. Es liegt ein Beschluss- und Resolutionsantrag Aichinger, Neuhuber, Leeb und Walter betreffend Konvertierungsplan für die Fremdwährungsfinanzierungen der Stadt vor. Es wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist die ÖVP und damit die Minderheit. Ein weiterer Antrag der ÖVP von Aichinger, Neuhuber, Leeb und Walter betrifft die Haushaltsreform und Einführung des doppischen Rechnungswesens. Es wurde auch hier die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Es erfolgt Zustimmung zu diesem Antrag von ÖVP, FPÖ und Klubunabhängigem. Das ist daher die Minderheit. Ich bringe nun den Antrag von SPÖ und GRÜNEN, eingebracht von Schicker, Reindl, Strobl, Margulies und Ellensohn, betreffend eine Haushaltsrechtsreform zur Abstimmung. Es wird auch hier die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Dieser Antrag wird von GRÜNEN, SPÖ und ÖVP mehrheitlich angenommen. Die dringliche Behandlung der Anfrage ist damit abgeschlossen. Wir gelangen nun zu Postnummer 22 der Tagesordnung. Sie betrifft den Ersatzbau und die Erweiterung des Pavillons für die städtische elementare Bildungs- und Betreuungseinrichtung in Wien 10, Aquarienglases 13. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag Czernohorszky, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ing Leeb. Ich erteile es ihr. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie schon gesagt, geht es um eine Sachkrediterhöhung für den Ersatzbau und die Erweiterung des Kindergartens im 10. Bezirk, Aquarienglases 13. Wir haben im Juni 2013 einstimmig diesen Bau beschlossen. Damals handelte es sich um Gesamtprojektkosten von rund 1,1 Millionen EUR. Bereits im Mai 2014, also vor einem halben Jahr, kam es hier im Gemeinderat zu einer Sachkrediterhöhung um 116 000 EUR, die damals mit Ausschreibungsergebnissen, die etwas höher als prognostiziert lagen, begründet wurde. Nun liegen uns die zweite Kostenüberschreitung für dieses Projekt und ein weiterer Antrag auf Sachkrediterhöhung um weitere 130 000 EUR vor. (Beifall bei der ÖVP.) Ich habe jetzt nur pausiert, weil ich mir gedacht habe, dass man vielleicht die Geräuschkulisse ein bissel herunter fahren könnte, aber offenbar interessiert es niemanden, wie mit dem Geld in dieser Stadt umgegangen wird! Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Einen Moment bitte: Auch ich darf bitten, den Geräuschpegel zu reduzieren. – Danke. Bitte setzen Sie fort. GRin Ing Isabella Leeb (fortsetzend): Jetzt wird auch noch die Beleuchtung reduziert, und es wird finster, gemütlich und kuschelig. Lehnen Sie sich also zurück, und genießen Sie! Genießen Sie es, dass wir heute bei diesem Projekt zu einer Kostenüberschreitung von 25 Prozent oder einem Viertel der Gesamtkosten kommen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden diesem Aktenstück nicht zustimmen. Und ich darf Ihnen jetzt die Begründung, die diesmal im Akt geliefert wurde, zur Kenntnis bringen, weil ich nicht annehme, dass alle den Akt kennen: Während der tatsächlichen Umsetzung des Bauvorhabens haben sich unvorhergesehene notwendige Zusatzmaßnamen im Außenbereich ergeben. Diese werden konkret damit begründet, dass man eine neue Stützmauer errichten musste und dass es zusätzliche Baumfällungen sowie erweiterte Entwässerungsmaßnamen nach durchgeführten Sickerversuchen gab. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es muss ein recht hinterhältiges Gehölz sein, das sich da nach Baubeginn auf das Baugrundstück geschlichen hat! Ich glaube, dass das, was Sie uns hier vorlegen, wieder etwas zeigt, was in Wien leider arg teure, aber konsequent gelebte Tradition ist, nämlich Versäumnisse bei Bauvorhaben auf Grund mangelhafter Grundlagenerhebung und fehlenden professionellen Baumanagements. Das kritisiert auch der Stadtrechnungshof – wie ich sagen möchte – fast lückenlos in allen Projekten, die er bis jetzt, zumindest in den letzten fünf Jahren, überprüft hat. Ich darf nur das Stadthallenbad, die Albert-Schultz-Halle und die Zentralfeuerwache nennen, ich könnte Ihnen aber auch noch viele andere Beispiele bringen. Die daraus resultierenden Mehrkosten wären vermeidbar. Das Geld könnte anderweitig dringend notwendigen Infrastrukturmaßnahmen zugeführt und besser investiert werden. Natürlich können wir uns nicht alles ersparen, aber wenn wir von vornherein die Grundlagen besser erheben, dann werden die Projekte im Endeffekt vielleicht um 10 Prozent teurer, aber nicht um 25, 50, 100 oder gar um 200 Prozent, wie wir es in vielen Fällen schon erlebt haben. Im vorliegenden Fall beruft man sich auf Leistungen, die eindeutig im Vorfeld einer Ausschreibung anzusiedeln sind, denn Sickerversuche – das werden nicht viele von Ihnen wissen – dienen der Bestimmung der Durchlässigkeit von Böden sowie der Grundwasserermittlung, und das sind Leistungen, die eindeutig vor Baubeginn anzusiedeln sind. Warum man das jetzt in einer zweiten Kostenüberschreitung präsentiert, ist mir schleierhaft! Was nachträglich angeordnet wird, ist immer teurer, denn dann gibt es keinen Wettbewerb mehr. Freilich muss man sich an die Grunddaten des Hauptangebotes halten, aber man unterliegt keinem Wettbewerb mehr, und wir zahlen mehr als notwendig. (Beifall bei der ÖVP.) Wir werden diesen Akt selbstverständlich ablehnen, und ich bekräftige an dieser Stelle noch einmal die Forderung der ÖVP nach einer Professionalisierung der Bautätigkeit der Stadt Wien. Ich möchte jetzt auf noch etwas eingehen, was in den letzten zwei Tagen des Öfteren vorgekommen ist: Kollege Ekkamp hat gestern gemeint, wir sollen Wien nicht permanent schlecht machen. – Nein! Wir machen Wien nicht schlecht! Wien ist eine außergewöhnliche und wunderschöne Stadt. Aber Sie, Herr Kollege Ekkamp, und viele Ihrer Kollegen haben ein Problem: Sie setzen die SPÖ mit Wien gleich. Wenn wir aber Missstände kritisieren, dann kritisieren wir, wie Sie in dieser Stadt mit Transparenz, Professionalität und Wirtschaftlichkeit umgehen. Wien und die SPÖ sind nicht eins! (Beifall bei der ÖVP.) Es ist ein Wunder, dass sich die Stadt unter Ihrer Regentschaft so hält! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte diesen Tagesordnungspunkt aber auch noch nutzen, um drei Anträge einzubringen, wie sie in sehr ähnlicher Form auch bereits im Landtag Steiermark eingebracht wurden. Es handelte sich um einen Mehrparteienantrag. Wir haben diesen in drei Teile aufgeteilt, weil ich doch der Hoffnung bin, dass Sie dem einen oder anderen Antrag zustimmen können. Der erste Antrag betrifft die Einführung des verpflichtenden Schulfaches Wertevermittlung und Politische Bildung. Ich bringe diesen Antrag gemeinsam mit meinen Kolleginnen Ines Schneider und Barbara Feldmann ein: „Der Wiener Gemeinderat fordert Bgm Häupl auf, an die Bundesregierung mit der dringenden Aufforderung heranzutreten, umgehend das Schulfach Wertevermittlung und Politische Bildung ab der 1. Stufe der Mittelschule verpflichtend einzuführen, damit allen Schülerinnen und Schülern europäische Werte vermittelt werden und bei unserer Jugend ein Verständnis für europäische Grundwerte, Demokratie, Grundrechte und andere Weltanschauungen aufgebaut beziehungsweise verstärkt wird. Ebenso“ – und das ist der Unterschied zum rot-grünen Antrag – „sollen den Lehrerinnen und Lehrern im Umgang mit radikalen Schülerinnen und Schülern beziehungsweise Eltern mehr Durchgriffsrechte gegeben werden. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP.) Der zweite Antrag betrifft die Möglichkeit der Aberkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft im Fall der Teilnahme an Feindseligkeiten und Kampfhandlungen im Rahmen eines bewaffneten Konfliktes im Ausland. Ich bringe daher ebenso mit meinen Kolleginnen Schneider und Feldmann folgenden Antrag ein: „Der Wiener Gemeinderat fordert Bgm Häupl auf, an die Bundesregierung mit der dringenden Aufforderung heranzutreten, sich auf internationaler Ebene dafür einzusetzen, dass eine Aberkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft bei Personen, die freiwillig außerhalb Österreichs als Teil einer bewaffneten Gruppe aktiv an Feindseligkeiten im Rahmen eines bewaffneten Konfliktes teilnehmen, auch dann möglich wird, wenn diese keine andere Staatsbürgerschaft besitzen. In formeller Hinsicht wird auch hier die sofortige Abstimmung verlangt.“ Der letzte Antrag betrifft die verstärkte Integration von Menschen mit verschiedenen Staats- und Religionszugehörigkeiten in einem Österreich, das von europäischen und humanistischen Werten getragen wird, sowie rechtliche Rahmenbedingungen gegen Integrationsunwilligkeit: „Der Wiener Gemeinderat fordert Bgm Häupl auf, an die Bundesregierung heranzutreten, eine unabhängige Kommission einzurichten, die aus Expertinnen und Experten in diesem Bereich und Juristinnen und Juristen besteht und Tatbestände von Integrationsunwilligkeit festmacht sowie rechtliche Möglichkeiten der Ahndung solcher Tatbestände neben gezielten pädagogischen und präventiven Maßnahmen als letzte Konsequenz etwa durch das Verwaltungsstrafrecht erarbeitet.“ – Auch in diesem Fall wird in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der ÖVP.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bringe diese Anträge sehr bewusst ein und ersuche Sie um Zustimmung, wenn Sie es mit Wien gut meinen, wenn Ihnen die Bevölkerung am Herzen liegt und wenn Integration nicht nur ein Schlagwort sein soll. Ihr Kollege Voves von der steirischen SPÖ hat in den letzten Tagen etwas sehr Bemerkenswertes gesagt: „Die SPÖ hat sich nie getraut, die Probleme und die Ängste vieler Menschen auszusprechen. Die Sozialdemokratie hat jahrelang bei Migrationsproblemen weggeschaut.“ – Das möchte ich so nicht formulieren! Sie haben in den letzten Jahren sehr viel – ich habe es hier ja miterlebt – in Integrationsmaßnahmen investiert. Aber wir müssen auch den Mut haben, dort hinzuschauen, wo es Probleme gibt. Und ich möchte nicht in einer Stadt leben, wo nicht toleriert wird, dass männliche Schüler von Lehrerinnen unterrichtet werden oder dass männliche Arbeitsuchende von weiblichen Vermittlerinnen beim AMS betreut werden, oder wo Mädchen nicht am Schwimmunterricht teilnehmen dürfen, weil es von ihren Eltern verboten wird. – All das sind keine Erfindungen, sondern so etwas findet Tag für Tag statt, und dagegen gilt es geschlossen aufzutreten. Meine sehr geehrten Kollegen von der SPÖ und auch von den GRÜNEN! Machen Sie einmal ein Experiment! Versuchen Sie, sich vorzustellen, die FPÖ wäre nicht da: Würden Sie sich dann auch so daran krallen, dass Sie die Weisheit gebucht haben? Haben Sie den Mut hinzuschauen, die Dinge anzusprechen und anzupacken! Das sind wir der Bevölkerung in Wien schuldig. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Vettermann, und ich erteile ihm das Wort. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Lieber Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zur Vorrednerin doch einiges, und zwar zuerst zum Aktenstück selbst: Es gibt über 200 Projekte gerade bei der Schulsanierung, bei denen es keine einzige Abweichung gibt. Über diese haben Sie aber natürlich nicht gesprochen. Okay. Ich möchte jetzt nur kurz erwähnen, worum es in diesem Akt geht, damit sozusagen auch das Rundherum klar ist. Der Beschluss erfolgte einstimmig, und es stimmt: Das ist jetzt die zweite Überschreitung. Im Prinzip bin ich auch dafür, dass man die Grundlagen so gut als möglich aufbereitet. Man muss zu diesem Projekt, das wir jetzt diskutieren, aber dazusagen, dass das kein super großes Projekt ist. Die Kosten würden auf alle Fälle entstehen, denn wenn wir noch eine Entwässerung machen und noch eine Stützmauer bauen müssen, dann müssen wir es zahlen. Aber es wäre dann noch ein bisserl teurer gewesen, wenn wir vorher schon teuer untersucht hätten, denn dann hätten wir diese Kosten und die Untersuchungskosten. Im Prinzip bin ich dafür, dass man Projekte so gut wie möglich vorbereitet, damit es möglichst keine Überschreitungen gibt. In diesem Fall muss ich sagen, dass das aber eine leichte Verteuerung bewirkt hätte. Außerdem ist die Überschreitung in der Sache gut begründet. Nun noch eine zweite, auch sozusagen das Rundherum betreffende Bemerkung: Es gibt nicht nur – wie gesagt – viele Projekte, bei denen es keine Überschreitung gibt, sondern es gibt auch Bereiche, wo es billiger geworden ist, so gab es etwa eine Verbilligung um 14 Millionen beim Campus Hauptbahnhof, und auch beim Campus Monte Laa ist es billiger geworden. Auch das ist wichtig. Ich erwähne das, damit man nicht den Eindruck hat, dass es sozusagen eine Dauerinstitution ist, dass immer alles teurer wird oder dass es Überschreitungen gibt. Im Einzelfall mag das vorkommen. Im vorliegenden Akt ist aber auch klar begründet, warum das notwendig ist. Zu den beiden Anträgen – ich werde dann noch einen eigenen einbringen – möchte ich noch zwei, drei Dinge sagen: Zu dem Antrag betreffend Staatsbürgerschaften muss ich ehrlich sagen, dass ich in der Sache ein bisschen ratlos bin, weil ich nicht verstehe, was damit gewonnen sein soll, wenn jemand keine Staatsbürgerschaft hat, aber staatenlos hier ist. Das hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Zum Procedere möchte ich anmerken: Ich meine, wenn die ÖVP den Herrn Bürgermeister auffordert, dass er dem Herrn Außenminister irgendwas mitteilt, dass es doch dafür auch andere Wege gäbe! Alles in allem bin ich jedenfalls schon aus diesem Grund nicht dafür, dass man dem nähertritt. Zu den Durchgriffsrechten: Es gibt durchaus auch heute in der Schule Durchgriffsrechte, wie Sie das nennen. Den Kanon soll man leben und auch einsetzen. Es ist ja nicht so, dass jedes Fehlverhalten toleriert wird und alles erlaubt ist. Man kann auch jetzt schon jemanden nicht akzeptieren beziehungsweise irgendwo nicht hingehen. Und es gibt auch schon Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Natürlich ist aber der bessere Weg nicht jener der Strafe, sondern der des Überzeugens und der Bewusstseinsbildung. Um diese zusätzliche Bewusstseinsbildung geht es auch bei dem Antrag, den ich gemeinsam mit Kollegin Wehsely, Kollegen Czernohorszky und Kollegin Straubinger seitens der SPÖ und mit Kollegin Wurzer und Kollegen Akkilic von den GRÜNEN, jeweils mit GenossInnen und FreundInnen, einbringen möchte. (GR David Ellensohn: Wie es sich gehört!) Jawohl! Wie es sich gehört! Es ist natürlich klar, dass es gerade in solchen schwierigen Zeiten solche Diskussionen gibt, und es ist selbstverständlich wichtig, dass in der Schule, abgesehen davon, dass man schaut, dass die Spielregeln eingehalten werden, auch Erziehung zur Demokratie stattfindet. Das bedeutet bei uns aber auch Akzeptanz von Diversität und Teilhabe an der Gesamtheit, die es in Wien eben gibt. Es geht darum, Respekt vor der Vielfalt, aber natürlich auch Respekt vor den Menschenrechten zu haben, die ein universelles Gut und sozusagen eine gemeinsame Basis bilden. Und das geschieht am besten mit dem Fach „Politische Bildung“. Wir haben jetzt, glaube ich, seit 1978 die Politische Bildung als Unterrichtsprinzip. Dort wird all das einmal besser und einmal schlechter vorgebracht, je nach Können und Engagement der jeweiligen Lehrkräfte. Laut einer SORA- Studie 2014 haben aber mehr als die Hälfte gesagt, dass zu wenig Zeit für Politische Bildung ist, wenn man diese sozusagen nur als Unterrichtsprinzip hat. Daher ist, glaube ich, der Schritt, den wir fordern, richtig, nämlich Politische Bildung tatsächlich als eigenes Fach einzuführen, in dessen Rahmen Überzeugungsarbeit und Diskussionsarbeit geleistet wird. Das kann auch diskursiv sein, indem wir die Kinder und Jugendlichen zu diesen gemeinsamen Werten hinführen, anstatt einfach etwas zu diktieren oder es ihnen quasi in Form irgendeiner Strafe einzubläuen. Die Begründung lasse ich jetzt weg. Jedenfalls wird hier aber gefordert: Der Wiener Gemeinderat bekennt sich zur Wichtigkeit der verstärkten Verankerung der Politischen Bildung in unseren Schulen und appelliert deshalb an die österreichische Bundesregierung, ab der 5. Schulstufte / 1. Stufe Mittelschule das Schulfach „Politische Bildung“ verpflichtend einzuführen. Auf diese Weise sollen allen SchülerInnen demokratische Werte, gesellschaftliche und gesetzliche Rechte und Pflichten, die universell geltenden Menschenrechte und die Möglichkeiten der aktiven Teilhabe an unserer Gesellschaft bestmöglich vermittelt werden. Ich glaube, wenn es darum geht, hier etwas zur Deradikalisierung auch im Inhalt – wie Sie das angesprochen haben – beizutragen, ist die Einführung dieses politischen Fachs eine gute und richtige Maßnahme. Dementsprechend bringe ich jetzt diesen Antrag ein, bitte natürlich um Zustimmung und danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Akkilic, und ich erteile ihm das Wort. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Wir werden dem vorliegenden Geschäftsstück zustimmen. Ich möchte mich aber mit den Anträgen der Österreichischen Volkspartei ein bisschen befassen, weil es mir sehr wichtig scheint, diese Themen einmal aufzugreifen. Alle drei Anträge beginnen mit der Schilderung um die terroristischen Angriffe, in deren Rahmen mehrere Redakteure und MitarbeiterInnen getötet worden sind. – Ich möchte dort fortsetzen, wo dieser Antrag beginnt: Was war das Ziel dieser Terroristen, die diese Anschläge verübt haben? Für mich war es das Ziel dieser Terroristen, in die Gesellschaft einen Keil zu treiben, weil sie wissen, dass innerhalb Europas Millionen von Muslime und Christen zusammenleben. Sie hatten zwei Adressaten. Die ersten Adressaten waren jene strenggläubigen, konservativen bis hin zu salafistischen Muslimen, die sie für sich gewinnen wollen, um Unruhe in Europa zu stiften. Der zweite Angriffspunkt waren aber die rechtsradikalen beziehungsweise rechtsextremen Kräfte in Europa, um die Probleme der Muslime aufzuzeigen und zu sagen: Mit denen können wir nicht zusammenleben! Das allgemeine Ziel dieser Leute war, Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, also unsere Grundrechte, anzugreifen, um in diesem System politische Verschärfungen vorzunehmen. Und wenn man in einem solchen Gesellschaftsklima politische Verschärfungen im Zusammenhang mit Einbürgerungsrechten und Durchgriffsrechten einfordert, dann ist das eben ein Dienst an diesen Leuten, weil sie genau diese Konflikte in unserer Gesellschaft stärken wollen. Das ist leider Gottes heute auch hier bei uns angekommen, indem eine Unterscheidung begonnen und es geheißen hat: Herr Akkilic! Sie kommen nicht von hier! Sie kommen aus dem Orient. Wir haben aber hier unsere Werte geschaffen. – Genau das ist das Ziel dieser Leute! Wenn dieses Gespräch hier in diesem Gemeinderat angekommen ist, dann bedeutet das, dass es diesen Leuten gelungen ist, zwischen uns einen Keil zu schieben, und das dürfen wir nicht zulassen! Das geht nicht, da müssen wir zusammenhalten! Das beste Beispiel, wie man mit solch schwierigen Situationen umgehen kann, hat der damalige norwegische Ministerpräsident Stoltenberg gegeben: Ein rechtsextremer Nationalist, der sich den Schutz des Christentums und des Abendlandes zur Aufgabe gemacht hat, hat auf Utoya 75 oder 76 junge Menschen getötet. Stoltenbergs Antwort lautete: Wir sind für mehr Demokratie, für mehr Menschlichkeit und für Weltoffenheit. Die Norweger haben nicht einmal den Schritt getan, ihre Strafgesetze zu verschärfen, damit Anders Breivik lebenslang im Häfen sitzt, und sie haben auch die Todesstrafe nicht eingeführt, sondern sie haben gesagt: Die norwegische Demokratie ist so stark, dass wir damit fertig werden. Diese Menschen werden es in Zukunft immer wieder versuchen. Politische Islamisten beziehungsweise islamistische Extremisten werden immer wieder versuchen, in Europa Unruhe zu stiften. Und angesichts dieser Tatsache müssen wir alle zusammenhalten und müssen wir gemeinsam mit der großen Mehrheit der moslemischen Bevölkerung, die hier ja friedlich lebt, und mit allen anderen vielfältigen Völkern Europas dagegenwirken. Eine der wichtigen Voraussetzungen für den Umgang mit dieser Situation ist, dass wir Prävention, aber auch Aufklärung in unseren Bildungseinrichtungen und in der Gesellschaft verstärkt betreiben müssen. Und zweitens müssen wir mehr Mittel in die Hand nehmen. Minister Sebastian Kurz hat nur 10 Millionen EUR zur Verfügung, um mit dem Integrationsthema umzugehen. So ein riesiges Thema, das weltweite Dimensionen hat, kann man aber nicht mit 10 Millionen EUR bewältigen! Vielmehr muss man hier in die Leute investieren. Man muss die Leute akzeptieren, und man muss den Leuten das Gefühl geben, dass sie, wenn sie bei uns sind, gut aufgehoben sind und nicht bei den anderen. Das Ziel dieser Terroristen ist es immer, das Bild zu erzeugen und den Menschen zu sagen: Ihr seid Moslems, und diese Christen wollen euch nicht haben, und weil die Christen euch nicht haben wollen, braucht ihr einen Beschützer, und das sind wir, das sind die politischen Moslems, Islamischer Staat, al-Qaida, Boko Haram oder wie sie alle heißen. Sie werden immer wieder versuchen, hier in Europa zu intervenieren und die Leute für sich zu gewinnen. Wir müssen auf diese Veränderungen behutsam, durchdacht und mit Genauigkeit reagieren, und wir dürfen nicht sofort zu Strafmaßnahmen greifen. Sobald wir das Wort Strafe in den Mund nehmen, schicken wir die Menschen immer mehr in die Arme dieser Leute, die den Muslimen und vor allem auch den Muslimen in Europa Angst einjagen wollen, damit sie hier besser Fuß fassen können. Ich bin die Anträge durchgegangen. Aus dem Antrag betreffend die Integrationswilligkeit möchte ich nur eine Passage zitieren, Frau Leeb: „Das Wesentlichste ist aber, allen Menschen eine Perspektive zu geben, soziale Sicherheit zu erreichen. Um dies zu erreichen, müssen die Menschen Teilhabe an der Gesellschaft haben, Teilhabe am Arbeitsmarkt und am Bildungsbereich, Teilhabe auf Augenhöhe.“ Ich bin vollkommen bei Ihnen! Wenn wir aber unsere Gesellschaft anschauen, dann werden wir sofort feststellen, dass eine Teilhabe auf Augenhöhe noch nicht erreicht ist. Diese gibt es nicht! Schauen wir uns zum Beispiel die politischen Rechte an: Es kommen in Wien Kinder auf die Welt, die dann nicht einmal bei den Kommunalwahlen mitmachen dürfen, weil sie eine andere Staatsbürgerschaft haben. Augenhöhe auf allen Ebenen: Diesbezüglich bin ich vollkommen bei Ihnen! Aber Augenhöhe einzufordern und gleichzeitig das Wahlrecht für DrittstaatsbürgerInnen abzulehnen, konterkariert Ihre Vorstellungen von Zusammenleben! (GR Mag Wolfgang Jung: Glauben Sie!) Ein Zusammenleben wirklich auf Augenhöhe und gleiche Rechte: Das würde den Menschen das Gefühl geben, dass sie hier willkommen sind. Daher lehnen wir diesen Antrag ab. (GR Mag Wolfgang Jung: Es gibt eben Staatsbürgerrechte! Haben Sie das noch immer nicht begriffen?) Politische Bildung ist eine urururgrüne Forderung. Derzeit kommt diese Forderung allenthalben. Aber wenn Sie das Fach „Politische Bildung“ anlassbezogen mit den Ereignissen in Frankreich einfordern und nicht hinsichtlich der gesamten Entwicklung in Europa, wo ja mehrere Problemlagen vorhanden sind beziehungsweise es aber auch mehrere Chancen gibt, und nur einen diesbezüglichen Antrag stellen, dann ist dieser Antrag nicht vollständig, und daher lehnen wir diesen Antrag ab. Unseren gemeinsamen Antrag hat Heinz Vettermann ja schon eingebracht. Zur Aberkennung der Staatsbürgerschaft: Franz Fuchs war ein österreichischer Terrorist. Er hat seine Terrorakte in Österreich gesetzt, und damals gab es keine Debatte darüber, dass man ihm die Staatsbürgerschaft aberkennt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wenn man eine solche Diskussion gerade in einer Phase, in der eingebürgerte Menschen in Terrorakte verwickelt werden, führt, dann produziert man Fremdenfeindlichkeit auf dem Rücken von neuen Österreichern und Österreicherinnen. (GR Mag Wolfgang Jung: Darf man die Fakten nicht mehr aufzeigen?) Ich glaube nicht, dass die Aberkennung der Staatsbürgerschaft eine Lösung ist. Vielmehr besteht die Lösung darin, wichtige und gute Präventionsarbeit zu leisten, die es den Menschen ermöglicht, einzusehen, dass weder IS noch al-Qaida, Boko Haram oder sonstige terroristische Organisationen für sie eine Lösung sind. – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Die Debatte ist somit geschlossen. Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer der Postnummer 22 die Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. – Wird von der FPÖ, vom Klubunabhängigen, von der SPÖ und den GRÜNEN so akzeptiert und hat damit mehr als die ausreichende Mehrheit. Es gelangen nun die eingebrachten Beschluss- und Resolutionsanträge zur Abstimmung. Erstens lasse ich den Antrag der ÖVP betreffend Einführung eines verpflichtenden Schulfaches „Wertevermittlung und Politische Bildung“ abstimmen. Die sofortige Abstimmung wurde verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Wird von den Oppositionsparteien unterstützt und hat keine Mehrheit. Als Nächstes wurde ein Antrag der ÖVP betreffend Möglichkeit der Aberkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft im Falle einer Teilnahme an Feindseligkeiten und Kampfhandlungen im Rahmen eines bewaffneten Konfliktes im Ausland eingebracht. Auch hier wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Abstimmungsverhalten wie zuvor: Die Opposition stimmt diesem Antrag zu und hat keine Mehrheit. Der nächste Antrag, eingebracht von der ÖVP, betrifft verstärkte Integration von Menschen mit verschiedenen Staats- und Religionszugehörigkeiten in einem Österreich, das von europäischen und humanistischen Werten getragen wird, sowie rechtliche Rahmenbedingungen gegen Integrationsunwilligkeit. Auch hier wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das Abstimmungsverhalten hat sich nicht verändert: Die Opposition unterstützt dies und hat keine Mehrheit. Der nächste Antrag, eingebracht von der SPÖ und den GRÜNEN, betrifft Stärkung der demokratischen Werte an unseren Schulen durch die Einführung eines eigenen verpflichtenden Schulfaches „Politische Bildung“. Auch hier wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig so angenommen worden. Es gelangt nunmehr die Postnummer 30 der Tagesordnung zur Verhandlung: Sie betrifft eine Subvention für die Nachwuchssportförderung. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag Reindl, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag Thomas Reindl: Ich bitte um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück, möchte aber darauf hinweisen, dass bei dieser Postnummer in der Ausschusssitzung am 19. Jänner ein entsprechender Abänderungsantrag eingebracht wurde, der aber abgelehnt wurde. Dieser ist jetzt als Minderheitenmeinung angemeldet, und daher bitte ich den Gemeinderat, diesen Antrag zur Kenntnis zu nehmen. Ich bitte, wie gesagt, um Zustimmung. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kasal, und ich erteile es ihm. GR Mag Günter Kasal (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Bedauerlicherweise ist das ein wiederkehrender Antrag, der nahezu unverändert gegenüber dem letzten Jahr jetzt vorliegt. Es ist derselbe Unfug wie voriges Jahr. Erlauben Sie mir nur manche Gedanken dazu, bevor ich den Abänderungsantrag auch im Gemeinderat einbringe. Dieser Antrag differenziert: Es geht hier nur um den Leistungssport, es geht hier um Landesmeistertitel, und diese Landesmeistertitel werden nach Geschlecht unterschiedlich belohnt, was aus unserer Sicht einfach Unfug ist! Man kann Mädchensport fördern und Mädchensport zusätzlich stärker im Breitensport unterstützen und subventionieren. Wenn aber Leistung unterschiedlich zwischen Burschen und Mädchen belohnt wird, dann ist das eigentlich eine Ungerechtigkeit gegenüber den Burschen! (Zwischenruf von GR Mag Christoph Chorherr.) Erlauben Sie mir nur manche Gedanken, wozu das führt: Das führt zum Beispiel dazu, dass beim Eiskunstlauf die Mädchen, obwohl am Eiskunstlauf 90 Prozent Mädchen teilnehmen, stärker auch finanziell belohnt werden als die Burschen. Genauso verhält es sich in der rhythmischen Sportgymnastik, dass nämlich die Mädchen für einen Landesmeistertitel mehr bekommen als die Burschen. Das Gleiche gilt fürs Formationstanzen und für die Sportakrobatik. Sehr geehrte Damen und Herren von den Regierungsparteien! Das ist Unfug! Ich bin bei Gott nicht gegen die Förderung von Mädchensport! Ich habe eine Tochter, auf die ich sehr stolz bin. Sie ist Landesmeisterin, und wir bekommen alljährlich diese Förderung ausgeschüttet. (GR Mag Christoph Chorherr: Jetzt bin ich neugierig: Welchen Sport betreibt sie denn?) Neugierig? – Sie spielt Tennis! Diese höhere Förderung auszuschütten, ist aber der falsche Weg. Ich freue mich, dass sie mehr bekommt, aber es ist trotzdem der falsche Weg. Umgekehrt gibt es Sportarten wie zum Beispiel den Radsport. In dieser Sparte freut man sich, wenn bei den Damenbewerben einmal eine Landesmeisterschaft stattfindet, an der 5 Mädels teilnehmen, und diese bekommen mehr für den Landesmeistertitel als der Sieger unter den 30, 40 oder 50 Burschen. Das ist Unsinn! Deswegen haben wir einen Abänderungsantrag so wie auch im Ausschuss vorbereitet und bringen diesen hiermit ein, und zwar: Der gegenständliche Antrag möge dahin gehend abgeändert werden: Für Titel jeder Mannschaft, unabhängig vom Geschlecht, sollen jeweils 1 100 EUR ausgeschüttet werden, für Titel von Einzelsportlern, unabhängig vom Geschlecht, sollen jeweils 110 EUR ausgeschüttet werden. Der Subventionsansatz ist entsprechend anzupassen. – In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der FPÖ.) Sehr geehrter Herr Stadtrat! Weil es sich gerade eignet, gebe ich Ihnen heute folgendes Ersuchen auf die Reise nach Hause mit: Wenn Wien wirklich nachhaltig etwas für den Leistungssport tun will, brauchen wir dringend Schulmodelle, die auch den Leistungssport bereits in der Pflichtschule unterstützen. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Nachbarländern, wo es bereits solche Modelle gibt! In Wien wird der Leistungssport im Pflichtschulbereich nämlich nachhaltig vernachlässigt. Überlegen Sie sich Modelle, wie man da etwas anbieten kann, und zwar sowohl vom Blickwinkel der Flächendeckung im Sportbereich als auch von der inhaltlichen Ausgestaltung. Wir werden den Antrag, so wie er gestellt wurde, grundsätzlich ablehnen, und ersuchen um Zustimmung zu unserem Abänderungsantrag. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr GR Dr Aigner. Ich erteile es ihm. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Auch ich darf Sie ersuchen, im Sinne des gestellten Abänderungsantrages dafür Sorge zu tragen, dass bei der Förderung des Nachwuchssportes keine geschlechtsspezifische Diskriminierung vorgenommen wird! Ich halte es für ausgesprochen uncharmant, dass man Frauenförderung gleichsetzt mit Benachteiligung von Burschen und Buben. Das ist ganz anders lösbar! Schauen Sie sich das nächste Aktenstück an, wonach es für Mädchenmannschaften ein extra Budget geben wird: Wir müssen nicht sagen, dass ein Mädchentitel mehr wert ist als ein Burschentitel. Das wird sich auf Dauer nicht halten lassen. Ich darf nur etwas noch sagen: Schauen Sie sich an, welche Probleme Mädchen aus muslimischen Familien beim Schwimmen und beim Mitturnen haben! Da können Sie sehr viel Integrationsarbeit leisten, wenn Sie dafür Sorge tragen, dass bei uns, unabhängig vom Geschlecht, Mädchen und Buben, egal, aus welchem Umfeld sie kommen, gemeinsam am Turnunterricht teilnehmen können. Vor allem soll verhindert werden, dass gefakte Befreiungen ausgestellt werden. Es ist nämlich heute vielfach Realität, dass das geschieht, sodass am Turnunterricht dann gar nicht teilgenommen werden kann. – Daher ein Plädoyer für den Abänderungsantrag. Ich möchte aber die Gelegenheit nutzen – ich habe das mit Kollegen Peschek abgesprochen –, noch ein paar Worte zu sagen. Es ist dies heute dein vorläufig letzter Auftritt hier. Ich sehe deinen Abschied aus dem Wiener Gemeinderat mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. Das weinende Auge betrifft den Politiker Christoph Peschek. Es war immer eine Herausforderung, wenn auch nicht immer ein Vergnügen, aber zumindest eine nette Sache, sich mit dir politisch zu matchen. Ich schätze dich sehr, weil du ein ausgesprochen engagierter, dynamischer Politiker bist und trotz aller Unterschiede die persönliche Wertschätzung auch im persönlichen Umgang immer vorhanden war. Ich hoffe, du siehst das auch von der anderen Seite so! Du wirst mir hier sehr fehlen! Ich weiß nicht, ob ich noch viele Gelegenheiten haben werde, sozusagen als Politiker hier zu stehen, aber diese Vergangenheit war durchaus herausfordernd. Das freudige Auge betrifft einzig dein persönliches Ergehen: Ich finde es einfach gut und wichtig, wenn man nicht allzu lange nur in der Politik bleibt, sondern dass man, wenn man vor beruflichen und wirtschaftlichen Herausforderungen steht, diese auch annimmt, und ich wünsche dir auf diesem Weg alles Gute, Glück auf und viel Erfolg! Ich glaube, ich muss kein Prophet sein, wenn ich davon ausgehe, dass du der Politik nicht auf Dauer verloren gehst, sondern dass du immer ein politischer Mensch sein wirst und es sicher Mittel und Wege geben wird, dass du auch für deine Gesinnungsgemeinschaft noch vieles bewirken wirst. – In diesem Sinne danke ich für die vielen interessanten Diskussionen und wünsche dir alles Gute für die Zukunft! (Allgemeiner Beifall) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Nun ja. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Peschek, und ich erteile es ihm. GR Christoph Peschek (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren! Auch wenn man normalerweise gerade in der Rapid-Viertelstunde zur Höchstform aufläuft, werde ich mich bemühen, nicht die gesamten 15 Minuten zu verbrauchen. Zugegebenermaßen bin ich nicht rasend geübt in Abschiedsreden, denn ich musste ja noch nicht allzu oft eine halten. Ich möchte das aber an dieser Stelle gerne trotzdem tun, weil es mir ein persönliches Anliegen ist, vorab Danke zu sagen für eine sehr, sehr spannende, lehrreiche und vor allem auch prägende Zeit, in der wir trotz unterschiedlicher Sichtweisen und trotz unterschiedlicher Zugänge sowie Interessenlagen spannende und teilweise sehr kontroverse Diskussionen geführt haben. Ich habe diese aber immer als interessant, manchmal auch pointiert, aber trotzdem als konstruktiv empfunden, wenn es darum geht, zu schauen, wie wir diese Stadt gemeinsam weiterentwickeln können und welche Ideen und Vorschläge es dafür gibt. Ich habe für meine Wortmeldung sehr bewusst dieses Poststück gewählt, weil es meiner Meinung nach zwei Punkte vereint, nämlich auf der einen Seite mein bisheriges Engagement im Bereich der Jugend und auf der anderen Seite meine zukünftige Tätigkeit im Bereich des Sports. Ich möchte das nur ganz kurz noch einmal Revue passieren lassen, weil ich mir denke, dass gerade im Bereich Jugend und Lehrlinge in den letzten Jahren sehr viel geschehen ist. Ich möchte mich vor allem auch bei meinen Freundinnen und Freunden in der Sozialdemokratie, aber auch beim Koalitionspartner, den GRÜNEN, bedanken, dass wir gemeinsam sehr viel auf den Weg gebracht haben, worauf ich persönlich sehr stolz bin. Auf der einen Seite betrifft das das Thema der neuen Berufsschule in der Embelgasse, die ja nun in Betrieb geht. Das freut mich ganz besonders, weil ich immer gesagt habe: Diese Berufsschule ist für mich nicht nur Stein und Mörtel, womit man ein Gebäude irgendwohin stellt, sondern auch ein Symbolbild dafür, dass Lehrlinge in dieser Stadt etwas wert sind und ein Symbol dafür, dass wir uns bemühen, bestmögliche Rahmenbedingungen für junge Menschen in dieser Stadt zu ermöglichen. Die EDV-Neuausstattung ist auch ein wichtiges Thema, ebenso wie die Senkung der KlassenschülerInnen- Höchstzahlen im Bereich der Berufsschulen. Wir haben das wirklich flächendeckend und sehr gut umgesetzt. Ich erinnere mich auch daran, dass die kostenlose Berufsmatura umgesetzt wurde. Und wichtig ist auch das gesamte Programm „Early Complete“ mit dem Ziel, die positiven Ergebnisse bei den Lehrabschlussprüfungen zu erweitern. Außerdem ist auch das Mitwirken an der Ausbildungsgarantie erwähnenswert, bei welcher sehr viele sehr engagiert mit dabei sind. Ganz besonders möchte ich in dieser politischen Abschiedsrede noch zwei Themen erwähnen, weil sie mich immer auch sehr bewegt haben und weil sie, wie ich glaube, auch symbolisch dafür stehen, worum es mir letztendlich immer gegangen ist. Zuerst nenne ich das Thema Auftragsvergabe: Es geht darum, dass bei der Auftragsvergabe der Stadt jene Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, verstärkt berücksichtigt werden. Das ist nämlich ein klares Statement dafür, dass soziale Verantwortung großgeschrieben wird und dass man versucht, das Miteinander, nämlich auf der einen Seite betriebliche Notwendigkeiten, aber auf der anderen Seite auch die Perspektiven für Jugendliche, in den Mittelpunkt zu rücken. Im Hinblick darauf bedanke ich mich auch bei der Opposition, weil es gelungen ist, dass dieser Antrag damals von uns letztlich einstimmig angenommen wurde, was auch ein klares Statement des Wiener Gemeinderates war. Das andere Thema betrifft das Wiener Qualitätssiegel, das wir nun auch auf die Welt gebracht haben, was mir ebenfalls ein riesiges Anliegen war. Ich habe ursprünglich versucht, das mit einem „Lehrlings-Award“ zu initiieren und in die Diskussion mit einzubringen, und das Ganze wurde dann mit den Sozialpartnern und den Parteien zum Wiener Qualitätssiegel weiterentwickelt. Das Ziel dabei ist einerseits, Betriebe, die hervorragend ausbilden, auf die Bühne zu holen und zu zeigen, was hier geleistet wird, andererseits sollen aber auch den jungen Menschen Orientierung und vor allem eine qualitativ hochwertige Lehrausbildung gegeben werden. Zusammenfassend kann ich festhalten beziehungsweise – anders formuliert – Ihnen sagen, dass ich mich immer sehr darum bemüht habe, die Grundwerte, die mir sehr wichtig sind, nämlich Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, zu leben, sie in die politische Debatte mit einzubringen und das große Ziel, nämlich ein glückliches Leben und ein Leben in Würde, zu ermöglichen. Dafür sind wir bemüht, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Menschen die Chance zu geben, auch wirklich ihre Ziele und Träume zu verwirklichen. Abschließend bitte ich insbesondere die Kollegen von der Freiheitlichen Partei um einen Gefallen beziehungsweise eher um eine Richtigstellung: Ich war ein bisschen betroffen über die Presseaussendung, in der angeklungen ist, dass der Wiener Sozialdemokratie die Gewerkschafter davonlaufen. – Ich weiß natürlich: In der Politik gibt es Polemik und unterschiedliche Zugänge. Ich habe das eingangs ja schon erwähnt. In diesem Fall war das aber, um es fußballerisch auszudrücken, gewissermaßen ein bisschen, um nicht zu sagen: ein Revanche Foul (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Na, na! Warum? – Ich möchte das ganz kurz begründen: Wir haben die vergangenen Jahre – dass wissen wir alle, die wir in der Politik tätig sind – stets besonders intensiv vor Augen, denn man hat sich bemüht, man hat die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst genommen, sich mit Experten und Expertinnen auseinandergesetzt, man hat versucht, Strategien zu folgen, Dinge zu koordinieren und letztlich auch Entscheidungen für das Wohl der Menschen zu treffen, nämlich für die Wienerinnen und Wiener. Das ist ja unser gemeinsamer Auftrag, wiewohl uns die Zugänge und die Ideologien unterscheiden. Das war jedoch für mich immer sozusagen der gemeinsame Nenner. Jedenfalls habe ich gerade im letzten Jahr für mich bemerkt, dass die drei Bereiche, mit denen ich befasst war, nämlich auf der einen Seite meine gewerkschaftliche Tätigkeit, auf der anderen Seite der Gemeinderat und das Engagement in der Sozialdemokratie und schließlich auch die Aufgabe als Vizepräsident des SK Rapid, sehr, sehr, sehr zeitintensiv waren und ich für mich die Entscheidung treffen musste: Wie gehe ich damit in Zukunft um? Ich verfolge nämlich meine Tätigkeiten immer nach bestem Wissen und Gewissen, nehme diese ernst und möchte daher mit voller Energie und voller Leidenschaft dafür tätig sein und werde das immer so handhaben. Wenn Sie daher eine persönliche Entscheidung in ein politisches Mobbing uminterpretieren – wenn ich das so sagen darf –, dann halte ich das nicht für ganz nett. Das war nicht die feine englische Art! Aber wir werden das, wie gesagt, in Zukunft hoffentlich anders regeln können, nämlich insofern, als wir uns alle gemeinsam darum bemühen, einen Ideenwettbewerb um Wien für die Wiener Themen zu führen und Diffamierungen und auch Fouls möglichst zu unterlassen. Etwas möchte ich auch noch an dieser Stelle sagen: Was mich persönlich rund um meine Bestellung bei Rapid sehr bekümmert hat, ist, dass es offenbar auch innerhalb der Bevölkerung gegenüber der Politik insgesamt eine große Skepsis gibt. Und ich meine, das sollte man im Rahmen einer kritischen Selbstreflexion auch zum Anlass nehmen, um uns zu überlegen: Wie gehen wir gemeinsam damit um, wie präsentieren wir uns als Politiker, wie wollen wir uns gemeinsam nach außen darstellen? Daher möchte ich noch einmal appellieren, dass wir den Ideenwettbewerb in den Vordergrund rücken und gemeinsam danach trachten sollten, konstruktive Vorschläge und Visionen für diese Stadt und die Menschen zu entwickeln, was sie sich meiner Meinung nach wirklich verdient haben, und die Wadlbeißerei zu lassen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Abschließend noch ein persönliches Wort: Seit meiner Jugend haben mich Politik und Sport immer super interessiert, und beim Sport natürlich insbesondere der Fußball und da vor allem Rapid. Als sich dann die Möglichkeit ergeben hat und ich mich für diesen Posten beworben und dankenswerterweise auch das Vertrauen für diese neue Funktion als Geschäftsführer Wirtschaft beim SK Rapid erhalten habe, habe ich mir ein bisschen vor Augen geführt und versucht, in Erinnerung zu rufen, wie es mir eigentlich als Kind als Rapidler ergangen ist: Ich weiß noch, dass ich mir jedes Jahr zu Weihnachten das neue Rapid-Dress gewünscht habe, um es dann im Turnunterricht anzuziehen und Fußball zu spielen. Und wenn ich ein Tor geschossen habe – und das ist mir dankenswerterweise auch das eine oder andere Mal gelungen –, bin ich auf die Sprossenwand gehüpft und habe mir vorgestellt, ich bin im Stadion und kann das Ganze miterleben. Daher ist das natürlich auch eine wunderbare Energie, weswegen ich mich ganz besonders auf die neue Aufgabe freue. Ich werde diese überparteilich mit Herz und Hirn für den Verein angehen und hoffe, dass ich in der neuen Funktion möglichst bald auch wieder im Rathaus oder, besser gesagt, auf dem Rathausplatz sein werde, nämlich dann, wenn der SK Rapid den Meisterteller überreicht bekommt und wir gemeinsam einen Titel feiern. (Beifall und Bravo-Rufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich danke Ihnen allen für die wunderbare Zusammenarbeit! Ich bedanke mich und wünsche Ihnen alles Gute. – Danke. (Allgemeiner, teilweise im Stehen gespendeter Beifall.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Was sagt man einem Menschen, der so kurze Zeit hier ist und so erfolgreich und so engagiert ist? – Ich habe mir überlegt, wie ich das anlege, und es ist nicht leicht, lieber Christoph! Darf ich das – auch in eurem Namen – so sagen? Christoph ist so alt wie mein jüngster Sohn, und dieser ist genau so engagiert bei Rapid, und zwar auf der anderen Seite als Fan. Christophs Leben, das er bisher geführt hat, beginnt mit dem 14. Lebensjahr in Funktion. Stellen wir uns das vor! Das unterscheidet manche von ihm. Er war mit 14 Jahren schon Unterstufensprecher im Realgymnasium in der Polgarstraße, mit 16 war er Schulsprecher in dieser Gesamtschule, mit 17 war er in der AHS-LandesschülerInnenvertretung in Wien, mit 18 war er Jugendsekretär in der GPA, mit 24 war er Jugendvorsitzender in der FSG. Er hat sein Leben also der Arbeit für die Jugend gewidmet. Und das hat sich dann fortgesetzt. Mit 26 wurde er Bezirksrat, und mit 27 Jahren kam er im Jahr 2010 hierher zu uns in den Gemeinderat. Seine Aufgabe hier im Gemeinderat hat er in erster Linie auch im Gemeinderatsausschuss Jugend, Bildung, Information und Sport wahrgenommen, und er hat hier Enormes geleistet, und einen Teil seiner Arbeit hat er auch persönlich dargestellt. Lieber Christoph! Ich habe dich kennen gelernt, als du in die SPÖ-Wien als Vertreter der FSG Jugend kamst. Das ist schon einige Zeit her, und du bist mir persönlich damals schon als enormes Energiebündel mit vielen, vielen, vielen Ideen aufgefallen. Besonders ist mir aufgefallen – und das wissen viele von uns –, dass du ein äußerst verlässlicher Mensch bist, mit dem man Pferde stehlen gehen kann, und du hast eine Linie, die auch für mich persönlich politisch sehr gut passt. Du bist enorm fleißig, dynamisch, und du bist ein echter Freund. Was mir auch aufgefallen ist, ist etwas, was man in der Öffentlichkeit nicht sieht, was aber für viele von uns gilt, dass man nämlich, wenn man eine Funktion übernimmt, das Wichtige daneben oftmals vergisst, nämlich die Familie, die Freundin, die Frau, die Kinder. – Ich hoffe, dass Du in der künftigen Zeit etwas mehr Zeit für deine Familie hast. Genieße es! Kinder werden rasch groß, und ich habe es selbst erlebt: Das Großwerden der Kinder ist das Schönste, jedoch wir verlieren diese Zeit oftmals. Ich habe mir deinen Lebenslauf angeschaut: Du hast damals schon geschrieben, dass du ein leidenschaftlicher Rapid-Fan bist. Ich glaube persönlich, dass du dir, abgesehen davon, dass du von den Fans zum Vizepräsidenten von Rapid via Internet gewählt wurdest – was eine ganz neue Form der Bestellung zum Vizepräsidenten eines Vereins ist – bei Rapid einen Traum erfüllen kannst. Und für diesen Traum, der hier in Erfüllung geht, wünsche ich dir enorm viel Erfolg. Deine Aufgabe ist eine echte Herausforderung, und ich bin überzeugt davon, Christoph: Mit deinem Engagement und mit deiner Wissensgier wirst du es schaffen! – Auf jeden Fall wünsche ich dir alles, alles Gute und danke dir vielmals für deine Arbeit hier im Wiener Gemeinderat. – Danke schön. (Allgemeiner Beifall.) Bitte um Entschuldigung, dass ich das jetzt so eingeschoben habe. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Kickert. – Bitte schön. GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe gar nichts dagegen, dass Sie das eingeschoben haben, denn ich werde selbst damit beginnen und Christoph Peschek persönlich, aber auch im Namen meiner Fraktion für seinen bisherigen politischen Einsatz und für die Zusammenarbeit danken. Wir haben uns kennen gelernt, als ich noch nicht in diesem Haus war. Wir haben uns auf irgendeinem Podium bei einer Schuldiskussion kennen gelernt. Es war dies eine angeregt geführte Diskussion. Und ich bin ziemlich sicher, dass dir Erfolg beschieden sein wird, weil Menschen mit deiner Dynamik ihn sich holen, den Erfolg. Zu Wort gemeldet habe ich mich aber, um wiederholt auf eine Argumentationslinie einzugehen, die bei den Reden gegen diesen Antrag nie angesprochen wird. Das wird nie erwähnt, weil es entweder nicht verstanden oder bewusst ausgelassen wird: Diese ungleiche Belohnung von Meistertiteln im Leistungssport wird nicht individuell ausgezahlt, sondern an die Vereine. Diese ungleiche Prämierung ist ein ganz winziger, aber wirklich kaum auschlaggebender Anteil und dient dazu, um einen riesigen, geradezu unüberwindbaren strukturellen Unterschied und Nachteil in der Wahrnehmung und auch in der Förderung von Burschen- und Mädchensport auch nur ansatzweise auszugleichen. Wer auch immer in einem Verein gespielt oder in einem Verein gearbeitet beziehungsweise versucht hat, im Leistungssport Fuß zu fassen, der weiß, dass es neben – logischerweise einzuhebenden – Mitgliedsbeiträgen hauptsächlich um Sponsorgelder geht, damit man seine Mannschaft ausrichten kann und die notwendigen Materialien für ein Team zusammenbringt. Und Sponsorgelder bekommt man – fragen Sie mich nicht, warum, aber es ist so! – zehn Mal leichter für eine Burschenmannschaft als für eine Mädchenmannschaft. Und es melden sich – fragen Sie mich nicht, warum, aber es ist so! – vier Mal so viel Trainer und Trainerinnen für eine Burschen- wie für eine Mädchenmannschaft. In Anbetracht dessen ist dieser Differenzbetrag, den wir als Ansatz zum Ausgleich einer bestehenden strukturellen Ungleichheit bezahlen, ganz einfach lächerlich, und es ist wirklich auch lächerlich, dass Sie das als Grund dafür nehmen, diesen Antrag abzulehnen. Und wenn Sie immer dazusagen, man könnte ja einzelne Projekte oder einzelne Vereine besser fördern: Die Vereine und die guten Mannschaften kommen auf Grund dieser strukturellen Ungleichheiten gar nicht zustande! Ich weiß das, weil ich in einer Volleyballmannschaft – jetzt muss ich einmal kurz nachzählen – zwölf Jahre lang gespielt habe und es für meinen Verein wirklich jedes Mal schwierig war, für uns die nötigen Mittel zusammenzuholen. Wir waren als Wiener Verein österreichweit die Besten, und trotzdem war es schwierig, die nötigen Trainingsmöglichkeiten für uns zustande zu bringen. Und ich sage Ihnen jetzt, ohne dass mich das damals wirklich in irgendeiner Weise gestört hätte, dass wir möglicherweise mit den nötigen Unterstützungen eine Spur besser geworden wären. Das ist eh wurscht, weil es sozusagen keine Auswirkung hatte, aber worauf ich wirklich hinweisen will, ist etwas, was die meisten in diesem Saal nicht einmal annähernd wissen, nämlich wie stark potenzierend solche strukturellen Ungleichheiten wirken. Und im Hinblick darauf sind die 200 EUR Unterschied bei der Ausbezahlung für Meistertitel ein echter Klacks! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Mag Thomas Reindl: Ich möchte zum Akt sagen, dass es um 663 000 EUR geht, und ich kann mich Jennifer nur anschließen: Mädchensport ein bisschen mehr zu fördern als den Burschensport bei Meistertiteln, ist kein Fehler. Nachdem ich Donaustädter Berichterstatter bin, habe ich natürlich auch ein freudiges und ein trauriges Auge: Das freudige Auge deshalb, weil ich lange Jahre mit dir in der Donaustadt zusammenarbeiten durfte. Du warst ein sehr, sehr wichtiger Mann für uns in der Donaustadt, und zwar in der SPÖ, aber auch grenzüberschreitend zu den anderen Parteien. Und das traurige Auge habe ich, weil du gerade zu Rapid gehst! Du weißt, ich bin Austrianer, ich lade dich aber sehr gerne zur nächsten Meisterfeier der Austria auf dem Rathausplatz ein! (Heiterkeit bei der SPÖ.) Damit du da auch einmal dabei bist als Geschäftsführer! (GR Prof Harry Kopietz: Das hat aber Zeit! Da ist er schon in Pension!) In diesem Sinne wünsche ich alles Gute und bitte um Zustimmung zum Antrag. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Nun gut. Wir kommen nur zur Abstimmung. Eingebracht wurde ein Abänderungsantrag, den ich zuerst abstimmen lassen muss. Er wurde auch entsprechend referiert. Wer diesem Abänderungsantrag, der – nur zur Erinnerung – von der FPÖ eingebracht wurde, die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Ich stelle fest, dass die Opposition diesen Abänderungsantrag unterstützt und dieser keine Mehrheit gefunden hat. (Rufe und Gegenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Daher komme ich zur Abstimmung über die Postnummer 30, die keinen Abänderungsantrag beinhaltet. Wer der Postnummer 30 die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Ich stelle fest, dass die Regierungsparteien plus ÖVP diesem Antrag zustimmen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 34 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Fonds Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag Tanja Wehsely, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Danke sehr. Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ing Leeb. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Herr Vorsitzender. Ich möchte am Anfang auch noch die Gelegenheit nutzen, um Kollegen Peschek alles Gute zu wünschen. Ich muss ganz ehrlich gestehen: Du wirst mir abgehen! Wir haben so manche Sträuße ausgefochten. Aber ich weiß, dass dir etwas am Herzen liegt, was mir auch am Herzen liegt und was uns immer verbunden hat, nämlich die Lehrlingsausbildung. Wir hatten zwar am Anfang wirklich harte Differenzen, aber wer so engagiert ist wie du, der wird seinen Weg weiter machen. Ich wünsche dir aus ganzen Herzen, dass dein Traum, den du dir bei Rapid jetzt erfüllen kannst, auch im vollen Umfang in Erfüllung geht, und zwar so, wie du es dir vorstellst! Eine Bitte habe ich noch: Ich weiß nicht, ob bei Rapid Lehrlinge ausgebildet werden, aber vielleicht bleibst du in der einen oder anderen Art und Weise der Lehrlingsausbildung verbunden. Es gibt so wenige, die dafür kämpfen, und da zählen jede Hand und jeder Kopf. (Beifall bei der ÖVP.) So. Jetzt versuche ich, irgendwie den Umstieg zu schaffen zum Kuratorium der Wiener Jugendwohnhäuser. Aber das ist gar nicht so schwer, denn in den Wohnhäusern des Kuratoriums sollen ja Schüler, Lehrlinge und erwachsene ArbeitnehmerInnen Unterkunft finden. Und das Kuratorium verwaltet eben an den Standorten Atzgersdorf, Ober St Veit und Rudolfsheim derartige Wohnhäuser. Wir haben heute – und das ist mir in diesem Zusammenhang auch besonders wichtig – den Stadtrechnungshofdirektor für weitere fünf Jahre einstimmig bestätigt. Und selbst wenn es irgendwelche Zweifel an seiner Qualifikation gegeben hätte, dann rechtfertigt allein der Bericht zum Kuratorium der Wiener Jugendwohnhäuser, der vorgelegt wurde, den Stadtrechnungshof und die Qualität der Arbeit, die von diesem abgeliefert wird. Wolfgang Aigner hat es heute sehr schön formuliert: Kontrolle und Kritik, die dieser Kontrolle entstammen, sind nichts Bösartiges, sondern das soll uns weiterbringen und Verbesserungen in der Verwaltung dieser Stadt bewirken. – Ich muss aber dazusagen, dass ich, was den Bericht des Stadtrechnungshofs zum Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser betrifft, doch einigermaßen erstaunt war, weil ich noch niemals in einer schriftlichen Stellungnahme und dann auch noch bei der mündlichen Stellungnahme im Ausschuss gegenüber dem Stadtrechnungshof eine derartige Arroganz erlebt habe wie im vorliegenden Fall! Die Geschäftsführung des Kuratoriums der Wiener Jugendwohnhäuser hat sich vollkommen uneinsichtig gegenüber dem Stadtrechnungshof gezeigt, und zwar nicht nur schriftlich, sondern auch mündlich, hat die Beamten dort der Unkenntnis bezichtigt und gleichzeitig klargestellt, dass man sich sicherlich vom Stadtrechnungshof nichts vorschreiben oder erklären lässt. Zehn Empfehlungen hat der Stadtrechnungshof abgegeben, und ich empfehle Ihnen wirklich: Lesen Sie sich das durch, es ist jede Seite wert! – Von diesen zehn Empfehlungen werden drei umgesetzt. Aber es ist nicht nur der kritische Stadtrechnungshofbericht, der uns dazu veranlasst, diesem Aktenstück die Zustimmung zu verweigern, sondern es hat in den letzten Jahren recht originelle Prozessführungen und Prozesstätigkeiten rund um das Kuratorium der Wiener Jugendwohnhäuser gegeben. Erlauben Sie mir, Ihnen eine kleine Chronologie darzulegen, was da geschehen ist. Diese Prozesse ziehen sich mittlerweile über weit mehr als zehn Jahre. – Der Architekt, der den Wettbewerb für das Projekt betreffend die Erweiterung Hietzinger Kai gewonnen hat, wurde vom Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser mit den Planungsleistungen beauftragt. Nach einigen Differenzen über das Projekt hat das Kuratorium den Vertrag mit dem Architekten vorzeitig aufgelöst, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, die seitens des Kuratoriums reklamierten angeblichen Probleme gemeinsam zu lösen. – Das kennen wir doch von irgendwo! Das Kuratorium hat dann aber auch noch einen Schadenersatzanspruch an den Architekten angestrengt. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wann war das?) Sie sind Präsident des Kuratoriums! Ich habe das jetzt nicht mitgenommen. Aber ich habe es ja gesagt: Vor mehr als zehn Jahren. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Nur dass man es richtig sagt: Es war 2003!) Dann kommt es eh hin! Aber Sie als Präsident des Kuratoriums werden doch genauestens über diese Abläufe informiert sein! Dann ist es ja traurig, dass Sie es erst seit 2010 wissen! (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ich bin seit 2010 Präsident!) Ach so! Entschuldigung! Ja, das stimmt! Aber ich bringe es jetzt allen anderen zur Kenntnis, damit alle wissen, worüber wir reden. (Weiterer Zwischenruf von Amtsf StR Christian Oxonitsch.) Und Sie, Herr Stadtrat, können sich ja auch zu Wort melden! Dieses Recht steht Ihnen ja zu! Noch einmal: Das Kuratorium hat einen Schadenersatzanspruch an den Architekten gerichtet und hat im Rahmen eines Prozesses einen Betrag in Höhe von rund 536 000 EUR eingeklagt. Die Gerichte haben diese Klage aber in allen drei Instanzen abgewiesen und ausgeführt, dass der Vertragsrücktritt durch das Kuratorium zu Unrecht erfolgte. Dadurch sind Prozesskosten in Höhe von 75 000 EUR sowie Anwaltskosten in Höhe von 173 000 EUR entstanden. Aber nicht nur das: Nach dem Rücktritt vom Vertrag beauftragte das Kuratorium dann ein anderes Architekturbüro direkt mit den weiteren Planungsleistungen, das heißt, ohne Ausschreibung im Sinne des Bundesvergabegesetzes. Diese Vergaberechtswidrigkeit wurde vom Vergabekontrollsenat Wien mit Erkenntnis festgestellt. Aber auch das war nicht genug: Obwohl rechtskräftig festgestellt wurde, dass das Kuratorium zu Unrecht vom Vertrag zurückgetreten ist, verweigert das Kuratorium dem Architekten bis dato die Honoraransprüche. Dieser musste jetzt wiederum einen Prozess mit dem Kuratorium anfangen und versucht seit 2009 mühsam, an sein Honorar zu kommen. Wie gesagt, in drei Instanzen ist das Kuratorium schon verurteilt worden, dass sie zu Unrecht vom Vertrag zurückgetreten sind. Und Sie haben es ja schon gesagt, Herr Stadtrat: Sie sind Präsident des Kuratoriums. Und Herr Vettermann ist Vizepräsident, und Herr Akkilic ist zweiter Vizepräsident. (Zwischenruf von Amtsf StR Christian Oxonitsch.) Ich denke, dass Ihnen die Agenden beim Kuratorium vollkommen entglitten sind! Es ist ein Punkt erreicht, an dem man sich seitens der Stadt Wien die Unverschämtheit der Geschäftsführung nicht mehr gefallen lassen darf! Wir leben in einer Demokratie, Demokratie braucht Kontrolle, und ein ganz wichtiges Kontrollinstrument ist der Stadtrechnungshof. Es ist ungeheuerlich, wie der Geschäftsführer des Kuratoriums der Wiener Jugendwohnhäuser nonchalant und – wie ich es jetzt ganz einfach formulieren möchte – rotzfrech alle Vorwürfe vom Tisch wischt! Kontrolle ist, wie gesagt, nicht gegen etwas Böses gerichtet, sondern es sollen aus dieser Kontrolle und der richtigen Kritik des Stadtrechnungshofs auch die dementsprechenden Schlüsse gezogen werden, Dr Podkowicz hat schriftlich in seiner Replik geäußert: „Der Fonds wurde 1969 mit dem Hintergrund geschaffen, außerhalb des Magistratsbetriebes eine Einrichtung zu haben, die die Interessen der Stadt vertritt und erfüllt, aber nicht zu den Bedingungen, die für alle anderen MagistratsbeamtInnen gelten.“ Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es war aber nicht der Zweck, dass Sie dort eine Außenstelle schaffen, wo Sie Ihre Günstlinge besonders toll versorgen können, sondern der Zweck dieses Fonds war – und das haben wir am Anfang schon gehört –, Wohnplätze für SchülerInnen, Lehrlinge sowie erwachsene ArbeitnehmerInnen zu schaffen. Die Personalkosten, die dort auftreten, werden durch die Stadt Wien getragen, also durch den Steuerzahler, und da ist es nur recht und billig, dass sich auch die Entlohnungsmodalitäten an die Entlohnungsmodalitäten der Stadt Wien angleichen. Auch die interessante Prozessführung und Rechtsauffassung der Geschäftsführung ist zu kritisieren, und ich frage mich wirklich ernsthaft, in wie weit das Präsidium Kenntnis von diesen Machenschaften hat. Ich möchte Ihnen aber trotzdem noch ein paar bemerkenswerte Aussagen und Rechtfertigungen aus dem Kontrollamtsbericht zur Kenntnis bringen, weil das, was man dort liest, wirklich seinesgleichen sucht! – Nun um das Bild abzurunden: Es gibt auf dem Konto „Rechts- und Beratungskosten“ auch eine Vermittlungsgebühr für den Ankauf eines Grundstückes. Eine Vermittlungsgebühr beziehungsweise Provision wird aus Steuergeldern gezahlt? – Ich meine, das ist ja wirklich in Zeiten zurückzuverweisen, die wir schon längst überwunden haben sollten! Zum Thema Entlohnung kritisiert der Stadtrechnungshof die Gehaltseinstufung bei Neuaufnahmen: „Die Einstufung erfolgte gemäß der Betriebsvereinbarung für die Geschäftsstelle nach wie vor im Rahmen einer freien Vereinbarung. Wie die Einschau zeigte, waren die Grundgehälter dieser Bediensteten deutlich höher als bei Bediensteten der Stadt Wien in vergleichbarer Funktion. Die entsprechende Betriebsvereinbarung ist zu evaluieren, wobei sich die Einstufungsmodalitäten an jene der Stadt Wien annähern sollen.“– Das halte ich für recht und billig, wenn die Gehälter aus Steuergeldern bezahlt werden! Wie aber hat Dr Podkowicz geantwortet? – Der Fonds wurde im Jahr 1969 mit dem Hintergrund geschaffen, außerhalb des Magistratsbetriebs eine Einrichtung zu haben, die die Interessen der Stadt Wien vertritt, aber nicht zu den Bedingungen, die für alle anderen MagistratsbeamtInnen gelten. Darauf habe der Fonds das Kontrollamt schon mehrmals aufmerksam gemacht. Aus diesem Grund seien die Vorstellungen des Kontrollamtes unrealistisch. Man würde keine qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem freien Markt bekommen. Das heißt so viel wie: In der gesamten Stadt Wien werden die Leute anders entlohnt, diese sind aber keine qualifizierten Mitarbeiter, denn diese gibt es nur im Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser, daher wird dort besser bezahlt. Eines ist noch bemerkenswert: Es gibt nur ganz selten zu Stellungnahmen in einem Rechnungshofbericht noch einmal eine Gegenstellungnahme. In diesem Bericht gibt es jedoch ganz viele Gegenstellungnahmen des Stadtrechnungshofes. Es werden dann noch die Entlohnungen der Hausarbeiter kritisiert. Und in Anbetracht der finanziellen Folgewirkung für den Fonds wurde empfohlen, eine verbindliche Entlohnungsstruktur mit Einstiegsgehältern und Gehaltsobergrenzen für diese Berufsgruppen zu erstellen und dem Vorstand zur Beschlussfassung vorzulegen. – Auch das hält die Geschäftsführung für nicht notwendig, und man weist ausdrücklich seitens der Geschäftsführung auf Folgendes hin: „Es wurde bereits mehrmals erwähnt, dass die Einkommenssituation der drei Hausleiter primär auf die jahrzehntelange Tätigkeit zurückzuführen ist. Bei der Komplexität der Bewohnerstruktur ist es notwendig, mehr oder weniger rund um die Uhr erreichbar zu sein.“ – Das sind aber nicht Tätigkeiten, die ausschließlich im Kuratorium der Wiener Jugendwohnhäuser notwendig sind! Abfertigungen werden kritisiert: In drei Fällen wurden auch freiwillige Abfertigungen in der Höhe von rund 33 300 EUR gewährt. In einem Fall führte die Kündigung einer Mitarbeiterin im Jahr 2009 zu einer Anfechtung beim Arbeits- und Sozialgericht. Daraufhin hat man sich geeinigt und hat eine freiwillige Abfertigung von 5 Monatsgehältern im Ausmaß von 12 200 EUR gewährt. Zweiter Fall: Im Rahmen einer einvernehmlichen Lösung des Dienstverhältnisses einer Bediensteten wurde dieser aus sozialen Gründen eine freiwillige Abfertigung bezahlt. Und schließlich gewährte der Fonds eine freiwillige Abfertigung in der Höhe von 14 700 EUR an eine Bedienstete der Geschäftsstelle. Dabei handelt es sich um eine langjährige Mitarbeiterin, die allerdings bereits im Dezember 2008 die gesetzliche Abfertigung im Höchstausmaß von zwölf Monatsentgelten ausbezahlt bekommen hatte. Im März 2009 hat man ihr dann aber noch einmal eine zusätzliche Abfertigung gewährt. Auch darauf gab die Geschäftsführung des Kuratoriums eine für mich wirklich als rotzfrech zu bezeichnende Antwort: „Es dürfte auch den Mitarbeiterinnen beziehungsweise Mitarbeitern des Kontrollamtes, obwohl sie in der freien Marktwirtschaft noch keine Geschäftsführerfunktion übernommen haben, bewusst sein, dass im Fall von Verfahren vor dem Arbeits- und Sozialgericht immer die Frage eines Vergleichs im Vordergrund steht. Die Zahlung von zusätzlichen Abfertigungsbeträgen ist in der Regel für den Fonds günstiger als die Weiterführung des Prozesses durch mehrere Instanzen.“ Das gilt allerdings interessanterweise nur für die Mitarbeiterin und die freiwillig gewährte Abfertigung. Mit dem Architekten wird hingegen seit 2003 um hunderttausende Euro prozessiert! Der im letzten Absatz angezogene Fall hat den Hintergrund, dass die erwähnte Bedienstete – das ist die, welche noch eine zusätzliche Abfertigung nach der Höchstabfertigung bekommen hat – noch eine Nachfolgerin einschulen musste. – Bitte nicht böse sein! Die Einschulung einer Nachfolgerin bedingt aber wirklich keine zusätzliche Abfertigung! Aber wenn der Geschäftsführer des Kuratoriums der Wiener Jugendwohnhäuser – wie gesagt – sogar die Mitarbeiter des Kontrollamtes oder, besser gesagt, des Stadtrechnungshofes der Unwissenheit bezichtigt, dann ist das die eine Sache. Die Nonchalance, mit der man all das vom Tisch fegt, kann man sich aber einfach nicht gefallen lassen! (Beifall bei der ÖVP.) Die Bilanzierung ist natürlich auch sehr kreativ: Vom Stadtrechnungshof wird vorgeschlagen und empfohlen, zur Bilanzierung von Zuschüssen bei Betrieben der Bruttomethode gegenüber der Nettomethode den Vorzug zu geben, was nur die knappe Äußerung des Geschäftsführers bewirkt, dass er sich von der langjährig geübten Methode der Nettoverrechnung ganz sicher nicht verabschieden wird. Abschließend gab es dann noch die Kritik, dass es im internen Kontrollsystem keine Verschriftlichung von Handlungsanweisungen für die Rechnungsprüfung beziehungsweise Rechnungsfreigabe gibt. Und auch dazu wird seitens der Geschäftsführung kurz und knapp gesagt: Na sicherlich nicht! Dazu sei man deswegen nicht bereit, weil der Fonds einfach viel zu klein sei. Daher heißt es lapidar: Wir tun einfach weiter wie bisher! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Präsidium und allen voran Sie, Herr Stadtrat, sind aufgefordert, Ihre Aufgabe als Präsident dort auch wahrzunehmen, die Dinge wieder in richtige Bahnen zu lenken und gegebenenfalls auch die Geschäftsführung abzuberufen! Das müssen sich nämlich die Stadt Wien, der Gemeinderat, der Steuerzahler und auch der Stadtrechnungshof nicht gefallen lassen! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich GR Dr Aigner, und ich erteile es ihm. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich kann es jetzt kurz machen. – Es besteht eine massive Diskrepanz zwischen dem, was im Akt beantragt wird, und dem, was offenkundig ist. Ich gestehe, obwohl ich ein kritischer Geist bin und mir die Akten immer sehr genau anschaue, dass ich mir gedacht habe: Das Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser ist eine wichtige Einrichtung, die brauchen Geld, da stimmt man zu. Dann bin ich jedoch auf einen Bericht im „Kurier“, ausgelöst von Frau Kollegin Leeb, gestoßen, und sie hat mich dann wiederum zu einem Kontrollamtsbericht geführt, in dem natürlich die wahren Hintergründe sozusagen ans Tageslicht gebracht werden. Es ist schon eigenartig, dass man sozusagen so tut, als ob das ein Standardakt wäre, wenn es in Wirklichkeit darum geht, allfällige verlorene Prozesskosten hereinzubringen! Ich möchte jetzt aber, bevor ich auf Details eingehe, die allgemeine Problematik ein bisschen anziehen, und zwar dahin gehend: Wir haben hier in der Opposition schon sehr oft die Vermutung geäußert, warum denn die Stadt Wien so viel Vereine, Fonds oder Stiftungen, und so weiter gründet und haben dazu halt einmal die Arbeitshypothese in den Raum gestellt, dass das dazu dient, dass man sozusagen kommunale Aufgaben in pseudoprivatrechtliche Formen überträgt, damit man dort ungestört tun und lassen kann, was man möchte. Der politische Einfluss ist ja meist dadurch sichergestellt, dass ausgewählte Gemeinderäte dort Funktionen haben und man sozusagen unter sich ist. Die Opposition wird bestenfalls in irgendwelche Beiräte oder Kuratorien sozusagen zwischengelagert, die allfällige Berichte produzieren, die ohnehin schon im Internet stehen. – Man möchte auf diese Weise aus dem öffentlichen Dienstrecht flüchten und den Menschen mehr bezahlen, als man beim Magistrat bekommen würde, und so weiter. Das waren eher Arbeitshypothesen, aber wenn man sich diesen Kontrollamtsbericht anschaut, dann kommen wir dem sehr nahe: Von Seiten einer Einrichtung, die von der Stadt Wien gegründet wurde, kann man dann sagen: Der Fonds wurde genau deshalb gegründet, damit man außerhalb des Magistratsbetriebes die Interessen der Stadt vertritt, aber nicht zu den Bedingungen, die für alle anderen Magistratsbeamten, und so weiter gelten. Das, was wir sozusagen immer in den Raum gestellt haben, bekommen wir jetzt nicht von irgendjemandem nachzulesen, sondern das steht in einem Kontrollamtsbericht, wie er damals noch hieß. Und das sagt jemand, der die Systeme im Magistrat kennt, und insofern muss man ja auch für diese Offenheit und diese Ehrlichkeit dankbar sein! Denn es ist ja auch nicht selbstverständlich, dass man einfach sagt: Wir wollen tun, was wir wollen, und wir schaffen die Rechtsformen, um tun zu können, was wir wollen. Lasst uns in Ruhe! Das sagt man jetzt nicht nur der Opposition im Gemeinderat, sondern das sagt man auch dem eigenen Kontrollamt beziehungsweise dem Stadtrechnungshof, und insofern muss man wirklich ein Dankeschön dafür sagen – wenn das mit dem Dank auch nicht ganz ernst gemeint ist –, dass das einmal so ausgesprochen wurde, dass klar wird, dass die Opposition hier nicht schlechtredet, sondern einfach einen guten Riecher gehabt hat. Das ist bestätigt worden! Inhaltlich ist natürlich schwer darauf einzugehen, ob Prozesse nun gerechtfertigt sind oder nicht. Eigenartig ist es aber schon, dass man mit manchen prozessiert und auch Risiken auf sich nimmt, man dann aber, wenn die eigenen Arbeitnehmer kommen, doppelt so viel an freiwilliger Abfertigung hinblättert! Ich komme eigentlich aus dem Arbeitsrecht. So etwas ist durchaus üblich, bevor man sich unwägbaren Risiken aussetzt. Aber wenn man die gesetzliche Abfertigung verdoppelt, dann muss das Gewissen beziehungsweise müssen die Karten wohl sehr schlecht gewesen sein! Oder – und auch das ist jetzt eine Vermutung, die man aber hier zwischen den Zeilen bestätigt sehen könnte – man hat sich gedacht: Es ist eh wurscht, denn die Rechnung wird eins zu eins dem Steuerzahler umgehängt! Und wenn eh alles egal ist, dann wird halt prozessiert beziehungsweise werden jenseits der Gehaltsschemata irgendwelche Vereinbarungen getroffen. Im Hinblick darauf frage ich den Vertreter der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten: Kollege Meidlinger! Was sagst du dazu, dass man in ausgegliederten Einrichtungen mehr oder weniger freie Gehaltsvereinbarungen treffen kann, weil man kein Schema hat? Beim Schema ist nämlich die Einstufung wichtig, und die Menschen, die direkt bei der Gemeinde arbeiten, wo es auch kein Problem gibt, gute Leute zu finden, die gute Arbeit leisten, bekommen viel weniger. Ich glaube, das ist auch eine Frage der Solidarität! Vieles, was jetzt in ausgelagerten Bereichen wahrgenommen wird, wurde ja früher von der Stadt erledigt. Auch die Jugendzentren waren einst viel unmittelbarer beim Magistrat, und auch die Arbeiten in diesem Zusammenhang haben früher Magistratsbedienstete gemacht. Und da erhebt sich natürlich die Frage: Waren die damals blöd, dass die das gemacht haben? Waren sie nicht gut? Warum findet man sonst super Leute in allen anderen Bereichen des Magistrates? Gerade seitens der Stadtregierung kommt ja immer das obligatorische Dankeschön an die Magistratsbediensteten, dem ich mich vollinhaltlich anschließen kann! Aber warum braucht man dann ausgelagerte Vereine, Fonds, und so weiter mit ganz anderen Schemata? – Irgendetwas ist bei dieser Konstruktion nicht ganz in Ordnung! Und aus diesem Grund werden Sie sicherlich Verständnis dafür haben, dass wir uns einerseits bedanken für diesen erfrischenden, offenen, entlarvenden Kontrollamtsbericht, dass wir dieser Subvention jedoch nicht zustimmen können beziehungsweise ich dieser nicht zustimmen kann. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. (GR Mag Wolfgang Jung: GR Kasal ist zu Wort gemeldet!) Sorry! Wir haben geschlossen. Man müsste Wortmeldungen hier bei mir abgeben, aber das ist nicht geschehen. - Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein paar Feststellungen: Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. – Das wissen wir eh. Wenn die Stadt Wien gern Gelder zurück haben möchte und klagt, wie das geschehen ist … (GR Mag Wolfgang Jung: Kollege Kasal hat sich zu Wort gemeldet! Laut Computer ist er gemeldet! – Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich hab es jetzt gerade gesehen! Tut mir Leid! Sorry! – Zwischenrufe bei der FPÖ. ) Darf ich fortfahren, Herr Vorsitzender? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte. Berichterstatterin GRin Mag (FH) Tanja Wehsely (fortsetzend): Wie gesagt: Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Wird geklagt, dann wird darüber geklagt, dass geklagt wurde und man lange in gerichtlicher Auseinandersetzung war, weil man sein Recht bekommen möchte, und zwar auch im Hinblick auf die Gefahr, dass man vor Gericht verlieren könnte. Klagt man hingegen nicht, dann kommt natürlich die Beschwerde, dass man nicht geklagt und sich nicht bemüht hat, den betreffenden Betrag einzufordern. Diesfalls wurde damals die Entscheidung getroffen, das einzuklagen. StR Oxonitsch hat es schon gesagt: Begonnen wurde 2003. 2006 ist dann neu vergeben worden. Es wurde auch alles anerkannt und von neuen Architekten umgesetzt. – Ich meine, es ist in Ordnung, wenn man das seitens der Stadt tut, wenn man meint, im Recht zu sein, und auch eine Aussicht auf das Zurückholen von Steuergeldern besteht. Aber es ist schon wahr, dass man nicht immer recht bekommt. Dr Aigner! Nur ganz kurz zu den von dir immer angesprochenen nebulosen Vorständen, et cetera pp: Ich finde, es ist halt wirklich ein gewisse Missachtung der Gremien, die es gibt und die auch Kontrollinstanzen sind – im Hinblick auf welche sich die Vereine und Fonds sowie deren Geschäftsführer und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch verlassen können, dass die Vorstände tagen, involviert sind und sich kümmern, und zwar nicht nur die jeweiligen Vorsitzenden selbst –, wenn man sich dann darüber beklagt, dass all das nur zum Schein geschehe und man sich nicht einbringe. Ich kann nur sagen: Mir liegt zum Beispiel das Protokoll vom 4.9.2007 vor. Damals hatten wir noch nicht unseren StR Christian Oxonitsch, sondern damals noch Grete Laska. Du wirst dich an diese Sitzung aber nicht erinnern, denn damals warst du noch als Gemeinderat der ÖVP Dr Wolfgang Aigner leider entschuldigt. Das kann schon einmal vorkommen Aber Gremien, die natürlich auch Kontroll- und Diskussionsfunktion haben, nicht zu beschicken und dann zu sagen, die taugen nichts, das finde ich nicht richtig. – Das wollte ich noch einmal hinzufügen. Im Übrigen bitte ich um Zustimmung zum vorliegenden Akt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren, die der Postnummer 34 ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit den Stimmen der Regierungsparteien so angenommen. Ich muss jetzt dazusagen: Innerlich ärgert mich das, was da jetzt mit Kollegen Kasal passiert ist. Das tut mir leid! Es tut mir deshalb leid, weil ich mich an die Legende hier halte. Hätte ich auf den Bildschirm geschaut, dann hätte ich es sehen müssen. Das habe ich nicht getan. Aber wenn hier in der Legende nichts steht, dann kann ich nicht anders vorgehen. Das heißt, es dürfte, wo auch immer, ein Kommunikationsproblem gegeben haben. Ich bitte wirklich um Entschuldigung, so etwas sollte nicht vorkommen! (GR Mag Wolfgang Jung: Das nehme ich zur Kenntnis!) Es gelangt nunmehr die Postnummer 36 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag Straubinger, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger, MBA: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak, und ich erteile es ihm. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Es geht bei diesem Akt um KulturlotsInnen und Kulturvermittlung am Arbeitsplatz. Eingereicht wurde dieser vom Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung. Unterzeichnet haben den Ansuchenakt der Präsident des ÖGB Erich Foglar als Vorsitzender und Mag Roland Pichler als Kassier. Bis vor 2 Jahren hat man dieses Projekt von der Stadt Wien mit 80 000 EUR gefördert, seit vorigem Jahr beziehungsweise heuer sollen es 100 000 EUR werden. Obwohl viele kleine Kulturinstitutionen kämpfen, hat man hier großzügig 20 000 EUR mehr gegeben. Wir glauben, dass der Gewerkschaftsbund durchaus auf dieses Geld verzichten kann und könnte, aber etwas hat mich die Augen öffnen lassen: Bei der Projektbeschreibung steht am Ende dieser Seite – ich lese Ihnen das wörtlich vor –: „Um die Beibehaltung des KulturlotsInnenteams von drei Teilzeitkräften weiter zu gewährleisten, benötigen wir Fördergelder. Die administrative Kraft wird aus Eigenmitteln finanziert. Der Durchführungszeitraum 2015 bezieht sich auf 12 Monate.“ Im Akt steht jetzt, dass von der Stadt Wien 100 000 EUR als Fördermittel gegeben werden. – Der Gewerkschaftsbund will also für 3 Halbzeitkräfte pro Person rund 33 000 EUR zahlen. Meine Damen und Herren! Das ist, gelinde gesagt, ein starkes Stück! Die eigene Kraft, die im Akt als administrative Kraft beschrieben wird, wird aus Eigenmitteln finanziert, und zwar laut Akt mit 21 000 EUR. Meine Damen und Herren! Das ist Chuzpe, und wir werden diesem Akt nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Jetzt kann man mir natürlich sagen, dass hier ein bisschen ein Durcheinander herrscht. (GR Mag Wolfgang Jung: Ja!) Ich habe hier bei mir Mag Ebinger gestrichen, am Computer scheint er aber auf. Und ich weiß auch, wer die Meldung vielleicht nicht gemacht hat. Bist du zu Wort gemeldet? (GR Mag Ebinger: An sich bin ich gestrichen, kann aber auch noch reden!) Nein! Na eben! Das war um 13 Uhr 25. Nur damit man die unterschiedliche Situation kennt. Ich muss das jetzt wirklich so sagen, weil es mir echt peinlich ist. (GR Mag Wolfgang Jung: Die Schriftführerin bestätigt die Streichung!) Okay. - So. Nunmehr ist Frau GRin Klicka am Wort. GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Ich glaube, die Tätigkeit der Kulturlotsinnen und Kulturlotsen, es sind in diesem Fall nur Frauen, ist unbestritten. Es ist für Wien ganz besonders wichtig, dass wir allen Menschen den Zugang zur Kultur und zum Kunstgenuss ermöglichen. Wir haben die Projekte „Hunger auf Kunst und Kultur“, die sehr erfolgreich laufen. Genauso ist es bei diesem Projekt, das sehr engagiert von den KulturlotsInnen umgesetzt wird. Die Auflistung der Kosten, wie gesagt, hat Herr Kollege Dworak vorgelesen, wobei es nicht nur die drei Halbzeitkräfte sind. Wenn man auf die Homepage geht, sieht man, dass wesentlich mehr Kulturlotsinnen tätig sind, die die ArbeitnehmerInnenvertreterInnen in den Betrieben unterstützen. Damit wird den MitarbeiterInnen die Möglichkeit gegeben, sowohl mit Künstlern und Künstlerinnen Kontakt aufzunehmen als auch viele Veranstaltungen im Bereich der Kunst und Kultur zu besuchen. Diese Besuche von Gruppen aus Betrieben kommen natürlich auch den vielen Kulturschaffenden zu Gute, weil diese Theaterbesuche eben auch zu einer großen Auslastung von Theatern und Veranstaltungsräumen führen. Wir sind überzeugt, dass die Kulturlotsinnen sehr gute Arbeit machen. Die Erfolge schlagen sich in den vielen Besuchen nieder. Daher ersuche ich Sie um Zustimmung für diese Förderung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: So, zum Wort gemeldet ist niemand mehr. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Daher kommen wir zur Abstimmung. Wer der Postnummer 36 die Zustimmung erteilt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrstimmig mit der Regierungsmehrheit so beschlossen. Zur Postnummer 37. Sie betrifft den Abschluss einer Zweijahresvereinbarung mit dem Verein Soho in Ottakring. Es liegt keine Wortmeldung vor. Wer daher der Postnummer 37 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit der Regierungsmehrheit und der ÖVP mehrheitlich so beschlossen. Zur Postnummer 40 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Subvention an die Forschungs- und Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur. Es liegt keine Wortmeldung vor. Wer der Postnummer 40 die Zustimmung erteilt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit der Regierungsmehrheit und der ÖVP so beschlossen. Zu Postnummer 42. Sie betrifft eine Subvention an die österreichische Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung. Es liegt auch keine Wortmeldung vor. Wer der Postnummer 42 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Regierungsmehrheit und die ÖVP. Zur Postnummer 44 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Springerin - Verein für Kritik und Kultur der Gegenwartskunst. Es liegt keine Wortmeldung vor. Wer der Postnummer 44 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Regierungsmehrheit und die ÖVP. Daher ist es mehrstimmig beschlossen. Wir sind damit am Ende der öffentlichen Sitzung. Wir haben noch eine nichtöffentliche Sitzung. Ich danke allen Damen und Herren an den Bildschirmen und wünsche einen schönen Abend. (Schluss um 20.03 Uhr.) Gemeinderat, 19. WP 29. Jänner 2015 62. Sitzung / 2