Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 19. Wahlperiode 65. Sitzung vom 25. März 2015 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP - 00478-2015/0001 - KFP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP - 00787-2015/0001 - KSP/GM) S. 5 3. Anfrage (FSP - 00795-2015/0001 - KU/GM) S. 7 4. Anfrage (FSP - 00794-2015/0001 - KVP/GM) S. 11 5. Anfrage (FSP - 00479-2015/0001 - KFP/GM) S. 13 3. AST/00823-2015/0002-KFP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Lebenssprache Deutsch - Integration durch Sprache! Rednerinnen bzw Redner: GR Mag Johann Gudenus, MAIS S. 15 GRin Ing Isabella Leeb S. 16 GR Senol Akkilic S. 17 GR Christian Hursky S. 18 GR Dr Wolfgang Aigner S. 18 GRin Mag Ines Schneider S. 19 GRin Mag Martina Wurzer S. 20 GR Dominik Nepp S. 21 GRin Safak Akcay S. 22 4. Mitteilung des Einlaufs S. 22 5. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 22 6. Umstellung der Tagesordnung S. 22 7. 00648-2015/0001-MDLTG, P 1: Wahl einer Ersatzperson für das Gemeindevermittlungsamt des 22. Bezirkes Abstimmung S. 22 8. 04005-2014/0001-GSK; MA 28, P 51: Vorhaben 22, Stadtstraße von A23 bis S1, ASt Heidjöchl Berichterstatter GR Mag Jürgen Czernohorszky S. 23 Rednerin bzw Redner: GR Dipl-Ing Roman Stiftner S. 23 GR Mag Rüdiger Maresch S. 25 GR Anton Mahdalik S. 26 GR Mag Christoph Chorherr (tatsächliche Berichtigung) S. 28 BV Ernst Nevrivy S. 28 GR Ing Mag Bernhard Dworak S. 29 GR Mag Christoph Chorherr S. 31 GR Karl Baron S. 32 GR Mag Josef Taucher S. 33 GR Mag Rüdiger Maresch S. 34 GR Mag Josef Taucher S. 36 VBgmin Mag Maria Vassilakou S. 36 GR Dipl-Ing Roman Stiftner (tatsächliche Berichtigung) S. 39 Abstimmung S. 39 9. 00449-2015/0001-GSK; MA 28, P 50: Vertrag betreffend Leistungen der Mobilitätsagentur Wien GmbH; Änderung der Geschäftsordnung und Statuten Abstimmung S. 39 10. 00357-2015/0001-GSK; MA 21, P 47: Plan Nr 8119: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 18, KatG Neustift am Walde Berichterstatter GR Erich Valentin S. 39 Rednerin bzw Redner: GR Ing Mag Bernhard Dworak S. 39 GR Mag Christoph Chorherr S. 40 GR Ing Udo Guggenbichler, MSc S. 42 GRin Barbara Novak S. 44 GR Mag Wolfgang Jung S. 45 Abstimmung S. 46 11. 00459-2015/0001-GWS; MA 69, P 58: Baurechtsvertrag betreffend GSt Nr 2495/55, EZ 528, KatG Kaisermühlen mit Children's House Kindergartenerrichtung und Vermietung KG Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 46 Rednerin: GRin Angela Schütz S. 46 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 47 Abstimmung S. 47 12. 00468-2015/0001-GWS; MA 69, P 60: Kaufvertrag mit dem Wohnfonds Wien, Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung betreffend Teilfläche GSt Nr 381/1, EZ 4, KatG Eßling Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 47 Redner: GR Norbert Walter, MAS S. 47 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 47 Abstimmung S. 48 13. 00487-2015/0001-GWS; MA 69, P 61: Option für den Verkauf von Teilflächen der Liegenschaften EZ 543, KatG Aspern, zur Errichtung von Wohnbau in 22, An den alten Schanzen/Hausfeldstraße Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 48 Redner: GR Mag Dr Alfred Wansch S. 48 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 50 Abstimmung S. 50 14. 00463-2015/0001-GWS; MA 69, P 68: Wohnfonds Wien, Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung; Sachwertdotation Abstimmung S. 51 15. 00066-2015/0001-GFW; MA 5, P 65: Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien; Bardotation Berichterstatter GR Franz Ekkamp S. 51 Rednerinnen: GRin Ing Isabella Leeb S. 51 GRin Barbara Teiber, MA S. 52 Abstimmung S. 53 16. 00392-2015/0001-GIF; GIF, P 6: Bericht über die Behandlung der im Jahr 2014 abgeschlossenen Petitionen Berichterstatterin GRin Mag Sonja Ramskogler S. 53 Rednerinnen bzw Redner: GRin Mag Karin Holdhaus S. 53 GRin Dr Jennifer Kickert S. 54 GR Mag Dr Alfred Wansch S. 56 GRin Mag Birgit Jischa S. 58 GR Christian Unger S. 60 GR Mag Gerhard Spitzer S. 61 GR Ing Udo Guggenbichler, MSc S. 63 Berichterstatterin GRin Mag Sonja Ramskogler S. 65 Abstimmung S. 66 17. PGL - 00825-2015/0001 - KVP/MDGF: Dringliche Anfrage von GR Mag Alexander Neuhuber und GR Dr Wolfgang Ulm betreffend "Projekt Media Quarter Marx" Begründung durch GR Dr Wolfgang Ulm S. 66 Beantwortung: VBgmin Mag Renate Brauner Rednerin bzw Redner: S. 67 GR Mag Alexander Neuhuber S. 69 GR Dipl-Ing Martin Margulies S. 71 StR DDr Eduard Schock S. 73 GRin Mag Sybille Straubinger, MBA S. 75 GR Dr Wolfgang Ulm S. 77 GR Heinz Vettermann S. 78 18. 00647-2015/0001-GIF; MA 57, P 2: Verein Österreichische Gesellschaft für Familienplanung; Förderung Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 79 Rednerin: GRin Angela Schütz S. 79 Abstimmung S. 80 19. 00607-2015/0001-GIF; MA 17, P 3: Verein Wiener Jugendzentren; Subvention 00608-2015/0001-GIF; MA 17, P 4: Die Wiener Volkshochschulen GmbH; Subvention 00609-2015/0001-GIF; MA 17, P 5: Verein ZARA; Subvention Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder S. 80 Redner: GR Senol Akkilic S. 80 GR Mag Wolfgang Jung S. 81 Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder S. 84 Abstimmung S. 84 20. 00486-2015/0001-GGU; MA 58, P 52: Wiener Land- und Forstwirtschaft; Subvention Berichterstatter GR Heinz Hufnagl S. 84 Rednerin bzw Redner: StRin Veronika Matiasek S. 85 GR Ing Udo Guggenbichler, MSc S. 86 GR Erich Valentin S. 86 Abstimmung S. 87 21. 00580-2015/0001-GJS; MA 10, MA 56, P 7: Bildungscampus 22, Berresgasse; Sachkredit 00583-2015/0001-GJS; MA 10, P 9: Elementare Bildungs- und Betreuungsplätze in 18, Pötzleinsdorfer Straße 230; Sachkredit 00525-2015/0001-GJS; MA 56, P 14: Schaffung von Schulraum in 22, Stadlauer Straße 51 Berichterstatter GR Mag Marcus Schober S. 87 Rednerin bzw Redner: GRin Ing Isabella Leeb S. 87 GR Dominik Nepp S. 88 GR Heinz Vettermann S. 88 Abstimmung S. 89 22. 00578-2015/0001-GJS; MA 10, P 10: Förderung an private gemeinnützige Trägerorganisationen für die Errichtung von elementaren Bildungs- und Betreuungsplätzen Berichterstatter GR Mag Marcus Schober S. 89 Rednerin bzw Redner: GRin Ing Isabella Leeb S. 89 GR Dietrich Kops S. 89 GR Mag Jürgen Czernohorszky S. 90 Abstimmung S. 90 23. Ordnungsruf an StR DDr Eduard Schock S. 90 24. 00530-2015/0001-GJS; MA 56, P 16: Projekt Ganztagesvolksschule und ganztägig geführte Neue Mittelschule in der Region Oberlaa Berichterstatter GR Mag Marcus Schober S. 91 Rednerin bzw Redner: GRin Ing Isabella Leeb S. 91 GR Mag Günter Kasal S. 91 Amtsf StR Christian Oxonitsch S. 91 GR Heinz Vettermann S. 92 Abstimmung S. 92 25. 00651-2015/0001-GKU; MA 7, P 21: Verein zur Förderung der Stadtbenutzung; Subvention Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 92 Redner: GR Mag Gerald Ebinger S. 93 GR Mag Klaus Werner-Lobo S. 93 GR Petr Baxant, BA S. 95 GR Mag Gerald Ebinger S. 95 Abstimmung S. 96 26. 00600-2015/0001-GKU; MA 7, P 26: Verein Wien macht Kultur; Subvention Abstimmung S. 96 27. 00388-2015/0001-GKU; MA 7, P 32: Demokratiezentrum Wien GmbH; Subvention Abstimmung S. 96 28. 00534-2015/0001-GKU; MA 7, P 34: Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds; Subvention Abstimmung S. 96 (Beginn um 9 Uhr) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Ich bitte, die Plätze einzunehmen, und eröffne die 65. Sitzung des Wiener Gemeinderates. Entschuldigt ist für den gesamten Tag heute niemand, mit einer kleinen Ausnahme: Kollege Dr Aigner hat sich ab 13.30 Uhr entschuldigt. Er ist beruflich verhindert, ist mir gesagt worden. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Frage (FSP - 00478-2015/0001 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Univ-Prof Dr Frigo gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet. [Nach erfolgreichem Abschluss der Gehaltsverhandlungen in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) mit dem ärztlichen Personal kommt es zur Reduktion der Arbeitszeit laut EU-Vorgabe auf 48 Stunden. Wie viele Dienstposten werden infolge dieser Stundenreduktion geschaffen, um die bisherige Qualität der Patientenversorgung in Wien zu gewährleisten?] Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sie fragen: Wie viele Dienstposten werden infolge der Stundenreduktion geschaffen, um die bisherige Qualität der Patientinnen- und Patientenversorgung in Wien zu gewährleisten? Wir haben in Wien, im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern, die Situation, dass wir eine deutlich höhere Zahl an Ärztinnen und Ärzten haben für die Leistungen, die wir erbringen, als das in anderen Bundesländern der Fall ist. Im Zuge der angesprochenen Verhandlungen zwischen der Stadt Wien und dem ärztlichen Personal des Krankenanstaltenverbundes wurde eben auch eine Flexibilisierung betreffend die Arbeitszeiten vereinbart. Auf Grund der Reduktion der Arbeitszeit laut den EU-Vorgaben auf 48 Stunden sind jedoch deshalb keine zusätzlichen Dienstposten notwendig, weil wir einerseits den Personaleinsatz, auch im Sinne der Ärztinnen und Ärzte, zukünftig flexibler gestalten können, darüber hinaus zeigen die Auswertungen, dass die wöchentliche Höchstarbeitszeit von maximal 48 Stunden derzeit nur von einem geringen Anteil der Ärztinnen und Ärzte, fokussiert auf hochspezialisierte Bereiche, überschritten wird. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Dr Frigo. - Bitte schön. GR Univ-Prof Dr Peter Frigo (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Nun, es ist ja offensichtlich, wenn Sie da von 382 Ärzteposten reden, die Sie einsparen wollen bei zirka 3 500 Ärzten, knapp 4 000 Ärzten im KAV, dann sind das quasi 10 Prozent, also jeder 10. Arzt wird eingespart. Wieso wollen Sie das Wiener Gesundheitssystem um 10 Prozent herunterfahren? Das verstehe ich nicht, und das bedarf schon einer Erklärung. Wie kommen Sie darauf? Wenn in anderen Berufsgruppen jeder Zehnte eingespart wird, dann möchte ich den Herrn Ing Meidlinger erleben, was da los ist. Deswegen gibt es ja auch diese Demonstrationen, denn die Ärzte sind schon jetzt am Limit, es gibt Ambulanzwartezeiten, und so weiter. Im Zuge der Stundenreduktion wird eben um die Qualität der Patientenbetreuung gefürchtet, und ich erwarte von Ihnen schon eine Antwort, wie Sie auf die Idee kommen, hier Ärzteposten einzusparen, noch dazu in einer Höhe von letzten Endes 10 Prozent bei einer wachsenden Bevölkerung. Wie kommt das zustande? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrter Herr Gemeinderat, sehr gerne erkläre ich das noch einmal. Wir haben derzeit eine Arbeitszeitregelung im Wiener Krankenanstaltenverbund, wo es dem Grunde nach zwei Grundarbeitszeiten gibt: Entweder man hat Tagdienst, dann hat man Dienst von 8 Uhr in der Früh bis 13 Uhr, oder man ist auch am Nachmittag da, dann ist man aber nicht nur am Nachmittag da, sondern da hat man Dienst von 8 Uhr in der Früh bis am nächsten Tag in der Früh. Das bedeutet, dass wir derzeit eine sehr hohe Dichte an Ärztinnen und Ärzten am Vormittag haben, dass wir aber um 3 Uhr am Nachmittag in der Regel dieselbe Ärztedichte haben wie um 3 Uhr in der Früh. Es gibt aber verhältnismäßig wenige Fächer, wo das Leistungsaufkommen auch um 3 Uhr in der Früh gleich hoch oder gleich schwach ist wie um 3 Uhr am Nachmittag. Das heißt, kurz gesagt: Wir haben - das muss man sich ganz genau für jede einzelne Abteilung anschauen, aber grosso modo ist es so - zu wenig Ärztinnen und Ärzte am Nachmittag, das ist auch schlecht für die Patientinnen und Patienten, aber durchaus da und dort zu viele Ärztinnen und Ärzte in der Nacht. Warum ist das so? Das ist unter anderem auch deshalb so, weil wir derzeit ein Besoldungssystem haben, wo Ärztinnen und Ärzte durch viele Nachtdienste auf ein sinnvolles Gehalt kommen. Es ist gelungen in den Verhandlungen, hier zu einer deutlichen Erhöhung, nämlich um bis zu 30 Prozent des Grundgehaltes, zu kommen. Natürlich werden auch zukünftig viele Nachtdienste notwendig sein, aber kein einziger Nachtdienst wird deswegen notwendig sein, damit die Ärztinnen und Ärzte das verdienen, worauf sie auch ein Recht haben. Der Plan ist jetzt - auch im Sinne der besseren Versorgung für die Patientinnen und Patienten -, dass die Nachtstärke nicht um 13 Uhr beginnt, sondern dass am Nachmittag mehr Ärztinnen und Ärzte da sind, dass aber durch eine flexiblere Einteilung auch die Möglichkeit besteht, dass jemand, der am Nachmittag da sein muss, nicht auch die ganze Nacht da sein muss. Wir haben - um hier nur eine Zahl zu nennen; jeder kann sich ein Bild daraus machen - in Wien auf 100 Betten 56 Ärztinnen und Ärzte, während es im Österreichschnitt 42 Ärztinnen und Ärzte sind. Das, was wir jetzt im Rahmen der Umsetzung dieser neuen Arbeitszeitrichtlinie und der neuen Arbeitszeit für die Ärztinnen und Ärzte im Krankenanstaltenverbund machen, ist, in jedem Krankenhaus jede einzelne Abteilung dahin gehend anzuschauen - die Workshops haben schon in der ersten Runde stattgefunden -, welches Leistungsgeschehen in der Nacht herrscht, wenn der Nachtdienst nicht um 13 Uhr beginnt, sondern dann, wenn es draußen dunkel ist. Daraus ergibt sich in einem Prozess, der die nächsten Jahre dauern wird, eine Umstellung der Arbeitszeit für die Kolleginnen und Kollegen, wo auch individuell auf Wünsche und auf familiäre Situationen deutlich besser eingegangen werden kann, als das jetzt der Fall ist. Dadurch werden Nachtdienste nur mehr dann notwendig sein, wenn sie eben auch medizinisch notwendig sind - es wird kein einziger Arzt mehr in der Nacht arbeiten müssen, nur damit er sinnvoll verdient; ich halte das auch nicht für zumutbar und nicht für fair den Ärztinnen und Ärzten gegenüber -, und dadurch wird es auch möglich sein, nicht alle Pensionierungen und nicht alle befristeten Dienstverträge nachbesetzen zu müssen. Sie haben auch die Frage der demographischen Entwicklung und der wachsenden Stadt angesprochen. Ja, genau damit wir für die wachsende Stadt und für die Bedürfnisse, die auf Grund der demographischen Entwicklung, aber auch auf Grund des medizinischen Fortschritts kommen, die Möglichkeiten haben, in anderen Bereichen aufzustocken, müssen wir dort, wo Effizienzsteigerungen möglich sind, diese Effizienz auch steigern, um in anderen Bereichen ausbauen zu können. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke sehr. Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Korosec. - Bitte schön. GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Die Wiener Ordensspitäler haben gestern eine Pressekonferenz abgehalten und haben die Mehrkosten bekannt gegeben, die ihnen natürlich durch das neue Gesetz entstehen. Sie haben sich auf eine Vereinbarung bezogen, die es ja mit den Ordensspitälern gibt, wo es - ich zitiere wörtlich - im Punkt 6 heißt: "Anpassung an geänderte Verhältnisse der derzeit geltenden Vereinbarung zwischen der Stadt Wien und den Ordensspitälern. Die Stadt Wien und die Ordensspitäler werden über eine Anpassung der Subvention insbesondere dann Verhandlungen führen, wenn sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Ordensspitäler wesentlich ändern, beispielsweise auf Grund von durch die Ordensspitäler nicht beeinflussbaren Faktoren durch behördliche Auflagen." - Das ist nicht beeinflussbar, und die Kosten sind mit 11 Millionen im heurigen Jahr und mit 9 Millionen, fast 10 Millionen im nächsten Jahr angegeben. Jetzt hat gestern der Kollege Wagner auf die Ordensspitäler repliziert und hat gemeint, na ja, die müssten eben auch den Kostendämpfungspfad begehen. Jetzt muss ich Ihnen schon sagen, Frau Stadträtin, das sind zweierlei Paar Schuhe. Die Ordensspitäler bekommen eine Subvention - 41 Millionen im Jahr 2015 -, im KAV wird der Abgang abgedeckt. In etwa werden das zwischen 380 und 400 Millionen sein. Also das kann man nicht vergleichen, und daher ist meine Frage: Sind Sie bereit, wird Wien den Wiener Ordensspitälern diesen Mehraufwand, der eben entsteht, den sie aber gar nicht ändern können, abdecken? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau GRin Korosec, gerade an der nicht einfachen Situation, die wir im Rahmen des KAV derzeit haben, sehen Sie, dass der Krankenanstaltenverbund und auch ich sehr große Bemühungen nicht nur vor haben, sondern auch umsetzen - im Sinne der besseren Leistung für die Patientinnen und Patienten, aber auch im Sinne der Effizienzsteigerung, wo das sinnvoll und möglich ist. Das, was der Herr GR Wagner gestern gesagt hat, kann ich nur zu 100 Prozent unterstützen, nämlich erstens, dass genau diese Fragen auch von den Ordensspitälern zu beantworten sind, denn wie Sie wissen, führen wir hier gerade in Wien in den KAV-Spitälern große Konzentrationsprojekte durch, und so weiter, und so fort. Und der zweite Punkt - Sie haben es jetzt verlesen; danke für diese Verlesung -: Mir sind keine Verhandlungen zwischen den Ordensspitälern und der Stadt Wien bekannt. Also keine Verhandlungen zu führen, aber dann über die Medien irgendwelche Beträge zu fordern, das ist nicht die Art und Weise, wie ich es gewohnt bin, dass man mit Partnern umgeht. Wenn es so läuft - und das habe ich dem Kollegen Lampl auch im Vorfeld gesagt -, kann die Antwort darauf nur Nein sein. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Dr Kickert. Bitte schön. GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Jetzt haben wir die Ordensspitäler und den KAV angeschnitten, aber ein anderer Bereich ist für die Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener ebenso wichtig, nämlich das AKH. Dort laufen ähnliche Verhandlungen zur Reduktion der Arbeitszeit und zum Gehalt. Da ist Verhandlungspartner unter anderem auch der Bund. Wie laufen die Verhandlungen in diesem Bereich? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: In die Verhandlungen bezüglich der Ärztearbeitszeit und Ärztegehälter im AKH ist die Stadt Wien nicht eingebunden, weil die Ärztinnen und Ärzte vom Bund angestellt werden. Ich kann nur auch hier von dieser Stelle aus appellieren, rasch zu einem Ergebnis zu kommen, weil das wichtig ist für die Gesundheitsversorgung in Wien. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die letzte Zusatzfrage stellt GR Dr Frigo. Bitte schön. GR Univ-Prof Dr Peter Frigo (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin, die Realität sagt aber etwas anderes zu Ihren Vorstellungen, dass Sie da jetzt Dienstposten einsparen. Es gab eine Demonstration, es gab eine Urabstimmung, wo 90 Prozent der KAV-Ärzte dagegen waren, und es gibt auch die Bundesländer, die allesamt das Personal um 10 Prozent erhöhen. Jetzt frage ich Sie noch einmal. Es kann doch nicht wahr sein, dass Sie jetzt wirklich Dienstposten einsparen im Zuge dieser Verhandlungen, wo es jetzt um mehr Gehalt geht. Es ist schon richtig, dass dann am Nachmittag mehr Leute da sind, das kann helfen, aber der Nachtdienst ist nicht mit mehr Leuten besetzt. Ich selbst habe mein Leben lang genug Nachtdienst gemacht, und ich lade Sie gerne ein, sich einmal so einen Nachtdienst anzuschauen, wo zwei Leute Station, Ambulanz, und so weiter versorgen müssen. Es sind ja nicht zehn Leute im Nachtdienst, sondern meistens pro Abteilung ein, zwei, drei Leute. Also ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen, und ich frage Sie jetzt: Wie ist eigentlich der Verhandlungsstand? Wir hören ja nur aus den Medien, dass hier mehr oder weniger dauernd eine Pattsituation besteht und dass nicht nachverhandelt wird. Wie ist der aktuelle Verhandlungsstand jetzt? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Es gibt eine Vereinbarung zwischen der Stadt Wien und der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. Ich habe trotz allem die Ärztekammer, die ja jetzt ihr Verhandlungsteam ausgetauscht hat, eingeladen, den Dialog weiterzuführen. Wir haben gestern sehr gute Gespräche geführt, wo es deutliche Annäherungen im Bereich Arbeitszeit und im Bereich Arbeitsbedingungen gegeben hat. Wo es nach wie vor großen Dissens gibt, das ist die Frage der Höhe der Gehaltserhöhung. Wir haben ja hier beim Grundgehalt ein Plus von bis zu 30 Prozent vorgesehen. Da gibt es Dissens, da wird mehr gewünscht, und wir führen die Gespräche weiter. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung und Behandlung der 1. Frage. Die 2. Frage (FSP - 00787-2015/0001 - KSP/GM) wurde von Frau GRin Mag Jischa gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet. (Im 22. Bezirk wurde das neue 'TierQuarTier' seiner Bestimmung übergeben. Welche Erwartung verbinden Sie, sehr geehrte Frau Stadträtin, mit dieser neuen Einrichtung?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einen schönen guten Morgen! Die an mich gerichtete Frage beschäftigt sich mit dem Thema des neuen TierQuarTiers im 22. Bezirk. Wir haben das TierQuarTier kürzlich eröffnet. Die Eröffnung war ein voller Erfolg. Beim Tag der offenen Tür sind 26 500 Wienerinnen und Wiener gekommen, weil sie sehr neugierig waren und sich das neue TierQuarTier anschauen wollten. Was erwarten wir uns jetzt von diesem neuen TierQuarTier? Also erstens einmal natürlich eine bestmögliche Betreuung der Katzen, Hunde und der Kleintiere, die dort untergebracht sind, und - das ist mir ganz besonders wichtig - eine sehr, sehr rasche Weitervermittlung. Natürlich war es mir auch wichtig, einen Begegnungsort zu schaffen, und das war es auch, glaube ich, was viele Menschen interessiert hat, die vor Ort waren. Sie haben gesehen, dass dort eben auch sehr viel Platz ist, sehr viel Licht, dass es keine Geruchsbelästigung gibt, dass es keine Lärmbelästigung gibt, dass es vor allem auch draußen viele Wiesen und großzügige Bereich gibt, wo man sozusagen Begegnungszonen hat. In England haben wir gesehen, dass viele Menschen dort hingefahren sind, Ausflüge gemacht haben, einen Picknickkorb mitgenommen haben. Also wir wollen, dass das ein positiv besetzter Ort wird, damit wir auch möglichst viele Patinnen und Paten gewinnen, die dann Patenschaften für die Tiere übernehmen, sich um die Tiere kümmern oder einen finanziellen Beitrag dazu leisten. Das heißt, wir wollen eigentlich mit diesem neuen TierQuarTier ein bisschen einen Paradigmenwechsel in der Tierversorgung in Wien, aber auch ein bisschen in Österreich herbeiführen. Sie wissen ja, dass die Stadt Wien laut § 30 des Bundestierschutzgesetzes und laut Wiener Tierhaltegesetz gesetzlich dazu verpflichtet ist, sich um herrenlose, ausgesetzte, entlaufene, abgenommene und beschlagnahmte Tiere zu kümmern. Das sind im Jahr ungefähr 3 500 Tiere, die so versorgt werden. Wir haben mit dem TierQuarTier am 2. Februar den Probebetrieb aufgenommen und haben jetzt sozusagen den laufenden Betrieb gestartet. Wir haben auch schon etliche Tiere vergeben. Sie wissen, das TierQuarTier ist benachbart zur Deponie Rautenweg in der Donaustadt. Wir haben rund 9 700 m² bebaut und bieten Platz für ungefähr 300 Katzen, 150 Hunde und hunderte Kleintiere jetzt zur gleichen Zeit. Übers Jahr gerechnet ist es auf diese Kapazität von 3 500 Tieren ausgerichtet. Wir haben sehr viel Know-how da hineinfließen lassen und haben auch viele Good-Practice-Beispiele aus England übernommen. Wir waren ja auch mit dem Umweltausschuss vor Ort, haben uns dort einige Häuser angesehen und haben versucht, eben wirklich die besten Dinge von dort zu übernehmen. Für mich so ein Credo: Es ist nicht schwer, ein Tierschutzhaus zu bauen, das am ersten Tag schön ausschaut, das bringt sozusagen fast jeder zusammen, die Schwierigkeit ist, ein Tierschutzhaus zu bauen, das nach 10, nach 15, nach 20 Jahren auch noch in einem guten Zustand ist. Und das war der Schwerpunkt aller Vorbereitungsarbeiten, dass wir wirklich Wert legen auf gutes Material, auf langlebiges Material, das auch starken Belastungen standhält wie einer täglichen Desinfektion, eben den Hygienemaßnahmen, die man setzen muss, den unterschiedlichen Tieren, die, sagen wir mal, unterschiedlich temperamentvoll das dort behausen werden, und natürlich war es uns auch wichtig, dass wir das wie in England auch für die Menschen, die kommen, um sich Tiere mitzunehmen, schön ausgestalten, auch in dem Sinne, dass es dort nicht stinken soll. Das ist uns gelungen. Wir haben eine Luftwechselanlage, die zehnfach in der Stunde die Luft wechselt. Es soll einfach auch ein freundliches Ambiente sein, damit man dort gerne hingeht und sich dann auch gerne ein Tier mit nach Hause nimmt. Das ist sozusagen der Hauptzielpunkt, dem alle Dinge untergeordnet sind, dass man wirklich eine angenehme Atmosphäre schafft, um möglichst schnell Tiere zu vermitteln, möglichst schnell ein neues Zuhause zu finden. Es gibt noch sehr viele Details wie etwa die Quarantänestationen und natürlich die Energieversorgung - über die Deponie Rautenweg werden wir mit Wärme aus dem Deponiegas versorgt -, die ganze Beleuchtung, Lichtkuppeln, und so weiter und natürlich auch die Außenkäfige, weil es einfach auch für die Hunde wichtig ist, entsprechenden Auslauf zu haben, aber auch für die anderen Tiere. Ich glaube, dass es in Summe ein sehr gutes Konzept ist, das wir da umgesetzt haben, in das sozusagen auch sehr viel Herzblut hineingeflossen ist. Es haben sich sehr viele Menschen sehr engagiert und viel erarbeitet, wobei wir einfach festgestellt haben, dass es hier anders ist als bei anderen Projekten. Wenn man in Österreich ein Wohnhaus bauen will, ist es sehr einfach. Da gibt es sehr viel Know-how-Träger, wo man das quasi in Auftrag geben kann. Bei einem Tierschutzhaus, haben wir festgestellt, haben wir eigentlich wirklich ganz bei null anfangen müssen, einmal das ganze Know-how zu erarbeiten, zu sagen, was ist gescheit, was ist nicht gescheit, was macht man, was zahlt sich aus, wie gestaltet man den Ablauf, wie gestaltet man die Einheiten. Also da gab es sehr, sehr viele Fragen, über die sich viele Menschen - unter anderem auch ich - sehr lange den Kopf zerbrochen haben. Ich bin mit dem Ergebnis, wie es jetzt dort steht, wirklich sehr zufrieden und ich bin sehr zuversichtlich, dass es sich auch in der Praxis gut bewähren wird. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 1. Zusatzfrage stellt GRin Mag Holdhaus. Bitte schön. GRin Mag Karin Holdhaus (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin. Ja, ich glaube, es ist außer Zweifel - darüber haben wir auch schon öfter diskutiert und deswegen gab es auch einen einstimmigen Beschluss -, dass ein modernes Tierschutzkompetenzzentrum in der Stadt Wien sinnvoll ist als Ergänzung zum WTV. Wir haben im Vorfeld dennoch immer wieder unsere Sorge geäußert, dass, wenn die Stadt Wien sozusagen hier die Betreiberin ist, sparsam mit Steuergeld umgegangen wird. Das TierQuarTier ist eröffnet, es hat seinen Betrieb aufgenommen. Im Vorfeld wurde festgelegt, dass die Stadt Wien 10 Millionen EUR und die Tierschutzstiftung 5 Millionen für die Errichtung zur Verfügung stellen werden. Meine Frage ist nun: Wie viel hat die Errichtung des TierQuarTiers letztendlich gekostet? Ist die Stadt Wien sozusagen beim Budget im Plan? Und wie viel hat die Tierschutzstiftung bisher eingebracht? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ja, wir sind im Budgetplan geblieben. Es hat so um die 15 Millionen EUR gekostet, wie wir das auch im Vorfeld angekündigt haben. Von der Tierschutzstiftung - ich kann es Ihnen jetzt nicht auf den Cent genau sagen - sind an Spenden so zwischen 2,5 und 3 Millionen EUR hereingekommen, aber die Stiftung ist ja noch dabei, weiterhin Geld zu sammeln. Also das ist ja kein Prozess, der jetzt abgeschlossen ist. Wir bekommen laufend Spendenüberweisungen von der Stiftung an die Stadt. Das ist ein Prozess, der vor ungefähr eineinhalb bis zwei Jahren angefangen hat und wo jetzt laufend immer etwas dazugekommen ist. Das heißt, ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dieses von uns vereinbarte Ziel auch erreichen werden. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke schön. Die 2. Zusatzfrage stellt GR Mag Maresch. Bitte schön. GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Es war immer wieder ein Thema rund um das TierQuarTier, wie der Umgang mit dem Wiener Tierschutzverein vor sich geht. Es war ja auch durchaus eine wichtige Idee zum Beispiel, im Norden das TierQuarTier zu haben und im Süden den Wiener Tierschutzverein. Deswegen meine Frage: Wie schaut jetzt das Verhältnis zwischen der Stadt und dem Wiener Tierschutzverein aus? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Wir haben ein sehr gutes Verhältnis mit dem Wiener Tierschutzverein. Es ist uns ja auch gelungen, wieder einen neuen Leistungsvertrag mit dem Wiener Tierschutzverein abzuschließen, der natürlich im beiderseitigen Einvernehmen passiert ist. Wir haben eine etwas andere Aufteilung, als es bisher der Fall war, nachdem wir ja jetzt Hunde, Katzen und die Kleintiere zunächst einmal selbst übernehmen. Der Wiener Tierschutzverein wird dann eben für andere Tiere Sorge tragen, zum Beispiel für den ganzen Bereich der Wildtiere, Vögel, Aquarienfische, und so weiter - also es ist eine doch längere Liste -, und natürlich haben wir auch ausgemacht, dass man sich im Fall der Fälle, zum Beispiel bei einem Animal-Hoarding-Fall, wenn man 100 Katzen oder 100 Hunde auf einmal hat, auch gegenseitig hilft und unterstützt. Ich glaube, das ist eine sehr, sehr gute Lösung. Wir sind auch in Sachen eines neuen Grundstücks, das dem Wiener Tierschutzverein immer ein großes Anliegen war, schon einige große Schritte weitergekommen, und ich hoffe, dass wir das, wenn der WTV das möchte, dann auch sozusagen juristisch in die Tat umsetzen können, nämlich ein Grundstück zur Verfügung zu stellen, wo der WTV dann die Möglichkeit hat, ein neues Tierschutzhaus zu errichten. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die letzte Zusatzfrage bei dieser Frage stellt GR Ing Guggenbichler. Bitte schön. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin, guten Morgen! Es freut mich ja, dass sich das Verhältnis zwischen der Stadt Wien und dem Wiener Tierschutzverein offensichtlich gebessert hat. Eine Frage auch zum TierQuarTier noch. Man hat in den letzten Tagen hören können, dass es, wenn ein Tier dort entgegengenommen wird, nicht mehr die Möglichkeit gibt, das Tier dort wieder zurückzugeben. Es kann ja immer sein, dass man eine Allergie hat oder dass einfach die Möglichkeiten, familiär bedingt oder aus dem Umfeld bedingt, nicht gegeben sind, dieses Tier weiter zu behalten. Und da stelle ich die Frage: Stimmt das, dass das nicht mehr möglich ist? Und falls es stimmen sollte: Was soll dann mit diesen Tieren geschehen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Also es ist so, dass wir im TierQuarTier keine Privatabgaben nehmen. Das heißt, wenn Sie sich jetzt in der Zoohandlung ein paar Kaninchen kaufen und nach zwei Wochen draufkommen, Sie wollen doch keine, dann müssen Sie trotzdem weiter die Verantwortung tragen. Wenn Sie jetzt ein Tier aus dem TierQuarTier übernehmen, und nach einer kurzen Zeit - ich sage jetzt, ein bis zwei Wochen - stellt sich heraus, es ist nicht das richtige Tier, was auch immer, dann gibt es schon die Möglichkeit, das zurückzugeben. Wenn Sie das Tier drei Jahre haben und sagen, ich will jetzt aber doch keinen Hund mehr, dann fällt das wieder unter eine Privatabgabe. Wir haben aber das deswegen extra so gestaltet, bei den Hunden zum Beispiel, dass jemand, der sich für Hunde interessiert, zumindest zweimal ins TierQuarTier kommen muss, damit eben, sage ich einmal, keine Spontanübernahmen - mein Gott, ist der süß, den nehme ich mit Heim - erfolgen. Es ist doch eine große Verantwortung, so ein Tier zu haben, wo man auch sehr viel Zeit investieren muss. Damit kann man sozusagen ein bisserl Abstand gewinnen, sich das reiflich überlegen und vielleicht auch mit der Familie besprechen, und wenn man dann das zweite Mal kommt, hat man die Möglichkeit, den Hund mitzunehmen. Wir vermitteln ja auf Grund dieses illegalen Welpenhandels auch sehr viele, sehr niedliche Hundebabies, wo natürlich der Effekt, dass man den gleich mit nach Hause nehmen will und vielleicht unüberlegt etwas tut, ein wesentlich größerer ist. Und ich glaube, das ist so eine ganz gute Regelung. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Behandlung der 2. Frage. Wir kommen nun zur 3. Frage (FSP - 00795-2015/0001 - KU/GM). Sie wurde von Herrn GR Dr Aigner gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gerichtet. [Keine Bilanz, hohe Haftungen, noch mehr Schulden: Die großen Lücken und Baustellen im Wiener Finanz- und Firmengeflecht.' So die Kurier-Schlagzeile vom 14. Februar 2015. Ein aktueller Bericht des Rechnungshofes über die Finanzsituation der Stadt Wien und ihres Firmenkonglomerates wirft ein düsteres Bild auf die Lage der Finanzen der Stadt. Der Rechnungshof kritisiert insbesondere das Fehlen einer mittelfristigen Strategie zum Abbau der Schulden der Stadt Wien und der ihr zuzurechnenden Unternehmen. Unbeschadet dessen weisen die Berichte des Rechnungshofes nach dem Medientransparenzgesetz regelmäßig darauf hin, dass die Stadt Wien 'Rekordhalter' unter allen Gebietskörperschaften im Schalten von Inseraten in diversen Medien ist und dafür Jahr für Jahr über 50 Millionen EUR ausgibt. Welche konkreten Schritte werden Sie setzen, um die Rekordschulden der Stadt und der mit ihr verbundenen (angeblich 227) Unternehmungen nachhaltig zu reduzieren?] Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgmin Mag Renate Brauner: Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Die Frage befasst sich mit einem weit weniger niedlichen Thema als mit den Hunderln und den Katzerln, nämlich mit der Finanzsituation. Ich werde nach der Konsolidierungsstrategie der Stadt Wien gefragt. Nun, sehr geehrte Damen und Herren, Sie kennen die Konsolidierungsstrategie der Stadt Wien. Sie haben sie nämlich beschlossen in Form des Stabilitätspaktes, den wir gemeinsam mit allen anderen Bundesländern ausverhandelt haben und der vorsieht, dass die Neuverschuldung schrittweise zurückgefahren wird und es perspektivisch auch zu einem Schuldenabbau kommt. Also diese Strategie ist Ihnen bekannt. Es ist Ihnen auch bekannt, dass wir als Stadt Wien - und da ist der Stabilitätspakt ja auch Ausdruck dessen - uns zu einer antizyklischen Wirtschaftspolitik mit natürlich entsprechenden Finanzierungsnotwendigkeiten bekennen. Denn antizyklisch heißt ja, wie der Name schon sagt, nur wie es in der Praxis nicht immer gelebt wird, Investitionen dann, wenn es wirtschaftliche Probleme gibt, aber Schulden zurückzahlen, wenn es wirtschaftlich gut geht. Die Stadt Wien kann für sich in Anspruch nehmen, auch auf dieser Seite, die von vielen, die über antizyklische Finanzpolitik und Wirtschaftspolitik sprechen, vergessen wird, nämlich dann, wenn wirtschaftlich gute Zeiten sind, Schulden auch abzubauen, getan zu haben. Wir können das auch entsprechend nachweisen. Wien hat zwischen 2000 und 2007 seinen Schuldenanteil von 3,7 Prozent des Bruttoregionalproduktes auf rund 2 Prozent verringert. Das heißt, da ist genau das passiert. Es sind Schulden zurückgezahlt worden. Nun, seitdem hat sich viel getan, und ich glaube, es macht wenig Sinn, in Diskussionen das große Ereignis, das uns seit Jahren leider in unserer Politik massiv beeinflusst, nämlich die weltweite Wirtschaftskrise, zu ignorieren. Wir haben diese Krise seit vielen Jahren. Wir müssen und mussten darauf reagieren. Das haben wir getan, denn oberste Priorität ist natürlich, die Lebensverhältnisse der Wienerinnen und Wiener möglichst zu sichern und auf der anderen Seite eben im Sinne der vorhin angesprochenen antizyklischen Finanzpolitik auch entsprechend zu investieren, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Das ist natürlich in Zeiten geringerer Einnahmen, was ebenfalls Konsequenz dieser Wirtschaftskrise war, mit Fremdmitteln passiert. Jawohl, es sind seitdem die Schulden der Stadt gestiegen, aber auch, wenn es sich in Schlagzeilen gut macht, über Rekordverschuldung zu schreiben, so ist natürlich dieser Schuldenstand absolut überschaubar. Ich darf in Erinnerung rufen, dass jene Grenze, wo selbst von der konservativen Mehrheit in der Europäischen Union - und Sie wissen, dass ich diese Austeritätspolitik der Europäischen Union für falsch halte und kritisiere - eine Verschuldung als unproblematisch betrachtet wird, bei 60 Prozent des BIP liegt. Nun, Wien hat - natürlich nicht im Verhältnis zum BIP, sondern logischerweise im Verhältnis zum Bruttoregionalprodukt - unter 6 Prozent, also nur ein Zehntel und damit weit darunter. Das heißt, diese Schulden sind absolut überschaubar, und sie sind von der Stadt Wien auch nicht für irgendetwas aufgenommen worden, sondern diesen Fremdmitteln, die hier aufgenommen wurden, stehen Werte gegenüber, weil wir sie selbstverständlich und ausschließlich für nachhaltige Investitionen verwendet haben. Diese nachhaltigen Investitionen sind Werte, die die Stadt jetzt hat, die die Wiener und Wienerinnen haben, und das, sehr geehrte Damen und Herren, ist eine ganz klare Strategie. Wir bekennen uns zum Stabilitätspakt, wir haben ihn auch immer nach Punkt und Beistrich eingehalten. Dass ich generell der Ansicht bin, dass es politisch notwendig ist - aber das muss österreichweit und auch auf europäischer Ebene passieren -, dass wir hier zu einer neuen Politik kommen, das wissen Sie, denn die Austeritätspolitik ist in meinen Augen eindeutig gescheitert. Aber ganz konkret zur Stadt Wien kann ich sagen: Erstens: Unser Schuldenstand ist unter 6 Prozent, also unter einem Zehntel dessen, was hier allgemein akzeptiert wird. Zweitens: Den Schulden, die die Stadt Wien hat, stehen nachhaltige Werte gegenüber. Drittens: Es war notwendig, hier eine antizyklische Wirtschafts- und Investitionspolitik zu machen. Das hat die Stadt Wien getan. Und unabhängig von dem, was ich politisch an Veränderungsperspektiven für richtiger halte, haben wir einen Stabilitätspakt. Also es liegt ein Konsolidierungspaket vor, und an diesen Stabilitätspakt halten wir uns auch. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für diese Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Dr Aigner. Bitte. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Ja, danke schön für die Beantwortung. Es ist schön, dass den Fremdmitteln auch Werte gegenüberstehen, aber wir wollen ja alle nicht, dass wir unsere Werte irgendwann einmal verwerten müssen, wenn uns sozusagen das Wasser bis zum Hals steht. Ich glaube, deswegen ist es auch wichtig, im Bereich eben der Schulden den Pfad, der, glaube ich, vernünftigerweise europaweit eingeschlagen worden ist und wird, weiterzugehen. Wenn man nach Deutschland blickt, sieht man, dass man sowohl Sparen und ausgeglichene Haushalte als auch ein Wachstum und eine sinkende Arbeitslosigkeit bewerkstelligen kann. Also ich glaube nicht, dass das immer so enden muss wie in Griechenland. Da gibt es, glaube ich, viele Faktoren, dass wir uns eben nicht nur formal dazu bekennen sollen, ausgeglichene oder einigermaßen im Lot befindliche öffentliche Haushalte zu haben, sondern da ist eine sinnvolle Politik notwendig, die auch die Zukunft letztendlich mit einbezieht. Wenn wir uns zum Stabilitätspakt bekennen, wäre natürlich auch die Frage zu stellen, inwiefern es auch auf Wiener Ebene Sinn macht, so etwas wie auf Bundesebene zu haben und so einen mehrjährigen, einigermaßen verbindlichen Budgetpfad auch zu leben, der natürlich dann immer wieder adaptiert werden muss. Das gibt es ja bis dato vielleicht in Ihren Berechnungen, aber sozusagen nicht mit einer politisch und rechtlich verbindlichen Zwecksetzung. Also können Sie dem Gedanken nähertreten, eben hier einen mehrjährigen Budgetpfad, der auch dem Gemeinderat vorgelegt wird und der sozusagen irgendwo auch die Organe der Stadt Wien in den nächsten Jahren in irgendeiner Form bindet, vorzulegen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Zum Ersten freue ich mich über das Bekenntnis, dass wir die Werte der Stadt Wien nicht verkaufen wollen. Das freut mich, das ist in diesem Gremium nicht immer so einhellig gewesen. Sie sprechen für sich, und ich freue mich, dass zumindest Sie das so sehen. Ich kann mich erinnern an Forderungen, die Wien Energie zu verkaufen, Gemeindewohnungen zu privatisieren. Meine Fraktion hat sich da immer total dagegen verwehrt, aber wenn das jetzt alle so sehen, ist das ein erfreulicher Gesinnungswandel. Zum Zweiten möchte ich klarstellen, dass selbstverständlich auch ich mich zu einem langfristig ausgeglichenen Budget bekenne, das ist ja überhaupt keine Frage, die Frage ist nur: Wie kommt man denn zu diesem langfristig ausgeglichenen Budget? Indem man prozyklisch agiert, nämlich in der Wirtschaftskrise die Krise noch verschärft, wie es meiner Einschätzung nach geschieht, und nicht nur meiner Einschätzung nach, sondern vieler, vieler internationaler Experten und mittlerweile auch immer mehr und mehr Regierungschefs innerhalb der Europäischen Union? Eine prozyklische, einseitige Austeritätspolitik, die die Krise verschärft, ist sehr wohl mit ein Ergebnis dessen, was wir jetzt in Griechenland, Spanien oder Portugal beobachten können, wo der Schuldenstand jetzt höher ist als vor der Krise. Und das ist auch kein Wunder, denn wie soll es in einer ruinierten Wirtschaft und bei einer Bevölkerung, die keine Nachfrage produzieren kann, weil sie selber kein Geld hat und von der Verelendung bedroht ist, zu einem Wirtschaftsaufschwung kommen? Aber dieser Wirtschaftsaufschwung ist notwendig, um Schulden wieder zurückzahlen zu können. Es muss die Wirtschaft wieder in Schwung kommen, denn nur dann sind meiner Meinung nach wieder ein entsprechender Schuldenabbau und Schuldenrückzahlungen möglich. Auch Ausgaben würden dann gekürzt werden, weil dann die Arbeitslosenzahlen wieder sinken. Wir wissen alle, dass Wirtschaftswachstum notwendig ist, damit die Arbeitslosenzahlen wieder sinken. In Wien ob unserer hohen Produktivität ist ein ganz besonders hohes Wirtschaftswachstum notwendig, und das ist nur möglich mit Wirtschaftsaufschwung und den dafür notwendigen Investitionen. Und zu Ihrer Frage der mehrjährigen Planung. Nun, wir haben diese mehrjährige Planung. Ich habe schon den Stabilitätspakt angesprochen. Dieser geht ja nicht nur über ein Jahr, sondern der Stabilitätspakt ist ein mehrjähriger, sehr fein ausverhandelter und sehr komplexere Plan, der eben vorsieht, dass es ab dem nächsten Jahr keine Neuverschuldung mehr geben darf und danach auch ein sehr komplexer Schuldenabbauprozess startet. Sehr komplex deswegen, weil wir auch eine neue Form der Defizitberechnung haben, nämlich mit dem strukturellen Defizit, womit versucht wird, Wirtschaftsentwicklungen zu berücksichtigen. Ich gebe gerne zu, dass das ein komplexer Prozess der Umwandlung sein wird. Wir sind hier auch in intensiven Gesprächen mit dem Finanz- und Wirtschaftsministerium. Aber dieser Plan liegt vor, und er wird auch, sofern es nicht zu politischen Veränderungen kommt - meine Meinung dazu ist bekannt - einzuhalten sein. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Mag Neuhuber. Bitte schön. GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Schönen guten Morgen, Frau Vizebürgermeisterin! In der Anfrage wäre ja einiges drinnen gewesen, worüber wir jetzt diskutieren könnten. Ich komme wieder einmal auf einen Punkt, den wir beide hier auch schon oft angesprochen haben, zum Thema Kameralistik versus Doppik. Darüber gibt es ja auch Verhandlungen mit dem Bund, und ich wollte wieder einmal nach dem Sachstand fragen. Wo sind wir denn jetzt, wie schaut es aus, welche Veränderungen können wir erwarten? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Nun, diese Frage kann ich relativ rasch beantworten. Die Verhandlungen verlaufen sehr zügig und sehr gut. Ich würde den Mund ein bisschen zu voll nehmen, wenn ich sagte, sie sind meiner Meinung nach knapp vor dem Abschluss. Aber wir sind sehr weit, wir sind sehr gut unterwegs. Wir haben am Rande der letzten Landesfinanzreferententagung, an der ich glücklicherweise nur passiv teilgenommen habe - Sie wissen, es hat sich hier um das Thema Hypo gehandelt; davon ist Wien ja erfreulicherweise nicht betroffen, aber ich bin natürlich selbstverständlich trotzdem hingegangen, auch sozusagen aus Solidarität mit den anderen Bundesländern -, und am Rande dieser Sitzung hat es dann auch eine Besprechung gegeben, eingeleitet und präsidiert von meinem Kollegen aus Niederösterreich, weil Wien und Niederösterreich ja die Verhandlungsführer sind. Wir haben dort noch einige offene Fragen besprochen, von denen wir aber alle einschätzen, dass eine Lösung zu finden ist. Wir sind auf einem sehr guten Weg. Es gibt noch ein paar Punkte, wo wir meinen, Dinge, die der Bund selber nicht macht, sollte er eigentlich auch uns nicht vorschreiben, sondern da sollten wir schon versuchen, einheitlich zu sein. Aber um es in einem Satz zu sagen: Die Verhandlungen sind sehr gut unterwegs, und ich bin sehr optimistisch. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die nächste Zusatzfrage stellt GR Dipl-Ing Margulies. Bitte. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Ich freue mich, dass Kollege Neuhuber kurz auf diese Differenz Kameralistik - Doppik hingewiesen hat, möchte aber noch einen kleinen Satz vorausschicken, im Sinne auch sozusagen der mittelfristigen Planbarkeit, die selbstverständlich sinnvoll ist. Wie schwierig das allerdings ist, zeigen ja jetzt zum Beispiel die Steuerreform und auch der kommende Finanzausgleich, wo nicht abzuschätzen ist, in welcher Art und Weise das Auswirkungen auf das Wiener Budget haben wird. Das heißt, wir können uns im Sinne einer mittelfristigen Finanzplanung jetzt etwa für 2017 etwas wünschen, wie die realen Zahlen aussehen werden, erkennen wir erst an den Auswirkungen der Steuerreform und an dem Ergebnis des künftigen Finanzausgleiches. Ich möchte aber zurückkommen zur Frage im Sinne auch von Kameralistik und Doppik, weil da auch gerne die Unternehmen, Unternehmungen und Beteiligungen der Stadt Wien mit der Stadt Wien in einen Topf geworfen werden und gänzlich vergessen wird, dass im Großen und Ganzen 95 Prozent aller Privatunternehmen ihre Investitionen durch Kreditaufnahme, Darlehensaufnahme oder andere Formen der Fremdfinanzierung schaffen, das heißt, Schuldenaufnahme im weitesten Sinne für jedes Unternehmen eine Selbstverständlichkeit ist, weshalb es daher bei den 227 angesprochenen Unternehmen und Unternehmungen der Stadt Wien nicht sinnvoll erscheint, sich die Verbindlichkeiten getrennt von den Forderungen und Bilanzsummen anzusehen. In diesem Sinne sozusagen die Frage an die Frau Finanzstadträtin: Haben wir momentan bei unseren 227 Unternehmungen der Stadt Wien grosso modo - es kann schon sein, dass es das eine oder andere gibt - finanzielle Probleme oder stehen die Unternehmen und Unternehmungen der Stadt Wien im Großen und Ganzen gut da? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Vorweg vielen Dank auf den Hinweis mit der Volatilität unserer Einnahmensituation. Ich habe das vorher nicht erwähnt, weil es eine Selbstverständlichkeit ist, aber ich habe gelernt, man muss auch Selbstverständlichkeiten artikulieren, sonst gehen sie unter. Natürlich ist der Stabilitätspakt - und das war uns damals ganz wichtig - gebunden an die bestehenden Einnahmen. Das ist sozusagen eine auflösende Wirkung: Wenn die Einnahmenseite einseitig vom Bund geändert wird, ist natürlich auch der Stabilitätspakt nicht mehr gültig. Insofern ist diese Mehrjahresplanung, die wir hier alle miteinander beschlossen haben, natürlich auch zu relativieren, denn theoretisch kann ja der Bund einseitig alles beschließen, was unsere Einnahmensituation ganz negativ beeinflussen würde, und dann ist natürlich auch der Stabilitätspakt das Papier nicht mehr wert, auf dem er steht. Ich hoffe doch nicht, dass wir davon ausgehen, aber - danke für den Hinweis - das muss man natürlich immer dazusagen. Das hatte ich vorher nicht erwähnt, und ich bin froh, dass ich das jetzt sagen konnte. Ja, das ist natürlich eine völlig richtige Bemerkung: Unsere Unternehmungen von der Wien Holding über die Stadtwerke bis hin zu PPP-Modellen - wie der Twin City Liner zum Beispiel, ein gemeinsames PPP-Modell mit Raiffeisen - haben natürlich einen völlig anderen rechtlichen und auch wirtschaftlichen Charakter. Hier eine Konsolidierung zu verlangen, ist technisch und inhaltlich nicht sinnvoll, bringt auch überhaupt nichts und wäre genau diese Vermengung, die überhaupt keinen Sinn machen würde. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass diese Unternehmungen gut dastehen. Es geht dem einen besser, dem anderen schlechter. Der Hafen zum Beispiel hat eine sensationelle Entwicklung. Wir haben ein einziges Unternehmen, das einen wirklichen Zuschussbedarf hat, aber das ist eine klare verkehrspolitische Entscheidung gewesen, das sind die Wiener Linien. Alle anderen bekommen selbstverständlich keinen Zuschuss seitens der Stadt, sondern haben selbst zu arbeiten und stehen auch gut da, sind gut unterwegs. Ich denke, dass die vielen Unternehmungen, wo wir private Partner haben - ich habe gerade Raiffeisen erwähnt -, sich vermutlich auch heftig dagegen verwehren würden, wenn sie hier mit der Stadt Wien in einen Topf gehaut würden. Es ist rechtlich falsch, aber es ist auch inhaltlich falsch. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Dr Günther. Bitte. GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin, wir sind jetzt schon bei den Beteiligungen. Sie haben früher, wenn es um die Unternehmen der Stadt Wien gegangen ist, den Weg beschritten, dass Sie gesagt haben: "Nicht mein Problem, das ist ein Unternehmensproblem." Als ich das letzte Mal nachgefragt habe, ob Sie sich jetzt mehr in die Unternehmen der Stadt Wien einmischen, nämlich in jene Unternehmen, die mit anderen Unternehmen Beteiligungen durchführen, haben Sie gesagt - und ich habe das durchaus als positiv empfunden -: "Nein." Jetzt hat der Rechnungshof nicht nur Wien als solches kritisiert und den Finanzplan der Stadt Wien, sondern eben auch die Unternehmen. Werden Sie sich auf Grund dieser Kritik, die auch die Unternehmungen der Stadt Wien und durchaus auch die jetzt 227 Beteiligungen einschließt, bei weiteren Beteiligungen - wobei die bisherigen nicht immer erfolgreich waren; ich darf nur an Wien Energie erinnern, die sich in Ungarn nicht sehr erfolgreich beteiligt hat - dort einbringen, und sei es nur über die Aufsichtsräte, die Sie ja dorthin entsenden? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Ich glaube, wir haben ein bisschen ein Missverständnis in der Begrifflichkeit, Herr Kollege. Worüber wir diskutiert haben, ist das Beteiligungsmanagement der Stadt Wien, und dieses Beteiligungsmanagement der Stadt Wien entwickelt sich natürlich immer weiter. Es wäre ja ganz schlimm, wenn wir sagen würden, wir agieren genauso wie vor fünf Jahren, vor zehn Jahren. Hier entwickeln wir uns weiter, hier sind wir dabei, auch neue Strukturen aufzustellen, aber in die Unternehmensführung werde ich mich ganz sicher nicht einmischen - abgesehen davon, dass ich das weder kann noch darf. Sie wissen, dass die meisten unserer Unternehmungen entweder GmbHs oder AGs sind. Bei den AGs darf ich nicht einmal und würde ich auch nicht auf die Aufsichtsräte Einfluss nehmen. Natürlich haben wir die Möglichkeit, Aufsichtsräte zu entsenden, und da trifft uns natürlich eine Auswahlverantwortung. Wenn Sie sich die Aufsichtsräte, die in den einzelnen Unternehmungen sitzen, anschauen, so denke ich, dass wir mit gutem Gewissen sagen können, dass hier hochkompetente Menschen am Werken sind. Es ist mir auch immer wichtig, dass es eine gute Mischung ist zwischen Leuten, die aus der Stadt kommen, die die Stadt gut kennen, und Externen, die einfach auch aus dem wirtschaftlichen Umfeld Informationen und Erfahrung einbringen. Da sind wir auch immer dabei, das weiterzuentwickeln. Diese Diskussion führen wir, die werden wir auch weiterhin führen, aber in die direkte Unternehmungsleitung, in Managemententscheidungen darf, kann und will ich mich nicht einmischen. Worum es geht, ist, dass wir den Unternehmungen Zielvorgaben geben. Das ist klar, das muss passieren, und das passiert auch. Ich nehme jetzt als extremes Beispiel die Wiener Linien. Wenn die Stadterweiterung stattfindet, dann werden wir natürlich den Wiener Linien, in Absprache mit der Planung, sagen, dort und dort und dort brauchen wir entsprechende U-Bahnen, Straßenbahnen, und so weiter. Das ist unsere Aufgabe. Wie sie es dann machen und wie das funktioniert, das ist wirklich die Aufgabe der dortigen Manager und von der möchte ich sie auch auf keinesfalls entbinden. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Mag Schober. Bitte schön. GR Mag Marcus Schober (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, ich finde auch die Diskussion sehr spannend, wenn es um die Verwertung von Werten geht. Viele Städte brauchen sich die Frage gar nicht mehr zu stellen, was sie verwerten, weil sie nichts Entsprechend haben. Also insofern ist es auch spannend, dass wir uns hier gemeinsam dazu entscheiden, eben diese Werte nicht zu veräußern. Meine Frage aber nimmt Bezug auf den Stabilitätspakt, den Sie angesprochen haben, der auch auf den Konsolidierungsvorgaben der Europäischen Union basiert. Gegenwärtig steht die Finanzpolitik der EU zur Diskussion, und deshalb meine Frage an Sie: Wie bewerten Sie diese Diskussion? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Ich habe es vorher schon gesagt, ich bin sehr froh, dass es diese Diskussion gibt und dass wir weg sind von dieser einseitigen Austeritätspolitik, die - ich brauche mich nicht zu wiederholen - meiner Meinung nach überhaupt nicht zu einem Wirtschaftsaufschwung geführt hat. Ganz im Gegenteil! Neben der Tatsache, dass Österreich und in unserem Fall eben Wien die Möglichkeit haben müssen, Konjunkturmaßnahmen zu setzen und wir uns nicht selber die Hände binden oder von Europa gebunden bekommen, haben wir ja noch die zusätzliche Herausforderung, dass wir eine wachsende Stadt sind. Wir werden die Zwei-Millionen-Metropole früher erreichen, als ursprünglich geplant. Wir sind mittlerweile das jüngste Bundesland. Das heißt, das sind unendliche Herausforderungen, denn unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die hohe Lebensqualität der Wiener und Wienerinnen auch in dieser wachsenden Stadt erhalten bleibt. Deswegen investieren wir in Kinderbetreuungseinrichtungen, in Schulen, in Kindergärten, in Straßen, in Wohnen, in U-Bahn, und so weiter, und sofort. Das muss weiter passieren. Dazu brauchen wir einen Wirtschaftsaufschwung - die Steuerreform ist ein erster ganz wichtiger Schritt, der die Inlandsnachfrage, davon bin ich ganz überzeugt, extrem ankurbeln wird -, gleichzeitig brauchen wir aber auch eine veränderte europaweite Politik, die Investitionen wieder möglich macht, und zwar ganz gezielte Investitionen, nicht irgendwelche. Es hat ja hier auch schon entsprechende Maßnahmen der EZB gegeben, damit Impulse für Wachstum und Beschäftigung erfolgen, aber ich glaube, da muss noch sehr viel mehr passieren, und zwar nicht irgendwelche Maßnahmen, nicht irgendwelche Investitionen, sondern Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Forschung, Gesundheit. Das sind die Themen, wo wir entsprechend weiterkommen müssen, und wir sind auch gerade dabei, mit Hilfe externer Experten genauer zu definieren, wie diese entsprechenden Investitionen auszuschauen haben. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Frau Vizebürgermeister, für die Beantwortung und Behandlung der 3. Frage. Wir kommen nun zur 4. Frage (FSP - 00794-2015/0001 - KVP/GM). Sie wurde von Herrn GR Walter gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. [Die Gemeindewohnungen und Geschäftslokale der Unternehmung Wiener Wohnen werden mit der Energie der Fernwärme Wien gespeist. Welche (finanziellen) Auswirkungen hat das Fehlverhalten von einigen Mitarbeitern der Fernwärme Wien, welche Details aus einem Vergabeverfahren an bestimmte Bieter weitergegeben haben und deren Taten derzeit gerichtsanhängig sind, auf Wiener Wohnen bzw die Bewohner der Gemeindewohnungen?] Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Hoher Gemeinderat! Sehr geschätzter Herr GR Norbert Walter! Bei den Untersuchungen gegen einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fernwärme Wien handelt es sich um ein schwebendes Verfahren, dessen Ausgang derzeit nicht abschätzbar ist. Es können zum jetzigen Zeitpunkt daher keine Aussagen darüber getroffen werden, ob ein eventuelles Fehlverhalten der vom Verfahren betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fernwärme Wien Auswirkungen auf Wiener Wohnen beziehungsweise seine Bewohnerinnen und Bewohner hat. Wiener Wohnen ist auch nicht in das Verfahren eingebunden. Es gilt daher, das Ergebnis des Verfahrens abzuwarten, bevor wir Aussagen treffen können über mögliche Auswirkungen auf Wiener Wohnen und ob es solche gegeben hat. Grundsätzlich kann ich aber anmerken, dass es eine Vielzahl und sehr umfassende Maßnahmen zur Reduktion des Energieaufwandes im Wohnbau gibt, zum einen, um die CO2-Ziele der Stadt Wien zu erreichen, das heißt, auch das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien umzusetzen, andererseits aber auch, um beispielsweise den Bewohnerinnen und Bewohnern durch die Entlastung bei den Energiekosten zu helfen, das Haushaltsbudget zu reduzieren. Diese Maßnahmen, die wir setzen, sind vielfältig. Ein ganz wichtiger Punkt ist, die Bewohnerinnen und Bewohner selbst mit einzubeziehen. Das funktioniert zu einem großen Teil auch über die ehrenamtlichen Mieterbeirätinnen und Mieterbeiräte, aber auch beispielsweise über ein neues Modell, das wir entwickelt haben, das sich Energiepartner/Energiepartnerin nennt, wo es auch darum geht, dass Nachbarinnen und Nachbarn darüber informieren, wie man beispielsweise sogenannte Stromfresser vermeiden kann, um auch die eigenen Kosten für Energie zu reduzieren. Wir haben mittlerweile 15 diplomierte Energiepartnerinnen und -partner ausgebildet, die in den Gemeindebauten im Einsatz sind und die oft mit einfachen Tipps mithelfen, dass die Energiekosten reduziert werden können. Beispiel: Wenn man einen Computer im Sparmodus laufen lässt, verbraucht man statt 120 kWh nur 10 kWh. Auch ein Tausch des Eiskastens beispielsweise bringt da sehr viel. Diese Tipps geben die Energiepartnerinnen und -partner, und das ist, wie gesagt, eine von vielen Maßnahmen, die zeigt, dass es durchaus viele Möglichkeiten gibt, auch sehr niedrigschwellig und auf Ebene der Bewohnerinnen und Bewohner Maßnahmen zu setzen, um Energiekosten zu reduzieren. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 1. Zusatzfrage stellt der Fragesteller. Bitte, Herr GR Walter. GR Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Herr Stadtrat. Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung. Ich möchte trotzdem noch fragen: Wie sehen Sie die Situation? Ich weiß, das ist ein schwebendes Verfahren, und wir kennen den Ausgang noch nicht, aber dass Schaden entstanden ist, das ist ja bis jetzt unzweifelhaft, denn deswegen gibt es ja auch das Verfahren. Das ist ähnlich wie damals bei den Liftkartellen, wo ja auch der Stadt Wien oder sprich, Wiener Wohnen einiges an Schaden zugefügt wurde mit den Preisabsprachen. Wir haben ja bei der Fernwärme immer wieder die Diskussion, dass das Leitungsnetz und der Verbrauch in einer Hand sind. Bei vielen Energieträgern wie zum Beispiel beim Strom oder beim Gas ist das heute getrennt. Da stellt der Staat oder die Stadt die Infrastruktur, sprich, das Leitungsnetz, zur Verfügung, und die Energie kann auf dem freien Markt eingekauft werden. Jetzt frage ich Sie: Können Sie sich vorstellen, dass man so etwas auch bei der Fernwärme in Angriff nimmt, um den Markt einfach auch zugänglich zu machen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Zum schwebenden Verfahren möchte ich, wie gesagt, keine Anmerkungen treffen. Wir werden natürlich auf jeden Fall das Ergebnis dieses Verfahrens abwarten und dann entsprechende Maßnahmen setzen. Zur Frage, inwieweit die Fernwärme ihre Preisgestaltung trifft, kann ich als nicht zuständiger Stadtrat keine Bemerkungen machen. Vorstellen kann ich mir natürlich vieles. Mein Interesse ist natürlich, dass die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst wenig belastet werden, und mein Interesse ist es auch, dass die Bewohnerinnen und Bewohner durch ihr Verhalten auch mit dazu beitragen können, Energiekosten zu reduzieren. Die Preisgestaltung der Fernwärme obliegt nicht meinem Ressort. Mein Interesse ist allerdings, den Mieterinnen und Mietern entsprechende Rückendeckung zu geben, damit sie möglichst Gelegenheit haben, ihre Energiekosten selbst in die Hand zu nehmen und durch ihr Verhalten mit dazu beizutragen, Energie zu sparen und damit auch ihre Kosten zu reduzieren. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Dr Eisenstein. Bitte schön. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Bleiben wir bei den Vergabeverfahren. Vergaben von Aufträgen durch Wiener Wohnen sind ja in letzter Zeit in den Medien gewesen und auch vom Stadtrechnungshof kritisiert worden, vor allem wegen fehlender Rahmenverträge. Es wurden Direktvergaben durchgeführt, statt dass man Rahmenverträge abgeschlossen hätte. Jetzt meine Frage an Sie: Wie steht die Gemeinde, wie stehen Sie als Vertreter der Gemeinde, als Wohnbaustadtrat zum Abschluss von solchen Rahmenverträgen? Ich habe nämlich den Eindruck, dass das mehr oder weniger ein bisschen mutwillig hinausgezögert wird, um halt Direktvergaben tätigen zu können. Denkt man überhaupt noch an den Abschluss von Rahmenverträgen? Wie ist hier der letzte Stand? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Ganz im Gegenteil, wir sind sehr interessiert, Rahmenverträge abzuschließen. Dass es in einem Fall, der auch vom Stadtrechnungshof aufgezeigt worden ist und auf den Sie sich beziehen, nicht dazu gekommen ist, liegt nicht an Wiener Wohnen, sondern liegt daran, dass diese Verfahren im Regelfall von Unternehmern beeinsprucht werden, die in der Ausschreibung unterliegen. Das ist möglich auf Grund der Vergabebestimmungen. Das freut uns nicht. Wir sind immer sehr stark interessiert, Rahmenverträge abzuschließen. Das haben wir ja auch in vielen Gewerken. Im konkreten Fall ist es, wie gesagt, deshalb nicht gelungen, weil die Rahmenbedingungen nicht zutreffend waren. Der Hauptgrund für nicht funktionierende Rahmenverträge ist der Umstand, dass sie beeinsprucht werden von unterlegenen Firmen, aber es kann beispielsweise auch durchaus sein, dass die Preisgestaltung nicht so ist, dass wir meinen, dass sie angemessen ist. Dann schließen wir einen solchen Rahmenvertrag auch nicht ab. Wir haben durchaus das Interesse der Mieterinnen und Mieter im Auge, und wenn wir den Eindruck haben, dass die Verträge zu hoch angesetzt sind, dann schließen wir sie auch nicht ab, dann wird neu verhandelt Und das Dritte ist - auch das hat es in der Vergangenheit gegeben -, dass es beispielsweise nur einen Bewerber, ein Unternehmen gegeben hat. Das scheint uns dann keine Konkurrenzsituation zu sein. Dann legen wir einen solchen Rahmenvertrag wieder auf. Der von Ihnen angesprochene Themenbereich der Gasleitungen wird jetzt auch neu aufgelegt. Ich gehe davon aus, dass er im Mai beziehungsweise Juni aufgelegt wird. Wir haben starkes Interesse, zu einem Abschluss zu kommen, wie wir auch vergleichbare Abschlüsse in anderen Gewerken haben. Man muss vielleicht noch eine einschränkende Anmerkung machen. Es ist oft so, dass die Rahmenverträge für bestimmte Regionen abgeschlossen werden, und auch bei dem vorliegenden Thema der Gasleitungen ist es ja nicht so, dass das Wien-weit zu keinem Rahmenvertrag geführt hat, sondern in bestimmten Regionen nicht, in anderen wieder sehr wohl. Das richtet sich, wie gesagt, sehr oft nach der Konkurrenzsituation und nach dem Umstand, dass unterlegene Firmen und Unternehmungen die Möglichkeit haben, eine solche Entscheidung zu beeinspruchen, was - und da haben Sie recht - zu einer zeitlichen Verzögerung führt. Das ist aber vom Vergabegesetz her so auch vorgesehen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die letzte Zusatzfrage stellt GR Walter. Bitte schön. GR Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat, Sie haben eben von Energieeinsparungen, Energiepartnern, und so weiter gesprochen. Es gab einmal eine Unterstützung der Stadt Wien auch beim Tausch alter Elektrogeräte, die über das Ressort von der Finanzstadträtin Brauner gelaufen ist. Können Sie sich vorstellen, wieder so eine Aktion mit ihr gemeinsam für ärmere Menschen in dieser Stadt zu machen? - Das ist das eine, was ich Sie noch fragen wollte. Und das Zweite ist: Wie weit sind wir in der Sanierung der städtischen Wohnhäuser? Wie viele Prozent sind aus Ihrer Sicht bis heute saniert worden? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Das waren aber zwei Fragen. Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Zur Ersten: Ich kann mir natürlich jede Kooperation mit dem Finanzressort gut vorstellen, auch in der angesprochenen Frage. Das ist natürlich auch immer budgetär zu unterlegen, und man muss sich anschauen, welche Auswirkungen mit dem entsprechenden finanziellen Mitteleinsatz möglich sind. Aber darüber kann man sicher reden. Zur zweiten Frage: Es ist so, dass wir natürlich im Bereich der städtischen Wohnhausanlagen einen laufenden Sanierungsprozess haben. Wir haben einen Sanierungskataster erstellt, und die Sanierung stellt für uns auch eine große Herausforderung dar, weil wir 220 000 Wohnungen in insgesamt 2 000 Wohnhausanlagen betreuen. Es ist natürlich so: Wenn man mit einem Sanierungsprozess zu Ende ist, beginnt im Regelfall schon der nächste. Wir haben die meisten Wohnhausanlagen der 20er und 30er Jahre saniert, wir sind jetzt bei den 50er und 60er Jahren, wo wir schon einen größeren Teil der Wohnhausanlagen renoviert haben, und beginnen in manchen Fällen - nicht in allen, aber in manchen Fällen - auch bei Projekten, die aus den 70er Jahren stammen. Es gibt aber immer zwei Rahmenbedingungen, die erfüllt sein müssen, um eine Sanierung entsprechend umsetzen zu können. Das eine ist der technische Bedarf einer solchen Sanierung, der zweite Punkt - und der steht in einem direkten Zusammenhang - ist immer, welche finanziellen Mittel es in der Mietzinsreserve gibt. Und da gibt es dann oft ein bisschen einen Widerspruch: Auf der einen Seite steht das Bedürfnis der Mieterinnen und Mieter, dass ihr Wohnhaus saniert wird, und auf der anderen Seite ist es so, dass auf Grund sehr niedriger Mieten über einen längeren Zeitraum sehr wenig in die Mietzinsreserve einbezahlt worden ist. Wenn man dann den Mieterinnen und Mietern darstellt, was das auch an zusätzlicher Belastung bedeutet, wenn man eine umfassende Sanierung vornimmt, gibt es dann oft auch unter den Bewohnerinnen und Bewohnern unterschiedliche Auffassungen. Manche sagen, man sollte unbedingt sanieren, andere wieder sagen, das steht für mich in keiner Relation zu den vielleicht notwendigen Erhöhungen im Bereich der Miete. Wir können diese Miete ja auch nicht - und wollen das auch gar nicht - willkürlich erhöhen, sondern das ist ja im Rahmen eines § 18-Verfahrens notwendig, wo man einen Vorgriff auf die nächsten zehn Jahre vornehmen kann. Das muss ja auch von der Schlichtungsstelle bewilligt werden. Die Mieterinnen und Mieter haben auch die Möglichkeit, das vor Gericht abzuziehen, und das ist sehr oft auch der Grund, dass es zu Verzögerungen bei Sanierungsprojekten kommt. Das heißt, wir haben im Unterschied zu privaten Wohnhäusern, bei denen eine Sanierung durch den Eigentümer unmittelbarer umzusetzen ist, sehr viel mehr Hürden zu überwinden. Dazu kommt, dass wir auch ein sehr starkes Mitspracherecht der Mieterinnen und Mieter haben, mehr als in jeder anderen Wohnform. Das ist gut so. Wir haben ja erst vor Kurzem hier im Haus das neue Mietermitbestimmungsstatut beschlossen, mit starken Mitwirkungsrechten der Mieterinnen und Mieter. Aber wie vorhin auch erwähnt, ist es ja nicht so, dass es immer eine einheitliche Meinung der Mieter gibt, sondern sehr oft unterschiedliche Auffassungen, die wir uns dann bemühen, in vielen Gesprächen und Mieterversammlungen auszugleichen. Generell denke ich, dass wir mit unserem Sanierungspaket gut unterwegs sind, aber es ist auch noch einiges zu tun. Und es ist natürlich so, dass wir uns nach dem Sanierungszyklus und entsprechend unserem Sanierungskataster, wenn wir mit einem größeren Projekt fertig sind, dem nächsten zuwenden. Ziel ist - und da komme ich noch einmal auf Ihre unmittelbare Frage zu sprechen -, dass wir rund 10 000 Wohneinheiten pro Jahr sanieren wollen. Das ist eine große Herausforderung und ich denke, dass uns das im Zuge unserer jetzt auch vorgestellten Sanierungsoffensive gelingen wird. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Behandlung der 4. Frage. Wir kommen nun zur 5. Frage (FSP - 00479-2015/0001 - KFP/GM). Sie wurde von Herrn GR Wolfgang Seidl gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet. [Bis April 2014 hieß es immer zum Krankenhaus Nord: 'Man liege im Zeitplan (Vollbetrieb 2016), die Kosten (825 Millionen EUR) würden eingehalten'. Ab Mai 2014 war dann nur mehr von einer medizinischen Teilinbetriebnahme 2016 und einem Vollbetrieb 2017 die Rede. Kurz gesagt: 'Der Eröffnungstermin liegt in weiter Ferne und die finanzielle Reserve für Baukostenüberschreitungen ist bereits jetzt fast verbraucht.' Wann wird das Krankenhaus Nord in Vollbetrieb gehen?] Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Herr Gemeinderat, Sie schreiben in Ihrer Anfrage, dass vom Vollbetrieb 2017 die Rede ist und fragen mich, wann das Krankenhaus Wien Nord in Vollbetrieb gehen wird: Zu dem Zeitpunkt, den Sie in Ihrer Anfrage insinuieren. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke schön. - Die 1. Zusatzfrage stellt GR Seidl. - Bitte schön. GR Wolfgang Seidl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke für die Beantwortung. Mit 2017 haben wir dann endlich einen Zeitpunkt, an dem das Krankenhaus Nord dann doch in Vollbetrieb gehen soll. Noch vor einem halben Jahr konnte man ja im "Standard" nachlesen, es wird ein "Wohlfühlspital", ein "Spital der Zukunft", ein "Vorbild für alle anderen europäischen Länder", ein "Kempinski" sogar, in dem Patienten wie in einem Hotel ein- und auschecken. Das soll also ab 2017 dann Wirklichkeit werden. Wir freuen uns und sind auch gespannt, ob dem auch wirklich so sein wird. Jetzt lautet meine Frage dazu natürlich: Wissen Sie schon, was das im Endeffekt dann kosten wird? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Herr Gemeinderat, damit wir da jetzt nicht wieder einen Dissens haben oder neue Informationen, die keine neuen sind: Sie schreiben selber in Ihrer Frage, dass dieser Termin ja schon genannt wurde, und haben nun gesagt, Sie wissen es jetzt endlich. - Sie wissen nicht jetzt endlich irgendetwas, sondern ich bestätige das, mit dem Sie mich zitieren. Der Punkt ist der, dass wir das Krankenhaus Nord trotz aller Unkenrufe der Opposition errichten und dass es gut läuft. Das wird auch von verschieden Prüforganen bestätigt, wie zum Beispiel dem Stadtrechnungshof. Ich war im Jänner das letzte Mal im Stadtrechnungshof eingeladen, wo die finanzielle Situation des Baus des Krankenhauses Nord ganz konkret geprüft wurde und ein Prüfbericht vorliegt. Ich würde Sie bitten, einfach diesen Prüfbericht des Stadtrechnungshofs zu lesen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt Frau GRin Korosec. - Bitte. GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin, Krankenhaus Nord, eine unendliche Geschichte, zehn Jahre wird davon geredet, jetzt hören wir, dass es 2017 fertig ist: Die Kunde höre ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube. Aber man soll immer optimistisch sein, glauben wir es jetzt einmal. Wir haben als Oppositionsparteien ja gerade in diesem Zusammenhang sehr viele Anfragen gestellt. Ich glaube, es waren über 200 Fragen, die Sie teilweise beantwortet haben, teilweise nicht beantwortet haben, die Sie verharmlost haben und denen Sie ausgewichen sind. Jetzt eine ganz konkrete Frage: Es wird immer wieder davon gesprochen, dass es im Keller Wasserschäden gibt. Gibt es diese Wasserschäden beziehungsweise sind die bereits behoben oder ist das noch immer nicht der Fall? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Kollegin Korosec, ich weiß, Sie wissen es besser, Sie müssen als Opposition trotzdem fragen, daher werde ich auch ordnungsgemäß, rollengemäß antworten. Ein Punkt ist schon ganz besonders wichtig: Zu diesem Wasserschaden waren, um die Frage gleich konkret zu beantworten, ich glaube, in der Tageszeitung "Heute" auch die Fotos. Als dieser Wassereintritt als besondere Sache in einer Baustelle bekannt wurde - es hat stark geregnet -, hat der KAV das gemacht, was sinnvoll ist, nämlich Journalistinnen und Journalisten eingeladen, um diesen Wassereinbruch zu sehen. Da waren dann Lacken zu sehen, die auch in der Zeitung abgebildet waren. Das kommt vor, wenn es noch nicht zu ist und ordentlich regnet, ja, dann gibt es auf Baustellen Wasser. Es ist mir aber schon auch wichtig, dass man, wenn es eine ernsthafte Auseinandersetzung sein soll, zur Kenntnis nehmen muss, dass es sich um die größte Hochbaustelle Österreichs handelt, dass ein derartiges Projekt natürlich entsprechende Herausforderungen mit sich bringt, für alle, und dass selbstverständlich hier auch Probleme auftreten können. Ich sage ein Problem, das bekannt ist, über das wir auch oft schon gesprochen haben, zum Beispiel die fehlerhafte Lieferung von Statikplanungen durch einen Auftragnehmer, durch die Insolvenz eines Auftragnehmers bezüglich der Fassade. - Ja, das sind Probleme, die aufgetreten sind, das sind aber alles Probleme, die auch auf Grund einer sehr guten begleitenden Kontrolle rechtzeitig dargelegt wurden und gegen die dann gearbeitet wurde. Wenn Sie beim Krankenhaus Nord jetzt vorbeifahren, werden Sie sehen, dort hängt die Fassade, obwohl diese Firma in Konkurs gegangen ist - und dass eine Firma in Konkurs geht, das kann im Kleinen passieren und das kann im Großen passieren. Ganz wichtig ist, dass wir - auch das ist nichts Neues, sondern bekannt - die Bauherrenfunktion für die Koordinierung der Baustelle deutlich verstärkt haben, deutlich verbessert haben, dass wir seit dem Herbst des Jahres 2014 mit den Auftragnehmerinnen und Auftragnehmern für den Innenausbau an ganz konkreten Plänen arbeiten. Tatsache ist, dass ein Spitalsbau zu den komplexesten Bauten gehört, die es überhaupt im Bereich des Hochbaues gibt. Abschließend möchte ich noch einen Punkt festhalten: Im Hinblick auf die mit diesem Projekt auch in der Phase der Übersiedlung der Inbetriebnahme vorliegenden Herausforderungen - ich erinnere daran, dass wir drei ganze Spitäler dorthin übersiedeln, dass diese Spitäler bis zum Tag, an dem übersiedelt wird, in Betrieb sind, das heißt, Patientinnen und Patienten auch übersiedelt werden, 2 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übersiedeln - werde ich mich auch in Zukunft nicht an einem Wettlauf über die Einhaltung von bestimmten Stichtagen beteiligen. Das würde nämlich am Ende auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gehen. Ich bin sehr froh darüber und repliziere noch einmal auf den Stadtrechnungshofbericht - den ja jeder lesen kann -, in dem ganz klar definiert ist: Projekt gut aufgestellt, Projektorganisation gut aufgestellt, der Finanzplan passt auch. Auch hier sind wir am richtigen Weg und im richtigen Ziel. Und das ist auch nicht auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszutragen. Ein ganz wesentlicher Punkt ist - und das ist der, der über allem steht - die Sicherheit der Patientinnen und Patienten. Das bedeutet, dass ich mich als Stadträtin für Gesundheit den Patientinnen und Patienten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber natürlich auch den Steuerzahlern gegenüber verantwortlich fühle. Daher werden wir das Projekt mit großer Ruhe und mit großer Konsequenz auch weiterhin so durchführen, im Sinne der Patienten, im Sinne der Mitarbeiter und im Sinne der Steuerzahler. Und die Frage, ob das zwei Monate früher fertig ist oder zwei Monate später, halte ich persönlich in diesem Zusammenhang für vollkommen irrelevant. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die letzte Zusatzfrage in dieser Fragestunde stellt GR Seidl. - Bitte. GR Wolfgang Seidl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, sehr geehrte Frau Stadträtin, für die Beantwortung. Ich möchte jetzt vielleicht zu einem artverwandten Thema - um das einmal so zu formulieren - kommen. Letzte Woche am Donnerstag hat der ehemalige Generaldirektor Dr Marhold in Ihrem Beisein ja eine Ehrung entgegennehmen können. Unser Bürgermeister hat die Laudatio gehalten, hat ihn dort gewürdigt - keine Frage, vollkommen zu Recht - und hat auch gesagt, dass er sich gefreut hätte, wenn er weiter geblieben wäre. Er hat auch zumindest sinngemäß gesagt, dass der Herr Dr Janßen, der aktuelle Generaldirektor, nicht sein Wunsch war. Meine Frage: Stimmt es, dass der Herr Dr Janßen nicht der Wunsch des Bürgermeisters war? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die Frage müsste nicht beantwortet werden, sie steht in keinem Zusammenhang mit der gestellten Frage. - Aber bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ich wusste auch nicht, dass das Interpellationsrecht der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte so weit geht, dass hier Reden des Bürgermeisters bei Ordensverleihungen ... Aber ich beantworte es ganz einfach: Die Entscheidung für den Generaldirektor des Krankenanstaltenverbundes trifft nach dem Statut des Wiener Krankenanstaltenverbundes der Bürgermeister - und niemand anderer. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke schön. Damit ist die Fragestunde beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Lebenssprache Deutsch - Integration durch Sprache!" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Mag Gudenus, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich darauf hinweise, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Das heutige Thema widmen wir einem sehr wichtigen Bestandteil oder auch der Grundlage unserer Identität, das ist die deutsche Sprache. Die deutsche Sprache ist Mittel zur Integration. Die deutsche Sprache ist auch ein Indikator, wie weit ein Mensch, ein Neubürger in Wien, in Österreich integriert ist, in unsere Heimat. Also ein Thema, das natürlich auch wichtig ist zu diskutieren. Ich glaube, wenn man so in die leeren Bänke der SPÖ blickt, kann man schon merken, dass die SPÖ anscheinend auch die Identität unserer Heimatstadt aufgegeben hat, anscheinend wünschen Sie ja gar nicht mehr, dass hier Deutsch gesprochen wird. Dazu komme ich noch zu sprechen, weil das Thema nicht aktueller sein könnte. Es wurde ja jetzt auch bei der Regierungsklausur in Krems über dieses Thema gesprochen. Und wer sich dagegen verwehrt, ist wieder einmal eine Ministerin der SPÖ, Heinisch-Hosek, die anscheinend nicht einsehen will, dass es wichtig ist, dass vor dem Eintritt in den Regelunterricht die deutsche Sprache zumindest halbwegs beherrscht werden sollte, sodass die Schüler dem Unterricht folgen können. - Ein ganz normaler Vorschlag, der eigentlich allen nur zu Gute kommt, der eben nicht für Ghettoklassen sorgt, sondern ein Vorschlag, der, wenn er umgesetzt wird, eben genau das Gegenteil bewirkt: Wenn alle Menschen Deutsch beherrschen, dann wird es auch keine Ghettos in Wien und in Österreich geben können, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Wir sind schon auch stolz darauf, dass - zwar nach einer langen Schrecksekunde von fast zehn Jahren - mittlerweile auch die Regierung beginnt, darüber nachzudenken und darüber zu diskutieren, dass es eben wichtig ist, das Konzept "Erst Deutsch, dann Schule" aufzugreifen. Zehn Jahre ist es her, dass wir Freiheitliche in Wien dieses Konzept entwickelt haben. Zehn Jahre lang wurden wir dafür geprügelt. Zehn Jahre lang wurden wir dafür ins rechte Eck gestellt, mussten uns dem Rassismusvorwurf auch hier hingeben. Ja, wir haben ein Bewusstsein geschaffen. Wir haben ein Bewusstsein geschaffen, es hat zehn Jahre lang gedauert, bis es gesickert ist. Es ist aber notwendig, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und Sie hätten ja auch schon die letzten zehn Jahre, bevor Sie uns mit allen möglichen hetzerischen Vorwürfen hier bedacht und uns wirklich auch ins rechte Eck gestellt haben, Sie hätten früher nachdenken können. Sie hätten früher auch wirklich das Konzept umsetzen können. Sie hätten auch einem Herr Prof Fassmann folgen können, der schon früher gesagt hat, dass es eben vor Schuleintritt verpflichtende Deutschkurse und auch eigene Deutschklassen geben soll. Das ist unser Konzept. Und ich frage mich schon: Was finden die Herrschaften von Rot und Grün auf der Regierungsbank hier in Wien daran so schlecht? Woran liegt es, dass Sie sich so lange dagegen wehren? Was ist daran schlecht, die Sprache jenes Landes zu beherrschen, in dem man lebt, in Zukunft leben möchte und auch in Zukunft arbeiten möchte, oder auch in Zukunft die Hand aufhalten möchte? Was ist daran so schlecht? Man gewinnt ja wirklich den Eindruck, dass Sie das nicht wollen. Sie wollen anscheinend nicht, dass die Menschen sich integrieren. Seit Jahren fordern wir das, aber der Verdacht liegt eindeutig auf der Hand, Sie fürchten sich anscheinend davor, eine neue Wählerklientel zu verlieren. Das ist Ihre Furcht! Ihre Wählerklientel, die Sie mittlerweile auch in der Landessprache des Herkunftslandes ansprechen. Sie fürchten, eine neue Wählerklientel zu verlieren. Das zeigen ja auch die Einbürgerungszahlen und auch die Einbürgerungspraxis, es werden immer mehr Menschen in Wien eingebürgert, obwohl sie nicht Deutsch beherrschen. Und das ist eigentlich eine Schande für die Bundeshauptstadt, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Aber mittlerweile hat ja auch schon die Bezirksvorsteherin des 11. Bezirks, die Frau Hatzl, das Problem erkannt. Sie hat erstens einmal erkannt, dass man ohne Deutsch in Wien und in Österreich nicht weiterkommt, sie hat erkannt, dass die FPÖ recht hat. Sie klopft anscheinend schon an der Tür der FPÖ in Simmering an, beim Herrn Bezirksvorsteher-Stellvertreter Paul Stadler, weil sie ja in einem Interview bezüglich der Imamschule gesagt hat, sie merkt, dass es hier Probleme gibt, sie merkt, dass sie belogen wurde, es hätte ja ein Kindergarten entstehen sollen und keine Imamschule. Aber, sie hat auch gesagt, wir sind in Österreich, da sollte man Deutsch sprechen. - Gratulation, Frau Hatzl. Sie hat die Zeichen der Zeit erkannt. (Beifall bei der FPÖ.) Und sie klopft schon an die Tür der FPÖ in Simmering. Aber allein diese Imamschule zeigt ja ganz deutlich, was die Früchte Ihrer misslungenen Integrationspolitik sind: Niemand braucht Deutsch, wenn es nach Ihnen geht. Niemand muss sich integrieren. Der Islamismus hat offene Türen, wenn es darum geht, nach Österreich und nach Wien zu kommen. Man kann sich täuschen lassen, man kann sich belügen lassen - wie aktuell bei der Imamschule -, islamische Prediger werden mittlerweile schon, oder sollen in Wien ausgebildet werden. Anscheinend, weil es in Wien und in Österreich einen großen Markt dafür gibt. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Hand aufs Herz, brauchen wir islamistische Prediger in Österreich? Wo sind wir denn? Sind wir in Saudi-Arabien? Sind wir in der Türkei? Oder sind wir in Wien oder in Österreich? - Wir brauchen das nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren, das aber sind die Früchte Ihrer misslungenen Integrationspolitik, das merken die Wähler. (Beifall bei der FPÖ.) Und es ist auch genau Ihre Politik, die die Migranten in die Isolation treibt. Es ist genau Ihre Politik, die die Gesellschaft spaltet, wenn Sie den Menschen nicht abverlangen, dass sie Deutsch lernen. Sie müssen den Menschen genau diese Maßnahmen und Anstrengungen abverlangen. Warum wird denn zugelassen, dass zum Beispiel an den Schulen mittlerweile Mobbing stattfindet, weil die Landessprache vieler nicht beherrscht wird? Aber wer wird denn da gemobbt? - Es sind nicht die einzelnen Zuwanderergruppen, es sind die wenigen Österreicher und Wiener in den Schulklassen, in Ottakring, in Favoriten oder sonst wo, die mittlerweile mit dem Rücken zur Wand stehen, weil sie ja die anderen Sprachen in der Klasse gar nicht mehr verstehen. Da soll mittlerweile eine Integration andersrum stattfinden. - Das haben sich doch bitte die Wienerinnen und Wiener nicht verdient. Die werden mittlerweile gemobbt, und nicht, wie es der Verein ZARA jährlich an die Wand malt, dass hier ein Rassismus gegenüber Ausländern stattfindet. Rassismus ist insgesamt abzulehnen. Aber mittlerweile findet ein Rassismus gegenüber Österreichern statt. Das lehnen wir besonders ab, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Und Sie müssen sich schon auch den Vorwurf gefallen lassen, dass Sie mittlerweile eine ganze Generation von jungen Menschen in die Isolation getrieben haben, eine ganze Generation von jungen Menschen auch in die Perspektivenlosigkeit getrieben haben, weil sie die deutsche Sprache nicht gelernt hat. Da braucht man sich nur die nackten Zahlen, Daten, Fakten anschauen: Wir haben in Österreich zur Zeit 21,1 Prozent Schüler nichtdeutscher Muttersprache an den Schulen. In Wien sind es mehr als 46 Prozent. Mehr als 46 Prozent, über 100 000 Schüler in Wien sind nichtdeutscher Muttersprache, davon sind über 60 000 Schüler türkischer Herkunft. Und zwei Drittel der Hauptschüler beziehungsweise der Schüler an der Neuen Mittelschule sind nichtdeutscher Muttersprache. Ich unterstelle niemandem, dass er etwas dafür kann, schlecht oder nicht Deutsch zu sprechen. Dafür kann der einzelne Schüler nichts. Daran ist das System schuld, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und das System wird von der Politik bereitet, und wer macht die Politik in Wien? Es ist Rot, es ist Grün, es ist die rot-grüne Stadtregierung, die daran schuld ist, dass viele Kinder nicht Deutsch beherrschen, trotzdem in den Regelunterricht aufgenommen wurden, trotzdem auch hier die Schulstufen durchwandern konnten und wir mittlerweile bei den 14-Jährigen offiziell 30 bis 40 Prozent Problemschüler haben. Daran ist das politische System schuld. Daran ist nicht der arme Schüler schuld, der nichts anderes tut, als das, was das System ihm ermöglicht. Das politische System ist schuld. Das ist Rot, das ist Grün in Wien. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben leider versagt. (Beifall bei der FPÖ.) Und die größte Risikogruppe stellt hier wieder einmal die türkische Zuwanderergruppe dar. Das kann man nicht verschweigen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das ist kein Bashing, das sind die nackten Zahlen, Daten und Fakten. Ich rede hier von Zahlen des Integrationsfonds, der ganz klar festgestellt hat, dass türkische Zuwanderer im Durchschnitt schlechter Deutsch beherrschen als andere Migrantengruppen in Österreich. Oder eine EU-weit durchgeführte Studie, die auch klar darlegt, dass österreichische Türkinnen EU-weit die größten Schwierigkeiten mit der Landessprache haben. Nur 53 Prozent geben bei der Untersuchung an, dass sie fließend Deutsch beherrschen. Das ist ein Problem in Wien und in Österreich, das natürlich seitens der Stadtregierung und seitens der Bundesregierung hier in Österreich verschuldet wurde. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben immer noch die Chance, wichtige Forderungen umzusetzen: Deutsch vor Regelunterricht, Deutsch für den Erhalt einer Sozialwohnung, Deutsch für den Erhalt von Sozialleistungen insgesamt. Das ist wichtig. Hier in Wien wird Deutsch gesprochen. Denken Sie endlich um! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderats nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Nächste Rednerin ist Frau GRin Ing Leeb. - Bitte. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ich denke, es ist wohl Grundkonsens, dass Integration nur durch Sprache gelingen kann. Das ist richtig. Es ist auch richtig, dass wir darüber immer wieder sprechen müssen, weil es natürlich Versäumnisse gibt. Ich halte aber persönlich gar nichts davon, wenn wir uns gerade zu einem so wichtigen Thema die Vergangenheit um die Ohren hauen. Sind wir froh, dass es einen breiten Konsens gibt, dass man an dem Thema arbeiten muss, welchen Einfluss die Sprachen und die Sprache Deutsch in der Integration haben. Ich würde gerne den Blick in die Zukunft richten. Und ich bedanke mich auch dafür, dass der Herr Klubobmann Gudenus sehr lobend erwähnt hat, was gestern im Rahmen der Regierungsklausur jetzt zumindest einmal auf Schiene gebracht wurde. Sie haben es schon angesprochen, es soll Vorbereitungsklassen geben, in denen Schüler - und da geht es in erster Linie, und das möchte ich auch betonen, um Schüler, die Quereinsteiger sind, die also nicht hier auf die Welt gekommen sind, die irgendwann einmal zugezogen sind - auf den Unterricht vorbereitet werden. Ich finde es sehr schade, dass das als Ghettoklasse benannt wird, dass der mediale Transport über dieses Wort passiert, denn in Wahrheit muss man das als Chance begreifen. Die wirkliche Segregation findet jetzt statt, wenn man die Kinder mit mangelhaften bis gar keinen Deutschkenntnissen in den Regelunterricht setzt und sie dort nicht folgen können. Man segregiert sie dadurch von den Chancen. Die wirkliche Segregation findet dadurch statt, dass sie ihren Platz in der Gesellschaft nicht finden können, dass sie ihren Platz am Arbeitsmarkt nicht finden können und dass sie in weiterer Folge das Leben nicht selbstbestimmt führen können. Deshalb würde ich bitten, nicht mit dem Vorwurf zu kommen, es handelt sich dabei um Ghettoklassen, man möchte die Kinder dort isolieren. Das will niemand. (GRin Birgit Hebein: Es ist aber so!) - Das behaupten Sie jetzt. Es gibt zu dem Thema verschiedene Herangehensweisen. Ich weiß auch, dass das Ziel sein soll, dass man dort nicht 30 Kinder irgendwo einsperrt und auf Deutsch trainiert. So soll es ja nicht sein. Die Kinder sollen in Kleingruppen ganz gezielt nicht nur zum Thema Spracherwerb, sondern auch wie funktioniert Wien, wie funktioniert unsere Gesellschaft, wie funktioniert das Zusammenleben vorbereitet werden. Ich denke, der Ansatz hat zumindest einmal die Chance verdient, dass man vernünftig darüber spricht. Niemand will den Kindern etwas Böses. (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte auch durchaus anerkennen, was in den letzten Jahren in Wien passiert ist. Ja, es ist nicht alles schlecht, was in der Stadt passiert. (GRin Mag Muna Duzdar: Das ist nett!) - Ich finde das nicht nett, ich finde das fair. Man muss das Thema auch fair angehen. Was mir besonders gefällt, ist, dass das Thema Integration von der StRin Frauenberger als Haus dargestellt wurde. Das kennen alle wahrscheinlich noch, und ich habe auch immer sehr aufmerksam zugehört: Ein Haus ist ein schönes Bild zu diesem Thema, denn ein Haus, um das man sich nicht kümmert, für das man nicht Sorge trägt, das kann nicht funktionieren und das wird uns irgendwann einmal um die Ohren fliegen. Und eine dieser Säulen in diesem Haus, dieser tragenden Mauern möchte ich fast sagen, ist halt eben nun einmal Bildung, Gott sei Dank. Aber schauen wir uns an, wie es denn konkret aussieht. Wie schaut es im Bildungsbereich in Wien aus? - Da haben wir in erster Linie einmal - ich möchte es nicht als erste Bildungseinrichtung bezeichnen, weil Bildung sollte auch im Elternhaus stattfinden - die erste Bildungseinrichtung außerhalb des Elternhauses. Wie schaut es da in Wien aus mit der Verabreichung der Sprachkompetenzen, wie schaut da die Qualität aus? - Wir haben jetzt den beitragsfreien Kindergarten, sehr viele Kindergruppen werden neu eröffnet, wir werden heute am Nachmittag wieder Anschubfinanzierungen beschließen. Wo es echt mangelt und wo es hakt, ist die Überprüfung: Ist jeder Kindergarten, der eröffnet wird, wirklich ein Kindergarten? Findet dort das statt, was wir eigentlich wirklich als prioritäres Ziel haben, nämlich die Kinder auf die Schule vorzubereiten? - Ich sage Ihnen, das ist nicht so. Und das ist deswegen nicht so, weil Sie die Kindergärten nicht hinlänglich kontrollieren. Es reicht nämlich nicht, die Kindergärten auf bauliche, auf hygienische und auf personelle Maßnahmen zu kontrollieren. Wer kontrolliert, was dort zum Thema Spracherwerb passiert? Leider sind die fünf Minuten zu kurz. Wir werden noch viel darüber reden, ich werde versuchen, am Nachmittag das, was ich noch sagen sollte, unterzubringen. Ich möchte nur so viel als Resümee nach fünf Jahren Rot-Grün sagen: Es ist noch verdammt viel zu tun. Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist eine große. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort gelangt Herr GR Akkilic - Ich erteile es ihm. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich möchte Sie zunächst einmal, weil Türkisch vorgekommen ist, Türkisch ansprechen. (Der Redner beginnt in nichtdeutscher Sprache. - Unruhe bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Lieber Senol Akkilic, Amtssprache ist Deutsch. Tut mir leid, das ... GR Senol Akkilic (fortsetzend): Sinngemäß habe ich gesagt: Ich freue mich, dass ich Sie in Türkisch und Deutsch ansprechen kann. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Der Vorsitzende hat unterbrochen! - Beifall bei der FPÖ.) - Ja. Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Ich meine, es kann möglicherweise anderswo passieren, aber hier in diesem Haus sprechen wir Deutsch. Es tut leid. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) GR Senol Akkilic (fortsetzend): Fertig? Wir sprechen in dieser Stadt Türkisch. Wir sprechen in dieser Stadt 250 andere Sprachen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Und wir sprechen gemeinsam alle auch Deutsch. Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Hier sprechen wir Deutsch. GR Senol Akkilic (fortsetzend): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber nehmen Sie auch mich so zur Kenntnis, wie ich bin. Ich bin ein mehrsprachiger Mensch, ich konterkariere die Regel in diesem Haus nicht. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich respektiere die Regeln in diesem Haus und bitte Sie, auch einen Teil von mir zu respektieren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Eine kluge Stadt des 21. Jahrhunderts ist in meinen Augen eine Stadt, die die Bedürfnisse und Gegebenheiten der eigenen Bevölkerung wahrnimmt. Was bedeutet das? - Wenn ich nicht weiß, wie meine Bevölkerung drauf ist, dann kann ich auch aus den Potenzialen dieser Bevölkerung keine guten Schlüsse ziehen. Das heißt, ich kann die Potenziale dieser Bevölkerung nicht dafür nützen, damit wir die Interessen der Stadt, die Interessen der Bevölkerung stärker vertreten können beziehungsweise entwickeln können. Das ist die eine Geschichte. Die zweite Geschichte ist eine Verantwortungspolitik. Verantwortungsvolle Politik bedeutet gleichzeitig, dass ich Respekt vor meinen Bürgern und Bürgerinnen habe. Wenn wir heute in Wien davon sprechen, dass die Wiener Bevölkerung zu 49 Prozent aus Menschen mit Migrationshintergrund besteht, dass in Wien 250 Sprachen gesprochen werden, dann heißt das, dass in Wien ungefähr 800 000 Menschen auch eine zusätzliche Sprache zu Deutsch sprechen. Und das könnten wir auf mehreren Ebenen nützen, zum Beispiel in der Stadtaußenpolitik, zum Beispiel in der Pflege unserer Nachbarschaftsbeziehungen, zum Beispiel in der Stadtwirtschaftsaußenpolitik, und so weiter, und so fort. Und wenn Sie mir sagen, dass in dieser Stadt jemand ohne Deutschkenntnisse nicht weiterkommt, dann irren Sie sich gewaltig. Schauen Sie sich diese ganzen internationalen Konzerne und deren Chefs an, die kommunizieren in erster Linie in englischer Sprache und nicht in deutscher Sprache. (GR Mag Wolfgang Jung: Wir reden ja nicht von der Börse!) Und wenn Sie sagen, die deutsche Sprache ist eine Lebenssprache, dann sage ich Ihnen, nicht nur die deutsche Sprache ist eine Sprache, die uns im Leben weiterbringt. Die Frage ist, was Sie unter Lebenssprache verstehen. Denn es gibt auch so etwas wie eine Lebenslüge im Leben. Was Sie unter Lebenssprache verstehen, ist eigentlich die Überlegenheit einer Sprache gegenüber den anderen, und das ist rassistisch. (Unruhe bei der FPÖ.) Diesen Vorwurf müssen Sie sich gefallen lassen. Wir gehen davon aus, dass vor allem Kinder in dieser Stadt auf die Welt kommen, die über Mehrsprachigkeit verfügen, dass diese Mehrsprachigkeit in Zukunft an Mehrwert gewinnen wird und uns in dieser Stadt begleiten wird. Selbstverständlich, und das habe ich zum Antritt meiner Gemeinderatstätigkeit gesagt, ist die deutsche Sprache eine sehr wichtige Sprache. Sie ist eine schöne Sprache, die man hören, lesen, schreiben und auch singen kann. Für mich ist die deutsche Sprache nicht etwas, wovor ich Angst haben sollte. Und ich bitte Sie darum: Haben Sie keine Angst vor anderen Sprachen! Das führt ja nur dazu, dass Sie Ihr Leben bereichern können. Sie wissen ganz genau, wie in Wien auch in anderen Sprachen geschrieben und kommuniziert wird. Haben Sie Respekt davor! Mehrsprachigkeit ist ein Gewinn. Deutsch sollten möglichst viele können, und deshalb haben wir sehr viele Angebote, die Sie immer mit Ihrem Verhalten im Gemeinderat auch in den Ausschüssen ablehnen, wenn es um Deutschkursangebote geht. Sie sind nicht seriös, schauen Sie sich unter anderem Ihre eigenen Funktionäre an, ob die wirklich Deutsch beherrschen oder nicht. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt Herr GR Hursky. GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): "Jó napot kivánok!" - Damit wir einmal eine andere Sprache außer Türkisch haben, fangen wir die ganze Geschichte in Ungarisch an. Es ist immer die gleiche Art der Themen, wie sie die FPÖ aufzuziehen versucht. Alles, was irgendwie anderswertig ist, ist schlecht, und Integration über Deutsch ist das Wichtigste. - Ja, Deutsch ist ein sehr gutes Mittel, um die Integration in dieser Stadt, in diesem Land zu erleichtern. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) - Herr Jung, ich habe Ihnen schon einmal gesagt, nehmen Sie sich ein Pulverl oder gehen Sie hinaus. Ich habe das bei der letzten Rede gesehen, das, was Sie pausenlos dazwischenquatschen, ist ein Wahnsinn. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN). Die Geschichte ist ganz einfach so, dass, wenn man sich ein bisschen umhört, mitten im Leben steht, sich nicht immer mit der Ballermann-Politik von Mallorca zusammensetzt, sondern sich einmal anschaut, was in den Schulen tatsächlich abgeht, man sich davon schlau machen kann, dass in den Schulen sehr viel getan wird. Ich habe heute noch eine Volksschuldirektorin aus Favoriten gefragt, wie es ihr denn eigentlich wirklich geht, und die hat mir ganz eindeutig gesagt, dass es in der letzten Zeit besser geworden ist und gerade dieser verpflichtende Kindergarten sehr geholfen hat. Ich habe auch einen Lehrer in einer KMS im 2. Bezirk gefragt, der sagt, es sei besser geworden. Noch nicht optimal sei es mit jenen, die als Asylanten herkommen, denn diese brauchen ungefähr zwei Jahre, bis sie in eine normale Regelschule hineinkommen. Er meint, die Schritte, die die Bundesregierung in diese Richtung auch setzen will, seien mit Sicherheit auch die richtigen, um der Last, die wir hier in Wien in diesem Bereich auch tragen, auch die entsprechende Unterstützung zu geben. Das ist ganz wichtig. Betreffend die Chance, von der die Kollegin Leeb gesprochen hat, gebe ich ihr recht. Man muss diese Sachen einfach als Chance sehen. Zu den Kontrollen, die du angesprochen hast: Die MA 10 und die MA 11 machen diese Kontrollen jetzt. Ich weiß, dass es Schwierigkeiten gegeben hat - man soll nicht alles, sage ich einmal, großreden. Aber wir bekommen diese Dinge laufend in den Griff und da sind wir letztendlich mit einer großen Vehemenz dran. Das grundsätzliche Problem ist ja, dass die FPÖ immer ein Problem hat mit allem, was in irgendeiner Form vom Ausland daherkommt, und grundsätzlich auch immer alles ablehnt, was wir in der Stadt als Bildungsangebote anbieten. Man braucht sich nur die Integrationsausschüsse ansehen: Ich kenne keinen, in dem die FPÖ auch nur einem Geschäftsstück zugestimmt hätte, das sich damit beschäftigt, Kurse für Leute zu bezahlen, die hierherkommen. Es ist jedes Mal dasselbe Nein, Nein, Nein. Dabei bieten wir gerade sehr viel für Erwachsene an, im Rahmen der Basisbildung, im Rahmen von Sprachgutscheinen. Wir machen viel. Aber wenn Sie glauben, wir sind mit der Situation zufrieden, dann kann man sagen, nein, zufrieden kann man letztendlich nie sein, man muss sich immer verbessern. Darum haben wir ja schließlich auch diese Angebote für die Menschen, die zu uns kommen. Die verstärkt nach Wien kommen, weil es eine schöne Stadt ist, weil sie damit auch sehen, dass Wien eine Stadt ist, die ihnen auch Chancen bietet. Und wir werden diese Menschen auch in Zukunft brauchen, um eine tolle Stadt zu sein, die gute Arbeitsplätze bieten kann. Dazu ist es natürlich notwendig, dass sie integriert sind, dass sie die Sprache können und an den Bildungssystemen teilnehmen. Hier pflichte ich Ihnen grundsätzlich bei. (Beifall bei der SPÖ.) Aber es kann niemals in der Form sein, indem wir Förderungen in diese Richtung ablehnen. Es muss auch immer von der Stadt ein gewisses Angebot da sein, und wir alle miteinander müssen schauen, dass wir die Menschen in diesen Bereichen unterstützen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt Herr GR Dr Aigner. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ein wichtiges Thema, das auch nichts an Aktualität einbüßt, wenn man daran denkt, dass eine private Handelsakademie als Hilferuf auf offenkundige, massive Missstände im Schulbetrieb schulintern regelt, dass Deutsch auch in den Pausen gesprochen wird. Das ist nicht die böse Politik oder irgendeine Ideologie, sondern da muss es ja etwas ganz Massives gegeben haben, dass man dazu kommt zu sagen, wir streiten auch in Deutsch, wir schimpfen auf Deutsch, damit man zumindest versteht, was der andere sagt. Das ist ja die Antwort auf ein bestehendes Problem, das viele in diesem Haus nicht wahr haben wollen. (Beifall bei der FPÖ.) Da brauche ich keine gesetzlichen Vorgaben, das kann ich einfach über die Hausordnung, über die Schulordnung machen. Und das zeigt ja letztendlich auch, dass die Problematik viel tiefer geht. Ich habe vor einiger Zeit mit einem Nachwuchsfußballtrainer bei einem großen Wiener Klub gesprochen, der gesagt hat, wir haben natürlich viele Schüler, das ist ja gut, die Sport betreiben und nicht irgendwelche Kampfsportarten - damit man sich dann irgendwo im Nahen Osten austoben kann -, sondern die Fußball spielen. Aber das Erste, was er bei jedem neuen Trainingskurs sagt, ist, wir reden alle Deutsch, es soll der andere auch verstehen, wenn sich einer aufregt. Denn diese Vielsprachigkeit ist kein Mehrwert in solchen Situationen, sondern dient der Abschottung. Und das nimmt den Menschen die Kommunikationsmöglichkeiten, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Das Gleiche gilt auch dafür, auf welche Weise in Moscheen gepredigt wird. Auch da muss man zuhören können, und da sind eben nicht alle Religionen gleich. Da muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass derzeit von einer Religion eine massive Gefährdung ausgeht. Wenn in der tschechischen Kirche am Sonntag tschechisch gepredigt wird, wird dort ja natürlich nicht über den Dschihad geredet, da wird das Evangelium gelehrt. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn wir unsere eigenen Gesetze ernst nehmen wollen, dann muss man sich letztendlich auch verstehen und verständigen können. Und deshalb gibt es eine spezifische Problematik. Deutsch ist wichtig, Deutsch ist keine überlegene Sprache - was Sie einem da wieder unterstellen, ist ja unglaublich -, aber es ist unsere Sprache. Es ist unsere Staatssprache und wer freiwillig nach Österreich kommt, der hat diese Sprache zu erlernen. Punkt. (Beifall bei der FPÖ.) Daher muss man diese Serviceangebote, dass man in allen Sprachen alle Anträge stellen kann, schon auch hinterfragen. Wo gibt's denn das auf der Welt! Gehen Sie einmal nach Japan und versuchen Sie, dort Deutsch zu reden - da kommt man mit Englisch nicht weiter. Das muss man schon auch sagen: Wir machen es auch vielen Menschen viel zu einfach, Jahrzehnte hier zu bleiben. Ich brauche die Sprache gar nicht, ich habe eine Parallelwelt aufgebaut - die haben Sie negiert, jetzt tolerieren Sie sie. In dieser Parallelwelt braucht man kein Deutsch und wir werden bald Abgeordnete haben, die gar nicht mehr Deutsch können. Ja, das ist ja dann der nächste Schritt: Staatsbürger, Abgeordneter und kann gar nicht mehr Deutsch, man braucht es ja nicht. (Beifall bei der FPÖ.) Die Sprache ist ja nur die eine Seite. Das Zweite ist das Wertefundament, das man vermitteln muss - die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die europäischen Grundwerte, die Grundfreiheiten. Die Sprache ist ein Mittel, das ist ein Tool - würde man heute auf Neudeutsch sagen -, aber es ist viel mehr dahinter. Und wohin das Ganze führen kann, wenn man das nicht macht, "Salzburger Nachrichten", Lokalteil - also völlig unverdächtig, dass da irgendwelche radikalen Standpunkte vertreten werden: "Wie die Parallelwelt der Gewalt entsteht. Rund um den Bahnhof wird es immer ärger in Salzburg. Straßenschlachten zwischen Afghanen und Tschetschenen Anfang Februar in Salzburg Lehen und beim Hauptbahnhof, die jüngste Bluttat ebendort in der nordafrikanischen Dealer-Szene, der Ehrenmord unter Tschetschenen in Straßwalchen oder das Treiben der La Familia" - das sind diese herzigen Buben, die Maccabi Haifa attackieren und so weiter - "im Pongau sind aber Indizien dafür, dass hierzulande längst eine Parallelwelt ohne rechtsstaatliche Regeln existiert. Aus großzügig gestarteter Immigration, gescheiterter Integration und Perspektivlosigkeit braut sich eben ein gefährlicher Mix zusammen, der dann immer wieder in Gewalttaten eruptiert. Damit werden wir auch in Salzburg leben müssen, egal, wie gut sich Polizeistatistiken lesen lassen." - Zitat Ende. Meine Damen und Herren, das ist keine Befürchtung, das ist jetzt schon Realität, und wenn wir nicht massiv das Ruder herumreißen, dann werden wir uns noch an ganz andere Dinge gewöhnen müssen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt Frau GRin Mag Schneider. - Bitte. GRin Mag Ines Schneider (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Ich wollte eigentlich jetzt nichts dazu sagen, weil ich das Thema für die Aktuelle Stunde sehr gut finde. Aber ich bin doch sehr enttäuscht von dem, was der Herr Akkilic da von sich gibt, dass er sich da herausstellt und versucht, uns in Türkisch, das nicht die Amtssprache dieses Hauses ist, zu sagen, was Integration ist. Herr Akkilic, wir versuchen hier Integration, nur Sie sind offensichtlich gegen Integration, so wie Sie agieren, wie Sie handeln und allein mit Ihren Aussagen. Das ärgert mich. Ich muss schon sagen: Wir hier in Österreich und wir Wiener haben auch eine Identität und sind stolz darauf, diese Sprache zu sprechen. Und das lasse ich mir von Ihnen nicht absprechen, dass Sie, obwohl wir hier sehr viel tun, um die Integration zu fördern, und versuchen, die Leute nicht zu segregieren, sondern zu integrieren, eigentlich genau das Gegenteil ansprechen. Das finde ich eigentlich in diesem Haus sehr verwerflich. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Sie schießen da wirklich über das Ziel hinaus, denn es ist schon ein Anliegen, ethnische Gruppen nicht auszugrenzen und nicht zu unterdrücken, sondern sie sehr wohl zu respektieren und sie hier anzuerkennen. Und ich glaube, dass sehr viel getan wird, nicht nur in Wien, sondern auch in ganz Österreich, nicht nur zu helfen, sondern auch gerade im Bildungsbereich zu unterstützen und zu fördern. Was aber notwendig ist, ist ein kleiner gemeinsamer Nenner. Dieser kleine gemeinsame Nenner fängt einmal bei der Sprache an, und das ist hier Deutsch. Wir haben es in den Ausführungen meiner Kollegin Isabella Leeb auch schon gehört, dass es auch am Arbeitsmarkt wichtig ist, in der Schule wichtig ist, um Missverständnisse auszuräumen. Denn wie wir alle wissen, wir waren oft genug auch schon im Ausland, wenn wir die Sprache nicht sprechen, fehlt es an Kommunikation. Und diese Kommunikation ist identitätsstiftend. Man muss hier Ressourcen aufbringen, ob man jetzt zum Arzt gehen möchte, Kleinigkeiten einkaufen möchte, um sich zu verständigen. Wenn man nicht verstanden wird, dann hat man immer das Gefühl, ein Außenseiter zu sein. Das will man hier nicht, das wollen wir auch nicht und deswegen ist es grundsätzlich notwendig, hier Förderungen zu machen, gerade im Vorschulbereich, aber auch dann im schulischen Bereich, um gerade den Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache das zu ermöglichen, um auch später hier Arbeit zu finden, einen ordentlichen Wohnplatz zu haben und sich auch finanzieren zu können, ohne dass sie in die Armutsfalle hineinfallen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube, dass auch die bisherigen Systeme oder Förderungen der Stadt Wien zu überdenken sind und dass hier nicht noch viele Anstrengungen gemacht werden sollen, das weiterhin so zu betreiben, sondern vielleicht auch andere Wege zu gehen sind. Es gibt ja auch schon in Städten wie Berlin Überlegungen, es gibt auch schon sehr viele Studien dazu. Herr Dr Häußermann hat schon sehr oft gesagt, dass man gerade im Wohnbereich anfangen muss, wo Schule und Wohnbereich zusammendriften Sozialstrukturen zu machen und auch zu überlegen, eventuell in Problemgebieten mit einer ethnischen Konzentration gerade im Schulbereich oder im Kindergartenbereich schon im Vorfeld einzugreifen. Das sind Überlegungen, die wir auch in Wien starten sollten. Es braucht aber auch mehr Unterstützung gerade für die Eltern von Migrationskindern, wenn Probleme auftauchen - im Unterricht, in der Schule, im Miteinander. Es gilt, sich zu überlegen, wie man da vorgehen kann, was man mit den Eltern besprechen kann, wie man in den familiären Bereich hineingehen kann, um schon da Missverständnisse auszuräumen. Ich glaube, das sind Sachen, die wir angehen sollten und noch mehr forcieren sollten. Ich lege es Ihnen wirklich ans Herz, auf Maßnahmen zu verzichten, die bisher keine Wirksamkeit gehabt haben, die die Stadt Wien, die Steuerzahler sehr viel Geld gekostet haben und bei denen wir bis dato keine echten Outputs haben. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt Frau GRin Mag Wurzer. - Bitte. GRin Mag Martina Wurzer (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin ja fast versucht, jetzt "Griaß eich" zu sagen, denn auch als Tirolerin muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht ganz ordentliches Deutsch zu sprechen. Das kann also vorkommen, dass das hier am RednerInnenpult passiert, wir werden das alle miteinander aushalten. Ganz grundsätzlich und ganz ernsthaft möchte ich sagen: Mehrsprachigkeit ist ein Geschenk in unserer pluralistischen Welt, und für die rot-grüne-Stadtregierung ist der Respekt vor der Herkunft unserer Mitmenschen eine ganz wesentliche Grundlage für ein gelingendes Zusammenleben. Und ja, es ist richtig, über 50 Prozent der Kinder beispielsweise in Wiens Kindergärten sind mehrsprachig, auch das ist grundsätzlich sehr erfreulich. Unser Ziel ist es - daran arbeitet die rot-grüne-Stadtregierung -, ein möglichst hochentwickeltes Sprachniveau in allen Sprachen und in allen gesprochenen Sprachen zu erreichen. Alle Sprachen, die ein Kind spricht, sollen wertgeschätzt und gefördert werden. Wenn wir aber Kindern vermitteln, dass die Sprache, die sie mitbringen, nichts wert oder sogar verboten ist, kann sich das sehr negativ nicht nur auf ihren weiteren Sprachgebrauch, sondern insgesamt auf ihre weitere Bildungskarriere und auf ihre weiteren Chancen im gesamten Bildungsweg auswirken. Wir schneiden Kindern, denen wir ausrichten, sie sollen sich auf nur eine Sprache beschränken, von ihren Potenzialen ab, wir verhindern das Aufblühen dieser Stadt, die besonders blüht, wenn sie international ist - genau dann geht es dieser Stadt am besten. Das würden wir, wenn es nach uns geht, auf keinen Fall zurückfahren, wir halten das für einen enormen Gewinn. Es gibt sogar - das will ich aber gar nicht so sehr verstärken - Studien, die das in Exporterlösverlusten beziffern, die uns da verloren gehen. In Exporterlöse, die uns durch mangelnde breite Sprachbildung gerade in den berufsbildenden Schulen verloren gehen, denn es ist zu wenig, heute nur Französisch, Englisch und Spanisch anzubieten. Gerade wir haben das Potenzial unserer Kinder zu nutzen und genau in Türkisch, BKS und anderen Sprachen auch natürlich auf Maturaniveau Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, später in ihrer beruflichen Karriere damit sehr große und sehr erfolgreiche Schritte machen zu können. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Eine stabile Erstsprache, eine stabile Muttersprache fördert und erleichtert den Erwerb der Zweitsprache und aller anderen Sprachen, darüber ist sich die Wissenschaft sehr einig. Leider wird Kindern trotzdem verboten, sich im Kindergarten oder in der Schule in ihrer eigenen Muttersprache zu unterhalten. Es gibt Parteien, die sich dafür sehr stark einsetzen. Das zeugt nicht nur von mangelnder Sensibilität - von der gehörigen Portion Ethnozentrismus, Herr Kollege Aigner, spreche ich jetzt einmal überhaupt nicht -, es verhindert auch - und das ist wesentlich -, dass das Verständnis des Unterrichtsstoffs untereinander gesichert wird, dass die Kinder einander helfen und auch voneinander lernen können. Wenn wir von Sprachförderung sprechen, ist es zu kurzschlüssig, dabei nur ans Deutschlernen zu denken. In der Wissenschaft besteht breiter Konsens, dass sinnvolle Sprachförderung darin besteht, sowohl die Erstsprache als auch die Mehrheitssprachen aktiv zu unterstützen, aktiv zu fördern. Wir haben als rot-grüne Stadtregierung ein Forschungsteam für den Spracherwerb eingesetzt, das sehr konkrete Empfehlungen ausgesprochen hat, und zwar, dass wir noch zusätzliches mehrsprachiges Personal rekrutieren sollen. Daran arbeitet die MA 10 auch. Wir fordern in unseren Ausbildungssystemen gerade auch mehrsprachige Menschen in Wien auf, auch im Kindergarten tätig zu werden. Sprechen lernt man von Sprachpraxis, für das Sprechen braucht man Sprachpraxis - aber eben Sprachpraxis mit Muttersprachlern. Deshalb ist es wesentlich, dieses mehrsprachige Personal im Kindergarten aufzubauen, auszutauschen und weiter zu forcieren. Es ist gut, die Kinder richtig bei ihrem Namen nennen zu können. Diese Stadt wird davon profitieren. - "Jallah", FPÖ! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt Herr GR Nepp. GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, heute war es wieder ein Musterbeispiel - das hat der Herr Akkilic gezeigt -, was anscheinend die rot- grüne Stadtregierung unter Integration versteht. Und da darf man die SPÖ auch nicht auslassen, obwohl Herr GR Schuster ja richtig regiert hat. Aber ihr trägt schon eine gewisse Mitverantwortung, weil ihr die GRÜNEN mit ins Boot geholt habt, in diese Wiener Stadtregierung, und dort diese Art der Integration gelegt wird. Herr Akkilic, ich sage Ihnen, und das sage ich im Namen meiner Fraktion, was wir unter Integration verstehen: Wir verstehen unter Integration nicht das, dass wir alle Türkisch lernen müssen, um Sie zu verstehen, sondern dass Sie hier Deutsch sprechen, Herr Akkilic. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) In Wirklichkeit interessiert es ja nicht mal mehr Ihre eigene Fraktion, was Ihr Standpunkt ist, sonst wären Sie ja wieder weiter vorne oder überhaupt aufgestellt gewesen - hoffnungsvoll, dass Sie wieder ein Mandat bekommen. Aber ich persönlich kann mich ja wirklich nur freuen, wenn Sie oft hier herauskommen und reden. Ich hoffe, Sie haben noch viele Auftritte im Wahlkampf. Vielleicht ändern wir noch schnell die Geschäftsordnung, dass wir eine unbeschränkte Redezeit haben, denn jedes Mal, wenn Sie hier herauskommen, mit Ihrer Art der Intoleranz, mit Ihrer Art der Provokation, treiben Sie uns die Wähler in Scharen zu, Herr Akkilic. (Beifall bei der FPÖ.) Aber nun zum heutigen Thema deutscher Spracherwerb: Wir sagen schon seit Langem, dass Deutsch vor Schuleintritt ein wichtiges Kriterium ist, das hier in Wien sichergestellt werden muss. Es freut mich auch, dass das endlich auf Bundesebene Gehör findet, dass sogar die Bundesregierung endlich unsere langjährige Forderung aufgreift. Seit mehr als zehn Jahren fordern wir schon Deutsch vor Schuleintritt, denn es ist wichtig, dass die Kinder in der Schule einander verstehen, um Konflikte ... (GRin Mag Martina Wurzer: Untereinander Verstehen!) - Ja, untereinander verstehen, das stimmt, dass sie sich untereinander verstehen, auch zur Konfliktvorbeugung, gegen Ausschluss und für ein Gemeinschaftsgefühl. Wenn die einzige Gegnerin in der Bundesregierung, Heinisch-Hosek, gesagt hat, das will sie nicht, dann kann man nur sagen, wenn die Heinisch-Hosek einmal sagt, was sie will, dann muss man immer das Gegenteil tun. Denn egal, was sie macht, sie greift ja eigentlich immer ins Schlechte, sei es jetzt das BIFIE-Datenleck, sei es die Zentralmatura. Eigentlich müsste man sich die Heinisch-Hosek als politische Beraterin wünschen und immer das Gegenteil von dem machen, was sie sagt, denn dann weiß man, dass man richtig liegt, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Aber wir sagen eben auch Deutsch als Pausensprache oder weiter Deutsch als Lebenssprache in Schulen ist wichtig. Denn wenn man sich die jetzige Situation in den Schulen anschaut, in den Pausen, am Schulhof, et cetera, sieht man ja, wie es im Moment funktioniert. Und das sagen ja nicht nur wir, sondern das sagt auch die Statistik Austria, dass in manchen Bezirken wie im 15. Bezirk 85 Prozent der Schüler nicht die deutsche Sprache als Umgangssprache verwenden. Das ist ja schon erschreckend. Deshalb kommt es ja zu diesem Ausschlussgefühl mancher Bevölkerungsgruppen, deshalb kommt es zu Konflikten. In vielen Schulen steigt auch das Gewaltpotenzial, und das ist das, was wir nicht wollen. Aber immer, wenn wir sagen, wir wollen, dass Deutsch in Schulen gesprochen wird, wird von Rot und Grün die deutsche Sprache torpediert. Es kommt immer die Faschismuskeule, die Rassismuskeule. Und wenn man Ihren Reden in der Vergangenheit zugehört hat, muss man sagen, dass Sie den Schülern ständig das Gefühl vermitteln, dass sie sich, wenn sie die deutsche Sprache in der Schule verwenden, dafür genieren müssen, meine sehr geehrten Damen und Herren. - Das lehnen wir ab. Wir wollen, dass die deutsche Sprache in Schulen wieder den Stellenwert bekommt, den sie verdient, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Sogar Schüler haben erkannt, dass es wichtig ist. Es war ja kein Befehl von oben, dass jetzt Deutsch gesprochen werden muss, sondern die Schüler haben sich das ja auch selbst auferlegt. Was passiert? - Sie kommen mit der Faschismuskeule, ziehen engagierten Lehrern und Schülern eine drüber - das ist die Antwort, die Sie jedes Mal haben. Aber wenn man zusammenfasst, was jetzt auch im Rahmen dieser Regierungsklausur geschehen ist, dass endlich dieses Aufwachen, dieser Aha-Effekt bei Ihnen eingetreten ist, dass eben Deutsch vor Schuleintritt wichtig ist, dann muss man sagen, dass der Herr Bundeskanzler Faymann mit dieser Aussage ein eindeutiges Signal setzt. Er hatte ein lucidum intervallum, er hat in diesem hellen Moment eben erkannt, dass unsere Forderung "Deutsch vor Schuleintritt" wichtig ist. Aber die Kernaussage, die der Bundeskanzler Faymann mit diesem Signal getroffen hat, ist, dass er die Unwilligkeit und die Unfähigkeit dieser Wiener Stadtregierung in der Frage der Bildung und in der Frage der Integrationspolitik erkannt hat. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt Frau GRin Akcay. GRin Safak Akcay (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich verstehe irgendwie die Kolleginnen und Kollegen der FPÖ nicht, wenn sie immer wieder gegen jede einzelne Sprachfördermaßnahme der Stadt Wien stimmen. Das widerspricht sich für mich. Einerseits wollen Sie, dass alle hier Deutsch können und andererseits ... (GR Mag Wolfgang Jung: Das hängt davon ab, unter welchen Voraussetzungen!) Fakt ist, dass Sprachförderung in Wien großgeschrieben wird. Klar ist, dass unsere gemeinsame Sprache Deutsch ist. Sie ist die Basis für die Verständigung im Alltag und eröffnet allen die Möglichkeit, sich einzubringen. In die Deutschförderung zu investieren, ist daher eine Frage der Gerechtigkeit. Klar ist aber auch, dass Wien eine Stadt der Vielfalt ist - wir sprechen 250 Sprachen täglich. Diese Mehrsprachigkeit verstehen wir als eine Chance und in der liegt auch Potenzial. Für uns ist die Sprachförderung keine Frage von Entweder-oder, sondern von Sowohl-als auch. Gute Kenntnisse der Muttersprache sind für das Erlernen jeder weiteren Sprache zentral. Das wissen wir und fördern daher beides - das Erlernen und Festigen der gemeinsamen Sprache und die Mehrsprachigkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wie bekannt, gibt es die Sprachgutscheine, die eine der Hauptbestandteile unserer Niederlassungsbegleitung Stadt Wien sind. Neben den Sprachgutscheinen gibt es weitere Teile des Programms, zum Beispiel das muttersprachliche Start- Coaching oder die Info-Modelle zu Themen wie Bildungssystem oder Arbeitsmarkt in Österreich. Warum ist der Stadt das wichtig? Weil es um Chancengerechtigkeit geht. Wir investieren in Bildungsmaßnahmen, um allen Wienerinnen und Wienern die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Fähigkeiten einzubringen. Ich sehe das als eine Frage der Gerechtigkeit. Deutschkurse alleine sind natürlich oft zu wenig, daher sind alle unsere Sprachmaßnahmen immer Sprache plus. So zum Beispiel "Mama lernt Deutsch": Da haben wir Sprache plus optimale Kinderbetreuung. Oder die Sprachkurse in den Sommerferien: Da haben wir auch Sprache plus Freizeitaktivitäten. Viele der Maßnahmen sind vor allem für Jugendliche gedacht, zum Beispiel die Angebote von Interface oder jene von den Volkshochschulen. Andere haben vor allem Frauen als Zielpublikum. Das gilt auch für weitere Bildungsmaßnahmen wie zum Beispiel das Frauen College. Denn Sprache ist das eine, Bildung allgemeint ist aber der Schlüssel zum sozialen Aufstieg in der Gesellschaft. Für die Zukunft jüngerer Menschen ist die soziale Mobilität von großer Bedeutung. Daher muss für uns alle der soziale Aufstieg das Ziel sein, meine Damen und Herren. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Danke sehr. Die Aktuelle Stunde ist damit beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs fünf, des Klubs der Wiener Freiheitlichen sechs eingelangt sind. Von den GRen Mag Alexander Neuhuber und Dr Wolfgang Ulm wurde eine Anfrage an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke betreffend Projekt Media Quarter Marx gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von GemeinderätInnen unterzeichnet. Gemäß § 6 Abs 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsmäßigen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Vor Sitzungsbeginn ist von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurde dieser Antrag schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisung erfolgt wie beantragt. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 8, 11 bis 13,15,17 bis 20, 22 bis 25, 27 bis 31, 33, 35 bis 46, 48, 49, 53 bis 57, 59, 62 bis 64, 66 und 67 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zum Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummer 51 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 1, 51, 50, 47, 58, 60, 61, 68, 65, 6, 2, 3, 4, 5, 52, 7, 9, 14, 10, 16, 21, 26, 32 und 34. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Wir kommen nun zur Postnummer 1. Sie betrifft die Wahl einer Ersatzperson für das Gemeindevermittlungsamt des 22. Bezirkes. Bevor wir über den vorliegenden Wahlvorschlag abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27 Abs 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit Zweidrittelmehrheit anderes beschließt. Ich schlage vor, diese Wahl durch Erheben der Hand vorzunehmen und ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die mit diesem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, das ist einstimmig angenommen. Herr Christoph Peschek ist als Ersatzperson für das Gemeindevermittlungsamt des 22. Bezirkes ausgeschieden. Der entsprechende Wahlvorschlag des Klubs der Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderates lautet auf Herrn Mag Christian Stromberger als Ersatzperson des Gemeindevermittlungsamtes des 22. Bezirks. Ich ersuche jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, das ist einstimmig angenommen. Es gelangt daher nunmehr Postnummer 51 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Vorhaben in Wien 22, Stadtstraße von A23 bis S1, Anschlussstelle Heidjöchl. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Valentin, die Verhandlung einzuleiten. - Der Herr Berichterstatter Valentin ist nicht da. Gibt es einen Berichterstatterwechsel? - Der Herr GR Czernohorszky übernimmt die Berichterstattung. (GR Godwin Schuster: Es ist ein Geburtstagsgeschenk! Er hat heute Geburtstag!) Berichterstatter GR Mag Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile es Ihm. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Schönen guten Tag, meine Damen und Herren! Werter Herr Vorsitzender! Werter Herr Berichterstatter! Ich freue mich, dass wir heute wieder einmal einen fast doppelten Akt zu diskutieren haben. Nachdem jetzt das Geschäftsstück Stadtstraße und in weiterer Folge die Mobilitätsagentur ein Thema ist, werde ich mir erlauben, zu beiden Themen - weil es ja doch irgendwo einen Mobilitätszusammenhang gibt und das auch in der Präsidiale als Schwerpunktthema vereinbart wurde - in genereller Hinsicht Stellung zu nehmen. Es ist nämlich so etwas wie eine ausgeprägte Regierungslinie, die wir heute wieder erkennen können von diesem roten und vor allem grünen Teil der Stadtregierung. Es ist eine Politik des Abkassierens und des Umleitens von Steuergeldern, vor allem von der Grünen Fraktion in ihre von ihnen selbst geschaffenen Organisationen und Institutionen. Das ist Geldverschwendung pur und erreicht mit dem heutigen Tag einen neuen Höhepunkt, wahrscheinlich den letzten in dieser Legislaturperiode, sehr geehrte Damen und Herren. Da reiht sich der heutige Beschlussakt, mit dem 13 Millionen EUR für 5 weitere Jahre des Fortbestehens der Mobilitätsagentur in weiterer Folge beschlossen werden sollen, nur wieder mal in diese lange Reihe jener Geldverschwendungsaktionen ein, die Sie in den letzten 5 Jahren dieser Regierungsperiode hier immer wieder zum Besten gegeben haben. Und das ganz ohne irgendeine Gegenleistung, zumindest für den Steuerzahler hat es dazu wenig gegeben. Sie haben in Summe - und ich möchte Ihnen jetzt auch ein wenig plausibel machen, wenn man die grünen Sonderprojekte einrechnet, auch den Wissenschaftsbeauftragten - in dieser auslaufenden Koalitionsperiode über 44 Millionen EUR genehmigt bekommen: Es sind sozusagen 44 Millionen EUR über den grünen Ladentisch gegangen, meine Damen und Herren. Nun können wir uns vielleicht noch erinnern, dass wir vor Kurzem noch eine heftige Debatte zum Thema Steuerreform hatten, und da war es Rot-Grün, beziehungsweise waren es vor allem die GRÜNEN, die immer wieder eine Millionärssteuer einführen wollten. Dann hat sich herausgestellt, dass so eine Steuer nicht mehr als 50 Millionen EUR gebracht hätte, trotz des Neideffektes, den sie sich hier erhofft haben, erbracht haben. Nun, zum Glück ist die Steuerreform dank der Linienhaltung der ÖVP so ausgegangen, dass die gröbsten Angriffe auf den Mittelstand verhindert werden konnten. Aber eines ist klar: Wenn es da auf der einen Seite um Mehreinnahmen von 50 Millionen EUR geht, andererseits aber die GRÜNEN in einer einzigen Regierungsperiode für Ihre PR-Aktionen 44 Millionen EUR, also fast dasselbe ausgeben können, und das für Repräsentationsspesen, dann muss man sich schon fragen, welche Redlichkeit hier in der Verkehrspolitik, nein, in der Politik insgesamt bei einer Fraktion vorherrscht. Denn da geht es um 44 Millionen EUR für PR-Fotos, die man dann vielleicht in der Schlussphase des grünen Wahlkampfes gut gebrauchen kann. Sehr geehrte Damen und Herren, das ist Geldverschwendung pur und hat mit Verkehrspolitik überhaupt nichts mehr zu tun! (Beifall bei der ÖVP.) Aber vielleicht verstehen Sie das ja auch ganz anders, nämlich als Arbeitsplatzinitiative. Vielleicht nicht so, dass diese Arbeitsplatzinitiative im Sinne von nachhaltigen Green Jobs bestehen sollte, sondern im Sinne von Jobs für, sagen wir einmal, parteinahe Strukturen, parteinahe Personen. Und Sie sichern für weitere fünf Jahre den Job des Herrn Blum - der ja rechnungshofbekannt ist, wie wir beide wissen, Herr Klubobmann Ellensohn. Was den Herrn Blum betrifft, wurde im letzten Rechnungshofbericht bestätigt, dass er sehr kreativ ist im Bereich der statistischen Hochrechnung. Durch diesen Bericht haben wir erfahren, wie uns hier Sand in die Augen gestreut wurde. Aber auch Vergabemängel gab es laut diesem Rechnungshofbericht, und auch Buchhaltungsschwächen sind da zutage getreten. Aber diese Mobilitätsagentur und dieser Geschäftsführer, beide werden heute um fünf weitere Jahre abgesichert. Das mag für die persönliche Karriereplanung und soziale Absicherung für den Herrn Blum eine tolle Sache sein, ist aber keine gute Entscheidung für den Steuerzahler. Und vor allem können wir das Geld woanders viel, viel besser brauchen. Eine Arbeitslosenstatistik weist Wien als Schlusslicht aus. Wir brauchen das Geld also für echte Arbeitsplatzmaßnahmen in dieser Stadt. Wir hätten es dringend notwendig, sehr geehrte Damen und Herren! Beim letzten Mal haben wir uns auch über das Thema tina unterhalten müssen, nämlich eine Unterabteilung der MA 20, die dotiert worden ist. Auch da haben Sie es trotz zusätzlicher Mittel zustande gebracht, fast keine Aktivitäten zustande zu bringen. Die MA 20, die im Rahmen des Koalitionsübereinkommens extra gegründet worden ist, hat dann ganze 14 Geschäftsstücke in dieser Legislaturperiode zusammengebracht. Das ist bei insgesamt 900 eine klägliche Zahl. Und in Summe muss man schon sagen, ist das ein teurer Seitenpreis, den Sie hier zu verantworten haben. Geldverschwendung an allen Ecken und Enden, sehr geehrte Damen und Herren! Es fehlt hier wirklich, obwohl wir hier heute zum Schwerpunktthema sprechen, die Zeit, all diese Sonderausgaben in dieser laufenden Periode, die budgetwirksam geworden sind, aufzuzählen. Aber die Mobilitätsagentur ist ein besonderes Schmankerl, daher möchte ich hier noch einmal darauf eingehen. Es geht hier insgesamt darum, dass wir dieser Mobilitätsagentur jetzt in Summe 22 Millionen EUR zusprechen. Dann gibt es Nebenspesen wie jene für das Radjahr 2013 in der Höhe von 4,4 Millionen EUR oder jene für die Velo-Konferenz von 2,6 Millionen EUR. Das geht also in Richtung 30 Millionen EUR an reinen PR Kosten. Da geht es nicht um Infrastrukturmaßnahmen, nicht um nachhaltige Investitionen, sondern um reine PR-Kosten. Und nimmt man die 30 Millionen EUR hinzu, die Sie nach eigenen Aussagen für den Ausbau der Radwege zusätzlich veranschlagt haben, dann sind wir bei 60 Millionen EUR allen für die Klientelpolitik im Bereich Radfahrverkehr. Das wäre nicht so schlimm, wenn man auch Erfolge in diesem Bereich nachweisen könnte. Man hat sich ja zum Ziel gesetzt, im Modal-Split einen Radfahranteil von 10 Prozent in dieser Legislaturperiode zusammenzubekommen. Doch wie in allen Punkten sind die Effizienz und die Effektivität der grünen Regierungspolitik auch in diesem Fall so, dass es nicht geklappt hat. Es ist immer nur Chaos und vor allem nichts herausgekommen, so auch bei der Radfahrpolitik. Sie ist im Modal-Split kaum gesteigert worden. Und wenn, dann waren es jene, die von den öffentlichen Verkehrsmitteln auf die Fahrräder umgestiegen sind, weil ihnen die öffentlichen Verkehrsmittel zu unzuverlässig und auch zu überfüllt waren. Es hat aber keinen echten Umwandlungsschritt gegeben. Wir grundeln bei 7 Prozent herum, sehr geehrte Damen und Herren, und das bei fast 60 Millionen EUR Aufwand, faktisch keine Änderung. Effektivität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit sehen anders aus, sehr geehrte Damen und Herren. Das ist weiter ein Beweis für das Versagen dieser vor allem grünen Verkehrspolitik, sehr geehrte Damen und Herren. Man kann resümieren, dass hier in Summe nichts für die Nachhaltigkeit getan worden ist, aber auch nicht viel für die Demokratie. Sie haben mit Nachdruck verhindert, dass es zum Thema Parkpickerl Wien-weit eine Befragung geben kann, weil Sie da offenbar befürchten mussten, dass das nicht in Ihrem Sinne ausgeht. Im Gegensatz dazu haben Sie aber sehr viel Energie und vor allem Geldmittel für eines Ihrer Prestigeprojekte eingesetzt, nämlich für die Mariahilfer Straße, wo in Summe 5 Millionen EUR ausgegeben worden sind - für reine Werbezwecke, sehr geehrte Damen und Herren! Trotz dieser Ausgaben haben Sie aber nur Ihre Wählerklientel befriedigen können und offenbar beim Koalitionspartner ein wenig Groll heraufbeschworen. Unsere Schadenfreude gegenüber dem Herr Bürgermeister, nämlich in Bezug auf seine Entscheidung, mit dieser Regierungskoalition auskommen zu müssen, hält sich allerdings sehr in Grenzen, denn wir haben in der Zwischenzeit nachhaltige und wirklich gravierende Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Wien. Es interessiert vielleicht nur wenige in diesem Haus, aber es interessiert die Menschen draußen, dass es kaum Arbeitsplätze gibt, dass Menschen immer mehr aus den Beschäftigungen herausfallen, weil es einfach gröbste Probleme am Wirtschaftsstandort Wien gibt. Ich denke, dieses gesamte Geldkonstrukt, das da auf Wunsch des grünen Regierungspartners in reine PR-Maßnahmen geflossen ist, wäre woanders besser aufgehoben gewesen. Wien hat eine vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit, auch im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen, die allesamt besser liegen als ihr Umfeld. Aber Wien ist eben anders. Österreich ist besser, Wien ist das Schlusslicht in der Arbeitslosenstatistik, und das hat auch mit dieser rot-grünen Regierungspolitik zu tun, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben auch in infrastruktureller Hinsicht keine wesentlichen Verbesserungen bewirken können. Es ist weder der Ausbau des S-Bahn-Ringes noch jener der U-Bahn oder anderer Schnellverkehrsverbindungen an die Stadtgrenze erfolgt, wir haben ein veritables Problem mit dem Pendlerverkehr. Und das lässt mich jetzt zum eigentlichen Geschäftsstück Stellung nehmen, nämlich mit der generellen Aussage, dass am Schluss die Faulen immer besonders fleißig werden. Jahrelang hat man seitens der GRÜNEN versucht, alle Verkehrsprojekte in dieser Stadt zu verhindern. Aber man sieht, dass jetzt offenbar der Druck der SPÖ - aus der Notwendigkeit heraus, der Pendlerproblematik zu begegnen - offenbar gefruchtet hat und der Grundsatz der GRÜNEN, alles gegen die Autofahrer und nichts für die Autofahrer, ein Stückchen über Bord geworfen werden musste, sodass nun in diesem Akt, über den wir heute diskutieren, der Lückenschluss der Nordostumfahrung und die Stadtstraße dotiert werden sollen, nämlich mit 11,3 Millionen EUR Erhöhung auf 94 Millionen EUR. Ein dringend erforderliches Straßenbauprojekt ist dann hoffentlich auch in Umsetzung, buchstäblich in allerletzter Minute, denn die Menschen stöhnen schon an dieser Verkehrslawine in diesem Bereich. Ich hoffe nur, dass es jetzt auf Grund der hohen Ausgabendynamik der rot-grünen Stadtregierung nicht neuerlich zu Gebührenanhebungen in allen Bereichen wie zum Beispiel bei den Parkgebühren kommen wird, um das zu finanzieren. Ich hoffe, dass Sie ausreichend Einsparungspotenziale bei sich entdeckt haben, damit infrastrukturelle Maßnahmen, die so dringend notwendig sind, zügig und rasch umgesetzt werden, sehr geehrte Damen und Herren. Es ist wichtig, auch den EinpendlerInnen eine Chance zu geben, denn sie sind wertvolle Arbeitskräfte in dieser Stadt. Es ist aber auch für die Bewegung der Güter notwendig, der Logistik entsprechende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Nur das sichert langfristig einen Wirtschaftsstandort. Jede andere, ideologisch geprägte Verkehrspolitik schadet Wien, schadet der Bevölkerung und letztendlich auch dem sozialen Wohlstand einer Stadt, sehr geehrte Damen und Herren. Der Wermutstropfen verbleibt allerdings, dass wir heute ein zweites Aktenstück ebenfalls zur Beschlussfassung vorgelegt bekommen haben. Ich wiederhole mich, möchte hier aber abschließend noch einmal ergänzen, dass die Mobilitätsagentur über fünf Jahre hinaus dotiert werden soll und der Beschluss über diese Dotation dem Wahlergebnis vorgreifend erfolgen soll. Jetzt schon zu beschließen, dass das Geld ausgegeben werden soll, unabhängig davon, ob wir diese Mobilitätsagentur benötigen, unabhängig davon, ob sie eine allfällige Koalitionsregierung in der nächsten Periode überhaupt für wünschenswert erachtet, ist ein mehr als großer Wermutstropfen. Wir werden diesem Geschäftsstück deshalb auch nicht unsere Zustimmung geben. Aber offenbar war es ein Gegengeschäft für die Zustimmung zu der Stadtstraße in der Regierungskonstellation. Und ich kann mir nur wünschen für Wien und die Wienerinnen und Wiener, dass wir in Zukunft von solchen Gegengeschäften verschont bleiben mögen. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Es kommt jetzt noch einmal zu einem Berichterstatterwechsel, GR Valentin übernimmt. Als Nächster ist GR Mag Maresch zu Wort gemeldet. GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Es ist eigentlich immer ein Genuss, dem Kollegen Stiftner zuzuhören, denn es ist immer so ein unglaubliches Gejammer, was denn da alles nicht passt bei der Mobilitätsagentur. Kollege Stiftner redet immer davon, dass da irgendwelche Grünen, so ganz diffus irgendwelche Jobs bekommen. (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP. - GR Mag Wolfgang Jung: Rechnungshofbericht!) Menschen, die wahrscheinlich schon 1 000 Jahre arbeitslos sind, hätten nur darauf gewartet, dass die GRÜNEN in die Regierung kommen, und dann bekommen sie Jobs in der Mobilitätsagentur. Wenn man sich das so anhört, könnte man glauben, wir hätten da Hunderte von Jobs. Reden wir einmal darüber! Wer ist Susanne Reichard? Susanne Reichard ist die Nummer 2 in der Mobilitätsagentur. Und wer war Susanne Reichard? ÖVP-Bezirksvorsteherin auf der Wieden. Jedes Mal kommt Kollege Stiftner und sagt, wir haben, wir haben, wir haben ... - Nein, Susanne Reichard, und dazu stehen wir, ist sehr kompetent und arbeitet daher in der Mobilitätsagentur. (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Roman Stiftner.) Er sagt immer, sie wäre eine Grüne, ist sie aber nicht, und zwar überhaupt nicht, und wird es auch nicht werden. Also noch einmal, Kollege Stiftner, es ist keine grüne Jobvermittlungsagentur. Das ist das, was bei euch laufen würde, genau das. Also noch einmal nein, nein und noch einmal nein. Das Nächste ist auch interessant. Wie verhält sich zum Beispiel die Wiener Wirtschaftskammer? Die Wirtschaftskammer arbeitet mit der Mobilitätsagentur sehr, sehr gut zusammen, ist auch bei all diesen Aktionen immer mit eingeladen. Es gibt zum Beispiel das Streetlife Festival. Das gab es voriges Jahr und wird es wieder geben. Das Streetlife Festival der Mobilitätsagentur wurde übrigens - und da wurden verschiedene Projekte aus ganz Europa eingereicht - mit dem Europäischen Mobilitätspreis der Kommission bedacht. Das hat einiges Aufsehen erregt, denn das war bis jetzt nicht der Fall. Wir glauben, dass die Mobilitätsagentur, was den FußgängerInnenverkehr, den Radverkehr, aber auch die Behindertenverbesserungen im öffentlichen Raum betrifft, ganz, ganz wichtig ist und massiv voranschreitet. Da ist einiges passiert, was vorher eben noch nicht da war. Das ist das eine. Das Zweite, was mir, wenn ich dem Kollegen Stiftner zuhöre, immer wieder einfällt, ist "The Rocky Horror Picture Show". Da gibt es einen schönen Satz, der immer wieder auf das zutrifft, was er da treibt. Der Satz heißt: "lost in time, and lost in space - and meaning." Genau. Das heißt, keine Ahnung, was passiert, irgendwas daherschwadronieren und eigentlich bedeutungslos, weil einfach "lost in meaning". Das ist "Riff Raff" in der "Rocky Horror Picture Show". (Beifall von GRin Dr Jennifer Kickert. - Widerspruch bei der ÖVP.) Ich denke, da solltet ihr euch einmal überlegen, was ihr uns die ganze Zeit erzählt. Alles ist schlecht, alles ist nichts, alles bringt nichts, lauter Grüne, auch wenn es die Frau Reichard ist. So geht es die ganze Zeit dahin. Ich meine, ich könnte euch jetzt auch etwas in Erinnerung rufen: Wer ist denn der Herr Martinz, der in Kärnten gerade gesiebte Luft atmet? Er war immerhin ÖVP-Landesrat. Wer ist denn der Herr Birnbacher, der auch in Kärnten gesiebte Luft atmet? War auch bei der ÖVP. Sagen wir deswegen, dass die ganze ÖVP so gerne gesiebte Luft atmet? Nein. Es ist nicht so. Und dann hören wir uns die großen Lobpreisungen an, dass der VP gelungen ist, die SPÖ bei der Vermögenssteuer einzubremsen, und die ÖVP hätte wieder einmal den Mittelstand gerettet. Was hat das mit Mobilitätsagentur zu tun? Gar nichts! Also noch einmal: Rot-Grün sind keine Abkassierer. Bei der ÖVP ist das noch nicht nachgewiesen. So schaut's aus. Wir werden sehen, was da noch kommt. Jetzt zu den beiden Aktenstücken. Was die Mobilitätsagentur betrifft, da ist klar: Das ist wichtig, wir haben das beschlossen, hat international Aufsehen erregt. Wir sind da auf einem guten Weg. Und beim zweiten Aktenstück - da sehe ich gerade den Herrn Vorsteher aus dem 22. Bezirk, hallo Ernsti! - geht es um die diese Flächenwidmung, Verkehrsband zur Stadtstraße. Bei den Verhandlungen mit dem Bund wurden uns für die Errichtung der Stadtstraße 231,6 Millionen EUR zugesichert. Sie ist 3,4 km lang, und die UVE wurde im Juni 2014 eingereicht. Seit 2012 gibt es da Vorbereitungsarbeiten. Da geht es zunächst einmal darum, das Verkehrsband, das dazu notwendig ist - ganz egal, wie die Straße ausschaut -, jetzt einmal mit einer Flächenwidmung abzusichern, damit auch die Flächen aufgekauft werden können. Das beschließen wir heute. Was bei der UVE beziehungsweise bei der UVP herauskommt, wird zwischen der zuständigen Behörde und den ganzen Betroffenen, die in diesem Prozess mit dabei sind, ausgemacht werden. Es hat schon früher Planungen dazu gegeben, nämlich die sogenannte B3d, das hatten wir auch schon hier im Gemeinderat. Und es war auch die Rede davon, dass die Ortskerne umgebaut und verkehrsberuhigt werden sollen. Also noch einmal, wir brauchen in der Donaustadt ein Verkehrskonzept für den ganzen Bezirk. Dabei geht es um folgende Fragen: Wie ist die Verkehrsorganisation? Wie ist die Stadtentwicklung? Wie geht es weiter mit dem öffentlichen Verkehr, mit dem Wohnbau und den Grünräumen? Und da ist die Stadtstraße, ob sie nun 2-, 4-spurig, 2 000-spurig sein wird, ein Teil der Verkehrsorganisation. Heute beschließen wir die Flächenwidmung für das Verkehrsband und ich bitte um Zustimmung. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster ist GR Mahdalik zu Wort gemeldet. - Bitte. GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! GR Stiftner hat es ja anklingen lassen: Das Ganze dürfte ein Gegengeschäft sein, Stadtstraße gegen Mobilitätsagentur. Es ist ein Abtausch, einer von vielen, auch in vielen anderen Themenbereichen, die wir in den letzten fünf Jahren erleben mussten. Aber wenn es da wirklich um eine Schacherei gegangen ist, wie zu vermuten ist, zumindest vermutet das Kollege Stiftner, ist mir das doch um vieles lieber als die andere Vermutung: Die 13 Millionen EUR Subvention, die wir heute beschließen werden - wir wollen das nicht, Rot und Grün wollen und werden das beschließen -, deutet auf eine Fortsetzung von Rot-Grün, und das wollen wir in Anbetracht der Politik der letzten Jahre doch wohl nicht hoffen. Darum schließe ich mich mit meiner Hoffnung dem Kollegen Stiftner an: Ihr habt heute wieder geschachert. Denn es kriselt gerade ein bisserl, natürlich gibt es eine Eheberatung, aber bei Rot-Grün ist immer alles mit Geld geregelt geworden, eine Liebesheirat war es ja nicht. Das hat man bei der Pressekonferenz ja ganz deutlich gesehen. (GR Ernst Woller: Da reden aber grad die Richtigen! Ihr habt die ganze Republik in den Abgrund geführt!) - Was ist das, Ernsti? Ist das wieder die Schwarz-Blau-Nummer? (Zwischenrufe bei der SPÖ.) - Was denn? Hypo? Wovon redest du jetzt, Ernsti? (Neuerlicher Zwischenruf von GR Ernst Woller.) - Nein! Ich bitte, die Ausdrucksweise zu mäßigen, es sitzen schließlich Damen im Saal. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Ing Isabella Leeb.) So können wir uns unterhalten, wenn wir einmal in Donaustadt auf ein Bier gehen, aber bitte schön ... Aber wer da was versch... - das sage ich jetzt nicht, das bleibt dem Kultursprecher der SPÖ überlassen. Wer in den letzten Jahren in Wien was verschi..., äh, vermurkst hat, das wissen wir ganz genau: Rot und Grün. Mit Geld lässt sich alles regeln. 450 000 EUR für die "Wienwoche", und die GRÜNEN haben eben beim Donauinselfest gute Miene zum bösen Spiel gemacht, und so weiter. Zur Stadtstraße wird der Kollege Baron, der ja aus diesem Bezirk ist, genauer Stellung beziehen. Und wie ich höre, wird auch der Bezirksvorsteher seine Meinung zu diesem ganzen Projekt oder vielleicht sogar zur Rolle der GRÜNEN kund tun. Schauen wir einmal. Ich möchte mich mehr auf die Mobilitätsagentur konzentrieren. Wir haben ja dank Twitter erfahren, was der Radverkehrsbeauftragte an sonnigen Arbeitstagen so macht. Er radelt in Niederösterreich durch die Pampa. Er ist vom Praterstern in Wien weggefahren und hat dann auf Twitter gejubelt: In nur 50 Minuten 20 km ohne Ampel. (Beifall von GRin Ing Isabella Leeb.) Ich glaube es ihm zwar nicht ganz. Ich meine, ich bin an diesem Tag selber mit dem Rad unterwegs gewesen, nur bin ich ins Rathaus gefahren und nicht nach Schwechat. Was sollte ich dort machen? Einchecken oder so? Den vollen Koffer auf den Buckel schnallen und dann eine Fernreise nach Alaska, Florida oder sonst wohin antreten? Wurscht. Aber wie er vom Praterstern ohne Ampel zum Donauradweg oder wie auch immer gefahren ist, weiß ich nicht. Vielleicht war Montag der Tag des Rad-Rowdys und er hat die Ampel genau so beachtet, wie es 50 Prozent der Radler am Ring-Radweg oder sonst wo machen, nämlich gar nicht. Ampeln existieren für Radler nicht. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Ing Isabella Leeb.) Ich möchte noch vorausschicken: Wenn ich jetzt den Radverkehrsbeauftragten oder die Fußgängerbeauftragte in meiner Rede anspreche, dann möchte ich sie natürlich nicht als Person kritisieren. (Zwischenruf von GR Siegi Lindenmayr.) - Siegi, du kannst dich nachher melden. - Ich kritisiere den Herrn Blum nicht als Person, er ist ein netter Herr. Auch die Frau Jens ist mir sicher lieb und wert, nur kenne ich sie noch nicht. Mir geht es nur um ihre Forderungen, die bis jetzt zu wenig tatsächlichen Aktionen geführt haben. Ich möchte rein die Funktionen kritisieren, die Art und Weise, wie diese Funktionen ausgefüllt wurden und wie mit unseren Steuergeldern Schindluder getrieben wurde. Also, der Herr Blum fährt am Montag zu Mittag oder am Vormittag zum Flughafen, ohne Ampel, kauft sich wahrscheinlich ein Eis und fährt dann wieder zurück. (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) Das bringt für den Modal-Split oder für den Radverkehr in Wien nicht wirklich viel. Ein paar Kilometer ist er natürlich in Wien gefahren, aber das sind keine neuen Radwege, sondern solche, die sind seit Jahren existieren. Er könnte über die Lassallestraße gefahren sein, nur gibt es da ein paar Ampeln. Aber vielleicht war der Radverkehrsbeauftragte so schnell unterwegs, dass er sie nicht gesehen hat. Wurscht. Wie ist das mit dem Radverkehr in den letzten Jahren doch steil bergauf gegangen! - Zumindest nach Ansicht der GRÜNEN. 2010 haben wir einen Radverkehrsanteil von 5,5 Prozent gehabt. Heute, im Jahr 2014, haben wir 7 Prozent - angeblich. Man weiß ja nie genau, ob das auch wirklich stimmt angesichts der kreativen Zählmethoden der Mobilitätsagentur. Die Mobilitätsagentur wurde ja vom Rechnungshof gerügt. In einem Winter haben wir angeblich 250 000 winterfeste, wetterfeste Radler gehabt, nur hat das natürlich alles nicht gestimmt. Ich weiß nicht, um wie viel man das nach unten korrigieren müsste. Ich glaube, um 100 Prozent oder um 50 Prozent, ich weiß es nicht genau. Es sind nun mal nicht lauter so Wahnsinnige wie ich unterwegs, die auch im Winter mit dem Fahrrad ins Rathaus fahren und nicht nur an sonnigen Arbeitstagen zum Flughaben Schwechat. Also den Zahlen traue ich nicht ganz. Und auch wenn man den Zahlen traut, dieser Anstieg von 5,5 Prozent auf 7 Prozent in einer Legislaturperiode -, auf den die Grünen und die Roten so stolz sind, der ist doch ein bisschen mager. Dabei war das alles kein billiger Spaß, sondern wir haben in dieser Legislaturperiode sehr, sehr viel Marie vom Steuerzahler in diesen Bereich investiert. Nämlich 8,9 Millionen EUR für die Radagentur. Dabei sind in dieser Summe noch einige Nebengeräusche nicht enthalten: Das Radjahr 2013 hat 4,5 Millionen EUR extra gekostet und angeblich auch 2 Millionen EUR von den 8,9 Millionen EUR der Radagentur. Und was für eine Steigerung haben wir in den letzten Jahren erreicht? - Wie gesagt, 1,5 Prozent insgesamt. Es war nicht gerade der grüne Turbo, der hier wirklich Wirkung entfaltet hat. 2011 haben wir 6 Prozent gehabt, 2012 waren es 6,3 Prozent, 2013 waren es 6,4 Prozent. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Steigerung um 0,1 Prozent! Und jetzt hat dieser Wert noch einmal um 0,6 Prozent zugelegt. Wir haben also beim niedrigen Niveau eine kleine Steigerung. Und nicht einmal diese Steigerung wäre möglich gewesen, wenn im Jahr 2014 das Wetter nicht so gut gewesen wäre. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ.) - Das stimmt. Es hat 11 Tage weniger mit Niederschlag gegeben, und da fahren natürlich mehr Radfahrer herum, ist ja ganz klar. Und wahrscheinlich wären wir, wenn der Radverkehrsbeauftragte nicht so kreativ zählen würde und wenn das Wetter schlechter gewesen wäre, noch immer auf 6,5 Prozent. Was soll uns das ganze Larifari in der nächsten Legislaturperiode kosten? Heute wird noch schnell diese Steigerung von 8,9 Millionen EUR auf 13 Millionen EUR beschlossen. Das ist ein bisschen mehr als die Inflationsrate, glaube ich. (GR Mag Wolfgang Jung: Aber die GRÜNEN werden Versorgungsposten brauchen!) Aber die Versorgungsposten für Grün und Schwarz oder Ex-Schwarz, ich weiß es nicht genau, wollen ja gesichert werden. Auch die Susi Reichard möchte ich nicht persönlich angreifen, auch sie ist eine nette Dame, aber gemacht haben sie in den letzten Jahren alle miteinander nichts. (Zwischenruf von StR Mag Manfred Juraczka.) Die ist auch schwarz? Ich habe immer geglaubt, Jens - ich wollte keine Namen erwähnen -, die Fußgeherbeauftragte ist eine Grüne. Eben weil sie nichts zusammengebracht hat, habe ich vorher angenommen, das sei eine Grüne, aber dass auch Schwarze nichts zusammenbringen ... (Zwischenruf von StR Mag Manfred Juraczka.) Genau. Koalitionsintern wollen wir uns ja nicht irgendwelche Sachen vorwerfen. Sie hat jetzt gesagt, in der nächsten Legislaturperiode bis 2018 werden ein paar Flaniermeilen dazukommen. Wahrscheinlich nicht bei uns, denn wir haben ohnehin genug zum Flanieren, die Donauinsel, die Lobau, und so weiter. Was hat sie bis jetzt schon gemacht? Sie hat gesagt, es werden Fußgänger-Highways gemacht - es ist keiner gekommen. Dann hat sie gesagt: Einkaufswagerl-Sharing ist das neue probate Mittel für die Verbesserung des Modal-Split, weg vom Individualverkehr - nichts ist passiert. Ich meine, Einkaufswagerl-Sharing, das ist ja eigentlich Realsatire, und das kostet 1,9 Millionen EUR, dieser Posten der Fußgängerbeauftragten. Zuerst waren es noch 7 Millionen EUR für den Radverkehrsbeauftragten. Und jetzt kommen ein paar Flaniermeilen. Die haben wir eigentlich eh schon. Wir haben die Kärntnerstraße. Da flaniert man seit vielen, vielen Jahren. Da kann dann einer herausgehen und sagen, dass wir damals, vor Jahrzehnten auch dagegen waren, dass die Kärntnerstraße zu einer Fußgängerzone gemacht wird. Vielleicht stimmt's, weiß ich nicht genau. Wir haben auch den Graben zum Flanieren. Wir haben jetzt sogar eine 25 Millionen EUR teure neue Flaniermeile, die Mariahilfer Straße; und wie man hört, flanieren da gar nicht so viele Leute, weil einige, sogar große Ketten, mit dem Gedanken spielen, dort den Standort zu schließen, von kleineren Geschäften ganz zu schweigen. Aber ich wette, diese Flaniermeilen, die jetzt angekündigt werden, werden ebenso wenig kommen wie die Fußgänger-Highways oder das berühmte Einkaufswagerl-Sharing. Was hat der Radverkehrsbeauftragte gemacht? Festln hat er veranstaltet. Er hat nicht darauf geschaut, dass mehr Radwege gebaut werden. Ich glaube, vorher sind es 16 km gewesen, im Jahr davor 18 km. Ich habe ja schon oft erwähnt, die Roten haben in der Alleinregierung im Schnitt 45 km pro Jahr gebaut. Und wenn man schaut, dass im Jahr 1993 der Radverkehrsanteil 3 Prozent betrug und wir jetzt im Jahr 2015 bei 7 Prozent herumgrundeln, obwohl wir Millionen investiert haben, dann, meine ich, ist das auch kein Ruhmesblatt für die Roten. Denn bis 2010 habt ihr ja, teilweise auch mit den Schwarzen, auch nicht wirklich etwas weitergebracht. Und bei den ganzen Modal-Split-Zahlen, die jetzt bejubelt werden, darf man ja auch nicht vergessen, dass die Pendler nicht berücksichtigt werden. Es wird eine Befragung gemacht, 2 000 Wiener werden befragt: Wie fährst du in die Arbeit? Wenn einer mit dem Radl fährt, freuen wir uns, wenn er mit dem Auto fährt, dann nicht. Aber die 200 000, 300 000 oder 400 000 Pendler täglich, die werden ausgespart. Also sind diese Zahlen, die ausgiebig bejubelt werden, überhaupt nicht aussagekräftig. Was hat der Blum, der Herr Fahrradbeauftragte für ein Programm für die nächsten 5 Jahre vorgelegt, womit er diese 13 Millionen EUR gemeinsam mit der Fußgängerbeauftragten rechtfertigen will? Wir wissen es bis jetzt nicht. Wir beschließen den Akt. Der war wie immer sehr, sehr dünn. Hauptsache, die Geldmittel sind gesichert, die Versorgungsposten sind für die nächsten fünf Jahre sichergestellt, alles andere ist nebensächlich. Ich glaube, meine Damen und Herren, auch die nächsten fünf Jahre werden uns teuer zu stehen kommen. Und da kommen wieder Nebengeräusche dazu: Das Fußgängerjahr dann vielleicht wieder ein Radjahr und wieder eine Konferenz. Also mit den 13 Millionen EUR, Kollege Stiftner hat es ja vorgerechnet, werden wir bei Weitem nicht das Auslangen finden. Und das Ergebnis wird genau das gleiche sein. Vielleicht werden wir uns in den nächsten 5 Jahren, wenn es hoch her geht, wieder um 1,5 Prozent steigern, nämlich von 7 auf 8,5 Prozent. Berlin hat 13 Prozent und ist auch nicht das Paradies für Radfahrer. Also irgendetwas macht ihr falsch. Ich könnte euch viele Dinge nennen, die ihr falsch macht, aber auch in eurer Domäne, dem Radverkehr, habt ihr jetzt ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Darum können wir heute diesem Akt der Mobilitätsagentur nicht zustimmen. Der Stadtstraße werden wir natürlich unsere Zustimmung erteilen. Ihr habt im Bereich des Verkehrs kläglich versagt. Und da muss ich den Roten natürlich einen Vorwurf machen: Jetzt gibt es ein bisschen eine Ehekrise, aber ihr habt den Grünen das Geld hinten (Heiterkeit bei der SPÖ.) nachgeschmissen - ich möchte heute nicht auf eurem Niveau agieren, ich bin schon ganz am Schluss meiner Rede - und habt der Steuergeldverschwendung damit Vorschub geleistet. Das ist zu kritisieren, denn ich glaube, wenn ich richtig gerechnet habe, um diese 13 Millionen EUR könnte man 43 000 Leuten den von euch ersatzlos gestrichenen Heizkostenzuschuss im nächsten Winter zukommen lassen. Wir fordern, dass diese unanständige Subvention - dieses unanständige Angebot, das die Grünen gemacht und die Roten angenommen haben, damit die Grünen bei der Stadtstraße zustimmen - heute von allen Parteien abgelehnt wird. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich GR Mag Chorherr zu Wort gemeldet. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde dann ohnehin bei meiner Rede Gelegenheit haben, ausführlich Stellung dazu zu nehmen, nur eine Sache möchte ich tatsächlich berichtigen. Kollege Mahdalik hat hier behauptet, Herr Blum sei in seiner Dienstzeit mit dem Fahrrad zum Flughafen gefahren und dann wieder umgedreht und zurückgefahren, und das hat Herr Mahdalik kritisiert. Das ist unrichtig. Der Herr Blum ist mit dem Fahrrad zum Flughafen gefahren, um dort in ein Flugzeug zu steigen und nach Brüssel zu fliegen. Und ich sage Ihnen jetzt auch, was er dort gemacht hat. Er war bei einer Preisverleihung der EU-Kommission, die hervorragende Verkehrsprojekte in ganz Europa ausgezeichnet hat. Und was wurde unter anderem ausgezeichnet unter drei Finalisten? Ein Projekt der Mobilitätsagentur. Hören Sie, mit wem das war, liebe ÖVP! Dieses Projekt wurde gemeinsam mit der Wiener Wirtschaftskammer eingereicht, weil die Wiener Mobilitätswoche, initiiert von der Mobilitätsagentur, in ganz Europa Widerhall, Applaus und Unterstützung bekommen hat. Deswegen ist er mit dem Rad zum Flughafen gefahren, um dann, nachdem diese Zeremonie zu Ende war, mit dem Flugzeug zurückzufliegen und mit dem Rad zurückzufahren. Es ist also unrichtig, was Sie behaupten. Und weil Frau Kollegin Leeb dazu applaudiert, möchte ich Sie fragen: Wissen Sie, von wem dieser von Ihren gehöhnte Radweg maßgeblich promotet und in "Niederösterreich heute" entsprechend abgefeiert wurde? Drei Mal dürfen Sie raten: Von einem gewissen Landeshauptmann, der Ihrer Partei gelegentlich ganz nahe steht. Insofern ist es falsch, was Sie gesagt haben. (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Es war mir ein großes Anliegen, die wertvolle Arbeit und die wertvollen Fahrten des Herrn Blum zum Flughafen hier entsprechend zu würdigen und Falschinformationen entgegenzutreten. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - Ruf bei der FPÖ: Warum ist er nicht mit dem Zug gefahren?) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster ist Herr Bezirksvorsteher Nevrivy zu Wort gemeldet. - Bitte. BV Ernst Nevrivy: Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Kolleginnen und Kollegen! Ich bin wieder da (Beifall bei der SPÖ.), nämlich als Donaustädter Bezirksvorsteher, und darf Ihnen die Situation aus Sicht der Donaustadt darstellen. Ich möchte gleich beginnen. Ich weiß nicht, mit wem Kollege Mahdalik in der Donaustadt auf ein Bier geht. Wenn ich in der Donaustadt auf ein Getränk gehe, dann rede ich mit Damen und Herren, mit Männern und Frauen, eigentlich mit allen gleich, alles andere hört sich ein bisschen sexistisch an. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Kolleginnen und Kollegen, Mobilität ist ein zentrales Thema unserer Gesellschaft, jeder modernen Gesellschaft. Und auch in Wien wird statt über den Verkehr immer mehr auch über Mobilität geredet. Sie ist ein Lebensbereich, der für die einzelnen Menschen, und zwar ganz persönlich für jeden und jede Einzelne, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes von enormer Bedeutung ist. So weit so gut, so weit so klar. Das bedeutet aber nicht, und das ist vielleicht nicht allen ganz so klar, dass wir das Thema Verkehr nicht mehr haben. Ganz im Gegenteil, in dem Bezirk, wo ich geboren bin, wo ich lebe, wo ich arbeite und wo ich die politische Verantwortung trage, in der Donaustadt, geht es bei der Mobilität ganz wesentlich noch immer um den Verkehr. Denn die Probleme mit dem motorisierten Individualverkehr lassen die Menschen oft vergessen, dass dieser Verkehr auch etwas mit Mobilität zu tun hat, denn von Mobilität und von Bewegung ist oft nichts zu spüren. Der Autoverkehr kommt nämlich unablässig in die Donaustadt, überrollt die Donaustadt und steht dort. Manche meinen dazu, die Menschen müssen eben die Autos sein lassen, sie müssen alle, und zwar wirklich alle, auf die Öffis und die Radln umsteigen. Bis vor ein paar Jahren war das Argument auch gültig, dass der öffentliche Verkehr im Nordosten Wiens noch viel mehr ausgebaut gehört. Da ist mittlerweile auch wirklich viel geschehen. Wir haben die beiden U-Bahn-Linien verlängert, wir haben eine neue Straßenbahnlinie, den 26er, der Floridsdorf mit der Donaustadt quert und drei U-Bahn-Stationen und auch drei U-Bahn-Linien miteinander verbindet. Wir haben etliche neue Buslinien sowie viele zusätzliche Routen und zahlreiche Intervallverdichtungen, und genau da wollen wir auch weitermachen. Das waren wichtige Schritte, die aber noch nicht zu Ende sind, diese fortschrittliche Entwicklung muss noch weitergehen, da muss und wird jedenfalls noch vieles gemacht werden. Dasselbe gilt natürlich auch für die Radwege. Auch in der Donaustadt, meinem Bezirk, der mit über 235 km an Radwegen das längste Radnetz aller Wiener Bezirke hat, haben wir viel in die Radwege investiert, machen das auch weiter und das ist gut so. Und gerne noch einmal, damit Sie mich nicht falsch verstehen: Die Öffis und die Räder sind uns wichtig. Daher bauen wir nun seit Langem die Öffis und die Radwege aus, und das wollen wir auch weiter vorantreiben. Das ist wichtig, das ist richtig, keine Frage. Es ist ein gutes Angebot und die Menschen nutzen es. Aber ungeachtet dessen wächst unser Autoverkehr. Das ist eine Tatsache, das ist keine Frage der Mobilität, sondern, glauben Sie mir, das ist eine Frage der Realität. Die statistischen Zahlen aus dem Jahrbuch der Stadt Wien sprechen dazu eine ganz deutliche Sprache. Die Zahlen, die ich da habe, stammen aus Ende 2013 und lauten auf 74 589 Wohnungen in der Donaustadt und 72 467 gemeldete PKWs in der Donaustadt. Das ist ein Verhältnis von zirka 97 Prozent. Das wird 2014 und in den nächsten Jahren nicht wesentlich anders sein. Natürlich haben jetzt nicht fast alle Haushalte einen PKW. Manche haben mehrere, manche haben gar keinen, und auch viele Betriebe haben Autos angemeldet, aber unterm Strich bedeutet das für den Bezirk: Für fast jede Wohnung, die ich in der Donaustadt habe und neu dazubekomme, gibt es im Wesentlichen auch ein Auto. Ob das einigen nun passt oder nicht, das ist so. Diese Entwicklung geht noch weiter. Wir werden in der Donaustadt allein in den nächsten 10 Jahren über 30 000 Menschen mehr haben. Die kommen, 30 000. Einige davon werden ein Rad haben, hoffentlich viele, aber glauben Sie mir, da werden viele, viele Autos dazukommen. Und ich meine, wir müssen dieser Realität Rechnung tragen, wenn wir verantwortungsvolle Politik machen wollen. Daher brauchen wir auch die Organisation dieses Autoverkehrs. Wir brauchen eine Bündelung des bereits vorhandenen Autoverkehrs, um ihn raus aus den Ortskernen, raus aus den Wohngebieten zu leiten. Wir brauchen eine leistungsstarke Straße, wir brauchen eine leistungsstarke Stadtstraße, die muss zweispurig in beiden Fahrtrichtungen sein, und wir brauchen auch eine leistungsstarke Nordostumfahrung. Denn die Straßen des 22. Bezirks werden nicht nur von Donaustädterinnen und Donaustädtern genutzt. Die Donaustadt ist auch ein echtes Durchzugsgebiet. Die Menschen fahren durch unseren Bezirk, auch wenn sie gar nicht zu uns wollen, weil sie gar nicht anders können. (Beifall bei SPÖ, FPÖ und ÖVP.) - Fürs Protokoll, ich habe auch von den Freiheitlichen Applaus bekommen. Also das hat es noch nicht gegeben. Die Menschen können derzeit zur Querung von Nord nach Süd nämlich nur über zwei Wege durch die Donaustadt fahren: Über die Südosttangente und über die Reichsbrücke, zwei Wege über die Donau. Für manche Menschen ist das Ganze nicht so klar. Nämlich dass es Menschen gibt, und zwar eine große Anzahl von Menschen, die vom Süden in den Norden fahren und umgekehrt, und zwar täglich. Es fahren nämlich viele in die Arbeit und wieder zurück. Ich führe das hier genauso aus, obwohl es für die meisten von uns sowieso eine Selbstverständlichkeit ist. Den meisten Wienerinnen und Wienern ist das tägliche Problem der verstopften Südosttangente durchaus bewusst. Im Radio hört man täglich davon, viele von ihnen leiden sogar darunter. Aber es gibt auch einige wenige, die nichts davon wissen. Ich sage nicht, dass diese wenigen blind oder unwissend sind, sie wollen es scheinbar gar nicht wissen. Aber da kann man aufklären. Daher meine Ausführung, daher auch meine behutsame und zurückhaltende Herangehensweise an das Thema (Heiterkeit bei den GRÜNEN.), obwohl es ein brennendes Thema in unserem Bezirk ist. Nicht für 10 bis 15 Prozent, aber, und darauf kommt es uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten vor allem im Bezirk eben an, es ist für die 80 bis 85 Prozent der Menschen ein brennendes Thema. Daher noch einmal mit aller gebotener Deutlichkeit: Wir brauchen diese Stadtstraße, wir brauchen die 3. Donauquerung, wir brauchen endlich eine Umfahrung der Donaustadt zur Entlastung der Straßen im Wohngebiet, zur Entlastung der Menschen, die weiterhin mit dem Auto fahren, weil sie es wollen oder müssen. Für die Menschen, für unsere Stadt, für meine Donaustadt, her mit der Stadtstraße und her mit der Nordostumfahrung! (Beifall bei SPÖ, FPÖ und ÖVP.) Ich habe Verständnis dafür, dass in der Frage der Mobilität, in der Frage des Verkehrs jede Partei für ihre eigene Wählergruppe Politik macht und Signale sendet. Aber wenn man Regierungsverantwortung trägt, muss man für alle Politik machen und nicht nur für 10 bis 15 Prozent. (Beifall bei SPÖ, FPÖ und ÖVP sowie von GR Dr Wolfgang Aigner.) Und wenn man trotzdem als Partei nur für wenige Prozent Politik machen möchte, dann sollte man das am besten von der Opposition aus machen. (Neuerlicher Beifall bei SPÖ, FPÖ und ÖVP sowie von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster ist GR Mag Dworak zu Wort gemeldet. - Bitte. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine Damen und Herren! Nach dieser feurigen Rede für den Autoverkehr, muss ich sagen: Der Herr Bezirksvorsteher hat mir eine ganz schöne Latte hier vorgelegt. Ich gehe von der Mobilität auf Wikipedia aus und da stoße ich wahrscheinlich ins gleiche Horn: "Mobilität bezeichnet in jeweils speziellen Handlungs- und Gegenstandszusammenhängen den Wechsel zwischen Orten und Positionen in physischen, geographischen, sozialen oder virtuellen Räumen." Aber was machen die GRÜNEN? Sie machen sich's einfach, sie definieren ihre Mobilitätsagentur einfach nur für Radfahrer - was vorher die Radagentur war, heißt jetzt eben Mobilitätsagentur - und beenden mit Einbeziehung der Fußgänger ihr Gesamtkunstwerk Mobilitätsagentur. Schon in der Definition der Mobilität steckt eben mehr als die plumpe Anbiederung an Radfahrer und Fußgänger. Sie umfasst bekannterweise alle Fortbewegungen oder Fortbewegungsmittel inklusive jener auf zwei und vier Rädern, meine Damen und Herren. Diese Haltung zur Mobilität zeigt schon Ihre schizophrene Haltung, denn andere Mobilitätarten werden bei Ihnen einfach ausgeblendet. Wir sehen jedoch Mobilität als umfassenden Begriff und sorgen uns über die Haltung der grünen Stadträtin zum Verkehr, die eben einseitig das Radfahren und das Zufußgehen fördert. Mit dieser Einseitigkeit werden aber Konflikte in diese Stadt getragen, die unnötig sind. Vielleicht liegt es aber auch daran (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) - nein Rüdiger -, vielleicht liegt es auch daran, dass sie kaum Kompetenzen für den öffentlichen Verkehr hat. Beim Individualverkehr zeigt sich bei fast allen Verkehrsbauten, die es gibt, dass sie es einfach nicht zusammenbringt, die Verkehrskoordination optimal aufzusetzen. Kaum ein größeres Verkehrsprojekt wird ohne Aufschrei der Öffentlichkeit durchgeführt. Denken Sie an Volksanwälte und andere Organisationen, die sich da eingesetzt haben. Während beispielsweise die Autonome Provinz Bozen - Südtirol mit ihrer Landesmobilitätsagentur sich mit neuen Fahrgastinformationssystemen beschäftigt, sich mit Fahrplänen auseinandersetzt, über ein neues und besseres Kundenservice für den Nahverkehr diskutiert, um insgesamt bessere Mobilität zu ermöglichen oder zu erleichtern, nimmt diese Aufgabe Ihr grüner Freundeskreis Mobilitätsagentur Wien, auch wenn Susanne Reichard einmal von der ÖVP als Bezirksvorsteherin aktiv war, in keiner Weise wahr. Auch die Zahlen Ihres Radbeauftragten sowie Geschäftsführers dieser Agentur, Martin Blum, sind mit äußerster Vorsicht zu genießen, wie dies bei jener Hochrechnung passiert ist, die von 250 000 Radlern auch im Winter ausgegangen ist. - Auch Kollege Mahdalik hat das so schön erzählt. Gleichzeitig hat die Mobilitätsagentur das weit von sich gewiesen, denn für diese Zählung sei ja die MA 46 verantwortlich. Aber dass die MA 46 auch zum gleichen Ressort wie die Mobilitätsagentur gehört, hat sich offensichtlich bis zum Kollegen Blum noch nicht herumgesprochen. Vom Modal-Split haben wir heute auch schon geredet. Der Radverkehr hat sich gerade im Jahr 2014 um 0,7 Prozent verbessert und das Zufußgehen hat gar um 1 Prozent abgenommen, nämlich von 27 auf 26 Prozent. Ich glaube, diese 27 Prozent stehen schon im STEP 2005, da hat sich also nicht wirklich etwas bewegt. Vielleicht ist es auch eine statistische Unschärfe, das könnte auch sein; aber es zeigt leider, wie wenig wirksam Ihre Mobilitätsagentur ist. Die zusätzliche Bewerbung des Zufußgehens hat also relativ wenig Wirkung, wie Ihre gesamte Agentur: Außer Spesen nicht viel gewesen, außer dass es neue Beschäftigung für Randbereiche der Stadt Wien gibt, die eben wenig Wirksamkeit zeigen. Spannend finde ich, wie Mobilitätsagenturen beispielsweise in Hamburg gesehen werden. Da spricht man von Arbeit und Leben und, das ist ganz lustig, bringt gleich den Aufenthalt im Ausland als positiven Beitrag für neue Kontakte und Erfahrungen ein. Offenbar gilt da die Definition von Wikipedia: Handlungszusammenhänge in geographischen und sozialen Räumen, die man eben positiv sehen kann. Aber kehren wir zurück zu Ihrem Freundeskreis: Viele Konzeptpapiere, wenig Output, außer hie und da eben die bekannten PR-Aktionen. Ach ja, Frau Stadträtin, sie haben ja keine Kompetenzen, denn die liegen bekanntlich beim Magistrat, und die zuständigen Beamten könnten durchaus für den Gegenwert Ihrer PR-Aktionen und Prestigeprojekte wie des Ring-Radwegs deutlich produktiver sein. Es gibt sogar einen Aufschrei, dass Sie einfach zu wenig Mittel für Ihre Arbeit bekommen, es könnten mehr Radwege gebaut werden. Da wird aber sofort der Aufschrei kommen. Kollege Chorherr hat immer wieder gesagt, die Bezirke sind schuld, die lassen uns ja nicht. - Ja, Frau Stadträtin, das kenne ich schon. (VBgmin Mag Maria Vassilakou: Mehr Radwege, wenn die ÖVP nicht zustimmt?) Ja, aber wie bekannt ist das in den Bezirken? Selbst die Sprecherin der roten BezirksvorsteherInnen, Andrea Kalchbrenner aus dem 14. Bezirk, geht sozusagen gegen Sie medial vor, was eigentlich bei einem Koalitionspartner durchaus verwunderlich ist. Aber es gibt auch ein sinnvolles Miteinander, denn die Kolleginnen und Kollegen Bezirksvorsteher - Kollege Nevrivy hat es ein bisschen angedeutet -, sind durchaus bereit, sinnvolle Projekte mitzutragen, außer es sind Schnapsideen wie Rad-Highways in der Hasnerstraße oder andere ähnliche Projekte. (VBgmin Mag Maria Vassilakou: Ihre Bezirksvorsteherin hat gerade etwas eröffnet! So viel zum Thema Schnapsidee!) - Na wunderbar, dann gibt's auch durchaus interessante Projekte. (Heiterkeit des Redners.) Aber kommen wir zu Ihrem Antrag, den wir heute diskutieren. Sie wollen ein Thema im Winter bewerben, nachdem das mit dem Radfahren im Winter offenbar nicht so geklappt hat. Sie wollen den zukünftigen Gemeinderat für die nächsten 5 Jahre mit 13 Millionen EUR binden, indem Sie heute dieses Aktenstück mit Regierungsmehrheit beschließen. Na ja, vielleicht ist das ein Zugeständnis an andere Vereinbarungen. Abgesehen davon, dass die Mobilitätsagentur bis heute nicht viel an wirklicher Produktivität zur Veränderung gezeigt hat. (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Es stimmt ja auch! Überleg dir, wie viel Prozent des Modal-Split das Radfahren ausmacht. Kollege Chorherr hat von 10 Prozent gesprochen, die er im Jahr 2015 haben will. Also von 10 Prozent sind wir noch weit, weit entfernt! (GR Mag Rüdiger Maresch: Sudereien!) Dieser Beschluss, meine Damen und Herren, ist eine nicht gedeckte Vorgangsweise gegenüber den Steuerzahlern. Aber offenbar wollen Sie weiter Ihren Freundeskreis im Magistrat versorgt sehen, ohne auf die Produktivität Rücksicht zu nehmen. Es verbietet sich einfach, diesen Akt in der vorgelegten Form zur Kenntnis zu nehmen. Dieser Akt ist in dieser Form inakzeptabel. Aus diesen Gründen werden wir ihn auch ablehnen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Uta Meyer.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster gelangt GR Mag Chorherr zu Wort. - Bitte. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Einer der Vorteile nicht schriftlich vorbereiteter Reden ist, dass man auf die Diskussionsbeiträge entsprechend eingehen kann, und selbstverständlich hat mich der Kollege Nevrivy mit seiner Grundsatzrede herausgefordert, auch eine Grundsitzrede zu halten. Wir sind uns beide einig, dass wir noch nicht im Wahlkampf sind. Trotzdem hört man schon Grundsatzpositionierungen heraus. Gerne möchte ich, sozusagen in koalitionärer Eintracht, die auch die Unterschiede hervorhebt, ein paar Gedanken dazu äußern. Ich möchte wirklich jene zum Nachdenken bringen, die in räumlich peripheren, also nicht zentral so großen Gebieten, vor allem Stadtentwicklungsgebieten wie der Donaustadt, aber auch in anderen Gebieten deswegen, weil unter anderem das öffentliche Verkehrsnetz dort signifikant weniger dicht ist als in innerstädtischen Gebieten und vor allem deswegen noch einen höheren Autoverkehrsanteil hat, warnen zu glauben, dass man das Verkehrsproblem und das Problem, die Chance der Lebensqualität damit lösen zu können, dass man einseitig auf den Autoverkehr setzt. Wir haben in der ganzen Welt eine Tendenz, und das beginnt beim Klimaschutz, wo wir gemeinsam stolz darauf sind, dass in Wien im Unterschied zu anderen Bundesländern die CO2-Emissionen zurückgehen. Ob in Paris, ob in Südamerika oder in sehr vielen anderen Städten heißt eine eindeutige Präferenz der Qualität des Lebens in Städten, dem Lebensraum, der Straße, den Kindern, aber auch der Wirtschaft entsprechenden Raum zu geben und eine Verkehrspolitik zu gewährleisten, die mit Augenmaß ist. Darum stimmen wir ja heute der Flächenwidmung der Stadtstraße zu, aber mit jenem Unterton - und ich habe, Herr Bezirksvorsteher, deine Blicke verfolgt, in welche Richtung die gegangen sind - möchte ich eines hier wirklich nachdrücklich zurückweisen: Dass die grüne Verkehrspolitik eine Klientelpolitik ist. (Heiterkeit bei ÖVP und FPÖ.) Nein, aber dafür einzutreten, dass öffentliche Räume für Menschen da sind, dass öffentliche Räume dafür da sind, Qualitäten zu haben, Sicherheiten zu haben und nicht primär als Straßenraum degeneriert zu sein, das ist eine Tendenz, die auf der ganzen Welt fortschrittliche konservative, da nenne ich jetzt den Londoner Bürgermeister, und ganz viele sozialdemokratische Bürgermeisterinnen und Bürgermeister diese Politik verfolgen. Und zu sagen, wir treten für Lebensraum, für Sicherheit, für Lebensqualität ein und zu sagen, alle, die zu Fuß gehen und mit dem Radl fahren sind quasi Grüne, das würde mich ja absurderweise fast freuen, dass man taxfrei alle Fußgängerinnen und Fußgänger sozusagen der grünen Klientel zuordnet. Nein, wir nehmen für uns in Anspruch, und eigentlich in allem, in tiefem Ernst auch dir gegenüber, Herr Bezirksvorsteher: Das ist ein Interesse der gesamten Allgemeinheit in Wien, diese Verkehrspolitik, die wir gemeinsam beschlossen haben, die wir mit Nuancen gemeinsam tragen, und die lautet: Wir wollen den Modal- Split so verändern, dass der öffentliche Verkehr, in erster Linie der Fußgängerverkehr und der Radverkehr, deutlich zunimmt und da möchte ich ein nachdrückliches Lob dem 22. Bezirk, den Bewohnerinnen und Bewohnern des 22. Bezirks aussprechen, dort ist nämlich der Radverkehrsanteil signifikant höher als im Wien-Schnitt, das ... (GR Mag Josef Taucher: Rote Politik! Rote Politik!) Gut, schenke ich, er lacht, der Kollege Taucher, rote Politik. Ja, da ist ja auch Wesentliches, Gutes in der roten Politik passiert, keine Frage. Es mag aber auch damit zu tun haben, Herr Kollege Taucher, und du kannst ja dann nachher darauf antworten, dass der Radverkehrsanteil unter anderem deswegen hoch ist, weil der Ausbau des öffentlichen Verkehrs nicht die Dichte hat, die notwendig wäre, und da reicht nicht eine U2. Da möchte ich auf ein hoffentlich gemeinsames interessantes, wichtiges Thema verweisen, und das ist die Schnellbahn, die nicht annähernd jenen Takt hat, den sie haben könnte. Da bitte ich aber, mit der Finanzstadträtin die entsprechenden Gespräche zu führen, da mit viel, viel weniger Geld als es für den U-Bahn-Ausbau möglich wäre, in Liesing, in der Donaustadt, in Floridsdorf, in vielen Bezirken einen 10-Minuten-Takt oder Ähnliches zu finanzieren. Das wäre weitaus billiger, auch wenn ich sage, die U5 ist beschlossen und wir stehen dazu. Aber mit jenem Geld, mit einem Bruchteil des Geldes, das in eine U-Bahn kommt, die vor allem kurzfristig die inneren Bezirke begünstigt - und ich freue mich als Gumpendorfer Straße Bewohner, ich habe die U4 vor der Haustüre, ich habe die U3 vor der Haustüre, und dank U2 und U5 werde ich jetzt eine dritte U-Bahn vor die Haustür bekommen, während Liesing, Donaustadt und Floridsdorf mit öffentlichen Verkehrsmitteln ja eindeutig unterausgestattet sind. Das unter anderem ist ein Grund, warum der Radverkehrsanteil dort hoch ist, weil man dort eben nicht umsteigen kann. Das hieße, ich hoffe, wir können uns mittel- bis langfristig darauf verständigen, dass es dort einen Schwerpunkt auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs gibt. Wir werden heute selbstverständlich zustimmen. Im Ressort der Frau Vizebürgermeisterin ist das ja in enger Kooperation mit der Bezirksvorstehung ausgearbeitet worden. Wir stehen insofern zu der Stadtstraße, als diese großen Siedlungsgebiete natürlich auch aus wirtschaftlichen Gründen einen Straßenanschluss haben. Ja, wir stehen zu der Stadtstraße. In der Dimensionierung werden noch Gespräche zu führen sein, und wir werden schauen, wie das zu passieren hat. Aber ja, wir werden das heute beschließen. Politik ist wie immer ein Kompromiss. Was ich jetzt nur eindeutig als große Vision sagen muss: Ich halte es für falsch, im Tenor zu sagen: "Hauptsache, wir bauen den Autoverkehr aus." Keine Stadt im 21. Jahrhundert hat das gelöst, indem sie sagt, wir haben Verkehrsprobleme, wir lösen sie mit hochrangigem Autobahnausbau. Fahren Sie nicht nur nach Los Angeles, fahren Sie sonst irgendwohin. Das ist ein falscher Weg und das haben ganz, ganz viele erkannt. Verständigen wir uns darauf, dass wir die knappen öffentlichen Mittel auf das konzentrieren sollen, was notwendig ist, und das ist der öffentliche Verkehr. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam, und ich wiederhole es noch einmal, die wirksamste Investition in der Donaustadt umzusetzen, und das ist der Schnellbahnausbau beziehungsweise die Schnellbahnverdichtung. Und, Herr Bezirksvorsteher, da schau ich in eure Richtung, denn da wäre eine relativ geringe Finanzierung von Seiten der Finanz sehr hilfreich, und es könnte sehr rasch eine entsprechende Umsetzung geben. Da hoffe ich, dass wir uns darauf verständigen können. Und wenn hier vermutet wurde, das ist sozusagen ein Bild, das von Rot-Grün in Zukunft fortgesetzt wird, dann hoffe ich das. Das ist jetzt gar nichts Neues, dass wir sehr wohl für die Donaustadt oder für Liesing oder für Favoriten Entwicklungslösungen, Verkehrslösungen haben können, die letztendlich auch ein Kompromiss sind. Das ist ein Punkt und ich freu' mich, dass der Kollege Taucher im Anschluss spricht, an dessen Politik und Schwerpunkten ich keinerlei Zweifel habe, dass die sozusagen eine entsprechende Richtung vorgeben. Auch wenn wir jetzt gemeinsam darüber reden, dass in der Wagramer Straße auch für den Radverkehr etwas passieren muss, passieren wird und passieren soll, weil das ein leistungsfähiges Verkehrsmittel ist. Und noch einmal zur Klientel: Machen Sie eine Umfrage unter Radlern! Auch der Kollege Mahdalik, ich habe ihn schon gesehen, fährt mit dem Fahrrad, und häufig mit dem Fahrrad. Deswegen werden wir jetzt nicht automatisch sagen, und das halte ich wirklich für eine merkwürdig verkürzte Sicht: Jeder, der zu Fuß geht oder einen Kinderwagen schiebt oder auf ein Rad steigt, ist deswegen einer Partei zugeordnet. Genauso wie es absurd ist zu sagen, U-Bahn- oder Straßenbahnfahrer sind einer Partei zugeordnet. In Wirklichkeit ist fast jeder alles. Gelegentlich sitzt man im Auto, gelegentlich fährt man mit dem öffentlichen Verkehrsmittel, gelegentlich fährt man mit dem Rad, und fast, was heißt fast, und alle gehen zu Fuß. Darum auch der Wunsch, die Mobilitätsagentur mit einem starken Schwerpunkt auf den Fußgängerverkehr zu haben. Das sozusagen nur in Ergänzung, Erweiterung. Wir werden im Wahlkampf Zeit haben, unterschiedliche Schwerpunkte zu skizzieren. Aber ich hoffe, dass wir nach der Wahl hier weitere Kompromisse erreichen können. Einen letzten Punkt zum Kollegen Mahdalik und zum Kollegen Dworak: Ich will mich jetzt nicht - wie sage ich jetzt den nichtfäkalischen Ausdruck? - besonders auf klug machen, aber ihr verwechselt unausgesetzt Prozent und Prozentpunkte. Ein Zuwachs von 5 Prozent auf 7 Prozent Radverkehr sind nicht 2 Prozent, sondern 40 Prozent! (Aufregung bei der ÖVP.) Das sind 2 Prozentpunkte und das ist ein gewaltiger Zuwachs! Die Wiener Linien freuen sich zu Recht, und das ist eine tolle Leistung. den Anteil des öffentlichen Verkehrs von 38 Prozent auf 40 Prozent erhöht zu haben. Also ich bitte, ein Zuwachs von 40 Prozent im Radverkehr ist eine gewaltige Leistung! Ist es uns genug? Nein, es ist uns nicht genug. Aber jeder Kilometer, der mit dem Rad und nicht mit dem Auto gefahren wird, ist ein Gewinn an Lebensqualität, ist ein Gewinn an Luft, die wir besser atmen können, ist ein Gewinn an weniger Verkehrsunsicherheit, ist ein Gewinn vor allem für jene, die als Fußgänger, als Kinder, als ältere Menschen unterwegs sind und damit nicht gefährdet sind. Das ist der Punkt, weswegen wir heute hier stehen und sagen, ja, die Flächenwidmung für die Stadtstraße ist notwendig. Das sagen wir auch Bürgerinitiativen, dass eine Stadtansiedlung von 20 000, 30 000, 40 000 Menschen es notwendig macht, eine adäquate Straßenanbindung vorzunehmen. Wir werden noch über die Dimensionierung Diskussionen führen. Gleichzeitig sagen wir, es ist gut und da stehen wir dazu, einem internationalen Trend Rechnung zu tragen, der dem Fußgängerverkehr, dem Radverkehr einen entsprechenden Schwerpunkt einräumt. Herr Kollege Nevrivy, Herr Bezirksvorsteher, wir werden im nächsten halben Jahr Zeit haben, auch die Unterschiede, die ihr nicht abgedeckt habt und die wir nicht abgedeckt haben, entsprechend im Sinn eines gemeinsamen Projekts trotzdem zu artikulieren. Darum freue ich mich, dass diese Geschäftsstücke heute beide zur Diskussion stehen und Gott sei Dank auch eine Mehrheit finden. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Siegi Lindenmayr.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Baron. Ich erteile es ihm. GR Karl Baron (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist ja schier unglaublich, welchen gewaltigen Sinneswandel es bewirkt, wenn ein Gemeinderat zum Bezirksvorsteher oder zur Bezirksvorsteherin wird. Während die Kollegin Hatzl in Simmering und die Bezirksvorsteherin in Simmering ja mittlerweile fast islamkritische Züge angenommen hat, so ist ja der Ernst Nevrivy überhaupt schon auf unsere Themen aufgesprungen und glaubt jetzt, Sympathiewerte zu gewinnen, indem er freiheitliche Werte vertritt. (Beifall bei der FPÖ.) Lieber Ernst Nevrivy, kann das sein, dass da die verheerenden Umfragewerte vielleicht die treibende Kraft dahinter sind? Dann kann ich dir einen Tipp mitgeben: Wenn du an Umfragewerten gewinnen willst, Sympathiewerte in Donaustadt gewinnen willst, stimme unseren Anträgen in der Bezirksvertretung zu. Das sind nämlich Anträge aus dem Volk, so gewinnst du Sympathien! (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren! Die Stadtstraße ist ein Projekt, dem wir auch positiv gegenüberstehen. Also die Stadtstraße ist eine Straße, die absolut Sinn macht. Die Donaustadt erfährt einen gewaltigen Bevölkerungszuwachs. Die Donaustadt braucht Straßen, da sind wir uns einig, lieber Bezirksvorsteher. Die Donaustadt erfordert aber auch eine Nordostumfahrung. Wir brauchen die Schließung der Umfahrung von Wien. Es geht nicht, dass der komplette Verkehr permanent oben rein und unten raus geht. Wir müssen Wien umfahren können, wie es in modernen anderen Städten auch der Fall ist. (Beifall bei der FPÖ.) Die Verschleppungstaktik der letzten Jahre durch die Stadtregierungen hat ihre Fortsetzung mit der grünen Stadtregierung gefunden. Aber im Endeffekt ist keine Änderung in Sicht. Die Nordostumfahrung bleibt ein Stiefkind Wiens, und im Endeffekt denke ich, dass wir alle hier nicht mehr erleben werden, dass diese Nordostumfahrung umgesetzt wird. Aber welchen Sinn macht es denn, von Süden bis nach Schwechat eine Umfahrungsstraße zu bauen, wenn es dann nicht weitergeht nach Süßenbrunn? Wozu münden wir den Verkehr über die Flughafenautobahn wieder ins Stadtgebiet rein? Das ist doch widersinnig und muss doch auch einem Grünen widerstreben! Ich verstehe da überhaupt nicht, wo da der Sinn dahinter liegt. (GR Mag Rüdiger Maresch: Was ist, wenn ich gar nicht nach Süßenbrunn fahren will, sondern in die Stadt rein? Muss ich trotzdem nach Süßenbrunn fahren? Mit dem Ferrari oder Porsche, ja genau!) Das Jahr des Gehens, das Jahr des Radfahrens, da verschwinden Millionenbeträge. Aber dass man in vernünftige Straßenbauprojekte Geld investiert, das wird verschleppt! Ich hoffe, dass die Beteiligung der GRÜNEN an der Stadtregierung in Zukunft nicht mehr gegeben sein wird und sich das hoffentlich gar nicht mehr ausgeht und dass die SPÖ gar nicht mehr in die Versuchung kommt, dieser Versuchung zu unterliegen. Ich hoffe, dass wir Freiheitliche einen Wahlerfolg einfahren werden, der es Ihnen unmöglich macht, mit den GRÜNEN eine Regierung zu machen. Ich bin daher fertig mit meiner Rede. Wir lehnen die Post 50 ab, der Stadtstraße stimmen wir jedoch zu. Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Taucher. Ich erteile es ihm. GR Mag Josef Taucher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Vorsteher! Es freut mich sehr, auch zur Stadtstraße oder, besser, zur Flächenwidmung sprechen zu dürfen. Ich möchte auf den Kollegen Chorherr - ist er noch da, nein - kurz replizieren. Ich glaube, unser Bezirksvorsteher hat nicht nur vom Autoverkehr gesprochen. Er hat vom Ausbau des öffentlichen Verkehrs gesprochen, Radwege, Fußwege, also von einem intelligenten Mobilitätsmix. Also mir ist es nicht entgangen. Ich habe es gehört, weil wir in der Donaustadt diese Politik seit vielen, vielen Jahren vertreten, dass wir neben dem Autoverkehr ein gescheites, ein smartes, ein durchdachtes Radwegenetz, ein Fußwegenetz und ein gescheites öffentliches Netz bauen. All das haben wir in den letzten zehn Jahren massiv ausgebaut. Wenn man nur denkt, in der Zeit, wo ich 2006 Vorsteher-Stellvertreter geworden bin, haben wir gleich die U1-Verlängerung eröffnet, 2010 die U2-Verlängerung, die U2 in die Seestadt, dann die Linie 26 als eigentlich dritte U-Bahn-Linie im Bezirk, 70 Prozent auf eigenem Gleiskörper, eine Schnellverbindung zwischen unseren beiden LiDo-Bezirken Floridsdorf und Donaustadt, auch das ist eine hervorragende Verbindung, wo wir in Hochlage 16 m über dem Bezirk schweben, über dem Gewerbepark, und mit einem wunderbaren schnellen Tempo hier die Orte erreichen können. Auch beim Radfahren sind wir in der Donaustadt weit über dem Wiener Schnitt. Wir hatten 2010 schon 8 Prozent Radverkehrsanteil. Das kommt auch nicht davon, weil die Grünen bei uns Politik gemacht haben oder die Blauen oder die Schwarzen, sondern die SPÖ hat diese Politik in der Donaustadt gemacht. Wir haben massiv Einladungen für Radfahrer gebaut. Wir haben tausende Radbügel gemeinsam damals noch mit StR Schicker bei allen Busstationen, bei allen U-Bahn-Stationen, bei allen Straßenbahnstationen aufgestellt. Wir haben Radwege ausgebaut. Wir haben massiv Radbrücken gebaut, Mehrzweckstreifen, da hat es viel Kritik von euch gegeben, Toni. Du kannst dich aus der Bezirksvertretungszeit noch daran erinnern. Trotzdem sind wir hier 2010 schon weit über dem Wiener Schnitt mit 8 Prozent gewesen. Wir haben auf der Wagramer Straße in der Spitze im Sommer 2 000 Radfahrer. Das sind 7,6 km VW Golf Stoßstange an Stoßstange weniger Stau auf der Straße, auch das ein Erfolg. Hier müssen wir weiter tun bei der Wagramer Straße. Die ist so voll, dass wir auch dort die Radverkehrsanlage ausbauen müssen. In der Langobardenstraße haben wir eine Zählstation, auch dort alles super. Wir müssen natürlich, ich habe es das letzte Mal bei meiner ersten Rede schon gesagt, auch beim Schnellbahnnetz was tun. Wir müssen es ausbauen. Wir müssen den Takt intensivieren, verdichten, weil das Schnellbahnnetz natürlich ein Netz ist, das schon da ist, die Schiene ist da. Das müssen wir nützen, um die Menschen auch hier schneller zu transportieren, durch die Stadt zu transportieren, zu ihren Arbeitsplätzen zu transportieren. Das sozusagen nur als Replik auf deinen Einwurf. Ich möchte jetzt aber zur Stadtstraße kommen. Warum, wovon reden wir hier? Wir reden von einem Bezirk, der in den 90er Jahren noch ein bisschen über 90 000 Einwohner hatte, ein Bezirk, der in den nächsten 10 Jahren auf 200 000 Einwohner zusteuert. Wir reden von einer Vienna Region, also von einer Wiener Region mit dem Speckgürtel rundherum und den ganzen Häuselbauerdistrikten um Wien herum, die zu uns einpendeln. Diese Region wird bald 4 Millionen Einwohner haben. 4 Millionen Einwohner! Und die Stadt Wien selber 2 Millionen! Wir steuern auch hier auf die 2-Millionen-Grenze zu. Das ist der Sachbestand. Die aktuellen Studien sagen uns, wir haben in der Donaustadt ein bisschen über 74 500 Haushalte und dazu 72 000 Autos, das heißt, wenn man es auf die Haushalte umlegt, haben fast an die 97 Prozent ein Auto. Es sind 15 000 Wohnungen in der Pipeline, das heißt, zirka 30 000 Menschen im Durchschnitt werden in den nächsten Jahren in die Donaustadt zuziehen. Wenn man jetzt diese 15 000 Wohnungen wieder auf die 96 Prozent umrechnet, dann haben wir, wenn wir ganz milde sind, hier um 10 000 Autos mehr. In der Vienna Region, die auf vier Millionen Einwohner zugeht, werden wir auch zig Zehntausende Autos mehr haben, die einpendeln, den Arbeitsplatz in Wien suchen. Das heißt, das ist der Status quo und da müssen wir etwas unternehmen. Da reichen die U-Bahnen, die im Bezirk enden, nicht mehr. Da reichen auch die Radwege und die Fußwege nicht. Da brauchen wir neue Straßen, weil wir in der Donaustadt ein Straßennetz haben, das noch aus den 90er Jahren ist bis auf die neuen, kleinen Wohnstraßen, die es dort gibt, wo wir im Norwegerviertel oder in der Seestadt neue Wohnquartiere bauen. Natürlich werden dort Straßen errichtet, aber das sind ja keine Tangentialen, das sind ja keine Hauptachsen und da braucht es natürlich, wenn der Bezirk so wächst, der Umgebungsring um Wien so wächst, auch neue Hauptachsen. Das heißt, wir brauchen unbedingt die Umfahrung von Wien, wir brauchen die Nordostumfahrung, wir brauchen den Lobau-Tunnel, und wir brauchen die Stadtstraße, um die Seestadt anzubinden. Ich glaube, in einigen Punkten sind wir uns hier über alle Parteien hinweg einig, sogar von Grün bis Blau. Wo wir uns nicht einig sind, ist, glaube ich, über das Ausmaß, wie wir die Straßen brauchen. Ich glaube, das variiert von zweistreifig, also eine Spur in jede Richtung, bis hin vielleicht zur Autobahn mit sechsstreifig, drei Spuren, vielleicht für Herrn Baron eine LKW-Spur noch oder eine Ferrari-Spur. Aber ich glaube, wir sind da in der Mitte als ... (GR Heinz Hufnagl: Ohne Tempolimit!) Ohne Tempolimit. Wir sind da in der Mitte als Sozialdemokratie. Wir sind mit unserer Politik in der Mitte der Gesellschaft, die sehr, sehr breit ist, die sozusagen konservativ bis links ist und die Menschen mitnimmt und daher hier auch für eine Straße ist, die ein richtiges Augenmaß hat, die vierstreifig ist und die von Raasdorf bis zum Knoten Hirschstetten die Menschen ordentlich anbindet. Daran wird kein Weg oder keine Straße vorbeiführen. Dafür werden wir in den nächsten Monaten und Jahren kämpfen, und ich glaube, gemeinsam werden wir unser Ziel auch erreichen. Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Maresch. Ich erteile es ihm. GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich meine, interessant, was man da so hört. Es gibt einen schönen Spruch. (GR Mag Wolfgang Jung: Ja, man lernt!) Nein, von Ihnen kann man nichts lernen. Oh ja, man kann schon was lernen, aber was anderes, das stimmt. Lieber Joe, ich kann mich erinnern, dass wir, es ist noch nicht lange her, bei einer Demonstration gegen die Nordostumfahrung waren. Da warst du schon auch dabei und hast gefunden, dass die Nordostumfahrung nicht das Gelbe vom Ei ist. Ich höre jetzt, vom Paulus zum Saulus, interessant. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Gut, gut, gut, ja ja. Also wenn wir uns jetzt einmal anschauen, wie das in Wien ausschaut. Wenn wir uns die Südautobahn anschauen, wenn die auf Wien trifft, so kann ich mich noch gut daran erinnern, da hat es zwei Streifen gegeben, die in die Stadt geführt haben und zwei Streifen, die aus der Stadt herausgeführt haben. Wenn man sich heute Vösendorf anschaut, dann sind es vier Streifen, die in die Stadt hineinführen und vier Streifen hinaus, Abbiegespuren gar nicht mitgerechnet. Also wir reden dort von einer zehnstreifigen Autobahn. Und was passiert dort jeden Tag in der Früh? Es gibt in Wirklichkeit einen Verkehrsstau. Warum? Weil viele, viele Menschen früher nicht im Umland gewohnt haben, jetzt da draußen wohnen und jetzt einerseits mit dem Auto hereinfahren und andererseits, weil der öffentliche Verkehr in Niederösterreich gerade nicht das Gelbe vom Ei ist, wir dort einen Modal-Split von 75 Prozent mit dem Auto haben und der Rest, wenn man so will, mit dem öffentlichen Verkehr. In Wien ist man einen ganz anderen Weg gegangen, auch die vorige Stadtregierung, und man hat massiv auf den Öffi-Ausbau, massiv auf Fußgeherei und Radfahren gesetzt. Das heißt, wir haben heute in Wien einen Modal-Split, wo der Autoverkehr 27 Prozent ausmacht, das heißt, 27 Prozent in Wien, mit dem Auto aus dem Umland 75 Prozent. Das ist eine Herausforderung. Wenn ich mir das überlege und jetzt sage, wir bauen jetzt, und weil das so ist, wissen wir nicht, was wir tun sollen, wir brauchen jetzt unbedingt Straßen. Wenn ich mir jetzt überlege, was ein Weinviertler macht, der nach Wien fährt. Wir haben gewusst, sobald die Nordautobahn gebaut wird, kommen jeden Tag 25 000 neue PKWs nach Wien herein. Was machen wir mit denen? Wissen wir nicht. Parkraumbewirtschaftung, ärgern sie sich, in der Donaustadt stehen sie umeinander, in der Aspernstraße, sie stehen im Flugfeld umeinander und vertun dort in Wirklichkeit den Platz. Wenn wir jetzt die Stadtstraße bauen, und auf das komme ich noch, und die mit der berühmten Nordostumfahrung vernetzen, dann schickt uns der Heilige Pröll weitere 30 000 Autos jeden Tag herein, die über die Stadtstraße hereinfahren! Was werden die auf der Stadtstraße machen? Sie werden bis zum Hirschstettner Tunnel fahren und dort werden sie einem Lernprozess unterzogen werden, weil dort werden sie im Stau stehen, und zwar jeden Tag so lange, bis sie draufkommen, man kann eigentlich auch abfahren und durch die Seestadt zur B3 hinuntersickern. Da werden wir dann auch dort ein Problem haben. Noch einmal: Unser Problem und das Problem der Donaustadt ist in Wirklichkeit, es sind das nicht einmal so sehr die Donaustädter und Donaustädterinnen mit ihren Autos oder ihren Mobilitätsgewohnheiten, sondern die PendlerInnen, die über die zukünftige S8 oder über die A5 vom Norden hereinfahren. Das kann man sich anschauen, da gibt es keinen großen Transitverkehr, da gibt es untertags gar keinen Verkehr, sondern in der Früh fahren die Pendler nicht mehr mit der Schnellbahn, sondern sie fahren jetzt mit dem Auto. Und sie sind ganz schnell an der Stadtgrenze und dann fängt das Problem an. Das kann man sich an allen Stadteinfahrten anschauen. Alle anderen Städte, London, Paris, Rom, Berlin, Zürich, alle haben dasselbe Problem gehabt. Was macht man? Man muss sich überlegen, den öffentlichen Verkehr massiv auszubauen. Ja, die Stadtregierung, die rot-grüne Stadtregierung will einen 15-Minuten-Takt mit Niederösterreich ausmachen. Nein, es funktioniert nicht. Wir haben einen Vertrag mit der ÖBB auf der S80, einen 15-Minuten-Takt. Der Takt auf der S80 ist ein Stundentakt, nicht ein 15-Minuten-Takt, und die S80 fährt nicht in die Seestadt, sie fährt nicht weiter, sondern sie bleibt in Hirschstetten stehen. Fertig. Jetzt wurde sogar eine Station geschlossen, die Station Lobau, im Grunde genommen eine Verschlechterung im öffentlichen Verkehr in der Donaustadt. Wir haben es leider Gottes zulassen müssen, weil die ÖBB uns das mehr oder weniger aufs Auge drückt. So, das war der erste Punkt in dem Fall. Wir brauchen in Wirklichkeit beim öffentlichen Verkehr gerade in der Fläche, heißt, in der Donaustadt, - und das ist genau das, was der Joe argumentiert hat, mit den zusätzlichen Menschen - nicht einfach nur ein paar Straßenbahnen, sondern ganz viele. Wir brauchen viel, viel mehr, weil jedes Jahr 25 000 Menschen dazukommen, weil im Umland 15 000 Menschen dazukommen. Das heißt, wir brauchen mehr an öffentlichem Verkehr, ein ganz großes Investment. Unser Problem ist in Wirklichkeit, und das muss schon ehrlich dazusagen, die Bundesregierung macht es uns gar nicht so leicht. Sie macht in Wirklichkeit eine ganz nette Geschichte für alle Lohnabhängigen und zwar die Kleinigkeit, die dabei auftritt, ist, na ja, die Bundesländer müssen auch eine Milliarde zur Verfügung stellen. Das heißt, die haben nächstes Mal 240 Millionen weniger in der Kassa. Das ist ein Problem. Die Stadt Wien wird natürlich auch, so wie alle anderen Bundesländer, ihren Teil dazu beitragen, dass eben da ein bisschen mehr, wie man so schön sagt, in den Börseln drinnen ist. Das Problem ist aber in Wirklichkeit dann: Wie bringen wir die Menschen, die jetzt da draußen ihre Wohnungen haben wie in der Donaustadt, in Floridsdorf, das gilt auch für Simmering, für was weiß ich, noch, nach Wien, diese jährlich plus 25 000 Menschen. Die werden natürlich nicht alle mit dem Radl fahren und zu Fuß gehen, sondern die wollen mit dem Öffi fahren oder mit dem Auto. Und jetzt sollen wir ihnen Straßen bauen. So, und wohin führen die Straßen? Alle am Stephansplatz? Oder was ist da? In Wirklichkeit haben wir ein Problem: Wenn ich eine Straße baue und wurscht jetzt, welche, habe ich damit noch gar kein Problem gelöst, weil am Ende des Straßenausbaus wartet wieder eine andere Enge. Da muss ich noch einmal ausbauen, noch einmal ausbauen. Und was mache ich dann? Dann habe ich keinen Parkplatz, dann habe ich in Wirklichkeit keine Garage. Nein, wir müssen überlegen ... (Heiterkeit bei der FPÖ.) Nein, die FPÖ hat keine Ahnung. Aber noch einmal: Der Punkt ist in Wirklichkeit, wir müssen darauf schauen, dass wir den Öffi-Ausbau massiv vorantreiben. Es ist schön, ich fahre jedes Jahr 7 000 km mit dem Fahrrad. Das ist schön, das machen viele Leute, das macht sogar der Kollege Mahdalik ganz viel. Aber das wird das Problem alleine nicht lösen. Das heißt, wir brauchen dieses Geld, und jetzt komme ich gleich aufs Geld, dieses Geld brauchen wir für den Ausbau der Öffis. Das heißt, die Lobau-Autobahn, die sogenannte, die Nordostumfahrung, die Lösung von allem, was auf der Welt existiert, 1,8 Milliarden heißt Tiefbau, U-Bahn, 1 km U- Bahn 200 Millionen (BV Ernst Nevrivy: Ihr müsst es eh nicht aufbringen! Ihr müsst es eh nicht!). Warte, warte, Ernstl, kommt schon. 200 Millionen brauche ich für das. Was mache ich in Wirklichkeit mit dem Geld? Der Bund geht her und sagt, ich habe kein weiteres Geld für den U-Bahn-Ausbau. Mittlerweile gibt es Resolutionsanträge vom Städtebund, acht Bundesländer unterschreiben das, Sie wollen in Wirklichkeit, dass sie die U-Bahn in Wien nicht mehr mitfinanzieren. So, was machen jetzt wir? Wir müssen das dann zu 100 Prozent oder zu 80 Prozent bezahlen oder was auch immer. Wir haben dann ein Problem. So, wunderbar. Aber dafür haben wir die Lobau-Autobahn. Da fahren sie außen rundherum. Und wenn zum Beispiel, wie der Kollege Baron ... Wirklich, also unglaublich! Wenn ich nach Wien reinfahre, muss ich zuerst nach Süßenbrunn fahren? Das glaubt ja keiner! In Wirklichkeit fahre ich zum Schwechater Kreuz und dort fahre ich natürlich auf der Flughafenautobahn hinein, wenn ich mit dem Auto unbedingt hinein will. Nur, auf der Flughafenautobahn habe ich einen Stau, und zwar jeden Tag in der Früh. Also Reaktion: Vierstreifiger oder achtstreifiger Ausbau. Und was mache ich dann? Dann stehe ich in Wirklichkeit an der Oberen oder an der Unteren Donaustraße und dann kann ich mir das Auto am Buckel binden und irgendwo mittragen. Das wird es nicht spielen, Kollege Baron! Selbst wenn ich in Wirklichkeit mit einem flotten Ferrari oder mit dem LKW Ihrer Firma durch die Gegend fahre, das wird es nicht spielen! Da braucht es intelligente Lösungen und die sind leider Gottes von Ihnen nicht zu erwarten, sondern von der rot-grünen Stadtregierung. Und da habe ich in Wirklichkeit ... (Aufregung bei der ÖVP.) Auch nicht von der ÖVP, weil das haben wir in Niederösterreich gesehen: Fest Autobahn bauen bis zur Stadtgrenze und hoffen, dass sich dann die Autos verdunsten oder was? Wie funktioniert denn das? Gar nicht, wissen wir, kennt man in St Pölten genauso wie anderswo. Oder man hat die Superidee und macht um ein paar Milliarden einen Schnellbahntunnel unter dem Stephansplatz durch. Nein. Wir brauchen den Ausbau der Schnellbahn und zwar in der Donaustadt und anderswo auch. Wir brauchen den Ausbau der Öffis, nicht nur in der Donaustadt, sondern anderswo auch. Und jetzt einmal kurz zu den Kosten. Der Bund gibt der Stadt Wien für den Ausbau der Stadtstraße 231,6 Millionen. Die Stadtstraße kostet aber nicht 231,6 Millionen, sondern sie kostet, und zwar diese 3,4 km Länge, zunächst einmal um 90 Millionen mehr. Wo soll das herkommen? Zweitens brauchen wir zum Beispiel für die Auffahrt Lavaterstraße allein schon 80 Millionen dazu. Drittens brauchen wir in Wirklichkeit dann noch einmal für den versprochenen Rückbau in all diesen schönen Ortskernen, und die gibt es ja in der Donaustadt noch zuhauf, weitere 120 Millionen. Das heißt, ich bin auf einem Betrag von weit über 400 Millionen für ein Sträßlein von 3,4 km Länge. Noch einmal: Um diese 400 Millionen kann ich in Wirklichkeit den Anteil der U2/U5 der Stadt Wien bauen. Das könnte ich damit machen. Ich kann aber dafür in Wirklichkeit allein vier Straßenbahnlinien bauen. Ich kann jede Menge Autobusse machen, von den Radwegen will ich gar nicht einmal reden, sondern Faktum ist: Wir müssen uns anschauen, und zwar gesamthaft, was braucht die Donaustadt für Verkehr. Da wird die Stadtstraße ein Teil davon sein, Ernstl, ganz sicher. Die Frage ist nur, in welcher Dimension und wie schaut die Stadtstraße aus? Wird es so sein, dass ich einen Grabenbruch habe zwischen Nord- und Süd-Donaustadt? Nein, ich muss mir das anschauen. Da braucht es ganz viel gemeinsames Nachdenken und das, glaube ich, kann nur die SPÖ mit den GRÜNEN gemeinsam machen. Die da drüben bringen das nicht her. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum zweiten Mal zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Mag Taucher. Die Restredezeit sind 13 Minuten und 4 Sekunden. GR Mag Josef Taucher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Kollegen! Eine kurze Replik auf den Rüdiger. Rüdiger, Herr GR Maresch, wenn ich als Bezirksvorsteher-Stellvertreter in die Lobau fahre, dann heißt das nicht unbedingt, dass ich mit allem sympathisiere (GR Mag Rüdiger Maresch: Ja, ja!), sondern das heißt, dass ich gesprächsbereit bin, mir anhöre, was da passiert und mir meine Meinung bilde. Du kannst dich erinnern, das waren damals die Probebohrungen für die Umweltverträglichkeitsprüfung, oder? Und der Scherz war ja, ich mache eine Kontrolle, ob ihr auf einem Hamster ein Zelt aufgestellt habt, weil es ja damals darum gegangen ist, dass man die Hamster im Winterschlaf nicht stört. Macht nichts. Und in Süßenbrunn sind wir bei der Umfahrung auch gemeinsam gestanden bei meinem Sektionsgebiet. Natürlich schaue ich mir das an und höre mir auch immer gerne eure Argumente an, weil die mir sehr nahe sind. Aber wir haben heute in der Debatte einiges zum Status quo gehört. Wir haben sozusagen Statistiken hervorgebracht und referiert, wie viele Leute in der Donaustadt wohnen, im Umkreis wohnen, wie viele es noch mehr werden, alles Status quo. Die Frage ist eigentlich, von dieser Analyse ausgehend: Wo wollen wir hin? Und da gibt es anscheinend unterschiedliche Auslegungen. Wir als Sozialdemokraten wollen in der Donaustadt die hohe Lebensqualität erhalten, wir wollen die hohe Wohnqualität erhalten, die hohe Grünqualität, da sind wir uns sozusagen einig, Rüdiger, bei den Parks, bei den Freizeiteinrichtungen, in den Bildungseinrichtungen, und, und, und, im intelligenten Verkehrsmix, Mobilitätsmix. Ich glaube, Mobilität ist in einer modernen Gesellschaft ein Recht für jeden und jede. Die Frage ist: Wie sieht dieser Mix aus? Wie ist er balanciert und was bieten wir an? Und hier, um das alles zu erreichen, glauben wir, dass wir eine leistungsstarke Stadtstraße brauchen, um den Verkehr hier zu bündeln und eigentlich nicht nur aus den Ortskernen, sondern auch den Wohngebieten wie Lobau-Vorland, du weißt das, Brockhausenstraße, wie in Hirschstetten, wie in Breitenlee den Verkehr dort etwas rauszubringen und auf eine Hochleistungsstraße zu verlagern. Jetzt weiß ich, ich habe mich auch mit dem BürgerInnennetzwerk Nord-Ost und mit der Bürgerinitiative "Rettet Hirschstetten" getroffen, es gibt andere Überlegungen, kleine Ortsumfahrungen, die Umfahrung über Breitenlee oben, so ein Strich durch die Landschaft durch Netzwerk Naturgebiet/Landschaftsschutzgebiet, ist auch klar, solche Überlegungen gibt es. Da bin ich strikt dagegen, weil das der Bereich Bahnhof Breitenlee ist, der für uns eines der wichtigsten Naturschutzgebiete ist, der Teil des Wienerwaldes Nord-Ost und Teil des Norbert-Scheed-Waldes wird, Teil eines 1 000-Hektar-Programms, das sozusagen ein Jahrhundertprojekt für die nächste Jahrzehnte ist, das wir ausbauen. Dort brauchen wir auf keinen Fall eine Straße durch. Eine Straße unterirdisch durch Hirschstetten durch, unterirdisch durch die Emichgasse, unterirdisch bei den Blumengärten vorbei und dann auftauchend Richtung Knoten Hirschstetten können wir uns sehr wohl gut vorstellen, um die Mobilität in den Griff zu kriegen. Dort wollen wir Lebensqualität sichern, Verkehr bündeln, Siedlungsgebiete und Ortskerne entlasten. Was müssen wir dafür tun? Ich glaube, einerseits hochwertigen öffentlichen Verkehr ausbauen, Verdichtung der Schnellbahntakte, Ausbau der Schnellbahn ganz klar, Ausbau der Fuß- und Radwege auch ganz klar. Da bin ich bei dir. Aber was müssen wir noch tun? Wir müssen auch einerseits - vielleicht andersrum gesagt: Politik besteht für mich immer aus zwei Zugängen. Das eine ist ein Anreizzugang, sozusagen Anreize zu setzen, gebaute Einladungen zum Radfahren, zum U-Bahn-Fahren, zum öffentlichen Verkehr. Die zweite Schiene ist natürlich eine Art von Verordnungspolitik. Auch das gibt es, nämlich mit Gesetzen oder Parkraumbewirtschaftung. Das ist natürlich eine ordnungspolitische Maßnahme. Auch das kann wirksam sein, mit dem Verkehrsproblem und mit dem wachsenden Verkehr umzugehen. Ich glaube, darüber müssen wir uns in den nächsten Jahren auf jeden Fall unterhalten. Wie schaut das Anreizsystem aus? Wieviel schaffen wir damit, sozusagen mit positiver Stimmung, mit Mobilitätsagentur, mit Marketingmaßnahmen? Aber das, was wir nicht schaffen, müssen wir einerseits vielleicht mit gebauten Dingen lösen, das heißt U-Bahn, aber auch mit Straßen. Das andere werden wir mit ordnungspolitischen Maßnahmen lösen müssen, indem wir in den ruhenden Verkehr oder in den Pendlerverkehr vielleicht mit Maßnahmen eingreifen, die länderübergreifend sind. Vielleicht muss es hier sogar bundespolitisch eine Regelung über den Finanzausgleich geben mit der Finanzierung dessen, um diesen Pendlerverkehr - wir wissen es ja von der PGO-Studie, 400 000 Stadtquerungen jeden Tag, rein und raus, wir haben im Nordosten 200 000, also Floridsdorf, Donaustadt, und es steigt permanent. Da braucht es wahrscheinlich irgendwann ein Regulativ, weil mit positiven Anregungen und Marketing wird vieles nicht gehen. Wenn ich keine Park-and-ride-Anlagen draußen in Niederösterreich habe, wenn ich keine gescheiten Verbindungen nach Gerasdorf, Raasdorf, Orth an der Donau, und so weiter habe, keine öffentlichen, dann müssen wir hier wahrscheinlich gemeinsam härtere Maßnahmen treffen, um dort den Verkehr auch abzufangen. Also wir wissen, was die Analyse ist. Wir wissen, wo wir hin wollen: Lebensqualität steigern, Ortskerne, Wohngebiete entlasten und das tolle Lebensgefühl in der Donaustadt sichern. Die Maßnahmen sind Fördermaßnahmen, Straße und ordnungspolitische Maßnahmen zukünftig. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau VBgmin Vassilakou. Ich erteile es ihr. VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Bezirksvorsteher! Sehr geehrte Damen und Herren! Viel und lang ist zu diesem Tagesordnungspunkt geredet worden und wie so üblich in diesen Debatten, dreht sich die Debatte dann um so viele Dinge, dass man am Ende nicht mehr weiß, was eigentlich Thema war. Ich möchte daher zum Schluss auf das eigentliche Thema kurz zu sprechen kommen, um ein paar Punkte zu erläutern, die aus meiner Sicht sehr wesentlich sind und wo es mir wichtig ist, dass diese eben im Zuge der Breite, die diese Debatte genommen hat, nicht ganz untergehen. Also zunächst zur Stadtstraße. Wenn wir uns anschauen, wie sich die Donaustadt in den vergangenen Jahren entwickelt hat und wie sie sich in den nächsten Jahren entwickeln wird, und wenn wir uns die tägliche Lebensrealität der Donaustädterinnen und Donaustädter anschauen, dann müssen wir feststellen, dass, während in den letzten Jahren innerhalb Wiens, und hier namentlich und insbesondere innerhalb des Gürtels, der Autoverkehr sehr stark zurückgegangen ist - übrigens nicht nur in den letzten vier, fünf Jahren, den Trend, den gibt es schon länger, er ist in den letzten Jahren nur besonders stark ausgeprägt -, also während jene Wienerinnen und Wiener, die im Westen Wiens von einer Verkehrsentlastung profitieren und ganz besonders jene Wienerinnen und Wiener, die innerhalb des Gürtels wohnen, von einer Verkehrsentlastung profitieren, sieht es für die Donaustädter Bevölkerung umgekehrt aus. Dort hat sich genau nichts verändert. Und jeder, der sich anschaut, wie der Stau in den schönen alten Ortskernen tagein, tagaus aussieht, muss nackten Auges erkennen, dass gehandelt werden muss und dass die Donaustadt eine Vielzahl an Maßnahmen braucht, um hier die Lebensqualität ganz besonders der Donaustädterinnen und Donaustädter anzuheben. Jeder wird wissen, dass jede billige Polemik, Wahlkampf hin oder Wahlkampf her, überhaupt nichts nützt, denn es ist nicht eine Straße, mit der das Problem gelöst werden kann, es ist nicht eine Straßenbahnlinie, mit der das Problem gelöst werden kann, es ist nicht ein Radweg, mit dem das Problem gelöst werden kann, und es ist auch nicht Getöse, mit dem das Problem gelöst werden kann, sondern das, was es braucht, ist ein Maßnahmenmix. Zu diesem Maßnahmenmix, zu dem wir uns alle bekennen und für den wir uns alle in den vergangenen Jahren eingesetzt haben, gehört genauso die Verbesserung des Straßenbahnnetzes, genauso die Stadtstraße, die ja heute auch schlussendlich, also deren Weichenstellung, wollen wir es so formulieren, heute zur Beschlussfassung ansteht, genauso die Verstärkung des Radwegenetzes und genauso, in die Zukunft gedacht, natürlich die Intervallverdichtung der S-Bahn, damit wir hier ebenfalls einen wesentlichen Meilenstein erreichen, der ja auch bedeutet, dass viele der Pendlerinnen und Pendler, die heute auf das Auto angewiesen sind, eine Alternative hätten, eine brauchbare Alternative zum Auto, weil das ja eigentlich das Einzige ist, was wir tun können, wenn wir einen Teil Wiens vom Autoverkehr entlasten wollen, nämlich Menschen Alternativen zu bieten. Vor diesem Hintergrund ist mir, ehrlich gesagt, der Anwurf in Zusammenhang mit der Klientelpolitik völlig schleierhaft. Worum es hier geht, ist, einen Maßnahmenmix zu forcieren und zwar gemeinsam zu forcieren. Und hier muss ich auch sagen, die Zusammenarbeit mit dem Bezirksvorsteher der Donaustadt und zwar mit Ihrem Vorgänger im gegenständlichen Fall, ist eine ausgezeichnete gewesen. Wir haben gemeinsam sämtliche Planungsdetails, die die Stadtstraße betreffen, diskutiert und vereinbart. Wir haben gemeinsam ein Bürgerbeteiligungsverfahren im gegenständlichen Fall vereinbart und umgesetzt, um hier sicherzustellen, dass diese Straße so gebaut wird, dass ihre nachteiligen Auswirkungen möglichst gering gehalten werden, weil selbstverständlich jede Straße sowohl positive Auswirkungen als auch nachteilige Auswirkungen hat, namentlich für diejenigen, die in unmittelbarer Nähe dieser Straße wohnen. Das hat etwas zu tun mit mehr Lärm, das hat etwas zu tun mit mehr Abgasen. Hier hat es seitens der Bevölkerung eine Vielzahl von Befürchtungen gegeben. Also mit einem sehr schönen Verfahren in diesem Zusammenhang haben wir eine Vielzahl von Maßnahmen vereinbart, Begleitmaßnahmen, um die nachteiligen Auswirkungen möglichst gering zu halten. Ich kenne niemanden hier im Haus, der in Abrede stellt, dass die Stadtstraße eine Berechtigung hat und doch benötigt wird, nicht zuletzt auch, um die Seestadt Aspern zu erschließen. Wie könnte es anders sein, wenn man einen ganz neuen Stadtteil baut, als dass man diesen in adäquater Art und Weise nicht nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern auch mit einer Straße erschließt. Die Debatte rund um die Umfahrung, den Tunnel durch den Nationalpark Lobau und die zusätzliche Donauquerung ist eine, die wir hier in diesem Haus seit vielen Jahren führen. Ihr Wiederaufleben schreibe ich ganz und gar dem Wahlkampf zu, denn Sie wissen, dass wir das hier nicht entscheiden. Also was diskutieren wir hier? Worüber reden wir? Die Umfahrung ist ein Bundesprojekt (Aufregung bei GR Mag Wolfgang Jung.) und der Tunnel durch den Nationalpark ist ebenfalls etwas, das nicht das Budget der Stadt Wien belasten wird. Es ist nicht etwas, das hier gewidmet werden muss. Also einmal mehr: Ob es kommt und wann es kommt, ist nicht etwas, das dieses Haus hier zu entscheiden hat. Insofern plädiere ich sehr dafür, dass wir uns auf das konzentrieren, was wir selber auch tatsächlich erreichen können (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Und uns wünschen!). Das, was wir tatsächlich erreichen können, ist, diese Straße, die Stadtstraße, die wir als Stadt Wien bauen können, so zu bauen, wie sie bestmöglich gebaut werden kann, um, wie gesagt, ihre nachteiligen Auswirkungen hintanzuhalten, die Intervalle der S-Bahn in den nächsten Jahren zu verdichten, und uns gemeinsam dafür einzusetzen, dass die erforderlichen Investitionen etwa in das Straßenbahnnetz getätigt werden, und uns auch gemeinsam dafür einzusetzen, dass das Radwegenetz mit allem Drum und Dran ausgebaut wird, was es bedeutet, denn, liebe Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, soweit ich mich erinnern kann, die meisten Radwegeprojekte, die nicht verwirklicht werden, werden nicht aus Geldmangel nicht verwirklicht, sondern sie werden deshalb nicht verwirklicht, weil es immer große Widerstände (Aufregung bei GR Dipl- Ing Roman Stiftner und GR Mag Wolfgang Jung.) gibt, sowohl auf Bezirksebene als auch von Ihnen, Kollege Stiftner, der hier allen Ernstes gemeinsam (GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Weil sie falsch sind!) mit Herrn GR Dworak mehr Geld für den Radwegeausbau fordert, während ich mich nicht einmal erinnern kann, dass Sie in fünf Jahren jemals auch nur einem Radwegprojekt zugestimmt hätten! Ich meine ... (GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Weil sie falsch sind!) Ja alle, wirklich alle, wirklich alle? Waren wirklich alle falsch geplant? Also das ist schon eine ordentlich billige Ausrede (Weitere Aufregung bei GR Mag Wolfgang Jung.), eine ordentlich billige Ausrede! Also um zur Stadtstraße zurückzukommen, weil ich noch einiges auch zur Mobilitätsagentur zu sagen habe, will ich abschließend festhalten: Diese Straße ist über weite Strecken gemeinsam mit der Bezirksvorstehung des 22. Bezirks geplant worden. Die Art und Weise, wie sie geplant ist, ist eine, zu der ich stehe, zumal es hier, wie gesagt, auch ein Beteiligungsverfahren gegeben hat und viele wesentliche Wünsche der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt wurden. Und zu dieser Vereinbarung, die es gab, wenn wir schon dabei sind, Vereinbarungen, die es gab, uns allen in Erinnerung zu rufen, gehörte auch, dass die Straße in dieser Dimension gebaut werden soll, um hier die notwendige Kanalisierung des Pendlerinnen- und Pendlerverkehrs zu erreichen. Aber dazu gehörte auch, dass Verkehrsberuhigungsprojekte der Ortskerne in der Donaustadt stattfinden, damit wir nämlich in einigen Jahren ab jetzt nicht mit einer Situation konfrontiert sind, wo nicht nur Verkehr auf der Stadtstraße unterwegs ist, sondern weiterhin unverändert auch in jedem Ortskern. Zur Verkehrsberuhigung der Ortskerne braucht es hier eine Vielzahl von Maßnahmen, auf die ich drängen werde und die ich hier auch einmahne, denn Klientelpolitik, Vorwürfe hin oder her, was wir alle nicht wollen, ist, dass die Donaustadt im Autoverkehr erstickt (BV Ernst Nevrivy: Wir ersticken jetzt schon!). Da sind wir noch mehr erstickt, lieber Herr Bezirksvorsteher. Denn die Donaustadt wächst, es gibt zusätzliche Bebauung, wie wir alle wissen, und die Maßnahmen, die Pendlerinnen und Pendler auf den öffentlichen Verkehr umleiten würden, brauchen auch einen bestimmten Zeithorizont, bis sie umgesetzt werden. Daher meine ich, dass es mäßig Sinn macht, mit diesem sehr wesentlichen Thema hier Wahlkampf schlagen zu wollen. Daher bin ich sehr dafür, dass wir alle an einem Strang ziehen. Und daher bin ich sehr dafür, dass wir umgehend damit beginnen, daran zu arbeiten, welche Maßnahmen es für die Verkehrsberuhigung der Ortskerne braucht, welche Maßnahmen es als Begleitmaßnahme für die Stadtstraße braucht und wie wir mit vereinten Kräften erreichen können, dass die notwendigen Investitionen in die Verdichtung der Intervalle der S-Bahn auch tatsächlich erreicht werden. Nun komme ich abschließend auf den Radverkehr zu sprechen. Nun finde ich es, wie gesagt, einmal mehr als recht aberwitzig, jahrelang jedes Radverkehrsprojekt abzulehnen und gleichzeitig zu beklagen, dass es zu wenig Geld, zu wenig finanzielle Mittel für den Ausbau der Radwege gäbe. Ich finde es aberwitzig, sich hierher zu stellen und die Radstraßen als Schnapsidee abzutun, während die eigene Bezirksvorsteherin vor einer Woche gerade eine eröffnet hat. Ich meine, ich weiß nicht, ob Sie in der ÖVP jemals untereinander reden, liebe Kolleginnen und Kollegen, aber ich würde empfehlen, dass Sie es ab und zu vielleicht auch tun. Ich finde es aberwitzig, nehmen wir ein anderes Beispiel, Sturm für Anwohnerparkplätze zu laufen, die es durchaus auch gibt und die auch ausgeweitet werden, während die Wirtschaftskammer dagegen Sturm läuft! Ich finde es, nein, ich glaube, ich brauche nicht weiter aufzulisten, wieviel - ja Verzeihung, ich sollte vielleicht sagen, der Wirtschaftsbund im gegenständlichen Fall, damit genau verstanden wird, wovon ich rede. Also die Art und Weise, wie die ÖVP mit verkehrspolitischen Fragen umgeht, ist ein eigenes Kapitel und wie weit man, wie gesagt, imstande ist, sich untereinander auszutauschen und vielleicht auch einmal so etwas wie eine halbwegs einheitliche Haltung zu haben. Ich kann nur für mich hier an dieser Stelle eines mehr in Erinnerung rufen, was ich hier öfters auch in der Fragestunde getan habe, aber auch weil es mir wichtig ist, dass es im Protokoll nicht unwidersprochen bleibt: Nun, den Bemühungen der letzten Jahre ist es zu verdanken, und zwar nicht den Bemühungen der Mobilitätsagentur allein, sondern den Bemühungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Magistrats und auch der Mobilitätsagentur und auch vieler Bezirke, die hier mitgewirkt haben, weil wir dürfen nicht vergessen, dass Radverkehrspolitik dezentralisierte Materie ist und dass eine Vielzahl der Projekte, von denen die Rede ist, genau genommen auf Bezirksebene entschieden und auch umgesetzt werden muss. Also den Bemühungen von sehr vielen Menschen ist es dankenswerterweise zu verdanken, dass wir innerhalb von wenigen Jahren den Radverkehrsanteil um so viele Prozentpunkte anheben konnten, wie es davor in nicht einmal zehn Jahren gelungen ist. Das heißt, wenn man sich bemüht, wenn man systematisch Anstrengungen unternimmt, wenn man investiert und wenn man wirbt, erreicht man auch tatsächlich, dass viel Bewegung in die Sache kommt. Sind wir am Ende der Fahnenstange? Nein, nicht einmal annähernd, wenn man sich andere Städte vergleichbarer Größe anschaut, die einen Radverkehrsanteil von 15 Prozent und von 20 Prozent haben. Und wenn wir uns die Frage stellen, was zu tun ist, damit auch wir diesen hohen Radverkehrsanteil erreichen, dann liegt es auf der Hand, dass wir weiterhin in Infrastruktur investieren müssen. Es liegt aber auch auf der Hand, dass wir weiterhin Sensibilisierungsarbeit leisten und eine Vielzahl von Maßnahmen im öffentlichen Raum brauchen, die auf die Wichtigkeit des Radfahrens und auch des Zufußgehens hinweisen, die dafür werben, die informieren und die einfach, wie gesagt, an verschiedenen Stellen in der Stadt Menschen ansprechen und für diese Idee gewinnen. Das hat nicht die Stadt Wien mit der Mobilitätsagentur erfunden. Wir sind eher Nachzieher in dieser Entwicklung. Ähnliche Agenturen haben viele europäische Städte und viele Städte im deutschsprachigen Raum. Wir sind daher mit diesem Weg absolut im Trend europäischer Städte. Wir sind mit den Beträgen, die hier investiert werden, ebenfalls absolut im Trend europäischer Städte. Und einmal mehr: Zusätzliche Radinfrastruktur scheitert nicht an einem Mangel an finanziellen Mitteln, sie scheitert immer wieder am politischen Willen, namentlich an Ihrem von der ÖVP und von der FPÖ, aber auch vielfach am politischen Willen auf der Bezirksebene (GR Mag Wolfgang Jung: In der Koalition!), sodass etliche Abschnitte des Hauptradwegenetzes bis heute aus Rücksicht vor den Einwänden, die es hier auf Bezirksebene gibt, nicht umgesetzt worden sind. Woher diese Einwände kommen, wissen Sie ganz genauso gut wie ich. Daher würde ich dafür plädieren, Sie können außerhalb dieses Hauses erzählen, was Sie wollen und wem Sie wollen, weil natürlich nicht jeder das Wissen hat, um zu beurteilen, worum es geht. Aber wenn wir hier untereinander reden, dann sollte man sich zumindest, wie gesagt, bemühen, auch halbwegs bei den Fakten zu bleiben! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Kollege Stiftner gemeldet. Bitte schön. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vizebürgermeisterin! Ich habe menschlich durchaus Verständnis, wenn man so unter Druck gerät wie Sie, dass man da offenbar einen Rundumschlag macht. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Aber bleiben wir bei der Wahrheit! Wenn Sie der ÖVP vorwerfen, abgesehen davon, dass wir keine mehrheitsbildende Funktion in diesem Haus haben, wir hätten Ihnen einen Radweg verhindert, so möchte ich Ihnen nur ein paar nennen, wo wir zugestimmt haben, zum Beispiel: 21., Hausfeldstraße, 4., Wiedner Hauptstraße, 10., Matzleinsdorfer Platz, 20., Stromstraße, 21., Brünner Straße. Ich glaube, das waren nur die letzten, die in den wenigen letzten Wochen zur Abstimmung angestanden sind und da haben wir überall unsere Zustimmung erteilt. (Aufregung bei GR Mag Rüdiger Maresch.) Und ich kann viele mehr aufzählen. Warum haben wir dort zugestimmt? Weil wir der Ansicht sind, in den Außenbezirken, wo ausreichend Platz ist, wo ausreichend auch Möglichkeiten da sind, den Raum zu gestalten, dort für den Radweg natürlich auch Platz sein muss. Wo wir dagegen sind, das sind Prestigeprojekte à la Ring-Rundradweg, den Sie nur bauen, damit Sie Ihrer Klientel etwas Gutes tun. Und das ist genau das Problem, das Sie haben, meine Damen und Herren, und das möchte ich auch eindeutig sagen. Das unterscheidet uns sehr fundamental. Wir stehen für eine umfassende Verkehrspolitik. Die mag nicht die Klientelpolitik der GRÜNEN sein, das ist ganz klar. Wir stehen für Wahlfreiheit in der Verkehrspolitik: Jeder kann und soll sich aussuchen können, mit welcher Modalität er zu welchem Zeitpunkt fährt. Und das ist etwas, was mit Demokratie und demokratischem Grundverständnis zu tun hat und mit Bürgerrechtsfreiheit! Wir können den Menschen nicht vorschreiben, wann sie zu welchem Punkt - denken Sie nur an Alleinerziehende, die hier einfach viele Notwendigkeiten haben. Die können nicht alles mit dem Fahrrad erledigen, da sind einfach Notwendigkeiten da. (Weitere Aufregung bei GR Mag Rüdiger Maresch) Deswegen ist das Auto auch ein Element, das mitzuberücksichtigen ist, nicht alleinig, aber auch zusätzlich! Und wir brauchen ... (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Darf ich bitten, wieder zu berichtigen. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (fortsetzend): Ich darf nur einfach noch zum Herrn Maresch berichtigen, der gemeint hat, es werden Autobahnen an die Stadtgrenze gebaut. Die Antwort heißt technisch: "Park-and-ride-Anlagen", ganz einfach. Bauen Sie die gemeinsam mit Niederösterreich (Heiterkeit bei GR Mag Rüdiger Maresch.), dann hätten wir auch die Möglichkeit, ins hochrangige Straßennetz einzusteigen! Wir brauchen keine Missionare, wir brauchen Infrastruktur und eine gescheite Verkehrspolitik! (Beifall bei der ÖVP. - Aufregung bei GR Mag Rüdiger Maresch.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung. Wer dem Antrag des Berichterstatters die Zustimmung erteilt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so beschlossen. Es gelangt nunmehr Postnummer 50 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft einen Vertragsabschluss mit der Mobilitätsagentur Wien GmbH. Es liegt keine Wortmeldung vor. Wer der Postnummer 50 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die Regierungsmehrheit und daher mehrstimmig so beschlossen. Es gelangt nunmehr Postnummer 47 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8119 im 18. Bezirk, KatG Neustift am Walde. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Valentin, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Erich Valentin: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung zur Postnummer 47. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Gemeinde... nein, Entschuldigung, Damen und ... nein. Bei der Vizebürgermeisterin hab ich noch ein bissel ein Problem in diesen Dingen. Verkehrsstadträtin, Planungsstadträtin, da könnte man natürlich das etwas besser formulieren. Aber es geht um die Flächenwidmung Friedhof Währing und der Beschluss des vorliegenden Planungsdokuments, meine Damen und Herren, ist eine Bankrotterklärung rot-grüner Stadtplanung! Hier wird nicht nur aus planerischer Sicht, sondern aus Sicht der Nachhaltigkeit Raubbau an Wiener Grund und Boden betrieben. Angesichts einer grünen Regierungsbeteiligung ist das meiner Meinung nach eine Widersprüchlichkeit an sich. Das sind die Fakten. Gegen den Willen der Bevölkerung soll ein Teil des Neustifter Friedhofs verbaut werden. (GR Franz Ekkamp: Falsch!) Dass es sich hier um einen planungspolitischen Willkürakt handelt, ist durch mehrere Fakten eindeutig belegt worden. (GR Franz Ekkamp: Falsch!) Die betreffende Fläche des Neustifter Friedhofs ist Teil des Biosphärenparks Wienerwald. Das Wiener Biosphärenparkgesetz aus 2006 regelt eindeutig den Umgang mit den zu erhaltenden Flächen. Die Ziele sind, wenn man die Anerkennung durch die UNESCO sieht, zu erlangen, dass biologische Vielfalt erhalten bleibt und der Schutz von Ökosystemen. Gesetzlich ist nämlich dezidiert festgelegt, dass bei einer Änderung der Flächenwidmung auf die Zielsetzung des Wiener Biosphärenparkgesetzes Bedacht zu nehmen ist. Das sieht der vorgelegte Entwurf, meine Damen und Herren, einfach nicht vor und widerspricht sogar dieser Zielsetzung. Hier hat eine vorgenommene Prüfung der relevanten Gesetzesbestimmung eindeutig ergeben, dass der Entwurf eben auf die Zielsetzungen und damit die geltende Gesetzeslage nicht hinreichend Bedacht nimmt. Umso unerklärlicher ist es uns, wenn auf Bezirksebene Rot-Grün dieser Verbauung bereits zugestimmt haben. Hier wird geltendes Recht extrem überdehnt ausgelegt, was fatal an die Wahlrechtsreform erinnert, die wir voraussichtlich am Freitag diskutieren werden. Nur in diesem Fall ziehen Rot und Grün an einem Strick. Das Tüpfelchen auf dem i ist aber auch noch die Behandlung der Petition gegen die Verbauung der Neustifter Friedhofsgründe. In der diesbezüglichen Sitzung des Petitionsausschusses haben es die roten und grünen Vertreter abgelehnt, zusätzliche Stellungnahmen von der Architektenkammer, der MA 22, der UNESCO, der Umweltanwaltschaft und auch des Verfassungsdienstes einzuholen. Diese Petition wurde von der Bürgerinitiative "Rettet den Neustifter Friedhof" eingebracht. Es ist praktisch die Bürgerinitiative nicht einmal zu Wort gekommen. Gleichzeitig wurde ein Antrag der SPÖ, diese Petition zu beschließen, von den GRÜNEN unterstützt. Damit wurde diese Petition gleich in die Rundablage befördert. So geht man mit der Demokratie, meine Damen und Herren, nicht um! (Beifall bei der ÖVP.) Übrig bleibt, dass die SPÖ und die GRÜNEN das Vorhaben gegen alle Widerstände aus der Bevölkerung durchboxen wollen. Es bleibt nur der Schluss, dass Schutz von wertvollem Grünland und eine gelebte BürgerInnenbeteiligung einfach der Agenda der rot-grünen Stadtregierung entgegenstehen. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass der Neustifter Friedhof der erste Wiener Umweltfriedhof ist. Neben Feuersalamandern, Springfröschen, Fledermäusen, Blindschleichen gibt es auch Europas größten Falter, das sogenannte Wiener Nachtpfauenauge, mit bis zu 14 cm Flügelspannweite. Ich habe das selbst gar nicht gewusst. Ich finde, das ist ein ganz toller Lebensraum für die Tiere. Übrigens erinnert diese Vorgangsweise sehr frappant an die Vorgangsweise beim Hörndlwald. Hier hat man ebenso die Petition, die von rund 7 000 Menschen aus Wien unterschrieben worden ist, einfach negiert. Man sieht, wie sich die Bilder gleichen. Anstatt, wie es selbst einer Bürgerbeteiligungsstadträtin anstehen würde, für eine breite Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung einzutreten, ist man hier Erfüllungsgehilfe der Mehrheitsfraktion, in der Hoffnung, weiter die Koalition durchführen zu können. Aber die GRÜNEN müssen sich selbst darüber im Klaren sein, dass sowohl der Koalitionspartner als auch die Wähler dieses Manöver durchschauen. Vor allem, dass die grüne Bürgerbeteiligungsstadträtin einfach drüberfährt, lässt uns sehr nachdenklich werden. Auf jeden Fall wird die grünpolitische Doppelmoral in dieser Legislaturperiode erkennbar, die darin besteht, auf der einen Seite als ökologisches Zünglein an der Waage in diese Koalition, aber ich könnte noch sagen, ökologisches Feigenblatt in diese Koalition, gegangen zu sein und auf der anderen Seite permanent Grünlandverbauungen selbst zu fordern, wenn nicht tatenlos zuzuschauen und zu akzeptieren. Hier wird diese Schizophrenie deutlich sichtbar. Es ist sicher keine Empfehlung für die Zukunft. Besser, meine Damen und Herren, wäre es gewesen, keine vollendeten Tatsachen beim Neustifter Friedhof zu schaffen, sondern in Abstimmung mit den Bürgerinnen und Bürgern eine entsprechende Lösung zu finden, um einen Kompromiss darzustellen. Kollege Taucher, Kollege BV Nevrivy, sie haben auch davon gesprochen, dass Politik ein Kompromiss ist. In diesem Sinne sehe ich keinen Kompromiss. Wir lehnen daher den vorliegenden Flächenwidmungsplan ab! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Noch einmal: Worum geht es bei diesem Geschäftsstück? Auf einer ehemaligen Friedhofsgärtnerei beim Neustifter Friedhof, die nicht mehr benötigt wird, stellt sich die Frage: Was sollen wir dort tun? Angesichts heftiger Diskussionen im 23. Bezirk, im 21. Bezirk, im 22. Bezirk, im 10. Bezirk, in sehr vielen Bezirken, wo wir auch argumentieren müssen, warum der soziale Wohnbau dort seinen Platz hat (GR Mag Wolfgang Jung: Jetzt habt ihr gerade die Watschen gekriegt!), steht diese rot-grüne Koalition dazu, dass es nicht Bezirke in Wien gibt, die sagen, wir wollen keinen sozialen Wohnbau mehr. (GR Mag Wolfgang Jung: Das sagt eh niemand! Aber nicht diesen!) Schauen wir uns an, wie die Bevölkerungsprognose ausschaut. (GR Mag Wolfgang Jung: Bezirksvertretungsbeschluss vorige Woche, Herr Kollege!) Schauen Sie sich an, wie im 22. Bezirk Zuwächse sind, wie im 23. Bezirk Zuwächse sind, wie in all diesen Bezirken Zuwächse sind. (GR Mag Wolfgang Jung: Da haben die ÖVP und die SPÖ dagegen gestimmt, Herr Kollege.) Es gibt einige wenige Bezirke, wo es kaum Bevölkerungszuwachs gibt. (GR Mag Wolfgang Jung: Sie wissen es genau!) - Sind Sie jetzt fertig? (GR Mag Wolfgang Jung: Haben Sie begriffen, was ich Ihnen gesagt habe! Sie waren die Einzigen!) Was Sie argumentieren werden, bin ich mit Sicherheit nicht. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf die Zwischenrufer bitten, wenn Sie etwas zu sagen haben, sich zu einer Wortmeldung zu melden. Das sieht die Geschäftsführung vor. GR Mag Christoph Chorherr (fortsetzend): Ich lege auch gar keinen Wert darauf, uns in einen sozusagen ideologischen Zusammenhang zu bringen. Ich kann nachvollziehen, dass Menschen dort aus verständlichen Gründen vor ihrer Haustür nichts wollen. (GR Mag Wolfgang Jung: Nicht 60 m!) Überall. Das sind dort 60 m. Das ist dort eine begrenzte Bauklasse II. Wir bauen 60 m in der Stadt. Wir stehen auch dazu, an einigen Standorten Hochhäuser zu bauen. Dort ist eine begrenzte Bauklasse II. Hier irrt der Kollege Dworak. Es hat nämlich im Dialog auch mit den Bürgern und im Dialog mit der Bezirksvertretung eine weitere Reduktion stattgefunden. Es wurde noch weiter von der Friedhofsmauer abgerückt. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Von Bauklasse I auf Bauklasse II, Herr Chorherr!) - Rechnen Sie nach! Ich will es jetzt nicht in Flächenwidmungsdetails skizzieren. Es ist genauso hoch, wie wenn man eine erweiterte Bauklasse I macht. Es wurde aus einer Reihe von Gründen, die ich mir jetzt aus Zeitgründen erspare, eine Bauklasse II mit einer begrenzten Höhe. Damit ist es genauso hoch, wie alles rundherum. In anderen Bezirksteilen stehen wir dazu mit schwierigeren Diskussionen mit Anrainern, dass wir Maßstabssprünge brauchen, weil wir, und ich wiederhole es noch einmal, eine Viertelmillion mehr Menschen wollen. Mit Verlaub, zu den ökologischen Krokodilstränen des Kollegen Dworak erspare ich mir zu sagen, ich glaube es ihm nicht. Ich sage es Ihnen nur faktisch: Mir ist es aus ökologischen Gründen 1 000 Mal lieber, wenn wir in der Stadt den sozialen Wohnbau bereitstellen können. Wir stehen dazu, auch im 13., auch im 19., auch im 18. Bezirk. Das sind keine Zonen, die vom sozialen Wohnbau ausgeschlossen werden. Wir sind froh und stolz im Sinne der Durchmischung, dass es auch möglich ist - schwer genug auf Grund der Grundstückspolitik -, dass ein geförderter, leistbarer Wohnbau in einer Gegend stattfindet, wo die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen rundherum eher über als unter 5 000 EUR pro Quadratmeter sind (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: So wie im Semmelweis- Areal!), das heißt, für 80 Prozent der Bevölkerung vollkommen unmöglich sind. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Herr Kollege, Eigentumswohnungen!) Ja, mitten dort ist sozialer Wohnbau möglich! Darauf, dass das in Wien möglich ist und auch gemacht wird, sollten wir stolz sein. Darum ist das nicht eine Vorratshaltung gegenüber der SPÖ, sondern aus tiefster Überzeugung finde ich es richtig, dass auch im 18. Bezirk sozialer Wohnbau für einfache Leute errichtet werden kann! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Wir sind gesprächsbereit. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass man in den Dialog geht. Darum ist dieses Projekt in der Höhe redimensioniert worden. Die unbebaubare Fläche ist ausgeweitet worden. Und der Abstand zur Friedhofsmauer ist erweitert worden. Wenn man gar nichts will, was ich für legitim halte - ich verstehe, wenn man es sich aussuchen kann und nur an seine eigene Lebensqualität denkt und einem das allgemeine Interesse wurscht ist -, dann wird man alles tun, dass dort nicht gebaut wird, und zwar wurscht, wo in Wien. Glauben Sie mir, nicht nur ich, viele von uns sind wöchentlich auf BürgerInnenversammlungen, wo viele, Gott sei Dank nicht alle und auch keine Mehrheit, sagen, sie wollen das alles nicht. Das kann ich nachvollziehen und verstehen. Dort gibt es dann mehr Menschen. Dort gibt es dann mehr Kinder. Kinder sind manchmal laut. Die Menschen, die dort wohnen, werden auch ein Auto haben und es wird einen Dialog um den Parkplatz geben. Aber das ist Stadt. Aufgabe der Politik ist es, nicht Individualinteresse zu unterstützen, sondern Allgemeininteresse zu artikulieren. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Das nutzen Sie dann im eigenen Interesse, Herr Chorherr!) Dieses Allgemeininteresse ist in diesem kleinen Fall, es geht um ein paar Dutzend Wohnungen im Bebauungsstil der rundherum liegenden. Der einzige große Unterschied ist die Preissituation. Da sind wir froh, dass wir einen Wohnfonds haben. Es wird auch in Zukunft Friedhofserweiterungsflächen geben. Lassen Sie mich das noch ganz kurz erklären. In dem Fall ist es keine Friedhofsfläche, sondern es ist eine ehemalige Gärtnerei. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Falsch, Herr Chorherr!) Was da auch immer insinuiert wird, stört mich. Nicht, dass man dagegen ist, stört mich. Mich stört, dass man bewusst mit falschen Argumenten kommt. Das war nie Friedhof. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Falsch! Lesen Sie den Akt!) Das war nie Friedhof! Das war eine Friedhofsgärtnerei. Und eine Friedhofsgärtnerei, die man nicht mehr braucht, kann man auch für den sozialen Wohnbau benutzen. Meine letzte Minute von den 13. Ich brauchte nämlich nur 12. Warum? Weil immer gesagt wird, Wien wächst, wir werden mehr Friedhöfe brauchen, da müssen wir doch diese Friedhofsflächen vorhalten. Nach langen Recherchen - darüber können Sie sich auch informieren - haben wir eine Entwicklung, anders als vor 30, 40 Jahren, dass nicht ein Grab gekauft wird und für viele Generationen vorgehalten wird, sondern Menschen gehen einerseits stärker in Feuerbestattungen und zweitens ist es einfach so, auf Grund eines Kulturwandels, dass man sich sozusagen als Nachfahre, als Erbe, als Kind, als Enkel, als Urenkel nicht automatisch verpflichtet fühlt, über Generationen ein Grab weiterzuhalten. Das heißt, Gräber - wie sage ich das jetzt? -, tief empfunden, auch mit Respekt, werden in kürzeren Abständen neu genutzt. Deswegen ist das Ausmaß an Friedhofsvorhaltflächen nicht in dem Ausmaß notwendig. Man muss sich die Frage stellen, wo wir einen Park machen, aber auch, wo wir einen Wohnbau machen. Zusammengefasst, ich bin stolz, in einer Stadt zu leben, die die Durchmischung ernst nimmt und nicht deswegen, weil einige unter scheinheiliger Vorschiebung ökologischer Argumente letztlich wollen, und ich sage es in der Derbe, weil ich es gehört habe, das Gesindel brauchen wir bei uns im Bezirk nicht. Ich bin froh, dass wir für, Zitat - ich distanziere mich davon - "das Gesindel" in allen Bezirken bauen, auch im 13., auch im 18. oder im 19. Das ist für mich eine gerechte Stadt Wien. Darum stimmen wir mit Überzeugung für dieses Geschäftsstück. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Bleiben Sie kurz da, Herr Chorherr! Es wäre wichtig. - Herr Chorherr, nur ganz kurz replizierend auf Sie: Sie haben zwei Sachen gesagt. Das Erste ist die Redimensionierung des Projektes. Ich kann Ihnen den Akt vom 30. Jänner 2014 zeigen. Was steht in diesem Akt? "Umgebung: Eine offene Bauweise in der Widmungskategorie Bauland/Wohngebiet in der Bauklasse I, beschränkt auf 7,5 m wird vorgeschlagen." - Jänner 2014. Was heißt grüne Redimensionierung? Am 2.9.2014 gibt es einen weiteren Akt, in dem dann steht: "in der Widmungskategorie Bauland/Wohngebiet in der Bauklasse II, beschränkt auf 9 m." Das heißt, eine Erweiterung der Kategorie von I auf II ist eine grüne Redimensionierung. Das ist einmal das Erste, was ich Ihnen dazu sagen will. Es ist eine vollkommene Falschaussage, die Sie hier getroffen haben. Ich bin überrascht. Entweder haben Sie den Akt nicht gelesen oder Sie wissen nicht genau, worum es dort geht. Das war das Erste. Das Zweite, was mir schon auch aufgefallen ist, ist die scheinheilige Vorschiebung ökologischer Argumente. Das unterstellen Sie jetzt wem, weiß ich nicht. Der ÖVP? Uns? Den Bürgern? Den Nachbarn? Wem man auch immer das unterstellen kann! Sie werden sich vielleicht erinnern können, dass im Jahr 2010 Frau StRin Ulli Sima dort einen Umweltfriedhof eröffnet hat, den ersten und einzigen Wiener Umweltfriedhof. Da steht drinnen, heute noch auf der Seite der Wiener Friedhöfe nachzulesen: "Der Erhalt der Artenvielfalt und der Rückzugsgebiete für seltene Tiere in der Stadt sind mir ein großes Anliegen. Es freut mich sehr, dass wir hier gemeinsam mit der Friedhöfe Wien GmbH viele Maßnahmen setzen konnten, um dazu beizutragen, dass sich auch das Nachtpfauenauge, die Blaumeise und viele andere Tiere dort wohlfühlen." Das hat StRin Sima zu dieser Situation gesagt. Schiebt sie auch ökologische Situationen vor oder hat sich seit 2010 irgendetwas Gravierendes geändert, Herr Chorherr? Herr Chorherr, wenn Sie sich das Aktenstück vom Jänner noch einmal anschauen, weil Sie gesagt haben, es geht nur um eine Gärtnerei, Herr Kollege ... - Einen Moment bitte, ich muss das erst finden. (GR Franz Ekkamp: Lassen Sie sich ruhig Zeit!) - Herr Ekkamp, kein Problem! - Gegebenheiten im Plangebiet, im Akt vom Jänner 2014 steht: "Bau- und Nutzungsbestand: Das Plangebiet ist geprägt durch die Anlage der Friedhofsgärtnerei des Neustifter Friedhofs mit Gärtnereiunterkunft, Folientunnel, Baumschule und Pflanzenanbaufläche. Im westlichen Teil befinden sich Grabanlagen." Nur eine Gärtnerei? (GR Franz Ekkamp: Im wesentlichen Teil?) - Im westlichen Teil. Westen. Das ist auf der anderen Seite. (GR Franz Ekkamp: Nein!) Im westlichen Teil des Gebietes, wo das ist. Schauen Sie sich den Akt an! Lesen Sie es sich einfach durch und gehen Sie mal vor Ort hinauf, Herr Ekkamp! Das sollten Sie sich wirklich einmal anschauen! 1905 wurde dieses Gebiet als Wald- und Wiesengürtel ausdrücklich für alle Zeiten vom Wiener Gemeinderat beschlossen und von Bgm Karl Lueger per Erlass festgelegt. Über 100 Jahre später macht eine rot-grüne Regierung ganz etwas anderes. Diese Stadtregierung will 7 500 m² dieses Friedhofareals, und die Gärtnerei ist Teil des Friedhofes, in Bauland umwidmen. Lustigerweise haben Sie schon vor der Umwidmung dieses Areal an den Wohnfonds Wien verkauft. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt! Ich weiß noch nicht, wer der Bauträger ist. Das werden wir dann am Ende des Tages noch erfahren. Ich bin auch neugierig, wer am Ende des Tages von dieser Pietätlosigkeit, die Sie heute durchziehen, finanziell profitieren wird. (GR Gerhard Kubik: Das heißt was?) - Das heißt, dass wir uns anschauen werden, wer dort der Bauträger ist. (GR Gerhard Kubik: Bauträgerwettbewerb!) So wie zum Beispiel am Semmelweis-Areal, wo die Firma at home sitzt und 49 Bonzenwohnungen baut. (GR Gerhard Kubik: Sozialer Wohnbau!) Um unter 700 EUR pro Quadratmeter haben Sie dort ein Filetstück aus Wien an rote Bonzen verscherbelt! (Beifall bei der FPÖ. - GR Gerhard Kubik: Bauträgerwettbewerb!) Schauen Sie sich bitte an, wer die Eigentümer von at home sind. (GR Gerhard Kubik: Den Akt lesen! Sozialer Wohnbau!) Das ist das nächste Stück, das Sie vor haben. Gemeinsam mit grüner Mittäterschaft wollen Sie dort einen Wohnbau am Friedhof machen. (GR Gerhard Kubik: Sozialer Wohnbau ist die Widmung!) Das wollen Sie. Zuerst haben Sie abgestritten, dass es eine Friedhofsgeschichte ist. Die GRÜNEN sagen, es ist eine Redimensionierung, die allerbeste Redimensionierung, die ich jemals kennen gelernt habe vom Herrn Chorherr, von Bauklasse I auf Bauklasse II. Grüne Redimensionierung nennt man so etwas. Aber wurscht. (GRin Barbara Novak: Ich werde es Ihnen dann gern erklären!) Auch im Entwurf des Flächenwidmungsplans steht noch eine Erweiterungsfläche auf 15 000 m². Wenn Sie sich dieses Plandokument anschauen, wie viele Grabreihen sind darin? Eins, zwei, drei, vier, fünf Grabreihen im Westen, mehrere Grabreihen im Osten und natürlich auch im Norden dieses Areals. Das ist das, was Sie heute beschließen wollen. Sie wollen es nicht zugeben. Sie wollen es einfach. (GR Gerhard Kubik: Für sozialen Wohnbau!) Für sozialen Wohnbau? (GR Franz Ekkamp: Nicht für Bonzen!) So wie im Semmelweis-Areal? 49 Bonzenwohnungen mit rotem Eigentümer der Bauträger? Genau das wollen Sie! Das wissen Sie auch ganz genau! Weiters ist natürlich klar, dass dieses Gebiet in einem der sieben Frischluftkorridore für Wien liegt. Wir wissen ganz genau, wie wichtig diese Frischluftkorridore sind, nämlich für gesunde Luft, die wir hier atmen dürfen. Gott sei Dank haben wir diese. Weiters entspricht dieses Gebiet auch dem Biosphärenparkgesetz. Wir sind dort in einer Entwicklungszone. Wenn man sich § 1 Abs 2 dieses Gesetzes anschaut, steht darin: "Der Biosphärenpark Wienerwald ist so zu errichten und zu erhalten, dass seine internationale Anerkennung durch die UNESCO erlangt und dauerhaft aufrechterhalten bleibt." Was steht in Z 2? "Er stellt ein Instrument zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und der nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen dar." Inwiefern ist das mit einem Bauprojekt vereinbar? (GR Gerhard Kubik: Für Menschen!) Das müssen Sie mir erklären! Biologische Vielfalt! Wenn Sie sich dann § 3 Abs 5 anschauen, steht darin, bei der Festsetzung und Abänderung der Flächenwidmungspläne ist § 1 Abs 2 zu berücksichtigen. Das ist aus meiner Sicht und auch aus der Sicht von BV Homole, der ein Gutachten eingeholt hat, rechtswidrig. Ich finde es nur schade, dass BV Homole heute nicht da ist. Aber er hat es beim Semmelweis-Areal auch nicht für notwendig befunden, sich für die Bezirksinteressen und seine Bürger einzusetzen. In Währung macht er sich wichtig und tut so, also ob er sich dafür einsetzen würde, aber die Mühe, dass er heute zu diesem Plandokument spricht, wie es übrigens BV Nevrivy gemacht hat, der gesagt hat, das war ihm wichtig und der sich für seine Bürgerinteressen eingesetzt hat, vermisse ich leider Gottes bei der ÖVP auch in diesem Bereich. (Beifall von GRin Uta Meyer und GR Dominik Nepp.) Aber schauen wir uns BV Homole an. Das ist ein lustiger Kerl, muss man sagen. Karl Homole hat nämlich am 12. August 2014 gesagt, das ist alles nur ein Sturm im Wasserglas, da geht es um nichts. Mittlerweile haben knapp 6 500 Leute unterschrieben. "Tatsächlich liegt gar kein offizieller Antrag vor, sodass mit einer Behandlung auf Bezirksebene erst mit Ende des Jahres zu rechnen ist.", sagt Karl Homole am 12. August 2014 in der "Bezirkszeitung". Lustigerweise schickt er am 18. August 2014 eine Einladung zum Bauausschuss aus. Sechs Tage später! Jetzt kann nur sein, dass für die ÖVP das Jahr schon am 18. August endet. Das ist natürlich möglich. Nachdem sie im Juli aus dem Winterschlaf aufwacht, endet das Jahr am 18. August schon wieder. Und am 11. September hatten wir schon das zweite Planstück mit der Bauklasse II, die grüne Redimensionierung, im Ausschuss, wo es mehrere Anträge dazu gegeben hat, übrigens auch einen der GRÜNEN zu diesem Thema, der nicht zugelassen wurde, und natürlich auch Anträge von den Freiheitlichen und der ÖVP. Wir haben dann versucht, in der Bezirksvertretungssitzung gemeinsam mit der ÖVP zu agieren. Die ÖVP hat leider Gottes einem gemeinsamen Antrag nicht zugestimmt. So groß ist das Bürgerinteresse von BV Homole, hier nicht die Kräfte zu bündeln. Es hat einen gemeinsamen rot-grünen Antrag mit einer Demonstration gegeben. Sie wissen es auch ganz genau, die Währinger sind wirklich alles, aber wenn man mit Währingern redet, kenne ich wirklich demonstrationsfreudigere Bürger als die Währinger. Das gibt es auf dieser Welt. Glauben Sie mir das! Der Währinger ist der Letzte, der auf die Straße geht, wenn ihm nicht alles gegen den Strich geht. Und das ist genau das, was hier oben passiert. Sie fahren über die Interessen von 6 500 Bürgern, die unterschrieben haben, drüber. Was am Ende des Tages herauskommt und wer daran verdient, werden wir dann sehen, weil ich muss leider Gottes davon ausgehen, dass Sie heute dieser Umwidmung auch zustimmen. Weiters hatten wir dann nach dem Beschluss in der Bezirksvertretung eine Sitzung im Petitionsausschuss, wo der Bezirksvorsteher ganz klar festgestellt hat, dass es sich hier um eine Rechtswidrigkeit handeln kann, womit sich schon die UNESCO befasst hat und sogar die Gefahr ist, dass der Biosphärenpark Wienerwald diese Bezeichnung nicht mehr tragen darf. Die UNESCO-Stelle in Wien befasst sich damit. Mit Paris wurde auch schon Kontakt aufgenommen. Das ist Ihnen alles wurscht! (GR Franz Ekkamp: Ein Wahnsinn!) Aber, Herr Ekkamp, wenn Sie sich nicht so fürchten würden, dann hätten Sie eine Möglichkeit gehabt. Es hätte die rot-grüne Stadtregierung zum Beispiel im Petitionsausschuss sagen können, wenn es schon Verdachtsfälle gibt, dann holen wir uns Stellungnahmen ein und prüfen, ob das wirklich alles in Ordnung ist. (GR Franz Ekkamp: Ich bin nicht im Petitionsausschuss!) Ich habe einen Antrag auf eine schriftliche Erläuterung des Petitionswerbers gestellt. Er wurde von Rot-Grün niedergestimmt. Wollen wir nicht! Dann habe ich um eine Erläuterung oder Stellungnahme der StRin Sima gebeten, inwiefern dieser Akt aus umwelttechnischen Gründen rechtskonform ist. Rot-Grün will keine Stellungnahme, ob es diese Rechtskonformität gibt. Weiterhin haben wir eine Stellungnahme der MA 22 über die Rechtskonformität dieses Aktes beantragt. Rot- Grün stimmt es nieder, will nicht wissen, ob es rechtskonform ist oder nicht. Weiterhin haben wir um eine Stellungnahme der Umweltanwältin gebeten. Rot-Grün stimmt es nieder, will nicht wissen, ob in Ordnung ist, was da passiert. Das ist Ihr Problem. Wenn Sie kein schlechtes Gewissen hätten, dann hätten Sie jederzeit diesen Akten zustimmen und sagen können: "Schauen wir uns das an. Peitschen wir es nicht durch. Fahren wir nicht über die Bürger drüber. Schauen wir, dass wir einen rechtskonformen Akt durchbringen." Aber Rot-Grün will nicht einmal wissen, ob es rechtskonform ist. Weiterhin haben wir noch gebeten, weil sich die UNESCO schon damit beschäftigt hat ... (GRin Barbara Novak: Nicht einmal Ihre eigenen Parteigenossen hören Ihnen zu!) - Macht nichts! Aber da sitzen schon ein paar! Frau Novak, ich schaue Sie an, weil ich weiß, dass Sie nach mir reden. Ich denke mir, es ist eine Sache der Höflichkeit, wenn Sie meine Nachrednerin sind, dass ich mich mit meinem Blick um Sie besonders kümmere. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Was wollte Rot-Grün auch nicht? Weil sich die UNESCO in irgendeiner Art und Weise mit dem Thema beschäftigt hat, haben wir im Petitionsausschuss gebeten, eine Stellungnahme von Herrn Grabherr von der UNESCO einzuholen. Rot-Grün will keine Stellungnahme haben. Sie sind hier über die Bürger in einem ganz massiven Ausmaß drübergefahren, sind bereit, weitere Bodenversiegelungen in Währing zu machen. Sie sind wahrscheinlich bereit für irgendeinen Bauträger, der am Ende des Tages wieder in rot-grünem oder rot-schwarzem Einflussbereich steht. (GR Franz Ekkamp: Nicht der Hypo!) Das, was Sie wirklich vorschieben, ist der soziale Wohnbau. Das ist das, was Sie machen. Aber wir werden uns das genau anschauen! Ich freue mich schon, in Zukunft dieses Projekt genau unter die Lupe nehmen zu können und 6 500 Bürger zu informieren, ob hier wieder in irgendeiner Art und Weise rote Pfründe verteilt wurden. - Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Novak. Ich erteile es ihr. GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Worüber reden wir, damit wir noch einmal genau wissen, was in diesem Akt steht? Ich glaube, wir werden noch ein paar Dinge aufklären können, die hier ein bisschen ins Reich der Märchen und Mären eingetreten sind. Wir reden von der Flächenwidmung und dem Bebauungsplan der ehemaligen Friedhofsgärtnerei, nicht des Friedhofes. (GR Mag Wolfgang Jung: Teile des Friedhofes!) Ich glaube, das ist die erste wichtige Feststellung, die man hier treffen muss, weil der Kollege Dworak immer vom Friedhof gesprochen hat, übrigens auch vom Friedhof Währing, was nicht ganz richtig ist. Es ist der Friedhof Neustift am Walde. Deshalb stehe ich hier auch als Döblingerin und nicht als Währingerin. Ich werde auch keine besonderen Schmankerln aus der Währinger Bezirksvertretung oder zum Herrn BV Homole sagen können. Das ist nicht ganz mein Bezirk. Aber als Döblingerin ist dieses Gebiet natürlich von großem Interesse, weil es halt eigentlich schon fast nach Döbling gehört, wenn man so will. Es ist natürlich Währinger Gebiet, aber die Einflugschneise kommt über Neustift doch sehr stark zum Zug. Wir haben sehr viel Infrastruktur, die, nehme ich an, dann auch von Neustift genutzt werden wird, insbesondere auch die soziale Infrastruktur, wie Kindergartenbetreuungseinrichtungen und Nahversorgung. Es steht im Übrigen auch im Akt, dass man es so einschätzt, dass dieses Gebiet betroffen sein wird. Deshalb stehe ich heute auch hier. Ein paar harte Worte sind hier gefallen, insbesondere von Seiten der ÖVP in Richtung Raubbau und sonstige gesetzliche Übertretungen beziehungsweise extrem überdehnt ausgelegte rechtliche Rahmenbedingungen, die vorgeworfen worden sind. Zu diesen möchte ich gerne ein paar Punkte sagen: Was wird hier wirklich vorgeschlagen, zu widmen und in den Bebauungsplan aufgenommen? Es geht darum, dass ein Siedlungsgebiet mit sozialem Wohnbau stattfinden soll. Die Widmung wird auch auf "Sozialen Wohnbau" lauten. Das ist aus dem Akt ganz klar hervorgegangen. Es ist übrigens eine Feststellung, die auch auf Grund dessen, dass es um einen Dialog und um ein gemeinsames Verfahren gegangen ist, dazugekommen ist. "Sozialer Wohnbau" in der Widmung heißt, dass verpflichtend auch ein Wettbewerb stattfinden muss. Die Wettbewerbsrichtlinien kennen Sie. So etwas findet in dieser Stadt laufend, jedes Jahr in ganz vielen Gebieten statt. Es wird auch von einem dementsprechenden Fachbeirat, wo sehr viele, insbesondere auch die Sozialpartnerinnen und Sozialpartner, Wirtschaftskammer, et cetera, eingebunden sind, dann über eine Jury in all der Diversität und Vielfältigkeit vergeben, die im sozialen Wohnbau Projekte einreichen kann. Ich finde es eigentlich eine ziemliche Frechheit, dass Sie herauskommen und präventiv sowohl dieses Gremium, das diesen Wettbewerb durchführt, als auch der Jury, und das sind Expertinnen und Experten, die dann dort die Vergabe machen werden, unterstellen, dass irgendetwas nicht rechtmäßig stattfinden wird und irgendwelche korrupten Dinge passieren sollen! (GR Mag Wolfgang Jung: Nur weil wir gesagt haben, wir werden es beobachten?) Das halte ich für eine unglaubliche Frechheit und möchte ich auch wirklich von den Damen und Herren, die dort tätig sind, ohne jemanden persönlich zu kennen, wegweisen! Ich glaube, das wird sicher nicht so stattfinden! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es geht um eine ortsüblich verträgliche Bauweise. Es geht vor allem, und das steht auch ganz klar im Akt, um eine ökologische Bauform. Das entspricht übrigens auch den Wohnbauförderungskriterien. Und es geht darum, dass die Gebäude, die dort errichtet werden sollen, sowohl in Gestaltung als auch Höhe nicht in der Nachbarschaft besonders auffällig ausschauen. Jetzt kommen wir zu dem Punkt, den der Kollege Guggenbichler nicht verstanden hat, nämlich, was Chorherr meint, wenn er von Redimensionalisierung spricht. Zuerst war die Bauklasse I mit 7,5 plus der Möglichkeit des Daches von 4,5, sind 12 m, vorgesehen. Ins Dach kriegt man ungefähr 2 Geschoße hinein. Das heißt, wir sind zuerst bei 12 m gewesen und haben jetzt Bauklasse II mit der Beschränkung auf 9 m. Zwischen 9 m und 12 m sind wie viele Meter Unterschied? 3 m. Das ist eine Redimensionalisierung, und das hat Kollege Chorherr gemeint. Es war mir eine Freude, Ihnen das kurz zu dolmetschen und zu übersetzen. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Sie kennen die zwei Akten aber auch! Bauklasse I und Bauklasse II! 7,5 m und 9 m!) - Wiederholen wir es noch einmal: Ich habe von einer ganz lieben Vizebürgermeisterin, die lange hier tätig war, gelernt, stetes Wiederholen sichert den Unterrichtsertrag. Also, Bauklasse I 7,5 plus 4,5 Dach sind 12. Bauklasse II mit der Beschränkung 9 m, so wie es im Akt steht, sind 9. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Das ist verbindlich!) Das steht im Akt, beschließen wir heute, 9 m. 12 und 9, 3 m Unterschied, Redimensionalisierung. - Er nickt. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Er hat es!) Er nickt. Ich habe es geschafft. Nach dem Dialog und den Stellungnahmen ist im Akt auch die Begrenzung zum Friedhof hin verändert. Mit fünf Metern ist es erweitert worden, dass das Friedhofsgelände eine Zwischenfläche findet. Im Übrigen ist im Akt auch klar festgelegt, weil ich das vorhin in einem Zwischenruf gehört habe, es werden zwei Drittel verbaut, nein, es werden zwei Drittel nicht verbaut, also Bebauungsfläche ein Drittel dieses Flächenplanes. Also, ein Drittel wird bebaut, zwei Drittel nicht. Noch eine Mär, die ich hier gerne aufkläre. Es geht darum, dass auch ökologische Bauformen vorkommen. Das habe ich schon gesagt. Das halte ich für ganz wichtig, auch im Sinne des Biosphärenparks. Jetzt komme ich zum Biosphärenpark und der Fragestellung, die hier diskutiert wurde: Passt das mit dem Biosphärenpark zusammen? Herr Guggenbichler, kennen Sie sich in Döbling zufällig ein bisschen aus, auch wenn Sie nicht von dort sind? Bei Döbling weiß ich es zufällig genau. Wie weit geht denn das Gebiet Biosphärenpark in das Döblinger Gebiet hinein, würden Sie schätzen? (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Ist das eine Quizfrage?) Es ist schon ein Quiz, weil ich es wissen will. Bis zur Obkirchergasse. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Sie wissen nicht einmal, dass Währing für diesen Beschluss zuständig ist!) Wissen Sie, wie weit das ist? Würde das alles dem Biosphärenparkgesetz nicht entsprechen, dürfte bis zur Obkirchergasse nichts mehr gebaut, verändert oder sonst irgendetwas gemacht werden. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Schade, dass kein zuständiger Währinger dabei ist, weil Sie sich nicht getraut haben!) Insofern kann das schon einmal nicht stimmen. Im Übrigen haben auch die zuständigen Magistratsabteilungen dazu Stellung genommen und ganz klar definiert, dass laut dem Biosphärenparkgesetz das Ziel definiert ist: "Ziel in den Entwicklungszonen ist es, modellhafte Nutzungsweisen zu entwickeln, die den Ansprüchen von Mensch und Natur gleichermaßen gerecht werden. In den Entwicklungszonen sind daher Maßnahmen zur ökologisch, ökonomisch und soziokulturell nachhaltigen Entwicklung und schonenden Nutzung zu entwickeln und zu fördern." - Also, Mensch und Natur gleichermaßen. Genau das wird mit diesem Flächenwidmungsplan dementsprechend umgesetzt. Also, um eine ortsverträgliche ökologisch lockere Bauweise geht es. Es geht darum, dass dort der geförderte Wohnbau auch umgesetzt wird. Leider habe ich auch sehr viele Diskussionen mitbekommen, die mir persönlich, muss ich ganz ehrlich sagen, als Sozialdemokratin besonders weh tun, wenn ich Debatten mit Gegnern dieses Projektes führe und man mir als Argument sagt, nicht der Salamander ist es, weil wenn es um den Salamander ginge, der im Übrigen ganz besonders von der MA 22 dort weiterhin geschützt wird und wo es viele Projekte gibt, würde ich es noch verstehen, aber nicht, wenn man mir dann sagt: "Diejenigen, die dort einziehen werden, passen nicht zu uns." (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Wer sagt, das haben wir jemals gesagt?) Aber diejenigen, von den Sie immer sagen, über die wir jetzt drüberfahren. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: 6 500 Leute glauben das nicht!) Ich sage nicht, 6 500 Leute. Aber dort sind auch Debatten genauso geführt worden. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Hat der Herr Janßen schon eine Wohnung im Sozialbau reserviert? Das wird die Frage sein! Wahrscheinlich bauen Sie für Herrn Janßen!) Glauben Sie, nur Sie reden mit Anrainerinnen und Anrainern? Ich rede auch mit Anrainerinnen und Anrainern. "Diejenigen passen nicht zu uns." "Es wird mir der Blick verbaut." "Da könnten Familien mit Kindern einziehen, die so laut sind." - Für solche Dinge habe ich kein Verständnis. Dann soll man hier ehrlich sagen, worum es geht: "Wir wollen keinen sozialen Wohnbau in der Gegend. Wir wollen unter uns bleiben." Das ist eine legitime Aussage. Das ist okay, aber das ist ganz klar nicht sozial. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Ich habe aber mit anderen Bürgern geredet! Das den Bürgern zu unterstellen, ist eine Frechheit!) - Das ist keine Frechheit! Das unterstelle ich nicht! (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Mir sagen die Bürger ganz andere Sachen!) Das ist genau das, was man mir dort auch gesagt hat! (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Nicht ich habe das gesagt, sondern das ist das, was die Bürger mir gesagt haben!) Nicht Sie! Ich habe nicht gesagt, dass Sie es gesagt haben! Aber Sie stellen sich hier hin und sagen, 6 500 Leute wollen nur wegen dem Salamander nicht, dass dort gebaut wird. Ich sage Ihnen, es geht nicht nur um den Salamander, es geht, glaube ich, auch um ein paar andere Sachen. Das kann man immer dann sehen ... (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Es geht vielen um Pietätlosigkeit!) - Aha, es geht um nichts anderes! Okay! (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Das ist nicht in Ordnung!) Dann frage ich mich, wo der große Aufschrei ist, wenn keine 100 m weiter ein Privater Luxusgebäude errichtet, wo 42 Bäume gefällt werden, 20 davon ohne Genehmigung. Da gab es keinen Aufschrei, weder von der ÖVP, weder vom Bezirksvorsteher noch von Ihnen. Das ist alles kein Problem, weil wenn 100 m weiter Lenikus und wie sie alle heißen, vollkommen wurscht, alle Privaten dieser Welt, ihre Luxusgebäude und Vorsorgewohnungen in Neustift bauen, sagen alle, das ist eh in Ordnung, das ist normal. Da regt sich keiner von Ihnen auf, überhaupt nicht! Aber geht es um einen sozialen Wohnbau in aller Verträglichkeit, gibt es immer ganz große Probleme! Das ist in Wahrheit das eigentliche Thema. Seien Sie so ehrlich, geben Sie es zu und sagen Sie es auch! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Also, noch einmal: Dort entstehen leistbare, sozial geförderte Wohnungen in lockerer, niedriger Bauweise mit maximal neun Metern, mit fünf Metern begrünter - und das steht alles im Akt und wird genauso beschlossen - Grenze zum Friedhof, mit einer Dachbegrünung und mit der Verpflichtung, dass nur ein Drittel bebaut werden darf. Das ist sozialdemokratische Wohnungspolitik, und das ist gut so! - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Jung. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Die Kollegin Novak und vorher vor allem der Kollege Chorherr - er macht wahrscheinlich gerade einen Pressedienst - haben allgemein über den sozialen Wohnbau in Wien gesprochen, haben gesagt, er muss verträglich sein, was klar ist, und er muss vor allem in allen Bezirken Wiens erfolgen können. Das hat aber, glaube ich, niemand hier im Haus bestritten. Das ist auch der Fall. Das war also ein Produzieren von heißer Luft. Aber wichtig ist, verträglich. Er hat auch meinen Bezirk angesprochen. Dort schaut es zur Zeit überhaupt nicht nach verträglich aus. Wir haben hier vor nicht allzu langer Zeit sogar einen Bezirksvorsteher gehabt, der frühzeitig aufgehört hat, weil im Bereich des Wohnbaus ein Versprechen des jetzigen SPÖ-Klubobmanns auf eine verträgliche Redimensionierung eines Baus nicht eingehalten wurde. Man baut in meinem Bezirk, ohne ausreichende Infrastruktur zu haben. Gerade das Projekt, von dem ich jetzt gesprochen habe, ist ein Musterbeispiel dafür. Der Bezirk erstickt im Verkehrschaos. Ich hätte es Ihnen gerne heute in der Früh gewünscht. Ich bin Gott sei Dank mit Öffis gefahren. Da brauche ich zwar eine dreiviertel Stunde länger, aber heute hätte ich mit dem Auto wesentlich länger gebraucht, weil nichts unternommen wird, um die Verkehrssituation im Raum der Wienerwald-Einfahrten zu verbessern, weil man nicht einmal dort, wo man jetzt den sozialen Wohnbau errichten will, am Stadtrand in der Kaltenleutgebener Straße, seit 10 Jahren in der Lage ist, die Straße so auszubessern, dass man schneller als mit 25 km/h durchfahren kann, ohne einen Achsbruch zu erleiden. Und ich wünsche Ihnen allen - Gott sei Dank wohne ich nicht direkt in dem Bereich -, jeden Tag in der Früh die Lastwagen in diese Löcher hineindonnern zu hören. Sie werden davon von den Bürgern aber eh noch zu hören kriegen. Wir haben jetzt aber auch ein zweites Projekt bei uns in Liesing laufen - das heißt, zur Zeit ist es wieder einmal etwas gestoppt -, hinter dem der Herr Kollege Chorherr ganz massiv her ist, nämlich den ganzen Bereich In der Wiesen. Zu diesem Projekt hat es am vergangenen Donnerstag eine Bezirksvertretungssitzung gegeben. Weil die GRÜNEN immer beanspruchen, es wäre eine so große Mehrheit dahinter - die SPÖ hat es auch geglaubt, hat sich aber mittlerweile eines Besseren belehren lassen -, in der Stellungnahme des Bezirkes, eingebracht von FPÖ, SPÖ und ÖVP, gegen den Willen der GRÜNEN, wurde genau dieses Monsterprojekt abgelehnt, meine Damen und Herren von den GRÜNEN! Ihre zwei Vertreter, oder drei sind es, glaube ich, sind alleine dort gesessen! Sie müssen langsam begreifen, dass die Bürger beginnen, sich zu wehren! Das tun sie wirklich. Sie haben dort auch demonstriert. Der Herr Kollege Chorherr ist da natürlich immer großzügig, man kann nicht auf Einzelne Rücksicht nehmen, und so weiter. Mittlerweile will er schon die Friedhöfe redimensionieren, um Platz für seine Bauten zu bekommen. Ich kann ihm nur sagen - er ist leider nicht da -, er hat schon ein sehr seltsames Verhältnis zu Pietät und Verstorbenen. Aber nicht nur er. Denn wenn ich mir das anschaue in Liesing, Sie haben es gestern auch in der "Kronen Zeitung" sehen können, ist man schon dabei, die Grabsteine von Friedhöfen, von den Leuten, die keine unmittelbaren Angehörigen haben, die sich wehren ... (Heiterkeit bei GR Siegi Lindenmayr.) - Sie können lachen, aber Sie können mir nicht sagen, Herr Kollege, dass es sehr pietätvoll ist, wenn Sie die Grabsteine von den Leuten, worauf die Namen, die Daten zu lesen sind, in den Liesingbach zur Renaturierung schmeißen! Sie sollten sich schämen, Herr Kollege, und nicht so dumm lachen! Das sage ich Ihnen! (Beifall bei der FPÖ.) Lachen Sie, die Bürger erfahren eh davon und die Bürger werden Ihnen die Antwort dafür geben! Wir haben in Liesing am vergangenen Donnerstag auch eine entsprechende Demo gehabt und die SPÖ hat sich auf den Standpunkt zurückgezogen, den wir die ganze Zeit vertreten haben. Die Bürger wissen allerdings, wer sie vertritt. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Gott sei Dank!) - Sie können es ruhig so machen, es nutzt nichts! Sie merken es selbst, und auch Ihr Bezirksvorsteher, der sich in die Richtung geäußert hat, ganz genau! Reden wir nach dem 11. Oktober, Frau Kollegin! Reden wir nach dem 11. Oktober! Wer weiß, ob Sie da noch hier sitzen! Das kann ich Ihnen sagen! Diesen Bürgern unterstellt der Kollege Chorherr, dass sie gegenüber anderen sagen: "Das Gesindel brauchen wir bei uns im Bezirk nicht!" - Das haben sie nicht gesagt! So verhalten sie sich nicht! So denkt vielleicht der Herr Kollege Chorherr! Die Bürger haben etwas anderes gesagt, nämlich, weg mit dem grünen Monster! Dem kann ich mich nur anschließen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Daher kommen wir zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. (GRin Mag Martina Wurzer: Der Herr Jung hat gerade die Hand gehoben.) Wir sind bei der Postnummer 47, Abstimmung. Ich darf noch einmal bitten, die Hand zu heben, wer für diesen Antrag ist. - Dachte ich es mir fast, die SPÖ und die GRÜNEN sind dafür. Damit ist er mehrheitlich angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 58 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Ermächtigung zum Abschluss eines Baurechtsvertrages bezüglich eines Grundstückes im 22. Bezirk, KatG Kaisermühlen. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. Ich erteile ihr das Wort. GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Damen und Herren Gemeinderäte! Liebe Zuhörer! Bei diesem Antrag handelt es sich wieder um ein klassisch typisches Beispiel, bei dem die Errichtung eines sogenannten Monsterbaus, hier in Form eines Kindertagesheims, nachträglich genehmigt werden soll. In der Donaustadt hat sich in den letzten Jahren ein bisschen diese Entwicklung eingeschlichen, entlang der Alten Donau sogenannte Monsterbauten oder Fremdkörper entstehen zu lassen. Ursprünglich war das Ganze ein Superädifikat mit einer eingeschränkten Bauhöhe, nämlich eingeschränkte Bauklasse I. Das ist ein Stockwerk mit einer Widmung auf Jausenstation, die dort zusätzlich genehmigt war, und einem Parkraum im Naherholungsgebiet der Alten Donau. Dieses Superädifikat wurde dann 2009 verkauft. Da hat es diese Children's House Einrichtungsverwertungs KG gekauft. Dann wurde in einer Anlasswidmung die eingeschränkte Bauklasse I auf eine Bauklasse I mit zwei Stockwerken umgewidmet, dieser architektonische, ich nenne es Monsterbau - für mich schaut er aus wie ein kleines Monster - errichtet und eröffnet. Jetzt soll im Nachhinein der entsprechende Baurechtsvertrag abgeschlossen werden, zumal die notwendige Verbücherung von 2001 bis 2014 vom Betreiber verschlafen wurde, die Fristen abgelaufen sind und Nachfristen eingeholt werden mussten. Aber nachträgliche Sanierungen von Kindertagesheimen scheinen in der Donaustadt an der Tagesordnung zu sein. Ich erinnere an die Vienna Kids Farm. Wir werden daher diese fragwürdige Vorgangsweise nicht unterstützen und dieses Poststück ablehnen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Man könnte einiges zu diesen Monsterbauten entlang der Alten Donau sagen. Wer diesen Bereich kennt, direkt neben der U-Bahn, auf der anderen Seite gibt es ein Bauwerk mit Bauklasse VI. Also, zwei Stockwerke für einen Kindergarten mit entsprechend großer Grünfläche sind durchaus adäquat für diese Gegend. Ich denke, dass es eine gescheite Widmung beziehungsweise ein gescheiter Akt ist. Deshalb ersuche ich um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 60 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Ermächtigung zum Abschluss eines Vertrages zum Ankauf einer Teilfläche eines Grundstückes im 22. Bezirk in der KatG Eßling. Ich bitte den Berichterstatter, abermals Herrn GR Kubik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Auch hier ersuche ich um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Walter. Ich erteile ihm das Wort. GR Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Geschätzte Damen und Herren! Bei der gegenständlichen Post geht es um einen Verkauf des Wohnfonds Wien an die MA 69. Und zwar sollen diese Grünflächen verkauft werden, für die Bereiche der östlichen Grünverbindung Richtung Lobau. Alles schön und gut. Nur, warum sind wir dagegen? Ich möchte es ganz kurz erklären: Käufer ist die MA 69 vom Wohnfonds. Der Gutachter der MA 69 hat sich selbst ausgestellt, dass der Verkaufspreis von 10 EUR pro Quadratmeter angemessen ist, was ich an sich schon eine interessante Geschichte finde. Dann stellt sich für mich die Frage: Wieso muss der Wohnfonds überhaupt verkaufen, wenn es ohnedies als Grünfläche gedacht ist? Weil in den Satzungen des Wohnfonds stehen eindeutig in § 5 "Zwecke und Aufgaben des Fonds", abgesehen von der Wohnhaussanierung, abgesehen von Erwerb von Grund und Boden, unter anderem in Punkt 2 die Bedürfnisse der Bevölkerung, die Einflüsse und Gestaltung der Umwelt und die Infrastruktur. Also frage ich mich, wieso man das verkaufen muss. Man hat sich dazu entschieden. Ich frage mich, warum man es nicht ausgeschrieben hat. Jetzt komme ich nämlich zu dem Punkt. Ein Gärtnerkollege hat dort vor Kurzem in der Nachbarschaft ein Grundstück gekauft und hat mindestens das Doppelte dafür bezahlt. Jetzt sage ich einmal, wenn man es ausgeschrieben hätte, traue ich mich zu behaupten, wir haben auch hier im Gemeinderat einen Kollegen, der Interesse gehabt hätte, diese dreieinhalb Hektar zu kaufen, um seinen Betrieb zu erweitern, weil es dort eigentlich Gärtnergebiet ist. Dann frage ich Sie: Warum haben sie das nicht gemacht? Ich würde sagen, Sie haben sich mindestens das Doppelte an Entgelt entgehen lassen, was man umgekehrt wieder für den sozialen Wohnbau, nämlich im Wohnfonds, hätte verwenden können. Das ist der Grund, warum wir dieser Transaktion sicher nicht zustimmen werden, zumal ich es, ganz ehrlich gesagt, für nicht rechtschaffen halte, wenn man sich das Grundstück, das man ankauft, selbst in-house-bewertet, weil das in Wahrheit eine Chuzpe ist! - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. - Bitte schön. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Vielleicht ein paar aufklärende Worte: Zum einen sollte man diesen Akt auch im Zusammenhang mit der Sachwertdotation an den Wohnfonds sehen. Es werden immer wieder Grundstücke in Millionenhöhe an den Wohnfonds übertragen und dann stellt sich heraus, dass Teile davon nicht für Wohnbau verwendet und wieder an die Stadt Wien zurückverkauft werden. Warum man das ausschreiben und einen teureren Preis erzielen soll, sehe ich nicht wirklich. Dass es einen interessierten Bauern gibt, der dort gern etwas anbauen würde, mag schon sein, ist okay, aber viel wichtiger ist es, glaube ich, in diesem Bereich die Aufforstung, die auch verpflichtend im Wohnfonds auferlegt wurde, umzusetzen, dass das wirklich ein grüner Bereich wird. Ich glaube, dass ein Verkauf an einen Bauern, um seinen Betrieb zu erweitern, falsch gewesen wäre. (GRin Ing Isabella Leeb: Das ist eine Glaubensfrage!) Dieser Akt ist richtig. Deshalb ersuche ich um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung. Die Debatte ist leider schon geschlossen, also kommen wir zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Zustimmung der FPÖ, der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 61 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Einräumung einer Option für den Verkauf von Teilflächen von Grundstücken im 22. Bezirk, KatG Aspern. Abermals bitte ich Herrn GR Kubik als Berichterstatter, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Auch hier ersuche ich um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Dr Wansch. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Dr Alfred Wansch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Bei dem gegenständlichen Geschäftsstück geht es um den Abschluss eines Optionsvertrages für ein Grundstück mit mehr als 100 000 m² Grundfläche. Und es geht um einen Optionsvertrag mit einem Vertragspartner, den wir nicht kennen. Wir geben diese riesige Liegenschaft, mehr als 100 000 m², in die Hände eines Vertragspartners, den wir letzten Endes zum jetzigen Zeitpunkt nicht wissen, an ein Konsortium von mehreren Kapitalgesellschaften, zum Beispiel Bank Austria, Real Invest Immobilien-Kapitalanlage GmbH oder die ARWAG und KALLCO. Hellhörig wird man, wenn man dann liest, dass eine in Wien einschlägig bekannte Gesellschaft mitmischt. Ich zitiere aus dem Vertragsentwurf: "unter nachfolgendem Beitritt von Mischek." Völlig ins Dunkle führt dann der Hinweis, ich zitiere weiter aus dem Vertrag: "unter nachfolgendem Beitritt von Mischek sowie eines weiteren noch namhaft zu machenden gemeinnützigen Bauträgers." Es bleibt also völlig offen, wer hier schlussendlich der Vertragspartner der Stadt Wien ist. Ich betone wieder, wir sprechen von mehr als 100 000 m² Grundfläche. Darüber hinaus sieht der Entwurf dann auch vor, dass die Vertragspartner ihre Rechte aus diesem von Rot-Grün geplanten Liegenschafts-Deal an wen auch immer weitergeben können. Jetzt kenne ich schon die Argumente von rot- grüner Seite, es geht ja um den sozialen Wohnbau. Ich zitiere, weil es seriös ist, zu zitieren und weil man dann natürlich auch vollständig zitiert: "Die Optionsnehmerin verpflichtet sich, mindestens 1 000 Wohneinheiten zu errichten und davon mindestens 90 Prozent gemäß der Wiener Wohnbauinitiative CALL 2011 oder gefördert gemäß WWSFG ..." Meine Damen und Herren, wir kommen der Sache näher, weil zumindest 100 Wohnungen bei diesem Immobilien- Deal sind im freifinanzierten Bereich angesiedelt, also eindeutig nicht im sozialen Wohnbau. Ich zitiere dann weiter das Wesen des Vertrages, wo formuliert ist, je mehr Quadratmeter möglich werden im Zuge einer Widmung, umso mehr gibt es dann natürlich auch an freifinanzierten Flächen. Ich stehe hier nicht an zu sagen, wir haben in den vergangenen fünf Jahren schon einiges an Gefälligkeitswidmungen erlebt und man kann in etwa erahnen, wie dieser Immobilien-Deal mit einem Teil an freifinanzierten Wohnungen, also nicht sozialem Wohnbau, zugeschneidert ist. Das Ganze ist eingepackt, würde ich jetzt einmal sagen, in ein Modell der SPÖ, den sozialen Wohnbau in Rechts- und Finanzkonstrukten mit den verschiedensten Unternehmen zu verschachteln. Es sind nicht immer nur Gemeinnützige darunter. Wie wir in der Zwischenzeit schon mehrfach erfahren mussten, sind nicht alle gemeinnützigen Gesellschaften gemeinnützig in dem Sinne, was wir darunter verstehen. Ich komme zu einem Zwischenergebnis, wo ich sage, die letzten Jahre haben uns den Abgesang der SPÖ auch im sozialen Wohnbau gezeigt. Dieser Abgesang ist begleitet von Grabsteinen. Einer dieser Grabsteine ist die sogenannte Wiener Wohnbauinitiative CALL 2011, die hier herangezogen werden soll. Das ist ein schönes Wort, Wiener Wohnbauinitiative CALL 2011. Man hat den Eindruck, dass an dieser Initiative offensichtlich mehr Marketingexperten als Experten für sozialen Wohnbau gearbeitet haben. Es wird jeder hier im Raum zugeben, dass dieses Modell gescheitert ist. Dieses gescheiterte Modell wird nun noch einmal verwendet, ich will nicht sagen, missbraucht, für eine Privatisierung von Gemeindegrund, eine Privatisierung an nicht einmal zur Gänze bekannte Kapitalgesellschaften. Es zergeht einem schon ein bisschen auf der Zunge, wenn man sich das anschaut beziehungsweise wenn man es ausspricht: Die SPÖ privatisiert Gemeindegrund an eine Bank Austria Real Invest Immobilien-Kapitalanlage GmbH, und das nennt man dann modernen sozialen Wohnbau à la SPÖ-Wien! Aber meine Hoffnung, meine Damen und Herren, dass diese derartige Privatisierung respektive dieser Liegenschafts-Deal noch verhindert werden kann und die SPÖ den gegenständlichen Antrag zurückzieht, hat neue Nahrung erhalten, und zwar aus zwei aktuellen Gründen: Erstens hat uns die Wiener SPÖ durch Bgm Häupl von ihrer Klubklausur ausrichten lassen, dass sie eine Novität bei den Wohnbaumodellen beschlossen hat, und weiter heißt es dann im Text dieser Pressemeldung, dass die SPÖ Gemeindebauten errichten wird. Meine Damen und Herren! Nachdem die FPÖ jahrelang gefordert hat, dass die Stadt Wien zur Deckung des dringenden Bedarfs an sozial leistbaren Wohnungen Gemeindebauten errichtet, und zwar ohne Wenn und Aber und ohne Zwischenschaltung von Bauträgergesellschaften oder diesfalls Immobilienkapitalgesellschaften, und nachdem diese jahrelangen Forderungen und Anträge von Rot und Grün abgelehnt wurden, sagt die SPÖ jetzt: Wir halten das auch für eine interessante Novität, denn auch wir glauben, dass man Gemeindebauten errichten muss! Dann überlegt man sich das Ganze aber und denkt sich: Das gibt es ja fast nicht! Nach fünf Jahren kommt die SPÖ zur Besinnung und zur Vernunft! Und man fragt sich: Ist es nur ein Zufall, dass das ein paar Monate vor der anstehenden Wahl geschieht? - Aber dann wird man im Hinblick auf seine Hoffnung eines Besseren belehrt, denn Bgm Häupl hat in seiner Aussendung auch gestanden, dass für den Bau der Gemeindewohnungen eine Gemeindewohnungs-Errichtungsgesellschaft gegründet wird. Meine Damen und Herren! Es ist eigentlich unglaublich, dass die SPÖ bei dem einfachen Modell des Baus von Gemeindewohnungen ohne Finanzierungsbeiträge mit leistbaren Mieten auf die Idee kommt, wieder eine Gesellschaft zwischenzuschalten! Diese Errichtungsgesellschaft wird dann wieder mehreren Gesellschaften gehören, und am Ende wird in den kommenden Legislaturperioden hier im Gemeinderat kein einziger Gemeinderat mehr überblicken, welche Transaktionen zwischen diesen Gesellschaften in diesem SPÖ-Gesellschaftskonstrukt laufen. Das ist also wieder das SPÖ- beziehungsweise Häupl-Modell des Verschachtelns und Verschleierns! Jedenfalls bestünde hier und heute für die SPÖ-Wien die Möglichkeit, die gegenständliche Aktion der Privatisierung von mehr als 100 000 m² Baugrund abzublasen und stattdessen die dringend nötigen Gemeindewohnungen zu errichten. Und wenn die SPÖ und Bgm Häupl irgendwann wieder einmal beim Wort genommen werden wollen, gibt es in Wirklichkeit keine andere Möglichkeit! Sie sehen also: Der erste Grund für meine Hoffnung ist nicht ganz aus der Luft gegriffen! Das sollte eigentlich schon ausreichen, aber es gibt, wie gesagt, noch einen zweiten Grund für meine Hoffnung: Vor einigen Tagen ist der Bericht des Stadtrechnungshofes zur Prüfung von Optionsverträgen erschienen, und dieser ist im Internet für jedermann zugänglich, also auch für Gemeinderäte der roten und grünen Fraktion. Meine Damen und Herren! In diesem Bericht wird in Wirklichkeit in der vornehmen Formulierung des Stadtrechnungshofes vernichtende Kritik an dem Geschäftsmodell von immer mehr Abschlüssen von Optionsverträgen mit langen Optionslaufzeiten und mit unklaren Vertragsbedingungen geübt. Man könnte sagen, dieser Bericht müsste eigentlich schon Anlass sein, dass man in Zukunft keine Optionsverträge mehr abschließt, aber auf keinen Fall Optionsverträge in der gegenständlichen Form. Ich zitiere jetzt kurz den Stadtrechnungshof, was er zum Wesen des Optionsvertrages sagt, denn ich glaube, wir sollten uns schon ein bisschen dessen bewusst sein, was da abgeschlossen wird. Wir schließen nämlich keinen Kaufvertrag ab. Es ist kein Modell, wonach die Wiener Stadtregierung sagt, dass konkrete Maßnahmen geplant sind und jetzt ein Kaufvertrag mit einem konkreten Partner abgeschlossen wird, sondern eine Option ist etwas ganz anderes. Ich zitiere: "Die Option ist ein Vertrag, in dem eine Partei" - in unserem Fall die Wohnbaukapitalgesellschaften - "das Recht erhält, ein inhaltlich vorausbestimmtes Schuldverhältnis in Gang zu setzen. Der Optionsberechtigte kann, muss aber sein Recht nicht ausüben." - Diese Einschränkung "muss aber nicht" wird in der Folge noch Bedeutung haben. Man sieht also, dass der Optionsberechtigte nach Abschluss des Vertrages weitgehende Rechte und eine ziemlich große rechtliche und faktische Macht besitzt. Der Liegenschaftseigentümer, in unserem Fall die Stadt Wien, kann während der Laufzeit in keiner Weise über die Liegenschaft disponieren, weil er während der Dauer der Optionslaufzeit abwarten muss, ob der Optionsbegünstige seine Option ausüben wird oder nicht. Der Stadtrechnungshof hat in diesem Zusammenhang nicht zu dieser gegenständlichen Option, aber zum Optionsgeschäftsmodell formuliert, dass das Hauptinteresse bezüglich des Abschlusses eines Kaufoptionsvertrages darin begründet ist, ein Ankaufsrecht für ein Grundstück zu erwerben und die Immobilie gegen Dritte abzusichern. - Behalten wir bei dieser Formulierung also in Erinnerung, dass es einerseits darum geht, etwas zu erwerben und nicht geschenkt zu bekommen, und dass es andererseits darum geht, die Immobilie gegen Dritte abzusichern. Es gibt nämlich für den Optionsgeber genau deshalb, weil es um die Absicherung gegen Dritte geht, zwei wesentliche Faktoren, die beim Eingehen einer derartigen Belastung sorgfältig und verantwortungsbewusst - wie man meinen würde - zu überlegen sind, und der Stadtrechnungshof nennt uns diese zwei zentralen Faktoren, nämlich erstens die Laufzeit und zweitens die Optionsprämie. Erstens zur Laufzeit: Der Stadtrechnungshof äußert sich in seinem Bericht kritisch zu langen Optionszeiten, und das ist nach allem, was wir bis jetzt gehört haben, ganz einfach nachvollziehbar, weil, wie gesagt, die Stadt Wien während der Laufzeit der Option das Schicksal der Liegenschaft und die Verfügung über diese ausschließlich in die Hände der Optionsberechtigten legt. Das sind in unserem gegenständlichen Fall Wohnbau-Kapitalgesellschaften und - ich sage es immer wieder - Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften, weil mir nicht ganz klar ist, welche große Rolle Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften im sozialen Wohnbau spielen sollen beziehungsweise können. Schauen wir uns jetzt einmal an, wie lange die Laufzeit ist: Sie beträgt nicht ein Jahr, nicht zwei Jahre, auch nicht fünf Jahre, meine Damen und Herren, und auch nicht zehn Jahre, sondern sie beträgt ganze elf Jahre! Und das ist angesichts des vorliegenden Stadtrechnungshofberichtes und angesichts der Logik des Geschäftsmodells, das dahintersteht, kaum nachzuvollziehen! Sie würden also, wenn Sie diesem Antrag zustimmen, mehr als 100 000 m² Baugrund in der Stadt Wien der Disposition der Wienerinnen und Wiener entziehen! Ich sage Ihnen jetzt in einfachen Worten, wie das ausschaut: Für die Wienerinnen und Wiener hat das eigentlich den Charakter einer Enteignung, und für die Wohnbau-Kapitalgesellschaften und die Immobilien- Kapitalanlagegesellschaften ist das eine Privatisierung von Grund der Stadt Wien an sie. Also könnte man sagen - und das sogar zu Recht -, wir haben die SPÖ und die GRÜNEN wieder einmal beim Privatisieren ertappt! Das Pikante an der ganzen Geschichte ist, dass diese Wohnbau-Kapitalgesellschaften und die Immobilien- Kapitalanlagegesellschaften dann nach 11 Jahren sagen können, danke, wir lassen die Option auslaufen, es gibt keine 1 000 Wohnungen, viel Glück, Stadt Wien! - Wie sagt man auf gut Wienerisch: "Baba und foi ned!" Wenn das also schon eine unglaubliche starke Stellung ist, und die Stadt Wien eigentlich überhaupt keine Sicherheit hat, dann prüfen wir dieses Geschäftsmodell, das da rund um den sozialen Wohnbau umgesetzt wird, einmal hinsichtlich eines zweiten Punktes und fragen: Wie viel zahlen denn diese Wohnbau-Kapitalgesellschaften und Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften für ein dermaßen starkes Recht, das man ihnen heute geben würde? Sind es tausende, zehntausende oder hunderttausende Euro? - Sie werden es schon, wenn Sie den Vertrag gelesen haben, ahnen: Es sind null Euro, meine Damen und Herren! Diese Rechtsstellung, die diesen Gesellschaften zum Nachteil der Wienerinnen und Wiener verschafft wird, wird mit null Euro entlohnt! Und damit sind wir wieder - Sie erinnern sich - bei der Entgeltlichkeit. Und auch darüber hat sich der Stadtrechnungshof in seinem Prüfbericht natürlich sehr kritisch geäußert, indem er sagt, dass es in keiner Form einer ordnungsgemäßen Gebarung entspricht, dass man derartige Rechte unentgeltlich an Wohnbau-Kapitalgesellschaften und Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften weitergibt Meine Damen und Herren! Wir Freiheitliche appellieren an Ihr Verantwortungsbewusstsein und Ihr - wie man zu sagen versucht ist - verbleibendes beziehungsweise verbliebenes soziales Herz insbesondere auch im Zusammenhang mit dem sozialen Wohnbau: Ziehen Sie diesen Antrag betreffend ein zweifelhaftes Immobilienverwertungskonstrukt zurück! Gehen Sie mit der FPÖ gemeinsam den Weg zum Neubau von Gemeindewohnungen ohne Wenn und Aber und ohne Zwischenschaltung von irgendwelchen verschachtelten Gesellschaften! Ich sage Ihnen: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Unser Souverän, die Wienerinnen und Wiener, werden sehr genau erkennen, wer auf ihrer Seite steht! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Danke schön. Ich mache zumindest einen Versuch der Aufklärung: Die juristischen Interpretationen des Kollegen Wansch sind uns ja auch aus anderen Fällen bekannt. Ich meine: Man sollte sich halt den Akt genau durchlesen und feststellen, was wirklich darin steht! Zum einen ist darin ein Preis genannt, nämlich 235 EUR pro Quadratmeter Wohnnutzfläche im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative CALL 2011 oder gefördert im Sinne des Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetzes, für sonstige Flächen 350 EUR pro Quadratmeter. - Das ist der eine Punkt. Zweitens steht im Akt auf Seite 2: "Das Optionsgebiet umfasst 102 409 m². Da derzeit hinsichtlich der optionsgegenständlichen Flächen Bausperre gemäß § 8 Abs 1 Bauordnung für Wien besteht, wird sich die genaue Lage und das genaue Ausmaß des Options- beziehungsweise künftigen Kaufgegenstandes" - es geht also nicht nur um Erwerb, sondern um Kauf - "erst auf Grund der, auf Kosten der Optionsnehmer, zu erstellenden Teilungspläne nach Vorliegen der rechtsgültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsbestimmungen ergeben. Auf Basis dieses Plandokuments" - man sieht also, es wird noch ein bisschen dauern - "wird auch die voraussichtliche Wohnnutzfläche errechnet werden und beträgt der Kaufpreis 235 EUR pro Quadratmeter Wohnnutzfläche." Das habe ich schon erwähnt. "Diese Berechnung stellt den Mindestkaufpreis dar, der bei Annahme der Option, sohin bei Kaufvertragsabschluss, fällig und zu bezahlen ist." Also noch einmal: Es ist von einem Kaufvertrag die Rede, nicht nur vom Erwerb. Ich zitiere weiter aus dem Akt: "Die tatsächlich erzielten Nutzflächen ergeben sich erst aus der Fertigstellungsanzeige. Es besteht daher eine vertragliche Nachzahlungsverpflichtung für im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative CALL 2011 oder gefördert im Sinne des Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetzes mehr errichtete Wohnnutzflächen in Höhe von 235 EUR pro Quadratmeter und für sonstige beziehungsweise außerhalb der Wiener Wohnbauinitiative CALL 2011 errichtete Nutzflächen in Höhe von 350 EUR pro Quadratmeter." Das ist also genau festgelegt. Es gibt derzeit eine Fläche, die optional einmal weitergegeben wird. Es ist zu entwickeln, es ist zu teilen, es ist zu widmen, dann wird man sehen, was gebaut wird, und dann ist zu bezahlen im Rahmen dieser Nachzahlungsverpflichtung. Ich meine, das ist nicht, wie gesagt wurde, ein Verschleudern und Enteignen von Grund und Boden, sondern es ist eine sinnvolle Ergänzung der Wohnbautätigkeit, dass man mit mehreren Bauträgern arbeitet - die durchaus gemischt, gefördert und auch freifinanziert, bauen können - und man diese Gegenstände immer zu einem normalen Preis später einmal, wenn alle anderen Grundlagen erstellt wurden, verkaufen kann. Auf die diversen sonstigen Unterstellungen wie etwa, dass es sich um Gefälligkeitswidmungen handle, gehe ich jetzt nicht ein. Etwas möchte ich aber schon noch sagen: Der Herr Bürgermeister hat in Rust immer von Gemeindewohnungen und nie vom Gemeindebau gesprochen. Man sollte halt aufpassen, was gesagt wird! Ich meine in Summe, dass dieser Akt sehr positiv ist, was auch für die Gegend sehr gut ist, und ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Zustimmung erfolgt von ÖVP, SPÖ und GRÜNEN. Der Antrag ist mehrstimmig angenommen. Es gelangt nun die Postnummer 68 zur Verhandlung. Sie betrifft eine Sachwertdotation durch die Stadt Wien gemäß § 3 Fondssatzung an den Wohnfonds Wien, Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung. Zu Wort ist niemand gemeldet. Das heißt, wir kommen sofort zur Abstimmung, wobei ich die Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Gemeinderatsmitglieder feststelle. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Es gelangt Postnummer 65 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Bardotation an die Wirtschaftsagentur Wien, Fonds der Stadt Wien. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Ekkamp, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zur Postnummer 65. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Leeb. Ich erteile ihr das Wort. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Herr Vorsitzender. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nur damit keine Fragen auftreten: Wir werden uns selbstverständlich diesem einstimmigen Beschluss auch hier anschließen. Ich darf aber die Gelegenheit nutzen und im Zusammenhang mit dieser Dotation der Wirtschaftsagentur einen Antrag einbringen, der mir persönlich wirklich sehr am Herzen liegt, und ich weiß mich da mit vielen, quer durch alle Fraktionen, eins. Dazu gibt es durchaus nicht einhellige Meinungen, auch wenn Herr Kollege Strobl jetzt grinst! Wie wir alle wissen und auch den Medien entnehmen können, werden unter ausgiebiger Bewerbung dieser Ereignisse in Wien in Kürze zwei Großveranstaltungen stattfinden, und das in zeitlicher Nähe. Die eine Veranstaltung ist der Song Contest, der sich mit allen Drumherum-Veranstaltungen über fast eine Woche ziehen wird, die andere Veranstaltung ist der Life Ball. Beide Events finden im Mai 2015, also in zeitlicher Nähe, statt, und beide Veranstaltungen werden Wien im Mai ins Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit rücken lassen und besonders viele - ich formuliere es einmal so - kaufkräftige und kaufwillige Touristinnen und Touristen nach Wien anziehen. In den vergangenen Monaten hat es schon eine sehr breite Diskussion darüber gegeben, wie Wien mit diesem Besucherzustrom umgeht, insbesondere auch im Hinblick auf sonntags geschlossene Geschäfte. Schauen wir uns einmal an, wie Wien damit umgeht! - Wir tun uns in diesem Zusammenhang extrem schwer, denn was in acht anderen Bundesländern problemlos möglich ist, nämlich Tourismuszonen zu leben, ist in Wien ein Thema, bei welchem für einige, wenn man es anspricht, die Welt zusammenbricht. Während anderenorts die Wichtigkeit dieses Themas einen Schulterschluss aller Beteiligten und Betroffenen bewirkt, ziehen in Wien viele der Beteiligten in vollkommen verschiedene Richtungen, schieben einander die Verantwortung dafür zu, wollen nicht entscheiden und hoffen, das Thema auszusitzen. Es scheint ein unangenehmes Thema zu sein. - Ich persönlich kann das nicht nachvollziehen, ich meine, das ist eigentlich ein sehr positives und schönes Thema. Und es ist ein Thema, das die Bevölkerung bewegt. Selbst die "Kronen Zeitung" hat in der vergangenen Woche diesem Thema breiten Platz geboten, und in seiner kleinen Kolumne hat Herr Nimmerwurscht - Sie werden ihn kennen - gemeint: "Die Sozialpartner verhandeln über eine Sonntagsöffnung währen des Song Contests im Mai. Mit einer Einigung wird dann im Juni gerechnet." - So ungefähr stellt sich also die Situation dar. Für den Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner gab es allerdings auch schon in den vergangenen Jahren immer wieder Anlass genug, über eine generelle Sonntagsöffnung nachzudenken. - So weit wollen wir es jetzt ja gar nicht treiben! - Er meint nämlich, das wäre für die Touristen vor allem in der Innenstadt besonders attraktiv. Er glaubt, eine Sonntagsöffnung würde auch mehr Umsätze bringen. - So weit Herr Kettner. Das ist jedoch vergebliche Liebesmüh', denn seine Stadträtin, die Vizebürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin - das möchte ich schon betonen -, meint, eine grundsätzliche Öffnung am Sonntag sei nicht geplant, es gebe keinen Grund für eine Sonntagsöffnung! Über 13,5 Millionen Gästenächtigungen allein im Jahr 2014 sind kein Grund für Frau Brauner! 150 000 Arbeitslose sind kein Grund für Frau Brauner! Düstere Wirtschaftsprognosen und die damit verbundene Notwendigkeit, einnahmewirksame und wirtschaftsfördernde Maßnahmen zu setzen, sind kein Grund für Frau Brauner! Und der Wunsch einer wirklich überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung ist natürlich für Frau Brauner auch kein Grund! (Beifall bei der ÖVP.) Ja. Wir sprechen von Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner und nicht von der ÖGB-Vorsitzenden Renate Brauner, wobei ich mittlerweile nicht einmal von der Gewerkschaft verstehe, warum man sich dort so dagegen wehrt, denn die Gewerkschaft sollte doch bestrebt sein, so viele Menschen wie möglich in Arbeit zu bringen, anstatt sie von der Arbeit abzuhalten und die Arbeitslosigkeit zu verwalten. Nicht einmal Tourismuszonen will Frau Brauner. - Ich zitiere aus einem "Kurier"-Interview: "‚Tourismuszonen funktionieren vielleicht in kleinen Tourismusgemeinden, in einer Stadt wie Wien aber eher nicht.' Denn touristisch sei ganz Wien interessant, ist Brauner überzeugt: ‚Da hätten wir einige Definitionsschwierigkeiten.' Brauner sieht sich dabei nicht alleine in ihrer Überzeugung: ‚Nicht nur die Gewerkschaft wehrt sich massiv gegen Öffnung am Sonntag, sondern auch viele kleinere und mittlere Unternehmer.'" Das grenzt ja fast an Hohn! Wenn sich Frau Brauner jetzt als Schutzmantelmadonna der kleinen und mittleren Unternehmen aufspielt, dann kann ich wirklich nur sagen: Das grenzt an Hohn! Dabei geht es um jene, mit denen man nicht besonders pfleglich umgeht, etwa jene Unternehmer in Wien, die zum Beispiel bei der Mariahilfer Straße nicht einmal gefragt wurden, was sie zu dem Thema sagen. Das sind jene Bürger zweiter Klasse, die auf Bezirksebene immer den Kürzeren ziehen. (Beifall bei der ÖVP.) Der Bürgermeister agiert da schon ein bisserl schlauer: Am 16.9.2014 äußerte er sich im Zusammenhang mit der Frage der Sonntagsöffnung wie folgt: "Prinzipiell habe er gegen diese Tourismuszonen nichts einzuwenden. Als Bedingung nannte er aber erneut eine Einigung der Sozialpartner. ‚Sobald diese vorliegt, werde ich mich nicht nur nicht dagegen verwehren, sondern ich halte es für gut.'" - Hört, hört! Ich berichte weiter, was der Bürgermeister sagte: "Den Sozialpartnervorschlag brauche es insofern, als das am Sonntag arbeitende Personal ordentlich bezahlt werden müsse." - Na, no na! Außerdem braucht es keine zusätzliche Sozialpartnereinigung, weil wir diese schon haben. Es gibt einen gültigen Kollektivvertrag, in dem das geregelt ist. Sagen Sie nicht Nein! Was wir brauchen, ist der Wille des Bürgermeisters, Tourismuszonen per Verordnung für den Monat Mai zu verhängen. Und deswegen stellen wir heute folgenden Antrag: "Der Wiener Gemeinderat appelliert an den Herrn Landeshauptmann von Wien, in diesem Sinn mittels Verordnung nach dem Öffnungszeitengesetz 2003 die entsprechenden rechtlichen Voraussetzungen für die Verhängung der Tourismuszonen zu schaffen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der ÖVP.) Ich will sofortige Abstimmung und nicht eine Zuweisung, denn die Beerdigung erster Klasse im Ausschuss können wir uns im Hinblick auf die knappe Zeit, die uns bis Mai noch bleibt, wirklich nicht leisten! Deswegen mein Appell an den Herrn Bürgermeister, obwohl er jetzt nicht da ist: Herr Bürgermeister! Begreifen Sie Tourismuszonen endlich als Chance und nicht als Bedrohung, und geben Sie die Geschäfte frei! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist nunmehr Frau GRin Teiber. Ich erteile es ihr. GRin Barbara Teiber, MA (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrter Berichterstatter! Werte Kollegen und Kolleginnen des Gemeinderates! Der jetzt eingebrachte Antrag der ÖVP zur Sonntagsöffnung an Wochenenden rund um den Song Contest und den Life Ball lässt einen wirklich nur mit Verwunderung und Erstaunen zurück! Ich hoffe, ich kann Ihnen in den nächsten Minuten ganz kurz erklären, warum. (Zwischenruf von GR Mag Alexander Neuhuber.) Ja, ich glaube, da sollten auch Sie gut aufpassen! Wenn Sie von der ÖVP jetzt wirklich wollen, dass tausende Handelsangestellte, die das selber nicht wollen, am Sonntag arbeiten sollen ... (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Einmal zuhören, abwarten, wie der Satz zu Ende geht! Es wäre vielleicht in Anbetracht dessen, was ich soeben gesagt habe, vielleicht gescheiter, einmal mit Ihren eigenen Parteifreunden in der Wiener Wirtschaftskammer, Sparte Handel, zu reden, als hier einen Antrag an den Bürgermeister zu stellen. Warum? - Bis jetzt ist die Wiener Wirtschaftskammer und insbesondere die Sparte Handel, die das ja auch betrifft, weil die ihre Geschäfte aufsperren müssten - denn niemanden anderen betrifft es direkt -, weder an uns, nämlich an die GPA-djp als zuständige Gewerkschaft herangetreten, denn das müsste ich wissen, weil ich dort Geschäftsführerin bin, noch an VBgmin Brauner als Wirtschafts- und Tourismusstadträtin noch an den Bürgermeister. Es hat bis jetzt keine Gespräche und keine Gesprächseinladungen gegeben. Sie haben viel zitiert, und ich möchte Ihnen zur Verdeutlichung des Gesagten jetzt auch ganz kurz etwas zitieren, nämlich eine APA-Aussendung vom letzten Freitag: "‚Ob diese - gemeint sind Sonderregelungen rund um den Song Contest - kommen werden, ist jedoch äußerst fraglich. Denn derzeit gibt es dazu noch keine Termine mit den Arbeitnehmervertretern', berichtete der Obmann der Sparte Handel, Erwin Pellet, im APA-Gespräch." - Letzterer ist ein Kollege von Ihnen! Und es geht weiter mit einem wörtlichen Zitat: "‚Es wird sich nach meinem Bauchgefühl wohl nicht mehr ausgehen', zeigte sich der Handelsvertreter skeptisch. Gleichzeitig stellte er allerdings auch die Sinnhaftigkeit in Frage: Der Handel werde wohl mit den bestehenden Regelungen auskommen, mutmaßte er: ‚Die Sonntagsöffnung bei der EURO hat es auch nicht wirklich gebracht.'" Ich glaube, Sie haben dazu einmal selbst einige Hausaufgaben zu erledigen! Das ist sozusagen der springende Punkt. Und ich glaube, jetzt ist auch allen unser Erstaunen - auch Ihnen, liebe ÖVP, und auch Frau Abg Leeb! - über diesen vorliegenden Antrag verständlich. Wenn nämlich Ihre eigenen Parteikollegen und -kolleginnen im Handel anscheinend weder auf Arbeitnehmer- noch auf Arbeitgeberseite die Sonntagsöffnung wirklich wollen, dann sollten Sie vielleicht, bevor Sie einen solchen Antrag stellen, vielleicht einmal mit den Betroffenen der Sonntagsöffnung und Sonntagsarbeit auch in Ihren eigenen Reihen sprechen! Und wenn der Wirtschaftskammerpräsident von Wien, Herr Ruck, anscheinend in manchen Zeitungen zu diesem Thema inseriert, wäre es vielleicht doch gescheiter, auch dieses Geld zu sparen und sich einmal mit den eigenen Leuten auseinanderzusetzen und sich auch die Meinung der direkt Betroffenen anzuhören. Wie gesagt, noch einmal: Bis jetzt hat es keine Einladung zu Gesprächen gegeben. Das sage ich jetzt wirklich auch als Gewerkschafterin: Wir haben viele Mitglieder im Handel, das werden ja wohl nicht wir veranlassen! - Irgendwie verstehe ich das jedenfalls nicht ganz. Ganz generell: Die Wiener Stadtregierung und allen voran Bgm Häupl haben für eine etwaige Regelung - das wissen auch alle - immer betont, dass es als Voraussetzung für eine solche Lösung eine Sozialpartnerübereinkunft geben muss. Abschließend möchte ich mich wirklich auch für diese Haltung des Bürgermeisters von Wien bedanken, denn diese Haltung ist Gott sei Dank eine andere als jene anderer Landeshauptleute. - Ich hoffe, nach dem Gesagten ist Ihnen klar, dass die SPÖ diesen vorliegenden Antrag nur ablehnen kann. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Das heißt, wir kommen zur Abstimmung über diese Postnummer. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist einstimmig angenommen. Außerdem kommen wir zur Abstimmung über den eingebrachten Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP betreffend Offenhalten der Geschäfte in Wien an den Wochenenden rund um die Großveranstaltungen Eurovision Song Contest und Life Ball. Wer diesem Beschlussantrag seine Zustimmung geben will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die Zustimmung der ÖVP. Der Antrag bleibt daher in der Minderheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 6 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Bericht über die Behandlung der im Jahr 2014 abgeschlossenen Petitionen. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag Ramskogler, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag Sonja Ramskogler: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Ich bitte betreffend den Jahresbericht 2014 des Petitionsausschusses um Ihre Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist die Frau GRin Mag Holdhaus. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag Karin Holdhaus (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Herr Vorsitzender. - Guten Tag, Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die detaillierte Erfolgsbilanz zum Jahresbericht darf ich Ihnen, Frau Ausschussvorsitzende, überlassen. Ich möchte nur zwei Zahlen hervorstreichen, weil sie mir wirklich wichtig sind, nämlich einen Vergleich zwischen der Zahl der Petitionen, die im ersten Jahr dieses Rechts eingelangt sind, und der Zahl des Jahrs 2014: Wenn ich es richtig gelesen habe, dann waren es 2013 knapp 50, also genau 49, und 2014 waren es 20. - Es zeigt sich also eine deutliche Abnahme der Petitionen, und würde man jetzt sozusagen den Heiligen Mercer fragen, dann würde er sagen: Wunderbar! Das ist der Beweis dafür, dass in Wien alles richtig gemacht wird und dass die Wienerinnen und Wiener glücklich und zufrieden sind. Der etwas kritischere und realistischere Betrachter wird überlegen und feststellen, dass der Grund möglicherweise darin liegt, dass Soll und Ist zu weit auseinander klaffen. - Ich meine das jetzt wirklich ernst und nicht zynisch: Ich wäre traurig, wenn die Bevölkerung von dem an sich wirklich guten Instrument, nämlich dem Recht, eine Petition einzubringen, zunehmend nicht mehr Gebrauch machen würde, weil möglicherweise in diesem Zusammenhang eine zu hohe Erwartungshaltung auf die politische Realität trifft. Als Mitglied des Petitionsausschusses werde ich diesbezüglich auch immer wieder angesprochen. Die Leute sagen: Wir sind enttäuscht, eigentlich ist all das sinnlos. Wir mühen uns ab - und es ist nun einmal harte Arbeit, 500 Unterschriften zu sammeln -, wir wenden unsere Freizeit für ein Anliegen auf, das wir über unsere persönlichen und privaten Interessen hinaus haben, um dann letztlich ein Schreiben zu erhalten, in dem wohl begründet erklärt wird, warum das nicht geht oder keinen Sinn macht. Es steht also sozusagen der Output mit dem Input in keiner Relation. Und ich verstehe, wenn es in diesem Zusammenhang Enttäuschung und Frustration bei den Wienerinnen und Wienern gibt. Ich finde das - wie gesagt - sehr schade! Es geht jetzt darum, diese Kluft zu reduzieren, um quasi den Gebrauch des Petitionsrechtes auch weiterhin aufrechtzuerhalten. Ich meine nämlich, dass das wirklich ein wichtiges Instrument für den Bürger ist, seine Stimme abzugeben und für lokale Interessen oder Interessen einer Minderheit einzutreten. Ich sage nicht, dass das leicht ist. Es ist natürlich schwierig, vor allem, wenn man es zum Beispiel so wie die FPÖ machen will, die jeden Petenten einladen beziehungsweise gleich 27 Stellungnahmen und Meinungen einholen will, wenn die Sachlage eindeutig ist und es eigentlich ohnehin keinen Sinn macht. Was dem einen zu viel ist - Rot-Grün beschreitet hier eher einen sehr restriktiven Weg, nämlich so wenig Bürgerbeteiligung wie möglich -, ist dem anderen zu wenig: Blau fährt hier eher den Populismuszug, weckt damit falsche Hoffnungen und trägt so auch weiter dazu bei, dass die Frustration hinsichtlich dieses Petitionsrechts bei der Bevölkerung steigt. Wir von der ÖVP bemühen uns, wirklich sachlich auf der Seite des Petenten oder der Petentin zu stehen, ohne falsche Hoffnungen und Erwartungen zu wecken, aber auch zu hinterfragen, inwieweit der Wunsch einer Initiative seinen Platz hat, auch wenn er nicht die Mehrheit darstellt oder gerade weil er von einer Minderheit kommt. Gutes Stichwort: Bei Bürgerbeteiligung, werte Kolleginnen und Kollegen von den GRÜNEN, geht es nicht darum, den Bürger zu beschäftigen, sondern es geht darum, den Bürger zu beteiligen. Das bedeutet, mitgestalten zu können. Und deswegen gibt es in diesem Zusammenhang nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir Politiker versuchen, den Erwartungen der Wienerinnen und Wienern näher zu kommen: Das würde eine Nivellierung nach oben bedeuten. Oder wir machen es zum Beispiel wie in der aktuellen Bildungspolitik und betreiben eine Nivellierung nach unten. Ich wiederhole mich: Wir sind dazu gewählt, für die Wienerinnen und Wiener zu arbeiten, anstatt über sie drüberzufahren oder gar gegen sie oder gegen ihre Interessen zu handeln. Ich erinnere mich da an die Diskussion im letzten Jahr. Damals hat es geheißen: "Wünsch dir was!", das gibt es nicht. - Ich richte mich jetzt genau an Kollegen Niedermühlbichler und an Frau Kickert. Und wenn das wieder jemand in diesem Hause sagt, dann kann ich nur sagen: Selbstverständlich gibt es "Wünsch dir was!" - Das muss für die Wienerin und den Wiener möglich sein. Und ich lade Sie alle ein, etwas demütiger gegenüber diesem Amt zu sein. Das Petitionsrecht ist echte Bürgerbeteiligung im ursprünglichen Sinn (Beifall bei der ÖVP.) Insofern wiederhole ich meinen letztjährigen Apell: Geben Sie sich einen Ruck! Es ist noch viel Potenzial im Petitionsrecht und im Ablauf des Petitionsausschusses in Richtung Ernstnehmen von Bürgerinteressen und der Opposition mehr Möglichkeiten einzuräumen, um letztlich eine Entscheidung mitzubeeinflussen und dann auch mittragen zu können. Schließen wir die Lücke zwischen Soll und Ist! Dennoch war die Novellierung ein guter Schritt in die richtige Richtung. Der nächste Schritt ist jetzt notwendig, und ich würde mir wünschen, dass wir doch noch einen konstruktiven und ernst gemeinten Dialog schaffen, um diese Kluft zwischen Erwartungshaltung und dem Umgang mit den Petenten und den Petitionen zu schließen. Ich würde mir das für die Wiener und Wienerinnen wünschen! Ich bedanke mich namens des ÖVP-Klubs für die sachliche und korrekte Ausschussführung bei Ihnen, Frau StRin Frauenberger, und bei Ihnen, Frau Kollegin Ramskogler, sowie bei der MA 26 und der MA 29. - Danke (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Kickert. Ich erteile ihr das Wort. GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Wir haben heute bei diesem Poststück den Jahresbericht über die Bearbeitung der Petitionen im Jahre 2014 zu besprechen, und meine Vorrednerin, GRin Holdhaus, hat einen Punkt aufgegriffen, den ich auch schon im letzten Jahr besprochen habe, nämlich die Frage der Erwartungshaltung an dieses Instrument. Und wenn ich mich richtig erinnere, habe ich auch letztes Jahr versucht zu erläutern, was eine Petition kann oder soll. Damit besteht für BürgerInnen die Möglichkeit, Anliegen an einen spezifisch eingerichteten Gemeinderatsausschuss heranzutragen. Diese Anliegen müssen eine definierte Unterstützung erhalten, es sind dafür nämlich 500 Unterschriften vonnöten, das heißt, die Anliegen sind in den meisten Fällen nicht Jux und Tollerei, sondern tatsächlich durch eine Unterschriftensammlung belegt. Nichtsdestotrotz muss bei der Frage, wie diese Anliegen bearbeitet, berücksichtigt und bewertet werden können, jedes Anliegen auch einzeln und für sich angesehen werden. Und das war ein Teil meiner letztjährigen Rede, in der ich gesagt habe, dass es auch ein bisschen um Erwartungssteuerung geht, indem man sagt: Nur weil ein Anliegen durch 500 Unterschriften unterstützt wird, heißt das nicht, dass es - in der Abwägung mit anderen Interessen - zu 100 Prozent oder überhaupt aufgenommen werden kann. Lassen Sie mich jetzt einmal einfach aufzählen, was es denn für unterschiedliche Anliegen gegeben hat. - Als wir mit diesem Instrument begonnen haben, haben wir gesagt: Allein schon das Einreichen einer Petition, also das Öffentlichmachen eines Anliegens oder Wunsches, wird dazu führen, dass auf dieses Anliegen Rücksicht genommen wird. Und das ist im vergangenen Jahr mit fünf Petitionen genauso geschehen: Allein das Aussprechen eines bestimmten Wunsches beziehungsweise Anliegens hat noch vor der Bearbeitung durch den Petitionsausschuss schon dazu geführt, dass diesem Anliegen entsprochen werden konnte. Ich nenne zum Beispiel die Petitionen betreffend die Touristenbusse im Karmeliterviertel, betreffend das Freihalten des Steffel-Blicks und betreffend die Gründerzeit-Häuser in der Taborstraße. - Im Hinblick auf die Erhaltung der Gründerzeit-Häuser hätte die Stadt Wien nicht einmal irgendeine Möglichkeit oder ein Instrument gehabt einzugreifen. In diesem Fall wurde der Abriss glücklicherweise durch einen Eigentümerwechsel sozusagen verhindert. Bei der Klimt-Villa ging es eigentlich um ein laufendes Verfahren, bei welchem die Stadt sehr wohl etwas tun konnte, ebenso bei der Frage der Erhaltung des Ortsbilds von Nußdorf. Allein dadurch, dass diese Anliegen eingebracht wurden, kam es zu intensiven Gesprächen auf Ebene der Stadt, aber manchmal wurden auch intensive Gespräche mit privaten Grundstücks- oder Hausbesitzern durchgeführt, damit ein Teil der Anliegen oder sogar manchmal ein Großteil der Anliegen umgesetzt werden konnte. Da sehe ich eine durchaus hohe Wirksamkeit der Petition als Instrument für Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Weiters hat es relativ viele Petitionen gegeben, die auf eine sehr sachliche Art und Weise behandelt werden mussten und bei welchen das Abwägen der Möglichkeiten sehr schwierig ist. Ich nenne als Beispiel ein Anliegen aus dem 2. Bezirk betreffend die Aufrechterhaltung des Fahrverbots im Prater. Legistisch gibt es dort ein Fahrverbot, es halten sich allerdings manche AutofahrerInnen nicht daran. Es erhob sich also die Frage, wie man der Durchsetzung eines solchen Verbotes besser nachkommen kann. Den technischen Möglichkeiten sind oft einfach Grenzen gesetzt, und wir konnten zum Beispiel in diesem Fall vielem von dem, was sich die Petitionswerber in dieser einen Petition gewünscht hatten, nicht nachkommen, weil die technische Umsetzbarkeit nicht möglich ist. Der letzte Wunsch einer technischen Umsetzbarkeit, nämlich derjenige nach Videoüberwachung, bedarf immer noch einer bundesgesetzlichen Regelung, die wir begrüßen würden, die es aber immer noch nicht gibt, weshalb auch das nicht umgesetzt werden kann. Dann gibt es auch - wie soll ich das jetzt ausdrücken? - Anliegen, die aus meiner Sicht tatsächlich so etwas wie populistische Missverständnisse sind oder Einzelinteressen darstellen. Ich nenne als Beispiel jetzt die Petition mit dem klingenden Namen "Stoppt das Nikolaus-Verbot!". - Es gibt kein Nikolaus-Verbot, und daher ist das Nikolaus-Verbot auch nicht zu stoppen. Aus diesem Grund wurde diesem Anliegen auch in keiner Art und Weise entsprochen, denn wie soll man denn einer Befürchtung, deren Grund inexistent ist, entsprechen? Das geht einfach nicht! Daher wurde diese Petition in Behandlung genommen, es wurde eine Stellungnahme eingeholt und die Behandlung auch wieder abgeschlossen. Mehr geht nicht. Derselbe Petitionswerber hat auch die Idee betreffend ein Integrationscenter für Obdachlose gehabt. Das ist prinzipiell eine sehr unterstützenswerte Idee. Gleichzeitig hat er aber in der Petition verlangt, sich selber beziehungsweise seinen Verein mit diesen Integrationsmaßnahmen zu betrauen, völlig unabhängig davon, dass es erstens solche Angebote gibt und zweitens Qualitätskriterien und andere gesetzliche Voraussetzungen bestehen, damit man diese Arbeit durchführen kann. Auch in diesem Fall musste die Behandlung mit der entsprechenden Stellungnahme so abgeschlossen werden, dass man sagte: Das ist ein legitimer Wunsch, allerdings werden wir als Stadt diesem legitimen Wunsch keinesfalls entsprechen, weil wir solche Maßnahmen auf anderer Ebene durchführen und es auch anderer gesetzlicher Voraussetzungen dafür bedarf. Es gab außerdem auch sehr viele - wie soll ich sagen? - umstrittene Petitionen beziehungsweise solche, die wahrscheinlich jetzt noch von meinen mir folgenden RednerInnen von der FPÖ erwähnt werden. Diese wurden auch voriges Jahr mit großer Begeisterung erwähnt, zum Beispiel eine Petition, die den klingenden Namen "Recht auf Marmelade" hatte. Abg Wansch hat mit großem Vergnügen immer darauf hinzuweisen versucht, dass das wohl eine gekaufte Petition war, weil dieser Petitionswerber auch eine Kulturaktion im Rahmen der "Wienwoche" gemacht hat. (GR Mag Dr Alfred Wansch: Das ist kein Vergnügen!) Allerdings hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Das, worum es beim Petitionsausschuss geht, ist, Anliegen, die in einer Petition angeführt sind, einmal auf die Spur zu kommen und zu schauen, ob sie umsetzbar sind. - Diesfalls war gerade das "Recht auf Marmelade" aus grüner Sicht ein sehr interessantes Anliegen, es ging nämlich die Frage, ob und wo Obstbäume in der Stadt Wien gepflanzt werden können und wie, falls das möglich ist, auch eine gemeinnützige und nichtkommerzielle Nutzung dieser Obstbäume ermöglicht werden kann. Ich halte das eigentlich für eine sehr verfolgenswerte Idee. In anderen Städten, etwa in München oder in Linz, gibt es das schon. Deswegen war ich auch sehr zufrieden mit der Antwort der zuständigen Stadträtin, dass sie dieses Thema tatsächlich weiterverfolgen und auch prüfen will, ob es zu einer vermehrten Pflanzung von fruchttragenden Sträuchern kommen und es in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit geben kann, diese nicht auf kommerzielle Art und Weise und auch gemeinschaftlich zu nutzen. - Damit wurde ein wirklich sehr interessantes Anliegen an die Stadt Wien herangetragen! Ferner gibt es Anliegen, bei denen vielleicht vom Titel her vermutet werden kann, dass es sich hiebei zu 100 Prozent um Anliegen der GRÜNEN handeln muss. Ich nenne zum Beispiel die Petition betreffend "Autofreien Ring an Sonntagen". - Auch in diesem Zusammenhang haben wir - entgegen jeglichem Vorwurf des Populismus - geprüft, was an diesem Anliegen sinnvoll ist. Logischerweise ist es gerade bei einem solchen Anliegen notwendig, die verkehrsorganisatorischen Rahmenbedingungen einer solchen Maßnahme zu erfassen. Und genau damit hat die Behandlung dieser Petition auch geendet, nämlich mit der Empfehlung, die Rahmenbedingungen zu prüfen. Wenn man nämlich dafür ist, dass weniger oder überhaupt keine Autos auf dem Ring fahren, dann ist das zwar auch wiederum ein legitimer Wunsch. Es gibt aber auch andere Anliegen und Notwendigkeiten, die in diese Interessenabwägung aufgenommen werden müssen, und daher ist das eben ein Wunsch, und diesem Wunsch kann nicht einfach nachgegeben werden, sondern es muss allenfalls geprüft werden. Sehr interessant finde ich diejenigen Petitionen, die im Laufe eines bestehenden Flächenwidmungsverfahrens eingebracht werden. In diesem Zusammenhang treten nämlich doch sehr viele Fälle auf, in denen es möglich ist, auf die Anliegen einzugehen. - Ich zähle jetzt auf, bei welchen Flächenwidmungsverfahren das möglich war, zum Beispiel bei der noch laufenden und noch nicht erledigten Umwidmung des Casino Zögernitz. Bei der Klimt-Villa ist es geschehen. Beim Ortsbild Nußdorf handelt es sich um ein Bauverfahren und nicht um ein Flächenwidmungsverfahren. Bei der Frage WEV - Wiener Eislaufverein und Intercont, sind wir noch sehr lange vor einem Verfahren zur Flächenwidmung. Diesbezüglich sind wir wirklich erst beim Verfahren des Jurywettbewerbes, es sind aber auch da schon sehr viele Anliegen in die weitere Planung miteingeflossen. Was haben wir denn noch, wo es dann sehr spannend war? - Ja, zum Beispiel die Petition betreffend den Emil- Behring-Weg. In diesem Fall konnte auch im Zuge des Verfahrens zur Flächenwidmung die Vereinsleitung der Kleingartenanlage zu Gesprächen eingeladen werden. Und es wurden letztlich auch die Stellungnahmen der BürgerInnen im Zuge einer BürgerInnenversammlung miteingearbeitet, sodass es dem Petitionsausschuss dann möglich war, eine Empfehlung auszusprechen, die Anliegen, die im Zuge dieser Verfahrensschritte eingebracht wurden, tatsächlich zu berücksichtigen und vor allem auch diejenigen von der Kleingartenanlage, die sich an den BürgerInnenabenden beteiligt haben, umfassend zu informieren. Es ist nämlich sehr häufig das größte Manko bei Flächenwidmungsverfahren, dass es wenig Gelegenheiten gibt, bei denen AnrainerInnen und interessierte Personen sagen können, was sie sich wünschen, was sie verhindert haben wollen oder wie sie sich Verbesserungen vorstellen. - Falls es eine Gelegenheit gibt, werden diese Wünsche dann eingearbeitet, und es gibt eine kurze Rückmeldung dazu, was eingearbeitet wurde und was nicht. Dann folgt sehr oft eine ganz lange Phase des weiteren magistratsinternen Verlaufs, und die meisten Menschen befürchten, dass genau in dieser Phase das Gegenteil dessen herauskommt, was gerade als Empfehlung ausgesprochen wurde. Für diese Phase braucht es noch eine - wie soll ich sagen? - intensive Kommunikation und eine Versicherung der Menschen, die sich vor Ort für ein bestimmtes Anliegen eingesetzt haben, dass es genauso kommen wird, wie es gerade besprochen wurde. Diese Zeitspanne kann allerdings sehr lange dauern, und daher bestehen auch sehr viele Möglichkeiten zur Verunsicherung. In diesem Fall kann ich Ihnen den Vorwurf nicht sparen, sehr geehrte FPÖ, dass Sie diejenige Partei sind, die diese Phase bewusst ausnützt, um mit Gerüchten und Falschmeldungen die Verunsicherung auch zu schüren. Und das tun Sie übrigens auch bei Petitionen. Den Rest meiner Redezeit werde ich für eine allfällige Antwort aufheben. Ich finde, dass die konstruktive Arbeit im Petitionsausschuss und der Versuch, wirklich von Fall zu Fall auf die Anliegen einzugehen, eine zwar sehr zeitaufwändige, aber sehr angenehme Art und Weise ist, im Gemeinderat zu arbeiten. Ich hoffe, dass das auch in diesem Jahr so weitergehen kann. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Dr Wansch. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Dr Alfred Wansch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Nach dem Schlusswort der Vorrednerin, dass es angeblich Gerüchte, Falschmeldungen und Verunsicherungen durch die FPÖ gebe, die Zusammenarbeit jedoch im Großen und Ganzen sehr angenehm und gut sei, fällt es schwer, eine Laudatio zu machen. - Wie Sie aber wahrscheinlich ohnehin ahnen, wird es von mir keine Laudatio für die Handhabung des Petitionsrechtes und das Gesetz selbst geben. Einleitend möchte ich ein Wort zum Umgang der rot-grünen Stadtregierung mit dem Bürgerservice und einige Worte zum Umgang mit jenen Wienerinnen und Wienern, die sich für die Arbeit der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte interessieren, verlieren, weil ich glaube, dass das wichtig ist. Es ist an sich begrüßenswert, dass die Sitzungen des Gemeinderates im Livestream übertragen werden. Es ist dagegen unverständlich, dass die rot-grüne Stadtregierung ablehnt, dass eine Fernsehübertragung ermöglicht wird. Alle diesbezüglichen Anträge der FPÖ wurden von Rot und Grün abgelehnt. Meine Damen und Herren! Nicht jede Wienerin und jeder Wiener können das Internet nützen, und es ist nicht nachvollziehbar, warum man nicht diese Möglichkeit der Fernsehübertragung schafft! (Beifall bei der FPÖ.) Ich kann Ihnen versichern, dass wir Freiheitliche nicht ruhen werden, bis diese selbstverständliche Forderung erfüllt ist! Aber das passt ein bisschen zu dieser Angst der SPÖ und der GRÜNEN vor den Wienerinnen und Wienern und zu deren Missachtung der Interessen der Bürgerinnen und Bürger: Die Forderung der Freiheitlichen, dass die Livestream-Übertragungen als Datei auf der Homepage der Stadt Wien archiviert werden oder zumindest für einen längeren Zeitraum zum Download zur Verfügung stehen, ist einfach kommentarlos nicht befolgt worden. Es besteht keine Bereitschaft, dies zu tun. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum das von SPÖ und GRÜNEN im Hinblick auf eine öffentliche Sitzung, in der sogar ein Livestream läuft, und in Anbetracht der technischen Möglichkeiten im 21. Jahrhundert ganz einfach verhindert wird! Aber auch hinsichtlich dieser Forderung werden wir nicht ruhen, bis eine Umsetzung erfolgt, und wir werden auch daran arbeiten, falls das hier nicht möglich ist, entsprechende alternative Möglichkeiten zu schaffen! (Beifall bei der FPÖ.) In diesem Zusammenhang denke ich ein bisschen an Transparenz: Diese wird von grüner Seite immer wieder eingefordert, fast alles hat mit Transparenz zu tun. - Dazu sage ich: Auch das hat mit Transparenz zu tun! Es hat gewisse mit Transparenz zu tun, dass man den Bürgern, den Wienerinnen und Wienern, die Möglichkeit gibt, eine öffentliche Sitzung zu verfolgen. Damit sind wir beim gegenständlichen Aktenstück: Das Geschäftsstück hat den Titel: "Bericht über die im Jahr 2014 abgeschlossenen Petitionen gemäß Gesetz über Petitionen in Wien." Und dann lesen wir einleitend, dass die Gesetzesnovelle im Jahr 2014 einen weiteren Schritt in Richtung Transparenz und Effizienz gesetzt habe. - Auf diese Wohltuphrase der Transparenz und Effizienz werde ich dann später noch einmal zu sprechen kommen. Vorher aber einige Worte zum sogenannten Bericht an sich: Meine Damen und Herren! Wer diesen in der Hand gehabt hat, konnte feststellen: Der Bericht ist dickvolumig, er umfasst immerhin 199 Seiten. - Da sagt man: Okay! Schau, schau! Respekt. Dann schaut man sich aber natürlich auch den Inhalt an, und wenn man einen Blick auf den Inhalt wirft, dann ist die Enttäuschung groß: Neben einleitenden Wohltuphrasen und einigen wenigen statistischen Summenzahlen stellt der sogenannte Bericht eine bloße Sammlung von Protokollen der wenigen Sitzungen des Petitionsausschusses dar. - Diese Protokolle, meine Damen und Herren, finden sich aber ohnehin im Amtsblatt. Diese sind dort ohnehin veröffentlicht. Und daher frage ich: Wo ist die inhaltliche Qualität des Berichtes? - Zuerst hat man dann das Gefühl: Nein! Diesem Bericht kann man nicht zustimmen! Wenn man sich dann allerdings den Antrag anschaut, über den hier abgestimmt wird, dann sieht man, dass dieser lautet: "Der Bericht wird zur Kenntnis genommen." - Indem, dass ich den Bericht gelesen habe, habe ich ihn ja schon zur Kenntnis genommen, also kann ich jetzt nicht mehr Nein sagen, denn ich habe ihn ja - wie gesagt - schon zur Kenntnis genommen. Und über einen Teil davon habe ich Ihnen jetzt schon erzählt, das haben Sie teilweise auch schon zur Kenntnis genommen. Man kann also eigentlich gar nicht Nein sagen, und es ist irgendwie paradox, dass man nachher darüber abstimmt, ob man den Bericht zur Kenntnis nimmt oder nicht. Aber ich sage dazu: Ich habe den Bericht schon zur Kenntnis genommen und werde das so wie meine Kolleginnen und Kollegen von der Freiheitlichen Fraktion durch Handaufheben bestätigen. Ich nehme ihn aber mit Schmerzen und Enttäuschung zur Kenntnis. Werfen wir einen Blick auf die wenigen Zahlen, die sich im sogenannten Bericht finden: 35 Petitionen wurden abschließend behandelt. - Jetzt sag ich hier, wie ich schon sehr oft gesagt habe und wie Petitionswerber ihr Gefühl immer wieder an uns weitergeben: "Abschließend behandelt" erzeugt das Gefühl von "abgewürgt". Bei 17 Petitionen, also bei weniger als der Hälfte, war das Ergebnis, dass es eine Empfehlung gegeben hat. An dieser Stelle, wo dann im Bericht steht, dass es bei 17 Petitionen, also bei weniger als der Hälfte, eine Empfehlung gegeben hat, fehlt die Angabe, wie viele Anträge der FPÖ auf Beschluss einer Empfehlung abgelehnt wurden. Und wenn man sich diese Arbeit macht oder - wie ich es jetzt ausdrücke - statistisch korrekt ist, dann kommt man drauf, dass sehr viele Empfehlungen der FPÖ, die Empfehlungen im Sinne der Petitionswerber sind, ganz einfach mehrheitlich abgelehnt wurden. Eine nächste - objektive - Zahl wird ein bisschen positiv dargestellt. Ich habe es schon gesagt: Da geht es ein bisschen um Schönreden und Wohltun: 35 Petitionen wurden behandelt, und es gab 58 Stellungnahmen. - Auch hier fehlt die Angabe, dass eine große Anzahl von Anträgen der FPÖ auf Einholung weiterer Stellungnahmen von der SPÖ, den GRÜNEN und interessanterweise auch immer wieder von der ÖVP abgelehnt wurde. Meine Damen und Herren! Das ist eigentlich ein Armutszeugnis der Ausschussmehrheit den Petitionseinbringern und den Unterstützern dieser Petitionen gegenüber, wenn man nicht bereit ist, sich umfassend mit den Grundlagen der Petition auseinanderzusetzen. Man kann sich mit den Grundlagen aber nur auseinandersetzen, wenn man Stellungnahmen von den informierten Stellen, von Experten einholt. Da sage ich als Beispiel: Es wurde eine Stellungnahme des Verfassungsdienstes der Stadt Wien gefordert, dort, wo in der Stellungnahme der Stadtregierung behauptet wurde, dass es rechtlich nicht möglich wäre und in Wirklichkeit eine andere Rechtsmeinung fast als die zutreffendere erschienen ist. Man holt einfach keine Stellungnahme vom Verfassungsdienst der Stadt Wien ein. Oder seien es Stellungnahmen der Bezirksvertretungen. Meine Damen und Herren, das Gesetz sieht ausdrücklich vor, Stellungnahmen von Bezirksvorsteherin oder Bezirksvorsteher und/oder von der Bezirksvertretung einzuholen. Und da sage ich, die Bezirksvertretung ist ein demokratisches Organ, dort kann auch die Meinung der verschiedenen Fraktionen einfließen, und deshalb hat das bei gewissen Dingen mehr Qualität als die Meinung des Bezirksvorstehers oder der Bezirksvorsteherin, die in der Sache ohnehin schon entschieden hat, wo man vorher schon die Meinung kennt. Da wäre es viel wichtiger und viel interessanter, die Meinungen des Gremiums, das in öffentlicher Sitzung tagt, wo auch die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, das zu verfolgen, einzuholen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn es nicht so ernst wäre, käme man in Versuchung zu sagen, es ist lustig, denn - ich habe es schon einmal hier gesagt, ich habe es auch ein zweites Mal hier an dieser Stelle gesagt - das Skurrilste, das Auffälligste ist, dass die rot-grüne Mehrheit im Petitionsausschuss es auch ablehnt, Stellungnahmen des Bürgermeisters einzuholen. Sie wissen, wovon ich jetzt spreche, ich spreche von den Petitionen, drei an der Zahl, zur Rettung des Otto-Wagner- Spital-Areals, zur Verhinderung der Verbauung am Otto-Wagner-Spital-Areal und zur Erklärung des Spitalareals zum Weltkulturerbe. Bei diesen Petitionen haben wir Freiheitliche beantragt - zumal der Herr Bürgermeister die Rettung von Steinhof zur Chefsache erklärt hat, so ist es im Originalton zitiert, war es naheliegend -, die Stellungnahme des Bürgermeisters einzuholen, bevor diese Petitionen, alle drei Stück, abgewürgt wurden. Aber anscheinend ist der Herr Bgm Häupl nicht mehr so gewichtig in seiner Partei. Bei den GRÜNEN wissen wir es, da gibt es die eine oder andere Ehekrise, aber auch seiner eigenen Partei ist seine Meinung nicht so wichtig, und vielleicht ist das der Grund, warum man ihn in letzter Zeit hauptsächlich granteln sieht. Und jetzt kann ich eines sagen: Wir könnten eine Petition machen, dass die Meinung des Bürgermeisters ernst genommen werden soll und berücksichtigt werden soll. Da hätten wir aber das Problem, dass wir keine 500 Leute finden, die diese Petition unterschreiben. (Beifall bei der FPÖ.) Ich gehe weiter, und man ist ab und zu versucht, das so ein bisschen mit Galgenhumor zu sehen, aber es ist viel zu ernst. Wenn wir lesen, dass bei 35 Petitionen 5 Petitionseinbringer eingeladen wurden, ihre Präsentation in Petitionsausschuss zu erläutern (GRin Mag Karin Holdhaus: Man muss das gewichten!), dann ich möchte ich jetzt gar nicht darauf eingehen, Kollegin Holdhaus, dass das irgendwie, ich weiß nicht, Populismus wäre und dass Sie sehr genau unterscheiden, welche Petitionen wichtig sind und welche Petitionen nicht wichtig sind. Uns Freiheitlichen ist jede einzelne Petition gleich wichtig, und deshalb ist es ein Recht der Petitionswerber, dass sie im Petitionsausschuss gehört werden. (Zwischenruf von Berichterstatterin GRin Mag Sonja Ramskogler.) Bitte? (Berichterstatterin GRin Mag Sonja Ramskogler: Recht auf Marmelade!) Ja, "Recht auf Marmelade" ist ein gutes Beispiel. Schauen wir uns die fünf Petitionen an, wo die Petitionswerber eingeladen wurden. Wir haben schon gehört, dass das mit "Recht auf Marmelade" eigentlich etwas ganz Geniales war an Bürgerbeteiligung und Bürgeranliegen. Und wenn ich dann weiß - und wir haben es hier an dieser Stelle, hier in diesem Saal ja schon bewiesen und veranschaulicht -, dass das Ganze nichts anderes war als ein Kunststück, ein gefördertes Kunststück, sozusagen die einzige geförderte Petition, die es bisher gegeben hat, und dieses Kunststück dann sämtliche Weihen, die das Petitionsgesetz hergibt, erhält, von der Einladung des Petitionswerbers bis zur Empfehlung, dann muss ich sagen, irgendwo fehlt die Relation, irgendwo fehlt auch das Verständnis dafür, dass es Petitionen gibt, die mit Steuergeld gefördert werden, während andere Petitionen ganz einfach abgewürgt werden. Wir haben das Selbstverständnis, dass wir nicht differenzieren nach Anliegen, die uns genehm sind, und Anliegen, die uns nicht genehm sind, sondern wir sagen, jeder Petitionswerber, der von mindestens 500 Petitionsunterstützern unterstützt wird, hat das Recht, dass er im Ausschuss seine Petition präsentiert. (Beifall bei der FPÖ.) Kurz nur: Im Unterschied zu den fünf Petitionswerbern, die gehört wurden, hat es die Petition "Kein weiteres Hochhaus in Kaisermühlen" gegeben. Das ist der Widerstand von vielen Wienerinnen und Wienern gegen eine Gefälligkeits- und Anlasswidmung im 22. Bezirk. Bei dieser Petition wurde zwar der Petitionswerber eingeladen. Wahrscheinlich waren die Umstände mit dem Bezirksvorsteher in der Jury und mit Gemeinderatskollegen Chorherr in der Jury dann vielleicht so, dass man gesagt hat, den muss man jetzt einladen, weil das Ganze rundherum wirklich nicht besonders schön ausschaut. (Zwischenruf von GRin Dr Jennifer Kickert.) Ja, genau! Das Gegenteil von Schönreden ist die Realität. Das ist die Realität in Wien, das ist die Realität im Umgang mit Petitionen. Jetzt sage ich Ihnen, wie die Bearbeitung schlussendlich geendet hat. Es ist der Antrag der FPÖ, dem Petitionswerber die Möglichkeit zu geben, zur Stellungnahme der Frau StRin Vassilakou Stellung zu nehmen, mehrheitlich von Rot-Grün abgelehnt worden, es ist abgelehnt worden, die Architektenkammer, die im Vorfeld kritische Stellungnahmen abgegeben hat, dazu zu fragen, was sie zur Stellungnahme von Frau Vassilakou zu sagen hat, ob das aus ihrer Sicht so zutrifft. Das ist alles abgelehnt worden. Es ist der Antrag, eine Empfehlung im Sinne des Petitionswerbers zu machen, keine Umwidmung vorzunehmen, abgelehnt worden. Am Ende ist das halt so eine Petition, wo der Petitionswerber dort war, aber der Ausschuss sich zu keiner Empfehlung durchringen konnte, weil Rot und Grün das nicht wollten. Diese Anlass- und Gefälligkeitswidmung beschäftigt ja in der Zwischenzeit sogar schon den Stadtrechnungshof. Ich kann zwar die Petition abwürgen, aber zur Flächenwidmung ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Zu den einzelnen Petitionen werden dann auch noch Kolleginnen und Kollegen sprechen. Es ist ja bereits vom Kollegen Guggenbichler und vom Kollegen Jung heute aufgezeigt worden, wie mit Petitionen, wie mit Bürgeranliegen umgegangen wird. Das war 2014 nicht gut und hat sich 2015 in keiner Form gebessert. Vielleicht deshalb, weil Rot und Grün mit rot-grünen Mitmachfallen beschäftigt sind, mit unverbindlichen Partizipationsgaukeleien statt echter Bürgerbeteiligung und echter Bürgermitbestimmung. Deshalb ist dieser Masterplan Partizipation, der vor Kurzem mit viel Getöse, mit vielen Broschüren und mit viel Geld der Wienerinnen und Wiener präsentiert wurde, an Schwammigkeit und Unverbindlichkeit nicht zu überbieten. Und das sagt nicht die FPÖ, das ist nicht Populismus, sondern das ist die Meinung von Bürgerinnen und Bürgern, die sich in verschiedenen Bereichen mit politischen Themen auseinandersetzen und die das sehr gut durchschauen, dass hinter dem Wort Masterplan Partizipation eine bloße rot-grüne Mitmachfalle steckt. Aber, meine Damen und Herren, wir werden Ihnen am Freitag im Landtag die Möglichkeit geben, zumindest im Bereich des Petitionsrechtes echte Bürgerbeteiligung zu verwirklichen und weiterzuentwickeln. Abschließend gilt mein letztes Wort den Mitarbeiterinnern und Mitarbeitern der befassten Magistratsabteilungen, die gute Arbeit leisten und die von meiner Kritik an der politischen Handhabung des Petitionsrechtes in keiner Form betroffen sind. Ihnen gilt der Einsatz der Freiheitlichen Fraktion. Abschließend: Die FPÖ nimmt den Bericht zur Kenntnis. Nicht mehr, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Jischa. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag Birgit Jischa (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Nach dem erstmaligen Inkrafttreten des Gesetzes über Petitionen in Wien am 22. Jänner 2013 wurden im ersten Jahr Erfahrungen und Erkenntnisse im Umgang mit dem neugeschaffenen Instrument der direkten Demokratie gesammelt, die in eine erste Novelle des Gesetzes im Jahr 2014 einflossen. Damit wurde vor allem ein weiterer Schritt in Richtung Transparenz gesetzt. So sind Stellungnahmen und Beantwortungen, die zur Versachlichung von emotional bewegten Themen beitragen, sowie Jahresberichte verbindlich im Internet zu veröffentlichen. Zur effizienten Behandlung der Petitionen ist die Abgabe von Unterstützungserklärungen nunmehr bis zum Ablauf eines Jahres ab Einbringen der Petition möglich. Schließlich enthalten Jahresberichte, wie der erstmals vorliegende Jahresbericht für das Jahr 2014, die im vergangenen Kalenderjahr abgeschlossenen Petitionen. Die meisten Petitionen sind ganz klar und deutlich verständlich in ihrem Anliegen. Wenn die Petition unklar ist, wird die Petentin oder der Petent in den Petitionsausschuss eingeladen, um diese Unklarheiten zu beseitigen. Der Jahresbericht 2014 über die Behandlung der in diesem Jahr abgeschlossenen Petitionen umfasst, wie mein Vorredner schon festgestellt hat, rund 200 Seiten, und im Jahr 2014 haben wir 35 Petitionen abgeschlossen. Die Menschen in Wien haben viele, ganz unterschiedliche Anliegen, die in Form einer Petition eingebracht werden, auch Verlangen, die eine Minderheit betreffen, zum Beispiel die Petition für autofreie Sonntage auf der Ringstraße. Diese forderte im Wesentlichen, dass die Stadtregierung in Wien als Anfang für einen dauerhaft autobefreiten Ring die Ringstraße an jedem Sonntag von 8 Uhr Früh bis 20 Uhr abends nur für Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrerinnen und Radfahrer, Fiaker, öffentliche Verkehrsmittel - jedoch keine Taxis - sowie Einsatzfahrzeuge nutzbar machen und den motorisierten Individualverkehr, ausgenommen Anrainer und Anrainerinnen zur direkten Zufahrt, ausschließen sollte. Begründet wurde die Forderung damit, dass ein autofreier Ring ein Schmuckstück der Lebensqualität in Wien wäre und dass statt verstauter, luftverschmutzender Platzverschwendung mit zu wenig Raum für Fußgängerinnen und Fußgänger beziehungsweise Radverkehr Ruhe, Luft und Platz für die Menschen geschaffen würde. 80 Prozent der Verkehrsfläche in Wien werden von Kfz verparkt oder befahren und nur 27 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt. Die amtsführende Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz und BürgerInnenbeteiligung, Frau VBgmin Mag Vassilakou, führte in ihrer Stellungnahme aus, dass die Wiener Ringstraße, besonders in der warmen Jahreszeit, ein gut etablierter und gut angenommener Ort für Veranstaltungen und Kundgebungen unterschiedlicher Art ist. Eine gründliche Diskussion über eine regelmäßige Sperre der Ringstraße an Sonntagen, wie im Petitionstext gefordert, braucht vor allem die Entwicklung eines Alternativkonzeptes, um die notwendigen Verkehrsströme sowie den Anrainerverkehr abwickeln zu können. Eine abschnittsweise Sperre wäre leichter umzusetzen als eine Sperre der gesamten Ringstraße. Daher gilt es, die zahlreichen verkehrsorganisatorischen Rahmenbedingungen hinsichtlich eines Verkehrskonzeptes der Erreichbarkeit der Inneren Stadt, aber auch im Hinblick auf den öffentlichen Verkehr zu bewerten. Dieser Empfehlung folgte auch der Petitionsausschuss, und die Petition konnte abgeschlossen werden. Es werden auch sehr viele Flächenwidmungs-Petitionen eingebracht, wie zum Beispiel jene, den für die Klimt-Villa 1999 geschaffenen Freiraum zu belassen, oder die Bürgerinitiative Zögernitz. Die Bürgerinitiative Zögernitz richtete sich im Wesentlichen gegen die Änderung der bestehenden Flächenwidmung betreffend die Liegenschaft Residenz Zögernitz auf Grund der Errichtung eines geplanten Wohnkomplexes mit 48 Eigentumswohnungen und einer, zumindest teilweise, öffentlichen Tiefgarage mit 122 Stellplätzen. Die amtsführende Stadträtin, Frau VBgmin Mag Vassilakou, führte in ihrer Stellungnahme unter anderem aus, dass das ehemalige unter Denkmalschutz stehende Casino Zögernitz grundsaniert und in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt sowohl einer hochwertigen kulturellen Nutzung inklusive Tonstudio zugeführt wird als auch seiner historischen Nutzung entsprechend als Hotel Verwendung findet. Nach Abbruch nicht erhaltenswerter Bauten auf Teilen der Liegenschaft soll nun zusätzlich Wohnraum ermöglicht werden. Im Hinblick auf das Ortsbild wurde für das gesamte Areal des Casinos Zögernitz ein qualitätssicherndes Verfahren durchgeführt und ein städtebauliches Konzept für eine mögliche zukünftige Wohnbebauung erarbeitet. Im Zusammenhang mit dem Baumbestand wurde ein Baumgutachten erstellt. Der Bezirksvorsteher und die Bezirksvertretung für den 19. Bezirk sind ebenfalls sehr interessiert daran, dass das kulturhistorisch wertvolle und traditionsreiche Gebäude Casino Zögernitz revitalisiert wird und wieder in neuem Glanz erstrahlt, ebenso die Bürgerinitiative Zögernitz. Es wird ausdrücklich festgehalten, dass die Architekten nur auf Grund eines von der Stadt Wien in Auftrag gegebenen und finanzierten städtebaulichen Gutachtens vorgehen konnten, in dem die zu verbauenden Flächen und Gebäudehöhen eindeutig festgehalten wurden. Mit einer gemeinsamen Vorgehensweise bei einer zukünftigen Bauverhandlung, wenn dann eine aktuelle Flächenwidmung vorliegt, könnte zwischen Bauwerbern, Bürgerinitiative und der Bezirksvertretung eine für alle akzeptable Lösung gefunden werden, damit das Hauptziel, die Revitalisierung des Casinos Zögernitz, erreicht werden kann. Somit konnten wir auch diese Petition positiv abschließen. Auch bei den insgesamt drei Petitionen rund um die Höhenentwicklung beim Projekt Eislaufverein, Hotel Intercontinental inmitten der Kernzone des UNESCO-Weltkulturerbes, historisches Zentrum von Wien, handelt es sich um eine Flächenwidmungs-Petition. Die erste Petition, "Hochhausprojekt Eislaufverein: Kein Hochhaus im UNESCO-Welterbe Historisches Zentrum von Wien", forderte gemeinsam mit dem Verein Initiative Denkmalschutz, dass bei Änderungen von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen in der sensiblen Kernzone des UNESCO-Welterbegebietes keine Hochhauswidmung erfolgt. Der nun geplante Turm auf dem Areal des Wiener Eislaufvereins/Hotel Intercontinental Am Heumarkt liegt genau in einer wesentlichen Sichtachse zwischen Belvedere und historischem Zentrum und wäre ein klares Störelement. Auch die geplante Baudichte wurde als viel zu massiv betrachtet und eine deutliche Reduzierung gefordert. Die zweite Petition "Bauprojekt Eislaufverein / Hotel Intercontinental - Höhenreduktion" forderte, dass bei jeder Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes die zulässige Gebäudehöhe jene des Bestandes der jeweils gegenüberliegenden Bebauung nicht überschreitet. Aus dem Mittel der sich derart ergebenen Höhen in der Lothringer Straße und Am Heumarkt soll sich die Maximalhöhe Richtung Stadtpark ergeben. Die dritte Petition, "Nein zum Hochhausprojekt Hotel Intercontinental - Eislaufverein" forderte erstens die Offenlegung der Wettbewerbsausschreibung und Juryentscheidung, zweitens bei Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes keine Hochhauswidmung in der Kernzone des Welterbes und drittens die Umsetzung der Beschlüsse des Welterbe-Komitees. Aus dem Wettbewerb zur Neugestaltung des Hotels Intercontinental und des Eislaufvereins in der Kernzone des Welterbe-Gebietes ist ein Hochhaus als Sieger hervorgegangen, das die Stadtansicht vom Belvedere aus verunstaltet und dem Managementplan, den Wien der UNESCO übermittelt hat, widerspricht. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner sind nicht grundsätzlich gegen Hochhäuser. Diese sind nur im historischen Zentrum und an der Ringstraße fehl am Platz und gehören in andere Bereiche Wiens. Die amtsführende Stadträtin, Frau VBgmin Mag Vassilakou, führte in ihrer Stellungnahme unter anderem aus, dass die beiden Bauplätze, Hotel Intercontinental und Wiener Eislaufverein, am Rand der Kernzone des Weltkulturerbes liegen, jedoch als einziger Bereich keine Schutzzone nach der Wiener Bauordnung sind und keinen denkmalgeschützten Baubestand aufweisen. Als dritter Nutzer befindet sich auf diesem Baublock das im Jahr 1913 eröffnete denkmalgeschützte Gebäude des Wiener Konzerthauses. Ziel ist es, ein städtebauliches Gesamtensemble für diesen Baublock zu entwickeln. In einem kooperativen Dialogverfahren diskutierten Experten aus unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen mit Experten der Stadt Wien, zukünftigen Nutzern und dem Grundeigentümer. Nach mehr als zwei Jahren intensiver Diskussion fand am 26. Februar 2014 die finale Jurysitzung für die Neugestaltung des Areals statt, in deren Rahmen eingehend über die Frage der Höhe und die Kompatibilität mit dem Status des UNESCO-Welterbes diskutiert wurde. Die Jury orientierte sich bei der Auswahl des Projekts von Architekt Isay Weinfeld mit einem Hochpunkt von knapp 73 m an der Entscheidung der Gremien der UNESCO, dass Projekte mit einer Größenordnung von rund 70 m für diesen Standort angemessen sind. Im Frühjahr 2013 fand ein Besuch von Expertinnen und Experten in Sachen Welterbe statt, die bei ihrer Beurteilung zu dem Schluss kamen, dass dieses Projekt keinen negativen Einfluss auf den Welterbe-Status darstellt. Der Petitionsausschuss beschloss daher eine Empfehlung, dass die mit diesem Projekt befassten Stellen auch weiterhin eine größtmögliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei allen weiteren Verfahrensschritten vorsehen, und alle drei Petitionen wurden positiv abgeschlossen. Ich durfte bis jetzt zwei Petitionen persönlich übernehmen, behandeln und im Jahr 2015 abschließen, und zwar die Petition "Rettet den Neustifter Friedhof" und die Petition für eine Erhöhung des Grundgehaltes der in den Wiener Gemeindespitälern tätigen Ärztinnen und Ärzte. Im Petitionsausschuss behandeln wir jede Petition gleichwertig, nehmen die emotionale Luft heraus und bringen Sachlichkeit hinein. Durch das Behandeln der inhaltlichen Schwerpunkte gemeinsam mit den Stadträtinnen und Stadträten und vor allem mit den Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern können wir oft gute Lösungen finden. Wichtig ist es auch, diese guten Lösungen gut zu verkaufen. Die Bezirke sollen in Zukunft Bezirksstellungnahmen auch transparent machen, und das bedeutet mehr Einblick und Mitsprache von Bürgerinnen und Bürger und gleichzeitig auch mehr Petitionen. Dem Petitionsausschuss wird auch 2015 die Arbeit nicht ausgehen, und ich bin davon überzeugt, dass wir es gemeinsam in einem guten Miteinander mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Wien schaffen können, gute und konstruktive Vorschläge zu diskutieren und die Partizipation voranzutreiben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Unger, und ich erteile ihm dieses. GR Christian Unger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher im Internet! Wie wir alle gehört haben, befassen wir uns mit dem Bericht über die Behandlung der abgeschlossenen Petitionen, wobei ich mich ganz zuerst einmal ganz herzlich bedanken darf, nämlich ganz herzlich dafür bedanken, dass ein Mal im Jahr der Petitionsausschuss die Möglichkeit hat, über die eigene Arbeit zu berichten. Es ist nämlich leider wirklich so. Es gibt einen Ausschuss, alle anderen Ausschüsse kommen regelmäßig vor, der Petitionsausschuss leider nur ein Mal. Sie suggerieren öffentlich, wie wichtig Ihnen von Rot-Grün die Meinungen und die Anliegen der Bürger sind, aber nur ein Mal im Jahr wird darüber gesprochen, und das nicht einmal als Schwerpunktdebatte, sondern irgendwann einmal am Nachmittag. Ich muss sagen, das ist eigentlich eine Beleidigung der Bürger, und es ist fast schon verwunderlich, dass Sie diesen Jahresbericht nicht in der nichtöffentlichen Sitzung behandeln. Wenn man sich jetzt die Arbeit des Ausschusses anschaut, muss man sagen, dass es eigentlich - und da bin ich nicht der Meinung von der Kollegin Holdhaus -selbstverständlich sein sollte, dass alle Petenten, alle Petitionswerber in den Ausschuss geladen werden. Das ist kein Populismus, sondern der Petent hat ein für ihn selbst berechtigtes Anliegen. Wir sollten nicht werten, wer kommt oder wer nicht kommt, es sollte wirklich selbstverständlich sein. An ein paar Beispielen von abgeschlossenen Petitionen möchte ich auch erklären, wie man mit den Bürgerwünschen in dieser Stadt umgeht. Die Kollegin vor mir hat schon ein paar Worte darüber verloren, dass es mehrere Petitionen zum weitläufigen Thema Altstadterhaltung, historisches Wien, Hochhausverbauung, et cetera gab. 13 waren es insgesamt, bei genau 2 wurden die Petenten geladen, beim Rest nicht, da war die Meinung der Petenten eigentlich mehr oder weniger egal. Ich muss jetzt leider auch wieder den Eislaufverein mit den drei Petitionen ansprechen. Sie waren alle drei unterschiedlich, die Antwort der Frau Stadträtin war leider Gottes nicht unterschiedlich, denn die war wortident. Das war Copy & Paste, und das war's. Bei der ersten Petition "Historisches Zentrum von Wien. Kein Hochhaus im UNESCO-Weltkulturerbe" war ganz klar: keine Änderung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen, keine Hochhauswidmung. Dieses ist nicht nur auch unsere Meinung, das gebe ich zu, sondern ist auch lange Jahre Meinung der Stadt Wien gewesen. Ich erinnere an die Publikation "Wien, Weltkulturerbe - Der Stand der Dinge", herausgegeben von der MA 19 - das war auch damals keine freiheitliche Magistratsabteilung -, und da steht ganz klar drinnen, alle Welterbe-Areale in Wien sind Ausschließungsgründe für neue Hochhäuser. Auch wenn die UNESCO jetzt etwas anderes sagt, das war eine Publikation der Stadt Wien. Der damalige Stadtrat für Stadtentwicklung war der Herr Rudi Schicker, der jetzige Klubobmann der SPÖ - es ist jetzt leider nicht da -, und ich zitiere nun aus einer Anfragebeantwortung seine Worte: "Das Areal liegt unmittelbar am Rande des Weltkulturerbes, es stehen viele anrainende Liegenschaften in einer Schutzzone, also wäre es undenkbar, an dieser Stelle Hochhäuser zu bauen." Somit müsste man eigentlich glauben, ja, das ist Ihr großes Anliegen, Sie haben den Petenten aber leider nicht eingeladen. Sie haben mehrere Anträge von uns abgelehnt, und der Kollege Wansch hat auch schon darüber gesprochen, dass Sie regelmäßig die Anträge der FPÖ-Gemeinderäte im Ausschuss ablehnen. Anträge auf Stellungnahmen der Bezirksvertretungen der Bezirke Innere Stadt, Landstraße: Abgelehnt! Antrag, die Änderung des Flächenwidmungsplanes des Petitionsanliegens zu berücksichtigen: Abgelehnt! Und jetzt kommen wir auf die Antwort von der Frau VBgmin Vassilakou, die sich ja auch für BürgerInnenbeteiligung irgendwie zuständig fühlt oder, sagen wir eher, fühlen sollte. Da liest man zum Beispiel in der Beantwortung von Fachmeinungen, dass ein schlanker, höherer Baukörper die Authentizität des Welterbes Wiener Innenstadt weniger beeinträchtigen könnte als ein niedriger, in seiner Ausformung aber massiver Baukörper. Da sage ich, so weit, so schlecht. Ich meine, das ist ja eigentlich so, wie wenn das der Bauwerber für sie geschrieben hätte, denn in einem massiven kleinen Baukörper könnte er die Wohnungen nicht so teuer verkaufen wie in einem hohen Baukörper. Ja, 73-Meter-Turm! Die Kollegin hat es gesagt. In der Beantwortung nimmt Frau Vassilakou auch zum Projekt Wien-Mitte Stellung. Und ich sage, ja, das stimmt, durch die Bürgerproteste damals, die UNESCO, die Icomos, aber auch - das will ich nicht verhehlen - durch massiven Druck der Freiheitlichen wurde eine Verminderung der Höhenentwicklung erreicht. Allerdings kann man den Bahnhof Wien-Mitte und die dort stattgefundene Verbauung überhaupt nicht mit dem Eislaufverein vergleichen, denn der Eislaufverein liegt in der Kernzone, und Wien-Mitte liegt am Beginn der Außenzone. Daher sind die starken Bedenken der Bürger wirklich mehr als berechtigt. Das war eben diese wunderbare Antwort von der Frau Vizebürgermeisterin. Die war, wie gesagt, drei Mal gleichlautend zu drei Petitionen, da hat sie sich nicht sonderlich viel Arbeit gemacht. Es wurde eine Empfehlung abgegeben vom Gemeinderatsausschuss: Ja, weiterhin die größtmögliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit in allen Verfahrensschritten. Na, das ist ein Scherz. Hinter verschlossenen Türen werden Entscheidungen getroffen, die Bevölkerung wird nachher informiert, der Petitionswerber darf sich nicht rühren, und was ist die Conclusio? Die Petition wird begründet abgeschlossen. Meine Damen und Herren, gute Nacht, Petitionsrecht! Es geht weiter: "Nein zum Hochhausprojekt Hotel Intercontinental". Aus dem "Belvedere", "Schön-Blick", darf kein "Malvedere", "Schiach-Blick", sagen wir einmal, werden. Hier geht es zum Beispiel auch darum, dass die Bundesstraße, die B1, verlegt wird in Richtung Akademisches Gymnasium, Beethovenplatz. Wir Freiheitlichen wollten, da es eine Bundesstraße ist, eine Stellungnahme des zuständigen Ministeriums, was das dazu sagt. Das ist eine der Stellungnahmen, die ich für nicht unnötig empfinde, aber auch das wurde abgelehnt. Petent einladen: Abgelehnt! Ja, ich frage mich, was haben Sie eigentlich vor mit diesem Ausschuss? Ich muss Ihnen sagen, die Bürger sind als Lockmittel für direkte Demokratie da, sie dürfen sich einsetzen, sie werden mit Floskeln und Scheinantworten abgespeist, und das ist nicht die Art und Weise wie wir uns die Arbeit solch eines Ausschusses vorstellen, denn meiner Meinung nach betreiben Sie keine Bürgerbeteiligung, sondern eine reine Bürgerverhöhnung. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Spitzer, und ich erteile ihm dieses. GR Mag Gerhard Spitzer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht vorab ein paar Worte zu meinen Vorrednern und Vorrednerinnen. Die Kollegin Holdhaus - ah, ich sehe sie - hat gemeint, dass im Verhältnis zum ersten Jahr, also zum Jahr 2013, sich die Petitionen von 40 auf 20 im Jahr 2014 verringert haben. Das verwundert und erschreckt mich jetzt nicht wirklich, wenn man weiß, dass im Jahr 2013 die Institution selbst eine neue war und natürlich auch die Bürgerinitiativen versucht haben, alle möglichst gleich zu Anfang dabei zu sein. Ich bin aber überzeugt, dass es gar nicht so sehr darum geht, wie viele Petitionen jetzt eingebracht werden, sondern dass wir mit dem Instrument selbst eine sehr, sehr gute Möglichkeit geschaffen haben, dass die Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen, Ängsten und Beschwerden an uns herantreten können. Und wenn der Kollege Wansch meint, der Bericht ist irgendwie nur ein Bericht, sozusagen eine Aneinanderreihung von Protokollen: Ja, Kollege Wansch, ein Bericht ist ein Bericht. (Heiterkeit bei GR Mag Dr Alfred Wansch.) Der berichtet halt, was war. Das ist nichts Spannendes. Wenn Sie etwas Spannendes lesen wollen, dann kaufen Sie sich einen Grisham oder sonst etwas. Da kann man halt nur das berichten, was war. Das ist nun einmal eine trockene Geschichte, aber ich habe mich auch durchgequält, und an sich als Bericht ist er sehr, sehr gut verfasst. Ein herzliches Dankeschön auch an die Kolleginnen und Kollegen, die sich damit beschäftigen. Es stimmt auch nicht ganz, oder, ja, es stimmt schon, Sie haben zum Teil berichtet, wer aller eingeladen wurde, und haben das so ein bisschen mit einem Unterton gemacht: Na ja, da sind irgendwie nur diese nicht so ganz wichtigen Petitionswerber eingeladen worden. Also ich kann Ihnen versichern, uns sind alle wichtig, und Sie haben wohlweislich gleich einmal zwei wichtige verschwiegen, nämlich den Petitionswerber der Dittelgasse, der hervorragend vorbereitet war - das war ein wirklich sehr, sehr tolles Gespräch - und jetzt vor Kurzem auch die Kollegin, die die Petition mit dem Bahnen-Schwimmen eingebracht hat. Also es sind schon Menschen da, die für uns wirklich sehr interessant sind, die spannend sind, die sich sehr, sehr gut vorbereitet haben. Kolleginnen und Kollegen! Natürlich kann man, wie zu allen anderen Geschäftsstücken und Tagesordnungspunkten, auch zum Bericht des Petitionsausschusses unterschiedlicher Meinung sein. Wir haben ein Wahljahr, und ich verstehe das alles, aber ich glaube trotzdem, grundsätzlich sollten wir eine Gemeinsamkeit finden. Die Möglichkeit, Petitionen in Wien einbringen zu können, ist sehr, sehr gut angenommen worden, und, was mich persönlich besonders freut, die Menschen, die das tun, tun das auch in sehr, sehr professioneller Art und Weise. Ich darf, gerade weil es heute noch nicht erwähnt wurde, ganz speziell die Petition zur Dittelgasse im 22. Bezirk erwähnen. Das ist für mich, wie ich fast meinen möchte, eine Art Musterpetition. Also ich glaube, immer dann, wenn Bürgerinitiativen sich nicht ganz sicher sind, wie man es genau macht, dann sollten sie sich mit der Bürgerinitiative Dittelgasse in Verbindung setzten. Die tun das wirklich in einer ganz, ganz hervorragenden Art und Weise. Was haben wir dort? Wir haben sehr, sehr engagierte Bürgerinnen und Bürger dort, die sich wirklich intensiv mit dem Projekt, mit der Flächenwidmung auseinandergesetzt haben. Die wissen wirklich, wovon sie reden. Da geht es jetzt nicht nur um das, was sie halt gerne irgendwo hätten oder nicht hätten. Wir haben dort auch einen unglaublich vorbildlich dokumentierten Ablauf. Von der Einbringung bis zum Abschluss ist auf einer Homepage alles sehr gut und sehr sachlich dokumentiert. Überhaupt ist die Berichterstattung über die Petition auch an Anrainerinnen und Anrainer sehr, sehr sachlich nachzulesen. Ich würde ja auch verstehen, dass man, wenn man sich als Bürgerinitiative sehr intensiv mit einer Problematik beschäftigt, dann natürlich versucht, das Umfeld halt so ein bisschen gefärbt zu informieren. Das ist hier aber überhaupt nicht der Fall. Ganz im Gegenteil! Dort ist wirklich alles ganz, ganz sachlich dokumentiert, Schritt für Schritt ab der Einbringung, wie wir auch als Ausschuss mit der Petition umgegangen sind. Und was mich auch freut, und das ist ja nicht unbedingt zwingend üblich: Dass von allen Beteiligten, nicht nur von uns im Ausschuss, sondern auch von den Menschen, die uns gegenüber gesessen sind, die Gespräche durchaus als konstruktiv und auch als angenehm empfunden wurden. Ich darf daher gerade jetzt die Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen lassen, indem ich speziell auszugsweise aus der Homepage der Dittelgasse zitiere. Ich zitiere jetzt auszugsweise: "In den letzten Wochen wurden wir zu zwei Treffen mit der Bezirks- und Stadtpolitik eingeladen, die nicht unerfreulich verlaufen sind. Zuerst mit dem neuen Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy, er zeigte Verständnis. Hinsichtlich der Verkehrsproblematik erklärte er, dass die Lobau-Querung, die Nordostumfahrung und die Stadtstraße Entlastung bringen könnten. Er meinte, dass man hinsichtlich der Bauhöhe diskutieren sollte und dass man auch an einen Nahversorger der Dittelgasse denken sollte." Und beides, wie wir ja in der Zwischenzeit wissen, ist ja auch schon in Umsetzung. Die Bauhöhe wurde dort von 9 m auf 7,5 m im südlichen Bauteil reduziert. In einer der letzten Sitzungen habe ich mich mit dem Kollegen Wansch darüber ausgetauscht, was eine "geringfügige Abänderung" ist. Ist die Reduktion von 9 m auf 7,5 m wirklich geringfügig, oder ist es das, was die Bürger dort wirklich auch wollten? Auch für den Nahversorger wurde in der Zwischenzeit Vorsorge getroffen und zusätzlich auch noch für ein Kindertagesheim mit bis zu sechs Kindergruppen. Also durchaus etwas, was die Bürgerinitiative auch als sehr, sehr positiv herausstreicht. Aber ich darf weiter zitieren über ein Treffen mit der Frau Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin Vassilakou. Ich zitiere wieder: "Sie meinte, nachdem wir ihr mit vielen Bildern die Verkehrsinfrastruktur anschaulich demonstriert haben, dass hier absoluter Handlungsbedarf besteht - mit oder ohne Bauprojekt Dittelgasse. Sie wird sich persönlich darum kümmern und uns auch Feedback dazu geben. Beim Bauprojekt selbst soll es mehrere größere Änderungen geben" - ich habe das zuerst schon zitiert -: "Erstens soll die Bauhöhe im südlichen Bereich von 9 m auf 7,5 m gesenkt werden, wodurch sich die Bauten besser in die Umgebung einfügen. Damit werden rund 40 Wohnungen weniger gebaut, was wiederum unserer Forderung nach einer Verkleinerung des Gesamtprojektes entspricht." Also ich glaube, eine sehr, sehr faire Berichterstattung der Bürgerinitiative, der Petentinnen und Petenten, wenn sie durchaus auch positiv aufzeigen, was sie in den Gesprächen erreicht haben. Oder weiters - ich zitiere wieder: "Zweitens sollen die Bauwerke nicht als Blöcke, sondern aufgelockert gestaltet werden und damit ebenfalls optisch verträglicher sein." - Durchaus ein Erfolg. "Drittens sollen sämtliche Parkplätze unterirdisch angelegt werden. Die Bewohner der Dumreichergasse ersparen sich damit den Anblick der Autos vor ihren Häusern." - Und, und, und. Also ich könnte jetzt noch reihenweise zitieren. Was mir auch gefällt, und das möchte ich vielleicht auch noch bringen, das zeigt nämlich, wie realistisch Menschen in unserer Stadt durchaus auch sind und dass sie jetzt nicht immer der Meinung sind, mit ihren Forderungen in einer Diskussion zu 100 Prozent als Kompromiss wieder herauszukommen. "Obwohl diese Zusagen unsere Forderungen", schreibt die Bürgerinitiative weiter, "natürlich nicht zu 100 Prozent abdecken, sind wir doch ein ganzes Stück weitergekommen. Jeder dieser Punkte wird das Projekt für die Umgebung verträglicher gestalten - und letztlich auch für eine höhere Lebens- und Wohnqualität der neuen Bewohnerinnen und Bewohner sorgen." - Ich finde das wirklich gut, wie das dokumentiert wird. Und nun auch schon der letzte Satz aus der Homepage der Dittelgasse: "Letztlich haben wir das Gefühl bekommen, dass wir mit unseren Einwänden und Ideen doch immer mehr als ‚Partner vor Ort' gesehen werden und nicht als lästige Querulanten." - Und ich glaube, wenn das eine Petentin, ein Petent, eine Bürgerinitiative über den Ausschuss und über die Gespräche mit uns Politikern, aller Couleurs jetzt, sagen - denn sie meinen natürlich auch den kompletten Ausschuss -, dann ist das, glaube ich, durchaus eine Auszeichnung. Die Arbeit, die wir hier auch für die Bürgerinnen und Bürger tun, sollte man daher insgesamt nicht schlechtreden. Ähnlich gelagert war ja auch, wenn ich daran erinnern darf, die Petition der Dame - die übrigens auch sehr, sehr gut, ja, hervorragend vorbereitet war - zum Thema Bahnen-Schwimmen, eine Petition, die zugegebenermaßen schon 2013 begonnen hat, die wir aber jetzt erst vor Kurzem in Summe abgeschlossen haben. Sie ist ja quasi eine Einzelkämpferin gewesen und hat nicht eine ganze Bürgerinitiative im Rücken gehabt. Vielleicht hat sie deswegen auch ein bisschen länger gebraucht, um die Unterschriften zu sammeln. Sie hat sie zusammengebracht, sie hat die Zeit aber auch genutzt, sich unglaublich gut vorzubereiten. Mir hat das wirklich gut gefallen. Sie hat auf der einen Seite natürlich Kritik vorgebracht, sie hat uns sehr deutlich gemacht, wo die Problematik der Menschen ist, die in Wien auf Bahnen schwimmen möchten. Sie hat das zum Teil in einer sehr launigen schriftlichen Form gemacht, und deswegen darf ich sie auch da zitieren. Sie schreibt in der Begründung unter anderem: "Das restliche Becken ist mit Menschen derart überfüllt, dass stressfreies Schwimmen nicht mehr möglich ist. Einige schwimmen quer, einige springen sogar, andere stehen eng umschlungen im Wasser und blockieren" - schau! -, "manche schwimmen ganz langsam in Blockformation und andere stressen im Kraulstil drei Mal so schnell vorbei, und man fragt sich, wo es am ehesten noch möglich wäre zu schwimmen, ohne ständig angerempelt zu werden."- Und ich glaube ihr das, dass es genauso war. Sie hat auch ein bisschen antizipiert. Sie hat bereits in die Begründung damals hineingeschrieben, warum der Beitritt zu einem der Schwimmvereine, die natürlich die Möglichkeit haben, in Bahnen zu schwimmen, für sie keine tolle Lösung ist. Weil halt in den typischen Schwimmvereinen eher auf das sportliche Schwimmen Wert gelegt wird. Sie will aber keine Olympia-Siegerin werden, sie will halt einfach ein paar Stunden im Monat ihre Bahnen auf und ab schwimmen. Sie hat zum Beispiel auch eine gute Idee eingebracht, die wir weiter verfolgen werden, dass man, wenn man die Bahnen sozusagen einteilt, auch gleich den Hinweis macht auf unterschiedliche Schwimmtempi, so von langsam über mittel bis schnell, dass also die Raschkrauler auch noch in ihren Bahnen schwimmen können, ohne alle anderen zu stören. Also ich glaube, auch das ist eine vorbildlich geführte Petition, und auch die Petitionswerberin hat ja im Gespräch mit uns gesagt, dass sie über den Vorschlag von StR Oxonitsch sehr, sehr erfreut war, nämlich über die Zusage, dass auf einer eigenen Homepage oder Online-Plattform, wie es genauer heißt, alle Bäder die Zeiten und Örtlichkeiten eintragen, in denen sie Bahnen-Schwimmen anbieten, sodass man quasi in Wien auf einem einzigen Punkt nachschauen kann, wo man diesem Sport, in Bahnen zu schwimmen, nachgehen kann. Abschließend, liebe Kolleginnen und Kollegen, glaube ich, dass die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit der Petitionen sehr, sehr gut und sehr, sehr professionell angenommen haben. Sie haben gezeigt, dass sie mit uns allen in sehr sachlicher Weise kommunizieren, dass sie aber auch durchaus Verständnis haben, wenn sie mit ihren Forderungen nicht immer zu 100 Prozent durchkommen. Und vielleicht ganz abschließend noch ein Satz, weil es jetzt schon ein paar Mal gefallen ist und vermutlich noch ein paar Mal kommen wird, dass die SPÖ und die GRÜNEN mit ihrer Mehrheit die Anträge der Opposition ablehnen. Ja, das ist so in einer Demokratie. Man bringt Anträge ein und schaut, ob man eine Mehrheit hat. Ich komme jetzt auch nicht heraus und raunze darüber, dass Sie nicht allen unseren Anträgen zustimmen. Das wäre wahrscheinlich auch ein bisschen fad, denn da bräuchten wir ja da überhaupt nicht mehr herzukommen, wenn wir uns eh alle einig sind, dass jeder jedem immer zustimmt. Das ist eben nicht so, da muss man sich Mehrheiten suchen. Im Übrigen bin ich sowieso der Meinung, dass der Petitionsausschuss für die Bürgerinnen und Bürger da ist und nicht für das, was wir wollen. Dafür haben wir andere Gremien. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Ing Guggenbichler. Ich schaue nur auf die Uhr. Wir haben noch 16 Minuten Zeit. Geht sich das aus? (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Ja!) Gut. Ich erteile Ihnen das Wort. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Als das Petitionsrecht in Wien beschlossen wurde, habe ich mir gedacht, das ist gleich eine große Chance für die Bürger, sich hier am Gestaltungsfreiraum und an der Gestaltungsmöglichkeit des Wiener Rathauses beteiligen zu können. Was daraus geworden ist und was ich miterleben durfte auch als Ersatzmitglied - ich nehme auch als Ersatzmitglied hin und wieder an den Sitzungen teil -, ist, dass diese Chance leider Gottes verpasst wurde. Weiters haben wir heute auch die Präsentation des Berichtes miterleben dürfen, was leider Gottes nur ein Mal jährlich stattfindet. Ich glaube, Petitionen, die weit mehr als 10 000 Unterschriften haben, wie Steinhof zum Beispiel, hätten sich mehr Würdigung verdient, außer ein Mal im Jahr in einem gesammelten Bericht hier präsentiert zu werden und sich am Ende des Tages einer rot-grünen Selbstbeweihräucherung zu unterziehen. Ich glaube, ganz interessant ist auch, dass Sie offensichtlich vergessen haben, mit Bürgern zu sprechen. Mit wie vielen von den Petitionswerbern haben Sie geredet? Ich rede jetzt nicht von den Inhalten der Petitionen, sondern von der Art, wie mit ihnen umgegangen wird. Ich spreche davon, dass man natürlich individuelle Interessen haben kann als Petitionswerber, die vielleicht dem allgemeinen Interesse widersprechen, aber dann hat dieser Petitionswerber, der natürlich auch Unterschriften gesammelt hat, die Berechtigung, auch würdig von diesem Haus behandelt zu werden. Und das fehlt mir in vielen Situationen. Steinhof habe ich schon kurz erwähnt, und ich habe ja heute zur Freude der Kollegin Novak auch die Situation am Neustifter Friedhof angesprochen. Da gab es auch eine Petition dazu, und ich habe heute auch schon angesprochen, dass der Bezirksvorsteher in seiner Stellungnahme angemerkt hat, dass es hier Rechtsmängel geben kann in diesem Verfahren. Wir haben im Ausschuss mehrere Anträge gestellt. Es gab einen Antrag von der ÖVP, eine Stellungnahme der Architekten- und Ingenieurkonsulenten einzuholen. Das wurde von Rot-Grün niedergestimmt, weil nicht von Interesse. Weiters gab es einen Antrag, den Verfassungsdienst der Stadt Wien zu beauftragen, eine Stellungnahme abzugeben bezüglich der Rechtskonformität, was das Biosphärenparkgesetz betrifft. Auch das wurde von Rot-Grün abgelehnt. Ich frage Sie, wovor fürchten Sie sich? Fürchten Sie sich in irgendeiner Art und Weise vor einer rechtlichen Überprüfung oder wollen Sie einfach mit einer 60-Mann-und-Frau-Mehrheit in diesem Hause Bürgerrechte und Rechte niederstimmen? Und das ist das, was ich leider Gottes auch im Petitionsausschuss erleben darf. (Beifall bei der FPÖ.) Im Petitionsausschuss darf ich auch erleben, dass es regelmäßig schon Mehrheiten gibt für Stellungnahmen, denn da gibt es eine rot-grüne Mehrheit. Die hätte gerne eine Stellungnahme von einem roten oder grünen Stadtrat. Da sind Sie immer dafür. Das ist ein In-sich-Geschäft, muss ich ganz ehrlich sagen. Wenn man hingegen eine Stellungnahme einer Bezirksvertretung wünscht, wenn man wünscht, dass der Petent oder der Petitionswerber, der monatelang Unterschriften gesammelt hat, der diese Problematik vor seiner Haustür hat, sich den Abgeordneten aller Fraktionen stellen kann und seine berechtigten Wünsche präsentieren kann, dann ist die rot-grüne Mehrheit da und sagt: Nein, wir wollen diese Menschen, die berechtigt ihre Bedürfnisse bei uns einbringen, hier nicht hören. Wir wollen einen Stadtrat hören, den wir selbst bestimmt haben, denn der sagt das, was wir wollen. Und das hat nichts mit Bürgerbeteiligung zu tun, das hat etwas mit Mehrheiten zu tun, die einfach über Bürgerinteressen drüberfahren. Weiters haben wir einen Antrag gestellt, von StRin Ulli Sima, die ja den Umweltfriedhof am Neustifter Friedhof eröffnet hat, eine Stellungnahme einholen zu können, inwiefern das im Einklang ist mit ihrer Präsentation des Umweltfriedhofes, wenn dieser Friedhof jetzt in Teilen verbaut wird. Wir haben den Antrag gestellt, ob das in irgendeiner Art und Weise auch mit ihren Interessen konform ist. Was macht Rot-Grün? Stimmt dagegen. Das heißt, auch die rote Umweltstadträtin hätte ja vielleicht was Falsches sagen können. Und auch die MA 22. Da haben wir einen Antrag gestellt, dass die MA 22 - immerhin die Umweltabteilung, wir reden immerhin über einen Teil des Biosphärenparks - eine Stellungnahme abgibt und sie dem Petitionsausschuss zur Beratung vorlegt. Das wurde auch von Rot-Grün niedergestimmt. Wir haben auch einen Antrag gestellt, eine Stellungnahme von der Umweltanwältin einzuholen. Immerhin geht es um einen Teil des Biosphärenparks. Auch das wurde von Rot-Grün niedergestimmt. Ich frage mich, haben Sie kein Interesse, wirklich zu prüfen, was diese Petitionswerber tatsächlich wollen? Und wenn es schon berechtigte rechtliche Mängel gibt, warum haben Sie kein Interesse, diese anschauen zu lassen. Die UNESCO hat sich auch schon mit der Situation befasst, auf der einen Seite in Wien, auf der anderen Seite in Paris. Leider Gottes lässt die Stellungnahme von Wien noch auf sich warten, sie ist in Paris noch nicht angelangt. Ich hätte mich gefreut, wenn wir vor der skandalösen Beschlussfassung der Flächenwidmung heute aus Paris schon eine Antwort bekommen hätten können. Aber auch hier haben Sie sich geweigert, eine Stellungnahme des österreichischen Vertreters der UNESCO einzuholen und diese in der Beschlussfassung wahrzunehmen. Das Einzige, was Sie wollten, ist das: Der Gemeinderatsausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen möge beschließen, die Behandlung der Petition begründet abzuschließen. - Ein Gustostück der Bürgerverhöhnung! Heute war der Vertreter der Bürgerinitiative, der immerhin über 6 000 Unterschriften gesammelt hat - so viel Stimmen hat die SPÖ in Währing wahrscheinlich nicht einmal, oder knapp mehr, aber egal -, hier und hat sich das da angehört. Er hat gesagt, ich will einmal wissen, wie das da so ist. Er hat es sich einmal in der Bezirksvertretung angehört und hat gesagt, okay, da wird drübergefahren. Das hat er schon gesehen. Die rot-grüne Mehrheit fährt drüber. Ich habe ihm nur wenig Hoffnung machen können, weil ich ja das Haus schon ein bisschen kenne, und habe ihm schon sagen müssen, die Gefahr ist sehr groß, dass über die berechtigten Anliegen von über 6 000 Bürgern, die unterschrieben haben, heute einfach mit einer rot-grünen Mehrheit drübergefahren wird. Ich war heute sehr überrascht, wie emotionsgeladen die SPÖ dieses Thema da betreibt. Sie dürften noch ein Anliegen haben. Ich weiß nicht, ob der Herr Janßen eine neue Wohnung sucht. Ist das der soziale Wohnbau, über den Sie sprechen? Das ist die soziale Durchmischung à la SPÖ, die wir erleben dürfen. Das ist das, was wir in den letzten Wochen in den Medien lesen durften. (GR Kurt Wagner: Das ist so ein Unsinn, was Sie da sagen! Vielleicht fällt Ihnen sonst nichts anderes ein!) Zu Ihnen fällt mir genug ein. Nur weil Sie es nicht mögen und weil Sie ganz genau wissen, dass diese Art der sozialen Durchmischung à la SPÖ die Bürgerinteressen verhöhnt, deswegen sind Sie jetzt nervös. (Beifall bei der FPÖ.) Ich würde Ihnen eines empfehlen: Verzichten sie auf Ihre Selbstbeweihräucherungsreden! Gehen sie hinaus zu den Petitionswerbern - es waren in den letzten Jahren doch einige Petitionswerber - und fragen Sie die Petitionswerber, wie viele mit der Art und Weise, wie die Abgeordneten der Regierungsparteien in diesem Haus mit ihnen umgegangen sind, zufrieden waren. - Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Wir haben genau noch siebeneinhalb Minuten Zeit. Berichterstatterin GRin Mag Sonja Ramskogler: Das geht sich aus. - Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sieben Minuten, das schaff ich. Nichtsdestotrotz: Wir haben den Jahresbericht des Petitionsausschusses vor uns liegen. Heute ist inhaltlich schon viel gesagt worden, es ist schon viel gesagt worden vom Volumen her. Was möchte ich sagen? Und das zeigt, glaube ich, auch die Debatte. Der Petitionsausschuss ist jener Ausschuss, der, glaube ich, sehr emotionsgeladen ist, emotionsgeladen nicht nur bei unseren Petenten und Petentinnen, sondern emotionsgeladen und manchmal von vielen persönlichen Befindlichkeiten geprägt auch bei uns, wie es ja manche Redner und Rednerinnen hier zur Schau gestellt haben. Es ist leicht zu sagen, man sollte persönliche Befindlichkeiten weglassen, aber das geht halt nicht, denn Empfindlichkeit und Emotion machen halt eine Person aus. Aber lassen Sie mich nicht zu psychologisch werden, sondern Folgendes sagen: Bürgerbeteiligung, Petitionen - da könnten wir wahrscheinlich philosophieren. Wenn ich an den Herrn Dr Wansch denke, so versteht er möglicherweise ganz was anderes unter Bürgerbeteiligung als andere KollegInnen von uns. Was heißt denn Bürgerbeteiligung? Die Kollegin Kickert hat gesagt, das ist kein Wunschkonzert. Wir haben darüber gesprochen. Das heißt, wir würden hier, wenn ich Sie alle einzeln noch einmal befragen würde, nicht auf einen Nenner kommen, was denn jetzt wirklich Bürgerbeteiligung im wahren Sinn wäre. Nun, ich schlage das Petitionsrecht vor. Wir haben es uns wirklich nicht einfach gemacht, das Petitionsrecht an den Tag zu bringen, daran zu feilen, es zu reformieren, weiter daran zu arbeiten, transparenter zu werden. Wir haben aufgenommen, dass die Stellungnahmen, die von den Stadträten, von den Bezirksvorstehern und Bezirksvorsteherinnen hereinkommen, öffentlich sein sollen. Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass Transparenz insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger, die ein Anliegen haben, ganz, ganz wichtig ist. Und da bin ich auch jetzt während dieser Debatte noch einmal draufgekommen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wie unterschiedlich es ist, wer welches Anliegen hat in dieser Stadt. Da gibt es, wie wir heute gehört haben, eine Schwimmerin, die sagt, sie kann nicht ordentlich schwimmen, und ihr Anliegen ist daher: eine freie Bahn in einem Schwimmbad. Das ist vielleicht ein Anliegen, das Sie oder Sie oder Sie nicht unterschreiben würden, weil Ihnen das halt wurscht ist. So ist das halt bei Petitionen. Und dann gibt es wieder Petitionen, die eine größere Gruppe umfassen, wie zum Beispiel das SozialarbeiterInnengesetz. Da setzen sich halt die Sozialarbeiter hin und sagen, wir wollen ein SozialarbeiterInnengesetz. Das ist einem Elektriker oder irgendeinem anderen Facharbeiter auch ziemlich wurscht, würde ich einmal meinen. Also sehen Sie einfach diese Unterschiedlichkeit von Petitionen und sehen Sie das auch bei einer Flächenwidmung oder bei Bürgerinitiativen, egal, ob das jetzt Zögernitz, ob es die Klimt-Villa, ob es die Taborstraße oder ob es auch der Neustifter Friedhof ist. Das ist dann wieder eine kleinere Gruppe, die sagt, wir wollen das da nicht, und eine andere Gruppe sagt, nein, dort wollen wir das auch nicht. Es gibt aber auch eine ganz eine große Gruppe in Wien, nämlich die Wohnungssuchenden. Die sagen, wir brauchen eine Wohnung. Bitte, wo habt ihr eine für mich? Also es sind diese Wertigkeiten und Anliegen von Petitionen völlig gestreut, und dass man es jemandem 100- prozentig recht machen kann, ist nicht möglich. Da brauchen wir nicht so weit zu schauen bei Bürgerinnen und Bürgern, da schauen Sie in Ihre eigene Familie, denn dort kann man es auch nicht jedem 100-prozentig recht machen. Was ich noch sagen möchte, ist, dass diese Unterschiedlichkeiten von Anliegen der Bürger und Bürgerinnen bei uns im Petitionsausschuss wirklich sachlich, emotional, wenn wir Petenten laden, gut aufgehoben sind. Der Kollege Spitzer hat das schon gesagt, wenn jemand zu uns in den Ausschuss kommt, dann stellt er fest, Politiker können ja wirklich freundlich und nett sein. Diese Aussage, muss ich sagen, war etwas schockierend für einige Kolleginnen und Kollegen, aber da sieht man ja auch, dass Politiker normale Menschen sind und nett sein können in einem Ausschuss. Das heißt, ich würde nur jedem Politiker und jeder Politikerin in Wien empfehlen: Gehen Sie auf die Leute zu, und gehen Sie so auf die Leute zu, dass man nicht irgendetwas sucht, wogegen sie sind, sondern es wäre vielleicht auch einmal gut zu schauen, wofür sie sind. Denn würden alle Bürgerinnen und Bürger sich beteiligen daran, dass sie zum Beispiel einmal Petitionen bringen, wofür sie sind, dann könnten wir unsere Ausschussarbeit täglich fortsetzen, denn da würden wir wahrscheinlich nicht fertig werden. Aber nachdem es so ist, dass es halt hauptsächlich Petitionen gibt, wogegen man ist, wobei es eben nur Gruppen und ganz differenzierte Anliegen sind, sehen sie so aus, wie sie aussehen, und ich bin darüber sehr froh. Ich bin über jede einzelne Petition sehr froh, aber machen wir doch nicht den Fehler, nicht zu sehen, dass es einen Unterschied gibt in der Bewertung von Petitionen, aber nicht in der Bearbeitung von Petitionen. Und das ist ein großer Unterschied! Denn eine politische Partei hat andere Werte als, sage ich jetzt einmal, meine politische Partei. Und da möchte ich mich auch ganz klar davon abtrennen, dass ich diese Wertehaltungen nicht vertrete, sondern andere Wertehaltungen. Und genauso sieht man das auch bei Petitionen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Eine Minute. - Nichtsdestotrotz, sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte allen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten im Petitionsausschuss danken für ihre konstruktive Arbeit im Ausschuss. Das möchte ich schon erwähnen, weil mir die Arbeit im Ausschuss als eine sehr menschenwürdige, emphatische Arbeit vorkommt, wo sich auch wirklich jeder Gemeinderat durchaus immer konstruktiv einbringt. Das braucht es in diesem Ausschuss, und ich hoffe, das wird so weitergehen, damit wir gemeinsam für die Petenten und für die Petentinnen in dieser Stadt etwas weiterbringen, auch wenn es nicht 100-prozentig ist, weil das fast nicht machbar ist, aber wenn es nur in die Richtung der Bürgerinnen und Bürger geht, dann bin ich schon zufrieden. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die den Bericht zur Kenntnis nehmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich danke und stelle die Einstimmigkeit fest. Jetzt haben wir fast noch eine Minute. Ich nehme noch ein Geschäftsstück mit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 2 der Tagesordnung zur Verhandlung. - Nein, die kommt doch nicht mehr dran. Da gibt es eine Wortmeldung. Ich habe geglaubt, es gibt keine Wortmeldung. Ich unterbreche die Sitzung für die Dringliche Anfrage. Und zwar kommen wir nun zu dem Verlangen, dass die von den GRen Mag Alexander Neuhuber und Dr Wolfgang Ulm eingebrachte, an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gerichtete Dringliche Anfrage "Projekt Media Quarter Marx" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hier auch eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. Im Antrag für die Dringliche Anfrage steht noch drinnen, dass sie verlesen werden soll. Ich danke dem Herrn Klubvorsitzenden, dass auf die Verlesung verzichtet werden kann und erteile für die Begründung der Dringlichen Anfrage Herrn GR Dr Ulm das Wort, wobei ich darauf hinweise, dass seine Redezeit auf Grund der Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 mit 20 Minuten begrenzt ist. GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Media Quarter Marx beschäftigt uns nun schon seit mehreren Jahren. Es gibt eine Fülle von Kritikpunkten und Verdachtsmomenten. Ganz aktuell ist das Media Quarter Marx wieder in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt, denn es gibt einen ganz schwerwiegenden Verdacht, und dieser schwerwiegende Verdacht liegt darin, dass 6,78 Millionen EUR, Geld, das in ein Projekt der Stadt investiert wurde, aus strafbaren Handlungen stammen könnte, aus Kasachstan oder anderswo her. Es besteht der Verdacht, dass die Stadt Wien zumindest mittelbar über ein PPP- Modell an Geldwäsche beteiligt ist und wir nicht wissen, wie die Stadt Wien aus dieser zumindest moralischen Verantwortung rauskommen soll. Es stellt sich die Frage, wie insbesondere die Frau Stadträtin mit diesen Kritikpunkten umgeht, wie sie beabsichtigt zu reagieren - politisch, zivilrechtlich, strafrechtlich - und in welcher Weise sie eine politische Verantwortung für sich erblickt. Aber wie hat alles begonnen? Frau Mag Brauner wurde am 22. Jänner 2007 zur Finanz- und Wirtschaftsstadträtin und Vizebürgermeisterin gewählt. Im Februar 2007, also unmittelbar danach, wurde die Media Quarter Marx Errichtungs- und Verwertungsgesellschaft gegründet. Am 12. März 2007, da war die Frau Vizebürgermeisterin bereits Präsidentin des damaligen Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, an diesem 12. März 2007 wurde das Grundstück, auf dem sich jetzt die Immobilie befindet, um 7,1 Millionen EUR an die Media Quarter Marx Errichtungs- und Verwertungs GmbH verkauft. Man hat sich entschlossen, dieses Immobilienprojekt als PPP-Modell mit einem 60-prozentigen Anteil von einem privaten Partner zu entwickeln, 40 Prozent sollten von der Stadt Wien kommen. Mittlerweile sprechen wir von der Wirtschaftsagentur Wien, die alleinige Eigentümerin der ZIT ist, der Technologieagentur der Stadt Wien, und diese ZIT hielt damals zum Zeitpunkt der Gründung 40 Prozent. Auch heute noch hält die öffentliche Hand 40 Prozent von diesem PPP-Modell an der Media Quarter Marx Errichtungs- und Verwertungs GmbH. Man hat sich allerdings einen beherrschenden Einfluss gesichert, das wird noch wichtig werden, denn sonst hätte ja der Rechnungshof gar nicht prüfen können. Man hat sich diesen beherrschenden Einfluss trotz Minderheitenbeteiligung gesichert, indem man einen Gesellschafts- und Syndikatsvertrag abgeschlossen hat, der sicherstellt, dass Entscheidungen in dieser GesmbH nur mit 80-prozentiger Mehrheit getroffen werden können. Privater Partner ist eine VBM- Beteiligungsmanagement GmbH, Gesellschafter oder Geschäftsführer dieser VBM-Beteiligungsmanagement GmbH waren im Jahr 2007 Herr Wala, Herr Bodizs und Herr Lenzinger, zwei Personen davon sollen laut Medienberichten als Tennistrainer und als Croupier gearbeitet haben. Am 28. März 2011, man hat von diesem Datum erst viel später erfahren, aber bereits am 28. März 2011 wurde ein Optionsvertrag abgeschlossen, und man hat, wie man auch erst später draufgekommen ist, Alijew, dem privaten Partner, eine Option auf den Kauf des 40-prozentigen öffentlichen Anteils um 5,2 Millionen EUR eingeräumt und hat eine Optionsfrist bis Ende 2013 eingeräumt. Im Jahr 2012 wurde das Thema wacklig, es kam zu den ersten Enthüllungen, Dokumente sind aufgetaucht, aus denen man ersehen hat, dass die VBM nur eine Treuhandunternehmung des kasachischen Ex-Botschafters Rachat Alijew ist. Wie sich auch erst später herausgestellt hat, hat das Oberlandesgericht Wien bereits im Jahr 2012 zur Zahl 18BS369/12i folgende Feststellung getroffen: "Tatsächlich besteht auf Grund der Ermittlungen und der anschaulich dargestellten Gesellschaftsgründungen und Verflechtungen und der zum Teil nicht einmal im Ansatz nachvollziehbaren Geldtransaktionen der begründete Verdacht, dass über diese Gesellschaften Vermögenswerte, die aus strafbaren Handlungen stammen, gewaschen, sprich, deren Herkunft und ihr Verbleib durch umfangreiche Verschiebungen und Investitionen verschleiert werden sollten." Noch am 5. April 2012 hat der Geschäftsführer der VBM, Herr Bodizs, bestritten, dass der ehemalige kasachische Botschafter Alijew in irgendeiner Weise an der VBM beteiligt sein könnte. Die Sache wurde politisch debattiert und der öffentliche und politische Druck haben dazu geführt, dass die Consultatio den Auftrag erhalten hat festzustellen, wem denn die VBM wirtschaftlich nun wirklich gehört. Im Laufe des Jahres 2012 hat sich tatsächlich herausgestellt, dass es sich bei der VBM, wirtschaftlich gesehen, um eine 100-prozentige Tochter der Maximus Holding AG handelt. Alleinaktionärin dieser Maximus ist die Ehefrau von Herrn Alijew, und zwar Frau Shoraz. Auf Grund dieses Ergebnisses hat die Opposition im Herbst 2012 einen Antrag beim Bundesrechnungshof eingebracht und der Rechnungshof hat versucht, mit seiner Prüfung zu beginnen. Auf Grund des Prüfungsantrags ist es ihm erst relativ spät gelungen, wie wir den Medien entnehmen konnten, und er ist erst vor relativ kurzer Zeit zu einem Ergebnis gekommen, weil er lange Zeit gar nicht Gelegenheit erhalten hat, die VBM und dieses PPP-Modell zu prüfen und zwar deshalb, weil man sich ursprünglich auf den Standpunkt gestellt hat: Na ja, es gibt ja nur eine Minderheitenbeteiligung an dieser Media Quarter Marx GmbH, die öffentliche Hand hält ja nur 40 Prozent und der Rechnungshof ist daher gar nicht zur Prüfung berechtigt. Tatsächlich konnte sich allerdings dann der Rechnungshof beim Verfassungsgerichtshof durchsetzen, er musste den Verfassungsgerichtshof anrufen, der Verfassungsgerichtshof hat festgestellt: Ja tatsächlich, es gibt eine beherrschende Stellung, und er konnte dann mit großer Verspätung, aber immerhin doch, mit seiner Prüfung beginnen. Wie den Medien zu entnehmen war, gibt es auch bereits einen Rohbericht des Rechnungshofs und in aller Öffentlichkeit geht durch die Medien, was die großen Kritikpunkte sind, nämlich die mein Kollege Neuhuber und ich schon bei einer Pressekonferenz im November 2013 genannt haben. All diese Argumente konnten wir jetzt in den vergangenen Tagen wieder in den Zeitungen lesen. Da Sie, sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, zu diesem unglaublichen Fall und zu diesem unglaublichen Verdacht, der aus meiner Sicht auch einzigartig in der Geschichte dieser Stadt ist, bislang kaum etwas gesagt haben, bringen wir diese Dringliche Anfrage ein und hoffen, jetzt von Ihnen die Auskunft zu erhalten, die wir durch Jahre hindurch nicht bekommen haben. Ein Hauptkritikpunkt ist, dass man sich mit nicht ausreichend kompetenten Partnern eingelassen hat und dass diese Partner nur als Strohmänner agiert haben. Sehr geehrte Frau Stadträtin, wie haben Sie auf diese Umstände reagiert, nachdem Sie davon erfahren haben? Welche Informationen haben Sie sich im Rahmen Ihrer Funktion als von der Stadt Wien entsendete Präsidentin des Fonds besorgt, und wie haben Sie daraufhin reagiert? Es hat sich herausgestellt, dass der wirtschaftliche Eigentümer des privaten Partners, der VBM, Herr Rachat Alijew beziehungsweise dessen Ehefrau Shoraz ist. Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, welche Informationen haben Sie sich besorgt, als Sie von diesem Umstand Kenntnis erlangt haben, und wie haben Sie in der Folge reagiert? Haben Sie bereits vor dem Untersuchungsergebnis der Consultatio von dem Treuhandverhältnis gewusst? Wann genau wurden Sie über das Treuhandverhältnis informiert? Kritisiert wird, dass in diesem Fall für die Entwicklung dieses Bezirksteils, für die Entstehung dieses Medienhauses, überhaupt ein PPP-Projekt gewählt wurde. Es ist zu lesen, dass ausreichend Kapital seitens der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt war und dass man auf die 6 Millionen EUR Investition seitens des privaten Partners nicht angewiesen war. Welche Informationen haben Sie sich auf Grund dieser Kritik besorgt, und wie haben Sie in der Folge reagiert? Man wirft dem privaten Partner vor, dass er kein medienspezifisches Know-how und auch kein immobilienspezifisches Know-how hat. Geschäftsgegenstand der VBM ist der Betrieb von Tennishallen. Welche Information haben Sie sich nach Bekanntwerden dieses Umstands besorgt, und wie haben Sie in der Folge reagiert? Das Hauptziel des Projekts, hunderte neue Jobs zu schaffen, wurde nicht erreicht. Es wurden lediglich Arbeitsplätze innerhalb von Wien verlagert. Welche Information haben Sie sich nach Bekanntwerden dieses Umstands besorgt, und wie haben Sie reagiert? Ein Hauptkritikpunkt ist die angebliche Parteienfinanzierung. Der echo-Verlag durfte sich über eine Mietrückerstattung in der Höhe von 806 859 EUR freuen. Der echo-Verlag war zu diesem Zeitpunkt im Eigentum eines SPÖ-nahen Vereins. Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, welche Informationen haben Sie sich nach Bekanntwerden dieses Umstandes besorgt, und wie haben Sie daraufhin reagiert? Sehr geehrte Frau Stadträtin! Es ist jetzt hoch an der Zeit, klare und deutliche Worte zu finden und sich umfassend mit diesem Thema auseinanderzusetzen, denn noch besteht ja diese höchst merkwürdige Partnerschaft. Es ist nicht gelungen, die Immobilie per Ende 2014 zu verkaufen. Noch steht sie im Eigentum der Gesellschaft, und es würde mich schon sehr interessieren, in welcher Art und Weise die Abwicklung nun weiter erfolgen soll, ob es bereits eine Kontaktaufnahme mit der Justiz gibt und ob es entsprechende Sachverhaltsdarstellungen gibt, die an die Staatsanwaltschaft ergangen sind. Ich glaube, eine umfassende Aufklärung ist vor allem im Interesse dieser Stadt, denn der Ernst der Situation gebietet es, dass dieses Thema rasch erledigt werden kann. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung. - Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen und Wirtschaftspolitik zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Sie sind am Wort, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Vielen Dank. Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vorweg, das Projekt Media Quarter Marx ist derzeit Gegenstand einer noch nicht abgeschlossenen Gebarungsprüfung durch den Rechnungshof. Der in der Einleitung zitierte Rohbericht unterliegt der vertraulichen Behandlung als Verschlussakte. Eine Veröffentlichung des Endberichtes liegt noch nicht vor. Eingedenk dessen möchte ich die vorliegenden Fragen wie folgt beantworten: Zu Frage 1: Das Projekt Standort Media Quarter Marx ist von der wirtschaftspolitischen Strategie der Stadt Wien beziehungsweise der Wirtschaftsagentur, beziehungsweise des damaligen ZIT, Zentrum für Innovationen und Technologie, das mittlerweile in die Wirtschaftsagentur überführt wurde, geprägt. So finden sich sowohl der Standort als auch das Stärkefeld Medien in der FTI-Strategie der Stadt Wien. Die Entscheidung für den konkreten Partner erfolgte insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass sich dieser klar zum Konzept des Media Quarter Marx, einem themenspezifischen Standort für Medien, bekannte. Mit der Suche nach einem privaten Partner für dieses PPP- Modell wurde bereits 2006 begonnen. Gespräche wurden mit den, dem Rechnungshof genannten, unterschiedlichen potenziellen privaten Partnern geführt. Keine dieser möglichen alternativen Partner war jedoch bereit, den vom öffentlichen Partner aufgestellten Bedingungen für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes näherzutreten beziehungsweise sich mit diesen vertraglich einverstanden zu erklären. Der private Partner, die zitierte VBM Beteiligungsmanagement GmbH, wurde erst zur Umsetzung des gegenständlichen Projekts unter Federführung von Herrn Präsident Kommerzialrat Adolf Wala, immerhin ehemaliger Präsident der Österreichischen Nationalbank, gegründet. Entgegen der Medienberichterstattung konnte mit der Person des Herrn Adolf Wala als Geschäftsführer der VBM und von der VBM entsandter Geschäftsführer der MQM GmbH ein kompetenter Partner gefunden werden. Er brachte Kompetenz in Fragen der Finanzierung, ich erwähnte schon, Österreichische Nationalbank, und der Immobilienentwicklung ein, denn es ging hier ja nicht um ein Medienunternehmen, das gegründet wurde, sondern es ging um Standortentwicklung. Ich darf in diesem Zusammenhang erwähnen, dass die hier skizzierten Vorgänge bereits vor meinem Amtsantritt als amtsführende Stadträtin für Finanzen stattgefunden haben. Es eignet sich aber eine andere, von mir sehr geschätzte, kompetente Kollegin als ebenso kompetente Gesprächspartnerin, die im Gegensatz zu mir damals schon im Präsidium der Wirtschaftsagentur vertreten war, nämlich die ehemalige Präsidentin und jetzige Nationalratsabgeordnete, Frau Brigitte Jank, die all diesen Entscheidungen auch zugestimmt hat. Zur Frage 2: Vorausgeschickt sei, dass es sich bei der Treuhandschaft um ein allgemein anerkanntes Rechtsinstitut des österreichischen Zivilrechts handelt. Es ist das Wesen einer verdeckten Treuhandschaft, dass sie nicht nach außen bekannt wird. Die Geschäftsführung der MQM Medien GmbH als Organ hat von der insbesondere aus damaliger Sicht nicht gebarungsrelevanten Tatsache, dass die Gesellschaftsanteile der VBM Beteiligungsmanagement GmbH in wirtschaftlicher Hinsicht von der AV Maximus Holding AG gehalten wurden, erst durch den von der ZIT beauftragten Consultatio-Bericht beziehungsweise das in diesem Zusammenhang vom Geschäftsführer des ZIT erwirkte Schreiben des Rechtsvertreters der AV Maximus Holding AG vom 14.10.2012 Kenntnis erlangt. Zur Frage 3a: Ein PPP-Modell ist derart definiert, dass sich ein öffentlicher und ein privater Partner entsprechend ihrem Mitteleinsatz sowohl das Risiko als auch die Erfolge des Projekts teilen. Eine wesentliche Zielsetzung dieses Ansatzes, wie auch im gegenständlichen Projekt, ist dabei die Risikominimierung. Es soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass die Wirtschaftsagentur Wien dieses Projekt gerade in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit, globale Wirtschaftskrise, umgesetzt hatte und auch weiter erfolgreich umsetzen wird. Allein ein angeblicher hoher Kassenbestand rechtfertigt es nicht, ein Immobilienprojekt allein zu finanzieren, wenn durch die Hereinnahme von privaten Partnern die Möglichkeit besteht, die mit der Projektumsetzung verbundenen wirtschaftlichen Risken zu reduzieren. Auch erscheint es rücksichtlich der vielfältigen Aufgaben der Wirtschaftsagentur Wien nicht zweckmäßig, zur Verfügung stehende Mittel zu einem Großteil in ein einziges Projekt zu investieren. Folgerichtig hätten nämlich andere Aktivitäten der Wirtschaftsagentur Wien nicht umgesetzt werden können. Zur Frage 3b: Die steht natürlich im Zusammenhang mit meiner Beantwortung der Frage 1. Im Übrigen war und ist als Geschäftszweig der VBM Beteiligungsmanagement GmbH Beteiligungsmanagement ausgewiesen. Dem genannten Zeitungsartikel liegen offensichtlich Informationen zugrunde, die in dieser Form nicht richtig sind. Zur Frage 3c: Aufgabe der Projektgesellschaft MQM GmbH war es nicht, hunderte neue Jobs zu schaffen, sondern die Projektliegenschaft zu erwerben, darauf das gegenständliche Medienquarter zu errichten und zu verwerten. Es wurden daher auch keine quantitativen Ziele, zum Beispiel geschaffene und gesicherte Arbeitsplätze, definiert. Vielmehr, und so findet sich das Projekt Media Quarter auch in der FTI-Strategie der Stadt Wien wieder, war die Zielsetzung, ein Leuchtturmprojekt für das Stärkefeld "Medien" umzusetzen. Dies beinhaltete die Schaffung eines in Wien einzigartigen Standortes, an dem sich zum einen die unterschiedlichen Branchensegmente Print, TV, Online, Agenturen, und vieles andere mehr und zum anderen verschiedene Unternehmensstrukturen von großen Medienkonzernen bis hin zu jungen und innovativen Start-ups ansiedeln. Diese Aufgabenstellung wurde umgesetzt. Aus heutiger Sicht besteht mit dem Media Quarter Marx ein Mediencluster mit entsprechender nationaler Strahlkraft und entsprechender positiver wirtschaftspolitischer und arbeitsmarktpolitischer Konsequenz. Zur Frage 3d: Bei dem gegenständlichen Verlags- und Medienhaus handelt es sich um den ersten Ankermieter im Haus. Dieser Mieter hat einen mehrjährigen Kündigungsverzicht abgegeben. Dies zu einem Zeitpunkt, zu dem der Standort noch nicht über die heutige Infrastruktur verfügte. Salopp gesagt, gab es damals noch zwei Jahre lang Baustelle rund um das ganze Media Quarter und es war noch unsicher, ob sich der Standort tatsächlich zum angestrebten Mediencluster entwickeln wird. Im Gegenzug hierfür hat sich der Mieter die in Rede stehende teilweise Mietzinsrückerstattung ausbedungen. Wirtschaftlich handelt es sich dabei um eine mietzinsfreie Zeit, wobei es gelungen ist, diese als Mietzinsrückerstattung zu vereinbaren und die Liquidität der Projektgesellschaft zu schonen. Die vereinbarten Konditionen sind das Ergebnis der konkreten Mietvertragsverhandlungen und müssen im Gesamtzusammenhang mit der Bedeutung des Mieters als Ankermieter sowie weiterer individueller Kriterien wie Mietdauer, Mietfläche, et cetera, gesehen werden. Im Übrigen handelt es sich bei dieser Incentivierung insbesondere von Ankermietern um eine in der Immobilienentwicklung marktübliche Vorgangsweise. Zusammenfassend, sehr geehrte Damen und Herren: Das MQM ist zu über 90 Prozent vermietet. Die Start-up- Büros, die wir dort errichtet haben, sind mit 30 jungen, erfolgreichen Start-ups aus dem Medienbereich extrem erfolgreich. Wir haben mit dem echo medienhaus, der Wiener Zeitung, ProSieben, SAT1, der gesamten Gruppe, das ist ja eine größere Gruppe, Puls4 gehört auch dazu, auch erfolgreiche große Medien-Player, also genau das Ziel, große und kleine, traditionelle und neue hier unterzubringen. Und ich ersuche, sehr geehrte Damen und Herren, im Interesse der Wirtschaft bei aller verständlichen und logischerweise vorhandenen Kritik- und Diskussionsbereitschaft, dass man jetzt, aber auch in Zukunft, im Interesse der Wiener Wirtschaft, die sich immer noch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten befindet, dieses für den Standort so wichtige Projekt nicht schlechtreden soll. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung der Dringlichen Anfrage und eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion ab nun maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr GR Mag Neuhuber zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich auch darauf hinweise, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. Bitte schön. GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren! Sie haben jetzt gerade in der Beantwortung von einem Leuchtturmprojekt gesprochen. Da sieht man, wie unterschiedlich die Auffassungen sein können. Für mich ist das Projekt eher ein Schwarzes Loch als ein Leuchtturm. (Beifall bei der ÖVP.) Und leider auch nach Ihrer Beantwortung ist für uns noch immer im Dunkeln oder das meiste eigentlich im Dunkeln geblieben. Interessant war, dass Sie gemeint hatten, ich zitiere wörtlich, dass kein Partner bereit gewesen wäre, die Bedingungen zu erfüllen. Also wenn man sich mit dem Akt und mit dem Projekt wirklich länger beschäftigt, dann muss ich jetzt fragen: Welche Bedingungen? Das war ja fast bedingungslos! Ich werde dann später noch darauf eingehen. Also diese Hürde hat man gegenüber den handelnden Personen nicht aufgebaut, dass etwa Bedingungen im Vertrag gestellt worden wären. Das lässt sich relativ leicht nachweisen. Außerdem war die Wirtschaftskrise erst 2008 und selbst Immobilien waren in den letzten 10 oder 15 Jahren in Wien immer beliebt. Also die Sache, das Märchen mit dem Partner, den man nicht gefunden hat, das ist schon ein bissel weit hergeholt. Sie haben auch vom Wesen der Treuhandschaft gesprochen. Aber okay, bei aller Wertschätzung für diese juristische Institution, ich möchte auch wissen, welches menschliche Wesen hinter diesem Wesen der Treuhandschaft steht. Also es bleibt für mich unverständlich, warum die Stadt Wien von Anfang an kein Interesse hatte zu wissen, mit wem sie sich da eigentlich ins Bett legt. Also eine ganze Reihe von Märchen, die wir immer wieder hören. Es wird in einem Märchen "einmal" heißen. Es war einmal ein Stadterweiterungsgebiet. Es ist aber für mich das ganze Projekt weniger ein Märchen, sondern harte Realität. In einem Thriller von John Grisham würde es wahrscheinlich heißen "Der Partner". Ich gehe noch ein bisschen in die Chronologie hinein. Ich glaube, das ist die beste Art und Weise, damit nicht alle Kolleginnen und Kollegen sich im Detail mit dem Projekt auseinandersetzen müssen. Die "Kronen Zeitung" schreibt am 13.03.2015: "Im Dossier", dann ist das Aktenzeichen erwähnt, "zerpflücken die Prüfer", nämlich des Rechnungshofes, "das städtische Prestigeprojekt MQM. Auf 86 Seiten ist von einer millionenteuren Kostensteigerung, Intransparenz, teuren Geschenken und über Postenbesetzungen zu lesen. Und es wurden kaum neue Jobs geschaffen." Also die "Kronen Zeitung" schreibt hier auch nicht direkt, wenn ich das so interpretieren darf, von einem Leuchtturmprojekt. Blenden wir noch einmal zurück ins Jahr 2007. Damals war ja, wie Sie schon ausgeführt haben, die Suche der Wirtschaftsagentur für einen Partner für die Errichtung von Bauteil 3. Und das war halt, wenn man sich frühere Projekte anschaut, Bauprojekte und Immobilienprojekte, wieder die Methode à la SPÖ viennoise: Keine Ausschreibung, keine Suche, und rein zufällig stößt man auf den ausgewiesenen Immobilienexperten Adolf Wala. Die Partnerschaft beginnt ohne jegliche Prüfung, wer eigentlich hinter Wala steht, noch woher das EK kommt. Gut, jetzt könnte man natürlich angesichts der Pension des Herrn Wala mutmaßen: War vielleicht das Eigenkapital gar nicht in Frage gestellt? Aber bei 60 Millionen wird selbst die Nationalbankpension für die Finanzierungen nicht mehr ausreichen, meine Damen und Herren! Und das ist jetzt wirklich, wenn wir schon beim Immobilienexperten sind, beim ausgewiesenen, wie Sie sagten, Wala, das kleine Einmaleins dieser Branche, das können Sie mir glauben! Am Anfang des Projekts steht bei Partnern immer die Frage: Hast du das Geld, und, im zunehmenden Maße heute, woher kommt das Geld? Also was da Immobilienexpertise war, weiß ich nicht, wir können uns gerne darüber unterhalten. Wie wichtig diese Grundregel ist, das hat man eben im vorliegenden Fall gesehen, das hat der Kollege Ulm ja schon aus einem Akt des Oberlandesgerichts zitiert. Ich darf Ihnen einen anderen Akt ebenfalls des OLG zitieren: "Daraus ergibt sich berechtigt die Vermutung, dass die in Kasachstan erlangten Vermögensbestandteile unter Zwischenschaltung mehrerer Konten und Firmen über Strohmänner weitertransferiert wurden, um diese zu waschen, um die deliktische Herkunft der Gelder zu verschleiern." Und etwas später heißt es: "Schon 2007 erfolgte eine Geldwäscheverdachtsmeldung der Privatinvestbank AG auf Grund einer Überweisung vom Konto der Maximus Holding AG" - notabene, haben wir schon gehört -" Überweisungsgrund: Darlehensbetrag Christian Bodizs." Wenn wir jetzt weiter in so ein Storyboard für einen Roman gehen würden, dann erscheinen also jetzt die Strohmänner, Ulm hat es schon gesagt, Pokerkasinobetreiber, Tennisplatzbesitzer. Bitte, um Gottes Willen, nichts gegen diese Berufe, alles ehrbare Berufe, aber ausgewiesene Experten für Immobiliengeschäfte sehen anders aus, meine Damen und Herren! Da heißt es jetzt wieder bei der "Kronen Zeitung": "Der private Partner, die VBM Beteiligungsmanagement GmbH und der Ex-Nationalbank-Generaldirektor Adolf Wala, konnten laut Rechnungshof kein medienspezifisches Know-how einbringen." Der Geschäftszweig der VBM war der Betrieb von Tennishallen. Bei einem anderen bekannten Ex-Politiker hat es einmal geheißen: Wo war meine Leistung? Da könnte man auch jetzt sagen: Wo war eigentlich deren Leistung für das Projekt, meine Damen und Herren? Weil Christian Bodizs, einer dieser Proponenten, der Geschäftsführer, hat, wie auch Ulm schon sagte, noch am 5. April 2012 offensichtlich wider besseren Wissens die Beteiligung des ehemaligen kasachischen Botschafters Alijew, die später aufgedeckt wurde, geleugnet, meine Damen und Herren! Das ist ja sogar in einer OTS von ihm gekommen, also schon interessant. Aber ein altes Sprichwort sagt: Wer sich mit Hunden ins Bett legt, der wacht mit Flöhen auf. Millionen fließen, klar, nämlich an die Wirtschaftsagentur. Diese bekommt tatsächlich 7,1 Millionen EUR und unterschreibt einen Kaufvertrag, der für die Stadt Wien nachteilig ist. Da ist auch interessant, was da alles drinnensteht: Keine Sicherstellung des Kaufpreises, keine Bankgarantie, gar nichts. Jetzt sind wir wieder beim kleinen Einmaleins der Immobilien. Erfolgreiches Projekt, Wirtschaftsagentur verkauft, ohne zu wissen, ob sie jemals was bekommt. Oder: Stundung der Hälfte des Kaufpreises auf sechs Monate. Machen Sie das, wenn Sie eine Eigentumswohnung oder ein Einfamilienhaus verkaufen, meine Damen und Herren? Stunden Sie ohne Zinsen, ohne Gegenleistung für sechs Monate einen Teil des Kaufpreises? Mitnichten! Wie wir sehen, sitzen wahrscheinlich hier mehr Immobilienexperten, als damals zugange waren. Die Altlastensanierung hat zu einem großen Teil die Verkäuferin zu tragen gehabt. Das kostet die Steuerzahler letzten Endes 425 000 EUR, die die MQM von der Wirtschaftsagentur 2008 zurückfordert. Soweit also zu dem tollen Leuchtturmprojekt und den ausgefeilten Formulierungen! Wer an der MQM Errichtungsgesellschaft beteiligt war, haben wir ja schon gehört. Es hat sich eben nie jemand gefragt, woher das Geld kommt. Wie das dann weiterging, haben wir auch gehört: Die lästige Opposition hat Fragen gestellt. Vermutungen tauchten über die tatsächlichen Hintermänner des Deals auf, und obwohl lange Zeit gemauert wurde, lassen alle nicht locker und schließlich wird eine unabhängige Wirtschaftsprüfungskanzlei mit der Suche nach dem wirtschaftlich Berechtigten beauftragt und es kommt dann eben heraus - wirklich ein einmaliger Fall -, dass es sich in letzter Folge um diesen Herrn Alijew gehandelt hat. Das musste die Consultatio 2012 bestätigen. Und damit, mit der wirklichen Verwirklichung des Herrn Alijew, war die Stadt Wien mitten in einem internationalen Krimi, in dem es um Mord in Kasachstan, Diebstahl, Geheimnisverrat, Vermögensverschleierung, Geldwäsche, Hausdurchsuchungen, mediales Sperrfeuer auf höchster Ebene, Staatspräsidenten ging, und am Schluss, wie wir jetzt traurigerweise in den letzten Wochen sehen mussten, hat es wahrscheinlich auch noch einen Selbstmord gegeben. Und mitten drinnen die Stadt Wien mit ihrem Leuchtturnprojekt! Aber darauf will ich gar nicht weiter eingehen, auf dieses andere Storyboard. Ich komme zurück zur Stadt Wien. Wir wissen, wie es dann weiterging. Der Rechnungshof hat sich für die Causa interessiert, wurde am Anfang zurückgewiesen und musste zum Verfassungsgerichtshof gehen, übrigens ähnlich wie beim Skylink. Heute gibt es offensichtlich, wie auch die Frau Stadträtin bemerkt hat, einen Rechnungshofrohbericht, der nicht offiziell ist, aber in der Zeitung konnte man ja schon einiges lese. PPP-Modelle an sich, meine Damen und Herren, und das möchte ich in aller Klarheit feststellen, genauso wie ich klar feststelle, dass das Stadterweiterungsgebiet als solches von uns nicht in der Kritik steht, wären etwas Gutes. PPP-Modelle heißt aber nicht immer Pleiten, Pech und Pannen! Das haben wir heute schon zu oft gehabt: Viertel Zwei, Stadioncenter, übrigens auch mit Nationalbank-Tochter, vielleicht gibt es da eine Verquickung, die Hohe Warte, auch Nationalbank-Tochter, die damals in das Projekt mit eingebunden war, Prater-Vorplatz, Waagner Biro, Semmelweisklinik, und, und, und. Immer wieder PPP-Modelle und Immobilienverkäufe. Ich zitiere weiter aus der "Kronen Zeitung": "Der Bau des Mediencenters hat sich von 56,5 Millionen auf 77,5 Millionen verteuert. Die Rückzahlung des Fremdkapitals dauert bis zum Jahre 2037." Das nennt man ein Leuchtturmprojekt! Dass ein Private Partnership Projekt mit einem privaten Partner indiziert wurde, sei unnötig gewesen. Die städtische Wirtschaftsagentur hatte für das Projekt auch alleine ausreichend viel Kapital, sagt die Zeitung weiter. Ja, man muss nicht alles mit einem Partner machen, man kann es, wenn man sich dazu entschließt, und das ist der Punkt, wir wollen das ja auch nicht bekritteln, nur dann soll man es ordentlich machen, meine Damen und Herren! Aber es kann nicht immer PPP-Modell heißen, das bei der SPÖ-Wien zum Vorteil der privaten Partner ist und zum Nachteil für die Stadt Wien. Das ist der Punkt. Das Hauptziel, hunderte Jobs zu schaffen, wurde auch verfehlt, schreibt die "Kronen Zeitung" weiter. Und von Mietnachlass an einen angeblich parteifreien Verein sowie die Personalpolitik bei der Neu Marx Standortmarketing GmbH können wir auch lesen. Zufällig heißt es da aber: "Die Ex- Pressesprecherin des Ex-SPÖ-Verkehrsstadtrates ist am besten für den Geschäftsführerjob geeignet." Wow, kann ich nur sagen, wieder Experten gefunden! Und sie erhielt trotz massivem Bilanzverlust in der Höhe von 388 000 EUR eine satte Erfolgsprämie. Na, das möchte ich einmal in der Privatwirtschaft auch haben! 400 000 EUR Verlust und Erfolgsprämie! Das wird man vielleicht nicht so oft finden. Meine Damen und Herren, all das ist starker Tobak, was man da in der "Kronen Zeitung" und im "Kurier" liest. Und was sagt die Wiener SPÖ? Irgendwo ein Hauch zumindest von Selbstkritik? Nein. Zumindest gespielte Zerknirschtheit? Nein, nein. Die Ankündigung von personellen Konsequenzen? Es wäre ja angesichts dieses schwarzen Lochs und dieses missglückten Projekts wirklich einmal an der Zeit, auch personelle Konsequenzen zu ziehen. Nein. Was wird? Es wird gemauert. Der Kollege Niedermühlbichler hat ja auch in einer Aussendung gesagt: "Zum Erfolgsprojekt MQM gibt es seitens der Stadt Wien nichts zu verschweigen." Auch hier wurde von Erfolgsprojekt gesprochen. Kollege Niedermühlbichler, geschätzter Kollege, wenn das ein Erfolgsprojekt ist, dann möchte ich mal wissen, was bei dir ein Nicht-Erfolgsprojekt wäre! (GR Mag Wolfgang Jung: Die rot-grüne Koalition!) Selten, meine Damen und Herren, gab es einen Fall, bei dem die Opposition von Anfang an so recht hatte! All das, was ich heute in der "Kronen Zeitung" und im "Kurier" lese - und ich bin dann auf den Rechnungshofbericht gespannt, dann werden wir es ja in jedem Detail, in allen Farben erkennen können -, all das, was die Opposition jemals dazu gesagt hat, ist eingetreten, alle Kritikpunkte! Lesen Sie zum Beispiel die Pressekonferenz vom Kollegen Ulm und mir! Da ist von uns das damals schon fast deckungsgleich gekommen! Der Pleiten-, Pech- und Pannendienst der SPÖ-Stadtregierung hat bei diesem Leuchtturmprojekt wirklich wieder einmal aus dem Vollen geschöpft, und einmal mehr zeigt sich, wohin Inkompetenz und Günstlingswirtschaft führen, meine Damen und Herren! Der "Kurier" hat getitelt: "Media Quarter war sinnlos." Ich sage Ihnen, das Media Quarter zeigt, dass Ihre Wirtschaftspolitik sinnlos ist! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet hat sich der GR Dipl-Ing Margulies. Ich erteile ihm das Wort. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Es ist in der Tat interessant, über unveröffentlichte Rohberichte zu lesen, wo man dann aus der Zeitung zitiert. Ehrlicher wäre es, man nimmt den Rohbericht mit raus und zitiert und spricht darüber. Ich verstehe es auch nicht, man muss die "Kronen Zeitung" nicht vorschieben, insbesondere wenn man weiß, wie oft der Wahrheitsgehalt das umkehrt. Ein jeder von Ihnen drüben kennt wahrscheinlich tatsächlich diesen Rohbericht und hat ihn gelesen, hat ihn vielleicht auch vor sich. Mein Gott, dann kann man ja tatsächlich sagen, welche Sachen im Rohbericht stehen und welche nicht. Ich finde es trotzdem etwas zu kurz gegriffen, wenn man den Rahmen des MQM so kurz steckt, ohne bis jetzt auch nur ein einziges Mal zum Beispiel das Thema ORF zu erwähnen. Ich glaube, dass nicht jedes Projekt, was sich die Stadt von vornherein überlegt, automatisch von Erfolg gekrönt sein muss und automatisch von einem Misserfolg gekrönt sein muss. Ich glaube, und Sie kennen mich lange genug, ich bin jemand, der PPP-Modellen skeptisch gegenübersteht. Aber es kann welche geben und die meisten - und ich kann mich noch an meine Kritikpunkte aus der Zeit, wo wir in Opposition waren, erinnern - bei den meisten PPP-Modellen, die die Stadt gemacht hat, insbesondere in dieser Gegend, und das vergessen Sie schon zu erwähnen, hat der private Partner deutlich mehr profitiert als die Stadt. Die Stadt auch. Aber erinnern wir uns nur an das T-Mobile Haus, wo der private Partner deutlich mehr profitiert hat als die Stadt, die Stadt hat auch profitiert. Und jetzt müsste man ja fast sagen, bei diesem PPP-Modell müssten wir eigentlich froh sein, dass es einen privaten Partner gibt, weil tatsächlich das Risiko gestreut wurde und weil in der jetzigen Situation auch, so wie es manchmal bei PPP-Modellen sein kann, der private Partner mit das Risiko zu übernehmen hat. So ist es bei Projekten. Und wir alle, ich sage nicht, wir alle haben es uns gewunschen, weil ich weiß nicht, was Sie sich gewunschen haben, ich weiß auch nicht, was sich die KollegInnen von der ÖVP gewunschen haben, aber wir alle hatten in unserer Überlegung: Es ist vorstellbar, dass neben den Überlegungen, die für das MQM Einser-, Zweier- und Dreier-Dasein als Medienstandort bestehen, der ORF dorthin zieht, in diese Umgebung. Und wenn dann die Stadt Wien dort mit einem Mediencluster vertreten ist, das wissen Sie so gut wie ich, dann hätte dieser Standort schlagartig, nämlich wirklich schlagartig, Interesse noch von anderen Medien gehabt und de facto auch Interesse von Immobilienverwertern. (Aufregung bei GR Mag Alexander Neuhuber) Und Sie wissen, dass die Entscheidung, wo der ORF ... (Zwischenruf von GR Mag Alexander Neuhuber.) Nein, nein, nein, ich würde das Thema etwas weiter ausbauen. Die Entscheidung, wo und wann der ORF bleibt und weiterbaut ist im Jahr 2012/2013 gefallen, also tatsächlich lange Jahre danach. Die Diskussion allerdings hat davor stattgefunden. Jetzt hupf ich tatsächlich ins Jahr 2007 zurück. Die Frau Stadträtin hat es ja gesagt, es gibt schon eine Person, die von Anfang an in dieses Projekt eingebunden war, und das war niemand aus der FPÖ, und das war auch niemand von den GRÜNEN. Aber eine Frau Nationalratsabgeordnete der ÖVP, die von Anfang an im Präsidium der Wirtschaftsagentur drinnen gesessen ist, die im Präsidium diese Sachen mitträgt und mitentscheidet, sorry, die können Sie echt nicht wegleugnen! Und ein Satz dazu: Im Präsidium der Wirtschaftsagentur sitzen wir bis heute nicht, während die Wirtschaftskammer oder die ÖVP vertreten durch die Wirtschaftskammer sehr wohl drinnen sitzt! Sie versuchen dann tatsächlich, alles von sich zu weisen. (GR Franz Ekkamp: Das steht ja nicht in der "Kronen Zeitung"!). Hallo, die ÖVP hat es mitgetragen, jeden einzelnen Beschluss, einstimmig! Da haben GRÜNE und die FPÖ zum Teil dagegen gestimmt. Aber sich jetzt billig abzuputzen und zu sagen, was war das, kenn ich nicht, hat nichts damit zu tun, und plötzlich Sachen zu vermischen, und da komme ich noch einmal darauf zurück, die meines Erachtens nicht wirklich viel miteinander zu tun haben! Erster Punkt, wo ich sage, da kann man jetzt darüber streiten. Wie gesagt, in dieser Republik ist es tatsächlich so, wenn jemand Präsident der Nationalbank ist oder war, dann hat er es bis vor einigen Jahren sehr leicht gehabt, zu Recht, weil er so wie viele andere Spitzenpolitiker beziehungsweise Spitzenbankiers hofiert wurde, und so weiter. Hallo, niemand hätte noch vor zehn Jahren daran gedacht, einem Nationalbankgouverneur, einem Nationalbankpräsidenten oder von irgendwelchen Subfirmen im Vorstand sitzend irgendetwas Böses zu unterstellen. Dass wir jetzt draufkommen, und da meine ich nicht den Herrn Wala, sondern ich glaub, die Notenbank war das, wo es derzeit plötzlich Diskussionen gibt - bereichern sich auch Vorstandsmitglieder von der Nationalbank? -, das ist eine andere Geschichte. Dem war 2007 nicht so. Auch etwas anderes war 2007 nicht so. Da gab es die GRÜNEN, die schon damals außenpolitisch Kasachstan äußert skeptisch gegenübergestanden sind. Aber wer hat denn den ehemaligen Botschafter Alijew hofiert beziehungsweise ganz Kasachstan? Jeder einzelne Außenminister seit 1987, glaube ich, und das waren die Schwarzen durchgehend! Durchgehend haben Sie mit diesen Regimen zusammengearbeitet! Und es hat tatsächlich im Jahr 2007 noch niemand dem Herrn Alijew irgendeinen Vorwurf gemacht, das ist später gekommen. Und ja, ich sehe auch, dass es wirklich aufklärungsbedürftig ist. Ich glaube jedoch, dass es bei Sachen, die diese Dimension erreichen, längst nicht mehr darum geht, hier im Gemeinderat Kapital zu schlagen, sondern es soll die Staatsanwaltschaft endlich weitertun. Ich weiß, dass das durch den Selbstmord vom Herrn Alijew jetzt echt schwer wird, aber ich glaube, dass es wirklich Aufgabe der Staatsanwaltschat wäre, endlich einmal festzustellen: Gibt es etwas, was aufklärungsbedürftig ist, und falls ja, dann tun wir es endlich. Und immer dann und zwar alle Couleur, und jetzt nenne ich keinen Namen, aber immer dann, wenn Politiker und Politikerinnen irgendwo verwickelt sind, ob österreichische oder nichtösterreichische, dauert bei unserer Justiz alles endlos lange. Das ist ein untragbarer Zustand und führt tatsächlich dazu, dass strafrechtlich relevante Vergehen plötzlich mit politischen Geschichten vermanscht werden, die schon lange aufgeklärt sein könnten. Das müssen wir machen und das müssen wir gemeinsam erreichen. Beim MQM3 jetzt in dieser Periode bin ich ja gerne dafür, dass wir uns die Sachen anschauen, und jetzt komme ich zum zweiten Teil. Jetzt komme ich zu dem, was der Rechnungshof zum Teil feststellt, wo ich mich wirklich manchmal frage, was bezweckt der Rechnungshof. Und ich gestehe, ja, ich habe den Bericht, der unter Verschluss ist, gelesen und habe drei Mal nachgeschaut, was sagt der Rechnungshof, wenn er auf der einen Seite sagt, Mietrückzahlungen 800 000 EUR an Firma X, Mietrückzahlung 400 000 an Firma Y, Stundung? Was der Rechnungshof nämlich nicht macht, was aber die Medien dann sehr wohl gemacht haben, ist, der Rechnungshof stellt nicht einmal eine Opportunitätsrechnung an, ob es unter den Rahmenbedingungen sinnvoll ist, bevor alles leer steht, sich einen Ankermieter hereinzuholen und damit das Minus, das vorhanden ist, sozusagen zu reduzieren oder eben nicht. Ich hätte ja nicht einmal was dagegen, wenn der Rechnungshof geschrieben hätte, es war ein Fehler der Stadt Wien, weil sich 100 000 andere beworben haben und ins MQM3 wollten und sie wollten mehr zahlen. Oder wenn der Rechnungshof umgekehrt schreibt, es war total richtig, was die Stadt Wien gemacht hat, weil sonst alles leer gestanden wäre. Diese Sachen lässt der Rechnungshof offen. Sie wissen es, Kollege Neuhuber, weil im Gegensatz zu mir, glaube ich, kennen Sie sich mit Immobilien wirklich noch besser aus. Und Sie wissen, dass, wenn eine große Immobilie schwer zu vermieten ist, Mietern Rabatte eingeräumt werden, dass Ankermieter gesucht werden, und so weiter. Und ich bin froh darüber. (GR Mag Alexander Neuhuber: Eine gescheite Geschäftsführung kann das dokumentieren!) Darüber bin ich bereit, mit Ihnen zu reden. Nur, das hat ja nicht einmal der Rechnungshof kritisiert, dass das nicht dokumentiert ist. Nein, der Rechnungshof schreibt das nicht! Sie haben den Bericht gelesen. Der Rechnungshof schreibt das überhaupt nicht. Der Rechnungshof bewertet nämlich nicht, der Rechnungshof stellt sich einfach hin und sagt, es ist so. Und "es ist so" sagt eben überhaupt nichts, wenn man es nicht in einen Zusammenhang stellt. Ich glaube, dass mit der sich anbahnenden Entscheidung, dass der ORF nicht nach St Marx zieht, das Vermieten des MQM3 tatsächlich um ein Bedeutendes schwieriger geworden ist und dass wir froh sein können, dass die Gesamtverluste kumuliert gegenwärtig bei knapp 4 Millionen EUR liegen. Das ist jetzt nicht so super, da gebe ich Ihnen schon recht. Aber die Situation, vor der die Stadt Wien zu dem Zeitpunkt gestanden ist, wo der ORF sich entschieden hat, sozusagen die Idee, wir bauen diesen Mediencluster St Marx eigentlich gemeinsam rund um den ORF auf, ist zusammengebrochen und man hat versucht, das Beste daraus zu machen. Auch das kann man kritisieren. Man kann viel kritisieren, aber zu glauben, es gibt in einer Zeit wie heute getroffene wirtschaftspolitische Entscheidungen, Immobilienentwicklungsentscheidungen, die zu 100 Prozent sicher sind, das ist eine Illusion, das weiß jeder, der sich mit Wirtschaftspolitik befasst. In diesem Sinne würde ich Sie bitten, wenn Sie schon aus Rechnungshofrohberichten zitieren, dann zitieren Sie sie zur Gänze, lesen Sie sie zur Gänze und fordern Sie vor allem vom Rechnungshof eine Bewertung von seinen Feststellungen ein, weil es wäre wirklich einmal entscheidend und interessant zu sehen, wenn man den Rechnungshof dazu zwingt und sagt, war das jetzt eigentlich gescheit, diese Mietnachlässe, oder war das nicht gescheit, dann könnte man tatsächlich anders darüber diskutieren. In diesem Sinne freue ich mich schon darauf, wenn dieser Bericht veröffentlicht wird, weil wir dann endlich an Hand der Zahlen und Fakten, die dann offengelegt werden, diskutieren können. Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist der Herr StR DDr Schock. Ich erteile ihm das Wort. StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Da wollen uns die GRÜNEN jetzt in der Öffentlichkeit vor der Wahl weismachen: Wir machen eine neue Politik, wir setzen uns gegen die SPÖ durch. Da will vor allem der Herr Ellensohn jetzt seinen Wählern weismachen: Wir machen eine andere Politik, am Freitag im Landtag etwa, da werdet ihr schon sehen, wir werden uns hier durchsetzen. Und dann kommt der Kollege Margulies heute hier in diesem Gemeinderat heraus und beschuldigt den Rechnungshof, hält eine Verharmlosungsrede, eine Vertuschungsrede für die Wiener SPÖ. Jetzt frage ich Sie: Wie passt denn das zusammen, meine Damen und Herren von den GRÜNEN? Ihre Wähler werden sich schon die Frage stellen und alle Wienerinnen und Wiener werden sich natürlich die Frage stellen: Womit seid ihr in Wirklichkeit von der SPÖ gekauft worden? Was habt ihr erhalten, dass ihr der SPÖ dermaßen die Mauer macht, meine Damen und Herren von den GRÜNEN? (Beifall bei der FPÖ. - Aufregung bei GR Dipl-Ing Martin Margulies.) Aber die Dringliche Anfrage zum Media Quarter Marx kommt ja von der ÖVP und das ist ja ein Fall, der eigentlich zu einem Fall der StRin Brauner geworden ist, ein Fall, der nach einer Untersuchungskommission schreit, meine Damen und Herren auch von der ÖVP, deren Zweck ja ist, die politische Verantwortung dahinter klarzulegen. Der Herr Kollege Ulm hat ja in seiner Begründung etwa auch vom Verdacht der Geldwäsche richtigerweise gesprochen und wir laden daher die Damen und Herren der ÖVP, aber natürlich auch die GRÜNEN mit ihrer neuen Politik ein, mit uns eine solche Untersuchungskommission zu beschließen und die politische Verantwortung der StRin Brauner endlich zu untersuchen und klarzulegen. (Beifall bei der FPÖ.) Das Media Quarter Marx ist ja ein Fall von direkter Parteienfinanzierung der SPÖ, der sich insgesamt wie ein Krimi lest, wie ein Tatort-Krimi. Aber gleich zu den fünf Beweisen. Der erste Beweis: Frau StRin Brauner, da beginnen Sie 2007 ein Projekt, ein Immobilienprojekt, das den Kern eines Medienclusters bilden soll, und Sie suchen sich zwei private Partner aus, der Kollege Ulm hat es ja erwähnt, der eine ist Croupier, ist mit einem Spielcasino pleitegegangen, und der zweite war ein Tennislehrer. Der Sinn eines solchen PPP besteht ja darin, dass der Private Know-how einbringt (Heiterkeit bei GR Mag Jürgen Czernohorszky.), Fachwissen, Branchenerfahrung. Jetzt frag ich Sie, meine Damen und Herren, Herr Czernohorszky: Welche Voraussetzungen bringt Ihrer Meinung nach ein Croupier mit? Welche Voraussetzung bringt ein Tennislehrer mit? (Aufregung bei der SPÖ.) Und wie sollen die beiden vor allem, Frau StRin Brauner, 50 Millionen EUR aufbringen? Es war daher von Anfang an klar, meine Damen und Herren von der SPÖ, weil Sie sich so aufregen, dass die beiden, der Croupier und der Tennislehrer, Strohmänner sind, Frau Brauner, Strohmänner für den Herrn Alijew. Und trotzdem haben Sie jahrelang abgeleugnet, davon etwas zu wissen! Aber das ist nicht glaubwürdig, Frau StRin Brauner, Sie haben ja heute den Kommerzialrat Adolf Wala selbst erwähnt, der hinter diesem Projekt gestanden ist, der auch im Media Quarter Geschäftsführer war. Und, Frau Stadträtin, der Adolf Wala war ja zugleich Aufsichtsratspräsident in der Beteiligungsholding des Herrn Alijew! Der Wala hat ja dort im Firmenimperium des Herrn Alijew eine zentrale Rolle gespielt! Und dann kommen Sie heraus und wollen uns weismachen, Sie haben davon nichts gewusst! Frau Stadträtin, dieses Projekt ist in Wahrheit von Beginn an über höchste sozialistische Kreise eingefädelt worden und allein das ist Grund genug für eine Untersuchungskommission, die Licht in dieses Dunkel bringen soll, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber jetzt der zweite Beweis. Da ignoriert die StRin Brauner die dubiosen Geldflüsse, und der Kollege Ulm hat ja davon gesprochen, obwohl ja seit der Due-Diligence-Prüfung natürlich klar war, wer dahinter steht, der Herr Alijew. Da hat es ja viele Hinweise gegeben, Vorwürfe, sogar die Stadtanwaltschaft hat wegen illegaler Geldflüsse, wegen Geldwäscherei ermittelt, und die StRin Brauner hat jahrelang abgestritten, von alldem zu wissen. Frau StRin Brauner, auch hier sind Sie unglaubwürdig! Es hat ja der Herr Alijew zu diesem Thema und vielen anderen auch ein Buch geschrieben. Meine Damen und Herren von der SPÖ, der Herr Alijew, um den es hier geht, hat ein Buch mit dem Titel "Tatort Österreich" geschrieben. In diesem Buch beschreibt er ja schwarz auf weiß auf Seite 149, dass er Sie persönlich von Anfang an in das Projekt eingeweiht hat, in alle Hintergründe dieses Projekts, und er schreibt auch, wo, nämlich am Rande eines Eishockeymatches hier bei uns in Wien. Und was macht die StRin Brauner? Sie ignoriert all diese Hinweise, all diese Verdachtsmomente, weil es ja offenbar von Anfang an nur um ihre sozialistische Parteienfinanzierung geht. Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren! Illegale Gelder des Herrn Alijew sind mit Hilfe der Wiener SPÖ weiß gewaschen worden und die Wiener SPÖ, Frau Brauner, hat davon profitiert! Auch das allein ist Grund genug für eine Untersuchungskommission, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber jetzt zum dritten Beweis, wie hier von Anfang an planmäßig vorgegangen worden ist. Da hat die Frau StRin Brauner bewusst eine Scheinkonstruktion gewählt, indem sie mit dem Herrn Alijew einen Syndikatsvertrag abgeschlossen hat. In dem Syndikatsvertrag steht natürlich ganz genau drinnen, dass die Frau Brauner natürlich volles Mitspracherecht und das volle Durchgriffsrecht hat. Aber gleichzeitig hat die Frau Stadträtin den Anteil der Stadt auf nur 40 Prozent begrenzt, weil dann der Herr Alijew 60 Prozent hält. Und jetzt frag ich Sie, wozu, meine Damen und Herren? Frau Stadträtin, können Sie uns das erklären? Wenn Sie einen Syndikatsvertrag abschließen, wo Sie hineinschreiben, dass Sie das volle Durchgriffsrecht auf dieses Projekt haben, warum haben Sie dann den Anteil der Stadt nicht mit 50 Prozent, wie es normal wäre, festgeschrieben, sondern mit 40 Prozent? Und die Antwort ist: Es ist eine Scheinkonstruktion, die ausschließlich dazu dient, den Rechnungshof auszuschließen, die Kontrolle durch den Rechnungshof zu verhindern! Das ist ja in den Medien berichtet worden. Der Rechnungshof hat ja auch sonst scheinbar keinen Grund für diesen privaten Partner gefunden. Es hat keine Auswahlkriterien gegeben. Es hat nicht einmal eine Notwendigkeit für einen privaten Partner gegeben. Der Rechnungshof schreibt, und das ist ja überall nachzulesen, dass die Wirtschaftsagentur am besten das Ganze selbst hätte finanzieren sollen ohne einen privaten Partner. Jetzt frag ich Sie, meine Damen und Herren, auch Herr Margulies: Warum hat die StRin Brauner Ihrer Meinung nach wirklich einen privaten Partner gewählt und wozu hat sie noch dazu eine Scheinkonstruktion (Aufregung bei GR Dipl-Ing Martin Margulies.) gewählt, einen Minderheitsanteil? Wozu hat sie einen Minderheitsanteil gewählt und sich gleichzeitig über den Syndikatsvertrag den vollen Durchgriff gesichert? Der einzige Zweck, den die StRin Brauner mit dieser Scheinkonstruktion beabsichtigt hatte, ist die Ausschaltung der Kontrolle. Das ist der Zweck dahinter, das ist die Absicht. Eine Scheinkonstruktion, damit der Rechnungshof und damit das Kontrollamt in Wien, der Stadtrechnungshof, gar nicht prüfen dürfen! Und auch das allein ist Grund genug für eine Untersuchungskommission und für den Rücktritt der StRin Brauner, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Es war von Anfang an die Absicht der Stadträtin, die Parteienfinanzierung abzuwickeln, unbemerkt von den Kontrollorganen, von der öffentlichen Finanzkontrolle. Deswegen haben wir Freiheitliche dann 2012 gemeinsam mit der ÖVP eine Prüfung durch den Rechnungshof beantragt und der Rechnungshof hat auch den Versuch unternommen zu prüfen. Er ist zur Wirtschaftsagentur hingegangen, auch zur ZIT damals. Er hat Einschau in die Bücher der Media Quarter Marx verlangt. Der Rechnungshof hätte schon damals 2012 diese sozialistische Parteienfinanzierung aufgedeckt. Er hätte aufgedeckt, wie geschickt die StRin Brauner dieses Projekt eingefädelt hat, wie sie es dann begleitet hat und wie sie sichergestellt hat, dass alles planmäßig ablauft. Wir wissen auch, wie der Krimi weitergegangen ist. Das ist der vierte Beweis, warum ganz planmäßig hier bei dieser Parteienfinanzierung vorgegangen wurde. Das muss man sich ja vorstellen: Als der Rechnungshof die Wirtschaftsagentur dann geprüft hat, hat die Wirtschaftsagentur die Stellen geschwärzt, und zwar nicht irgendwelche Stellen, sondern genau jene Stellen, wo das echo Medienhaus drinnengestanden ist, wo die sozialistische Parteienfinanzierung aufgedeckt worden wäre. Jetzt frag ich Sie: Wer ist die Präsidentin der Wirtschaftsagentur Wien? Natürlich, es ist wieder die StRin Renate Brauner und es ist daher verständlich, dass sie auf alle diese Fragen überhaupt keine Antwort mehr gibt. Keine Antworten auf die Fragen von mir im Finanzausschuss, keine Antworten in der Landesregierung, auch keine Antworten heute auf die Dringliche Anfrage der ÖVP, wer denn für diese Schwärzung des Protokolls verantwortlich ist und wer damit auch für diese Parteienfinanzierung verantwortlich ist. Genau das, meine Damen und Herren, ist der vierte Grund für diese Untersuchungskommission. Wir müssen die politische Verantwortung klären. Hat tatsächlich die StRin Brauner das Schwärzen dieser Unterlagen als Präsidentin veranlasst? Wer trägt dafür die Verantwortung? Wer war verantwortlich für das Schwärzen, um die sozialistische Parteienfinanzierung weiter vertuschen zu können? Ich fordere Sie daher auf, meine Damen und Herren, das sind Gründe genug: Starten wir gemeinsam vor der Wahl noch diese Untersuchungskommission, um die politische Verantwortung der StRin Renate Brauner endlich aufzuklären, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber der Krimi ist weitergegangen. Der Rechnungshof hat sich damit Gott sei Dank nicht abgefunden. Der Rechnungshof ist zum Verfassungsgerichtshof gegangen. Der Verfassungsgerichtshof hat dem Rechnungshof natürlich recht gegeben, meine Damen und Herren. Der Syndikatsvertrag, den die StRin Brauner abgeschlossen hat, um sich das Durchgriffsrecht zu sichern, obwohl sie zum Schein diesen Anteil auf 40 Prozent reduziert hat, war natürlich der Anlass für den Verfassungsgerichtshof, eine tatsächliche Beherrschung festzustellen. Natürlich hat die Stadt Wien dieses Projekt, die MQM GmbH, tatsächlich beherrscht. Erst mit Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes in der Tasche hat der Rechnungshof dann Einlass begehrt. Erst dann hat die Wirtschaftsagentur prüfen dürfen. Erst dann, bis er dieses Erkenntnis des VfGH wirklich in der Tasche gehabt hat. Meine Damen und Herren, dieser Bericht des Rechnungshofes, der jetzt einmal als Rohbericht fertiggestellt worden ist, ist der fünfte und letzte Beweis, genau das, was man so lange gefürchtet hat, was auch StRin Brauner jahrelang gefürchtet hat, was sie zu verhindern versucht hat, weswegen sogar Protokolle in der Wirtschaftsagentur geschwärzt worden sind, meine Damen und Herren. Genau das ist jetzt eingetreten. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Die ganze FPÖ schwärzt!) Herr Kollege Margulies, der Rechnungshof hat die sozialistische Parteienfinanzierung aufgedeckt, 800 000 EUR für das sozialistische echo Medienhaus, 800 000 EUR also im Umweg für die Wiener SPÖ. Wenn Sie das zudecken, Herr Margulies, dann ist das eigentlich eine Schande und macht Sie unglaubwürdig gegenüber den grünen Wählerinnen und Wählern, Herr Kollege Margulies! (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Darüber werden wir noch reden!) Meine Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend noch die fünf Beweise zusammenfassen, die fünf Gründe, warum eine Untersuchungskommission, die die politische Verantwortung der StRin Brauner klarlegen soll, unausweichlich ist: Erstens, der bewusste Abschluss eines Geschäfts mit Strohmännern, um den Hintermann, Herrn Alijew, gegenüber der Öffentlichkeit zu verheimlichen. Der zweite Grund, die Finanzierung eines Projektes der Stadt Wien - das muss man sich vorstellen - mit illegalen Geldflüssen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Dadurch sind illegale Gelder des Herrn Alijew mit Hilfe der Wiener Sozialdemokratie und mit Hilfe der Frau Brauner weißgewaschen worden. Der dritte Beweis und der dritte Grund für diese Untersuchungskommission, die Wahl einer Scheinkonstruktion mit einem Minderheitsanteil der Stadt, um die Kontrolle durch den Rechnungshof und den Stadtrechnungshof zu verhindern. Der vierte Beweis, meine Damen und Herren, als der Rechnungshof dann zu prüfen versuchte, hat man nicht mehr ein und aus gewusst und hat man dann jene Textpassagen über das echo Medienhaus geschwärzt, um die sozialistische Parteienfinanzierung in diesem Fall weiterhin vertuschen zu können. Und der fünfte Grund, der fünfte Beweis für diese Untersuchungskommission ist der Rechnungshofbericht selbst, in dem die sozialistische Parteienfinanzierung aufgedeckt wird. Meine Damen und Herren, ich meine daher, eine Stadträtin, die das Parteiinteresse ihrer eigenen Partei über das öffentliche Interesse stellt, die einen Vertrag mit Strohmännern abschließt, eine Finanzstadträtin dieser Stadt, die zulässt, dass illegale Gelder über ein Projekt der Stadt Wien (GRin Marianne Klicka: Nehmen Sie diese Anschuldigungen zurück!), Frau Präsidentin, weißgewaschen werden, eine Finanzstadträtin, die das zulässt (GR Godwin Schuster: Sie haben keinen Beweis, nur Verdächtigungen!), und eine Vizebürgermeisterin, die völlig ignorant, und das ist das Schlimmste, gegenüber dem Schaden für Wien ist, die immer noch vor einem Leuchtturmprojekt steht (GR Godwin Schuster: Kein einziger Beweis, nur Verdächtigungen sind auf den Tisch gelegt worden!), Herr Schuster, eine Finanzstadträtin, die völlig ignorant gegenüber dem Schaden für das Ansehen der Stadt in der Welt ist, die nur im Interesse der Finanzierung ihrer eigenen Partei handelt, Herr Kollege Schuster, Frau Präsidentin Klicka, eine solche Finanzstadträtin ist untragbar! (GRin Marianne Klicka: Sie haben keine Beweise!) Wenn Sie Beweise brauchen, dann stimmen Sie der Untersuchungskommission zu (GR Godwin Schuster: Kein einziger Beweis!), dann werden wir die Beweise in der Untersuchungskommission auf den Tisch legen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. - GRin Marianne Klicka: Sie haben keine Beweise! Für jeden Menschen gilt die Unschuldsvermutung und Sie setzen etwas in den Raum! - GR Mag Wolfgang Jung zu GRin Marianne Klicka: Kommen Sie heraus, Frau Kollegin! - GRin Marianne Klicka zu GR Mag Wolfgang Jung: Das werde ich nicht tun! Das ist jetzt notwendig gewesen!) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Meine Damen und Herren, als nächste Rednerin ist Frau GRin Mag Straubinger gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag Sybille Straubinger, MBA (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich finde es wirklich unglaublich, was Herr StR Schock hier behauptet, einfach Dinge in den Raum zu stellen, es als Beweis zu titulieren, und zwar Sachen wie direkte Parteienfinanzierung, sozialistische Kreise eingefädelt, sozialistische Parteienfinanzierung mit Hilfe der Wiener SPÖ Gelder weißgewaschen und eine Stadträtin, die bewusst Scheinkonstruktionen macht! (GRin Marianne Klicka: Das ist Verleumdung!) Sie sind nicht immun, Herr Stadtrat, und wir werden uns das sehr genau anschauen! (StR DDr Eduard Schock: Das stimmt leider alles!) Glauben Sie nicht, dass Sie das hier einfach behaupten und als Beweis titulieren können, wofür Sie keinen Beweis haben (StR DDr Eduard Schock: Das ist alles beweisbar!), außer ein Buch, das von Alijew geschrieben worden ist, über den Sie sagen, er hat quasi Gelder hier gewaschen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es ist unglaublich, Beweise aus einem Buch von jenem Mann zu zitieren, den Sie kritisieren! Ich meine, skurriler geht es gar nicht mehr! Wir werden uns das wirklich sehr genau anschauen! Ich muss aber gestehen, als ich das erste Mal die Dringliche Anfrage gelesen habe, habe ich mir gedacht, das ist eine Anfrage der Freiheitlichen, weil ich gar nicht so genau geschaut habe. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Weil sie so gut war!) Ehrlich gesagt, beim zweiten Mal bin ich darauf gekommen, es ist eine Anfrage der ÖVP. (GR Mag Wolfgang Jung: Es steht aber oben drauf!) - Ich weiß. Ich habe sie sozusagen nur überflogen, habe den Inhalt gelesen und bin dann relativ schnell draufgekommen. Mir ist auch gleich selbst eingefallen, warum ich mir gedacht habe, er ist von der FPÖ, weil die ÖVP Mitglied des Präsidiums der Wirtschaftsagentur Wien, des früheren Wirtschaftsförderungsfonds, war und ist, mit ihrer damaligen Wirtschaftskammerpräsidentin und jetzigen Nationalratsabgeordneten Jank, und dort auch Beschlüsse im Präsidium gefasst worden sind, weil die ÖVP auch im Vorstand der Wirtschaftsagentur Mitglieder hat, auch im Kuratorium vertreten ist und weil alle Beschlüsse dort - ich bin auch dort - immer einstimmig gefallen sind. Deswegen hat es mich sozusagen ein bisschen irritiert, dass die ÖVP diese Anfrage stellt, auch weil ich mich gefragt habe, warum sie das denn nicht in der Wirtschaftsagentur, im Präsidium, im Vorstand, im Kuratorium fragt. Es gibt regelmäßige Sitzungen. Es gibt gute Gelegenheiten, dort diese Fragen zu stellen und zur Aufklärung beizutragen. Frau VBgmin Brauner hat schon den Großteil beantwortet. Ich will das jetzt nicht mehr alles wiederholen. Als diese Verdachtsfälle einer Scheinkonstruktion aufgekommen sind, hat die Tochter der Wirtschaftsagentur, die ZIT, von selbst schriftliche Anfragen über diese Beteiligung gestellt. Sie hat die Wirtschaftsprüfungskanzlei Consultatio beauftragt, die diesen Bericht dann herausgebracht hat und wo man noch einmal dazusagen muss, der Wirtschaftsprüfungsbericht der Consultatio hat auch festgestellt, dass das Zustandekommen und die Abwicklung kaufmännisch, unternehmerisch und rechtlich ordnungsgemäß vonstatten gegangen sind. Natürlich ist ein PPP-Modell auch sinnvoll. Auch darüber ist heute schon gesprochen worden. Wieso die ÖVP in ihrer schriftlichen Anfrage darüber spricht und kritisiert, dass es ein PPP-Modell gibt, verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht, denn natürlich geht es um eine Risikominimierung, natürlich geht es darum, auch Gelder für andere Projekte frei zu haben, und natürlich macht es Sinn, wenn man Geld sozusagen auf der Kante hat und über Geld wie die Wirtschaftsagentur verfügt. Aber das ist bei Weitem nicht das einzige Projekt. Das Eigenkapital hat die VBM übrigens zur Gänze zu Beginn dieser Zusammenarbeit hinterlegt, und zwar auf einer österreichischen Bank. Bei Hinterlegung auf einer österreichischen Bank ist die österreichische Bank dazu verpflichtet, die Herkunft dieses Geldes auf Geldwäsche zu überprüfen. Ich sage Ihnen auch, welche Bank es war. Es war die Raiffeisen Korneuburg (GR Franz Ekkamp: Da schau her!), sozusagen Ihre Bank. Vielleicht können Sie sich dort auch einmal erkundigen! Ich meine, es ist nicht irgendwie so, dass wir es jetzt super finden, dass es offensichtlich eine Scheinkonstruktion gegeben hat. Die Wirtschaftsagentur und auch die Stadt haben daraus auch die Schlüsse gezogen. Die Wirtschaftsagentur hat für sich beschlossen, für zukünftige PPP-Modelle eine forensische Due-Diligence-Prüfung einzuführen, das heißt, eine Risikoprüfung, wo mit externen Fachleuten, mit Anwälten, mit Wirtschaftsprüfern auf Herz und Nieren rechtliche, finanzielle, wirtschaftliche, steuerliche Verhältnisse auch von zukünftigen Partnern geprüft werden. Was Sie aber mit dieser Dringlichen Anfrage und auch mit vielen anderen Medienberichten und mit einer Medienarbeit, die Sie betreiben, machen, anstatt die Sachen innerhalb der Wirtschaftsagentur, im Präsidium, im Vorstand, im Kuratorium zu klären und zur Sprache zu bringen, ist, Sie schaden dem Standort. Sie schaden quasi auch Neu Marx. Denn das ist keine sinnlose Wirtschaftspolitik, wie der Herr Kollege Neuhuber hier gesagt hat, dieses Leuchtturmprojekt. Was ist Neu Marx? Neu Marx ist sozusagen in Österreich der führende, nicht nur Medienstandort, sondern auch Technologie- und Forschungsstandort, denn Neu Marx und das MQM stehen nicht für sich alleine, sondern alles zusammen, Neu Marx ist nicht nur Medienstandort, sondern auch Technologie und Forschungsstandort. Campus Vienna Biocenter: Ich möchte Ihnen schon in Erinnerung rufen, was diese "sinnlose Wirtschaftspolitik", dieses "misslungene Projekt" Neu Marx bedeutet: Es bedeutet zum Beispiel beim Campus Vienna Biocenter, über 70 000 m² Fläche, international aufgestellt, universitäre, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Spin-offs, quasi neue Unternehmen, die daraus entstanden sind. Dieses angeblich misslungene Projekt und dieser Skandal bedeuten, dass es der wichtigste Standort für Life Science in Österreich und eine der wichtigsten europäischen Standorte ist, wo AFFiRiS, der FH Campus Wien für molekulare Biotechnologie, Arsanis Arzneimittelforschung, das Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Biotechnologie, die Baxter AG oder auch das IMP vertreten sind. Das bedeutet auch, 27 Organisationen mit dem Fokus Life Science. Es bedeutet 1 400 Forschende dort, 10 Wittgenstein-Preisträger und 24 ERC Grants, die alle in diesem Campus Neu Marx vorhanden sind. Es bedeutet auch, dass wir dort zum Beispiel im Jahr 2011, übrigens gemeinsam mit dem Bund, eine Campus Science Support GesmbH gegründet haben, um Shared Facilities, das heißt, eine Großinfrastruktur, bereitzustellen, die sich Unternehmen oft alleine nicht leisten können, die zu teuer ist für einzelne Einrichtungen, Unternehmen, sondern die man teilt, gemeinsam nutzt, shared, natürlich auch mit Hilfe in Form von finanzieller Unterstützung von Stadt und auch Bund. Es bedeutet auch, dass dort gerade ein Neubau des IMP in Vorbereitung ist. Vor zwei Wochen gab es den Spatenstich dazu. Das ist eine private Investition von 40 Millionen EUR, ein Investment von Boehringer Ingelheim, das dort in den nächsten Jahren passiert. Das ist keine sinnlose Wirtschaftspolitik, meine Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Was Neu Marx aber auch noch ist, ganz besonders ist und sein soll, ist ein Medien- und Kreativquartier. Das ist gelungen. Es ist gelungen, indem man diese kritisierten Ankermieter nach Neu Marx geholt hat. Ich glaube auch, dass das notwendig gewesen ist, da sozusagen auch entgegenzukommen, denn natürlich haben eine Absage und die Unsicherheit, ob der ORF kommt oder nicht, dazu geführt, dass alle einmal abgewartet und sich überlegt haben, ob sie dort überhaupt hingehen sollen. Ich glaube auch, was der Kollege Margulies sagt, dass man in Wirklichkeit auch die Opportunitätskosten und eine Opportunitätsrechnung aufstellen muss. Grundsätzlich, aber das ist jetzt ein Sidestep, den ich mir schon länger denke und auch schon in anderen Berichten vom Rechnungshof denke, ist das eine Auflistung von Fakten, die einfach in keinem Kontext stehen. Also, was fängt man damit an, außer sozusagen die Schlüsse zu ziehen, die man halt vielleicht politisch gerne daraus ziehen möchte. "PULS 4", die "Wiener Zeitung", das echo Medienhaus, von den großen Ankermietern, die langjährige Mietverträge dort haben. Es gibt FJUM - Forum Journalismus und Medien, die Vienna Film Commission. Es gibt viele kleinere. Es gibt die Marx Media Vienna, es gibt eine Kommunikationsagentur 2.0, es gibt die Schreibwerkstatt, POPUP TV, Upperpixel TV und Filmproduktion. Es gibt insgesamt über 30 Start-ups aus dem Medienbereich, die dort tätig sind, unter anderem auch, weil die Wirtschaftsagentur für diese ein maßgeschneidertes, passendes Angebot hat, nämlich auch ein Servicepaket mit günstigen Büroräumlichkeiten und mit kleinen Büros anbietet, die man als Start-up sehr gut nutzen kann. Dass der ORF nicht gekommen ist, ist grundsätzlich schade, aber ich sage Ihnen ehrlich, mittlerweile ist es, glaube ich, mehr schade für den ORF als für Neu Marx, weil der ORF dort die Gelegenheit gehabt hätte, sich völlig neu aufzustellen, aber Neu Marx - auch das ein Zeichen Ihrer erfolglosen Wirtschaftspolitik - auch ohne den ORF funktioniert. Neu Marx ist neben Forschungs-, Technologie- und Medienstandort vor allem auch ein Aufenthalts- und ein Freizeitbereich. Das darf man nicht unterschätzen. Dort gab es nichts, sondern das war ein Stadterweiterungsgebiet im 3. Bezirk, wo es mittlerweile mehrere gastronomische Angebote und Lokale gibt, wo es mittlerweile mit der Rinderhalle auch einen Veranstaltungsort gibt, wo es Zwischennutzungen von freien Flächen gibt, wo es eine Bank gibt, wo sich nicht nur die Menschen, die dort arbeiten, aufhalten können, diejenigen, die zu Besuchen und zu Veranstaltungen kommen, sich gut aufhalten können, sondern auch die Wohnumgebung, die dort rundherum wohnt. Die Entwicklung ist noch nicht fertig. Da muss man auch dranbleiben, weil vor allem, was eine thematische Ausrichtung von Stadterweiterungsgebieten betrifft, muss man sozusagen auch immer schauen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist und wo man noch Schrauben drehen muss. Das passiert, jetzt auch über die Wien Holding ganz aktuell, indem man sich die Marxhalle als Zentrum des Areals anschaut, also die ehemalige Rinderhalle, die Karl-Farkas-Gasse, also das Gelände wo einmal angedacht war, dass der ORF hinkommt und man in zwei Standortkonferenzen mit den Stakeholdern in Diskussion getreten ist, einen spannenden Prozess begonnen hat, an dessen Ende eine weitere Aufwertung von Neu Marx stehen wird. Also, Neu Marx ist kein misslungenes Projekt, keine misslungene Wirtschaftspolitik, es ist kein Skandal, sondern Neu Marx ist das geworden, für das es konzipiert und entwickelt worden ist, einer der größten führenden Medien-, Technologie- und Forschungsstandorte in Wien und in Österreich! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Meine Damen und Herren, bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich mitteilen, dass Frau GRin Puller ab 17.45 Uhr von dieser Sitzung entschuldigt ist. Weiters darf ich bekannt geben, dass mir aus der Kanzlei dieser Ring gegeben wurde, der gefunden wurde. (Der Vorsitzende zeigt einen Ring.) Falls er irgendjemandem gehört, bitte ich, ihn hier abzuholen. Das Dritte, was ich mitteile, ist, dass ich mir das Wortprotokoll habe ausheben lassen, um nachzuprüfen, ob bei der Rede von StR Schock ungerechtfertigte Vorwürfe von strafbaren Handlungen ausgesprochen wurden, was wohl mit einem Ordnungsruf zu sanktionieren wäre. Damit kommen wir zum nächsten Redner. Als Nächster auf der Rednerliste steht GR Dr Ulm. Ich erteile ihm das Wort. GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir diskutieren hier das wohl unglaublichste Wirtschaftsprojekt, das die Stadt Wien in den letzten Jahrzehnten eingegangen ist (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Nein!) und es gibt nicht einmal den Hauch von Kritik seitens der GRÜNEN oder von Selbstkritik seitens der SPÖ! Das ist wirklich unglaublich! Sehr geehrte Frau Kollegin Straubinger, wenn es so ein wunderbares Erfolgsprojekt ist, wie Sie uns glauben machen wollen, warum gelingt es dann nicht, diese Immobilie zu verkaufen? (GRin Mag Sybille Straubinger, MBA: Wer sagt, dass es nicht gelingt?) Es gelingt offensichtlich nicht, denn wir haben jetzt schon Ende März und die Wirtschaftsagentur hat uns gesagt, dass im Laufe des Jahres 2014, spätestens bis Ende 2014, das Projekt verkauft sein wird. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Aber momentan macht es Gewinne! Es ist ja nicht so schlecht, wenn es jetzt nicht verkauft wird!) - Das ist dann auch sehr interessant. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich sage es nur!) Wenn man es dann letztendlich mit Gewinn verkaufen kann, wer kriegt denn dann den Gewinn? Wer kriegt denn dann 60 Prozent vom Gewinn? Die Alijew-Seite! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich weiß!) Finden Sie das wunderbar? Finden Sie das im Ernst tragbar? Dann gibt man das jemandem, wie der Familie Alijew, und das finden Sie als SPÖ okay? Gehen wir davon aus, es gibt wirklich einen Gewinn. Hoffen wir, es gibt einen Gewinn und man kann wirklich mit Gewinn verkaufen. Ich würde mich jetzt einmal mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung setzen und würde überlegen, ob man auf diese Gelder, auf diesen Kaufpreis oder zumindest auf die 60 Prozent zugreifen kann, ob man das vielleicht einfrieren kann oder ob man dann ohne jede Problematik einfach zuschaut, wie das Geld weitergeleitet wird. Ich meine, das ist doch höchst obskures Geld, das da geflossen ist, Geld von einem kasachischen Oligarchen. Ich glaube, über die Familie Alijew braucht man nicht weiter sehr viele Worte zu verlieren. Und Sie sagen, wenn es ein Gewinn war, dann soll das jetzt, ich weiß es nicht, die Witwe bekommen. Sie finden das absolut in Ordnung, dass Sie mit sechs kasachischen Millionen offenbar so einen Partner hatten und wenn es jetzt einen Erfolg gibt, dann soll das nicht der Wiener Steuerzahler, sondern Ihr obskurer Partner bekommen! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Sie sprechen wirr!) Also, das würde mich schon noch interessieren, ob Sie das wirklich so machen wollen. Ich verstehe, Herr Kollege Margulies, dass Sie gesagt haben, Sie ärgern sich darüber, dass die Staatsanwaltschaft nicht schneller arbeitet und dass jetzt die Staatsanwaltschaft am Zug ist. Ich habe nichts gehört von der Frau Stadträtin, welche Anzeigen es bei der Staatsanwaltschaft gibt, welche Unterlagen man zur Verfügung stellt, welche Protokolle man zur Verfügung stellt. Je mehr Informationen man der Staatsanwaltschaft gibt, umso größer ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese etwas machen kann. Es ist geradezu unglaublich, dass jetzt an dieser Misere laut Rot-Grün natürlich der Rechnungshof und die ÖVP schuld sein sollen! Das ist wirklich herrlich! Ich habe auch mit einigem Amüsement zur Kenntnis genommen, dass die Raiffeisenbank Korneuburg eine ÖVP-Bank ist. Das sind also quasi wir. Wir hätten prüfen müssen, woher diese sechs Millionen kommen! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Nein, aber die Raiffeisenbank Korneuburg!) Wieso ist es denn der ÖVP nicht aufgefallen? Wieso ist es denn der ÖVP nicht aufgefallen, woher diese sechs Millionen kommen? Da zeigen Sie auch ein bisschen ein schlechtes Gewissen, dass Sie sagen, woher die sechs Millionen kommen, ist schon ein Thema, das man sich anschauen sollte, denn dafür gibt es eine Verantwortung. Das größte Argument ist, zu sagen, die ÖVP sitzt im Präsidium der Wirtschaftsagentur. Mitnichten, das ist einfach eine Falschmeldung, sehr geehrte Frau Kollegin und auch sehr geehrter Herr Kollege Margulies! Die ÖVP sitzt selbstverständlich nicht im Präsidium der Wirtschaftsagentur, sondern dort sitzt natürlich die Wirtschaftskammer in diesem Präsidium. Und dass die ÖVP durch die Wirtschaftskammer vertreten wird, ist auch etwas, was Sie so nicht sagen sollten. Vor allem sollten Sie es auch deshalb nicht sagen, weil man sich dann sehr genau anschauen wird, wie viel Verantwortung ein Mitglied des Präsidiums in der Wirtschaftsagentur und welche Verantwortung die Präsidentin der Wirtschaftsagentur hat und welche Schlussfolgerungen sie als Präsidentin der Wirtschafsagentur zieht. Nach der Aussage der Frau Finanzstadträtin ist sie erst im Laufe des Jahres 2012 darauf gekommen, dass ihre Partner gar nicht Bodizs, Lenzinger und Wala sind, sondern dass es jemand von der Alijew-Seite ist. Wie hat sie dann reagiert? Was hat sie dann gesagt? Ach so, okay, war nicht Wala, war nicht Bodizs, war nicht Lenzinger, war halt Alijew? Und man geht zur Tagesordnung über? Da muss man doch irgendwelche Konsequenzen in dieser Wirtschaftsagentur ziehen. Da würde ich doch erwarten, dass es personelle Konsequenzen gibt und dass man sich Dinge überlegt, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passieren kann. Es war auch sehr entlarvend, wenn der Kollege Margulies sagt, seinerzeit, im Jahr 2007, wenn ein Präsident der Nationalbank kommt, der früher natürlich hochangesehen war, wenn so eine bedeutende Persönlichkeit kommt und bereit ist, ein gemeinsames Geschäft zu machen, dann fragt man nicht weiter nach. Ich würde meinen, nachfragen, kontrollieren und sich vergewissern, woher das Geld kommt, wird man wohl in jedem Fall machen müssen. Denn auch wenn der Herr Wala eine gute Pension hat und wenn Tennistrainer möglicherweise auch gar nicht so schlecht verdienen und auch Croupiers nicht so schlecht verdienen, sehr geehrter Herr Kollege Margulies, bei 6 Millionen EUR Eigenkapital überlegt man eine Prüfung gar nicht, weil das Geld sowieso auf einmal am Konto war! Das muss doch alle Alarmglocken klingeln lassen! Da kann ich doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass sicher alles in Ordnung ist! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ihr habt zugestimmt! Wir haben nicht zugestimmt! Eure Frau Jank hat zugestimmt! Das hat mit der ÖVP zu tun!) Herr Kollege Margulies, es ist auch ganz interessant und entlarvend, dass Sie gesagt haben, im Jahr 2007 war der Herr Alijew noch nicht übel beleumundet. Das haben Sie sinngemäß gesagt. Im Jahr 2007 wusste man viele Dinge von Alijew nicht, die man heute weiß. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: 2007 ist er von eurem ÖVP-Außenminister noch verteidigt worden!) Herr Kollege Margulies, wenn dem so war, was darf ich dann aus dieser Aussage schließen? Darf ich daraus schließen, dass man an sich im Jahr 2007 sowieso mit dem Herrn Alijew Geschäfte machen durfte? Darf ich das ableiten? (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Aus unserer Sicht nicht, aus ÖVP-Sicht schon!) Das darf ich scheinbar nicht ableiten, und das freut mich! Jetzt komme ich noch zur Erfolgsgeschichte in diesem MQM. Herr Kollege Margulies, da haben Sie auch gesagt, Sie hätten sich vom Rechnungshof ein bisschen mehr erwartet, denn es ist schon sinnvoll, einen Ankermieter zu nehmen, bevor alles leer steht. Da gebe ich Ihnen recht. Das mag wirklich sinnvoll sein. Aber es sollte halt nicht alles leer stehen. Es sollte halt nicht die Alternative sein, dass man entweder 900 000 EUR nachlässt oder alles leer steht. Das ist halt ein schlechtes wirtschaftliches Gebaren. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Jetzt steht auch nicht alles leer!) Dass der ORF nicht gekommen ist, mag Pech sein, aber da sichert man sich halt im Vorhinein ab und beginnt nicht, etwas zu bauen, und ist dann ganz überrascht, wenn man niemanden hineinbekommt. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das muss dem Alexander Neuhuber echt weh tun!) Jetzt, sage ich Ihnen, stellen wir fest, dass die Stadt Wien und die Wirtschaftsagentur bis Ende des Jahres 2014 nicht in der Lage waren, das Projekt zu verkaufen, eben weil Geld ein scheues Reh ist und man sich gut überlegt, ob man in so ein Projekt investiert. Unbeantwortet geblieben sind die Fragen zur Zukunft. Vielleicht wird diese Partnerschaft noch weiter aufrechterhalten. Man hat viele Erklärungen abgegeben, dass die Partnerschaft bis Ende des Jahres 2014 beendet sein wird. Vielleicht haben wir sie auch noch im nächsten Jahr oder im übernächsten Jahr. Ich wiederhole meine eindringliche Bitte, alles zu unternehmen, damit diese Partnerschaft in geregelter und rechtsstaatlicher Weise endlich zu einem Ende gebracht werden kann! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile ihm das Wort. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Kollege Ulm hat schon gesprochen. Man muss sagen, beim zweiten Mal wird es nicht besser, sondern eigentlich nur noch unterstellender. Daher würde ich Ihnen sagen, hätten Sie es sich erspart, weil es ist frei, ob man sich meldet oder nicht, aber es hat eigentlich zur Sache nichts beitragen können. Ich will aber nur zu zwei, drei Dingen, die gesagt wurden, doch Stellung nehmen: Das eine ist, dass Sie sagen, es ist gänzlich unglaublich und dann ein paar Punkte bringen. Das Erste ist, wie es begonnen hat. Da muss man sagen, die StRin Brauner war zu dem Zeitpunkt gar nicht Stadträtin. Übrigens, weil das Buch herumgezeigt wurde, sind auch darin Dinge beschrieben, die zu einer Zeit spielen, wo sie es noch gar nicht war, wo eine Art Wachtraum dazu hätte führen müssen, dass man mit der Richtigen spricht. (StR DDr Eduard Schock: Jänner 2007!) Auf alle Fälle losgegangen ist es und wurden die Entscheidungen gefällt, zwar mit der Präsidentin Jank, aber ohne StRin Brauner, weil es von der Zeit her einfach im Zeitenlauf so war. (StR DDr Eduard Schock: Im Jänner 2007 hat sie ihr Amt angetreten, Herr Vettermann! Schauen Sie es sich noch einmal an! Im Jänner 2007!) Und dass die jetzige Nationalrätin Jank etwas mit der ÖVP zu tun hat, wird irgendjemand zugestehen. Dass es momentan Gewinne gibt, ist nicht schlecht, sondern gut. Dass es verkauft werden wird, steht klar, ist übrigens auch schon kritisiert worden, hat sich aber schon angezeigt in dem Titel Verwertungsgesellschaft, wo sozusagen die Absicht, es zu verwerten, klar deklariert ist. Ob das Geld legal ist oder nicht legal ist, ist etwas, was tatsächlich die Bank prüfen muss und auch geprüft hat. Dazu muss man sagen, wenn es überhaupt keinen Hinweis auf Schwarzgeld gibt, ist es schwer zu sagen, das gilt nichts, das nehmen wir weg oder, oder, oder. Ich meine, Sie kommen mir manches Mal eigenartig vor, weil die ÖVP ist nicht schuld an der Misere, weil erstens ist es keine Misere (Raunen bei der ÖVP.), dann war es die Kollegin Jank, die mitgestimmt hat, und es wurde von der Raiffeisenkasse überprüft, ob irgendein Schwarzgeld dabei ist oder nicht, und das war nicht der Fall. Jetzt frage ich Sie als Jurist, weil Sie immer sagen, da hätte, müsste, sollte, könnte man. Aber was hätte, müsste, sollte, könnte man? Wie soll das juristisch gehen, dass Sie sagen, wenn verkauft wird, werden sie einen Teil bekommen? Österreichische Staatsbürgerin, es gibt keinen Hinweis darauf, dass es sich hier um Schwarzgeld handelt. Also, was würden Sie da juristisch raten? Gar nichts! Sie stellen das einfach in den Raum, um eine diffuse, schlechte Stimmung zu machen. Da ist der Vorwurf natürlich, dass Sie im Gesamten dem Projekt Neu Marx schaden, klar. Ich glaube, Sie nehmen es einfach billigend als Kollateralschaden für den Politauftritt in Kauf. Das ist die Wahrheit! Sie wissen, es ist eigentlich schädlich. Sie wissen, es gibt juristisch gar keine Möglichkeit. Aber Sie sagen halt trotzdem, hätte, müsste, sollte, könnte. Aber was genau? Natürlich gibt es nichts und wird es auch nichts geben! Daher glaube ich, Sie sollten das, will nicht sagen, Schauspiel, aber diese Übung, einfach soweit beenden, weil wenn es wirkliche Möglichkeiten gäbe, dann sollten Sie sie einmal auf den Tisch legen. Es gibt sie aber nicht. Die Prüfungen sind da. Im Moment läuft es gut, bei Neu Marx im Gesamten sowieso gut. Wenn es gelingt, entsprechend zu verkaufen, gibt es dann auch einen positiven Abschluss. Ich bin da guten Mutes. Deshalb glaube ich, dass wir heute einfach nicht auf dieses Polittheater einsteigen, sondern darauf schauen sollten, dass sich dieses Projekt gut weiterentwickelt. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Wir kommen daher zurück zur Behandlung der normalen - unter Anführungszeichen - Tagesordnung und, so habe ich mich gerade vergewissert, es gelangt nunmehr die Postnummer 2 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Österreichische Gesellschaft für Familienplanung. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Akcay, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. Ich erteile es ihr. GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Liebe Zuhörer an den Bildschirmen! Man kann zwar sagen, es kommt alle Jahre wieder Frühling, und das merken wir daran, dass die Kleider immer lockerer, die Röcke kürzer werden, dass die Gefühle aufkeimen, dass die Stimmung besser wird, und so, wie das passiert, kommt auch alle Jahre wieder der Antrag zum Projekt "First Love" des Vereins Österreichische Gesellschaft für Familienplanung. 56 040 EUR braucht das Projekt von der Stadt Wien. Es sind ungefähr knapp 100 000 EUR, die es insgesamt braucht. Kostenlose anonyme Sexualberatung als Erstaufnahmestelle für 13- bis 19-Jährige, niederschwellige Beratung und Unterstützung auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Erweitert wird das Ganze jetzt durch eine mobile Beratung mit dem Ziel Empowerment, übrigens ein Ziel, das sehr viele Vereine, die von der Stadt Wien Subventionen erhalten, haben. Ein weiteres Ziel scheint es aber auch zu sein, die Eltern und die Bildungsinstitution Schule außen wegzuhalten und sie aus der Verantwortung zu nehmen, was wir vehement in dieser Form ablehnen. Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, sind ungefähr 20 Prozent der Beratenen unter 15 Jahre alt, 70 Prozent sind 15 bis 19 Jahre alt und den Rest kann man angeblich vom Alter her nicht zuordnen. Worum geht es da? 35 Prozent sind Empfängnisregelungen. Bei knapp unter 1 Prozent geht es um Kinderwunsch. Bei 12 Prozent geht es um fragliche Schwangerschaften, bei 4 Prozent um konfliktreiche Schwangerschaften. 11 Prozent sind Sexualberatung und der Rest medizinische Probleme und Erstuntersuchungen in der Rudolfstiftung, wobei ich sagen muss, die Erstuntersuchung und die medizinische Beratung sind prinzipiell wünschenswert und etwas Positives. Das Aufklären, das Wissen über übertragbare Erkrankungen, die Prävention, all das sind Aufgaben, die eigentlich das Elternhaus übernehmen sollte, die auch im Biologieunterricht abgehalten werden, die Aufgabe des Biologieunterrichts sind und von diesem zu übernehmen sind. Darin soll man sich nicht einmischen, darf man sich nicht einmischen und wollen wir auch nicht, dass man eingreift. Diese Verantwortung dürfen wir der Institution Schule genauso wenig wie der Institution Elternhaus abnehmen. Aus diesem Grund werden wir dieses Projekt ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher nun zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Frau Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Ist mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Ich schlage vor, die Berichterstattungen und die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 3, 4 und 5 der Tagesordnung, sie betreffen Subventionen an verschiedene Vereine, zusammenzuziehen, die Abstimmungen jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Daher werden wir so vorgehen. - Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Matzka-Dojder, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder: Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Akkilic. Ich erteile ihm das Wort. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir verhandeln hier über mehrere Geschäftsstücke. Ich möchte zwei Geschäftsstücke hervorheben und unsere Zustimmung zu diesen Geschäftsstücken begründen. Und zwar geht es um den Verein ZARA. ZARA - Zivilcourage und Antirassismusarbeit hat vor Kurzem den Jahresbericht präsentiert. In diesem Jahresbericht ist hervorgehoben worden, dass es leider wiederum 760 Übergriffe beziehungsweise rassistische Vorfälle in Österreich gegeben hat und dass dieser Verein mit diesen Fällen konfrontiert worden ist. Die Aufgabe dieses Vereins besteht in erster Linie darin, dass er die Betroffenen informiert, berät beziehungsweise ihre Beschwerden beziehungsweise ihre Diskriminierung beziehungsweise rassistische Erfahrungen teilen zu können. Es ist sehr problematisch, dass wir in Österreich nach wie vor von rassistischen Vorfällen sprechen können. Die Zahl 760 spricht für sich. Ich glaube, dass die Dunkelziffer, was rassistische Übergriffe anbelangt, stark vorhanden ist. Diese können wir leider nicht erheben. Aber ich erlebe selbst oft von Menschen, die mich anrufen und sagen, sie haben einen rassistischen Übergriff erlebt beziehungsweise sind diskriminiert worden. Es ist gut, dass man diesen Menschen hilft, weil diese Menschen in erster Linie Rat suchen, in erster Linie eine Stelle suchen, die diesen Menschen einfach ein Ohr zur Verfügung stellt und sagt, bei uns habt ihr die Möglichkeit, euch beraten zu lassen. Das ist psychisch sehr wichtig für die Betroffenen. Es ist aber auch sehr gut für die Stadt Wien, dass wir über eine solche Stelle verfügen. Denn wir reden Probleme nicht tot, wir greifen die Probleme auf. Und es ist eine sehr gute Arbeit, die ZARA leistet. Das zweite Projekt bezieht sich auf die Wiener Volkshochschulen, die eine hervorragende Arbeit leisten. Der Antrag bezieht sich vorwiegend auf Deutschkurse. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Wir haben das heute Vormittag auch besprochen. Es ist hier ein Konsens, sage ich jetzt einmal, wenn man über die Notwendigkeit des Erlernens der deutschen Sprache redet. Wir wollen alle, dass die Menschen, die nach Wien kommen, der deutschen Sprache mächtig sind, dass sie die Grundzüge der deutschen Sprache lernen. Hier diese Projekte zu fördern und diesen Menschen auch die Möglichkeit zu geben, Deutsch zu lernen, ist ganz wichtig. Es ist nicht nur ein Deutschkurs, sage ich jetzt einmal, der hier stattfindet. Diese Kurse sind oft auch die einzige Möglichkeit, dass die Leute untereinander soziale Kontakte knüpfen können, dass sie sich austauschen können, dass sie somit einen Schritt in die Richtung setzen, dass sie noch mehr ein Teil dieser Stadt werden. Ich glaube, dass sich diese Kurse bewährt haben und unsere Unterstützung auch verdienen. Beim Verein ZARA möchte ich noch einen Punkt hervorheben, und das sollte für uns alle ganz wichtig sein und uns auch nachdenklich stimmen, nämlich, die sich häufende Anzahl der Übergriffe gegen junge Muslima, das heißt, Frauen, die in der Öffentlichkeit, in den U-Bahnen, aber auch auf der Straße, angegriffen werden, weil sie einfach Kopftuchträgerinnen sind. Diese Vorfälle gab es. Ich bin selber auch bei einer Familie gewesen, die davon betroffen war. Die Frau wurde in einer Bankfiliale niedergestoßen, weil sie ein Kopftuch trägt, sie wurde verbal attackiert und ihr wurde die Ausreise in das Land, wo sie herkommt, in Aussicht gestellt. Ich glaube, dass wir in diesem Gefüge der Debatten um Dschihadismus, Islamischer Staat, islamistischer Terror sehr vorsichtig sein müssen, dass nicht Nichtbeteiligte unter die Räder kommen. Diese nichtbeteiligten Menschen müssen wir schützen und ihnen auch die Möglichkeit und das Gefühl geben, dass sie hier einen Schutz genießen. Weiters müssen wir es aber auch schaffen, dass es nicht dazu führen darf, dass Menschen am Arbeitsmarkt nicht unterkommen, weil sie sich aus angeblich religiösen Gründen so bekleiden, wie sie sich bekleiden. Diese Menschen sollen am Arbeitsmarkt unterkommen. (GR Armin Blind: Auch verhüllt?) Schauen Sie, Herr Blind, was Verhüllung anbelangt, habe ich eine total andere Meinung. (GR Armin Blind: Als wer?) Ich kann über Bekleidungen diskutieren. Ich kann über den Zusammenhang zwischen Politik und Bekleidungen auch diskutieren. Das machen wir auch. Aber das darf nicht ein Grund dafür sein, dass diese Menschen diskriminiert werden. (GR Armin Blind: Wer hat das gefordert?) Eine politische Auseinandersetzung über Bekleidungen führe ich. Ob eine Burka religiös bedingt ist oder ob ein Kopftuch religiös bedingt ist oder nicht, darüber bin ich bereit, zu diskutieren. Aber ich lade Sie ein, mit mir darüber zu diskutieren, ob das ein Grund sein darf, dass diese Menschen am Arbeitsmarkt oder an sonstigen Stellen nicht unterkommen. Das sind zwei verschiedene Sachen! Wir dürfen die Existenz der Menschen nicht in Frage stellen, denn arbeiten zu gehen, ist notwendig, damit die Menschen Geld verdienen können, damit sie ein Einkommen haben, damit sie für ihre Familien sorgen können, damit sie für ihre Kinder sorgen können. Ob ihre Bekleidung meinen gesellschaftlichen Vorstellungen entspricht oder nicht, ist eine andere Sache. Aber meine Grundeinstellung ist, jeder Mensch hat eine Bekleidungsfreiheit und diese Menschen dürfen sich so bekleiden, wie sie wollen. (StRin Veronika Matiasek: Nein!) Daher noch einmal, das ist eine ganz wichtige Arbeit. Was alles unter das Verbotsgesetz fällt, ist nicht erlaubt. Was alles unter IS-Terror fällt, ist auch nicht erlaubt. Wir reden über das, was im gesetzlichen Rahmen möglich ist. (GR Johann Herzog: Wie ist es mit Baströckchen?) Daher, denke ich mir, dass ZARA durch dieses Hervorstreichen, dass Muslima immer Opfer von Diskriminierungen und von Rassismen werden, ganz wichtig ist. Wir müssen hier unsere Mechanismen stärken, damit diese Personen, vor allem Frauen, geschützt werden. Es ist nämlich auch eine sexistische Gewalt. Es richtet sich nicht in erster Linie gegen Männer, es richtet sich in erster Linie gegen Frauen. Damit diese sexistische, rassistische Gewalt in unserer Stadt nicht gestärkt wird, ist die Arbeit von ZARA sehr wichtig. Ich bitte Sie alle, diesen Projekten zuzustimmen. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist nunmehr Herr GR Mag Jung. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Gleich ein paar Worte zum Kollegen Akkilic: Er hat uns heute in der Früh eine Türkischstunde gegeben. Ich bezweifle nicht, dass Sie es können. Die Problematik ist aber eine andere, Herr Kollege. Gerade Sie und Ihre Freunde behaupten immer, und es stimmt auch zum Teil, dass, ich weiß nicht, 100 verschiedene Sprachen in Wien gesprochen werden. Aber Sie werden mir doch, glaube ich, zustimmen, dass man eine Verbindungssprache für alle braucht, die alle verstehen und die alle können. Diese ist nun einmal hierzulande Deutsch. Wenn ich mich übrigens an meinen Deutschunterricht erinnere, kommt das Wort irgendwie von "diutisk". Das heißt, allgemein verständlich, das, was alle verstehen. Das sollte in diesem Land, Herr Kollege Akkilic, auch üblich sein. Das Zweite ist die Bekleidung. Da muss man, glaube ich, schon unterscheiden zwischen einem privaten Bereich und einem öffentlichen Bereich. Wer privat sein Kopftuch tragen will, möge es tragen. Es schaut dann anders aus, wenn es zum Beispiel so etwas wie Bekleidungsvorschriften bei irgendwelchen Restaurants, auch aus gesundheitlichen Gründen, zum Beispiel in den lebensmittelverarbeitenden Bereichen, und so weiter, gibt. Das, muss ich sagen, ist eine Geschichte, die ich nicht verstehe. Das habe ich selbst noch beim Bundesheer erlebt. Da taucht auf einmal mittendrin in einer Kolonne ein Sikh mit einem leuchtend blauen Turban auf. Rundherum sind alle getarnt, Gesichter geschwärzt, damit man sie nicht sieht und mittendrin hoppelt ein blauer Turban, weil man Rücksicht auf religiöse Gründe nimmt. Dass er damit im Einsatzfall seine Leute verraten würde, wäre eine andere Geschichte. Ich verstehe auch nicht, dass man als normaler Österreicher, obwohl es in Wien langsam üblich ist, wie wir auch heute in der Zeitung lesen konnten, mit dem Dolch nicht herumlaufen darf, der Sikh darf das aber aus religiösen Gründen. Das sind Sachen, die ich in dem Zusammenhang, was Bekleidung, und so weiter betrifft, bei der ganzen Geschichte nicht verstehe. Jetzt komme ich zum Verein ZARA, den ich als Beispiel herausnehmen will. ZARA hat im vorigen Jahr noch fast 90 000 EUR Förderungen bekommen. Man hat ihn heuer etwas geschrumpft, und zwar auf 52 000 EUR. Ob das eine Folge der Erkenntnis dessen ist, dass ZARA keine so gute Arbeit macht oder dass die rollierenden Kredite der Frau Brauner es notwendig machen, er hat jedenfalls um einiges weniger bekommen. Aber ZARA hat auch noch andere Geldgeber, vorwiegend aus dem öffentlichen Bereich, Ministerien, und so weiter. Auch durch Inserate kommt einiges an Geld herein, wobei es interessant ist, dass solche Vereine inserieren, die auch von uns gefördert werden. Also, hier gibt es eine zusätzliche indirekte Förderung für ZARA. Diese, wenn man es sich vom Bericht her anschaut, rechtlich und wissenschaftlich wenig seriöse Sammlung von Beispielen und Anschuldigungen, die wir vorige Woche in dem Bericht bekommen haben, scheint aber nicht ganz unlukrativ zu sein. Weil es bei den Förderungen anscheinend doch noch ausreichend ist, kam es zu einer Ausweitung des Geschäftsfelds. Ich zitiere aus der Homepage von ZARA: "Die ZARA Training gemeinnützige GmbH" - ich rede nicht vom Verein, sondern ich rede von der ZARA Training gemeinnützige GmbH - "wurde im Februar 2014 vom Verein ZARA - Zivilcourage gegründet und führt seither die erfolgreiche Präventionsarbeit des Vereins als eigene Organisationseinheit weiter." Das heißt, jetzt gibt es ZARA, also Verein, damit gemeinnützig, und ZARA Training, eine gemeinnützige GmbH, was an sich schon ein bisschen schrullig in der Konstruktion ist. Wenn man dann nachschaut, ist ZARA beheimatet in der Schönbrunner Straße 119/13 in 1050 Wien, ZARA Training ist beheimatet in der Schönbrunner Straße 119/13, Wien. Wenn man die Telefonnummern anschaut, sind es die gleichen Telefonnummern. Was ist denn dann los, wenn man dort anruft? Hebt ZARA ab, der Verein? Hebt ZARA Training, die GmbH, ab? Teilen sie sich die Räume? Teilen sie sich die Telefone? Teilen sie sich die Telefonkosten, Heizung, und so weiter? Ist das eine saubere Gebarung? Wir werden uns das noch genau anschauen! Das kann ich Ihnen versprechen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber vielleicht kann die Frau Stadträtin herauskommen und uns erklären, wie das funktioniert, gemeinnütziger Verein und GmbH in einem. Nun zum jährlichen Bericht, dessen Glaubwürdigkeit die Verfasser, vermutlich um Rechtsfolgen zu vermeiden, selber relativieren. Gleich am Anfang schreiben sie: "Dennoch können die Beraterinnen oder die, die den Bericht verfassen, nicht garantieren, dass alle Informationen, die ihnen von verschieden Seiten zugetragen werden, der Wahrheit entsprechen." - Also, sie garantieren nicht, dass das, was darin steht, stimmt. - "Die Interessen jener Personen," - Herr Kollege Akkilic - "die sich an die Beratungsstelle wenden, stehen an erster Stelle. Ihren Darstellungen wird Vertrauen und Verständnis entgegengebracht und ihre Aussagen werden ernst genommen." - Ernst nehmen ja, aber ohne Überprüfung und das selbst so butterweich zu sehen, wie es hier geschildert wird, sagt schon einiges über die Tätigkeit dieses Vereins aus. Das sagt nämlich aus, dass hier ohne Weiteres Anschuldigungen gedruckt werden, die keiner seriösen Prüfung unterzogen wurden. An erster Stelle wird dem Beschuldiger geglaubt. Das bedeutet nach unseren Rechtsgrundsätzen eigentlich eine Umkehrung der Werte. Bei uns muss man dem Schuldigen die Schuld nachweisen. Sie haben, Herr Kollege Akkilic, davon gesprochen, dass ZARA insgesamt 794 rassistische Vorfälle und 61 Beschmierungen dokumentiert hat. Ich stimme Ihnen zu, dass es viel mehr waren, davon bin ich überzeugt, aber rassistische Vorfälle nicht nur gegen jene Personengruppe, von der Sie sprechen, sondern rassistische Vorfälle gegen autochthone Österreicher und gegen Bürger unseres Landes, die sie immer mehr erleben, die sie in den Schulen erleben, die sie in den öffentlichen Verkehrsmitteln erleben und die bei uns in Österreich in einer Art und Weise zunehmen, dass den Bürgern der Kragen platzt! Das sage ich Ihnen, Herr Kollege! (Beifall bei der FPÖ.) Ich bringe eines von den Beispielen von ZARA: "Ende Juli kommt es bei einem internationalen Freundschaftsspiel in Bischofshofen zu antisemitischen Ausschreitungen. Das israelische Fußballteam Maccabi Haifa wird von einer Gruppe von 20 Zuschauern, die das Feld stürmen," - von dieser Gruppe hat man übrigens mittlerweile auch schon anderes gehört - "attackiert. Dabei schwingen die jungen Männer türkische und palästinensische Fahnen, greifen die Sportler an, einer zückt ein Messer, und so weiter. Auch die Kultusgemeinde beschwert sich zu Recht über diese Vorfälle." - Herr Kollege, das waren nicht die autochthonen Österreicher, die hier vorgegangen sind. Hier müssen Sie einen Gutteil, und ich bin davon überzeugt, heutzutage sogar einen überwiegenden Teil, der Angriffe auf Personen wegen ihrer Herkunft, nämlich wegen ihrer Herkunft auch als Österreicher, auf diese Seite buchen. Denn ich bin ganz fest davon überzeugt, kriege dauernd Informationen und werde auch einige Beispiele bringen, dass autochthone Österreicher angepöbelt, beleidigt, gekränkt und unsere Frauen sexuell belästigt werden. Das wird bei ZARA nicht dokumentiert, Herr Kollege Akkilic. Davon finden Sie nicht ein einziges Beispiel. Das ist genau das, was wir dem Verein vorwerfen, dass er einseitig und ohne Überprüfung der Fakten publiziert. So schaut es also in dieser Form aus. Interessant ist, dass dieser Vorfall hier dokumentiert wird, aber andere antisemitische Vorfälle bei ZARA weniger oder keine Beachtung finden. Ich denke zum Beispiel an die Demo, die im vergangenen Juli, glaube ich, stattgefunden hat. Ich kann Ihnen die Fotos zeigen, Aufschriften "Israel criminal", "Apartheid Israel", "Terrorist Israel", "Terroristlobby", "Stop Israel Terrorists", und so weiter. Solche Geschichten als antisemitisch anzusprechen, versäumt ZARA. Davon hört man keine einzige Silbe. Ganz zu schweigen von den Sprechchören, die bei dieser Demo zu hören waren. Da waren aber auch Jugendvertreter der SPÖ und der GRÜNEN dabei, meine Damen und Herren. Auch das vielleicht ein Grund, warum es im ZARA-Bericht nicht dokumentiert wurde. 45 Schmieragen in Wien, du liebe Güte! Wenn Sie die ersten zwei Häuser in der Burggasse anschauen, finden Sie mehr als das, was hier ZARA insgesamt dokumentiert, und nicht nur gegen die Ausländer gerichtet, sondern sehr viele auch in andere Richtungen. Ich brauche nur zu schauen, wie die Häuser von Verbindungen ausschauen, die angegriffen werden, wo Leute wegen ihrer Weltanschauung diskriminiert werden, angegriffen werden, wo es auch schwere Sachbeschädigungen gibt. Schauen Sie sich einmal das Olympenhaus an! Dann werden Sie es sehen! Dort können Sie wahrscheinlich 45 Beschmierungen allein auf diesem Haus finden! ZARA ist natürlich auch gegen Beschmierungen in öffentlichen Einrichtungen. Ich bin heute mit der U-Bahn hergefahren. Was ist gewesen? Ein frisch gereinigter Waggon, aber gerade mühsam entfernt, "ACAB". Herr Kollege Akkilic, Sie wissen sicher, was das heißt: "All cops are bastards." Hier wird eine Personengruppe beschimpft und angegriffen! So etwas dokumentiert ZARA nicht! Das ist hier nicht der Fall! Es gibt auch im Internet, da haben Sie schon recht, diese Beleidigungen. Es gibt eine Sprachverwilderung, die, egal, auf welcher Seite, nicht zu dulden ist. Es gibt dort viel zu viele Dummköpfe, die sich austoben. Das sage ich durchaus für alle Seiten, von ganz links bis ganz rechts. Aber ZARA ist da auf einem Auge nicht nur blind, sondern manipuliert mit seiner Auswahl sogar ganz eindeutig. Ich kann Ihnen Stöße mit Beschimpfungen und Drohungen - nämlich auch Drohungen - aus dem Internet liefern, die zur Gewalt gegen Menschen aufrufen, die eine andere Weltanschauung haben, als diejenige, die ZARA gefällt. Das geht bis zu Angriffsdrohungen auf Richter, zum Beispiel beim Prozess gegen den berühmten Josef, den auch die Sozialistische Jugend und die GRÜNEN so massiv verteidigt haben. "Kopfschuss für den Richter wäre ein Anfang.", gefällt vier Personen, und so weiter. Da ist bei den Bedrohungen nichts von ZARA zu finden. Ich war vor Kurzem in unserem Parlamentsbüro in der Reichsratsstraße. Davor sitzt ein Polizist, weil gewalttätige Drohungen ausgestoßen wurden, auch im Internet. Weit sind wir gekommen! Davon hört man bei ZARA nichts. So geht das weiter bis zu diversen Aufrufen, und so weiter, die am laufenden Band zu finden sind. "Alles soll in Flammen stehen.", "Feuer und Flamme diesem Staat.", und so weiter. Das haben wir vor dem Rathaus von der Sozialistischen Jugend auch gehört, dokumentiert. ZARA hat damals nicht darüber berichtet. Der junge Mann, der die Veranstaltung angemeldet hat, ist heute bei Frau StRin Frauenberger beschäftigt und ist SPÖ-Bezirksrat. Es gibt noch andere Verhetzungen, die zu dokumentieren wären, zum Beispiel, wenn man missliebige Personen mit Foto, Beruf und Adresse veröffentlicht und sie dann noch am Arbeitsplatz demonstrativ fotografiert, um ihnen zu schaden. Das sind die Proskriptionslisten der Recherche Wien. Auch hiervon ist bei ZARA nichts zu finden. Oder aber eine unselige Erinnerung an Gott sei Dank vergangene Zeiten: "Kauft nicht bei ..." Ich lese Ihnen vor: "Diese Gaststätten geben Faschisten eine Plattform, um deren Ideologie - Klammer: Müll - zu verbreiten.", auf verschiedenen linken Netzseiten. Nichts bei ZARA zu finden. Da steht dann: "Diese Gaststätten haben der FPÖ Möglichkeiten geboten, ihr Klima des Hasses zu verbreiten! Empört euch! Sprecht die Besitzer an! Kein Platz für Faschisten! Weder im Parlament noch in den Lokalen!" Dann wird eine österreichweite Liste dieser Lokale veröffentlicht. Viele von Ihnen werden einige kennen, zum Beispiel den "Adam". (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Ist derzeit geschlossen!) Ich weiß nicht, ob das ein rechtsradikales Lokal ist! Aber hier wird gehetzt! Hier wird geschimpft! Hier wird zum Boykott aufgerufen! - ZARA schweigt! Tätliche Übergriffe: Jetzt erzähle ich Ihnen ein paar Beispiele im Stil von ZARA von Österreichern, die mir in den letzten drei Wochen untergekommen sind: Herr X am 20.2. um 22.30 Uhr in der U-Bahn-Station Karlsplatz: "Scheiß Österreicher! Scheiß Deutsche!" Es rennt einer die Stiegen hinunter, bedroht die Leute, rempelt eine Frau an, die fast umfällt, rennt kreischend und brüllend den Bahnsteig entlang. Herr X ruft die U-Bahn-Aufsicht an. Sie verspricht, den Randalierer zu entfernen. Es dauert zu lange. Er springt wie wild gegen die Türe, bedroht rundherum die Menschen, steigt in die U-Bahn ein. Nichts ist geschehen. Dann wird die U-Bahn-Aufsicht noch einmal angerufen. Man wird aufgefordert, in der nächsten Station den Zugführer zu benachrichtigen, und er wird in der nächsten Station veranlassen, dass der Mann herausgeholt wird. Der Mann wird dann herausgeholt. Aber der Bedienstete der Stadt ist offenbar angefressen und sagt nachher zu den Leuten, die applaudieren, als der Knabe abgeholt wird: "Na, seid's jetzt zufrieden?" Wenn man dann die Leute anspricht, die rundherum sind, warum sie nichts unternommen haben, sagen sie: "Haben Sie eh gesehen, wir Österreicher zählen ja nichts mehr!" Das ist die Stimmung, meine Damen und Herren, die sich in diesem Land verbreitet. "Scheiß Österreicher! Scheiß Deutsche!", muss man sich anhören. Das ist ganz normal. Aber wehe, es würde jemand etwas anderes sagen oder schreiben. Ich habe heute schon ein Beispiel angesprochen, wie man mit weniger Achtung gegenüber Bürgern in diesem Land umgeht. Ich habe die Grabsteine in der Liesing angesprochen. Stellen Sie sich vor, diese Grabsteine wären aus einem muslimischen oder anderen Friedhof gekommen, die übrigens ewige Ruhezeit haben, weil der Kollege Chorherr gemeint hat, es ist eigentlich ganz gut, dass man heutzutage die Plätze am Friedhof nicht mehr so lange benötigt. Nichts ist unternommen worden. Dort fahren die Bagger und die Baumaschinen über die Erinnerungen an Menschen drüber. Wir haben es in den letzten Jahren zur Genüge erlebt, dass für manche Denkmäler, Gräber nichts zählen, auch bei solchen, die sich "Rechtsaußen" nennen, in Wirklichkeit aber nur blöde Kerle sind, wie jetzt in Salzburg vorgekommen. Aber bei den Linken, die das machen, sei es jetzt der Siegfriedskopf in der Uni, seien es Gräber am Zentralfriedhof, und so weiter, wird nicht distanziert, sondern da hat man das Gefühl, dass man das sogar als antifaschistische Heldentaten sieht, meine Damen und Herren! Das ist einfach nicht tragbar! Und das ist es, was wir ZARA vorwerfen, Einseitigkeit, Blindheit auf einem Auge! Als letztes Beispiel etwas, das mir besonders am Herzen liegt, nämlich diese falsche, verdrehende Political Correctness. Das ist auch eine in diesem Haus beliebte Methode, Begriffe ins Negative umzudeuten, die ursprünglich keine negativen Werte sind, keine negative Aussage bei uns gehabt haben, um eine Sprachdiktatur zu errichten. Ich zitiere wieder aus ZARA: "Im April entscheidet der Presserat, dass der Begriff ‚N...kinder'" - wie lächerlicherweise da drin steht - " als Diskriminierung aus ethnischen Gründen im Sinne des Ehrenkodex zu werten ist. Der Autor, Herr S, hat im Verfahren unter anderem darauf hingewiesen, dass sein Artikel satirischen Charakter gehabt hätte, er aber auch an sich zur Verwendung des Begriffs ‚N...kinder' stehe." - Es sei also auch sonst keine negative Konnotation für ihn damit verbunden. Man will den Begriff "Neger" jetzt sogar aus den Erzählungen von Mark Twain entfernen. - Die meisten von uns haben einmal "Tom Sawyer" gelesen: Dort hat der Begriff "Neger" überhaupt keine negative Konnotation. Im Gegenteil! Dort wird Verständnis für die damals noch vorkommenden Negersklaven gezeigt. Und viele von Ihnen werden auch Onkel Toms Hütte kennen: Auch dort kommt dieser Begriff vor. Mittlerweile ist es so weit, dass in einem völlig harmlosen Bereich wie in Kinderbüchern Änderungen vorgenommen werden müssen: Pippi Langstrumpfs Vater, der irgendwo Negerkönig ist, was dort überhaupt ohne die geringste negative Bedeutung vorkommt, muss jetzt umgetauft werden, weil einige Leute sich einbilden, uns einreden zu müssen, dass wir das falsch verstehen. Das wird auch bei den Indianern und Eskimos so gehandhabt. Bei den Eskimos wird man das Eis umtaufen müssen. Und auch die Bezeichnung "Indianer" sollte man nicht mehr verwenden. - Ich meine: Wenn es etwas gibt, was bei uns vor allem bei den Jugendlichen positiv bewertet wird, dann sind es spätestens seit Karl May die Indianer. Das soll jetzt übrigens neu verfilmt werden. Glauben Sie, wenn das eine so negative Bedeutung hätte, dass sich die Kinder, vor allem die Burschen, im Fasching am häufigsten als Indianer verkleiden würden? - Bei den Mädchen sind es übrigens die Prinzessinnen zum Ärger vieler Feministinnen. - Glauben Sie, dass die Burschen dieses Faschingskostüm dann so gerne anziehen würden, meine Damen und Herren? - Sicherlich nicht! Das Ganze entspricht nicht der Realität, und ich lasse mir das von Ihnen nicht einreden und umdeuten! Jetzt bringe ich wieder ein Beispiel: 1937 schenkte der damals noch jugendliche P seiner Freundin eine Puppe. Sie war, weil aus dem teuren Material Schildpatt gefertigt und von Käthe Kruse, ziemlich teuer und auch exotisch: Es war eine Negerpuppe, wie man das damals nannte. So hieß das damals. Zehn Jahre später, im Oktober 1944 - die beiden waren inzwischen verlobt - rettete er sie buchstäblich in letzter Sekunde vor den einbrechenden Kräften der Sowjets und der jugoslawischen Partisanen vor Tod oder Lagerhaft. Mehr als einen Koffer konnte jeder von beiden jedoch nicht mitnehmen. Beim letzten Blick aufs damals noch ungeplünderte Elternhaus in das Zimmer der jungen Frau blickten beide auf diese Negerpuppe. Weil keine Hand frei war, band sich der Mann die Puppe an einer Schnur um den Hals und trug sie während der gesamten Flucht nach Österreich zurück. Nachdem die beiden geheiratet hatten, bekam die Puppe einen Ehrenplatz. Sie wurde generalüberholt, weil das notwendig war, und sie steht auch heute noch im Haus dieser beiden Personen, die sich hier wieder eine neue Existenz erwirtschaftet haben. Sie leben mittlerweile nicht mehr, aber es leben ihre Kinder, ihre Enkel und ihre Urenkel, und diese halten diese Negerpuppe in Ehren, und zwar ohne negative Konnotation, das kann ich Ihnen sagen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben in dieser kurzen Diskussion gehört, warum diese Subventionsanträge - vor allem Kollege Akkilic hat das begründet - wichtig und gut sind. Ich möchte noch einmal betonen - das haben wir immer wieder in der Diskussion -, dass die Magistratsabteilung 17 nur an jene Vereine Subventionen vergibt, die allen Förderungskriterien entsprechen. Diese sind immer transparent und nachvollziehbar, und ich sage noch einmal: Hier gab es nie Beanstandungen. Herr Kollege Jung! Weil Sie in Ihren Ausführungen gerade den Verein ZARA in besonderer Art und Weise kritisiert haben, muss ich Ihnen sagen, dass das ein sehr wichtiger Verein ist, bei dem man um eine Versachlichung und um eine Bewusstseinsbildung innerhalb aller Gruppen in dieser Stadt bemüht ist. Das halte ich für ganz besonders wichtig und förderungswürdig. Was wir aus diesem Jahresbericht für das Jahr 2014 ersehen können ... (Zwischenruf von GR Armin Blind.) Ich bin Berichterstatterin, und ich darf schon sagen, was ... (Weiterer Zwischenruf von GR Armin Blind.) Entschuldigung! Ich darf als Berichterstatterin schon sagen, was ... (Zwischenruf von (GR Mag Wolfgang Jung.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf die Herren von der FPÖ bitten, die Frau Berichterstatterin Ihre Worte sprechen zu lassen. (GR Armin Blind: Sie soll berichten!) Ich brauche Ihre Hilfe bei der Auslegung der Geschäftsordnung nicht! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder (fortsetzend): Der Verein ZARA hat dokumentiert, dass es in dem letzten halben Jahr zu einer Verdoppelung dieser rassistischen Übergriffe auf Menschen mit muslimischem Glauben gekommen ist. (GR Johann Herzog: Dokumentiert haben sie es nicht, sie haben es behauptet!) Das ist ein Faktum, und ich halte es für ganz, ganz wichtig, dass wir solche Vereine unterstützen. ZARA ist ein solcher Verein, der sich um eine Versachlichung der Diskussion bemüht. (GR Prof Dipl-Ing Dr Kurt Mörz: Genau das nicht!) Man bemüht sich um die Aufzeichnung und vor allem um eine Mediation zwischen den Gruppen. (GR Prof Dipl-Ing Dr Kurt Mörz: Das sind ungeprüfte Behauptungen!) Der Bericht von ZARA handelt nicht nur von der beratenden Funktion für die Rassismusopfer, sondern man geht auch den Vorfällen nach und dokumentiert, was daraus geworden ist. Und es ist ganz wichtig, zu beobachten und zu dokumentieren, welche Entwicklungen es hier gibt. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich finde, dass dort in diesem Zusammenhang sehr gute Arbeit geleistet wird, die förderungswürdig ist, und ich bitte Sie um Zustimmung zu diesen Subventionsakten. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung , die wir getrennt vornehmen. Wer der Postnummer 3 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN, es erfolgt sohin mehrstimmige Annahme. Wer Postnummer 4 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN, und das ist daher mehrstimmig angenommen Wer schließlich Postnummer 5 die Zustimmung erteilt, den bitte ich auch um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind wiederum die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN, und das ist daher mehrstimmig angenommen Es gelangt nunmehr Postnummer 52 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention für die Wiener Land- und Forstwirtschaft. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Hufnagl, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Heinz Hufnagl: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Ich bitte um Zustimmung zu der bereits vom Herrn Vorsitzenden benannten Postnummer 52. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau StRin Matiasek. Ich erteile es ihr. StRin Veronika Matiasek: Danke, Herr Vorsitzender. - Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Wie schon angesprochen, geht es um eine Akontosubvention für die Land- und Forstwirtschaft in Wien, und genau an die Forstwirtschaft knüpft das an, was ich jetzt hier sagen möchte: Mein Kollege Guggenbichler wird nach mir, weil ich das ja nicht tun darf, zwei Anträge einbringen, die sich mit der aktuellen Situation im Wienerwald beschäftigen. Sehr geehrte Damen und Herren! Seit über einem Jahr sind massive Schlägerungsarbeiten im Gesamtgebiet des Wienerwaldes - ich spreche jetzt natürlich im Speziellen vom Wienerwald auf Wiener Stadtgebiet - wahrzunehmen. Es geht um Schlägerungsarbeiten, die nicht nur der Beseitigung von Wind- und Eisbruch dienen, sondern um massive Holzbringungsarbeiten mit Folgen für den Wald, und zwar mit sehr deutlich merkbaren und unangenehmen Folgen. Wir haben heute schon einmal vom Biosphärenpark gesprochen. Dieser ist immerhin eine geschützte Zone, wenngleich - das ist uns vollkommen bewusst - natürlich hier die Holzwirtschaft als solche nicht auszuschließen ist. Aber - und hieran knüpfen sich unsere Forderungen - der Wienerwald ist, insbesondere im Nahbereich unserer Großstadt, ein wichtiges Erholungsgebiet für die Menschen in Wien. Sie sprechen in fast jeder Sitzung und immer wieder sehr gerne davon, dass unsere Stadt massiv wächst, und das bedarf natürlich auch eines gut ausgebauten beziehungsweise auch entsprechend großen Erholungsraums für die Menschen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Menschen eher nicht die gepflasterten und asphaltierten Flaniermeilen und Verweilzonen innerhalb des Stadtgebietes zwischen den Häusern, sondern - letztlich auch unter einem gewissen sozialen Druck - immer mehr, wie zu beobachten ist, die Grüngebiete im Umfeld des verbauten Stadtbereiches nützen und nützen wollen. (Beifall bei der FPÖ.) Sieht man sich an, was derzeit geschieht, dann stellt man fest, dass als Folge der Schlägerungsarbeiten die Wanderwege unbenutzbar sind und dass mit großem Gerät in den Wald hineingefahren wird und tiefe Furchen gezogen werden. Und als Folge dieser Arbeiten werden dann ehemalige Wanderwege als Forststraßen ausgebaut. Sie werden jetzt sagen: Das tun die privaten Waldbesitzer, aber die Stadt Wien tut das nicht. - Ich weiß, dass hier mehr Vorsicht herrscht als bei den Privaten, allerdings sind wir als Wiener - und im Speziellen das Ressort Umwelt - natürlich für den gesamten Wienerwaldraum verantwortlich. Und selbst wenn ein Gesetz es zulässt, dass man die Straßen im Wald mit Bauschutt befestigen darf, so steht doch die Frage im Raum, ob es auch gut ist, das zu tun. Ich konnte mich am vergangenen Wochenende wieder davon überzeugen, dass neben Teerbrocken, Asphaltbrocken, Keramik und Bauschutt aller Art zum Teil wirklich große Trümmer auf den Wegen liegen und auch Glas, Kunststoff, Verdrahtungen, und so weiter zu finden sind. - Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, wenn uns der Umweltschutz und der Naturschutz in Wien wirklich ein solches Anliegen sind, wie wir alle immer behaupten, und wenn das vor allem der Regierung in Wien und dem Umweltressort ein Anliegen ist, dann muss man sich hier auf die Beine stellen und alles Mögliche tun, um das zu verhindern! Vieles ist erlaubt und trotzdem nicht gut: Wir könnten als Sonntagsvergnügen auf der Höhenstraße zwischen Grinzing und Neuwaldegg im Auto hin und her fahren, bis der Tank leer ist. Das ist nicht verboten, aber ist es deshalb gut? - Nein, sicherlich nicht! Ich glaube, wir müssen und sollen froh darüber sein, dass sich der Wienerwald und die Wege des Wienerwalds wieder zunehmender Beliebtheit erfreuen. Wenn man schaut, wie viele und vor allem auch junge Familien unterwegs sind, dann kann man feststellen, dass das ein gutes und sinnvolles Freizeitvergnügen ist, und ich denke, es ist natürlich auch unsere Aufgabe, den Menschen dieses Vergnügen nicht zu nehmen, sondern - im Gegenteil! - dieses zu fördern. Und wenn manche Wege derzeit - ich denke jetzt etwa an das Gebiet Heuberg und Wilhelminenberg, aber auch an Bereiche im 14. Bezirk - nach diesen Arbeiten entsprechend aussehen und dann auch nicht wirklich instandgesetzt werden, dann mindert das einfach den Erholungswert, den dieses Gebiet ausweisen sollte und soll. Andererseits bewirken die massiven Schlägerungen - und dort handelt es sich nicht um Schlägerungen, die Wind- oder Eisbruch beseitigen sollen, sondern um rein wirtschaftliche Holzschlägerung im Wald - auch, dass ehemalige Schattengebiete, die manche Arten von Pflanzen und Tieren brauchen, mittlerweile zu lichtdurchfluteten Zonen werden. Ich glaube, das ist nicht im Sinne der Erhaltung der Artenvielfalt! Nehmen wir irgendeine Publikation der MA 22 zur Hand: In diesen Broschüren erfreut sich die Stadt Wien ja immer der großen Artenvielfalt, die hier lebt, vom Feuersalamander bis zum Schmetterling und den vielen unterschiedlichen Pflanzen, die wir, Gott sei Dank, in unserem Gebiet haben. Dann muss man aber auch darauf achten, dass man diese Arten erhält, nicht einen lichtdurchfluteten Einheitswald macht, sondern natürlich auch die Schattengebiete bestehen lässt. In diesem Sinne würde ich Sie sehr ersuchen, dass Sie unseren beiden Anträgen, die wir heute einbringen, beitreten und dass wir uns darüber unterhalten und auch als Stadt Wien die entsprechenden Initiativen setzen, dass dreierlei in Zukunft geschieht: Erstens sollen die Schlägerungsarbeiten in schonender Weise vollzogen werden. Ich habe mir das in vielen Fällen selbst angeschaut, sehr geehrte Damen und Herren, und habe dabei festgestellt, dass es auch anders geht. Viele Waldbauern, die von dem Wald leben, bewirtschaften ihren Wald heute mit kleinem Gerät und sehr sorgfältig, und ich glaube, das wäre gerade auch im Wienerwald dringend notwendig! Zweitens sollen die durch die Arbeiten klarerweise zerstörten Wege möglichst rasch instandgesetzt werden. Und drittens müssen wir den Aufschüttungen von Straßen, aber auch Wegen durch Bauschutt, welche im Wald zu beobachten sind, eine Absage erteilen. Damit muss endlich Schluss sein, und wir werden natürlich auch auf Bundesebene dafür sorgen, denn das ist ja eine Angelegenheit des Bundesgesetzgebers, der das immer noch möglich macht. Sehr geehrte Damen und Herren! Der Wienerwald ist unser Erholungsgebiet und keine Bauschuttdeponie! Bitte unterstützen Sie unsere Initiative. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren! Frau StRin Matiasek hat das jetzt ausführlich erklärt, und wir bringen nun zwei Beschlussanträge ein. Der eine Antrag betrifft die Bewirtschaftung der Waldanlagen. - Ich selbst komme aus Kärnten und ich habe gemeinsam mit meinem Vater noch Wälder bewirtschaftet und weiß daher, dass sehr wohl ein großer Unterschied besteht, ob Erntemaschinen eingesetzt werden oder nicht. Es geht auch um Folgeschäden, weil man ganz genau weiß, dass dann im Winter auch durch Schneebrüche und Windwürfe die Schäden am Wald viel größer sind. Deswegen stellen wir folgenden Beschlussantrag: "Die zuständige amtsführende Stadträtin für Umwelt Mag Ulrike Sima wird ersucht, die entsprechenden Initiativen einzuleiten, um zu erwirken, dass sämtliche Schlägerungsarbeiten im Biosphärenpark auf Wiener Stadtgebiet künftig schonend durchgeführt werden und Zerstörungen des Naherholungsgebiets tunlichst vermieden und allfällige Schäden rasch behoben werden. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ.) Zum zweiten Beschlussantrag: In diesem Zusammenhang haben wir schon die bittere Erfahrung machen müssen, dass wie im Lainzer Tiergarten Bauschutt auf Straßen und Wegen abgelagert wurde. Ich kann mich noch erinnern, dass sehr große Nervosität in diesem Haus geherrscht hat und man uns irgendwelche Gutachten vorgehalten hat, die wir aber am Ende des Tages leider nie bekommen haben; die Einsichtnahme in diese wurde uns ja verweigert. Aber es gab jedenfalls Vorwürfe, und ich glaube, unsere Wälder und Grünräume sind keine Bauschutthalden. Daher stelle ich folgenden Beschlussantrag: "Die zuständige Stadträtin für Umwelt Mag Ulrike Sima wird ersucht, entsprechende Maßnahmen zu setzen, um künftig von Bauschuttverwendungen bei Wegen und Straßen im Wald- und Forstgebiet der Stadt Wien abzusehen, und sich gleichzeitig beim zuständigen Bundesgesetzgeber für ein künftiges Verbot dieser Praxis einzusetzen." Es sind dies zwei versöhnliche Anträge im Sinne des Erholungswertes unserer Wiener Bevölkerung, und ich ersuche Sie um Zustimmung. Es würde mich freuen, wenn alle Fraktionen mitgehen würden! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Valentin. Ich erteile es ihm. GR Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Ich möchte zunächst festhalten: Ich bin froh - das möchte ich auch positiv festhalten -, dass die Kollegin Stadträtin offensichtlich nicht auf Wahlkampfmodus geschaltet hat, sondern mit diesen zwei inhaltlichen Punkten durchaus etwas getroffen und eingebracht hat, wo wir im hohen Maße - sowohl Kollege Maresch als auch ich - übereinstimmen können. Allein der Adressat ist ein bisschen der falsche. - Lassen Sie mich das in aller Kürze festmachen: Für Waldwege ist, wie wir beide wissen, der Bundesgesetzgeber verantwortlich. Wir selbst quasi als Forstbetrieb der Stadt Wien verwenden oder nutzen diese Variante der Baurestmasse - wie das technisch heißt - nicht aus. Das tun wir jetzt schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Tatsache ist, dass das mit einem Gutachterverfahren zusammenhängt und dokumentiert werden muss und der Bundesgesetzgeber das zulässt. Punkt 2 ist ähnlich gelagert: Wir selbst haben auf diesen Grundstücken - und ich danke Ihnen dafür, dass Sie das fairerweise auch festgehalten haben! - nicht geschlägert, denn auf Grundstücken, die dem Wiener Forstamt gehören, werden keine Schlägerungen dieser Art durchgeführt. Abermals sind jedoch die Rahmenbedingungen, wie geschlägert wird, in einem Bundesgesetz festgehalten. Ich habe kurz auch mit dem Koalitionspartner darüber geredet: Gerade weil wir diese Möglichkeiten im Gesetz auch als Stadt Wien aus guten Gründen nicht ausschöpfen, sind wir mit Ihnen eins, dass es gute Gründe gibt, dieses Gesetz nicht auszuschöpfen, und wir sind auch gerne bereit, gemeinsam über die Fraktionen hinweg zu diskutieren, wie wir den Bundesgesetzgeber davon überzeugen können. Immerhin haben wir alle, die wir hier sitzen, auch Klubs im Nationalrat, mit denen wir ja auch Kontakt aufnehmen und in dieser Sache kommunizieren können. Nachdem die Frau Umweltstadträtin in ihrer Kompetenz diejenige ist, die am wenigsten mit diesem Fall zu tun hat, sondern, ganz im Gegenteil, ihre Dienststellen sogar angewiesen hat, die Bundesgesetze diesfalls nicht so auszulegen und zu verwenden, ist sie der falsche Adressat. Ich würde dem Hohen Haus deshalb empfehlen, den beiden Anträgen nicht zuzustimmen. Ich möchte aber dahin gehend die Hand reichen und sagen, setzen wir uns zusammen, machen wir uns interfraktionell einen Termin aus, und schauen wir uns gemeinsam an, welche Möglichkeiten wir finden, den Bundesgesetzgeber mit einer Wiener Initiative vielleicht davon zu überzeugen, diese Materien anzugehen und aufzugreifen! - Ich danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf sein Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer Postnummer 52 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Es liegen zwei Anträge vor. Der erste Antrag von der FPÖ betrifft schonende und umweltverträgliche Schlägerungsarbeiten im Biosphärenpark Wienerwald. Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag wird von ÖVP und FPÖ unterstützt und hat daher nicht die notwendige Mehrheit. Der nächste Antrag stammt ebenfalls von der FPÖ und betrifft Bauschuttaufschüttungen im Wienerwald. Wer hier zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird von ÖVP und FPÖ unterstützt und hat daher nicht die Mehrheit. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung der Geschäftsstücke 7, 9 und 14 der Tagesordnung - sie betreffen verschiedene Bildungseinrichtungen - zusammenzuziehen, die Abstimmungen jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag Schober, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag Marcus Schober: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kollegen und Kolleginnen. Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Leeb. Ich erteile es ihr. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Vielen Dank, Herr Vorsitzender. Bei den Postnummern 9 und 14 handelt es sich um zwei Aktenstücke zur Erweiterung von elementaren Bildungseinrichtungen und Schulraumschaffung, und zwar auf der einen Seite im 18. Bezirk in der Pötzleinsdorfer Straße und auf der anderen Seite im 22. Bezirk in der Stadlauer Straße. Ich darf Ihnen sagen, wir werden unser Abstimmungsverhalten genauso beibehalten wie im Ausschuss. Es gibt ein klares Bekenntnis zur Erweiterung und Errichtung dieser Schul- und elementaren Bildungseinrichtungen. Aber es gibt ein ebenso klares Nein zur Abwicklung. In beiden vorgenannten Fällen kommt es, wie schon so oft, zu einer In-House-Vergabe an eine Tochtergesellschaft der Wien Holding. Die Wien Holding ist, wie wir alle wissen, ein interessanter Mischkonzern von rund 75 verschiedenen Unternehmen, quasi die eierlegende Wollmilchsau im Zusammenhang mit Planungs-, Infrastruktur-, Kultur-, Logistik- und Immobilienkompetenz. - Weder wir von der Opposition noch der Stadtrechnungshof haben recht große Freude mit der Wien Holding, Sie hingegen sehr wohl: Sie machen gern Geschäfte mit der Wien Holding. Sie machen gern Geschäfte mit den besten Freunden und nicht mit den bestmöglichen Partnern. Mit dieser fragwürdigen In-House-Konstruktion werden nämlich zum wiederholten Mal Ausschreibungsverpflichtungen außer Kraft gesetzt und die Projekte dem Kontroll- und Einflussbereich des Gemeinderates entzogen. Deshalb werden wir dieser Vorgehensweise auch die Zustimmung verweigern. Es liegt ein weiterer Akt betreffend den Bildungscampus Berresgasse vor: Auch im Hinblick auf diesen Akt kommen von uns ein klares Bekenntnis zum Neubau und eine Ablehnung des PPP-Modells. - Wir haben heute über PPP schon sehr viel gehört. Das Ganze ist ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, grundsätzlich kein Teufelswerk, sondern die Entscheidung für ein solches PPP-Modell kann durchaus eine sinnvolle Maßnahme sein. Es ist überhaupt nichts Verwerfliches daran, dass man sich einen privaten Partner sucht, der dann Gewinne macht. Es gibt allerdings Bereiche, wo derartige PPP-Modelle nichts verloren haben, und dazu gehört nun einmal eine der Kernkompetenzen einer Kommune, nämlich die Errichtung und der Betrieb von Bildungseinrichtungen. Gerade im Zusammenhang mit dem Schulbau ist der Abschluss von Public Private Partnerships nicht sehr beliebt. In den letzten Monaten gab es sehr viele mediale Bewertungen dieser Projekte. Ich habe Ihnen einen Artikel aus dem "Falter" vom Oktober 2014 mitgebracht. Darin wird eine PPP als erzwungene Partnerschaft bezeichnet, und das ist es ja auch für Wien. Es ist kein geliebtes Projekt, sondern eine erzwungene Partnerschaft. Ich zitiere aus dem "Falter": "PPP-Projekte galten überall in Europa als Musterbeispiele für modernes, sparsames Wirtschaften der öffentlichen Hand. Heute jedoch ist man sich im Wiener Rathaus sicher, dass die PPP-Modelle am Ende sogar teurer kommen als rein öffentliche Projekte: ‚Sehr grob geschätzt glauben wir, dass sie um 5 bis 15 Prozent mehr kosten könnten', sagt SPÖ-Finanzstadträtin und Vizebürgermeisterin Renate Brauner. - Das Prinzip ist immer dasselbe: Private Investoren errichten und betreiben Bauwerke für die Öffentlichkeit, etwa Schulen und Spitäler. Die Städte oder Gemeinden zahlen dafür eine Art Miete. Die Partnerschaft läuft über 25 bis 30 Jahre, bis der Private seine Investitionskosten wieder herinnen hat. Doch warum baut und betreibt die Gemeinde ihre Schulgebäude nicht selbst - vor allem, wo die PPP-Projekte doch teurer sind, wie das Rathaus selbst eingesteht?" Warum ist das so? - Weil Sie es geschafft haben, seit 2008 die Schulden in Wien zu verdreifachen, und weil der Stabilitätspakt vorschreibt, dass Österreichs Länder und Gemeinden ab dem Jahr 2016 keine neuen Schulden mehr machen dürfen! Das ist bekannt. Und genau diese Bestimmung zwingt Sie von Rot-Grün dazu, auf diese PPP- Modelle auszuweichen, auch wenn diese am Ende teurer kommen. Würde nämlich die Stadt die 700 Millionen EUR für neue Schulbauten selbst aufbringen, dann hätten Sie buchhalterisch ein großes Problem! Kollege Chorherr von den GRÜNEN stimmt in diesem Punkt StRin Brauner zu, die gesagt hat - ich zitiere: "‚Der Stabilitätspakt verbietet es uns, flexibel auf veränderte wirtschaftliche und finanzielle Bedingungen zu reagieren', Planungssprecher Christoph Chorherr vom grünen Juniorpartner sekundiert: ‚Obwohl Wien einer der validesten Schuldner der Welt ist, darf es nicht investieren und muss deshalb den deutlich teureren Weg gehen.' Brauner wie Chorherr betonen, dass Wiens starkes Bevölkerungswachstum gerade jetzt Investitionen erfordere, etwa in Schulen oder Spitäler. Was wäre ein Ausweg? Die rot-grüne Regierung will sich in Brüssel dafür einsetzen, dass Investitionen aus dem Stabilitätspakt herausgerechnet werden. Das bedeutet, Baukosten, etwa bei Schulbauten, sollen nicht automatisch und in voller Höhe im Budget aufscheinen." Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, finde ich einigermaßen interessant! Sie mögen diese Projekte nicht. Sie fühlen sich gezwungen, das Projekt als PPP-Modell umzusetzen. Und Sie wenden Ihr Gehirnschmalz dafür auf, diese Schulden aus dem Stabilitätspakt herauszurechnen, anstatt dass Sie sich überlegen, wo Sie aus welchem Grund Schulden nicht machen könnten? - Das ist doch, bitte, unverantwortlich! Das grenzt ja schon an Absurdität! Es gibt so viele Möglichkeiten: Sie könnten Reformen umsetzen, zum Beispiel bei den Beamtenpensionen, Sie könnten endlich aufhören, diese unsäglichen Werbeausgaben zu machen! Sie wenden 100 Millionen im Jahr für Inserate des Presse- und Informationsdiensts gemeinsam mit der Stadt Wien Marketing und dem Bohmann Verlag auf! Allein im Bildungsbereich, Herr Stadtrat, haben Sie dem Ressort seit 2010 22,5 Millionen EUR für Inserate entzogen! Es gibt Abgänge von 700 Millionen bei den Wiener Linien pro Jahr. Es gibt Abgänge bei Wiener Wohnen und beim KAV. Und es gibt explodierende Kosten bei nahezu jedem großen Infrastrukturprojekt. Sie überlegen sich jedoch nicht, wie man da optimieren und sparen kann, sondern Sie überlegen, wie Sie mehr Schulden aus dem Stabilitätspakt herausverhandeln können?! - Das ist unverantwortlich! Deswegen werden wir diesem Modell nicht zustimmen, und zwar nicht, weil PPP ein schlechtes Modell ist, sondern weil Sie sich keine Gedanken darüber machen, wo Sie Geld einsparen können. Für Sie gibt es nur Mehrausgaben, Mehrausgaben, Mehrausgaben, und das können wir im Sinne unserer Kinder und der Zukunft nicht mittragen, weil das unverantwortlich und untragbar ist (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Nepp. Ich erteile es ihm. GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Debatte über diesen Schulbau führen wir ja jetzt schon regelmäßig. Ich glaube, die Argumente sind eh gut bekannt und auch schon ausgetauscht. Kollegin Leeb hat das bereits gut auf den Punkt gebracht. Wir wehren uns natürlich nicht gegen Schulbau. Im Gegenteil: Wir befürworten den Schulbau, den Ausbau von Schulen und die Schaffung von besseren Infrastrukturen. Allerdings sind auch wir mit der Art der Umsetzung unzufrieden. Man sieht, dass es im Zusammenhang mit den PPP-Modellen teurer wird Außerdem sehen wir den Schulbau und den Betrieb von Schulen als wichtigste kommunale Aufgabe und wollen das daher nicht in private Hand auslagern. Ich weiß, Ihre Argumente sind immer wieder die Maastricht-Kriterien, der Stabilitätspakt, et cetera. Ich kann Ihnen aber viele Beispiele geben, wie man vielleicht Geld einsparen kann, um Schulbau zu finanzieren, sei es durch die Streichung des Uni-Beauftragten, der Radagentur und des Radbeauftragten um 13 Millionen, des Fußgängerbeauftragten, et cetera. Wenn man das Wiener Budget einmal wirklich durchforstet und sich überlegt, wo Einsparungsmöglichkeiten sind, dann muss man sich, glaube ich, nicht darüber den Kopf zerbrechen, ob Schulbau in Zukunft finanzierbar ist oder nicht. Bezüglich der zwei anderen Modelle mit der Auslagerung in die Wien Holding werden Sie natürlich auch verstehen, dass wir als Oppositionspartei das nicht wollen. Aber eigentlich sollten auch Sie alle hier als Parlamentarier nicht froh darüber sein, dass wir das in die Wien Holding auslagern, denn die gemeinderätliche Kontrolle betrifft ja nicht nur die Opposition, sondern eigentlich sollten auch Sie Ihre eigenen Stadträte kontrollieren. Genau das kann dann aber nicht mehr stattfinden, und deswegen können wir dieser Art der Vergabe, nämlich an die Wiener Infrastruktur GmbH als Tochter der Wien Holding, nicht zustimmen. Grundsätzlich befürworten wir aber selbstverständlich den Schulbau (Beifall bei der FPÖ). Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Vettermann. Ich erteile es ihm. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nachdem wir das ja schon öfters diskutiert haben, nun auch wiederum zwei, drei Anmerkungen von meiner Seite: Wir arbeiten nicht aus Prinzip gerne mit der Wien Holding, aber wir haben auch nichts dagegen. Wir arbeiten konkret mit ihr zusammen, wenn sie erfolgreich ist. Sie hat Projekte ja schon gut abgewickelt, und deshalb, weil wir gesehen haben, dass es funktioniert, wickeln wir dort wieder Projekte ab. - Das heißt, der Erfolg macht uns sicher und nicht eine prinzipielle Loyalität. Es ist mir daher unverständlich, was Sie dagegen haben können, wenn eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Interesse der Schulen und der Kinder weitergeführt wird! Zum PPP-Modell habe ich schon einmal etwas länger gesprochen und sage daher nur in Kürze: Tatsächlich ist es so, dass es eventuell ein wenig teurer wird, das stimmt. Wir würden das auch gerne ganz selber machen, wenn wir die Möglichkeit dazu hätten. Das geht aber nicht, weil man das nicht über Kredit finanzieren kann, das wurde schon gesagt, Stabilitätspakt und, und, und. Dann ist gleich von 700 Millionen die Rede, und es heißt: Macht es selbst, ihr könnt eh so viel einsparen! Dann hat man zwar gleich 13 Millionen bei der Hand, aber man sollte auch einmal sagen, was sonst noch alles eingespart werden soll, denn das sind schon große Summen! Davor drückt sich die Opposition aber, denn dann würden manche ja merken: Aha! Das wollen sie nicht, das wollen sie nicht, das wollen sie nicht, das wollen sie nicht! Suchen Sie also noch ein bisschen mehr, denn im Hinblick auf die drei Beispielen, die Sie uns genannt haben, kann man, wie ich glaube, nicht einmal eine Schule richtig bauen, geschweige denn dieses große Volumen bewegen. Daher sage ich: Die Modelle funktionieren, sie sind möglich, sie sind unter den gegebenen Bedingungen deshalb am besten, weil dadurch sichergestellt wird, dass die Schulen gebaut werden. Wenn man sagt, dass man für Schulbau, jedoch gegen die konkreten Aktenstücke ist, dann muss ich bemerken: Wer dagegen stimmt, ist auch nicht dafür, dass die Schulen gebaut werden und nimmt sie den Kindern weg, denn entweder ist man für den Schulbau oder nicht! Wenn jemand sagt, dass es ein prinzipielles Bekenntnis dazu gibt, dass Schulen gebaut werden sollen, dann sage ich: Daran zweifelt eh niemand! Oder? - Ich unterstelle nicht einmal der ärgsten Opposition, dass sie sozusagen dieser Tätigkeit im Allgemeinen eine prinzipielle Ablehnung erteilt! Aber wer gegen das Konkrete ist, der ist eben nicht dafür! Daher bin ich im Umkehrschluss dafür, dass wir hier und heute die vorliegenden Aktenstücke beschließen, damit wir die notwendige Versorgung mit Schulen in Wien zum Wohle der Wiener Kinder sicherstellen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort Wir kommen jetzt zur Abstimmung, die wir getrennt vornehmen. Innerhalb der Postnummern wird die getrennte Abstimmung verlangt. Wer daher bei Postnummer 7 dem Punkt 2 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die Regierungsmehrheit und damit beschlossen. Wer dem Rest der Postnummer 7 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Wir kommen nun zur Abstimmung über Postnummer 9. Auch hier wird zuerst die Ziffer 2 abgestimmt. Wer für die Ziffer 2 ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit der Regierungsmehrheit so beschlossen. Wer Ziffer 1 der Postnummer 9 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Auch bei der Post 14 wird getrennt abgestimmt. Wer der Ziffer 2 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die Regierungsmehrheit. Wer der Ziffer 1 und damit der restlichen Postnummer 14 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig angenommen. Wir kommen nunmehr zur Verhandlung der Postnummer 10 der Tagesordnung. Sie betrifft eine einmalige Förderung an private gemeinnützige Trägerorganisationen für die Errichtung von elementaren Bildungs- und Betreuungsplätzen. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag Schober, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag Marcus Schober: Danke, Herr Vorsitzender. Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Ihre Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ing Leeb. Ich erteile es ihr. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Wir werden auch über diese Postnummer getrennt abstimmen, und ich möchte auf zwei Kindergärten zu sprechen kommen, denen wir nicht zustimmen können. Ganz klar: Der Bedarf an Einrichtungen im elementaren Bildungs- und Betreuungsbereich ist groß, deswegen stimmen wir auch der Mehrzahl zu. Zwei Akte sind allerdings dabei, angesichts welcher ich mich frage, ob sich irgendjemand diese auch genau angeschaut hat. Wenn ich nämlich hier 330 000 EUR beschließen soll, von denen im Akt - ich darf daraus zitieren - zu lesen ist, dass "auf Grund der personellen Situation ein befristeter Teilbescheid der MA 11, befristet bis Oktober 2015" vorliegt, dann frage ich mich, warum wir dafür jetzt einmal 330 000 EUR locker machen?! Wird das jetzt nach dem Prinzip Hoffnung abgehandelt, oder wie gehen wir da vor? Ich nehme an, dass Sie, wenn Sie hier Finanzierungen für elementare Bildungseinrichtungen auf die Beine stellen, ein Interesse daran haben, dass diese Kinderbetreuungseinrichtungen auch nach dem Oktober 2015 noch funktionieren! Wir alle hier haben heute ein klares Bekenntnis zu Deutsch als Grundlage für eine Teilhabe in unserer Gesellschaft abgegeben. Das ist einer der zentralen Punkte, und das soll auch in den Kinderbetreuungseinrichtungen vermittelt werden. Die Bundesregierung hat sehr viel Geld dafür locker gemacht, nämlich gestern für die nächsten Jahre 90 Millionen, und es liegt in unserer Verantwortung, in der Verantwortung der Kommune, auch sicherzustellen, dass das Geld ordnungsgemäß und ordentlich verwendet wird. Das tun Sie aber gerade bei diesen beiden Einrichtungen, die wir ablehnen werden, nicht. Ich darf Sie wirklich noch einmal eindrücklich ersuchen: Schauen Sie genau hin, wem Sie Geld in die Hand geben und wem Sie damit auch unsere Kinder anvertrauen! -Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Kops. Ich erteile es ihm. GR Dietrich Kops (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Wir sind aus den Gründen, die Kollegin Leeb schon erwähnt hat, auch gegen diese zwei Vereine. Es geht dabei um den Verein im 2. Bezirk, nämlich den Kindergarten "Miteinander Wachsen", der 330 000 EUR erhalten soll, und um den Verein "Pädagogik und Kommunikation" im 5. Bezirk, der 164 000 EUR erhalten soll. Den anderen Trägervereinen können wir natürlich zustimmen, keine Frage, aber die beiden erwähnten Vereine werden wir sicherlich ablehnen, und darum verlangen wir auch die getrennte Abstimmung, meine Damen und Herren. Warum wir diese beiden Vereine ablehnen, hat Kollegin Leeb schon erwähnt, aber es gibt auch noch einen anderen Grund: Wenn man nämlich ins Vereinsregister schaut, dann muss man schon ein bisschen staunen, was die SPÖ und die GRÜNEN hier fördern: Es werden hier nämlich Parallelgesellschaften gefördert! Schauen wir einmal, wer denn beispielsweise im Verein beziehungsweise Kindergarten "Miteinander Wachsen" Obfrau, Kassier, oder Schriftführer ist! - Obfrau ist eine gewisse Arda Sanelioglu, Schriftführerin ist eine gewisse Gülsün Toluay und Kassiererin ist eine gewisse Gürbey Esengül. - Hier werden Parallelgesellschaften von Steuergeldern gesponsert und gefördert, meine Damen und Herren, und das lehnen wir ab! Weiters komme ich zum Verein "Pädagogik und Kommunikation". Klingt ja recht nett, dieser Verein, aber wenn man sich das Vereinsregister anschaut, ist genau dasselbe der Fall: Obfrau ist eine gewisse Howida Abdel-Aziz, Stellvertreter und auch gleich Schriftführer ist ein Ahmed El-Saied Gonmaa, und Kassier dürfte seine Frau Amira sein. Meine Damen und Herren! Wir unterstützen sicherlich nicht, dass Sie mit Steuergeldern Parallelgesellschaften unterstützen! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Czernohorszky. Ich erteile es ihm. GR Mag Jürgen Czernohorszky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren! Zum Glück ist Kollege Reindl gerade Vorsitzender, denn man weiß ja gar nicht, ob ein Vorsitzender mir angesichts meines Namens zugetraut hätte, dass ich hier reden darf! (Beifall und Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Das ist jedenfalls billiger Wahlkampf auf Grund von rassistischen Vorurteilen, und zwar nur wegen Namen. Darauf brauche ich jetzt nicht einmal zu erwidern! Es ist keine Kamera da, also brauchen wir auch keinen Wahlkampf zu führen! Zum eigentlichen Akt: Es werden 1 000 dringend benötigte Plätze geschaffen. Wir freuen uns über die Zustimmung zum überwiegenden Teil der Träger, mit denen wir zusammenarbeiten. Zu den anderen beiden möchte ich nur sagen: Prinzipiell ist es immer das Gleiche: Die MA 10 wählt nach strengen Kriterien aus, und die MA 10 hat in ihrer Bewertung allen hier vorgeschlagenen Trägerinnen und Trägern attestiert, dass es zuverlässige und pädagogisch gute Träger sind. Wenn die MA 11 einen Bescheid befristet ausgestellt hat, dann wahrscheinlich deshalb, weil noch etwas nachzuholen ist. Hätten Sie das im Ausschuss im Detail angesprochen, dann hätten wir uns das anschauen können! Jetzt ist das natürlich so schnell nicht möglich, aber das kann sicherlich nachgeholt werden. Es zahlt sich sicherlich aus, all die Details anzuschauen, nach denen die MA 10 prüft: Dabei geht es darum, dass es vorwiegend Plätze für Unter-Drei-Jährige gibt, dass es eine positive Bedarfsprüfung geben muss, dass es sich um Brennpunktgebiete handeln muss, dass jene Standorte bevorzugt werden, die auch Nachmittagsbetreuung anbieten, und, und, und. Wenn dann einmal ein solcher Kindergarten geschaffen wurde, dann überprüft die MA 11 regelmäßig und unangemeldet. Im vergangenen Jahr hat es zum Beispiel 3 003 solcher Aufsichten in Wiener Kindergärten oder Wiener Kindergruppen gegeben, und dabei sind keine radikalislamischen Tendenzen festgestellt worden. Wenn Sie meinen, es sollte eine bestimme Religionsgruppe keinen Kindergarten führen dürfen ... (Zwischenruf von GR Dominik Nepp.) Ich bin als einer der 30 Prozent von Wienerinnen und Wienern ohne Religion prinzipiell immer für solche Diskussionen zu haben: Es gibt allerdings auch ganz viel andere Religionen, und der größte private Träger neben Kinderfreunden und KIWI betreibt katholische Kindergärten. Entweder ist das also für alle oder nicht für alle. Wenn Sie sich aber nur an Nachnamen orientieren, dann ist das einfach nur rassistisch und abzulehnen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort Wir kommen nun zur Abstimmung, die getrennt durchgeführt wird. - Ich darf um etwas Ruhe im Saal bitten, wir sind bei einer Abstimmung! - Danke schön. Wir kommen zu Abstimmung über den Kindergarten "Miteinander wachsen". Wer für die Subvention an diese Trägerorganisation ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit der Regierungsmehrheit so beschlossen. Die zweite Trägerorganisation ist der Verein für Pädagogik und Kommunikation. Wer für die Subvention an diese Trägerorganisation ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Auch hier stelle ich die Regierungsmehrheit fest. Wer der restlichen Postnummer 10 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Bevor wir zur nächsten Postnummer gelangen, machen wir einen kurzen Vorsitzwechsel. - Bis gleich. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Danke, Herr Kollege. Ganz kurz nur: Ich beziehe mich auf die Rede des Herrn StR DDr Schock, während welcher ich Vorsitzender war, und daher werde auch ich das behandeln. Ich darf ihm Folgendes zur Kenntnis bringen: Ich habe nachgeschaut und noch einmal nachgelesen, was er unter anderem gesagt hat. - ich zitiere wörtlich: "Dadurch sind illegale Gelder des Herrn Alijew mit Hilfe der Wiener Sozialdemokratie und mit Hilfe der Frau Brauner weißgewaschen worden." - Für diesen Vorwurf der Geldwäsche erteile ich Ihnen, Herr Doktor, einen Ordnungsruf. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich übergebe wieder. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Es gelangt nunmehr Postnummer 16 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Errichtung einer Ganztagesvolksschule und einer ganztägig geführten Neuen Mittelschule im Zuge der Wohnbebauung in der Region Oberlaa. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag Schober, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag Marcus Schober: Herr Vorsitzender! Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich ersuche um Ihre Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ing Leeb. Ich erteile es ihr. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Vielen Dank. Wir haben heute schon Schulbau im Zuge von PPP-Modellen und sonstigen lustigen Konstruktionen besprochen. Jetzt kommt eine neue Variante dazu: Es wird jetzt eine Schule gemietet. Das Ganze soll im 10. Bezirk entstehen, und das ist insofern bemerkenswert, als es einen Wohltäter gibt, welcher der Stadt Wien jetzt einfach Dinge abnimmt. Ich darf Ihnen aus dem Antrag zitieren: Auf Grund des Motivenberichtes wird der Magistrat ermächtigt, die Wiener Heim Wohnbaugesellschaft mbH mit der Durchführung eines zweistufigen Verhandlungsverfahrens mit voriger Bekanntmachung im Oberschwellenbereich, betreffend eine 13-klassige Ganztagesvolksschule und eine 12-klassige ganztägig geführte Neuen Mittelschule mit insgesamt 2 Normturmsälen, zu beauftragen, um einen geeigneten Bestbieter zu finden, der die Planung und Errichtung abwickelt und das Schulgebäude an die Stadt Wien vermietet." Also gut: Jetzt mieten wir dann auch schon Schulhäuser, weil wir nicht einsparen wollen. Wir haben es ja gehört: Herr Kollege Vettermann hat gemeint, es sei nicht genug Sparpotenzial vorhanden. Ich sage Ihnen: Es gibt genug! Ich habe es vorher gesagt, und ich zähle es Ihnen gerne noch einmal auf: Setzen Sie die Pensionsreform um! Hören Sie auf, um unser Steuergeld extensiv zu werben! Dazu nenne ich nur zwei Beispiele: Schauen Sie sich die Wiener Linien, den KAV und Wiener Wohnen genau an: Dort liegt das Geld auf der Straße! Und von den Beauftragtenposten und von der tollen, heute für die nächsten fünf Jahre beschlossenen Mobilitätsagentur will ich jetzt nicht noch einmal zu reden anfangen. - Das Geld ist da. Ihr braucht euer Gehirnschmalz nicht dafür verwenden, den Stabilitätspakt aufzuweichen, ganz sicher nicht! (Beifall bei der ÖVP.) Wir werden auch einer Schule nicht zustimmen, die in einem Mietverfahren an die Stadt Wien weitergegeben wird. Bemerkenswert ist nur, dass die Wiener Heim Wohnbaugesellschaft mbH hier als Wohltäter auftritt und das auf eigene Kosten und auf eigene Rechnung durchführt. Die Frage ist: Was bekommen wir dafür? (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kasal. Ich erteile es ihm. GR Mag Günter Kasal (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Ich wiederhole jetzt nicht die Vorschläge meiner Vorrednerin. Ergänzend sage ich aber noch dazu: Wenige Hundert Meter entfernt, in der Wendstattgasse, gibt es eine Volksschule, und es gibt die Neue Mittelschule in der Wendstattgasse 3 und Wendstattgasse 5. Wenn das nicht ausreicht, dann gibt es noch die Volksschule in der Ada- Christen-Gasse. Und wenn das nicht ausreicht, dann gibt es noch die zirka 1,5 km entfernte Schule in der Selma- Lagerlöf-Gasse. Grundsätzlich wäre, abgesehen von dem Motivenbericht, auch einmal zu hinterfragen, ob genau an diesem Standort ein Schulneubau überhaupt erforderlich ist. Abschließend: Wir werden aus den genannten Gründen, nämlich weil der Schulbau Kernaufgabe der Kommune ist, diesem Akt nicht zustimmen. (Weiterer Zwischenruf von GRin Kathrin Gaal.) Jetzt gehe ich ganz kurz auf Ihre Worte ein, Frau Kollegin. Was haben Sie gesagt, ich hab es nicht ganz gehört. (Zwischenruf von GRin Kathrin Gaal.) Irgendjemand hat jetzt die ganze Zeit laut reingerufen. - Jetzt könnte ich zuhören, jetzt habe ich meines gesagt. Aha, jetzt ist es nicht mehr lustig, okay! (GRin Kathrin Gaal: Lustig ist das überhaupt nicht!) Wir können gern dort einmal spazieren gehen! Schauen wir uns unseren Bezirk einmal an! Okay? - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr StR Oxonitsch. Ich erteile es ihm. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Ich melde mich jetzt ein bisschen spontan, nachdem jetzt über drei Postnummern betreffend wirklich wesentliche und wichtige Schulprojekte gesprochen wurde. Dabei tut man seitens der Opposition oft ein bisschen so nach dem Motto: Wir wollen eigentlich nicht sagen, dass wir grundsätzlich dagegen sind, aber die Umsetzung passt uns nicht. Wir machen jetzt drei völlig verschiedene Modelle, und dass kein einziges darunter ist, das Ihnen zusagt, finde ich schon einmal spannend! Rein grundsätzlich könnte man ja für etwas davon sein. Aber ich will das einmal dahingestellt lassen. Angesichts der Tatsache, dass immer vorgeschlagen wird, doch erst Geld einzusparen und erst dann etwas umzusetzen, werde ich jetzt etwas, was ich im Ausschuss auch schon gesagt habe, in diesem Kreis noch einmal wiederholen: Es kann doch nicht wirklich jemand ernsthaft glauben - und wir kennen einander und wissen, wie wir im politischen Leben agieren -, dass tatsächlich in einer Kommune erst dann Infrastrukturmaßnahmen umgesetzt werden, nachdem man das Geld dafür in irgendeiner Form erspart hätte! Ich bringe jetzt nur einmal ein Beispiel: Wir sagen, dass wir eigentlich eine U-Bahn bauen wollen, fügen aber hinzu, dass das eine Investition für die nächsten 100 Jahre sei und wir jetzt auf den Zeitpunkt warten, bis wir uns 2,5 Milliarden EUR erspart haben. - Ich glaube, es wäre zugleich einfach und schwierig, so etwas umzusetzen. Wir alle - und da nehme ich mich gar nicht aus! - hätten nämlich permanent super Ideen, was man mit dem Geld, das uns dann jährlich übrig bleibt, anfangen könnte. Aus dieser Überlegung heraus, aber auch auf Grund der Überlegung, dass es sich gerade um eine Investition in eine Schule handelt, welche die nächsten 20, 30, 40, 50, 100 Jahre bestehen wird, ist - wie ich zu dem Argument betreffend den Stabilitätspakt sagen möchte - überhaupt nicht einsehbar, warum ein derartiges Projekt in dem Jahr, in dem es gebaut wird, voll das Defizit der Stadt belasten soll! Es handelt sich hiebei um eine Maßnahme, die 20, 30, 50 Jahre beziehungsweise hoffentlich 100 Jahre wirkt. Die Schulen funktionieren so lange. Daher sage ich: Ich bin dafür, dass man sagt, dass der einjährige Anteil bei einem 70-Millionen-EUR-Volumen - um beim Beispiel des Campus im Sonnwendviertel zu bleiben - auf 20 Jahre gerechnet wird. - Okay! Die 3,5 Millionen EUR finanzieren wir schon aus dem laufenden Budget. Aber 70 Millionen - und das mal 3, 4, 5 Projekte pro Jahr - sind nicht möglich! Das muss man einmal ganz ehrlich sagen. Deshalb gibt es diese politische Forderung. Es geht nicht darum, dass niemand sparen will oder die Stadt nicht sorgfältig mit dem Geld umgeht. Das ist ein Problem, vor dem ganz Europa und alle großen Kommunen mit Wachstum stehen. Diejenigen, die schrumpfen, haben dieses Problem nicht, die haben ganz andere Probleme. Aber jene, die kommunale Infrastruktur brauchen, brauchen letztendlich diese Spielräume, um die Wirtschaft zu beleben und letztlich auch dem Auftrag nachzukommen, den die Bevölkerung zu Recht uns allen gemeinsam gibt. Ich bitte also doch um eine etwas seriösere Diskussion über diese Frage! Man kann nämlich nicht sagen: Wir wollen Schulen, aber zahlen wollen wir sie nicht! Wir alle wissen heute schon - da gebe ich jedem recht und halte das noch einmal fest -, dass PPP-Modelle nicht die günstigeren Modelle sind. Sie bieten aber bei den absurden Regelungen, die es betreffend diesen gesamten Stabilitätspakt und die europäische Kriterien gibt, die einzige Möglichkeit, um derartige kommunale Projekte tatsächlich umzusetzen. Und es steht sehr wohl gerade bei jenen ein wirtschaftliches Interesse dahinter, die immer wieder sagen: Mehr Privat, weniger Staat! - Ja. Es gibt dann mehr Privat und weniger Staat, aber es kostet den Staat mehr! Daher sollten wir das letztlich gemeinsam verändern. Bekennen wir uns dazu, und bekennen wir uns dazu nicht nur in allgemeinen Reden für kommunale Infrastruktur, sondern seien wir auch dazu bereit, diese zu finanzieren, und zwar unter den Rechtsrahmenbedingungen, die wir haben. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile es ihm. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Lieber Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nun zu etwas ganz anderem: Nachdem sozusagen zur Sache selbst schon etwas gesagt wurde, ich mich zu diesem Akt aber auch deshalb gemeldet habe, weil ich einen Antrag einbringen möchte, werde ich das jetzt tun. - Dabei geht es darum, dass wir uns auch dazu bekennen, dass in den Schulen sozusagen Demokratie gelebt wird. Und das wollen wir gemeinsam mit der Schülervertretung tun, die am Montag hier getagt hat. Wir haben uns überlegt - das sage ich jetzt als Ausschussvorsitzender -, dass wir sie vielleicht auch einmal zu einem Ausschuss einladen, in dem es keine Aktenstücke zu besprechen gibt, wir uns aber auch inhaltlich auseinandersetzen könnten. Ich könnte mir vorstellen, dass wir das immer wieder, ein Mal oder zwei Mal im Jahr, tun. Ich glaube, das wäre einen Versuch wert! Ich habe nämlich schon mitgenommen und gehört, dass man da einen Austausch haben möchte, und das wäre ein Vorschlag dazu. Wir fordern dazu zwei konkrete Punkte. Das wird zwar an den Bund gerichtet, kann aber von Wien aus durchaus unterstützt werden: Einerseits soll es eine Direktwahl der LandesschulsprecherInnen, BundesschulsprecherInnen und SchülerInnenvertretung geben. Andererseits wird von uns gefordert, dass "Politische Bildung" ab der 5. Schulstufe ein eigenständiges Unterrichtsfach sein soll. Eingebracht wird dieser Antrag neben meiner Person von den Kollegen Mag Jürgen Czernohorszky sowie Mag Marcus Schober, von der Kollegin Mag Tanja Wehsely und von den grünen KollegInnen Senol Akkilic und Mag Martina Wurzer. In dem Sinn glaube ich, dass das in dem Zusammenhang, dass wir nicht nur Schulen bauen, sondern auch inhaltlich etwas bewegen, eine gute Erweiterung ist, und hoffe auf die allgemeine Zustimmung zu diesem, glaube ich, durchaus dazu passenden Antrag. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Gut Ding braucht Weile. - Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet wieder auf das Schlusswort Ich bitte daher jene Damen und Herren, die dem Antrag des Berichterstatters die Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit der Regierungsmehrheit so beschlossen. Es liegt auch ein Beschluss- und Resolutionsantrag der SPÖ und der GRÜNEN betreffend Direktwahl der LandesschülerInnenvertretung vor. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag wird von der FPÖ, von der SPÖ und von den GRÜNEN unterstützt und ist daher mehrheitlich so angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein zur Förderung der Stadtbenutzung. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Bluma, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es ihm. GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Wir sind gegen diese Subvention. Das ist, glaube ich, kein Geheimnis. Wir sind die Einzigen, die dagegen sind. Gefühlsmäßig sind vielleicht noch mehr gegen diese Veranstaltung, aber aus gewissen Gründen sind wir die Einzigen, die dagegen stimmen. Die SPÖ stimmt dafür, weil sie in der Koalition ist, die ÖVP stimmt dafür, weil sonst sind die anderen 400 verbliebenen Tausender fürs Stadtfest auch weg. Wir sind die Einzigen, die noch frei entscheiden können. Leider gibt es noch kein Programm, Klaus, es gibt noch kein Programm. Ich will nicht die Programme der letzten Jahre wiederholen, wenn man sich allerdings die Programme der letzten Jahre so im Gedächtnis vorüberfliegen lässt, lässt das nichts Gutes erwarten. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Na, na, na!) Na ja bitte, letztes Jahr unter dem Titel "Migrazija-yeah-yeah" war das Einzige, was wirklich gemacht wurde, der Kopulationsringball mit Natursektempfang. Okay, jedem Tierchen sein Pläsierchen, kann ich da nur sagen. (Beifall bei der FPÖ.) Das fällt ziemlich sicher schon unter massives Minderheitenprogramm, nur weiß ich gar nicht, was das für einen Konnex zu Migrazija hat, aber wie auch immer. Die anderen Veranstaltungen letztes Jahr waren eigentlich so, wie soll ich sagen, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Hingegen vom vorletzten Jahr kann ich mich an mehr Dinge erinnern, wenn wir schon darüber reden. Da gab es ja auch die Natursektbar, als ihr den Phettberg an den Baum in Margareten gefesselt habt. Dann kann ich mich erinnern - da hat sich ja der Kollege Maresch so aufgeregt -, da hat man versucht, im Ostarrichi-Park Bäume zu pflanzen, was ein untauglicher Versuch ist, weil darunter eine Tiefgarage ist, da wächst eh nichts. Dann gab es diese wunderbaren Fotos. (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Das waren Bäume, ja, die habt ihr dann wieder wegnehmen müssen, weil es nicht funktioniert hat. Dann kann ich mich erinnern an die Dornenhecke, an die Brombeerhecke, wo man sich anketten wollte, an die Stadtfrucht. Das war lustig. Da habe ich das mit den Veganern gesagt, das war lustig. Letztes Jahr war es eigentlich nicht mehr lustig. Der flutschige Einlauf, na ja, okay, und alle anderen Veranstaltungen. Ich frage mich auch, es gibt ja keinerlei Einnahmen von diesen Veranstaltungen. Es gibt ja offenbar keinen, der freiwillig für irgendeine Veranstaltung Eintritt zahlt. Die 453 000 gibt die Stadt Wien, sonst gibt da keiner was. Aber bitte! Wir werden auf das heurige Programm sicher zurückkommen, wenn es tatsächlich vorliegt. Der Klaus Werner- Lobo wird uns da vielleicht jetzt etwas sagen, denn er ist ja, glaube ich, auch in diesem Gremium drinnen. (Zwischenruf bei den GRÜNEN.) Na ja, was weiß man, in dem Gremium kann er ja drinnen sein. Aber ich muss mich ein bisschen beeilen, denn du gehst sicher zum Jean Ziegler ins Burgtheater. Nein? Wir haben am Anfang immer darüber diskutiert, weil das ein doch sehr kompliziertes Konstrukt ist mit Vorstand, Leitung, Beirat. Wenn ich mir jetzt diesen Akt nur kurz anschaue, steht hier etwas vom jährlich wechselnden Programmbeirat. Das wird ja sicher stimmen, nicht? Es gibt die Leitung, den Vorstand, den wechselnden Programmbeirat. Und da fällt mir natürlich auf: Jährlich wechselt der unabhängige Programmbeirat. Die GRÜNEN haben in diesem Beirat kein Stimmrecht. Das steht drinnen auf der Homepage. Da habe ich gerade nachgeschaut. Ich habe es nur herausgeschrieben, das steht auf der Homepage. Die GRÜNEN haben kein Stimmrecht, das heißt aber für mich, ein Sitzrecht haben sie schon, denn sonst brauche ich ja das Stimmrecht nicht herauszustreichen. Das kommt mir ein bisschen so vor wie bei dem neuen innovativen Schiff, wo man, wenn man Auskünfte haben will, sich einerseits im Stadtratbüro andererseits beim Grünen Klub erkundigen kann, wenn man irgend so etwas machen will. Interessant ist auch, dass die Stadt Wien sich offenbar nicht die Mühe macht, das wirklich gut zu recherchieren. Der Verein zur Förderung der Stadtbenutzung hat für das Projekt "Wienwoche", welches wie im Vorjahr auch 2015 unter dem Motto "Harmonija, na ja ..." läuft, steht da. Also das stimmt ja nicht. Letztes Jahr gab es ein anderes Motto. So, wie du mich anschaust, kennst du das Motto vom letzten Jahr nicht. Oder doch? Also es hat sich die Leitung geändert, habe ich jetzt festgestellt, weil eine der drei Leitungspersonen ausgeschieden ist ab Jänner. Es hat auch wer anderer unterschrieben. Wie transparent dann das mit der Neubestimmung der Leitung ist, weiß ich nicht. Wer konkret der Programmbeirat ist, weiß ich auch nicht. Den Vorstand kennt man. Beim Schwerpunkt "Harmonija, na ja ..." geht es darum, dass man stören soll den Wohlstand, die Demokratie, die Weichheit des Friedens, und so weiter. Ich will mich darüber jetzt gar nicht lustig machen. Die Erfahrung, wie gesagt, hat gezeigt, dass unsere Ablehnung durchaus angebracht ist. Auf den Inhalt kann ich erst eingehen, wenn ich ihn kenne. Gestern habe ich nachgeschaut, da stand noch nichts. Wie gesagt, am 15. März sollte das Programm eigentlich schon feststehen und dann mit den Verantwortlichen diskutiert werden, was wirklich kommt. Ich warte darauf. Wenn es da ist, kann ich vielleicht vor dem Sommer noch etwas über den Inhalt sagen. Im Herbst wird es ja schwer möglich sein, weil es genau in der Woche ist, in der wir alle andere Dinge zu tun haben, als über die "Wienwoche" zu reden. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Lobo. Ich erteile es ihm. GR Mag Klaus Werner-Lobo (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Es tut mir leid, Gerald, es ist einfach irrsinnig viel Blödsinn, was du da gesagt hast. Es stimmt halt irrsinnig viel von dem nicht. Ich will gar nicht darauf eingehen. Bei der "Wienwoche" gibt es wie in vielen anderen Kulturinstitutionen, die von dieser Stadt gefördert werden, einen Vereinsvorstand, es gibt ein künstlerisches Leitungsteam, und es gibt einen Programmbeirat. Ich weiß jetzt überhaupt nicht, was daran so lustig sein soll, sondern das garantiert einfach, dass hier transparent künstlerische Entscheidungen getroffen werden. Der wird jährlich gewechselt. Es ist meines Wissens die einzige Kulturveranstaltung dieser Stadt, die die Jurysitzungen auch öffentlich macht, es ist meines Wissen die einzige Kulturinstitution dieser Stadt, die auch die Budgets veröffentlicht. Es ist ein Grad an Transparenz in dieser Kulturinstitution, wie wir es sonst nicht haben. Ja, es stimmt, es war eine grüne Idee, die "Wienwoche" zu gründen. Nur, wir haben von Anfang an sehr darauf geschaut, dass das ein unabhängiges Kulturprojekt der Stadt Wien wird. Und das ist mir ganz, ganz wichtig zu betonen. Es ist wahrscheinlich für Sie lustiger zu sagen, da sitzen GRÜNE drin. Da sitzen keine GRÜNEN drin, weder im Vorstand noch im Beirat. Da gibt es kein Stimmrecht, es gibt auch kein Sitzrecht. Es ist wie in jeder anderen Kulturinstitution, die von dieser Stadt gefördert wird. Es ist eine unabhängige Kulturinitiative, in der Künstler und Künstlerinnen entscheiden, was dort passiert. Und da reden die GRÜNEN genau gar nichts mit. Gar nichts! Das ist auch gut so, und das soll auch weiterhin so bleiben. Es ist eine Kulturinitiative der Stadt Wien, zu der wir die Idee hatten. Es gibt andere Kulturinitiativen der Stadt Wien, zu der haben vergangene Kulturpolitiker und -politikerinnen mehrerer Fraktionen eine Idee gehabt. Mit Ausnahme der FPÖ. Es gibt, glaube ich, derzeit keine Kulturinstitution in der Stadt Wien - hoffe ich zumindest -, wo die Idee dazu von der FPÖ stammt, denn es gibt keine Kulturideen der FPÖ. Die gibt es nicht. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie waren zum Glück in dieser Stadt auch noch nie in einer Regierung, alle anderen Parteien schon. Die ÖVP etwa war jahrelang in der Regierung und hat einen von mir übrigens sehr bewunderten Kulturstadtrat gehabt. Es gibt Initiativen, Ideen der ÖVP für Kulturinitiativen. Einige davon gibt es auch noch immer, die unterstützen wir auch. Ich freue mich auch sehr, dass die ÖVP diese Kulturinitiative "Wienwoche" unterstützt. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass es, unabhängig davon, welche Parteien an der Macht sind, eine Vielfalt an Kulturangebot gibt. Und jetzt zur "Wienwoche" im Speziellen und warum ich die für so besonders förderungswürdig halte. Diese Verschränkung zwischen politischem Aktivismus und künstlerischer Betätigung ist etwas, was heute auf der ganzen Welt passiert. Und es ist "Wienwoche" etwas geworden, das im deutschen Sprachraum bereits als Vorzeigeprojekt für progressive Kulturpolitik gilt. In Berlin, in Hamburg, in München, in Frankfurt und so weiter wird "Wienwoche" in progressiven künstlerischen Kreisen als etwas diskutiert, das als Vorbild gilt. Ich weiß zum Beispiel, dass gerade Gespräche mit dem Hamburger Kultursenator - kein Grüner - darüber stattfinden, Einzelprojekte von "Wienwoche", wie zum Beispiel die Migrationale, die eine Erfindung der "Wienwoche" ist, dort in Hamburg zu machen. Es gibt in Berlin, in Hamburg, in München Gespräche, ein Modell "Wienwoche" in großen deutschen Städten zu machen. Es wird dann nicht "Wienwoche" heißen, nicht, weil es darauf ein Urheberrecht gibt, sondern weil man natürlich dort eigene Namen finden wird. Und was auch zur Zeit passiert: Es wird "Wienwoche" mittlerweile mit einer sehr, sehr bekannten erfolgreichen deutschen Initiative verglichen, nämlich mit dem Zentrum für soziale Schönheit. Ich werde übrigens heute nicht zum Jean Ziegler gehen, mit dem ich zwar gut befreundet bin. Wenn heute der Gemeinderat früher aus gewesen wäre, was leider nicht zu erwarten ist, dann wäre ich zu einer Veranstaltung vom Zentrum für soziale Schönheit gegangen, die nämlich gerade heute Abend um 19 Uhr, also eh jetzt schon, einen Film im Topkino zeigen, "Himmel über Srebrenica", wo die Kriegseinsätze im ehemaligen Jugoslawien thematisiert werden, wo eben Künstler und Künstlerinnen die Bombardements, die Menschenrechtsverletzungen, und so weiter thematisiert haben, die im ehemaligen Jugoslawien stattgefunden haben. Von "Himmel über Srebrenica" habe ich nur den Trailer gesehen. Dieser Film wird heute vom Zentrum für soziale Schönheit, die übrigens auch Kooperationspartner von "Wienwoche" sind, gezeigt. Zentrum für soziale Schönheit stand in diesem Jahr sehr häufig in den Medien. Die haben vor einem halben Jahr eine sehr aufsehenerregende Aktion gemacht, als sie nämlich mit Kreuzen für die Opfer des Mauerfalls diese bildlich dargestellt haben an den Außengrenzen Europas und auf die Opfer der Festung Europa vor der Küste Europas hingewiesen haben. Das war eine sehr, sehr aufsehenerregende Aktion dieses Zentrums für soziale Schönheit. Das zeigt wieder, wie man eben mit Mitteln von Kunst und Kultur auf soziale, auf menschenrechtliche Missstände, auf politische Situationen hinweisen kann. Von denen wird, glaube ich, heuer im Herbst, wenn "Wienwoche" stattfindet - ich will hier nicht allzu viel verraten -, noch einiges Aufsehenerregende zu hören sein. Das wird dann auch vielleicht sogar bis zum Kultursprecher der FPÖ durchdringen, auch wenn der ja traditionellerweise nicht auf Veranstaltungen geht, aber manche Dinge erfährt man dann. (GR Mag Wolfgang Jung: Wie war das mit dem Mauerfall?) Völlig wurscht. Na, ist egal. (GR Armin Blind: Was meinen Sie mit den Opfern des Mauerfalls? Was meinen Sie damit? Wer sind die Opfer des Mauerfalls? - Zahlreiche weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf die Herren der FPÖ bitten, ihre Zwischenrufe in Wortmeldungen umzuwandeln. (Empörte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Natürlich sind Zwischenrufe zulässig. Sie brauchen mich nicht zu belehren. Ich kenne die Geschäftsordnung. GR Mag Klaus Werner-Lobo (fortsetzend): Na, es stimmt. Ich habe natürlich nicht die Opfer des Mauerfalls gemeint, sondern die Opfer der Berliner Mauer. Das stimmt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Danke für den konstruktiven Zwischenruf, danke für den Hinweis. Ich meine natürlich die Mauertoten. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Da gibt es Hobbypsychologen bei der FPÖ. - Gut. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Na, ich warte. Diese Zwischenrufe werden ja protokolliert. Ich hoffe, dass Sie sie laut genug sagen. Spätere Generationen lesen dann diese Protokolle und können sie für Kunstaktionen zum Beispiel verwenden. Na, wirklich. Ich kenne Kunstaktionen - und davon gibt es immer mehr -, wo FPÖ-Zwischenrufe oder FPÖ-Reden verwendet werden heutzutage. Wirklich. Das führt zu totalen Lacherfolgen. Das ist nicht nur da herinnen lustig, da draußen ist das dann noch lustiger. Deswegen lasse ich euch so viel Zeit für eure Zwischenrufe, denn das ist alles eine Materialsammlung für künstlerische Zwecke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Sie müssen es nur so laut machen, dass es da gehört wird, damit man es protokollieren kann, denn ich höre es nicht. - Gut. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Jetzt sind sie ruhig! - Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Da muss man fast nichts mehr dazu sagen. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Ja, ja, genau. Lustig ist, meine Uhr schreitet nicht voran. Ich habe noch immer 20 Minuten laut meiner Uhr. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Herr Kollege Lobo, ich darf Sie bitten, mit Ihrer Rede fortzufahren. (GR Johann Herzog: Er hat ja gerade anfangen!) GR Mag Klaus Werner-Lobo (fortsetzend): Gut, ich fahre mit meiner Rede fort. Also ich glaube wirklich, dass, ganz unabhängig von irgendwelchen parteipolitischen Interessen, die Stadt Wien stolz darauf sein kann, hier ein Projekt geschaffen zu haben - und da geht es jetzt gar nicht darum, wer das erfunden hat -, das international bereits Vorbildwirkung hat, weil es eben diese vorbildliche Verschränkung von Kunst und Kultur schafft. Es wird übrigens am 1. April ein neues Leitungsteam ausgeschrieben, selbstverständlich mit den bekannten Ansprüchen an Transparenz, und so weiter. Ich bin sehr gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Ich glaube, dass dieses Projekt "Wienwoche" eine große gemeinsame Zukunft hat. Es ist ein Beispiel für progressive Kulturpolitik. Ich hoffe natürlich, dass es auch in Zukunft eine eindeutig progressive Stadtregierung geben wird in allen Teilen, sprich, ich hoffe auf Rot-Grün, weil das auch für die Kultur auf jeden Fall das Beste ist. - Ich danke Ihnen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Baxant als vorletzter Redner vorläufig. - Bitte. GR Petr Baxant, BA (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Meine sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Warum ich Sie heute darum bitten möchte, dieser Post zuzustimmen, hat ganz einfache Gründe. Ich bin überzeugt davon, dass die Kulturpolitik von morgen auf jeden Fall im Projekt "Wienwoche" schon auch ein wenig vorweggenommen wird. All jene, die mich kennen, wissen, dass ich ein großer Fan von eindeutigen Ideologien bin, und ich bin auch überzeugt davon, dass die Freiheit der Kunst und der Kultur im Grunde das Allerwichtigste überhaupt ist. Das steht für mich sogar über anderen Rechten, weil ich, wie gesagt, überzeugt bin davon, dass die Freiheit im Geistesleben überhaupt die Grundlage für alles andere ist. Das, was mir eben an der "Wienwoche" gefällt, ist, wie es Klaus Werner-Lobo auch angeführt hat, dass die Politik sich da vollkommen herausnimmt. Die Politik zahlt, und die Kultur macht. (GR Mag Dietbert Kowarik: Ja, genau! Du sagst es!) So gehört sich das, und das finde ich auch gut so. Klaus, ich weiß nicht, ob ich dem nächsten Gemeinderat angehören werde, und ich bin traurig, dass du dem nächsten Gemeinderat wahrscheinlich nicht mehr angehören wirst, aber du kannst sicher sein, dass nicht nur ich, sondern viele andere Genossen und Genossinnen das Prinzip der Freiheit der Kunst und Kultur weiterhin hochhalten werden und dass Initiativen wie die "Wienwoche", wo eben quasi diese Eigenverantwortung, die Selbstbestimmung der Künstler und Künstlerinnen hochgehalten wird, in Wien eine Zukunft haben wird und nicht nur eine Gegenwart. Ich möchte explizit für diese Idee danken, die die Kulturpolitik in Wien auf jeden Fall bereichert. Das ist eine tolle Idee. Und so wie ich mich bei vielen Genossen bis heute bedanke für tolle Geschichten wie zum Beispiel die Donauinsel oder das Donauinselfest und andere tolle Kulturinstitutionen, aber auch soziale Institutionen, und so weiter, bin ich auch dankbar dafür, dass irgendwer einmal diese Idee gehabt hat, diese Idee vielleicht auch übersetzt hat aus der Zivilgesellschaft in die politisch Welt und es im Grunde durch zum Teil sehr viel Druck, Überzeugungskraft und Kreativität ermöglicht hat, alle hier zu überzeugen, dass das notwendig ist. Und ein anderes wichtiges Argument: Ich glaube, eine Kulturinstitution, eine Kulturinitiative, die von der Freiheitlichen Partei in der Luft zerrissen wird, erfährt dadurch im Grunde die größte Auszeichnung. Das heißt, ich bitte Sie um Zustimmung und bin überzeugt davon, dass es auch richtig und wichtig ist. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum zweiten Mal zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Die Restredezeit ist 13 Minuten. GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Also das muss jetzt schon eine Befriedigung sein. Der Peko Baxant hat jetzt gesagt, er freut sich. Ich weiß zwar nicht, wenn ich eine kleine sarkastische Bemerkung mache über das eine oder andere Projekt, ist das ja nicht in der Luft Zerreißen. Aber Kollege Baxant freut sich und hat die Freiheit der Kunst mit dem Donauinselfest gleichgesetzt, damit alle auch die Wertigkeit verstehen. Darauf will ich aber gar nicht eingehen. Ich will auch nicht darauf eingehen, ob jetzt der Mauerfall an sich etwas Schlechtes ist in deinen Augen oder ob das nur ein Versprecher war oder ob wir das falsch verstanden haben. Das weiß ich nicht. Aber der Kollege Werner- Lobo hat gesagt, es gibt keine Kulturinitiativen, die von den Freiheitlichen ausgehen. So nach dem Motto - das sagt er normalerweise immer zur Kollegin Leeb, sie geht ja nirgends hin -: Freiheitliche und Kultur, das schließt sich aus. Und im nächsten Halbsatz sagt er, das hofft er. In Wirklichkeit will er es ja um jeden Preis verhindern, dass von uns etwas kommt. Gleichzeitig, drei Sätze später, mokierst du dich über die Zwischenrufe der FPÖ und sagst, das wird noch Generationen von Kunstschaffenden die Texte liefern (Heiterkeit bei der FPÖ.) und auch jetzt schon gibt es viele Programme mit den Texten von Freiheitlichen. Das ist wirkliche Kunst, was wir dann hier betreiben, nicht irgendwas Aufgesetztes. (Lebhafte Heiterkeit bei FPÖ und GRÜNEN sowie Beifall bei der FPÖ.) Ein Politiker, der karikiert wird, ist gleichzeitig auch berühmt. Wenn sie dich nicht einmal karikieren, kannst du es vergessen. Das wollte ich jetzt nur sagen und auf diese Inkonsistenz in deiner Wortmeldung hinweisen, weil ich glaube, die FPÖ trägt auf diese Art und Weise mehr zur Kulturpolitik bei als alle anderen gemeinsam. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich habe jetzt den Vorsitz. Es würde mich reizen, einiges zu diesem Thema zu sagen, aber ich mache das natürlich nicht, sondern stelle fest, dass niemand mehr zu Wort gemeldet und die Debatte geschlossen ist. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen möchte, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN und daher mehrstimmig angenommen. Zu Post 26 der Tagesordnung, sie betrifft eine Subvention an den Verein Wien macht Kultur, liegt keine Wortmeldung vor, daher kommen wir gleich zur Abstimmung. Wer der Post 26 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die SPÖ, die GRÜNEN und daher mehrstimmig so angenommen. Zu Post 32, sie betrifft eine Subvention an die Demokratiezentrum Wien GmbH, liegt keine Wortmeldung vor. Wir kommen gleich zur Abstimmung. Wer der Post 32 zustimmt, den bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN und daher mehrstimmig so angenommen. Zu Post 34 der Tagesordnung, sie betrifft eine Subvention an den Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, liegt keine Wortmeldung vor, daher kommen wir gleich zur Abstimmung. Wer der Post 34 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag ist einstimmig angenommen. Damit sind wir am Ende der Tagesordnung. Ich danke allen Damen und Herren, die über Internet zugesehen haben, und schließe die Sitzung. (Viele Gemeinderätinnen und Gemeinderäte erheben sich und wollen bereits gehen.) Moment! Moment! Wir haben noch eine nichtöffentliche Sitzung. (Heiterkeit.) Ich habe nur die Damen und Herren im Internet verabschiedet. Schönen Abend! (Schluss um 19.23 Uhr.) Gemeinderat, 19. WP 25. März 2015 65. Sitzung / 3