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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 30.06.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 90

 

konnten eine halbe Million Objekte übersiedeln. Das ist jetzt nicht wahnsinnig spektakulär und das ist auch nicht etwas wahnsinnig Schlagzeilenträchtiges, es ist aber etwas eminent Wichtiges, weil es ja entscheidend ist, wo wir unser kulturelles Erbe bewahren, wie wir es auch für die Zukunft bewahren können und auch weitervermitteln können. Und das war sozusagen die erste Stufe in diesem Projekt neues Wien Museum. Das konnten wir jetzt erfolgreich abschließen.

 

Wir sind jetzt in einer, glaube ich, sehr positiv wahrgenommenen Weise in der Mitte der internationalen Ausschreibung. Ich erinnere mich nur allzu gut, wie Sie mir hier Zweifel entgegengeschleudert haben: Na, das werden wir nie zusammenbringen!, und: Das wird alles unterm Tisch ausgemauschelt!, und: Das bekommt irgendwer!, und: Es wird keinen zweistufigen und keinen internationalen und schon gar keinen anonymen Wettbewerb geben! - All das ist nachzulesen in Protokollen. - Das ist natürlich nicht der Fall! Es ist selbstverständlich ein international ausgeschriebener Wettbewerb, es ist ein anonymer Wettbewerb, er läuft absolut State of the Art. Es sind über 270 Bewerbungen eingetroffen. Die Jury hat das jetzt heruntergebrochen auf 14 der besten Lösungen, und jetzt wird in den nächsten Monaten daran gearbeitet, dass man diese ausarbeiten kann. Und wir werden dann, durchaus im Zeitplan, ein Siegerprojekt nominieren, und dann wird es an die Umsetzung gehen. Es sind die organisatorischen Voraussetzungen gegeben, es gibt die entsprechenden Gemeinderatsbeschlüsse. Also wir sind absolut in der Zeit bei diesem wirklich wichtigen und faszinierenden Projekt. Und ich sage Ihnen: Na klar, man kann überall etwas schlechtreden, aber Sie haben sich heute schon sehr, sehr bemühen müssen und sind selbst bei diesen Bemühungen erfolglos geblieben, was das Schlechtreden dieser Entwicklung anbelangt.

 

Kulturpolitik bedeutet ja immer nicht nur - beziehungsweise: nicht nur, aber sehr stark -, die materiellen Voraussetzungen zu schaffen, das Klima zu schaffen dafür, dass kulturelle Entwicklungen stattfinden, sondern sie besteht natürlich auch im Wesentlichen in Personalentscheidungen; Personalentscheidungen, die sicherstellen sollen, dass es diese Innovation gibt, aber dass gleichzeitig natürlich auch das kulturelle Angebot entsprechend erhalten bleibt. Und wenn ich mir da so die Namen der Personen anschaue, die jeweils alle auch nach völlig unbestrittenen Juryentscheidungen, nach Ausschreibungen - weil Sie uns immer vorwerfen, das ist alles rote Machtpolitik – mit Aufgaben betraut wurden, so kommen da ja nicht einmal Sie mehr nach zu sagen, dass da irgendetwas nicht gut gelaufen ist. Man nehme nur etwa die Entwicklung des Schauspielhauses her, wo wir mit Tomas Schweigen einen neuen Leiter gewinnen konnten und sehr gespannt sind darauf, was dort für neue Impulse gesetzt werden. Oder: Kira Kirsch im brut als neue Leiterin, im Volkstheater Anna Badora, die bereits begonnen hat.

 

Bitte, stellen Sie das Volkstheater weiterhin so dar, als würde da die Hütte zusammenbrechen. Wir werden morgen die ersten Sessel für den neuen Raum präsentieren. Das Volkstheater beginnt bereits umzubauen, und wir werden es auch in den nächsten Jahren schaffen, trotz größter finanzieller Schwierigkeiten – es ist ja nicht leicht, für Umbau und Sanierung eines so großen Gebäudes entsprechende Finanzmittel aufzubringen – und wir werden die ersten Schritte jetzt in den nächsten Tagen mit Anna Badora setzen.

 

Ich kann Sie nur auffordern: Hören Sie bitte auf, sich vor das Volkstheater zu stellen und Flugblätter zu verteilen! Ich meine, da können Sie gleich draufschreiben, wir sind von der Schlechtmacherpartie ÖVP und es ist in dieser Stadt alles schlecht, was die Kultur anbelangt. Man glaubt es Ihnen nicht, es stimmt ja auch nicht, und die Menschen sehen ja, was geschieht und was weiter passiert. Suchen Sie sich eine andere Baustelle, vielleicht bei Ihnen selbst, sie ist groß genug.

 

Tomas Zierhofer-Kin, der die Wiener Festwochen übernehmen wird und damit diesen Weg der Erneuerung – das ist gerade bei einem Kulturfestival wie den Festwochen wichtig – fortsetzen wird, in Bezug auf die Partnerschaften und die Neuentwicklungen, die wir begonnen haben, was die einzelnen Häuser anbelangt, zwischen Werk X und der Garage X, aber auch bei einigen anderen mehr, sei es Salon 5 und der Nestroyhof.

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Entschuldige kurz, Andi, ich darf den Kameramann bitten, außerhalb des Rondeaus zu filmen. Danke schön. – Entschuldigung für die Unterbrechung.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny (fortsetzend): Was die Vereinigten Bühnen anbelangt, wurde ja schon sehr viel und sehr viel Richtiges gesagt. Die Vereinigten Bühnen haben das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte hinter sich gebracht. Mehr kann man dazu nicht mehr sagen. Wenn sie trotzdem meinen, die seien künstlerisch schlecht verwaltet, schlecht geführt, dann kann ich nur sagen, das Publikum ist anderer Meinung. Wir haben einen sehr ambitionierten Plan erstellt, was die Zukunft der Vereinigten Bühnen anbelangt, und auch eine Reduktion der Förderung dort, und dieser Plan wird auch eingehalten.

 

Ein Thema, das mir besonders wichtig ist und auch in der Koalition besonders wichtig ist, ist die Erinnerungskultur. Nicht weil wir meinen, wir seien sozusagen die besseren Menschen und wir erinnern uns; sondern wir meinen, das diese Stadt das essenziell braucht, zumal über viele Jahre und Jahrzehnte eigentlich vergessen, verdrängt wurde, vieles nicht angesprochen wurde, und etwas sich erst in den letzten zwei Jahrzehnten im kollektiven Bewusstsein langsam Platz geschaffen hat.

 

Wir greifen das auf und spüren, dass das für viele Menschen eine wichtige Sache ist, nicht nur für die Überlebenden, sondern auch für die jüngere Generation. Deshalb war es wichtig, dass wir am zentralsten, politisch wichtigsten Ort der Stadt, nämlich am Ballhausplatz das Deserteursdenkmal eröffnen konnten und auch zahlreiche andere Projekte umgesetzt haben, Installationen im öffentlichen Raum und auch Mahnmale und Denkmäler. Wenn ich etwa an jenes für die Homosexuellen- und Transgender-Opfer des Nationalsozialismus denke, so ist das, glaube ich, ein wichtiges, bedeutendes

 

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