Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 19. Wahlperiode 70. Sitzung vom 23. September 2015 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw Gemeinderäte 2. Abschiedsrede des Ersten Vorsitzenden GR Godwin Schuster S. 5 3. Redner zur Geschäftsordnung: GR Mag Johann Gudenus, MAIS S. 7 4. Fragestunde 1. Anfrage (FSP - 02040-2015/0001 - KFP/GM) S. 8 2. Anfrage (FSP - 02726-2015/0001 - KSP/GM) S. 10 3. Anfrage (FSP - 02731-2015/0001 - KU/GM) S. 13 4. Anfrage (FSP - 02729-2015/0001 - KVP/GM) S. 17 5. Anfrage (FSP - 02728-2015/0001 - KFP/GM) S. 19 5. AST/02745-2015/0002-KFP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Macht, Machenschaften und Steuergeldverschwendung durch Subventionsvergaben im rot-grünen Wien" Rednerin bzw Redner: GR Mag Johann Gudenus, MAIS S. 20 GR Dr Wolfgang Ulm S. 22 GR David Ellensohn S. 23 GR Ernst Woller S. 24 GR Dr Wolfgang Aigner S. 25 GRin Mag Karin Holdhaus S. 25 GR Dipl-Ing Martin Margulies S. 26 GR Mag Gerald Ebinger S. 27 GR Dr Kurt Stürzenbecher S. 28 6. 02768-2015/0001- MDLTG: Mitteilung der amtsführenden Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke VBgmin Mag Renate Brauner zum Thema "Innovatives Wien 2020" S. 29 Rednerinnen bzw Redner: GR Dkfm Dr Fritz Aichinger S. 33 GR Mag Christoph Chorherr S. 34 StR DDr Eduard Schock S. 36 GRin Mag Sybille Straubinger, MBA S. 38 GR Mag Alexander Neuhuber S. 40 GR Dr Alexander Van der Bellen S. 42 GR Mag Dr Alfred Wansch S. 45 GRin Prof Dr Elisabeth Vitouch S. 47 7. Mitteilung des Einlaufs S. 49 8. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 49 9. Umstellung der Tagesordnung S. 49 10. 02611-2015/0001-MDLTG; P 1: Wahl eines Dienstnehmervertreters der Gemeinderätlichen Personalkommission Abstimmung S. 49 11. 02643-2015/0001-GJS; MA 56, P 16: Erweiterungen von allgemein bildenden Pflichtschulen in Wien 10, 12 und 22; Projektmanagementleistungen, Sachkreditgenehmigung 02644-2015/0001-GJS; MA 56, P 17: 1) Erweiterung, Sanierung und Zubau; 12, Singrienergasse 21 und 23; Sachkreditgenehmigung 2) Vertrag zur Übernahme von Projektmanagementleistungen zwischen der Stadt Wien und der Wiener Infrastruktur GmbH Berichterstatter GR Mag Marcus Schober S. 49 Rednerinnen bzw Redner: GRin Ing Isabella Leeb S. 49 GR David Ellensohn S. 51 GR Mag Günter Kasal S. 53 GR Dr Wolfgang Aigner S. 54 GR Heinz Vettermann S. 54 GR Mag Dietbert Kowarik S. 56 GRin Mag Ines Schneider S. 56 Abstimmung S. 57 12. 02533-2015/0001-GJS; MA 10, P 13: Zuschüsse an gemeinnützige Trägerorganisationen für die Errichtung von elementaren Bildungs- und Betreuungsplätzen Berichterstatter GR Mag Jürgen Czernohorszky S. 58 Redner: GR Dr Wolfgang Aigner S. 58 GR Heinz Vettermann S. 58 Abstimmung S. 58 13. 02661-2015/0001-GKU; MA 7, P 27: Institution WochenKlausur; Subvention Abstimmung S. 58 14. 02634-2015/0001-GKU; MA 7, P 29: Verein Sammlung Rotes Wien; Subvention Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger, MBA S. 58 Rednerin bzw Redner: GR Ing Mag Bernhard Dworak S. 59 GR Mag Klaus Werner-Lobo S. 59 GR Mag Gerald Ebinger S. 62 GRin Marianne Klicka S. 63 Abstimmung S. 64 15. PGL - 02746-2015/0001 - KVP/MDGF: Dringliche Anfrage von GR Dipl-Ing Roman Stiftner und GR Ing Mag Bernhard Dworak betreffend "gegen Verkehrsschikanen durch die grüne Verkehrspolitik zu Lasten des Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsstandortes Wien" Begründung: GR Dipl-Ing Roman Stiftner S. 65 Beantwortung: VBgmin Mag Maria Vassilakou S. 67 Redner: GR Dipl-Ing Roman Stiftner S. 69 GR Mag Rüdiger Maresch S. 70 GR Karl Baron S. 72 GR Gerhard Kubik S. 73 GR Ing Mag Bernhard Dworak S. 75 Abstimmung S. 76 16. 02445-2015/0001-GKU; MA 7, P 30: This Human World / Diese Menschenwelt, Subvention Abstimmung S. 77 17. 02470-2015/0001-GKU; MA 7, P 31: Verein LET´S CEE Filmfestival; Subvention Abstimmung S. 77 18. 01571-2015/0001-GGU; MA 22, P 58: biohelp; Subvention Berichterstatter GR Mag Jürgen Czernohorszky S. 77 Redner: GR Heinz Hufnagl S. 77 Abstimmung S. 80 19. 01815-2015/0001-GSK; MA 21, P 32: Plan Nr 8097: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 12, KatG Hetzendorf Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 80 Redner: GR Mag Christoph Chorherr S. 80 GR Michael Dadak S. 81 GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi S. 82 Abstimmung S. 83 20. 02360-2015/0001-GSK; MA 21, P 35: Plan Nr 8151: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 23, KatG Atzgersdorf Abstimmung S. 83 21. 02421-2015/0001-GSK; MA 21, P 37: Plan Nr 8134: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 10, KatG Inzersdorf Stadt Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal S. 83 Redner: GR Mag Christoph Chorherr S. 83 Abstimmung S. 84 22. 04340-2013/0001-GSK; MA 21, P 42: Plan Nr 8088: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 1, KatG Innere Stadt Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 84 Redner: GR Mag Christoph Chorherr S. 84 Abstimmung S. 84 23. 02527-2015/0001-GSK; MDR, P 43: Äußerung an den Verfassungsgerichtshof betreffend Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in Wien 6, Plan Nr 7735 Abstimmung S. 84 24. 02592-2015/0001-GSK; MA 18, P 44: Elektromobilitäts-Strategie Berichterstatter GR Ernst Holzmann S. 84 Rednerin bzw Redner: GR Dipl-Ing Roman Stiftner S. 84 GR Mag Rüdiger Maresch S. 86 GR Karl Baron S. 87 GR Siegi Lindenmayr S. 88 GRin Ingrid Puller S. 88 Abstimmung S. 89 25. 02469-2015/0001-GSK; MA 28, P 69: Bauvorhaben Wildgarten - Wohnen am Rosenhügel Abstimmung S. 89 26. 02296-2015/0001-GSK; MA 21, P 45: Plan Nr 7775E: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 17, KatG Dornbach Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 89 Redner: GR Anton Mahdalik S. 89 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 89 Abstimmung S. 90 27. 02420-2015/0001-GSK; MA 21, P 36: Plan Nr 7769: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 10, KatGen Favoriten und Wieden Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal S. 90 Redner: GR Mag Dr Alfred Wansch S. 90 Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal S. 90 Abstimmung S. 91 28. 02653-2015/0001-GIF; MA 17, P 2: Die Wiener Volkshochschulen GmbH; Subvention Abstimmung S. 91 29. 02655-2015/0001-GIF; MA 17, P 3: Verein Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not; Subvention Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder S. 91 Rednerin bzw Redner: GRin Angela Schütz S. 91 GR Mag Wolfgang Jung S. 91 Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder S. 92 Abstimmung S. 93 30. 02567-2015/0001-GWS; MA 34, P 71: Anmietung von Büro- und Archivflächen für das Sozialzentrum West der MA 40 in 15, Anschützgasse 1 Abstimmung S. 93 31. 02587-2015/0001-GWS; MA 34, P 72: Anmietung eines Regionalstandortes in 21, Franz-Jonas-Platz 10-12 für die MA 11 Abstimmung S. 93 32. 02543-2015/0001-GWS; MA 34, P 73: PPP-Projekt in 22, Bildungscampus Attemsgasse Abstimmung S. 93 33. 02497-2015/0001-GWS; MA 69, P 74: Baurechtsvertrag Liegenschaft EZ 926, KatG Fünfhaus Abstimmung S. 93 34. 02501-2015/0001-GWS; MA 69, P 77: Sportanlage 10, Windtenstraße (ehemals Eisring Süd), Ermächtigung zur Auflösung des Optionsvertrages auf Kauf sowie zum Verkauf von Liegenschaften, KatG Inzersdorf Stadt, Errichtung von Wohnbau Abstimmung S. 93 35. 02503-2015/0001-GWS; MA 69, P 78: Baurechtsvertrag betreffend Grundstück Nr 1453/12, EZ 3444, KatG Favoriten zur Errichtung von geförderten Wohnungen in 10, Preyer'sche Höfe, Absberggasse/Schrankenberggasse Abstimmung S. 93 36. 02506-2015/0001-GWS; MA 69, P 80: Baurechts- und Dienstbarkeitsbestellungsvertrag betreffend Neubau in 1, Rathausstraße 1, Stadiongasse 11, Auerspergstraße 8, Doblhoffgasse 10 Abstimmung S. 93 37. 02484-2015/0001-GFW; MA 23, P 63: Wiener Strategie für Forschung, Technologie, und Innovation - Innovatives Wien 2020; Genehmigung der Strategie Abstimmung S. 93 38. 02569-2015/0001-GFW; MA 5, P 66: 6. GR-Subventionsliste 2015 Abstimmung S. 93 (Beginn um 09.02 Uhr.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Ich eröffne die Sitzung des Gemeinderates. Sie ist heute die letzte reguläre Sitzung in dieser Legislaturperiode. Wir haben am Freitag noch eine Sitzung über Verlangen und ich habe in der Präsidialkonferenz vereinbart, da es auch meine letzte reguläre Sitzung ist, dass ich einige Abschiedsworte an Sie richte. Ich sage ganz ehrlich, ich habe lange überlegt, was sagt man am Ende einer so langen Zeit an Kolleginnen und Kollegen, die ja nicht alle Gegner waren, sondern viele Freundschaften auch entstanden sind, und deswegen habe ich es mir dann auch aufgeschrieben, weil ich sonst zu lange werde. Ich möchte alle auf der Galerie herzlich begrüßen. Wenn die Information stimmt, die ich hier erhalten habe, werden es noch viele mehr. Ich möchte heute im Besonderen auch alle begrüßen, die zu Hause an den Bildschirmen ihrer Computer sitzen, weil ich viele Informationen auch erhalten habe: Wir können zwar nicht kommen, aber wir werden uns das alles anschauen. Daher ganz, ganz liebe Grüße an alle, die nicht im Saal sind. Es freut mich heute sehr, dass auch meine Frau hier ist (Allgemeiner Beifall.), das ist eine Premiere zum Abschied, auch nicht uninteressant. Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Bürgermeister! Um ganz ehrlich zu sein, hätte mir vor 24 Jahren - und solange bin ich in diesem Haus - jemand gesagt, dass ich mich heute als Vorsitzender des Wiener Gemeinderates verabschieden werde, ich hätte es ihm sicher nicht geglaubt, und zwar aus zwei Gründen. Ich hätte damals nicht geglaubt, dass ich die Möglichkeit bekomme, so lange hier im Wiener Gemeinderat aktiv sein zu dürfen und zweitens, dass ich in den letzten acht Jahren - ausgestattet mit einem sehr, sehr hohen Vertrauen dieses Hauses, durch Sie - Vorsitzender dieses für mich extrem wichtigen Gremiums in dieser Stadt - nämlich dem wichtigsten - sein durfte, ist auch keine Selbstverständlichkeit. Ich wurde 1951 im Waldviertel geboren. Eine Region, die mit Reichtum und Arbeitsplätzen nie verwöhnt war. Mein Vater verließ damals ziemlich früh die Familie, und ich bitte sie zurückzublenden, was damals war: Die Ära Kreisky hat noch lange auf sich warten lassen, die rechtliche Situation von damals ist mit der heutigen überhaupt nicht vergleichbar. Meine Mutter mit vier Kindern ganz alleine, mein Vater kam manches Mal vorbei und brachte uns ein bisschen Geld, wir waren angewiesen auf die Unterstützung des Großvaters von mir und auf die Unterstützung der Nachbarn, der Ortsgemeinschaft. Für mich wurde es erst einfacher, als eines Tages der Pfarrer dieser Gemeinde zu meiner Mutter kam und sagte: „Ich habe mit dem Abt von Stift Geras gesprochen, und das Stift Geras zahlt für den Godwin den Aufenthalt in einem Priesterseminar.“ Und so kam ich von der Familie weg. Er hat damals gesagt, wir nehmen euch einen Esser weg, was tatsächlich so war. So kam ich weg von der Familie in sehr jungen Jahren und verbrachte meine Zeit in Horn. Warum erzähle ich das? Weil ich Ihnen und euch vermitteln will, dass Menschen in tatsächlicher Not - und das war es damals - nur aus einer solchen Situation herauskommen, wenn andere bereit sind zu helfen. Ohne Hilfe von außen ist es unmöglich, so eine Zeit auch entsprechend zu überleben. Und diese meine persönliche Kindheitserfahrung bestimmte enorm mein künftiges Engagement. Als ich 1969 nach Wien kam und in der Bundesbahndirektion eine Beschäftigung fand, habe ich mich relativ bald, das heißt, 1971, in der SPÖ engagiert, in der Jugendorganisation. Ich wollte meinen Beitrag leisten um selbst Erlebtes bei anderen Menschen zu verhindern. Dies verstärkte sich nach einer glücklicherweise ärztlichen Fehldiagnose, Lungenkrebs Ende 1981, wo ich mich zirka zwei Monate auf der Baumgartner Höhe sehr intensiv mit dem Sinn des Lebens auseinandergesetzt habe. Ich habe es hier einmal während einer Rede auch eingebaut, weil es mir damals sehr wichtig erschien, das auch zu sagen. 1985 wurde ich Mitglied der Neubauer Bezirksvertretung und bei den Landtagswahlen am 10. November 2009 wurde ich in dieses Gremium gewählt. Seit Beginn gehörte ich, und das hat auch etwas mit meiner Lebenseinstellung zu tun, dem Gemeinderatsausschuss für Integration, Frauenfragen und KonsumentInnenschutz und Personal an - damals hieß dieser Ausschuss noch Bürgerdienst, Inneres, Personal -, wobei ich ab Jänner 1995 Vorsitzender-Stellvertreter und ab November 1996 bis zur Übernahme der Funktion des Vorsitzenden hier im Gemeinderat, das heißt, bis Februar 2007, Vorsitzender dieses Ausschusses war. Gleichfalls von Beginn an war ich Mitglied der Gemeinderätlichen Personalkommission, wobei ich in dieser Kommission von Dezember 1996 bis Februar 2007 die Funktion des Vorsitzenden-Stellvertreters hatte. Von meinen vielen Funktionen, die ich ansonsten hatte, möchte ich nur einige herausnehmen, die mir persönlich sehr, sehr wichtig erscheinen. Ich bin Vorstandsmitglied der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien seit Mai 2001. In dieser Zeit ist enorm viel passiert. Ich denke hier nur an die Zeit, als wir die Hera nicht nur neu strukturiert haben mit Unterstützung aller, sondern als wir die Hera auch vollkommen umgebaut und saniert haben. Das war ganz, ganz wichtig, und das war einhellig so der Fall. Ich bin seit Juni 1997 Mitglied im Kontrollausschuss, heute Stadtrechnungshofausschuss. Dieser Ausschuss ist ein extrem arbeitsintensiver, aber überaus spannender Ausschuss. Wir haben viel erlebt in dieser Zeit, und ich persönlich bin froh, dass heute auch der Herr Stadtrechnungshofdirektor hier ist, weil wir gemeinsam viel Zeit verbracht haben. Ich war und bin Mitglied im Beirat und Ersatzmitglied im Vorstand der Wirtschaftsagentur seit 1997. In diesem Gremium, das sich um die wirtschaftlichen Entwicklungen der Stadt sehr intensiv bemüht, gab es ganz, ganz selten keine Einstimmigkeit. Wichtig war mir, Mitglied im Präsidium des Wiener Integrationsfonds zu sein. Seit Mai 1997 und ab März 1999 war ich bis zur Auflösung im Februar 2005 Vizepräsident dieser Einrichtung. Ich könnte jetzt sehr viel dazu sagen, was wir damals gemacht haben für Integration, beispielhaft gemacht haben für Integration in dieser Zeit, dass zum Beispiel Kollegen aus Frankfurt und Marseille hier waren und sich angeschaut haben, was wir da Tolles gemacht haben. Von Juli 1997 bis März 2007 durfte ich als Vizepräsident die Stadt Wien im WAFF vertreten. Persönlich bin ich heute noch dankbar, dass ich mit Freunden 1983 die erste Ausländerberatungsstelle in Wien – heute ist es das Beratungszentrum für Migrantinnen und Migranten in Wien – mit großer Unterstützung des damaligen Sozialministers Dallinger gründen durfte. Und schlussendlich möchte ich darauf hinweisen, dass ich von 1987 bis zur Auflösung 1993 auch Vorstandsmitglied der Anti-Apartheid-Bewegung in Österreich war, eine für mich damals sehr, sehr wichtige Einrichtung, die durch viele Aktivitäten den internationalen Widerstand gegen das unmenschliche Apartheidsystem in Südafrika mitunterstützte. Dieser Widerstand war erfolgreich, und ich bin heute noch sehr froh, dabei gewesen zu sein. Seit 1992 bin ich Sicherheitssprecher meiner Partei in Wien, und auf eine Einrichtung möchte ich nie verzichtet haben, weil man sehr viel lernt. Von Februar 1997 bis Juli 2012 war ich auch Mitglied der sogenannten Strafvollzugskommission, eine Einrichtung, deren Mitglieder Monat für Monat in die Justizanstalten in Wien gingen und dort mit den Inhaftierten und mit den Mitarbeitern sprechen konnten, ohne von irgendjemandem beeinflusst zu werden, weil wir dort unabhängig agieren konnten. Aus dieser Aufzählung, geschätzte Kollegen und Kolleginnen, können Sie erkennen, dass ich mich überwiegend mit Themen auseinandergesetzt habe, bei denen Menschen unmittelbar betroffen sind – getreu meinem persönlichen Grundsatz, die Lebensbedingungen von Menschen, wo es nur geht, verbessern zu wollen. Dies alles wäre nicht möglich gewesen, wenn während der gesamten Zeit nicht Freunde existiert hätten und existieren, die mich unterstützt hatten und haben und denen ich nicht nur deshalb stets auch zu höchster Loyalität verpflichtet war und bin. Ich darf mich daher an der Spitze sehr, sehr herzlich bedanken bei dir, geschätzter Herr Bürgermeister dieser so wunderschönen Stadt. Wir kennen uns schon sehr, sehr lange aus der Jungen Generation in der SPÖ, in der ich von 1974 bis 1987 – das muss man sich vorstellen – Vorstandsmitglied und Landesvorsitzender-Stellvertreter war. Ohne deine Unterstützung, lieber Michl, deine Ratschläge und vieles mehr wäre vieles nicht möglich gewesen. Ich danke dir ganz, ganz besonders. Ich bedanke mich sehr bei allen Stadträtinnen und Stadträten für die äußerst freundschaftliche – und das betone ich – Zusammenarbeit. Ich denke aber in diesem Moment auch an die vielen heute nicht mehr aktiven Stadträtinnen und Stadträte in dieser Zeit, und ich möchte stellvertretend für alle Johann Hatzl erwähnen, mit dem ich von 1991 bis zu seinem Ausscheiden auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten durfte. Er war damals als Stadtrat ressortzuständig für den Ausschuss Bürgerdienst, Inneres, Personal, dann als Klubvorsitzender und zuletzt als Landtagspräsident. Er zählt zu den Menschen – wie andere aber auch –, die ich nie vergessen werde, weil er auch mein Leben, meine Haltung und Einstellung entscheidend mitgeprägt hat. Ich bedanke mich stellvertretend bei Herrn Magistratsdirektor Dr Hechtner für die wirklich einzigartige, und ich würde auch hier sagen, sehr freundschaftliche Unterstützung und für die Zusammenarbeit mit ihm. Stellvertretend deshalb, weil es dahinter sehr, sehr viele leitende Verantwortliche in den Magistratsdienststellen und in allen städtischen Einrichtungen gibt. Das darf man und will ich heute auch nicht vergessen, es würde nur viel zu lange dauern, sie alle aufzuzählen. Ich bedanke mich ganz, ganz besonders bei meinem Klub, bei Rudi Schicker, derzeit amtierender Klubvorsitzender, Christian Oxonitsch, Siegi Lindenmayr, Hansi Hatzl, die ich miterleben durfte. Ich bedanke mir hier ganz besonders bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Klubs, die mit mir während meiner zehnjährigen Tätigkeit als Klubsekretär – heute würde man Klubdirektor dazu sagen – sehr eng zusammengearbeitet haben, und ich bedanke mich insbesondere für ihre große Einsatzbereitschaft und ihre Loyalität auch mir gegenüber. Ich bedanke mich bei Frau Kriz und bei Herrn Korn und dem gesamten Team für die äußerst professionelle Unterstützung und Zusammenarbeit. Sie alle haben das immer wieder miterlebt, wie wichtig im Backoffice – um das etwas despektierlich zu sagen – die Arbeit für uns alle war. Ich bedanke mich im Besonderen, weil es für die Abwicklung all dieser Sitzungen von eminenter Wichtigkeit ist, bei der Rathauswache, bei jedem Einzelnen, weil deren Aufgabe nur gesehen wird, wenn sie eingreifen müssen und nicht im Vorfeld gesehen wird. Ihr macht eine tolle Arbeit in diesem Haus. (Allgemeiner Beifall.) Ich bedanke mich sehr beim Zweiten, Dritten und Vierten Vorsitzenden im Gemeinderat für die extrem super Kooperation, die wir hier haben. Ich möchte, obwohl viele in dieser Zeit, in diesen acht Jahren auch ausgeschieden sind, namentlich jene erwähnen, die jetzt aktiv sind, also Mag Kowarik, Mag Reindl und Dipl-Ing Margulies. Wir haben tatsächlich sehr, sehr gut zusammengearbeitet. Nicht vergessen darf ich alle Mitglieder der Präsidialkonferenz für die wirklich ausgezeichnete Kooperation. Jeder einzelne Klubvorsitzende, ohne Ausnahme, war Partner mit Handschlagqualität, mit Verständnis für getroffene Entscheidungen bei bestimmten manchmal nicht unheiklen Situationen. Ich möchte mich ganz herzlich auch bei den Klubdirektoren bedanken, die im Hintergrund enorm viel Arbeit leisten und die auch verlässliche Vorbereitung für unsere Sitzungen, für unsere Beratungen gemacht haben. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die vielen helfenden Hände und Gehirne in dieser Stadt im Hintergrund. Dabei denke ich an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtratbüros und aller politischen Klubs. Ich denke in diesen Augenblicken aber auch ganz besonders – Moment, das wird jetzt schwierig – an meine Familie, an meine beiden Söhne Michael und Manuel, die heute nicht anwesend sein können, weil sie beruflich gebunden sind, an meine verstorbene Gattin, die wahrscheinlich während der gesamten Zeit am meisten auf mich verzichten musste. Ich danke meiner Frau Ulli, dass ich sie nach dem Tod von Melitta kennen lernen durfte und sie, aber auch ihre Familie, mir nach einer extrem schwierigen Zeit mit ihrer Liebe die erforderliche Hilfe gab, damit ich aus meinem damaligen mentalen Tief wieder herauskam. Bevor ich nun tatsächlich zum Schluss komme, gestatten Sie mir noch ein paar persönliche Worte. Im Mittelpunkt unseres Handelns soll ausschließlich der Mensch stehen, und zwar in meinem Selbstverständnis, und ich hoffe, im Selbstverständnis vieler, ohne zu unterscheiden, welcher Hautfarbe, welcher Religion, welcher Nationalität oder welcher geschlechtlichen Neigung die Menschen angehören. Wir Mandatarinnen und Mandatare der Menschenrechtsstadt Wien – ich betone dieses, weil wir das hier auch so beschlossen haben – stehen heute vor ganz besonders enormen Herausforderungen. Wir haben gerade jetzt die große Verpflichtung, Menschlichkeit zu zeigen. Wenn die westliche Welt bedenkenlos Waffen in verschiedene Regionen dieser Welt liefert, dürfen wir nicht überrascht sein, dass dort mit diesen Waffen auch Kriege geführt werden. Und wo Kriege geführt werden, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, sind Elend, Not und Verfolgung unausbleiblich. Die Flucht vieler Menschen aus diesen Kriegsregionen ist, zumindest für mich, eine logische Folge. Wir dürfen Menschen nach ohnehin gefährlichen Wegen aus ihrer Heimat nicht mit Brutalität, nicht mit Hass oder mit Unmenschlichkeit entgegentreten. Für mich ist es heute mehr als Verpflichtung, dir, geschätzter Herr Bürgermeister, sehr herzlich für die rasche Entschlossenheit zur Aufnahme von Asylwerbern und Hilfesuchenden zu danken. Ich bin sehr, sehr glücklich, in einer Stadt leben zu dürfen, wo die Einrichtungen der Stadt, die ÖBB, die ich hier nicht vergessen möchte, weil es meine Berufskollegen sind, die Wiener Polizei, für die ich mich doch auch sehr lange engagiert habe, die vielen Hilfsorganisationen und die unzähligen Menschen, die freiwillig und spontan in Traiskirchen, in Nickelsdorf, auf den Wiener Großbahnhöfen und auch in vielen Städten und Gemeinden Österreichs zeigten und zeigen, dass die Würde des Menschen, der Respekt vor den Menschen in unserer zivilisierten Gesellschaft den hohen Stellenwert hat, der auch notwendig ist. Ich danke diesen Leuten ganz, ganz besonders. (Allgemeiner Beifall.) Abschließend, meine Kolleginnen und Kollegen, bedanke ich mich bei euch – ich bin wahrscheinlich mit den meisten per du – und bei Ihnen für die tatsächlich gute Zusammenarbeit in den verschiedensten Bereichen. Ich wünsche dem Wiener Gemeinderat für die Zukunft viel Glück und die große Umsicht bei den Entscheidungen, damit die bald zwei Millionen Einwohner unserer Stadt, aber auch unsere Gäste auch in Zukunft stolz darauf sein können, in einer der lebenswertesten Städte, der sichersten Städte und der friedvollsten Städte des Miteinanders und der Menschenrechte leben zu können. Vielen herzlichen Dank für alles. (Langanhaltender allgemeiner Beifall, wobei sich die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte von ihren Sitzen erheben. – GR Dipl-Ing Rudi Schicker begibt sich zum Vorsitzenden, überreicht ihm einen Blumenstrauß und umarmt ihn.) Wir können nun mit der Sitzung voranschreiten. Ich danke, dass Sie mir diesen Einschub gestattet haben. Mich hat ganz am Beginn Kollege Gudenus gebeten, sich zur Geschäftsordnung zu Wort zu melden. Das ist jederzeit möglich, und ich erteile ihm das Wort. GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, lieber Herr Vorsitzender! Ich möchte diese Stunde des Abschieds, die wir hier feiern, nicht trüben. Mir wäre es lieber, du würdest länger im Amt bleiben, denn jemand, der eine gute Vorsitzführung hier im Haus gezeigt hat, den könnten wir noch länger hier brauchen. Ich habe mich aber deswegen zur Geschäftsordnung zu Wort gemeldet, weil es eben erforderlich ist, über die Vorfälle der letzten Tage, vor allem am Montag im Landtag, zu sprechen. Ja, der Landtag ist ein anderes Gremium, das stimmt, ich glaube aber, dass der Bürger nicht unterscheidet zwischen Landtag und Gemeinderat, denn die Personen sind dieselben. Ich glaube auch, dass ein Vorsitzender – und der Herr Margulies ist ein stellvertretender Gemeinderatsvorsitzender – nicht einfach so mit Aussagen hier in der Öffentlichkeit agieren und sich unter dem Schutz der Immunität feig verstecken kann. Ich glaube nicht, dass man davon ausgehen kann, dass eine Objektivität der Vorsitzführung unter dem Herrn Margulies noch gewährleistet ist. Davon ist nicht auszugehen. (Beifall bei der FPÖ.) Jemand, der bei einem mehr als erbärmlichen Auftritt, bei einem traurigen Schauspiel, bei einem undemokratischen, traurigen Schauspiel davon spricht und hier unterstellt, dass ein Kollege andere Menschen umbringen will, der ist eigentlich in diesem Haus, egal ob Landtag oder Gemeinderat, nicht länger zu dulden. (Beifall bei der FPÖ.) Schon gar nicht, wenn genau diese Person, obwohl die Rede im Landtag erfolgt ist, eben stellvertretender Gemeinderatsvorsitzender ist und man nicht davon ausgehen kann, dass dieser Vorsitz hier weiter objektiv ausgeführt wird. Noch dazu hat er bei unserem Auszug, der als Notwehrmaßnahme gegen diese verwerflichen Aussagen erfolgt ist, gesagt: „Auf Wiedersehen! Ihr habt hier nichts verloren in einem demokratischen Gremium.“ – Und das zu einer gesamten Fraktion, in dem Fall zur FPÖ. Das ist nicht zu dulden. Das können wir nicht hinnehmen. Das disqualifiziert sich von selbst, ist nicht tragbar, ist äußerst inakzeptabel und ist nicht zuletzt auch ein großer Schaden für das Ansehen und die Würde dieses Hauses, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Das kann man nicht einfach stehen lassen, und ich frage mich schon auch, wo hier die Distanzierungen all derer bleiben, die sonst immer sofort kritisch in der Öffentlichkeit stehen und Rücktritte verlangen oder hier mit der Moralkeule daherkommen. Wo bleiben die Distanzierungen seitens des Koalitionspartners? Wo bleiben die Distanzierungen der eigenen Fraktion? So etwas kann man nicht einfach stehen lassen. Das ist auch für einen demokratischen Diskurs nicht zumutbar, und ich verlange daher eine Unterbrechung der Sitzung und die Einberufung einer Sonderpräsidiale, um eben zu klären, dass der Vorsitz eines Herrn Margulies für diese Sitzung und die nächste und weitere, sollte es solche bis zum Ende der Periode noch geben, einfach nicht duldbar, nicht tragbar und nicht akzeptabel ist. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir werden die Sitzung unterbrechen, aber ich sage persönlich aus meinem Selbstverständnis: Unrecht kann nicht mit Unrecht abgegolten werden. Ich habe dem Landtag auch zugehört, und ich sage meine persönliche Meinung dazu. Jemand, der demokratisch gewählt ist, hat, auch wenn es mir oftmals nicht passt, was politisch gemacht wird, das legitime Recht, in diesem Gremium zu sitzen, und wir können und wollen hier nicht – und ich als Vorsitzender schon überhaupt nicht – etwas akzeptieren, was heißt „Schleicht euch!“, wie das damals gefallen ist. Ich habe meine Aufgabe immer darin gesehen, jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, auch wenn es mir überhaupt nicht passt, hier das sagen zu dürfen, was er meint. Nur, es darf nicht verletzend sein, es darf nicht persönlich sein, und ich unterbreche die Sitzung, weil damals schon auch sehr persönliche Worte gefallen sind, wo ich nicht geglaubt hätte, dass so etwas passiert. Deswegen machen wir jetzt eine Unterbrechung der Sitzung für eine Präsidialkonferenz. (Beifall bei der FPÖ.) (Unterbrechung der Sitzung von 9.34 bis 9.46 Uhr.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir setzen fort, und ich darf im Einvernehmen mit allen Klubvorsitzenden hier Folgendes mitteilen: Dem Wunsch, der in der Wortmeldung zur Geschäftsordnung von Kollegen Gudenus geäußert wurde, quasi die Vertrauensfrage zu stellen, ob Martin Margulies Vorsitzender im Gemeinderat sein kann oder nicht, kann nicht Rechnung getragen werden; Punkt 1, weil es formell gar keine Möglichkeit dazu gibt, Punkt 2, weil die Äußerung im Landtag von Martin Margulies als Redner und nicht als Vorsitzender gefallen ist und bisher nicht festgestellt werden konnte, dass sich diese Parteilichkeit, für die es bei dem einen oder anderen auch Verständnis gegeben hat, in der Vorsitzführung niederschlägt. Ich bitte nur, dass wir diesen heutigen Tag – letzte offizielle Sitzung – und den Freitag nicht dazu verwenden, dass Emotionen, die sich während des Wahlkampfes aufstauen, hier dominieren. Ich bitte Sie darum, dass wir in voller Sachlichkeit unsere Arbeit hier verrichten und den Wahlkampf einmal vor der Türe stehen lassen, damit Beleidigungen, persönliche Denunzierung, et cetera hier nicht vorkommen. Und ich bin zu 100 Prozent überzeugt davon, dass auch Martin Margulies so wie die anderen sich an diese Regel halten werden. Das war das Ergebnis der verlangten Präsidialkonferenz, und ich setze nun fort. Wir kommen zur Fragestunde. Die 1. Frage (FSP - 02040-2015/0001 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Wolfgang Seidl gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet. (Im Zuge der Präsentation des 3. Wiener Sozialberichtes werden Sie, sehr geehrte Frau Stadträtin, wie folgt zitiert: 'Minderjährige, arbeitsfähige BMS- Bezieher, die bisher nicht beim AMS gemeldet sind oder Unterstützungsangebote nicht annehmen, das sind etwa zehn Prozent der 22 500, müssen künftig mit Sanktionen rechnen. Das könnte etwa eine schrittweise Kürzung der Bezüge bedeuten.' Welche Sanktionen gibt es derzeit für diesen beschriebenen Personenkreis?) Bitte Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Danke, lieber Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ganz besonders herzlich: Liebe Zuhörinnen und Zuhörer! Die 1. Frage, die mir der Herr Abg Seidl stellt, betrifft die Frage, welche Sanktionen es für den Personenkreis der minderjährigen, arbeitsfähigen BMS-Bezieherinnen und -Bezieher gibt. BMS ist die Bedarfsorientierte Mindestsicherung. Die Ausdehnung der schrittweisen Kürzung der Leistungen der Bedarfsorientierten Mindestsicherung auf minderjährige, arbeitsfähige BMS-Bezieherinnen und -Bezieher, die sich nicht beim AMS melden oder Unterstützungsangebote nicht annehmen, ist von mir aus und von der Intention der Stadt aus keinesfalls als isolierte Strafmaßnahme zu verstehen, auf die bisher verzichtet wurde. Der gewünschte Effekt einer Leistungskürzung bei dieser speziellen Zielgruppe, nämlich minderjährigen BMS- Bezieherinnen und -Beziehern, kann nur dann eintreten, wenn entsprechende Rahmenbedingungen vorliegen, die eine Stärkung der Eigenverantwortung und eine damit einhergehende höhere Verbindlichkeit bei den betroffenen minderjährigen MindestsicherungsbezieherInnen ermöglichen. Diese Rahmenbedingungen werden mit dem Wiener Jugendpaket geschaffen, und ausschließlich in diesem Zusammenhang ist auch die Ausdehnung der schrittweisen Kürzung dieser Leistungen auf minderjährige arbeitsfähige BMS-BezieherInnen, die sich nicht beim AMS melden, zu verstehen. Sollte von einer Leistungskürzung tatsächlich ein Minderjähriger/eine Minderjährige betroffen sein, erfolgt in jedem Fall eine Belehrung der betroffenen Minderjährigen und der Eltern, und es wird ein Gesprächsangebot mit Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern im zuständigen Sozialzentrum geben. Es wird daher zukünftig ein noch engmaschigeres Netz durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialzentren geboten, ganz besonders für die minderjährigen MindestsicherungsbezieherInnen, weil es hier das Ziel ist, diese möglichst rasch in Beschäftigung zu bringen, weil das einfach die besten Chancen für ihre Lebenszukunft bedeutet. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Frau Stadträtin. Ich habe etwas total vergessen und möchte es jetzt einschieben. Auf der Galerie haben sich einige Gruppen eingefunden, darunter eine, die jetzt leider nicht mehr da ist, die Berufsschule für Verwaltungsberufe aus der Embelgasse. Dennoch ganz, ganz herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Die Vienna Business School aus dem 1. Bezirk. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Und ich glaube, dass aus Baden bei Wien soeben die Regenbogenschule Baden eingetroffen ist. Herzlich willkommen bei uns! (Allgemeiner Beifall.) Sonja, Entschuldigung bitte. – Wir kommen nun zur 1. Zusatzfrage. Sie wird gestellt von GR Seidl. Bitte schön. GR Wolfgang Seidl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke. – Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Guten Morgen, sehr geehrte Frau Stadträtin! Danke für die Beantwortung der 1. Frage. Die 1. Zusatzfrage, die ich stellen möchte, möchte ich Ihnen als Sozialstadträtin stellen. Winter für Winter gibt es ja doch zumindest an einigen Tagen Engpässe bei den Notschlafstellen, wie wir alle wissen, und ich wollte Sie fragen, ob sichergestellt ist, dass es für heuer keine Engpässe diesbezüglich geben wird. Bitte um Beantwortung. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Es gab letztes Jahr keine Engpässe, und es wird heuer keine Engpässe geben. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die nächste Zusatzfrage stellt GR Ing Mag Dworak. Bitte. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Einen schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Es ist davon auszugehen, dass deutlich mehr Flüchtlinge, die derzeit noch in der Grundversorgung sind, Asylstatus bekommen, und bekanntlich haben die dann für lange Zeit die Mindestsicherung zu erhalten. Können Sie schon sagen, wie viele Personen Sie für das kommende Jahr beziehungsweise noch heuer abschätzen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ich kann hier keine Abschätzungen vornehmen. Ich würde Sie bitten, diese Frage an das Innenministerium zu richten und an die Asylbehörden, die die Zuständigen für die Erledigungen der Asylverfahren sind. Da hat die Stadt Wien keinerlei Kompetenz, keinerlei Zuständigkeit, das ist auch nichts, was in mittelbarer Bundesverwaltung abgehandelt wird. Also hier sind wir auch nicht in mittelbarer Bundesverwaltung tätig. Was wir allerdings getan haben und tun – und da teile ich Ihre Meinung nicht, sondern bin anderer Meinung –: Wir wollen nicht, dass die Flüchtlinge sehr lange in der Mindestsicherung sind, sondern uns geht es darum, dass die Kompetenzen, die Fähigkeiten der anerkannten Flüchtlinge, der Menschen, die in Österreich Asyl bekommen haben, sehr rasch auch genutzt werden. So haben wir zum Beispiel zum jetzigen Zeitpunkt schon einige syrische Ärztinnen und Ärzte als Gastärzte im Wiener Krankenanstaltenverbund tätig. Das Diplom muss erst anerkannt werden, das ist ein langwieriges Verfahren, aber damit hier nicht Kompetenzen verloren gehen, ist es jetzt schon der Fall, dass für Gastärzte diese Möglichkeit besteht, dass sie hier als Ärzte tätig sind. Der vor wenigen Monaten hier in Wien in Pension gegangen Dr Roland Paukner ist von der Frau Gesundheitsministerin genau für diese Frage eingesetzt worden, nämlich Menschen, die in Österreich Asyl gefunden haben, die im medizinischen Bereich tätig sind, darin zu unterstützen, möglichst schnell eine Anerkennung zu bekommen. Wir haben darüber hinaus mit dem Qualifikationscheck mit dem Arbeitsmarktservice Wien jetzt schon ein Instrument geschaffen, wo bei Menschen, die hier Asylstatus bekommen, vom ersten Moment an ganz punktgenau geschaut wird: Welche Kompetenzen haben sie? Welche Kompetenzen brauchen sie zusätzlich? Sehr oft ist das natürlich Deutsch, denn wir haben zum Beispiel eine Reihe von hochausgebildeten Technikern und auch Technikerinnen, die sehr gut Englisch können, sehr gut Arabisch können, aber nicht Deutsch können. Da ist sozusagen Deutsch einmal der ganz wesentlichste Punkt. Ein weiteres Programm, das jetzt gerade vom Sozialminister vorgestellt wurde, ist der Plan, das freiwillige soziale Jahr für anerkannte Asylwerber zu öffnen, aber nicht nur das freiwillige soziale Jahr zu öffnen, sondern zunächst einen Qualifikationscheck zu machen, dann Asylwerber, also Flüchtlinge, die nach der Genfer Konvention anerkannt wurden, mit NGOs zusammenzubringen. Ich kann sagen, da ich ja gerade in diesen Tagen sehr, sehr eng mit allen NGOs zusammenarbeite, wie das in dieser Stadt üblich ist, aber auf Grund der Herausforderung gerade ganz besonders, dass das sehr, sehr gut ankommt beim Roten Kreuz, bei der Caritas, bei allen. Wir werden hier nach einem halben Jahr einen Zwischencheck machen, was an Qualifikationen schon gewonnen wurde, um dann sozusagen zusätzliche Förderung noch nachschieben zu können, weil es eben das Ziel ist, dass Menschen möglichst kurz in der Mindestsicherung bleiben. Selbstverständlich wird es aber so sein, dass Menschen, die in Österreich Asylstatus bekommen, insbesondere wenn das sehr schnell geht, zunächst in der Mindestsicherung sein werden. Auch dafür ist sie geschaffen. Aber was wir nicht tun, ist, uns zurückzulehnen, sondern es geht darum, möglichst rasch diese Qualifikationen zu nutzen, damit sie für Wien und für Österreich auch viel Sinn machen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Hebein. Bitte schön. GRin Birgit Hebein (Grüner Klub im Rathaus): Werte Frau Stadträtin, auch einen wunderschönen guten Morgen von meiner Seite! Meine Frage bezieht sich tatsächlich auf die in der Anfrage genannten Auswirkungen der Sanktionen für Jugendliche. Wir sind ja hier ein bisschen skeptisch, ob das tatsächlich Perspektiven entwickelt oder förderlich sein kann. Meine Frage betrifft die Familien. Wissen Sie oder gibt es schon Einschätzungen, Daten, wie viele armutsbetroffene Familien diese Sanktionen und eventuell Kürzungen vom Gesamteinkommen treffen könnten? Vielen Dank. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Die Zahl, von der wir sprechen, die sozusagen für Maßnahmen in Frage kommen, sind eben rund 10 Prozent der 22 500 Minderjährigen, die nicht beim AMS gemeldet sind, die keine Unterstützungsangebote annehmen. Aber wir wollen es gar nicht dazu kommen lassen, denn das ist ja nicht das Ziel. Das Ziel ist ja nicht eine Kürzung, sondern das Ziel ist, dass junge Menschen eine Perspektive bekommen. Die Perspektive bekommen sie aber nur dann, wenn sie mit dem AMS zusammenarbeiten und wenn sie Förderungen in Anspruch nehmen. Deswegen auch die Vorgangsweise, nicht irgendetwas zu kürzen, sondern eine Belehrung der Eltern und ein Begleitschreiben an die Jugendlichen mit der Einladung zu einem Gespräch mit Sozialarbeitern. Und da ich ausgesprochen viel von den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern an sich halte, besonders von denen in der MA 40, bin ich ganz überzeugt, dass es denen gelingen wird, den Eltern und den Jugendlichen klar zu machen, wie wichtig es für das zukünftige Leben der Jugendlichen ist, die Unterstützungsangebote anzunehmen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke schön. – Die letzte Zusatzfrage stellt GR Seidl. Bitte. GR Wolfgang Seidl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja, danke, sehr geehrte Frau Stadträtin, für die Beantwortung der 1. Frage. Ich habe gestern in Vorbereitung auf heute eine APA-Meldung gefunden – Terminaviso für morgen, 24.9. –: „Wehsely übergibt an Ronald McDonald Kinderhilfe Baugrund für neues Haus.“ – So weit, so gut. Ich finde das auch gut, dass man gerade diese Stiftung unterstützt. Das ist ein Baugrund am Gelände des AKH, wie ich dem entnehmen kann. Jetzt auf der einen Seite die Frage: Ist das ein Grund der Stadt Wien? Zweitens frage ich auch deswegen, weil ich diesbezüglich keinen Gemeinderatsbeschluss gefunden habe, allerdings war die Zeit vielleicht zu kurz. Bitte kurz um Aufklärung diesbezüglich. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Mit der Frage hat das überhaupt nichts zu tun. Das heißt, es ist der Frau Stadträtin freigestellt, ob sie dazu etwas sagen möchte oder nicht – sie muss nicht, denn die ursächliche Frage ist ganz eine andere. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wenn die Selbsterkenntnis ist, dass das mit der Frage nichts zu tun hat, Herr Gemeinderat, beantworte ich es gerne. Sind wir uns da einig, dass das an sich nicht zulässig ist? (GR Wolfgang Seidl: Ja, ja!) – Gut, wenn wir uns einig sind, das es nicht zulässig ist, beantworte ich es sehr gerne: Es handelt sich hier um eine Baurechtszurverfügungstellung und das liegt als Unternehmung der Stadt in der Kompetenz des Krankenanstaltenverbundes. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen nun zur 2. Frage (FSP - 02726-2015/0001 - KSP/GM). Sie wurde von Frau GRin Ilse Graf gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet. (Derzeit erlebt Europa eine der größten Fluchtbewegungen seit vielen Jahren. Wien ist hier ein besonderer Dreh- und Angelpunkt für viele Menschen, die Schutz vor Krieg, Tod und Verfolgung suchen. Wie geht die Stadt Wien mit dieser Herausforderung um und welche Hilfeleistungen bietet die Stadt an?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin, Sie fragen mich, wie die Stadt Wien mit der Herausforderung umgeht, dass wir derzeit eine der größten Fluchtbewegungen in Europa erleben und hier Wien ein Dreh- und Angelpunkt für viele Menschen geworden ist, die Schutz vor Krieg, Tod und Verfolgung suchen. Wir haben in Wien eine große und lange Tradition des Helfens von Menschen, die vor Krieg, vor Terror, vor Verfolgung flüchten. Das ist für uns in Wien nichts Neues, ich möchte nur die großen Fluchtbewegungen erwähnen. Ganz besonders möchte ich dabei Ungarn 1956 hervorheben, und zwar deshalb, weil das, was sich in Ungarn jetzt abspielt, genau das Gegenteil von dem ist, was Österreich damals geboten hat, auch 1968 mit Tschechoslowakei. Aber auch der Jugoslawien- und der Bosnien-Krieg sind gute Beispiele dafür, welche Tradition wir in Österreich haben. Die Grundversorgungsvereinbarung besteht seit etwas über zehn Jahren, es gab keinen einzigen Tag, an dem die Stadt die Quote nicht übererfüllt hat. Doch jetzt reden wir gar nicht mehr von Quoten, sondern jetzt sprechen wir davon, wie gehen wir damit um, wenn zehntausende Menschen auf der Flucht sind, viele von ihnen nach Deutschland wollen, aber über Wien nach Deutschland wollen, und auch einige da bleiben werden. Wir haben es geschafft, innerhalb weniger Tage bis zu 8 000 Schlafplätze für Schutzsuchende in Wien zu schaffen. Ich möchte an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Wien für die Erbringung ihrer Dienstleistung – aber auch weit darüber hinaus – danken. Ich möchte allen NGOs danken, an denen man sieht, wie es sich bewährt, wie wir in Wien die Flüchtlingsunterstützung an sich aufgebaut haben – nämlich nicht mit gewinnbringenden Firmen, sondern mit NGOs wie dem Samariter-Bund, der Caritas, der Volkshilfe und vielen, vielen anderen. Ich möchte mich aber ganz explizit bei den tausenden Wienerinnen und Wienern und insbesondere auch bei der Organisation der Zivilgesellschaft „Train of Hope“ für das herausragende Engagement für diese Stadt bedanken. Ich möchte mich auch bei der Wiener Polizei bedanken, die mit größter Umsicht, mit größtem Verständnis und mit größtem Verstehen dafür, wie wichtig die Kooperation in einer solchen Frage ist, vorgeht. Und selbstverständlich bei den Österreichischen Bundesbahnen, wo ich es mir nicht verkneifen kann zu sagen, dass es ein wesentliches Element ist, dass die Österreichischen Bundesbahnen das alles nur leisten können, weil sie ein Unternehmen sind, das im 100-prozentigen Eigentum der Republik Österreich steht. Allen Bundesbahnern und Bundesbahnerinnen sei hier ganz besonders gedankt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von GR Dkfm Dr Fritz Aichinger.) Ich möchte aber darüber hinaus bei dieser Frage auch nicht unter den Tisch fallen lassen, was wir in dieser Stadt an regulärer Unterstützung im Rahmen der Grundversorgung machen. Wir haben seit August 200 zusätzliche Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschaffen. Wir haben alle unbegleiteten minderjährigen Mädchen aus Traiskirchen geholt, wir haben alle Kinder aus Traiskirchen geholt – und das ist etwas, was nicht abreißt, was wir immer noch machen. Wir haben seit Ende Juli 1 330 Personen zusätzlich in die Grundversorgung in Wien aufgenommen, seit Anfang des Jahres waren es 3 200. Wir haben derzeit in Wien rund 11 000 Menschen in der Grundversorgung. Wir haben darüber hinaus in enger Kooperation mit dem Integrationsressort – da es hier nicht um Ressortgrenzen geht, sondern um die Lösung von Herausforderungen – alle Willkommenskurse für Asylwerberinnen und Asylwerber geöffnet. Denn es geht darum, möglichst rasch auch die Werte, die Möglichkeiten, das, was Wien bedeutet und Wien betrifft, kennen zu lernen. Frau StRin Frauenberger hat erst vor wenigen Tagen das Projekt „College“ für die 15- bis 21-Jährigen präsentiert, bei dem wir ab Jänner des heurigen Jahres 1 000 Plätze zur Verfügung stellen. Was eine Selbstverständlichkeit ist, aber gesagt werden muss, weil es in anderen Bundesländern nicht so ist: Selbstverständlich haben mit dem ersten Schultag alle Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die schulpflichtig sind, einen Schulplatz bekommen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Vielen Dank, Frau Stadträtin für die Beantwortung der Frage. Wir kommen nun zu den Zusatzfragen. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Ing Mag Dworak. – Bitte schön. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Grüß Gott, Frau Stadträtin! Sie haben ja schon gesagt, wir wünschen uns alle, dass die Asylverfahren schneller gehen – dies liegt ja natürlich nicht in der Kompetenz der Stadt Wien –, und Sie haben auch von der Berufsqualifikation gesprochen, speziell für Ärzte. Da liegt sicher noch vieles im Argen, ich glaube, das wird noch eine große Herausforderung für die Stadt Wien werden. Da die Menschen ja auf der Flucht sind und viele Papiere verloren gegangen sind, müssen wir in der Stadt Wien noch vieles schaffen, denn wir haben ja bekannterweise ein ganz anderes Berufsausbildungssystem als jene, die beispielsweise aus Syrien sind. Aber ich komme zurück auf die Bedarfsorientierte Mindestsicherung. Wir haben ja im Juni 50 Millionen zusätzlich beschlossen und ich glaube, dass dieses Geld schon aufgebraucht ist. Wir stehen auf der einen Seite vor Herausforderungen, auf der anderen Seite brauchen wir finanzielle Mittel. Wieviel budgetieren Sie bis zum Ende des Jahres von Ihrer Seite her, werden Sie wieder Kredite aufnehmen müssen oder wird das aus Umschichtungen sein? Wie schaut hier die Lage aus? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Die Mindestsicherung ist eine Leistung, auf die Rechtsanspruch besteht, daher ist es eine Selbstverständlichkeit, dass diese Leistung ausbezahlt wird. Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen budgetiert. Wir haben eine Situation – und das ist ja immer ein bisschen nachhinkend –, in der es Arbeitslosigkeit gibt und natürlich auch die Herausforderung, die wir auf Grund der Asylwerberinnen und Asylwerber haben, die in der Mindestsicherung sind, dass zusätzliches Geld notwendig war. Es findet aber der ganz normale Ablauf und Vorgang statt, nämlich dass – in enger Kooperation zwischen dem Budgetreferenten der Abteilung mit dem Budgetreferenten meiner Geschäftsgruppe und mit der Finanzverwaltung der Stadt –, wenn zusätzliches Geld notwendig ist, zusätzliche Überschreitungsanträge gestellt werden. Ich würde nur bitte, daraus jetzt nichts Besonderes zu machen, denn das ist etwas, was ganz oft vorkommt. Ich sage Ihnen ein Beispiel: Es wird für den Winterdienst budgetiert, und wenn dann ein Jahrhundertwinter ist, dann wird es mehr Geld geben und wir werden nicht Mitte Dezember mit dem Schneeräumen aufhören. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt Frau GRin Hebein. – Bitte schön. GRin Birgit Hebein (Grüner Klub im Rathaus): Werte Frau Stadträtin, ich bin wirklich stolz darauf, in einer Stadt zu leben, die jetzt so dermaßen gut handelt und Menschen auf der Flucht unterstützt, und dass wir hier gemeinsam an einem Strang ziehen. Ich möchte auch die Gelegenheit nützen, mich nicht nur Ihrem Dank anzuschließen, sondern diesen auch an den Herrn Bürgermeister richten. Ich habe es für enorm wichtig gehalten, die unbegleiteten Minderjährigen raschest möglich in Wien unterzubringen. Ich sehe es aber auch als unsere Pflicht, aufzuzeigen, welche Zusammenhänge es gibt, wenn ein zukünftiger FPÖ-Kollege Aigner von „Bootstourismus“ spricht, wenn da elendiglich Menschen ertrinken. Auch wenn Parteien von Zäunen und Mauern sprechen, dann ist das einfach so, dass mehr Menschen ertrinken. Insofern auch danke an Martin Margulies. Meine Frage bezieht sich auf die unbegleiteten Minderjährigen. Da hat die Stadt Wien gehandelt und einige Hundert Menschen hier untergebracht. Ich war in Traiskirchen, es kommen natürlich laufend weitere besonders schutzbedürftige Menschen dort an. Meine Frage bezieht sich jetzt wirklich auf Niederösterreich. Ist Ihnen bekannt, ob Niederösterreich auch in irgendeiner Art und Weise etwas Sinnvolles beiträgt? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Abgeordnete, das ist jetzt ein bisschen schwierig für mich zu beantworten, weil es natürlich nicht in meiner Kompetenz liegt. Das, was ich weiß, was Niederösterreich nach langem, langem, langem Ersuchen des Landes Wien macht – und erst, als wir gesagt haben, wir machen es selbst, wenn es Niederösterreich nicht tut –, ist, dass dieser Tage 48 unbegleitete Minderjährige in Eggenburg untergebracht werden. Aus meiner Sicht, aus unserer Sicht wäre es möglich, auf diesem Areal dort sehr gut die dreifache Anzahl von Jugendlichen unterzubringen, diese auch gleich sinnvoll zu beschäftigen, indem sie die Räumlichkeiten dort herrichten können. Aber ich kann das leider hier nur zur Kenntnis nehmen. Da ist jedenfalls Luft nach oben. In der jetzigen Situation ist es so, dass der Großteil der Schlafplätze sehr gut und in guter Kooperation und in großer Ordnung in Wien geschaffen wird. Auch hier leistet Niederösterreich nicht das, was der Größe des Landes entsprechen würde. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke schön. – Die nächste Zusatzfrage stellt GR Mag Jung. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin, Sie haben vorhin Ungarn als Beispiel angeführt. Ich gehöre zu jenen, die sich an diese Zeit noch gut erinnern können, aktiv, weil ich alt genug bin. Meine Eltern haben damals zwei Jugendliche aufgenommen. Das hat einigermaßen funktioniert, weil die Eltern die Sprache beherrscht haben – es werden wenige Österreicher heute Farsi oder auch Arabisch sprechen. Aber ganz abgesehen davon und wegen des Vorwurfs von Frau Kollegin Hebein in diesem Zusammenhang: Wie viele Ihrer Abgeordnetenkollegen haben denn bisher Flüchtlinge und unbegleitete Jugendliche aufgenommen? Das wäre schon ganz interessant zu wissen, nach den vielen Gutmenschenpredigten. Frau Stadträtin, Ungarn als Beispiel taugt nicht. Denn Ungarn war eine Sache von wenigen Tagen, dann war der Flüchtlingsstrom vorbei, und nach einem halben bis dreiviertel Jahr sind viele zurückgegangen. Dieser Flüchtlingsstrom erstreckt sich aber voraussichtlich, so sagt UNHCR, über Jahre hinweg. Das heißt also Kosten über Jahre hinweg. Jetzt sage ich gar nichts Negatives gegen den Einsatz dieser Mittel. Die Frage ist allerdings die: Wie viele Mittel sind für heuer eingeplant beziehungsweise planen Sie Budgetüberschreitungen? Man muss mit einer gewissen Zahl planen. Man kann nicht sagen, dann machen wir halt, denn dann kriegt man Chaos. Und wie viel planen Sie vor allem für die Zukunft? Denn das wird sich im Budget des nächsten Jahres massiv niederschlagen, denn die Zahlen werden sich nicht verringern, sondern sie werden sich verdoppeln, verdreifachen. Haben Sie da Vorsorge getroffen, oder werden Sie Vorsorge treffen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrter Herr Gemeinderat, ich bin der Meinung, dass es Situationen gibt, wo sich Haltung und Charakter zeigen. Eine solche Situation hatten wir vor wenigen Wochen, als sich die Frage stellte, ob man das weiter zulässt und so tut, als hätte man nichts zu tun damit, wie mit Flüchtlingen in Ungarn umgegangen worden ist, die dort misshandelt wurden – ich habe wie Sie die Bilder gesehen –, denen Essen zugeworfen wurde, wie ich das sonst nur aus Schönbrunn aus dem Käfig kenne. Lässt man das zu und schaut man da zu und riskiert man fürchterliche humanitäre Situationen, oder entscheidet man wie Deutschland, die CDU- Kanzlerin und Österreich entschieden haben, und entscheidet darüber hinaus so, wie der Wiener Bürgermeister entschieden hat, dass diese Stadtverwaltung das macht, was sie kann, nämlich effizient und effektiv auf der einen Seite – und viele Schülerinnen und Schüler sind heute da – neue, schöne, moderne Berufsschulen für unsere jungen Menschen zu bauen und auf der anderen Seite jenen zu helfen, die auf der Flucht vor Terror und vor Krieg sind? Da war die Entscheidung eine ganz eindeutige und wir haben all das in unserer humanitären Managementaufgabe gemacht, die wir in dieser Stadt wahrnehmen, und zwar nicht nur als Stadt, sondern mit den NGOs und mit einer breiten Unterstützung der Wienerinnen und Wiener. Herr Jung, warum mich Ihre Frage ein bisschen unangenehm stimmt, ist nicht der Wortlaut der Frage selbst. Ich bin nur ganz überzeugt davon, dass, als wir im Jahr 2002 das Jahrhunderthochwasser in Österreich hatten, kein Politiker und keine Politikerin von der FPÖ gefragt wurde, noch bevor dort die Feuerwehr, die Rettung, die NGOs zum Einsatz gekommen sind, um Menschen vor der Flut, nicht vor der Flucht, vor der Flut zu helfen, ob das eigentlich eh schon budgetiert ist (GR Mag Wolfgang Jung: Wie wissen Sie es vom nächsten Jahr? Das ist es!), weil es nämlich die Aufgabe der Politik ist, in solchen Situationen zu handeln. Und selbstverständlich gibt es auch für die Frage, welche Kosten daraus erwachsen werden, Berechnungen. Der Finanzminister der Republik – denn, wie Sie ja sicherlich wissen, ist die Frage des Flüchtlingswesens und auch die Frage des Katastrophenschutzes eine Bundeskompetenz –, die Bunderegierung budgetierte bei ihrer Konferenz, die sie vor einer Woche hatte, die Notwendigkeiten für das heurige Jahr mit 495 Millionen EUR. 495 Millionen EUR, das ist sehr viel Geld. Es ist aber immer gut, sehr hohe Zahlen in den Vergleich mit anderen Ereignissen zu stellen. Und so kann ich Ihnen sagen, dass die Jahrhunderthochwasser-Katastrophe 2002 2,2 Milliarden EUR gekostet hat, und jeder Cent davon war gut und richtig eingesetzt, und dass für die Bankenrettung, die ich im Gegensatz zu anderen für vollkommen richtig halte – ich halte jeden Cent, der da eingesetzt wurde, für richtig, weil er großes Leid über Menschen gebracht hätte, die mit Banken überhaupt nichts zu tun haben –, in den letzten Jahren in Österreich 9,5 Milliarden EUR eingesetzt wurden. Daher, Herr Jung, wir handeln in dieser Stadt richtig. Wir haben in dieser Stadt ein Management, dem es obliegt, die Zukunft für junge Lehrlinge in dieser Stadt zu organisieren, indem heuer eine brandneue Berufsschule in Betrieb gegangen ist, und wir haben es auch im Griff, Menschen, die vor Terror auf der Flucht sind, so zu helfen und so unterzubringen, dass wir uns selbst in den Spiegel schauen können. Ja, und wir wissen auch, wie wir es finanzieren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – GR Mag Wolfgang Jung: Ich will ja nur wissen, wie viel wir einsetzen! Das sagen Sie mir nicht!) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt Frau GRin Graf. GRin Ilse Graf (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin, es gibt immer wieder Stimmen, die befürchten, dass die aktuelle Flüchtlingsbewegung weniger Maßnahmen für Obdachlose, für BMS-BezieherInnen beziehungsweise Arbeitssuchende bedeutet. Stimmt das? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin, wahr ist vielmehr, dass es hierbei nicht um entweder-oder geht, sondern darum, dass wir in dieser Stadt auf alle Menschen, und zwar unabhängig davon, wo sie herkommen, aber ganz besonders natürlich, was junge Menschen und deren Zukunft betrifft, einen absoluten Schwerpunkt legen. Ich habe, weil ich ja nicht wusste, welche Frage Sie mir stellen, zuvor schon einen Punkt vorweggenommen, und zwar, dass für die Lehrlinge dieser Stadt eine ganz neue Berufsschule errichtet wird, die, würde ich sagen, alle Stücke spielt. Ich war ein bisschen mit den neuen Tafeln überfordert, aber ich glaube, sie sind an sich wirklich super. Es ist kein Zufall, sondern eine politische Entscheidung und eine Investition in die Zukunft, dass wir das Wiener Jugendpaket gerade jetzt schnüren, wo es darum geht, dass jeder Jugendliche in dieser Stadt eine Ausbildung bekommt, dass wir uns nicht damit zufrieden geben, wenn Jugendliche das nicht annehmen, sondern dafür sorgen, dass das so geschaffen wird, dass sie es annehmen können. Es ist Realität in dieser Stadt, dass wir in den letzten Jahren 36 Pflegewohnhäuser neu errichtet haben, dass es kein einziges altes Pflegeheim mehr in dieser Stadt gibt. Auch das ist kein Zufall, sondern das sind natürlich politische Entscheidungen. Und dazu gehört es aber auch, dass wir Menschen, die Schutz suchen, die auf der Flucht sind, anständig behandeln, und dass wir sie so anständig behandeln, dass auch die Wienerinnen und Wiener da gut mit dabei sind. Das ist eine Frage des guten städtischen Managements, und ich bin überzeugt davon, dass wir das in der Vergangenheit so gemacht haben und auch in Zukunft so machen werden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geehrte Frau Stadträtin, danke für die Beantwortung insgesamt der 2. Frage. Wir kommen nun zur 3. Frage (FSP - 02731-2015/0001 - KU/GM), sie wurde von Herrn GR Dr Aigner gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtet. (Medienberichten zufolge wurde eine Kindergartenpädagogin unter anderem deshalb gekündigt, weil sie mit den Kindern über das Weihnachtsfest gesprochen hat. Diese Vorgangsweise ist skandalös. Sie widerspricht auch den von Ihnen immer wieder gemachten Beteuerungen, dass in Wiener Kindergärten sehr wohl über christliche Feste wie Nikolo, Weihnachten und Ostern gesprochen werden darf. Wie stellen Sie sicher, dass es in Zukunft für die Mitarbeiter, die selbiges machen, keine negativen dienstlichen Konsequenzen geben wird?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrter Herr Gemeinderat, ich kann Ihnen, ich kann den 100 Abgeordneten dieses Hauses, ich kann vor allem aber auch den 7 500 Beschäftigten in der MA 10 versichern – und Sie wissen es auch sehr genau, aber ich will es ganz bewusst auch an dieser Stelle klar und deutlich sagen –, dass selbstverständlich niemand in der MA 10 oder sonst irgendwo im Wiener Magistrat auf Grund der Tatsache, dass er Feste, in diesem Zusammenhang christliche Feste feiert und einen inhaltlichen Zusammenhang herstellt, gekündigt wird. Es ist wichtig, gleich einmal einleitend zu sagen – denn Sie fragen mich ja auch danach, wie ich sicherstellen werde, dass das in Zukunft nicht mehr passieren wird –, dass es nicht passiert ist. Es wird nicht passieren und – ich sage auch ganz deutlich – es darf nicht passieren. Das ist auch der Leitung der MA 10 ganz klar, das ist dem gesamten Personalbereich seitens der Stadt ganz klar und das findet sich ja auch in den entsprechenden Gesetzen. Es ist auch für die Sozialdemokratie immer besonders wichtig gewesen, dass aber auch dann, wenn sich eine Mitarbeiterin/ein Mitarbeiter ungerecht behandelt fühlt, diese oder dieser die Möglichkeit hat, letztendlich auch den Rechtsweg zu beschreiten. Es war gerade die Sozialdemokratie, die ja für Arbeits- und Sozialgerichte gekämpft hat und vieles andere mehr, damit sichergestellt wird, dass selbst dann, wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, ihm ein entsprechender Rechtsweg offensteht. Das war die eine Anmerkung. Die zweite Anmerkung: Es ist halt immer eine Schwierigkeit in der Politik, dass man bei veröffentlichten, angeblichen, vermeintlichen Tatsachen immer das Problem hat, wie weit man eigentlich mit den entsprechenden Tatsachen an die Öffentlichkeit geht. Als jemand, der sehr große Bedenken bei dem gesamten Bereich Vorratsdatenspeicherung hat, der ganz besonders dem Datenschutz auch in seinem politischen Alltag einen großen Stellenwert einräumt, ist es mir daher auch nicht möglich, auf den konkreten Sachverhalt einzugehen. Das ist ein Problem, denn da hat man immer ein bisschen Argumentationsnot. Der eine kann etwas behaupten, der andere kann es nicht widerlegen. Ich stehe aber zu diesem Problem, weil mir der Datenschutz von Beschäftigten in dieser Stadt ganz besonders wichtig ist, ganz egal, ob sie letztendlich einen Vorwurf erheben oder nicht – und daher nichts dazu. Ich möchte aber schon auch ganz klar sagen, 7 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Stadt leisten tagtäglich hervorragende Arbeit mit den Kindern, bringen mit sehr viel Engagement, eigenen Ideen und Kreativität letztendlich Leben in die Kindergärten, was nicht zuletzt auch großen Zuspruch von der Wiener Bevölkerung erfährt. Diese 7 500 und auch zig Tausende Eltern, die ihre Kinder in Wiener Kindergärten haben, wissen ganz genau, dass selbstverständlich der Nikolo gefeiert wird, Weihnachten gefeiert wird, Ostern gefeiert wird, es viele derartige Feste gibt, die gefeiert werden. Alleine diese Tatsache der Lebensrealität in den Kindergärten widerlegt einfach schon, dass tatsächlich hier irgendjemand um seinen Job bangen muss, wenn über diese Feste – und das ist ein pädagogisches Grundprinzip, dass natürlich auch über Feierlichkeiten, über Feste, über Aktivitäten in den Kindergärten – gesprochen wird. Das fängt schon beim ganz normalen Spiel in der Puppenküche an, dass man darüber spricht, was das für das Leben einer Familie heißt, dass man natürlich auch bei den entsprechenden christlichen Feste auch über den Hintergrund nicht nur sprechen darf – das ist mir wichtig –, sondern letztendlich auch sprechen soll. Das ist ganz klar. Auf der anderen Seite bitte ich Sie, sich nur einmal vor Augen zu führen, völlig unabhängig von der Frage christliches Fest, sondern irgendeine andere Feierlichkeit, was es bedeuten würde, wenn jede Pädagogin/jeder Pädagoge letztendlich ihre Arbeit in Kindergärten – und wir reden über die Altersstufe der Null- bis Sechsjährigen – dazu benützen würde, ihre persönliche Überzeugung in allen Details den Kindern etwas missionarisch näherzubringen. Wir haben viele sozialdemokratische KindergartenpädagogInnen, man stelle sich nur vor, diese würden tagtäglich die Kinder missionieren! Das ist letztendlich immer ein sehr enger Grat der pädagogischen Arbeit. Und ich glaube, da sind wir uns auch durchaus einig, dass das daher auch in einem vernünftigen Ausmaß passieren soll, so wie es ja auch nicht nur im Wiener Bildungsplan, sondern auch im österreichweit gültigen Bildungsplan – der vor allem auch von sehr vielen traditionellen Bundesländern praktiziert wird, von Bundesländern, in denen die Kirche noch einen völlig anderen Stellenwert hat – letztendlich breiteste Akzeptanz gefunden hat und in der tagtäglichen Arbeit auch liefert. Deshalb, noch einmal: Es wird in Wien niemand wegen seiner Arbeit im Zusammenhang mit christlichen Festen in irgendeiner Form Angst haben müssen, dass er diese nicht entsprechend ausüben kann. Wenn sich nach Gesprächen, die über mehrere Stunden gedauert haben, letztendlich in Protokollen Formulierungen finden, wo auch darüber gesprochen wird, dann bitte ich, immer den Gesamtzusammenhang zu sehen. Sie haben ihn nicht, genauso wenig wie ich ihn zu Recht nicht habe. Andere haben ihn, und die wissen sehr genau, was sich dahinter noch verbirgt. Genauso wie niemand gekündigt wird, weil er Weihnachten feiert, genauso halte ich einmal mehr fest – und das ist mittlerweile fast schon Praktik bei jeder meiner Beantwortungen im Rahmen der Fragestunde: Es gibt den Nikolo im Kindergarten, es gibt Weihnachten im Kindergarten, es gibt kein Schweinefleischverbot im Kindergarten, und die Kinder sind sehr gerne dort, weil sie ganz genau wissen, dass wir auf die pädagogische Arbeit und auf die pädagogische Qualität in den Wiener Kindergärten größten Wert legen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung des ersten Teils. Wir kommen nun zu den Zusatzfragen. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Dr Aigner. – Bitte schön. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Gestatten Sie mir oder gestatte mir, dass ich, bevor ich meine Zusatzfrage stelle, auch dir ein herzliches Dankeschön in deiner Funktion als Vorsitzender sage, denn alleine die Tatsache, dass ich als klubfreier Mandatar eine Frage stellen darf, habe ich nicht zuletzt auch dir zu verdanken. Deine Fürsorge hat eben dazu geführt, dass ich jetzt sehr viele, sehr interessante und schöne Jahre hier im Gemeinderat auch ohne Klubzugehörigkeit verbringen durfte. Das war nicht selbstverständlich und ich möchte dir auch ein herzliches Dankeschön sagen, verbunden mit allen guten Wünschen für die Zeit nach dem Gemeinderatsvorsitz. Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Man kann ja nie genug Lob bekommen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Als strenger Vorsitzender muss ich jetzt sagen, du hast einen Teil deiner Zeit verbraucht, du musst zur Frage kommen. GR Dr Wolfgang Aigner (fortsetzend): Ich hole es sofort ein. Herr Stadtrat, ich danke Ihnen auch für die Beantwortung. Ich möchte nur noch vorausschickend sagen, dass Weihnachten, Ostern und andere gesetzliche Feiertage natürlich eine rechtliche Verankerung haben, und dass man über diese Feiertage auch in Schule und Kindergarten spricht, ergibt sich einfach daraus, weil Kinder fragen, warum haben wir Ferien, warum haben wir frei. Insofern denke ich, dass man die SPÖ oder sonstige Ideologie nicht mit den gesetzlichen Feiertagen gleichsetzen kann. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wie machen wir es mit dem Maiaufmarsch?!) – Den Tag der Arbeit natürlich auch, selbstverständlich. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Nur damit wir es klarlegen, damit wir das ein bisschen in die pädagogischen Planungen aufnehmen können!) – Ja selbstverständlich, der Tag der Arbeit ist genauso ein gesetzlicher Feiertag, der auch erklärt gehört, und das ist auch wichtig. Insgesamt beruhigt mich Ihre Antwort, aber eines möchte ich sagen: Es entsteht schon der Eindruck, dass es doch gewisse administrative Schranken gibt. Die Nikolos mussten sich dann vor den Kindern umziehen, weil man angeblich Angst vorm Nikolo hat, beim Adventkranz hat es geheißen, die Haftung, wenn da irgendetwas passiert – so als ob beim Adventkranz nur Kerzen sind. Irgendwo entsteht doch der – hoffentlich falsche – Eindruck, dass man es den Bediensteten zumindest administrativ in gewisser Weise erschwert, in diese Richtung tätig zu werden. Kann ich daher Ihre heutigen Ausführungen dahin gehend in eigene Worte fassen, dass es auch diese administrativen Schwierigkeiten nicht gibt, sondern dass es wirklich, so wie Sie sagen, auch erwünscht und der Stadt auch wichtig ist, dass eben diese Feierlichkeiten, die ja bei uns nicht nur Religiöses, sondern auch Tradition bedeuten, auch in den Kindergärten entsprechend vorkommen dürfen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Noch einmal: Völlig klar, einerseits ist es mir ganz besonders wichtig zu sagen, es geht hier weder um administrative Schranken, die irgendwelchen PädagogInnen auferlegt werden, es geht aber auch nicht um die pädagogischen Vorgaben, die seitens der Stadt gemacht werden. Ich glaube, dass die PädagogInnen in Wien gemeinsam mit den vielen AssistentInnen, die hilfreich zur Seite stehen, selbst ganz genau wissen, was sie tun können. Und es ist – und darauf möchte ich schon hinweisen – durchaus die Praxis, zum Beispiel Nikolaus zu feiern, weil Sie das angesprochen haben, eine Praxis, die von PädagogInnen ganz maßgeblich bestimmt wurde. Es kommt nicht von irgendwoher, dass gerade diese pädagogische Praxis zum Beispiel – man höre und staune – die St Nikolaus-Kindertagesheimstiftung ganz genauso praktiziert. Eine Einrichtung, die der katholischen Kirche sehr nahe steht, die letztendlich auch Träger dieser Kindergärten ist, hat keinerlei Unterschiede in der pädagogischen Praxis zu dem, was die Stadt macht, aber natürlich vor einem anderen konfessionellen Hintergrund als die Stadt. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt, der wichtig ist: Es gibt trotzdem einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Schulsystem und dem Kindergartensystem. Im Schulsystem ist Religionsunterricht ein fixer Bestandteil auch des Lehrplanes. In den Kindergärten ist dem nicht so. Natürlich werden dort Feste gefeiert, natürlich werden dort konfessionelle Feste gefeiert, und das sind – ich weise auch ausdrücklich darauf hin – natürlich nicht nur christliche Feierlichkeiten, es können auch andere sein, die dort praktiziert werden. Und da ist es selbstverständliche Praxis der PädagogInnen, dass sie – und ich habe schon darauf hingewiesen – auch den Hintergrund erklären. Und die dritte Sache, es wird immer so vermischt: Auf der einen Seite pädagogische Richtlinien zum Beispiel für das Abhalten von Festen und Feierlichkeiten – und das betrifft nicht nur den Nikolaus, sondern durchaus Halloween als Fest –, und es ist ein wesentlicher Grundsatz, bei den Kindern mit den Festen keine Angst zu erzeugen. Ein wesentlicher Hintergrund dabei ist natürlich sowohl beim Nikolaus als auch bei anderen Festen, wie dem Laternenfest, wo man in der Nacht teilweise im Wald spazieren geht, es so zu machen, dass die Kinder keinen Ängsten ausgesetzt sind. Das ist die pädagogische Praxis und auch das pädagogische Fachwissen der PädagogInnen, da brauchen Sie mich nicht dazu, da brauchen sie Sie nicht dazu, da brauchen Sie den Magistrat nicht dazu, oder Ähnliches mehr. Anders ist es schlicht und ergreifend bei der Frage, ob in einem Kindergarten Kerzen herumstehen dürfen und wer die Haftung dafür übernimmt. Das kann mir jetzt gefallen oder nicht gefallen. Ich kann Ihnen viele Bereiche aufzählen, bei denen ich mir denke, es gibt mittlerweile ein Sicherheitsbedürfnis, auch von den Eltern, das durchaus auch ein bisschen übersteigert ist und wo ich glaube, man könnte in manchen Richtlinien auch in dieser Stadt, letztendlich auch in der Republik den Kindern durchaus mehr Freiheit zutrauen. Tatsache ist aber nun einmal, dass es bei kleinsten Verletzungen, nicht mehr, wie es noch vor einigen Jahren selbstverständlich war, wenn ein Kind von der Schaukel fällt und sich die Hand bricht, gesagt wird, oh je, das ist halt passiert, sondern eine Vielzahl von Eltern mittlerweile auch mit Anwälten auftauchen. Und daher ist die rechtliche Absicherung in so einer Situation für die PädagogInnen ganz maßgeblich. Und da wird der Unterschied zwischen Opposition und Regierungsverantwortung deutlich, oder auch zwischen jenen, die administrativ tätig sind. Diese Verantwortung kann letztlich niemand den PädagogInnen und den AssistentInnen abnehmen. Denn was ist, wenn etwas was passiert? – Ich weiß genau, wie die Debatten hier laufen würden. Ich kann mir gut vorstellen, wenn man sagt, jeder kann tun, was er will, offenes Feuer ist gar kein Problem im Kindergarten, wer dann der Erste ist, der danach schreit, dass es klare Regulative gibt. Deshalb ein klarer Hinweis darauf: Immer für die PädagogInnen, sie sind in dieser Situation selbstverständlich auch verantwortlich, und daher ist es nur ratsam, statt der brennenden Kerze – und mittlerweile hat die Technologie ja auch einen gewissen Fortschritt gemacht, jeder hat sie mittlerweile daheim im Fenster stehen, und jeder weiß in der Regel auch, warum er sie stehen hat – LED-Kerzen zu nehmen. Darum geht es und um nichts anderes: nicht um administrative Behinderungen, sondern um die Sicherheit der Kinder in den Wiener Bildungseinrichtungen. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Schneider gestellt. – Bitte. GRin Mag Ines Schneider (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat, ich möchte nochmals kurz auf das zurückkommen, was Sie wegen der Adventkränze gesagt haben. Mir ist vollkommen klar, dass Sie sich rechtlich auch absichern müssen, dass es hier um Sicherheitsgründe geht. Aber ich glaube, gerade der Nikolaus, die Adventzeit, die Adventkränze, auch mit brennenden Kerzen darauf, sowie auch die Weihnachtszeit sind doch auch ein Teil unserer Kultur, unseres Brauches und unserer Wertehaltung, die wir seit Jahrhunderten auch unseren Kindern immer wieder vermitteln. Und da geht es doch auch darum, dass man auch mit Kindern einen Adventkranz mit Kerzen anzünden kann. Auch wenn Sie sich jetzt auf die Sicherheitsmaßnahmen beziehen, man kann ja einen Kübel Wasser daneben hinstellen, es ist ja eine Aufsichtsperson da. Ich denke schon, dass es eine Atmosphäre ist, das auch den Kindern nahezubringen (Beifall von GR Dr Wolfgang Ulm und GR Mag Wolfgang Jung.), auch im Kindergartenalter weiter ein bisschen Romantik, eine gewisse Klischeehaltung auch zu verbreiten und ihnen zu zeigen, dass Kerzen nicht böse sind, nicht weh tun und nicht gleich Feuer fangen müssen, wenn ich die Sicherheitsmaßnahmen einhalte. Aber zu meiner Frage kommend: Wenn man so mit Personal umgeht und wir aber trotzdem ein Manko haben, gerade in der Kindergartenpädagogik und gerade auch im Betreuungsschlüssel bei den Kindergärten in Wien, wo wir ja wissen, dass knapp 3 000 Kindergartenpädagogen fehlen, wie wollen Sie in Zukunft dieses Problem angehen? Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich gebe Ihnen gleich das Wort, Herr Stadtrat, ich darf nur die Zusatzfrager bitten, sich darauf zu konzentrieren, dass die Zusatzfrage längstens zwei Minuten dauern darf. Bei allem Verständnis für Romantik und Nikolaus, trotzdem sollten wir das einhalten. – Bitte, Herr Stadtrat! Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrte Frau Abgeordnete, ich unterschreibe jeden Punkt des ersten Teils Ihrer Wortmeldung. Deshalb auch an dieser Stelle noch einmal klar – und ich sollte es in der Aufzählung vielleicht noch dazunehmen: Es gibt den Nikolo, es gibt das Weihnachtsfest, es gibt kein Schweinefleischverbot und es gibt auch Kerzen in den Kindergärten. Worum es geht, ist, dass auch ganz klar festgelegt wurde, dass es in der Verantwortung der Pädagogin liegt, die kann ich ihr nicht abnehmen. Und das versteht auch jede Pädagogin, dass niemand in der großen Behörde ganz oben steht und sagt, macht einfach, sondern dass es dafür auch Auflagen gibt und die Pädagogin vor Ort letztendlich darauf schauen muss. Ich kann nicht bei jedem Adventkranz sein. Das ist der einzige Punkt, um den es geht. Es gibt die Adventkränze, es gibt auch die Möglichkeit, Kerzen zu nehmen, es gibt eine klare Richtlinie dafür, die zu beachten ist. Es muss ein feuerfester Untergrund sein, es muss die Pädagogin den Adventkranz auch ständig im Blickfeld haben und er sollte nicht die ganze Zeit vor sich hin brennen, ohne dass parallel dazu ein pädagogisches Programm stattfindet. Das sind die wesentlichen Punkte – ich habe es jetzt sehr vereinfacht gesagt –, die eine Pädagogin zu verantworten hat. Und das findet sich auch darin, mit dem Hinweis, man kann sich das alles möglicherweise auch ersparen, wenn man sich als Pädagogin unsicher ist. Und noch einmal: Da sind die pädagogische Kompetenz und das pädagogische Fachwissen der Pädagogin – und ich glaube, das ist ja fast schon ungerecht, was wir da diskutieren – groß genug, dass sie sagt, ich mache das oder ich mache es nicht. Es verbietet ihr niemand, aber es ist ganz klar auch festgelegt, dass ihr diese Verantwortung niemand abnehmen kann, genauso wie in vielen anderen Bereichen. Es geht um nicht mehr, daher noch einmal zur wirklichen Einschätzung und ich unterstreiche es noch einmal: Ich glaube, es ist zumutbar, ich glaube, sie sind verwendbar, man kann es tun, wir können nur nicht den PädagogInnen – Sie nicht, ich nicht, der große Magistrat, die Baupolizei, die Feuerwehr oder sonst niemand – die Verantwortung abnehmen. Auf diesen Punkt weise ich immer hin, weil das dann immer der große Diskussionspunkt ist. Und ich bin sehr froh darüber, dass viele pädagogische MitarbeiterInnen, nicht nur in den Kindergärten, auch in den Schulen letztendlich genau das tun, was sie sagen: unter hoher pädagogischer Qualität, unter der klaren Fachaufsicht das auch zu tun, ungeachtet davon, dass man sagen muss, es gibt eine einfache Möglichkeit. Aber ich begrüße das durchaus. Zum zweiten Punkt, um endlich mit diesem Mythos aufzuräumen, Sie wissen es, denn ich habe es eigentlich schon vor zwei Monaten an dieser Stelle gesagt: Wir sind mittlerweile in Wien in einer Situation, dass wir keine Dienstposten im Bereich der PädagogInnen unbesetzt haben. Dieser PädagogInnenmangel, dieses große Problem, das wir durchaus vor vier, fünf Jahren hatten, ist nicht zuletzt dank der vielfältigen Ausbildungsoffensiven in der Stadt mittlerweile bewältigt. Wir bilden über 800 PädagogInnen in unserer eigenen BAKIP aus. Nicht zuletzt – dies ist eine durchaus auch von Ihrer Seite ein bisschen kritisierte Maßnahme, nämlich verstärkt Pädagoginnen und Pädagogen nach der Matura auszubilden – haben wir hier auch einen entsprechenden Abgang, mit der entsprechenden Sicherheit, dass diese Menschen sich wesentlich bewusster für den Beruf entscheiden und deshalb auch in den Beruf einsteigen. Deshalb kann ich für den städtischen Bereich sagen, dass auf der einen Seite mittlerweile alle Dienstposten, die wir für PädagogInnen haben, inklusive des Wachstums, mittlerweile von qualifizierten Pädagoginnen und Pädagogen besetzt sind. Eigentlich sind es sogar schon ein bisschen mehr, weil Sie ja wissen, dass wir ursprünglich auch einige AssistentInnen im pädagogischen Einsatz hatten. Und nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass es hier die zusätzlichen Ausbildungsmaßnahmen seitens der Stadt gibt, profitieren maßgeblich natürlich auch die privaten Kindergärten mittlerweile von dieser Ausbildungsoffensive, weil wir dadurch weniger PädagogInnen aus den anderen Bundes-BAKIPs abwerben müssen. Diese Zahlen, die hier kursieren, stimmen also mittlerweile für den städtischen Bereich nicht mehr. Wir haben auch nicht vor, die Ausbildungsoffensive zu reduzieren, sodass sich die Lücke, die sich jetzt über mittlerweile zwei Jahre kontinuierlich schließt, auch im gesamten Sektor der Privaten weiterhin schließt und sich schon sehr rasch auf null befinden wird. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage wird von GR Kops gestellt. – Bitte schön. GR Dietrich Kops (Klub der Wiener Freiheitlichen): Grüß Gott, Herr Stadtrat, es ist schon ein bisschen seltsam, wenn Sie die Vermittlung unserer Werte und Traditionen als missionarisch abtun. Das nur kurz zu einem Punkt Ihrer Beantwortung. Jetzt komme ich zu meiner Frage. Ein weiterer Grund soll ja laut Verhörprotokoll gewesen sein – allein das ist ja auch schon ein Skandal, dass eine Mitarbeiterin verhört wird –, dass sie kritisch zur gender-gerechten Erziehung steht. Mein Frage ist dahin gehend: Wird es jetzt übliche Praxis sein, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese seltsame gender-gerechte Erziehung ablehnen oder ihr kritisch gegenüberstehen, sofort gekündigt werden? Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das große Manko der Fragestunde ist immer, dass die Frage leider nur in eine Richtung gestellt werden und ich nicht hinterfragen kann, woher Sie diesen Begriff des Verhörprotokolls haben. Es ist das gute Recht und es ist ein erkämpftes Recht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, das ist ein ganz wesentlicher Bereich, auch in diesem Fall und gerade in diesem Fall, dass die Arbeitnehmerin auch gegenüber der Behörde, auch gegenüber dem Personalreferat der MA 10 ihre Sichtweise darlegen kann. Da geht es nicht um ein Verhör, sondern da geht es genau für allfällige Arbeitsgerichtsprozesse um die Möglichkeit des Arbeitnehmers, dass dieser seine Sichtweise darlegt. Das ist doch ein wesentlicher Unterschied zu irgendeinem Verhörprotokoll. Sie kennen sich tatsächlich nicht aus, und da sollte man eigentlich nach vier oder fünf Jahren in diesem Haus schon wenigstens ein bisschen wissen, worum es tatsächlich geht. Zum zweiten Bereich: Der Bildungsplan, der letztendlich auch gender-sensible Pädagogik als wesentliche Grundlage der pädagogischen Arbeit sieht, gilt in gesamt Österreich. Auch dafür wird niemand gekündigt, wenn er irgendeinen Teil dieses Bildungsplans nicht als Bibel sieht. Aber es ist das Handlungsmotiv, und es ist ein akkordiertes Handlungsmotiv, ähnlich wie die Lehrpläne in den Schulen. Und das fällt nicht vom Himmel, sondern das ist gut praktizierte Praxis in allen neun Bundesländern, da wird sich auch Wien nicht ausklinken. Daher ist auch gender-sensible Pädagogik natürlich ein Bestandteil der pädagogischen Arbeit, im Übrigen nicht nur seit heute in den Kindergärten, sondern seit Jahrzehnten. (Beifall bei der SPÖ.) Der wesentliche Punkt ist nur, dass vor Jahren meine Vorgängerin erstmals das getan hat, wovon man sagen könnte, das hätte man in Österreich schon Jahrzehnte vorher machen sollen, nämlich tatsächlich ins Bewusstsein zu rufen, dass der Kindergarten eine Bildungsinstitution ist, ins Bewusstsein zu rufen, dass letztendlich auch pädagogisches Handeln einen Rahmen braucht, und deshalb Wien ein Pionier war und einen Bildungsplan erstellt hat. Einen Bildungsplan, der mittlerweile in allen neun Bundesländern praktiziert wird, in allen neun Bundesländern gleich gehandhabt wird. Einmal mehr, es braucht sich in Wien niemand fürchten, der im pädagogischen Bereich arbeitet, dass er gekündigt wird, nur weil er ein Vergehen in irgendeinem Bereich macht. Und ich habe auch nicht – und das ist mir auch noch wichtig, lesen Sie das Protokoll nach – von Missionieren geredet. Nachdem da jetzt die Anregung gekommen ist, wir sollten auch ein bisschen mehr beim 1. Mai auf das pädagogische Handeln in den Kindergärten Einfluss nehmen, möchte ich mir anschauen, wenn man das erste Mal probiert, dort vielleicht auch noch Mitglieder zu werben, was Sie als Erste sagen würden: Das geht nicht, nein, das geht nicht! Da war die Begründung gesetzlicher Feiertag. Es gibt den gesetzlichen Feiertag „Tag der Arbeit“. Das ist so und der steht dahinter. Also bitte diskutieren wir nicht darüber, auch das Weihnachtsfest gehört nicht nur einer Partei. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist schon ein Unterschied!) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nunmehr zur 4. Anfrage (FSP - 02729-2015/0001 - KVP/GM). Sie wurde von GR Norbert Walter gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. (Erachten Sie die Zahl der jährlichen Wohnungsneubauten in Wien angesichts des hohen Bevölkerungswachstums als ausreichend hoch?) Bitte zur Beantwortung. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Sehr geschätzter Herr GR Norbert Walter! Die Frage hat sich auf die Anzahl der jährlichen Wohnungsneubauten bezogen und ob Wien entsprechend den Wohnbevölkerungszahlen und dem Wohnbevölkerungswachstum, das wir derzeit zu bestreiten haben, auch eine ausreichende Neubauleistung hat. Ich kann das kurz mit Ja beantworten. Wir haben in den vergangenen Jahren, wie in der Frage richtig formuliert, ein sehr starkes Bevölkerungswachstum. In den Jahren von 2007 bis 2014 haben wir 144 000 Personen mehr in der Stadt, das entspricht in etwa der Bevölkerungsanzahl von Salzburg. Und in dieser Zeit von 2007 bis 2014 haben wir insgesamt 67 000 Wohneinheiten fertiggestellt, ein großer Teil gefördert, ein nicht unbedeutender Anteil auch an freifinanzierten Wohnungen. Das heißt, es ist, wenn man sich die Zahlen der Bevölkerungsentwicklung ansieht und das mit den Neubauzahlen in Relation setzt, eine sehr, sehr gute Relation. Wir haben im vergangenen Jahr 7 273 geförderte Wohnungen übergeben, mehr als in jeder europäischen Großstadt, und wir haben sichergestellt, dass es auch mit den neu geförderten Wohnungen, also jenen, die wir in der Landesregierung auch schon beschlossen haben, mit 7 990 Wohnungen auch auf diesem hohen Standard weitergehen wird. Zusätzlich dazu haben wir 17 124 Wohneinheiten in den Jahren 13/14 realisiert, inklusive der Wiener Wohnbauinitiative, die ja ein völlig neuer Schritt war, auch privates Kapital in den Wohnbau hereinzuholen. Wir haben zum einen ergänzend zum geförderten Wohnbau hier eine Schiene entwickelt, mit der es möglich ist, freifinanziert, aber zu den Konditionen des geförderten Wohnbaus sehr günstige und qualitätsvolle Wohnungen zu bekommen. Wir werden, so wie es derzeit aussieht, auch das einzige Bundesland sein, das in der Lage sein wird, auf Grund dieser hohen Zusicherungszahlen und Zahlen im Bereich des geförderten Wohnbaus jene Mittel ansprechen zu können, die die Bundesregierung in Aussicht gestellt hat. Wir werden, wie es aussieht, in Wien die einzigen Profiteure der Bundesförderung sein. Wir haben zusätzlich 350 freifinanzierte Projekte mit 18 272 Wohnungen bis 2019 vor. Das heißt, auf diesem hohen Standard werden nicht nur im geförderten Bereich, sondern auch im freifinanzierten Bereich weitere Projekte realisiert. Und ich gehe davon aus, dass die Berechnungen, die wir im Ressort angestellt haben, bis zum Jahr 2019 ein Gesamtbauvolumen von in etwa 4,5 Milliarden vorsehen werden. Das ist wichtig für die Bauwirtschaft, das ist wichtig auch für die Arbeitsplatzsicherheit in unserer Stadt. Aber es würde eine Überhitzung der Bauwirtschaft bedeuten, wenn wir jetzt sprunghaft von einem Jahr auf das andere die Zahlen deutlich erhöhen. Ich stehe da für eine kontinuierliche Entwicklung, dass wir hier nicht in einer Zickzackform die Zahlen im Wohnbau umsetzen, sondern dass wir eine kontinuierliche, gleichmäßige Entwicklung haben. Das hilft uns, gemeinsam mit der Bauwirtschaft auch die Preise stabil zu halten, denn Jahre, die Ausreißer haben, bedeuten natürlich auch höhere Kosten und bedeuten auch für die Bauwirtschaft größere Herausforderungen. Ich glaube, es ist gerade in der Zusammenarbeit mit der Wiener Wirtschaft wichtig, dass wir diese auf hohem Niveau kontinuierliche Auslastung sicherstellen. Also, ich bin überzeugt davon, dass die Maßnahmen, die wir gesetzt haben, auch in den nächsten Jahren ausreichen werden, dem starken Bevölkerungswachstum in Wien zu entsprechen. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Walter gestellt. – Bitte schön. GR Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Herr Stadtrat, vielen Dank für die freundliche Beantwortung meiner Frage. Ich begrüße auch das, was Sie gesagt haben, was die Bauwirtschaft betrifft, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob die Bauwirtschaft überhitzt werden würde, wenn sie etwas sprunghaft bauen müsste, ganz im Gegenteil. (Beifall von GRin Ing Isabella Leeb.) Das lassen wir einmal im Raum stehen. Amtsf StR Dr Michael Ludwig (unterbrechend): Aber für die Konditionen, die für unsere Stadt günstig sind, das ist mir schon auch wichtig. GR Norbert Walter, MAS (fortsetzend): Das ist immer relativ, was günstig ist und was nicht. Wichtig ist ja, dass die Wohnung dann leistbar sein muss, wo wir beide, glaube ich, einer Meinung sind. Sie haben ja angekündigt, Sie werden wieder neuen Gemeindewohnbau errichten. Da wollte ich Sie erstens fragen, wie Sie das machen wollen, denn ich glaube nicht, dass die Gemeinde selbst eine Baufirma hat, sodass sie Wohnungen errichten kann. Und zusätzlich hätte ich noch gerne gewusst, wieso Sie plötzlich wieder für den Gemeindebau sind, obwohl Sie eigentlich immer gesagt haben, dass die privaten Bauträger das günstiger machen können. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Zum einen ist richtig, dass die Stadt Wien selbst diese Bauwerke nicht errichten wird, da wird die bewährte Kooperation mit der Bauwirtschaft auch in Wien weitergeführt werden. Zum zweiten Punkt, warum es in Zukunft Gemeindewohnungen geben soll, ist die Antwort, dass es ein möglichst breites Angebot an Wohnungen für Menschen geben soll, die kostengünstige Wohnungen benötigen. Ich denke, da haben wir in der Vergangenheit viele Schritte gesetzt, der geförderte Wohnbau in Wien ist international sehr, sehr anerkannt. Wir haben innerhalb des geförderten Wohnbaus mit dem Smart-Wohnungskonzept ja in Kooperation mit Bauträgern, mit Architektenteams, auch mit der Technischen Universität, mit in- und ausländischen Experten ein Modell erstellt, mit dem es uns gelungen ist, kostengünstige Wohnungen mit hoher Qualität zu verbinden – und diese Wohnungen sind noch einmal preiswerter als die meisten geförderten Wohnungen, ohne dass es einen qualitätsvollen Abschlag gibt. Mit den Gemeindewohnungen entsteht jetzt eine weitere Schiene, um jenen Menschen, die am Arbeitsmarkt auch unter Druck kommen, die vielleicht auch ein geringeres Haushaltseinkommen haben, einen Zugang zu neuen Wohnungen zu ermöglichen. Denn in der Neuvergabe von bestehenden Wohnungen haben wir ja einen großen Teil abgedeckt, wir vergeben bei Wiener Wohnen pro Jahr in etwa 10 000 Wohneinheiten, das ist auch mehr als in jeder europäischen Großstadt, und es sollen jetzt noch einige dazukommen, um das Angebot zu erweitern. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage – die 2. Zusatzfrage wurde ausgelassen – stellt Herr GR Dr Eisenstein. – Bitte schön. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Einen schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! Wir werden ja übermorgen ausreichend Gelegenheit haben, über Wohnbau zu sprechen, daher eine ganz pointierte Frage: Sie sind ja Vertreter einer möglichst breiten Streuung von Wohnungsangeboten, Sie wissen, wie ich das meine. Im Zusammenhang mit der Frage von Kollegen Walter möchte ich Sie gerne fragen: Gibt es neben Gemeindewohnungen, Genossenschaftswohnungen, Smart-Wohnungen – um jetzt nur diese Kategorien anzuführen – auch Überlegungen für andere zusätzliche Wohnmodelle? Das wäre nämlich schon interessant, denn es gibt ja auch andere Wohnmodelle. Gibt es in der Stadtregierung oder in Ihrem Ressort auch ernsthafte Überlegungen zu anderen Wohnmodellen für die Zukunft? Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Ja, die gibt es. Wir haben auch vieles davon schon umgesetzt, wenn ich an die Wohnbauinitiative denke oder auch an Baugruppenmodelle beispielsweise, die wir auch unterstützen und gefördert haben. Das ist jene Möglichkeit, dass die späteren Mieterinnen und Mieter schon in der Planungsphase mit einbezogen sind, da haben wir in den verschiedenen Stadterweiterungsgebieten auch schon einiges umgesetzt. Zudem gibt es von mir auch sehr stark unterstützt eine ganze Reihe von Modellen, die sich beispielsweise mit Wohnen im fortgeschrittenen Lebensalter beschäftigen, wo wir in Kooperation auch mit verschiedenen Pflegeeinrichtungen versuchen, dem Umstand gerecht zu werden, dass wir erfreulicherweise eine immer älter werdende Bevölkerung haben – oder Teile der Bevölkerung, die älter werden. Das ist ein Erfolg unserer Gesundheits- und Sozialpolitik, aber das muss natürlich auch im Wohnbau abgedeckt werden, wenn wir wollen, dass die Menschen möglichst lange auch in ihrer Wohnung bleiben können. Also richtig ist, was Sie ansprechen, dass es notwendig ist, hier auch punktgenauer auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, die Gesellschaft differenziert sich immer stärker aus, und es ist mir ein großes Anliegen, im Wohnbauressort auf diese geänderten Lebensumstände Rücksicht zu nehmen. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Danke. – Die 4. Zusatzfrage wird von Herrn GR Walter gestellt. – Bitte. GR Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat, Sie haben uns ja in Ihrer Beantwortung wunderbar dargelegt, wie viele Wohnungen gebaut wurden und welches Volumen das ausgelöst hat. Ich hätte gerne noch gewusst, warum, wenn wir so viele unterstützende Wohnformen haben, entweder in der Genossenschaft oder in der Gemeinde, sprich, im Gemeindebau, es dann nicht möglich ist, zumindest einen Prozentsatz davon auch als gefördertes Eigentum anzubieten? Sie wissen ganz genau, dass die geförderten Eigentumswohnungen in Wahrheit nicht einmal 100 Wohnungen pro Jahr übersteigen, und das bei einer Neubauleistung von 7 500 im geförderten Bereich, da wäre es doch auch wünschenswert, genau für dieses Angebot auch entsprechend einen Prozentsatz zur Verfügung zu stellen. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Richtig ist, dass wir auch gefördertes Eigentum anbieten, allerdings in einem geringeren Ausmaß als geförderte Mietwohnungen. Das hat zwei Gründe: Zum einen höre ich von den Bauträgern, dass die Nachfrage nach gefördertem Eigentum nicht so stark ist wie die Nachfrage nach geförderten Mietwohnungen. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir auf Grund der letzten Novelle des Wohnrechtsgesetzes ja die Möglichkeit bieten, dass man nach zehn Jahren bei vielen – nicht bei allen – geförderten Wohnprojekten die Möglichkeit hat, das ins Eigentum zu übernehmen. Das wird in einem gewissen Ausmaß genützt, nicht in dem Ausmaß, wie es ursprünglich erwartet worden ist, aber die Möglichkeit besteht. Es ist allerdings noch so, dass sehr viele Projekte, die diese 10-Jahres-Frist haben, jetzt erst in die Pipeline kommen, man wird sehen, wie sich das langfristig auswirkt. Aber ich habe doch den Eindruck, dass die Nachfrage nach geförderten Mietwohnungen deutlich die Nachfrage nach gefördertem Eigentum übersteigt und wir uns natürlich vor allem bemühen müssen, jetzt jenen Menschen Wohnungen anzubieten, die auch über überschaubare Einkommen verfügen. Von daher ist das natürlich ein besonderer Schwerpunkt auch in der Wohnbaupolitik der nächsten Jahre. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Danke. Wir kommen nunmehr zur 5.Frage (FSP - 02728-2015/0001 - KFP/GM). Sie wurde von Herrn GR Dr Herbert Eisenstein gestellt und ist wieder an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. (Derzeit ist es für Wohnungswerber mit gültigem Vormerkschein bei Wiener Wohnen nicht mehr möglich, den Stand ihrer aktuellen Reihung in Erfahrung zu bringen. Dies widerspricht allen Geboten der Transparenz und lässt die Wohnungswerber vollkommen im Unklaren. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Wohnungswerber in Hinkunft wieder über ihre aktuelle Reihung informiert werden?) Bitte, Herr Stadtrat. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat, meine Frage … Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Nein, bitte zuerst die Antwort, dann die Zusatzfrage. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Die Frage beschäftigt sich mit der geänderten Situation beim Vormerkschein. Das hängt damit zusammen, dass sich die Vorstellungen der Wohnungswerber sehr stark verändert haben. Früher war es so, dass die potenziellen Mieterinnen und Mieter dringend eine Wohnung benötigt haben. Wir haben in den vergangen Jahren den Mietern die Möglichkeit geboten, dass sie Einschränkungen vornehmen und auch Wünsche deponieren können, also zum Beispiel Einschränkungen, was den Bezirk betrifft, den Stadtteil betrifft, aber auch Wünsche wie zum Beispiel Balkon, 1. Stock, Erdgeschoß, was auch immer. Das hat dazu geführt, dass es natürlich schwieriger geworden ist, einen Stichtag zu berechnen. Das war früher einfacher, da hat man gesagt, okay, eine Zwei-Zimmer-Wohnung ist im Anspruch, die nächste freiwerdende Zwei-Zimmer-Wohnung wird sich in etwa in so vielen Monaten ergeben. Das ist schwerer geworden, wenn man sagt, es soll nicht nur eine Zwei-Zimmer-Wohnung sein, sondern die soll im 7. Bezirk liegen, soll einen Balkon haben und im 1. Stock sein, weil wir natürlich immer nur die Wohnungen vergeben können, die auch zurückkommen. Von daher hat sich herausgestellt, dass auch diese Berechnung der Stichtage immer ungenauer geworden ist. Aber es gibt auch weiterhin die Möglichkeit von Wohnungswerberinnen und Wohnungswerbern, sich zu erkundigen, wie der Stand der Reihung ist – persönlich, telefonisch, per Mail, in welcher Form auch immer –, was auch den Vorteil hat, dass man hier noch genauer auf die einzelnen Bedürfnisse der Wohnungswerber eingehen kann. Es war mir ja ein starkes Anliegen, dass wir hier auch eine Harmonisierung herbeigeführt haben, eine schrittweise Harmonisierung der Vergabe im Gemeindebau und der Vergabe im geförderten Wohnbau, was ja auch seinen Niederschlag in der Eröffnung des Wohnberatungszentrums Wien gefunden hat, mit dem wir jetzt in unserer Stadt eine Adresse haben, eine Stelle, wo sich alle Wohnungswerber hinwenden können, nicht nur die Information bekommen, sondern insgesamt auch die Möglichkeit haben, sich für die jeweilige Wohnung anzumelden, unabhängig, ob es jetzt eine Gemeindewohnung ist, eine geförderte Miet-, eine geförderte Genossenschaftswohnung. Und es hat sich gezeigt, dass dieses Wohn-Ticket – und wir haben da schon die ersten Umfragen gemacht – von den meisten Wohnungswerbern auch als eine Erleichterung und auch als eine Möglichkeit eingestuft wird, ein noch breiteres Wohnungsangebot ansprechen zu können. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Kundenorientierung und die Zugänglichkeit, was den gesamten Wohnungsbestand betrifft, in diesem Bereich für die meisten Wienerinnen und Wiener noch günstiger ist. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Eisenstein gestellt. – Bitte. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat, das mag ja alles so sein, aber ich habe schon eine Reihe von Rückmeldungen, und bitte glauben Sie mir, Herr Stadtrat, das sind nicht nur zwei oder drei, die sagen, man hätte Wohnungswerbern, die sich dann auch erkundigt haben, wo sie denn in etwa stünden und wann sie denn mit einer Zuweisung rechnen könnten, dann doch keine Auskunft gegeben oder vielleicht auch keine geben können. Ich denke, es müsste schon irgendein System geben – das kann nie objektiv sein, das weiß ich schon, und wenn jemand heute beim sich Hinwenden an Wiener Wohnen um eine Gemeindewohnung ohnehin schon drei bis vier Details vorgibt, dann ist es für die Gemeinde auch schwierig, das weiß ich. Das ist mir völlig klar. Ich kenne auch viele Wohnungswerber, glauben Sie mir das. Aber irgendeine Form von System müsste es doch geben, sodass den Wohnungswerbern wenigstens in etwa klar werden könnte, wie sie eigentlich stehen, denn es haben sich natürlich auch manche Wohnungswerber darauf verlassen, dass die Gemeinde Wien ihnen rechtzeitig eine Wohnung zuweisen wird, selbstverständlich, wenn sie den Anspruch haben, und sie haben vielleicht die bisherige Wohnung schon für einen späteren Zeitpunkt gekündigt oder so. Das sind natürlich alles Einzelfälle, das weiß ich schon, aber jeder dieser Einzelfälle ist auch ein Problemfall selbstverständlich für den einzelnen Wohnungswerber. Der langen Rede kurzer Sinn: Kann man nicht vielleicht doch irgendeine Form von wenigstens halb objektivem Verfahren einführen? Können wir vielleicht gemeinsam einmal darüber nachdenken, was man da machen könnte? Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Das Verfahren ist ja objektiv, es geht um die Information, wie lange man noch auf die Wunschwohnung zu warten hat. Das ist der strittige Punkt. Es geht jetzt nicht um Objektivität, denn die Vergabe erfolgt ganz objektiv, sondern es geht darum, ob man realistisch einschätzen kann, wann eine entsprechende Wohnung übergeben werden kann. Da haben wir gesehen, dass die bisherige Stichtagsregelung sehr ungenau war, deshalb sind wir dazu übergegangen, dass wir den Wohnungswerbern ein Zeitfenster anbieten können, dass wir sagen, in etwa in diesem Zeitraum gehen wir davon aus, mit den Informationen, die wir die Wunschwohnung betreffend haben, und natürlich auch abhängig davon, ob die entsprechenden Wohnungen zurückkommen, dass in einem Zeitfenster von bis eine entsprechende Wohnung angeboten werden kann. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die nächste Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Flicker. – Bitte schön. GR Martin Flicker (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wenn bei Wiener Wohnen zirka 30 000 bis 35 000 Personen für eine Wohnung vorangemeldet sind und Sie vorher gesagt haben, zirka 10 000 Wohnungen werden im Jahr neu übergeben, heißt das für mich, mehr oder weniger sollte diese Anzahl steigend sein. Meine Frage an Sie: Ist das so? Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Man muss dabei in Betracht ziehen, dass in etwa die Hälfte jener Zahl, die jetzt genannt worden ist, Menschen sind, die schon im Gemeindebau wohnen und eine andere Wohnung wollen. Eine größere, eine kleinere, eine andere, in einem anderen Bezirk, weil die Kinder in eine andere Schule gehen, was auch immer. Also da gibt es keinen dringenden Wohnbedarf, sondern das ist eine Veränderung der bestehenden Wohn- und Lebenssituation. Das heißt, es bleiben uns in etwa 16 000 Personen, die auf der Warteliste sind. Das heißt, man kann sich ungefähr ausrechnen, dass die Wartezeit, wenn man keine besonderen Einschränkungen hat betreffend Bezirkswunsch oder Ausstattung der Wohnung wie Balkon oder anderes, in etwa bei einer Standardwohnung, ich sage jetzt einmal Zwei-Zimmer-Wohnung, Drei-Zimmer-Wohnung, so in etwa eineinhalb Jahre bis maximal zwei Jahre beträgt. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Nachdem die 3. Zusatzfrage ausfällt, kommen wir zur 4. Zusatzfrage, und die wird wieder gestellt von GR Dr Eisenstein. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Jetzt folgt keine Frage, aber wir werden weiter darüber reden. – Danke schön. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Gut, ich glaube, da erübrigt sich die Beantwortung. Dann kommen wir nun zur Aktuellen Stunde. Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Macht, Machenschaften und Steuergeldverschwendung durch Subventionsvergaben im rot-grünen Wien“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Mag Gudenus, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich anmerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. – Bitte schön. GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke. Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte es mir auch im Rahmen der Aktuellen Stunde nicht nehmen lassen, ein paar Worte zum Abschied unseres geschätzten Vorsitzenden Godwin Schuster an alle zu richten. Ich kenne den Herrn Godwin Schuster, den Herrn Vorsitzenden schon seit einigen Jahren. Wie ich 2005 in den Gemeinderat gekommen bin, war ich, wie so viele, wenn sie neu in den Gemeinderat kommen, Schriftführer und hatte die Möglichkeit, dann oftmals in seiner Nähe zu sitzen. Als Sicherheitssprecher, der Godwin Schuster ja auch ist, hatten wir natürlich auch das eine oder andere Mal die Möglichkeit, ein Sträußchen auszufechten. Keine Frage, die ideologischen und parteipolitischen Ansichten müssen nicht dieselben sein, es ist ja auch der Sinn des Hohen Hauses, hier zu diskutieren, aber die menschliche Ebene hat immer gepasst, sage ich einmal, da haben wir immer zueinander gefunden, konnten immer ein offenes Wort wechseln, auch hinter den Kulissen. Ich möchte feststellen, dass Godwin, der heute seine letzte ordentliche Sitzung hier begeht, ein Mann mit Charakter und Handschlagqualität ist, der immer die Würde des Hauses in den Mittelpunkt gestellt hat, eben auch als Vorsitzender dieses Hauses. Als Vorsitzender des Hauses war er auch Vorsitzender der Präsidialkonferenz, der Gemeinderatspräsidiale und war immer stets bemüht, die Geschäftsordnung einzuhalten und mit Umsicht, auch im Gespräch mit allen Fraktionen, den Sitzungsverlauf oder etwaige Probleme gütlich zu lösen. Ich erinnere daran, zum Beispiel auch in den Zeiten, als sich im Jahre 2005, das ist schon etwas länger her, das BZÖ abgespaltet hat von der Freiheitlichen Partei, war er einer, der nicht das Wort für die eine oder andere Seite ergriffen hat, sondern geschaut hat, eben in seiner gewohnten Manier, dass die Unabhängigkeit des Vorsitzenden gewahrt bleibt. Oder als zum Beispiel Herr Aigner ausgeschieden ist aus der ÖVP und hier als unabhängiger Mandatar einen Sitz auch weiter gefunden hat, so wurde er – wie du auch festgestellt hast, Wolfgang – immer sehr, sehr fair und gerecht behandelt. Meine Fraktion und ich wünschen Godwin Schuster, dem Herrn Vorsitzenden, alles Gute für seine Zukunft in den nächsten Jahren, in seiner Pension. Mögen alle seine Wünsche in Erfüllung gehen. Wir wünschen ihm all das, was er sich auch selbst wünscht und hoffen, dass die Freundschaft auch weiter bestehen bleibt. – Danke, Godwin Schuster! (Beifall bei FPÖ, ÖVP und SPÖ.) Ich darf jetzt zum eigentlichen Thema der Aktuellen Stunde umleiten … (GR Godwin Schuster betritt den Saal.) Ich sehe, Godwin Schuster kommt gerade herein, ich habe mich soeben bedankt für deine Vorsitzführung, für die wirklich umsichtige Zusammenarbeit und auch freundschaftliche Zusammenarbeit der letzten Jahre mit dir. – Danke, lieber Godwin Schuster! Zurück zu den Subventionen. Manche nennen es „Subventionitis“, was sich hier in Wien in den letzten Jahren abgespielt hat, es sind pro Jahr mehrere Hundert Millionen Euro, die – unter Anführungszeichen – investiert werden in Vereine in allen möglichen Bereichen, in allen möglichen Ausschüssen. Kulturausschuss, Integrationsausschuss, Umweltausschuss, Bildungsausschuss, Finanzausschuss, in all diesen Ausschüssen werden laufend Vereinssubventionen mit der jeweiligen Mehrheit hier im Gemeinderat beschlossen. Klar, es gibt Vereine, die einstimmig beschlossen werden, es gibt aber auch Vereine, die nur mit der Mehrheit von Rot-Grün durchgewunken werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen, angesichts der hohen Verschuldung, die laufend steigt – wir werden ja die Ausführungen der Frau StRin Brauner nachher hören, wir sind sehr gespannt –, angesichts des enormen Gebührenwachstums der letzten Jahre ist es für jeden Bürger völlig unverständlich, dass mehrere Hundert Millionen Euro im Jahr in Vereinssubventionen „investiert“ werden, wobei aber nicht klar ist, was mit dem Steuergeld wirklich passiert. Das ist nicht nachzuvollziehen! Hier kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Steuergelder privatisiert werden, damit sie der Kontrolle des Gemeinderates entzogen werden. Das lehnen wir ab, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Unter einem Bürgermeister Heinz-Christian Strache wird wieder Transparenz einziehen in dieses Haus! Es hat nicht zuletzt auch der Politologe Hubert Sickinger gesagt: „Wer Einnahmen verschleiern möchte, kann das über Vereine tun.“ – Man kann das auch anders formulieren: Wer was verschleiern will in Wien, wer den Einsatz von Steuergeldern verschleiern will, der kann das über Vereine tun. Das ist eine Privatisierung von Steuergeldern im großen Stil, die wir nicht weiter dulden können, wenn gleichzeitig die Armut in Wien steigt und zum Beispiel der Heizkostenzuschuss gestrichen wird. (Beifall bei der FPÖ.) Da komme ich schon zum Thema Investitionen, nämlich nicht zu diesen Pseudo-Investitionen in Vereine, die keine echten Investitionen sind, sondern zum Thema kommunale Investitionen. Die kommunalen Investitionen wurden in den letzten Jahren unter Rot-Grün seit 2010 um mehr als 3 Prozentpunkte gesenkt, von 16,7 Prozentpunkten auf 13,1 Prozentpunkte. Allein vom vorletzten auf letztes Jahr betrug die Kürzung 171 Millionen EUR. Wenn man bedenkt, was diese kommunalen Investitionen bedeuten, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass kommunale Investitionen die Schaffung von Arbeitsplätzen bedeuten und auch eine Belebung der Konjunktur bedeuten und hier allein in einem Jahr 170 Millionen EUR eingespart wurden, aber gleichzeitig Vereine beispielsweise im Kulturbereich 240 Millionen EUR bekommen und insgesamt wahrscheinlich weit über 500 Millionen EUR, so ist das eine sozial ungerechte Politik, die wir auch in den nächsten Wochen aufzeigen werden. HC Strache wird einen besseren Weg einschlagen, nämlich die kommunalen Investitionen wieder erhöhen und diverse Vereine genau unter die Lupe nehmen und eine Förderung auch im Fall des Falles einstellen. Das wäre eine gerechte Politik, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Es heißt ja nicht umsonst, wie schon der gesamte Wiener Volksmund sagt, wenn man sich umhört: „Das gesamte Wiener Volksvermögen versiegt in roten Futtertrögen.“ – Das ist ja nicht zufällig, dass die Menschen schon so reden. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das habe ich noch nie gehört!) Sie reden ganz offen von einem roten Selbstbedienungsladen. Ein roter Selbstbedienungsladen, der hier Einzug gefunden hat. Der Eindruck einer Subventionitis, die in Wien vorherrscht, ist nicht umsonst. Hier werden eben Ausgaben beziehungsweise die Verwendungen von Geldern verschleiert. Sie werden verschleiert, keiner hat mehr Kontrolle. Der Gemeinderat kann auch hier nicht hineinblicken, und das ist nichts anderes als eine Privatisierung. Sie, die Partei, die SPÖ, die immer aufsteht und sogar plakatiert – „Wir werden keine Privatisierung in Wien dulden.“ –, Sie privatisieren jedes Jahr mehrere Hundert Millionen Euro an Steuergeldern. Das allein ist eine Frechheit, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Da brauche ich gar nicht zu sprechen von den vielen personellen Verquickungen, die es unter den Vereinen gibt, aber auch zwischen der Politik und den Vereinen. Der Herr Landtagspräsident Kopietz, der in einigen Vereinen sitzt, oder auch andere, die da und dort vertreten sind, etwa die Frau Wehsely im Verein Wiener Jugendzentren, der pro Jahr 15 Millionen EUR bekommt. Das ist doch bitte eine Optik, die im Endeffekt auch einem SPÖ-Politiker nicht recht sein kann. Aber das ist Ihnen anscheinend völlig egal. Ihnen ist diese politische Optik völlig egal, dass Leute hier im Gemeinderat sitzen und im Endeffekt durch die Mehrheit im Gemeinderat Gelder an Vereine ausgeschüttet werden, wo dieselben Leute wieder als Obmann oder zumindest im Vereinsvorstand sitzen. Diese Optik ist nicht schön, und „Optik“ ist ja gelinde ausgedrückt. Oder der Verein wienXtra, bei dem der Herr Kollege Vettermann von der SPÖ Obmann ist, der pro Jahr 7,1 Millionen EUR bekommt und heuer noch einmal 100 000 EUR extra bekommen hat. Die Frau Barbara Novak, die in diversen Vereinen sitzt, im Wiener Bildungsserver in Döbling, wo auch der Herr Mandl, der Herr Bezirksvorsteher- Stellvertreter, vertreten ist und als Geschäftsführer einen Budgetposten von 100 000 EUR hat. All das kann man doch bitte den Gebührenzahlern und Steuerzahlern nicht zumuten. Es werden einerseits die Gebühren um über 30 Prozent in den letzten 5 Jahren erhöht und dann bekommen im Endeffekt rote Freunderl diese Gelder zugeschanzt. Das anscheinend ist der Inhalt ihres Grußes „Freundschaft!“. Das kann es ja wohl nicht sein, dass mit unseren Steuergeldern so schäbig umgegangen wird. Ein HC Strache wird genau diesen Umgang mit Steuergeldern auch wieder in richtige Bahnen leiten. (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt viele Punkte, die man erwähnen könnte, aber der wichtigste Punkt ist eben der der sozialen Gerechtigkeit, dass es nicht sein kann, dass man mutwillig in Kauf nimmt, dass Arbeitsplätze vernichtet werden durch eine Senkung der kommunalen Investitionen und gleichzeitig ein paar „Green Jobs“ geschaffen werden, drei, vier, fünf „Green Jobs“, und ein paar Dutzend „Red Jobs“ von Freunden, die in der SPÖ und bei den GRÜNEN sitzen und die Menschen in Wien unter Armut und Arbeitslosigkeit zu leiden haben. Damit muss Schluss sein, damit wird am 11. Oktober mit HC Strache als Bürgermeister mit Sicherheit Schluss sein! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Herr GR Dr Ulm gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Thema der Aktuellen Stunde ist „Macht, Machenschaften und Steuergeldverschwendung“, und ich habe heute schon gehört, dass einer der Kollegen gesagt hat: „Aha, das Übliche.“ Aber damit finde ich mich nicht ab, denn das ist nicht üblich, diese Form der Macht und diese Form der Machenschaften und der Steuergeldverschwendung, wie wir sie durch Rot und durch Rot-Grün in diesen vergangenen fünf Jahren erkennen mussten. Das geht über das übliche Maß ganz weit hinaus. (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Begonnen hat es damit, dass wir einmal gemeinsam mit der FPÖ über 100 000 Unterschriften gesammelt haben. Über 100 000 Unterschriften von Wienern, die zur Ausweitung von Kurzparkzonen befragt werden wollten. 60 000 hätten gereicht. Was nicht passiert ist, war eine Volksbefragung. Man hat sich zurückgezogen auf spitzfindige juristische Argumentationen, aber mit der politischen Frage, warum die denn nicht befragt werden dürfen, hat man sich nicht auseinandergesetzt. Man hat die Frage einfach nicht zugelassen. Man lässt aber in diesem Gemeinderat auch Fragen von uns nicht zu. Mehr als die Hälfte aller Angelegenheiten ist mittlerweile ausgegliedert worden. Ganz wesentliche Dinge der Daseinsvorsorge werden in ausgegliederten Unternehmungen bearbeitet. Die Wiener Stadtverfassung sieht vor, dass wir als Gemeinderat, obwohl wir das höchste Gremium in dieser Stadt bilden sollten, keine Fragen stellen dürfen zu den Stadtwerken, zu Wienstrom, zu Wiengas, zu den Wiener Linien, zum Fonds Soziales Wien, zu den Pensionistenheimen, zu Public-Private- Partnerships-Modellen, und, und, und. Der Bürgermeister hat zu Recht von einem systemischen Webfehler gesprochen. Ja natürlich, das ist noch gelinde ausgedrückt, das ist noch viel mehr als das. Es zeigt, dass man uns nicht die Möglichkeiten gibt, die an sich die Stadtverfassung für uns vorgesehen hätte. Die Macht von Rot und Rot-Grün macht es uns unmöglich. Wie mit der Macht umgegangen wird, hat man erst am 27. März gesehen, als hier ursprünglich 51 Abgeordnete, aber jedenfalls Grün, Blau und Schwarz ein Verhältniswahlrecht beschließen wollten und man dieses auch zu verhindern gewusst hat mit der ganzen Macht, die den Regierungsfraktionen zur Verfügung gestanden ist. Begonnen hat man damit, dass man im Ausschuss blockiert hat, dass man gesagt hat, na ja, wenn die Stadträtin keinen Bericht abliefert, dann steht eben diese Gesetzesinitiative im Ausschuss, da kann man halt nichts machen. Ein Mitglied der Exekutive blockiert einen legislativen Prozess. Dann hat der Landtagspräsident gemeint, den Antrag im Landtag kann man unmöglich zulassen zur Wahlordnung. Da gibt es einfach keinen Zusammenhang, der nahe genug wäre. Letztlich hat man dann auch gemeint, dass gar nicht 51 von 100 Abgeordneten ein Gesetz beschließen können, weil man eine doppelte Mehrheit braucht, nicht nur im Landtag, sondern auch in den Ausschüssen, um zu einem Gesetzesbeschluss zu kommen. Alles nicht haltbar, aber man sieht, wie in diesem Haus mit der Macht umgegangen wird. Letztendlich hat man sich auf diese juristische Argumentation nicht verlassen wollen und hat zum brutalsten Mittel gegriffen, indem man einfach einen Abgeordneten von den GRÜNEN abgeworben hat oder bei sich aufgenommen hat. Jedenfalls hat es dazu geführt, dass man mit der ganzen Macht in diesem Haus verhindert hat, dass drei Fraktionen ein Verhältniswahlrecht beschließen können. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Die Machenschaften, für die gibt es auch ganz viele Beispiele. Public Private Partnerships werden in erster Linie dazu verwendet, um das Vergabegesetz zu umgehen, um das Stellenbesetzungsgesetz zu umgehen, um aus dem Budget zu fliehen, um der Kontrolle durch den Stadtrechnungshof zu entgehen und um der Kontrolle durch den Gemeinderat zu entgehen. Was dabei herauskommt, sieht man beispielsweise an Projekten wie TownTown oder Media Quarter Marx. Beim Projekt TownTown hat man sich einen privaten Partner gesucht, der 26 Prozent der Anteile halten soll und dazu 9 Millionen EUR gebraucht hätte. Er hatte sie nicht, deshalb hat man die 9 Millionen EUR einfach von Seiten der Stadtwerke zur Verfügung gestellt. Die muss man mittlerweile abschreiben, wie uns der Stadtrechnungshof gesagt hat. Zum Thema Media Quarter Marx und zu vielen, vielen anderen unglaublichen Dingen, die die Machenschaften von Rot und Grün dieser Stadt aufzeigen, dazu reichen selbstverständlich die fünf Minuten einer Aktuellen Stunde nicht aus. Ich glaube, sie sind hier und auch draußen allseits bekannt, es ist mehr als Zeit für einen Kurswechsel. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Ellensohn gemeldet, ich erteile ihm das Wort. GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Fünf Jahre lang in Wien keine Untersuchungskommission, kein Untersuchungsausschuss und jetzt eine Menge Beispiele vom Vorredner der Volkspartei, die sich auf eine Zeit beziehen, die länger zurückliegt. Also so dramatisch kann es nicht gewesen sein, oder Sie haben sich alles aufbewahrt für die nächste Wortmeldung aus der ÖVP. Es war auf jeden Fall jetzt nicht viel dabei, von dem ich sagen muss, das war Rot-Grün; der Titel wäre nämlich „Rot-Grün“ gewesen. Hier begrüßt man auch immer wieder gerne Menschen, die von der eigenen Familie da sind. Von mir ist heute niemand da, aber die Susanne Wurzer ist aus Tirol angereist, das ist die Mama von der Martina Wurzer aus unserem Klub. Ich hoffe, es ist eine spannende Diskussion über weite Strecken, das wünsche ich auch allen anderen. Vor wem muss man tatsächlich die Menschen schützen? Da steht „Machenschaften in Wien“. Welche von den Parteien hat denn in Österreich den höchsten Rekord beim Hingreifen, Aussackeln und Eingesperrtwerden? Das ist relativ einfach, aber ich habe nur sehr kurz Zeit, deswegen gehe ich es ganz schnell durch. Ich nehme jetzt ein paar Beispiele von verurteilten FPÖ-Politikern, beschränke mich ausschließlich auf Leute, die irgendetwas mit Amtsmissbrauch und Geldunterschlagung zu tun haben und lasse alle Hetzer, die pornographischen Kinderdarstellungen, die Nazis, mit denen wird man nicht fertig, mit denen, die rechtskräftig wegen so etwas verurteilt wurden, und anderes weg und fange an bei: Brandl Johann, Bezirksvorsteher-Stellvertreter in Margareten, Amtsmissbrauch, 25 000; Frau Fabel Margarete, Kabinettschefin bei Herbert Haupt im Gesundheitsministerium, Nichtabführen von Dienstnehmerbeiträgen, sechs Monate bedingte Haft; der Herr Gratzer Bernhard saß im Nationalrat, Untreue, Geld veruntreut, drei Jahre Haft, neun Monate unbedingt – neun Monate unbedingt heißt, hinter Gitter –; der Herr Kobal Siegfried, Sicherheitsberater von Jörg Haider, Betrug in 2 Fällen, Geldstrafen über ein paar 1 000 EUR; der Herr Meischberger, Anstiftung zur Abgabenhinterziehung, wieder 36 000 Geldstrafe, davon 25 000 gleich zahlen, unbedingt; der Herr Rosenstingl, der war auch einmal im Nationalrat für die FPÖ, Untreue, schwerer gewerbsmäßiger Betrug, sieben Jahre Haft – sieben Jahre, davon hat er nicht alle absitzen müssen, weil er zwischendurch krank wurde, aber hinter Gitter; der Herr Ruthofer Kurt, Nationalrat, illegale Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften; der Herr Scheuch Uwe, Geschenkannahme, Korruption, sieben Monate bedingte Haft und eine Geldstrafe von 67 000 EUR – das sind alles FPÖ-Mitglieder, alles FPÖ-Funktionäre, alles FPÖ-Leute –, mehrere Verurteilungen, insgesamt 49 Monate Haft – ist doch relativ lange – und der Herr Ziehfreund, der Sicherheitsreferent ist im Landtagsklub, 15 Monate bedingte Haft wieder wegen Amtsmissbrauchs. Jetzt könnten wir noch dazunehmen die BUWOG, wo sie öffentliches Eigentum verscherbelt haben, nicht alleine, aber gemeinsam, wo immer noch viele Verfahren anhängig sind, wo viel Geld verloren wurde, die Telekom, und das größte Finanzloch, das sie verursacht haben, die HYPO in Kärnten, die den jungen Leuten, die da oben sitzen, mittlerweile 10 Milliarden auf den Buckel drückt – und es ist leider noch nicht sicher, ob das reicht, vielleicht wird es auch doppelt so viel. Wenn die FPÖ in die Nähe kommt, wo irgendwo Geld zu vergeben ist, dann wird es gefährlich, gefährlich für die öffentliche Hand, denn da landet sehr vieles davon in den eigenen Taschen. Sie haben es eh plakatiert, fairerweise, muss man sagen, die FPÖ hat plakatiert: „Das Geld für die eigenen Leute.“ Für die FPÖ-Funktionäre gibt es genug Geld, das waren nur ein paar, ich kann nicht alle aufzählen, weil die Zeit davonläuft. Einen nehme ich noch: „FPÖ-Politiker fliegt jetzt aus dem Gemeindebau.“ (Der Redner hält die Kopie eines Zeitungsartikels in die Höhe.) – Was hat er angestellt? Er fliegt nicht raus, weil er ein Vollkoffer ist oder sonst was oder weil er unfreundlich war zu den Nachbarn, er wohnt ja gar nicht dort, er kann nicht freundlich oder unfreundlich sein, sondern er hat seine Gemeindewohnung genommen und untervermietet. Das darf man natürlich nicht. Jeden Monat hat er für eine Wohnung, die ungefähr 200 EUR gekostet hat, 500 EUR verlangt. Jeden Monat hat er in seinen eigenen Sack – das Geld für die eigenen Leute der FPÖ – 300 EUR eingesackt. Natürlich fliegt der irgendwann hinaus. Das sind die Freiheitlichen, wenn sie irgendetwas zu sagen haben. Bitte aufpassen, schützt eure Kinder, schaut, dass sie nicht Mitglieder werden in einer Vereinigung, in der die Kriminalitätsrate höher ist als bei den anderen Fraktionen zusammen! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Passt auf, dass ihr selbst nicht in die Nähe kommt und bitte tut das Wien nicht an, schützt Wien vor der FPÖ! – Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Woller. Ich erteile ihm das Wort. GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren! Meine Stimme ist heute etwas angeschlagen, aber für fünf Minuten wird es reichen. Wenn in Zeiten wie diesen die Stimme leidet, dann passiert das ja für einen guten Zweck, nämlich für den guten Zweck, dass wir Wien ein blaues Chaos ersparen, wie es leider in Kärnten passiert ist, in der einzigen Zeit, in der die FPÖ Regierungsverantwortung gehabt hat. Es war eine einzige Katastrophe, ein ganzes Bundesland an den finanziellen Ruin zu führen, eine Katastrophe, von der sich Kärnten bis heute noch nicht erholt hat. (Beifall bei der SPÖ. – GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Man erholt sich nie von der SPÖ!) Wir werden alles tun, dass das für Wien verhindert wird. Ich bin mir ganz sicher, dass es so sein wird, die Wienerinnen und Wiener stehen auf unserer Seite, ich spüre viel Unterstützung dafür auf der Straße und beim Hausbesuch. Früher hat es immer Lochness als mediales Sommertheater gegeben, seit einigen Jahren gibt es in Wien immer –, interessanterweise alle fünf Jahre – ein Phantom. Ein Phantom aus Ibiza, das braungebrannt auftaucht und dann sagt: „Ich möchte Wiener Bürgermeister werden.“ Nun, es endet immer gleich, es endet damit, dass das Phantom aus Ibiza nicht Bürgermeister wird, es betritt nie das Hohe Haus im Wiener Rathaus, und es verschwindet wieder als Partytiger auf Ibiza; das ist gut so. (Beifall bei der SPÖ.) So wird es auch heuer nach dem 11. Oktober sein, und das ist sehr gut für Wien. (GR Mag Wolfgang Jung: Haben Sie Argumente auch?) – Herr Jung, seien Sie ein bisschen geduldig, Sie sind immer so unruhig, jetzt warten Sie einmal ein bisschen, hören Sie einmal ganz genau zu! (GR Mag Wolfgang Jung: Ja, ich warte darauf!) Bis dahin belästigt man uns mit solchen Fragen wie der heutigen. Die Formulierung allein schon, nicht das Thema, aber die Formulierung ist eine reinste Bösartigkeit, eine Hetze pur, so wie wir es eben von der FPÖ gewöhnt sind. Bei Subventionen geht es nämlich nicht um Machtausübung, um Machenschaften und um Steuergeldverschwendung, sondern es geht um sorgsam geprüfte und wohlüberlegte Finanzierungen von wichtigen Aufgaben im öffentlichen Interesse. Wenn es Machenschaften gegeben hätte, dann hätten wir ganz sicher irgendwann einen Untersuchungsausschuss gehabt. Es hat in den letzten fünf Jahren Rot-Grün in dieser Stadt keinen einzigen Antrag auf eine Untersuchungskommission gegeben, und das wird wohl schon seinen Grund haben. Der Bürgermeister sagt immer, Wahlkämpfe sind manchmal fokussierte Unintelligenz. Ich bin aber auch sehr für Wahlkämpfe, denn die schaffen Klarheit. Als ich vor einigen Wochen diese Zeitung bekommen habe (Der Redner hält eine Zeitschrift in die Höhe.), die immer mehr zum Jubelorgan der FPÖ verkommt, habe ich mir gedacht, das blaue Ding, das hau ich gleich zum Altpapier und bestelle mal das „News“-Abo ab. Dann habe ich es aber doch in die Hand genommen und habe gefunden: Sehr interessant, was ich da lese, es schafft Klarheit. Der neue Landesparteisekretär, Toni Mahdalik, der immer gut ist für lustige Auftritte, hat in seiner Funktion als Landesparteisekretär und Pressechef dankenswerterweise gesagt, man kann im Kulturbereich gut 100 Millionen EUR einsparen. – Na sehr gut, 100 Millionen EUR einsparen in der Kultur. Wir haben in Wien 240 Millionen EUR Kulturbudget und das ist die absolute Stärke dieser Stadt. Was am unbestrittensten ist und zu den Stärken dieser Stadt gehört, ist die Kultur. Wien ist hochgeschätzte Kulturstadt, die ganze Welt schaut auf Wien, und die FPÖ will 100 Millionen EUR Kulturförderung einsparen. Jetzt kann man sagen: Was sind 100 Millionen EUR Kulturförderung? (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Freunderl!) – Das sind alle 100 Theater, alle Opernhäuser, alle Tanzfestivals, das sind die Wiener Festwochen und alle Musikeinrichtungen wie das Konzerthaus, der Musikverein und das Arnold Schönberg Center. Das sind 100 Millionen EUR Förderung, die Sie kürzen wollen? Das ist eine wirklich gefährliche Drohung! In einem blauen Wien wäre Schluss mit der Kultur-, Musik- und Theaterstadt Wien. Und das werden wir verhindern! (Beifall bei der SPÖ.) Was würde es noch geben in einem blauen Wien mit 100 Millionen EUR Kürzung der Kulturförderung? – Die Otti Band würde es geben. Die Otti Band, die habe ich mir angesehen. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Die Otti Band hat einen wirklich beeindruckenden Tour-Plan. Sie tritt nämlich nur bei FPÖ-Wahlveranstaltungen auf, unter anderem auch in der Tenne Krumpendorf. Das sind die Herren John Otti, Werner Otti, Jörg Otti und Jürgen Otti. Unter uns gesagt, sie kommen alle aus Pischeldorf in Kärnten und es ist eine Wahnsinnsvorstellung, dass ein blaues Wien verkommt zu Pischeldorf, wobei ich aber nichts gegen Pischeldorf an und für sich habe, aber nur die Otti Band in Wien, das wäre schlimm. Wien muss Kultur- und Theaterstadt bleiben! (GR Johann Herzog: So eine Rede habe ich vom Woller noch nie gehört! – GR Mag Wolfgang Jung: Pfeifen im dunklen Wald!) Wir werden alles machen, dass die FPÖ auch in den nächsten Jahren nichts zu reden hat in dieser Stadt und dass der Partytiger in Ibiza wieder HC Strache heißt. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Dr Aigner zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Es ist ja kein Wunder, dass seitens der SPÖ und auch der GRÜNEN relativ wenig Bereitschaft besteht, auf die Intransparenz der Wiener Stadtverwaltung bei der Subventionsvergabe einzugehen. Aber, Herr Kollege Woller, in Ihre Richtung gesagt, so viel Geld in Kultursubventionen und dann schaut das Volkstheater so schlecht aus? Ich glaube, vielleicht wäre mehr Geld in die Renovierung des Volkstheaters hineinzustecken wichtiger als irgendwelche überteuerten Musical-Produktionen und überteuerte Verträge, von den andere nur träumen können, an Freunde und Freunderl im Kulturbereich. Das ist ja genau das Thema, das im … (GR Ernst Woller: Wir haben mit der Sanierung schon begonnen!) – Ja, aber reden Sie mal mit dem ehemaligen Direktor Schottenberg, was der mitgemacht hat, und so weiter, wie wenig Geld da hineingeflossen ist. Wenn Sie jetzt dauernd mit den U-Ausschüssen und U-Kommissionen kommen, wissen Sie doch ganz genau, dass es zwar ein Minderheitsrecht auf Einberufung gibt, dass aber in den Ausschüssen und Kommissionen die Mehrheit entscheidet. Ich erinnere mich noch eher mit Schrecken an die Psychiatrie-U-Kommission, wo man eigentlich nichts untersuchen konnte. Man konnte nicht einmal mit Zeugen reden, weil die Mehrheit das ganz einfach nicht zugelassen hat. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Ingrid Korosec.) Solche Kommissionen sind zwecklos. Und das heißt noch lange nicht, dass alles in Ordnung ist. Sie haben eine Struktur geschaffen, ich möchte mich da auf einen Bereich konzentrieren, der in meinem Ausschuss auch immer wieder vorkommt, Sie missbrauchen permanent die Vereinsform. Sie gründen als Stadt Wien für öffentliche Aufgaben Vereine. Der Verein ist eigentlich eine zivilgesellschaftliche Einrichtung, wo Menschen aus Idealismus gleichgerichtete Interessen vertreten. Das wollen Sie aber nicht. Das sind lauter Vereine, denen nicht einmal Gemeinderäte beitreten dürfen. Probieren Sie mal als Gemeinderat, im Umweltausschuss zum Verein der Freunde der Donauinsel zu gehen. Es ist eine Freunderlpartie, eine rote Freunderlpartie, die öffentliche Einrichtungen wie Privateigentum im altsozialistisch feudalen Sinn verwaltet, die dann letztendlich entscheidet, was dort stattfinden kann. Da brauche ich keinen Verein zu gründen, wenn ohnehin niemand Mitglied werden darf oder nur ausgesuchte Freunderl aus Ihrem Bereich. Mir ist es als Bildungsausschussmitglied nicht gelungen, obwohl ich mehrfach mein Interesse bekundet habe, im Kultur- und Kunst- und Sportverein der Berufsschulen Mitglied zu werden. Auch da eine öffentliche Aufgabe. Es werden hohe Subventionen an einen stadtnahen Verein gegeben, wobei eigentlich die Stadt Wien als Schulerhalter zuständig dafür wäre, dass im Bereich der Berufsschulen Sport betrieben wird. Sie schaffen diese Vereine, und diese Vereine leben auch nur von Steuergeldern. Normalerweise lebt ein Verein vom ehrenamtlichen Engagement. Es gibt keine ehrenamtlichen Mitarbeiter. Es gibt ein paar Funktionäre, das sind Gemeinderäte, denen man eine Spielwiese zukommen lässt. Aber ehrenamtliche Arbeit wird in diesen Vereinen so gut wie keine geleistet. Das wird alles über Angestellte gemacht. Da frage ich mich, wozu braucht man dazu einen Verein, außer dass man unter sich sein will, dass man sich der Kontrolle entziehen will, dass man auch nicht gebunden ist an das öffentliche Dienstrecht, und so weiter. Das ist der Zweck dieser Vereine, und das ist Macht, das ist Machtmissbrauch. Der Verein als Herrschaftsinstrument. Der Verein, der dazu dient, sich der Kontrolle zu entziehen. (Beifall bei der FPÖ.) Das wird von einer Partei praktiziert, die immer alles und jeden vor Privatisierungen schützen will. Das ist eine Form der Privatisierung, aber eine Privatisierung ganz im negativen Sinn. Das Fragerecht hat Kollege Ulm schon angeschnitten. Die PPP-Modelle sind genau das Gleiche. Da gibt es dann die SPÖ-nahen Wohnbauträger und, ach Überraschung, die Gesiba baut jetzt sogar einen Schulcampus. Gesiba, Stadt Wien, SPÖ, niemand weiß genau, wie hier die Verflechtungen sind. Es gibt sie jedenfalls. Also auch da haben wir wiederum eine Machenschaft. Da werden Ausschreibungen gemacht, es bewerben sich offenkundig dann eh nur sehr wenige, weil man ohnehin weiß, was herauskommen wird. Ich will, dass unser Magistrat unsere Schulen baut und nicht die SPÖ, denn sie verbaut ja nicht ihr Geld, sondern sie verbaut letztendlich das Steuergeld. Schulbau ist eine Kernaufgabe der öffentlichen Hand. Das ist nicht geeignet für diese Form der Privatisierung. Verstecken Sie sich nicht dauernd hinter Maastricht, denn Maastricht muss immer dann herhalten, wenn man gewisse Dinge so machen möchte, wie man sie machen will, und auf anderen Ebenen pfeift man sowieso auf Maastricht, wie man es auch bei den ganzen Verschuldungen sieht. Das nur einige Beispiele dafür, welches Geflecht hier geschaffen wurde. Ich glaube auch, dass man in Zeiten, in denen es knapp wird mit dem Geld, genau dort auch überprüfen muss. Es ist ja nicht gesagt, dass dort nur schlecht gearbeitet wird, aber einfach zu sagen, es kann nichts eingespart werden, das ist mit Sicherheit nicht richtig. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich die Frau GRin Mag Holdhaus gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag Karin Holdhaus (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Damen und Herren! Die ersten Wortmeldungen haben eigentlich genau das widergespiegelt, was man auch weiß und was sich durch die letzten Jahre durchgezogen hat. Ich sage jetzt mal, gerade wenn es um Steuergeldverschwendung oder um Subventionen oder Förderungen geht, dann ist eben auf der Seite der FPÖ grundsätzlich mal alles schlecht und alles abzulehnen. Auf der Seite der SPÖ ist alles perfekt. Hier gibt es keine Selbstreflexion und bemerkbaren Willen, etwas zu verändern. Bei den Kollegen GRÜNEN, weil es vom Kollegen Ellensohn angesprochen wurde, dass Sie gesagt haben, na ja, bei der Wortmeldung vom Kollegen Ulm, viel war jetzt nicht dabei. Ich muss Ihnen sagen betreffend grüne Regierungsbeteiligung, weil leider einfach nicht viel gekommen ist von den GRÜNEN in den fünf Jahren, außer für irgendwelche Denkmäler, die Sie gesetzt haben oder wo Sie sich mit ein bisschen Taschengeld zufriedengestellt haben, das Sie vom großen Koalitionspartner bekommen haben, um ein bisschen Regierung spielen zu können. Wenn man sich nämlich anschaut, was die GRÜNEN mit diesem Taschengeld gemacht haben, und dieses Taschengeld ist Steuergeld, und das zahlen alle, die in Wien arbeiten, sozusagen von ihrem Ersparten und von ihrer Arbeit quasi mit Abgaben, mit hohen Abgaben. Was ist denn von den Kollegen von den GRÜNEN gekommen? – Ich habe jetzt nur eine kleine Liste: Ich glaube, wir müssen die Mahü nicht mehr extra erwähnen, 25 Millionen EUR für die Mariahilfer Straße. Ein schönes Denkmal, das Sie sich da gesetzt haben. Aber sonst wird leider nicht viel übrig bleiben. 365-EUR-Ticket, gleichzeitig werden 700 Millionen zusätzliches Steuergeld zugeschossen, damit das überhaupt finanzierbar ist. (GR Mag Rüdiger Maresch: Wie war das mit dem Herrn Pröll bei der Heta?) Das sind die zwei Leitprojekte, mit denen die GRÜNEN jetzt hausieren, wie toll ihre Regierungsarbeit war. Ich meine, gerade weil Sie in der Opposition immer eine große Klappe, wenn ich das so sagen darf, gehabt haben, dann sind natürlich diese fünf Jahre jetzt schon eher enttäuschend. Wir werden sehen, wie die Wahlen ausgehen, aber ich denke mir, dass Sie in der Opposition den besseren Platz haben als in der Regierung. (Beifall bei der ÖVP.) Anderes Beispiel: Ich meine, das ist jetzt vielleicht auch plakativ, das sind jetzt nicht die großen Beträge, aber wenn man sich anschaut Wien Westbahnhof, 480 überdachte Fahrradständer um 800 000 EUR. Ein Fahrradständer 1 666 EUR, das ist Steuergeldverschwendung! Energiequiz der Stadt Wien: 780 000 EUR. (GRin Dr Jennifer Kickert: Gleichzeitig wollen Sie Tiefgaragen. Wieviel kostet da der Platz für ein Auto? – GR Mag Rüdiger Maresch:22 000!) – Na ja, aber ich meine, wenn das Interesse der GRÜNEN noch da ist, den CO2-Ausstoß und den Verkehr in Wien zu reduzieren, so wie Sie das machen wollen, dass Sie jeden zwingen wollen, dass er vom Auto auf‘s Fahrrad umsteigt, das ist einfach unrealistisch. (GR Mag Rüdiger Maresch: Man sieht, wo der Idealismus in Niederösterreich hinführt, die größte Verschuldung überhaupt!) Die Realität ist bei Ihnen, bei den GRÜNEN, noch nicht angekommen. Und so weiter, und so fort. Grünfärbung der Radwege … – Ich wiederhole mich, aber früher hat man von den Grünen irgendwie wirklich grüne Politik erwartet und bekommen, heute wird Beton angefärbt, um damit sozusagen wenigstens die Farbe zu wahren und das Ganze um, ich weiß nicht, 18 Millionen EUR oder so. Das ist vielleicht auch ein bisschen Steuergeldverschwendung. Faktum ist, wenn man draußen unterwegs ist, auch jetzt gerade im Wahlkampf, dann ist das einfach ein wichtiges Thema. Die Menschen draußen haben das Gefühl, dass mit ihrem Steuergeld nicht sorgsam genug umgegangen wird. Und wenn es nicht effizient und effektiv eingesetzt wird, dann ist es nun mal Steuerverschwendung. Ich kann nur hoffen, dass das die regierenden Parteien in der nächsten Legislaturperiode ernst nehmen, die Wienerinnen und Wiener ernst nehmen und mit dem Geld endlich sorgsam und sparsam umgehen, weil es eben kein Selbstbedienungsladen ist. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich GR Dipl-Ing Margulies zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist interessant, dieser Aktuellen Stunde zu folgen, wenn insbesondere die ÖVP, und damit beginne ich, an den GRÜNEN kritisiert, dass wir in den vergangenen fünf Jahren genau das gemacht haben, womit wir angetreten sind. Wir haben den öffentlichen Verkehr im Interesse aller Wiener und Wienerinnen deutlich günstiger gemacht, und sie haben es uns gedankt, indem sich die Anzahl der Jahreskarten innerhalb von dreieinhalb Jahren mehr als verdoppelt hat. Niemand hier im Saal hätte das geglaubt. Niemand in Europa hätte das geglaubt. Es zeigt sich, eine sinnvolle Verkehrspolitik führt dazu, dass der Autoverkehr ohne Zwang reduziert wird (GRin Mag Karin Holdhaus: Das stimmt nicht!) und dass öffentliche Verkehrsmittel ohne Zwang um ein Vielfaches mehr genutzt werden als vorher. Eigentlich müssten Sie rausgehen und sagen, danke GRÜNE, dass Sie das gemacht haben, und nicht sagen, das ist eine Subvention. Zweiter Punkt, Sie sprechen die Mariahilfer Straße an. Jetzt tut es mir echt leid, das ist eine politische Entscheidung, und schauen wir uns an, was die Meidlinger Hauptstraße gekostet hat, was andere Sanierungen kosten. Aber wie verblendet muss man sein, wenn sogar die Wirtschaftskammer jetzt schon von einem Erfolg auf der Mariahilfer Straße spricht, als ÖVP übrig zu bleiben und zu sagen, nein, wir haben vorher gesagt, das ist böse, und wir sagen auch jetzt, das ist böse. Entschuldigung, die GRÜNEN haben das gemacht, wofür sie angetreten sind. Wir haben den Kostenrahmen eingehalten, und ich bin stolz darauf, dass die Mariahilfer Straße sich jetzt in einer Art und Weise präsentiert, die von den Wienern und Wienerinnen angenommen wird, die von der Wirtschaft angenommen wird. Sorry, was will man mehr? (Beifall bei den GRÜNEN.) Ansonsten ist Ihnen nichts eingefallen an Kritik. Mir fällt selber genug ein, worüber ich sage, das ist uns in dieser Periode nicht gelungen. Na, selbstverständlich würde ich mir in manchen Bereichen mehr Transparenz wünschen. Wir werden sie auch herstellen! Wir werden alles daran setzen, sie herzustellen. (Zwischenruf von GRin Mag Karin Holdhaus.) Aber ein paar Sachen will ich nicht sitzen lassen. Ein ganz wesentlicher Punkt zum Schulbau, wo die ÖVP für diesen Bereich nicht unverantwortlich ist. Wer hat auf Bundesebene die Mehrwertsteuerrichtlinie dahin gehend geändert, dass, wenn die Stadt Wien selber bauen würde, de facto 20 Prozent Mehrkosten für die Stadt Wien, genau genommen, 16,6 Prozent Mehrkosten für die Stadt Wien entstehen würden, weil Ausgaben für den Schulbau nicht mehr vorsteuerabzugsfähig sind? Und es macht für die Stadt einen Unterschied aus, ob eine Schule 10 Millionen EUR oder 12 Millionen EUR kostet. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Ja, das ist im Wirtschaftsministerium!) – Ja, das ist Ihre Bundesregierung, das ist Ihr Wirtschaftsminister, der in diese Richtung gegen Gemeinden argumentiert und unter anderem – und es ist eben nicht nur Maastricht – mit solchen Regelungen dazu führt, dass, wenn die Stadt selber bauen würde, sie deutlich teurer bauen würde. Eigentlich bin ich froh, wenn dann, und das ist die nächste falsche Geschichte, ein zu 100 Prozent gemeindeeigener Betrieb wie die Gesiba die Schulbauten vornimmt. Ich sehe da beim besten Willen keine Art von Korruption. Ich kann es in einer gewissen Art und Weise nachvollziehen, denn es hat so viele Korruptionsskandale, Freunderlwirtschaft in den letzten Jahren und Jahrzehnten gegeben, und es war eine einzige Partei nicht betroffen, das waren die GRÜNEN. Dass es für Sie schwer nachvollziehbar ist, dass eine Partei saubere Hände hat, ja, das muss ich zur Kenntnis nehmen. Aber es ist so! Überall, wo die GRÜNEN regieren, gibt es keine Korruptionsfälle. Es gibt Altlasten. Was die FPÖ heute gebracht hat, oder war es die ÖVP, ich weiß es nicht mehr, TownTown, und so weiter, alles vor der Regierungsbeteiligung der GRÜNEN. Na, selbstverständlich ist es unsere Aufgabe, und ich freue mich, dass es auch die SPÖ als Aufgabe sieht, gegen Korruption und gegen Freunderlwirtschaft vorzugehen. Wir werden das in Zukunft noch stärker machen als bisher, aber nehmen Sie zur Kenntnis, es gibt in Österreich eine Partei, die, im Gegensatz zu anderen, keinen Korruptionshintergrund hat, die keine Korruptionsfälle hat, und darauf sind wir stolz. Das sind die GRÜNEN. – Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Mag Ebinger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine Damen und Herren, ich möchte zuerst auf den Ernst Woller eingehen. Der Toni Mahdalik hat gesagt, dass 100 Millionen EUR Sparpotenzial bei Kultur und sonstigen Förderungen drinnen sind, nicht allein bei Kultur. Wenn wir vom Kulturbudget ausgehen, dann wollen wir das natürlich nicht kürzen, aber wir wollen es unter anderem anders verwenden. (Zwischenruf von GR Ernst Woller.) – Das steht in seinem Pressedienst, du hast das falsch gelesen. Wir wollen das anders verwenden, denn momentan ist es so, dass ihr erstarrt seid, dass ihr unfähig seid zu jeder Änderung und dass mehr oder weniger alles nur weitergeführt wird, verwaltet wird. Die großen Tanker und die ganzen Freunderlbetriebe fressen immer mehr vom Budget auf und für Innovation und Kreativität ist überhaupt nichts mehr über. Das ist die Wahrheit! Das will man natürlich nicht gerne hören von Seiten der SPÖ. Signifikant für die Überheblichkeit der Macht oder die Arroganz der Macht war sein Satz am Anfang: „… belästigen uns mit einer Aktuellen Stunde“, hat Ernst Woller gesagt. Wir belästigen euch mit einer Aktuellen Stunde. Entschuldigung, dass wir die Regierung belästigen, aber so etwas gehört, glaube ich, zur Demokratie dazu. Wenn man unseren Titel „Macht, Machenschaften …“ hernimmt, das ist ganz leicht, das ist ein System von Abhängigkeiten und Freunderlwirtschaft, das seit 70 Jahren gewachsen ist. Wir brauchen uns gar nicht allzu sehr anzustrengen, nur ein paar herauszunehmen aus dem Personenkomitee von Herrn Bgm Michi Häupl: Da beginne ich gleich mit der Frau Imma Palme vom IFES-Institut. Wenn die SPÖ hohe Werte hat, dann ist es meistens IFES, komisch. Aber ich konzentriere mich ein bisschen auf die Kultur: der Direktor des MuseumsQuartiers ist drinnen, super, 416 000 EUR geben wir aus, unnötigerweise, nur für die jährliche Bewerbung des MuseumsQuartiers, nur für die Bewerbung, für sonst gar nichts; der Geschäftsführer der Wiener Linien; sogar die Wiener Wiesn, das ist ja wirklich interessant, hier wird alles parteipolitisch besetzt, was irgendwo Relevanz hat, sogar die Chefin der Wiener Wiesn; oder der Vorstandsdirektor der Wiener Stadtwerke; oder Geschäftsführerin Basis.Kultur, da haben wir wieder Kultur, komisch; ja und dann einer meiner Lieblinge, Thomas Drozda, Vereinigte Bühnen. Immer wieder muss man das predigen, die Stadt Wien ist Mitglied bei Transparency International und wenn man eine Anfrage macht, er kriegt als Direktor, der im August 2008 gekommen ist, eine Ganzjahresprämie, und man fragt, wofür die ist und wie hoch die ist, dann bekommt man als Antwort: Datenschutz. Das ist eure Transparenz, Datenschutz bei 42 Millionen EUR Steuergeldern, und wer das gut heißt, ist kein Demokrat. Das kann einfach nicht sein in einer Demokratie! Es ist natürlich logisch, dass er sich unter die Schutzmantelmadonna Häupl stellt, weil er genau weiß, dass wir mit diesen Dingen aufräumen werden. (Beifall bei der FPÖ.) Oder der Herr Pichowetz, der kann es sich sogar erlauben, dass er einmal auf Ausländer schimpft, wenn bei ihm eingebrochen wird und dass er keine Regelmäßigkeiten bei den Abrechnungen hat. Er ist ja im Personenkomitee, darum existiert er weiter. Generaldirektor Gewista, das wissen wir eh; Vorstandsdirektoren Wiener Stadtwerke; Adi Hirschall – Adi Hirschall ist auch ein Könner, als einer der wenigen bekommt er sein Sommertheater ohne Theaterkommission gefördert, ist immer in jedem Personenkomitee gegen uns drinnen. Aber er sichert sich anderwärtig auch noch ab, denn er ist auch Landesjäger geworden beim Pröll. Da waren wir sogar rein zufällig in der Nähe, wie wir diese Zeremonie gesehen haben. Also er sichert sich in die ÖVP-Richtung nach Niederösterreich auch ab. Das sind die Freunderl, von denen wir reden. Diese Leute nehmen jungen, kreativen, parteiunabhängigen Kulturschaffenden das Geld weg, denn es kann keine Innovation geben. Der Herr Steiner mit dem Architekturzentrum ist auch immer da; Planet Music & Media-Geschäftsführer; echo-Medienhaus, so ein Zufall, das ist ja auch nicht naheliegend, das gerade das echo-Medienhaus für Häupl eintritt. Und da wollt ihr uns erklären, dass das alles unabhängige Kulturschaffende sind? Eigentlich ist es ja erniedrigend für einen Kulturschaffenden, dass er sich für so etwas hergibt, aber es zeigt das System. Oder der Herr Posch vom Theater WERK X, Millionen Subvention gekriegt und dann war die NOWKR-Party zufällig im Theater X am Petersplatz. Zufällig ist er jetzt im Personenkomitee. Oder von der Wirtschaftsagentur, und natürlich der Intendant Struppeck, wobei ich einmal gefragt habe: Wenn er das Buch schreibt, bekommt er das extra bezahlt? Und wieso ist sein Geschäftspartner eigentlich immer der Regisseur im Ronacher oder im Raimund Theater? – Datenschutz, ist eh klar. Das ist die gelebte Transparenz und die gelebte Machtausübung in Wien. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Dr Stürzenbecher zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Es wurde von manchem Redner so viel Falsches und Unzutreffendes vorgebracht, dass man unmöglich in fünf Minuten alles widerlegen kann, deshalb nur das Wichtigste. Zur Transparenz der Subventionen: Faktum ist, dass der Stadtrechnungshof strengstens alle Subventionen permanent kontrollieren kann und auch kontrolliert, und zwar sowohl die Förderungsgeber als auch die Förderungsnehmer. Zumindest die Mitglieder des Stadtrechnungshofausschusses werden das bestätigen können. Es ist auch so, dass neben dem Stadtrechnungshof, der alle Subventionen genau prüft, auch die Dienststellen selbst sie überprüfen und auch der Rechnungshof, der Bundesrechnungshof kann alles überprüfen. Die diesbezüglichen Fakten des Stadtrechnungshofes sind für jedermann und jede Frau im Netz einsehbar. Die höchste Transparenz ist gegeben. Jeder kann alles nachprüfen. Der Vorwurf, es gäbe Intransparenz bei den Subventionen, ist falsch und das weise ich schärfstens zurück. Weiters muss ich zu dem kommen, was Kollege Gudenus zum Heizkostenzuschuss gesagt hat, weil das eine verbreitete Mär ist, die nicht stimmt. Dieser wurde nicht ersatzlos gestrichen, sondern es wurde das Gießkannenprinzip, wo jeder und jede ein bisschen was gekriegt haben, ersetzt dadurch, dass die, die es wirklich brauchen, ordentlich was kriegen und ihnen geholfen wird. Das ist die Tatsache. (StR Mag Manfred Juraczka: Aufkommensneutral?) Kollege Ulm hat wieder die Unwahrheit verbreitet, dass mit den 100 000 Unterschriften irgendetwas nicht Korrektes geschehen sein soll, juristisch argumentiert. Wenn eine juristische Prüfung ergibt, dass dieser Zweck, der von vielen unter Anleitung der ÖVP unterschrieben worden ist, nach der Stadtverfassung nicht zulässig ist, dann ist es nicht zulässig. Das hat der Berufungssenat so entschieden. Und übrigens, der Rechtsgang zum Verwaltungsgerichtshof hat ergeben, dass das bestätigt wurde, dass Sie nicht recht gehabt haben. Das muss man einfach einmal sagen, dass auch Ihr Weg zum Verwaltungsgerichtshof hier nicht gefruchtet hat. Das nur für die Zuschauer, die vielleicht die Hintergründe nicht kennen. Und weil wieder gesagt worden ist, es ist ein Mandatar – nämlich grad von Ulm, das finde ich interessant – im März von den GRÜNEN zu uns mit, glaube ich, inhaltlich sehr gut begründeten Argumenten übergetreten. Reden sie einmal mit dem Herrn Klubobmann Lopatka, der sich überall damit rühmt und besonders gut vorkommt, dass vier Nationalräte vom Team Stronach jetzt im ÖVP-Klub sind. (VBgmin Mag Renate Brauner: Was für welche!) Ich glaube, sie sind dort gut aufgehoben. Aber das ist wirklich schon eine Dimension, die in dieser Form und in dieser Masse sozusagen wirklich nicht mehr okay ist. Und das ist zurückzuweisen! (Beifall bei der SPÖ.) Zu Private Public Partnerships nur ganz kurz: Da gibt es auch durchaus aus Teilen der SPÖ von unserer Jugendorganisation Kritik, man kann aus marxistischer Sicht durchaus Kritik an dem Modell üben, nur, wenn wir das nicht so machen würden, auf Basis der EU-Vorgaben, auf Basis von Maastricht, könnten wir gewisse Schulen nicht bauen, könnten wir viele andere Sachen nicht bauen. Deshalb bedienen wir uns des Mittels Private Public Partnerships, weil es so einfach besser ist und wir damit die Zwecke erfüllen, die die Bürgerinnen und Bürger brauchen. Diese Form haben wir nicht erfunden, aber sie ist notwendig und richtig, weil sie gute Zwecke erfüllt. Dann noch zum Kollegen Mahdalik: Das war heute für dein Niveau relativ tief, muss ich sagen, denn Kulturschaffende und Kulturmanager haben demokratische Rechte wie alle anderen auch, sie dürfen ihre demokratische Meinung ausdrücken, auch öffentlich, und das wird auch so bleiben. (Beifall bei der SPÖ.) Ich könnte jetzt noch schnell etwas zu Aigner und zur Kollegin Holdhaus sagen, die eigentlich überhaupt nicht zu Subventionen gesprochen haben, sondern zu Ausgaben der Stadt für gewisse Projekte. Es geht sich nicht mehr aus, nur so viel abschließend: Die Subventionen in Wien werden in hohem Verantwortungsbewusstsein transparent gestaltet, sie werden streng überprüft, sie dienen Zwecken, die im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sind, sie sichern Arbeitsplätze, sichern die Kultur und sichern die Lebensqualität, und das ist gut so. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Meine Damen und Herren! Ich darf Sie bitten, mir kurz die Gelegenheit zu geben, und Frau Stadträtin, Sie werden mir das hoffentlich auch nachsehen und mir kurz die Gelegenheit geben, denn der Herr Vorsitzende ist auch gerade im Raum, einen Dank auszusprechen. Für die Fraktion, der ich angehört ha…, der ich angehöre (Oh-Rufe und allgemeine Heiterkeit.), hat es schon der Klubobmann gemacht. – Ich habe nichts vor! (GR Heinz Hufnagl: Dazugelernt?) – Nein, da habe ich keine Angst. Meine Damen und Herren, es ist mir ein Anliegen und ich glaube, es ist auch durchaus gerechtfertigt, das von dieser Position aus zu machen, nämlich mich zu bedanken. Wir haben den politischen Werdegang von Ihnen, Herr Vorsitzender, gehört, Sie haben sicherlich, und das haben wir oftmals auch persönlich sozusagen ausgetragen, eine andere politische Meinung als ich und als meine Fraktion. Das ist Tatsache und das ist auch gut so, da ich glaube, das ist Sinn des Parlamentarismus und Sinn der Demokratie, dass man Meinungen austauscht. Bei allen hart geführten Diskussionen ist aber eines im Vordergrund gestanden, und zwar einerseits durchaus als einfacher Abgeordneter, aber auch insbesondere als Vorsitzender, Sie haben immer die Möglichkeit offen gelassen, Sie haben immer das Gemeinsame gesucht, Sie haben immer versucht, einen gemeinsamen Zugang zu finden. Ich persönlich darf mich auch als Zweiter Vorsitzender bei Ihnen bedanken, der Sie mir auch geholfen haben in der Vorsitzführung und sozusagen in der Einführung in das Amt. Das war sehr anständig, war sehr korrekt von Ihnen und ich darf Ihnen hiermit meine größte Wertschätzung mitteilen und Ihnen alles Gute wünschen für die Zeit nach der Politik, die soll es ja auch noch geben. Alles Gute! – Danke schön. (Allgemeiner Beifall.) Meine Damen und Herren! Wir kommen zurück zur Tagesordnung. Die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend „Innovatives Wien 2020“ zum Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist. – Bitte schön. VBgmin Mag Renate Brauner: Vielen Dank. – Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute wollen wir mit der Strategie „Innovatives Wien 2020“ die Ausrichtung der Forschungs-, Technologie und Innovationspolitik der Stadt Wien bis zum Jahr 2020 beschließen. – Es steht außer Frage, dass wir Forschung und Innovation brauchen. Wir werden unsere exzellente Lebensqualität nur halten, wenn wir die besseren Qualifikationen, die besseren Produkte und die besseren Ideen haben, kurzum: wenn wir innovativ sind. Dumping, sehr geehrte Damen und Herren, das Aushöhlen sozialer Standards, um mit den Löhnen in anderen Ländern mithalten zu können, ist keine sinnvolle Strategie. Wir wollen und wir werden über Qualität die hohen Standards in Wien erhalten! Erlauben Sie mir, sehr geehrte Damen und Herren, bevor wir den Blick in die Zukunft richten, noch ein wenig über das Erreichte zu sprechen: Die Stadt Wien verfügt als erstes österreichisches Bundesland bereits seit 2007 über eine eigene Strategie für Forschung, Technologie und Innovation mit dem Namen „Wien denkt Zukunft“. Diese Strategie hat eine Laufzeit von 2008 bis Ende 2015. Die FTI-Strategie „Wien denkt Zukunft“ wurde evaluiert, und die Ergebnisse dieser Evaluierung sind in die neue FTI-Strategie „Innovatives Wien 2020“ selbstverständlich eingeflossen. Wien hat damit bereits 2007 ein deutliches Zeichen gesetzt: Forschung, Technologie und Innovation sind ein wichtiger Bestandteil der Entwicklungen in unserer Stadt, und die Stadtregierung fördert entsprechende Anstrengungen. Die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre zwischen 2004 – denn diese Daten lagen der damaligen Strategie „Wien denkt Zukunft“ zu Grunde – und den aktuell verfügbaren Daten aus 2013 ist beachtlich: Die Anzahl der forschenden Unternehmen in Wien ist um 94 Prozent auf 785 gestiegen. Die AkademikerInnenquote hat sich von 16,5 auf 25,1 Prozent erhöht. Wien ist inzwischen der größte Hochschulstandort im deutschsprachigen Raum. Es gibt 25 Prozent mehr Beschäftigte im FuE-Bereich als noch im Jahr 2004, und die Anzahl der weiblichen wissenschaftlichen Kolleginnen, also des weiblichen wissenschaftlichen Personals in Unternehmungen ist um 92 Prozent gestiegen. – Das sind einige Fakten zu den Fragen: Helfen denn die Strategien und die Förderungen der Stadt? Geht denn da etwas weiter? Aber es sind, sehr geehrte Damen und Herren, nicht nur die Zahlen, die beeindrucken. Erst vor zwei Wochen – und ich glaube, viele von Ihnen waren ohnedies dort – fand das 3. Wiener Forschungsfest auf dem Naschmarkt mit 11 000 Besuchern und Besucherinnen statt. Ich darf in Erinnerung rufen: Dieses Fest fand gleichzeitig mit dem Tag der offenen Tür hier im Rathaus statt und war quasi ein Teil davon. Es war also viel los in dieser Stadt, trotzdem gab es dort 11 000 Besucher und Besucherinnen. Warum? – Weil es gelungen ist, Forschung und Innovation lebensnah zu präsentieren und damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Innovation zu leisten. Und dabei wurde – und das ist mir ein großes persönliches Anliegen – gerade auch Kindern und Jugendlichen der Zugang zur Forschung ermöglicht. Ich sagte vorher, dass ich meine, dass die Zahlen ein guter Beleg dafür sind, dass Wien einen großen Beitrag zu dieser positiven Weiterentwicklung leistet. Was geschieht denn alles? Wo unterstützt Wien Forschung und Innovation? – Die Wirtschaftsagentur Wien fördert innovative Unternehmungen. Die MA 7 unterstützt zahlreiche Forschungsprojekte an Universitäten oder zum Beispiel der Akademie der Wissenschaften. Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, kurz WWTF, vergibt private Gelder an Forscher und Forscherinnen, wickelt aber auch Projekte mit Mitteln der Stadt Wien ab, um herausragende Forschung in Wien zu unterstützen. Die Stadt Wien selber – und das darf man nicht unterschätzen, das wird aber oft in der Diskussion vernachlässigt – ist Nachfragerin nach zahlreichen Forschungsleistungen von Hochschulen und Forschungsinstituten. Darüber hinaus vergibt die Stadt auch Subventionen an Institute, zum Beispiel an das Wirtschaftsforschungsinstitut, oder unterstützt über die MA 23 die Weiterentwicklung der Wiener Fachhochschulen durch ausgewählte Projekte in Forschung und Lehre. All diese Unterstützungen sind ein deutliches Bekenntnis der Stadt zu Wissenschaft und Innovation. Wir wissen um deren enorme Bedeutung für die Stadt. – Diese besondere Bedeutung des Wissenschafts- und Innovationsstandorts Wien lässt sich an folgenden Daten ablesen: Wien hat 2013 mit einer Forschungsquote von 3,6 Prozent das offizielle EU-Ziel von 3 Prozent nicht nur erreicht, sondern deutlich überschritten. Wien hat damit die höchsten Forschungsausgaben je Einwohner und Einwohnerin in Österreich. In Wien arbeiten knapp 44 000 Menschen in der Forschung, an den Universitäten, in den Kompetenzzentren und in den Unternehmungen. In Wien befinden sich knapp 1 500 Forschungsstätten. – Wien ist also gut aufgestellt und hat sich in den vergangenen Jahren im Bereich Wissenschaft und Forschung sehr dynamisch entwickelt. (Beifall bei der SPÖ.) Wien ist innovativ. Und bevor ich wieder höre, dass hier so viel Selbstlob im Spiel ist, halte ich fest: Das sage nicht ich, sondern das sagt die australische Innovationsagentur „2thinknow“! Wien ist zu einer der innovativsten Städte der Welt ernannt worden. Klar ist aber auch, sehr geehrte Damen und Herren: Die Herausforderungen sind gerade in Zeiten ökonomischer und gesellschaftlicher Krisen enorm. Es muss uns daher gelingen, Antworten auf die drängenden gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Fragen zu finden: Das geht nur über technologische und soziale Innovation. Die neue FTI-Strategie liefert hierzu einen wichtigen Beitrag und trägt auch zur Erreichung der in der „Smart-City- Rahmenstrategie“ festgelegten Innovationsziele bei. Diese Strategie haben wir ja 2014 hier gemeinsam im Gemeinderat beschlossen. Nun zur neuen FTI-Strategie im Detail. Sehr geehrte Damen und Herren! „Innovatives Wien 2020“ wurde in einem einjährigen Prozess erarbeitet. Die Auftaktveranstaltung am 10. September 2014 wurde von rund 300 engagierten Teilnehmern und Teilnehmerinnen besucht, darunter viele höchstrangige Vertreter und Vertreterinnen von Universitäten, öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen. Danach wurde in 3 Panels mit 80 Experten und Expertinnen aus Wissenschaft, Forschung, Unternehmen, Zivilgesellschaft und Verwaltung an den wichtigen Themen gearbeitet. Über ein Open Forum und die Möglichkeit der Online-Partizipation sind Anregungen aus der Bevölkerung mit eingeflossen. Es fanden Gespräche mit den RektorInnen der Wiener Universitäten, den GeschäftsführerInnen der Wiener Fachhochschulen sowie mit Vertretern und Vertreterinnen aus Unternehmen und Verwaltung statt. Unter den Wissenschaftern und Wissenschafterinnen, die an der Strategie mitgearbeitet haben, finden sich so klingende Namen wie Helga Nowotny, André Gingrich oder Josef Penninger. Zudem wurden die Evaluierungsergebnisse der früheren Strategie sowie Fakten aus Studien zu relevanten Themen berücksichtigt. – Die neue FTI-Strategie ist demnach unter breiter Einbindung von Experten und Expertinnen, aber auch der Bevölkerung entstanden. Ich meine, sie ist nicht als ein „dünnes Papier“ einer Studie zu bezeichnen, wie es von einer Fraktion im Ausschuss formuliert wurde. Ich kann mir das nur dadurch erklären, dass die Unterlagen vielleicht ein wenig unaufmerksam studiert wurden! Sehr geehrte Damen und Herren! Zur Beschlussfassung liegt Ihnen nun ein Dokument vor, das drei zentrale Innovationsziele mit insgesamt acht Handlungsfeldern in den Mittelpunkt stellt. Auf dieser Basis werden jährliche Arbeitsvorhaben definiert werden, womit das breite Feld der Innovation im Magistrat der Stadt Wien noch besser als bisher verankert wird. Die Magistratsabteilung 23, Arbeit, Wirtschaft und Statistik, ist beauftragt, den Follow-up- Prozess zu gestalten und so sicherzustellen, dass kontinuierlich an der Strategieumsetzung gearbeitet wird. „Innovatives Wien 2020“, sehr geehrte Damen und Herren, geht von einem möglichst breiten Innovationsbegriff aus. Einerseits geht es um technologische Entwicklung, also um Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren, die auf neuen technologischen Entwicklungen basieren, welche sich gewinnbringend verkaufen und dadurch zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes beitragen oder von der öffentlichen Hand finanziert beziehungsweise beschafft werden. Wichtig ist aber auch soziale Innovation, deren Nutzen in ihrer gesellschaftlichen Relevanz liegt und nicht auf wirtschaftlicher Verwertbarkeit beruht. Von Bedeutung sind genauso Systeminnovationen zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wie beispielsweise Beiträge zur Energiewende oder neue Infrastrukturen. Ebenso bedeutungsvoll sind aber auch künstlerische und kulturelle Innovationen, die dem Wissens- und Innovationsstandort und der Gesellschaft wichtige Impulse geben. Im Fokus der neuen FTI-Strategie stehen aber auch die Rolle der öffentlichen Verwaltung und das stete Bemühen um verbesserte, vereinfachte oder auch zielgruppenspezifischere Leistungserbringung. Ich nenne Ihnen im Folgenden die drei festgelegten Innovationsziele mit den insgesamt acht Handlungsfeldern. Innovationsziel 1 – Wien als Stadt der Chancen: Wien schafft optimale Voraussetzungen, um das Innovationspotenzial in der Metropolregion zu entfalten. Handlungsfeld 1: Wien möchte Magnet für talentierte Forscher und Forscherinnen und Gründer und Gründerinnen sein Das Handlungsfeld 2 befasst sich mit den FTI-Stärkefeldern der Stadt Wien: Life Sciences, IKT, Kreativwirtschaft, die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften sowie Mathematik beziehungsweise Physik werden weiter ausgebaut und müssen als Leuchttürme mit ausreichend kritischer Masse international sichtbar sein. Handlungsfeld 3 ist die Finanzierung: Das ist ein ganz wichtiges Thema, und Ziel dabei ist es, eine klar und einfach aufgestellte Förderlandschaft zu haben, die ausreichend flexibel agieren kann und private Investorinnen und Investoren vermehrt dazu bringt, in Wien in gute Ideen zu investieren. Last but not least ist beim ersten Innovationsziel das wichtige Handlungsfeld 4, nämlich Bildung, zu nennen, und zwar sehr breit verstanden. Es ist dies ein integraler und unverzichtbarer Bestandteil der FTI-Politik. Wien setzt auf Bildung, die eine Innovationskultur entstehen lässt, und zwar in allen Altersstufen, beginnend vom Kindergarten – jawohl, ab dem Kindergarten, denn hier wird sozusagen schon der Samen gelegt – bis zu den Hochschulen. – Als wichtiger Bestandteil in diesem Zusammenhang seien die Gratiskindergärten und das Campusmodell erwähnt. Sehr geehrte Damen und Herren! Nun komme ich zum Innovationsziel Nummer 2: Ich habe schon die wichtige Rolle der Staatsverwaltung per se angesprochen. Die innovative Stadtverwaltung Wien bekennt sich zur Innovationsfreudigkeit der öffentlichen Hand und zur Rolle der Stadt als Gestalterin, Nachfragerin und Nutzerin von Innovation. In diesem Zusammenhang ergibt sich das Handlungsfeld 5: Die Stadt unterstreicht ihre Rolle als innovative und kreative Organisation. Innovation ist jedenfalls auch Sache der öffentlichen Hand und nicht nur der Privaten. Im Rahmen des Handlungsfeldes 6 geht es darum, dass die Stadt Wien mit ihrer innovativen Beschaffung einen doppelten Innovationseffekt erzielt: Einerseits tragen innovative Leistungen zur Weiterentwicklung der städtischen Leistungen bei, andererseits werden Unternehmungen dazu angeregt, nach innovativen Lösungen zu suchen. Damit komme ich zum Innovationsziel Nummer 3 – Wien als Ort der Begegnung: Wien schafft ein innovatives Milieu und setzt auf Kooperation und Offenheit. Das Handlungsfeld 7 befasst sich damit, dass Wien ein Netz an innovativen, experimentellen Räumen schafft, und dabei sprechen wir nicht unbedingt nur von Räumen physischer Natur, sondern es sind auch virtuelle Freiräume damit gemeint. Das Handlungsfeld 8 befasst sich damit, dass Wien international besser sichtbar werden muss, denn wir werden zu Recht weltweit als die Stadt mit der höchsten Lebensqualität gelobt. Wir sind die Stadt der Musik, die Stadt der Kultur, aber Wien ist auch die Stadt der Wissenschaft und der Forschung. – Letzteres müssen und werden wir international noch stärker sichtbar machen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.) Wien braucht die Wissenschaft. Wien braucht die Forschung. Wien braucht die Innovation. Deshalb haben wir in der Vergangenheit viel dafür getan und werden auch in Zukunft sehr viel dafür tun. Wissenschaft, sehr geehrte Damen und Herren, ist international. Wie international auch Wien in diesem Bereich ist, zeigt ein Beispiel, nämlich der „Campus Vienna Biocenter“, einer jener schon existierenden Leuchttürme in Neu Marx. Dort arbeiten und forschen 1 400 Wissenschafter und Wissenschafterinnen und 700 Studierende aus über 40 Ländern dieser Welt. Wir brauchen diese internationalen Wissenschafter und Wissenschafterinnen, und wir brauchen internationale GründerInnen genauso wie internationale InvestorInnen. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf das 3. Wiener Innovationsziel verweisen: Wien ist und soll ein Ort der Begegnung bleiben. Wir sind eine weltoffene Stadt, in der man sicher leben und arbeiten kann. Hier kann man seine Ideen verwirklichen, und hier wird man unterstützt, wenn Lösungen für die Gesellschaft erarbeitet werden, egal, woher man kommt. Aus Sicht des Wirtschaftsstandortes, sehr geehrte Damen und Herren, ist daher der Versuch einer Abschottung, wie von manchen propagiert, eine Bedrohung, denn der Wirtschaftsstandort Wien lebt von der Diversität. Erlauben Sie mir jetzt angesichts der aktuellen, oft sehr emotional geführten Diskussion über nach Europa flüchtende Menschen eine kleine Rückschau: In der Geschichte sind sehr viele Wissenschafter und Wissenschafterinnen immer wieder zu Flüchtlingen geworden, auch Menschen aus Wien. Sie alle kennen Sigmund Freud, der ebenso wie der Nobelpreisträger für Psychologie Eric Kandel ein Flüchtling war, und zwar ein Flüchtling vor den Nazis. Freud floh nach London, Kandel in die USA. Aber auch die Kernphysikerin Lise Meitner, der Biologe Max Perutz, nach dem unser wundervolles Institut benannt ist, Maria Jahoda, die Autorin der berühmten Untersuchung „Die Arbeitslosen von Marienthal“, Otto Neurath und der Begründer des „kritischen Rationalismus“ Karl Popper flüchteten vor den Nazis. Insgesamt 16 Familienangehörige Poppers wurden durch die Nazis ermordet. Und die Liste geflohener Wissenschafter und Wissenschafterinnen ließe sich leider sehr lange fortsetzen. Heute sind wir es, die Menschen in Not helfen können. Der Umgang mit Flüchtlingen ist auch Ausdruck einer weltoffenen Gesellschaft und sagt viel über Innovationsfähigkeit, Neugier und über die eigene soziale Haltung aus. Wien hat eine Tradition, Menschen, die in Not sind, zu helfen. Das war 1956, 1968 und während der Balkankriege der Fall, und das zeigen wir auch heute wieder. Die Zivilgesellschaft, die Blaulichtorganisationen, der Fonds Soziales Wien, die NGOs wie Arbeiter-Samariter-Bund, Volkshilfe, Caritas und unendlich viele Ehrenamtliche helfen gemeinsam mit den Institutionen der Stadt Wien und zahlreichen Unternehmungen wie zum Beispiel den ÖBB. Wir helfen heute, und wir haben auch in der Vergangenheit geholfen. Das war für alle gut, für die Flüchtlinge, aber auch für Wien, und zwar erstens, weil eine Gesellschaft lebenswert ist, wenn sie offen ist, und zweites, weil wirklich spannende, wichtige Menschen zu uns gekommen sind. Ich erinnere mich gerne an unsere Auftaktveranstaltung zur Strategie „Innovatives Wien 2020“, die ich schon angesprochen habe. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde eine wunderbare junge Wissenschafterin namens Frau Dr Ivona Brandic interviewt. Auch sie ist ein Flüchtling: Sie kam im Jahr 1992 gemeinsam mit ihren Eltern aus Bosnien-Herzegowina zu uns nach Österreich. Heute ist sie Informatikerin und Universitätsassistentin an der TU Wien und mia-Award-Preisträgerin 2011. Gerade erst hat sie den Start-Preis des FWF erhalten. – Was für eine Bereicherung für unsere Stadt! Als weiteres Beispiel nenne ich A Min Tjoa, der mit 13 Jahren aus Indonesien, damals einer Diktatur, geflüchtet ist. Er ist heute Professor an der TU Wien. In einem Interview mit dem „Standard“ sagte er: „Uns wurde in Sachen Integration nichts in den Weg gelegt.“ Er beschreibt, wie ihm ein Deutschlehrer geholfen hat. Unterstützende Lehrer und Lehrerinnen können erste Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen sein, wie es sie zum Glück auch heute wieder gibt. Es gibt zahlreiche weitere Menschen, die als Flüchtlinge zu uns nach Wien kamen und unsere Gesellschaft heute unheimlich bereichern. Wir sollten ihre Fähigkeiten und Talente nutzen, weil das für diese Menschen gut ist und weil das für uns gut ist, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es muss uns gelingen, die besten Köpfe nach Wien zu holen. Es muss uns gelingen, offen zu sein für Menschen in Not. Es muss uns gelingen, im Neuen eine Chance zu sehen und uns auf die Herausforderungen von morgen einzustellen. Nur dann wird es uns auch gelingen, die Top-Stadt zu bleiben, die wir sind. Mit der vorliegenden neuen FTI-Strategie bekennen wir uns dazu, eine pulsierende, menschliche, bunte Metropole zu sein und bleiben zu wollen. Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe es eingangs erwähnt: Wien muss und Wien wird technische und soziale Innovation verbinden. Wettbewerbsfähigkeit und soziale Verantwortung sind kein Widerspruch. Im Gegenteil: Diese Kombination stellt den wesentlichen Standortvorteil unserer Stadt dar! Dazu haben wir uns in der Smart-City- Rahmenstrategie bekannt, und dazu bekennen wir uns heute. Innovation muss den Menschen dienen! Ein herausragendes historisches Beispiel sind etwa die Antworten des Roten Wien auf Wohnungsnot, aber auch der Umgang mit der sogenannten „Wiener Krankheit“, der Tuberkulose. Man hat innovative Lösungen für bestehende Probleme gefunden. Die Errungenschaften der 20er Jahre im städtischen Wohnbau, bei der Kinderbetreuung, im Zusammenhang mit Hilfsleistungen wie Windelpaketen und der Schaffung von Waschanstalten sind Meilensteine der sozialen Innovation, von denen wir noch heute profitieren. Wie aber sehen solche Meilensteine in Zeiten der digitalen Revolution aus? Wie können wir über Datensicherheit sprechen? Wie können wir die Teilhabe aller an modernen Prozessen sicherstellen? Wie hilft Technologie tatsächlich, das Leben der Menschen zu verbessern? Letzteres ist dem Roten Wien ohne Zweifel ganz vorbildlich gelungen! – Wir müssen die Grenzen des Gewünschten gesellschaftlich diskutieren. Nicht alles, was technisch möglich ist, muss auch gesellschaftlich wünschenswert sein. Umgekehrt können technologische Lösungen sehr wohl unseren Lebensstandard steigern. Aber: Sind wir beispielsweise bereit, Privatheit für Bequemlichkeit aufzugeben? Die Auswirkungen von Innovation auf die Menschen müssen berücksichtigt werden. Der Ausdruck Technikfolgenabschätzung klingt vielleicht nicht sehr aufregend, sondern sehr sperrig. Das ist aber zwingend notwendig. Wenn wir immer produktiver werden, wenn künstliche Intelligenz uns Arbeit abnimmt, dann ist das erfreulich. Wenn Unfälle durch selbstfahrende Fahrzeuge reduziert und schwere Arbeiten durch Maschinen erleichtert werden, dann ist das wunderbar! Es ist ein Fortschritt, dass gerade viele Tätigkeiten, die weniger sinnstiftend sind, maschinell erledigt werden können. Daran muss jedoch unmittelbar die Frage anknüpfen, wie wir sinnstiftende menschliche Arbeit und Einkommen verteilen. Wir müssen uns fragen: Welche Konsequenzen haben die technologischen Veränderungen, und wie können und wollen wir diese gestalten? Wir müssen einer technologischen Spaltung unserer Gesellschaft entgegentreten. Das gute Leben der einen darf nicht zu Lasten der anderen verwirklicht werden. Und wir müssen dafür Sorge tragen, dass moderne, individualisierte „Produzenten-Konsumenten-Beziehungen“ – Stichwort „Sharing Economy“ – nicht zu Lasten von arbeitsrechtlichen Regelungen und kollektivvertraglichen Löhnen gehen. Sozialrechtliche Absicherungen sind eben keine altmodischen Marotten, sondern hart erkämpfte Standards, die für eine gerechtere und lebenswertere Gesellschaft unabdingbar sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das heißt nicht, dass der Fortschritt aufgehalten werden soll. Im Gegenteil: Wir wollen ihn gestalten, und wir wollen ihn für alle nutzbar machen! Wir wollen den Menschen unbegründete Ängste vor Neuem nehmen, wir wollen aber begründete Ängste auch sehr ernst nehmen. Wir wollen technologische Innovation, wir wollen „das gute Leben“, wir wollen eine Entlastung der Menschen, wir genießen den Luxus mobiler Kommunikation, wir freuen uns an medizinischen Fortschritten, und wir nutzen jeden Tag ganz selbstverständlich eine Vielzahl digitaler Technologien. Den Fortschritt gestalten heißt allerdings, Chancen und Risiken kennen und abwägen. Den Fortschritt gestalten heißt auch, dass jedem Menschen das Recht eingeräumt wird, am Fortschritt zu partizipieren. Wir bekennen uns ohne Wenn und Aber zum Forschungsstandort Wien, aber genauso auch zum Wirtschaftsstandort Wien. Wir bewundern Menschen, die mit Unternehmensgeist und Forschungsinteresse nach neuen, besseren Lösungen suchen, und wir werden auch künftig Forschung und Innovation im bestmöglichen Rahmen unterstützen. Ein wunderbares Beispiel dafür, sehr geehrte Damen und Herren, dass Innovation nicht immer nur technologisch sein muss, sondern auch kreative Aspekte haben kann, hängt heute um meinen Hals. Sehen Sie: Mein Schmuckstück lebt! – Leonhard Peschta, ein Wiener Juwelier und Schmuckdesigner in dritter Generation, hat im Jahr 2013 – übrigens mit Unterstützung der Wirtschaftsagentur Wien – über die Förderschiene departure sein Unternehmen gegründet und seine ersten beweglichen Schmuckteile entwickelt. So ist aus solider, handwerklicher Tradition ein modernes innovatives Design „Made in Vienna“ entstanden, das auch schon international für Furore sorgt. Sehr geehrte Damen und Herren! Mit der neuen FTI-Strategie „Innovatives Wien 2020“ ist es meines Erachtens sehr gut gelungen, einen Rahmen zu formulieren, der deutlich macht, wie die Stadt Wien ihre Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik betreiben wird. Ich darf mich herzlich bei allen bedanken, die an der Erstellung dieser Strategie mitgewirkt haben, insbesondere bei der gesamten MA 23 und Kollegen Klemens Himpele, der mit unglaublich viel Herzblut und Engagement mit seinem Team die Koordinierung und Formulierung der nun vorliegenden Strategie zustande gebracht hat. Herzlichen Dank, dass Sie dafür gesorgt haben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordneten! „Innovatives Wien 2020“ ist ein starkes Bekenntnis unserer Stadt zur Offenheit für Neues, zu Forschung, Technologie und Innovation. Wir gestalten die Zukunft. Ich würde mich sehr über eine breite Zustimmung zum vorliegenden Strategietext freuen! – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich danke der Frau amtsführenden Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke für den Bericht. Die Geschäftsordnung bestimmt, dass bei den nun folgenden Besprechungen kein Redner öfter als 2 Mal und mehr als insgesamt 20 Minuten sprechen darf. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der Bürgermeister und die zuständigen amtsführenden Stadträte, deren Redezeit pro Wortmeldung mit 20 Minuten beschränkt ist. Zur Besprechung der Mitteilung erteile ich Herrn GR Dkfm Dr Aichinger das Wort. GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister! Gestatten Sie mir, dass ich mich im Rahmen dieses Tagesordnungspunkts im Namen meiner Fraktion und im eigenen Namen zuerst beim Herrn Ersten Vorsitzenden des Wiener Gemeinderates recht herzlich bedanke. Bei seiner Dankesrede heute war die Stimmung sehr emotional, und er hat wieder gezeigt, mit welcher Übersicht und Souveränität er dieses Haus immer geleitet hat. Seine Äußerungen sind und waren immer ganz eindeutig, sodass alle damit einverstanden sind. Mit seiner Vorsitzführung sind alle einverstanden. Er versucht immer wieder, Brücken zu bauen und dafür zu sorgen, dass in diesem Haus bei unserer schweren Arbeit gemeinsam an einem Strick gezogen wird. Er hat ein wichtiges Prinzip immer wieder genannt, das für ihn sehr wesentlich ist, nämlich dass man einander nach jeder Auseinandersetzung und nach jeder Differenz wieder in die Augen schauen und sagen kann, das können wir so oder so lösen. Meine Damen und Herren! Das hat er auch heute bei der Sitzungsunterbrechung beziehungsweise bei der Behandlung der Angelegenheit und Lösung der strittigen Punkte in der Präsidiale wieder bewiesen. Ich darf mich ganz besonders für die letzten vier Jahre bedanken, als ich in dieser Präsidiale sein und sehen durfte, wie du das bis jetzt immer gemacht hast. Lieber Godwin! Ich danke herzlichst noch einmal für diese Zusammenarbeit. Ich wünsche dir für die Zukunft alles, alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit, Glück und Zufriedenheit und dass es dir weiterhin sehr gut geht. Herzlichen Dank, lieber Godwin, für die Zusammenarbeit! (Allgemeiner Beifall.) Meine Damen und Herren! Die Mitteilung der Frau Vizepräsidentin … Entschuldigung! Ich meinte, die Mitteilung der Frau Vizebürgermeisterin. – Präsidentin ist sie natürlich auch, zum Beispiel bei den Helfern Wiens. (VBgmin Mag Renate Brauner: SK Rapid!) Beim SK Rapid ist sie Vizepräsidentin, sehr gut, dann haben wir das ja getroffen! Wir kommen nun zu der heutigen Mitteilungsbesprechung, die eigentlich Teil des Tagesordnungspunktes 63 ist, und wir sind in die angenehme Rolle versetzt worden, dass uns dieser Tagesordnungspunkt – wenn ich so sagen darf – von der Berichterstatterin so genau erklärt wurde, wie wenige andere erklärt werden. Ich schicke voraus: Frau Vizebürgermeister! Wir werden diesem Tagesordnungspunkt natürlich zustimmen, weil wir davon überzeugt sind, dass ein Plan beziehungsweise eine Strategie etwas ganz Wesentliches ist. Es ist auch begrüßenswert, dass in diesem Strategieplan nicht nur die Wissenschaft enthalten ist, sondern darin auch sehr viel vom modernen Industrie- und Dienstleistungsstandort beziehungsweise Wirtschaftsstandort Wien die Rede ist, denn das ist, wie ich glaube, eigentlich unsere wesentlichste Aufgabe. Mit diesem Plan sollen die Schwerpunkte im Zusammenhang mit Forschung, Technologie und Innovation weiterentwickelt werden, weil wir nicht stehen bleiben können. Die Infrastruktur soll ausgebaut werden, und es sollen international Leuchttürme gesetzt werden. – Es sind hier durchwegs tolle Dinge vorgesehen! Mir scheint es aber auch ein wesentlicher Punkt zu sein, dass auch die Stadtverwaltung in diesen Bereich eigens verstärkt einbezogen werden soll, wobei ich natürlich sagen könnte, dass das immer schon so gewesen sein sollte. Ich meine aber, meine Damen und Herren, dass es das Wesentliche an der ganzen Geschichte ist, dass dieser Plan und diese Strategie mit Leben erfüllt werden müssen. Wir müssen die Ärmel aufkrempeln und darauf achten, dass wir hier wieder Anschluss finden, denn die aktuellen wirtschaftlichen Daten, die wir derzeit in Wien vorfinden, sind nicht unbedingt – wie ich es einmal vornehm ausdrücken möchte – die optimalsten. Wir haben bis vor einigen Jahren im Zusammenhang mit Wirtschaftswachstum und der Arbeitslosenstatistik und im Hinblick auf Schulden wesentlich bessere Werte und waren im Bundesländervergleich wesentlich weiter vorne, als wir es derzeit sind. Das heißt: Die Strategie und der Plan sind wichtig, wir müssen das meiner Meinung nach aber auch umsetzen und hier weiter denken. Wien braucht also ein Vorwärtsdenken, und man darf sich weniger zurücklehnen, meine Damen und Herren! Wir können zwar auf die Vergangenheit stolz sein, ich glaube aber, wir müssen die Zukunft anders und offener bewältigen. Allerdings genügt es nicht, mit Selbstvertrauen und weniger Selbstzufriedenheit zu agieren. Nein! Wir müssen wirklich optimistisch in diese Sache hineingehen! Mehr Dynamik und weniger Bremser sind an dieser Stelle verlangt. Sie haben es erwähnt: Wien braucht weniger Mittelmaß. Wien braucht mehr Spitzenleistungen. Und an erster Stelle kommt hier natürlich die Bildung! Dabei sind der Arbeitsmarkt und das Soziale zu beachten. In Wien gibt es im Hinblick auf den Leistungsgedanken sicherlich noch viel Luft nach oben. Eine Stadt, die in Europa Spitze sein will, meine Damen und Herren, kann sich nicht mit einem Mittelmaß zufrieden geben, sondern es muss ein klares Bekenntnis zur Förderung von Eliten, Leuchtturmprojekten und Exzellenzclustern in der Wissenschaft geben. Damit, dass Josef Penninger in Wien geblieben ist und weiter bleibt, ist uns – wie Sie auch erwähnt haben – ein großer Wurf gelungen. Beim ISTA, dem „Institute of Science and Technology Austria“, ist uns das leider nicht gelungen, dieses wurde nach Niederösterreich verlegt, und damit wurde hier eine Chance vertan. Aber auch die Sir- Karl-Popper-Schule auf Initiative von VBgm Görg ist nur ein Beispiel dafür, dass wir noch mehr solcher Institutionen benötigen, um auf diesem Gebiet ein viel höheres Niveau zu bekommen. Die Bildung ist – wie auch erwähnt wurde – vom Kindergarten bis zur Hochschule neu zu organisieren, und auch dabei dürfen wir nicht auf unser Gymnasium vergessen. Wien braucht mehr Freiraum für Initiativen. Oberösterreich hat es vorgemacht, und erfolgreiche Beispiele aus aller Welt beweisen es. Eine Region muss Stärke zeigen und darauf aufbauen. Wer überall ein bisschen etwas erreichen will, der erreicht nirgends irgendetwas! Ein erfolgreiches Clusterkonzept braucht einen Masterplan, und ich hoffe, dass der vorliegende Plan das erfüllen kann. Wien braucht aber auch mehr Mut zur Innovation. Innovation beginnt im Kopf. Neues Denken braucht neue Köpfe und Menschen, die den Mut haben, sich auf dieses Risiko einzulassen, und die Neues umsetzen wollen. Es müssen aber auch die Bedingungen geschaffen werden, die Innovationen überhaupt erst ermöglichen, meine Damen und Herren, und dazu gehört bei vielen Abläufen und Entscheidungen in dieser Stadt ein viel höheres Tempo, damit Wien wieder nach vorne kommt! Die moderne Wirtschaft braucht moderne Wege, und diese sind in Wien – bei allem Stolz auf die funktionierende Infrastruktur – nur zu einem geringen Teil auf der Höhe der Zeit. Schließlich fehlt auch das Bewusstsein, dass zukunftsorientierte Systeme heute angedacht werden müssen, damit sie uns morgen weiterbringen. – Ich denke etwa nur daran, dass bereits 2005 im Wahlkampf der Ausbau der Glasfasernetze in Wien versprochen wurde. Diese gibt es jedoch bis heute nur in sehr geringem Ausmaß! Wien braucht mehr Unternehmer und weniger Bürokratie. Im heutigen „WirtschaftsBlatt“ äußert der Präsident der Industriellenvereinigung die Bemerkung: „Investitionen dürfen nicht durch Regulative scheitern.“ – Das heißt, die Stadt muss von Zwängen und Bürokratie befreit werden. Gerade jetzt, da wir all unsere Kräfte brauchen, um diese Stadt weiterzubringen, ist ein konsequenter Bürokratieabbau Gebot der Stunde. Ich weiß, dass es eine Arbeitsgruppe zwischen dem Magistrat und der Wirtschaftskammer Wien gibt, ich bin aber leider ein bisschen enttäuscht beziehungsweise traurig, dass die Besprechungen derzeit ein bisschen ins Stocken geraten sind und vieles vielleicht schneller gehen könnte. Es muss das Recht eines jeden Unternehmers beziehungsweise jeden Bürgers in Wien sein, Entscheidungen innerhalb von kurzen und klar definierten Fristen zu erhalten. Unternehmer sind nämlich Menschen, die etwas unternehmen wollen und die mehr erreichen wollen als das Mittelmaß, und darauf kommt es uns an! Gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie jetzt erleben, meine Damen und Herren, sind die Politik und die Stadtregierung gefordert, dass es hier zu einer Änderung, zu einem Kurswechsel kommt. Wien muss nicht nur die innovativste, sondern auch die mutigste Stadt Europas werden! – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als nächster Redner ist Herr GR Mag Chorherr gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin! Es ist schön, wenige Tage vor der Wahl ein wichtiges, aber sozusagen auf den ersten Blick nicht wahnsinnig strittiges Thema zu besprechen und damit zu zeigen und darüber zu diskutieren, was denn die ökonomische Basis dessen ist, wo Wien in drei, fünf oder zehn Jahren sein will. Prof Van der Bellen wird nicht müde, sich mit vielen anderen hier dafür zu engagieren, und es kommt auch in der Strategie deutlich zum Ausdruck, welche unglaubliche Rolle der Universitätsstandort hat. Ich möchte nur eine Zahl herausgreifen: Jeder Zweite in der Wiener Bevölkerungsgruppe der 19- bis 25-Jährigen ist ein Studierender. Das ist eine unglaubliche Chance! Gleichzeitig sage ich aber auch, und zwar diesfalls an Rot und Schwarz in der Bundesregierung und sozusagen nicht im Wahlkampfmodus: Im Hinblick auf die Finanzierung und die Möglichkeiten für junge Wissenschafter an Universitäten in Österreich gibt es doch ein bisschen Nachholbedarf. Ich glaube, diesbezüglich ist sowohl betreffend die Ausstattung mit Finanzmitteln, aber auch betreffend das Klima an den Universitäten grundsätzlich auf Bundesebene ganz Wesentliches zu tun. Zweites hat mich bei meinen Recherchen in diesem Zusammenhang etwas überrascht. – Wenn man ganz schnell auf der Straße fragt, wo denn Wien wirtschaftlich stark ist, dann fällt vielen der Tourismus ein. Und in der Tat ist der Tourismus ein ganz starkes ökonomisches Fundament. Die Tourismuswerbung ist richtigerweise – das will ich gar nicht kritisieren – mit 23 Millionen EUR gut dotiert. Überraschend war für mich allerdings – das verhehle ich nicht, denn das wusste ich nicht –, dass es dank der Arbeiten der MA 23 eine Branche gibt, die einen Umsatz hat, der vier Mal so stark ist wie jener des Tourismus. Ich starte jetzt keine Umfrage, ob das wirklich alle wissen. Ich verhehle, ganz selbstkritisch, nicht, dass ich das bis vor einem Jahr auch nicht wusste: Es handelt sich um den gesamten IKT-Bereich, also den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie. Und gerade in den letzten Tagen habe ich auch in einem deutschen Medium gelesen, wie dringend sozusagen Systemdesigner für diesen Bereich, ob sie eine mathematische Ausbildung oder eine Ausbildung in Informatik haben, gesucht werden. Darüber können wir lange nachdenken, und ich spreche jetzt die Frau Vizebürgermeisterin mit der schwierigen, nicht leicht zu beantwortenden Frage an: Wie können wir auch mehr junge Frauen mit 17, 18 Jahren motivieren, sich für einen technischen, mathematischen Zweig zu entscheiden? Wieso ist das noch immer nicht wirklich möglich? Wenn ich sozusagen eine Bemerkung beziehungsweise einen Wunsch an die Schule in diesem Kontext frei hätte, dann würde ich sagen, es ist eigentlich beschämend für uns alle, dass für viele die Erinnerung an Mathematik in der Schule primär mit Angst behaftet ist und nicht mit Lust! (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Nein!) Manche versuchen – das sieht man zum Beispiel am „math.space“ – zu zeigen, dass kreatives Nachdenken über mathematische Lösungen eben nicht mit Drill und Angst zu tun hat, sondern dass es nahezu eine Kunst ist, etwas mit Staunen und dem Aha-Erlebnis auszuprobieren. Ich verhehle nicht, dass ich das riesige Aha-Erlebnis erst in einer hervorragenden Vorlesung auf der Uni hatte, als mir klar geworden ist, was ein Integral eigentlich ist. Ich musste Integrieren lernen und konnte es leidlich, stand in meiner Schullaufbahn irgendwo zwischen Befriedigend und Genügend, aber ich wusste nicht, was eigentlich ein Integral ist. Ich kann mich an dieses Aha-Erlebnis erinnern, das ich mit 19 an der Uni hatte. Ich habe mir gedacht, vielleicht wäre das auch schon früher möglich gewesen! Und es macht mir Spaß, heute Statistik begreifen zu können. Ich leiste mir immer eine Allgemeinwissensfrage geschwind zwischen Tür und Angel beim Abendessen: Sagt mir doch einmal ganz geschwind: Wie viel sind 14 Prozent von 40? Darauf lautet die Antwort meist: Na na, mit Statistik kenne ich mich nicht aus! Ich bringe das jetzt vordergründig mit ein bisserl Spaß: Ich glaube, dass wir als Verantwortliche für Kultur in Wien wirklich darüber nachdenken müssen, Anreize zu geben, um hoffentlich gar nicht wenige, sondern viele Mathematiklehrerinnen und -lehrer und Statistiklehrerinnen und -lehrer entsprechend zu motivieren. Ich habe einmal den Vorschlag gemacht, sozusagen die Verleihung eines Mathematik- und Statistik-Oscars vielleicht durch die MA 23 anzudenken, um jene Lehrerinnen und Lehrer in die Auslage zu stellen, die einen Unterricht machen, der Lust darauf macht, gewisse Erkenntnisse zu gewinnen. Ich glaube, dass da ein ganz wesentlicher Hemmschuh liegt. Gehen Sie einmal in sich und erinnern Sie sich daran, wie das mit Mathematik war! Wenn ich heute ein Mathematiklehrbuch aufmache, dann habe ich nicht das Gefühl, dass mich da etwas mit Interesse hineinzieht, sondern dass mich etwas abstößt. (Zwischenruf von GR Dipl- Ing Roman Stiftner!) Sie sagen, dass das ein Blödsinn ist. Ich rede aber über mich! Wenn Sie das anzieht, dann gratuliere ich Ihnen! Ich versuche jetzt gerade, keine Wahlkampfrede zu halten, vielleicht fällt Ihnen das auf! Ich glaube wirklich, dass wir in diesem Bereich Nachholbedarf haben. Positiv dazu ist zu vermerken, dass unsere Informatikfakultät im internationalen Vergleich wirklich hervorragend abschneidet. (GR Mag Wolfgang Jung: Ohne langweilige Mathematik kann man aber Informatik nicht lernen!) Ich habe gerade zu erklären versucht, wie wichtig Mathematik ist! Nicht alles kann Spaß machen. Aber vielleicht könnte es doch ein bisschen Spaß machen und damit auch Leute erreichen, die nicht auf den ersten Blick einen autonomen Zugang dazu haben! Ich finde übrigens die Gedanken des Kollegen Taschner sehr spannend, dessen gesellschaftspolitischen Anschauungen ich tendenziell nicht teile, der aber richtige Überlegungen betreffend den Mathematikunterricht angestellt hat, worüber ich viel nachgedacht habe: Man soll Rechnen und Mathematik unterscheiden. (Beifall von GR Dkfm Dr Fritz Aichinger.) Das sind zwei vollkommen getrennte Bereiche. Mathematik ist eher bei der Kunst, während das Rechnen etwas ganz anderes ist. Darüber habe mit ihm einmal lange diskutiert. Das ist ein sehr interessanter Ansatz, über welchen zu diskutieren es sich im Zuge einer Innovations- und Technologiestrategie wirklich lohnt. Ich möchte jetzt aber noch zur Informatikfakultät kommen, die – wie Sie wissen und wie auch die Frau Vizebürgermeisterin weiß – sehr daran interessiert ist, gemeinsam mit der Stadt und mit Unternehmen einen entsprechenden Cluster zu entwickeln, wobei ich noch einmal ins Bewusstsein rufe, dass der Umsatz dieses Bereiches das Vierfache des Tourismus ausmacht. Laut einer Untersuchung, die von Herrn Prof Van der Bellen mit in Auftrag gegeben wurde, gibt es faktisch zwei universitätsnahe Branchen, wenn ich das so ausdrücken darf, nämlich einerseits die Biotechnologie und andererseits den IKT-Bereich. Während die Biotechnologie regional in Wien verteilt ist, konzentriert sich der IKT-Cluster sehr stark rund um die TU. – Ich finde das übrigens auch originell, wenn ich mit den Leuten diskutiere. Einerseits ist immer die Rede von „Death of Distance“, dass es also, wenn man hinter dem Computer sitzt, eigentlich egal ist, wo man wohnt. Diese Leute meinen allerdings, dass drei U-Bahn-Stationen Entfernung schon zu weit sind. Sie meinen, dass das Entschiedenste wirklich physische Nähe zueinander ist. Und das ist eigentlich auch klar: Man tauscht sich aus. Oft kommen die besten Ideen bei einem saloppen Plausch bei der Kaffeemaschine und nicht nur in einem ernst zu nehmenden Seminar. Ich glaube, diesen Bereich sollten wir wirklich unterstützen und vielleicht in der nächsten Periode darüber nachdenken, ob nicht speziell diese Branche, die vergleichbar ist mit der Tourismusbranche, doch auch einen entsprechende Aufbaubedarf hat. Ich denke dabei de facto im räumlichen Sinn an ein Haus der lustvollen Mathematik, wo sich auch Schülerinnen und Schüler treffen können, um das entsprechend umzusetzen. Insofern freue ich mich, dass diese Strategie heute mitverabschiedet wird. Ich möchte mich auch, ohne dass wir miteinander unmittelbar zu tun gehabt haben, bei Herrn Himpele bedanken und insbesondere etwas hervorheben: Er ist einer der wenigen Abteilungsleiter der Stadt, der auf Twitter ausnehmend interessante Tatsachen und Graphiken über die Stadt weiterverbreitet. Er hat sich die mehr als 163 Follower verdient, das will ich hier jetzt sagen. Er macht damit eine nicht einfache Gratwanderung, indem er als Abteilungsleiter einerseits politisch, aber auch magistratlich eingebettet ist, trotzdem aber über die Stadt und ihre Zustände kommuniziert. Ich habe von ihm schon einiges gelernt! So stellt er zum Beispiel den Schuldenstand und dessen Hintergründe unpropagandistisch kurz und knapp dar. – Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken, und vielleicht hat meine Rede, wenn schon zu sonst nichts, dazu geführt, dass Sie vielleicht ein paar mehr Follower bekommen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr StR DDr Schock. Ich erteile es ihm. StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren. Als man sich die Vorredner angehört hat, hat man bemerkt, dass jeder in diesem Zusammenhang über das spricht, was ihm gerade einfällt und wozu er gerade etwas sagen will. – Das ist auch okay so. So hat Kollege Chorherr zum Beispiel über „lustvolle Mathematik“ gesprochen. Man fragt sich allerdings doch, warum das so ist, und der Grund dafür, meine Damen und Herren, ist: In diesem Papier steht in Wahrheit überhaupt nichts Substanzielles! Frau Stadträtin! Wenn man sich das wirklich anschaut – und dazu haben Sie ja geraten –, dann sieht man Phrasen, Phrasen über Phrasen. Da geht es zum Beispiel um ein „innovatives Milieu“ oder um eine „innovationsfreudige Kultur“. Man findet lauter Sprechblasen, wohin man schaut: Es geht um ein „Netz von experimentellen Räumen, ein Netz von physischen, aber auch virtuellen Räumlichkeiten“. Was ist das, Frau Stadträtin? – Diese Räume brauchen natürlich eine Vernetzung, sonst schweben sie ja im virtuellen Raum herum! Wir brauchen also eine Vernetzung dieser virtuellen Plattformen und Räumlichkeiten. Frau Stadträtin! Das sind lauter Sprechblasen! Sie sprechen von „Leuchttürmen“: Das sind Phrasen über Phrasen! Und das wird auch nicht besser, wenn man das in einer anderen Sprache versteckt: Da heißt es dann „Living Labs“, „Policy Labs“, „Proof of Concept“, und so weiter. All das klingt sehr gescheit, aber es steht nichts drinnen! Frau Stadträtin! Was ist ein „Gewächshaus für Ideen“? Vielleicht weiß Herr Kollege Chorherr, was das ist! Aber sagen Sie uns doch, was ein Gewächshaus für Ideen ist! Es ist eigentlich schade um die Zeit, die man damit verbringt! Sie versuchen, den mangelnden Inhalt und die mangelnden Konzepte mit Sprechblasen zu verschleiern. Das, was Sie uns da vorlegen, Frau Stadträtin, verdient eigentlich nur eine einzige Bezeichnung: Das ist ein Armutszeugnis für Ihre ganze Politik, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ.) Wenn man das Ganze wirklich aufmerksam liest, dann stellt man fest: Das Hauptübel daran, Frau Stadträtin, ist die linke Ideologie, ist die Tatsache, dass hier linke Ideologie an die Stelle wirtschaftlicher Vernunft tritt! – Das Wichtigste in ihrem Wirtschaftskonzept sind natürlich die Geisteswissenschaften, die Sozialwissenschaften, die Kulturwissenschaften. Da findet sich wieder ein Satzmonster, da geht es nämlich um „Mitgestaltung sozial akzeptierter, sozial integrierter, nachhaltiger Innovationen“. Im Wirtschaftskonzept sollen „neue Formen des Zusammenlebens ausverhandelt“ werden. – Ich meine, neue Formen des Zusammenlebens sucht man normalerweise privat mit seinem Partner! Für Sie ist das aber hier im Wirtschaftskonzept eine wesentliche Aussage! Und natürlich geht es um die Gesamtschule, die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen. – Dieses Modell ist etwa in Deutschland schon gescheitert und würde unserem Schulsystem, das eh schon am Rande des Kollaps steht, endgültig den Rest geben. Außerdem darf natürlich der Gender-Wahn nicht fehlen. Gender Mainstreaming soll weiterhin forciert werden. Ein Hauptanliegen im Wirtschaftskonzept ist die „Integration der Gender-Dimension in die Forschungsinhalte“. – All das ist linke Ideologie! Es geht um Gender-Wahn statt um Wirtschaft. Zukunftsweisend sei – das haben Sie ja auch heute vorgelesen – das Rote Wien von vor 100 Jahren als Inbegriff der kommunalen Daseinsvorsorge. Meine Damen und Herren! Das muss man sich vorstellen! Das Rote Wien von vor 100 Jahren wird als Ansage für die Zukunft herangezogen! – Wir brauchen aber, Frau Stadträtin, keine solchen Ansagen betreffend Konzepte für die Zukunft dieser Stadt. Im Gegensatz zu Ihnen ist ja, wenn man zum Beispiel nach England schaut, Jeremy Corbyn, der sehr linke Proponent, der die Labour Party übernommen hat und der vom ganz linken Rand kommt, geradezu ein liberaler Vordenker, Frau Stadträtin! In Wahrheit ist das ein Armutszeugnis für Sie und für Ihre ganze Politik, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ.) Aber auch das Smart-City-Konzept findet sich natürlich hier ebenfalls wieder ganz wesentlich: Es geht um „Smart Solutions“, „Smart Productions“ sowie die Smart-City-Wien-Rahmenstrategie. – Das zeigt auch, dass Sie in diesem Zusammenhang gar nicht ein bisschen mehr etwa auf die Arbeiterkammer hören, meine Damen und Herren von der SPÖ, die ganz substanzielle Kritik an diesen Smart-City-Konzepten geübt hat! Das zeigt, dass Sie gar nicht mehr auf die Arbeiterkammer hören, die sich an diesen Dingen stößt, und zwar nicht nur, weil das ein Instrument zur Massenüberwachung mit modernen Technologien und Elektronik ist, sondern vor allem deswegen, weil diese Smart City ja vor allem ein riesiges Geschäft für große, multinationale Konzerne wie zum Beispiel IBM ist. Diese werben ganz offensiv für diese Smart City, und Sie machen dabei einfach mit! Und das zeigt auch, wie stark diese Sozialdemokratische Fraktion heute schon mit Konzerninteressen verbandelt ist! Sie betreiben hier heute das Geschäft von Konzernen und verfolgen Konzerninteressen im Zusammenhang mit der Smart City, erwähnen hingegen die soziale Dimension der Smart City im Konzept nicht einmal mit einem Satz und gehen auch auf die Belastung der Arbeitnehmer gerade mit kleinen Einkommen überhaupt nicht ein! Nur ein konkretes Beispiel, Frau Stadträtin: In Österreich wird mit dem Smart Meter, wie der neue intelligente Stromzähler heißt, auch ein riesiges Geschäft gemacht, und das ist nur ein ganz kleines Detail aus diesen Konzepten! Dieser Smart Meter wird allein in Österreich 1,5 Milliarden EUR kosten! Im Hinblick darauf frage ich Sie, Frau Stadträtin: Wer wird diese 1,5 Milliarden EUR bezahlen? Haben Sie sich das schon einmal überlegt? Werden vielleicht Sie das aus Ihrem Wiener Budget zahlen? – Wir wissen, wie dieses ausschaut, das glaubt Ihnen kein Mensch! Die Arbeiterkammer sagt uns aber ganz genau, wer das bezahlen wird: Das wird für 85 Prozent der Haushalte – und das betrifft vor allem die Menschen mit kleinen Einkommen, die gerade die Sozialdemokratische Fraktion vertreten sollte – ein Verlustgeschäft werden, denn sie werden Mehrkosten durch diesen Smart Meter haben. Meine Damen und Herren von der SPÖ! Auch das zeigt, dass Sie heute eigentlich Konzerninteressen verfolgen, auf diese Probleme hingegen mit keinem Wort eingehen, und das ist ein Armutszeugnis gerade für eine Sozialdemokratische Fraktion und ihre Politik, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt noch kurz zu den Fehlern in diesem Konzept, die es auch gibt und deren Auftreten in einem Papier, das ja die Grundlage für die Wirtschaftspolitik sein sollte, unangenehm beziehungsweise, wie man auch sagen könnte, peinlich ist. – Man macht sich hier etwa auch Gedanken darüber, auf welche Branchen Wien in Zukunft den Schwerpunkt legen sollte. Man überlegt, bei welchen Branchen, die in Wien jetzt schon stark vertreten sind, welche Stärken noch gestärkt werden sollen. Meine Damen und Herren! Da will man also für die Zukunft eine Strategie entwickeln und weiß nicht einmal, welche Stärkefelder es in dieser Wiener Wirtschaft bereits gibt! Das ist ein gravierender Fehler! Frau Stadträtin! So hat Wien etwa im Zusammenhang mit der gesamten Verkehrstechnik beziehungsweise der Verkehrstelematik gewaltige Chancen, und zwar vor dem Hintergrund, dass sich in der Slowakei in den letzten 20 Jahren quasi neben unserer Haustüre viele Konzerne angesiedelt haben und es dort eine riesige Autoproduktion gibt. Im Hinblick darauf muss es doch unsere Vision sein, dass die Software für diese Autos der Zukunft aus Wien kommen muss, etwa die Software für das intelligente Auto, das am Ende gar keinen Fahrer mehr benötigt, Stichwort Google- Auto dessen Prototyp ja schon präsentiert wurde. Frau Vizebürgermeisterin! All das fehlt in Ihrem Papier! – Sie haben auch die Stärkefelder heute hier noch einmal verlesen. Sie haben die Life Sciences erwähnt: Okay, das passt! Außerdem haben Sie die Kulturwissenschaften noch einmal herausgestrichen und gesagt, dass auch die Sozialwissenschaften natürlich nicht fehlen dürfen. Sie haben aber eine ganze Branche vergessen, nämlich den Bereich der Verkehrstechnik und vor allem der Verkehrstelematik, wo Wien große Chancen hat, weil es gerade diesbezüglich bei uns viele vielversprechende Ansätze gibt. Ich denke jetzt etwa an die Firma Siemens am Standort Wien. Die werden sich freuen, wenn sie dieses Konzept lesen, Frau Stadträtin! Im Hinblick darauf frage ich mich schon: Was soll ein solches Konzept für die Zukunft taugen, wenn hier nicht einmal der Ist-Stand gewissenhaft recherchiert wurde, wenn Sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, gründlich zu recherchieren, welche tollen Dinge es in diesem Zusammenhang in Wien bereits gibt?! – Auch deshalb meine ich, dass es wirklich ein Armutszeugnis für Sie ist, wenn Sie uns heute dieses dilettantische Papier präsentieren, Frau Stadträtin! (Beifall bei der FPÖ.) Schließlich darf natürlich auch „die wachsende Stadt“ in diesem Konzept nicht fehlen. – Da steht, dass Wien mit enormer Geschwindigkeit wächst und dass Sie die Rahmenbedingungen für eine hohe Lebensqualität in einer wachsenden Stadt schaffen wollen. – Na, dazu sind wir ja auf dem besten Weg, meine Damen und Herren! Wir haben eine Rekordarbeitslosigkeit von 15 Prozent in dieser Stadt! Wir haben 150 000 Arbeitslose, und 400 000 Menschen sind bereits armutsgefährdet. Das Interessante ist aber auch ihr Ziel. – Frau StRin Brauner formuliert wörtlich: „Wien ist 2050“ – Sie postulieren also ein Ziel im Jahre 2050 – „weiterhin eine der zehn kaufkraftstärksten Regionen Europas nach BIP pro Kopf.“ Schauen wir uns das einmal an, meine Damen und Herren! Blicken wir nur zehn Jahre zurück! Sehen wir uns die offizielle Statistik der Europäischen Union von Eurostat und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf an, also genau das, was die Stadträtin hier anspricht: In der Statistik sieht man, dass wir in Wien vor 10 Jahren noch auf dem 5. Platz waren. Wir waren also vor zehn Jahren betreffend Kaufkraft und eigentlich betreffend den Wohlstand der Wienerinnen und Wiener noch die fünftreichste Metropole in der Europäischen Union. Und jetzt schreiben Sie, dass Sie unter den zehn Besten bleiben wollen. – Da fragt man sich: Was ist da geschehen? Wenn man dann nachschaut, dann sieht man, Frau Stadträtin, dass wir bereits in den letzten Jahren dramatisch zurückgefallen sind. Wir sind etwa von Paris, von Stockholm, ja sogar von Preßburg und Prag im Wohlstand überholt worden! Ich habe das selbst nicht geglaubt, meine Damen und Herren, als ich das gelesen habe. Auch die Frau Stadträtin schüttelt den Kopf. Ja, man glaubt es kaum, dass wir in den letzten zehn Jahren betreffend Wohlstand so weit zurückgefallen sind! Aber Eurostat hat ja gemessen, was sich die Menschen mit dem, was sie erwirtschaften, leisten können, und wir sind, gemessen an der Kaufkraftparität, heute hinter Prag und hinter Preßburg zurückgefallen, Frau Stadträtin! Sie setzen sich aber nicht etwa das Ziel, das aufzuholen, damit wir wieder den 5. Platz einnehmen, wo wir einmal waren! Vielmehr finden Sie sich mit dem 10. Platz ab. Außerdem, Frau StRin Brauner, haben Sie bei der Verfassung dieses Konzepts auch übersehen, dass wir ja noch weiter abgerutscht sind. Sie haben nämlich das Jahr 2010 zugrunde gelegt! Dieses Konzept arbeitet also mit veralteten Zahlen, meine Damen und Herren! Es ist eigentlich am heutigen Tag der Beschlussfassung schon überholt, weil falsche Zahlen zugrunde gelegt sind. Sie, Frau Stadträtin, haben übersehen, dass wir in den letzten Jahren vom 10. Platz noch weiter abgerutscht sind. Noch einmal Eurostat: 2011 nur mehr der 11. Platz; 2012 und 2013, und das sind die letzten Zahlen, gar nur mehr der 12. Platz. Also vom 10. Platz, den Sie verteidigen wollen, ist jetzt überhaupt keine Rede mehr. Das Papier, meine Damen und Herren, ist wirklich vor seiner Beschlussfassung schon überholt, weil es mit veralteten, falschen Zahlen operiert. Das zeigt, Frau Stadträtin, nicht nur, wie schlecht dieses Papier recherchiert ist, dass es grob fehlerhaft ist, sondern das zeigt vor allem auch, wie stark Wien zurückgefallen ist und was die wachsende Stadt, die ja für Sie alle hier immer ein Credo, ein Dogma ist, für die Menschen in Wien wirklich bedeutet. Diese wachsende Stadt, und das sieht man an den Zahlen von Eurostat, heißt nichts anderes als weniger Wohlstand, weniger Lebensstandard für die Wienerinnen und Wiener Jahr für Jahr. Frau StRin Brauner, dieses Papier, das Sie uns heute vorlegen, ist nicht nur schlampig recherchiert, es strotzt nicht nur vor inhaltlichen Fehlern. Gerade wenn man Ihr eigenes Ziel, Herr Klubobmann und Frau StRin Brauner, nämlich das Wohlstandsziel zugrunde legt, ist es genau genommen eigentlich ein Dokument des Scheiterns, meine Damen und Herren, nämlich des Scheiterns Ihrer sozialistischen Politik hier in Wien; und dafür kann man kurz vor den Wahlen eigentlich nur dankbar sein, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als Nächste ist Frau GRin Mag Straubinger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. GRin Mag Sybille Straubinger, MBA (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß jetzt nicht genau, was ich zum Dr Schock sagen soll. Ich glaube, entweder haben Sie es nicht gelesen oder Sie haben es intellektuell nicht verstanden, das ist natürlich auch eine Möglichkeit. (VBgmin Mag Renate Brauner: Es ist ziemlich deutlich zweites!) Aber grundsätzlich ist es ein bisschen ein Armutszeugnis, sich hier herauszustellen und eine solche Rede zu halten, wo ich mich erstens frage: Wovon sprechen Sie? Zweitens, wenn Sie sagen, aber virtuelle Räume, was ist das?, und dann darüber schimpfen und auch noch sagen, dieses Konzept und diese Strategie sei ein Armutszeugnis, die Unternehmer würden sich nicht freuen, dann muss ich sagen: Wenn dort wissenschaftliche Mitarbeiter von Forschungsinstitutionen, Rektoren, Unternehmensvertreter, Menschen aus der Verwaltung, insgesamt über 200 Personen eingebunden waren, und zwar aus der Scientific Community, und alle an der Entstehung dieses Konzepts mitgearbeitet haben, dann glaube ich, ja, die werden sich über diese FTI-Strategie freuen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich kann und werde Ihnen jetzt diese einzelnen Punkte, die Sie nicht verstanden haben, nicht erklären, sonst müsste ich Ihnen jetzt das ganze Konzept erklären. Ich möchte stattdessen etwas zur aktuellen Strategie sagen und dazu, warum wir sie eigentlich haben. Das hat schon eine lange Tradition. – Das ist ein komisches Wort im Zusammenhang mit Innovation, aber diese Innovation hat wirklich fast schon Tradition, denn Wien denkt seit dem Fall des Eisernen Vorhanges, seit der EU-Osterweiterung, seit der Globalisierung Ende der 1990er Jahre, Anfang der 2000er Jahre über Innovation, über Forschung und Technologie nach. Es wurde Anfang 2000 die ZIT, eine Tochter der Wirtschaftsagentur, gegründet, nämlich mit dem Ziel, innovative Unternehmen zu fördern; es wurde 2003 noch unter dem StR Rieder die Förderung von Innovation als Schwerpunkt in der Wiener Wirtschaftsförderung beschrieben, 2005 hat der Bürgermeister schon gesagt, das Ziel ist, Wien zu einer der zentraleuropäischen Forschungshauptstädte zu machen, weil es im globalen Wettbewerb einfach eine Überlebensfrage ist. Wien beschäftigt sich also schon lange damit, und zwar mit der Frage von Schwerpunktsetzungen – wo setzen wir unsere Schwerpunkte in diesem Bereich? –, mit der Frage von, welche finanziellen Förderungen in welchem Ausmaß, aber auch mit der Frage von Förderungen in Form von Beratungen, von Expertise, die man Unternehmen, Start-ups zukommen lässt, nämlich in der Form von Vernetzung von Unternehmen untereinander oder auch mit Forschungsinstitutionen, mit den Universitäten. Wien beschäftigt sich auch mit der Frage einer Kommunikation dieses Themas an breite Teile der Bevölkerung, denn auch das ist ganz wesentlich für die Akzeptanz eines Forschungsstandortes Wien. Wir haben bereits 2007 die erste Forschungsstrategie gehabt, noch bevor auf Bundesebene eine solche beschlossen worden ist. Auch das zeigt schon, wie wesentlich dieses Thema ist. Wir haben – die Frau Vizebürgermeisterin hat es schon erwähnt – mittlerweile ein Ergebnis, das zeigt, ich will jetzt nicht alle Zahlen wiederholen, dass wir nur in Wien über 1 500 Forschungsstätten haben, und das sind 30 Prozent aller Forschungsstätten, von Hochschulen, Instituten, Unternehmen, die forschen, die es in Österreich gibt. Wir haben fast 44 000 Menschen, die nur im Forschungs- und Entwicklungsbereich arbeiten und einen Frauenanteil von 39 Prozent, der auch deutlich höher ist als im EU-Schnitt. Um auch noch ein Ranking zu nennen, weil hier vorher etwas von Eurostat zitiert worden ist, wobei ich ehrlich gesagt nicht einmal verstanden habe, was genau das aussagen soll: Jedenfalls sind wir auf dem 3. Platz unter allen Regionen innerhalb der EU 28, was den Anteil der in der Forschung Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigung betrifft. Wieso jetzt eine neue Strategie? Die alte Strategie ist jetzt im Jahr 2015 ausgelaufen, sie bezog sich auf die Jahre 2007 bis 2015. Es ist in vorhergehenden Wortmeldungen schon gesagt worden, dass wir in einer globalisierten Welt, in einem relativ harten Konkurrenzkampf nur bestehen können mit neuen, besseren Produkten und Dienstleistungen sowie mit verbesserten Prozessen und Ideen, die sich von den alten abheben und im Wettbewerb bestehen können, nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene, in der EU und darüber hinaus. Das bedeutet innovative Unternehmen, die Arbeitsplätze sichern und neue schaffen, und zwar nicht nur für WissenschaftlerInnen und ForscherInnen, sondern auch für Zulieferer, für Menschen, die dann im Verkauf stehen, die im Sekretariat sind, die einen Job im Marketing dieser Produkte haben, also auch ganz viel rundherum. Aber Innovation betrifft eben nicht nur die Wirtschaft, sondern wenn man den Begriff Innovation umfassend versteht – und das sollte man und das tun wir auch in dieser Forschungsstrategie –, dann betrifft es auch die Geistes- , Sozial- und Kulturwissenschaften, denn mit ihnen reflektiert man Veränderungen einer Gesellschaft. Diese gehen in den letzten Jahrzehnten rasant vor sich und tragen mit ihrer Forschung dazu bei, dass Innovation auch sozial akzeptiert wird. Es betrifft auch soziale Innovationen, wo es nicht um eine wirtschaftliche Verwertbarkeit geht, sondern darum, dass es einen gesellschaftlichen Nutzen gibt. Und bei künstlerischen und kulturellen Innovationen gerade in einer Kulturstadt wie Wien geht es darum, dieser Stadt neue Impulse zu geben und manchmal vielleicht durchaus auch mal etwas zu verpatzen. Innovation ist mittlerweile ein ziemlich inflationär gebrauchter Begriff, aber es ist kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, innovativ zu sein, ohne sich Fragen dazu zu stellen. Sondern es geht immer um die Frage: Welchen Nutzen hat eine Gesellschaft davon? Und weil viel Geld, auch öffentliches Geld in die Forschung, in Technologieentwicklung fließt, weil Forschung nicht ohne Grundlagenforschung existieren kann, die gefördert werden muss, weil sie auf den ersten Blick nichts bringt und „lange dauert“, ist es auch wichtig, den Menschen zu vermitteln, was es jedem Einzelnen bringt, aber auch, was es der Gesellschaft dieser Stadt bringt. „Innovatives Wien 2020“ ist eine Strategie, die für die Menschen dieser Stadt gemacht worden ist. Es ist eine Strategie, die mit wahnsinnig vielen Menschen erarbeitet worden ist, und zwar, wie ich schon erwähnt habe, in mehreren Panels, in einem Open Forum, in zahlreichen Gesprächen, auch Einzelgesprächen mit Stakeholdern, und in einem Online-Partizipationsprozess im virtuellen Raum beispielsweise. Das heißt, die Leitlinien, die die Politik in den nächsten fünf Jahren in diesem Bereich bestimmen, sind in einem wirklich breiten und intensiven Prozess entstanden. Das freut mich sehr, denn das zeugt nicht nur von einem breiten Konsens mit den hier Forschenden und unternehmerisch Tätigen, sondern es zeigt auch, dass sich einfach sehr viele kluge Köpfe Gedanken über die Zukunft der Stadt machen, dass ihnen Wien wichtig ist, das sie auch über die Zukunft dieser Stadt mit uns nachdenken. Die Strategie selbst hat drei große Innovationsziele und mehrere Handlungsfelder. Ich will jetzt nicht mehr auf alles eingehen, aber doch zu den einzelnen Zielen ein, zwei Dinge erwähnen, die mir wichtig sind. Das erste Innovationsziel trägt den Titel: „Wien als Stadt der Chancen.“ Wenn Wien eine Innovationsstadt, eine innovative Stadt sein will, dann braucht es Voraussetzungen dafür, dass Menschen in diese Stadt kommen, dass Menschen diese Stadt attraktiv finden, dass man sie auch willkommen heißt. Es braucht natürlich effiziente Förderinstrumente. Es braucht natürlich auch die finanzielle Unterstützung seitens der Stadt. Neu ist in der Innovationsstrategie aber, dass es auch ein Ziel der Stadt sein muss, unterstützend beim Aufbringen von privaten Mitteln zu sein. Denn wenn man jetzt schaut, wird Forschung, vor allem Grundlagenforschung, in einem hohen Ausmaß von der öffentlichen Hand finanziert; sehr oft profitieren dann Private davon, und ich glaube, man kann sich auch Modelle überlegen – aber auch das ist natürlich nicht so einfach zu gestalten –, wie nach Förderung von Forschung beziehungsweise Unternehmen, die mit einem Produkt erfolgreich sind, Geld wieder in die Stadt zurückkommen kann, das man für Neues verwenden kann. Es braucht viele regionale Kooperationen, denn im Sinne von Schwerpunktsetzungen muss und kann man nicht alles machen. Das heißt, ganz wesentlich ist die Zusammenarbeit mit dem Umfeld, ob das jetzt Niederösterreich ist als Bundesland, das Wien umgibt, oder auch über die Grenze hinaus die Zusammenarbeit mit Bratislava. Es braucht auch ein gutes Bildungssystem, das bereits vom Kollegen Chorherr erwähnt worden ist, vom Kindergarten über die Schule bis zu den Fachhochschulen und Universitäten. Es braucht ein Bildungssystem, das Neugier erweckt, das Menschen und Kinder kreativ sein lässt, das sie Fragen stellen lässt, denn nur wenn die Menschen, nämlich die Kinder, die Schüler und die Studenten, neugierig bleiben, werden sie auch innovativ sein, werden sie in die Forschung gehen, nur dann werden diese Fragen und diese Lösungen der Probleme sie auch interessieren. Das zweite Ziel ist innovative Stadtverwaltung. Auch darauf bin ich sehr stolz. Das ist ähnlich wie bei der Smart- City-Wien-Rahmenstrategie, wo Wien als erste Stadt in die Smart-City-Strategie auch die soziale Dimension ins Spiel gebracht hat, nämlich die Frage der Lebensqualität für die Menschen und dass es „nicht nur“ eine Frage von CO2- Reduktion und Umwelt ist, sondern dass man auch inkludieren muss, wie es den Menschen damit geht, was das für die Menschen bedeutet und ob man die auch alle mitnehmen kann. Denn das Ziel muss immer eine gute Lebensqualität für alle sein. Ähnlich wie bei der Smart-City-Rahmenstrategie hat bei dieser FTI-Strategie erstmals auch eine sehr starke Selbstverpflichtung der Stadtverwaltung Eingang gefunden. Es gibt jetzt natürlich schon auch zum Beispiel das Betriebliche Vorschlagswesen in der Stadt, wo natürlich auch innerhalb der Stadt aus den Mitarbeitern heraus Innovationen generiert werden. Aber das geht noch einen Schritt weiter, nämlich dass man sagt, man muss auch das Wissen der Bürger einbeziehen. Es gab einmal eine Werbung, ich weiß gar nicht, ob es sie noch immer gibt: Wien hat 1,8 Millionen Gehirne, nutzen wir sie! – Auch das kann man nutzen für die Forschung, für die Innovation in dieser Stadt, indem man nur zwei Schlagwörter Open Science, Citizen Science in der Zukunft auch innerhalb unserer Stadtverwaltung forciert. Und drittes Ziel, „Wien als Ort der Begegnung“ Offen, tolerant. Ich habe schon gesagt, es braucht auch ein offenes, tolerantes, modernes Milieu, damit Menschen auch kommen. Innovation entsteht immer an der Schnittstelle. An der Schnittstelle zwischen Kultur, zwischen Wissenschaften, zwischen Menschen mit unterschiedlichen Zugängen. Dort braucht es Innovation, dort braucht es physische und virtuelle Räume. Dort braucht es Vernetzung und Kooperation, die wir als Stadt unterstützen und fördern können. Die Vermittlung habe ich schon erwähnt. Es muss ein Innovationsklima geben, das freundlich gegenüber Neuem ist. Das ist etwas, das man auch durch Kommunikation vermitteln muss. Die Welt verändert sich mittlerweile rasend schnell. Die vorliegende Strategie gibt einen Rahmen und eine Richtung vor. Trotzdem wird sie in den nächsten Jahren immer wieder hinterfragt und wahrscheinlich auch adaptiert werden müssen, nämlich durch ganz schnelle technologische Veränderungen nicht nur in der Stadt, sondern auf der ganzen Welt. Aber sie ist jetzt einmal ein starkes Zeichen dafür, dass es eine Wiener Stadtregierung gibt, die vorausdenkt, die an die Zukunft denkt, die auch kurz vor einer Wahl in einer letzten Gemeinderatssitzung vor der Wahl eine Forschungsstrategie, nämlich „Innovatives Wien 2020“, beschließt, die über die nächsten Jahre hinausdenkt, unabhängig von Wahlen, Wahlkampfstimmung und Stimmenmaximierung. Diese Forschungsstrategie ist ein starkes Zeichen für ein modernes, weltoffenes, innovatives Wien, indem man die Herausforderungen unserer Zeit annimmt und konstruktiv auch an der Lösung von Problemen arbeitet. Sie ist auch ein starkes Zeichen dafür, dass es in Wien viele Menschen gibt, denen die Zukunft dieser Stadt am Herzen liegt, die sich eingebracht haben, die so viel zu einem modernen, weltoffenen, toleranten Wien beitragen, auf den unterschiedlichsten Ebenen. Ich bin sehr froh, auch hier ist das zu sehen, dass das so viele sind in Wien. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich noch bei uns im Gemeinderatssitzungssaal Lehrlinge der Gemeinde Wien recht herzlich begrüßen, und zwar der Klassen 1C und 2B, wenn ich richtig informiert bin. Recht herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Sie hören gerade eine Diskussion über die Zukunft der Stadt Wien mit einem Konzept „Innovatives Wien 2020“. Es geht also um Innovation, es geht darum, dass die Stadt Arbeitsplätze schafft und die Zukunft in der Stadt gestaltet. Darüber diskutieren wir gerade. Ich darf jetzt als nächstem Redner – und es ist seine letzte Rede im Wiener Gemeinderat, weil er ausscheiden wird, es sei denn, er wird noch bei etwaigen Sondersitzungen reden – Herrn Alexander Neuhuber das Wort erteilen. – Bitte, Alexander. GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren! Wie der Herr Vorsitzende einleitend schon gesagt hat, bin ich wie Godwin Schuster und viele andere einer derjenigen, die für die nächste Legislaturperiode nicht mehr kandidieren werden. Ich bedanke mich beim Präsidium, dass uns heute gewissermaßen die lange Leine gegeben wird und wir auch ein bisschen extemporieren dürfen. Es läge mir natürlich als Mitglied dieses Ausschusses einiges auf der Zunge, das ich auch zu diesem Geschäftsstück sagen könnte. Um mit Ronald Reagan abgeleitet zu sprechen, reite ich also in den Sonnenuntergang meines politischen Daseins. (Allgemeine Heiterkeit.) Die Amerikaner haben ja ein bisschen mehr für Pathos über als wir, die sagen es immer etwas deftiger, aber das ist zu kitschig für uns. Aber tatsächlich habe ich die, man soll es nicht glauben, 19 Jahre, die ich in diesem Haus verbracht habe, als etwas Besonderes aufgefasst. Manche von uns kommen ja von noch weiter her als ich. Ich komme aus Linz. Ich bin ein geborener Linzer, der aus dem behütenden Elternhaus auszog, um zum Studium nach Wien zu gehen. Das war vor 30 Jahren noch gar kein so kleiner Sprung in die weite Welt. Als Linzer hat man damals gesagt, wui vierspurige Straßen in beide Richtungen am Gürtel! Das war was, meine Damen und Herren. Was als Provisorium während des Studiums begann, hat sich als große Zuneigung für eine Stadt weiterentwickelt. Wien, das kann ich wirklich sagen, ist Heimat für mich geworden. Und Wien ist, ja, das sagt auch die Opposition, eine großartige Stadt. Man könnte natürlich jetzt hinzufügen, es gäbe an Regierung und Verwaltung das eine oder andere zu verbessern, aber das ist heute nicht mein Thema. Ich selbst war schon in Oberösterreich politisch aktiv in der Schüler- und Studentenpolitik. Ich war Stadtobmann der Union Höherer Schüler, das werden die wenigsten wissen, also ich war immer schon ein „political animal“. Mich hat aber dann 1996 Bernhard Görg im wahrsten Sinne des Wortes geheadhuntet. Er kam ja aus dem Bereich Headhunting, war Personalberater und hat damals die Kandidaten sehr sorgsam ausgewählt. Das ist vielleicht eine Qualität, die heute mitunter ein wenig verloren gegangen ist. Mir kommt es fast so vor, als würde es heute schon reichen, jung und arbeitslos zu sein, um auf die eine oder andere Liste zu kommen, aber das wäre wieder eine ganz andere Geschichte. (Allgemeine Heiterkeit.) Wissen Sie, für einen Quereinsteiger ist es recht bemerkenswert, dass er sich vier Perioden – viele Quereinsteiger haben ja eine kurze Halbwertszeit – hier halten konnte oder tätig sein durfte. Ich habe schon bei einer anderen Gelegenheit gesagt, ich bin meiner Partei sehr dankbar. Und es ist auch, glaube ich, ein wirklich gutes Zeugnis für die ÖVP, dass sie einen Unbequemen, Unangepassten wie mich ausgehalten hat. – Sie mussten mich ja ertragen, Sie konnten ja nicht anders. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Ich habe bisher eine Menge Glück in meinem Leben gehabt, meine Damen und Herren, und bin umso mehr dankbar dafür, dass ich hier quasi in einer indirekten Form vielleicht das eine oder andere an die Gemeinschaft zurückgeben konnte. Bei allen politischen Gegensätzen sollten wir nie vergessen und es uns auch nie wechselseitig absprechen, dass wir ein gemeinsames Ziel haben und einen inneren Antrieb, der uns eint: Menschen zu helfen – Godwin Schuster hat es heute auch schon gesagt – und diese unsere Stadt ein bisschen lebenswerter zu machen. Das scheint der Eine oder der Andere manchmal zu vergessen. Ich finde es, ehrlich gesagt, traurig, wie wir manchmal miteinander umgehen, siehe Debatte von vorgestern; es muss aber letzten Endes jeder mich sich, mit seinem Gewissen und mit seinem Spiegelbild beim Rasieren ausmachen, was er sagt oder nicht sagt. Ich sage nur einen Nebensatz und lasse es dabei bewenden: Für einen Vorsitzenden dieses Hauses haben meiner Meinung nach noch etwas härtere Maßstäbe zu gelten als für einen „normalen Mandatar“. Fast 20 Jahre in diesem Haus sind eine lange Zeit, fast ein halbes Arbeitsleben, jedenfalls für einen burgenländischen Landeslehrer, und die Gesellschaft hat sich in diesen 20 Jahren ungemein verändert. Ich erinnere an Folgendes: 1996, als ich hier hereinkam, war man als Unternehmer stolz darauf, ein Fax zu haben, und erinnern Sie sich daran, wo wir kommunikationstechnisch heute stehen. Auch Wien hat sich verändert. Von der oft zitierten Randlage am äußersten Ende der westlichen Welt im Kalten Krieg, damals eine schrumpfende Stadt, sind wir heute die zweitgrößte deutschsprachige Stadt, die größte deutschsprachige Universitätsstadt, wachsend mitten im pulsierenden Herz Europas. Aber nicht alle Entwicklungen in dieser Zeit waren positiv. Denken Sie an die Ereignisse von der Wirtschaftskrise bis hin zum Terror in der Welt. Auch in diesem Haus ist nicht alles nur besser geworden in diesen 20 Jahren. Ich möchte jetzt gerade zum Abschluss nicht moralisierend oder belehrend wirken, das ist nicht meine Rolle, aber ich möchte trotzdem zwei kleine Gedanken mit Ihnen teilen. Erstens: Es ist auf Grund des Arbeitsaufwandes, der Schnelligkeit, der Kommunikation, der vielfältigen Verpflichtungen, die wir hier alle in verschiedensten Rollen haben, mittlerweile wirklich schwierig geworden, ein politisches Mandat und einen Zivilberuf unter einen Hut zu bringen. Ich weiß das aus eigener leidvoller Erfahrung, das können Sie mir glauben. Ich habe eine Firma in Wien, ich habe eine Firma in Berlin, Flug hin, Flug her, da wird es manchmal schon recht eng. Und trotz durchgearbeiteter Wochenenden ist es echt schwierig, das alles im Sinne des selbstauferlegten Qualitätsmaßstabes noch abzuarbeiten. Politik ist, sage ich manchmal, wie ein Schwarzes Loch. Das ist jetzt nicht nach der Farbenlehre gemeint, sondern physikalisch: Sie zieht dich immer weiter hinein, sie frisst dich quasi auf. Deshalb ist es für Selbstständige und leitende Angestellte zusehends schwieriger, noch ein politisches Mandat auszuüben, ganz abgesehen von den ganzen persönlichen Verunglimpfungen in den sozialen Netzwerken. Ich finde das nicht nur schade, sondern wirklich schädlich, meine Damen und Herren. Das freie Mandat kann nur dann frei sein, wenn man auch eine gewisse Freiheit in seiner Lebensführung hat. Das mag nicht jedem möglich sein, das ist mir schon klar, das kommt auf die persönlichen Lebensumstände an; aber ein Parlament, das ausschließlich von Berufspolitikern besetzt ist, hielte ich für den völlig falschen Weg. (Allgemeiner Beifall.) Abhängigkeit vom Einkommen des Mandates macht auch Abhängigkeit in der Meinungsäußerung. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Außerdem glaube ich wirklich, dass es gut ist, wenn man auch einen realen beruflichen Bezug im Leben da draußen hat. Theorie ist das eine, aber Praxis ist etwas ganz anderes. Ich denke, es wäre daher im ureigensten Sinne der Demokratie ein ganz interessanter Vorschlag – man könnte an die alten Griechen zurückdenken, wo man Politik als Dienst am Volk sah, aber nur auf eine gewisse Zeit –, Mandate zeitlich zu begrenzen, zum Beispiel auf drei Perioden. (Allgemeine Heiterkeit.) Jetzt werden Sie natürlich sagen, haha der tut sich jetzt leicht. Von mir aus sollen es vier sein, aber ich würde das einmal nur unter diesem Gesichtspunkt als Denkanstoß einbringen. Das würde nämlich die Durchlässigkeit des derzeit ziemlich geschlossenen Systems, nämlich Politik auf der einen Seite und Leben außerhalb auf der anderen Seite, wesentlich verbessern. Gleichzeitig darf man aber auch nicht stigmatisiert werden, wenn man parteipolitisch tätig war und dann nachher vielleicht Schwierigkeiten hat, einen Job in der Privatwirtschaft zu finden. Es liegt an uns, meine Damen und Herren, und an unserem Selbstverständnis, das zu ändern. Nur nach unten lizitieren, bringt uns gar nichts. Es gibt immer einen, der das Mandat hier – unter Anführungszeichen – noch billiger machen würde. Also ist das auch heute ein Aufruf an uns alle zu mehr Selbstbewusstsein. (Allgemeiner Beifall.) Zweiter kurzer Gedanke: der Ton, in dem wir miteinander umgehen. Ich bin hier hoffentlich nicht als politisches Weichei und als rhetorischer Beckenrandschwimmer bekannt geworden und verschrien. Ich denke, ich habe sehr oft prägnant und hart in der Sache formuliert, aber mich bemüht, nie persönlich beleidigend zu sein. (Beifall bei der ÖVP.) Auch wenn ein Kollege eine andere politische Meinung hat, muss ich ihn nicht persönlich diffamieren. Und so habe ich es geschafft, meine Damen und Herren, in diesen 19 Jahren – ha, weiße Weste! – keinen einzigen Ordnungsruf zu kassieren. Ich will mich jetzt am Schluss nicht als Musterschüler darstellen. Das ist nie meine Rolle gewesen, schon in der Schule nicht. Aber, meine Damen und Herren, es hat schon einen Hintergrund. Ich will nur aufzeigen: Mit gutem Willen, nämlich mit dem Willen, Grenzen des Respektes und des Anstandes untereinander zu beachten und mit ein wenig persönlichem Stil geht das mit der weißen Weste. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Martina Ludwig- Faymann.) Welches Vorbild geben wir denn nach außen? Wundern wir uns hier herinnen, wenn draußen der Ton rauer wird, wenn es zu einer Polarisierung in der Gesellschaft kommt? Sind wir nicht alle hier mit daran schuld durch unseren Hang zu Diffamierung und Radikalisierung? Noch ein Gedanke in diesem Zusammenhang: Der Ordnungsruf ist hier ohne Folgen, der ist sanktionslos, das passt irgendwie nicht. Gut, wir müssen es nicht gleich in der Verfassung verankern, aber wäre das nicht ein schöner Arbeitsauftrag zu Beginn der nächsten Legislaturperiode, wenn die Klubs eine Vereinbarung treffen würden, dass für einen Ordnungsruf der zur Ordnung Gerufene einen Betrag von zum Beispiel 100 EUR in eine Art Kasse oder Fonds einzuzahlen hat? Jetzt sage ich aber gleich dazu, bevor da Zwischenrufe kommen: Bitte spendet es an den Zoo Schönbrunn, Vorschlag von mir, denn wenn wir jetzt darüber zu diskutieren anfangen, wofür wir es verwenden, gibt es wieder die nächsten Ordnungsrufe. Aber vielleicht wäre das eine Möglichkeit, um zumindest eine ganz kleine Sanktion daran zu binden. Meine Damen und Herren, es bleibt mir nur mehr, Ihnen allen, die Sie noch kandidieren, für die kommende Legislaturperiode alles Gute für Ihre Arbeit zu wünschen. Und uns allen wünsche ich natürlich Glück für die bevorstehende Wahl, aber sie werden dabei verstehen, dass ich meiner eigenen wahlwerbenden Partei noch ein Quäntchen mehr an Glück zugestehen möchte. Wenn ich mir die letzten Umfragen anschaue, dann glaube ich, haben wir dieses Glück ohnehin notwendig. (Beifall bei der ÖVP.) Ich danke Ihnen allen für die Zusammenarbeit in den letzten Jahren, für das kollegiale Miteinander, in vielen Fällen auch für Ihre Freundschaft, jedenfalls aber danke ich für Ihren Respekt. Alles Gute! (Anhaltender allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Lieber Alexander! Es obliegt jetzt auch mir, dir im Namen des Gemeinderates und vom Vorsitz her den Dank und den Respekt, den du uns gezollt hast, zurückzugeben. Ich habe in deiner Rede leider keinen Grund gefunden, dir einen Ordnungsruf zu geben (Allgemeine Heiterkeit.), was mich natürlich ein bisschen herausgefordert hätte. Aber du hast in deiner Rede sehr viele Dinge gesagt, die sehr wichtig sind: Die Unabhängigkeit des Mandates, dass wir mit mehr Selbstbewusstsein auftreten sollen, dass wir uns nicht wundern dürfen, wenn wir nicht gut miteinander umgehen, dass man auch außerhalb dieses Saales in der Gesellschaft nicht so gut miteinander umgeht. Dass du kein politisches Weichei und kein Beckenrandschwimmer bist, kann ich ohne irgendeinen Zusatz unterschreiben. Ich habe ja die Ehre und die Freude gehabt, mit dir im Kontrollausschuss, Stadtrechnungshofausschuss sehr oft zusammenzuarbeiten, und das auf einer immer sehr korrekten und in der Sache harten Art und Weise. Auch im Ausschuss für Finanzen und Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke warst du immer ein sehr, sehr engagierter und inhaltsvoller Diskutant. Du hast auch in deiner Zeit im Gemeinderat im Ausschuss für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung sowie im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr und noch in vielen anderen Gremien gedient. Auch aus deinem Wissen als Immobilientreuhänder und deiner Expertise in diesem Bereich hast du uns sehr, sehr viele gute Ratschläge gegeben, nämlich in Diskussionen, im Gremium, aber auch im persönlichen Bereich, nicht persönlich zwischen uns zwei, aber im Ausschuss zum Beispiel, und ich möchte mich bei dir bedanken. Ich sehe ein lachendes und ein weinendes Auge. Ein weinendes Auge, weil wir einen, wenn mir das festzustellen erlaubt ist, sehr guten Gemeinderat verlieren, der sich immer sehr um die Sache gekümmert hat. Ein lachendes Auge, weil du jetzt deine Freiheit hast und mehr Zeit für deine Hobbies, deinen Beruf, deine Familie. Der Politik wirst du sicher nicht untreu werden, das kann ich mir nicht vorstellen. In diesem Sinn wünsche ich dir alles Gute, viel Erfolg, Glück auf! Du bist ja noch bis zur Angelobung der neuen Abgeordneten und des neuen Gemeinderates – das wird wahrscheinlich Anfang Dezember sein – in Amt und Würden und wirst die Fahnen für uns auch hoch halten. In diesem Sinne alles Gute und viel Gesundheit! (Allgemeiner Beifall.) Auch als nächster Redner ist jemand gemeldet, der jetzt seine Abschiedsrede aus dem Gemeinderat halten wird, nämlich Herr GR Dr Van der Bellen. Ich darf ihm das Wort erteilen. GR Dr Alexander Van der Bellen (Grüner Klub im Rathaus): Danke, Herr Vorsitzender! Ich werde es ganz unsentimental machen. Ich war ja nur kurz da. Drei Jahre sind eigentlich gar nichts in der Politik. Da lernt man nicht einmal die Geschäftsordnung gescheit. Ich kann sehr vielem von dem zustimmen, was mein Vorredner, Herr Neuhuber, gesagt hat. Einmal die Skepsis, was einen bestimmten Umgangston in den Social Media betrifft – da schaut man besser gar nicht erst hinein. Oder was die Lebenserfahrung, Berufserfahrung betrifft, die aus verschiedenen Gründen günstig wäre, wenn man Politiker ist, nicht zuletzt aus Risikoaversion: Ganz jungen Leuten habe ich persönlich immer abgeraten, in die Politik zu gehen. Mit ganz jung meine ich, noch keinen Beruf erlernt, kein Studium abgeschlossen, keine Gesellenprüfung gemacht, und so weiter. Die meisten haben meinen Rat nicht befolgt. Auch damit muss man leben. FTI-Strategie: Ich hatte ja das Vergnügen, in einem der Panel dabei zu sein, kann also nur aus vollem Herzen bestätigen: Die MA 23 hat hier ausgezeichnete Arbeit gemacht, nämlich in der Vorbereitung – denn wenn es in meinem Panel so war, wird es auch in den anderen so gewesen sein –, in der Moderation, in der Protokollierung des Ganzen Dass zum Schluss ein Papier herauskommt, wo nicht alles drinnensteht, worüber man geredet hat, ist doch klar, Herr Kollege. Ich meine, ich konnte mich nur wundern, wie Sie da drübergegangen sind, mit welcher Nonchalance und Unkenntnis des ganzen Prozesses, der dahintersteht. Was man mitnehmen kann, Frau Vizebürgermeisterin, ist, glaube ich, Folgendes: Was wir brauchen werden in den kommenden Jahren, oder was Sie brauchen werden im Speziellen, ist ein starkes Commitment Ihrer Kollegen und Kolleginnen in der Stadtregierung, aber auch der ganzen Verwaltung in einer Querschnittsmaterie. Ich meine, wir haben hier ja schon gemerkt, es ist eine etwas spröde Materie. Ich kenne das aus dem Nationalrat. Was wir da für Schwierigkeiten gehabt haben, den dortigen FTI-Ausschuss zu konstituieren, auf die Beine zu bringen! Das war ursprünglich der Industrieausschuss. Kollege Verzetnitsch war Vorsitzender. Es war nicht ganz einfach, weil die ÖVP damals im Nationalrat alle irgendwie einschlägigen Anträge dem Wirtschaftsausschuss zugewiesen hat, da hat sie nämlich den Vorsitz gehabt; bis Verzetnitsch und ich, wage ich in aller Bescheidenheit zu behaupten, auf die Idee gekommen sind, wir machen daraus einen Forschungs- und Technologieausschuss. Der kann dann nicht mehr so sabotiert werden. Also das ist eine spröde Geschichte. Es kommt noch dazu: Sie werden auch Geld brauchen, Frau Vizebürgermeisterin, mehr Geld als jetzt. Ich weiß, Sie sind als Finanzstadträtin nicht zu beneiden, alle möglichen Wünsche werden an Sie gestellt, aber in diesem Bereich fürchte ich, ist es absolut notwendig. Die nahezu 100 Millionen EUR, die in Wien statistisch als F- und E-Förderung ausgewiesen werden, sind ja, wie wir alle wissen oder wissen könnten, weitgehend ein statistisches Artefakt. Ich hoffe schon, dass für diese 100 Millionen EUR irgendwo geforscht wird, aber wir wissen es nicht. Der Graubereich liegt vor allem in der medizinischen Forschung. Wien darf sich auch nicht darauf ausreden – oder ich hoffe, dass Sie das nicht tun –, dass Wissenschaft und Forschung im Wesentlichen Bundeskompetenz ist. Wir können nicht darauf warten, was der Bund tut oder genau genommen nicht tut. Er wird seine selbstgesetzten finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem tertiären Sektor nicht erfüllen. Und da ist immer die Frage: Was kann Wien als Stadt tun, ohne dass der Bund die Möglichkeit hat, seinerseits entsprechende Ausgaben zu kürzen. Auf diese Substitutionsmöglichkeit muss man also schon achten. Aber davon abgesehen, Sie haben die Instrumente, Sie haben die MA 7, Sie haben vor allem den WWTF, in der Beziehung mache ich mir keine Sorgen. Wo wir auch Geld aufstellen müssen – und ich weiß nicht, wie man das macht, seit mindestens 20 Jahren wird darüber diskutiert –: Mit Recht wird die große Rolle der Start-ups, der Spin-offs in diesem Papier herausgestrichen. Im IKT-Bereich, wo Österreich, vor allem Wien, sehr erfolgreich ist, braucht man in der Regel für die Start-ups nicht sehr viel Kapital, aber in anderen Bereichen schon. Und wenn ich für ein Start-up 2, 3 oder 5 Millionen EUR brauche, sagen wir, geplant auf 3 bis 5 Jahre, dann reichen die normalen Instrumente, die wir zur Verfügung haben, in der Regel nicht. Wir brauchen echtes Venture-Kapital. Viele Sachen bleiben auf diese Art liegen. Da ist das Projekt schon aus der Grundlagenforschung, der angewandten Forschung herausgewachsen, die entsprechenden Untersuchungen sind da, aber für den nächsten Schritt, selbst wenn gute Aussichten bestehen – aber ein Risiko gibt es immer –, daraus marktfähige Produkte zu machen, fehlen diese Handvoll Millionen, sage ich einmal etwas salopp. Die Raumfrage soll man auch nicht unterschätzen. Kollege Chorherr hat schon darauf hingewiesen. Die IKTler rund um die Technische Universität Wien wollen dort sein und sonst nirgends, und das aus guten Gründen. Das setzt die Stadtplanung vor gewisse Schranken und Herausforderungen. Eine Schranke ist zum Beispiel: Aspern wird nicht leicht in dieser Beziehung zu aktivieren sein, in anderer Hinsicht vielleicht. Dessen muss man sich im Klaren sein. Der Kollege von der FPÖ wird ja nicht müde, die Gender-Problematik lächerlich zu machen. Ich finde es aber wichtig, dass der Frauenanteil in der Wissenschaft und in der Forschung steigt. Auch wenn er immer noch niedrig ist, bei Weitem nicht dem Anteil der weiblichen Studierenden entspricht, ist er immerhin im Steigen. Ganz generell in der Forschung, aber auch in Unternehmen stellt sich heraus, dass Heterogenität, Diversität wichtig sind, weil sie in gewisser Weise Kreativität fördern. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Dazu gehören auch entsprechende Frauenanteile und dazu gehören auch entsprechend hohe internationale Anteile. Bei diesem internationalen Anteil möchte ich noch Folgendes hinzufügen. Frau Vizebürgermeisterin, Sie haben mit Recht betont, Wien muss Magnet für Hochqualifizierte sein. Wien ist allerdings schon zu einem gewissen Grad Magnet für künftige Gutqualifizierte und Hochqualifizierte, nämlich bei den ausländischen Studierenden. Der neueste OECD-Bericht „Recruiting Immigrant Workers: Austria 2014“ weist darauf hin, dass Österreich den viertgrößten Anteil an ausländischen Studierenden unter allen OECD-Staaten hat – also nur hinter den englischsprachigen Ländern Großbritannien, Australien, und so weiter – und dass sich der Anteil der ausländischen Studierenden aus Drittstaaten, also nicht nur aus EU-Ländern, in den letzten Jahren verdoppelt hat. Diese sind interessanterweise im MINT-Bereich – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – überrepräsentiert, und da sie hier studieren, eignen sie sich im Laufe der Zeit auch sehr gute Deutschkenntnisse an. Aber was ist österreichische Politik? Die dürfen hier gerne studieren, kosten den österreichischen Staat im Form der Studienkosten jede Menge. Dann sind sie fertig, haben etwa in Mathe einen Bachelor oder gar den Master, geschweige denn den Ph D, das Doktorat – und sie gehen wieder. Österreich macht es ihnen schwer zu bleiben. (GR Mag Wolfgang Jung: Wieso? Alle EU-Bürger können problemlos bleiben!) Nur 5 Prozent der AbsolventInnen aus Drittstaaten haben eine Rot-Weiß-Rot-Karte, 5 Prozent! Die anderen 95 Prozent dürfen gehen. Das macht wirtschaftspolitisch keinen Sinn. Ich hätte ja gehofft, dass sogar die FPÖ in diesem Fall für die Erleichterung von Zuwanderung spricht. Deutschland, meine Damen und Herren, hat in dieser Beziehung eine viel liberalere, vernünftigere, wirtschaftspolitisch ansprechendere Regelung als Österreich. Ich sehe nicht ein, warum das in Deutschland möglich ist und in Österreich nicht. Einer der Punkte, die in der Strategie nur sehr, wie soll ich sagen, taktvoll und vorsichtig angesprochen werden, ist das Verhältnis zwischen Bund und Stadt. Sehr vorsichtig angesprochen wird auch, seien wir ehrlich, das Verhältnis zwischen der Wiener SPÖ und der Bundes-SPÖ. Denn wer blockiert die Erweiterung der Rot-Weiß-Rot-Karte für Hochqualifizierte? Das ist das Sozialministerium, seit Jahren, niemand sonst. Alle anderen sind dafür. Nebenbei gesagt, auch die Industriellenvereinigung macht jahraus, jahrein darauf aufmerksam, dass sie mehr Absolventen aus den MINT-Fächern beschäftigen könnten, nicht nur HTL-Absolventen, aber die natürlich vor allem, sondern auch Absolventen universitärer Fächer. Hier hätten wir die Absolventen, aber sie dürfen in Österreich nicht arbeiten. Allein die Tatsache, dass wir Bachelor- und Ph D-Leute ausschließen, ist ja eine Absurdität ersten Ranges. Die haben das Doktorat und dürfen hier nicht arbeiten, obwohl sie das Doktorat hier gemacht haben. Also hier haben wir sicherlich noch ein Problem. Abschließend dazu: Frau Vizebürgermeisterin! Sie sind ja auch für die Wiener Linien zuständig. Es gibt da ein größeres Neubauprogramm bei den U-Bahn-Linien. Vielleicht gelingt es doch irgendwann einmal, die Sichtbarkeit des Forschungs- und Wissenschaftsstandortes Wien besser zu verankern. Ich sage immer, wenn Sie in Göttingen am Bahnhof ankommen, sehen Sie ein Riesenschild: „Göttingen: Die Stadt, die Wissen schafft.“ Wenn Sie in Schwechat am Flughafen ankommen – ja, das Puffreklamebild ist verschwunden, immerhin –, was sehen Sie da? Jede Menge Werbung für gute Restaurants, ein bisserl Habsburg, aber FTI? (VBgmin Mag Renate Brauner: Nicht FTI, aber Kunst und Kultur allemal!) – Richtig, Kunst und Kultur allemal. Das habe ich jetzt ein bisschen spöttisch als Habsburg bezeichnet, was natürlich nicht stimmt. Aber Wissenschaft und Forschung, größter Universitätsstandort des deutschsprachigen Raums, und so weiter, darüber gibt es kein Schild. Dafür muss man bezahlen, das ist schlicht Werbung. Flughafen Wien ist eine börsenotierte Aktiengesellschaft, wie wir alle wissen, das muss man denen bezahlen. Die nehmen jede Werbung. Wenn es wie früher ein Puff ist, nehmen sie es auch. (VBgmin Mag Renate Brauner: Nicht mehr!) – Nicht mehr. Okay, also es gibt einen Fortschritt auf der Welt. Das ist, wie gesagt, wahrscheinlich meine letzte Rede, falls wir uns nicht in Sondersitzungen treffen oder vielleicht sogar nach der Wahl vor der Neukonstituierung. Mir hat es Freude gemacht, hier in Wien zu arbeiten. Es war sehr viel neu. Ich habe sehr vieles am Anfang nicht verstanden, zum Beispiel die Regelung der Redezeiten. Ich finde die zu lang, jedenfalls verglichen mit dem Nationalrat, dort muss man sich schon mehr disziplinieren. Und ehrlich gesagt kann man in der Regel auch in 10 Minuten sagen, was man in 20 Minuten sagen würde. (GR Mag Wolfgang Jung: Auch Sie haben als Klubobmann die Zeit ausgenützt!) Ja, aber welche Zeit? Meiner Erinnerung nach waren nur für die Begründung einer Dringlichen Anfrage 20 Minuten vorgesehen, für alles andere weniger. Der Erstredner einer Fraktion kann ruhig bestimmte Privilegien haben, das finde ich auch. Danach, ja ... (Allgemeine Heiterkeit.) Was ich sehr geschätzt habe, ist die Arbeit im Europaausschuss. Ich möchte der Vorsitzenden, Frau Vitouch, für diese gute Kooperation und Zusammenarbeit ausdrücklich danken. In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch wieder bei der zuständigen MA bedanken, dass ich mir die Ziffern richtig merke (GR Ernst Woller: 27!) – MA 27 in diesem Fall, nämlich für die phantastische Vorbereitung der Sitzungen. Das war ich aus dem Parlament nicht gewöhnt, dass nämlich Beamte, also der administrative Apparat des Hauses derartige Berichte zur Verfügung stellt, die dann allen Fraktionen zu Verfügung stehen. Das ist wirklich eine sehr schöne neue Erfahrung. Ganz allgemein möchte ich sagen: Ich hoffe, dass alle das wissen, ich trage hier sicher eine Eule nach Athen, die Administration, mit der Sie in Wien zu tun haben, ist im Großen und Ganzen, soweit ich das beurteilen konnte, hervorragend. (Allgemeiner Beifall.) Das gilt für alle Abteilungen, mit denen ich näher zu tun hatte. Ich habe jetzt nur pars pro toto die 23er und 27er erwähnt. Da haben Sie etwas, womit Sie arbeiten können. Es ist nicht selbstverständlich, dass man so etwas hat. Hin und wieder trifft man dann jemand, bei dem man sich denkt: Na, was ist das denn? Aber das sind die großen Ausnahmen. Ich wünsche mir, dass alle sich der Verantwortung bewusst sind, wie Wien sich weiterentwickeln wird. Und ich finde, die FTI ist da ein ganz wichtiger Baustein. Es ist natürlich noch Papier. Wir werden sehen, ob das Commitment auf allen Ebenen da ist, wir werden sehen, ob die notwendigen Finanzierungsinstrumente da sein werden. Aber die wissensbasierte Wirtschaft der Zukunft kann nur – ich habe an Ihrer Rede sehr geschätzt, dass Sie das betont haben – durch Zusammenarbeit mit den Universitäten, den Fachhochschulen weiterentwickelt werden. Ich meine, Wien zeichnet sich tatsächlich dadurch aus, dass hier die drei Dinge - wie soll man es nennen - soziales Gewissen, ökologisches Bewusstsein und die Aufgeschlossenheit gegenüber technologischen Neuerungen nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern Hand in Hand gehen. Das muss man beibehalten. Ich finde es wichtig, dass das auch in diesem Zusammenhang betont wird. Dass Wien wächst, verehrte oder weniger verehrte Kollegen von der FPÖ, ist ja ein Symptom dafür, wie attraktiv Wien ist. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Die Sozialeinwanderung!) Ungarn ist ein Abwanderungsland. Man zieht die Grenzen hoch, man macht die Intelligenz kaputt. Ungarn ist ein Braindrain-Land. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Wien auch!) Österreich ist ein Braingain-Land. Ach, Sie lesen die Statistik nicht. Herr Kollege Himpele von der MA 23 hat schon öfter darauf hingewiesen, wer hier zuwandert und dass gar nicht wahr ist, was hier immer behauptet wird, nämlich dass die Minderqualifizierten zuwandern. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich weiß schon, wo die Minderqualifizierten sitzen, aber da das meine Abschiedsrede ist, werde ich das nicht laut und deutlich sagen. – Danke schön. (Heiterkeit und anhaltender Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. – Gemeinderätinnen und Gemeinderäte der FPÖ sowie GR Dr Wolfgang Aigner halten Plakate mit der Aufschrift „Rücktritt jetzt!“ in die Höhe.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Kollege Van der Bellen, ich danke sehr. Lieber Sascha, auch wenn du zunächst gemeint hast, du hättest gerne überhaupt keine Danksagungen, ganz kann ich sie dir nicht ersparen. Aber ich verspreche, ich mache es erträglich kurz. Ich glaube, es muss schon erwähnt werden, dass du vielleicht überhaupt der einzige, ganz sicher bin ich mir da nicht, aber einer der ganz, ganz wenigen Wiener Gemeinderäte bist, die es jemals geschafft haben, noch dazu nicht an vorderer Stelle gereiht, mit Vorzugsstimmen in den Wiener Gemeinderat zu kommen. Hochachtung für deine Leistung! Ich meine, sie kam nicht aus dem nichts. Wer deinen Lebensweg kennt – vom Universitätsprofessor bis hin zum über die Grenzen Österreichs bekannten Politiker, da lasse ich jetzt den Bundessprecher und die vielen Jahre im Nationalrat weg –, den wundert es nicht. Aber nichtsdestoweniger hast du selbst im Jahr 2010, nach der Wahl, du bist noch im Nationalrat geblieben, die Tätigkeit als Stadtbeauftragter für Universität und Forschung wahrgenommen – und zwar ehrenamtlich, auch dies sei hier einmal erwähnt. In dieser Tätigkeit hast du unglaublich viel im Bereich Wissenschaft und Forschung in der Kooperation der Universitäten mit der Stadt Wien erreicht. In diesem Sinne ein herzliches Danke dafür! (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und ÖVP.) Auf der einen Seite ist es traurig für die GRÜNEN, dass du im kommenden Wiener Gemeinderat und Landtag nicht mehr vertreten sein wirst; umgekehrt sagen viele, er hat sich’s verdient, er hat schon so viel geleistet. Deshalb komme ich jetzt gleich zum Schluss: Ich wünsche dir auf der einen Seite viel Gesundheit. Und mach es bitte nicht ganz so spannend in den kommenden Wochen und Monaten, ob wir dich politisch noch in anderen Funktionen erleben werden oder nicht. Ich danke sehr für deine Tätigkeit im Wiener Gemeinderat! (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und ÖVP.) Es wird für jeden, je länger er oder sie der Vorsitz führt, immer schwieriger, weil immer mehr Abschiedsreden kommen. Ich möchte natürlich dennoch die Gelegenheit nutzen, auch dem ersten Vorsitzenden Godwin Schuster zu danken – das wurde schon von vielen anderen RednerInnen gemacht –, nämlich für seine Tätigkeit im Gemeinderat, für die Zusammenarbeit. Ähnliches gilt natürlich, um die Redezeit nicht zu strapazieren, auch für Axel Neuhuber, mit dem ich auch total gerne im Kontrollausschuss und in anderen Ausschüssen zusammengearbeitet habe. Die Stadt Wien verliert mit dem Ausscheiden dieser Abgeordneten Menschen, die über viele Jahrzehnte für die Stadt, für ihre Überzeugung Politik gemacht haben. Ich wünsche allen eine wirklich schöne Zeit für die Zukunft. – Danke sehr! (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich setze jetzt fort. Als Nächster ist GR Mag Dr Wansch zu Wort gemeldet. 20 Minuten Redezeit. Ich erteile es ihm. GR Mag Dr Alfred Wansch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ich habe ein doppeltes Pech. Ich habe erstens das Pech, dass mir der Herr Prof Van der Bellen durch die Blume ausgerichtet hat, dass zehn Minuten genug sind. Deshalb sage ich scherzhaft, es erinnert mich an den Moment, als ich bei ihm eine Prüfung am Juridicum abgelegt habe. Damals wäre es mir lieber gewesen, wenn mir zehn Minuten und mehr etwas eingefallen wäre, aber die Prüfung ist gut gegangen. Aber scherzhalber, das zum Beweis dafür, dass man Qualität und Stil haben kann, dass das Persönliche draußen ist und dass ab und zu auch Humor hilft. Da muss ich auch etwas Ernstes zum Herrn Prof Van der Bellen sagen: Ich sage analog zu Ihrem Abschlusssatz: Ich weiß, wo die Demokraten sitzen. (Beifall bei der FPÖ.) Beim Stichwort Demokraten möchte ich anstelle der üblichen Anrede an den Vorsitzenden Herrn Margulies ein Zitat frei nach Voltaire richten. Das bekannte Zitat von Voltaire lautet: „Ich verachte Ihre Meinung und Gesinnung, aber ich werde alles dafür geben, dass Sie Ihre Meinung hier und in der Öffentlichkeit sagen dürfen.“ – Zitat Ende. Das ist gelebte Meinungsfreiheit und das ist gelebtes Demokratiebewusstsein, Herr Margulies! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Ich muss Sie an dieser Stelle wieder daran erinnern, dass die Aufzeichnung und die Zurverfügungstellung des Livestreams dieser Sitzung auf der Homepage der Stadt Wien aus unerfindlichen Gründen von der SPÖ und den GRÜNEN verweigert wird. Ich lade Sie daher ein, die gespeicherte Aufzeichnung dieser Sitzung auf der Homepage „www.fpoe-wien.at“ abzurufen und zu jeder Ihnen genehmen Zeit anzusehen. Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, wir haben heute sozusagen auch Ihre Abschiedsrede als Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin erlebt, verpackt in eine Mitteilung gemäß Stadtverfassung. Ich verstehe, dass Sie zu diesem Anlass nicht über Ihre Hinterlassenschaft sprechen wollen, über die Rekordverschuldung der Stadt Wien, über die Rekordarbeitslosigkeit in Wien, über die Tatsache, dass mehr als die Hälfte des Budgets ausgegliedert und dem Gemeinderat entzogen ist, darunter auch zentrale Bereiche der Daseinsvorsorge. Sie kennen das Stichwort, Sie kennen das Programm Flucht aus dem Budget. Da überrascht es nicht, dass Sie ein nebuloses Strategiepapier zum Gegenstand ihres Abschieds machen, nach dem Motto Ablenken von dem selbstverursachten Chaos. Statt Fakten gibt es schöne Floskeln, Wohlfühlphrasen und Sprechblasen über künftige Zeiten. Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, es ist höchst bedauerlich und alles andere als verantwortungsbewusster Stil, dass ein so wichtiger Bereich wie die Forschung, Entwicklung, Technologie und Innovation für Ihr durchschaubares Manöver herhalten muss. Gerade diese Bereiche wären die Grundlagen für die Zukunft, wichtig für unsere Kinder und Enkelkinder, die bereits für Ihre Verfehlungen und Versäumnisse im Finanzbereich, für die angehäuften Schulden, für die noch immer nicht sichergestellten Spekulationsverluste, einschließlich Cross-Border- Leasing-Transaktionen, geradestehen müssen. Aber bleiben wir noch kurz bei dieser Verlassenschaft von Bgm Häupl, von Ihnen und von der SPÖ für die Wienerinnen und Wiener. Es ist immer dasselbe rote Strickmuster, bei dem die letzten fünf Jahre auch die GRÜNEN mitstricken durften. Es wird versteckt, es wird getarnt, es wird getäuscht und es wird schöngemalt. Nur einige Stichwörter – erstes Stichwort, Spekulation: Sie behaupten immer noch, dass die Stadt Wien unter Führung von Bgm Häupl gemeinsam mit Ihnen nicht spekuliert hätte; Sie bezichtigen sogar die Fachleute und den Rechnungshof, die Ihre Spekulation und die daraus resultierenden Verluste nachweisen, der Falschdarstellung, also der Lüge, wie es Herr Bgm Häupl an dieser Stelle gemacht hat. Aber ich will hier gar nicht auf die hunderte Millionen Spekulationsverluste durch Schweizer-Franken-Kredite eingehen, die sind bereits nachgewiesene traurige Realität. Ich nenne Ihnen hier ein konkretes, noch nicht so bekanntes Beispiel aus dem Geschäftsbericht 2014 der Wien Holding GmbH. Ich zitiere wörtlich: „Im Konzern sind folgende zwei Derivativgeschäfte im Einsatz. Es handelt sich um einen Euro-Türkische Lira Cross Currency Swap mit einem Nominale in Höhe von 10 Millionen und einen Euro Receiver Swaption mit einem Nominale in Höhe von 10 Millionen EUR.“ Und jetzt kommt die zentrale Stelle im Bericht: „Im Berichtsjahr ist auf Grund des Überschreitens des vereinbarten Kurses des Euro/Türkische Lira-Verhältnisses die Put Knock Out Option verfallen. Der beizulegende Zeitwert beträgt beim Euro-Türkische Lira Cross Currency Swap 3,79 Millionen EUR“ – das bedeutet 62 Prozent Spekulationsverlust – „und beim Euro Receiver Swaption 3,12 Millionen.“ – Das bedeutet 69 Prozent Spekulationsverlust. Ich frage Sie: Was ist das, wenn nicht Spekulation? Was ist das, wenn nicht Spekulationsverlust? Was ist das, wenn nicht das Gegenteil von verantwortungsbewusster Finanzpolitik? (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Ich verspreche Ihnen, dass wir Freiheitliche diesem SPÖ-Spekulations… – man ist fast versucht zu sagen, Spekulationswahnsinn, und es wird in der Öffentlichkeit auch gesagt – in Wien ein Ende setzen werden. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies (unterbrechend): Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ganz kurz: Ich habe Sie jetzt sieben Minuten lang reden lassen. Es wurde in der Präsidiale vereinbart, dass man bei Thema Mitteilung selbstverständlich, wenn es Abschiedsreden gibt, etwas von der Sache abschweifen kann. Ansonsten wurde in der Präsidiale nicht vereinbart, dass das eine offene Debatte zu allem und jedem ist. Ich ersuche Sie daher, zur Sache zu sprechen. Ich danke sehr. Ich habe Sie sieben Minuten lang reden lassen zu was Sie wollten. GR Mag Dr Alfred Wansch (fortsetzend): Na ja, von 20 Minuten habe ich 7 Minuten reden dürfen, das ist objektiv. Habe ich mir nicht erwartet nach Ihrer Wortmeldung. (GRin Prof Dr Elisabeth Vitouch: Zum Thema! – GR Godwin Schuster: Bei der Sache bleiben!) Aber ich sage Ihnen zwei Dinge zum Thema. Erstens: Der Herr Margulies hat ja von Abschiedsreden gesprochen. Und ich sage, das ist hier die Abschiedsrede von Frau Brauner, und dazu spreche ich. (Beifall bei der FPÖ.) Zweitens: Ich zitiere Prof Van der Bellen, der an Sie, Frau Vizebürgermeisterin, gerichtet gesagt hat zu Ihrer Strategie 2020, Sie werden Geld brauchen. Ich spreche hier über Geld und bin erstaunt, wenn mir hier im Sinne objektiver Vorsitzführung das Wort genommen wird. (Beifall bei der FPÖ.) Aber ich verstehe es auch, dass Sie als Angehöriger der rot-grünen Koalition es nicht gerne hören, weil alle diese Dinge während der Zeit der rot-grünen Stadtregierung passiert sind und alle diese Dinge von den GRÜNEN mitgetragen wurden. Aber wir können es im Sinne der Redezeitbeschränkung … Der Prof Van der Bellen hätte mir wenigstens zehn Minuten gegeben, aber bleiben wir dabei, die Forschung. Wir sind bei Forschung, wir sind bei Strategie, wir sind bei Prof Van der Bellen, man wird Geld brauchen. Da erinnere ich an das Beispiel, das alle hier kennen, nämlich an die Häupl-Privatisierung der ehemaligen Zentralsparkasse im Wert von 1,8 Milliarden EUR. Da haben wir bereits mehrmals darauf hingewiesen, die Medien haben darüber berichtet, nach der Privatisierung sind in der Häupl-Stiftung sehr zum Gaudium einiger Kollegen von der SPÖ, erstaunlich, das Gaudium, 1,8 Milliarden von Vorständen aus dem roten Umfeld verspekuliert worden. Dieses Geld, diese 1,8 Milliarden, fehlen der Forschung, meine Damen und Herren! Die waren zweckgewidmet für Forschung! (Beifall bei der FPÖ.) Und dann, weil wir beim Thema Forschung bleiben, noch ein Beispiel, dass es auch im Bereich der Forschung, Entwicklung, Innovation im Argen liegt. Als Donaustädter nenne ich als ein Beispiel für viele Beispiele das Scheitern beim oder das gescheiterte Innovationsprojekt „Innovationsquartier Aspern“. Herrlicher Name: „Innovationsquartier Aspern“. Wort- und phrasenreich wurde das „Innovationsquartier Aspern“ als Leuchtturmprojekt für einen Technologiecluster in der Seestadt Aspern verkündet. Alles herrliche Worte, dieselben Phrasen wie im jetzt vorliegenden Prospekt „Innovatives Wien 2020“: florierende junge Unternehmen und Start-ups, dadurch angezogen Produktionsbetriebe, Universitätsinstitute und dadurch unzählige hochwertige Arbeitsplätze. Wie schaut jetzt die Realität in der Seestadt Aspern beim Innovationsquartier aus? Und zum Aufwärmen ein Zitat von Oliver Frey, Stadtplaner und Leiter des Arbeitsbereiches Urbanistik an der TU Wien, also ein Mann, der weiß, wovon er spricht, ich zitiere wörtlich: „Man muss diskutieren, wie findet kreative Öffnung statt? Die Seestadt könnte eine lebendige Zukunft haben. Genauso könnte sie zu einem Ort ähnlich der Großfeldsiedlung werden. Die Kreativen der Stadt werden nicht hinausziehen. Sie brauchen kurze Wege, einen offenen Austausch, Urbanität. Das wird dort nicht gelingen.“ Und so haben sich dann auch die Mitarbeiter der TU Wien in einer internen Umfrage gegen einen Umzug der gesamten TU nach Aspern ausgesprochen. Soviel zu den strategischen Ansätzen und Überlegungen. Aber das war egal, es ist um dieses Leuchtturmprojekt, aus welchen Gründen auch immer, gegangen. Schauen wir uns jetzt an, wie es in diesem hochgejubelten Leuchtturm Technologiecluster ausschaut. Statt Forschungsunternehmen, Universitätsinstituten, Start-up-Unternehmen, davon angezogenen Produktionsunternehmen und davon wiederum angezogenen hochwertigen Arbeitskräften haben wir dort eine SPÖ- Leuchtturm-Ruine. Lediglich ein Objekt von fünf versprochenen wurde eröffnet und dieses Objekt steht halb leer. Und was macht man jetzt? Na ja, wir haben eh herrliche Strategien und die ganze Welt schaut ja auf uns, weil wir so schöne Strategien haben. In der Zwischenzeit ist man bei der verzweifelten Mietersuche soweit, dass die Flächen als Lagerflächen angeboten werden! Und da frage ich Sie: Ist das Ihr Ernst, Frau Finanzstadträtin VBgmin Brauner, ist das Ihr Ernst, dass Lagerflächen die versprochenen hochwertigen Arbeitsplätze für Wienerinnen und Wiener bringen werden? Die restlichen Flächen, die man ja für die vier anderen Objekte im Technologiecluster gebraucht hätte, werden dem Vernehmen nach bereits für andere Zwecke vergeben. Das sind Innovationscluster à la Häupl, Brauner und SPÖ! Und weil man dann sagt, warum kommen keine Zahlen, warum kommt nicht, wieviel Flächen genau vermietet sind, was wird Miete bezahlt - Genaueres kann man nicht sagen, ist nicht in Erfahrung zu bringen, weil Informationen und Geldmittel in Agenturen und weitgehend bereits teilprivatisierten Unternehmensgruppen versteckt werden. Wir sind wieder beim roten Strickmuster Verstecken, Ausgliedern, Verstecken, Tarnen und Täuschen. Auf die Kritik des Rechnungshofes möchte ich angesichts der Zeit hier gar nicht mehr weiter eingehen. Ich kann Ihnen versprechen, wir Freiheitliche versprechen den Wienerinnen und Wienern, dass wir diese Strukturen aufbrechen werden, damit auch Forschung, Technologie und Innovation wieder Luft zum Atmen und zum Aufblühen in Wien bekommen! (Beifall bei der FPÖ.) Abschließend, meine Damen und Herren, ich bin ja ein positiv denkender Mensch und suche selbst in der heutigen Abschiedsrede von Frau VBgmin Brauner etwas Hoffnunggebendes und ich habe diesen Hoffnungsschimmer gefunden. Wir müssen nicht bis 2020 für eine wichtige Innovation in Wien warten. Die wertvollste Innovation wird es bereits 2015 geben. Diese Innovation wird sein, dass Bgm Häupl und Frau Finanzstadträtin Brauner nach dem 11.10.2015 keinen weiteren Schaden in Wien anrichten können. Dafür tragen wir Freiheitliche in Koalition mit den Wienerinnen und Wienern Sorge. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Prof Dr Vitouch. GRin Prof Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Ich war jetzt so verwirrt von dieser Kaffeesatzleserei. Der Kollege Wansch kann sich nicht einmal eine Wahrsagerin leisten so wie der große Vorsitzende. (GR Mag Wolfgang Jung: Dann lest die Umfragen und nicht den Kaffeesatz!) Aber was mich noch mehr verwundert hat, ist, dass nach der wirklich intelligenten und originellen Rede des Herrn Prof Van der Bellen die FPÖ-Fraktion kollektiv ihren Rücktritt verkündet hat. Das hat uns verwundert, Rücktritt jetzt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich möchte aber jetzt zum Thema kommen, so wie es diese Position hier erfordert. Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Sie alle wissen, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Europa noch immer von den Auswirkungen der Finanzkrise geprägt ist: Schwaches Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitslosigkeit, vor allem im Süden Europas, eine ganze Generation von griechischen, portugiesischen, spanischen, italienischen jungen Menschen, die um ihre Entwicklungschancen und um ihre Zukunft zittern. Gleichzeitig fehlt den Staaten aber das Geld, das sie dringend benötigen würden, um Investitionen, Infrastruktur zu modernisieren und die wirtschaftliche Entwicklung zu stärken. Einer von großem Zukunftsoptimismus geprägten aktiven Wirtschaftspolitik in den 70er Jahren ist auf europäischer Ebene eine dogmatische Austeritätspolitik gefolgt, die Europa nachhaltigen Schaden zugefügt hat. Auch die privaten Unternehmungen verschulden sich nicht mehr, um das aufgenommene Kapital in Anlagen zu investieren, denn alle wollen ja sparen, die Privathaushalte, was normal ist, aber auch die Unternehmen und der Staat, und sie würgen damit eine positive konjunkturelle Entwicklung ab. Europa droht deshalb seine ökonomische Führungsposition einzubüßen, weil in den USA und Asien deutlich offensiver mit den Problemen der Finanzkrise umgegangen wird. Die neuen Produktionsformen und Technologien und die globale Arbeitsteilung stellen Hochlohnregionen in Europa und auch global vor sehr große Herausforderungen. Man muss Strategien finden, um die Beschäftigung auf hohem Niveau zu halten und um speziell in jenen Regionen ausreichend zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, in denen die Bevölkerung wächst. Gerade urbanen Regionen kommt da eine zentrale Bedeutung zu, denn hier finden die Innovationen statt. Die Dichte des urbanen Umfeldes ermöglicht die volle Wirksamkeit bestimmter Technologien. Hochqualifizierte Arbeitskräfte und Forschungseinrichtungen finden sich hauptsächlich in den Ballungszentren und die Diversität der Bevölkerung ermöglicht auch das Entstehen von Neuem und Originellem. Mit rund 190 000 Studierenden ist Wien die größte Universitätsstadt im deutschen Sprachraum. Als Indikator für die Wissensorientierung der Stadt können auch unsere Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Prozent des Bruttoregionalprodukts herangezogen werden und hier liegt Wien mit über 3,4 Prozent unter den Top-Regionen Europas. Diese hohe Wissensorientierung resultiert auch in einer überdurchschnittlichen Produktivität. Bereits im Jahr 2000 war sie die höchste in Österreich. Das gilt auch für die aktuell verfügbaren Zahlen und das trotz eines beachtlichen Bevölkerungswachstums. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass 44 Prozent der Zuwanderer und Zuwanderinnen einen Hochschulabschluss haben. Insbesondere beim Thema Wissens-Spill-overs, also der Wissenstransfer von Unternehmen beziehungsweise Universitäten untereinander, haben die Städte einen natürlichen Agglomerationsvorteil. Die neueste Forschung geht davon aus, dass dieser Wissenstransfer ja nicht nur innerhalb der Branche stattfindet und Wachstum fördert, sondern vor allem auch branchenübergreifend positive Effekte hat. In diesem Wissensaustauch von Unternehmen, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen, liegt ein riesiges Innovationspotenzial. Diesen Standortvorteil will Wien aktiv nutzen, weil vernetztes Wissen in unserer heutigen globalisierten Wirtschaft der entscheidende Wettbewerbsfaktor ist. Eines ist klar: Regionen mit einem hohen Lohnniveau werden nur mit innovativen und qualitativ hochwertigen Produkten und Dienstleistungen auf dem Weltmarkt erfolgreich sein. Aber vor allem die Wirtschaft sollte den intellektuellen Nachwuchs nicht als Generation Praktikum ausnützen, sondern entsprechend seiner Qualifikation bezahlen. Die steigende Verstädterung weltweit zeigt auch, dass die Lebensqualität der Städte zunehmend attraktiv wahrgenommen wird. In den Ballungsräumen finden die Menschen eben unterschiedliche Bildungseinrichtungen, Kultureinrichtungen, eine gute Infrastruktur und ein diversifiziertes Arbeitsplatzangebot. Die Städte verstehen sich, besonders Wien, als soziale Dienstleisterinnen, entwickeln spezielle soziale Angebote entsprechend den speziellen Bedürfnissen der BewohnerInnen, zum Beispiel ein flächendeckendes Netz an kostenfreien Kindergärten, Horten, Betreuungseinrichtungen für Alte, von denen dann alle Familienmitglieder für ihre individuelle Lebensgestaltung profitieren können. Wien hat natürlich auch einen geographischen Standortvorteil. Wir sind Sitz von vielen Headquarters, die Steuerungsfunktionen nach Ost- und Südosteuropa ausüben. Aber entscheidend ist das Gesamtpaket. Ein Defizit in einzelnen Bereichen, zum Beispiel Umweltbelastung, könnte schnell dazu führen, dass die Lebensqualität beeinträchtigt wird. Die ökonomische Entwicklung und die Brüche in den alten Produktionsstrukturen machen daher innovative Betriebe zu einem immer wichtigeren Bestandteil des Wertschöpfungsprozesses. Um diese großen Herausforderungen zu lösen, bedarf es hervorragend ausgebildeter Unternehmer und Mitarbeiter, innovativer Lösungsansätze und auch den Willen, die Netzwerkeffekte in der Großstadt zu nutzen. Mit dem Bevölkerungswachstum der Stadt Wien war eine rasante Entwicklung der regionalen Wirtschaft in Richtung Dienstleistungsmetropole und Wissensstadt verbunden. So hat sich die Zahl der forschenden Betriebe in den vergangenen 15 Jahren bereits verdreifacht und mittlerweile sind im Bereich Forschung und Entwicklung mehr als 40 000 Beschäftigte tätig. Fast drei Viertel aller Menschen in Europa leben ja in Städten, in urbanen Regionen, ein Wert, der laut den Vereinten Nationen UN World Urbanization Prospects bis 2050 auf mehr als 80 Prozent ansteigen wird. Die Städte bieten den Menschen hohe Lebensqualität, ein vielfältiges soziales Leistungsangebot, Arbeitsplätze und Zukunftschancen. Sie sind demographische Hot Spots, aber auch Zentren des Wissens, der Innovation, der Kultur und der Wirtschaft. Neben Faktoren wie der internationalen Erreichbarkeit und der Sichtbarkeit sind besonders das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften und das Vorhandensein von Unternehmern, die ergänzende Dienstleistungen anbieten, entscheidend. Jahrzehnte nach der Internetentwicklung beginnen sich die ökonomischen Produktionsweisen derzeit dramatisch zu ändern. Einerseits werden über Plattformen Dienstleistungen zugekauft, die den Menschen angeboten werden, die dann gleichzeitig Produzenten und Konsumenten sind. Die bekanntesten sind zum Beispiel Airbnb im Bereich der Zimmervermietung oder Uber als Taxiunternehmen. Es gibt aber auch in anderen Bereichen solche Plattformen für den Haushalt, Restaurants, Kleiderverleih, und so weiter. Diese neuen Plattformen drohen allerdings die sozialen Standards der europäischen Ausprägung des Wohlfahrtsstaates zu unterlaufen. Es ist noch unklar, wie soziale Sicherungssysteme Gewerbe und versicherungsrechtliche Fragen, Fragen einer fairen Arbeit, Lohndumpingprobleme, und so weiter, dahin gehend reguliert werden können, dass einerseits der Nutzen der Innovationen erhalten bleibt, aber gleichzeitig die sozialen Standards für uns alle weiterhin erhalten bleiben. Umgekehrt ist der Internethandel nicht mehr wegzudenken. Alle Daten weisen darauf hin, dass er noch enorm wachsen wird. Die jüngere internetaffine Generation wird weiter diese Dienste in Anspruch nehmen und damit den städtischen Handelsinfrastrukturen massiv zusetzen. Wir brauchen also ein breites Spektrum an Qualifikation und an komplementären Angeboten, um im Wettbewerb der Standorte besser reüssieren zu können. So ein Angebot findet sich ausreichend nur in Städten. Waren, Dienstleistungen, um die neuen Technologien auch lokal nutzen zu können. Die Städte beantworten die Herausforderungen der Zukunft, insbesondere die Fragen der natürlichen Ressourcen. Die Dichte der Städte, die kurzen Wege, der hohe Anteil am öffentlichen Nahverkehr, das sind alles Faktoren zur Lösung der großen ökonomischen und ökologischen Herausforderungen. Für die Zukunft ganz wesentlich wird daher die Fähigkeit der Städte sein, nicht nur auf lokale und globale Herausforderungen zu reagieren, sondern selbst neue Entwicklungen in Gang zu setzen, wie es Wien mit der Smart-City-Strategie begonnen hat und mit „Innovatives Wien 2020“ bereits vorbildlich praktiziert. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal dem Klemens Himpele von der Magistratsabteilung 23 ganz herzlich für seine Kompetenz und Unterstützung danken, aber auch allen Mitarbeitern der Magistratsabteilung 27, die unseren Europabericht gestaltet haben, dem ich diese Zahlen und Fakten entnommen habe. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Ein Antrag liegt nicht vor. Jetzt ist es 14.15 Uhr und wir beginnen mit der Tagesordnung. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass vier schriftliche Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien eingelangt sind. Von den GRen Dipl-Ing Roman Stiftner und Ing Mag Bernhard Dworak wurde eine Anfrage an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung betreffend „Gegen Verkehrsschikanen durch die grüne Verkehrspolitik zu Lasten des Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsstandortes Wien“ gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderäten unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsmäßigen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Die Anträge der Stadtsenates zu den Postnummern 4 bis 12, 14 und 15, 18 bis 26, 28, 33 und 34, 38 bis 41, 46 bis 57, 59 bis 62, 64 und 65, 67 und 68, 70, 75 und 76, 79 und 81 bis 87 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeindesrates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummern 16 und 17 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 1, 16, 17, 13, 27, 29, 30, 31, 58, 32, 35, 37, 42, 43, 44, 69, 45, 36, 2, 3, 71, 72, 73, 74, 77, 78, 80, 63 und 66. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Wir kommen nun zur Postnummer 1. Sie betrifft die Wahl eines Dienstnehmervertreters in die Gemeinderätliche Personalkommission. Zunächst entscheiden wir über die Art der Abstimmung. Bevor wir über den vorliegenden Wahlvorschlag abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27 Abs 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit Zweidrittelmehrheit anderes beschließt. Ich schlage vor, diese Wahl durch Erheben der Hand vorzunehmen. Ich bitte nun jene Damen und Herren des Gemeinderates, die mit meinem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Danke. Herr Gerhard Winter ist als Dienstnehmervertreter aus der Gemeinderätlichen Personalkommission ausgeschieden. Die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten schlägt für dieses Mandat Herrn Markus Draskovits vor. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, das ist einstimmig angenommen. Wir kommen nun zum Schwerpunkt. Ich schlage vor, die Berichterstattung über die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 16 und 17 der Tagesordnung, sie betreffen Erweiterungen von Allgemein bildenden Pflichtschulen im 10., 12. und 22. Bezirk, zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen Einwand erhoben? Nein, das ist nicht der Fall. Dann ersuche ich den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Mag Schober, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag Marcus Schober: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich ersuche um Ihre Zustimmung. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ing Leeb. Ich erteile es ihr. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren Kollegen hier im Gemeinderat! Für mich ist es ja geradezu ein Abschiedsgeschenk, dass die Geschäftsgruppe Bildung den Haupt- und Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand darstellt. Ich glaube, es ist in den letzten Jahren ja nicht verborgen geblieben, dass Bildung für mich immer schon ein Herzensanliegen war und es wird immer ein Herzensanliegen sein. Es war für mich ganz großartig, als ich nach dem Ausscheiden von Wolfgang Aigner aus dem ÖVP-Klub Bildungssprecherin meiner Fraktion werden durfte. Wolfgang, du verzeihst mir, du weißt, ich schätze dich als Mensch, als Kollegen, aber damals ist wirklich ein Herzenswunsch für mich in Erfüllung gegangen. Ich habe dann in den vergangenen Jahren mit sehr viel Engagement, wie ich denke, versucht, diese Aufgabe zu erfüllen. Es ist mir dabei einfach nicht darum gegangen, und es ist mir wichtig, heute bei meiner letzten Rede das auch zu sagen, aus oppositionellem Reflex heraus grundsätzlich einmal gegen alles und jedes zu sein, was von den Regierungsfraktionen kommt, sondern meine Arbeit war stets vom tiefen Wunsch geprägt, Dinge besser und effizienter zu gestalten für Wien, für die Kinder; die Lehrer, die Eltern und den Bildungs- und Wirtschaftsstandort, weil diese beiden Dinge einfach nicht voneinander zu trennen sind. Ich habe auch versucht, ich weiß nicht, ob es mir immer gelungen ist, nicht allzu sehr ins Ideologische abzugleiten, was den Bildungsbereich betrifft. Jeder hat seine politische Heimat, das ist schon klar, seine Grundwerte, die sich auch in den Parteiprogrammen der jeweiligen Parteien wiederfinden. Aber gerade was Bildung anbelangt, und davon bin ich nach den sieben Jahren hier im Haus umso mehr felsenfest überzeugt, müssen wir in der Zukunft weit mehr über die Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten. Da hilft es nichts, wenn wir uns in den ideologischen Schützengräben verschanzen und uns gegenseitig beschießen. An oberster Stelle muss das Wohl der Kinder stehen. Sie sind die Basis für die Zukunft, für den sozialen Frieden und den Zusammenhalt in dieser Stadt. Die Herausforderungen im Bildungsbereich werden sich nicht mit Schlagworten, nicht mit Umbenennungen von Schultypen, nicht mit halbherzigen Umsätzen von Initiativen lösen lassen. Ein bissel ideologisch muss ich jetzt schon werden, denn ich warne in diesem Zusammenhang davor, alleine in der Gesamtschule das Heil zu suchen. Wir haben ein massives Bildungs- und ein massives Qualitätsproblem und zwar bereits im Kindergarten und an der Schnittstelle zur Volksschule. Wenn wir nicht schon dort ansetzen, wird auch die Gesamtschule der 6- bis 14-Jährigen nicht zu besseren Bildungserfolgen führen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist bei einer Abschiedsrede nicht die Zeit für Kritik. Dafür war jetzt fünf Jahre lang Zeit. Deswegen lassen Sie mich meine Rede positiv mit Wünschen formulieren. Ich habe ein paar Wünsche für das Bildungs-, Jugend-, Sport- und Informationsressort: Gehen Sie die Qualitätsoffensive in den Kindergärten an! Vielleicht schaffen wir es ja doch bald einmal, eine einheitliche Anmeldeplattform für die Kindergärten zusammenzubringen. Setzen Sie ein Augenmerk auf die vielen privaten Kindergruppen, die entstanden sind! Ich weiß, die Kommune alleine kann das nicht heben, wir brauchen immer mehr Kindergärten. Das ist auch wichtig. Aber schauen Sie auch, dass das Kontrollpersonal ausreichend zur Verfügung steht. Geben Sie sich einen Ruck und warten Sie nicht auf die große Bildungsreform im Bund. Ich bin zwar ein sehr positiv denkender Mensch, der das Glas in der Regel eher halb voll als halb leer sieht. Ich sage jetzt einmal: Packen Sie die Dinge, so sie möglich sind, auf kommunaler Ebene an, und da geht auch im Bereich der Schulautonomie einiges. Schauen Sie sich den Stadtschulrat einmal genauer an, ob es wirklich notwendig ist, dass da die Ressourcen im großen Stil, muss man wirklich sagen, versickern, anstatt in den Klassenzimmern anzukommen! Schauen Sie sich auch die Direktorenbestellungen an! (GR Godwin Schuster: Assessments! Wir haben Assessments!) Ja ja, ich weiß, wir haben Assessments. Aber, Herr Schuster, sind wir ganz ehrlich, es ist unser beider letzter Tag, also letzte Rede hier oder letzte Gemeinderatssitzung: Es gibt Assessments. Aber die Direktorenbestellung als politikfrei zu bezeichnen, soweit möchte ich nicht gehen. Entlasten Sie die Lehrer mit Schulsozialarbeit! Setzen Sie Verwaltungspersonal in den Schulen ein! Bitte helfen Sie und entlasten Sie die Lehrer! Wir haben so viele Frühpensionierungen, vielleicht kann man da ein paar kreative Ideen einmal ins Auge fassen. Vielleicht gibt es doch den einen oder anderen, der aus organisatorischen Gründen in Pension geschickt wird, der an dieser Stelle entlasten könnte. Geben Sie den Schulen jetzt Hilfe statt Nachhilfe! Ja, was auch sehr schön wäre, ist, wenn der Förderunterricht, speziell was die Sprachförderung und die Leseförderung betrifft, nicht während des Unterrichts stattfinden würde, sondern zusätzlich, „in addition to“, nicht anstatt von. Und setzen Sie, eine große Bitte, weiter auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Bauen Sie weiter massiv die Kindergartenplätze aus. Gerade was die Unter-Drei-Jährigen betrifft, gibt es da noch einiges zu tun. Denken Sie auch eine Flexibilisierung des Betreuungsangebots an. Ich weiß, dass sehr viele Mütter, berufstätige Mütter, das in Wien mittlerweile dringend brauchen. Bauen Sie weiter die flächendeckende Ganztagsbetreuungen aus, aber bitte nicht nur in der verschränkten, sondern auch in der offenen Form. Für viele Eltern ist Wahlfreiheit da wirklich ganz entscheidend und wichtig. Und haben Sie auch den Mut, aufs Gymnasium zu setzen. Sie nehmen auch ein bissel den Druck von den Mittelschulen, wenn Sie beim Gymnasium ein bisschen flexibler werden! Und was mir selber auch immer ein Anliegen war, weil sehr viele Familien, also Mehrkindfamilien, davon betroffen sind, ist die Vereinheitlichung der schulautonomen Tage. Also ich glaube, da könnte man wirklich einmal einen Schritt setzen. Es haben das ja einige Bundesländer schon geschafft. Und ganz wichtig: Setzen Sie auf eine engere Kooperation von Bildung und Wirtschaft an den eigenen einzelnen Schulstandorten, um frühzeitig Talente zu erkennen und Berufschancen zu ermöglichen. Vor allem kooperieren Sie wirklich eng mit der Wirtschaft, wenn es um die Lehrlingsausbildung geht! Es kann die beste überbetriebliche Lehrausbildung nicht eine Lehrstelle am primären Lehrstellenmarkt ersetzen. Wir haben noch sehr viele Betriebe in Wien, die ausbilden. Mit denen müssen wir ganz besonders sorgsam umgehen, damit sie nicht noch weniger werden. Ermutigen wir sie, helfen wir ihnen und unterstützen wir auch dort! Dann gibt es da noch die Sache mit dem Bauen. Das musste kommen. Ich kann mich erinnern, als ich vor sieben Jahren hier angefangen habe, habe ich zu unserem Klubobmann gesagt: Ihr könnt mir alles geben, nur ich möchte nichts mit Bauen zu tun haben. Nicht weil ich es nicht kann oder weil ich meinen Beruf nicht mag, sondern ich wollte ganz einfach nicht in einen Gewissenskonflikt kommen. Und ich wollte auch nicht, dass man mir den Vorwurf macht, ich könnte mir da oder dort Vorteile für meine Firma verschaffen. Das hat ja nicht ganz funktioniert, weil spätestens als ich dann Bildungssprecherin wurde und im Bildungsausschuss für die ÖVP zuständig war, hat mich das Bauen eingeholt, weil viele Schulen gebaut werden. Es wird viel gebaut im Bildungsressort. Das Bauen ist halt in den vergangenen Jahren, und ich habe es selbst aktiv miterlebt, ein unglaublich komplexes Thema geworden. Das kann man nicht mehr so nebenher erledigen und es zeigt sich nicht nur in Wien - das ist jetzt kein Wien-spezifisches Thema -, dass es fast nicht mehr möglich ist, Großprojekte ohne eine Vielzahl von Problemen und Kostenüberschreitungen abzuwickeln. Sie haben da mit dem Stadtrechnungshof eine gute Expertise im Haus. Der hat in der letzten Periode auch ein bissel den roten Faden durchgezogen und hat sich verschiedene Großprojekte angeschaut. Es sind ja immer die gleichen Dinge, die passieren. Vielleicht können Sie es doch übers Herz bringen und können ein einheitliches, professionelles Projektmanagement von einer Magistratsdienststelle aus implementieren. Es gäbe sie ja schon. Ich weiß, da ist die Stadtbaudirektion, die arbeitet gerne strategisch. Es wäre aber nicht unklug, wenn man die Großprojekte an einer Stelle zusammenführen würde, natürlich immer in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachressorts. Das ist keine Frage. Und zum Abschied oder Abschluss, Abschied ist ja die ganze Rede, noch ein sehr spezielles Thema, das ich in den vergangenen Jahren auch sehr oft angesprochen habe, das mir wirklich am Herzen liegt und das ich sehr heftig kritisiert habe, was mir medial durchaus nicht nur Freunde gebracht hat. Ich bin aber davon überzeugt, dass man in der Politik ruhig auch Haltung bewahren kann, auch gegen die veröffentlichte Meinung, und seine Meinung verteidigen muss, wenn man davon überzeugt ist, dass man auf dem richtigen Weg ist. Es geht um die Werbeausgaben, die finanziellen Mittel, die in Wien für sogenannte Information ausgegeben werden. Es ist mir in sieben Jahren nicht gelungen, und ich hab wirklich intensiv gesucht, irgendwo auf der Welt eine Kommune, eine Körperschaft ausfindig zu machen, die auch nur annähernd so viel Geld für Werbung ausgibt wie Wien. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass jede neue Regierung, die hier angelobt werden wird, auch daran gemessen werden wird, wie sie mit den Mitteln für Öffentlichkeitsarbeit umgeht, ob weiter im ganz großen Stil dem Budget Mittel entzogen werden, die wir dringend in die Zukunftsprojekte der Stadt investieren müssen, oder ob man sich darauf besinnt, dass das Informationsbedürfnis der Bevölkerung weitaus kleiner ist als die Regierenden es meinen. (Beifall bei der ÖVP sowie von den GRen Mag Klaus Werner-Lobo und Dr Wolfgang Aigner.) „Abschiedsworte müssen kurz sein wie Liebeserklärungen“ - dieses Zitat stammt von Theodor Fontane. In diesem Sinne und weil ich nicht besonders gut im Abschiednehmen bin, lassen Sie mich nur noch eines sagen: Danke. (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Liebe Kollegin Leeb! Dieses Danke darf ich sicher auch namens des Gemeinderates als Vorsitzender zurückgeben. Insbesondere auch deshalb, weil ich dich zwar nicht oft, aber auch das eine oder andere Mal außerhalb des Gemeinderates erlebt habe und immer wieder gemerkt habe, dass es unglaublich interessant ist, mit dir über unterschiedlichste Sachen zu diskutieren, auch hier im Gemeinderat. Es ist gut und wichtig und schön, dass wir manchmal unterschiedlicher Meinung sind. Es war auch fraktionsübergreifend erkennbar, glaube ich zumindest, dass dich wirklich die Gemeinderäte und Gemeinderätinnen hier im Saal für deine Bildungspolitik schätzen. Und auch, das sage ich jetzt, für die Frauenpolitik. Du hast es in deiner Rede kurz anklingen lassen, aber es ist nicht so, dass es alltäglich gewesen wäre, im Jahr 1993 als Frau eine Baumeisterprüfung zu machen und infolge dann ein Bauunternehmen zu übernehmen. Ich glaube, dass das damals recht schwierig war und auch heute noch nicht einfach ist. Du hast auch in der Wirtschaftskammer viele Funktionen wahrgenommen und bist dann im Jahr 2008 nichtamtsführende Stadträtin und Mitglied der Wiener Landesregierung geworden. Die letzten fünf Jahre dann als Gemeinderätin im Wiener Gemeinderat warst du eben im Gemeinderatsausschuss Bildung, Jugend, Information und Sport, aber auch Kultur und Wissenschaft, und von beiden habe ich nur positive Rückmeldungen über deine Art der Arbeit, wie du dich einsetzt, wie viel du machst, gehört. Ich danke dir seitens des Gemeinderates noch einmal für deine langjährige Arbeit! Danke sehr. (Allgemeiner Beifall.) Als Nächster zum Wort gemeldet ist Klubobmann Ellensohn. GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Wenn man über Bildung redet - eine Bildungsrede soll intelligent sein, wahrscheinlich. Deswegen sage ich jetzt nicht ganz genau, in welchen Punkten ich mit der Frau Leeb ganz übereingestimmt habe und ein paar Mal nur halb und ein paar Mal nicht ganz. Aber über weite Strecken war das jetzt eine erfreuliche Rede, weil das darauf hinzielen würde, dass wir in dieser Debatte wenigstens einen Teil gemeinsam lösen, nachdem wir wissen, dass wir über Bundeskompetenzen und Wiener Kompetenzen reden und es notwendig wäre, eine breite Mehrheit über das, was eine Koalition, aktuell eine rot-grüne Koalition, in Wien leisten kann, was immer nachher kommt. Also wenn sich alle Parteien - eine vom Parlament und von hier muss ich ausnehmen - außer der Freiheitlichen Partei zusammenfinden würden und diese Sätze mit „die Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft und Bildung ist wichtig“ auch gemeinsam übersetzen würden, dann gibt es noch ein paar Differenzen. Und wenn man der Frau Leeb zuhört, wenn man der Sozialdemokratie zuhört, den GRÜNEN zuhört, so sind wir ja nicht in allen Punkten so weit auseinander, wie die Ergebnisse nachher manchmal sind. Vor allem sind wir bei den Ergebnissen näher beieinander. Wir sind jetzt in Wahlkampfzeiten. Also geht es in erster Linie darum, draußen Leute davon zu überzeugen, warum sie die eigene Fraktion wählen sollen. Das ist ja da herinnen enden wollend. Die Überzeugungskraft der Redner und Rednerinnen da am Pult, um einzelne Stimmen umzudrehen, ist auch angesichts dessen, dass wir ja nicht von Massen im Internet tatsächlich auch gehört werden, ein bissel wenig. Aber es sind auf der Tribüne einige Leute, die sich tatsächlich die Diskussion antun und vielleicht auch hören wollen, was es für Unterschiede zwischen den einzelnen Fraktionen gibt. Im internationalen Vergleich stehen wir im bildungspolitischen Bereich schlechter da als in vielen anderen Bereichen. Wir haben tatsächlich ein Problem, das es nicht überall in diesem Ausmaß gibt. Bildung wird bei uns noch stärker vererbt als überall. Natürlich ist es in jedem Land ein Vorteil, wenn du eine Bildungskarriere in diesem Bereich anstrebst, wenn deine Eltern Akademiker/Akademikerinnen sind. Aber nirgends ist es so deutlich wie bei uns. In anderen Ländern ist es leichter, wenn man aus Haushalten kommt, die bildungsferner sind, die ökonomisch schwächer sind. Der dritte Punkt, der bei uns dazukommt und die Diskussion überlagert, ist nämlich der Migrationshintergrund. Diese drei Punkte benachteiligen dich in Österreich mehr als anderswo. Was kann man dagegen machen und was wird auch schon gemacht? Es ist vorhin von der GRin Leeb richtig gesagt worden, ganz früh anfangen, weil Sie auch den Kindergarten erwähnt hat, wie notwendig das ist. Zum einen auch für Männer und Frauen, die beide arbeiten gehen wollen, zum anderen aber auch für die Kinder selber, weil es die erste Bildungseinrichtung ist. Jetzt stehen wir in Wien, das ist dann, glaube ich, die Aufgabe von GR Vettermann, die ganzen positiven Zahlen zu sagen, nämlich die Entwicklung des Ausbaues in Wien, tatsächlich im Vergleich zu den anderen acht Bundesländern viel besser da, wenn es um die Quantität geht, und viel besser da, wenn es um die Öffnungszeiten geht. Alle, die Kinder im Kindergarten haben, und das habe ich jetzt schon wieder hinter mir, wissen, mit 4 Schließtagen gegenüber über 50 Schließtagen in der Steiermark ist das ein Unterschied. Ich hab keine Ahnung, wie die das in der Steiermark dann privat organisieren. Da braucht es Großfamilien dazu, dass du das machen kannst. Das funktioniert so leicht nicht. Da haben wir in Wien einen Vorteil. Und trotzdem haben wir in Wien noch einen höheren Bedarf. Wir alle kennen die Leute, die im September kommen und sagen, ich kriege keinen Platz. Wir machen Hausbesuche und sind in der Seestadt. Und die, die dort einen Platz haben, sind eh froh, nämlich auch über die Qualität dort. Aber offensichtlich wohnen dort so viele Leute, dass es vor Ort nicht einmal ausreicht und die müssen halt von dort – okay, die haben die U2 vor der Haustüre - mit der U2 in die Stadt hineinfahren. Im Bildungsbereich gibt es für die nächste Koalition in Wien viel zu tun. Im Wahlkampf gibt es unterschiedliche Forderungen. Wir hätten gerne, dass sich die Stadt Wien auf Sicht vornimmt, dass tatsächlich jedes Kind ab dem zweiten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz hat. Das geht nicht über Nacht, das ist allen klar. Aber momentan ist es so, dass sehr viele Eltern deswegen keinen Platz kriegen, weil sie nicht berufstätig ist oder er nicht berufstätig ist oder sie schwanger ist und das nächste Kind kommt und deswegen keinen Platz braucht, weil sie eh selber aufpassen kann. Der Bedarf ist viel höher. In deutschen Bundesländern gibt es diese Garantie. Dass das bedeutet, den Ausbau, den man in den letzten Jahren eh massiv gemacht hat, noch zu verstärken, ist auch klar. Wenn aber alle wissen, dass der Kindergartenbereich die Voraussetzung dafür ist, dass je länger man im Kindergarten ist, desto leichter ist natürlich der Schuleintritt, so hilft das erstens einmal allen. Aber es hilft vor allem jenen, die sonst mit einem Nachteil in der Schule beginnen müssen. Das Zweite ist: Wir brauchen mehr Lehrer und Lehrerinnen in der Schule. Wenn wir warten, bis auf Bundesebene Lösungen kommen, dann ist es wie in vielen anderen Themenbereichen: Dann warten wir und warten wir und warten wir und es kommt nicht. Wien kann nicht … (GR Mag Wolfgang Jung: Das sind ja Ihre eigenen Leute! – Aufregung bei der ÖVP.) Wien kann nicht jeden einzelnen Fehler der Bundesregierung korrigieren, aber viele Dinge schon. Und das, was es nachher braucht, und da fangt ja das Problem erst an, weil man könnte sehr viel von diesen Sätzen sagen und alle sind dafür, aber dann kommt die Prioritätensetzung. Wofür wird das Geld, und zugegebenermaßen, das knappe Geld, ausgegeben? Die einen bauen. Man wird sich am Schluss überlegen müssen, wie viel Geld geht in den Straßenbau hinein, wie viel geht in die Schulen, und man wird das, wie es heißt, gegeneinander ausspielen. Aber es stimmt halt: Eine Million kannst du nur ein Mal ausgeben und nicht zwei Mal. Den Schuldenstand können wir nicht beliebig erhöhen, das wissen wir auch, weil die Gegebenheiten und die Regeln so sind wie sie sind. Also werden wir uns gemeinsam bemühen müssen, dass wir überlegen, ob die Priorität tatsächlich in der Schule und im Kindergarten ist, oder ob das eine von zwölf Prioritäten ist und damit keine ist. Man kann nicht jeden Bereich als Priorität bezeichnen. Ich kann jetzt nicht alle, die Abschiedsreden halten, noch einmal aufzählen, weil das fast alle machen. Aber wenn jemand direkt davor eine Abschiedsrede gehalten hat - die Frau Leeb und ich waren ja gemeinsam nichtamtsführende Stadträte, das heißt, wir waren gemeinsam in Opposition. Dort sind wir eigentlich nicht so schlecht miteinander ausgekommen und konnten natürlich – logisch, da war die Regierung, da war die Opposition und da hat man öfter mal eine deckungsgleiche Art zu arbeiten. Das ist das, was da immer als Appell kommt: Wir sollen alle gemeinsam. Es kann ja nicht sein und wäre es mit der Regierung umgekehrt gewesen und es wäre jetzt Rot-Schwarz gewesen, dann wären wahrscheinlich auch manche Texte umgekehrt gewesen, als sie jetzt laufen. Die Frage ist, ob das, was funktioniert, wenn man in einer ähnlichen Rolle ist, wirklich ausschließlich rollenabhängig ist, weil das scheint ja dann nicht ausschließlich mit dem zu tun zu haben. Das ist jetzt keine Kritik an Sie, sondern das ist höchstens eine Selbstkritik und eine Kritik, ob man nicht versuchen kann, das gemeinsam zu machen, was man sich tatsächlich zusammen vorstellt. Bei den Abschiedsreden merkt man bei allen Einzelnen ein bissel die Sehnsucht nach „Könnte man nicht immer normal miteinander reden?“ Man merkt es auch bei denen, die diejenigen loben, die Abschiedsreden gehalten haben, dass es genug gibt zum Loben. Es fällt ja nicht schwer, man lässt halt das aus, was man kritisieren möchte. Aber offensichtlich finden die meisten eh einiges an den anderen, die da politisch arbeiten, in Ordnung, auch an den Vorstellungen und Ideen. Manchmal hat man einen anderen Weg vor Augen. Aber wenn ich mir überlege, dass wir zwei garantiert schon fünf Mal so gut ausgekommen sind, wie wir jetzt auskommen - ich weiß nicht, was in der Fraktion geredet wird. Wer weiß, was noch kommt. Aber das gilt ja nicht nur für uns da, sondern das gilt ja für ganz viele Leute herinnen. Das ist ja nicht der allerletzte Gemeinderat. Wer weiß, ob wir nicht zwischen 11. Oktober und Angelobung noch einen haben. Aber diese vielen Abschiedsreden könnte man zwischendurch - das ist schwierig im Wahlkampf, weil dort draußen ein Match stattfindet - im Hinterkopf behalten, ob man nicht vielleicht eine Spur lockerer miteinander umgehen könnte, weil der Wechsel von Regierung, Opposition oder wieder retour, und dann ist tatsächlich so viel anders, ist eigentlich eine Spur verwunderlich. Jetzt wünsche ich mir, dass ich das gar nicht lernen muss, wie es ist, nach vor und zurück, und dass die grüne Regierungsarbeit in Wien fortgesetzt wird. Aber egal, ob sie fortgesetzt wird oder nicht, glaube ich, dass es in schwierigeren Zeiten, als sie sowieso schon sind, ein Bündnis in dem Land wegen Finanzkrise & Co und Arbeitslosigkeit braucht. Das Bündnis umfasst nicht alle, weil es nicht mit allen funktioniert. Aber alle, die ein Interesse daran haben und politisches Match 2 machen und Duelle - ich sehe persönlich keinen Weg, wie man mit der FPÖ auf einen grünen Zweig kommen soll. Das sehe ich nicht. Aber bei allen anderen sehe ich das schon, wie man das zusammen machen kann. Das wären breite Bündnisse, wo man viel zusammenarbeiten könnte. Das verpassen wir immer und im Wahlkampf verpassen wir das besonders. Alle Reden, die wir außerhalb dieses Hauses halten, sind noch schärfer, als sie sonst sind. Darauf habe ich heute verzichtet, weil ich eh in den fünf Jahren immer wieder Gelegenheit gehabt habe, eine scharfe Rede halten zu dürfen. Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Mag Kasal. GR Mag Günter Kasal (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Erlauben Sie mir nur ein, zwei Sätze zu dem, was Sie vorgestern von sich gegeben haben: Ich bin nur menschlich enttäuscht, weil das hat sich niemand in diesem Raum verdient, dass man so miteinander umgeht. Das ist einfach nicht notwendig. Wir haben uns, glaube ich, letzte Woche zufällig auf der Kennedybrücke einmal getroffen. Auch da war ein normaler Umgang. Es wäre schön, wenn man den normalen Umgang miteinander vielleicht auch in diesem Saal pflegen könnte. (Beifall bei der FPÖ.) Vorbildlich war da der Klubobmann Ellensohn, wie er gerade hier herinnen gesagt hat, man sollte vielleicht ein bisschen lockerer miteinander umgehen. Das würde ich mir auch in Zukunft wünschen. Ganz kurz jetzt zum Akt im Einzelnen. Natürlich bekennen wir uns zu der Erweiterung von Allgemein bildenden Pflichtschulen, von Zubauten. Das ist der Punkt 1 der gegenständlichen Aktenstücke. Wogegen wir uns aussprechen, ist der Vertrag zur Übernahme von Projektmanagementleistungen zwischen der Stadt Wien und der Wiener Infrastruktur GmbH, einer 100-Prozent-Tochter der Wien Holding. Warum sprechen wir uns dagegen aus? Das ist ganz einfach. Es kommt zu einem Entzug der Kontrolle des Gemeinderates, es kommt zu einem Entzug der Kontrolle der Form der Vergabeverfahren, ob die CSR-Kriterien eingehalten werden, et cetera, et cetera. Das geht alles am demokratisch gewählten Gemeinderat vorbei. Gegenständlich geht es um die Aus- und Zubauten Wendstattgasse 5, Singrienergasse 21 und Konstanziagasse 50. Wie schaut jetzt dieser Vertrag, gegen den wir uns aussprechen, im Detail aus? Die Stadt Wien stellt den Baugrund zur Verfügung, die Stadt Wien stellt das Raum- und Funktionsprogramm zu Verfügung, erteilt die Vorgaben. Und die Stadt Wien sagt, wie die Bau- und Ausstattungsbeschreibung sein soll, sein muss. Das wird vertraglich festgeschrieben. Wofür ist jetzt diese Projektgesellschaft, diese Tochter der Wien Holding in Wahrheit zuständig? Die Tochter der Wien Holding verursacht übrigens alleine die gegenständlichen Projektkosten inklusive Umsatzsteuer von 502 800 EUR und 373 200 EUR. Ich lese einen ganz kleinen Absatz vor, damit man das auch ein bisschen erkennt: „Die Vertragsparteien kommen einvernehmlich überein, dass insbesondere vor dem Hintergrund des engen Zeitrahmens zur Realisierung des Projekts grundsätzlich ein Totalunternehmervertrag zur Ausschreibung gelangen wird.“ Das bedeutet, das gesamte Projekt wird ausgeschrieben. Es gibt dann einen Generalunternehmer, und die Projektgesellschaft hat in Wahrheit keine Aufgaben außer der übergeordneten fachlichen Kontrolle. Dafür kostet das Ganze 875 000 EUR. Sehr geehrter Herr Stadtrat, ich sage Ihnen ein Best-Practice-Beispiel. Ich bin Dienstnehmer in einem Ministerium. Dort gibt es Fachabteilungen so wie auch die Fachabteilungen in Ihrer Geschäftsgruppe. Wenn die Fachabteilung ein Vergabeverfahren machen möchte, macht sie es entweder hausintern, und wenn die Ressourcen nicht vorhanden sind, kann ich das zukaufen, die fachliche Expertise zur Abhandlung des Vergabeverfahrens, das kann ich, passiert (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Alles da! Alles da!) aber nicht. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Genau das! Genau das!) Nein, nein, nein, es kann, es kann … (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Genau was Sie sagen!) Der entscheidende Punkt ist folgender: Von 100 Verfahren im Ministerium passiert das 1 bis 2 Mal. Bei uns hier in der Geschäftsgruppe, in Ihrem Ressort, ist das bei allen Schulbauten die Regel! Das ist der entscheidende Unterschied! Das Zweite ist die Projektkontrolle. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Der nächste Akt im Gemeinderat.) Das befasst beide Akte. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Nein, das ist die Attemsgasse!) Das ist dann der nächste, das ist ein PPP-Modell. Meinen Sie das PPP-Modell, oder? (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Was Sie sagen!) Ja, da kann man dann auch was dazu sagen, gerne. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das ist nicht die Rede! Das ist nicht die Rede!) Faktum ist, 800 000 EUR werden mehr oder weniger für eine Projektkontrolle ausgegeben. Diese Projektkontrolle sollte, müsste und wird auf Bundesebene von den Fachabteilungen selbst ausgeübt. Das bedeutet, dort geschieht genau dasselbe, allerdings ohne dass man eine Gesellschaft dazwischenzieht, eine Gesellschaft, die 800 000 EUR für diese 2 Projekte bekommt! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Das ist aus unserer Sicht hinausgeschmissenes Geld! Das ist nicht notwendig und deswegen lehnen wir den Punkt 2 dieser beiden Geschäftsstücke ab. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Dr Aigner. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegin Leeb! Mich freut es jetzt nachträglich besonders, dass es dich damals so gefreut hat, dass ich die Bildungssprecherrolle aufgegeben habe. Als dein Vorgänger als ÖVP-Bildungssprecher kann ich dir hier von diesem Ort aus sagen, dass ich mit deiner Arbeit ausgesprochen zufrieden bin. (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben ja auch in den letzten Jahren im Gemeinderatsausschuss hier im Haus und bei vielen anderen Dingen sehr gut zusammengearbeitet. Wenn wir heute bei vielen Abschieden immer gesagt haben, wenn jemand in Pension geht oder so, es gibt ein lachendes und ein weinendes Auge - auf der einen Seite ist es schade, wenn gute Mandatare das Haus verlassen, auf der anderen Seite gönnen wir allen einen ruhigeren Lebensabend oder ruhigere Zeiten, mehr Familienleben. Wenn ich jetzt bei dir versuche, ein lachendes Auge zu finden, dann fehlt mir da ein bisschen die Phantasie. Da ist eigentlich sehr viel Trauer. Das ist vielleicht ein bissel zu pathetisch, aber eigentlich kann ich deinem Abgang aus diesem Haus nicht wirklich etwas Positives abgewinnen. Du bist seinerzeit die Karriereleiter sehr rasch nach oben gekommen und hast eine der höchsten Funktionen, die die ÖVP vergeben konnte, als nichtamtsführende Stadträtin inne gehabt und hast bewiesen, genauso wie deine Vorgängerin, die viel zu früh verstorbene StRin Katharina Cortolezis-Schlager, dass die nichtamtsführenden Stadträte eine ganz wichtige Funktion haben und dass es nicht nur irgendein Kostenfaktor ist, den man einsparen soll, sondern dass es wichtig ist, dass auch die Kontrolle auf der Regierungsebene stattfindet und man sich auf der Regierungsebene auch einbringen kann. Ich möchte dir hier sagen, dass du das damals als Stadträtin ganz großartig gemacht hast und ebenso dann in unserem gemeinsamen Ausschuss. Auch deine vielen Auftritte zu anderen Themen haben immer bewiesen, dass du eine fleißige Arbeiterin bist, dass du dich wirklich in die Materien hineingearbeitet hast, dass du mit sehr viel Fachwissen auch Dinge aufgebracht hast, die sozusagen hinter den Kulissen stattfinden, und ich glaube, auch dadurch gezeigt hast, dass die Opposition nicht irgendwie so ein lästiges Anhängsel ist, sondern dass die Opposition nicht nur demokratiepolitisch, sondern auch in der sachlichen Arbeit eine ganz wichtige Rolle spielt. In dieser Hinsicht ein Danke und ein Glück auf. (Beifall bei der ÖVP.) Du bist in einem Alter, wo man, glaub ich, noch keinesfalls einen Schlussstrich auch über politische Tätigkeiten ziehen soll. Zum Akt brauche ich, glaube ich, nicht mehr viel zu sagen. Ich bin sehr dafür, dass wir tolle neue Schulen bauen. Auch diese Campusmodelle haben sich durchaus sehr gut entwickelt. Ich finde nur, dass das Bauen von Schulen eher eine öffentliche Aufgabe ist und sein soll und dass wir in den zuständigen Fachabteilungen genug Know-how haben, respektive dass man hier auch das Know-how entsprechend verstärken sollte, weil wir ja in Zukunft noch mehr Schulen bauen werden. Deswegen finde ich auch, dass die Konstruktionen mit irgendwelchen Zweckgesellschaften, die geschaffen werden, oder PPP-Modelle insgesamt zu hinterfragen sind. Das sollte sich die Stadt auch nicht nehmen lassen, das selbst zu tun. In dieser Hinsicht möchte ich auch dann mein Abstimmungsverhalten begründet sehen. Vielen Dank. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich GR Vettermann. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen und auch liebe Kollegin Leeb als Bildungssprecherin! Als Bildungssprecher muss ich sagen, habe ich eigentlich immer das dahinterliegende Engagement gespürt, weil wir waren uns sachlich ja nicht immer einig. Darum habe ich das jetzt so gesagt, was wirklich stimmt, weil wir waren uns eigentlich in einigem einig und in manchem aber auch nicht. Aber das Engagement und das wirkliche Bemühen waren natürlich klar und deutlich erkennbar und es macht natürlich trotzdem Spaß, mit jemandem zu diskutieren, der an der Sache interessiert ist und sich auch wirklich einbringt. Darum geht es ja eigentlich auch, darum zu ringen und gemeinsam zu versuchen, die Dinge weiterzubringen. Daher, das Engagement war spürbar, wir hatten auch spannende Diskussionen. Was Bauen betrifft, hat man es dann doch gemerkt, dass Sie auch vom Fach sind, weil die Fragen, glaub ich, dann oft sehr detailliert und kenntnisreich waren, für mich als Bildungssprecher auch interessant, weil Sie mich dazu gezwungen haben, mich mit aller Stärke mit vorzuarbeiten und einzuarbeiten. Wir haben ja viel gemeinsam gemacht. Vielen Dank auch für die Zusammenarbeit, die auch, glaub ich, im Ausschuss selbst, in der Ausschussarbeit immer nicht nur korrekt war, sondern durchaus freundlich, ich will nicht sagen, freundschaftlich, aber von einem guten Geist getragen war. Schlussstrich soll und wird es ja wahrscheinlich auch nicht sein, weil Sie offensichtlich ja noch aktiv sind. Also werden wir sehen, wie das mit der Politik ist und überhaupt. Aber da lasse ich mich überraschen. Danke auch für die guten Wünsche, die natürlich listigerweise auch ein bissel Forderungen waren. Also da muss ich sagen: Ja, dort, wo es reine, gute Wünsche waren, super, das gibt Kraft. Wir werden versuchen, es auch zu machen. Dort, wo ein bissel ein Wunsch, eine Forderung drin verpackt war, muss ich sagen, bin ich bei mehr als der Hälfte sogar Ihrer Meinung. Bei manch anderem, was das Informationsbedürfnis und die Öffentlichkeit erarbeitet hat, weiß ich es nicht genau. Also es könnte sein, dass man dann doch im Detail noch unterschiedliche Ansichten hat. Aber da werden wir die Diskussion dann anders weiterführen müssen. Beim Bauen, ja, es wird viel gebaut in Wien, das stimmt ja auch. Das ist, weil Wien ja eine wachsende Stadt ist, für die Bildungsinfrastruktur auch zwingend notwendig. Aber man soll sich auseinandersetzen, in welcher Form und wie haben wir gebaut. In dem Sinn muss es so werden, weil es klar ist, dass wir den Raum brauchen. Zum Kollegen Ellensohn: Ja klar, also ich meine, richtig hingewiesen auf diese Dinge, die wir auch in Österreich und gerade auch in Wien feststellen können, ist, dass Bildung immer nur vererbt wird. Da, glaube ich, ist es ja klar, dass eines der Hauptdinge neben der gemeinsamen Schule, die ein bissel, sagen wir, diskursiv diskutiert wird, also wo es keine Einigung gibt, weil ja ganztägige Formen in besonderer Weise wichtig und richtig sind, weil es natürlich bei den Kindern, wo die Eltern nicht mitlernen können oder wollen - und beim Wollen meine ich auch teilweise, dass selbst wenn sie es könnten, aber beide berufstätig sind, sie oft gar nicht die Kraft und die Nerven haben, da immer dahinter zu sein. Und bei denen, die es von der eigenen beruflichen Ausbildung her gar nicht können, von der schulischen, ist es ja sowieso besonders ungerecht. Wie soll das überhaupt gehen? Also dass da Schranken sind und man die nur ganztätig durchbrechen kann, ist eine klare Sache. Zu den Kindergärten, Kinderfreunden, und zu der Ab-2-Garantie will ich nur ein paar Dinge sagen. Das eine ist, es gibt momentan freie Plätze. Gut, bei der Seestadt weiß ich nicht, ich glaube, die sind jetzt gerade voll. Aber bei den Kinderfreunden selbst gibt es 1 000 Plätze, davon noch 150 freie Plätze für unter 3 Jahre in Wien. Also ich würde sagen, suchen, da kann man sich anmelden, die haben eine eher werbende Linie im Moment, damit sie die Plätze voll bekommen, was im Interesse der Stadt, im Interesse der Kinderfreunde zum Beispiel war. Zu der Unter-Zwei- Jährigen-Garantie in Deutschland muss man sagen, aus dem kann man ja eigentlich ein bissel was lernen, nämlich: Wer hat da besonders profitiert? Einmal die Rechtsanwälte. Und natürlich real bedeutet es ja immer, wenn ich nicht super mehr Plätze habe und ich garantiere das immer, und das könnten wir ja machen in Wien, die Forderung ginge sich rechnerisch aus, und die GRÜNEN, weil es die Plätze gibt, fordern, aber du hast einen Verdrängungswettbewerb. Dann kann ich vielleicht den einen oder anderen Unter-2-Jährigen wegbringen, weil über 3 haben wir über 100 Prozent der Plätze. Da geht sich rein rechnerisch einfach alles aus, was immer ich fordere. Von 0 bis 3 haben wir 43 Prozent Deckungsgrad, das ist nicht weit über dem Barcelona-Ziel. Die eigentlich Interessanten sind von 1 bis 3, also die hauptsächlich nachgefragt werden. Und das heißt, wenn ich dort aber garantiere ab 2, kann es sein, dass in der Kohorte wohl welche irgendwo rausplumpsen. Das ist rechnerisch klar. Ich weise nur daraufhin, A bedeutet B solange ich dort nicht auch 100 Prozent habe, weil dann geht es sich wieder hundertpro aus. Ich wollte nur darauf hinweisen. Wir glauben, es ist eine wichtige Sache. Ihr fordert das. Es hätte aber den Effekt im Moment. Nachdem wir eh beide gemeinsam rechnen können, wissen wir auch, dass es so ist. Daher habe ich versucht, es nicht polemisch zu sagen, aber einfach darauf hinzuweisen, wie es ist. Zum Kollegen Kasal: Ich meine, da war mir nicht ganz klar, was er gesagt hat. Es war mir dann schon irgendwie klar, aber mit der Intransparenz aus zwei, drei Gründen, ehrlich gesagt, nicht. Das Erste ist, jedes Projekt kommt extra in den Gemeinderat. Das ist immer nur projektbezogen. Dass Projektmanagementleistungen einer 100-Prozent-Tochter zu vergeben sind, ist nach meinem Dafürhalten durchaus auch vom Stadtrechnungshof prüfbar, weil sie uns eh zu 100 Prozent gehört. Daher kann man sogar im Nachhinein überprüfen und kann da nicht etwas besonders geheim sein. Es ist natürlich nicht nur so, sie schreiben nur etwas aus und warum schreibt ihr es nicht selber aus, sondern sie machen die Planung, sie machen auch die Grundlagenüberlegungen, wo das genau hingehen kann, wie das funktioniert, und dann machen sie die Ausschreibung. Das ist schon ein wesentlich komplexerer und schwierigerer Prozess, wie der Kollege Kasal wahrscheinlich eh selber auch weiß. Daher kann man das das eine oder andere Mal auch entsprechend außer Haus vergeben. Wir haben das übrigens 14 Mal gemacht. Ich habe jetzt versucht, es zu recherchieren. Wir haben aber ungefähr 200 Projekte im Jahr. Da gibt es auch kleinere Projekte bei den 200, aber es ist nicht so, dass wir prinzipiell alles ausschreiben, alles weggeben, sondern es ist halt in diesem Fall der Fall, weil es einen gewissen Zeitdruck gibt und wir wollen, dass das rechtzeitig und gut passiert. Ich glaube, dem kann man daher auch aus dem Grund ganz gut zustimmen. Zum Kollegen Aigner: Wir haben die PPP-Modelle schon zwei, drei Mal diskutiert. In dem Sinn schätze ich es, dass Sie Wien so schätzen. Super Sache! Solange wir aber bei Maastricht oder auch den eigenen innerstaatlichen Regelungen das nicht ganz herausbekommen, werden wir, um die Infrastruktur zu bauen, das gar nicht selber bauen können, sondern auf andere Modelle, und seien es solche PPP-Modelle, zurückgreifen wollen und müssen, weil es noch besser ist, über dieses Modell zu bauen, als keine Schulen zu haben. Daher sage ich auch nicht, dass es Wien nicht kann, sondern der Grund ist offensichtlich und auch schon ein paar Mal diskutiert worden. Ich selbst glaube auch, dass durchaus etwas weitergegangen ist. Ich würde mich über doch mehr Individualisierung in den Schulen freuen, wo es ein, zwei, drei richtige Schritte gegeben hat, wie bei der Neuen Mittelschule, sechs Stunden pro Schule, sozusagen von Schule zu Schule, ohne eine Fächerbindung weiterzugeben, wo man ein bisschen flexibler und kindgerechter agieren kann. In den AHS gefallen mir die Versuche mit der modularen Oberstufe, wo es gute Versuche gibt, und auch mit den vorwissenschaftlichen Arbeiten. Beides läuft. Wien ist in dem Sinn auch eine Bildungsstadt, die diese Herausforderungen positiv annimmt, nämlich in pädagogischer und, was es heute betrifft, baulicher Hinsicht. In dem Sinn können wir, was das betrifft, durchaus positiv in die Zukunft schauen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kowarik. Ich erteile ihm dieses Wort. GR Mag Dietbert Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! In aller Kürze vielleicht ein paar Anmerkungen und dann zum Schluss noch das Beste. Vielleicht zu meinem Vorredner Kollegen Ellensohn etwas, das ich schon öfters gesagt habe in diesem Saal, und das betrifft jetzt nicht nur den Kollegen Ellensohn. Es wird immer gesagt, die erste Bildungseinrichtung für Kinder sind die Kindergärten. Nein, sind sie hoffentlich nicht. Die erste Bildungseinrichtung sollen die Eltern sein, müssen die Eltern sein und werden es hoffentlich auch sein! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Ich nehme an, das war bei Ihnen nicht anders als bei anderen Eltern. Diese Aussage ist auch politisch durchaus interessant, finde ich. Also, man sollte die Eltern dabei unterstützen. Ich glaube, auch im Bereich der Eltern sind die Kinder meistens, nicht immer, auch das muss man sagen, am besten aufgehoben. Das ist, glaube ich, ein anderer Zugang dazu. Es sollte so sein. Vielleicht zu den beiden Akten selbst, zu den Schwerpunkt-Verhandlungsgegenständen: Der Kollege Aigner und der Kollege Kasal haben es schon betont. Wir sehen diese Vorgangsweise als eine Flucht aus dem Budget. Das wird teilweise sogar zugegeben. Das sagen Sie auch selbst. Herr Kollege, wir sehen es auch als Flucht weg vom Gemeinderat. Sie sagen, es ist wurscht, weil der Stadtrechnungshof kann das eh überprüfen. Das mag sein. Es ist trotzdem ein Unterschied, Herr Kollege - Sie sind auch Gemeinderat und Abgeordneter -, ob man ein Fragerecht hat, ob man die gemeinderätlichen Rechte und Pflichten - Rechte in dem Fall - hat oder ob man den Stadtrechnungshof vielleicht irgendwann einmal damit beauftragen kann. Sie werden es wissen. Die Opposition ist nicht unendlich gesegnet mit Anfragen an den Stadtrechnungshof. Also, es macht aus meiner Sicht schon einen wesentlichen Unterschied! Es mag sicher auch Gründe geben, warum man das ausgliedert. Tatsache ist aber schon auch, und so ehrlich sollten Sie auch sein, natürlich gibt es Kostenreibungsverluste, wenn man das einmal so ausdrücken will. Es ist anders. Es wäre sicher nicht so teuer, wenn es die Kommune selber macht. Ein Vorschlag: Wir wissen alle nicht, wie die Wahl ausgeht. Jeder, der darüber fabuliert, soll es machen. (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Was sagt die Wahrsagerin?) - Ich weiß es nicht. Ich bin aber sehr neugierig. Ich weiß nicht, was Sie sagen. (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Ich bin keine Wahrsagerin!) – Na ja, hin und wieder schon, Frau Kollegin, aber es macht nichts. Trotzdem sollte sich vielleicht derjenige, der dann hier Verantwortung trägt, überlegen, es gibt auch andere Modelle, wie man eine Überprüfung zumindest zum Teil sichern kann. Das ist leider Gottes in Wien überhaupt keine Tradition. Es ist eigentlich sehr schade. In anderen Kommunen und anderen Ländern ist es sehr wohl gang und gäbe, dass auch in ausgelagerten GesmbHs, Organisationen, Unternehmen nicht nur die Stadtregierung die Aufsichtsräte beschickt - das ist überall so -, sondern dass dort womöglich auch Oppositionsparteien das Recht haben, Leute hinzuschicken. Das ist nicht ganz aus der Luft gegriffen. Schauen Sie nach Oberösterreich, dann werden Sie sehen, dass das so ist. Und so weiter, und so fort. Dass das die SPÖ bis jetzt nicht wollte, kann man irgendwie nachvollziehen. Trotzdem wäre es vielleicht durchaus ein Vorschlag, dass das nicht das Unklügste ist, dass dann hier eine gewisse Überprüfung auch tatsächlich stattfinden würde und eine Transparenz, die angeblich auch der Stadt Wien sehr wichtig ist, oder eine Überprüfung oder eine gewisse Kontrolle auch von externer Seite beziehungsweise nicht nur von regierungsparteientreuen Aufsichtsräten, um es einmal salopp zu sagen, stattfindet. Es gibt solche Mechanismen. Überlegen Sie sich das! Das wäre eine Möglichkeit, sich hier ein bisschen zu öffnen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Am Schluss möchte ich noch die Gelegenheit nützen und mich auch bedanken, liebe Kollegin Isabella Leeb, bei dir, für die Zusammenarbeit, für deine gute Arbeit. Ich glaube, das kann man so sagen und sollte man feststellen. Obwohl wir beide Oppositionspolitiker sind, haben wir sicher auch teilweise und hin und wieder einen anderen Zugang zu den Sachen, nur muss man schon sagen, du bist sicherlich einer der fleißigsten und, wenn man die Medien durchgeschaut hat, was für einen Politiker nicht ganz uninteressant ist, sicher auch einer der am öftesten vorkommenden Politiker der Opposition gewesen. Wie die ÖVP darauf kommt, auf dich verzichten zu können, weiß ich nicht. Es ist auch nicht meine Angelegenheit. Mir tut es leid, dass du nicht mehr unserem Gemeinderat angehören wirst. Ich wünsche dir alles Gute und bedanke mich für die Zusammenarbeit! (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Mag Schneider. Ich erteile es ihr. GRin Mag Ines Schneider (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen! Ich war nicht auf der Tagesordnung. Ich habe mich jetzt hineingemischt, weil es auch meine letzte Rede, auch mein letzter Tag im Gemeinderat sein soll. Meine letzte Rede hatte ich eigentlich im Juni, wo ich mich auch schon bei Herrn Mag Schober dafür bedankt habe, dass er sich so für mein Steckenpferd, den Sport, einsetzt. Wie man etwas gemeinsam beginnt, und ich habe mit Isabella Leeb gemeinsam das Ressort Bildung, Sport, Jugend, Familie und Informationsdienst übernommen, beende ich es auch gemeinsam mit ihr. Ich danke dir. Es war eine tolle Zusammenarbeit! (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben es uns, glaube ich, ganz gut aufgeteilt. Wie gesagt, meines war der Sport. Ich wollte immer den Sport mit der Integration, wo mein zweites Ressort war. Da habe ich mich auch schon im Ausschuss bei den Mitarbeitern und bei der Ausschussvorsitzenden für die tolle Zusammenarbeit bedankt. Ich möchte es hier noch einmal tun. Aber ich wollte immer den Sport und die Bildung ein bisschen zusammenführen. Ich hoffe, dass es irgendwie gelingt, auch in finanzieller Hinsicht, weil wir derzeit doch - wir sehen es jeden Tag und lesen es in den Medien - ein sehr wichtiges Thema haben, die Flüchtlingsproblematik. Ich glaube, das sind gerade diese Ressorts, die in den nächsten Jahren oder in der nahen Zukunft, in den nächsten fünf Jahren, sehr entscheidend sein werden, egal, welche Lösung und Entscheidung man in diesem Ressort trifft. Deswegen wünsche ich mir und ersuche ich Sie, die Entscheidungen sehr sorgfältig zu treffen, weil es sehr nachhaltig sein wird. Alex Neuhuber hat es angesprochen. Ich bin jetzt zehn Jahre in diesem Haus. Er ist ein bisschen länger in diesem Haus. Es haben sich natürlich auch überfraktionelle Freundschaften gebildet. Ich möchte mich auch für diese Freundschaften, für die Unterstützung, für das offene Ohr, für Diskussionen, für Anregungen herzlich bedanken. Vielleicht holt man auch unsere Anträge, die nicht immer akzeptiert wurden, aber eingebracht worden sind, doch das eine oder andere Mal aus der Schublade heraus. Ich möchte mich auch für die anregenden Diskussionen bedanken. Ich habe diese Arbeit hier mit Freude und Demut gemacht. Es tut mir auch sehr leid, nicht mehr hier zu sein. Aber ich werde es beobachten. Ich werde immer ein politischer Mensch bleiben. Ich habe es auf meine Art gemacht, so wie auch Frank Sinatra schon gesungen hat: „I did it my way.“ Ich habe es auf meine Art gemacht und möchte mich bei jedem Einzelnen von Ihnen für die schöne Zeit bedanken. - Herzlichen Dank! (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geehrte Frau Mag Schneider! Ich habe heute das Gefühl, eigentlich ist es ein gutes Gefühl, weil es im Großen und Ganzen dokumentiert, man müsste ausscheiden, um ein positives Klima zu haben. (Allgemeine Heiterkeit.) Aber in Ihrem Fall, Frau Mag Schneider, muss man nicht wegen des Ausscheidens ein positives Klima haben, sondern ich habe Sie zumindest in zwei Bereichen persönlich erleben dürfen. Das ist einerseits im Gemeinderatsausschuss Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal und auf der anderen Seite in der KFA, wo Sie auch Mitglied im Vorstand der Krankenfürsorgeanstalt sind, muss man noch sagen. Wir sind es ja noch immer bis zur nächsten konstituierenden Sitzung. Ich habe Sie persönlich als äußerst angenehme Person erlebt, weil es auffällt. Erstens haben Sie schon eine politisch sehr interessante Erfahrung, nicht nur auf Grund Ihres Studiums, sondern auf Grund Ihrer Tätigkeiten außerhalb des Gemeinderats gesammelt, und ich habe nie etwas Untergriffiges, etwas Unkonstruktives erlebt, sondern es gab inhaltlich sachliche Kritik, mit der man sich auseinandersetzen konnte, weil es gepasst hat. Ich habe mich auch erkundigt, wie denn das in den anderen Bereichen war. Sie waren noch im Kuratorium Psychosoziale Dienste, sie waren im Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser tätig. Sie waren früher einmal, wie Sie jetzt selbst gesagt haben, auch im Gemeinderatsausschuss Bildung, Jugend, Information und Sport mit einem wirklich sehr beachtlichen Engagement tätig. Ich persönlich glaube, Sie haben ein Alter erreicht, wo man eigentlich nicht aufhören sollte. Sie hatten das Verabschieden schon einmal. Sie waren von November 2005 bis November 2010 schon in diesem Haus und sind nunmehr seit April 2011 wieder im Gemeinderat. Wer schließt aus, dass sich das nicht noch einmal wiederholt? Ich möchte Ihnen, sehr geehrte Frau Magister, ganz herzlich namens des Wiener Gemeinderates danken! Ich persönlich würde mir wirklich wünschen, dass dieses Klima, das sich heute durchzieht, nach uns aufrecht bleibt. Es würde das Arbeiten für die Wienerinnen und Wiener erleichtern. Sie haben tolle Arbeit für die Wienerinnen und Wiener geleistet. Vielen herzlichen Dank! (Allgemeiner Beifall.) Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Daher können wir zur Abstimmung kommen. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die der Postnummer 16 die Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. (GR Mag Dietbert Kowarik: Getrennte Abstimmung!) - Entschuldigung! Ist das bei beiden Fällen der Fall? (GR Mag Dietbert Kowarik: Ja!) - Gut. Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem ersten Abschnitt der Postnummer 16 die Zustimmung, nein, die dem zweiten Abschnitt die Zustimmung erteilen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmenmehrheit, ohne Opposition, sage ich jetzt einmal. Ich ersuche jene Damen und Herren, die der Postnummer 16 insgesamt die Zustimmung erteilen, um ein Zeichen mit der Hand. (GRin Angela Schütz: Eins müssen wir noch abstimmen!) - Habe ich jetzt einen Fehler gemacht? (GR Mag Dietbert Kowarik: Eins und zwei getrennt abstimmen!) - Entschuldigung! Das muss mir heute passieren. Ist ja wirklich ein Hammer! Ich ersuche jene Damen und Herren, die der Postnummer 16 Abschnitt 1 die Zustimmung erteilen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist jetzt einstimmig. Ich danke für das Abstimmungsergebnis. Bei Postnummer 17 wiederhole ich es. Ich ersuche jene Damen und Herren, die bei der Postnummer 17 dem Abschnitt 2 ihre Zustimmung erteilen, um ein Zeichen mit der Hand. - Unverändertes Abstimmungsverhalten, wird von den Regierungsparteien unterstützt. Nun ersuche ich jene Parteien, die der Postnummer 17 Abschnitt 1 ihre Zustimmung erteilen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. (GR Prof Harry Kopietz: 16 und 17 sind angenommen!) Es gelangt nunmehr die Postnummer 13 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft einmalige Förderungen für die Errichtung von elementaren Bildungs- und Betreuungsplätzen sowie von Hortgruppen. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Mag Czernohorszky, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag Jürgen Czernohorszky: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Weil wir gerade am Üben sind, wieder ein Poststück mit zwei Abschnitten. (Allgemeine Heiterkeit.) Ich bitte um Zustimmung in beiden. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke und eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner. Ich erteile es ihm. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Ich kann es ganz kurz machen. Ganz wichtig ist, dass wir Geld in Bildungseinrichtungen, Kindergärten stecken. Es ist aber auch wichtig, dass man schaut, dass der Integrationsgedanke gerade auch bei privaten Gruppen aufrechterhalten wird. Es hat nämlich wenig Sinn, dass dann letztendlich wieder Parallelgesellschaften gefördert werden. Ein Kindergarten, der gleich bei mir ums Eck, in der Leystraße im 20. Bezirk ist, trägt fast wie ein Programm den Namen „Kindergarten Mekka“. Das ist eine relativ große Anlage. „Unser Konzept bietet“, steht außen angeschrieben, „Erlernen der deutschen Sprache, der englischen Sprache, der arabischen Sprache und der islamischen Religion.“ Ich sage Ihnen ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass dort jemand hingehen wird, der nicht Arabisch kann oder der nicht der islamischen Religion angehört. Da denke ich mir, das ist genau das, was eigentlich die Integration nicht wirklich fördern und fordern wird. Wenn man dort vorbeigeht, hört man weder von den Müttern, die die Kinder bringen, noch von den Kindern irgendein deutsches Wort. Genau das ist die Problematik, die vorhin auch die Frau Kollegin Leeb angesprochen hat. Bei solchen privaten Einrichtungen muss man ganz massiv darauf achten, wenn Steuergeld hineinfließt, dass auch wirklich das Konzept umgesetzt wird, dass dort Deutsch gesprochen wird, dass dort Integration stattfindet. Da habe ich beim Abschnitt 2 in diesem Aktenstück meine Bedenken und werde daher deswegen dort nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile es ihm. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich beginne bei Abschnitt 2. Fürchtet euch nicht, man kann zustimmen! (GR Mag Dietbert Kowarik: Muss man aber nicht!) Den Kindergarten gibt es schon. Er wird nur erweitert. Man kann sich das genau anschauen. Das ist auch angeschaut worden. Das Konzept wird umgesetzt. Daher will ich nicht unbedingt gegen Ihre Einzelbeobachtungen in der Brigittenau etwas sagen, aber in dem Fall stimmt es auf keinen Fall, weil dort gehe ich auch öfters vorbei und konnte immer andere Dinge wahrnehmen. Ich bin aber auch nicht das pädagogische Überprüfungspersonal, weil das wird auch von der MA 10 geprüft. In dem Sinn kann man hier ohne jede Sorge dieser Erweiterung zustimmen. Warum ich mich aber ursprünglich gemeldet habe, ist eigentlich, dass ich mich auch über den Teil 1 freue. Fürchtet euch nicht, freut euch! Es kommt nämlich etwas Gutes in die Josefstadt. Wir haben als SozialdemokratInnen gefordert, dass es in der neuen Seniorenresidenz, die dort gebaut wird, einen Indoor-Spielplatz geben soll, wo unklar war, was in die ebenerdigen Geschoße hineinkommt. Wir haben uns durchgesetzt. Das wird es geben. KIWI wird es betreuen. Wir beschließen es. - Ein schöner Tag! - Vielen Dank! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: So schnell ist er selten gegangen. Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Die Gesamtdebatte ist geschlossen. Daher können wir zur Abstimmung kommen. Es wird auch hier die getrennte Abstimmung verlangt. Ich nehme zuerst Pädagogische Experten in Wien heraus und bringe das zur Abstimmung. Wer dem Zuschuss für Pädagogische Experten in Wien zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind wiederum die Regierungsparteien und hat damit die ausreichende Mehrheit. Ich komme nun zum Rest der Postnummer 13. Wer diesem, mit Ausnahme Pädagogische Experten Wien, zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich danke für die Einstimmigkeit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 27 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die Institution WochenKlausur. Zum Wort ist niemand gemeldet. Ich kann daher zur Abstimmung kommen. Wer der Postnummer 27 die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wird von den Regierungsparteien und der ÖVP unterstützt und hat damit die ausreichende Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 29 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Sammlung Rotes Wien. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag Straubinger, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger, MBA: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine KollegInnen! Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke und eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak, und ich erteile es ihm. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch von mir alles Gute! Toi, toi, toi! Du weißt, du warst uns hier ein guter Vorsitzender mit all deinem Wissen und deiner ganzen Kraft. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Kommen wir zum Akt: 65 000 EUR werden heute von Rot-Grün für den laufenden Betrieb des Privatvereins der SPÖ-Sammlung Rotes Wien, auch bekannt unter Waschsalon im Karl-Marx-Hof für 2016 bewilligt. Ich nehme nichts Unbekanntes vorweg. Vereinsobmann ist Ex-Stadtrat Dr Sepp Rieder. Interessanterweise ist er ebenso Vorsitzender des Kuratoriums des Wien Museums. Nicht, dass die Leistung der Sozialdemokratie, insbesondere in der Zwischenkriegszeit, verleugnet werden soll, aber man sollte klar sagen, dass es sich hier um eine SPÖ-Parteisubvention handelt. Diese sollte die SPÖ gefälligst aus ihrer eigenen Tasche zahlen und nicht nach Selbstbedienungsmentalität - das haben wir heute schon einmal gehört - die Kulturgelder der Stadt Wien - unter Anführungszeichen - zweckentfremden. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist vollkommen absurd!) Schon 2009 hat bekanntlich der damalige grüne Gemeinderat und heutige Bundesrat Marco Schreuder vermeldet, dass es sich um einen unverschämten Akt - ich führe das auch unter Anführungszeichen an - handelt. Die eindeutige Selbstbedienung aus dem Stadtbudget zu Gunsten einer Partei, meine Damen und Herren, ist einer jener Punkte, der zu Recht die Wählerinnen und Wähler verärgert und immer mehr von den Urnen abhält. Ihr wisst es ganz genau! (Beifall von GR Mag Wolfgang Jung. - GR Ernst Woller: Rede einmal ein bisschen etwas über die Leistung!) Aber solche Lappalien werden heute eh stillschweigend zur Kenntnis genommen, nach dem Motto: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.“ (GR Ernst Woller: Das kann doch kein Grund dafür sein, dass man es schlechtredet!) Wir haben schon öfters vorgeschlagen, auch weil der Obmann des Vereins gleichzeitig der Vorsitzende des Kuratoriums des Wien Museums ist, dass diese Sammlung in den Sammlungen der Stadt Wien des Wien Museums aufgehen soll, aber man will offenbar Flagge zeigen und das Rote Wien der Zwischenkriegszeit nicht untergehen lassen! Meine Damen und Herren, wir werden dem Akt nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP. - GR Prof Harry Kopietz: Das tut uns aber leid!) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Mag Werner-Lobo, und ich erteile es ihm. GR Mag Klaus Werner-Lobo (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe mir überlegt, zu welchem Tagesordnungspunkt ich heute meine Abschiedsrede halten möchte. Da hätte sich natürlich auch das nächste Aktenstück angeboten, die Subvention für das Menschenrechtsfilmfestival „This Human World“, weil es die Anliegen verbindet, die mir in meiner politischen Arbeit stets am wichtigsten waren, die Verbindung von Kultur- und Menschenrechten. Ich habe mich dann aber ganz bewusst für den Subventionsakt für die Sammlung Rotes Wien im Waschsalon im Karl-Marx-Hof entschieden, einen Akt, den die GRÜNEN in Oppositionszeiten, wie du es schon erwähnt hast, abgelehnt haben, zu Unrecht, wie ich meine. Deshalb habe ich diese Subvention auch in den letzten Jahren immer mit Vehemenz und Überzeugung verteidigt. Denn die Haltung, die hinter dem Gedenken an die Errungenschaften des Roten Wien der Zwischenkriegszeit und im Widerstand gegen den Austrofaschismus steht, ist genau das, was ich mir von der gegenwärtigen Politik dieser Stadt und von einer zukünftigen rot-grünen Koalition wünsche, auf die ich als Bürger dieser Stadt hoffe, auch wenn ich nicht mehr Teil davon sein werde. Denn die Notwendigkeit für die Haltung, die das Rote Wien vertreten hat, ist aktueller denn je. Heute wie damals geht es darum, sich mit einer offensiven und kreativen Politik der Solidarität und des Humanismus gegen Profitgier und nationale Hetze zu stellen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die zukünftigen Herausforderungen dieser Stadt nur dann erfolgreich meistern können, wenn wir aus der Geschichte lernen und menschliche, also linke, Utopien für die Zukunft entwickeln (Heiterkeit bei der FPÖ. - GR Mag Wolfgang Jung: Archipel Gulag lebe hoch!), wenn wir hier nicht nur alltägliche kommunale Probleme lösen, sondern den Anspruch erheben, Wien zu einem Vorzeigemodell des guten Lebens und des guten Zusammenlebens aller hier lebenden Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und Lebensweise, zu machen, und zwar nötigenfalls im selbstbewussten Widerstand gegen nationale und globale Strömungen (GR Mag Dietbert Kowarik: Globale auch?), gegen Nationalismus und Neoliberalismus, gegen Kleingeist und Mieselsucht, im Widerstand zu Repression und Gewalt, zu Autoritarismus und Bevormundung und vor allem gegen Angstmacherei und Teilnahmslosigkeit, die unsere privaten und gesellschaftlichen Beziehungen, unseren Umgang mit anderen, vor allem mit Schwächeren und weniger Privilegierten, unsere Umwelt, unseren sozialen Zusammenhalt und letztendlich auch unsere Demokratie bedrohen. Das Rote Wien hat einst vorgezeigt, wie man sich dem mutig und entschlossen entgegenstellen und damit auch politisch erfolgreich sein kann (GR Mag Dietbert Kowarik: Waren sie national?), mit massiven Investitionen in Bildung (GR Mag Dietbert Kowarik: Lernen Sie Geschichte, Herr Kollege!), in leistbares Wohnen, in öffentliche Infrastruktur und gerade auch in Zeiten der Krise in Kunst und Kultur, die für alle unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem sozialen Status zugänglich ist, und mit einem unbändigen Willen, das Recht jedes und jeder Einzelnen auf Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit, auf Anerkennung und Respekt jeden Tag aufs Neue jenen abzuringen, die uns und unseren Mitmenschen diese Rechte verweigern, um sich mit Brutalität und Menschverachtung an ihren Privilegien festzuklammern. Verzeihen Sie mir, wenn ich meine heutige Abschiedsrede nicht dafür nutze, höfliche Dankesworte auszusprechen und Versöhnlichkeit zu demonstrieren. Unsere Rechte, unsere Demokratie, der Respekt und die Akzeptanz von Menschen wurden nicht mit Dankesworten und Versöhnlichkeit errungen, sondern im Konflikt mit den Profiteuren von Ausbeutung und Unterdrückung. Ich habe diese junge rot-grüne Regierungskoalition immer als eine historische Chance gesehen, den Geist des Roten Wien aufzugreifen und in die Zukunft zu tragen. Solche Chancen sind nicht naturgegeben. Ich möchte hier ausdrücklich Bgm Michael Häupl und allen, die dafür gekämpft haben, dafür danken, dass sie vor fünf Jahren der sprichwörtlichen Wiener Gemütlichkeit eine Absage erteilt und den Mut gehabt haben, sich darauf einzulassen. Ich bin mir allerdings als einer, der mit an Bord sein durfte, nicht sicher, ob wir wirklich alles getan haben, um diese historische Chance zur Gänze auszuschöpfen. Wir haben gemeinsam viel bewegt. Wir haben uns gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen gestellt, ebenso wie jenen einer rasant wachsenden Stadt, zunehmenden Verteilungskämpfen, sozialen und kulturellen Konflikten. Wir haben Werte wie Vielfalt, Gleichberechtigung und Weltoffenheit hochgehalten, Schwächeren geholfen, uns auch den dunklen Seiten unserer Vergangenheit gestellt, unsere weltweite Spitzenposition in Sachen Lebensqualität und Kultur verteidigt und sogar 800 m Einkaufsstraße verkehrsberuhigt. Das ist alles nicht kleinzureden. Aber denken wir doch einmal darüber nach, was alles möglich wäre, wenn zwei einander grundsätzlich wohlgesonnene, in weltanschaulichen Fragen ähnlich denkende und dem Gemeinwohl verpflichtete Parteien miteinander eine Stadt regieren. Wenn Sie das gemeinsam machen würden, und mit gemeinsam meine ich hier nicht nur das Hintanstellen persönlicher Eitelkeiten, Machtinteressen und Pfründe, sondern vor allem die Erkenntnis, dass Politik in einer diversen Gesellschaft heute nicht mehr nur von oben funktionieren kann, mit dem paternalistischen Gestus „wir wissen, was gut für euch ist“, sondern indem wir die Menschen, die unser Abgeordnetengehalt bezahlen und deren Vertrauen wir gewinnen wollen, aktiv ermächtigen und in die Entscheidungsprozesse mit einbeziehen, indem wir ihre Hoffnungen befeuern, ihre Expertise nutzen und diese Stadt, ihre Verwaltung, ihre Ressourcen, ihr Wissen und ihren öffentlichen Raum als etwas begreifen, das uns allen gehört, allen, die hier leben und allen, die hier leben wollen, allen, die hier Perspektiven suchen, ihre Träume verwirklichen und gemeinsam gleichberechtigt mitgestalten wollen. Was wäre alles möglich, wenn wir unsere politischen Entscheidungen nicht danach ausrichten würden, was ein hetzerischer kleingeistiger Boulevard uns als Volksmeinung verkauft, wenn wir diesen Sumpf der Mieselsucht nicht auch noch mit Inseratenmillionen hochpäppeln würden (GR Mag Dietbert Kowarik: Der einzige Mieselsüchtige sind Sie!), wenn wir der Angst vor Fremdem, Neuem, Ungewohntem, der Angst vor dem Scheitern und Kritisiertwerden ein selbstbewusstes und dennoch bescheidenes „wir schaffen das, aber wir schaffen das nicht ohne euch“ entgegensetzen würden! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Was wäre alles möglich, wenn wir Wien als Gegenmodell zu einer verkrusteten, veränderungsresistenten, lust- und farblosen Bundesregierung positionieren würden, wenn wir kooperativen Gestaltungswillen, Ehrlichkeit, Großzügigkeit und Wertschätzung miteinander und mit der Zivilgesellschaft leben würden, statt als Linke oder Linksliberale auf das konservative und neoliberale Modell von Konkurrenz und Wettbewerb zu setzen! Was wäre alles möglich, wenn wir statt paternalistischer Besserwisserei kommunalpolitische Entscheidungen tatsächlich gemeinsam mit und nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt treffen würden, wenn wir wirklich alle Lebensbereiche, so wie das Bruno Kreisky einmal formuliert hat, mit Demokratie durchfluten würden! Und damit meine ich ausdrücklich keine Volksbefragungen oder Werbebotschaften, die nur unsere eigene Machtposition bestätigen sollen, sondern im Gegenteil die Ermächtigung zu Kritik und Widerspruch. Was alles möglich wäre und wozu die Menschen in dieser Stadt fähig sind, zeigt sich gerade in den letzten Wochen, wo der Staat auf so vielen Ebenen sein Totalversagen demonstriert, wo unsere Bundesregierung und allen voran eine seelenlose Innenministerin ihren Mangel an Empathie und Kompetenz tagtäglich vorführen, indem sie traumatisierte Menschen, Männer, Frauen und Kinder, im überfüllten Flüchtlingslager Traiskirchen verwahrlosen lassen. Gerade in diesen Wochen zeigt sich die unglaublich schöne, große und reife Kraft der Zivilgesellschaft, die die Sache einfach in die Hand genommen hat, anstatt darauf zu warten, bis wir PolitikerInnen vielleicht auch einmal auf die Idee kommen, unseren Job zu machen! Den vielen Hunderten Menschen, die den ganzen Sommer über versucht haben, das Leid in Traiskirchen zu lindern, sind jetzt Abertausende gefolgt, die die Flüchtlingsbetreuung mit einer hochkomplexen Infrastruktur an den Bahnhöfen einfach in die Hand genommen haben, und das mit einer Professionalität, mit einem Einsatz, einer Selbstverständlichkeit und einer Freude, wo man sich fragt: Woher kommen die auf einmal alle? Haben die das immer schon gemacht? Ich kann euch verraten, ein paar von denen haben das immer schon gemacht. Da sind Leute dabei, die auf zivilgesellschaftliche Netzwerke zurückgreifen können, die sie über Jahre hinweg aufgebaut haben, in sozialen Bewegungen, wie „Uni brennt“ oder „Refugee Camp“, in der Zusammenarbeit oder auch in der Auseinandersetzung mit professionellen Organisationen, wie Caritas und Diakonie, oder zum Beispiel auch der Muslimischen Jugend Österreichs, aber auch mit politischen VertreterInnen - ich schaue jetzt einmal zur Birgit Hebein -, die über Jahre hinweg immer den Kontakt und den Austausch zur Zivilgesellschaft gesucht und gepflegt und wiederum ihre Netzwerke angeworfen und zur Verfügung gestellt haben. Das alles wird möglich, wenn Menschen zusammenarbeiten, ohne zuerst auf ihr Ego und ihren persönlichen Vorteil zu schauen! Dann zeigt eine Stadt wie Wien, wozu sie fähig ist, sich ins Zeug zu hauen, wenn schwierige Herausforderungen anstehen, Menschen als Menschen behandeln, teilen und respektvoll miteinander umgehen! Das ist mein Wien! Und wenn sich dieses Wien in Zukunft nicht mehr als bisher in diesem Gemeinderat widerspiegelt, dann wird er, dann wird die politische Zunft irgendwann einmal ihre Legitimation verlieren! Jetzt aber doch noch etwas Versöhnliches: Dass sich Rote und Grüne jetzt im Wahlkampf auf einmal streiten, wer die besseren FlüchtlingshelferInnen sind, gegessen. Es soll nichts Schlimmeres passieren. Ich würde mir nur ehrlich wünschen, dass wir dieses Engagement, dieses Bekenntnis zu einem offenen Wien, die Solidarität mit Hilfsbedürftigen und die respektvolle Kooperation mit der Zivilgesellschaft auch über den Wahltag hinaus tragen. Diese Stadt, unsere Stadt, hat die Refugees auf den Bahnhöfen mit einem Satz begrüßt, den ich nie vergessen werde: „Welcome! You are save now. The City of Vienna.“ Ich wünsche mir, dass wir diesen Satz in Zukunft nicht nur allen Menschen vermitteln, die bei uns Schutz suchen, sondern auch jenen, die bereits hier leben, dass wir gemeinsam dafür Sorge tragen, dass man sich hier sicher, frei und glücklich fühlen kann. Wenn wir das gemeinsam und selbstbewusst tun, dann brauchen wir uns weder vor fremden Kulturen noch vor rechten Hetzern fürchten! Ich glaube, dass viele von uns immer noch die Möglichkeiten unterschätzen, was eine gute Kulturpolitik dazu beitragen kann. Kunst und Kultur ist viel mehr als eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Das große gesellschaftliche Potenzial von Kunst und Kultur liegt in ihrer bedingungslosen Freiheit, in der Freiheit der KünstlerInnen, Konventionen zu brechen, Utopien sicht- und angreifbar zu machen, Kritik zu formulieren und Konflikte auf die Bühne zu bringen, statt sie unter den Teppich zu kehren. Diese Freiheit muss eine gute Kulturpolitik schützen, indem sie Künstlerinnen und Künstler ohne Verwertungsdruck sozial absichert, sie von der Abhängigkeit von kommerziellen Markt- und vor politischen Machtinteressen schützt, indem sie frei zugängliche Räume schafft und vor allem, indem sie Kritik aushält, auch dann, wenn sie sich gegen einen selbst richtet. Dann wird das passieren, was wir jetzt schon in Ansätzen beobachten können. Freie Künstlerinnen und Künstler, Projekte, wie diverCITYLAB, „Wienwoche“, Brunnenpassage, und in Zukunft vermutlich auch etablierte Institutionen wie das Wien Museum, das Volkstheater oder die Festwochen werden gemeinsam mit sozialen Bewegungen in der Zivilgesellschaft diese Stadt mitgestalten und zu einem besseren Zusammenleben beitragen. Ich glaube, es ist uns in den letzten Jahren gemeinsam gelungen, die Weichen dafür zu stellen und die Sensibilität für dieses Potenzial zu wecken. Ich wünsche mir, dass wir da weiter machen, dass ihr, rote und grüne Politikerinnen und Politiker, da weiter macht. Ich möchte mich zum Abschluss meiner Abschiedsrede nun doch noch bedanken, zuallererst bei all jenen, die immer schon Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse geleistet und neue Möglichkeiten aufgezeigt haben, bei allen aktiven und solidarischen Menschen dieser Stadt und bei den zum Teil prekär lebenden und arbeitenden KünstlerInnen und AktivistInnen. Ich bedanke mich bei Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, der es, glaube ich, nicht immer leicht mit mir hatte. Wir haben manchmal ein bisschen gestritten. Das Ergebnis unserer Auseinandersetzungen waren aber nicht nur viele gemeinsame Projekte, sondern auch, so hoffe ich zumindest, ein großer gegenseitiger Respekt. Danke, lieber Andi, dafür, dass du all unsere Konflikte ausgehalten hast und dass wir immer wieder gemeinsam versucht haben, das Beste für die Stadt und ihr kulturelles Leben daraus zu machen. Ich habe viel von dir gelernt. Es hat oft richtig Spaß gemacht, mit dir zu arbeiten. Ich möchte mich auch bei deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, all den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der MA 7 und all jenen aus deinem Büro, allen voran bei Dieter Boyer und bei Patricio Canete. Ihr habt bei aller gebotenen Loyalität immer das Maximum an Offenheit, Engagement und Reflexion auch mit mir und den Kulturschaffenden dieser Stadt aufgebracht, das eine Zusammenarbeit nicht nur konstruktiv, sondern auch vergnüglich gemacht hat. Danke auch dem Ernst Woller und der Sybille Straubinger, die beide immer aktiv daran gearbeitet haben, eine gemeinsame rot-grüne Kulturpolitik, abseits von parteipolitischen Interessen, zuwege zu bringen. Danke allen anderen, die, so wie ihr beiden, echte SozialdemokratInnen sind. Da möchte ich besonders die StRin Frauenberger herausstreichen, mit der ich eine besonders gute Zusammenarbeit hatte. Ich danke euch dafür, dass ihr in Zeiten wie diesen immer noch versucht, sozialdemokratische Politik zu machen. Traut euch ruhig! Wir brauchen das! Wir brauchen euch! Es gibt auch einen Menschen, bei dem ich mich entschuldigen muss. Isabella Leeb, ich war nicht immer fair zu dir. Uns trennt ideologisch vieles, aber du bist eine echte Hacklerin und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum deine Partei auf jemanden verzichtet, der sich so für sie ins Zeug gelegt hat. Dann gibt es noch einen, dem gegenüber ich mein Scheitern eingestehen muss. Ich habe 2010/2011 allen Ernstes geglaubt, Gerald Ebinger sei resozialisierbar (Allgemeine Heiterkeit.), weil er eigentlich ein lieber und engagierter Mensch ist. Aber, dass ich geglaubt habe, es würde mir innerhalb von fünf Jahren gelingen, ihn herauszukriegen, ihn vom Umgang mit seinem schlechten Freundeskreis zu befreien, beweist nur, dass ich wahrscheinlich wirklich zu naiv für Politik bin. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist der erste richtige Satz!) Dafür kann ich mich bei meinen grünen Freunden und Freundinnen in- und außerhalb des Gemeinderates bedanken, nicht nur dafür, dass ihr mich wieder von der Bürde dieses Amtes in die Freiheit entlassen habt. Auch ihr habt es nicht immer leicht mit mir gehabt. Manchen von euch war ich dann wahrscheinlich doch zu schwierig. Macht nichts, mir geht es ganz hervorragend und ich bleibe euch weiter solidarisch verbunden. Ich bedanke mich vor allem bei Birgit Hebein. Du bist eine großartige Politikerin und ein großartiger Mensch! Ich wünschte mir, es gäbe mehr von deiner Sorte! Danke, Martina Wurzer, für deine Solidarität und deine Menschlichkeit. Danke dem Christoph Chorherr, der für mich das beste Beispiel ist, dass man nicht immer einer Meinung sein muss, um konstruktiv und wertschätzend zusammenzuarbeiten. Danke, danke, danke, danke, danke, danke, liebe Daniela Birk! Ohne dich wäre ich komplett verloren gewesen, von Anfang an bis heute. Danke für deine Genauigkeit, deine Kompetenz, deinen Gerechtigkeitssinn und deine Loyalität, nicht nur mit mir, sondern auch mit den Kulturschaffenden dieser Stadt. Sie werden dich weiterhin brauchen. Danke nicht zuletzt VBgmin Maria Vassilakou für deinen Witz, deine Widerstandskraft, deine bewundernswerte Intelligenz. Ich habe die Handynummer von der Mary. Ich werde auch in Zukunft SMS schicken, wenn mich etwas aufregt oder wenn ich etwas gut finde, was sie macht. Ich wünsche der Mary, ich wünsche euch, liebe GRÜNE, viel Erfolg am 11. Oktober und darüber hinaus, weil ich mir für die nächsten Jahre als Bürger dieser Stadt eine rot-grüne Regierung wünsche, weil ich mir wünsche, dass eine künftige Regierung diese Stadt gemeinsam mit der Zivilgesellschaft gestaltet. Ich werde in Zukunft Teil dieser Zivilgesellschaft sein. Wir sehen uns also wieder. Darauf freue ich mich! - Danke und bitte um Zustimmung zu diesem Akt. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Eine Abschiedsrede, über die man diskutieren kann. Ich möchte aber nur für mich persönlich hinzufügen, weil ich Gerald Ebinger wirklich sehr gute kenne, schon lange Zeit kenne, man braucht ihn nicht zu resozialisieren, er ist es. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dkfm Dr Fritz Aichinger.) Aber es ist mir ein persönliches Bedürfnis, ich sage das in dieser Ehrlichkeit, dir, lieber Klaus Werner-Lobo, zu danken. Dein Redebeitrag zeichnet eigentlich das wider, wofür wir wirklich stehen. Das sind Werte. Über diese kann man diskutieren, aber es sind Werte, zu denen du persönlich stehst. Ich habe mich persönlich oft mit dem auseinandergesetzt, was du von dir gegeben hast. Provokant zu sein, kritisch zu sein, kreativ zu sein in deiner Wertehaltung, da verbindet uns doch oft sehr vieles. Ich glaube, weil ich es auch miterlebt habe, nicht nur dein kulturelles Engagement hat uns oftmals gezeigt, was Provozieren im Kulturbereich auch heißt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie du den Wiener Gemeinderat in ein Kulturprojekt einbezogen hast und viele verdattert waren, als du dann offenbart und gesagt hast: „Redet noch weiter. Ihr seid ein Teil unseres Projektes.“ Ich schätze dein Engagement für Menschenrechte ganz besonders, weil hier so viele Ebenen mit vielen sind, die im Gemeinderat tätig sind. Ich weiß auch um dein Engagement für „Menschenrechtsstadt Wien“, das passiert ist. Du hast Frau Ing Leeb und ihr Engagement angesprochen. Ich glaube, das kann man zurückgeben. Dein Engagement im Kulturbereich und dein Engagement im Menschenrechtsbereich waren herausragend. Demokratische Entscheidungen, die irgendwo fallen, sind nicht immer einfach, aber sie sind zu akzeptieren. Daher ist auch die Entscheidung, die bei dir passiert ist, zu akzeptieren. Du warst seit 25. November 2010 Abgeordneter im Wiener Landtag mit viel Engagement. Ich möchte mich hier namens des Wiener Gemeinderates bei dir ausdrücklich für das bedanken, was du gemacht hast. Herzlichen Dank! (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und ÖVP.) Als Nächster zum Wort gemeldet ist der vorhin schon zitierte GR Mag Ebinger, und ich erteile dir das Wort. GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Lieber Godwin, danke dass du so nett über mich gesprochen hast! Ich nehme zur Kenntnis, heute sind so viele Abschiedsreden. Ich habe mir zuerst überlegt, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung war. Ich bin zu dem Schluss gekommen, für den Klaus war das ein Kompliment. (Allgemeine Heiterkeit. - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Stimmt!) Ich wollte nicht über ihn reden, weil er gesagt hat: „Rede ja nichts über mich!“ Es gibt ziemlich nichts, wo er nicht eine Meinung hat, die um 180 Grad von unserer abweicht. Aber er ist authentisch. Er hat sein Abschiedsmanifest verlesen. Er wollte etwas Positives sagen, kann das aber so nicht. Das verstehe ich schon. Er ist so authentisch, dass er bei euch nicht mehr antreten kann. Er ist zu authentisch. Da muss man schon ein bisschen flexibel in der Politik sein. Aber, wie auch immer, ich nehme es zur Kenntnis. Ich wünsche ihm trotzdem alles Gute. Meine Freunde werde ich nicht aufgeben. Aber wir können uns auch auf einen Kaffee treffen. Wir grenzen niemanden aus, kann ich nur sagen. (Beifall bei FPÖ und GR Dr Wolfgang Aigner. - GR Mag Josef Taucher: Euch selbst grenzt ihr aus!) Die Isabella werde ich natürlich auch vermissen. Das weiß sie eh. Was uns schon ein bisschen kränkt, ist, sie hat sich nicht in der Kultur, sondern in der Bildung verabschiedet. Isabella war ebenfalls eine große Bereicherung für die Kulturpolitik. Ich werde sie persönlich vermissen, aber vielleicht auch unabhängig vom Gemeinderat treffen. (GR Gerhard Haslinger: Aha!) - Nein. Wir wohnen beide im 4. Bezirk. (GRin Ing Isabella Leeb: Er dreht das schon wieder um!) - Schon kommen Gerüchte auf. (GR Gerhard Kubik: Dort trifft man sich automatisch, weil der Bezirk so klein ist! Da kommst du nicht mehr heraus!) Wir reden heute eigentlich über die Sammlung Rotes Wien. Diese Subvention lehnen wir ab. (GRin Marianne Klicka: Du musst aufpassen, was du sagst!) Zu dir komme ich auch noch, Marianne. Aber der Höhepunkt kommt zum Schluss. Die Sammlung Rotes Wien lehnen wir nicht ab, weil wir meinen, dass das damals, nach 1919, und so weiter, keine große Leistung war, sondern wir lehnen sie ab, weil wir der Meinung sind, man muss da nicht dem Sepp Rieder als Präsidenten eine eigene Subvention geben, sondern es gehört eigentlich ins Wien Museum hinein. Dazu stehe ich. Es gehört halt die Subvention um das erhöht und das mitbetreut. Es soll ruhig im Karl-Marx-Hof sein. Das ist uns alles recht, weil das war eine große Leistung. Ich habe zum Beispiel meine politische Karriere auch mit Vorträgen über den sozialen Wohnbau in Wien begonnen. Wenn man sich mit Büchern wie „House In The Poor“ und so beschäftigt, war das eine großartige Leistung. Es ist halt nur langsam verkrustet. Es ist historisch. Das ist das Problem! Das ist das, was wir kritisieren. Wenn man so lange an der Macht ist, dann verkrusten die Dinge einfach. Jemand, der für mich sozusagen noch die klassische alte Sozialdemokratie symbolisiert, ist die Dritte Landtagspräsidentin. Ich hoffe, ich mache jetzt keinen Fehler, weil sie erst nach mir redet. Aber mit ihr verbindet mich zwar jetzt nicht grundsätzlich in der Kultur, aber dafür in der Gesundheit doch eine langjährige Zusammenarbeit. Nicht nur ich, sondern, glaube ich, wir alle haben sie immer geschätzt, immer respektiert. Sie war sozusagen immer mütterlich, aber auch streng. Ich kann mich an viele Ausschussreisen und Sozialkonferenzen erinnern, wo sie immer als Delegationsleiter genau eingeteilt hat, wer was zu machen hat. Keiner hat sich zu widersprechen getraut, ohne jede Polemik oder irgendetwas. Es war eine natürliche Autorität. Für die Zusammenarbeit, liebe Marianne, will ich dir auch im Namen meiner Fraktion herzlich danken! Wir wünschen dir auch alles Gute! Ich hoffe und bin sicher, dass wir uns - du wirst weitere Funktionen haben - in diesem oder einem anderen Gremium weiterhin sehen. Also, alles Gute für deine jetzt kommende Abschiedsrede! - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Eigentlich habe ich es heute total leicht. Ihr gebt euch das Wort weiter. Wir haben noch acht Minuten Zeit. (GRin Marianne Klicka: Das geht sich aus!) Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Klicka. - Bitte schön. GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Herzlichen Dank für die Worterteilung! Kommen wir zuerst zum Akt und nehmen wir unsere Arbeit ernst, so wie wir es immer tun und getan haben und ich vor allem 21 Jahre lang. Ich denke, es steht außer Streit, dass die sozialdemokratische Kommunalpolitik dieser Jahre 1919 bis 1934 den Grundstein für die Entwicklung unserer Stadt zur Metropole gelegt hat und damals schon der Grundstein für den einzigartigen Wohnbau, der heute noch als wirklich vorbildhaft in ganz Europa angesehen wird, bis hin zu den Reformen im sozialen, Gesundheits- und Bildungsbereich gelegt wurde. Es ist richtig, Gerald, das ist eine historische Ausstellung. Jetzt ist es bald 100 Jahre her. Bis 2019 haben wir nicht mehr sehr lange. Ich frage mich, lieber Herr Kollege Dworak, bei jedem anderen Museum stellen wir auch nicht den Anspruch, das Parteibuch vorher zu sehen, um nachschauen zu können, wie die Kuratoren dort ticken, welcher Partei sie angehören oder welcher Partei die Vereinsobmänner angehören. Dafür, dass StR Rieder allen bekannt ist und man weiß, welcher Partei man ihn zuordnen kann, kann sicherlich auch nicht der Vorwurf erhoben werden, dass diese Subvention eine Parteisubvention sei. Diesen Vorwurf, Herr Kollege Dworak, weise ich strikt zurück! (Beifall bei der SPÖ.) Sie wissen ganz genau, dass die Mittel für die Sammlung aufgewendet werden, genauso wie für die Sonderausstellungen, die jährlich angeboten werden und jedes Jahr eine große Zahl von interessierten Zuschauern und Zuhörern gewinnen können. Außerdem glaube ich, dass die Unterbringung der Sammlung Rotes Wien gerade am richtigen Ort ist, nämlich im Karl-Marx-Hof, der schon ein Teil dieser Ausstellung ist. Denn dieses Gebäude dokumentiert den Gemeindebau. Dort wird das Leben aus dieser Zeit dokumentiert. Der soziale Wohnbau war damals und ist in Zukunft ein Meilenstein für soziale Innovation, die wir auch in Zukunft weiterführen werden. Daher ersuche ich um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück. (Beifall bei der SPÖ.) Aber, wie gesagt, zum Abschluss meines heutigen letzten Redebeitrages, und es waren sehr viele in den letzten 21 Jahren, die ich dem Gemeinderat und Landtag angehören durfte, erlaube ich mir auch noch, kurz eine persönliche Bilanz zu ziehen. Als zweite Tochter eines Tischlers bei der Bundesbahn war es damals nicht selbstverständlich, die Matura abzulegen. Die Kosten für die Schulen, für die AHS und für die Schulbücher waren sehr hoch. So wurde damals schon der Grundstock meines Fleißes gelegt. Denn ein Vorzug im Zeugnis machte es mir in der Oberstufe jährlich möglich, ein Stipendium der Arbeiterkammer im Wert von 5 000 Schilling zu erhalten. Das war damals relativ viel Geld. Damals wurde mir bewusst, dass Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist. Als Lehrerin und Schuldirektorin durfte ich über 40 Jahre lang auch Kinder und Familien auf diesem Weg begleiten. Mit dem beruflichen Lebenswerk wollte ich auch den Frauen Mut machen und tue es immer noch. Ich wollte Vorbild für sie sein. Denn ich wünsche allen Frauen eine große Portion Kompetenz, Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen, die wir in der heutigen Männerwelt in vielen Bereichen noch immer nötig haben. Schon als Studentin konnte ich im Sozialdemokratischen Lehrerverein an den Lehrplänen für Vorschulerziehung, Englisch und koedukative Werkerziehung an den Volksschulen mitwirken und mich auch für den Aufbau von Ganztagsvolksschulen als Lehrerin und Schuldirektorin bis 1994 einsetzen. Danach, als ich in die Politik ging, war ich noch immer bis zu meiner Pensionierung vier Stunden als Begleitlehrerin an einer Volksschule tätig, um die Nähe zu den Familien und den Kindern nicht zu verlieren. Als Mandatarin dieses Hauses konnte ich viele erfolgreiche und wichtige Prozesse begleiten und unterstützen. Getrieben haben mich oft die Neugierde und die Wissbegierde. Frei nach Maxim Gorki war die Wissenschaft Nahrung für meinen Verstand, Kunst und Kultur, vor allem die Musik, Nahrung für die Seele. Das traf sich gut, denn so konnte ich meine Kräfte all die Jahre für die Bereiche Gesundheit und Soziales, Kultur und Wissenschaft einsetzen. Wenn ich hier heute zum letzten Mal stehe, habe ich mir überlegt, was ich empfinde: Einerseits ein bisschen Wehmut, andererseits aber auch Freude, Dankbarkeit und Stolz. Stolz, in einer Stadt zu leben und für die Bevölkerung arbeiten zu dürfen, in der das Miteinander und die Solidarität die Grundpfeiler für die politischen Zielsetzungen sind. Zuwanderung hat es schon in der Monarchie gegeben. Das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Volksgruppen hat in der Vergangenheit die Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist und hat sie wesentlich bereichert. So bedarf es auch in Zukunft Mut, kreative Ideen und Konzepte, um sich allem Fremden und den damit verbundenen Herausforderungen mit Anstand und unter Achtung der Menschenwürde zu stellen. Ich wünsche Ihnen allen viel Kraft dazu! Dankbarkeit, Dank für ein reiches Leben, das von vielen guten Gesprächen geprägt war. Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Bgm Dr Michael Häupl bedanken, bei den Mitgliedern der Stadtregierung, die mir großes Vertrauen geschenkt haben, und bei allen Kolleginnen und Kollegen hier im Gemeinderat und im Landtag, mit denen ich zusammenarbeiten durfte! Besonderer Dank gilt auch den Abgeordneten und meinen Mitstreitern in meiner politischen Heimat Favoriten, wo wir einander ja auch in Zukunft weiter begegnen werden und wo ich vor allem für die Kultur weiterhin tätig sein darf. Bedanken möchte ich mich natürlich auch, und das aus ganzem Herzen, bei meinem Büro, dem Büro der Zweiten und Dritten Landtagspräsidentin und den beiden MitarbeiterInnen, die mir immer zur Seite gestanden sind. Bedanken möchte ich mich weiters bei den MitarbeiterInnen des SPÖ-Klubs und bei den zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Wien, denn die Mitarbeiter können nur gemeinsam mit der Politik und die Politik kann nur gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unsere Ziele, die wir hier beschließen, verwirklichen. Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, die schon sehr geschrumpft ist, weil ich meine Eltern früh verloren habe, aber ich bedanke mich bei meinem Sohn und meinem Mann, der heute hier ist. Ich bedanke mich dafür, dass er mich stets begleitet und mir Halt gegeben hat, dass er aber auch auf vieles, vor allem auch auf Freizeit verzichtet hat, die er mit mir verbringen hätte können. Aber ich denke, dieses Opfer hat sich gelohnt. Schließlich bedanke ich mich bei Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit und für Ihr Vertrauen und die gute Zusammenarbeit. (Allgemeiner, anhaltender, im Stehen gespendeter Beifall.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich könnte ich jetzt auch nichts sagen, denn der Applaus, den Marianne Klicka nicht nur für ihre Worte, sondern für ihre Leistungen in den nahezu 21 Jahren hier im Wiener Gemeinderat, aber auch im Landtag bekommen hat, spricht für sich. Viele von Ihnen beziehungsweise alle haben das miterlebt. – Liebe Marianne! Du hast in deiner jetzigen Wortmeldung erwähnt, dass du Vorbild für Frauen sein wolltest. – Ich glaube, Marianne, du warst nicht nur für Frauen Vorbild, sondern für das, was du hier getan hast, schätzen wir alle dich als Vorbild! Freundschaft ist bei dir nicht nur ein Wort. Freundschaft bindet, und zwar insgesamt, und ich habe selbst miterlebt, wie stark diese Freundschaft sein kann. Du zeichnest dich als Vorbild für Fleiß und Selbstdisziplin aus. Du hast Enormes für diese Stadt geleistet in der Zeit, seitdem du im November 1994 in den Wiener Landtag und Gemeinderat eingezogen bist. Ganz besonders stark habe ich das verspürt, wenn du in den Ausschüssen, in denen du mitgewirkt hast, immer total vorbereitet warst. Ich habe erlebt, dass du als Vorsitzende der Gemeinderätlichen Geriatriekommission gemeinsam mit jenen, die in der Geriatriekommission waren, Geschichte geschrieben hast. Diese Handschrift wird für die Stadt lange erkennbar bleiben, denn du hast hier mit deiner tollen Arbeit für diese Stadt die Zukunft mitgestaltet. Du warst in diesen beiden Ausschüssen Kultur und Wissenschaft sowie Gesundheit und Soziales sehr engagiert tätig. Du bist im Kuratorium für Psychosoziale Dienste und im Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser tätig. – Man könnte diese Liste noch etwas fortsetzen, ich bin aber jetzt persönlich schon über der Zeit. Ich glaube, alles, was du dir vorgenommen hast, hast du auch verwirklicht, und ich persönlich freue mich, dass du auch weiterhin im sozialen Engagement tätig sein wirst, und zwar nicht nur in der Arbeit für Kultur und Soziales, sondern im Besonderen in der Arbeit für ältere Menschen. Unsere Wege werden sich hoffentlich immer wieder kreuzen, zum Beispiel wenn wir uns in Zukunft im Kuratorium Fortuna auch für die älteren Menschen sehr einsetzen werden und unsere Zeit dafür zur Verfügung stellen werden. Liebe Marianne! Ich danke dir ganz, ganz herzlich namens des Wiener Gemeindesrates. (Allgemeiner Beifall.) Ich möchte das jetzt noch abschließen, ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür! Es ist niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort, und ich kann daher zur Abstimmung der Postnummer 29 kommen. Wer der Postnummer 29 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das wird von den Mitgliedern der Regierungsparteien unterstützt und hat damit die ausreichende Mehrheit. Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von den GRen Dipl-Ing Roman Stiftner und Ing Mag Dworak eingebrachte, an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtete Dringliche Anfrage mit dem Betreff „Gegen Verkehrsschikanen durch die grüne Verkehrspolitik zu Lasten des Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsstandortes Wien“ vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Verhandlungsgegenstand stattfinde. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Herrn GR Dipl-Ing Stiftner das Wort. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Durch die Verkehrspolitik, die sich in den letzten fünf Jahren durch diese Stadtregierung manifestiert hat, wurde so etwas wie eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geschaffen. Auf der einen Seite sind die Guten, nämlich jene, die mit dem Fahrrad und vielleicht auch noch mit den Öffis unterwegs sind, und auf der anderen Seite stehen jene – Sie werden es erraten! –, die sich erdreisten, ein Auto zu benutzen. So einfach ist die Welt der GRÜNEN, sehr geehrte Damen und Herren, aber so falsch ist sie auch, und sie ist nach fünf Jahren vollkommen am Ende und gescheitert. Als Underdogs blieben bei all dieser Politik die Fußgänger übrig, die die größte Verkehrsgruppe ausmachen, zumal jeder, der in irgendeiner Art und Weise mit welcher Modalität auch immer in dieser Stadt unterwegs ist, immer auch Fußgänger ist. Es gibt zwar eine eigene Beauftragte, aber deren größte Leistung während ihrer gesamten Zeit – ich kann es nicht anders sagen – war, nicht aufzufallen, und demgemäß ist in diesem Bereich natürlich auch kaum etwas geschehen. Besonders die Autofahrer waren aber in dieser Periode die Parias, und die Diskriminierung mit dieser verfehlten Parkraumbewirtschaftung, die wir schon oft in diesem Haus diskutiert haben, die nicht nachvollziehbaren Tempobeschränkungen und straßenbaulichen Schikanen haben sich letztendlich zu einer festen Manifestation verdichtet. Die Folge hievon – das können wir tagtäglich beobachten, und alle, die nicht selbst Auto fahren, können das im Verkehrsfunk hören – sind noch mehr Staus, noch mehr Parkplatzsuchverkehr und noch mehr Schadstoffausstoß. – Ich werde Ihnen das auch anhand von Zahlen belegen. Sehr geehrte Damen und Herren! Noch eine Verkehrsteilnehmergruppe bekam die ganze Härte dieser grünen Verkehrspolitik zu spüren, nämlich die Teilnehmer des Wirtschaftsverkehrs, welcher mittlerweile besonders hart durch diese undurchdachten Erweiterungen des Parkpickerls, aber auch durch die sogenannten Verkehrsberuhigungen betroffen wurde, die sich die GRÜNEN auf die Fahnen heften. Und letztendlich ist die wirtschaftliche Prosperität dieser Stadt nicht zuletzt dadurch empfindlich zurückgegangen und hat eine immer größere Zahl an Unternehmen diese Stadt verlassen oder ist dabei, sie zu verlassen, und zwar, wenn wir Glück haben, ins Umland oder aber, wenn wir Pech haben, noch weiter. Und das ist eigentlich nur erklärbar, weil sie eben anderswo eine besser auf die Wirtschaft hin orientierte Verkehrsinfrastruktur vorfinden. Man könnte jetzt meinen: Der eine oder andere Betrieb weniger schadet nicht. Die Stadt wächst ohnehin. Wir brauchen Platz. – Aber so einfach, sehr geehrte Damen und Herren, ist das nicht! Es gibt nämlich überall gewisse Verzahnungen, alles wächst ein bisschen zusammen, und mit jeder Absiedelung gehen Arbeitsplätze und damit ein Stückchen soziale Sicherheit verloren. Und Wien kann es sich – ich glaube, darin sind wir uns einig – nicht mehr leisten, dass weitere Arbeitsplätze verloren gehen. Und ich halte in diesem Zusammenhang besonders auch gegenüber jenen, die besonders hartnäckig dafür eintreten, fest: Wir werden den noch ankommenden Flüchtlingen in den Dienstleistungsbranchen, die so gepusht werden, nicht allein Arbeit verschaffen können, sondern wir werden Produktionsbetriebe brauchen, wo Menschen mit etwas niedrigerer Qualifikation handwerklich tätig sein und auch eine sinnvolle Tätigkeit finden können. All das lässt sich leider auch in sehr klaren und nackten Zahlen manifestieren: Wien hatte im vergangenen Jahr um 30 000 mehr Arbeitslose als zum Beginn dieser Legislaturperiode. Das ist ein Zuwachs von sage und schreibe 40 Prozent! Wenn Sie das nicht glauben wollen, dann können Sie es gerne nachrechnen. Ich liefere Ihnen die Quelldaten dazu: 2014 hatte Wien im Schnitt 104 000 Arbeitslose, 2010, zum Zeitpunkt des Antritts dieser Regierungskoalition, waren es noch 74 000. Nach Adam Riese ist das also ein Plus von ungefähr 40 Prozent. Rechnet man die Zahlen der ersten Monate 2015 noch hinzu, dann kommen weitere 20 000 Arbeitslose dazu. Arbeitsplätze sind verloren gegangen. Das ist die Bilanz von Rot-Grün, dass 50 000 zusätzliche Arbeitslose hier zu verkraften und letztendlich zu verantworten sind. 50 000 Menschen haben in dieser Legislaturperiode ihren Job verloren! Meine Damen und Herren! Wären Sie in St Pölten zu Hause und hätten dort eine Stadtregierung gegründet, dann wäre die gesamte Stadt arbeitslos geworden! Das ist eine gewaltige Menge, das sollten Sie sich vor Augen führen und sich zu Ihrer sozialen Verantwortung hier eindeutig einmal bekennen! Das ist hausgemacht. Das hat nichts mit der Wirtschaftskrise zu tun, denn die Schere zwischen Wien und den restlichen Bundesländern geht immer weiter auf. 2010 betrug der Abstand zwischen Wien und dem Rest der österreichischen Bundesländer noch 2,4 Prozent. Nach 2014 war die Arbeitslosenquote in Wien bereits um 4,2 Prozent höher als der österreichische Durchschnitt. – Hier noch einmal die Zahlen für Sie zum Nachrechnen: In Wien betrug die Arbeitslosigkeit 2010 8,8 Prozent und 2014 11,6 Prozent. In den restlichen Bundesländern lag die Arbeitslosigkeit 2010 bei 6,4 Prozent und 2014 um nur einen Prozentpunkt höher bei 7,4 Prozent. Das hat aber, wie gesagt, nichts mit der Wirtschaftskrise, jedoch sehr viel mit verfehlter Wirtschaftspolitik zu tun. Letztere ist natürlich eng vernetzt mit der Verkehrspolitik dieser Stadt. Es gibt da Wechselwirkungen, und es ist mir ein Anliegen, dass wir uns heute noch einmal deutlich machen, dass wir diese nicht außer Acht lassen können. Die Gesamtwirtschaftssituation kann man mit einem lebenden Organismus vergleichen. Der Organismus ist in diesem Vergleich die gesamte Wirtschaft, und wir alle mit unserem sozialen Verhalten sind ein Teil davon. Und der Waren- und Dienstleistungsverkehr und letztendlich der gesamte Transportbedarf symbolisieren den Blutkreislauf. Diesen hemmen Sie jedoch andauernd, leiten ihn um und schränken ihn ein. Wie schädlich das ist, können Sie sich vorstellen, wenn Sie das mit einem menschlichen Organismus vergleichen: Wenn Sie dort entsprechende Arterien mit Verschlüssen versehen, dann führt das zum Kollaps, zum Herzinfarkt. In der Medizin weiß jeder, dass ein Organismus, der nicht in Bewegung ist, krank wird und dass das letztlich auch letal enden kann. In der Wirtschaft ist das ebenso, das bedenken Sie jedoch nicht, sondern Sie verlangsamen ständig den Verkehrsfluss in dieser Stadt und reduzieren ihn letztlich auch. Sie machen ein Stück dieser Stadt und damit das Leben der Menschen krank! Man hat das Gefühl, dass die grünen Verantwortlichen das gewollt haben und wollen und es mit Absicht darauf anlegen, und das Faktum, dass das nicht einfach nur aus Unkenntnis passiert ist, sondern eine bewusste Aktion war, in deren Rahmen Sie versuchen, letztlich möglichst viele Verkehrsadern zu kappen, stimmt umso mehr traurig! Das chirurgische Messer der grünen Verkehrspolitik sind neuerdings die Begegnungszonen, die Sie auserkoren haben. Das wollen wir natürlich – das werden Sie mir und meiner Fraktion heute wohl zugestehen! – thematisieren, nachdem das auch in den Wahlkampf hineingezogen wurde. Zugegeben: Der Ausdruck Begegnungszonen klingt im ersten Moment sympathisch: Dort können alle gleich schnell fahren, und trotzdem kommt man irgendwie voran. Wenn man sich das Konzept aber ein wenig genauer anschaut und ein wenig ins Detail geht, dann erkennt man die ideologischen Hintergründe, die hinter einer solchen Konzeption stecken. Sie können sich das am Beispiel der Mariahilfer Straße heute selbst anschauen. Dort erleben die Anrainerinnen und Anrainer, aber vor allem die Wirtschaftstreibenden tagtäglich, welche Schattenseiten die Begegnungszonen haben, welche Probleme sie auslösen und welche Nachteile sie letztendlich bringen. Lassen Sie mich dazu auch ein konkretes Beispiel liefern: Wenn man früher von der Ecke Nelkengasse zur Zollergasse fahren wollte, dann waren es ganze 30 m, und die Überwindung dieser Distanz konnte man wahrscheinlich in 0,2 Minuten ohne Probleme bewerkstelligen. Die Bewältigung derselben Distanz erfordert heute auf Grund der Absperrung und der Schikanen 3 500 m Umweg und 15 Minuten Fahrzeit. Davor war dieser Weg kaum mit Emissionen belastet. Heute werden – ich habe es ausgerechnet – 743 g CO2 allein für diese Wegstrecke auf Grund dieser Begegnungszone und auf Grund dieser fehlgeleitenden verkehrspolitischen Maßnahmen ausgestoßen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. – GR Dipl-Ing Martin Margulies: Dort geht man eben zu Fuß! – GR Mag Rüdiger Maresch: Dort kann die ÖVP sogar Sackhüpfen, und es geht sich noch aus!) Es ist unangenehm, wenn einem das vorgehalten wird, nicht wahr? Da muss man etwas dagegen halten, wieder einmal unsachlich sein, denn es geht ja nicht nur darum, dass man den Verkehrsfluss nicht auf 30 m bezieht, sondern letztendlich um die Frage, ob man zwei Bezirke logistisch voneinander trennt, sodass man Umwege fahren muss, oder ob man sie verbindet. Thema ist auf jeden Fall, dass wir durch die grüne Verkehrspolitik mehr Schadstoffe und mehr Umweltbelastung haben, dass es mehr Verkehr gibt und wir überhaupt keine Problemlösung erzielt haben. Und dabei bleibe ich auch, wenn das heute jetzt mein letzter Tag im Gemeinderat ist, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Zwischenruf von VBgmin Mag Maria Vassilakou.) Frau Vizebürgermeister! Sie werden nachher die Möglichkeit haben, hier Stellung zu nehmen. Erklären Sie uns noch einmal, warum der 13A jetzt länger fahren muss, warum es selbst für Öffi-Benutzer unbequem ist, wenn er jetzt auf der Mariahilfer Straße länger braucht! Erklären Sie, warum es nicht möglich ist, eine Querung zu machen, damit hier auch ein Durchfluss möglich ist! Ich kann das heute nicht nachvollziehen. Ich bin oft in dieser Gegend und rede mit vielen Leuten. Jeden schüttelt den Kopf, und Ihre Beleumundung als Gesamtfraktion in diesem Zusammenhang ist sehr mäßig, um es sehr höflich zu formulieren. Das ist eine sehr sachliche Feststellung. (Beifall bei der ÖVP.) Man kann sich natürlich vom propagierten Vorteil dieser Begegnungszonen in verschiedenster Hinsicht wahlpolitisch etwas erhoffen. Sie tun das, und Sie fordern ja auch Begegnungszonen in der Landstraßer Hauptstraße, in der Wiedner Hauptstraße, in der Gumpendorfer Straße, und so weiter. Das habe zumindest ich den Medien entnommen. Überall dort, wo diese umstrittene Verkehrspolitik ohne größere Untersuchungen Nachhall findet, ist das letztendlich nichts anderes als Wahlkampf, als Ansage der Verkehrspolitik der GRÜNEN zu verstehen, wenn sie es noch einmal schaffen sollten, in diese Regierung zu kommen. Deswegen wollen wir das heute ganz klar thematisieren, um den Wählerinnen und Wähler klar zu machen, worüber sie letztlich am 11. Oktober auch im Hinblick auf die Verkehrspolitik abstimmen und in welcher Art und Weise sie, wenn sie Grün wählen, mit Schikanen rechnen müssen. In der vergangenen Periode konnte die SPÖ – und das ist nicht mein Postulat, sondern auch ein Teil meiner Anerkenntnis an die Mehrheitsfraktion in diesem Raum – große verkehrspolitische Grausamkeiten, wie ich es ausdrücken möchte, noch einmal abwenden und verhindern. Ich habe vernommen, dass das gar nicht so einfach war, aber es wird nicht einfacher werden, wenn man diese Regierungskoalition noch einmal andenken sollte. Ich denke, das Einzige. was hier als Ansage zu gelten hat, ist, dass das auch in verkehrspolitischer Hinsicht als Warnung zu verstehen ist, was man bei der nächsten Wahl wählt. Die ÖVP muss als Stimme der verkehrspolitischen Vernunft gestärkt aus dieser Wahl hervorgehen, denn es muss Schluss sein mit dieser einseitigen, auf Mini- Kerngruppen abgestellten Verkehrspolitik, sehr geehrte Damen und Herren! Es ist für mich auch unklar, warum man ständig an diesen phantastischen und schon an Utopien grenzenden Ideen der Sperre des Ringes festhält! Dieses Thema betreffend Ringstraße war offenbar schon in dieser Legislaturperiode angedacht, ist aber offenbar auf Grund der regierungsinternen Situation nicht durchgegangen, was letztendlich ein Glück war. Es ist damit aber eine klare Ansage der GRÜNEN verbunden, dass man offenbar diesen Plan hat und dass man, sollte man wieder in diese Regierung kommen, das Projekt verfolgen wird, den Ring komplett zu sperren. Aus Sicht der GRÜNEN hat sich dieses Projekt ja nur verzögert, es wurde aber nicht verhindert und ist auch nicht aus dem Kopf. Und auch deswegen wäre es letztendlich angebracht, eine totale Notbremsung hinsichtlich dieser Verkehrspolitik auszulösen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Diese verkehrspolitische Geisterfahrt hat uns nicht sehr sinnvolle, sondern sinnlose Radwege und letztendlich keine Verkehrsberuhigung, sondern Verkehrsschikanen gebracht. Das hat uns keine Entlastung, sondern mehr Stau gebracht, wovon wir uns tagtäglich überzeugen können. Diese Verkehrspolitik hat letztendlich dem Wirtschafts-, aber auch dem Sozialstandort Wien geschadet, und das muss ein Ende haben, sehr geehrte Damen und Herren! Es bedarf daher eines neuen Setups für die Verkehrspolitik in dieser Stadt. Diese muss sachlich orientiert sein und ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer ohne Aggressionen und ohne Polarisierung ermöglichen. Das wird die Lebensqualität in dieser Stadt heben, und das wird letztendlich auch dazu beitragen, dass Wien für Betriebe wieder attraktiver wird, dass es wieder zur Betriebsansiedelungen kommt und dass letztendlich im Sinne sozialer Sicherheit und sozialer Kohäsion auch Arbeitsplätze geschaffen werden können, die wir so dringend in dieser Stadt benötigen, sehr geehrte Damen und Herren. Ich verlange noch einmal: Es muss Schluss sein mit diesen Schikanen, und es muss auch Schluss sein mit diesen Ausgrenzungen der Bedürfnisse der Autofahrer und der Wirtschaft, denn diese stellen letztendlich wir alle dar. Wenn wir es in Zukunft wieder besser machen, dann wird Wien eine lebenswerte Stadt sein, die auch verkehrspolitisch Zukunft hat. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung. - Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich die Frau Vizebürgermeisterin und amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Sie haben an mich eine Dringliche Anfrage mit dem Betreff „Gegen Verkehrsschikanen durch die grüne Verkehrspolitik zu Lasten des Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsstandortes Wien“ gerichtet. Auf Ihre Fragen kann ich Ihnen Folgendes antworten. Zu den Fragen 1 bis 5: Jeder Änderung der Verkehrsorganisation einer Straße oder eines Platzes geht eine detaillierte Verkehrsuntersuchung voraus, um mögliche Auswirkungen der Maßnahme auf Nebenstraßen und andere Bezirke abzuschätzen. Dabei werden im Rahmen der Verkehrsverhandlung die Interessen und Bedürfnisse der Wirtschaft immer mit berücksichtigt. Die Wirtschaftskammer ist in solche Planungen auch immer mit einbezogen. Ein gutes Beispiel für eine mögliche Verkehrsberuhigung ist der Wunsch des 18. Bezirkes, eine Verkehrsberuhigung in der Währinger Straße vorzunehmen. Diesfalls fehlt nur die Einigung auf Bezirksebene, damit mit einer entsprechenden Verkehrsuntersuchung begonnen werden kann. Ich gehe aber davon aus, dass es zu dieser Einigung kommen wird und dass wir damit in den nächsten Monaten beginnen können. Zur Frage 6: Für jede Umgestaltung und Straßenprojekte, die von übergeordneter Bedeutung für die Stadt sind, ist ein genaues Procedere der Bürgerbeteiligung vorgesehen. Auch die Wirtschaft wird systematisch frühzeitig und mit Mitsprachemöglichkeiten eingebunden. Als Beispiele seien die Umgestaltung der Ottakringer Straße sowie aktuell der Prozess zur Neugestaltung der Reinprechtsdorfer Straße genannt. – Ich möchte kurz im Folgenden auf diese Beispiele eingehen, damit Sie auch sehen können, wie hier Bürgerbeteiligung tatsächlich organisiert wird und verläuft. Zum Beispiel Ottakringer Straße neu: In den Prozess der Neugestaltung der Ottakringer Straße in den Jahren 2001 bis 2013 waren die Bürgerinnen und Bürger maßgeblich mit eingebunden. Um gute Entscheidungen treffen zu können, ist es besonders wichtig, das Wissen der Bevölkerung und insbesondere der Bewohnerinnen und Bewohner der Umgebung, aber auch der Arbeitstätigen und der Geschäftsleute zu nutzen und bei der Neugestaltung zu berücksichtigen. Deshalb wurden per Post alle im Umkreis der Ottakringer Straße Wohnenden eingeladen, an einer BürgerInnenwerkstatt teilzunehmen. Diese BürgerInnenwerkstatt fand an zwei aufeinander folgenden Abenden statt, und es haben sich hunderte Menschen beteiligt. Die Schwerpunkte lagen bei jenen Themen, die für eine Gestaltung des Straßenraumes besonders wichtig sind. So ging es zum Beispiel um Fragen der Querungen, der Barrierefreiheit, der Beleuchtung, der Aufenthaltsqualität, der Baumpflanzungen, des Radfahrens oder auch um Fragen der Verkehrsorganisation. Die Ergebnisse dienten als Grundlage für die weitere Planung der Neugestaltung der Ottakringer Straße. Zahlreiche Ideen wurden mit den zuständigen Magistratsdienststellen und den Wiener Linien abgestimmt und in ein Gestaltungskonzept eingearbeitet. Am 24. Februar 2012 fand eine Feedback-Veranstaltung im Hotel Donauwalzer in der Ottakringer Straße 5 statt. Dort hatten interessierte Bürgerinnen und Bürger, aber auch lokale Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter die Möglichkeit, die vorgeschlagenen Lösungen mit Fachleuten sowie Vertreterinnen und Vertretern der Politik zu diskutieren. Daraus entstand, wie gesagt, ein ganz erfolgreiches Gestaltungskonzept, das heute nicht nur für die Anrainer sehr viele Vorteile bringt, sondern auch von den lokalen Geschäftsinhabern und Betreibern der Gastronomie sehr wertgeschätzt wird. Zur Reinprechtsdorfer Straße: Der Startschuss erfolgte bereits 2014 mit einer Auftaktveranstaltung. Im Jahr 2015 folgten bereits fünf BürgerInnenwerkstätten, bei welchen alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit hatten, ihre Bedürfnisse und Wünsche betreffend eine Reinprechtsdorfer Straße neu zu äußern. Die erste BürgerInnenwerkstatt hatte Geschäfte und Lokale zum Thema, und rund hundert Interessierte folgten der Einladung ins Österreichische Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum. – Sie sehen also: BürgerInnenbeteiligung ist bei der Neugestaltung von Straßenprojekten für uns eine Selbstverständlichkeit. Zur Frage 7: Es gibt für die Kosten von Staus für die Wiener Wirtschaft lediglich Schätzungen. Generell muss es aber das Ziel der Wiener Verkehrspolitik sein, Staus zu vermeiden. Staus kosten Zeit, sie kosten Geld, und sie belasten die Wiener Luftqualität zusätzlich. Um Staus zu vermeiden, ergreift die Stadt eine Vielzahl von Maßnahmen. Einige seien an dieser Stelle noch einmal erwähnt: Die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung führt zu geringerem Verkehrsaufkommen und weniger Staus. Die attraktivere Gestaltung der öffentlichen Verkehrsmittel durch Öffi-Ausbau führt ebenfalls zu einem erfolgreichen Umstieg auf die Öffis. So wird zum Beispiel jetzt gerade aktuell der Zehn-Minuten-Takt zwischen Liesing und Meidling eingeführt und ab Sommer 2016 realisiert. Dadurch kann man zusätzlich vielen Tausend Menschen schlussendlich eine Alternative zum Auto geben und auf diese Art und Weise eine weitere Entlastung für die Wiener Einfallstraßen in der Region erreichen. Außerdem erwähnte ich die stark vergünstigte Jahreskarte, mit welcher immer Menschen dazu bewegt werden, das eigene Auto stehen zu lassen. Ich denke, in einer Großstadt wie Wien um einen Euro pro Tag mit den Öffis fahren zu können, ist wirklich ein Privileg, das nur wir weltweit genießen und um das uns andere Städte beneiden. Sollte es nach der Wahl gelingen, die 365-EUR-Jahreskarte auch auf das Wiener Umland auszuweiten, dann hätten übrigens auch 200 000 Pendlerinnen und Pendler, die täglich aus dem Wiener Umland mit dem Auto einpendeln, eine sehr günstige Alternative zum Auto und ein sehr gutes Motiv, diesen Umstieg schlussendlich viel schneller vorzunehmen. Und last but not least wurde ein Baustellenkoordinator bestellt, um die Wiener Straßenbaustellen optimal aufeinander abzustimmen und damit Staus zu verhindern beziehungsweise – wo sich dies nicht bewerkstelligen lässt – auf alle Fälle zu minimieren. Zur Frage 8: In Wien gibt es bislang nur zwei Begegnungszonen von entsprechender Größe. Beide liegen auf der Mariahilfer Straße, und im Hinblick auf beide sind keine Klagen von Unternehmerinnen und Unternehmer bekannt. Im Gegenteil: Es erreicht uns vielmehr ein sehr positives Feedback! Ich möchte abschließend der Vollständigkeit halber nur noch Folgendes anmerken: Die von Ihnen sehr stark kritisierten Begegnungszonen sind keine Erfindung der GRÜNEN. Sie sind vielmehr ein Konzept, das sehr viele Jahre lang von der ÖVP vorgeschlagen und verfolgt wurde. (GR Dkfm Dr Aichinger: Aber in kleinen Orten!) Die Begegnungszonen sind auch in der Straßenverkehrsordnung nicht zuletzt auf Betreiben der ÖVP verankert worden. (GR Dkfm Dr Aichinger: Aber nicht in einer Großstadt!) Es steht aber nichts davon in der Straßenverkehrsordnung, dass sie nur für den ländlichen Raum sind! Ganz im Gegenteil! – Ich bedaure es sehr, dass Sie bis heute nicht die Größe gefunden haben, zu einem eigenen Konzept zu stehen, bloß weil es von einer anderen Fraktion sozusagen übernommen wurde und auch umgesetzt wird. Aber das ist Ihre Entscheidung! Hätten Sie jedoch die Größe gehabt, gemeinsam mit uns, das, was gelingt, auch zu feiern, dann hätten Sie jetzt einen Erfolg vorzuweisen! Dass Sie in den vergangenen Jahren diesen sehr negativen und leider sehr destruktiven Weg gewählt haben, ist Ihre Entscheidung, und es steht mir nicht zu, Ihren Weg zu bewerten. Ich will Ihnen nur in Erinnerung rufen, dass es auf alle Fälle die ÖVP war, die sich sehr lange für das Konzept von Begegnungszonen eingesetzt hat, und wenn Sie jetzt die eigenen Konzepte auf diese Art und Weise zerpflücken, dann ist das schon ein bisschen seltsam! Zweitens will ich Sie im Hinblick auf Ihre Begründungen darauf hinweisen, Kollege Stiftner, dass jetzt mit derselben Logik ebenso gefordert werden könnte, Querungen auf der Kärntner Straße einzuführen! Denn was glauben Sie, welchen Umweg ich in Kauf nehmen muss, wenn ich jetzt von der Johannesgasse komme und mit dem Auto zum Neuen Markt fahren will!? Aber: Wollen Sie Querungen auf der Kärntner Straße? Wollen Sie diese? (GR Dkfm Dr Aichinger: Das ist doch nicht vergleichbar! – Zwischenruf von GR Wolfgang Irschik.) Käme es Ihnen jemals in den Sinn, Querungen auf der Kärntner Straße zu verlangen? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wie kommt es Ihnen jemals in den Sinn, eine gut funktionierende und bei der Wiener Bevölkerung inzwischen sehr, sehr beliebte Fußgängerzone wie die Mariahilfer Straße mit Autos queren zu wollen? Können Sie sich die Szenen vorstellen, die Sie hervorrufen, wenn plötzlich mitten in der Fußgängerzone Autos queren? Warum verlangen Sie das nicht mit derselben Argumentation für die Kärntner Straße? Aber das zu verlangen, wagen Sie nicht! (GR Dkfm Dr Aichinger: Das ist doch nicht vergleichbar! Kapieren Sie das denn nicht? – Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist genau Ihre Argumentation! Das ist genau diese verquere Logik! Das soll bitte einmal einer erklären! Queren wir dann mit dieser Logik auch die Kärntner Straße mit den Autos, weil es sowieso zu viel ist, 30 m zu gehen?! Diese Logik besagt doch, dass jemand von der Johannesgasse mit dem Auto ohne Umwege zum Neuen Markt kommen können soll! All das sind wirklich sehr, sehr, sehr billige Polemiken! Ich bedaure das sehr! Das ist genau die Art und Weise, wie Sie sich in unsere gemeinsame Verkehrspolitik der vergangenen Jahre nicht eingebracht haben! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist die Art und Weise, wie Sie versucht haben, jede neue Idee kaputt zu reden! Das ist die Nein-Sagerei, die wir von Ihnen in fünf Jahren kennen! Das ist Ihr unglaubliches Dramatisieren. – Es ist wirklich sehr schade, dass Sie diesen Zugang haben, denn ich wäre sehr offen für Zusammenarbeit gewesen. Ich wäre für Ihre Vorschläge und für gemeinsame Projekte offen gewesen. Das setzt aber natürlich voraus, dass irgendjemand irgendwann einmal irgendetwas Konkretes tun und nicht nur verhindern will. Daher ist das die Bilanz nach fünf Jahren Opposition der ÖVP im Verkehrsbereich, und das ist wirklich schade. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wenn man schon Verkehrspolitik machen möchte, dann sollte man sich zumindest bei den Bezirken und bei den Straßen auskennen. – Es sei daher der Vollständigkeit halber erwähnt, dass die Mariahilfer Straße zwischen den Bezirken Mariahilf und Neubau verläuft. Der Bezirk Margareten liegt viel weiter weg und ist nicht unmittelbar betroffen. Es sei übrigens auch erwähnt, dass sich die Nelkengasse in Mariahilf befindet, dass sich die Zollergasse hingegen in Neubau befindet. (GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Was habe ich denn gesagt?) Und es ist natürlich wirklich schade, wenn man das nicht weiß und wenn man dann Videos macht, in denen man all das durcheinander bringt! Ich habe mir daher erlaubt, Ihnen zu einem humorvollen Abschied ein kleines Geschenk mitzubringen: In dieser Schachtel sind die Bezirkspläne von ganz Wien und natürlich insbesondere auch Bezirkspläne von Mariahilf und Neubau. Ich habe eine solche Schachtel, und man kann das Ganze immer wieder gebrauchen. Kollege! Ich gebe Ihnen das mit, und ich gebe Ihnen noch etwas dazu, damit Sie sich nicht grämen. Sehr oft waren wir ja in den vergangenen fünf Jahren nicht einer Meinung, aber nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für Sie. Also nehmen wir das nicht schwer! Hier noch ein kleines Schoki zum Abschied und alles Gute! (Die Rednerin überreicht GR Dipl-Ing Roman Stiftner die genannte Schachtel und ein in grünes Stanniol verpacktes Schokobonbon. – Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr Dipl-Ing Stiftner zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Diese Zeit werde ich nicht benötigen. – Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Stadträtin! Es ist wirklich ganz spannend, Ihnen zuzuhören. Ich teile ja die Auffassung, dass ein gewisses Maß an Humor unter Umständen dazu beiträgt, schwierigen Situationen gelassen entgegenzusehen. Erlauben Sie mir aber nun, in meiner nur sehr kurzen und stakkatohaften Replik auf diese Fragebeantwortung voller Widersprüche und letztendlich mit einer guten Portion Polemik, die Sie anderen vorwerfen, Ihnen doch auch einiges entgegenzuhalten. Meine Damen und Herren! Frau Vizebürgermeisterin! Wenn Sie stolz darauf sind, in einer Millionenstadt eine Bürgerbeteiligung in einem Kaffeehaus durchführen zu können, und dann sagen, dass ganze hundert Leute dort waren und die Bude voll war, dann hat man, glaube ich, die Dimension des Amtes, das man fünf Jahre inne gehabt hat, noch nicht ganz verstanden! Es geht nämlich nicht darum, ein paar Bürgerinitiativen zu veranstalten oder eine Gruppe von grünen Sympathisanten oder vielleicht auch Parteigängern irgendwo zu versammeln und zu fragen, was sie wollen, und sich dann quasi in einer Art Self-fulfilling Prophecy selbst bestätigen zu lassen, sondern es geht darum, wirklich einen offenen Diskurs mit Experten darüber zu pflegen, was sinnvoll ist in dieser Stadt. Und wenn man dann letztlich zu einer Abstimmung schreitet und es sich um eine Straße mit überregionaler Bedeutung handelt und man ein großes Gebiet mit einbezieht, dann kann man sich nicht nur ein paar Grätzel aussuchen, um die Leute dort ehrlich und demokratisch legitimiert abzufragen, sondern da muss man doch vielleicht in ganz Wien eine Abstimmung durchführen! Und auch wenn das möglicherweise nicht das Ergebnis bringt, das man sich vorstellt, so ist das doch sinnvoll und demokratisch legitim. Es wäre einer Stadträtin auch für Bürgerbeteiligung vielleicht doch besser angestanden, diesen Weg der demokratischen Legitimation zu gehen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Ich weiß nicht, warum Sie mir unterstellen wollen, dass ich mich nicht auskenne. Wenn das für Sie jetzt nur die Möglichkeit war, Ihre Rede humorvoll zu beenden, dann sei es Ihnen geschenkt! Ich möchte aber doch betonen, dass ich mit keinem Wort erwähnt habe, dass zwei Straßen in anderen Bezirken, die Sie genannt haben, seien. Ich möchte das nur tatsächlich berichtigen, damit das nicht letztlich so im Raum oder gar im Protokoll stehen bleibt, sehr geehrte Damen und Herren! Ich war im Parlament sehr gut involviert in die Frage der Integration der Begegnungszonen in die Straßenverkehrsordnung. Wir haben uns das Thema sehr lange angeschaut und sehr lange darüber diskutiert, aber dabei waren die GRÜNEN überhaupt kein Faktor. Dieses Thema wurde von der SPÖ, der ÖVP und den jeweiligen Landeshauptleuten eingebracht und diskutiert. In der Tat verhält es sich so, dass Begegnungszonen durchaus Sinn machen können, dafür gibt es schöne Beispiele, nämlich in Kleingemeinden an den Hauptplätzen, wo man aber nicht absperren kann, weil man am liebsten eine Fußgängerzone machen würde, was aber eben nicht geht, wo man den Verkehr aber doch um ein Stückchen beruhigen möchte. Dort macht es Sinn, für ein paar Meter eine Begegnungszone zu machen. Insofern haben Sie sicherlich auch recht, dass es durchaus verschiedenste politische Gesinnungsträger gibt, die in solchen speziellen Fällen auch für Begegnungszonen eingetreten sind. Aber bitte erinnern Sie sich einmal mehr daran, was die Stadt Wien ist! Wien ist fast eine Zwei-Millionen-Stadt! Und Rezepte, die in einer Kleingemeinde vielleicht sinnvoll sind, lassen sich nicht eins zu eins in einem Laborversuch, wie Sie ihn vielleicht noch aus Ihrer Studentenzeit kennen, auf eine Großstadt übertragen! Das funktioniert nicht! Und das ist auch fahrlässig, meine Damen und Herren! Leider habe ich in Ihrer Fragebeantwortung beispielsweise auch nichts über den Wirtschaftsverkehr vernehmen können. Die Einbindung der Wirtschaftskammer ist keine Entschuldigung dafür, dass Sie keine Aktionen setzen. Sie hätten sich vielleicht über die Frage der Verteilung von Waren auch einmal Gedanken machen können! Es ist auch notwendig, Logistikcluster zu setzen. Das wurde hier nicht angegangen beziehungsweise sogar auf Grund des Flächenkonsums und der Betriebsstrukturen um ein Stückchen verhindert. Letztendlich ist es auch interessant, dass Sie mir oder meiner Fraktion wortwörtlich – ich habe es mitgeschrieben – die Wahl eines „destruktiven Wegs“ unterstellen. Wenn ich für die Arbeitsplatzmisere verantwortlich wäre, die durch das Verkehrschaos induziert wurde, dann würde ich einmal überlegen, auf wen denn das Attribut „destruktiv“ stärker zutrifft, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Verzeihen Sie, dass ich auch noch einmal zum Beginn dieser Legislaturperiode zurückkomme. Ich hätte das nicht angesprochen, aber Sie haben es angesprochen, als Sie gemeint haben, Sie seien zur Zusammenarbeit bereit gewesen. – Vielleicht ist es ganz gut, an einem solchen Tag auch ein Stückchen Offenheit hier walten zu lassen! Ich kann mich noch sehr gut erinnern – und auch mein Klubvorsitzender wird sich noch ganz gut daran erinnern können – als wir ganz klar von dieser Zusammenarbeit in Ihrem Büro ausgeladen wurden, weil Sie Ihr Konzept eins zu eins umsetzen wollten und unsere Ideen Ihnen nicht gepasst haben. Also von wegen, dass Sie zur Zusammenarbeit bereit waren! Das können Sie gerne in Ihrer Partei erzählen, aber das wird Ihnen in der Bevölkerung niemand glauben, und das ist auch in der Geschichte der Stadt Wien nicht glaubhaft. Erlauben Sie mir, in diesem Zusammenhang hier auch noch ganz formal die Ihnen ohnehin wahrscheinlich schon bekannten Anträge betreffend keine Verkehrsschikanen in den jeweiligen Straßenzügen einzubringen. Ich mache es sehr kurz. Es geht um den Rückbau der Praterstraße und den einseitigen Rückbau der Begegnungszonen in der Favoritenstraße. Weiters betrifft das die Reduzierung der Verkehrsschikanen durch Querungsmöglichkeiten auf der Mariahilfer Straße, was im Übrigen mehrheitlich von der Bevölkerung gewünscht wurde. Ich glaube, Sie haben zwei Querungen versprochen. Heute haben Sie mich aber gefragt, wie ich denn auf die Idee komme, Querungen zu fordern, und haben die Mariahilfer Straße mit der Kärntner Straße verglichen. – Wer beide Straßenzüge kennt, der weiß, dass das nicht vergleichbar ist! Auf der Kärntner Straße in der Innenstadt gelten offensichtlich – ich glaube, das ist uns allen klar – andere Verhaltensregeln! Aber wenn eine Bevölkerungsmehrheit entscheidet, dass es zwei Querungen geben soll, und Sie machen nur eine, dann kann man nicht von einer demokratischen Vorgehensweise sprechen! Deshalb bringe ich noch einmal diesen Antrag ein, sehr geehrte Damen und Herren. Letztlich auch noch ein Antrag betreffend die untere Gumpendorfer Straße und den Rückbau der unteren Landstraßer Hauptstraße und, wie ich schon angekündigt habe, kein Fahrbahnrückbau auf der Ringstraße. Für all diese Anträge wird die sofortige Abstimmung beantragt. Sehr geehrte Damen und Herren! Letztlich ist es immer gut – auch das greife ich von der Frau Vizebürgermeisterin auf –, wenn man selbstbestimmt seine Zukunft bestimmt. Letztendlich wird das bei den GRÜNEN aber wahrscheinlich der Wähler tun, und die letzte verkehrspolitische Beurteilung, die hier im Raum steht, spricht eine eindeutige Sprache. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als nächster Redner zu Wort gemeldet hat sich GR Maresch. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Im Grunde genommen ist Kollege Stiftner ein tragischer Held. Zuerst war er Umweltsprecher der ÖVP, jetzt ist er Verkehrssprecher, und in der nächsten Legislaturperiode wird er Privatmann sein. Jetzt könnte man natürlich sagen, die ÖVP war wahnsinnig zufrieden mit seiner Politik. (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Roman Stiftner.) Moment! Kommt gleich! Kommt gleich! Kommt gleich! (Zwischenruf von GR Dkfm Dr Fritz Aichinger.) Ja, bleiben wir gleich bei der Wahrheit! – Ich kann mich nicht erinnern, dass Kollege Juraczka, Ihr nichtamtsführender Stadtrat, Sie bei irgendeiner Debatte in letzter Zeit noch als Verkehrssprecher vorgestellt hat. Ich weiß nicht, warum! Ich möchte Ihnen nur eine Kleinigkeit auf den Weg mitgeben: Die ÖVP hatte in der letzten Nationalratswahlkampagne in ihrem Programm die Begegnungszone. Das ist eine steirische Erfindung, das hat eine ÖVP-Verkehrslandesrätin erfunden. Und das wurde nicht in einer Dorfgemeinde, sondern in Graz umgesetzt, und zwar auf dem Sonnenfelsplatz. Und meines Wissens ist Graz doch ein bisserl größer als eine Landgemeinde, und es gibt übrigens dort einen ÖVP-Bürgermeister, der das damals mit einer schwarz-grünen Stadtregierung umgesetzt hat. Den Sonnenfelsplatz gibt es noch immer als Shared Space beziehungsweise Begegnungszone, und das wird nach wie vor als großer Erfolg gefeiert. Ich weiß nicht, warum Sie damit nicht leben können und wie Sie auf die Idee kommen, dass das nur in Kleinstgemeinden notwendig oder möglich ist. Das verstehe ich nicht! Aber es ist ja ganz egal! Ich denke jetzt nur an die Wehleidigkeit, mit der die ÖVP reagiert hat. – Überlegen Sie einmal, welche Verkehrspolitik Sie in dieser Zeit betrieben haben! Zuerst haben Sie 100 000 Unterschriften gegen das Parkpickerl gesammelt. Gleichzeitig haben Sie aber gesagt, dass man ein Parkpickerl braucht. Das war für viele Menschen schwierig. Dann hat es eine Abstimmung darüber gegeben, aber diese ist anders ausgegangen, als Sie es gerne gehabt hätten. Dann haben Sie gesagt, dass wir ganz Wien über die Mariahilfer Straße abstimmen lassen sollen. – Herr Homole hat auch nicht gleich zwei Mal ganz Wien über den 18. Bezirk abstimmen lassen! Herr Homole hat auch nicht ganz Wien über Tempo 30 in der Martinstraße und Umgebung abstimmen lassen, sondern eben nur dort. Wir haben in Wirklichkeit in den beiden betroffenen Bezirken Mariahilf und Neubau abstimmen lassen. Und da waren nicht nur ein paar Grün-Sympathisanten mit der Frau Vizebürgermeisterin in einem Kaffeehaus, sondern wir haben dort alle Haushalte aufgesucht. Es hat eine sehr lange Debatte mit vielen, vielen Menschen auf der Straße, auch mit der ÖVP, mit dem ÖAMTC und mit wem auch immer gegeben, und dann haben jene Personen abgestimmt, die bei einer Bezirkswahl – also nicht bei einer Landtags- oder Gemeinderatswahl, sondern bei einer Bezirkswahl – stimmberechtigt sind. Die haben dort abgestimmt. Und wenn Sie jetzt hergehen und sagen, dass die Geschäftsleute nicht abstimmen durften, dann ist das einfach sehr wehleidig! Da könnte man ja auch sagen, dass bei allen Abstimmungen im 1. Bezirk, die die Frau Stenzel durchgeführt hat – ich weiß, dass sie jetzt nicht mehr bei der ÖVP, sondern bei der FPÖ ist°–, auch nur eine bestimmte Gruppe von Menschen abstimmen durfte. Dabei ist es immer darum gegangen, wer von der Stadtregierung oder in diesem Fall von der Bezirksregierung legitimiert wurde. Das war so. Jetzt aber kommen Sie her und wollen uns irgendwie zeigen, dass wir das und jenes nicht getan haben und gescheitert sind. – Nein! Gescheitert ist nicht die Frau Vizebürgermeisterin, und gescheitert ist auch nicht die Verkehrspolitik der rot-grünen Stadtregierung, sondern gescheitert ist vielmehr die ÖVP! Wenn da jemand gescheitert ist, dann ist es die ÖVP, und zwar deshalb, weil sie in Wirklichkeit die Abstimmung über die Mariahilfer Straße verloren hat. Und die ÖVP hat auch die Abstimmung über das Parkpickerl verloren. Und sie wird auch in Zukunft verlieren. Jetzt sage ich Ihnen noch etwas: Sie haben ein Problem auch bei dieser Wahl. Es verhält sich ja nicht so, dass Ihre Zahlen bei den Meinungsumfragen jetzt in den Himmel hinauf zischen und Sie plötzlich über 25 Prozent haben werden wie seinerzeit unter Busek. Vielmehr werden Sie möglicherweise, wenn es blöd hergeht, Fünfte. Das ist ja wohl nichts für die ehemals große Partei! Und dann sagen Sie uns, wir hätten verloren, wir seien gescheitert? – Nein! Nicht wir sind gescheitert, sondern die ÖVP ist gescheitert! Und die Reaktion auf dieses Scheitern war ein Auswechseln der halben Mannschaft für die nächste Wahl. So war es! Darum meine ich, dass man schon aufzählen kann, was wir in der Verkehrspolitik in Wirklichkeit zusammengebracht haben. – Ganz kurz: Wir haben die Jahreskarte um 365 EUR in Wien eingeführt. Die Zahl der Jahreskartenbesitzer ist auf über 650 000 gestiegen. Und wenn Sie sagen, dass wir jedes Jahr 700 Millionen hineinbuttern müssen, dann frage ich Sie: Was tun denn die Niederösterreicher betreffend öffentlichen Verkehr? Was tun andere Bundesländer? Der öffentliche Verkehr ist nicht einfach – wenn man es so ausdrücken will – gewinnbringend durchzusetzen. Das geht nicht! Oder wollen Sie für die Jahresskarte 1 000 EUR verlangen? Dann würde wahrscheinlich kaum jemand mehr mit den Öffis fahren! Das Zweite ist die Tempo-30-Geschichte. – Alle Verkehrsexperten sagen, dass Tempo 30 dazu führt, dass die Zahl der Verkehrstoten weitaus geringer ist als vorher. Wir haben diese Zahl mehr als halbiert. Schon unter StR Schicker ist viel weitergegangen, jetzt wurde das noch forciert, und die Verkehrstotenzahl ist rückläufig. Sollen wir die Leute jetzt wieder schneller fahren lassen und wieder mehr Verkehrstote haben? – Das wollen Sie sicherlich nicht! Unsere Avancen – wenn man es so ausdrücken will – an die niederösterreichische Landesregierung betreffend S- Bahn-Verbesserung sind gescheitert, und zwar nicht, weil wir das nicht konnten, sondern weil die Niederösterreicher ganz einfach gesagt haben: „Nein! Das machen wir nicht!“ Demnächst wird die S3 bis zum Krankenhaus Nord und ein Stück weiter bis zur Station Großjedlersdorf fahren, aber eigentlich hätte sie bis Stockerau fahren müssen! Der Verkehrslandesrat von Niederösterreich hat jedoch gesagt, dass er das nicht zahlt und einfach nicht macht. Sie hätten die Möglichkeit gehabt, mit ihm zu reden und ihn zu überzeugen. (GR Gerhard Kubik: Der ist von der ÖVP!) Genau! Der ist von der ÖVP! Danke für den Hinweis! Es ist kein Roter und kein Grüner, sondern er ist bei der ÖVP. Stattdessen quälen Sie uns aber die ganze Zeit, dass wir irgendwohin eine U-Bahn ausbauen sollen, zum Beispiel nach Purkersdorf oder nach Gerasdorf oder nach Schwechat oder wohin auch immer. – Da frage ich mich dann: Wenn die nicht einmal die Schnellbahn nach Stockerau zahlen, warum sollten Sie dann die U-Bahn zahlen? Die kostet noch viel mehr! Ich frage mich also ganz ernsthaft: Was ist passiert mit Ihnen? Wir als rot-grüne Stadtregierung haben uns endlich einmal mit den schlechten Luftwerten, die es in dieser Stadt vorher gab, befasst. Wir haben jetzt in Wirklichkeit viel weniger Feinstaubüberschreitungen als vorher. Wir haben weitaus mehr Lärmschutz. Wir haben weniger Ozonüberschreitungen, obwohl der Sommer so heiß war, und auch betreffend Stickoxide haben wir etwas zusammengebracht. Warum? – Weil der Individualverkehr auf Grund der rot-grünen Verkehrspolitik auf ein erträglicheres Maß gesenkt wurde, und zwar einerseits durch die Parkraumbewirtschaftung und andererseits durch das 365-EUR-Ticket. Sie jedoch sprechen von „Aufhalten“! Dazu sage ich Ihnen ganz konkret: Ich weiß nicht, ob es viele Leute gibt, die in der Nelkengasse ins Auto gestiegen und damit in die Zollergasse gefahren sind! Das sind 30 m! Da haben sie das Auto wahrscheinlich geschoben! Kein vernünftiger Mensch würde das tun! – Maria Vassilakou hat Ihnen auch erklärt, wie das mit der Kärntner Straße ist, und ich sage Ihnen: Wenn jemand früher mit dem Auto aus der Nelkengasse in die Zollergasse gefahren ist, dann musste er auch ein bisschen einen Umweg machen, denn erstens waren die Zuläufe zur Mariahilfer Straße früher anders, und zweitens hätte er dann möglicherweise auf der anderen Seite nicht so leicht einen Parkplatz gefunden, und ich glaube, dass er dann vermutlich noch viel länger unterwegs gewesen wäre. Also: Kein vernünftiger Mensch setzt sich ins Auto und fährt so herum, sondern jeder vernünftige Mensch geht diese 30 m zu Fuß. Das geht ganz fix in 5 Minuten, überhaupt kein Problem! Nachdem Sie mit der Wiener Wirtschaftskammer doch zu tun haben, muss ich Ihnen auch sagen: Ich bin vor Kurzem mit dem Fahrrad die Mariahilfer Straße hinaufgefahren, und da habe ich einige nette junge Menschen mit blauen Zetteln gesehen. Als ich mir das anschaue, sehe ich, dass auf diesem blauen Zettel mit dem Titel „Die neue Mahü“ steht: „Auch mit dem Auto können Sie in der neuen Mahü einkaufen.“ Und dann ist eine ganze Liste von Parkgaragen angeführt. Da frage ich mich ganz ernsthaft: Warum reiten Sie noch immer gegen die neue Mahü, wenn Ihr Geldgeber, die Wiener Wirtschaftskammer, längst ganz anders disponiert hat? Sie sagen in Wirklichkeit, dass die Mariahilfer Straße nicht rückgebaut werden kann und auch nicht rückgebaut werden wird. Und ich glaube, Sie werden auch gar nicht in die Gelegenheit kommen, das rückzubauen, denn wenn Sie unter 10 Prozent sind, dann wird sich das eh nicht ausgehen! Ganz ehrlich! Noch einmal: In der Steiermark – und dort haben Sie übrigens jetzt den Landeshauptmann – ist die Begegnungszone am meisten propagiert worden, und auch daher verstehe ich überhaupt nicht, warum Sie so wahnsinnig dagegen sind! Im Moment wird die Begegnungszone massiv angenommen, und seitens der Wirtschaftskammer heißt es, dass man dort eh fahren kann, und es werden sogar eigene Zettel mit den Adressen der Parkgaragen ausgegeben. – Alles ist also wunderbar! Ganz zum Schluss sage ich Ihnen noch einmal: Ja, wir haben es als einziges Bundesland zusammengebracht, erstens die Stickoxidwerte und die Feinstaubwerte so zu senken, dass wir voraussichtlich von der EU sozusagen „keine drauf kriegen“ wie alle anderen Bundesländer. Und zweitens gibt es viele Verbesserungen im Zusammenhang mit Tempo 30 auch im Hinblick auf die Verkehrstoten. Wir werden diese Zahl hoffentlich gegen null bringen. Zu allerletzt sage ich Ihnen: Nein! Die Autofahrer sind keine Parias, überhaupt nicht! Und die Fußgeher sind auch nicht übrig geblieben. – Wir sagen, es braucht ein vernünftiges Miteinander aller Formen, des motorisierten Individualverkehrs, des Radverkehrs, des öffentlichen Verkehrs und natürlich des Zu-Fuß-Gehens. Auch Sie benützen wie alle anderen all diese Verkehrsmittel, und daher brauchen wir ganz einfach ordentliche Formen. Es kann nicht sein, dass nur das Auto dominiert. Und auch die Fußgänger werden nicht überall dominieren, das ist überhaupt nicht möglich. Aber ich möchte Sie daran erinnern, dass die Fußgänger 100 Prozent aller Verkehrsteilnehmer ausmachen, weil jeder auch zu Fuß geht. Noch einmal, Kollege Stiftner: Sie werden heute noch eine andere Rede halten. Aber ich muss Ihnen ehrlich sagen: Für mich sind Sie bei dieser Geschichte wirklich der tragische Held, denn die ÖVP hat in der Verkehrspolitik echt nichts zusammengebracht! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Baron. Ich erteile es ihm. GR Karl Baron (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich kann den Ausführungen von Kollegen Stiftner eigentlich in allen Punkten zustimmen und diese Punkt für Punkt wirklich unterschreiben: Die Verkehrspolitik der GRÜNEN in der letzten Legislaturperiode ist für Unternehmer in Wien und auch für Teilnehmer am Individualverkehr eigentlich eine einzige Provokation! Immer mehr Betriebe siedeln natürlich ins Umland ab. Manche Betriebe müssen aus unterschiedlichsten Gründen hier bleiben, aber die anderen gehen, sie suchen sich einen leichteren Weg und gehen dorthin, wo sie willkommen sind. Dadurch gehen uns in Wien natürlich enorm viele steuerliche Mittel ab, die eigentlich dringend benötigt werden, wie man feststellt, wenn man sieht, wie sich der Haushalt in Wien darstellt und wie die Verschuldung ausschaut. – Versetzen wir uns in die Lage, ein Unternehmer in Wien zu sein, etwa der Unternehmer eines Handwerksbetriebes, der permanent in Wien in der Innenstadt zu tun hat, sei es ein Elektriker, ein Installateur oder ein ähnlicher Betrieb: Es gibt schon viele Unternehmer, die ihren Kunden sagen, dass sie, wenn kein Parkplatz vor der Türe ist, zumindest das eigene Auto hinstellen sollen, bis der Lieferwagen kommt, weil sie sonst den Auftrag nicht annehmen können. Die Handwerker wissen sonst nämlich im Vorhinein überhaupt nicht, wie lange es dauern wird und wo der Klein-LKW stehen wird. (Zwischenruf von GR Ernst Woller.) Wie soll das gehen? Sie verstehen das nicht! Es ist für jeden Arbeiter unzumutbar, eine schwere Handwerkskiste zwei Straßen weiter zu transportieren, und das nur deshalb, weil die Stadt Wien eigentlich nichts anderes tut, als Parkplätze zu vernichten. Das ist für Unternehmer eine unzumutbare Situation, die geändert werden muss! (Beifall bei der FPÖ.) Zum flächendeckenden Parkpickerl: Warum sind Unternehmer davon nicht ausgenommen? Warum ist ein Handwerksbetrieb mit irgendwelchen bürokratischen Hürden konfrontiert, bis er zu einem Parkpickerl kommt? Und dieses kostet ihn immer noch 4 000 EUR! Die Wirtschaft gehört davon ausgenommen! Wenn wir schon eine Parkraumbewirtschaftung haben, bei der die Bürger praktisch permanent abgecasht werden, dann sollen wenigstens die Wirtschaftsbetriebe, die permanent jeden Tag damit zu tun haben, davon ausgenommen sein! (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Oder schauen wir uns die Straßensperren wegen Demonstrationen an, wie wir das etwa gestern erlebt haben! (Weiterer Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Seien Sie mir nicht böse: Das ist doch ein typisches Beispiel von absoluter Provokation! Wie kommen die Wienerinnen und Wiener dazu, dass sie mit dem Auto praktisch eingesperrt sind, weil sich ein paar Grüne mitten auf dem Ring auf die Wiese setzen, eine Demonstration abhalten und allen Wienern die lange Nase zeigen? (Beifall bei der FPÖ.) Das ist eine bodenlose Gemeinheit! Und jetzt fallen mir ein paar Worte ein, die ich hier jetzt lieber nicht sage! Die Straßenrückbauten finden ja nicht nur im innerstädtischen Bereich statt. Seien wir uns ehrlich! Nicht einmal Industriegebiete werden davon verschont! Schauen wir uns einmal im 22. Bezirk das Gebiet um die Hermann- Gebauer-Straße an! (GR Mag Rüdiger Maresch: Ist dort der Ferrari hängen geblieben?) Dort gibt es Kreisverkehre, bei denen Sattelschlepper nicht ums Eck kommen. Dieser Kreisverkehr musste vor wenigen Jahren um teures Geld wieder rückgebaut werden. Abgesehen davon ist dort ein Kreisverkehr das Unnötigste, was es überhaupt gibt, denn die Querstraße wird kaum frequentiert und ist nur eine Zubringerstraße zu zwei oder drei Betrieben. Meine Damen und Herren! Diesbezüglich muss gewaltig umgedacht werden! Wenn wir es nicht schaffen, eine Umdenkphase einzuleiten, dann ist der Wirtschaftsstandort Wien für viele, viele Jahre verloren! Und eine Neuauflage dieser unsäglichen Koalition, die für die Wiener und Wienerinnen und auch für die Betriebe nur Schaden bedeutet, ist eigentlich nichts anderes als eine gefährliche Drohung. Das muss verhindert werden, und diese Verhinderung werden wir im Oktober durchführen, dessen können Sie sicher sein! (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben es in den letzten fünf Jahren ohne dringend nötige Straßenbauten, die die Stadt Wien längst braucht – das wurde auch in der vorigen Periode schon verschlafen –, trotzdem geschafft, die Schulden der Stadt Wien zu verdoppeln, ja sogar mehr als zu verdoppeln. Es sind schon über fünf Milliarden, über fünf Milliarden Schulden, die jeder Wiener eigentlich mitzutragen hat und die die nächsten Generationen irgendwann zurückzahlen müssen, dann, wenn Sie schon längst nicht mehr dafür verantwortlich sind, in Pension sind und eine fesche Pension abkassieren. Meine Damen und Herren! Diese Politik hat Sie nach neuesten Umfragen rund ein Viertel Ihrer Wähler gekostet. Damit meine ich die Sozialdemokratische Partei. Ich denke, das allein wird genügen, dass wir nach den Wahlen ein Umdenken haben, dass man eventuell überlegt, andere Parteien als die GRÜNEN oder die NEOS vielleicht ins Boot zu holen. Ich denke, es werden andere Zeiten anbrechen, es werden andere Leute verantwortlich sein, und ich denke, das ist gut so. – Auf Wiedersehen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Kubik. Ich erteile es ihm. GR Gerhard Kubik (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Weil der Herr Vorsitzende Schuster bei der Einleitung zu einer Stimmung beigetragen hat, die so angenehm ist, habe ich schon gedacht, es gibt keinen Wahlkampf, und habe das irgendwie ausgeblendet, aber jetzt habe ich gesehen, es gibt Wahlkampf. (GR Mag Wolfgang Jung: Bei der SPÖ merkt man nichts davon!) Der Herr Jung ist auch einmal herinnen, das hört man gleich, aber es macht ja nichts. Ich habe mir natürlich einiges aufgeschrieben, aber der Herr Baron sorgt immer dafür, dass ich alles über den Haufen werfen muss, denn er sagt so viele Sachen, wo ich mir denke, wie kann er das meinen. Also wenn er sagt, Handwerker kommen nicht mehr zu einer Baustelle, sprich, jetzt zu einer Wohnung, weil sie vor der Tür nicht parken können … (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Herr Jung, Sie können sich eh zu Wort melden. Manchmal ist es schon gut, wenn man vielleicht ... (Ruf bei der SPÖ: Besser nicht!) Besser nicht? Also lassen wir ihn reinschreien. Wurscht. Jetzt kann ich mich noch an die Zeit erinnern, wo es im 2. Bezirk das Parkpickerl, das ja von Ihnen so verdammt wird, weil es Geld kostet – die Kosten von einem Parkpickerl in der Größenordnung von in etwa 50 Cent am Tag, das ist natürlich dramatisch –, da war es schlimm, da konnten jetzt bei uns im Karmeliterviertel wirklich keine Handwerker mehr kommen, weil es nirgends einen Parkplatz gegeben hat. Heute gibt es durchaus die Möglichkeit, in der Nähe zu parken, es gibt auch die Möglichkeit, in Ladezonen auszuladen. Also ich habe das noch nicht gehört, dass eine Firma sagt, nein, dort fahre ich nicht hin, denn dort krieg ich keinen Parkplatz. Ich gehe auch davon aus, dass es auf Grund der Wirtschaftslage – das wurde ja auch international beeinflusst, dass sie so schlecht ist – den Betrieben nicht wirklich möglich ist zu entscheiden, dort, wo man keinen Parkplatz hat, fahren wir nicht hin, sondern die Auftragslage ist nicht so gut, dass man es sich aussuchen kann. Das wäre schöner in diesem Sinne, aber insgesamt habe ich das, wie gesagt, noch nicht gehört und ich weiß nicht, mit welchen Handwerkern der Herr Baron spricht. Also ich kenne diese nicht. Dass mit dem Parkpickerl nur die Bevölkerung abgecasht wird, möchte ich schon auch zurückweisen. Es gibt im 2. Bezirk als Beispiel sehr viele Jahre schon das Parkpickerl. Die Menschen dort sind froh, dass es das Parkpickerl gibt, dass sie die Möglichkeit haben, in ihrer Gegend auch zu parken, sie sind froh, dass es in Teilbereichen bei uns jetzt auch Anrainerparken gibt, denn vor allem bei Örtlichkeiten, die in der Nähe von Veranstaltungsorten sind, war es schwierig. Also ich glaube, das Parkpickerl an sich ist wirklich ein Erfolgsprodukt geworden. Ich kenne auch niemanden, der sagt, das ist ein Wahnsinn, das sollte man wieder abschaffen. Also das Parkpickerl ist sehr gut für die Bewohner, und das wird auch in Zukunft so sein. Man wird auch sehen, wie die weitere Entwicklung ist, da natürlich alle Bezirke, wo es das Parkpickerl heute noch nicht gibt, darüber nachdenken, ob man es einführt oder nicht. Aber diese Diskussion wird sich sicher noch über einige Jahre hinziehen. Zu den Straßenrückbauten im 22. Bezirk. Also ich kenne zufällig diese Kreuzung mit dem Kreisverkehr beim Gebauer-Weg, denn dort gibt es ein großes Möbelgeschäft, wo man halt manchmal hinfährt. Ich habe dort auch noch nie einen LKW stecken bleiben gesehen, also dürften sie doch irgendwie durchkommen. Aber macht ja nichts, man kann es für Reden hier im Gemeinderat durchaus verwenden. Aber zurückkommend zum Antragsteller des heutigen Tages. Ich war sehr überrascht, als ich die vielen Anträge gesehen habe. Da habe ich mir gedacht, vielleicht könnte man seitens der ÖVP einmal die eigenen Kollegen, die in den Bezirksvertretungen auch Verantwortung tragen, dazu bringen, dass sie Maßnahmen setzen, die der Verkehrssicherheit dienen. Es ist heute in der Zeitung eine Straße angeführt, wo die Kinder nicht über die Straße kommen. Im selben Bezirk gibt es eine Kreuzung, wo etwas Schreckliches passiert ist. Das Spannende ist: In beiden Fällen sind es Bezirksstraßen. Das heißt, aus dem Bezirksbudget sind durchaus Maßnahmen möglich, bis hin zu einer Ampelanlage, die auch vom Autobus beeinflusst werden kann. Warum wurde das nicht gemacht? Wenn dann in diesem Bezirk, wie ich weiß, Rücklagen in der Höhe von mehr als 2,5 Millionen bestehen, dann verstehe ich es gar nicht mehr, denn die erste Maßnahme, wenn irgendwas passiert, ist zu schauen: Was können wir machen? Ein Zebrastreifen auf offener Strecke des Autobusses geht nicht, das wissen wir, weil es eine Sicherheit vortäuscht, die nicht vorhanden ist. Warum ich dann dort nicht eine Ampel auf Bezirkskosten mache, verstehe ich nicht. Ich kann nicht immer alles abladen auf andere und sagen, die machen es nicht. Die sind dafür nicht zuständig, zuständig ist alleine die Bezirksvertretung in diesem Bezirk, und die sollte es auch tun. So gäbe es noch mehrere Beispiele in anderen Bezirken, wo die Bezirksvorsteher von der ÖVP gestellt werden und die diese Maßnahmen nicht setzen. Also vielleicht könnten Sie auch einmal intern abklären, dass man die Bezirksbudgets, die man bekommt, auch für das verwendet, wofür sie vorgesehen sind, nämlich auch für Maßnahmen zur Sicherheit im Bezirk. Ansonsten zum Generellen, um es nicht zu lange zu machen. Wir haben ja vor nicht allzu langer Zeit das Fachkonzept Mobilität als Teil des Stadtentwicklungsplanes 2025 hier beschlossen. Hier kann ich mich nur daran erinnern, dass es Kritik gegeben hat, dass der Schiffsverkehr zu wenig vorkommt, also nicht wirklich essentielle Kritikpunkte. Hier stehen zum Beispiel – für jene, die es noch aufgehoben haben, und ich hoffe, dass es mehrere sind – zwischen der Seite 77 und der Seite 79 mehrere Maßnahmen, die vor allem den Gewerbebereich, den Güterbereich und den Transport betreffen. Ich glaube, dass da viele Anregungen drinnen sind, die man umsetzen kann. Das Wichtigste ist natürlich zu schauen, dass der Verkehr flüssig bleibt. Es gibt aus meiner Sicht auch keine Maßnahmen, die gesetzt wurden, um irgendwo Stau zu provozieren. Dass manchmal vielleicht Aussagen von Kollegen, auch seitens der Grünen Fraktion, dann in den Zeitungen transportiert und kolportiert werden, die vielleicht nicht ganz so gesagt wurden oder gemeint waren, mag schon sein. Also es gibt sicher mit unserer Beteiligung nichts – da ist aber auch seitens des grünen Ressorts nie etwas gekommen –, dass man irgendwo Maßnahmen setzt, um Stau zu bewirken, damit die Leute da nicht mit dem Auto fahren, sondern es gibt Verkehrsmaßnahmen, die beruhigen sollen. Hier sind speziell natürlich jene Verkehrsmaßnahmen zu setzen, die dort stattfinden, wo die Menschen wohnen. Tempo-30-Zonen, Verkehrsberuhigung, Fußgängerbereiche, Wohnstraßen, das sind alles Maßnahmen, um die Lebensqualität der Menschen, dort, wo sie zu Hause sind, zu heben. In diese Richtung haben wir gearbeitet, in diese Richtung ist auch das Mobilitätskonzept zum Stadtentwicklungsplan abgestimmt, und das wird auch in Zukunft so gemacht. Wenn halt jetzt in Zeiten des Wahlkampfes, jetzt zweieinhalb Wochen vor der tatsächlichen Auseinandersetzung, immer auch wieder Maßnahmen transportiert werden und in Zeitungen kommen, wo steht, das und das wird zurückgebaut, so sind das Ideen, die jetzt im Wahlkampf durchaus auch kontroversiell diskutiert werden, die aber schon auch aufzeigen, dass es auch Unterschiede gibt. Koalitionspartner bedeutet ja nicht, dass wir in jeder Frage einer Meinung sind, dass wir jeden Umbau, den sich jetzt die SPÖ oder die GRÜNEN vorstellen, sofort machen, sondern das wird intern diskutiert. Manchmal kommt man zu dem Schluss, das sollte man weiter verfolgen, manchmal kommt man zu dem Schluss, besser nicht, denn die Maßnahme würde nur viele weitere nachteilige Maßnahmen nach sich ziehen. Hier als Beispiel die Praterstraße, wie es ja auch in den letzten Wochen immer wieder in den Zeitungen gestanden ist. Hier gibt es einen großen Unterschied zwischen der Meinung der GRÜNEN und der Meinung der SPÖ. Wir sind strikt dagegen, dass die Praterstraße auf je eine Fahrspur rückgebaut wird, die GRÜNEN, vor allem im Bezirk, wollen das jetzt vor der Wahl natürlich besonders betreiben. Diese Straße ist ja schon mehrmals umgebaut worden, zuletzt vor etwa 15 Jahren, und hier ist dann jener Punkt erreicht worden, der, glaube ich, eigentlich der wichtigste ist, wenn man Maßnahmen setzt. Das ist gemeinsam damals mit der Bezirksvertretung, mit den Geschäftsleuten, mit den Bewohnern, mit den Nutzern der Straße in einem sehr langen Prozess erarbeitet worden, wo man geschaut hat, wo es auch möglich ist, Querungsmöglichkeiten zu schaffen, damit es in einer Einkaufsstraße – wobei die Praterstraße ja nicht so die Einkaufsstraße des Bezirks ist, sondern mehr die Taborstraße – leichter und trotzdem sicher ist, die Straße zu queren. Es hat ja diesbezüglich auch einen Antrag in der gestrigen Bezirksvertretungssitzung gegeben, wo außer den GRÜNEN alle zugestimmt haben, dass diese Maßnahmen nicht gesetzt werden, weil auch die Umbaumaßnahmen natürlich, wenn es jetzt keine Hauptstraße B ist, aus dem Bezirksbudget zu bezahlen sind. Hier brauche ich einen Beschluss der Bezirksvertretung, sonst ist es nicht möglich. Das trifft auch alle anderen Straßen, die heute hier angeführt wurden in den Beschluss- und Resolutionsanträgen, ob das jetzt die Landstraße ist oder die Gumpendorfer Straße oder, oder, oder. Ich möchte nur kurz noch auf die Mariahilfer Straßen eingehen. Das war natürlich ein Thema, aber ich meine, man kann nicht die Verkehrsmaßnahmen von fünf Jahren jetzt darauf reduzieren, dass man sagt, die Mariahilfer Straße ist umgebaut, es besteht dort ein Riesenchaos, weil die Querungen, die von den Bewohnern gewünscht wurden, nicht umgesetzt werden. Es stimmt erstens nicht, dass es ein Chaos gibt. Mein persönliches Empfinden ist, dass sie sehr gut angenommen wird, dass die Leute gerne hingehen, dass jetzt die Zeit kommt, wo man einkaufen geht, dass es, wie es halt in einer Fußgängerzone ist, angenehm ist. Ich habe damals auch immer das Beispiel Wurschtelprater gebracht: Solange die Straße nicht als Fußgängerzone erkennbar war und umgebaut war, sind die Leute alle auf dem Gehsteig gegangen, jetzt geht man auch in der Mitte. Und die Querungsmöglichkeiten sind etwas schwierig, weil es eben zwei Bezirke betrifft. Wenn der 6. Bezirk sagt, die Querung hätten wir gerne, und der 7. sagt, ja, aber wir nicht, und umgekehrt der 7. sagt, die hätten wir gerne, und der 6. sagt, ja, aber wir nicht, da muss man sich erst zusammenstreiten und diskutieren, wo es jetzt eine zusätzliche Querungsmöglichkeit geben kann, weil natürlich in dem Bezirk, wo dann der Verkehr hineinfließt, auch weitere Maßnahmen notwendig sind. Das ist natürlich ein zacher Prozess, das ist überhaupt keine Frage, aber solange der nicht abgeschlossen ist und beide Bezirke meinen, das ist eine Querung, die wir beide tragen können, auch mit den Maßnahmen, die im weiteren Umfeld zu setzen sind, wird es dort auch keine zusätzliche geben. Und das ist jetzt nicht etwas, was man nach der Befragung nicht macht, weil es die Bewohner nicht wollen, sondern ganz einfach deshalb, weil die technischen Voraussetzungen noch nicht gegeben sind. Zu dem einen Antrag betreffend Runder Tisch bezüglich Versammlungen und Demonstrationen am Beispiel des gestrigen rasenfreien Rings glaube ich schon, dass es Sinn macht … (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Nicht rasenfrei! Es hieß, Rasen am Ring!) Da kann man nicht rasen, darum war der Rasen dort, da konnte man zu Fuß gehen. Wobei, glaube ich, die Idee gut ist, dass man sich nach der Wahl in der neuen Periode zusammensetzt und gemeinsam bei einem Runden Tisch, in einer Arbeitsgruppe oder wie immer das dann ausschaut, unter Federführung natürlich auch der Polizei – denn sie ist verantwortlich, Versammlungen und Demonstrationen zu bewilligen oder nicht zu bewilligen –, Maßnahmen und Vorschläge erarbeitet, wie es möglich sein kann, dass man die Belastung für jene Straße, eben den Ring, reduziert. Insgesamt tun wir uns da natürlich ein bisschen schwer, denn die Versammlungsfreiheit und das Demonstrationsrecht sind Grundrechte, zu denen wir zu 100 Prozent stehen, und ich möchte nicht in jenem Gremium sitzen, das entscheidet, ob diese Demonstration jetzt Sinn macht oder nicht. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Sie würden gerne drinsitzen. Das ist schon sehr subjektiv, und ich denke mir, das ist schon gut so, wie es ist, aber die Rahmenbedingungen zu verbessern, wäre schon sinnvoll. Also zusammenfassend glaube ich, dass in den fünf Jahren rot-grüner Verkehrspolitik vieles gelungen ist. Bei manchen Teilbereichen – ich nehme die Stadtstraße und den Lobau-Tunnel als Beispiel – sind wir, wie Sie wissen, sehr unterschiedlicher Meinung, was auch gut ist. Wir sind ja nicht ein Partei, die dieselbe Wählerklientel hat. Wir sind absolut für die Lobau-Tunnel-Querung, um den 22. Bezirk zu entlasten und in weiterer Folge für die Gebiete, wo die Menschen wohnen, auch zu erreichen, dass weniger Verkehr ist. Aber da werden wir uns auch zusammenstreiten müssen, auch gemeinsam mit Ihnen, wie immer die Konstellation einer Regierung dann ausschaut. Aber in Summe kann man sagen, es sind Maßnahmen gesetzt worden, die die Lebensqualität der Stadt, der Bewohner der Stadt deutlich erhöht haben. Dazu stehen wir. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm. GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Zuerst zur Frau StRin Vassilakou. Na, das Wort von der Gemeinsamkeit, ich glaube, das kennen sie alle zur Genüge. Ich erinnere mich gerne an die Gespräche zur Parkraumerweiterung. 150 000 Unterschriften sind auf dem Tisch gelegen, und die Frau Stadträtin hat einmal ein Gespräch geführt, dann hat es noch ein halbes gegeben, und dann war es finster. Ja, meine Damen und Herren, so schaut die Gesprächsbereitschaft aus. Wir haben Konzepte angeboten, wir von der ÖVP haben beispielsweise ein Drei-Zonen-Modell, und nix ist geworden. Das ist die Gesprächsbereitschaft der Stadträtin. (Beifall bei der ÖVP.) Ich bin ganz weg. Der Kollege Kubik hat ja deutlich zugegeben, dass es Konflikte zwischen Rot und Grün in der Verkehrspolitik gibt. Denn wenn ich mir das harmlose Wort Begegnungszone anschaue, so hast du ja jede Menge von Konfliktpotenzial im 2. Bezirk beispielsweise aufgezeigt. Aber es ist ja alles bestens in der Verkehrspolitik, abgesehen von der Mariahilfer Straße, darüber kann man diskutieren. Da ist so viel passiert. Da hat man versucht, Tricks zu machen, welche Gruppen bei der Befragung teilnehmen dürfen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Geh, geh, geh!) Dann hat man die Ausländer dazugenommen, also die EU-Bürger, statt dass man nur die Wienerinnen und Wiener befragt hätte. In Wirklichkeit waren es zwei Bezirke, und zwei Bezirke hätten nicht mehr die EU … (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Aber mit Hilfe der Legistik der Stadt Wien kann man es sich richten, meine Damen und Herren. Über das Wort Begegnungszone kann man durchaus kontrovers diskutieren, aber sicher nicht in einer Großstadt wie Wien und sicher nicht in der Form, wie es die GRÜNEN derzeit machen. Aber vielleicht gehört das zum Wahlkampf dazu. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das steht alles im Wahlprogramm! Neun Punkte!) Es könnte ja sein, dass man eben dem roten Partner sozusagen ans Bein pinkeln will und in Wirklichkeit versucht man nur, die eigene Klientel zu befriedigen. Ihr seid heute eine 11-Prozent-Partei und gebärdet euch so, als wenn ihr die Mehrheit in der Stadt hättet. Ihr habt sie nicht. Die SPÖ und die GRÜNEN haben heute knapp 60 Prozent, die ÖVP und FPÖ haben in der Opposition 40 Prozent. Das bedeutet nicht, dass man überall drüberfahren kann, denn Bürgerbeteiligung heißt auch, mehr Bürger anders einzubinden, als ihr es oft macht. (Beifall bei der ÖVP und von GR Johann Herzog.) Na gut, schauen wir uns ein paar Sachen an wie Parkraumbewirtschaftung und Anrainerparkplätze. Die Erweiterung der Parkraumbewirtschaftung haben wir schon genannt. Die Ideen wären ja gewesen, ein West-Pickerl zu machen, andere Ideen zu haben. Was war? Nix war! Man hat nur die Zonen ausgeweitet bis zum Wienerwald – so zum Beispiel im 16. Bezirk passiert, im 17. Bezirk –, und jetzt wollen die GRÜNEN auf einmal zwischen 7. und 8. Bezirk gemeinsam neue Zonen schaffen. Also das ist ja wirklich absurd. Zuerst redet man davon, das für jeden einzelnen zu machen, und wir fordern sozusagen für größere Areale ein Pickerl – und nichts! Und jetzt kommen Ideen raus. (GR Mag Rüdiger Maresch: Du hast es nicht verstanden!) Wir haben offensichtlich alle Wahlkampf, und die Ideen werden halt jetzt im Wahlkampf jedes Mal in irgendeiner Weise vermarktet. Aber denken wir an das Parkpickerl und die Anrainerparkplätze. Meine Damen und Herren, die Schnapsidee, an 7 Tagen 24 Stunden ein absolutes Halteverbot dort zu verfügen, ist Wahnsinn. Tagsüber sind die Parkplätze leer, am Abend suchen die Leute (GRin Dr Jennifer Kickert: Und haben sehr gute Chancen!), weil es eine 105-, 110-prozentige Überparkung gibt. Das ist wirklich verkehrspolitischer Nonsens. Und es ist wurscht, wohin man schaut, es sind so viele Dinge, ob das das Fahrradwegenetz ist, die Fahrradschnellstraßen, die Ausweitung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsrouten. Ich kann mich erinnern, der Rüdiger hat einmal die Nachtgeschwindigkeitsbegrenzung von 50 auf 30 an Durchzugsstraßen wie dem Gürtel verlangt. Also größere Schnapsideen, glaube ich, gibt es nicht. Und da gibt es noch so Ideen von grünen Bezirkspolitikern bezüglich der Westeinfahrt. Während der Zeit, wo die U4 umgebaut wird, will man im Westen von Wien nur noch eine einspurige Straße machen und auf der anderen Spur den Ersatzbus fahren lassen. Wir haben ja schon einmal das Chaos beim Umbau der Westeinfahrt erlebt, und ich möchte es, meine Damen und Herren, nicht wieder erleben. Abgesehen davon ist der Parkplatzsuchverkehr größer geworden. Mein Kollege Stiftner hat auch schon darüber gesprochen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Du parkst immer dort, wo die E-Tankstelle ist!) Ja, dort ist es Privatgrund der Stadt Wien. Ich behindere niemanden, und außerdem habe ich mich beim Portier des Amtshauses gemeldet und bin jederzeit in der Lage, dort wegzufahren. (GR Mag Rüdiger Maresch: Hast du ein Elektroauto? Nein, hast du nicht!) Abgesehen davon, dass es ein dringender Termin im Amtshaus war. Man sollte schon wissen, was man macht, wenn man auf diesem Niveau Kollegen anschwärzt. Aber ich danke für die grünen Fotos, die ihr so nett gemacht habt. Ruhender Verkehr und Fließverkehr. Wir kennen alle das Thema. Wie oft? 74 Mal war heuer schon der Ring gesperrt. 74 Mal! Ich glaube, an jedem vierten Tag ist der Ring zu. Meine Damen und Herren, eine zentrale Straße rund um den 1. Bezirk! Wer will, wenn er nicht in den 1. Bezirk muss, sozusagen nicht auf dem Ring fahren? Das ist die einzige Möglichkeit, auf der anderen Seite vielleicht die Lastenstraße, weil es eine Einbahn in diese Richtung ist und die Lastenstraße, die Zweierlinie oder die U2-Linie auf der anderen Seite zurück. Gerade zu diesem Thema haben wir schon einen Runden Tisch gefordert, und ich bringe mit meinem Kollegen Roman Stiftner den folgenden Beschlussantrag betreffend Runden Tisch zur anwohner- und wirtschaftsfreundlichen Organisation von Versammlungen und Demonstrationen ein. Meine Damen und Herren, es ist undenkbar, dass man in einer wirtschaftsfreundlichen Stadt – denn ohne Wirtschaft gibt es kein Leben in dieser Stadt – so mit den Bewohnern beziehungsweise mit dem Wirtschaftsverkehr umgeht. Das geht einfach nicht. Wir müssen einfach miteinander reden, aber nicht in dem Sinne, wie die Frau Stadträtin vorher schon gesagt hat. Sie bietet ein Gespräch an und verweigert gleichzeitig das Gespräch, und so kommt mir das vor bei unserer Forderung nach einem Runden Tisch. In dem Sinne fordere ich auch die sofortige Abstimmung des Antrages. (Beifall bei der ÖVP.) Ich komme zum Abschluss. Ich glaube daher, der 11.10. wird eine echte Zäsur für unsere Stadt sein. Es wird auch in verkehrspolitischer Hinsicht hoffentlich Vernunft einkehren, und dafür steht die Österreichische Volkspartei. Es geht nicht darum, eine Verkehrsteilnehmergruppe gegen die andere auszuspielen, wie das jetzt in der grünen Verkehrspolitik gemacht wird, sondern es geht um ein sinnvolles Miteinander. Rüdiger Maresch hat vom sinnvollen Miteinander gesprochen, ich glaube nur, wir haben unterschiedliche Ansätze von diesem sinnvollen Miteinander. In dem Sinne, meine Damen und Herren, glaube ich, dass es besser ist, nicht die Ideologie voranzusetzen, sondern die Lebensqualität in dieser Stadt für die Menschen, die hier wohnen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Es liegt eine Reihe von Anträgen vor, alle von der ÖVP. Erster Antrag betreffend keine Verkehrsschikanen, kein Fahrbahnrückbau auf der Ringstraße. Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist die Zustimmung der ÖVP und der FPÖ und daher die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt. Der nächste Antrag betreffend keine Verkehrsschikanen, kein einseitiger Rückbau der unteren Landstraßer Hauptstraße. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die ÖVP und die FPÖ und daher nicht die notwendige Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Der dritte Antrag betrifft keine Verkehrsschikanen, kein einseitiger Rückbau der unteren Gumpendorfer Straße. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Dasselbe Ergebnis mit ÖVP und FPÖ und daher nicht die Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Der vierte Antrag betreffend keine Verkehrsschikanen, Einrichtung zusätzlicher Querungsmöglichkeiten für den Autoverkehr auf der Mariahilfer Straße. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Die ÖVP und die FPÖ und nicht Mehrheit, daher ist der Antrag abgelehnt. Antrag fünf betreffend keine Verkehrsschikanen, kein einseitiger Rückbau, Begegnungszone der unteren Favoritenstraße. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die ÖVP, die FPÖ, somit die Minderheit. Daher ist der Antrag abgelehnt. Der sechste Antrag betreffend keine Verkehrsschikanen, kein einseitiger Rückbau der Praterstraße. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – ÖVP, FPÖ. Das ist die Minderheit und daher abgelehnt. Der siebente und letzte Antrag betreffend Runder Tisch zur anwohner- und wirtschaftsfreundlichen Organisation von Versammlungen und Demonstrationen. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die ÖVP und die FPÖ und daher Minderheit. Auch dieser Antrag ist abgelehnt. Wir kommen nun wieder zurück zur Tagesordnung. Die Sitzung wurde vor der Postnummer 30 für die Dringliche Anfrage unterbrochen. Daher nehme ich jetzt die Sitzung wieder auf, und es gelangt nunmehr Postnummer 30 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Zusatzsubvention an den Verein This human world / Diese Menschenwelt, Verein zur Förderung und Verbreitung von Menschenrechtsthemen. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Wer dieser Post zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN und daher mehrstimmig angenommen. Zu Postnummer 31 der Tagesordnung, sie betrifft eine Zusatzsubvention an den Verein LET’S CEE Filmfestival, liegt keine Wortmeldung vor. Wer der Post 31 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN und daher mehrstimmig so angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 58 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an biohelp – biologischer Pflanzenschutz-, Nützlingsproduktions-, Handels- und Beratungs GmbH. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag Czernohorszky, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Hufnagl. Heinz, „the floor is yours“. GR Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geschätzter Herr Vorsitzender! Sehr geschätzter Herr Berichterstatter! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen vom Wiener Gemeinderat! Ganz, ganz kurz zum Akt. Biohelp Handels- und Beratungs GmbH ist die! Firma, die! Produktionsstätte für Nützlinge in Österreich und der! wesentliche Faktor, dass wir in der biologischen Landwirtschaft in Österreich Schädlinge nicht mehr mit Pestiziden gleichsetzen müssen. Nachdem diese sehr ehrenwerte Firma als Partner der biologischen Landwirtschaft, aber auch des Zentrums Cobenzl der Stadt Wien auch Projekte wie die naturnahe Grünoase oder den Pflanzenschutzpfad durchgeführt hat, wurde einer Subventionsbeantragung von 65 400 EUR an die MA 22 von dieser eine positive Bewertung gegeben. Der Umweltausschuss hat sich einmütig dieser Bewertung angeschlossen, und ich bitte die Damen und Herren, auch dieses Geschäftsstück mit breitest denkbarer Mehrheit zu bejahen. Erlauben Sie mir mit freundlicher Billigung des Herrn Vorsitzenden, dass ich einige Minuten ein paar Worte in eigener Sache an dieses erlauchte Auditorium richten darf. Es war der 28. September 1984, als genau von dieser Stelle, von diesem Rednerpult mit donnernd kräftiger Stimme bedeutsame, zeitlose Sätze an den Wiener Gemeinderat formuliert wurden. Ich darf zitieren: „Der Bürger, dem es zu dienen und sein Wohlergehen zu sichern gilt, dieser Bürger ist keine statistische Durchschnittsgröße. Den Durchschnittswiener, die Durchschnittswienerin gibt es nicht. Jeder Einzelne oder jede Einzelne mit höchstpersönlichen Eigenschaften, Lebensläufen, Anliegen und Problemen ist es, dem und der unsere Aufmerksamkeit zu gelten hat. Als Sozialdemokrat bekenne ich mich dazu, dass wir diese millionenfache Vielfalt als gleichwertig zu betrachten haben und dementsprechend auch unsere Handlungen setzen müssen.“ Diese klaren Worte stammten aus der Antrittsrede von Bgm Dr Helmut Zilk. Und ich darf in aller Bescheidenheit hinzufügen: Ich schätze mich glücklich, Repräsentant und Bürger dieser Stadt zu sein, in der unser aktueller Bürgermeister mit der gleichen Festigkeit, mit der gleichen Wertehaltung auch jenen Menschen begegnet, die kurzfristig unsere Hilfe, das Allernotwendigste zum Überleben brauchen und nach einer entsprechenden seriösen Prüfung möglicherweise auch eine Asylberechtigung erhalten und damit in unserer Stadt nach einem Leben mit Kriegs- und Terrorwahnsinn eine zweite Chance auf ein neues Leben bekommen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Diese Grundsatzrede war für mich besonders einprägsam und unauslöschlich, wurde ich doch am Beginn dieser Sitzung zusammen mit meiner lieben Kollegin Herta Slabina aus Favoriten als neues Mitglied des Gemeinderates und Landtages angelobt, und ich hatte noch ein bisschen Selbstzweifel, ob sechs Jahre Erfahrung in der Meidlinger Bezirksvertretung ein ausreichendes politisches Rüstzeug wären, um hier den mittleren Weihen der Kommunalpolitik auch entsprechen zu können. Meine Damen und Herren! Ich lade Sie jetzt zu einer ganz kurzen Zeitreise im Expresstempo ein. Bleiben wir noch ganz kurz beim Jahre 1984. Falco war seiner Jeanny noch nicht begegnet, der Life Ball und die Lange Nacht der Museen waren noch ungeboren, die Donauinsel samt Entlastungsgerinne, vulgo Neue Donau, erst im Werden. Es gab weder den Nationalpark Donau-Auen noch den Biosphärenpark Wienerwald. Das Wiener U-Bahn-Netz bestand nur aus den Stammstrecken der U1, U2 und U4. An einen Nachtbetrieb an den Wochenenden war nicht im Entferntesten zu denken. Das Radwegenetz hatte gerade einmal ein Viertel der heutigen Streckenlänge. Statt aktuell 862 hervorragende Parkanlagen in Wien hat das damalige Stadtgartenamt, heute die Stadtgärten Wiens, gerade einmal 500 Grünflächen zu betreuen gehabt. Das Fernwärmenetz war noch im Aufbau, und das Kraftwerk Freudenau wurde erst 14 Jahre später in Betrieb genommen. Ein wichtiger Einspeiser unserer Wasserversorgung, die Pfannbauernquelle, lag noch so weit von der II. Hochquellenwasserleitung entfernt wie die Vollbiologie von der Kläranlage in Simmering, wo heute eine Energieeinspeisung erfolgt statt massiven Energieverbrauchs, wie es sonst bei allen Kläranlagen weltweit der Fall ist. Urban Gardening und gemeinsame Dachgärten waren ebenso unbekannt wie Fotovoltaik auf städtischen Amtsgebäuden. Der ÖkoBusinessPlan lag in der Zukunft und die thermische Wohnhaussanierung, Thewosan genannt, war erst im Entstehen. Von einer Ausdehnung auf Objekte des Gewerbes, der Industrie und auf Bürohäuser war man noch sehr, sehr weit weg. Und die zwischenzeitig in Wien zur Selbstverständlichkeit gewordenen bildungspolitischen Leuchttürme, hätte ich beinahe gesagt – aber die sind heute von Dr Schock eher despektierlich behandelt worden, ich sage daher, bildungspolitische Highlights –, Gratiskindergarten, Gratisnachhilfe für alle 6- bis 14-Jährigen, die Ausbildungsgarantie für alle jungen Menschen dieser Stadt und Wiens tolle Hauptbibliothek waren noch so lange keine Themen wie die heutigen Ausführungen unserer Frau VBgmin Mag Brauner zu der Stadt von Forschung, Technologie und Innovation. Frauenförderung und Integrationsmaßnahmen gab es erst in punktuellen Ansätzen. Heute sind sie zentrale Elemente eines eigenen wichtigen Ressorts. Statt mit modernsten geriatrischen Pflegewohnhäusern der Gegenwart wurde Altenpflege, Altenbetreuung damals noch mit dem Wort Lainz assoziiert, und Wien verfügte im Sozial- und Gesundheitsbereich noch nicht annähernd über ein Drittel jenes Budgets, das uns heute in die Lage versetzt, alle zeitgemäßen Formen vielfältigster Wohlfahrt für unsere Bürgerinnen und Bürger möglich werden zu lassen. Welche zeitgemäßen Modelle des ökologischen Wohnbaues und neue Zugänge auch zu leistbarem Wohnen mit viel Phantasie auch in die Stadtwirklichkeit gesetzt wurden, die Aktionen, die hier StR Dr Ludwig schon gesetzt hat und noch setzen wird, können wir im freitägigen Gemeinderat jedenfalls noch ausführlich diskutieren. Und bei all diesen Aufgabenerfüllungen, Entwicklungen, Neuerungen und qualitätsschaffenden Projekten während der letzten drei Jahrzehnte gemäß dem Pflichtenkatalog eines Wiener Abgeordneten dabei gewesen zu sein, schafft grosso modo ein relativ gutes Gefühl. Zwei Beschlüsse allerdings, meine Damen und Herren, lagen und liegen mir besonders am Herzen und ich darf Sie ganz kurz detailliert ansprechen. Nach mehr als einem Jahr intensivster Verhandlungen mit allen fünf Parteien im Gemeinderat – Sie erinnern sich, viereinhalb Jahre hat das Liberale Forum hier im Gemeinderat verweilt – haben vier Parteien am 5. November 1999 das Klimaschutzprogramm Wiens, kurz KliP I genannt, 251 Seiten Klimapolitik, 251 Seiten gelebte Umweltpolitik und gleichzeitig Verbesserung der Lebensqualität aller Menschen unserer Stadt gegen die Stimmen der FPÖ beschlossen. Im Ansehen der unzweifelhaft bedrohlichen Entwicklung des Weltklimas – und das ist ja leider ungebrochen, wie wir von einer ziemlich erfolglosen internationalen Klimakonferenz bis zur nächsten leider beobachten können –, also im Ansehen dieser unleugbaren bedrohlichen Klimaszenarien ist die freiheitliche Einschätzung bis heute unerklärlich. Die Stärkung der sanften Mobilität und die Senkung von Unfallzahlen haben leider gegenüber der Ebene des „Freie Fahrt für freie Bürger“-Denkens der FPÖ den Kürzeren gezogen. – So weit so schlecht. Dagegen die richtige Antwort der Stadtpolitik: Mittlerweile ist das Klimaschutzprogramm II seit dem Jahr 2010 in erfolgreicher Abarbeitung, und das ist gut und wirksam so. 2001 – das ist das nächste Goodie von mir, das Herzensanliegen, das ich in so einer Rede nicht unerwähnt lassen will – war es eine besonders ehrenvolle Aufgabe nach konsensualer Verhandlung als Berichterstatter das Gesetz über den Verfassungsschutz für die Trinkwasserversorgung Wiens hier einbringen zu dürfen. (Zwischenruf von GRin Dr Jennifer Kickert.) Das richtige Stichwort. (Der Redner trinkt einen Schluck Wasser.) Das bedeutet, eine etwaige – ich verwende bewusst den Konjunktiv etwaige – Privatisierung aller Einrichtungen und Vorkehrungen für die Trinkwasserversorgung Wiens, was auch Liberalisierung, Durchleitung fremder Wässer fremder Wasserversorgungsunternehmen bedeuten würde, also Privatisierung und Liberalisierung aller städtischen Einrichtungen und Grundlagen unseres Trinkwassersystems, von den Quellschutzwäldern in den steirisch- niederösterreichischen Kalkalpen über die Hauptleitungen I und II bis zu den Reservoiren, den großen Wasserbehältern, bis hin zu den Hausanschlüssen im Wiener Wasserleitungsnetz könnten – auch hier wiederum bewusst der Konjunktiv gesetzt – nur mit Zwei-Drittel-Zustimmung dieses Forums vorgenommen werden. Ich sage ganz deutlich, eine Horrorvision, die realistischerweise in Wien nie fatale Beschlusslage werden soll. Aber – das ist ein entscheidendes Aber – der neoliberale Wasserteufel schläft nicht. Immer wieder sind auf europäischer Ebene gefährliche Bestrebungen, sei es bei der Dienstleistungsrichtlinie oder bei Vorarbeiten für Freihandelsverträge, erkennbar. Das Wasser als Grundvoraussetzung jeglichen Lebens kann und darf nicht den Gesetzen des freien Marktes unterworfen werden. Der Kommerzialisierung des Trinkwassers ist überall stets und konsequent entgegenzutreten. Unverständlich genug, dass österreichische Abgeordnete im Europäischen Parlament bei diesem elementaren Thema zu den Interessen und der überwiegenden Mehrheitsmeinung der Wiener Bevölkerung eine diametrale Haltung einnehmen, sei es von einer Partei, die seit 1945, so wie die Sozialdemokratie, durchgehend dem Wiener Gemeinderat angehört, sei es auch von einer neuen rosa Truppe, die sich schon vor der Wien-Wahl so präsentiert und aufführt, als hätte sie bereits die Legitimierung der Wienerinnen und Wiener für penetrante Besserwisserei und gelegentlich auch diffamierende Attacken. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich komme langsam zum Ende meiner Ausführungen, und es ist Zeit, mehrfach Danke zu sagen. Ich bin einem unbeeinflussbaren Schicksal dankbar, dass ich als Meidlinger Arbeiterkind, auf 23 m² mit meinen Eltern aufgewachsen, nicht zuletzt dank der bildungspolitischen Fortschritte der Ära Kreisky/Sinowatz einen Weg nehmen konnte, der meine berufliche und politische Verwirklichung zuließ. Ich danke den Meidlinger und den Wiener Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, dass sie mich inklusive der Bezirksvertretungswahl 1978 acht Mal um das Vertrauen der Bevölkerung des 12. Bezirkes werben ließen. Ich bin dankbar für die zeitliche Fügung, die es mir ermöglichte, zwei der prägendsten Bürgermeister Österreichs, die prägendsten Bürgermeister der Zweiten Republik in unserer Stadt, Prof Dr Helmut Zilk und Dr Michael Häupl, mit meinen Beiträgen als Stadtparlamentarier unterstützen zu können. Ich danke dem SPÖ-Klub im Rathaus für das permanente Wir-Gefühl, aber auch den anderen Parteien dafür, dass grosso modo und allermeist faire und sachliche Zusammenarbeit möglich war. Meine Klubvorsitzenden der letzten 15 Jahre haben mich auserkoren, dass ich zu der Partei, mit der mich die größte ideologische Distanz verbindet, bei der Sitzordnung die maximale räumliche Nähe einzunehmen hatte (Heiterkeit.), quasi der rote Heinz im blauen Viertel. Ob dies als Anerkennung, Bewährungsprobe, Härtetest oder Strafkolonie zu werten war, wagte ich nicht zu hinterfragen. Fest steht, ich fühlte mich nie wie der Titelheld in Astrid Lindgrens Jugendbuch „Kalle Blomquist lebt gefährlich“, wenngleich mir manchmal die kleine Erschwerniszulage wegen akustischer Quälereien zugestanden wäre. (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und ÖVP.) Die Milde eines Ausscheidenden gebietet mir, nicht nur natürlich die Freundinnen und Freunde der Sozialdemokratie als Sitznachbarn positiv zu erwähnen, sondern auch die pflegliche Sitznachbarschaft mit Mag Unterreiner, dem allzu früh verstorbenen Jahrgangskollegen Johann Römer und grosso modo alles im allem, mit sehr viel Nachsicht abgewogen, auch mit David Lasar fürs Protokoll zu erwähnen.(Lebhafte Heiterkeit.) Obwohl ich mich mit Zwischenrufen nicht als der Defensivste dieses Hauses erwiesen habe, bekam ich in diesen 31 Jahren einen einzigen Ordnungsruf. Der war für das Wort Lüge aus der Bank heraus, daher korrekt, angemessen, obligatorisch und berechtigt. Sollte ich dennoch in der Hitze der Debatten und des Ringens um bessere Lösungen irgendwann jemandem zu nahe getreten sein, täte mir das echt sehr leid. Ich stehe nicht an, hier und jetzt auch mein Bedauern dafür auszudrücken. Ein Allerletztes, meine Damen und Herren. Sie alle kennen unweit dieses Sitzungssaales im wunderschönen Stadtsenatssitzungsaal diesen prächtigen Kamin. Er trägt nicht nur ein überdimensionales Wappen unserer Stadt, er hat auch einen Sinnspruch, den wir alle bei Ehrungen, die Damen und Herren Zuseher, im Internet, bei Rathausbesuchen, bei Führungen wie zuletzt beim Tag der offenen Tür sicherlich registriert haben. Weil nachträglich eingebaut, ist dieser Kamin nie zum Heizkörper geworden, aber er trägt eine Sinnschrift, er trägt einen Hinweis, eine Aufforderung für alle Ratsherren seit 1885 bis heute: „Sabientia aedificabitur, prudentia gubernabitur domus.“ – „Durch Weisheit wurde dieses Haus errichtet, durch Klugheit wird es regiert.“ Möge auch der 11. Oktober für diesen Anspruch der Wiener Politik keinen Unterbruch bedeuten. Daher meine abschließende Bitte: Geben Sie, geben wir alle gemeinsam auf dieses wunderbare, unser weltweit beneidetes und vielfach prämiertes Wien bestmöglich acht! Halten wir es, unbeschadet aller internationalen Turbulenzen und kriegerischen Irrsinns, so lebenswert und so unverwechselbar wie bisher! Ihnen allen, meine Damen und Herren der Wiener Kommunalpolitik, wünsche ich persönliches Wohlergehen, beste Zukunft und eine gute Zukunft für die Bundeshauptstadt der Republik Österreich und all ihrer Menschen. Ich sage herzlichsten Dank für drei Jahrzehnte Kooperation und auch für Ihre geneigte Aufmerksamkeit und Ihren Applaus heute in meiner letzten Sitzung in diesem erlauchten Gremium. Alles Schöne! Glück auf für die Zukunft! Es war wunderbar, bei Ihnen zu sein. (Langanhaltender allgemeiner Beifall, wobei sich die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte von ihren Sitzen erheben. – GR Dipl-Ing Rudi Schicker begibt sich zu dem sichtlich gerührten GR Heinz Hufnagl, überreicht ihm einen Blumenstrauß und umarmt ihn.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Lieber Heinz! Meidlinger Leuchtturm im Wiener Gemeinderat! Deine Rede hat eigentlich schon fast alles beinhaltet, was dir wichtig ist. Ich möchte noch zwei, drei Punkte ergänzen. Das Erste ist, dass du in 5 Tagen genau 31 Jahre hier im Haus bist, denn du bist am 28. September 1984 angelobt worden. Du hast ja zu Beginn deiner Rede darauf Bezug genommen. Das heißt, du wirst die 31 Jahre locker schaffen und noch ein paar Monate dazu. Du warst für eine Legislaturperiode auch Dritter Präsident des Wiener Landtages mit einer sehr guten Sitzungsführung, wenn ich mich zurückerinnern darf. Deine Liebe, dein Herz und deine Seele für die Umwelt, die du uns auch heute gezeigt hast, drücken sich auch dadurch aus, dass du neun Jahre Vorsitzender des Umweltausschusses warst, zwei Jahre Stellvertreter, dass du eigentlich fast die ganze Legislaturperiode im Umweltausschuss warst und hier maßgeblich auch an vielen der Dinge, die du heute erwähnt hast, führend tätig warst. Eine Funktion, die ich auch noch erwähnen möchte, die manchmal ein bisschen belächelt wird im Haus: Du bist auch Mitglied des Landessportrates, und ich sehe dich sehr oft bei Sportveranstaltungen. Du bist auch mit Herz und Seele beim Sport dabei, auch wenn im Moment deine Leidenschaft als Sportklub-Fan wenig zur Freude Anlass gibt. Aber die Saison ist ja noch sehr lange, das heißt, es kann noch besser werden. Ich hoffe auch, dass wir in der neuen Legislaturperiode für deinen Lieblingsverein eine Lösung finden und dass es, was den Sportplatzzustand betrifft, Verbesserung gibt. Persönlich möchte ich dir auch danken für deine Einsätze im Stadtrechnungshof. Du warst immer, wenn Not an der Frau oder am Mann war, der Mann, der gesagt hat, ich komme, ich lese auch die Akten, ich bereite mich auch vor, und der überhaupt nicht schüchtern war, sich zu Wort zu melden, wenn es die Debatte verlangt hat. Ich danke dir auch, weil du ein inhaltlich top aufgestellter Mensch, aber auch weil du ein sehr lustiger Mensch bist. Ich glaube, ich habe mit wenigen so gelacht wie mit dir über deine Witze, wenngleich ich auch zugebe, es war schon der eine oder andere dabei, wo mir auch das Lachen vergangen ist. (GRin Mag (FH) Tanya Wehsely: Aber bei deinen auch! – Heiterkeit.) Ich sage jetzt keine Inhalte. Du verstehst auch zu feiern, und du hast auch immer ein offenes Ohr für Jüngere, wie es ich es zum Beispiel war, aber ich weiß, es gibt auch viele in unseren Reihen, die dich als „elder statesman“ sozusagen um Rat und Tat gefragt haben. Ich sage auch, du wirst uns fehlen an vielen Ecken und Enden. Deinen Nachfolgern hinterlässt du große Schuhe, aber ich bin mir sicher, die Schuhe werden angezogen werden. Wir sind alle ersetzbar, das weißt du auch. In dem Sinn danke ich dir für die tolle Zeit, in der du dich hier im Rathaus im Gemeinderat eingesetzt hast für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und auch für deinen Einsatz speziell für die Umwelt. Ich wünsche dir beste Gesundheit. Mögest du die Zeit für deine Hobbies, für deine Freuden, für deine Familie nutzen, so wie du es willst. Ich weiß auch, dass du jetzt nicht in den echten Ruhestand gehst, sondern das eine oder andere weitermachen wirst in anderen Organisationen. Aber alles Gute und danke schön für deine tolle Rede und für deine tolle Zeit. Alles Gute! (Allgemeiner Beifall.) Wir müssen jetzt noch das Poststück abschließen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Zu Wort ist auch niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Daher darf ich jene Damen und Herren, die der Post 58 zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand bitten. – Diese Post ist einstimmig angenommen. Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass Frau StRin Matiasek seit 17.30 Uhr entschuldigt ist. Es gelangt nunmehr Postnummer 32 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8097 im 12. Bezirk, KatG Hetzendorf. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Danke schön, Herr Vorsitzender. Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben heute die letzte Gemeinderatssitzung, und wir werden heute, wenige Wochen vor der Wahl – und ich glaube, das hat es noch nicht so oft gegeben –, Widmungsanträge über mehr als 3 000 Wohneinheiten beschließen. Das zeigt auch, dass das, was immer gesagt wurde, stimmt, dass wirklich bis zur letzten Minute gearbeitet wird. Von verschiedenen Seiten wurde ich ersucht, meine Redezeit nicht ganz auszunützen. Ich werde versuchen – mit dem Applaus auch von dieser Seite (Der Redner wendet sich in Richtung ÖVP und FPÖ.) –, mich auf vier Minuten zu begrenzen. Diese Widmung betrifft immerhin 1 100 Wohnungen im 12. Bezirk in einem sehr, sehr schönen Areal neben der S- Bahn, wo wir intensive Diskussionen auch mit den Anrainerinnen und Anrainern geführt haben, das Projekt oft verändert haben. Die Basis ist ja ein Europan-Projekt, das lange zurückliegt. Weil es letztendlich auch dazu gekommen ist, dass jetzt der Anteil des sozialen Wohnbaus noch höher geworden ist, als ursprünglich vom Liegenschaftseigentümer angestrebt, möchte ich mit der Kollegin Karner-Kremser, Maresch und Omar Al-Rawi einen Abänderungsantrag einbringen, der geringfügige Veränderungen der traktiven und der Nutzflächen vorsieht. Und nur einen aktuellen Hinweis, weil an diesem Standort ja auch explizit ein neuer Gemeindebau vorgesehen ist. Da möchte ich nur – nicht unseretwegen, sondern von der Sache her – in Richtung Sozialdemokratie sagen, die ja heute am Vormittag eine Pressekonferenz gemacht hat, wo man auch dieses Geschäftsstück erwähnt hat: Beschließen werden wir eine Widmung, das heißt, unverzüglich können dort im 12. Bezirk, glaube ich, 65 Gemeindebauten errichtet werden. Für das andere Grundstück an der Donau muss ja erst eine Widmung erfolgen. Da muss es einen Wettbewerb geben, das dauert noch ein bisschen. Ohne jede Spitze sage ich jetzt: Hätte der Herr Bezirksvorsteher oder der Liegenschaftseigentümer das vor ein, zwei Jahren schon an uns herangetragen, die Stadtplanung wäre sicherlich mehr als bereit gewesen, das frühzeitig zu machen. Auch beim zweiten Gemeindebau, der ist im 6. Bezirk, möchte ich nur darauf hinweisen, dass das ein Projekt ist, wo eine Schule sehr ins Auge gefasst wird, die der 6. Bezirk dringend braucht, und dass man sich genau anschauen muss, wenn an dem Standort ein Gemeindebau entsteht – den wir ja prinzipiell sehr begrüßen –, wo im 6. Bezirk dann die notwendige Schulerweiterung erfolgen kann. Das vielleicht nur dazu. Ich freue mich jedenfalls, dass heute auch im 12. Bezirk ein neuer Gemeindebau realisiert wird in einem gemischten, sehr schönen Umfeld. Ich ersuche um Zustimmung und habe sogar, glaube ich, unter 4 Minuten gesprochen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dadak. Ich erteile es ihm. GR Michael Dadak (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sie kennen sicher alle noch den Schokoriegel Raider, der dann zu Twix umbenannt wurde, aus Bounty hat man Plenty gemacht, aus der Hauptschule wurde die KMS, aus den Sozialisten wurden die Sozialdemokraten. All diese Beispiele zeigen, ein neuer Name alleine verbessert nicht unbedingt die Qualität des Produktes. So ist jetzt die Gartenstadt 2.0 zum Projekt Wildgarten umbenannt worden, und ich muss sagen, der Name Projekt Wildgarten gefällt mir ja an und für sich schon besser, denn da stellt man sich romantische Wege oder naturbelassene Wiesen- und Waldstücke vor, aber es könnte auch – und das halte ich für die Namensgebung für wahrscheinlich – ein Zeugnis für die wildgewordene Stadtplanung inmitten von Kleingartenanlagen sein. Ich frage mich nur, wo sind die Zeiten, wo sich die GRÜNEN noch an die Bäume angekettet haben, bevor diese umgeschnitten wurden. Doch heute kann man die GRÜNEN als Zubetonierer-Partei bezeichnen. Inmitten von Kleingartensiedlungen – also Eklw-Widmungen, das heißt, keine Wohnbauwidmungen, sondern Erholungsgebiet ist dort, das heißt, eine maximale Bauhöhe von 5 m – sollen über 1 000 Wohnungen in Betonbunkern bis zur Bauklasse V entstehen. Bei so einem Megaprojekt inmitten einer ruhigen Grünlage ist es dann aber auch umso verständlicher, dass sich die dortigen Anrainer mit diesem Projekt nicht einverstanden erklären. Zahlreiche Proteste von Anrainern und Einsprüche in der Bezirksvertretung und im Rathaus blieben ungehört, und die eingereichte Petition Emil-Behring-Weg wurde Mitte Dezember des vorigen Jahres von der SPÖ und den GRÜNEN für beendet erklärt, ohne dass auf die wesentlichen Kritikpunkte eingegangen wurde. Was die SPÖ und die GRÜNEN von Bürgerbeteiligung halten, das ist ja heute schon ausführlich diskutiert worden, das haben sie uns in den letzten fünf Jahren eindrucksvoll bewiesen, nämlich gar nichts. Bürgerbeteiligung findet maximal in Form von Information, vielleicht noch Anhörung, aber keinesfalls in Form von effektiver Mitsprache statt. Wir, die Freiheitlichen, haben im September 2014 in der Bezirksvertretung einen Antrag auf Bürgerbefragung gestellt, und man braucht gar nicht zu raten, wie es ausgegangen ist: abgelehnt. Die Angst vor der Meinung der Bürger muss in der Zwischenzeit schon sehr, sehr groß sein. Hätten Sie die Bürger dort gefragt, dann wäre ein klares Nein zu diesem Monsterprojekt herausgekommen. Dieses Projekt Wildgarten mit so vielen fehlenden Punkten in der Planung zu präsentieren, das ist schon ein starkes Stück. Wir haben im November 2014 in der Bezirksvertretung auf die mangelhafte Planung hingewiesen, aber da die Einwände von uns gekommen sind, ist das Ganze natürlich wieder abgeschmettert worden, obwohl das ja die zukünftigen und jetzigen Anrainer dort betrifft. Das Wichtigste am Anfang wäre einmal ein gescheites Baustellenverkehrskonzept gewesen. Das gibt es leider nicht. Wo fahren die LKWs weg, wenn dort gebaut wird? Da gibt es die Möglichkeit durch die Eisenbahnunterführung Wundtgasse. Das wird aber nicht gehen, weil da eine Höhenbeschränkung ist. Die nächste Möglichkeit wäre hinauf Richtung Atzgersdorfer Straße, was wahrscheinlich ein Umweg wäre: Und was bleibt dann über? Die Abfahrt durch das verkehrsberuhigte Gebiet in Hetzendorf durch die Hervicusgasse. Und da wundert es mich, dass die ÖVP diesem Projekt zugestimmt hat, weil ja Hetzendorf doch noch der letzte Rettungsanker in Meidling ist. Das heißt, mit zirka sechs Jahren Bauzeit muss man rechnen, und da müssen die jetzigen Anrainer den Dreck, den Staub und den Lärm der Baufahrzeuge und Maschinen ertragen. Wohlgemerkt, alles Kleingartenanlagen dort, und da passt der Satz „a G‘spür für Wien“ ja ganz besonders dazu. Baustellenverkehrskonzept – nicht vorhanden. Wie schaut es denn überhaupt mit einem Verkehrskonzept für den Individualverkehr dort aus? Bei über 1 000 Wohneinheiten sollte das doch im Vorfeld professionell geplant worden sein, sollte man meinen, ist es aber leider nicht. Die Breitenfurter Straße ist jetzt schon stark überlastet, und durch den Verbau der Unilever-Gründe wird die Situation dramatisch verschlechtert. Ein Ausweichen über die Atzgersdorfer Straße endet spätestens nach dem Bau der Rosenhügel Filmstudios ebenfalls im Stau. Was bleibt wieder über? Wahrscheinlich nur die Hervicusgasse, die verkehrsberuhigt ist. Wie es dann mit Parkplätzen dort in der Gegend ausschauen wird, das will ich mir gar nicht vorstellen. Wie schaut die öffentliche Anbindung dort aus? Eine für dieses Projekt so viel gepriesene S-Bahn-Station wird es frühestens 2025 geben. Übrig bleiben zwei Buslinien, wobei man gnadenhalber die Linie 63A um eine Station verlängern wird. Da kann ich nur sagen, hoffentlich. Die mittlere Entfernung von der Siedlung zur Station beträgt einen halben Kilometer, also eine planerische Meisterleistung. Der kürzeste Weg zu den Bussen führt dann entweder durch die Kleingartenanlage oder, wie von der MA 46 angeregt, durch den Südwestfriedhof. Da muss ich eine Nebenbemerkung vom roten Vorsitzenden des Meidlinger Bauausschusses vorlesen, der dazu gesagt hat: Regt euch nicht auf, da könnt ihr am Heimweg gleich eure Verwandten besuchen. Na ja, über Geschmack kann man ja bekanntlich streiten. Wenn jetzt dort über 1 000 Wohneinheiten entstehen sollen, werden da auch dementsprechend viele schulpflichtige Kinder wohnen. Da erhebt sich die Frage: Gibt es ein Schulwegkonzept? Als Schulstandort ist ja vorerst einmal die Volksschule Marschallplatz vorgesehen, das entspricht einer durchschnittlichen Gehzeit von 11 bis 13 Minuten. Das kann man Kindern ja durchaus zumuten, aber auf diesem Weg müssen die Kinder einen Kreisverkehr überwinden, der zumindest in der Planung jetzt einmal angedacht wurde. Und Kreisverkehre sind ja bekanntlich ungesichert und für Kinder und geh- und sehbehinderte Menschen ein Gefahrenpotenzial. Wie gesagt, der Kreisverkehr ist momentan nur angedacht, aber es wäre natürlich wünschenswert gewesen, mit einem fertigen Verkehrskonzept die Skeptiker im Vorfeld zu überzeugen. Momentan kommt mir das Ganze so vor wie ein Computerspiel, bei dem man sich eine Zivilisation aufbauen kann: Das fängt mit so kleinen Siedlerhäusern an, die dort stehen, und irgendwann hat man dann soviel angespart, dass man sich eine Burg oder eine Festung besorgen kann; die nimmt man dann, haut das mitten aufs Spielfeld, und das ist meistens zwischen den Siedlern. – Genauso passiert das jetzt hier. Nur ist es auf dem Spielfeld relativ einfach, Dinge wieder rückgängig zu machen, wenn sie nicht funktionieren, aber wenn das einmal dort steht, dann haben wir das dort. Und von einer Stadträtin für Stadtentwicklung erwarte ich mir eigentlich schon im Vorfeld ein fertiges Konzept für Verkehr und Infrastruktur. Jetzt zum Abänderungsantrag: Wenn so ein Antrag kurzfristig gestellt wird, sollte man immer ein bisschen vorsichtig sein. Ich habe mir als Beispiel die besondere BB 14 herausgesucht, das Gebäude, bei dem vier kleinere Gebäude zu einem großen zusammengefasst werden, mit einer Trakttiefe von 17 m, was absolut unüblich ist, weil die natürliche Belichtung der Wohnräume ja nicht mehr gegeben ist. Da wird für eine Nutzflächenoptimierung eher ein Schmäh angewendet, immerhin kann man ja dann die Räume, die als Abstellflächen genehmigt werden, später als Wohnräume benutzen. Noch dazu wurde die Widmung auf W III g, geschlossene Bauweise, das heißt, auf weitaus höher, als ursprünglich geplant, erhöht. Aber wahrscheinlich ist das so, dass die Gebäude dann besser zu den 26-m- Türmen dazu passen, die dann dort am Rosenhügel auch stehen werden. Und zu allen Punkten bei dem Abänderungsantrag: Bebaubare Bereiche zusammenzufassen, heißt für mich nichts anderes, als die den Anrainern gegebenen Versprechen, kleinere Einheiten zu bauen, zu brechen und wie ursprünglich geplant wieder eine Verdichtung der Betonklötze voranzutreiben. Rein von der Nutzfläche, in Zahlen ändert sich alles nur geringfügig, aber die Auswirkung für die Anrainer und natürlich auch die optische Auswirkung wird dann dort enorm sein, auch wenn es nur auf der Seite der Eisenbahn ist, da statt mehrerer kleiner Gebäude jetzt zusammengefasste größere Wohnbunker entstehen werden. – Also ein klares Nein von unserer Seite zu dem Abänderungsantrag. Und beim eigentlichen Antrag hat es ja in der Meidlinger Bezirksvertretung ein absolutes Novum bei der Vorgehensweise gegeben. Da war am Mittwoch, dem 5. August – also mitten im Sommer, absolut unüblich – eine Sonderbezirksvertretungssitzung mit dem einzigen Tagesordnungspunkt: Wildgarten Flächenwidmung. Für dieses Projekt hat man unbedingt den Fristenlauf beachten müssen, damit das Ganze jetzt noch rechtzeitig vor der Wien- Wahl durch den Gemeinderat durchgepeitscht wird; denn wer weiß schon, wie die Wahl ausgeht, und es wäre möglich, dass das Ganze dann anders ausschauen würde. Wir Freiheitliche werden uns vernünftigen Bauprojekten sicher nicht verschließen, aber wo kein Gesamtkonzept für Verkehr und Infrastruktur vorhanden ist und die Bürgerbeteiligung mit Füßen getreten wird, können wir unsere Zustimmung nicht geben. Im Gegensatz zu den anderen Parteien lehnen wir diesen Antrag ab. Abschließend möchte ich gleich noch kurz auf den Tagesordnungspunkt 69 eingehen, weil der dazu passt, denn das ist ja die Genehmigung des Vertrages für das Projekt Wildgarten. Nachdem das natürlich in unmittelbarem Zusammenhang steht, lehnen wir selbstverständlich dann auch diesen Tagesordnungspunkt ab. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, möchte ich auch noch jemanden im Gemeinderat verabschieden, der eigentlich laufend unseren Sitzungen beiwohnt, und das schon seit vielen Jahrzehnten, die Sitzungen ganz stumm und leise mitverfolgen muss, dafür sorgt, dass dann auch im Internet oder im Protokoll die Reden und die Zwischenrufe, die wir manchmal haben – und die vielleicht in einem Jargon sind, der nicht so leicht lesbar ist –, auch verschriftlicht werden: Ich möchte mich bedanken bei dir, Rosemarie, namens des Wiener Gemeinderates für deine Arbeit. Frau Rosemarie Proksch ist – und ich darf das jetzt sagen – 75 Jahre jung und hat sich entschieden, wie Sie mir vorgestern verraten hat, in den Ruhestand zu gehen. Rosemarie, ich danke dir namens des Gemeinderates für deine Arbeit und wünsche dir alles, alles Gute. (Anhaltender Beifall). Ich hoffe, dass das jetzt richtig protokolliert wurde, und darf mich auch bei der Kollegin bedanken, dass sie noch kurz gewartet hat, da die Ablöse um 18 Uhr etwas verspätet stattgefunden hat. – Recht herzlichen Dank. Ich darf nun dem nächsten Redner das Wort erteilen, das ist Herr GR Dipl-Ing Al-Rawi. – Bitte schön. GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte es auch ganz kurz machen und werde mich an Herrn GR Chorherr halten. Nur zu ein paar Dingen, die hier von Kollegen Dadak gefallen sind, die einfach nicht stimmen: Es wurden sehr wohl in den Bezirksvertretungen Wünsche geäußert und eine Stellungnahme gemacht. Und diese Stellungnahmen wurden, soweit es geht und soweit es in den Händen der Stadt oder auch des Investors liegt, auch realisiert. Egal, ob zu den Planungen, egal, ob zur Führung des Wiener Linien Depots, egal, ob es um den Tunnel und den Weg der Schülerinnen und Schüler weiter in Richtung 23. Bezirk ging, es wurde dazu Stellung genommen. Und da eben der Bezirk eine Stellungnahme abgegeben hat, musste der Akt wieder zurück in den Bezirk, und der Bezirk hat das nicht verstreichen lassen, sondern hat eben eine Sitzung gemacht, damit wir es noch rechtzeitig beschließen. Aber nicht, weil wir das noch vor der Wahl machen wollen, sondern weil wir wissen, dass die Stadt wächst und dass wir einfach Wohnungen bauen müssen. Wir können nicht Investitionen und Planungen und Realisierungen einfach vor uns herschieben. Das ist der einzige Grund, warum wir bis zum letzten Moment arbeiten und deshalb den Akt heute beschließen. Dort entstehen nicht nur die 3 000 Wohnungen, die wir brauchen, dort wurde auch Rücksicht darauf genommen, dass der ganze Verkehr über den Franz-Egermaier-Weg laufen wird und nicht beim Emil-Behring-Weg, wo es die Kleingärten gibt. Dort wird es Kindergärten und eine verbesserte Infrastruktur geben, und dort entstehen auch nicht nur – und darauf bin ich stolz, das ist ja Meidling und heute stehe ich als Meidlinger Mandatar hier – wieder Gemeindebauten in diesem Bezirk – das war ja auch mein Vorschlag bei dieser Widmung –, sondern es entstehen auch andere Wohnungen mit sozialem Wohnbau und leistbares Wohnen. Und dieser Abänderungsantrag zielt ja auch darauf hin, dass wir dieses leistbare Wohnen auch dort realisieren können. So gesehen bitte ich wirklich um Zustimmung. Noch zum Bürgerbeteiligungsverfahren: Es fanden drei Veranstaltungen statt, zwei vor der Stellungnahme. Der Bezirk hat in seiner Stellungnahme auch gefordert, dass man die Anrainer noch einmal informiert, es fand noch im Juni 2015, glaube ich, eine Veranstaltung statt, zu der an die 80 Betroffene kamen. Wir haben es in der Business School in Hetzendorf gemacht, damit man es nicht weit hat, und ich glaube, bei diesen Veranstaltungen war eine sehr anregende Diskussion und, soweit ich es mitbekommen habe, gab es als Feedback zwei, drei kritische Wortmeldungen, die anderen haben diese Veränderungen einfach zur Kenntnis genommen. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) – Was ist, Herr Jung, waren Sie dort? Also ich habe das Echo von den Mitarbeitern der MA 21, habe das Echo von Bezirksrätinnen und Bezirksräten, die dabei waren. (GR Mag Wolfgang Jung: Sie kriegen eh das Protokoll!) – Ja, dann schicken Sie es mir. Daher bitte ich um Zustimmung, und ich bin stolz, dass in Meidling auch neue Gemeindebauten errichtet werden. – Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Es wurde zu dieser Postnummer ein Abänderungsantrag eingebracht, daher bringe ich zuerst den Abänderungsantrag, eingebracht von den Kollegen Chorherr, Maresch, Karner-Kremser und Al-Rawi, zur Abstimmung. Wer diesem Abänderungsantrag zu Plannummer 8097 seine Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Daher komme ich nunmehr zur Abstimmung der gesamten Postnummer, inklusive des eben beschlossenen Abänderungsantrages. Wer der Postnummer 32 inklusive dem Abänderungsantrag zustimmen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 35 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8151 im 23. Bezirk, KatG Atzgersdorf. Der Redner hat sich streichen lassen. Wir kommen sofort zu Abstimmung. Wer dieser Postnummer 35 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist die Zustimmung der FPÖ, der SPÖ und der GRÜNEN und damit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 37 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8134 im 10. Bezirk, KatG Inzersdorf Stadt. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Gaal, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal: Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. – Bitte schön. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Ja, meine Damen und Herren, wieder ein signifikanter Ort, an dem der soziale Wohnbau in der wachsenden Stadt sehr qualitätsorientiert vorangetrieben wird. Ich glaube, jeder kennt dieses Grundstück: vor der Südautobahn, vor der Spinnerin am Kreuz, auf der rechten Seite stadteinwärts, das Coca-Cola-Areal, ein abgesperrtes Industrieareal. Einerseits bleiben dort Gebäude oder Strukturen erhalten, die auch Arbeitsplätze bieten, aber in Summe werden rund 1 000 bis 1 100 Wohnungen, mit Mehrheit sozialer Wohnbau, realisiert. Der sehr schön gelegene Südhang, der Park wird in die neue Siedlung hineingezogen. Wer bei diesem Projekt sehr intensiv mitgearbeitet hat, war Harry Glück, ein junger aufstrebender Architekt mit sehr interessanten Dingen, der auch einmal in Wien etwas bauen sollte! – Nein, Harry Glück hat ja mit, glaube ich, 15 000 Wohneinheiten den Wohnpark Alt-Erlaa und sehr viel anderen ein auch städtebauliches Konzept realisiert, das eine sehr hohe Wohnzufriedenheit hat. Dort wird sehr stark auf die Begrünung – horizontal und vertikal – geachtet. Ich glaube, das ist ein sehr schönes Projekt, das zeigt, wie Wien mit der wachsenden Stadt umgeht. Ein bisschen ist der Abänderungsantrag, den ich jetzt wiederum mit Kollegen Kubik, mit Kathrin Gaal und meinem Kollegen Maresch einbringen will, der Idee des Harry Glück geschuldet. Obwohl es ja durchaus Diskussionen gegeben hat – Wienerberg, Hochhausstandort, wo ja auch in einigen Jahren eine U-Bahn-Station sein wird –, ob man dort nicht ein Hochhauskonzept weiterführen könnte, wurde bewusst darauf verzichtet und mit unter 35 m eine, glaube ich, sehr gute, kompakte aber trotzdem luftige Bauweise gefunden. Da es aber mit 35 m eine klare Begrenzung gibt und es das Konzept von Harry Glück ist, dass sich auf den Dächern Schwimmbäder befinden, gibt es jetzt diesen Abänderungsantrag, weil es da gewisse Überhöhungen für den Lift, für Umkleidekabinen braucht. Und um es gleich dazuzusagen, für diejenigen, die da irgendetwas vermuten: Die sind ganz klar prozentuell begrenzt. Es soll aber möglich sein, und würden wir diesen Abänderungsantrag nicht machen, wäre das leider nicht möglich. Da hat wirklich niemand etwas davon, deshalb machen wir diesen Abänderungsantrag, der auch das ermöglicht, was sich so bewährt hat, mit dem Ausblick dort oben zu schwimmen. Ich freue mich schon darauf, das selbst einmal auszuprobieren. Ich freue mich sehr über dieses Projekt, das jetzt zügig in die Gänge kommt, wo es auch möglich war, ein Grundstück abzulösen, womit man jetzt direkt zu der Straßenbahn hinaufkommt, die ja über große Teile noch das Konzept der Ustraba ist, und somit ist man dann wirklich in 12 oder 13 Minuten von diesem Projekt oder von der Straßenbahnendstation im Zentrum. Es ist also auch verkehrsmäßig erschlossen, erst recht, wenn die U-Bahn kommt. Ich freue mich, dass das noch in dieser Periode realisiert wird, und danke allen, die daran mitgearbeitet haben. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Nachdem auch zu diesem Plandokument ein Abänderungsantrag eingebracht wurde, nämlich der Kollegen Chorherr, Maresch, Gaal und Kubik, werden wir diesen zuerst zur Abstimmung bringen. Wer diesem Abänderungsantrag zu Plannummer 8134 seine Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Ich sehe, das ist einstimmig. Dann kommen wir zum eigentlichen Geschäftsstück, zur Postnummer 37, inklusive des gerade beschlossenen Abänderungsantrages. Wer der Postnummer 37 in dieser Form seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Ich stelle auch hier die Einstimmigkeit fest. Daher einstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 42 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8088 im 1. Bezirk, KatG Innere Stadt. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Auch hier ersuche ich um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist auch hier Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile ihm wieder das Wort. GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren, hier geht es jetzt nicht um ein großes Stadterweiterungsgebiet im 1. Bezirk, sondern um eine Adaption. Ich habe mich nur deswegen zu Wort gemeldet, weil wir einen Abänderungsantrag einbringen, der deswegen notwendig ist, weil die Stadtplanung in weiser Vorausschau das Siegerprojekt der Hochschule für angewandte Kunst eingearbeitet hat, das ja von Architekten Tschapeller gewonnen wurde. Das lag dann so lange, bis Zweifel aufgekommen sind, ob von Seiten des Bundes dieses Projekt überhaupt umgesetzt wird. Nun ist die Entscheidung gefallen; es wird nicht umgesetzt, deshalb zeigt sich, dass die MA 21 da in sehr hohem Maße flexibel sein muss und ja ein Behördenverfahren entsprechend offen gestalten muss. Deswegen haben wir uns aber entschieden, sehr wohl dieses gesamte Gebiet zur Abstimmung zu bringen, wo es nun einige Änderungen gibt, aber klarerweise dieses Gebiet auszunehmen. Insofern geht es bei meinem Abänderungsantrag mit Kollegen Kubik, Al-Rawi und Kollegen Maresch schlicht und einfach darum, die Hochschule für angewandte Kunst herauszunehmen, da das Siegerprojekt nicht zur Realisierung kommt, sondern ein anderer Weg gegangen wird. Ich bitte auch hier um Zustimmung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Auch hier wurde dieser Abänderungsantrag zum Plandokument 8088 der Kollegen Chorherr, Maresch, Kubik und Al-Rawi eingebracht. Wir kommen daher zur Abstimmung über diesen zitierten Abänderungsantrag. Wer diesem zustimmen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig. Dann kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 42 in Form der eben beschlossenen Abänderung. Wer dieser Postnummer 42 in der vorliegenden Form zustimmen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist ebenfalls wenig überraschend einstimmig. Es gelangt nunmehr Postnummer 43 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Entwurf für eine Äußerung des Gemeinderates an den Verfassungsgerichtshof betreffend die Anfechtung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes, Plandokument 7735 in Wien, 6. Bezirk. Es ist kein Redner gemeldet, daher kommen wir sofort zur Abstimmung. Wer der Postnummer 43 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist die Zustimmung von FPÖ, SPÖ und GRÜNE und damit mehrstimmig angenommen. Wir kommen zu Postnummer 44 der Tagesordnung. Sie betrifft die Elektromobilitäts-Strategie. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Holzmann, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Holzmann: Sehr geehrte Damen und Herrn, ich ersuche um Zustimmung zur Elektromobilitäts-Strategie. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile ihm das Wort. GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Berichterstatter! Nachdem es meine letzte Rede in diesem Hohen Haus ist, werde ich mir erlauben, die inhaltliche Seite nur kurz zu streifen und dann auch einige persönliche Bemerkungen anzuschließen. Ich denke, man kann viele Fragen zu diesem Elektromobilitäts-Konzept stellen, vor allem eine Frage, warum es quasi 5 Minuten vor 12 Uhr in einer Wahlauseinandersetzung überhaupt erst beschlossen werden soll, wo doch 5 Jahre Zeit waren, da es auch im Regierungsübereinkommen gestanden ist. Man kann auch die Frage stellen, warum man sich des Eindruckes nicht erwehren kann, dass es eigentlich nicht um Elektromobilität, sondern um die Verhinderung von Autoverkehr geht, auch wenn die Fahrzeuge elektrisch angetrieben sind. Man kann natürlich auch die Frage stellen, warum Ladestationen im Gegensatz zu anderen Infrastrukturmaßnahmen in diesem Konzept Privaten überlassen werden sollen. – Ist das eine Abkehr der bisherigen Politik zur Daseinsvorsorge? – Und ich finde es auch ein bisschen schade, dass Busspuren für Elektroautos wieder nicht geöffnet werden sollen, auch nicht die Parkraumbewirtschaftung als Motivationselement genutzt wird – was eigentlich nichts kosten würde – und auch Elektrofahrräder keine Förderung erfahren. Die Priorität liegt bei dem Konzept auf dem öffentlichen Verkehr und auf dem Wirtschaftsverkehr. Ob das ausreichen wird, in der Masse die Emissionen zu reduzieren, darf man durchaus kritisch hinterfragen, aber ich will hier am heutigen Tag und in meiner letzten Rede durchaus Milde walten lassen und diese Fragen Ihnen zur Beantwortung überlassen. Aber man kann schon fragen, wenn man den öffentlichen Verkehr zur Elektromobilität ertüchtigen möchte, warum dann in dieser Legislaturperiode die Busflotte von Gas- auf Dieselantrieb umgestellt worden ist, warum Taxis nur dann gefördert werden, wenn sie auf Erdgastaxis umgestellt werden, und warum es nicht gelungen ist – und das ist zumindest das Ergebnis unserer Recherchen –, mehr als fünf Autos mit Elektroantrieb in der gesamten Stadt Wien in Betrieb zu haben. Meine Damen und Herren, warum mich das bewegt, hat einen sehr persönlichen Hintergrund. Ich habe mich seit meiner Studienzeit mit dem Thema erneuerbare Energien befasst. Ich habe Elektrotechnik an der TU Wien studiert und schon als junger Student war mir das Thema ein sehr großes Anliegen. Ich habe mich auch in diesem Bereich engagiert und bin unter anderem auch Gründungsmitglied von Eurosolar Austria, jenes Verbandes, der als Erster in Österreich dafür geworben hat – damals noch durchaus mit einem starken Gegenwind aus allen politischen Fraktionen –, im Bereich der Solarenergie ein stärkeres politisches Gewicht und eine stärkere Durchsetzung der Akzeptanz zu finden. Mir war es vergönnt, und das hat mich sehr gefreut, als ich vor zehn Jahren in dieses Hohe Haus einziehen durfte, zuerst als Umweltsprecher genau diese Ideen der Nachhaltigkeit zu vertreten und mich dafür einzusetzen. Der weitere Verlauf wollte es so, dass ich nun in dieser Legislaturperiode als Verkehrssprecher umso mehr auch diesen Gedanken der Nachhaltigkeit, der bekanntermaßen nicht nur eine ökologische Komponente, sondern auch eine ökonomische Säule, aber auch letztendlich eine gesellschaftliche Verantwortung umfasst – und das ist Nachhaltigkeit –, in seiner gesamten Dimension hier auch zu vertreten habe. Und letztendlich habe ich immer versucht, auch diesen Aspekten einen entsprechenden Raum in dieser Art und Weise zu geben und diesen Gedanken auch durchgängig zu vertreten. Es war mir eine große Ehre, sehr geehrte Damen und Herren, eine so große Anzahl von Debatten unter diesem Aspekt erleben zu dürfen. Ich habe diese Debatten gerade dann als wertvoll erachtet, wenn sie kontroversiell geführt wurden, weil sie gerade dann ganz besonders fruchtbar waren. Es sind oft die Kontroversen, die das Salz in der Demokratie sind, sehr geehrte Damen und Herren. Und es ist der demokratischen Gesinnung dieser Stadt und dieser Republik zu verdanken, dass derartige Meinungsgegensätze friedlich, fruchtbar und konstruktiv ausgetragen werden können, wie ich es in den letzten zehn Jahren in diesem Haus zumindest mehrheitlich und im überwiegenden Maße miterleben konnte und durfte. Ich bedanke mich in diesem Sinne bei meiner Partei, diese zehn Jahre hier miterleben und miterfahren haben zu dürfen. Ich bedanke mich weiters bei meinen Kolleginnen und Kollegen aus der Fraktion, deren Kollegialität und Zuspruch die Grundlage für meine politische Arbeit hier in diesem Haus war. Und bedanken möchte ich mich auch bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unseres Klubs, und hier ganz besonders und namentlich bei meinem langjährigen Gefährten Daniel Sverak, der mich über zehn Jahre intensiv begleitet hat, der meine manchmal vielleicht etwas pingelige Art nicht nur ertragen hat, sondern sich auch empathisch in meine Gedankenwelt eingearbeitet und eingelebt hat. Ich bedanke mich auch natürlich bei den Beamten dieses Hauses, die in überwiegenden Fällen einen großartigen Job leisten. Aber, sehr geehrte Damen und Herren, der Dank gilt Ihnen allen, liebe Kolleginnen und Kollegen aus allen Fraktionen, und ich sage das aus vollem Herzen, denn es war nicht nur der politische Diskurs, sondern es waren auch die vielen persönlichen Begegnungen, mit einigen von Ihnen auch in intensiver Art und Weise, auch politische Gespräche und Vereinbarungen, die gezeigt haben, dass, wenn es darauf ankommt, auch Handschlagqualität über Fraktionen hinweg funktionieren kann und funktioniert. Es ist mir auch ein Anliegen, mich an dieser Stelle – und der politische Zufall wollte es so, dass es zwei Damen waren, meine sozusagen politischen Pendants in meinen zwei Sprecherrollen, – einerseits bei Frau StRin Sima und auf der anderen Seite bei Frau StRin Vassilakou hier auch zu bedanken, denn es waren die politischen Auseinandersetzungen, die, glaube ich, im gemeinsamen Sinne für den Austausch der Argumente erhellend waren. Und ich hoffe, dass das beidseitig war, zumindest von meiner Seite kann ich das bestätigen, dass dieser Gedankenaustausch für mich immer befruchtend war und ich ihn auch immer versucht habe, in meine politischen Beurteilungen aufzunehmen und mitzunehmen. Mein Tenor und mein Motto waren, die Sache hier in den Vordergrund zu stellen, den Inhalt auch hier ganz besonders zu betonen, und nicht nur an der politischen Oberfläche zu bleiben. Mir war es auch ganz wichtig, dass wir einander in unseren Rollen vielleicht gegensätzlich begegnen, aber nicht als Menschen und als Personen erniedrigen oder gar angreifen. Ich hoffe, es ist mir zumindest mehrheitlich gelungen. Wo es mir nicht gelungen ist, bitte ich um Nachsicht, es war nie Absicht dahinter, aber die eigene Meinung, die eigene Ideologie auch hier vertreten zu können, auch gegen Widerstände, ist nun einmal die Aufgabe eines Abgeordneten. Dieses Vorbild, das ich hier für mich gerne sein wollte, auf der einen Seite für die Gesellschaft, auf der anderen Seite für die eigene Familie, für das eigene Kind, aber auch letztendlich die Frage, wie sich hier die Vereinbarkeit von Beruf –, eines Hauptberufes, den die meisten von Ihnen haben und den auch ich habe – mit einem Mandat in zunehmenden Maße in einen nicht mehr ganz einfachen zeitlichen, aber auch politischen Konnex bringt, sind Fragen, die vielleicht auch in Zukunft in diesem Haus durchaus sinnvoll sind zu diskutieren. Ich denke, dieses Haus lebt davon, dass es Menschen gibt, die nicht nur hauptberuflich Abgeordnete sind – und mein Kollege Axel Neuhuber hat das heute schon sehr trefflich hier eingangs bei seiner Abschiedsrede erwähnt –, sondern es darum geht, auch einen Freiraum zu schaffen für jene, die Gedanken aus anderen Bereichen mitbringen, die Verwurzelungen und Erfahrungen aus anderen Bereichen mitbringen, hier in dieses Hohe Haus mitnehmen, um hier zeitlich die Möglichkeit zu haben mitzuwirken, aber auch politisch ohne die Unterstellungen, dass es hier dann zu persönlichen Vorteilen kommen muss, nachzugehen. Ich möchte hier diesen Mechanismus der Demokratie, nämlich den Diskurs und die Pluralität eindeutig als einen besonderen Schatz in unserer Demokratie und in unserem Wien nochmals hervorheben. Ich möchte aber auch, dass dieser gemeinsame Diskurs, der hier in kontroversieller Art und Weise zwar geführt wird, aber letztendlich immer zum Ziel führen soll – das auch meistens erreicht wird –, nämlich die beste Politik für die Menschen dieser Stadt zu erarbeiten. Das ist das, was meines Erachtens die Demokratie in dieser Stadt ausmacht und zum Garanten für den sozialen und politischen Frieden macht. Wahrscheinlich stehen wir – und mein Freund Michael Spindelegger hat es bei seinem Abschied so gesagt – vor schweren Zeiten, die auch demokratische Einrichtungen dieses Landes zumindest erschüttern können. Umso wichtiger ist es, jene demokratischen Tugenden hochzuhalten, die einen gemeinsamen, niemand an die Wand drückenden politischen Dialog ermöglichen. Gerade jene Menschen, die derzeit nach Europa von den Terrorregimen des Nahen Ostens fliehen, sind der lebende Beweis und die Mahnung dafür, was passiert, wenn diese demokratischen Tugenden nicht gepflegt werden. Dieses Haus sollte daher – und ich wünsche es Ihnen und ich wünsche es der Stadt Wien – auch in Zukunft alles daran setzen, dass sich jeder hier weiterhin der ganz großen Pflicht, auch wenn wir manchmal nur kleinere Dinge zu besprechen und zu beschließen haben, auch instinktiv verschreiben, nämlich das vorzuleben, was unsere Demokratie ausmacht: den friedlichen Austausch von Ideen und Argumenten, der die Grundlage einer Politik für alle Menschen in der Stadt bilden soll. Ich bin stolz darauf, so lange Zeit meinen sehr kleinen, bescheidenen Beitrag dafür geleistet zu haben, und ich wünsche mir von Herzen, dass diese Gesinnung, was auch immer die nächsten Jahre bringen werden, unerschütterlich weitergelebt wird. – Vielen Dank. (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Sehr geehrter Herr Gemeinderat, lieber Roman! Auch du hast heute deine letzte Rede gehalten. Du hast schon selbst deine Schwerpunkte in der Politik betont, es sei nur noch angemerkt, du bist seit 2005 Angehöriger in diesem Haus. Und du bist auch – und jeder, der es ist, weiß, was das für eine Aufgabe ist – seit 1998, wie ich deinem Lebenslauf entnommen habe, Bezirksparteiobmann in der ÖVP-Liesing. Du hast also auch sehr viel Zeit und Kraft hineininvestiert. Mir bist du – und wahrscheinlich mehreren hier und den meisten hier – als durchaus streitbarer Oppositionspolitiker aufgefallen. Ich kann mich noch an eines erinnern, als du zu einer Rede – ich glaube, da ging es um die Stadtwache, wenn mich nicht alles täuscht – mit einer Konstruktion von mehreren Hüten aufgetaucht bist. Das zeigte die Innovation und die Agilität deiner Politik. Ich darf dir im Namen des Gemeinderates, das glaube ich, sagen zu dürfen, für die geleistete Arbeit herzlichst danken und wünsche dir für deinen weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute und viel Erfolg. Danke für deine Arbeit. (Allgemeiner Beifall.) Nächster Redner ist Herr GR Mag Maresch. – Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Zunächst ein paar Worte zum Kollegen Stiftner. Ja, wir haben hier manchen Strauß gemeinsam ausgefochten. Es war durchaus interessant, immer wieder mit ihm so manche Auseinandersetzung zu führen, aber ich glaube schon, dass wir letztendlich trotzdem immer wieder Zeit gefunden haben, manchmal zu plaudern und zu einem Gemeinsamen zu finden. Deshalb denke ich, die Auseinandersetzung wird mir fast ein bisschen abgehen. Denn es hat durchaus manche Schärfe gehabt, es war eine interessante Auseinandersetzung, also durchaus wechselvoll und gemischt, und er wird mir als Verkehrssprecher hier fehlen. Aber wir werden sehen, was da kommt. Er war bei der Geschichte mit der E-Mobilitäts-Strategie immer stark engagiert, und ich denke, wir haben es nach einiger Zeit durchaus geschafft, eine gemeinsame Strategie zu haben. Man muss schon bedenken, bei der Stadt Wien geht es nämlich nicht nur um den motorisierten Individualverkehr, sondern die Stadt Wien hat im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Städten ein sehr gut ausgebautes Straßenbahnnetz – Elektromobilität vom Feinsten, wenn man so will. Es gibt auch das Schnellbahnnetz, das heißt, im öffentlichen Verkehr dominiert über weite Strecken E-Mobilität. Und dann hat es in Wien sehr lange Förderung für Elektrofahrräder gegeben. Elektrofahrräder braucht man nicht mehr fördern, die sind mitten in der Gesellschaft angekommen. Es gibt ganz viele Elektrofahrräder auch auf den Straßen Wiens, auf den Radwegen, wenn man im Sommer unterwegs ist in Österreich mit dem Fahrrad, dann wird man immer ganz neidisch, wenn die Elektrofahrräder hurtig den Berg hinaufkommen und man muss selber treten wie böse. Aber grundsätzlich ist es so, dass die Stadt Wien da schon einiges an Förderungen gemacht hat. Anlässlich eines Besuches eines Lobbyisten aus der E-Wirtschaft hat dieser gesagt: „Stellen Sie sich vor, her Maresch, am Gürtel 100 000 Autos und alle 100 000 Autos fahren plötzlich elektrisch.“ – Das ist eigentlich eine Horrorvision. Denn erstens, woher kommt der Strom, eine schwierige Geschichte, zweitens wollten wir nicht 1 zu 1 die 100 00 PKW am Gürtel gegen 100 000 elektrobetriebe PKW tauschen, und das – denn das hat er auch noch gemeint – mit einer Förderung von 10 000 EUR pro Stück. Wir haben einen vernünftigen Mix gefunden. Erstens einmal fördern wir in Wien Flotten, zum Beispiel die Taxis, zweitens wollen wir in Wien auch verstärkt bei den Stadtwerken und bei der Stadt Wien Elektroautos anschaffen, und drittens geht es vor allem darum, wo getankt wird. Da gibt es in Zukunft Förderungen für Tankstellen im privaten und im halböffentlichen Raum, das heißt also, durchaus in Garagen, aber auch bei Anbietern wie Supermärkten, zum Beispiel Lebensmittelgroßhändlern. Aber es wird auch durchaus – das wird zwar immer wieder heruntergemacht – an zentralen Plätzen in Wien da oder dort in den Bezirken Elektrotankstellen geben, um damit zu zeigen, dass wir in die richtige Richtung in dieser Stadt gehen. Nachdem es die letzte Sitzung ist, werde ich Sie nicht länger strapazieren, begrüße diese Elektromobilität und bitte um Zustimmung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Baron. – Ich erteile ihm das Wort. GR Karl Baron (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Elektrofahrzeuge betreffen in Österreich – und ich denke, der Durchschnitt in Wien wird kein anderes Bild erzeugen – 0,1 Prozent der Neuzulassungen. Das heißt, in etwa 0,1 Prozent der Neufahrzeuge sind Elektrofahrzeuge, und in den letzten Jahren konnten wir diesen Anteil auch nicht steigern. Wenn man nun der Sache auf den Grund geht, hat ein Elektrofahrzeug gewisse Nachteile gegenüber herkömmlichen diesel- oder benzinkraftbetriebenen Fahrzeugen. Ein Elektroauto kostet mehr, kostet im Betrieb wahrscheinlich das Gleiche, hat aber den Riesennachteil, dass man mit diesem Kabel an eine Steckdose gebunden ist. Und diese Steckdosen sind halt nicht wie Tankstellen überall zu finden. Wenn man eine gefunden hat, dauert es dann Stunden, um das Fahrzeug wieder aufzutanken. In Wien gibt es 122 Ladestationen. 122 Ladestationen wären ja noch einigermaßen annehmbar, wenn hier nicht noch ein zusätzlicher Nachteil wäre: 7 bis 10 verschiedene Tankkarten, das heißt, wenn man alle 122 Ladestationen nutzen will, braucht man 7 bis 10 Verträge, von Wien Energie bis zu Matrix, und da gibt es einige Anbieter. – Das ist ein bisschen Steinzeit in der Elektrofahrzeugtechnologie, wenn man es mit anderen Städten und Ländern vergleicht. Ich würde sogar sagen, da haben wir Dritte-Welt-Status. Denn 0,1 Prozent liegt hinter Amerika, 0,1 Prozent liegt hinter vielen, vielen westlichen Ländern, und wahrscheinlich ist überhaupt niemand in dem Bereich noch schlechter. Aber so wie mein Vorredner Herr Maresch ja gesagt hat, er legt da gar nicht allzu viel Wert darauf … (GR Mag Rüdiger Maresch: Das habe ich gar nicht gesagt!) – Na ja, es wird in der Stadt Wien kaum gefördert, man legt mehr Wert darauf, dass der öffentliche Verkehr elektrifiziert ist. (GR Mag Rüdiger Maresch: Mit 10 000 EUR!) – Aber 10 000 EUR ist doch gar nicht wahr, man bekommt doch keine 10 000 EUR, wenn man ein Elektroauto anmeldet. Diese Förderung existiert doch gar nicht. Woher haben Sie denn diese Zahl? (GR Mag Rüdiger Maresch: Schauen Sie einmal im Bundesministerium!) – Aber ich brauche gar nicht zu schauen. Es gibt momentan keine Förderung für Elektroautos. Wenn man sich ansieht, in welche Richtung Amsterdam geht: Amsterdam hat schon 1 200 Ladestationen bei nur 800 000 Einwohnern und will das Ganze auf 4 000 bis 2018 ausbauen. Weiteres Ziel ist, dass der öffentliche Verkehr bis 2020 total umgestellt werden soll, zu 100 Prozent auf elektrobetriebene Busse, Bahnen, oder was immer die dort verwenden. Norwegen ist noch ein besseres Beispiel. Während wir 0,1 Prozent der Neuzulassungen haben, liegt Oslo beziehungsweise Norwegen bei 13 Prozent. Das kommt aber alles nicht von ungefähr, denn die Fahrzeuge sind im Endeffekt die gleichen wie hier. Es geht einfach darum, was es uns wert ist, dass ein gewisser Anteil an Fahrzeugen praktisch elektrifiziert ist und es somit wenig oder eigentlich gar keinen Schadstoffausstoß gibt. In Oslo wird das so weit forciert, dass es genau das Gegenteil von Wien macht: Elektroautobesitzer können im Gegensatz zu Benzin- und Dieselautos Busspuren benutzen. Es gibt keine Maut, weder für den innerstädtischen Bereich noch für andere Bereiche, keine Fährkosten, alles gratis. Keine Parkgebühr. In Oslo kann man mit einem Elektrofahrzeug gratis parken. Herr Maresch, da brauchen Sie nicht den Kopf schütteln, da brauchen Sie nur ein bisserl googeln, das geht ganz schnell. (GR Mag Rüdiger Maresch: In Wien gibt es keine Maut!) – In Wien gibt es keine Maut fürs Parken? (GR Mag Rüdiger Maresch: Das ist keine Maut!) – Sie haben auf dem Auto ein Mautpickerl auf der Windschutzscheibe. In Oslo brauchen Sie das nicht, weil da sind Sie vom Parken befreit, von der Autobahnmaut. Wenn man sich in Norwegen ein Elektroauto anschafft, hat man keine Mehrwertsteuer zu zahlen, Dienstfahrzeuge werden zu 50 Prozent gefördert beziehungsweise hat man zu 50 Prozent Steuernachlässe. Eh klar, dass die auf 13 Prozent kommen. Aber ich will jetzt gar nicht sagen, dass das wirklich so erstrebenswert ist und ob wir wirklich in diese Richtung gehen sollen. Denn irgendwo müssen wir den Strom auch hernehmen und produzieren, oder importieren, wie immer. Aber Fakt ist, dass wir in der letzten Legislaturperiode mehr als eine Milliarde an Förderungen beziehungsweise Subventionen ausgeschüttet haben. Und da stelle ich mir wieder die Frage, was vernünftiger ist: Ob ich 8,9 Millionen EUR für einen Radfahrbeauftragten ausgebe, den auf der Welt wirklich niemand braucht, und wir in Wien schon gar nicht, oder 1,9 für den Fußgängerbeauftragten oder überhaupt gute 13 Millionen für eine Mobilitätsagentur, die noch entbehrlicher ist. Da bin ich schon eher der Meinung, dass man den Weg von Norwegen geht und die Elektrofahrzeuge fördert beziehungsweise wie es Amsterdam macht, wo es ähnlich ist. Meine Damen und Herren, wir müssen uns wirklich überlegen, welchen Weg wir in Zukunft beschreiten sollen: Fördern wir die Elektrotechnologie oder ignorieren wir sie weiterhin? – Ich würde jetzt weder das eine noch das andere befürworten. Aber die Frage sollten wir uns alle stellen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort ist nunmehr Herr GR Lindenmayr gemeldet. – Ich erteile es ihm. GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! In der der Zeit entsprechenden gebotenen Kürze werde ich auch versuchen, es nicht allzu lange werden zulassen. Kollege Roman Stiftner hat wörtlich gesagt, seine Rede ist von Milde gekennzeichnet, ich mache das auch. Ich sage jetzt gar nichts zur ÖVP, insbesondere deshalb, weil unsere Gespräche immer von gegenseitigem Respekt getragen sind, und dafür danke ich dir. Es waren sehr gute Gespräche, auch wenn wir inhaltlich oft weit auseinander gewesen sind, und ich wünsche dir alles Gute. Meine Worte werden vielleicht auch von Milde getragen werden, wenn ich mir das überlege, was der Kollege Baron gesagt hat. Man muss aber schon klarstellen, dass da sehr viel Kraut und Rüben durcheinander waren und sehr viele Dinge vermischt werden, sodass ich vermute, er hat gar nicht verstanden, was in diesem Konzept drinnensteht. Denn zum Beispiel ein Mautpickerl auf der Windschutzscheibe – das haben wir alle nicht, das ist keine Maut –, dann unabhängig davon die Forderung, man möge die Busspuren, wie es vielleicht in anderen Ländern der Fall ist, für Elektroautos freigeben, oder man möge bei der Parkraumbewirtschaftung den Autos das nachsehen, dass sie dort zahlen müssen. Ein wesentlicher Punkt ist ja: Es geht zwar einerseits darum, die Schadstoffemissionen zurückzudrängen, aber man muss dazusagen, ein Elektrofahrzeug ist auch ein Fahrzeug im motorisierten Individualverkehr und verursacht auch Verkehr. Das muss man deutlich sagen. Auch ein Tretauto, das überhaupt keine Emissionen hätte, braucht Platz und würde auch Verkehr verursachen. Daher bekennen wir uns klar dazu, was wir fördern und was wir nicht fördern. Wir fördern Ladestationen. Auch hier möchte ich kurz korrigieren: Wenn man auf der Website „tanke- wienenergie.at“ nachschaut, kann man sehen, dass es bereits über 300 Ladestationen gibt. Man braucht nur eine einzige Karte, es ist die Telefonnummer und es ist der genaue Ablauf angegeben, wie man zu dieser Karte kommt. Das ist ganz, ganz leicht, es werden also auch hier falsche Informationen verbreitet. Aber der wesentliche Punkt ist, dass in Wien das Rückgrat der Elektromobilität hauptsächlich der öffentliche Verkehr ist. Wir stecken bis 2018 1,9 Milliarden EUR in den Ausbau des Öffi-Verkehrs. Wir haben neue Rekorde – Rüdiger hat es schon gesagt – bei den Fahrgastzahlen, wir haben neue Rekorde bei den Beförderungszahlen. Das ist es und das ist sozusagen der Abschluss des STEP 2025, das hat noch gefehlt, daher legen wir das heute zur Beschlussfassung vor, und ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist nunmehr noch die Frau GRin Puller. – Ich erteile ihr das Wort. GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Ich spreche nicht zu diesem Poststück, eigentlich wollte ich auch keine Abschiedsrede mehr machen. Aber jetzt haben doch fast alle eine gehalten und es könnte ja sein, dass man sich denkt, sie macht keine, weil sie jetzt angefressen ist. – Ja, ich bin ein bisserl angefressen, das muss ich ehrlich sagen. Aber ich würde gerne die Gelegenheit nützen, wenn ich sie schon habe, das letzte Mal hier zu stehen und eine kollektive Verabschiedung zu sprechen. Es ist für mich eigentlich, wenn man so darüber nachdenkt, nicht gerade gut gelaufen. Voriges Jahr erst nachgerückt, ein Jahr vor der Wahl, da war schon alles gelaufen und mein Bereich öffentlicher Verkehr war besetzt. Es gab für mich nicht wirklich etwas zu tun, ich konnte keine Spuren hinterlassen, nicht einmal eine Blutspur. So ist es. Eigentlich hat mir das Jahr nur Bröseln gebracht. Dadurch, dass ich den Traumjob im Verkehrsmuseum bei den Wiener Linien auf 25 Stunden reduzieren musste, hat es gewisse Spannungen ergeben, und ich hoffe ja, dass ich nicht im November dadurch wieder 40 Stunden im Fahrdienst tätig sein werde. Ich fahre gerne, aber ich bin schon zu alt dafür. Es ist ein sehr anstrengender Beruf, tagtäglich auf der Straßenbahn zu sitzen und sie zu fahren, schon allein von den Arbeitszeiten her. Und außerdem war ich heute bei meinem Steuerberater, durch diesen Doppeljob habe ich eine Mörder-Steuernachzahlung, was mir auch im Jahr 2016 noch nachhängen wird – egal, ich habe es auch verdient. Ich habe viel gelernt, meine Damen und Herren, hier im Hohen Hause, und vor allem, dass jeder von euch auch nur mit Wasser kocht. Ich habe auch überfraktionelle Freundschaften geschlossen, trotz ideologischer Hürden. Und da muss ich jetzt meinen Noch-ChefInnen widersprechen beziehungsweise bin ich anderer Meinung: Ich bin trotz ideologischer Hürden mit dem einem oder anderen FPÖler auf ein Bier gewesen und werde auch weiterhin, wenn sich die Gelegenheit bietet, auf ein Bier mit euch gehen. (Beifall bei der FPÖ.) Zum Abschluss möchte ich mich bei meiner Partei natürlich bedanken, dass ihr mir als kleiner Straßenbahnerin, ohne Matura, ermöglicht habt, als Gemeinderätin einige Zeit hier im Gemeinderat mitwirken zu können. – Danke schön. (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin, liebe Kollegin, du hast am Schluss gesagt: „als kleine Straßenbahnfahrerin“. Ich glaube, es ist eminent wichtig, dass aus allen Berufsgruppen Leute hier im Gemeinderat sitzen und das ganze Spektrum unserer Gesellschaft abgebildet ist. Umso wichtiger ist es, dass wir auch aus allen Berufsgruppen Abgeordnete und Gemeinderäte haben. Ich darf vielleicht noch ergänzen: Du warst ja schon von 2005 bis 2010 Gemeinderätin, und ab 2014 wieder. Deine Schwerpunkte, das hat du auch gesagt, waren Arbeitsmarkt, öffentlicher Dienst und Dienstrecht. Du hast gesagt, du hast jetzt nicht wirklich etwas zu tun gehabt – das stimmt nicht ganz. Du hast – das ist mir auch schon passiert – die dankbare Aufgabe als Schriftführer gehabt, auch das ist natürlich nicht unwichtig. Die Sache mit „keine Spuren hinterlassen“ stimmt zumindest bei ein paar Kollegen sicher nicht. Es gibt sicher einige Kollegen, die sich gerne und oft an dich und an die gemeinsame Zeit erinnern werden. Ich darf auch dir den Dank des Gemeinderates für die geleistete Arbeit und die besten Wünsche für den weiteren Lebensweg aussprechen und alles Gute wünschen. (Allgemeiner Beifall.) Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet, Gegen- oder Abänderungsanträge wurden nicht gestellt. Daher kommen wir nun zur Abstimmung über die Postnummer 44. Wer für die Postnummer 44 ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit Zustimmung der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 69 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschluss eines Vertrages über die Errichtung und Erhaltung von Infrastrukturmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben Wildgarten – Wohnen am Rosenhügel. Dazu ist nunmehr kein Redner mehr gemeldet, daher kommen wir sofort zur Abstimmung. Wer für diese Postnummer 69 ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist die Zustimmung von ÖVP, SPÖ und GRÜNEN und somit mehrstimmig angenommen. Wir kommen zur Postnummer 45 der Tagesordnung. Sie betrifft das Plandokument 7775E im 17. Bezirk, KatG Dornbach. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mahdalik. – Ich erteile ihm das Wort. GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Ich habe mich hier nur zu Wort gemeldet, um einen Antrag einzubringen. Nachdem das ein bisschen weit weg von Eßling ist, werde ich ausnahmsweise etwas vorlesen, weil ich mich dort nicht so genau auskenne: Die Anrainersiedlung an der Höhenstraße im 17. Bezirk ist zunehmend vom Verkehrsaufkommen durch Zu- und Abfahrten zu und von der American International School belastet. Der Straßenzug Waldrandweg/Promenadenweg ist von seiner Dimension und Beschaffenheit nicht für große Verkehrsströme geeignet, geringe Breite, mangelnde Befestigung sowie fehlende Gehsteige sind auf den Anrainerverkehr ausgelegt. Die Bewohner der Siedlung sind vor allem in der Zeit von 7.30 Uhr bis 9.30 Uhr und 14 Uhr bis 16.30 Uhr mit starkem Durchzugsverkehr von rund 800 PKW belastet, die durch die Siedlung fahren. – Das ist nicht gerade wenig. – Die 30 km/h Beschränkung wird – wie fast überall – meist überschritten. Das auf Grund der exponierten Lage der Schule eingeführte Schulbussystem wird offensichtlich nicht so angenommen, wie es gewünscht wurde. Die Eltern bringen ihre Kinder vermehrt mit dem Auto zur Schule – wird schon einen Grund haben. Selbst an den Wochenenden blockieren die parkenden Autos den schmalen Waldrandweg, der von einem Stadtwanderweg gekreuzt wird, und verursachen dadurch eine Verkehrsbelastung. Deshalb stellen wir im Interesse der Anrainer heute folgenden Beschlussantrag: Die amtsführende Stadträtin für Verkehr, und so weiter wird aufgefordert, unter Einbindung aller Betroffenen die notwendigen Maßnahmen für die Reduzierung des Durchfahrtsverkehrs in der Siedlung an der Höhenstraße, vor allem des Verkehrsweges Waldrandweg/Promenadenweg durch private Schülertransporte zu und von der American International School einzuleiten. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt und ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. – Bitte schön. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich denke, dass die Frau Bezirksvorsteher und die Bezirksvertretung in Hernals diese Probleme kennen und schon an einer Lösung arbeiten. Das ist in erster Linie Sache der Bezirksvertretung und deshalb meine ich, dass dieser Antrag auch dort zu stellen gewesen wäre und dass er hier im falschen Gremium ist. Ich möchte aber die Gelegenheit auch nützen, vor allem, nachdem es jetzt der letzte Akt aus der Stadtentwicklung ist, allen Mitarbeitern, ob im Büro oder in den Fachabteilungen, sehr herzlich für die Zusammenarbeit in den letzten fünf Jahren zu danken. Herzlichen Dank. (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Damit kommen wir zur Abstimmung über Postnummer 45. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig angenommen. Dann kommen wir noch zur Abstimmung über den eingebrachten Beschlussantrag der GRe Mahdalik und Nepp betreffend Reduzierung des Durchfahrtsverkehrs in der Siedlung an der Höhenstraße im 17. Bezirk. Wer diesem Antrag seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit Zustimmung der ÖVP und FPÖ in der Minderheit, hat keine Mehrheit und ist somit abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 36 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 7769 im 10. Bezirk, KatG Favoriten und Wieden. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Gaal, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Dr Wansch. – Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Dr Alfred Wansch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Hinter der harmlosen Bezeichnung des Geschäftsstückes versteckt sich wieder einmal eine Hochhauswidmung, eine Hochhauswidmung für ein privates Hochhausprojekt. Es geht um das Projekt von Hochhaustürmen im Hauptbahnhof-Areal, und wie Sie alle wissen, bestehen gegen dieses Projekt heftige Widerstände in der Bevölkerung. Weniger als drei Wochen vor dem Tag der Neuwahl des Gemeinderates und des Landtages soll nun heute diese Widmung hier durchgepeitscht werden. Da muss bei allen hier im Saal ein unangenehmes Gefühl aufkommen. Wir wissen zwar, dass die Ära der rot-grünen Koalition in Wien als die Ära der ungehemmten Wunschwidmungen für private Immobilienspekulationsprojekte eingehen wird, dies rechtfertigt jedoch nicht diese heutige Wunschwidmung für ein weiteres privates Hochhausprojekt gegen die Stimmen der Bürger. Und ich erinnere an die Aussagen von Bgm Häupl und von Frau VBgmin Vassilakou bei der Gründung der Verliererkoalition im Jahr 2010: „Das Ganze ist ein Experiment.“ Ich sage dazu, und das haben Sie nicht gesagt: Die Wienerinnen und Wiener waren die Versuchskaninchen in diesem Experiment von Rot und Grün. Und das Experiment ist gescheitert, das wissen wir heute und hier, und das Versuchslabor wird am 11.10.2015 geschlossen. Was bleibt übrig davon? – Neben Chaos und Schuldenbergen auf Kosten der kommenden Generationen bleiben uns im Bereich der Stadtentwicklung und des Stadtbildes in Wien eine Hochhauswüste und zerstörte Strukturen und Ensembles. Ich verweise an dieser Stelle ausdrücklich auf das Otto-Wagner-Spital-Ensemble, das nach der heutigen Beschlusslage hemmungslos zerstört werden soll. Und das alles ohne Rücksicht auf bestehende Ortsbilde und Ortskerne, ohne Rücksicht auf das Stadtbild, ohne Rücksicht auf das über Jahrhunderte erworbene Kulturerbe, ja sogar ohne Rücksicht auf den Status des UNESCO-Weltkulturerbes. Und das erschreckendste Maß an Rücksichtslosigkeit ist die Tatsache, dass SPÖ und GRÜNE ihre Wunsch- und Gefälligkeitswidmungen gegen die Interessen, gegen die Initiativen und gegen die verfassungsmäßigen Rechte der Anrainer und aller Wienerinnen und Wiener durchpeitschen. Wenn Sie heute hier in der letzten Stunde des rot-grünen Experimentes die gegenständliche Widmung gegen die Bürger durchpressen, dann sollten Sie zur Kenntnis nehmen und berücksichtigen: Etliche Widmungsverfahren sind bei den Verwaltungsgerichten und den Gerichtshöfen des öffentlichen Rechts anhängig. Und kürzlich wurde bekannt, dass auch die Staatsanwaltschaft mit der Prüfung der Umstände von Hochhaus-Widmungsverfahren befasst wurde. Sie werden den Wienerinnen und Wienern erklären müssen, warum Sie in Kenntnis dieser Umstände heute und jetzt diese neuerliche Wunschwidmung beschließen. Sie kennen die massiven Widerstände in der Bevölkerung gegen dieses Hochhausprojekt, die auch zur Gründung einer Bürgerinitiative geführt haben, und Sie wissen, dass die Bürger und die Bürgerinitiative mit ihren Argumenten gegen dieses Projekt recht haben und die Sorgen berechtigt sind. Sei es die Gefährdung des Weltkulturerbe-Status durch die gegenständliche Umwidmung, da die Aussicht vom Oberen Belvedere nach wie vor zerstört bleibt, sei es das ungelöste Verkehrsproblem durch die Schaffung des Verkehrsmagneten, seien es die ungelösten Probleme betreffend Wind, Lärm und Schatten für die Anrainer oder sei es schlussendlich die Tatsache, dass angesichts der bekannten Leerstehungsraten kein Bedarf an weiteren Bürotürmen besteht. Warum auch immer die rot-grünen Entscheidungsträger dieses Projekt heute dem Gemeinderat zur Entscheidung vorlegen und wahrscheinlich im Klubzwang bewilligt bekommen, die Bevölkerung wird sich ihren Teil denken, zusammengefasst in der Frage: Cui bono? Abschließend mein Appell, ziehen Sie diesen Antrag zurück, stimmen Sie das Projekt und die Widmung mit den betroffenen Bürgern und den Bürgerinitiativen ab, nehmen Sie, vielleicht sogar bei letzter Gelegenheit, Ihre Versprechen von Bürgerbeteiligung und Bürgermitbestimmung ernst! Wir Freiheitliche versprechen den Wienerinnen und Wienern, das letzte Wort beim Hochhausprojekt Hauptbahnhof ist nicht gesprochen, selbst wenn diese Wunschwidmung heute durchgepeitscht wird. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Das Wort hat die Frau Berichterstatterin. – Bitte schön. Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal: Danke schön, Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollege Wansch! Ihr Mazel ist ja nur, dass es dort eine Bürgerinitiative gibt, denn Sie haben an und für sich von dem Gebiet dort überhaupt keine Ahnung. Das hat man auch bei dieser sehr, sehr oberflächlichen Rede bemerkt, denn den Vorwurf der Wunschwidmung und der Anlasswidmung weise ich aufs Entschiedenste zurück. Er ist mehr als letztklassig. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Der neue Hauptbahnhof mit dem Sonnwendviertel rundherum ist ein Bezirksteil, der neu entstanden ist, der attraktiv ist, der jetzt dann auch mit dieser Widmung am Fertigwerden ist. Die Menschen, die dort hingezogen sind, fühlen sich sehr, sehr wohl, und ich bin sehr stolz darauf, dass uns dort ein so großartiges Projekt gelungen ist. Ja, es werden dort Hochhäuser entstehen, sie entsprechen dem Hochhauskonzept. Es hat einen Wettbewerb gegeben, und es gibt natürlich keine negativen Auswirkungen auf das Weltkulturerbe, da die Aufbauten dementsprechend beschränkt werden. Das heißt, all Ihre Vorwürfe sind, wie immer, haltlos und entbehren jeglicher Grundlage. Es gibt auch kein Verkehrsproblem, denn ich kenne keinen Ort, der öffentlich so gut angebunden ist wie der Hauptbahnhof und das umliegende Sonnwendviertel. In diesem Sinne bitte ich Sie um Zustimmung zu dieser richtigen und wichtigen Flächenwidmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN). Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 36. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Frau Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu heben. – Zustimmung ÖVP, SPÖ und GRÜNE; somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 2 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die Wiener Volkshochschulen GmbH. Der Kollege hat sich streichen lassen, somit kommen wir sofort zur Abstimmung. Wer der Postnummer 2 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist die Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN; damit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 3 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft eine Subvention an den Verein Caritas der Erzdiözese Wien, Hilfe in Not. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Matzka-Dojder, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder: Vielen Dank. Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. Ich erteile ihr das Wort. GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörer! Hier geht es um eine Subvention an die Caritas der Erzdiözese Wien, Hilfe in Not, um 193 000 EUR Subvention der Stadt Wien. Die Kosten des gesamten Projektes belaufen sich auf über 1,1 Millionen EUR. Da kann ich nur sagen, Schuster bleib bei deinem Leisten, im Fall der Caritas ist das das Organisieren von Hilfsprojekten. Die Kulturprojekte sollte man den entsprechenden Kulturproponenten überlassen. Kunst auf niederschwelligem Niveau beziehungsweise für die Allgemeinheit kann und darf auch nicht die Aufgabe der MA 17 sein. Denn ich muss schon sagen, das hilft niemandem in Not, es schafft keine Integrationsmaßnahmen und es fördert ganz sicher nicht den Spracherwerb. Zu diesen beiden Projektplätzen Brunnenpassage und Viktor Adler Markt, Stand 129: In diesem Bereich gibt es keinen Druck, auf der einen Seite die deutsche Sprache zu erlernen und auf der anderen Seite sich unseren gesellschaftlichen Gepflogenheiten anzupassen. Dann haben wir Menschen, die würden unsere Hilfe oder Unterstützung auch in der Stadt Wien sehr viel nötiger brauchen und könnten mit diesem Geld wesentlich mehr anfangen. Es gibt Bedienstete, die werden von ihrem Dienstgeber in die Außenstellen oder andernorts auf den Dienstweg geschickt und müssen aus der eigenen Tasche diesen Dienstweg bezahlen. Es ist ja selbstverständlich, man hat eine Jahreskarte und die bezahlt der Bedienstete. Das finden wir nicht in Ordnung, denn es ist ein Dienstweg und das ist eine Verpflichtung der Stadt Wien. Daher stelle ich gemeinsam mit meinen Kollegen folgenden Beschlussantrag: Die zuständige Stadträtin für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal möge dafür Sorge tragen, dass die Gemeindebediensteten einen Auslagenersatz für die Benützung der Wiener Linien bei Dienstwegen erhalten und ersuche in formeller Hinsicht um sofortige Abstimmung des Antrages. (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt noch zum Akt zurückkommend möchte ich sagen: Von diesen 1,1 Millionen EUR wird ein riesengroßer Teil von der MA 17 bezahlt, die MA 7 steuert auf der anderen Seite nur 100 000 EUR zu dem Projekt zu. Dann gibt es noch zusätzlich die restlichen Gelder aus der EU, vom Bundeskanzleramt, et cetera, et cetera. Das, was bei der Durchsicht eindeutig auffällt, ist, dass drinnensteht, Spenden – großzügig – 230 000 EUR als Einnahmen. Es gibt dazu aber auch eine Abrechnung aus dem Jahr 2014, da waren die Angaben fast in ähnlicher Höhe, und da sind aber nur 155 000 EUR zusammengekommen, also kann man sich schon vorstellen, dass da irgendwas nicht passt und nicht stimmt. Was noch auffällt, ist, dass 2014 noch Mieterträge in Höhe von 43 800 EUR enthalten waren, die jetzt auch nicht mehr vorhanden sind. Dazu kommt noch, dass mit diesem subventionierten Geld auch noch die Caritas in Bezug auf Buchhaltung mit 48 000 EUR gesponsert wird. Sie verstehen, dass in unseren Augen diese Geschichte oder dieses Projekt nicht förderwürdig ist, und daher werden wir dem nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Jung. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke. Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich habe mir vorgenommen, und zwar bevor sie gesprochen hat, auch zur Kollegin Puller ein Wort zu sagen, weil sie zu denjenigen gehört, und das hat sie ja dann auch in ihrer Rede bewiesen, die nicht ausgrenzen, mit denen man ganz normal reden kann und die zwischen Ideologie und menschlichem Kontakt unterscheiden können. Ich kann mich auch ein bisschen in sie hineinfühlen, es ist ja wirklich nicht gut mit ihr umgesprungen worden. Mir ist es auch einmal so gegangen, ich musste plötzlich hinaus, die politische Entwicklung war damals so, und es ist nicht ganz leicht, in den Beruf zurückzukehren. Ich verstehe das. Danke schön für Ihre Worte, Frau Kollegin, Sie haben einen Applaus von uns wirklich verdient! (Beifall bei der FPÖ.) So, jetzt komme ich zum Caritas-Projekt. Die Caritas, die ja an sich der Wohlfahrt verschrieben ist, weitet ihr Arbeitsgebiet immer mehr aus. Vielleicht zwei, drei Sätze zur Caritas grundsätzlich: 2013, den Geschäftsbereich 14 habe ich noch nicht gehabt, hat der Caritas-Konzern – das ist nicht von mir, das hat der „Kurier“ so geschrieben – Einnahmen von 687 Millionen EUR gehabt; 687 Millionen EUR. Zum Vergleich, die katholische Kirche, der die Caritas ja irgendwie angehört, hat nur 546 Millionen EUR pro Jahr, und da ist von Kirchenerhalt bis Bezahlung von diversen Mitarbeitern sehr, sehr viel drinnen. Die Caritas, auch ein weiterer Beweis für die Richtung einer Konzern- Entwicklung, hat 13 500 Angestellte. Nicht schlecht, kann man sagen. Im Jahr 2013 hat sie 3 100 Asylanten mit 770 Caritas-Mitarbeitern betreut. Das heißt, auf je vier Asylanten kam ein Mitarbeiter. Da muss man schon manchmal fragen, wie das in dieser Form eigentlich wirklich funktionieren kann. Insgesamt, das wurde schon angesprochen, ist das ein Millionengeschäft. (GRin Mag Martina Wurzer: Das ist ein Wahnsinn! Ein Millionengeschäft!) Jetzt zur Caritas in Wien. Die Caritas hat vor zwei Wochen eine OTS-Aussendung gemacht, 268 000 Menschen in Österreich können sich im Winter das Heizen nicht leisten. 268 000, das ist eine erschreckende Zahl. Und jetzt kriegt die Caritas für das Gesamtprojekt 1,1 Millionen und von uns wollen sie 193 000 für ein Spaßprojekt. Das ist ein Spaßprojekt, was hier am Brunnenmarkt geschieht. Wir haben hinten und vorne zu wenig Geld. Wir müssen hinten und vorne schauen, wie wir mit der Flüchtlingswelle fertig werden, auch auf dem finanziellen Sektor, und hier wird für ein Spaßprojekt so viel ausgegeben. Das ist das Projekt KunstSozial am Brunnenmarkt. Bei der Begründung heißt es, alle eint das Interesse an partizipativer und transkultureller Kunstpraxis, der Zugang zur Kunst wird als Menschenrecht verstanden, und so weiter. – Gut. Und was machen die jetzt wirklich? Ich will meine Rede als letzte heute nicht zu lange halten, ich bringe ihnen nur einige Beispiele, die in diesem Programm, das uns vorgelegt wurde, angeführt werden: Da gibt es „Tanzkaraoke“ zum Beispiel, Besucherinnen und Besucher schlüpfen in ein Kostüm aus schwarzen Handschuhen und rosa Sandalen – ich nehme an, sie werden schon ein bisschen mehr anhaben – und tanzen die Clips nach. Ein anderes Projekt ist das Projekt „Brunnhilde“, das ist keine Wagner-Aufführung, sondern dabei handelt es sich um ein DJn Kollektiv, hat nichts mit Tarzan zu tun. Oder das Programm Klanginseln mit der mobilen Straßenmusik, Acts und mehr. Weiters – das Schönste kommt dann am Schluss – das Projekt „Tanahang“, ein Pianist und Performer namens Honiball Joseph zeigt den Dokumentarfilm „Tanahang – Duett für Körper und Klavier“. Dafür zahlen wir 109 000 oder wie viel Euro. Oder aber als letztes – nur als Genussstück, und da bitte ich die Sozialdemokratische Fraktion, gut zuzuhören, denn das werden Sie Ihren Arbeitern und Ihren Funktionären draußen gut erklären müssen. Ich lese wörtlich: Die Soloperformance von Esmarei das Bündel der Hexe. Pinkelt man im Sitzen oder im Stehen? Pinkelt ja nicht im Sitzen! Ist das ein Zimmer, eine pornographische Ausstellung? – Nein, nein, das ist eine Spermauntersuchung. Lass es dir wegschneiden! Ah, es tut es ja nicht. Was ist abgeschnitten? Wer hat abgeschnitten? Echte Frau oder echter Mann, halt deinen Mund … (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) – Herr Kollege Maresch, hören Sie zu! – … halt deinen Mund, hör dir zuerst meine Geschichte an! Dann kommt der Orgasmus. Welche Vagina ist die originalere, biologisch, antibiologisch, und dann gibt es die Tatsachen. (Weiterer Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Das ist das, was man sich traut, uns hier als Projekt vorzulegen. Und das ist das, wozu Sie zustimmen. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Das werden Sie Ihren Arbeitern draußen sehr gut erklären müssen! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder: Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hier handelt es sich um das Kunst- und Sozialprogramm der Caritas der Erzdiözese Wien an zwei Standorten, und zwar Brunnenpassage und Viktor Adler Markt. Der Anteil der angesuchten Subvention an die MA 17 beträgt 193 000 EUR. Das ist anteilige Förderung für Sach- und Personalkosten für ein sehr, sehr sinnvolles Projekt. Wenn Sie sich hier herstellen, Herr Jung, und das wieder verreißen wie alle Integrationsprojekte, dann muss ich das ablehnen. Das ist immer im Zusammenhang mit jedem Projekt dieser Stadt, das mit respektvollem Zusammenleben, Integration und Verständnis unter den verschiedenen Gruppen und Religionen, Altersgruppen, das in irgendeiner Form etwas mit den zugewanderten Menschen zu tun hat, Sie lehnen es ab und versuchen, das in einer Art und Weise zu verreißen, das dem nicht würdig ist. (GR Mag Wolfgang Jung: Wörtlich zitiert! Wörtlich aus dem Akt! – GR Prof Dipl-Ing Dr Kurt Mörz: Lesen Sie den Akt!) Gehen Sie einmal in die Brunnenpassage, setzen Sie sich dort hin und begleiten Sie ein Projekt, einen Abend, dann werden Sie sehen, dass sie dort sehr schöne und sehr sinnvolle Sachen machen, dass sie auch eine aufsuchende Arbeit machen in einer Gegend … Mit wem immer Sie dort reden, es wird als eine Bereicherung gesehen, egal, ob das jetzt am Brunnenmarkt oder am Viktor Adler Markt ist. Dass die Jugendlichen oft ihre Projekte selber wählen und auch ihre Sprache und ihre Auseinandersetzungen mit den sozialen Themen, das müssen wir ihnen zulassen, auch diesen Jugendlichen zulassen. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist ein sehr, sehr sinnvolles Projekt. Frau Kollegin Schütz hat gesagt, dass das Gesamtvolumen dieser beiden Projekte über 1 Million EUR ist, und der Anteil der Magistratsabteilung 17 beträgt eben 193 000 EUR. 193 000 EUR, die ein respektvolles Zusammenleben fördern, aber auch viele junge Menschen im Aufbau ihrer Identität fördern, sie begleiten in ihrem Integrationsprozess. Natürlich gibt es dort auch viele Lernhilfeangebote, wobei wir ganz genau wissen, all das fördert die Chancengleichheit dieser Menschen, die weniger Geld haben als die, die nicht dorthin gehen müssen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte Sie um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 3. Wer der Postnummer 3 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen der Hand. – Das ist mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Es wurde zu dieser Postnummer ein Beschlussantrag der GRe Jung, Schütz, Haslinger, Blind betreffend Auslagenersatz für die Benützung der Wiener Linien bei Dienstwegen eingebracht. Wer diesem Beschlussantrag der FPÖ zustimmen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Zustimmung ÖVP und FPÖ und Kollege Aigner. Keine Mehrheit und somit abgelehnt. Jetzt kommt die Postnummer 71 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Anmietung von Büro- und Archivflächen für das Sozialzentrum WEST der MA 40 von der LSE Liegenschaftsstrukturentwicklungs GmbH im Bürohaus Wien 15, Anschützgasse 1; gar nicht weit weg von mir. Ich komme gleich direkt zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu heben. Zustimmung ÖVP, SPÖ und GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Postnummer 72 der Tagesordnung gelangt zur Verhandlung. Sie betrifft die Anmietung eines Regionalstandortes von der Bank Austria Real Invest Immobilien-Kapitalanlage GmbH in Wien 21, Franz-Jonas-Platz 10-12 für die MA 11. Keine Wortmeldung. Daher kommen wir sofort zur Abstimmung über die Postnummer 72. Wer dieser zustimmen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Zustimmung ÖVP, SPÖ und GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Postnummer 73 der Tagesordnung kommt zur Verhandlung, sie betrifft den Abschluss eines PPP-Vertrages bezüglich Bildungscampus Attemsgasse in Wien 22. Auch hier ist kein Debattenredner mehr, wir kommen sofort zur Abstimmung. Wer der Postnummer 73 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – ÖVP, SPÖ und GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 74 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft den Abschluss eines Baurechtsvertrages bezüglich der Liegenschaft EZ 926, KatG Fünfhaus mit der Gemeinnützigen Siedlungs- Genossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung. Bei mir steht noch der Kollege Wansch als Redner, ich glaube, er ist gestrichen (GR Mag Dr Alfred Wansch nickt zustimmend.), dann haben wir keinen Redner. Wir kommen sofort zur Abstimmung über die Postnummer 74. Wer der Postnummer 74 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Zustimmung ÖVP, SPÖ, GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Postnummer 77 der Tagesordnung gelangt zur Verhandlung, sie betrifft die Ermächtigung zur Auflösung der Optionseinräumung zu Gunsten der LSE Liegenschaftsstrukturentwicklungs GmbH bezüglich Grundflächen der Sportanlage 10. Bezirk, Windtenstraße, ehemals Eisring Süd, sowie die Ermächtigung zum Verkauf eines Grundstückes im 10. Bezirk, KatG Inzersdorf Stadt. Kein Redner, daher kommen wir sofort zur Abstimmung, wobei ich die Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Gemeinderatsmitglieder feststelle, das ist so, die notwendig ist. Ich bitte daher jene Damen und Herren, die der Postnummer 77 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. – Zustimmung ÖVP, SPÖ, GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 78 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft die Ermächtigung zum Abschluss von Baurechtsverträgen bezüglich Grundstücke im 10. Bezirk, KatG Favoriten. Keine Wortmeldung, daher sofort die Abstimmung. Wer der Postnummer 78 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Zustimmung ÖVP, SPÖ, GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Postnummer 80 der Tagesordnung betrifft die Ermächtigung zum Abschluss eines Nachtragsvertrages hinsichtlich Verlängerung beziehungsweise Änderung des Baurechtes und Dienstbarkeitsbestellungsvertrages bezüglich einer Liegenschaft im 1. Bezirk, KatG Innere Stadt und Josefstadt. Keine Wortmeldung, daher gelangen wir sofort zur Abstimmung über die Postnummer 80. Wer dieser die Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Zustimmung SPÖ und GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Postnummer 63 der Tagesordnung kommt zur Verhandlung, sie betrifft die Wiener Strategie für Forschung, Technologie und Innovation – „Innovatives Wien 2020“. Auch kein Redner gemeldet, das heißt, wir kommen sofort zur Abstimmung über diese Post. Wer der Postnummer 63 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – ÖVP, SPÖ, GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Postnummer 66 der Tagesordnung kommt zur Verhandlung, sie betrifft die 6. Gemeinderatssubventionsliste 2015. Keine Wortmeldung, wir haben hier getrennte Abstimmung. Ich bringe zuerst von der Postnummer 66 den Posten Wiener Seniorenbund, 18 825 EUR, zur Abstimmung. Wer der Förderung für den Wiener Seniorenbund seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – ÖVP, SPÖ, GRÜNE; mehrstimmig angenommen. Dann komme ich zur Abstimmung der restlichen Postnummer 66. Wer den restlichen Subventionen zustimmen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Ich stelle fest, das ist einstimmige Zustimmung. So, Dringliche Anfrage haben wir schon erledigt. Das heißt, ich glaube, wir haben die öffentliche Sitzung erledigt. Das heißt, ich bitte alle auf der Galerie, bevor wir zur nichtöffentlichen Sitzung kommen, diese zu verlassen. (Die Besucherinnen und Besucher auf der Galerie verlassen diese.) (Schluss um 19.24 Uhr) Gemeinderat, 19. WP 23. September 2015 70. Sitzung / 93 Gemeinderat, 19. WP 23. September 2015 70. Sitzung / 2 Gemeinderat, 19. WP 23. September 2015 70. Sitzung / 94