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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 23.02.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 114

 

müsste ich mich verbessern, was muss ich noch tun. Das ist aber auch der Sinn verbaler Beurteilung, auch dort, wo ich es in den Klassen gebe, wo bin ich stark, wo bin ich schwach, wie kann ich mich verbessern, wie bin ich im sozialen Zusammenhang. Das heißt, natürlich gibt es mir eine Rückmeldung, aber sie ist nur persönlicher, differenzierter und direkter und auch in dem Sinn besser und aussagekräftiger, als es Noten sein könnten.

 

Zur Kollegin Schwarz: Wir haben da alle möglichen, Deutschland, Finnland, Polen, was Ihnen da jeweils nicht passt. Also ich bin ja sowieso für ein österreichisches Modell, weil wir können uns natürlich immer wieder erfolgreiche andere Modelle anschauen. Wir werden ein österreichisches Modell der gemeinsamen Schule hinbekommen müssen, und über das werden wir dann ja auch diskutieren.

 

Zur Kollegin Kugler, jetzt in aller Kürze, weil ich nicht auf alle zwölf Punkte eingehen mag. Aber es ist sicher super, wenn Sie sagen, wir sollten hier wertebasiert arbeiten. Ich glaube, unsere Werte gehen zurück auf die Aufklärung. Da muss ich einmal sagen, das ist historisch, glaube ich, mehr so entstanden, dass es eigentlich in einem Diskurs, mit Streit mit der Kirche durchgesetzt wurde und sich der dort aufkommende Humanismus und ein gewisses Maß an wissenschaftlicher Weltanschauung auch durchgesetzt haben und die Kirche sich inzwischen damit arrangiert hat. Aber viele der Werte, die Sie da vorgelesen haben, könnte ich durchaus unterschreiben, wenn auch mehr aus einer humanistischen Sichtweise. Ich sage nur, wenn man sie wirklich ernst nimmt, würde man ja aus meiner Sicht durchaus zu antikapitalistischen Schlussfolgerungen kommen, was der heutige Papst Franziskus ja auch tut. Daher freut es mich, dass Sie da auf diesem festen Wertekanon stehen. Da könnten wir einmal noch länger diskutieren, aber das werde ich nicht heute tun.

 

Jetzt zum StR Blümel und zur eigentlichen Wertediskussion und zu dieser Gelöbnisformel, die Sie uns da immer vorlesen. Ich muss sagen, natürlich, Sie tun ja so, als würden wir in Wien Werte überhaupt nicht vermitteln, was in dem Sinn Unsinn ist.

 

Wir waren, noch bevor es übrigens die FPÖ gefordert hat - nur haben wir es nicht nur gesagt, sondern einfach getan - in allen Unterkünften, waren am Westbahnhof, am Hauptbahnhof und haben ein klares Bekenntnis zu unseren Werten, und zwar mehrsprachig auch in arabischer Sprache und Farsi, damit das auch verstanden wird, aufgehängt, wo auch ganz klar und deutlich und gut die Gleichberechtigung, die von Ihnen hier jetzt so geschätzt wird, von mir ja auch, freut mich, dass das generell Konsens bringt, drinnen vorgekommen ist. Wir haben das natürlich gemacht, und es gibt diese Wertegeschichte. Ich bin auch dafür, dass das in der Schule passiert. Aber natürlich nicht, indem ich ein Satzel auswendig lern‘, das ich möglichst sinnentleert dann vor mich hin aufsagen kann. Das wird uns wertemäßig nicht weiterbringen, sondern dass man sich überlegt, okay, welche Werte sollen das sein. Dort, wo Demokratie, dort, wo staatsbürgerlicher Unterricht, dort, wo in Geschichte und Geographie darauf Rücksicht genommen wird, da muss ich sagen, okay, wir haben ja was Gemeinsames, ein Dokument, nämlich die Wiener Charta. Die ist auch nicht riesig groß und gut verständlich. Die könnte man natürlich dann, wenn man sich im Unterricht schon mit Werten auseinandersetzen will, einmal entsprechend hernehmen und gemeinsam mit den Kindern durcharbeiten. Das wäre sicher eine günstige und positive Entwicklung, aber nicht, wie von Ihnen vorgeschlagen, in einem kurzen, auswendig gelernten Satz.

 

Zu den Noten weiß ich auch nicht, woher Sie das haben. Es gibt genug Studien, aber es gibt auch Praxistests. Es wird ja oft verbal beurteilt. Woher Sie das haben, dass da keine Leistung gebracht wird - das stimmt überhaupt nicht. Das stimmt überhaupt nicht, sondern man muss sich anschauen, wie die Kinder dort sind, wo jetzt verbal beurteilt wird. Sie sind genauso gut bis manches Mal sogar auch besser. Das heißt, da irgendeinen Zusammenhang mit Leistung herzustellen, ist einfach Ideologie, ist Propaganda und kann durch nichts belegt werden, weil da haben wir genug Schulen in Österreich und es gibt x Tests, die genau das Gegenteil beweisen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Nebenbei, wenn ich schon Tests gesagt habe, gibt es ja genug Tests, die in Blindkopie die gleiche Arbeit allen Lehrern zuschickt. Sie wissen ja, es ist von Eins bis Fünf alles dabei, und zwar haben wir gesagt, nicht nur Deutschaufsätze, sondern es gibt sogar Mathematikschularbeiten, wo ich selber, bevor ich mir das angeschaut habe, es nicht geglaubt hätte und mir gedacht habe, okay, Deutsch, Englisch, ist klar, da gibt es ein weites Beurteilungsfeld. Aber bei Mathematikschularbeiten mit Blindtest verschickt gibt es von Eins bis Fünf alles. Soviel zur Aussagekraft von Noten, auf die Sie da so gierig sind. Das bringt einmal genau gar nichts. Eine Rückmeldung, wo stehe ich und wo ist der Entwicklungsprozess einzuleiten, bringt in der Frage deutlich mehr. Deshalb bin ich ja dagegen, dass man sowohl dem einen Antrag zu dieser Gelöbnisformel da, dem Fahneneid, und auch den Noten näher tritt. Ich bitte also darum, dass wir es auch entsprechend ablehnen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Jetzt bin ich schon in der Schlussgeraden bei den Kindergruppen. Da haben wir ja das letzte Mal im Landtag beschlossen, dass wir die Ausbildung entsprechend auf 400 Stunden erhöhen. Man kann bei allem schauen, bringt das etwas, bringt das nichts, aber nicht, bevor das überhaupt noch jemals gegriffen hat. Wir beschließen da was gemeinsam, ich glaube, sogar einstimmig, und dann wartet man nicht einmal darauf, bis das überhaupt irgendeinmal in der Praxis war, und legt gleich was Neues nach. Also das finde ich eigentlich auch ein falsches und merkwürdiges Thema. Machen wir einmal das, was wir uns ausgemacht haben. Erhöhen wir die Ausbildung auf 400 Stunden, und dann schauen wir, wie das wirkt. Wenn es dann Verbesserungsvorschläge gibt, dann kann man es sich ja immer noch anschauen. Aber das, bevor es noch jemals gegriffen hat, gleich zu machen, ist einfach total überhudelt.

 

Zum Schluss kommend möchte ich sagen: Wir wollen die Kinder fördern. Wir wollen ihnen die beste Bildung angedeihen lassen. Die Wiener Kinder haben es sich

 

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