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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 23.02.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 92 von 114

 

tionäre der Grünen eine dominante Rolle spielen. Das wäre also nichts Neues. Aber seit die Grünen in der Regierung sind, wollten sie auch so ein kulturelles Flaggschiff haben, wie es zum Beispiel die SPÖ mit dem Donauinselfest hat oder die ÖVP mit dem Stadtfest. Da ist man auf die Idee gekommen, man will am Kuchen mitnaschen, und es wurde eben die „Wienwoche“ ins Leben gerufen.

 

Für 2011 ist es sich zeitlich offenbar nicht mehr ausgegangen, aber 2012 war es das erste Mal soweit. Es gab dann immer einen Jahrestitel, wie zum Beispiel „Migrazija-yeah-yeah“. Es gab 2012 bis 2014 Veranstaltungen wie einen Ball der sogenannten Perverse Initiative mit Natursekt-Empfang oder eine Veranstaltung „Schaffen wir ein, zwei, viele Bettelbeauftragte.“ Da erkennt man ganz klar die Handschrift der Grünen.

 

Es gab auch, das wird Ihnen vielleicht noch in Erinnerung geblieben sein, eine Veranstaltung namens „Wahlwexel“. Da hat man sich im WUK getroffen und Wahlberechtigte zur Nationalratswahl 2013 haben ihre Wahlkarte Nicht-Wahlberechtigten übergeben. ÖVP-Kollege Juraczka hat damals gemeint, das wäre eigentlich ein Rechtsbruch. Da mag er nicht falsch gelegen sein. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wie meistens!)

 

Man muss aber auch dazusagen, es war kein großer Schaden für die Stadt, denn wenn ein Grün-Wähler seine Stimme herschenkt, kann eigentlich nichts Schlimmeres mehr kommen.

 

Noch ganz kurz zu 2015: Was ist 2015 bei dieser „Wienwoche“ passiert? – Da hat der Titel auch wieder sehr, sehr originell gelautet, nämlich „Harmonija naja …“. Man wollte da eben sehr, sehr rebellisch sein. Konzipiert war das Ganze eher für die geistige Unterschicht. Man hat sich unter anderem auch mit Mozart beschäftigt. Jetzt werden Sie sich fragen, wie sich jemand von der geistigen Unterschicht mit Mozart beschäftigen kann. – Ja, es ist nicht um die Musik gegangen oder um irgendwelche anderen Aspekte der Biographie Mozarts, sondern Mozart hat, wie man weiß, auch sehr gerne privat eine Fäkalsprache gepflegt, und das hat magisch angezogen, sodass man letztes Jahr eine Veranstaltung auch „Beym Arsch ist’s finster – Wien von unten“ benannt hat. Da hat man ein Mozart-Zitat genommen, wie gesagt, da konnte man offenbar nicht daran vorbei. Erklärt hat man das Ganze mit – ich sage jetzt nur den Kernsatz –: „Lust am Protest gegen staatliche Macht und gesellschaftliche Moral, dass selbst Prater-Strizzis erröten.“

 

Es gab dann letztes Jahr das sogenannte „The Black Her*Stories Project“. Da geht es um Antikolonialismus und Feminismus, und so weiter. Warum „Her*Stories“? – Da hat man den Begriff „History“, das englische Wort für Geschichte, hergenommen und festgestellt, das ist ein männlicher und weißer Begriff. (GRin Mag. Faika El-Nagashi: Das ist Geschichte an sich!) – Quietschen bringt nichts!

 

Es stellt sich die Frage: Was ist weiß an dem Begriff „History“? – Keine Ahnung. Und was ist männlich an dem Begriff? – Das hat man erklärt, denn das heißt ja „his story“, hat man gesagt. Ich meine, das ist ein bisschen peinlich, denn eigentlich ist es das lateinische Wort „historia“, von dem sich das ableitet. Aber gut, das ist eben geistige Unterschicht. Da wundert es dann auch nicht, dass bei manchen Projekten auch gelegentlich vereinzelte KPÖler mitmachen dürfen und ein Pseudoflüchtling aus Algerien dann auch ein eigenes Projekt bekommt mit dem Titel „Auf nach Europa“.

 

Nach all diesen Schlaglichtern ist, glaube ich, jedem klar: Da kann man nur dagegen stimmen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Mag. Hobek, für Ihren Ausdruck gegenüber der Frau GRin El-Nagashi „Quietschen bringt nichts!“ … (GR Mag. Manfred Juraczka: Geh! – Widerspruch bei der FPÖ.) – Na ja, ich sehe das als eine Herabwürdigung und erteile Ihnen daher einen Ordnungsruf. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Ich erteile es ihm.

 

18.43.29

GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

 

Ich kann den Ordnungsruf natürlich verstehen. (Ruf bei der FPÖ: Da redet der Richtige!) Eigentlich hätte ich ihm als Landtagspräsident auch dafür, dass er mindestens 10, 15 Prozent aller WienerInnen als geistige Unterschicht bezeichnet, einen Ordnungsruf gegeben. Aber so ist sie halt, die FPÖ, hart im Austeilen und unglaublich wehleidig im Einstecken. Das ist typisch FPÖ! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) In allen Belangen, wann immer es um irgendetwas geht. Aber der Kollege Vorredner, dessen Namen ich tatsächlich nicht erwähnen will, weil ich ihn dermaßen von peinlich gefunden habe in seiner beleidigenden Art Wienern und Wienerinnen gegenüber … (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) – Na schau, jetzt kommt er schon wieder, der Herr Kowarik. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Mein Gott, die Lieblingsreinschreier, wenn ich rede. Mir fällt das langsam aber sicher auf, insbesondere dann, wenn der Kollege Jung einmal schweigt. Kaum sagt man etwas gegen die FPÖ, dass jemand von ihnen Menschen einfach beleidigt, schreien sie raus. Das ist es! Ich habe gelernt, damit umzugehen, es ist mir auch, Gott sei Dank, ziemlich egal.

 

Zurück zur „Wienwoche“, weil ich tatsächlich glaube, dass die „Wienwoche“ in den letzten Jahren eine deutliche Weiterentwicklung gemacht hat. Ich will das ja überhaupt nicht verhehlen, dass ich nicht alles, was im Programm der „Wienwoche“ in den letzten vier Jahren war, immer für supertoll und supergroßartig gehalten habe. Ich finde es spannend, dass es die „Wienwoche“ an sich gibt, weil sie Sachen anspricht, die ansonsten im Kunst- und Kulturbereich in Wien in einer gewissen Art und Weise bislang nicht beleuchtet wurden, und dass sie hinausgeht aus der für uns alle – sage ich dazu – kulturellen Wohlfühlzone innerhalb des Gürtels und versucht, stärker als bisher auch in die Außenbezirke zu gehen. Ich finde, das ist ein unglaublich interessanter Ansatz. Und dass Kultur Widerspruch erregt, dass Kultur nicht unbedingt immer nur gefallen muss, auch dafür gibt es in Wien Gott sei Dank genug. Es gibt genug Schauplätze in

 

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