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Gemeinderat, 6. Sitzung vom 30.03.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 80

 

gen mit speziellen Schwerpunkten und einem eigenen Portfolio.

 

Nun zu den Tatsachen: Krankenhäuser kosten Geld. Sie haben einen öffentlichen Versorgungsauftrag zu erfüllen, und es ist nicht ihre Aufgabe, gewinnorientiert zu arbeiten, solange sie nicht Privatkrankenhäuser sind. Öffentliche Krankenhäuser sollen und dürfen nicht defizitär arbeiten. Dazu braucht es Struktur und Organisation. Ambulanzen hatten immer schon den Auftrag, im Vorfeld abzuklären, ob eine ambulante Behandlung ausreicht oder ob eine stationäre Aufnahme notwendig ist.

 

Sie haben heute schon auf die PHCs hingewiesen. Sie sind eine wichtige Entlastungsmöglichkeit für die Ambulanzen, und es stimmt nicht ganz, dass es nur zwei beziehungsweise ein bestehendes und ein geplantes PHC gibt. Es sind die nächsten bereits in Planung in Hietzing und in Hernals. Da müssen sie schlicht und einfach nur in „orf.at“ nachsehen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Personal in Krankenhäusern kostet Geld und wird dringend gebraucht, um den Versorgungsauftrag auch erfüllen zu können. Moderne Medizintechnologie kostet Geld. Sie ermöglicht Diagnosen und Behandlungen, die vor einigen Jahren noch unvorstellbar waren. Wo früher aufwändige Operationen notwendig waren, haben wir heute eine Knopflochoperationsmöglichkeit, die die Belastungen extrem verringert. Jede, wirklich jede Investition in das Gesundheitswesen ist vor allem die Chance, Krankheitskosten zu verringern.

 

Und weil es heute in der Post 28 um die Steuerung und die finanziellen Rahmenbedingungen am Standort AKH geht: Es wird niemand bestreiten, dass es sorgfältiger Prüfung bedarf, damit die Finanzierungsnotwendigkeiten nicht in irgendwelchen Kanälen versickern. Es wird niemand bestreiten, dass auch wir als GRÜNE selbstverständlich dafür eintreten, dass es zu allen Vorhaben Ausschreibungen gibt, dass die kaufmännische Verantwortung, die Sorgfaltspflicht eingehalten wird. Es gibt keine Entschuldigung dafür, wenn es in irgendeiner Weise zu missbräuchlicher Verwendung kommen sollte, und wir werden gemeinsam dafür Sorge tragen, dass, wenn es solche Vorkommnisse gibt, sie natürlich auch aufgeklärt werden. Aber zugleich wissen jeder Bauherr und jede Bauherrin, dass auch bei der sorgfältigsten Prüfung unvorhersehbare Ereignisse eintreten können. Das Risikomanagement gehört zum grundsätzlichen Portfolio des Krankenhausmanagements, und das versteht sich von selbst.

 

So wird auch die Finanzierung für das AKH im Verwaltungsjahr 2016 geprüft und muss korrekt sein. Das ist nur ein Teil der Frage, die sich in diesem Zusammenhang aber stellt. Das Spitalskonzept 2030 geht auch darüber hinaus, dass es nicht nur eine weitreichende Neustrukturierung der Spitalslandschaft in Wien gibt. Jede große europäische Stadt steht vor der Herausforderung, in einer sich extrem rasch verändernden Welt neue Wege zu gehen. Die wichtige Aufgabe ist es, in den nächsten 15 Jahren, und es sind 15 Jahre und nicht übermorgen, diese Neukonzipierung des städtischen Spitalswesens Schritt für Schritt umzusetzen. Dazu gehören Umbauten, Neubauten und die Zusammenführung von kleinen Standorten.

 

Dabei gibt es drei große Schwerpunkte. Es müssen Themenschwerpunkte gesetzt, Fachzentren geschaffen werden, hohe Qualität und Expertise. Es geht darum, Patientinnen- und Patientenströme zu leiten, zu steuern und auch zu sichern. Es geht um Personaleinsatz, Personalsteuerung und Personalzufriedenheit. Dieses Spitalskonzept 2030 haben nicht Menschen irgendwo im Hinterkammerl miteinander entwickelt, sondern 115 Expertinnen und Experten aus 35 Peergroups haben daran gearbeitet. Fachleute aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben den Prozess begleitet. Ich denke, das lässt uns doch hoffen und wissen, dass es sich hier um ein Konzept handelt, das schlicht und einfach zukunftsweisend ist. Es schlechtzureden, ist sehr einfach. Es Schritt für Schritt umzusetzen aber und immer daran zu arbeiten, dass innerhalb der geplanten Strukturen auch weit über das Krankenhaus hinaus gedacht wird, das ist die wirkliche Herausforderung. Die Kritik daran, dass es lange Wartezeiten in Ambulanzen gibt, hat ihre Berechtigung und ist mit ein Grund, weshalb Wartezeitenmanagement im Krankenhaus einen wichtigen Stellenwert hat und ins Spitalskonzept 2030 einfließt. Das Krankenhaus selbst ist nur ein Teil der Pflege und Betreuung, weil Menschen, die Pflege und Betreuung brauchen, nicht nur medizinisch gut versorgt werden wollen, sondern darüber hinaus noch viel mehr brauchen. Was ihnen fehlt und in einem Krankenhausbetrieb zu oft auf der Strecke bleibt, ist eine individuelle Betreuung, die Unterstützung dabei, die in die Sozialarbeit hineinreicht, in die Betreuung der Psyche, in eine gute Begleitung hinaus aus dem Krankenhaus.

 

Wir haben heute ein umfassendes Angebot von verschiedensten pflegerischen und betreuenden Dienstleistungen, aber wir haben nach wie vor das Problem, dass Menschen nicht die Information bekommen, die sie brauchen. Das hängt aber nicht immer nur an der Form der Information, sondern dass Menschen nach wie vor nicht wirklich gelernt haben, mit Informationen vorher umzugehen und erst im Notfall darauf zugreifen, wenn sozusagen der Hut bereits brennt. Also ist es unsere Aufgabe, mit allen Möglichkeiten, die wir heute via Technologie haben, die wir über viele Kanäle haben, die in die Betreuung und Pflege hineinreichen, die Information rechtzeitig an die Menschen zu bringen. Es gilt aber auch, einen ganz wichtigen Punkt, das Entlassungsmanagement, weit über das Krankenhaus hinaus zu stärken, weil immer mehr Menschen zu Hause gepflegt werden wollen und weil sie dort wirklich permanente Betreuung brauchen. Diese Betreuung heißt aber, nicht nur einmal mit einer Fachkraft darüber zu reden, sondern innerhalb des Prozesses regelmäßig durch eine Grätzlschwester oder einen Grätzlbruder, wenn man das so schön nennen darf, eine „District Nurse“, weiter betreut zu werden. Damit verringert sich die Gefahr dieser Drehtüreinweisung, zurück in die Ambulanz, zurück ins Krankenhaus, wieder heraus, wenn die Betreuung und Pflege durch

 

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