Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 20. Wahlperiode 8. Sitzung vom 29. April 2016 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP - 01314-2016/0001 - KSP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP - 01322-2016/0001 - KNE/GM) S. 6 3. Anfrage (FSP - 01319-2016/0001 - KVP/GM) S. 9 4. Anfrage (FSP - 01316-2016/0001 - KFP/GM) S. 13 5. Anfrage (FSP - 01315-2016/0001 - KSP/GM) S. 14 3. AST/01363-2016/0002-KFP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Wiener in Not! Rot- grünes Flüchtlingschaos degradiert Wiener zu Bürgern zweiter Klasse!" Rednerinnen bzw. Redner: GR Dominik Nepp S. 16 GR Christoph Wiederkehr, BA S. 18 GR Mag. Manfred Juraczka S. 19 GRin Mag. Faika El-Nagashi S. 19 GR Mag. Marcus Gremel S. 20 GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler S. 21 GRin Birgit Hebein S. 22 GR Maximilian Krauss S. 23 GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 24 4. 01357-2016/0001- MDLTG: Mitteilung der Amtsführenden Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft und Internationales Mag Renate Brauner zum Thema "TTIP und CETA: Auswirkungen von Freihandelsabkommen auf die Daseinsvorsorge und die damit verbundenen Risiken" S. 25 Rednerinnen bzw. Redner: GR Christoph Wiederkehr, BA S. 27 StR Mag. Gernot Blümel, MBA S. 28 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 29 GR Dominik Nepp S. 31 GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 33 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 35 GR Mag. Wolfgang Jung S. 38 GRin Mag. Muna Duzdar S. 40 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 42 GRin Barbara Teiber, MA S. 44 Abstimmung S. 45 5. Mitteilung des Einlaufs S. 46 6. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 46 7. Umstellung der Tagesordnung S. 46 8. 00921-2016/0001-GFW; MA 5, P 1: Beteiligung an Unterbringungskosten eines Verbindungsbüros des Europarates Berichterstatter GR Friedrich Strobl S. 46 Redner: GR Mag. Wolfgang Jung S. 46 Abstimmung S. 46 9. 00963-2016/0001-GFW; MA 5, P 3: Wiener Tourismusverband; Subvention Berichterstatterin GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely S. 47 Redner: GR Markus Ornig, MBA S. 47 GR Karl Baron S. 48 GR Friedrich Strobl S. 48 Abstimmung S. 49 10. 00760-2016/0001-GSK; GSK, P 28: Bericht über im Jahr 2015 abgeschlossenen Petitionen Berichterstatter GR Mag. Marcus Schober S. 49 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 49 GR Erich Valentin (tatsächliche Berichtigung) S. 51 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (tatsächliche Berichtigung) S. 51 GRin Sabine Schwarz S. 51 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 52 GR Mag. Dr. Alfred Wansch S. 53 GR Mag. Josef Taucher S. 56 GR Mag. Dr. Alfred Wansch (tatsächliche Berichtigung) S. 59 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 59 GR Dr. Kurt Stürzenbecher (tatsächliche Berichtigung) S. 60 GR Manfred Hofbauer, MAS S. 60 GRin Silvia Rubik S. 63 GR Stefan Berger S. 64 GR Mag. Josef Taucher (tatsächliche Berichtigung) S. 66 GR Stefan Berger (tatsächliche Berichtigung) S. 66 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 66 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 68 GR Erich Valentin (tatsächliche Berichtigung) S. 70 GR Mag. Rüdiger Maresch (tatsächliche Berichtigung) S. 70 GR Mag. Dr. Alfred Wansch S. 70 Berichterstatter GR Mag. Marcus Schober S. 71 Abstimmung S. 72 11. 00575-2016/0001-GSK; MA 21, P 21: Plan Nr. 8153: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 21., KatG Leopoldau Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 72 Redner: GR Wolfgang Irschik S. 72 Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 73 Abstimmung S. 73 12. 00739-2016/0001-GSK; MD-KLI, P 22: Klimaschutzprogramm Bericht 2015 Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr S. 74 Rednerin bzw. Redner: GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 74 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 76 GR Mag. Christoph Chorherr S. 76 GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz S. 78 GR Mag. Rüdiger Maresch (tatsächliche Berichtigung) S. 80 GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (tatsächliche Berichtigung) S. 80 GR Erich Valentin S. 81 GR Wolfgang Irschik S. 82 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (tatsächliche Berichtigung) S. 85 Abstimmung S. 85 13. 00674-2016/0001-GSK; MA 21, P 24: Plan Nr. 8141: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 19., KatG Nußdorf Abstimmung S. 85 14. 00742-2016/0001-GSK; MA 21, P 26: Plan Nr. 8050: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 19., KatGen Oberdöbling und Heiligenstadt Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 85 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 85 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 87 GR Mag. Christoph Chorherr S. 88 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (tatsächliche Berichtigung) S. 89 GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz S. 89 GR Erich Valentin S. 91 GR Mag. Manfred Juraczka S. 93 Abstimmung S. 93 15. 00753-2016/0001-GSK; MA 21, P 27: Plan Nr. 7529E: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 16. und 17., KatGen Ottakring und Dornbach Berichterstatter GR Erich Valentin S. 94 Rednerin bzw. Redner: GR Mag. Manfred Juraczka S. 94 GR Mag. Christoph Chorherr S. 94 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 95 Berichterstatter GR Erich Valentin S. 95 Abstimmung S. 95 16. 00931-2016/0001-GGS; MA 11, P 19: Außerplanmäßige Ausgaben zur Erfüllung des Stabilitätsgesetzes 2012, Geltendmachung des GSBG- Beihilfenanspruches Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel S. 95 Redner: GR Dominik Nepp S. 95 GR Christian Oxonitsch S. 96 Abstimmung S. 97 17. 00795-2016/0001-GKU; MA 7, P 8: Verein Stadtimpuls; Subvention Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 99 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 99 GR Mag. Gerald Ebinger S. 100 GRin Susanne Bluma S. 102 GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (tatsächliche Berichtigung) S. 102 Abstimmung S. 103 18. 00796-2016/0001-GKU; MA 7, P 9: Verein Wiener Kulturservice; Subvention Abstimmung S. 103 19. 01051-2016/0001-GKU; MA 7, P 10: Verein Stadtforum; Subvention Abstimmung S. 103 20. 00744-2016/0001-GKU; MA 7, P 12: echo event ges.m.b.h.; Subvention Berichterstatter GR Ernst Woller S. 103 Rednerinnen: GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 103 GRin Martina Ludwig-Faymann S. 104 Abstimmung S. 104 21. 00794-2016/0001-GKU; MA 51, P 15: Subventionen an Sportorganisationen und sonstige Institutionen aus Sportförderungsmitteln Berichterstatter GR Mag. Thomas Reindl S. 105 Redner: GR Markus Ornig, MBA S. 105 GR Dietrich Kops S. 106 GR Petr Baxant, BA S. 106 Abstimmung S. 106 22. 01006-2016/0001-GKU; MA 7, P 16: Verein karlsplatz.org; Subvention Abstimmung S. 106 23. 00729-2016/0001-GKU; MA 7, P 17: Medizinische Universität Wien; Forschungsprojekt TCM; Subvention Berichterstatter GR Ernst Woller S. 107 Rednerin bzw. Redner: GR Christoph Wiederkehr, BA S. 107 GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 107 Abstimmung S. 107 (Beginn um 9.01 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Liebe Kolleginnen und Kollegen! Einen schönen guten Morgen! Herzlich willkommen zur 8. Sitzung des Wiener Gemeinderates! Die Sitzung ist hiermit eröffnet. Entschuldigt ist Frau GRin Matiasek wegen eines Todesfalls. Temporäre Entschuldigungen gibt es auch jede Menge - ich sage die Zeiten nicht dazu, sondern nur, wen sie betreffen: GR Lindenmayr, GRin Mag. Huemer, GR Hursky, GR Mag. Pawkowicz, GR Niedermühlbichler, GRin Novak, GR Mag. Maresch, GRin MMag. Dr. Kugler, GR Prof. Kopietz und GR Unger. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP - 01314-2016/0001 - KSP/GM) wurde von Frau GRin Mag. Nina Abrahamczik gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Frauen, Bildung, Integration, Jugend und Personal gerichtet. (Frau amtsführende Stadträtin, am 28. April 2016 wird der 15. Wiener Töchtertag stattfinden. Diese Maßnahme zur Mädchenförderung ist bereits seit vielen Jahren erfolgreich. Wo sehen Sie die Auswirkungen des Töchtertages?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Einen schönen guten Morgen, meine lieben Abgeordneten! Sehr geehrte Frau Gemeinderätin, Sie fragen mich zum Töchtertag. Gestern fand der Töchtertag ja zum 15. Mal statt, und er hat, für mich zumindest, in der Lobau begonnen, wo wir die MA 49 besuchen konnten. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Gemeinderätinnen bedanken, die gestern am Töchtertag beteiligt waren und in dem einen oder anderen Unternehmen waren und sich dort davon überzeugen konnten, dass der Töchtertag einfach eine wunderbare Einrichtung ist. Es ist ein Projekt, in dem ganz viel Herz und Leidenschaft drinnen ist und wo einem dann auch als Politikerin das Herz aufgehen kann, wenn man sieht, wie viele engagierte junge Mädchen in dieser Stadt unterwegs sind, wie sie sich ausprobieren, wie sie sich mit unheimlich viel Freude und Engagement an Aufgaben heranmachen. Das ist das, was eigentlich das Allerschönste an dem Töchtertag ist. Zur politischen, fachlichen, sachlichen Dimension muss man sagen, dass der Töchtertag seit mittlerweile vielen Jahren immer mehr und mehr wächst. Wir haben ja begonnen mit einem Unternehmen, mit einer Handvoll Mädchen und haben am gestrigen Töchtertag einen neuerlichen Rekord schaffen können: Es haben 157 Betriebe mitgemacht und wirklich phantastische 2.800 Mädchen. - Also man muss sich vorstellen: Da sind 2.800 Mädchen in dieser Stadt unterwegs und zeigen, was sie können. Und das ist doch wirklich ein sehr, sehr schöner Erfolg für dieses Projekt. An dieser Stelle möchte ich mich natürlich auch ganz herzlich bei der Wiener Wirtschaft bedanken, denn die Kooperation mit der Wiener Wirtschaft ist eine ganz hervorragende. (Im Saal herrscht ein gewisser Geräuschpegel.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Darf ich um etwas Aufmerksamkeit bitten? Amtsf. StRin Sandra Frauenberger (fortsetzend): Echt jetzt - Töchtertag! Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Danke schön. (GR Mag. Dietbert Kowarik: „Ja, Frau Stadträtin, geht schon wieder!“ - Das ist doch lächerlich!) Amtsf. StRin Sandra Frauenberger (fortsetzend): Man muss dazusagen, es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Beteiligungsmöglichkeiten, und alle miteinander haben ein Ziel. Die Unternehmen machen ganz, ganz viele verschiedene Stationen, Workshop-Angebote, Projekte, eben mit dem Ziel, die Mädchen zu ermutigen, ihre Talente auch entsprechend einzusetzen. Worum es uns aber auch noch geht, ist, nicht nur zu sagen, es gibt diese Rollenklischees, die aufzubrechen sind, sondern es geht natürlich auch um die Aufklärung, um die Sensibilisierung. Die Mädchen sollen schon auch wissen: Wofür bekommen sie denn einmal in weiterer Folge wie viel Gehalt? Und wenn man sich das anschaut - ich habe ein Beispiel mitgebracht -: Eine Einzelhandelskauffrau hat ein Einstiegsgehalt von 1.580 EUR und eine Vermessungstechnikerin von 1.915 EUR. Und das ist das, worauf wir die Mädchen auch entsprechend sensibilisieren müssen: Dass natürlich auch mehr Karrierechancen und mehr Einkommen drinnen stecken, wenn man sich für einen Beruf entscheidet, der eben nicht einer von diesen typisch weiblichen Berufen ist. Man kann am Töchtertag auch schön den Fortschritt messen - das möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten -: Vor 10 Jahren haben noch weit mehr Mädchen, nämlich 57 Prozent der weiblichen Lehrlinge, die 3 Berufe Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau oder Friseurin ergriffen. Mittlerweile haben wir es mit dem Töchtertag und mit vielen anderen Projekten geschafft, diese Zahl um mehr als 10 Prozent zu senken. Was wir mit dem Töchtertag auch tun, ist, dass wir eigentlich versuchen, das ganze Jahr sehr aktiv zu sein. Da meine ich im Besonderen das Arbeiten mit der Schule, mit den Lehrerinnen und Lehrern, und auf der anderen Seite natürlich auch eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern, weil wir wissen, sie sind nach wie vor sehr, sehr entscheidend bei der Berufswahl der Mädchen. Denn die gehen ein Mal, zwei Mal, drei Mal auf den Töchtertag, probieren Unterschiedliches aus, entscheiden sich dann vielleicht für den Beruf der Vermessungstechnikerin, und dann sind es oft die Eltern, speziell auch die Väter, die den Mädchen abraten und meinen: Das ist aber nichts für Frauen! Magst du dir nicht doch etwas anderes suchen? - Da muss man natürlich auch noch ganz intensiv dagegen arbeiten. Was gestern sehr schön war und auch in der Vorbereitung für den Töchtertag sehr schön ist, ist, dass wir in den Betrieben, die mit den Mädchen arbeiten, immer öfter auf Mädchen stoßen, und wenn man sie dann fragt, wie bist du dazu gekommen, diesen Beruf zu erlernen, dann sagen sie, na, ich war am Töchtertag, dann habe ich hier eine Praxis gemacht, und dann habe ich hier eine Lehre begonnen! - Das ist schon einmal bei den SymphonikerInnen passiert, und gestern war ich zum Beispiel in einem medizinisch-technischen Betrieb, wo ich wieder so ein Mädchen kennen gelernt habe, genauso wie auch im Forstamt der Stadt Wien. Es geht also darum, hier auch konsequent weiterzuarbeiten und das eben nicht nur auf diesen einen Tag zu fokussieren - der natürlich wichtig ist, das ist gar keine Frage -, sondern das ganze Jahr lang Mädchen zu ermutigen, sich auszuprobieren und im Sinne des Töchtertages eben auch zu sehen, dass sie alles sein können und dass wir eben dafür Sorge tragen, dass sie auch tatsächlich dann die Chance haben, das auch entsprechend umzusetzen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Schwarz gestellt. - Bitte schön. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Guten Morgen! Frau Stadträtin, ich habe jetzt nur eine Frage: Der Töchtertag ist unbestritten eine gute Initiative, und Sie wissen auch, dass ich das wirklich unterstütze. In der Schweiz ist es zum Beispiel so, dass der Töchtertag jetzt eine thematische Weiterentwicklung zu dem Thema „Tag der Zukunft“ erfahren hat. Da ist es jetzt so, dass auch die Jungs oder die Buben mit einbezogen werden, um die jungen Männer sozusagen auch zu sensibilisieren für Berufe mit hohem Frauenanteil, also Bildungsberufe oder auch Pflegeberufe. Wir haben ja in Wien zum Beispiel in der Elementarpädagogik die Situation, dass gerade einmal 8 Prozent von den Kindergartenpädagogen Männer sind. Wir wissen, dass im Qualitätskompass zum Beispiel drinnensteht, dass die gläserne Türe zerschlagen werden soll - zerschlagen unter Anführungszeichen -, damit sich auch Männer in diesen Beruf trauen. Ist es für Sie auch denkbar, dass man diesen Töchtertag entweder thematisch weiterentwickelt, um auf der anderen Seite auch Jungs oder Buben zu sensibilisieren, damit sie auch den Mut haben, in Frauenberufe - unter Anführungszeichen - zu gehen, oder sozusagen auch einen adäquaten Tag für Jungen zu schaffen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Ja, das tun wir. Es gibt den Töchtertag, aber es gibt auch den „Boys' Day“. Unter „www.boysday.at“ können Sie sich alles anschauen, was den Burschen angeboten wird. Und auch hier gilt: Nicht nur an einem Tag, sondern wir machen sehr, sehr viel Buben- und Burschenarbeit vom Kindergarten über die Schule bis hin zur außerschulischen Arbeit. Und gerade im Bereich zum Beispiel der Elementarpädagogik hat die Stadt mit ihren neuen Ausbildungsprogrammen auf der pädagogischen Schule der Stadt Wien viele, viele Anreizprogramme geschaffen, um tatsächlich auch Männer zum Beispiel für den Beruf des Kindergartenpädagogen zu gewinnen. Und da sind wir sehr erfolgreich. Das läuft aus meiner Sicht auf einer sehr, sehr guten Schiene. Was wir noch tun: Wir beraten auch die Schulen. Wenn sie ihre Töchter mitmachen lassen am Töchtertag, dann bekommen die Lehrerinnen und Lehrer von uns auch die Informationen vom „Boys' Day“, und es gibt eigene Angebote - das heißt „Thementag Berufswelt“ - für die Buben an der Schule, wenn sie an diesem Tag eben in den Klassen bleiben. Also sie arbeiten auch thematisch schon an diesem Thema. Diese Weiterentwicklung erscheint mir gerade im Sinne der Gender-Politik eine ganz, ganz richtige zu sein. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von Frau GRin Mag. Huemer. - Bitte. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ich bin eine der Gemeinderätinnen, die gestern beim Töchtertag - jetzt wollte ich schon „Girls' Day“ sagen -, beim Wiener Töchtertag dabei war, und ich habe das mit sehr großer Freude auch miterleben können, wie sich die Mädels mit Interesse und auch sehr viel Offenheit einer neuen Welt, nämlich der Arbeitswelt, die sie ja als 13-Jährige in dem Fall noch gar nicht so kennen, annähern. Ich habe auch Folgendes sehr interessant gefunden: Die Mädels haben erzählt, welche Berufsvorstellungen sie haben, und da ist wirklich ein Spektrum gekommen von Pilotin bis hin zu Model, aber natürlich auch immer noch Einzelhandelskauffrau, und ganz beliebt in dieser Gruppe war Tierärztin. Also ich glaube, der Töchtertag hat da wirklich einen Auftrag, dieses ganz große Spektrum der Möglichkeiten der Berufswahl den Mädchen aufzuzeigen und sie da auch zu ermutigen und zu unterstützen und ihr Interesse zu verstärken, genau in diese Bereiche, die Sie ja auch schon angeführt haben, hineinzugehen. Ein anderer Punkt, den ich auch sehr interessant gefunden habe: Die Mädels wurden gefragt, was sie sich denn zukünftig vom Beruf erwarten, und bei allen, wirklich querdurch, war die Antwort: Er soll Spaß machen. Und nur ein Mädchen hat auch gesagt: Und er soll mir ein gutes Einkommen bringen. Ich möchte Sie jetzt fragen, Frau Stadträtin, welche Maßnahmen die Stadt Wien setzt, damit die Mädchen zukünftig Spaß und ein gutes Einkommen in ihrem Arbeitsleben erwarten können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Nun, da muss man dazusagen: Wenn man die Berufswünsche der Mädchen abfragt, dann spürt man schon, allein wenn man die Erfahrung von vor fünf Jahren mit jener von gestern vergleicht, dass sich da etwas verändert. Ich habe gestern zum Beispiel bei der FH-Technikum den Töchtertag besucht, und da gibt es ja zum Teil Studienrichtungen, wo man sagen muss, dass man oft selber gar nicht weiß, wie breit das Spektrum ist, wenn man nicht aus dieser Ecke kommt. Das Spannende dort war, dass zum Beispiel Universitäten, aber auch Unternehmen, zum Beispiel Otto Bock - dieses Unternehmen wurde auch von mir gestern besucht -, hergehen und zwar den Töchtertag machen, aber dann auch versuchen, weiterzuarbeiten mit ihren Frauen im Betrieb, sei es, indem sie eine Quote an Lehrenden an der Universität einführen, oder sei es, dass man eben bewusst Frauen fördert, auch im technischen Bereich Karriere zu machen und in leitende Funktionen zu gehen. Das sind ganz wesentliche betriebliche Frauenförderungselemente, die da eigentlich nahtlos anschließen, wobei der Töchtertag oft für die Wirtschaft sozusagen nur ein Einstieg ist und die Unternehmen dann sehen, wie sie letztendlich auch davon profitieren können, wenn Frauen im Unternehmen Aufgaben übernehmen, Funktionen übernehmen und dort mit Engagement arbeiten. Die betriebliche Frauenförderung dann als Stadt noch an die öffentliche Auftragsvergabe zu koppeln, ist ja in Wirklichkeit auch nur eine logische Weiterführung - dass man also sagt: Unternehmen, die Frauen fördern, sollen letztendlich auch einen Profit davon haben, wenn es darum geht, Gelder der Stadt abrufen zu können. Die andere Sache ist die, dass natürlich die unterschiedlichen Elemente der Frauenförderung, sei es jetzt der gesamte arbeitsmarktpolitische Bereich, sei es der gesamte Aus- und Weiterbildungsbereich, sei es eben auch der Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie - wo wir in Wien ja allein schon mit unseren elementarpädagogischen Einrichtungen die beste Voraussetzung dafür schaffen, dass Frauen nach der Karenz rasch wieder in den Beruf einsteigen können -, dass all das ja letztendlich sehr kommunizierende Gefäße sind oder, wenn man so will, einzelne Puzzleteile, die dazu führen, dass wir auch weiterkommen. Wir haben in den letzten 5 Jahren den „Equal Pay Day“ um 14 Tage nach hinten verschoben. Das ist in keinem anderen Bundesland der Fall. Jetzt sind wir natürlich nicht alle damit zufrieden, weil wir gerne den 31.12. hätten, aber: 2.800 Mädchen am Töchtertag, ein um 14 Tage späterer „Equal Pay Day“, immer mehr Frauen, die sehr rasch wieder in den Beruf einsteigen, unsere Initiativen, auch reduzierte Arbeitszeit wieder in Vollzeitarbeit umzuwandeln - das sind alles Initiativen und Entwicklungen, die dann letztendlich dazu führen, dass Frauen für dieselbe Tätigkeit auch ein gleiches Einkommen erhalten können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Ullmann gestellt. - Bitte schön. GRin Elisabeth Ullmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! In Österreich gibt es ein weites Spektrum an berufsbildenden höheren und mittleren Schulen, und die Absolventen und Absolventinnen jener Schulformen verfügen in der Regel über eine qualifizierte Berufsausbildung und haben demnach vergleichsweise gute Chancen, auf dem Arbeitsmarkt eine geeignete Stelle zu finden. Viele dieser Institutionen haben sich auf Sparten spezialisiert, die in Österreich nur an wenigen oder einzelnen Schulstandorten angeboten werden, zum Beispiel die Landwirtschaftliche Fachschule in Eisenstadt mit Schwerpunkt Obst- und Gemüsebau oder die HTL in Ferlach, wo ein vierjähriger Schulzweig zum Büchsenmacher oder zur Büchsenmacherin ausbildet. Meine Frage an Sie, Frau Stadträtin: Werden diese erwähnten österreichweiten Bildungsmöglichkeiten im notwendigen intensiveren Maße in Zukunft im Rahmen der Wiener Bildungsberatung, auch des Töchtertages, berücksichtigt werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Nun, was wir machen, auch zusätzlich zum Töchtertag: sehr viele Berufsinformationstage, in einer Kooperation zum Beispiel mit der Arbeiterkammer, oder auch viele dieser Elemente, Module, die die Lehrerinnen und Lehrer mitnehmen in die Unterstufen, um die Kinder dort auch entsprechend vorzubereiten und zu informieren, welche Möglichkeiten sie haben, die Talentetests und die Kompetenzenbilanzen, die hier angeboten werden. Das ist einmal das Spektrum, das wir hier aufgemacht haben, um wirklich dafür zu sorgen, dass vor der Entscheidung zum weiterführenden Schulweg beziehungsweise vor der Entscheidung für das Ergreifen eines Lehrberufes auch das Bewusstsein vorhanden ist, wie vielfältig das Angebot ist und was es alles gibt. Es gibt natürlich auch Nischenausbildungen - Sie haben gerade die Büchsenmacherin oder den Büchsenmacher angeführt -, wo ich mir denke, wenn hier ein Talent oder ein Bewusstsein dafür vorhanden ist, dann wird natürlich der oder die Jugendliche auch in der Schule von diesem Angebot der Ausbildung entsprechend informiert. Ich sage es Ihnen nur ganz offen: Es gibt, wenn man sich das anschaut, 157 Betriebe, die am Töchtertag mitmachen. Das Spektrum ist so groß, das ist gigantisch! Schauen Sie sich einmal die Liste der Betriebe an, die da mitmachen! Das geht eben vom FörsterInnenberuf bis hin zur absoluten Top-top-BiochemikerInnenausbildung. Und in diesem Spektrum müssen wir schauen, dass die Mädchen natürlich nicht nur ein einziges Mal am Töchtertag teilnehmen, sondern sie haben ja die Gelegenheit, in Wirklichkeit drei, vier, fünf Mal am Töchtertag mitzumachen. Und was wir auch sehen, ist, dass zunehmend gerade Ausbildungseinrichtungen, die weiterführend sind - nach der Pflichtschule -, großes Interesse haben, am Töchtertag mitzumachen, um eben den Töchtern zu sagen: Mach weiter, lern weiter! Je mehr Ausbildung du hast, desto besser sind letztendlich deine Berufschancen! Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Abrahamczik gestellt. - Bitte schön. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Frau Stadträtin! Vielen Dank für die Ausführungen. Ich war auch gestern selber beim Töchtertag dabei, und zwar in der Lebensmitteluntersuchungsanstalt, und es war auch sehr schön zu sehen, wie die Mädchen dort Neues ausprobieren können, wie sehr ihnen das gefällt. Und es waren auch einige dabei, die nicht das erste Mal dabei waren und gesagt haben, dass das einfach ein großartiges Programm ist. Ich hätte mir gewünscht, dass es das in meiner Schulzeit auch schon gegeben hätte. Jetzt haben Sie ja schon gesagt, dass es auch wichtig ist, über den Töchtertag hinaus das ganze Jahr über Frauen und Mädchen zu fördern. Was wären denn andere Maßnahmen, damit Mädchen hier mehr zur Selbstbestimmung lernen und damit auch unterstützt werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Also, ich bin selbst insofern politisiert worden, als ich als sehr junges Mädchen von Johanna Dohnal eingeladen worden bin, in einem Arbeitskreis „Töchter können mehr“ mitzuarbeiten. Zum Teil hat man ja, wenn man in solchen Arbeitskreisen drinnensitzt, das Gefühl, man diskutiert heute die Dinge, die man damals vor 30 Jahren auch diskutiert hat. - Oder vielleicht ist es sogar schon länger her, wenn ich so nachrechne. Das Besondere ist ja letztendlich, dass wir diese Netzwerke viel besser nützen müssen. Wir haben in dieser Stadt unglaublich viele Institutionen, Vereine, die sich damit auseinandersetzen: Wie können wir Mädchen fördern? Wie können wir tatsächlich dafür sorgen, dass sie auch ermutigt werden, empowert werden, ihre Chance in ihrem Leben zu ergreifen? - Und diese Institutionen zusammenzubringen und auf einen Tisch sozusagen draufzulegen, was es alles in dieser Stadt gibt, das war mir unglaublich wichtig. Deswegen habe ich einmal diesen Arbeitskreis „Töchter können mehr“ in der Stadt initiiert. Der trifft sich sehr regelmäßig, und wir versuchen natürlich auch immer, unterschiedliche Themen aufzugreifen, zum Beispiel die Auseinandersetzung mit den Medien, das Thema Sport, das Thema Berufswahl, das Thema Einkommenssituation und natürlich auch das Thema der Motivation, der Bildung, des notwendigen Angebotes der Förderung in unseren Schulen für Mädchen. All das wird dort diskutiert. Zusätzlich gibt es aber natürlich auch eine große Palette an Workshops, die wir mit den unterschiedlichen Institutionen mittlerweile erarbeitet haben, mit denen wir in die Schulen gehen. Da gibt es zum Beispiel „Roberta“ und „Robina“ - „Robina“ für die kleineren Mädchen, „Roberta“ für die größeren Mädchen -, wo es wirklich darum geht, dass sich die Mädchen auch einmal in Technik ausprobieren. Aber wir haben auch eine Neuauflage unserer „Education Box“ gemacht, mit der wir schon in den Kindergarten gehen und dort geschlechtergerechte Pädagogik anwenden, um dort eben den Mädchen und den Buben gleichauf die Möglichkeit zu geben, sich gut zu entwickeln und sich auch nach ihren Talenten zu entwickeln. Und da darf man einfach nicht nachlassen. Es ist wie in der Frauenpolitik allgemein: Wenn man in dieser Arbeit sozusagen einen Stillstand hat, dann merkt man das gleich in der Statistik der Berufswahl, man merkt es gleich in der Statistik der Einkommen. Und genau aus diesem Grund versuchen wir, hier eben dranzubleiben, versuchen, den Töchtertag auf der einen Seite ganzjährig zu machen, aber andererseits eben auch diese vielen Zusatzangebote, die es hier gibt, das ganze Jahr über zu fahren. Ansonsten könnten wir nicht so erfolgreich sein, wie wir in dieser Stadt sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Damit ist die 1. Anfrage beendet. Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP - 01322-2016/0001 - KNE/GM), die von Frau GRin Mag. Bettina Emmerling gestellt wurde und an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtet ist. (Die geplante Umwidmung rund um das Casino Zögernitz widerspricht zur Gänze dem offensiven Auftreten Ihrer Partei gegen Miethaie und Spekulanten und bedient allein die Interessen eines Einzelnen, der einen Umwidmungsgewinn in Millionenhöhe verzeichnen kann. Es werden Luxuswohnungen errichtet und das obwohl Döbling bereits viele Leerstände in diesem Wohnungssegment zu verzeichnen hat. Das Argument, Wohnraum schaffen zu müssen, ist in diesem Fall also nicht zulässig. Warum lassen Sie bzw. die rotgrüne Regierungsmehrheit diese Umwidmung zu, obwohl sich sogar die Bezirksgrünen dagegen ausgesprochen haben?) Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Der Bereich des ehemaligen Casinos Zögernitz befindet sich in einem Plangebiet, dessen Überarbeitung heute als Planentwurf 8050 dem Gemeinderat zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden wird. Flächenwidmungspläne und Bebauungspläne dienen der geordneten und nachhaltigen Gestaltung und Entwicklung des Stadtgebietes. Die Bauordnung definiert Ziele, auf die bei der Neufestsetzung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen Bedacht zu nehmen ist. Ihre Anfrage intendiert das Ziel, dass Gewinne infolge von Immobilienentwicklungen begrenzt sein sollen. Dieses Ziel findet sich jedoch nicht in der Bauordnung wieder. Ich teile allerdings Ihre Meinung, dass wir gerade in einer sich dynamisch entwickelnden Stadt jenen einen Riegel vorschieben müssen, die diese Dynamik für spekulative Gewinne am Liegenschaftsmarkt ausnützen wollen. Dazu möchte ich Ihnen in weiterer Folge einige Vorhaben erläutern. Zunächst jedoch zum konkreten Planungsvorhaben beim Casino Zögernitz. Das seit 2008 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 1837 im Biedermeierstil errichtet und 1926 durch Anbauten erweitert. In den historischen Stadtkarten stellt sich dieses Gebiet als Abfolge von frei stehenden Gebäuden, wie eben dem Zögernitz, und geschlossen bebauten Straßenräumen dar, wobei die Liegenschaften mit den freistehenden Gebäuden von begrenzenden Baukörpern gefasst waren. Die großen Stadtregulierungspläne des späten 19. Jahrhunderts nahmen auf diese Struktur nur sehr eingeschränkt Rücksicht und setzten großzügig geschlossene Bebauungen auch über bestehende, dem widersprechende historische Baustrukturen fest. Die langfristigen Wirkungen dieser Pläne sind im gegenständlichen Fall an den beiden an das Zögernitz angrenzenden Gebäuden ablesbar. Beide wurden nach 1945 errichtet und nehmen mit ihren geschlossenen Feuermauern in keinster Weise auf den biedermeierlichen Bestand Rücksicht. - Dies war die Situation, mit der wir vor einigen Jahren konfrontiert waren. Daher wurde im April 2013 mit den zuständigen Fachdienststellen, dem Bundesdenkmalamt und externen Experten im Zuge eines kooperativen Planungsverfahrens ein städtebaulich gestalterisches Konzept für eine zukünftige Bebauung auf Teilen der gegenständlichen Liegenschaft ausgearbeitet. Ziel war es, die städtebauliche Struktur in einem zeitgenössischen Verständnis weiterzuentwickeln, in dem historische Gebäude und zeitgenössische Architektur nebeneinander existieren können. Konkret bedeutet dies, dass entlang der Grundstücksgrenzen Gebäude in die Tiefe des Baublocks führen, die einerseits die gesichtslosen Feuermauern abdecken und andererseits das historische Gebäude städtebaulich fassen. In diesem Verfahren waren unter anderem VertreterInnen des Bundesdenkmalamtes, der Magistratsabteilungen 18, 19 und 21 sowie der Technischen Universität Wien eingebunden. Im Sommer 2013 fand darauf aufbauend ein anonymes Gutachterverfahren mit fünf geladenen ArchitektInnen statt. Als Sieger ging dabei das Büro schneider+schumacher Architekten ZT GmbH hervor, die mit der Erweiterung des Städel Museums in Frankfurt bereits bewiesen haben, dass sie in der Lage sind, mit der notwendigen Sensibilität auf ein historisches Ensemble zu reagieren. In einem weiteren Schritt präsentierte am 4. Dezember 2013 der Bauträger das Wettbewerbsergebnis der Öffentlichkeit. Zahlreiche Gespräche zwischen AnrainerInnen, Stadtplanung und Bauträger auf unterschiedlichen Ebenen führten in der Folge zu einigen Projektanpassungen. Parallel dazu fand eine laufende Abstimmung des Projektwerbers mit dem Bundesdenkmalamt statt. Die stadtplanerische Zielsetzung für das Areal des Casinos Zögernitz liegt sowohl in der Vorsorge für Flächen für den erforderlichen Wohnraum unter Beachtung der Bevölkerungsentwicklung und der Ansprüche der Bevölkerung an ein zeitgemäßes Wohnen als auch in der Herbeiführung eines den zeitgemäßen Vorstellungen entsprechenden örtlichen Stadtbildes und in der Erhaltung des historischen Gebäudebestandes durch Ausweisung einer Schutzzone. Auf jenem Liegenschaftsbereich, auf welchem sich laut derzeitiger Rechtslage bewilligte Stellplätze befinden, soll nun teilweise eine Tiefgarage ermöglicht werden, die den zukünftigen Bedarf an Pflichtstellplätzen, an Stellplätzen für Veranstaltungszwecke und für die AnrainerInnen dieses Stadtquartiers abdecken soll. Die Oberfläche soll als qualitativ hochwertiger Frei- und Grünraum ausgestaltet werden. Für den nordöstlichen Liegenschaftsteil und das historische Gartenareal im südwestlichen Liegenschaftsteil soll hingegen die Errichtung von unterirdischen Gebäuden oder Gebäudeteilen und Nebengebäuden untersagt werden, um hier eine Versiegelung hintanhalten zu können. Um sicherzustellen, dass eine allfällige Bebauung auf die Notwendigkeit des Denkmalschutzes Bedacht nimmt, begann die öffentliche Auflage erst, nachdem das Bundesdenkmalamt einen entsprechenden Bescheid ausgestellt hatte, der auch im Akt liegt. Im Zuge der Sanierung sollen die Erweiterungsbauten von 1926 entfernt und das historische Gebäude in seinem ursprünglichen Zustand denkmalgerecht saniert werden. Im Zuge der öffentlichen Auflage von 3. Dezember 2015 bis 14. Jänner 2016 konnten die BürgerInnen ihre Stellungnahmen abgeben und sich von 14. bis 16. Dezember 2015 vor Ort in einer Ausstellung über das Projekt im Detail informieren. Die Bezirksvertretung nahm den Planentwurf mehrheitlich - mit den Stimmen von Teilen der ÖVP-Fraktion, der SPÖ und der GRÜNEN - zustimmend zur Kenntnis. Sie sehen also, dass wir hier mit großer Bedachtsamkeit und fachlicher Expertise vorgegangen sind und die Rahmenbedingungen deutlich komplexer sind, als Sie sie in Ihrer Fragestellung darstellen. Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch die Einnahmen aus der Entwicklung für die Sanierung des Casinos Zögernitz genutzt werden sollen. Nun aber auch noch zu den Vorhaben gegen Spekulation und Mietwucher. Dazu wäre eine umfassende Novellierung einer Reihe von Gesetzen notwendig. Einiges davon muss auf Bundesebene geregelt werden - Stichwort Mietrecht -, einiges können wir aber auch in Wien selbst machen. Im Koalitionsabkommen haben wir uns unter anderem vorgenommen, die Bauordnung auch im Hinblick auf die Begrenzung von spekulativen Entwicklungen zu überarbeiten. Ein Vorschlag von mir dazu ist, dass Abbrüche außerhalb von Schutzzonen nicht wie bisher bewilligungsfrei, sondern anzeigepflichtig sein sollen und dass die Behörde die Möglichkeit haben soll, diese Abbrüche auch zu untersagen. Verbunden mit dem Entfall der wirtschaftlichen und technischen Abbruchreife, die von vielen Spekulanten als Hintertür für Abbruchgenehmigungen genutzt wird, könnte so ein wirkungsvolles Instrument gegen Spekulationen installiert werden. Die andere Seite der Spekulationsbekämpfung ist aber auch das Schaffen von ausreichend Angebot im Bereich des Wohnungsneubaus. Gerade hier hat sich die aktuelle Regierung mit der Flächenbereitstellung und dem Bau von mindestens 10.000 Wohnungen pro Jahr viel vorgenommen, um ausreichend leistbaren Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. Und ich freue mich, wenn ich Sie und Ihre Fraktion als Mitstreiter und Mitstreiterinnen bei diesem Vorhaben begrüßen darf. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage stellt Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. - Bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Vielen Dank für die Ausführungen. Da, wie Sie schon angesprochen haben, dem Bezirk auch die Sanierung und die Erhaltung des Casinos und des alten Teiles besonders am Herzen liegen, wurde auch der Wunsch nach einem städtebaulichen Vertrag geäußert. Meine Frage wäre: Welche Bemühungen haben Sie angestellt, um dem Wunsch des Bezirks im Hinblick auf diesen städtebaulichen Vertrag nachzukommen, nachdem die grundbücherliche Eintragung nicht erfolgt ist? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Ja, in der Tat war es auch uns, oder besser gesagt, wäre es auch uns ein großes Anliegen gewesen, dass es zu diesem städtebaulichen Vertrag kommt. Wir haben das natürlich juristisch prüfen lassen, nur ist die Einschätzung der Juristen die, dass ein solcher städtebaulicher Vertrag im gegenständlichen Fall nicht möglich ist. Denn das, was in einem städtebaulichen Vertrag geregelt werden kann, ist im entsprechenden Paragraphen der Bauordnung auch eindeutig festgehalten, und es handelt sich dabei um Angelegenheiten, die in den Kompetenzbereich der Gemeinde fallen. Da aber der Denkmalschutz nicht Materie der Gemeinde, sondern Bundesmaterie ist, war die Einschätzung der Juristen die, dass im gegenständlichen Fall ein städtebaulicher Vertrag, wie gesagt, nicht möglich ist. Um dennoch eine Sicherheit zu haben, dass jene Verpflichtung, die auch, wie gesagt, seitens des Bauwerbers in diesem Fall eingegangen wurde, auch tatsächlich eingegangen worden ist, also um ein Höchstmaß an Sicherheit herzustellen, haben wir vom Grundstückseigentümer eine einseitige Verpflichtung eingefordert, die Sanierung gemäß Bescheid des Bundesdenkmalamtes auch durchzuführen. Und diese Selbstverpflichtung liegt auch dem Akt bei. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage stellt Herr GR Baron. - Bitte. GR Karl Baron (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Das Projekt Zögernitz stellt klar dar, was die Grüne Fraktion und Sie von Bürgerbeteiligung halten. Da haben mehr als 500 besorgte Bürger eine Petition unterschrieben, die Sie bis jetzt negiert haben, und, im Gegenteil, Sie vertreten lediglich die Position eines Einzelnen, nämlich die des Investors. Meine Frage an Sie lautet nun: 500 Personen sind offenbar zu wenig. Ab welcher Zahl gehen Sie auf Bürger ein, und ab welcher Zahl schenken Sie ihnen Gehör? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Bürgerbeteiligung bedeutet eben, sich sehr aufmerksam anzuhören und auch anzuschauen, was von den Bürgerinnen und Bürgern vorgebracht wird, in vielen Punkten auch, ihnen entgegenzukommen, Kompromisse zu erzielen, in dem einen oder anderen Fall auch, ihnen zur Gänze entgegenzukommen, aber nicht notwendigerweise immer und überall 100 Prozent der Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, die vorgebracht werden, auch zu übernehmen. Nebenbei gesagt: Wenn Sie der Ansicht sind, dass wir hier die Interessen des Investors sozusagen vollständig erfüllt hätten, dann mögen Sie sich sehr im Irrtum befinden. Aber das soll jetzt nicht der Gegenstand unserer Erörterungen sein. Ich würde nur empfehlen, dass Sie mit ihm reden, dann würden Sie vielleicht von ihm hören, ob wir in diesem Fall seine Interessen zu 100 Prozent erfüllt hätten. - Wie auch immer. Ja, es gab sehr viele Stellungnahmen im Zuge der öffentlichen Auflage. Es gab auch eine Petition. Und im Übrigen, es hat auch wiederholt Gespräche meiner Person mit Vertreterinnen und Vertretern der örtlichen Bürgerinnen und Bürger, also Bürgerinitiative, gegeben. Als Reaktion auf die vielen Stellungnahmen im Zuge der öffentlichen Auflage und auf die eingebrachte Petition wurden noch einige Änderungen vorgenommen. So wurden zum Beispiel die Baufluchtlinien entlang der Osterleitengasse nach hinten versetzt, und die Höhe der östlich angrenzenden Bebauung wurde durch die Festsetzung einer Absoluthöhe über Wiener Null begrenzt, sodass der Neubau also unter keinen Umständen über die Firstkante des bestehenden Casinos reichen kann. Dadurch konnten die wesentlichsten Kritikpunkte entschärft werden. Und im Übrigen: Eine detaillierte Aufstellung, aus der die jeweilige Stellungnahme zu dem jeweiligen Anliegen, das vorgebracht wurde, ersichtlich ist, können Sie auch dem Akt entnehmen, denn dort ist das alles auch genau aufgelistet. Also, einmal mehr: Wo es möglich war, sind wir dem auch entgegengekommen. Aber ja, es bleibt immer am Ende die grundsätzliche Abwägung: Soll überhaupt ein Widmungsverfahren durchgeführt werden oder nicht? Soll überhaupt gebaut werden oder nicht? - Na ja, wenn also die Entscheidung so fällt, dass es sehr wohl Sinn macht, eine Bebauung voranzutreiben, dann ist es, wie gesagt, Sinn der Bürgerbeteiligung, möglichst viel von den Anliegen, die vorgebracht werden, aufzunehmen. Das haben wir getan. Und ich denke, dass das auch eine gute Vorgangsweise war. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage stellt Frau GRin Mag. Emmerling. - Bitte schön. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Morgen, Frau Stadträtin, und vielen Dank für die ausführlichen Ausführungen! Ich denke aber, Sie sind auf meine ursprüngliche Frage nicht wirklich eingegangen. Sie haben es jetzt wieder damit begründet, dass wir auf Grund der Bevölkerungsentwicklung auch Wohnbau brauchen. Ich bin da absolut d'accord. In diesem Fall ist es aber, wie Sie wissen, so, dass es kein sozialer Wohnbau ist und dass wir in Döbling bereits enorme Leerstände haben. Das heißt, die Entwicklung geht wieder in diese Richtung. Weiters: Im Zusammenhang mit den Bürgereinwänden, die gekommen sind und die jetzt angesprochen wurden - es waren übrigens über 5.000 Unterschriften und 500 Stellungnahmen -, wurden auch Alternativlösungen angeboten, die noch immer eine Verbauung vorsehen. Da geht es nicht um Querulanten, die dort alles verhindern wollen, sondern um Vorschläge, mit denen man einfach ein verträgliches Maß für die Bürger Döblings erreichen wollte. Daher richte ich an Sie noch einmal die Frage, warum Sie dieser Umwidmung zustimmen, obwohl auch die Bezirks-GRÜNEN hier nicht d'accord gehen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Also vorweg: Die Bezirks-GRÜNEN haben, wie gesagt, dem sehr wohl zugestimmt. Das will ich schon festhalten, weil Sie das jetzt zum zweiten Mal behaupten. Ja, selbstverständlich waren die Bezirks-GRÜNEN zu Beginn dem Projekt gegenüber kritisch eingestellt - nebenbei, wie gesagt, ich auch. Es ist durchaus ein Verfahren gewesen, das sich eben - nicht von ungefähr - über Jahre in die Länge gezogen hat, weil man sich genau, und zwar sehr genau, angeschaut hat, was hier geschehen soll, weil man es sich nicht leicht gemacht hat, weil man sehr Bedacht darauf genommen hat, dass man durch qualitätssichernde Verfahren hier einen Vorschlag erarbeitet, der möglichst sensibel mit der zu schützenden historischen Bausubstanz umgeht, und weil man sich auch bemüht hat, möglichst viel von den vorgebrachten Anliegen der Bürgerinnen und Bürger auch zu übernehmen und im Rahmen dessen, was wir für sinnvoll befunden haben, auch umzusetzen. Deshalb war es ja auch, nach reiflicher Abwägung der Pro und Kontra, die Entscheidung der GRÜNEN vor Ort, sprich, der Bezirks-GRÜNEN, dass sie - genauso wie die SPÖ und genauso wie Teile der ÖVP im 19. Bezirk - dem vorliegenden Entwurf ihre Zustimmung geben. Im Übrigen will ich Ihnen Folgendes sagen: Ich gehe davon aus, dass man hier im Haus weiß, dass mein Herz auf alle Fälle eher für den sozialen Wohnbau schlägt und dass mein Bestreben und meine Bemühungen im Großen und Ganzen dem gelten, Vorsorge dafür zu treffen, dass eben ausreichend Widmungsreserven vorliegen, damit Kollege Ludwig sozusagen ausreichend Widmungen vorfinden kann, um den geförderten Wohnbau vorantreiben zu können. Nun ist es aber so, dass in einer Stadt, die wächst, auch Bedarf nach freifinanziertem Wohnraum besteht. Das gehört genauso zu einer Großstadt dazu. Und somit ist für mich eigentlich die Abwägung schlussendlich die, ob ein bestimmtes Projekt, wie gesagt, mit den Zielen der Bauordnung vereinbar ist, ob es städtebaulich vertretbar ist - und dann ist es genau so zu widmen. Wenn wir also von Spekulation sprechen und wenn wir von Leerständen sprechen, dann möchte ich darauf hinweisen, dass diese vorwiegend im gründerzeitlichen Baubestand vorkommen und dass diese sehr häufig damit zusammenhängen, dass in der Tat sehr geldgierige Spekulanten wunderschöne gründerzeitliche Bauten erwerben, absichtlich verfallen lassen, in vielen Fällen - so wie wir das bedauerlicherweise in den vergangenen Jahren erlebt haben - sogar absichtlich, mutwillig beschädigen, um dann schlussendlich eine Abrissbewilligung zu erhalten, um an ihrer Stelle Neubauten zu errichten, weil das natürlich wesentlich profitabler ist. Und ja, ich bin dafür, dass wir dieser Entwicklung entschlossen einen Riegel vorschieben. Umso mehr möchte ich daher jetzt schon um Ihre Zustimmung werben, denn das, was zu tun wäre, um das zu erreichen, ist das Setzen von in der Tat recht drastischen Maßnahmen. Denn wenn ich von der Möglichkeit spreche, dass wir in der Bauordnung die bautechnische und wirtschaftliche Abbruchreife abschaffen, dann sprechen wir hier von einer sehr drastischen Maßnahme, die sicherstellt, dass es sich überhaupt nicht mehr rentiert, auf diese Art und Weise vorzugehen, weil man ja zu jedem Zeitpunkt die Verpflichtung hätte, das Gebäude genau so wieder zu errichten, wie es vorher war. Also ich bin, wie gesagt, sehr dafür, dass wir hier alle an einem Strang ziehen, dass wir Maßnahmen ergreifen, und ich hoffe sehr, dass es uns mit diesem Schritt gelingt, die gründerzeitliche Bausubstanz auch tatsächlich und nachhaltig zu schützen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Frau Vizebürgermeisterin. Bevor ich zur 3. Anfrage komme, darf ich auf der Galerie auch Kolleginnen und Kollegen des Hauses, die gerade einen Dienstprüfungskurs besuchen, recht herzlich willkommen heißen. (Allgemeiner Beifall.) Die 3. Anfrage (FSP - 01319-2016/0001 - KVP/GM) wurde von Herrn GR Dr. Wolfgang Ulm gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. (Der Wiener Landesparteitag der SPÖ schloss sich zuletzt einer langjährigen Forderung der ÖVP an, nämlich der Einschränkung des extrem weitgefassten, der sozialen Treffsicherheit widersprechenden Weitergaberechtes von Gemeindewohnungen auch an sehr fern stehende Angehörige. Wann werden Sie die entsprechende Umsetzung dieses Schrittes angehen?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Hoch geschätzter Herr GR Dr. Ulm! Bezüglich des von Ihnen angesprochenen und nunmehr zur Diskussion stehenden Weitergaberechts von Gemeindewohnungen ist zunächst einmal zu konkretisieren, wie und unter welchen Voraussetzungen die Wohnungen tatsächlich weitergegeben werden können. Das Mietrechtsgesetz, und da beziehe ich mich jetzt auf die gesetzliche Weitergabe nach § 12 des Mietrechtsgesetzes, bietet Hauptmieterinnen und Hauptmietern, so natürlich auch den Hauptmieterinnen und Hauptmietern bei Wiener Wohnen, die Möglichkeit, die Wohnung aufzugeben und dabei die in diesem Zusammenhang bestehenden Mietrechte abzutreten. Diese Abtretung kann nicht verweigert werden, da sie im Mietrechtsgesetz festgelegt ist. Die Hauptmieterinnen und Hauptmieter haben darauf gesetzlichen Anspruch. Das sind bei Wiener Wohnen in etwa 1.000 Fälle pro Jahr. Als zu Lebzeiten eintrittsberechtigte Personen im Sinne naher Angehöriger nach dem § 12 des Mietrechtsgesetzes gelten erstens Ehegattinnen beziehungsweise Ehegatten - Eingetragene Partnerschaften sind gleichgestellt, allerdings keine Lebenspartnerschaften -, zweitens Verwandte in gerader Linie, also Kinder, Enkelkinder oder Eltern, und zum Dritten Geschwister. Eine weitere gesetzliche Voraussetzung ist für den oder die künftigen HauptmieterInnen ein mehrjähriger gemeinsamer Haushalt mit den Hauptmietern. Das sind bei Geschwistern fünf Jahre beziehungsweise für alle anderen zwei Jahre. Dringendes Wohnbedürfnis ist eine dieser Voraussetzungen, oder das Verlassen der Wohnung durch die bisherigen Hauptmieter oder Hauptmieterinnen. Im Todesfall - das wäre im § 14 des Mietrechtsgesetzes festgelegt - setzen die eintrittsberechtigten Personen - in diesem Fall auch die Lebensgefährten bei dreijährigem gemeinsamem Haushalt, sonst besteht keine Mindestdauer - das Mietrecht fort, sofern auch das dringende Wohnbedürfnis gegeben ist. Darüber hinaus ermöglicht Wiener Wohnen ohne Vorliegen eines gemeinsamen Haushaltes im Rahmen der erweiterten Wohnungsweitergabe, auch genannt erweiterte Mietrechtsfortsetzung, die Weitergabe des Mietrechts innerhalb der Familien. Das gilt auch im Todesfall. Das sind jährlich rund 300 Fälle. Auf die von Wiener Wohnen angebotene sogenannte erweiterte Mietrechtsfortsetzung besteht aber ausdrücklich kein Rechtsanspruch. Das ist deshalb wichtig, weil beispielsweise bei einer Großsanierung des gesamten Gebäudes von Wiener Wohnen eine solche Fortsetzung nicht ermöglicht wird, damit auch die Wohnungen gemeinsam mit dem gesamten Gebäude saniert werden können. Auch die Mietrechtsübertragung an sonstige Familienangehörige, ebenfalls ohne gemeinsamen Haushalt, wie zum Beispiel an Tanten, Onkel, Nichten, Neffen, Schwiegereltern, und so weiter, wird von Wiener Wohnen gegenwärtig ermöglicht, sofern die zukünftigen Mieter im Besitz eines gültigen Wohn-Tickets - also früher Vormerkschein, jetzt Wohn-Ticket - von Wiener Wohnen sind. Das sind jährlich rund 200 Fälle. Grundsätzlich werden bei Wiener Wohnen kontinuierlich Verbesserungen vorgenommen und bestehende Regelungen auf Aktualität und Richtigkeit überprüft. Es hat deshalb in den letzten Jahren immer auch Veränderungen unserer Regelungen gegeben. Das gilt insbesondere auch für die Frage, welcher Personenkreis Zugang zu den sozialen Leistungen haben soll. Die seit den 90er Jahren bestehenden Arten der Mietrechtsübertragungen, die von Wiener Wohnen freiwillig und ohne Rechtsanspruch zur Verfügung gestellt werden, sind jedoch nicht ohne Grund historisch gewachsen. Es handelt sich da um Fragen, für die es bei Änderungsabsicht klarer, nachvollziehbarer Antworten bedarf. Und um zu zeigen, wie schwierig es dann im Einzelfall ist, sich nur auf das Mietrechtsgesetz zu beziehen, sodass sich die Frage stellt, ob es nicht Sinn macht, auch im Gedanken an die soziale Dimension der Mieterinnen und Mieter, die schon in der Wohnung leben, eine Entscheidung zu treffen, möchte ich folgende zwei Beispiele heranziehen. Wie geht man zum Beispiel mit der Situation um, wenn bei einer Familie, bestehend aus nicht verheirateten Partnern und zwei Kindern, der Hauptmieter aus der Wohnung auszieht und die ehemalige Lebensgefährtin oder der Lebensgefährte mit den Kindern in der Wohnung bleiben möchte beziehungsweise bleiben muss? Sollte man sich da jetzt nur am Mietrechtsgesetz orientieren, oder sollte es da nicht eine Regelung geben, um gerade auch solchen Menschen die Wohnung übertragen zu können? Oder, zweites Beispiel: Was tut man, wenn der Bruder seit einem Jahr im gemeinsamen Haushalt mit der Schwester, die die Hauptmieterin ist, lebt, diese nunmehr zu ihrem Lebenspartner zieht und der Bruder in der Gemeindewohnung bleiben möchte? Sollte man ihm diese Möglichkeit verwehren? - Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es durchaus Sinn macht, dass er diese Möglichkeit bekommt. Würde er sie nicht bekommen, würde er sich wieder um eine Gemeindewohnung bewerben, zwar nicht die bekommen, in der er gelebt hat, vielleicht viele Jahre gelebt hat, sondern dann anspruchsberechtigt auf eine andere Gemeindewohnung sein. Also ich denke, für solche Situationen sollte man auch in Zukunft Lösungen finden. Eine Änderung der bestehenden Regelungen wird aber von mir selbstverständlich überprüft, durchaus auch im Sinne der von dir und von Ihnen gestellten Anfragen, und wir werden dann bei nächster Gelegenheit eine Evaluierung dieser Schritte gerne auch in diesem Kreise hier, im Hohen Gemeinderat, darstellen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Hebein gestellt. - Bitte schön. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich bedanke mich für die ausführliche Beantwortung der Frage, die sehr wichtig und entscheidend ist, und möchte diese Gelegenheit nützen, um ein Thema anzusprechen, nämlich das Thema der illegalen Weitergabe bei der Untervermietung. Das sind ja Vorwürfe, die immer wieder im Raum stehen. Wir wissen, es gibt auch konkrete Fälle. Letztes Jahr war es medial ziemlich publik, dass ein FPÖ-Politiker aus Deutsch Wagram das auch gemacht hat. Nun ist es aber recht schwierig, die Balance zu finden zwischen tatsächlicher Aufklärung und Nachbarschaftsstreit - ich nenne es einmal so -, und es ist sehr wichtig, wie man mit diesen Vorwürfen - vermeintlicher oder tatsächlicher illegaler Weitergabe - konkret umgeht. Was ist da Ihr Weg? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Das ist in der Tat ein wichtiges, weil sehr stark emotionalisiertes Thema und kommt leider auch vor - vereinzelt, aber doch. Generell kann man aber sagen, es ist untersagt und hat auch ernsthafte Konsequenzen, wenn man eine Gemeindewohnung weitervermietet oder untervermietet. Dies gilt auch, wenn man sie nur - unter Anführungszeichen - einem guten Freund zum regulären Mietzins überlässt. Auch da sind die Regelungen ganz klar, und es ist auch im Mietvertrag festgelegt, dass das nicht erlaubt ist. Es hat auch entsprechende Konsequenzen, bis hin zur gerichtlichen Aufkündigung, und das führt auch zum Verlust der Wohnung. Besonders dreist sind natürlich jene Einzelfälle, wo es darum geht, dass das nicht nur einem Freund oder Bekannten zum regulären Mietzins weitervermietet wird, sondern dass ein überteuerter Untermietzins verrechnet wird. Auch solche Beispiele gibt es - ein Beispiel wurde ja in der Frage auch genannt. Wir sind da natürlich auch immer auf Zeugenaussagen von Nachbarinnen und Nachbarn angewiesen, die sehr oft auch auf diesen Umstand hinweisen, die wir auch heranziehen, denn es ist ja eine gerichtliche Aufkündigung notwendig. Wiener Wohnen geht hier allen Hinweisen konsequent nach. Auch in diesem konkreten Fall sind ja sofort auch Schritte gesetzt worden. Man kann sagen, dass wir im Jahr ungefähr 20 bis 25 Gemeindewohnungen haben, die gerichtlich aufgekündigt werden, entweder weil sie offenkundig nicht mehr benützt werden oder weil wir draufkommen, dass sie an Dritte weitervermietet werden, manchmal auch unter erhöhten Mietzinsforderungen. Und ich kann nur allen Wohnungssuchenden den Tipp geben, solche Angebote nicht anzunehmen, denn wenn Wiener Wohnen so etwas aufdeckt, dann gibt es nicht nur Konsequenzen für den Mieter, indem der Mietvertrag aufgelöst wird, sondern das hat natürlich auch Auswirkungen auf jene Person, die in der Wohnung lebt. Es ist also mit der gerichtlichen Aufkündigung nicht nur der Mietvertrag beendet, sondern natürlich auch die Möglichkeit, weiterhin in dieser Wohnung zu wohnen. Man kann daher nur allen Wohnungssuchenden sagen: Hände weg von solchen Angeboten, die ungesetzlich sind und von uns auch mit aller Konsequenz geahndet werden! Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage stellt Herr GR Mag. Kasal. - Bitte. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Die Anfrage des Kollegen Ulm bezieht sich auf einen Antrag vom Landesparteitag der SPÖ betreffend Restriktionen der innerfamiliären Weitergabe von Gemeindewohnungen, sehr geehrter Herr Stadtrat. Ich möchte das nur noch einmal wiederholen, weil wir jetzt, glaube ich, etwas vom Thema abgekommen sind. In Wien beschäftigt sich die „Wohnplattform Wien“ mit der Wohnungslosenhilfe, mit jenen Menschen, die wirklich einen sehr, sehr dringenden Bedarf an einer günstigen, billigen Wohnung haben. Die Wohnungslosenhilfe „Wohnplattform Wien“ beschäftigt sich mittlerweile überwiegend nur mehr damit, für Flüchtlinge, für Neuzugezogene den billigsten Wohnraum im gemeinnützigen Wohnbausektor zur Verfügung zu stellen, zu mieten oder für die Flüchtlinge vorzubereiten. Das heißt, die einzige Chance für Wienerinnen und Wiener, zu günstigem Wohnraum zu kommen, ist Wiener Wohnen. Sie haben jetzt gesagt, Sie werden entsprechend der Anfrage die Richtlinien von Wiener Wohnen und die Anspruchsberechtigungen für das Wiener Wohn-Ticket und auch die Weitergabe überprüfen. Meine Frage geht in die entgegengesetzte Richtung: Werden Sie bei dieser Überprüfung auch die andere Seite evaluieren, nämlich dass die Richtlinien für den Erhalt eines Wohn-Tickets für Wienerinnen und Wiener erleichtert werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Zum einen möchte ich vielleicht nur korrigierend anmerken, dass im geförderten Wohnbau meines Wissens - und ich habe mich da erst vor Kurzem bei den gemeinnützigen Bauträgern erkundigt - Flüchtlinge in einer sehr geringen Zahl untergebracht werden, im Gemeindebau generell nicht. Es gilt nur die Regelung, dass Asylberechtigte die Möglichkeit haben, vor allem im Gemeindebau, aber auch im geförderten Wohnbau untergebracht zu werden. Und ich denke, der zweite Teil der Frage ist durch die Praxis, die ich gerade auch im letzten Jahr dargestellt habe, beantwortet, denn ich habe einen Wien-Bonus eingeführt, der durchaus auch sehr kritisiert worden ist, wo jene Menschen, die schon länger in der Stadt leben, bei der Vergabe von Gemeindewohnungen bevorzugt behandelt werden - nicht nur bei Gemeindewohnungen, sondern auch bei geförderten Genossenschafts- und Mietwohnungen - und jene Menschen, die 5 Jahre und länger in Wien wohnen, eine 3-monatige Vorrückung bekommen, jene, die 10 Jahre und länger in Wien leben, eine 6-monatige Vorrückung und jene, die 15 Jahre und länger in Wien wohnen, eine 9-monatige Vorrückung. Ich möchte nicht verhehlen, dass mir das sehr viel Kritik eingebracht hat, aber ich stehe dazu, dass jene Menschen, die schon länger in der Stadt leben, auch einen unmittelbareren und schnelleren Zugang zum geförderten Wohnbau finden sollen. Von da her, denke ich, ist die Frage durch die Realität überholt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage stellt Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Soziale Treffsicherheit, gerade bei Gemeindewohnungen, ist uns NEOS ein besonderes Anliegen. Daher ist für uns auch das Thema des Einkommens-Monitorings ein extrem wichtiges. Gerade auch bei der Thematik der Weitergabe von Gemeindewohnungen ist das ein Thema, das man stärker berücksichtigen sollte, denn im Moment liegt ja die Einkommensgrenze für den Anspruch bei rund 6.000 EUR brutto - damit erreiche ich fast 90 Prozent der Wiener Bevölkerung. Ich denke, es wäre wichtig, im Sinne der sozialen Treffsicherheit dieses Einkommens-Monitoring zu verlangen. Warum ist aus Ihrer Sicht dieses Thema hier nicht erwünscht? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Nein, es ist keinesfalls nicht erwünscht. Ich denke, ich habe auch in meiner Beantwortung dargestellt, dass wir immer wieder auch unsere eigenen Regelungen kritisch überprüfen. Vieles von dem, was wir derzeit bei der Wohnungsvergabe an Regeln haben, ist in den letzten Jahren immer wieder modifiziert, geändert worden, immer entsprechend der Praxis angepasst worden. Aber ich möchte doch noch einmal ganz besonders betonen, dass wir jetzt gerade einen besonderen Vorteil der Stadt Wien diskutieren, nämlich dass wir überhaupt in der Lage sind, Gemeindewohnungen zu vergeben. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn es gibt keine andere Stadt in Europa, die über einen solchen umfassenden kommunalen Wohnbau verfügt, und wir sind auch die einzige Stadt in Europa, die auch in den 80er und 90er Jahren diesen kommunalen Wohnungsbestand nicht verkauft hat, obwohl das immer wieder auch in diesem Haus gefordert und verlangt worden ist. Heute bereuen das alle anderen Städte, die dem Zug des Neoliberalismus nachgekommen sind und die Gemeindewohnungen privatisiert haben - wir in Wien nicht. Deshalb sind wir überhaupt in der Lage, über dieses Thema zu diskutieren. Ich freue mich sehr, dass sich alle Parteien auch an dieser Vergabediskussion intensiv beteiligen, aber es ist schon ein besonderer Vorteil auch unserer Wohnbaupolitik, dass wir pro Jahr zwischen 9.000 und 10.000 Gemeindewohnungen an neue Mieterinnen und Mieter vergeben können. Wie wir das machen, hat, wie ich meine, mit sozialer Dimension zu tun. Natürlich ist die soziale Treffsicherheit ein wichtiges Kriterium, aber nicht das einzige. Die Einkommensgrenzen ergeben sich deshalb, weil ich der Meinung bin, dass wir auch die soziale Durchmischung immer im Auge haben müssen. Denn wir waren mit dem Wohnbauausschuss - die Älteren unter uns, die schon bei der vorletzten Ausschussreise mit dabei waren, können sich noch erinnern - in Paris und haben uns dort die Vororte angesehen. Dort gibt es diese soziale Durchmischung nicht. Dort gibt es Sozialwohnungen, die ausschließlich für sozial Schwache vorgesehen sind, und so schaut aber die soziale Zusammensetzung dort auch aus: mit 50 Prozent Arbeitslosen, 80 Prozent Jugendarbeitslosen und einem sozialen und politischen Klima, das wir in Wien nicht haben wollen, sage ich ganz offen. Und es ist ein Vorteil unserer Stadt, dass wir keine sozialen Ghettos haben, weder für Reiche noch für sozial Schwächere, und dass wir im ganzen Stadtgebiet auch eine entsprechende Verteilung beim Zugang zu gefördertem und leistbarem Wohnraum haben. Ich möchte gerade auch in Ihre Richtung sagen, ich halte das auch gar nicht für so gut, dass wir einen großen Teil jener Menschen, die in ihrem Leben viel geleistet haben, ausschließen von den Vorteilen, die die Allgemeinheit bietet. Ich denke, wir zahlen alle Steuern. Jene, die mehr verdienen, zahlen mehr Steuer, das ist gut und richtig. Aber warum soll man den Mittelstand von den Vorteilen des sozialen Wohnbaus ausschließen? Also mir leuchtet das deshalb auch gar nicht ein. Ich würde es auch als leistungsfeindlich einschätzen, dass man gerade den Mittelstand, der sehr viel dazu beiträgt, auch die Ausgewogenheit in unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten, auch die wirtschaftliche Dimension unserer Gesellschaft zu forcieren, vom Zugang des geförderten Wohnbaus ausschließt. Von daher sehe ich die soziale Treffsicherheit. Da haben sie recht, das muss immer ein wichtiges Kriterium sein. Aber genauso sehe ich die soziale Ausgewogenheit und soziale Durchmischung. Und hier einen Mittelweg zu finden, das ist unsere Aufgabe, und ich glaube, wir haben das in Wien sehr gut gelöst. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage stellt Herr GR Dr. Ulm. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Vergabekriterien, sagen Sie, schauen Sie sich immer wieder an, werden immer wieder an die aktuelle Situation angepasst. Ein neues Thema, mit dem man sich, glaube ich, auseinandersetzen müsste, sind die Ein-Personen- Haushalte in Wien. Fast jeder zweite Haushalt in Wien ist ein Ein-Personen-Haushalt. Das Hauptvergabekriterium für die Gemeindewohnung ist eigentlich der Überbelag. Es gibt noch acht, neun, zehn weitere Kriterien, aber das ist sozusagen das Ankerkriterium. Dieses Ankerkriterium trifft natürlich auf den Ein-Personen-Haushalt überhaupt nicht zu. Das heißt, ist der Person die Wohnung zu teuer, gibt es grundsätzlich keinen Anspruch auf eine Gemeindewohnung. Ist der Person die Mietwohnung zu groß, will man diese Wohnung zurückgeben und zum gleichen, relativ niedrigen Preis eine Gemeindewohnung bekommen, gibt es auch diese Möglichkeit nicht. Ich denke daher, dass man die Vergabekriterien auch in diese Richtung anpassen sollte und frage Sie, ob es auch in diese Richtung von Ihnen Überlegungen gibt, eine Adaptierung vorzunehmen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Ja, sehr geehrter Herr GR Ulm, ja, gibt es. Es muss uns nur bewusst sein, jede Ausweitung der Zielgruppen und der Personenkreise heißt automatisch eine Verlängerung der Wartelisten, denn wir müssen ja immer eine Reihung vornehmen. Gemeindebauten sind so attraktiv, dass die Menschen gerne eine Gemeindewohnung haben. Das spricht auch für die Leistungen von Wiener Wohnen. Die Menschen wollen auch eine Gemeindewohnung und die meisten Menschen wollen auch lieber eine kostengünstigere als eine teurere Wohnung. Auch das scheint mir ziemlich einsichtig zu sein. Wir hatten in den letzten zehn Jahren bei den geförderten Miet- und Genossenschaftswohnungen eine Mietpreisentwicklung ziemlich entlang der Inflationsrate, bei den Gemeindewohnungen sogar unter der Inflationsrate. Die stark steigenden Mieten, die wir in den letzten Jahren haben, sind im privaten Wohnungsbereich und dort bei den neuen Mietverträgen. Das sind im Jahr ungefähr 28.000 Mietverträge von insgesamt 50.000, die in Wien abgeschlossen werden. Dort gibt es eine sehr starke, eine sehr dynamische Entwicklung der Mietpreise hinauf. Von daher verstehe ich natürlich das Anliegen, dass man sagt, man hätte lieber eine kostengünstige Gemeindewohnung als eine teurere Privatwohnung. Das leuchtet mir ein, aber das kann kein Kriterium sein, weil da würden fast alle Wienerinnen und Wiener gerne eine Gemeindewohnung haben wollen. Das sehen wir auch. Es gibt auch eine sehr starke Hinwendung vom privaten Bereich Richtung Gemeindewohnungen und von daher muss man natürlich auch Regelungen treffen, dass man sagt - und da bin ich jetzt wieder beim Kollegen Gara, der die soziale Treffsicherheit gefordert hat, da bin ich jetzt natürlich wieder dort, dass ich sage, da müssen wir vor allem jenen diese Möglichkeit bieten, die es aus sozialen Gründen in besonderer Art und Weise brauchen. Aber richtig ist, dass wir uns mit dem Phänomen Einzelhaushalte verstärkt beschäftigen, nicht nur bei den Gemeindewohnungen, sondern auch im Neubau. Wir haben aus diesem Grund heraus auch mit dem Smart-Konzept Wohnungstypen geschaffen, die in besonderer Art und Weise den Bedürfnissen von Singlehaushalten entgegenkommen, denn das ist ein Trend, der uns sicher in den nächsten Jahren weiter begleiten wird. Ich denke, dass wir da gute Antworten im geförderten Bereich haben, die weit über den Gemeindebau hinausgehen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die 3. Anfrage beendet. Die 4. Anfrage (FSP - 01316-2016/0001 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Dominik Nepp gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke gerichtet. (Die Wiener Stadtregierung plant im Ressort der zuständigen amtsführenden Stadträtin der Geschäftsgruppe 'Umwelt und Wiener Stadtwerke' eine Monatskarte der Wiener Linien, die normalerweise 48 EUR kostet, Asylwerbern um zehn Prozent ihres Taschengeldes, somit um 4 EUR, zur Verfügung zu stellen. Welche Vergünstigungen im Bereich der Wiener Linien erhalten die Wienerinnen und Wiener?) Bitte schön. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine Frage beschäftigt sich mit dem Thema Wiener Linien und welche Vergünstigungen es für die Wienerinnen und Wiener gibt. Ich möchte nur gleich am Anfang ein bissel ein Missverständnis zu diesem Thema aufklären: Die Wiener Linien sind ein Dienstleistungsbetrieb, das heißt, wer dort eine Dienstleistung, sprich, eine Ermäßigung, quasi bestellt, muss sie auch bezahlen. Die Wiener Linien geben von sich aus keine Ermäßigungen, sondern im Normalfall ist es so, dass die Stadt, meistens das Sozialressort, bei uns quasi diese Dienstleistung, Ermäßigungen in Auftrag gibt und wir das dann auch refundiert bekommen. Das heißt, die Wiener Linien treffen auch nicht die Entscheidungen, welche Ermäßigungen wo zu erteilen sind, in welchem Ausmaß, und so weiter. Ich habe Ihnen jetzt trotzdem quasi einen Überblick über die Ermäßigungen mitgebracht. Aber wichtig ist es mir eben zu betonen, dass wir das dann als Dienstleister quasi im Auftrag der Stadt durchführen. Ja, ich kann Ihnen freudigerweise berichten, dass es für die Wienerinnen und Wiener sehr, sehr viele Vergünstigungen gibt. Es fängt bei den Seniorinnen und Senioren an, die ab 62 Jahre seitens der Wiener Linien die Jahreskarte um 224 EUR pro Jahr erhalten, unabhängig von der Höhe der Pension, das heißt also volle Mobilität in Wien um 61 Cent am Tag. Eine Einzelfahrt für SeniorInnen kostet 1,40 EUR statt 2,20 EUR. Dass Kinder und Schüler und Schülerinnen in den Ferien und an schulfreien Tagen in Wien gratis fahren, ist Ihnen wahrscheinlich bekannt. Faktum ist aber, dass das im internationalen Vergleich nicht üblich ist. Ebenso nutzen Polizisten und Polizistinnen die Wiener öffentlichen Verkehrsmittel gratis. Grundwehrdiener erhalten den Einzelfahrschein um 1,10 EUR statt um 2,20 EUR. Und sogar für die Hunde der Wienerinnen und Wiener gibt es Vergünstigungen. Auch die sind mit einem Einzelfahrschein statt um 2,20 EUR um 1,10 EUR unterwegs. Bei Jahreskartenbesitzern ist es so, dass die Partner mit der kalten Schnauze gratis mitfahren dürfen. Ja, abgesehen davon ist eine der größten Ermäßigungen, die wir in Wien anbieten, die 365-EUR-Jahreskarte. Jeder Wiener und jede Wienerin können um 1 EUR pro Tag das gesamte Öffi-Netz der Stadt nützen. Nur zum Vergleich: Wie viel kostet das in anderen Städten? In München zum Beispiel, die sind in der Mercer- Studie auf Platz 4, 726 EUR, in Zürich 687 EUR, in Hamburg sogar über 1.000 EUR. Also man sieht, dass wir da im Vergleich wirklich sehr, sehr gut aufgestellt sind. Aber das ist natürlich nicht umsonst. Das geht nur, weil es da auch von Seiten der Stadt eine Unterstützung gibt, weil im Vollkostenpreis würde die Jahreskarte mehr als das Doppelte des jetzigen Preises kosten. Es stehen natürlich auch Vergünstigungen für diejenigen, die es brauchen, bereit. Sozial schwache Menschen, also Mindestpensionisten und -pensionistinnen, Mindestsicherungsbezieher, und so weiter, erhalten mit dem Mobilpass die Monatskarte der Wiener Linien um 17 EUR. Das ist eben möglich, wie vorhin erwähnt, weil das etwas ist, das dann über das Sozialressort den Wiener Linien abgedeckt wird. Schwer sehbehinderte und blinde Personen nützen die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos, weil auch hier der Fonds Soziales Wien die Kosten übernimmt. Studentinnen und Studenten mit Hauptwohnsitz in Wien zahlen für die Semesterkarte 75 EUR statt 150 EUR. Das ist auch nur möglich, weil es hier von der Stadt eine Unterstützung gibt. Und das Top-Jugend-Ticket finde ich eine besonders tolle Errungenschaft, weil es SchülerInnen und Lehrlingen im gesamten Gebiet, also Niederösterreich, Burgenland und Wien, die Möglichkeit gibt, eben um unglaubliche 60 EUR das komplette öffentliche Verkehrsnetz zu nutzen. Das ist jetzt einmal ein weit gespannter Bogen über alle Ermäßigungen, die die Wiener Linien anbieten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage hat Frau GRin Mag. Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Tag, Frau Stadträtin! Danke für die Ausführungen. Sie haben es jetzt selbst angesprochen, es gibt viele Ermäßigungen auch für die Wienerinnen und Wiener, unter anderem das Seniorenticket ab 62 Jahre. Und weil wir vorhin auch bei der sozialen Treffsicherheit waren, möchte ich Sie fragen: Das Seniorenticket bekommt ja jeder ab 62, unabhängig davon, ob er in Pension oder noch erwerbstätig ist, ob er ein Einkommen hat, eine hohe Pension oder eine niedrige Pension. Also da fehlt mir ein bissel die soziale Treffsicherheit, und ich wollte fragen, warum man sich hier nicht andere Formen der Ermäßigung Richtung Treffsicherheit überlegt? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Es ist immer ein bissel das Problem, das ich mit solchen Fragen habe. Ich bin für den öffentlichen Verkehr zuständig. Also wir könnten darüber diskutieren, warum die neue Linie U2/U5 an dieser Strecke fährt und nicht an einer anderen. Zur sozialen Treffsicherheit bitte ich Sie, meine Kollegin Sonja Wehsely zu fragen, die Sozialstadträtin. Das ist auch das, was ich vorhin versucht habe anzudeuten. Die Wiener Linien sind hier der Dienstleister. Wir bekommen quasi Aufträge der Stadt, die wir umsetzen. Aber es ist nicht so, dass in meinem Ressort entschieden wird, wer welche Vergünstigungen bekommt. Das habe ich vorhin versucht zu erläutern. Das ist sozusagen ein bissel ein grundsätzliches Missverständnis. Ich finde diese Aufteilung auch gut, weil es logisch ist, dass über soziale Aspekte auch im Sozialressort entschieden wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage hat Frau GRin MMag. Dr. Kugler. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Jetzt hätte ich eigentlich zwei Fragen, bei der ersten sind Sie vielleicht auch nicht zuständig. Ich wollte nämlich noch etwas wegen Kindervergünstigungen nachfragen. Darf ich das trotzdem? Sonst stelle ich meine andere Frage. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ob ich es beantworten kann, das weiß ich nicht. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler: Ich versuch’s. Könnten Sie sich vorstellen, auch zu prüfen, ob es notwendig wäre, bei Kindertarifen noch nachzubessern. Und zwar haben Sie ja die Möglichkeiten, die es in Wien auch für Kinder gibt, schon sehr gut dargestellt. Aber es besteht natürlich auch ein Bedarf für Kinder, die zum Beispiel nicht ein Jahresticket brauchen oder die eben nicht nur Samstag/Sonntag fahren, man könnte sagen, ein Umweltticket: Acht Tage für Kinder, ein Monatsticket für Kinder. Auch da ist ein Bedarf laut geworden. Könnten Sie sich vorstellen zu überlegen, ob man nachschärfen oder helfen könnte, dort, wo Kinder nicht konstant, aber immer wieder die öffentlichen Verkehrsmittel benützen und hier irgendwie durch den Rost fallen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ehrlich gesagt, ich verstehe jetzt den Bedarf nicht ganz, weil die Kinder, die quasi einen Schulweg haben, müssen ja nicht das Top-Jugend-Ticket nehmen. Die können ja nur die Schulwegermäßigung in Anspruch nehmen. Es gibt auch jetzt schon für Kinder natürlich eine Kinderhalbpreiskarte. Die meisten, die ein schulpflichtiges Kind haben, weil das ein sehr günstiges Angebot ist, mit 60 EUR in all diesen Zonen unterwegs zu sein, nützen das erfahrungsgemäß. Also ich glaube, dass auch jede andere Ermäßigung dann in Summe über das Jahr gerechnet teurer kommt als dieses Angebot mit dem Top-Jugend-Ticket, das noch dazu den großen Vorteil hat, dass, wenn man es elektronisch bestellt und die Kinder verlieren es, was ja durchaus da oder dort schon einmal vorgekommen ist, man sich dann das Ticket neu ausdrucken kann. Das, finde ich, ist auch aus persönlicher Erfahrung eines der besten Assets dieser neuen Ermäßigungsform. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage stellt Herr GR Nepp. GR Dominik Nepp (FPÖ): Ja, guten Morgen, Frau Stadträtin! Dass diese Ermäßigungen dann über das Sozialressort abgedeckt werden, ist vielleicht für das wirtschaftliche Dastehen der Wiener Linien dann schön. Im Endeffekt wird es aber dennoch von der Gemeinschaft bezahlt. Und auch für den Kunden ist es eine Ungerechtigkeit, warum jetzt dann manche ein günstiges Jahresticket um 48 EUR haben und manche den regulären Preis von 365 EUR zahlen müssen, um die Wiener Linien zu nutzen. Diese Ungerechtigkeit dem Kunden gegenüber gehört unserer Meinung nach ja auch abgestellt. Das sehen ja jetzt nicht nur wir so, sondern wie man heute der Zeitung „Heute“ entnehmen kann, gibt es auch in der SPD in Deutschland jetzt eine Ministerin, die es wagt zu sagen, dass diese gesamten Kosten auf Grund von Ungleichbehandlungen - sie erwähnt hier ausdrücklich Sozialhilfe, et cetera für Asylwerber - explodieren und daher auch nicht mehr von der Gemeinschaft getragen werden können. Darum meine Frage an Sie, auch als Vertreter der Wiener Linien, ob Sie hier Ihr Wort in der Stadtregierung dafür einsetzen werden, dass diese Ungerechtigkeit, vor allem diese Bevorzugung einer gewissen Gruppe, nämlich einer Gruppe, die noch nie in das Sozialsystem eingezahlt hat, abgestellt wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ich habe das schon vorhin einmal gesagt: Wenn Sie über soziale Treffsicherheit diskutieren wollen, dann steht hier die falsche Person. Aber ich sage Ihnen ganz grundsätzlich schon, und das sieht man auch an den vielen Ermäßigungen, die wir ja für die Wienerinnen und Wiener bringen, dass es da immer Ungerechtigkeiten geben wird, weil auch sozial schwache Menschen in Wien natürlich unterstützt werden, wie Sie ja vorhin gesehen haben, auch Kinder. Jetzt weiß ich, ehrlich gesagt, nicht ganz, wie ich Ihre Wortmeldung deuten soll. Sie haben vorhin gesagt, Sie wollen, dass wir diese Ungerechtigkeiten beseitigen sollen. Meinen Sie da dann auch die für Mindestpensionisten oder SozialhilfeempfängerInnen, oder wie soll ich das verstehen? Also ehrlich gesagt, das kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, weil das schon eine Grundphilosophie dieser Stadtregierung ist, dass die Menschen, die es brauchen, auch unterstützt werden. Aber wie gesagt, ich ersuche Sie, diese Diskussion mit der Ressortzuständigen zu führen. Wir können das gerne auch hier besprechen. Aber wie gesagt, ich bin eher diejenige, die Ihnen erklären kann, warum es wo welche Umstiegstelle gibt, warum wir neue Elektrobusse kaufen oder ähnliche Dinge. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die 5. Anfrage (FSP - 01315-2016/0001 - KSP/GM) wurde von Herrn GR Jörg Neumayer gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Gesundheit, Soziales und Generationen gerichtet. (Wie viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge waren zum 31. März 2016 in Betreuung der Stadt Wien?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Sonja Wehsely: Danke, Herr Vorsitzender! Herr Gemeinderat, Sie fragen mich, wie viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zum Stichtag 31. März 2016 in Betreuung der Stadt Wien waren, und ich kann Sie darüber informieren, dass es mit 31. März 1.005 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge waren, die in Grundversorgungseinrichtungen und in Einrichtungen der MA 11 in Wien untergebracht waren. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 1. Zusatzfrage stellt Herr GR Wiederkehr. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich kann mich sehr gut an den Wahlkampf erinnern, als gesagt worden ist, man nimmt alle minderjährigen Flüchtlinge aus Traiskirchen auf, was ja auch geschehen ist. Ich wollte Sie fragen, wie Sie in der jetzigen Situation, wo es in Traiskirchen auch immer schlimmer wird, dazu stehen, ob Wien über seine Quote hinausgehen und noch minderjährige Flüchtlinge aufnehmen sollte oder nicht? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin! Amtsf. StRin Mag. Sonja Wehsely: Herr Gemeinderat! Wir haben damals nicht gesagt, wir nehmen alle minderjährigen Flüchtlinge auf, sondern wir haben gesagt, wir nehmen alle Kinder auf, das heißt, alle bis 14 Jahre. Das haben wir damals auch getan, und alle unbegleiteten minderjährigen Mädchen. Wir sind in einer Situation, wo wir leider nach wie vor sehen müssen, dass der Großteil der österreichischen Bundesländer die Verantwortung, die mit einem Staatsvertrag, nämlich mit einer 15a-Vereinbarung eingegangen worden ist, nicht wahrnimmt. Wir nehmen unsere Verantwortung über Gebühr wahr, haben auch heute wieder unsere Quote zu 114 Prozent erfüllt und werden das auch weiter tun. Also mir geht es jetzt hier nicht darum, die Zahlen zu reduzieren, aber ich muss hier schon darauf bestehen, dass die anderen Bundesländer die Verantwortung auch wahrnehmen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage stellt Frau GRin Dr. Kugler. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ganz konkret möchte ich Sie zur Flüchtlingsunterkunft Vordere Zollamtsstraße fragen: Dort wird ja jetzt aufgelöst, es werden die Menschen woanders untergebracht. Es gibt dort mehrere unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die Kurse in der Nähe besuchen. Es gibt auch Familien mit Kindern, die dort in der Nähe in Volksschulen untergebracht sind. Der Wunsch des Roten Kreuzes, das die Flüchtlingsunterkunft betreut, ist, dass man ein bisschen länger bleiben kann, um in Ruhe das Schuljahr abzuschließen, damit kein Umzugsstress entsteht und die Fahrtwege keine neue Belastung darstellen. Man wünscht sich drei, vier weitere Wochen dort in dieser Unterkunft. Können Sie dazu etwas sagen, und können Sie vielleicht ermöglichen, dass das auch so gestaltet wird? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Sonja Wehsely: Wir werden es ermöglichen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage stellt Frau GRin Mag. El-Nagashi. GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Die Stadt Wien leistet eine vorbildhafte Arbeit mit jungen Burschen und Mädchen, die vor Krieg und Gewalt, Terror und Verfolgung flüchten mussten und es geschafft haben, nach Österreich zu kommen. Meine Frage an Sie ist: Wie stellt die Stadt Wien die altersgerechte und die bestmögliche Betreuung dieser minderjährigen Flüchtlinge sicher? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin! Amtsf. StRin Mag. Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin! Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, ob man Verwaltung so organisiert, dass sie funktioniert, oder ob man Verwaltung aus Desinteresse oder Absicht so organisiert, dass sie nicht funktioniert. Wir haben auf Grund der großen Herausforderung im Herbst des letzten Jahres, und es war und ist eine große Herausforderung, gleich im September eine Koordinierungsstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eingerichtet, weil sozusagen klar war, durch Nichtstun geht gar nichts. Daher ist es hier die Aufgabe der öffentlichen Hand, Verantwortung wahrzunehmen. Ganz besonders wichtig ist, und da möchte ich sagen, übergreifend der unterschiedlichen Zuständigkeiten - dem Fonds Soziales Wien und der MA 11 -, dass gerade die unbegleiteten minderjährigen, geflüchteten Menschen gute und integrationsfördernde Betreuungseinrichtungen haben. Das heißt, wir haben hier einerseits die Situation, dass unbegleitete minderjährige, geflüchtete Menschen unter 14 in Einrichtungen der MA 11 untergebracht werden. Ich kann Sie auch darüber informieren, dass der jüngste allein in Wien angekommene Flüchtling unter 9 Jahre alt ist. Das heißt, sie sind in Einrichtungen der MA 11 oder bei Vertragspartnern untergebracht, in sozialpädagogischen Wohngemeinschaften, wo 8 bis 10 Kinder in einer Gruppe untergebracht sind. Für die über-14-jährigen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge werden sozialpädagogische Wohngemeinschaften geschaffen oder sie werden in solchen untergebracht, in Einrichtungen der Caritas, vom Integrationshaus und anderen. Das heißt, das sind Organisationen, die über langjährige Erfahrung und auch Verträge mit dem Fonds Soziales Wien verfügen. Die Jugendlichen sind hier in Gruppengrößen mit rund 15 Jugendlichen untergebracht, und es gibt auch eine rund um die Uhr Betreuung mit Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen. Wir haben als einziges Bundesland ein spezialisiertes Krisenzentrum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Insbesonders bemühen wir uns, hier auch auf die Traumatisierungen Rücksicht zu nehmen und den Kindern und Jugendlichen zu helfen. Zwei Punkte möchte ich noch hervorheben, wo wir auch großes Engagement der Wiener Bevölkerung sehen. Der eine sind UMF-Pflegeeltern, wie wir sie nennen, also Menschen, die als Pflegeeltern unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnehmen. Da muss man sagen, das sind ja nicht süße, kleine Babys - das sind die beliebtesten Pflegekinder -, sondern das sind eben Kinder oder Jugendliche, die viel mitgemacht haben und die daher natürlich auch andere Probleme haben und möglicherweise daher andere Probleme machen. Wir haben derzeit 30 Pflegeeltern, die hier sehr engagiert tätig sind. Und wir haben über den FSW ein neues Modell vor allem für ältere, nämlich jugendliche unbegleitete Minderjährige geschaffen, wo es Gastfamilien gibt, sozusagen eine Stufe unter den Pflegeeltern, wo sie in einem Familienverband auch sehr eng untergebracht werden. Wir haben die Betreuungsangebote hier auch sehr gestrafft und zusammengeführt. Damit kann man sagen, dass alle über tausend unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in dieser Stadt gut untergebracht sind. Was nicht gut ist, ist, dass sie monatelang warten müssen, bis sie ihre Ersteinvernahme bei der Fremdenpolizei haben. Es geht uns ja allen darum, dass es rasch eine Entscheidung geben muss, ob jemand hier Asyl bekommt oder nicht. Für mich ist es auch vollkommen klar, dass, wenn jemand nicht Asyl bekommt, dann muss er das Land wieder verlassen. Aber ganz wichtig ist, dass diese Verfahren schnell funktionieren müssen. Ich kann Ihnen über unbegleitete minderjährige Flüchtlinge berichten, die jetzt gar nichts mit dieser Flüchtlingsbewegung zu tun haben, die mittlerweile über ein Jahr in Wien sind und noch immer nicht die Ersteinvernahme bei der Fremdenpolizei hatten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage stellt Herr GR Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke für die Beantwortung der bisherigen Fragen. Die Unterbringung und die Versorgung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge muss ja vom Bund finanziert werden. Jetzt wissen wir, dass der Bund da doch ein wenig säumig ist und der Fonds Soziales Wien die Kosten teilweise übernimmt. Daher meine ganz konkrete Frage: Wie hoch sind die Kosten, die der Fonds Soziales Wien und die Stadt Wien de facto für diese Personengruppe übernimmt? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Sonja Wehsely: Herr GR Seidl! Wir haben da, glaube ich, ein bissel eine Begriffsverwirrung, weil nicht der Bund die Kosten für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge übernehmen muss, sondern im Rahmen der Grundversorgung ist die Kostenteilung zwischen dem Bund und dem Land Wien 60 zu 40. Wenn das Verfahren über ein Jahr dauert, dann werden die Kosten zu 100 Prozent von Seiten des Bundes getragen. Das ist so wie auch bei den Erwachsenen. Das, was Sie, glaube ich, meinen, sind die Kosten, die die Stadt Wien vorstrecken hat müssen, weil der Bund seiner Verantwortung nicht nachkommt. Das sind einerseits rund 25 Millionen für die Transitquartiere. Da waren auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge dabei. Das sind rund 25 Millionen, die von September bis ungefähr Dezember letzten Jahres und Jänner heurigen Jahres angewachsen sind. Es geht um 25 Millionen EUR, die die Stadt Wien in Rechnung gestellt hat, wo bisher kein Cent überwiesen wurde. Der zweite Punkt ist die Frage der Finanzierung der NGOs, wo die Stadt immer wieder, zuletzt wieder vor drei Wochen der Fonds Soziales Wien, mit meinem Wissen und auch mit meiner Zustimmung mit 1,5 Millionen EUR in Vorlage gegangen ist, weil die Abrechnungen durch das Innenministerium nicht funktionieren und weil die Folge aus dem Nichtvorstrecken des Geldes nicht gewesen wäre, und ich sage das jetzt ein bissel flapsig, dass da irgendeine NGO ein unbequemeres Leben gehabt hätte, sondern die Folge wäre gewesen, dass die Gehälter nicht mehr bezahlt hätten werden können. Wir waren schon vor Weihnachten in der Situation, wo Organisationen die Weihnachtsgelder nicht hätten auszahlen können beziehungsweise zwei große NGOs in Wien vor dem Konkurs gestanden sind. Bei den UMFs ist es so, dass es an sich eine 15a-Vereinbarung gibt, was die Erhöhung der Tagsätze betrifft, die leider auch noch nicht in Geltung getreten ist. So gesehen ist das auch ein Punkt, wo man nur immer wieder appellieren kann, dass, wenn einfach jeder in der Republik seine Verantwortung wahrnimmt, wir uns dann miteinander leichter tun. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die Fragestunde beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Wiener in Not. Rot-grünes Flüchtlingschaos degradiert Wiener zu Bürgern zweiter Klasse“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Nepp, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. GR Dominik Nepp (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Wiener sind in Not. Die Wiener sind deswegen in Not, weil Sie durch Ihre undifferenzierte Willkommenspolitik im letzten Jahr ein Chaos verursacht haben. Es ist Zeit, diese Willkommenspolitik, diese irrwitzige Willkommenspolitik endlich zu beenden (Beifall bei der FPÖ.), denn es fallen ja Ihnen, Frau Wehsely, vor allem mit Ihrem politischen Flügel innerhalb der SPÖ ja tagtäglich neue Maßnahmen ein, wie man sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge und Asylwerber verhätscheln und vertätscheln kann. Tagtäglich führen aber diese Maßnahmen auch dazu, dass die Wienerinnen und Wiener zu Bürgern zweiter Klasse degradiert werden, und diese Ungleichheit lehnen wir Freiheitliche ab, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Diese Ungleichbehandlung führt eben dazu, dass wir dieses Thema heute zur Causa prima gemacht haben. Anscheinend sind wir die Einzigen, denen die Wienerinnen und Wiener noch am Herzen liegen, weil wir nicht untätig zuschauen werden, wie Sie hier tagtäglich die Wiener und Wienerinnen zu Bürgern zweiter Klasse degradieren. Da kann ich Ihnen auch mehrere Beispiele nennen, wo Sie das tagtäglich machen. Unlängst kam ein Vater eines autistischen Sohnes zu mir ins Büro. Da sein Sohn jetzt keinen öffentlichen Schulunterricht besuchen kann, wird er daheim unterrichtet. Das ist ja so weit so gut. Allerdings verliert diese Familie dadurch auch den Anspruch auf eine Schülerfreifahrt. Und da frage ich mich schon, Frau Wehsely, ob das gerecht ist, ob das diese Gerechtigkeit ist, die die SPÖ die letzten Jahre eigentlich immer plakatiert hat? Wo bleibt die Gerechtigkeit für diese arme Familie mit diesem leider kranken Kind, die ohnehin tagtäglich viel Kraft aufbringen muss, um den Tag zu bewältigen? Oder ein anderes Beispiel: Ein schwerbehinderter Mann, der kein Kriegsversehrter ist, bekommt erst in der Pension oder wenn er Pensionsanspruch hat, dieses vergünstigte Öffi-Ticket. Der Mann hat das ausjudiziert. Der Mann hat vor Gericht nicht recht bekommen. Die Wiener Linien konnten sich da abputzen und haben ihm keine Ermäßigung gegeben. Hier kommt es eben zu einer Ungleichbehandlung, zu einer Ungerechtigkeit, wenn hier sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge, die ein Leben lang noch nie in das Sozialsystem eingezahlt haben, eine 4-EUR-Monatskarte bekommen und viele Wienerinnen und Wiener, die das auch benötigen, sie nicht bekommen. Deswegen sagen wir auch hier, diese Ungerechtigkeit gehört sofort gestoppt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) An Hand dieser vielen Fälle sehen Sie, Frau Wehsely, und vor allem auch Ihre politische Truppe - fast muss man schon sagen, der Spalt geht ja hier wirklich quer durch die SPÖ. Es gibt ja auch noch Hoffnung für die SPÖ. Es gibt ja auch noch ein paar vernunftbegabte Menschen, die diese Ungleichbehandlung ablehnen. Zu diesen vernunftbegabten Menschen gehören Sie mit Ihrer Truppe halt leider nicht dazu, denn Sie stehen eindeutig für eine Politik der Ungleichbehandlung, weil bei Ihnen anscheinend wirklich jeder Wirtschaftsflüchtling und illegale Zuwanderer mehr zählt als die eigenen Leute. Da verstehe ich auch nicht, warum Sie im Wahlkampf ständig „Ein G‘spür für Wien“ plakatiert haben. Ja, wo ist denn da das G‘spür für die Wiener, wenn man tagtäglich Menschen bevorzugt, die eben noch nicht eingezahlt haben und die, die hart arbeiten, die ein Leben lang hart arbeiten, die ein Leben lang eingezahlt haben, benachteiligt werden? Dieses G‘spür für Wien, dieses G‘spür für Gerechtigkeit, dieses Gespür haben Sie schon längst verloren, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber die Zahlen bestätigen es ja, und es ist auch schon amtlich, dass es eigentlich jeden hier auf Grund dieser Magnetwirkung nach Wien zieht. Bei jedem, der hier herkommt, gab es im Vorfeld schon zahlreiche Gesetzesbrüche. Das haben ja auch der Herr Obwexer, Universitätsprofessor, oder auch der Senatspräsident am OGH, Dr. Gerhard Prückner, bereits nachgewiesen, dass es ständig, tagtäglich, zu Rechtsbrüchen kommt, sei es auf Grund des Bruches des Dublin III-Abkommens, des Schengen-Abkommens, der Genfer Flüchtlingskonvention, der Asylverfahrensrichtlinie, et cetera. Tagtäglich werden hier Gesetze und Recht gebrochen. Der Rechtsstaat wird hier partiell für eine Gruppe aufgehoben, und diese Gruppe wird auch noch belohnt. Genau vor diesem Scherbenchaos stehen wir, dass hier in Wien mit dieser Magnetwirkung, mit diesem Anreizsystem, das Sie die letzten Jahre gemacht haben, ein Chaos herrscht, das die Wienerinnen und Wiener nicht verstehen und auch nicht tolerieren. Darum haben Sie hier in Wien bei der Bundespräsidentschaftswahl auch ein so schlechtes Ergebnis eingefahren, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Diese Ungleichbehandlung geht ja noch weiter. Es können ja auch jetzt schon Asylwerber und subsidiär Schutzberechtigte ohne eben Asylberechtigung und ohne jemals hier einen Beitrag gezahlt zu haben, sämtliche medizinische Leistungen kostenlos in Anspruch nehmen. Auch hier ein Paradebeispiel für die Magnetwirkung in Wien. Es gibt Grundversorgungsleistungen, Verpflegung, Lebensmittel, Verpflegungsgeld, Taschengeld, Mietzuschuss, Bekleidungshilfe, Schulbedarf, Krankenversicherung, et cetera, et cetera, Mindestsicherung und Pflegegeld. Man sieht, auf Grund Ihres Anreizsystems ist Wien für Wirtschaftsflüchtlinge wirklich zum Eldorado geworden. Und das zeigt auch schon ein Beispiel: Ein syrischer Asylant mit einer Frau, zwei Kindern und Zwillingen im Anmarsch hat als Asylant in Salzburg als Hausmeister gearbeitet und rund 1.900 EUR verdient. Bei einem Besuch in Wien hat ihm anscheinend das ach so ungerechte Wien vorgerechnet, dass er vielleicht gar nicht mehr arbeiten müsste, wenn er einfach nach Wien zieht. Man bekommt ja eh 25.600 EUR Mindestsicherung pro Jahr. Dazu kommen 3.700 EUR für die Deckung des Wohnbedarfs, 6.800 EUR Familienbeihilfe, 3.900 EUR Absetzbeträge. In Summe sind das rund 36.000 EUR im Jahr für eine Familie, die vom Steuerzahler finanziert wird. Zahlreiche Wienerinnen und Wiener bekommen das nicht. Zahlreiche Wiener müssen hart arbeiten, um überhaupt an so viel Geld zu kommen, und diesen Leuten wird das von der SPÖ einfach hinten reingesteckt, und das lehnen wir ab. Diese Ungleichbehandlung lehnen wir ab, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Wien ist auch nicht fit für diesen Massenansturm an Zuwanderern, illegalen Einwanderern. Das Bildungssystem kracht. Wir haben eh schon eine Bildungsmisere, die uns tagtäglich beschäftigt, wie man das Bildungsniveau wieder heben kann. Die ganze Infrastruktur in Spitälern, im Gesundheitsbereich, im Bildungsbereich, all das ist nicht fit für die zahlreichen Zuwanderer, die kommen. Die Kosten explodieren unkontrolliert. Man kann jetzt noch nicht abschätzen, wie viel uns das eigentlich kosten wird. Zum Glück gibt es ja auch ein Umdenken, jetzt noch nicht komplett in der SPÖ, aber in der SPD, ich habe es vorhin in der Fragestunde schon gesagt, wo eine Ministerin sagt, dass diese Kosten, diese milliardenschweren Belastungen von der Bevölkerung nicht mehr zu tragen sind und auch nicht mehr zumutbar sind, und die sich daher auch für eine Kürzung der Mindestsicherung oder Sozialhilfe ausspricht, aber nicht nur für Asylwerber, illegale Einwanderer, sondern auch für jeden EU-Bürger, wenn er noch nicht lang genug in Deutschland lebt. Anscheinend hat die SPD noch ein G‘spür, ein G‘spür für Gerechtigkeit. Der SPÖ-Wien fehlt das zur Gänze, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Die neuesten Zahlen bestätigen, 21.000 Asylwerber leben derzeit in Wien, mehrere Zehntausend sollen anscheinend noch kommen oder stehen vor den Toren Wiens. Die müssen alle versorgt werden. Und nicht nur, dass wir die versorgen müssen, es geht auch noch weiter. Diesen Leuten wird einfach weiter wahllos geschenkt, in dem Fall die Staatsbürgerschaft, wo sie nach sechs Jahren die Staatsbürgerschaft geschenkt bekommen. Das ist anscheinend ein faires System für viele Leute, die hier legal eingewandert sind, legal hier wohnen und vielleicht noch auf die Staatsbürgerschaft warten? Und die Asylwerber bekommen es im Gegenteil einfach nach sechs Jahren geschenkt. Auch hier eine Ungerechtigkeit, nicht nur, dass Sie ihnen Steuergeld nachschenken, nein, Sie schenken auch noch die Staatsbürgerschaft her, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Deshalb muss endlich auch eine Person zur Verantwortung gezogen werden, die Person, die für diese Misere verantwortlich ist. Und diese Person, die dafür die Verantwortung trägt, sind Sie, Frau Wehsely! Sie sind der Kopf der Bande, die für diese Ungerechtigkeit (Aufregung bei der SPÖ.), die hier in Wien herrscht, verantwortlich ist! Deswegen bringen wir heute auch einen Misstrauensantrag ein. (Beifall bei der FPÖ.) Wir sprechen der Frau Wehsely das Misstrauen aus, denn diese Ungleichbehandlung gehört abgestellt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Herr Kollege Nepp! Ich hab‘ das so vernommen, dass Sie die Frau Stadträtin als „Kopf der Bande“ bezeichnet haben. Ich halte diesen Ausdruck für nicht sehr glücklich, um es einmal vorsichtig zu sagen. Ich bitte die kommenden Redner, ich werde jetzt keinen Ordnungsruf dafür austeilen, weil man könnte da viel hineininterpretieren. Ich möchte aber trotzdem hier betonen, und es soll bitte auch so rüberkommen, dass wir die Diskussion nicht über solche Worte wählen, sondern über klügere Worte. Als nächster Redner zu Wort hat sich Herr GR Wiederkehr gemeldet. Ab jetzt haben die Redner jeweils fünf Minuten Redezeit zur Verfügung. Ich erteile das Wort. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Werter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich mache mir große Sorgen um den sozialen Zusammenhang in unserer Gesellschaft. Ich mache mir deshalb große Sorgen, weil die Polarisierung in der Gesellschaft von Tag zu Tag zunimmt, wie man auch sehr gut an der Bundespräsidentenwahl gesehen hat. Es ist erschreckend, wenn Identitäre ein Theaterstück blockieren und verhindern. Es ist erschreckend, wenn vor dem Burgtheater Transparente runtergelassen werden und dieses kulturfeindliche Gedankengut auch schon im öffentlichen Raum zur Schau gestellt wird. Aber auch auf der Gegenseite ist es erschreckend, dass damit gearbeitet wird, wenn zum Beispiel Demonstrationen gegen einen Bundespräsidenten Hofer einberufen werden. Das alles sind Faktoren, die zur zusätzlichen Polarisierung führen. Was wir brauchen, ist das Gegenteil: Mehr Verbundenheit in der Gesellschaft, mehr Verbundenheit auch in der konkreten Herausforderung der Integration der Flüchtlinge, weil es ganz sicher der Fall sein wird, dass nach der Flüchtlingskrise auch eine Integrationskrise kommen wird. Aber nun zur Aktuellen Stunde. Es ist mir bis jetzt eigentlich nicht ganz klar, was hier auch gemeint ist. Wer ist denn ein Wiener, wenn 32 Prozent der Wiener nicht in Österreich geboren sind? Sind das dann die Wiener? Wien hat, historisch gesehen, einen multikulturellen Ursprung. Es ist divers, und das ist auch gut so. Wo ist da die Unterscheidung zwischen Wiener und Nicht-Wiener? Außerdem ist mir diese Begrifflichkeit der Bürger zweiter Klasse nicht ganz klar geworden. Für mich ist ein Bürger zweiter Klasse ein Mensch, dem die Rechte eines anderen, vor allem die Grundrechte, nicht zuteilwerden. Und da sehe ich eher Menschen, die neu nach Österreich gekommen sind, in Gefahr als andere. Aber auf jeden Fall haben Sie, Herr Nepp, einige Punkte angesprochen, wo ich durchaus zustimmen kann. Es gibt zu wenig Leistungsanreize in unserer Gesellschaft. Es gibt natürlich die Gefahr einer sozialen Hängematte. Da brauchen wir intelligente Methoden, um den Leistungsanreiz zu erhöhen. Oder auch die Kosten, die uns das bereiten wird. Mir ist noch immer nicht klar, wie viel Mehrkosten wir in diesem Jahr auf Grund der Integrationsherausforderung haben werden. (VBgm. Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Zu viele!) Aber Ihre Ziele und Ihre Forderungen gehen dorthin, dass Integration gar nicht stattfinden kann, weil die Menschen schon in unserer Stadt sind. Jetzt haben wir die Herausforderung und die Aufgabe, eine bestmögliche Integration auch zu gewährleisten. Was anderes kann diese Stadt auf Gemeindeebene gar nicht tun. Was ist, wenn man das Öffi-Ticket wegnimmt. Wie kommen dann die Schüler in die Schule? Oder die Eltern von minderjährigen Flüchtlingen: Wie können die die Schüler abholen? Sie behindern da die Integration von Anfang an. Oder auch medizinische Leistungen. Wäre dann Ihr Vorschlag, zu sagen, wir behandeln keine Asylwerbenden im Krankenhaus, es ist uns egal, was mit denen passiert? Das kann nicht der Ansatz sein! Wir müssen uns bemühen, bestmögliche Integration auch zu gewährleisten. Wir von NEOS sagen, Integration von erster Minute an, weil das ist das, wie man diese Herausforderung lösen kann, wenn wir Menschen, die zu uns kommen, von Anfang an auch in die Verantwortung nehmen, aber auch Möglichkeiten geben, sich zu bilden, früher auf den Arbeitsmarkt zu kommen, in Vereinen tätig zu sein, weil nur über diese gesellschaftliche Beteiligung Integration stattfinden kann. Das muss doch eigentlich das Ziel sein, dass die Menschen, die schon hier sind, zumindest Teil unserer Gesellschaft auch werden. Aber natürlich gibt es zahlreiche Herausforderungen in unserer Stadt und da fordere ich auch Rot-Grün auf, diese klarer zu benennen. Wir haben Herausforderungen bei Integration und auch Spracherwerbung. Wir haben wahnsinnige Herausforderungen im Bildungsbereich. Das Bildungssystem kracht, und das wird vor allem jetzt ersichtlich, weil es durch die Herausforderung von zusätzlichen minderjährigen Flüchtlingen fast zugrunde geht. Wir haben natürlich einen großen Pool-Faktor nach Wien. Fast 90 Prozent werden nach Wien kommen. Hier müssen wir uns bundesweit überlegen, was wir tun können: Bundeseinheitliche Mindestsicherung und eine Wohnsitzauflage, damit auch nicht alle nach Wien kommen und Wien auch eine Verschnaufpause bekommt. Das ist wichtig. Aber auch die absolute Ablehnung von Gewalt. Wenn man sich die Zeitungen der letzten Tage ansieht, sind sie sehr vom Thema Gewalt dominiert. Und da muss man schon sagen, es ist abzulehnen, wenn es Übergriffe gegenüber Frauen gibt, ob am Praterstern oder sonst wo. Das ist eine große Herausforderung unserer Gesellschaft. Das muss, glaube ich, auch so benannt werden, dass wir dem gegenüber null Toleranz haben. Denn wir brauchen eine Anerkennung der Probleme, aber auch einen Blick nach vorne, einen Blick Richtung Integrationsmaßnahmen, um keine soziale Spaltung unserer Gesellschaft zu ermöglichen, wie es die FPÖ im Schilde führt. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Mag. Juraczka zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich stehe, ich weiß nicht zum wie vielten Mal, hier am Rednerpult und darf zum Thema Flüchtlinge und Flüchtlingswelle sprechen, die wir maßgeblich das letzte Jahr in dieser Stadt, in diesem Land verspürt haben, und ich weiß, es wird nicht zum letzten Mal sein. Schauen wir uns doch die Zahlen an. Wir haben über lange Jahre jedes Jahr 15.000 Asylwerber aufgenommen, wesentlich mehr als sehr, sehr, sehr viele andere Staaten in Europa. Wir haben 2014 28.000 Asylwerber aufgenommen, auch wesentlich mehr als viele andere europäische Länder. Und, wie wir alle wissen, 2015 waren es dann 90.000 Asylansuchen in Österreich. Wir wissen auch, dass hier in Wien alleine durch die Quote 20 Prozent angesiedelt sind. Also soviel ich weiß, haben wir derzeit 21.000 in der Grundversorgung. Wir wissen auch, dass es diesen Pool-Faktor gibt, dass in weiterer Folge, wenn die Menschen dann asylberechtigt sind, 70, 80 Prozent hier in Wien in die Gesellschaft zu integrieren sind. Das schürt Ängste, das schürt Verunsicherung. Mein Vorredner hat von seinen fünf Minuten viereinhalb Minuten sich geschreckt. Ich verstehe es. Nur, Angst ist der falsche Weg. Wir müssen jetzt entschlossen handeln, und das ist das Problem in dieser Stadt. Ich kann durchaus sagen, als ÖVPler könnte man ja durchaus ein bisschen mit Schmunzeln darauf schauen, dass plötzlich in anderen Parteien fürchterlich gestritten wird, wochenlang schon. Allein der gestrige Tag war ja da durchaus beeindruckend. Politische Kommentatoren in dieser Stadt meinen ja schon, was die Scheuch-Brüder für die Kärntner FPÖ sind, das sind die Geschwister Wehsely für die Wiener SPÖ. (Heiterkeit bei der FPÖ. - Beifall bei der ÖVP.) Es könnte mir egal sein, würde es nicht die Regierungsfähigkeit dieser Stadt beeinträchtigen, meine Damen und Herren! Und das ist das Problematische! Eine Stadt Wien, die die Hauptlast dieser Integration, aber in weiterer Folge auch in Wohnen, in Bildung zu schultern hat und wir eine Stadtregierung haben, die sich in keinster Weise einig ist, wohin sie überhaupt gehen möchte, so ist das ein Risiko für die innere Sicherheit in unserem schönen Wien, meine Damen und Herren! Das ist auf Dauer nicht tragbar! Kommen Sie zu einem einheitlichen Weg! Ich empfehle den Weg der Bundesregierung, federführend von unserem Außenminister Sebastian Kurz vorgegeben. Aber kommen Sie zumindest zu irgendeinem Weg, weil ansonsten ist diese Regierungsverantwortung in Wien eigentlich nur ein Trauerspiel, und man muss dieser Stadtregierung die Regierungsfähigkeit absprechen. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. El-Nagashi zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und liebe Zusehende! Die Debatte, die wir heute hier führen, lässt sich auch in dem Satz paraphrasieren: „FPÖ in Not. FPÖ degradiert Wiener zu Bürgern zweiter Klasse.“ Denn das ist das eigentliche Thema, über das wir sprechen sollten, über das wir sprechen müssen, nämlich das Spaltende, das Trennende und das Teilende in der Politik der FPÖ. Sie sprechen sehr gerne von illegalen Zuwanderern, und Sie wissen dabei, während Sie das tun, dass es das nicht gibt. Grundsätzlich einmal: Es gibt überhaupt keine illegalen Menschen. (GR Dominik Nepp: Und die Tausenden, die die Grenze gestürmt haben, sind das keine?) Es gibt keine illegalen Menschen! (GR Armin Blind: Es gibt keine Illegalen?) Und was Sie ganz genau wissen, ist, das sind Asylwerbende. Das verstehen Sie ja sicher: Asylwerbende! Bei Asyl geht es um Schutz und Werbende sind Schutzsuchende. Es sind Schutzsuchende. Sie verstehen das sicher. (Aufregung bei der FPÖ.) Wenn Sie für den Begriff Asylwerbende und Schutzsuchende eine Überkategorie brauchen, dann verwenden Sie doch den Überbegriff „Menschen“. Dann sprechen Sie doch von 90.000 Menschen (StR David Lasar: Sie haben alles verbreitert! Das sind Ihre Wähler! Das sind Ihre Wähler!), die gekommen sind vor Verfolgung, vor Krieg, vor Terror und vor Gewalt. Sie wissen ganz genau, was Sie versuchen hier zu machen und welche Bilder Sie versuchen herzustellen, erstens. (Weitere Aufregung bei der FPÖ.) Zweitens: Ob diese Menschen muslimisch sind oder nicht, wie Sie in Ihrem Antrag schreiben, ist erstens unbekannt und zweitens vollkommen irrelevant. Es ist irrelevant für die Gesundheitsversorgung. Wenn jemand krank ist, eine Versorgung braucht und einen Arzt, dann ist es irrelevant. Es ist irrelevant, wenn jemand ein Dach über dem Kopf braucht. Es ist irrelevant, wenn jemand für die Kinder und die Familien, die hier sind, etwas zum Essen braucht! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Menschen sind nicht illegal und Muslime und Musliminnen sind keine Verbrecher. Das ist das, was Sie machen. So spalten Sie, so trennen Sie, und so versuchen Sie, Menschen in Klassen einzuteilen. Es gibt keine Menschen zweiter Klasse! Wer sind für Sie die Menschen zweiter Klasse? (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Wiener! Die Wiener!) Sind das für Sie Frauen? Sind Frauen für Sie Menschen zweiter Klasse? Sind das für Sie die Muslime und Musliminnen? Sind das für Sie Alleinerzieherinnen, Arbeitslose, Armutsbetroffene? (Aufregung bei StR David Lasar.) Das sind für Sie die Menschen zweiter Klasse! (StR David Lasar: Schämen Sie sich!) Lesben und Schwule, das sind für Sie Menschen zweiter Klasse! Entweder man arbeitet für alle Menschen, oder man arbeitet gegen Menschen. (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: So wie Sie! Wie Sie!) Und das ist das, was Sie tun! Sie spalten, Sie wollen einteilen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Diejenigen, die spalten, die wollen wegnehmen. Das, was Sie den Menschen wegnehmen wollen, das ist ihre Würde. Sie wollen den Menschen ihre Würde wegnehmen. Ihre Polemik degradiert und beleidigt die Wiener Bevölkerung! (StR David Lasar: Die beleidigen Sie! - Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Während der UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon die Politik, für die Wien steht, als vorbildhaft für Europa lobt, pöbelt die FPÖ die Wiener Bevölkerung wieder einmal an. Wir nehmen das Zusammenleben in dieser Stadt sehr ernst (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Man merkt es!), und wir werden weiterhin für alle Wienerinnen und Wiener einstehen, auch für diejenigen, die sich auf Grund der Stimmung, die Sie verbreiten, auf Grund der Polemik, die Sie machen, auf Grund des Spaltenden und des Trennenden in dieser Stadt nicht mehr sicher fühlen. (Aufregung bei der FPÖ.) Wir werden für alle Menschen hier einstehen, und wir schauen darauf, dass sie sich sicher fühlen, auch Frauen, junge Frauen, die ein Kopftuch tragen und die erzählen, dass sie sich am Abend nicht mehr auf die Straße trauen. Die sich bei Dunkelheit abholen lassen und zu Hause sein müssen, weil die Stimmung, die Sie in dieser Stadt herstellen, für sie gefährlich ist. (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Das ist unfassbar! - Große Aufregung bei der FPÖ.) Junge Menschen und Kinder, die auf der Straße und in den öffentlichen Verkehrsmitteln angepöbelt werden, Kinder, weil sie nicht hier geboren sind oder ein Elternteil hier nicht geboren ist, denen gesagt wird: „Schleicht‘s euch.“ Das ist das Ergebnis der Politik des Spaltenden und des Trennenden, die Sie machen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - Weitere Aufregung bei der FPÖ.) Wir setzen uns kompromisslos für alle Wienerinnen und Wiener ein. (VBgm. Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Man merkt es!) Es ist egal, ob eine Frau ein Kopftuch trägt oder eine Baseballkappe. Es ist egal, ob Jugendliche auf Englisch, auf Deutsch oder auf Bosnisch miteinander reden. Und es ist egal, ob sich jemand mit einem Rollstuhl oder mit einem Airboard in dieser Stadt bewegt. Wir alle sind Wien, und wir lassen uns nicht spalten! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - Aufregung bei der FPÖ.) Lassen Sie mich Ihnen noch ein geflügeltes Wort mitgeben: Wer seine Heimat liebt, der spaltet sie nicht! (Heiterkeit bei der FPÖ. - Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Mag. Gremel zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Geschätzte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, speziell jene von der FPÖ! Fällt Ihnen wirklich kein anderes Thema ein? (StR David Lasar: Wir könnten über die SPÖ sprechen!) Also ich sag‘s Ihnen: Langsam wird mir echt fad. Ganz egal, worüber wir hier sprechen, immer wieder kommen Sie mit der Flüchtlingsdiskussion daher. Die Flüchtlinge sind schuld, dass es armen Menschen schlecht geht. Die Flüchtlinge sind schuld, dass es Krankheiten gibt. Ja, wahrscheinlich sind die Flüchtlinge sogar schuld, dass es im April in Kärnten schneit. Oder wenn die Flüchtlinge einmal nicht schuld sind, dann ist halt die rot-grüne Stadtregierung (Aufregung bei StR David Lasar und GR Mag. Wolfgang Jung. - Beifall bei der FPÖ.) schuld. Die rot-grüne Regierung, die dafür sorgt, dass Wien eine soziale Weltstadt ist. Der Wiener Weg in der Flüchtlingspolitik verhätschelt nicht, wie Sie sagen, der Wiener Weg in der Flüchtlingspolitik sorgt für Integration von Tag 1 an. Wir geben drei Mal so viel für Deutschkurse aus wie der PR-Minister Kurz für ganz Österreich. Wir bieten gemeinnützige Beschäftigung. Alle geflüchteten Kinder werden in Wien nach zwei Wochen beschult und für alle anderen kommt das Jugend College. Zeigen Sie mir irgendein Bundesland, das Ähnliches leisten kann! (Zwischenruf von VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.) Dazu kommt dann noch das tägliche Trauerspiel von Restösterreich. Wir übererfüllen die Quote seit jeher als einziges Bundesland, weil es für uns einfach selbstverständlich ist zu helfen, und ein Drittel aller Gemeinden hat bis heute noch immer keinen einzigen Flüchtling aufgenommen! Besonders spannend ist dabei übrigens Tirol, das sind übrigens die mit dem Brenner. Die haben noch immer über tausend fehlende Quartierplätze! (Aufregung bei GR Mag. Manfred Juraczka.) Wien übererfüllt die Quote aktuell mit 2.500 Personen mehr, als laut Quote erforderlich ist. Würden also alle ihre Arbeit machen, kommen wir in Wien locker ohne Großquartiere aus. Das heißt, bitte gehen Sie einfach her und anstatt in Wien ständig Demonstrationen und Stimmung zu machen, gehen Sie zu Ihren Kolleginnen und Kollegen in den Bundesländern und machen Sie dort Stimmung, dass die endlich ihre Arbeit machen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Aufregung bei der FPÖ.) Sehr geehrte Damen und Herren, weil Sie da immer auseinanderdividieren: Selbstverständlich helfen wir nicht nur Flüchtlingen, sondern wir bieten wie keine andere Großstadt allen Wienerinnen und Wienern soziale Unterstützung bei der Pflege und der Betreuung, bei der Mindestsicherung, mit der neuen Wiener Jugendunterstützung, bei der Wohnungslosenhilfe, bei der Schuldnerinnen- und Schuldnerberatung, in der Jugendwohlfahrt, und, und, und. Wir können diese Liste beinahe endlos fortsetzen. Der Unterschied zwischen uns und Ihnen ist aber, dass Sie Menschen auseinanderdividieren, sich überlegen, ob Ihnen eine Gruppe gerade zu Gesicht steht oder nicht und wir aber aus Überzeugung all jenen helfen, die unsere Hilfe am dringendsten brauchen! Schauen wir uns das noch einmal anhand Ihrer ständigen Kürzungsphantasien bei der Mindestsicherung, speziell bei den Mehrkindfamilien an. (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Heizkostenzuschuss!) 0,9 Prozent aller Bedarfsgemeinschaften, also Familien in der Mindestsicherung, haben fünf Kinder oder mehr. Bei sechs Kindern oder mehr sind wir schon bei 0,4 Prozent, nur damit wir einmal wissen, von welchem Ausmaß wir bei Ihren Skandalen da überhaupt reden. Das Prinzip, dass die finanzielle Hilfe mit jedem Kind proportional ansteigt, das kennen wir in erster Linie aus der Familienbeihilfe und nicht aus der BMS. Das ist die sogenannte Geschwisterstaffelung, und dazu habe ich Ihnen ein Zitat mitgebracht. Ich zitiere: „Wenn dann auch noch die Erhöhung der Geschwisterstaffelung um 60 Cent ab Juli 2014 und je 40 Cent ab 2016 und 2018 für 2 Kinder als Maßnahme gegen die Armutsgefährdung verkauft wird, ist das Maß des Erträglichen für die Familien, die mit ständigen Teuerungen und finanziellen Belastungen konfrontiert sind, überschritten.“ Zitat Ende. Von wem ist das Zitat? Nein, das wissen Sie sicher, geht schon! (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Okay, dann helfe ich Ihnen. Das Zitat ist von Anneliese Kitzmüller, Nationalratsabgeordnete und Familiensprecherin der FPÖ. Wie passt das jetzt mit Ihrem Beschluss in Oberösterreich zusammen, die BMS für Mehrkindfamilien zu deckeln? Sind die jetzt dafür, dass Familien mit mehr Kindern Unterstützung kriegen oder nicht? (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Na, wer denn sonst?) Sind Sie jetzt für Armutsbekämpfung oder nicht? (Aufregung bei der FPÖ.) Ah, da haben wir es ja (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Na, Österreich zuerst, ganz einfach!), ich hab‘ schon verstanden: Sie sind für Armutsbekämpfung für unsere Leute, schon klar! (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Das ist Ihr Problem!) Wenn Flüchtlingsfamilien nicht wissen, wie sie am Monatsende zu ihrem Essen kommen, wenn sie sogar obdachlos werden, das ist Ihnen einfach wurscht! Das ist unverantwortlich! Das schafft Leid und führt Menschen auf die Straße. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Aufregung bei der FPÖ.) Wir dividieren Menschen nicht auseinander! Wir helfen jenen, die unsere Hilfe brauchen, anstatt Probleme der Gesellschaft zu vergrößern. Sie versuchen ständig, Leute gegeneinander auszuspielen und schüren Neid. (Aufregung bei VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S. und GR Dominik Nepp.) Oder aber, Herr Gudenus, Sie haben überhaupt keine Ahnung (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: 12 Prozent Hundstorfer! 12 Prozent Hundstorfer!), wie die rechtliche Situation überhaupt ist, weil warum fordern Sie sonst in Inseraten eine Halbierung der Mindestsicherung für Asylwerber, obwohl die überhaupt keine beziehen können? Sie sind in Opposition (VBgm Mag. Johan Gudenus, M.A.I.S.: 12 Prozent Hundstorfer!), und das ist gut so, weil genau dort und nirgendwo sonst gehören Sie hin! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Reden Sie ruhig weiter!) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Frau GRin Dr. Kugler zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Ja, vielen Dank, Herr Vorsitzender! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Der große englische Intellektuelle Phillip Blond, der Leiter eines Think Tank Store, hat gesagt: „Rechts und Links haben eigentlich versagt, weil die Linken haben nicht alle gleich gemacht und die Rechten haben nicht alle reich gemacht.“ Wenn ich mir die Polarisierung auch hier im Raum ansehe, dann denke ich mir, die gleiche Antwort kann man auch in der Flüchtlingsfrage geben, weil auf der einen Seite sehen wir hier Sozialromantik und einen ausschließlich humanitären Zugang. Humanitär ist wichtig, aber auch nicht alles. Und wir sehen ein gegeneinander Ausspielen und eigentlich das Auslösen einer Neiddebatte. Lassen Sie mich dazu sagen: Liebe Sozialromantiker, wenn man Probleme aufzeigt, heißt das nicht, dass man verhetzt. Es heißt auch nicht, dass man die Würde wegnimmt. Und ich glaube nicht, dass die sexuellen Übergriffe und die Messerstechereien hauptsächlich von HBLA-Absolventen aus Waidhofen angefangen werden. Mir kommt auch vor, dass ihr lieber die Rolle der Frau in einem Dorf in Österreich anprangert, als die Rolle der Frau im Islam anzusprechen. Andererseits finde ich aber auch, liebe Kollegen von der FPÖ, wenn wir immer nur von Benachteiligungen sprechen, dann hat das vielleicht nicht den Effekt, den wir erzielen wollen, denn das Wort Gerechtigkeit heißt ja, dass jeder das bekommt, was er braucht und nicht jeder das Gleiche. Wenn wir Verantwortung für Menschen übernehmen, die Hilfe brauchen, die Asyl bekommen, dann müssen wir auch beherzt diese Verantwortung übernehmen. Sie sprechen von Wirtschaftsflüchtlingen, und ja, da bin ich ganz bei Ihnen, dass das nicht so geht. Darum ist eine vernünftige Grenzpolitik auch eine Lösung. Aber es sind auch sehr viele Menschen dabei, die echte Flüchtlinge sind und die deswegen auch die Asylberechtigung bekommen. Ich glaube, dass wir auch an diese Menschen denken müssen. Das ist Solidarität! Und wenn Phillip Blond meint, Rechts und Links haben versagt, dann bleibt die Frage: Was ist der neue Weg? Der neue Weg ist eigentlich der alte Weg, und das sind die großen Prinzipien der Personalität auf Grund der Menschenwürde, der Subsidiarität, des Gemeinwohls, der Solidarität, schlussendlich ein Zugang der Vernunft. Was heißt aber jetzt Vernunft für uns ganz konkret heute? Ich glaube, dass wir überlegen müssen, wie wir Integration betreiben. Und da glaube ich, der Kollege Wiederkehr hat es gesagt, dass wir bei der Integration ab dem ersten Tag, die ich auch bejahen würde, ein Problem haben. Wir haben begrenzte Mittel, und wir müssen die Treffsicherheit dieser Mittel auch ernsthaft abwägen. Ich glaube, wenn wir nicht alles zahlen können, dass wir insbesondere bei der Integration ab der Asylberechtigung ansetzen müssen. Die NGOs sollen das unbedingt auch früher machen. Die Frage, welche psychologischen Bedürfnisse die Asylwerber und Asylberechtigten haben, dazu gibt es einen eigenständigen Antrag von uns. Die Frage, wie wir Ghettobildung vermeiden können - ich weiß nicht, ob die Änderung der Bauordnung und auch ein paar Pläne, von denen ich schon gehört habe, nicht eigentlich zur Ghettobildung beitragen werden, wenn man sagt, ja, wir werden am Stadtrand dann so schnelle Siedlungen bauen müssen und dort eigene Schulen für Ausländer machen. Auch das habe ich schon gehört. Herr Kollege Gremel hat gesagt, die Mindestsicherung. Lassen Sie mich dazu noch ein Wort sagen. Der Pressesprecher der Grünen Fraktion hat diesen Test gemacht, einen Monat von der Mindestsicherung zu leben, und hat gesagt, ich weiß nicht, 1,70 EUR oder was ihm da geblieben ist, oder 3 EUR. Er hat gerechnet, von 200 EUR, die ihm übrig bleiben, nachdem er seine Fixkosten abgezogen hat, und das dann durch 30 Tage dividiert. Interessant. Aber ich glaube, man könnte jetzt auch ein anderes Beispiel nehmen. Ich habe meine eigene Lebenssituation durchgerechnet. Ich würde bekommen, als Familie mit vier Kindern, 3.000 EUR Mindestsicherung plus Familienbeihilfe. Das ist ein Nettobetrag. Wenn man das verdient, muss man brutto 6.000 EUR verdienen. Ich glaube, dass dann diesen einen Monat davon zu leben, doch um einiges leichter fallen würde. Diese Frage müssen wir uns stellen. Wer verdient 3.000 EUR netto, 6.000 EUR brutto? Muss man da nicht überlegen, ob das so richtig ist, ob nicht die Gefahr der sozialen Hängematte zu groß wird? Müssen wir nicht vielmehr überlegen, wie man aus der Mindestsicherung herauskommt? Das bedeutet auch, dass man hier ausreichend Möglichkeiten schafft und Anreize bietet. In diesem Sinne möchte ich noch einmal plädieren. Der dritte Weg ist nicht, die Extreme gegeneinander auszuspielen. Wir kommen auch in der Diskussion nicht weiter, wenn wir uns von zwei Seiten einfach gegenseitig beschimpfen. Der richtige Weg ist eine vernünftige Lösung auf Basis der Solidarität, eine Lösung, die schlussendlich auch von der Bevölkerung mitgetragen wird. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet hat sich Frau GRin Hebein. Ich erteile Ihr das Wort. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Werter Herr Vorsitzender! Werte Kollegen, Kolleginnen! Werte Zuhörer, Zuhörerinnen! Seit über 70 Jahren leben wir in einem Land, wo es Frieden gibt. (GR Dominik Nepp: Das ist nicht Ihr Verdienst!) Ich möchte Sie kurz dorthin entführen, wie es im 45er Jahr ausgeschaut hat: Krieg, Armut, Verfolgung, Leute auf der Straße, Arbeitslosigkeit, keine Perspektiven. Seit Generationen arbeiten Menschen in diesem Land und in unserer Stadt für Menschenrechte, für soziale Sicherheit, für Perspektiven, und wir können zu Recht unsagbar stolz darauf sein, was hier erreicht worden ist. In den letzten Wochen und Monaten hören Sie immer wieder Diskussionen darüber, wir müssen jetzt das Sozialsystem, das Gesundheitssystem, das Bildungssystem herunterfahren, weil es kein Geld mehr gibt. Wir müssen sparen, sparen, sparen. Ich bitte Sie, lassen Sie sich nicht für blöd verkaufen! Wir sind ein enorm reiches Land, und wir müssen endlich dafür sorgen, dass es eine gerechte Verteilung gibt! Das ist das eigentliche Thema! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Den Heizkostenzuschuss haben Sie gestrichen!) Was die FPÖ und ÖVP machen, ist, die Menschen auseinanderzudividieren und zu sagen, die Leute, die wenig verdienen, sollen auf die Leute, die noch weniger haben, hinunterspeien. (GR Dominik Nepp: Das ist ein totaler Schwachsinn!) Sie versuchen, Schwache gegen noch Schwächere auszuspielen. Sie werden immer wieder hören, Flüchtlinge sind schuld, Obdachlose sind schuld, MindestsicherungsbezieherInnen sind schuld. Das heißt, die Strategie der Spaltung der Gesellschaft, die die FPÖ vorantreibt, darf nicht aufgehen! Dazu ist unser Land viel zu schön und unsere Demokratie viel zu wichtig! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Das heißt konkret, der Misstrauensantrag gegen Frau StRin Wehsely ist gespickt von einer Menschenverachtung. Ich bitte Sie, das einmal zu lesen! Da ist sogar das Feindbild Kinder drinnen! Sie werden das lesen und das Gefühl haben, alle MigrantInnenkinder, alle Kinder, die anders aussehen, sind schuld an der Wirtschaftskrise. Sogar bei den Kindern geht eine FPÖ so weit, indem sie sagt, das sind die Schuldigen und die Verantwortlichen dafür, dass wir in wirtschaftlich schwierigen Zeiten leben. Ich sage Ihnen, das ist der eigentlich große Unterschied zwischen einer FPÖ und uns allen anderen. Uns geht es um die Zukunft aller Kinder, nicht nur der eigenen, sogar der Kinder der FPÖ. Es geht um Menschlichkeit. Es geht um die Zukunft der Kinder und die Perspektive. Lassen Sie mich jetzt nur ein Beispiel sagen, wie auseinanderdividiert wird. Wir haben in Wien 1,4 Millionen Menschen, die die öffentlichen Verkehrsmittel günstiger benützen können. Das ist gut so. Die Menschen, die es sich weniger leisten können, sollen es billiger haben. Wir haben, glaube ich, 138.000 Menschen in Wien, die einen Mobilpass erhalten und die Verkehrsmittel um 17 EUR benützen. Dann gibt es für die PensionistInnen, für Jugendliche, für Studierende etwas. 1,4 Millionen Menschen profitieren davon. Die FPÖ hat nichts Besseres zu tun, als zu sagen, weil 20.000 Menschen, Flüchtlinge jetzt hier (GR Dominik Nepp: Illegale Einwanderer!), 10 Prozent von ihrem Taschengeld zahlen, sie kriegen nämlich 40 EUR und zahlen 4 EUR, um ihre Amtswege zu machen, um teilzuhaben am Leben hier in Wien, das darf nicht sein, das ist der Grund, einer sozial verantwortlichen Stadträtin das Misstrauen auszusprechen. Liebe Wiener und Wienerinnen, lassen wir uns echt nicht spalten! (GR Dominik Nepp: Ihre Politik spaltet!) Lassen wir uns nicht spalten in gute und schlechte Menschen, in besser gebildete und weniger gebildete Menschen! Wir wollen, dass Sie sich auf uns verlassen können. Jeder Mensch, der krank ist, soll die bestmögliche gesundheitliche Versorgung kriegen. Jeder Mensch, der in eine Notlage kommt, soll die Mindestsicherung erhalten. Wir wollen, dass die Würde und der Respekt das Tragende, das Gemeinsame in unserer Stadt sind. Darum kämpfen wir hier in Wien. Darum macht Rot-Grün wirklich Sinn für alle Menschen! Selbstverständlich lehnen wir den Misstrauensantrag einer engagierten Sozialstadträtin ab! - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Maximilian Krauss zum Wort gemeldet. Ich erteile Ihm das Wort. GR Maximilian Krauss (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Afghanische Asylwerber vergewaltigen 21-jährige Wienerin am Praterstern. 2.270 junge Asylwerber sind straffällig geworden. Irakischer Asylwerber vergewaltigt 10-Jährigen. Kampf der Ethnien. Wien ist Zentrum der Bandenkriege. Sexattacken schockieren Österreich. Meine sehr geehrten Damen und Herren, willkommen in der Realität, die Sie durch Ihre undifferenzierte Massenzuwanderung in Wien geschaffen haben! (Beifall bei der FPÖ.) Eine Realität, die traurig ist und eine Realität, in der sich die Wienerinnen und Wiener in dieser Stadt nicht mehr sicher fühlen können. Eine Realität, die die letzten Steuerzahler in dieser Stadt Millionen kostet. Und eine Realität, die unser westliches Weltbild gehörig ins Wanken bringt. Wenn Frau El-Nagashi vorhin zum Thema westliches Wertbild sagt, die Rolle der Frau ist in Wien bedroht, dann hat sie recht, und das ist schrecklich und traurig, aber die Rolle der Frau ist in Wien nicht durch ihre Gründe bedroht, sondern sie ist bedroht, weil wir hunderttausende Menschen haben, die hier herkommen und die Würde der Frau nicht schätzen! Das ist der wahre Grund, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Vorhin wurde auch Van der Bellen zitiert: „Wer seine Heimat liebt, spaltet sie nicht.“ Vor Kurzem hat sich das noch ganz anders angehört: „Wer Österreich liebt, muss scheiße sein.“ Oder: „Nimm dein Flaggerl für dein Gackerl.“ Oder jetzt die ÖH von den GRÜNEN: „Österreich, du mieses Stück Scheiße.“ Ich glaube, das ist eine Doppelbödigkeit, auf der einen Seite so etwas zu plakatieren und auf der anderen Seite in Wahrheit so eine Ideologie zu haben. Diese wird von den Menschen erkannt und deswegen wird Norbert Hofer der nächste Bundespräsident. (Beifall bei der FPÖ.) Die Doppelbödigkeit der SPÖ wurde schon enttarnt. Deswegen haben Sie, glaube ich, knapp 10 Prozent gemacht. Bei den GRÜNEN ist es jetzt auch so weit. Deswegen wird Norbert Hofer der nächste Bundespräsident. Aber kommen wir zur Asyldebatte zurück, denn das wirklich Schlimme an unserer jetzigen Situation ist nicht nur, dass wir uns bereits jetzt hier befinden, sondern dass Sie auch die Zustände leugnen, keine Reflexion betreiben und deswegen keine Besserung stattfinden kann. Ich frage mich wirklich, was noch alles passieren muss, damit ein Umdenken stattfindet und damit Sie die traurige Realität nicht weiter schönreden. Denn es sind eben nicht, wie wir gehört haben, zum Großteil die viel gepriesenen Fachkräfte, die zu uns kommen. Sie ignorieren die Tatsache, dass bereits 10.000 Leute in Wien aus dem Asylbereich Mindestsicherungsbezieher sind. Sie tun so, als wäre es überhaupt kein Problem, diese Menschen hier in den Arbeitsmarkt zu integrieren, obwohl alle Experten in Österreich, in Deutschland und in ganz Europa sagen, dass das, was da auf uns zukommt, unseren ohnehin sich schon in massiven Strapazen befindenden Arbeitsmarkt noch weiter unter Druck setzt und noch mehr Leute in die Arbeitslosigkeit und in die Armut gedrängt werden. All das ignorieren Sie! So darf es nicht weitergehen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Das wirklich Schlimme ist, trotz dieser vielen Vorlaufzeit differenzieren Sie auch noch immer nicht zwischen echten Flüchtlingen, die einen Schutzgrund haben und denen wir auch Asyl gewähren sollten, und jenen, die eben keinen haben. Sie ignorieren die Genfer Konvention. Sie halten Dublin nicht ein. Sie halten Schengen nicht ein. Sie sorgen nicht dafür, dass Wien endlich nicht mehr Magnet Nummer 1 für Zuwanderer ist, indem man endlich die Sozialleistungen kürzt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, was hier auf uns zukommt, ist ein Erdbeben. Die Vorbeben sind derzeit schon spürbar. Es ist ein Erdbeben auch im sozialen Bereich. Es wird auf dem Rücken derer ausgetragen, die ohnehin schon jetzt für sehr wenig Geld sehr viel arbeiten müssen. Das sind auch jene, die jetzt, wie bei der Bundespräsidentschaftswahl, zu 72 Prozent FPÖ wählen, nämlich die Arbeiter, weil man all das auf ihrem Rücken macht und weil man dafür sorgt, dass diesen Leuten von ihrem ohnehin schon wenigen noch immer mehr weggenommen wird, damit man es zu Leuten umverteilen kann, die es in der Regel wirklich nicht verdienen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ihnen muss klar werden, dass Sie Wien nicht mehr wirtschaftspolitisch, sondern auch gesellschaftspolitisch in den Ruin treiben, wenn Sie so weitermachen. Denn diese hohe Zahl an Zuwanderern, die oft aus Bereichen und aus Provinzen kommen, wo die Scharia die einzige Rechtsordnung ist, wo Frauen keinen Wert haben und wo wir sagen, diese Menschen wird man in Masse nicht integrieren können, ist nicht verkraftbar. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte schließen mit Immanuel Kant, der gesagt hat: „Sapere aude!“ - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Wir merken diesen Mut jetzt in Teilen der SPÖ-Wien, die ein Umdenken einleiten und den massivsten Willkommensklatschern in der eigenen Fraktion langsam auch Rücktrittsforderungen erteilen. Frau Wehsely, ich bin kein Freund von Bundeskanzler Faymann, aber manchmal hat auch er recht! (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. Abrahamczik zum Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Besucherinnen und Besucher! Ich muss jetzt einmal richtig durchatmen, weil ich es sehr beunruhigend finde, wie wir hier miteinander reden und welcher Tonfall da auch getroffen wird, wenn es um Menschen geht, die hier herkommen, um Sicherheit zu finden, die vor Terror geflüchtet sind (GR Dominik Nepp: Aus Italien! Aus Slowenien! Gibt es dort Terror? Gibt es in Ungarn Terror?) und die hier versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen. Was ich sehr beeindruckend finde, ist, ich bin noch nicht lange Mitglied in diesem Gemeinderat, aber ich habe das Gefühl, es gibt bei der FPÖ irgendwie kein anderes Thema. Wir haben hier eine Aktuelle Stunde, wir haben da eine Dringliche, und immer geht es um Flüchtlinge. (GR Dominik Nepp: Das Thema ist auch dringlich, weil Sie nicht einlenken!) Das Einzige, was ich sehen kann, ist, dass das Thema immer ungenauer wird, wenn ich mir das heute anschaue: „Rot-grünes Flüchtlingschaos degradiert Wiener zu Bürgern zweiter Klasse!“ Nach der gesamten Diskussion hier weiß ich bis jetzt nicht, wer denn die Bürger erster Klasse in Ihrer Wahrnehmung sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Dominik Nepp: Flüchtlinge!) Also ich sehe es nicht. Sind das die Flüchtlinge in der Grundversorgung, die von 40 EUR im Monat leben? Ist das erste Klasse in Ihrer Vorstellung? Da frage ich mich schon! Wie gesagt, es ist ein bisschen schwierig, das vorzubereiten, weil ich seit Monaten von Ihnen nichts anderes höre. Es sind immer die Flüchtlinge, ohne dass man von Ihrer Seite versucht, Maßnahmen zu finden, wie man damit umgehen kann, außer zu sagen, wir wollen sie nicht. Diese Menschen sind hier. Wenn Sie vielleicht daran denken und sich einmal eine österreichische Landkarte angeschaut haben, Wien hat keine Außengrenzen. Wir haben sie nicht. Weil es vorhin vom Klubobmann Nepp geheißen hat, vor den Toren Wiens warten die ganzen Flüchtlinge, wir sind nicht vom Ausland umgeben. (Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Geographie ist ein schwieriges Fach!) Rundherum ist Österreich. (GR Armin Blind: Beim Herrn Schellhorn sind sie nicht mehr!) Wir haben viele Flüchtlinge in Österreich. Das bestreite ich nicht. Diese Leute sind hier hergekommen, weil es für sie kein Zuhause mehr gibt. Sinnvoll wäre es, vor Ort eine aktive Flüchtlingspolitik zu betreiben, sich zu überlegen, wie Leuten der Fluchtweg erspart wird, wie man auch ein Schlepperwesen endlich beendet, indem man beispielsweise ein Botschaftsasyl anbietet. Aber das höre ich von Ihnen nicht. Ich höre von Ihnen immer nur, Sie sind dagegen, Sie wollen das nicht, während bei uns die Stadtregierung ruhig und sachlich versucht, Lösungen für die Herausforderungen zu finden, vor denen wir stehen. (GR Dominik Nepp: Im Tiefschlafmodus! Deswegen ruhig!) Da geht es auch um ganz klare Integrationsmaßnahmen. Sie sagen immer, die Leute sollen Deutsch lernen, sind aber gegen jeden Deutschkurs. Ich frage mich, warum wir heute einen Misstrauensantrag gegen die StRin Wehsely diskutieren. Ich würde mir wünschen, dass Sie im Bund einen gegen den angeblichen Integrationsminister Kurz stellen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Dominik Nepp: Keine Sorge! Da darf ich Sie beruhigen!) Ich bin besorgt, wenn im Österreichischen Nationalrat der UNO-Generalsekretär sagt, dass er über die Fremdenfeindlichkeit, die in- und außerhalb Österreichs zunimmt, besorgt und sehr beunruhigt ist. (GR Mag. Wolfgang Jung: Besorgt wegen der Beschlüsse der Bundesregierung!) Dann sollten Sie vielleicht einmal überlegen, wie Sie hier Ihre Worte formulieren, wie Sie versuchen, Leute zu spalten und genau auf die Ärmsten der Armen hinzudreschen! Ganz kurz, weil es vorhin auch gekommen ist, Sie sagen, wir schenken den Flüchtlingen die Staatsbürgerschaft. (GR Dominik Nepp: Nach sechs Jahren!) Es ist Ihnen vielleicht schon klar, dass wir in Österreich eines der strengsten Einbürgerungsgesetze in Europa haben. (GR Dominik Nepp: Wer bürgert vorzeitig ein?) Die Flüchtlinge, wenn sie asylberechtigt sind, haben nach sechs Jahren, da haben Sie recht, die Möglichkeit, das ist aber nicht nur bei Asylberechtigten so, das ist beispielsweise auch für Bürgerinnen und Bürger aus dem EWR-Raum so, die auch früher die Möglichkeit haben, einen Einbürgerungsantrag zu stellen. (GR Dominik Nepp: Warum muss ein Asylwerber überhaupt eingebürgert werden? So fängt es einmal an!) Trotzdem, weil Sie sich Sorgen um die vielen Verbrecher machen, man muss nachweisen die Unbescholtenheit, ein gewisses Arbeitseinkommen, Deutschkenntnisse, wo wir uns darum kümmern, dass die Leute Deutsch lernen, dass sie von Anfang an hier integriert sind und ankommen können in der Gesellschaft. Sie müssen einen Einbürgerungstest bestehen, und es gibt eine Verwaltungsgebühr, die je nach Bundesland ziemlich hoch sein kann, nämlich zwischen 800 und 2.000 EUR. Also, bitte versuchen Sie hier nicht, eine Neiddebatte zu führen und Leute zu spalten. Ich bin dafür, dass wir gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden, so wie wir es in der Wiener Stadtregierung machen. Wir setzen seit Monaten, eigentlich seit Jahren, viele Maßnahmen. Während von Ihnen immer nur das Gleiche kommt, die Flüchtlinge sind schuld (GR Rudolf Stark: Die Regierung ist schuld!) und ich kein einziges konkretes Angebot Ihrerseits höre, was man machen kann, präsentieren wir hier immer wieder, wie wir Maßnahmen neu diskutieren, auch anpassen und versuchen, mit der aktuellen Situation umzugehen. In dem Sinn würde ich Sie wirklich bitten, sich zu überlegen, wie Sie vielleicht auch einmal einen konstruktiven Beitrag leisten möchten! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft und Internationales hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend „TTIP und CETA: Auswirkungen von Freihandelsabkommen auf die Daseinsvorsorge und die damit verbundenen Risiken“ zum Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist. Bitte schön. Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema „TTIP und CETA: Auswirkungen von Freihandelsabkommen auf die Daseinsvorsorge“ ist eine sehr wichtige Diskussion, die wir auch schon oft geführt haben, letztens in unserem Gemeinderatsausschuss für Europa und Internationales. Auf den ersten Blick ist es ein Thema, wo man sich fragt, was es denn in einem Gemeinderat oder Landtag zu suchen hat, so wie wir generell feststellen können, dass Handelspolitik und Außenhandelsrecht üblicherweise nicht direkt im Fokus des öffentlichen Interesses stehen. Bei CETA und TTIP ist das anders. Seit vielen Jahren gibt es darüber Verhandlungen, allerdings am Anfang ohne öffentliche Debatte. Erst seit zirka einem Jahr gibt es eine intensive Diskussion über Freihandelsabkommen und ihre Auswirkungen. Es ist eine Diskussion, die sich quer durch die gesamte Europäische Union zieht und die auch international Wellen schlägt. Sie wissen vielleicht, dass in Europa bereits zwei Millionen Menschen eine Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA unterzeichnet haben. ArbeitnehmerInnenverbände, Gewerkschaften, Kommunen, Interessenverbände der öffentlichen Wirtschaft, NGOs diskutieren alle sehr kritisch und werben für die Verhinderung dieses Abkommens. Ich sagte zur Einleitung, viele werden sich fragen, was das denn eigentlich mit uns zu tun hat. Ich darf Ihnen sagen, sehr geehrte Damen und Herren, dass es sehr starke Auswirkungen dieser Freihandelsabkommen auch vor Ort gibt, auf die Kommunen, auf die Bürger und Bürgerinnen, die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die Konsumenten und Konsumentinnen und dass sie vor allem, wenn diese Abkommen einmal abgeschlossen sind, nicht mehr veränderbar sind. (Beifall von GR Mag. Wolfgang Jung.) - Wir sehen, wir haben das im Europaausschuss schon vordiskutiert und haben da in vielen Fragen auch gemeinsame Positionen, im Gegensatz zu vielen anderen Fragen. Die Gefahren, die von diesen Handelsabkommen ausgehen, sind vielfältige und sehr ernst zu nehmen, bis hin zur Gefahr für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit - ich werde darauf noch eingehen -, Einschränkungen von Verbraucher- und Umweltstandards und, und damit bin ich im Herzen unserer Arbeit, liebe Kollegen und Kolleginnen, Aushöhlung der Daseinsvorsorge. Freihandelsabkommen haben Auswirkungen auf Schutzbestimmungen für Umwelt, Gesundheit, Lebensmittelsicherheit. Denn um was es geht, ist die Liberalisierung von öffentlichen Dienstleistungen, wie Abfallentsorgung, Abwasser, Öffis, Gesundheit und Bildung. Es ist zu befürchten, dass von solchen Handelsabkommen ein ganz starker Liberalisierungsdruck ausgeht. Zahlreiche Bereiche der Daseinsvorsorge müssten für marktliche Erbringung geöffnet werden. In wessen Interesse? Natürlich im Interesse privater Investoren. CETA und TTIP sind sehr umfassende EU-Handelsabkommen. Man kann sie praktisch als Handelsabkommen einer neuen Generation bezeichnen, und sie gehen weit über schon existierende Handelsabkommen, Stichwort GATS, hinaus. Das sagt auch die Europäische Kommission selbst. Ich darf zitieren: „CETA stellt das umfassendste Handelsabkommen dar, das die EU bisher abgeschlossen hat.“ CETA zielt auf eine umfassende Beseitigung sogenannter nicht tarifärer Handelshemmnisse ab: Was bedeutet denn das? Die totale Liberalisierung, das Zurückdrängen von Schutzbestimmungen. Das ist das zentrale Ziel von CETA, die Liberalisierung des Handels und die Investitionstätigkeit sehr frei zu gestalten. Die weitreichende Zielsetzung von CETA und TTIP hat selbstverständlich Konsequenzen, die sich direkt auf uns in Europa, in Österreich und damit auch in Wien auswirken, wie wir unser Miteinander regeln. Wenn jemand behauptet, das wäre nicht so, sehr geehrte Damen und Herren, hat er sich entweder mit dieser Zielsetzung nicht auseinandergesetzt oder scheut sich, diese offen auszusprechen. Deswegen ist es eben so wichtig, dass wir hier diskutieren, dass wir uns an die Öffentlichkeit wenden. Auch die Kapitel zur öffentlichen Beschaffung, zur Subvention, zu innerstaatlichen Regulierungen haben natürlich massive Auswirkungen, die für die Organisation, die Erbringung, die Finanzierung der Daseinsvorsorge ganz wichtig sind. Fragen wie In-House-Vergaben, interkommunale Kooperationen stehen hier auf der Tagesordnung. Denn Ausnahmen, sehr geehrte Damen und Herren, von diesen Liberalisierungszwängen sind sehr wenige und müssen explizit in eine Liste in diesen Vereinbarungen aufgenommen werden. Durch diese Negativliste - alles was nicht darin steht, muss liberalisiert werden - ist Liberalisierung Pflicht und umfasst alle Bereiche. Man muss extra Ausnahmen und Vorbehalte anbringen. Nur dann ist der Bereich geschützt und muss nicht liberalisiert werden. Diese Ausnahmen, sehr geehrte Damen und Herren, soweit man sie überhaupt kennt, denn auch das ist leider Tatsache, dass hier viele Diskussionen und Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfinden, sind bisher sehr unvollständig. Viele Bereiche, wie Abwasser, Müllentsorgung, gemeinnütziger Wohnbau, sind nicht ausgenommen. Ausnahmen, sehr geehrten Damen und Herren, und auch das ist ein Spezifikum, können nur wegfallen, aber es können keine dazukommen. Jetzt frage ich Sie: Wie können wir wissen, was vielleicht in 20 Jahren schützenswert wäre? Wenn ich an das Stichwort digitale Demokratie, digitale Dienstleistungen, Computer und Telekommunikationsdienstleistungen denke, sind diese jetzt schon nicht geschützt. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt und können im Nachhinein keine zusätzlichen Schutzregelungen erreichen. Verschärft, sehr geehrte Damen und Herren, wird dieses Spannungsverhältnis zur Daseinsvorsorge dadurch, dass CETA im Kapitel zum Investitionsschutz auch ein Investor-Staat-Streitbeilegungsverfahren - ISDS wird es in den vielen Untersuchungen genannt - vorsieht. Was heißt das? Das heißt, dass Investoren im Zusammenhang mit behaupteten Verletzungen von Investitionsschutzstandards hohe staatliche Entschädigungszahlungen einklagen können, und diese, sehr geehrte Damen und Herren, nicht vor normalen Gerichten, sondern vor eigens dafür zu schaffenden privaten Sondergerichtsbarkeiten. Das, denke ich, ist demokratiepolitisch ganz problematisch. Was heißt das in der Praxis? Es gibt schon viele Beispiele. Ich darf Ihnen eines nennen, den Fall Moorburg. Im Jahr 2004 hat der staatliche schwedische Energiekonzern Vattenfall die Hamburger Elektrizitätswerke gekauft und hat das große Kohlekraftwerk Moorburg für die Stromversorgung der Stadt errichtet. 2008 hat die Stadtregierung Hamburg die Genehmigung erteilt, was ihre Aufgabe ist, hat aber hohe Umweltauflagen damit verbunden, etwas, was wohl so sein soll, was auch bei uns ohne Weiteres passiert und was wir auch machen. 2009 hat Vattenfall die Stadt Hamburg auf 1,4 Milliarden EUR geklagt, weil er sagt, diese Umweltauflagen machen das Kraftwerk unrentabel. Deswegen klagt er gegen diese, und zwar bei einem internationalen Schiedsgericht in Washington D.C. Diese Schiedsgerichte sind deswegen möglich, weil es eine Energie-Charta gibt, die Deutschland und Schweden unterzeichnet haben, also so, wie es hier auch bei CETA und TTIP vorgesehen ist. 2010 wurde vor diesem Schiedsgericht ein Kompromiss geschlossen. Leider hat Hamburg nach Einwirken der Bundesregierung eine Sondergenehmigung erteilt, die Umweltauflagen gesenkt und trägt die Prozesskosten. 2015 wurde ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland von der Kommission eröffnet, weil die Sondergenehmigung gegen die Naturschutzrichtlinie verstößt und weil die Einigung vor dem Schiedsgericht EU-rechtswidrig ist. Das heißt, Deutschland ist jetzt in der Situation, dass es entweder an Brüssel oder an Vattenfall Strafe zahlen muss, eine völlig absurde und demokratiepolitisch, umweltpolitisch, von der internationalen Gestaltungskraft eines Staates unter Selbstbestimmung einer Stadt extrem skurrile, absurde und abzulehnende Situation. Trotzdem, obwohl sich die EU hier sozusagen selbst widerspricht, will die Kommission Investitionsschutz in TTIP und CETA. Dieser konkrete Fall ist, glaube ich, ein sehr gutes Beispiel dafür, was mit diesen Freihandelsabkommen passieren kann und warum wir uns ganz stark dagegen verwehren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das Beispiel zeigt Auswirkungen auf ganz alltäglich Dinge, die auch hier unsere Alltagsarbeit sind, Umweltauflagen zu erteilen, Schutzbestimmungen festzulegen, dafür zu sorgen, dass unsere Bürger und Bürgerinnen eine gute Daseinsvorsorgeleistung bekommen, welche Auswirkungen diese Freihandelsabkommen auf unsere ganz konkrete Arbeit haben. Es droht eine Liberalisierung und Aushöhlung von Schutzbestimmungen durch die Hintertür. Wir brauchen einen echten Schutz für unsere Daseinsvorsorge und keine Mogelpackung. Das ist unsere klare Wiener Position, die wir auch schon entsprechend öffentlich präsentiert haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Denn, sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen, CETA und TTIP beschäftigen uns schon längere Zeit. Ich darf sagen, dass seitens der Stadt Wien schon sehr viel zu dem Thema passiert ist. Schon im Dezember 2013 gab es einen entsprechenden Workshop der MA 27, gemeinsam mit der Arbeiterkammer, zum Thema Freihandelsabkommen. Viele Workshops der MA 27 sind dem gefolgt. Wien war auch federführend bei der einheitlichen Länderstellungnahme gemäß Art. 23 B-VG im Mai 2014, im Juni 2015, indem wir viele Forderungen schon formuliert haben. Es gab dann im November auch eine Veranstaltung des VÖWG. Sie wissen vielleicht, dass ich dessen Präsidentin bin und wir uns auch hier gemeinsam mit dem Städtebund zu TTIP sehr engagieren. Auch da haben wir auf Risken von TTIP und CETA hingewiesen. Im März 2014 gab es auch einen Beschlussantrag der GemeinderätInnen der SPÖ und der GRÜNEN, der mehrheitlich angenommen wurde. 2014 habe ich mich direkt an Herrn Vizekanzler Mitterlehner gewandt und habe ihn aufgefordert, aus inhaltlichen und demokratiepolitischen Gründen, ich erwähnte ISDS-Regeln, Negativliste, mangelnde Transparenz, sich gegen die Annahme des CETA-Abkommens auf europäischer Ebene auszusprechen. Auch unser Herr Bürgermeister hat sich dankenswerterweise sogar dieses Jahr im Februar an den Herrn Bundesminister Mitterlehner gewandt und hat diese, unsere Position noch einmal deutlich formuliert und auch die Kraft seines Amtes dahintergestellt. Also, es gibt hier viele Aktivitäten. Wir geben auch nicht auf. Auch mir persönlich ist es ein großes Anliegen, weil ich mich hier eben nicht nur als Finanz- und Wirtschaftsstadträtin, sondern auch als Präsidentin des VÖWG verantwortlich fühle. Deswegen haben wir auch eine Studie angeregt, die gemeinsam mit Arbeiterkammer und Städtebund jetzt präsentiert wurde, die die Auswirkungen dieser Abkommen auf die Daseinsvorsorge behandelt. Wir haben sie in unserem letzten Ausschuss diskutiert, im VÖWG diskutiert. Sollte sie jemand noch nicht haben und Interesse haben, stellen wir sie sehr gerne zur Verfügung. Liebe Kollegen und Kolleginnen, es darf keine Sonderklagsrechte für Investoren und Investorinnen geben. Die Wiener Position zu CETA und TTIP fordert die Streichung dieses Investitionskapitels. Diese Forderung kann ich gar nicht oft genug stellen. Die ordentliche Gerichtsbarkeit hochentwickelter Rechtssysteme bietet Investoren einen ausreichenden Rechtsschutz. Hier eine andere Struktur zu schaffen, halte ich für demokratiepolitisch und rechtspolitisch ganz falsch. Es ist schärfstens abzulehnen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Aber, und damit kommen wir jetzt auch schon in die österreichische Tagespolitik, auch eine vorläufige Anwendung solcher Abkommen ist striktest abzulehnen! Es ist undemokratisch, wenn Bürger und Bürgerinnen sowie Parlamente durch die vorläufige Anwendung vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Transparenz der Verhandlungen, Beteiligung nationaler Parlamente, aber auch der lokalen und regionalen Ebene sind aus demokratiepolitischen Gründen unbedingt notwendig. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal mit Nachdruck fordern, dass CETA und TTIP als gemischtes Abkommen qualifiziert wird und somit die Zustimmung nationaler Parlamente notwendig ist. Deswegen zum Abschluss, sehr geehrte Damen und Herren, eine sehr klare Forderung an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft beim nächsten Handelsministertreffen im Mai: Es darf Österreich keiner vorläufigen Anwendung von CETA zustimmen. Es darf keine Einrichtung privater Schiedsgerichte oder internationaler Investitionsgerichte durch Freihandels- und Investitionsabkommen möglich sein. Wir brauchen eine umfassende und eindeutige Ausnahme für alle Leistungen der Daseinsvorsorge. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich über das Interesse an diesem Thema. Ich gebe zu, es ist ein sperriges Thema und bedanke mich bei den vielen Experten und Expertinnen, sowohl hier in der Stadt, aber auch in den vielen Einrichtungen, die sich bei Veranstaltungen und in der Alltagsarbeit dieses sperrigen Themas annehmen und mit uns gemeinsam die hochpolitischen Kerne herausarbeiten. Ich freue mich, dass wir heute die Gelegenheit haben, darüber zu diskutieren, weiß aus der vorbereitenden Diskussion im Ausschuss, dass wir hier in vielen Fragen auch an einem Strang ziehen und hoffe darauf, dass wir möglichst breit, idealerweise einstimmig, zu einer entsprechend klaren Position kommen. Denn nur wenn wir hier zusammenhalten, können wir die Interessen Österreichs, die Interessen Wiens, die Interessen der Konsumenten, der Verbraucher, der Umwelt und der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen verteidigen. - Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von GR Mag. Wolfgang Jung.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich danke der Frau Stadträtin für den Bericht. Die Geschäftsordnung bestimmt, dass bei der nun folgenden Besprechung kein Redner öfter als 2 Mal und mehr als insgesamt 20 Minuten sprechen darf. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der Herr Bürgermeister und die zuständigen amtsführenden Stadträte. Deren Redezeit ist pro Wortmeldung mit 20 Minuten beschränkt. Zur Besprechung der Mitteilung erteile ich zuerst dem Herrn GR Wiederkehr das Wort. Bitte sehr. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Werter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Es gibt durchaus sachliche Gründe, um bei TTIP und CETA auch kritisch zu sein. Aber was in der generellen Debatte mitschwingt, ist eine generelle Ablehnung des Freihandels und einer Globalisierung. Diese generelle Ablehnung halte ich für brandgefährlich, weil seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Freihandel als segensreich erwiesen. (Beifall bei den NEOS.) Er war einerseits friedensstiftend, aber auch wohlstandsfördernd. Österreich profitiert ganz besonders von diesem Freihandel. In den letzten 20 Jahren hat sich die Exportquote von 30 auf über 50 Prozent erhöht. Auch wenn ich hier in die Reihen sehe, profitieren sehr viele vom Freihandel. Ob es das MacBook Air ist, das iPhone auf dieser Seite, wir alle profitieren davon. Auch global gesehen hat der Freihandel zu einer massiven Senkung des Welthungers geführt. Er hat sich seit 1990 um fast 40 Prozent verringert, und das vor allem auf Grund eines freien Handels. Aber ich befürchte, dass ein Ende dieser goldenen Ära kommen könnte. Es ist nämlich eine Phase des neuen Protektionismus. Dieser ist nicht nur, wie von der FPÖ gefordert, mit Mauern und Stacheldraht, sondern im Bereich der Wirtschaft durch die Abschottung des eigenen Marktes, durch protektionistisches Gedankengut und einer Pauschalverurteilung von freiem Handel. Das letzte Mal, dass wir so ein Gedankengut so weit verbreitet hatten, war zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Wie das geendet hat, wissen wir alle, Renationalisierung, Weltwirtschaftskrise und dann noch Kriege. Mir ist es am Anfang dieser Rede ganz wichtig, ein generelles Bekenntnis zum freien Handel zu geben, der zu Wohlstand und Frieden in unserer Gesellschaft geführt hat. (Beifall bei den NEOS.) Hier auch ein Appell an die Fraktionen. Bei der FPÖ ist mir relativ klar, dass sie nationalistisch-protektionistisch sind. Von den GRÜNEN wurde das Thema leider sehr populistisch behandelt. In Wahlkämpfen von Chlorhuhn und Genmais zu reden, was jeglicher Faktenlage widerspricht, ist eigentlich populistisch und genau das Gleiche, was Sie vorhin in der Asyldebatte der FPÖ vorgeworfen haben. Aber auch von der SPÖ, wenn der Kanzler das Mandat erteilt, sich dann aber herausnimmt, ist es relativ unglaubwürdig. (Beifall bei den NEOS.) Aber jetzt zum transatlantischen Handel. Es gibt schon eine massive transatlantische Wirtschaft. Die USA sind schon jetzt der zweitwichtigste Exportmarkt für Österreich. Es ist halt die Frage, nach welchen Regeln dieser Handel stattfindet. Im jetzigen Fall ist er benachteiligend für Europäer und ist er benachteiligend für KMUs. Wer jetzt davon profitiert, sind vor allem die USA und große Unternehmer, die es sich leisten können, protektionistische Zölle und Hürden zu überschreiten, weil sie genug Geld haben, um diese Standards doppelt zu testen. Da gibt es ganz absurde Regelungen, wie die Breite von Blinkern oder die Lichtfarbe von Blinkern. Genau das kostet den Unternehmen massiv Geld und ist auch ein Mitgrund, warum viele österreichische KMUs nicht auf den US-Markt gehen. Das heißt, wir brauchen eigentlich ein Abkommen, damit auch die europäischen Interessen am amerikanischen Markt gewährleistet sind. Wenn es kein Abkommen gibt, sind wir weiter benachteiligt. (GR Dominik Nepp: Wer setzt es dann durch?) - Gute Frage. Das war auch von der Stadträtin gebracht. Kann ich gleich einige Mythen aufklären. Schiedsgerichtsbarkeit, die von allen abgelehnt wird: Auch wir haben schon vor zwei Jahren gesagt, lieber die Einsetzung eines ständigen Gerichtshofs. Wenn man CETA genau durchliest, Frau Stadträtin, dann sieht man in diesem Abkommen auch, dass es diese Schiedsgerichtsbarkeit gar nicht mehr gibt in diesem Sinne, wie Sie es erwähnt haben. Es gibt nämlich die Einsetzung eines ständigen Gerichtshofs mit internationaler Rechtsstaatlichkeit. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Herr Kollege, wir haben Gerichte!) Das ist schon ein großer Unterschied, weil dieser nach WTO-Vorbild von nationalen Richtern bestellt wird und es auch einen Instanzenzug darin gibt. Was ist daran dann noch schlecht? Da wird bewusst noch mit falschen Fakten gespielt! (Beifall bei den NEOS. - GR Mag. Wolfgang Jung: Ja, eben!) Diese Art der Gerichtsbarkeit ist ein großer Fortschritt und ist auch wichtig, um Rechtssicherheit zu haben. Wenn Sie mit einem Unternehmen zum Beispiel im Süden der Vereinigten Staaten benachteiligt werden würden, vertrauten Sie dann dort der lokalen Gerichtsbarkeit, die in jedem Bundesstaat anders entscheidet? Nein. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Dann würde ich dort nicht investieren!) Es muss gewisse Grundprinzipien geben, die über die ganzen Bundesstaaten der USA gelten und auch europaweit geltend sind. Genau da ist dieser Gerichtshof das Wichtigste. Was noch gebracht worden ist, ist die Einschränkung der Umwelt- und Verbraucherstandards. Frau Stadträtin, Sie wissen, wenn man CETA genau durchliest, dann sieht man, dass die Bereiche so geregelt sind, dass die höheren Standards gelten. Es ist sogar angedacht, ein eigenes Kapitel nur für Verbraucherstandards und Umweltrechte in diesen Verträgen zu implementieren. (Beifall bei den NEOS und von StR Mag. Gernot Blümel, MBA.) Sie spielen hier absichtlich mit falschen Informationen, vor allem dem Fokus auf die Daseinsvorsorge. Es ist schon oftmals von der Europäischen Kommission bekräftigt worden, dass TTIP oder auch CETA keinen Einfluss auf die Gestaltung der öffentlichen Versorgung haben werden. Das kann auch gar nicht sein, weil im Vertrag von Lissabon vorgeschrieben ist, dass eine potenzielle Privatisierung Sache der Nationalstaaten ist. Auch mit diesem Abkommen wird es weiterhin Sache der Nationalstaaten sein. Das heißt, hier ist diese Studie, die beauftragt worden ist, auf jeden Fall nicht umfassend, sondern sehr selektiv. Aber auch wir haben Kritikpunkte am aktuell ausverhandelten CETA-Abkommen und auch Wünsche für das zukünftige TTIP-Abkommen. Das heißt, wir werden mit dem Antrag, der gestellt wird, nicht mitgehen und werden einen eigenen Antrag mit eigenen Aspekten einbringen. Einer meiner Kritikpunkte ist zum Beispiel das Versagen der Kommission, proaktiv zu kommunizieren. Es ist besser geworden. Es ist mittlerweile das am transparentesten verhandelte Abkommen. Aber vor allem in der Anfangszeit wurden gravierende Fehler gemacht. Was mir in der umfassenden Verankerung auch wichtig ist, ist das Prinzip der Inländergleichbehandlung, eine Gleichbehandlung, ob der Investor aus Kanada oder sonst wo her ist. Das wäre wichtig. Was natürlich wichtig ist, ist weiterhin die Beibehaltung der hohen europäischen Standards im Umwelt- und Sozialbereich. Es steht zwar drinnen, aber vor allem Richtung TTIP wird es auch wichtig sein, dass es vorkommt. Landwirtschaftsstandards müssten erhalten bleiben. Sofern diese nicht gewährleistet werden, müssen sie ausgenommen werden. Was ich problematisch sehe, ist ein rechtspolitischer Aspekt, nämlich, dass Beschlüsse von den Regierungsbehörden in Zukunft potenziell ohne Parlamente verabschiedet werden können. Das sehe ich als Demokrat auch sehr kritisch. Hier müsste das Europäische Parlament eingebunden und müssten durch die parlamentarische Versammlung solche Beschlüsse demokratisiert und legitimiert werden. (Beifall bei den NEOS.) Ein weiterer Punkt, der uns wichtig ist, ist die Ausnahme des Kulturbereiches aus diesem Abkommen, aus CETA und TTIP, weil wir hier keinen Mechanismus sehen, wie das sinnvoll umgesetzt werden könnte. Was uns auch wichtig ist, ist ein reger öffentlicher Austausch mit Experten, mit der Zivilgesellschaft über die fertigverhandelten Abkommen, weil auch wir Kritikpunkte sehen. Ich wünsche mir, dass die Debatte von den nächsten Rednern auch sachlich geführt wird, dass wir wirklich auf die einzelnen Punkte eingehen können. Aber zuletzt ist zu sagen, es gibt auch sehr viele positive Aspekte, die mittlerweile schon festgeschrieben sind. Es sind das Kapitel Arbeitsrecht, das Kapitel Umweltschutz, die festgehalten sind. Das muss man auch sehen, dass man nicht nur eindimensional die Gefahren, sondern auch die Chancen sieht, die der freie Handel mit sich bringt. Wir als NEOS sind große Verfechter des freien Handels, wollen Adaptierungen der bestehenden CETA- und TTIP- Verträge, aber keine generelle Ablehnung jeglicher Freihandelsabkommen. - Danke sehr. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Für eine eventuelle zweite Wortmeldung haben Sie noch eine Restredezeit von elf Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr StR Mag. Blümel. StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Frau Stadträtin, ich habe Ihren Ausführungen sehr aufmerksam zugehört und ich stimme Ihnen zu, dass wir die Bedenken, wenn es um so ein Freihandelsabkommen geht, auch entsprechend abwägen müssen, weil da geht es auch um Ängste der Bevölkerung. Wir müssen sehr gut nachschauen und abwägen, was davon wirklich relevant ist und was nicht. Es sind ein paar Themen im Raum stehend, die als sehr kritisch betrachtet werden, was dieses Freihandelsabkommen betrifft. Alle kennen Vorwürfe, wie beispielsweise, wir verlieren die Verfügungsrechte über unser Wasser, unsere strengen Umweltschutzregeln werden auslaufen, Hormonfleisch, Genmais kommen nach Österreich, die Standards im Lebensmittelbereich und auch im Gesundheits- und Arbeitsrechtsbereich werden sinken, die Landwirtschaft Österreichs wird zugrunde gehen, die KMUs werden im Wettbewerb nicht mithalten können. Sehr geehrte Damen und Herren, jedes einzelne dieser Argumente ist auch gebracht worden, als es darum ging, dass Österreich um den Beitritt zur Europäischen Union kämpft, und nichts davon ist eingetreten. Dass Sie jetzt, angesichts dieser Widerlegung der Geschichte noch einmal dieselben Argumente bringen, ist im wahrsten Sinne des Wortes unredlich, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Es gibt auch ein paar andere Mythen in Bezug des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union, die eindeutig widerlegt worden sind, wie beispielsweise, dass das Leben teurer wird, wenn wir zur Europäischen Union beitreten. Nichts ist passiert! (GR Mag. Wolfgang Jung: Das stimmt doch nicht!) Die Inflationsrate in den 70er Jahren war in Österreich 6,3 Prozent, in den 80ern 3,8 Prozent und seit dem EU-Beitritt 1,9 Prozent. Lernen Sie Statistik, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist nicht teurer geworden! (Beifall bei der ÖVP.) Im Übrigen hat kein Land so sehr vom Beitritt zur Europäischen Union profitiert wie Österreich! 0,5 bis 1 Prozent BIP-Wachstum hat es gebracht, dass wir beigetreten sind. Auch das ist mittlerweile ein Faktum. Das Einzige, was jetzt noch von fast allen Fraktionen fehlt, ist, dass mir irgendwer erklärt, dass Blutschokolade und Schildläuse durch TTIP nach Österreich kommen. Auch dieses Argument hatten wir schon von der Geschichte abgelehnt, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Das Einzige, das ein bisschen einen kreativen neuen Input hat, ist dieses Chlorhuhn. Aber Chlorhuhn, Hormonfleisch, Genmais fällt alles in dieselbe Kategorie. TTIP ist zweifellos ein Abkommen, das man sorgsam verhandeln muss. Aber was ich wirklich vermisse, ist das Hervorheben der positiven Aspekte eines solchen Handelsabkommens. Immerhin hat die Europäische Union eindeutig verloren, wenn es um den Anteil am Weltwirtschafts-BIP geht. Es geht darum, dass 2001 die Europäische Union noch einen Anteil von zirka 23,9 Prozent an der gesamten Weltwirtschaft erwirtschaftet hat. Heute sind es gerade einmal 16,9 Prozent. Wir müssen uns eingestehen, wir werden immer irrelevanter, wenn wir nicht dagegen auftreten. Gerade Österreich hinkt sogar im europäischen Vergleich hinterher. Die Europäische Union hat insgesamt ein Wachstum von zirka 1,5 Prozent, was im Vergleich zu China und Indien eh nicht rasend super ist. Österreich hängt noch einmal hintennach mit zirka 0,9 Prozent. (GR Mag. Wolfgang Jung: Dank Ihrer Bundesregierung!) - Ich komme gleich zu Ihnen, Herr Brigadier Jung. - Ein gut gemachtes Freihandelsabkommen kann auch hier Probleme lösen. Es wird geschätzt, dass zirka 1,75 Prozent Wachstum drinnen sind und bis zu 20.000 neue Arbeitsplätze durch ein gut gemachtes Freihandelsabkommen in Österreich möglich sind. (Beifall bei der ÖVP.) Im Übrigen entbehrt es auch nicht einer gewissen Weltfremdheit, wenn man als kleine offene Volkswirtschaft, die kaum natürliche Ressourcen hat, generell gegen Freihandel auftritt. Ganz ehrlich, was soll man exportieren? Wenn wir nicht am Welthandel teilnehmen, dann führt es genau dazu, dass wir die einzige Ressource, die wir haben, Wasser, vielleicht irgendwann einmal verkaufen müssen, weil wir sonst kein Geld mehr kriegen. Rohöl können wir wahrscheinlich nicht verkaufen, weil wir keines haben. Insgesamt Globalisierung gestalten, statt sich vor ihr zu fürchten. Ich weiß nicht, warum da alle auf einmal Feigheit an den Tag legen, wenn es um die Mitgestaltung der Globalisierung geht. Herr Jung, weil ich gelesen habe, dass Sie einer der nächsten Redner sind, auch Ihrer Fraktion und Ihnen muss ich diesbezüglich Feigheit vor dem Feind vorwerfen, wenn es um die Furcht vor der Globalisierung geht. Sie haben hier eine Koalition der Angst mit den GRÜNEN geschlossen. Die FPÖ in einer Koalition der Angst mit den GRÜNEN, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn die GRÜNEN und die FPÖ gemeinsam an einem Strang ziehen, sollte man an sich schon vorsichtig sein, worum es da inhaltlich geht. Wo ist Ihre Weltoffenheit, Kollegen von den GRÜNEN? Wo ist die Weltoffenheit, die Sie immer predigen? Es ist schon angesprochen worden, da sitzt jemand mit einem MacBook und Sie haben alle ein Handy. Das sind Produkte der Globalisierung. Auch wenn wir noch so viel Urban Gardening machen, das wächst nicht am Baum. Das entsteht nur durch Welthandel und Globalisierung, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und von GR Christoph Wiederkehr, BA.) Die SPÖ sitzt da komfortabel in der Mitte und hat bei diesem Thema einmal nicht das Problem, dass sie zwischen rechts und links ausrinnt, weil es eine Koalition der Angsthabenden vor der Zukunft und vor der Globalisierung gibt. Was die NEOS betrifft, der Antrag im Fließtext ist ganz gut formuliert. Auch mein Vorredner hat einige interessante Dinge gesagt. Aber, ganz typisch, der Großteil der Rede und die Beschlussformel im Antrag sehen nur vor, was alles nicht gehen soll. Das ist die typische NEOS-Linie, dafür, dagegen, dafür, keine klare Meinung. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Restredezeit wären 14 Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr Dipl.-Ing. Margulies. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Selten habe ich eine Verteidigungsrede für TTIP, CETA, et cetera mit solch einem Maß an Niveaulosigkeit gehört, dass es für jeden Gegner eine Beleidigung ist, sich ernsthaft damit auseinandersetzen zu müssen. (Beifall von GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi.) Nichtsdestoweniger erlaube ich mir trotzdem eine kurze Anmerkung. Ganz bewusst, glaube ich, hat mein Vorredner Blümel zwei Punkte herausgegriffen. Er hat erstens Argumentationen zum EU-Beitritt, die mehr als, glaube ich, 15 Jahre her sind, mit den jetzigen CETA- und TTIP-Abkommen vermischt, und er hat bewusst auch nur die Freihandelsseite dieser Abkommen betrachtet, nicht einmal einen Blick auf die Investitionsschutzseite dieser Abkommen oder noch viel mehr einen Blick auf die Konsequenzen dieser Investitionen gelegt. Es ist zweifelsfrei für uns alle hier, dass wir uns freuen, dass in der Welt in weiten Bereichen Freihandel existiert, insbesondere überall dort, wo ArbeitnehmerInnenstandards, Umweltstandards, et cetera eingehalten werden. Vielleicht ganz kurz zu Beginn, es war für mich persönlich auch kein Wunder, dass die ÖVP bei dem wirklich hervorragenden Vortrag der VÖWG, wo Maude Barlow aus Kanada und viele andere eingeladen waren, die wirklich die unterschiedlichen Seiten der Handelsabkommen beleuchtet haben, natürlich nicht anwesend war. Aber Maude Barlow hat einiges aus den Erfahrungen mit der amerikanischen Seite, NAFTA, Mexiko, Kanada, USA, und der Auswirkungen dieses Handels- und Investitionsschutzabkommens dargelegt. Das hat in gewisser Hinsicht, zumindest seitens der USA und Kanada, auch Vorbildwirkung für CETA und in Folge auch für TTIP gehabt. Die versprochenen Arbeitsplätze wurden überhaupt nicht geschaffen. Ganz im Gegenteil, es ist dasselbe passiert, was auch in Europa gang und gäbe ist. Wir gehen nur in Summe anders damit um. Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Slowakei, früher Tschechien - dort steigt das Lohnniveau langsam -, das ist in NAFTA Mexiko. Unglaublich viele wenig und gering qualifizierte Arbeitsplätze sind nach Mexiko abgewandert, mit deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen, mit deutlich geringeren ArbeitnehmerInnenstandards, deutlich geringeren Umweltstandards, und in Kanada ging eine Vielzahl an Arbeitsplätzen verloren. Zweiter Punkt, was ganz interessant ist, weil Sie über die Schiedsgerichte reden: Es wird jetzt bei TTIP verhandelt, dass die Form der Schiedsgerichte, die bislang so kritisiert wurde, anders formuliert, auch anders aufgebaut wird, was aber nichts daran ändert, dass Österreich, Deutschland, eigentlich die gesamte Europäische Union, die Rechtsstaatlichkeit zu einem Prinzip gemacht haben, wo man sich auch auf die Rechtsstaatlichkeit verlassen kann. Es gibt keinen Grund, dieser Rechtsstaatlichkeit, die in Europa gegeben ist, irgendeine andere Form von Gerichtsbarkeit voranzustellen. Ich habe noch nicht erlebt, egal, woher jemand in Österreich gekommen ist, sei es als juristische Person oder als Einzelperson, dass auf Grund der Nationalität jemand nicht zu seinem Recht gekommen ist. Das gibt es in Österreich nicht. Das gibt es hoffentlich auch auf europäischer Ebene im Großteil nicht. Das heißt, diese Form der Schiedsgerichte braucht man nicht. Aber es wurde von Gleichberechtigung geredet. Wer ist denn bei NAFTA und bei ähnlichen Verfahren verurteilt worden? Kanada, mittlerweile zu mehreren Hundert Millionen Euro. Wie oft ist denn die USA bisher bei Schiedsgerichtsverfahren verurteilt worden? Wissen Sie es, Herr Blümel? Kein einziges Mal! Sie haben es als Beispiel gebracht, oder ich weiß nicht, ob es der Kollege Wiederkehr war, der von den unterschiedlichen Rechtssystemen in den USA gesprochen hat. Natürlich gibt es diese. Sie haben vollkommen recht. Aber die internationalen Schiedsgerichte ändern überhaupt nichts daran. Sie ändern etwas daran, dass Länder, oftmals aus Afrika, auch in Asien, auch in Europa und auch in Kanada verurteilt werden und hunderte Millionen an private Investoren zahlen müssen. Sie ändern nichts daran, dass die USA in dieser Situation im Großen und Ganzen machen, was sie wollen. In diesem Fall heißt es, das ist dann relativ klar, und es ist mir wichtig, dieses Investitionsaufkommen zu beurteilen, es stellt sich natürlich in die Tradition der GATS-Verhandlungen. Es stellt sich noch viel mehr in die Tradition von MAI, Multilateral Agreement on Investment, was lange Zeit verhandelt und glücklicherweise verhindert wurde. Aber genau diese Punkte, die damals die Knackpunkte der Verhandlungen waren, tauchen jetzt in CETA und in TTIP de facto eins zu eins wieder auf. Bei TTIP wird noch verhandelt, aber CETA ist de facto fertig, und wir können uns nicht sehr viel wünschen. Wir würden uns wünschen, es wird nachverhandelt und es wird verändert. Nein, es liegt das Papier jetzt so vor, wie es vorliegt. Entweder schlucken wir dieses Papier oder wir schlucken gar kein Papier, oder man sagt ganz bewusst, auch auf europäischer Ebene, und da braucht es aber den Druck der Kommunen, da braucht es den Druck der Städte, da braucht es auch den Druck der Nationalstaaten, es wird wieder aufgemacht. Das ist aber die Voraussetzung dafür, dass wir tatsächlich weiterverhandeln können. Wenn dies nicht passiert, dann heißt ein Ja zu CETA ein Nein zu ArbeitnehmerInnenschutzrechten, ein Nein zu Umweltrechten und ein großes Tor zu Liberalisierungs- und Privatisierungsmöglichkeit aufzumachen. Ich gebe Ihnen recht, es steht im CETA nicht, man muss etwas privatisieren. Das steht auch nicht darin. Aber da spricht hoffentlich die Erfahrung, das wissen Sie alle, es gibt immer wieder Phasen bei nationalstaatlichen Regierungen, auch bei kommunalen Regierungen, die sich einbilden, sie liberalisieren den einen oder anderen Bereich, bis hin, sie privatisieren den einen oder anderen Bereich. Was macht CETA? CETA schreibt zumindest in allen Bereichen, die nicht explizit ausgenommen sind, eine Liberalisierung vor, mit zwei Effekten, die noch dazukommen, dem sogenannten „Stand still“-Effekt, das heißt, alles, was zum Zeitpunkt der Ratifizierung liberalisiert ist, muss liberalisiert bleiben, und dem sogenannten „Ratchet“-Effekt der bedeutet, selbst Liberalisierungsbestrebungen, die nicht mit dem Abkommen in Zusammenhang stehen, müssen, wenn sie einmal eingeführt sind, ebenfalls bleiben und können nicht zurückgenommen werden. Auf dieser Basis findet sich leicht im Laufe der kommenden 10, 15, 20 Jahre überall in Europa eine Regierung, die Sachen liberalisiert, privatisiert. Wenn man dann aber, so wie in London oder in Paris, draufkommt, dass die Trinkwasserliberalisierung ein schwerer Fehler war, kann man zumindest auf Basis der dann bestehenden zwischenstaatlichen Abkommen diese Sachen nicht mehr zurücknehmen. Aus diesem Grund sind Abkommen wie CETA, TTIP auf Grund der Irreversibilität zutiefst gefährlich. Es hat nichts damit zu tun, das will ich wirklich einmal betonen, dass es um Europa gegen die USA oder Kanada gegen Europa geht, sondern im Endeffekt geht es darum, dass sowohl in Europa als auch in den USA die wirtschaftlich stärkeren großen internationalen multinationalen Konzerne versuchen, sich eine Rechtsordnung zu schaffen, die es für sie selbst leichter macht und sicherstellt, dass sie auch in Zukunft, wenn es in anderen Bereichen möglicherweise gar nicht mehr so einfach ist, einen Profit zu erwirtschaften, ihre Gewinne maximieren können. (GRin Mag. Beate Meinl- Reisinger, MES: Das ist nicht so!) Wer zahlt drauf? Das erkennen wir schon jetzt überall dort, wo öffentliche Dienstleistungen liberalisiert sind. Das sind breite Teile der Bevölkerung. Ich merke doch, wir streiten oft über die Gebühren in Wien. Die Freiheitlichen und auch Sie sagen, wir sind Gebührenhauptstadt. Wir sagen im Großen und Ganzen, schauen wir uns ganz Österreich an. Eigentlich haben wir in Summe die niedrigsten Gebühren von allen. Zeigen Sie mir eine größere Stadt. Was uns aber eint, ist, und da sind wir, glaube ich, alle einer Meinung, so lange in Wien die öffentlichen Dienstleistungen, Wasser, Müll, Abwasser in öffentlicher Hand sind und bleiben, sind sie zumindest deutlich günstiger, als überall dort, wo sie privatisiert sind. (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Sie haben das Kanalnetz privatisiert!) Das wollen wir tatsächlich für unsere Bürger und Bürgerinnen erhalten. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ein nächster Punkt: Weil Sie das Chlorhuhn ins Spiel bringen mit einer Niveaulosigkeit, der ich mich nicht anschließen will, würde ich tatsächlich über einen anderen ganz wesentlichen Punkt reden, wo genau Ihrem Vorsitzenden Mitterlehner auch als Handelsminister und Wirtschaftsminister wesentliche Bedeutung zukommt, nämlich in der Frage der vorläufigen Anwendung. „Vorläufige Anwendung“, das klingt so harmlos: Ein nicht ratifizierter Vertrag wird vorläufig angewendet. Da könnte man sich im Großen und Ganzen denken, na ja, und wenn man ihn dann nicht ratifiziert oder irgendetwas, dann ist er einfach weg. Nein! Was bedeutet vorläufige Anwendung? Vorläufige Anwendung bedeutet: Obwohl nicht ratifiziert vom Parlament, de facto eine dreijährige Gültigkeit, wo basierend auf dem, was eigentlich das Parlament nicht annimmt oder möglicherweise nicht annimmt, trotzdem Klagerechte für Investoren zugestanden werden, trotzdem all das, was in diesem Vertrag drinsteht, geregelt ist, und jeder kann dagegen klagen. Wissen Sie - und das ist das Perfide bei der vorläufigen Anwendung -, wann endet denn die vorläufige Anwendung? Wissen Sie das? Nein? (GR Dominik Nepp: Mit der Ratifizierung!) Ja, mit der Ratifizierung, das ist die eine Variante. Aber stellen wir uns vor, er wird nicht ratifiziert: Wann endet die vorläufige Anwendung? Als Nationalstaat kann man die vorläufige Anwendung überhaupt nicht mehr beenden! Sondern nur dann, wenn die Europäische Union selbst das Abkommen verwirft, wird die vorläufige Anwendung von solchen Verträgen wie CETA, TTIP, et cetera beendet. Unter diesen Rahmenbedingungen - und ich komme damit zum Schluss - einen Vertrag abzuschließen, der auf der einen Seite Tür und Tor öffnet und die Rechte von Bürgerinnen und Bürgern, ihre demokratischen Rechte, ihre ArbeitnehmerInnenrechte und auch den Schutz für eine intakte Umwelt in Frage stellt, einen Vertrag, der Tür und Tor öffnet, um öffentliche Dienstleistungen zu privatisieren, so etwas darf man, glaube ich, aus Sicht einer verantwortungsvollen Kommune nicht zustimmen! Ich danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Nepp. Ich erteile es ihm. GR Dominik Nepp (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es geschehen anscheinend noch Wunder, nämlich, wenn ich sagen kann: Ich kann die Rede von Herrn Margulies auf Punkt und Beistrich unterschreiben. Ja, Wunder geschehen. (Beifall bei der FPÖ.) Denn von Herrn Blümel, was war das, diese rot-grün-blaue (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Koalition der Angst!) Koalition der Angst - ich meine, das ist keine Frage der Angst. Das ist einfach eine Frage der Vernunft! Aber die hat anscheinend woanders schon ausgesetzt. (Beifall bei der FPÖ.) Aber okay, es ist ja wirklich erfreulich, dass wir erstens heute dieses Thema, TTIP und CETA, hier debattieren, vor allem CETA als Blaupause von TTIP. Herr Margulies hat es auch schon erwähnt: Es ist ja eigentlich bereits fix und fertig ausverhandelt, man wartet nur noch auf die Umsetzung. Das ist nur noch eine Frage der Zeit. Natürlich ist auch TTIP medial ein großes Problem, es wird ja auch medial rauf und runter gespielt, aber CETA ist eben auf Grund der Dringlichkeit und als Vorbote von TTIP, vor allem auch als Türöffnerfunktion, brisanter und gefährlicher. Ich kann auch im Namen unserer Fraktion, der Freiheitlichen Fraktion, nur sagen: In dieser Form, so wie es bis jetzt ausverhandelt wurde oder wie nun der Verhandlungsstand ist, egal, ob TTIP oder CETA, lehnen wir das ab, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber es gibt ja dennoch immer wieder politisch Verantwortliche, die nicht müde werden zu erwähnen, welche Vorzüge solche Handelsabkommen wie CETA oder TTIP haben. Für uns ist es mehr oder weniger eine Mogelpackung, die schon auch eine gewisse Gefahr für die heimische Wirtschaft darstellt. Es wird immer behauptet, es gibt ein enormes Wirtschaftswachstum, wenn man so etwas abschließt. Es werden Arbeitsplätze geschaffen - und zwar ist das ständig das Hauptargument - durch die Angleichung der Gesetze und Regeln zwischen den beiden Vertragspartnern und Wirtschaftsregionen und vor allem durch die Stärkung der Investorenrechte. Aber wenn man sich das eben auch rückblickend anschaut - Herr Margulies hat das ja auch schon richtig gesagt -, ist es eigentlich ein massiver Angriff auf alles, was wir uns hart erarbeitet oder hart erkämpft haben: ein Angriff auf die soziale Sicherheit, ein Angriff auf die Arbeiterrechte und Arbeitsrechte, ein Angriff auf den Umweltschutz und auf die nachhaltige Landwirtschaft, ein Angriff auch auf öffentliche Dienstleistungen und öffentliche Daseinsvorsorge und schlussendlich dann auch ein Angriff auf die Demokratie. Die Profiteure dieses Vertrages werden dann, sofern er kommt - und ich glaube nicht oder hoffe nicht, dass er kommt -, ausschließlich auf der anderen Seite des Atlantiks liegen. Wir werden eine deutliche Verschlechterung der Lebensqualität erfahren. Da stellt sich eben auch die Frage nach den kommunalen Betrieben, wenn es dann zum Beispiel kein Bestbieterverfahren gibt, sondern nur ein Billigstbieterverfahren. Das kann eigentlich auch nicht im Interesse der kommunalen Wirtschaft sein, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Denn was würde allein die Wien-Holding sagen, wenn beispielsweise ein Wasseranbieter, ansässig in Bratislava, von einem US-Konzern gekauft wird, dann auf Grund des Vertrages Wasser in Wien vertreiben will und nicht länger die Wiener Wasserwerke? Über solche potenziellen Gefahren, die natürlich in diesem Vertrag möglich sein werden, muss man auch hier offen diskutieren. Auch über die komplette Umgehung der Arbeitnehmergesetze, denn durch CETA und TTIP werden nicht nur, wie von der ÖVP öfters behauptet, die Bauern betroffen sein und damit ihre liebe Not haben, sondern sämtliche österreichischen Arbeitsrichtlinien könnten dann eben durch US-amerikanische Klagen vor einem Schiedsgericht dem Niveau Amerikas angepasst werden. Das ist sicher nicht in unserem Interesse, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) CETA ist ja auch deswegen so gefährlich, weil es in Zukunft als Türöffner dienen wird. Denn die US- amerikanischen großen Konzerne haben auch ihre Dependance in Kanada als Tochterfirma, und somit ist eben die Dringlichkeit bei CETA gegeben. Über diese Hintertür können dann supranationale Gesetze auf die nationalstaatliche Gesetzgebung einwirken und diese im Endeffekt auch komplett aushebeln. Welche Auswirkungen das hat, zeigt sich auch daran, dass es kein Zufall ist, dass die US-amerikanische Regierung bereits Agenturen installiert hat, die sich rein auch mit den Langzeitarbeitslosen beschäftigt. Durch das Handelsabkommen mit Mexiko - Herr Margulies hat es ohnehin auch schon erwähnt - sind ja diese McJobs dramatisch gestiegen. Das bedeutet, die Menschen haben zwar mehr oder weniger Arbeit, können aber von ihrem Einkommen nicht ansatzweise leben. Gerade was die Grenzstaaten von Amerika in Richtung Mexiko betrifft, also zum Beispiel New Mexico oder andere Grenzstaaten, muss man auch ehrlich sagen, dass dort das Lohnniveau um 30 Prozent gesunken ist, allein durch dieses Freihandelsabkommen. Dann ist es auch die Frage, wenn man hier immer von einem Mindestgehalt oder Bedarfsorientierter Mindestsicherung oder sozialer Absicherung redet, ob es im Interesse Österreichs ist, dass das Lohndumping durch die US-amerikanischen Konzerne weiter fortgeführt wird. Wir Freiheitliche lehnen das auf jeden Fall ab, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Im Gegenteil, wir wollen eigentlich, dass Österreich wieder ein Produktionsland wird, wo man damit auch langfristig die Wirtschaft ankurbeln kann, dann auch eine stabile Arbeitsmarktsituation vorfinden kann. Deswegen sollten wir auch gemeinsam dafür sorgen, dass man bei den Produkten, die in diesen Billigstlohnländern produziert werden - man nehme jetzt den Turnschuh an, der irgendwo in China, Bangladesch, Kambodscha oder so etwas unter den schlimmsten Arbeitsbedingungen, die dort eigentlich vorherrschen, erzeugt wird -, dass man darauf schaut, dass, wenn dieser Turnschuh mehr oder weniger die Grenze nach Österreich überquert, er eigentlich den Konzern genauso viel kosten muss, wie wenn er hier heimisch produziert worden wäre. Das sollte eigentlich in Zukunft das Ziel sein, dass wir als Österreich wieder ein Produktionsland werden, wo wir Arbeitsplätze haben. Und nicht Billigstware, wo dann eigentlich nur noch riesige Konzerne profitieren und die Menschen ausbeuten. Dass wir die bei uns importieren müssen, dafür brauchen wir sicher kein TTIP oder CETA, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Da kann nun auch noch die 13. oder 14. Verhandlungsrunde sein - wenn man jetzt schon die Worte von Herrn Blümel hört und weiß, wer dort verhandelt, dann kann man es sich eigentlich auch nicht erhoffen, dass die gewünschten Veränderungen kommen, die nun auch durch den rot-grünen Antrag gewünscht werden, wo wir auch zustimmen werden. Wenn eben solche Leute - nicht wie Herr Blümel abwertend gesagt hat, aber mit der Einstellung des Herrn Blümel - dort für uns verhandeln, glaube ich nicht, dass sich da noch irgendetwas in irgendeiner Art und Weise ändern wird, meine sehr geehrten Damen und Herren! Gerade auch - und darum verstehe ich die ÖVP nicht - die Landwirtschaft ist bedroht, denn man liefert allein durch diese Schiedsgerichte die heimischen Bauern, aber auch die heimischen KMUs eigentlich diesen Riesenkonzernen aus, die es sich dann leisten können, vielleicht Prozesse zu führen. Denn auch wenn Herr Kollege Wiederkehr, glaube ich, da gemeint hat, na ja, man kann sich endlich als KMU vor einem Schiedsgericht gegen den US-amerikanischen Markt behaupten - na, das schaue ich mir an, wie dann ein Fünf-Mann-Unternehmen, das hier ums Überleben kämpft, gegen irgendeinen US-Multikonzern das Schiedsgericht anruft! Auch hier geht es immer zu Lasten des Schwächeren. Hier wird dann einfach der Schwächere ausgenommen. Allein schon deswegen ist das auch nicht schlüssig, was hier die NEOS am Rednerpult mehr oder weniger von sich gegeben haben. Unter diesen Voraussetzungen weiterzuverhandeln, hat keinen Sinn. Es wird keine Verbesserung für Europa bringen. Erschreckend ist ja auch, dass dieses kolportierte Vorhaben des Wirtschaftsministeriums, im EU-Ratsausschuss einer vorläufigen Anwendung von CETA zuzustimmen, irgendwie angedacht wird. Herr Kollege Margulies - ich kann es auch hier nur wiederholen - hat ja schon gesagt, dass das nicht mehr reversibel und umkehrbar zu machen ist. Da sage ich auch ganz ehrlich: Solche ministeriellen Alleingänge, so ein Alleingang ist wirklich ein demokratiefeindlicher Akt und eine Entmachtung des Parlaments. So etwas muss man strikt ablehnen, wenn man irgendetwas von Parlamentarismus oder Demokratie hält, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Nichtsdestoweniger sagen wir immer: Der Souverän ist natürlich das Volk, das Volk soll darüber abstimmen. Die österreichische Bevölkerung soll darüber abstimmen, ob man sich im Rahmen dieser Freihandelsabkommen dann dem US-amerikanischen Markt ausliefert. Deswegen darf ich heute auch zwei Initiativanträge einbringen, denn wir sagen immer, die Bevölkerung ist mündig genug, selbst darüber abzustimmen. Daher darf ich die Anträge einbringen, jeweils eine verpflichtende österreichweite Volksabstimmung bezüglich CETA und TTIP abzuhalten. Ich ersuche auch hier um die sofortige Abstimmung, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Also kurz zusammengefasst: Wir glauben, dass mit den Personen, die da jetzt noch versuchen, Verbesserungen auszuverhandeln, nichts mehr zu gewinnen sein wird. Darum sagen wir: Lieber jetzt raus aus den Verhandlungen! Stoppen wir TTIP, stoppen wir CETA, und schützen wir unseren heimischen Arbeitsmarkt! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Al-Rawi. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine lieben Kollegen, Damen und Herren! Es ist mir wirklich ein Rätsel, warum wir überhaupt ein TTIP oder ein CETA brauchen. Keiner von uns, der hier als Politiker rausgeht, kann jemals erklären, welchen Nutzen wir dadurch erzielen. Wer braucht es? Für wen? Was ist der Grund? Warum? Wozu? Aber es gibt 100 Gründe, warum wir es nicht brauchen! Ich glaube, das haben wir jetzt von sehr vielen Rednerinnen und Rednern gehört und auch durch die Mitteilung der Frau StRin Brauner. Hand aufs Herz: Kann irgendjemand von uns guten Gewissens dieses Abkommen schließen? Können wir das gegenüber unseren Wählerinnen und Wählern vertreten? Können wir ihnen erklären, warum wir das machen, und vor allem auch unseren Kindern? Wir würden unseren eigenen Handelsspielraum einschränken, unsere Standards in der Umwelt, in der Gesundheit, in der Lebensmittelsicherheit preisgeben. Zwei Schlagwörter möchte ich gerne auch unterstreichen. Das eine ist die sogenannte Sperrklinkenklausel. Ich möchte als Kommune nicht meinen öffentlichen Verkehr, die Abfallentsorgung, die Bildung meiner Kinder oder deren Gesundheitsversorgung, deren Trinkwasser, die Energieversorgung liberalisieren. Und wenn es irgendwelche Kommunen auch machen, dann möchte ich nicht, dass es nicht mehr rückgängig zu machen ist, sozusagen in alle Ewigkeit der Liberalisierung zu opfern ist. Laut CETA-Abkommen ist es so: Einmal liberalisiert ist für immer liberalisiert! Das andere ist die sogenannte Negativliste. Ich möchte auch nicht, dass ich jetzt sagen muss: Was möchte ich für alle Ewigkeit nicht liberalisiert haben? Alles, was ich nicht will, soll ich jetzt deklarieren - und dann? Was weiß ich, was in 20 Jahren sein wird! Ich bin ja nicht bei einer Hochzeit, wo es heißt: Er möge jetzt sprechen und dann für immer schweigen. Ich will auch nicht, dass ich meine demokratischen Rechte jemand anderem überlasse. Ich will nicht und brauche nicht einen Rat für regulatorische Kooperation, der einen Gesetzesvorschlag auf Handelshemmnisse hin überprüft, bevor dieser dem EU-Parlament oder nationalen Parlamenten vorgelegt wird. Ich brauche aber auch statt des Vorsorgeprinzips kein Nachsorgeprinzip der Amerikaner, die erst nach 15 Jahren draufkommen, dass Europa das verbleite Benzin schon verboten hat, und es dann auch verbieten, weil man ja nicht sicher ist, ob es ungesund ist. Wenn wir schon bei der Demokratie sind: Wie demokratisch ist es denn, dass wir durch vorläufige Anwendungen vor vollendete Tatsachen gestellt werden? Genmanipulierte Lebensmittel - Herr Blümel, jawohl, auch wenn Sie es nicht glauben! - sind ein Teil davon, auch Gas-Fracking und vieles andere. Nicht zu vergessen ist auch, dass wir für diesen Zeitraum die Investitionsgerichte schon am Hals haben, wie es auch Kollege Margulies dargestellt hat, und zwar drei Jahre lang. Dann wären wir schon beim nächsten Punkt: Warum und für wen? Welcher Investor hat etwas zu befürchten, meine Damen und Herren, wenn er in demokratischen Rechtsstaaten investiert? Diese Sorge, dass wir Investitionsgerichte brauchen, ist möglich, wenn wir Verträge mit Bananenrepubliken unterschreiben. Aber ich glaube, dass das in einem funktionierenden demokratischen Rechtsstaat, wie auch Europa einer ist, nicht notwendig ist. Wir brauchen uns nicht zu fürchten und uns als eine Bananenrepublik zu deklarieren! Dürfen wir in Zukunft bei jeder Gesetzesänderung, die die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die Umwelt, die Gesundheit betrifft, gleich eine Klage am Hals haben? Riskieren wir auch Steuergeld, um Konzerne mit Milliarden zu entschädigen? Auf 4,7 Milliarden EUR wurde Deutschland zum Beispiel allein wegen des demokratisch beschlossenen Ausstiegs aus der Atomenergie verklagt! Was kommt als Nächstes? Dass Pensionsfonds Kanadas und Amerikas, die in Immobilien in Österreich investieren, Österreich verklagen, weil zum Beispiel eine Spekulationssteuer eingeführt wird? Haben wir an diese Möglichkeit einmal gedacht? Alle diejenigen, die glauben, dass diese kosmetische Änderung bezüglich der Schiedsgerichte - dass es nicht mehr dieses Investor State Dispute Settlement wäre in neuen sogenannten Investitionsgerichten, wie es, glaube ich, Herr Wiederkehr erzählt hat - etwas ändert: Im Gegenteil! Ich lege Ihnen einmal die Studie „The Friends of the Earth“ ans Herz, die sozusagen die europäische Organisation von GLOBAL 2000 erstellt hat. Sie hat sich die Mühe gemacht, die fünf wichtigsten und plakativsten Prozesse aufzulisten, die nach dem Schiedsgerichtssystem geklagt wurden: Philip Morris gegen Uruguay wegen Einführung von strengeren Anti-Rauch-Gesetzen; die Ölindustrie wegen eines nicht stattgegebenen Pipelinebaus, TransCanada gegen die USA; das Fracking-Moratorium, wo Lone Pine gegen Kanada geklagt hat; in der Energiewirtschaft Vattenfall gegen Deutschland; und Verfahren, wie Bilcon eines gegen Canada geführt hat. Bei allen diesen Klagen wurde überprüft, ob es nach dem neuen System möglich ist oder nicht, und überall ist man draufgekommen, dass diese Klagen nach der neuen Schiedsgerichtsbarkeit genauso möglich gewesen wären. Und der Ausgang wäre auch fatal gewesen. 1995 wurden lediglich drei Fälle von Klagen bekannt. Wissen Sie, wie viele 2016 weltweit schon eingereicht worden sind? An die 700! Und dramatisch entwickeln sich auch die Schadensersatzsummen: In einem Fall wurde ein Staat zu einer Entschädigung in Höhe von 50 Milliarden Dollar verurteilt! Große Konzerne und reiche Privatpersonen haben mit Abstand am meisten kassiert. Kein Wunder: Wenn eine Klage mindestens 6 bis 8 Millionen Dollar kostet, dann fragt man sich, ob kleine Kommunen oder Gemeinden sich so einer Klage eines Großkonzerns überhaupt entgegenstellen können. Für diejenigen, die etwas anderes glauben - und leider habe ich hier auch diese Aussagen gehört -: Wir warnen davor, dass CETA eine Blaupause für TTIP ist! Viele glauben es leider auch in Europa, Politikerinnen und Politiker, die uns ja auch nahestehen, wenn sie sagen: Im Gegenteil, diese Änderung im Schiedsgerichtssystem ist ja unsere Chance, weil es eben eine Blaupause ist, und deswegen werden wir sozusagen bei TTIP auch dieses neue Schiedsgerichtsbarkeitssystem einführen. Aber da setzen wir uns wirklich vom Regen in die Traufe, meine Damen und Herren! Denn anscheinend - und das ist ein Satz, der mir sehr gefallen hat - ist dieses neue ICS-System als ein von den Toten auferstandenes Investor-State-Klagerecht ISDS noch einmal zustande gekommen. Ich will als Politiker und als Kommune nicht meinen Gestaltungsraum einschränken lassen. Untersuchungen dieser neuen Investorgerichte zeigen das: Sie verhindern nicht, das Recht zu regulieren, und sie verhindern auch keine Attacken auf Umwelt- und Gesundheitsregulationen. Ich will es mir nicht verbieten lassen, Gesetze und Verordnungen zu erlassen, die der Verbesserung der Umwelt, der Gesundheit, der sozialen Rechte, des Einkommens und der Lebensmittelstandards dienen. Wir möchten weiterhin den Weg von Wien als Vorbild im sozialen Wohnbau unterstreichen, der leider auch nicht erwähnt worden ist. Ich will, dass in Wien weiterhin 62 Prozent aller Wienerinnen und Wiener im kommunalen Wohnbau oder im geförderten Wohnbau leben. Ich will, dass es die gemeinnützigen Genossenschaften weiterhin gibt. Unser System funktioniert, weil wir eine soziale Durchmischung haben und weil wir auch den Zugang für eine breite Bevölkerung zulassen. Ich will nicht, dass der soziale Wohnbau nur den ganz, ganz Armen zur Verfügung steht und der Zugang für den Rest nicht gegeben wird. Meine Damen und Herren! Die Städte und Kommunen leisten bereits viel Widerstand gegen die Gefahren, die die Verschlechterungen wirtschaftlicher, sozialer, Umwelt- und demokratischer Rechtestandards bedeuten. 1.500 Kommunen aus ganz Europa haben ein Zeichen gesetzt und sich als TTIP-freie Zone erklärt. Am 21. April, heute vor einer Woche, habe ich Bgm Häupl in Barcelona vertreten. 40 Bürgermeisterinnen, Bürgermeister und Vertreter der Kommunen haben die sogenannte Barcelona-Deklaration unterzeichnet. Ich habe sie auch mit für diejenigen, die es interessiert, dies einmal zu lesen. Kritisiert wurde vor allem die Intransparenz der besagten Handelsabkommen, die zum Teil hinter verschlossenen Türen verhandelt wurden. TTIP, CETA und TiSA seien ein massiver Angriff auf VerbraucherInnenrechte, den Umweltschutz, Arbeitsvergaberechte, die Daseinsvorsorge sowie den Sozialstaat. Auch das Vergaberecht wird heute leider viel zu wenig in die Diskussion eingebracht. Ich will es mir nicht nehmen lassen, als ArbeitnehmerInnenvertreter, als gesetzgebende Versammlung die Vergaberechte so zu gestalten, dass zum Beispiel Frauenquote, Ausbildung von Lehrlingen, Förderung der Kleinunternehmen, Anti-Lohndumpinggesetze in diese Vergaberechte einzubringen sind. Wenn diese Vergaberechte dadurch ausgehöhlt werden, ist dies wieder ein Beispiel dafür, wie hier unsere Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Meine Damen und Herren! In dieser Deklaration wird auch gesagt, dass sich Europa an einer Weggabelung befindet. Man muss sich klar zu seinen Werten bekennen. Dazu gehören Solidarität, Respekt, Freiheit und Unabhängigkeit. Wachstum darf nicht das oberste Ziel sein, erst recht nicht um jeden Preis! Unser Hauptaugenmerk sollte gerade in Zeiten wie diesen darauf liegen, die soziale und ökonomische Umwelt unter Bedachtnahme auf unsere geltenden Arbeitsrechte zu stärken. Darin wird unter anderem gefordert, alle Verhandlungen zu TTIP zu suspendieren. Daran liegt es ja, meine Damen und Herren, sie nur unter Einbindung der Städte und der Öffentlichkeit transparent zu führen, denn die sind diejenigen, die auch am meisten unter diesem Abkommen leiden. Auch das CETA-Abkommen muss gestoppt werden und darf nicht unterschrieben werden! Diese Abkommen greifen in grundlegende und essenzielle Bereiche ein - ich wiederhole es, weil es wichtig ist: Wohnen, Gesundheit, Bildung, Lebensmittelversorgung, lokale Ökonomien - und führen sogar dazu, dass politische Entscheidungsträgerinnen und -träger im Bedarfsfall massiv eingeschränkt werden. Um es auf den Punkt zu bringen - Kollege Nepp hat es ja auch gesagt -: Alles, wofür unsere Eltern und die früheren Generationen gekämpft haben, ist in Gefahr, meine Damen und Herren! Wenn man so will, sind das unsere Werte. Herr Blümel - Sie gehen jetzt gerade -, Sie sind derjenige, der dauernd von unseren Werten redet! Ich will Ihnen damit sagen: CETA und TTIP gefährden unsere Werte (GR Mag. Wolfgang Jung: ... schreien CETA und Mordio!) viel mehr als die Flüchtlinge, die nach Österreich gekommen sind. Vielleicht hätten Sie und Ihre Fraktion auch einmal Werteschulungen zu absolvieren! Vielleicht können Sie mit Ihrem Freund Sebastian Kurz reden, der Ihnen diese Werteschulungen vielleicht auch einmal mitteilt. (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Da applaudieren nicht einmal die Eigenen!) Ja, macht nichts, weil das so traurig ist, Herr Blümel. Im Mittelpunkt unseres Handelns steht der Mensch und nicht die Profitgier. Europa ist eine Festung der Menschlichkeit, nicht der Geldmacherei. Jetzt heißt es, noch mehr Städte zu mobilisieren und auf alle möglichen Nebenwirkungen, die die Handelsabkommen mit sich bringen, aufmerksam zu machen. Das wallonische Parlament, meine Damen und Herren, hat gestern eine Stop-CETA-Resolution beschlossen, ebenso der Salzburger Landtag. Ein Zitat des Präsidenten des Parlaments von Wallonien war: Heute sind wir allein, aber der Widerstand muss irgendwo beginnen, morgen werden uns andere folgen! Liebe Freunde in Wallonien, ihr seid nicht allein, viele folgen euch schon. Wer TTIP nicht will, muss auch CETA verhindern, meine Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ, FPÖ und GRÜNEN.) Herr Minister Mitterlehner! Sie können die Demokratie, den Willen der Bevölkerung und des Parlaments nicht ignorieren. Machen Sie beim nächsten Handelsministertreffen im Mai - ich glaube, es ist am 13. Mai - deutlich, dass CETA in seiner jetzigen Form für Österreich nicht annehmbar ist! Ich fordere Sie an dieser Stelle auf, im Handelsministerrat, wenn es zur Abstimmung über die vorläufige Anwendung kommt, mit Nein zu stimmen! Österreich muss jetzt auf europäischer Ebene seine Position deutlich machen, um Verbündete zu finden und in dieser Frage nicht vollkommen isoliert zu sein, anstatt erst im Sommer bei der Unterzeichnung laut Nein zu sagen. Es ist Zeit, Widerstand zu leisten. Lassen wir uns nicht von den vielen Stimmen, die meinen, der Zug sei abgefahren, entmutigen, meine Damen und Herren! Wer kämpft, kann verlieren, wer jedoch nicht kämpft, hat schon verloren. Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen. Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist jetzt einiges gesagt worden und auch einiges vermischt worden. Es ist auch einiges über Wirtschaft gesagt worden. Von dem „Wir müssen den österreichischen Standort schützen.“, „Wir müssen die Produktion in Österreich ausbauen.“, bin ich ja absolut bei Ihnen. Absolut bei Ihnen! Nur ein kleines Beispiel: Wer hat den Abgasskandal von VW aufgedeckt? Wer hat den Abgasskandal von VW aufgedeckt, wenn wir jetzt auch über umweltpolitische Themen sprechen? Waren das die Europäer? (GR Mag. Wolfgang Jung: Nein, die amerikanische Konkurrenz!) Nein. Waren es die Chinesen? Auch nicht. Es waren die Amerikaner, die das gemacht haben! (GR Mag. Wolfgang Jung: General Motors! Chrysler! - Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und GRÜNEN.) Wer erzeugt im Moment relativ innovative Fahrzeuge, wo sich die europäische Wirtschaft sehr schwer tut, dem zu folgen? Es ist nicht Volkswagen, es ist nicht Mercedes - es ist Tesla! Das heißt, wir haben eigentlich in den USA schon eine Reihe von Unternehmen, die sich auch einer neuen Wirtschaft, neuen Jobs, neuen Möglichkeiten widmen und die durchaus auch interessant sind für die Weiterentwicklung auch im Bereich der Energiethematik, auch im Bereich des Klimaschutzes. Wie Sie ja wissen, bin ich seit mehr als 20 Jahren gerade im Energie- und Klimabereich sehr aktiv tätig und verfolge natürlich weltweit, was sich wo wie entwickelt. Ich bin aber auch vollkommen bei Ihnen, dass man auf Verträge, auf Abkommen natürlich auch kritisch schauen muss. Es gibt einige Dinge - und die wurden heute schon mehrmals erwähnt, auch von meinem Kollegen Wiederkehr -, auf die man besonders achten sollte und wo man nicht so schnell solche Verträge auch abschließen sollte. Wobei ein Punkt ist, und ich möchte hier gerne Georg Hoffmann-Ostenhof zitieren, er hat nämlich im „profil“ geschrieben: „Mauern, Grenzen, Stacheldraht: Nationalismus und Protektionismus drohen, einer gloriosen Ära der Offenheit ein schreckliches Ende zu bereiten.“ Und er fährt weiter fort: „Natürlich kann man für oder gegen Handelsabkommen sein. Das ist ein demokratischer Prozess.“ Die gegenwärtige Ablehnung und die gegenwärtige Diskussion, die mit sehr unterschiedlichem Niveau geführt wird - da muss ich dem Kollegen Margulies absolut recht geben, und er ist sicherlich ein Kenner dieser Szene, was ich ja auch sehr schätze. Aber das Ganze, was hier im Moment in der Diskussion geopfert wird - und das finde ich nicht gut, das finden wir auch nicht gut -, das ist der Freihandel! Denn letztendlich: Wollen wir Nationalismus? Wollen wir Protektionismus? Wir sagen Nein, denn die Welt muss offen bleiben! (Beifall bei den NEOS. - GR Mag. Wolfgang Jung: Ist die Grundversorgung Protektionismus? Oder was?) Ich werde auf das Thema der Daseinsvorsorge noch explizit eingehen. Worüber ich mir in Wien Sorgen mache, das sind die Arbeitsplätze, von denen Sie sagen, ist ja so einfach, denn wir haben letztendlich Unternehmen, die nach Wien kommen und produzieren. Ich sehe sie aber kaum, und das ist ein großes Problem. Ich mache mir wirklich große Sorgen um die Arbeitsplätze in Wien, und selbst in Unternehmen der Daseinsvorsorge, öffentlichen Spitälern zum Beispiel, machen sich Mitarbeiter auch Sorgen um ihren Job. Also, es ist ja nicht so, dass im Moment die Situation so ist, dass sozusagen alle im Bereich der Daseinsvorsorge, in jenen Unternehmen sorgenfrei in die Zukunft blicken. Das ist nicht der Fall, und das hat auch Gründe. Ich mache mir große Sorgen: Ich mache mir Sorgen um innovative österreichische Unternehmen. Nehmen wir nur einen der kleinen, eigentlich mittelgroßen Weltmarktführer im Energiebereich her, ein Unternehmen aus Oberösterreich: Fronius zum Beispiel. Fronius hat eine Exportquote von 90 Prozent und hat in 60 (GR Mag. Wolfgang Jung: Oder Rosenbauer!) - oder Rosenbauer, viele andere -, hat in 60 Ländern dieser Welt Repräsentanten. Ganz ehrlich: Diese Unternehmen sind gefährdet durch Handelshemmnisse! Diese Unternehmen sind auch gefährdet durch Protektionismus. Und diese Unternehmen brauchen sehr wohl Rechtssicherheit, auch in den USA. Das ist ein sehr wesentlicher Aspekt. Wir dürfen nicht einfach von vornherein sagen, das ist alles schlecht, und wir haben nur Angst. Ich halte das für nicht gut. Ich halte es für wichtig, dass wir hier eine offenere und transparentere Diskussion führen. Aber im Moment, in den Diskussionsbeiträgen zuvor, wurden einfach viele Dinge, Äpfel mit Birnen vermischt und Angstzustände geschürt. Das allein hilft uns auch nicht weiter. Deswegen sind wir ja auch immer jene Partei, die für die Transparenz einsteht. Wir müssen uns die Dinge genau anschauen, und wir haben (GR Mag. Wolfgang Jung: TTIP ist ein typisches Beispiel für Transparenz? Jetzt hören Sie aber auf!) in einem sehr frühen Zeitpunkt auch in der gesamten Diskussion das Thema Transparenz, Öffnung und Miteinbindung der BürgerInnen verlangt. Das ist auch ein sehr wichtiger Aspekt. (GR Mag. Wolfgang Jung: Nicht einmal die Parlamentarier sind eingebunden gewesen bei TTIP, Herr Kollege!) Die österreichische Wirtschaft profitiert enorm, sowohl vom Binnenmarkt - weil Sie zuerst diskutiert haben: Es hat uns die Europäische Union nichts gebracht. So ist die österreichische Exportquote von 33,6 Prozent im Jahr 1995 gestiegen auf 53,2 Prozent im Jahr 2014. Also zu sagen, die Europäische Union hat uns hier nichts gebracht, das ist ja vollkommen absurd! Insgesamt wurden 2014 Waren im Wert von 128 Milliarden EUR exportiert. Es ist ein deklariertes Ziel der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik die Integration aller Länder in die Weltwirtschaft. Ich halte das für sehr, sehr wichtig, nämlich auch die Integration von Ländern zum Beispiel aus Afrika - die ja durch Handelshemmnisse enorm blockiert werden -, dass sie auch ihre Waren am europäischen Markt verkaufen können. Wir diskutieren auf der einen Seite: Wie schaffen wir denn Arbeitsplätze auch in den Ländern? Damit diese Menschen einen Job haben (GR Mag. Wolfgang Jung: Aber nicht durch TTIP!), damit diese Menschen auch etwas verdienen können, damit diese Menschen letztendlich auch in den afrikanischen Ländern bleiben können, eine Zukunft haben und sich nicht auf die Wanderroute nach Europa begeben müssen. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, und das ist eine sehr wichtige Basis letztendlich auch für den Freihandel. Deswegen ist auch der schrittweise Abbau von internationalen Handelshemmnissen wichtig. Das ist letztendlich etwas, das ja auch im Vertrag von Lissabon festgelegt ist, also auch nichts Neues. Eine aktive europäische Handelspolitik ist essenziell für die Sicherung der globalen Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten österreichischen Industrie, und sie ist letztendlich der Garant für heimische Arbeitsplätze. Denn wenn, wie am Beispiel Fronius, 90 Prozent der Produkte in andere Länder gehen, dann ist das die Basis dafür, dass dieses Unternehmen hier auch Arbeitsplätze schafft. Warum? Weil wir letztendlich in Österreich keinen Markt haben, der groß genug ist, dass all diese Produkte auch hier untergebracht werden können, weil unser Heimmarkt letztendlich viel zu klein ist. Das heißt, wir sind extrem abhängig vom Export. Das heißt für mich: Die Welt muss offen bleiben, und wir sehen freien Handel als die Basis für eine offene Gesellschaft. (Beifall bei den NEOS.) Wenn wir uns national einzäunen, brauchen wir uns nicht über zunehmende Arbeitslosigkeit zu beschweren. Sehr geehrte Damen und Herren! Eines würde mich von Ihnen natürlich interessieren. Wer von Ihnen hat denn den TTIP-Vertrag schon gelesen? (GR Mag. Wolfgang Jung: Überhaupt keiner! Weil bei den 1.300 Seiten der Einblick gar nicht da ist für Normalbürger!) Das ist relativ schwierig, weil es diesen Vertrag in der Form noch gar nicht gibt. (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Das ist das Problem. Da möchte ich schon eines sagen. Es erinnert mich ein Stück Weg - weil Sie sich hier hinstellen und aufregen, muss ich sagen, ich möchte Sie daran erinnern, geschätzte Kollegen sowohl von der FPÖ als auch von der SPÖ: Sie haben hier im Gemeinderat - und das hat ja Kollege Margulies in einer Rede vor einem Jahrzehnt, glaube ich, auch sehr detailliert erwähnt -, Sie haben hier im Gemeinderat Verträgen zugestimmt, die nicht einmal in der Amtssprache Deutsch waren! Das finde ich sehr erstaunlich. Sie haben Verträgen hier in dem Gemeinderat zugestimmt, deren Gerichtsstand in New York ist. (GR Mag. Wolfgang Jung: War eh ein Fehler!) Hoho, sehr überraschend! Das heißt, sehr viele dieser Geschichten ... (GR Mag. Wolfgang Jung: Man kann aus Fehlern lernen!) Ich hoffe, Sie lernen aus der Geschichte! (GR Mag. Wolfgang Jung: Aber man muss sie nicht vorher machen, von vornherein!) Das ist das Problem: Auf der einen Seite stimmen Sie Dingen zu, die Sie ein paar Jahre später als extrem verwerflich betrachten, und dann drehen Sie die Argumentation wieder um. Für uns - das ist ein ganz wichtiger Punkt, gerade für mich, der sich so lange mit dem Thema Umweltschutz beschäftigt hat und hier auch als Unternehmer tätig ist -, für uns sind Umwelt, Arbeitsstandard und Sozialstandard oberstes Gebot. Das ist auch der Grund, warum wir das in unserem Antrag hier noch einmal explizit festlegen, denn davon dürfen wir nicht abweichen. Ich möchte hier nur eine Klausel nennen, ein Prinzip, das auch in CETA geregelt ist, welches letztendlich, wie Sie gesagt haben, ja die Blaupause für TTIP darstellt: das „Right to Regulate“. Wissen Sie, was das heißt, „Right to Regulate“? Das ist eine Vertragsklausel, die sicherstellt, dass, wenn immer Sie nationale Standards haben, die über diesem Vertragslevel stehen, Sie diese auch einfordern können. Auch bei CETA ist das so, denn die EU und Kanada werden auch nach dem Inkrafttreten von CETA eigenständig darüber entscheiden, welche Produkte auf den jeweiligen Märkten zugelassen werden, welchen Standards sie entsprechen müssen. Dieses Recht der Vertragspartner, etwa Schutzstandards nach eigenem Interesse, nach eigenem Ermessen festzulegen, ist in CETA explizit festgelegt! Das heißt, dieses Beispiel mit dem Hormonfleisch aus Kanada funktioniert so nicht, weil es das hier nicht gibt. Ich glaube, manche von Ihnen werden wahrscheinlich schon hin und wieder ein amerikanisches Steak gegessen haben, ein amerikanisches Steak, das nicht aus Hormonfleisch stammt. Jetzt zum Thema der Daseinsvorsorge: Lassen Sie mich kurz zum Thema der Daseinsvorsorge noch etwas sagen. Die Frau Stadträtin hat über die Aushöhlung der Daseinsvorsorge gesprochen. Ja, auch für uns ist das Thema der Daseinsvorsorge ein wirklich wichtiger Aspekt. Auch wir wollen nicht, dass diese Dinge komplett privatisiert werden, überhaupt nicht! Auch die Privatisierungen von öffentlichen Dienstleistungen sind im Vertrag von Lissabon festgelegt, und wenn von den einzelnen Mitgliedstaaten gewollt, durch die nationalen Regierungen selbst beschlossen und keinesfalls durch Freihandelsabkommen festgelegt. Auch für TTIP ist laut EU-Kommission und ihrem Verhandlungsmandat eine solche Privatisierung ausgeschlossen. Darüber hinaus - auch das ist ein wichtiger Aspekt - ist auch für die Vergabe von Leistungen der Daseinsvorsorge das österreichische Bundesvergabegesetz anzuwenden, das letztendlich auch die Interessen der österreichischen Bevölkerung im Auge hat und ausreichend schützt. Aber noch einmal zum Thema Daseinsvorsorge: Das ist ein sehr, sehr schwammiger Begriff. Was verstehen Sie darunter? Was ist letztendlich die Daseinsvorsorge, von der wir heute sprechen, vielleicht gegenüber einer Daseinsvorsorge, von der wir in Zukunft sprechen? Nehmen wir nur ein Beispiel des Energiesystems in Wien her: Ich glaube, dass sich Energieunternehmen in Europa massiv verändert haben, aus den verschiedensten Gründen, und dass wir plötzlich vor der Frage stehen: Na ja, wer betreibt in welchem Umfang ein solches Energieunternehmen? Wer hat die Lizenz dazu? Wir haben ja auch jetzt die Situation, dass wir Bürger-Solarkraftwerke haben, also eine brutale Privatisierung: BürgerInnen-Solarkraftwerke. Ich denke, wir werden in vielen Bereichen auch gar nicht wissen, in welche Richtung sich die Themen entsprechend entwickeln werden. Daher ist aber eines wichtig: Dass die Politik darauf schaut, dass die Spielregeln auch tatsächlich eingehalten werden. Denn oftmals ist die Diskussion über Privat oder Kommune oder Staat viel zu kurz gegriffen. Es ist ja die Frage: Ich kann auch als Kommune eine Lizenz an einen Privaten vergeben, um eine gewisse Dienstleistung im Sinne der Kommune entsprechend auszuführen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Aber ich kann das wieder rückgängig machen!) Das machen auch die Wiener Linien, indem sie ein paar ihrer Linien oder Verträge an Dr. Richard oder andere Unternehmen übergeben. Das heißt, diese Schwarz-Weiß-Diskussion greift ja in der Realität viel zu kurz. Darüber muss man letztendlich auch immer wieder sprechen. Für mich ist ein wichtiger Aspekt, dass wir letztendlich kritisch auf solche Vertragswerke schauen, das ist überhaupt keine Frage. Für mich ist ein wichtiger Aspekt, dass wir wirklich die Transparenz einfordern, dass es auch sichergestellt ist - so wie ich es zuerst gesagt habe -, dass die Umweltstandards, dass die Arbeitsstandards, dass die Sozialstandards entsprechend eingehalten werden und dass diese auch entsprechend durchsetzbar sind. Deswegen werden wir hierzu einen entsprechenden Antrag einbringen, dass das auch sichergestellt ist. Natürlich sollen zum Beispiel Themen wie auch die Kultur aus TTIP ausgenommen werden. Auch das halten wir für einen wesentlichen Aspekt. Sie haben von Positiv-Negativ-Listen gesprochen. Ich denke, dass gewisse Themenbereiche insgesamt behandelt und diskutiert werden können: Was wollen wir tatsächlich nicht? Aber Positiv- Negativ-Listen im Kontext einer Daseinsvorsorge, wo dieser Begriff so extrem schwammig ist, da weiß ich nicht, was Sie alles hineinschreiben wollen oder was Sie nicht hineinschreiben wollen. Ich halte es für wichtig, dass die Stadt sich ganz klar bekennt: Was ist ihre öffentliche Aufgabe? Was ist kommunale Aufgabe? (GR Mag. Wolfgang Jung: Auch die ändern sich! Aber das ist dann nicht mehr veränderbar! Das ist das Problem!) Und dass wir darauf schauen, dass die Spielregeln, die Gesetze, die Standards auch entsprechend eingehalten werden. Ich halte das für einen der wichtigsten Aspekte. Nur am Beispiel des Gesundheitswesens: Hier zu sagen, dass jetzt im Sinne der Daseinsvorsorge alles so wunderbar läuft und funktioniert, das ist ein bisschen hanebüchen. Denn sehr viele Menschen in diesem Gesundheitssystem in Wien sind extrem verunsichert, und das, wo wir darüber sprechen, dass Arbeits-, Sicherheits- und Sozialstandards eingehalten werden! Also ich kenne sehr viele Beteiligte im Gesundheitssystem, die hier eigentlich ganz anders darüber sprechen wollten. Das heißt, halten wir lieber die Gesetze, die wir selber aufgestellt haben, auch entsprechend ein! Und kontrollieren wir diese in einer Form, wie es für eine Stadt wie Wien auch entsprechend notwendig ist. Letztendlich noch ein Punkt, den ich auch immer wieder anspreche: Auch Sie diskutieren und setzen verschiedene Public Private Partnerships um, also auch Modelle, wo Private und die Kommune zusammenarbeiten. Wie auch immer gesagt: Da gibt es viele Varianten, weil sich letztendlich auch die Zeit und die Kooperationen verändern werden. Ich halte es für wichtig, dass wir wissen, wozu wir uns ganz klar bekennen, dass wir aber nicht Ängste schüren. Denn eine Anti-TTIP-Haltung in der Form, wie wir sie jetzt erleben, in einer undifferenzierten Kritik über alles, wo letztendlich auch jedes Freihandelsabkommen geopfert wird, ist letztendlich auch etwas, das zu einer Anti-EU- Haltung führt. Das ist etwas, was wir nicht wollen, denn diese Werte, die wir hier geschaffen haben, wollen wir auch entsprechend aufrechterhalten. Meine Damen und Herren! Nur Ängste schüren, ist wirklich zu wenig. TTIP und auch CETA muss man kritisch, aber konstruktiv begegnen, und die Welt muss letztendlich offen bleiben. Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr Gemeinderat, wollten Sie nicht einen Antrag einbringen? (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara, nachdem er sich zum Vorsitz begeben und ein Schriftstück überreicht hat: Danke! - GR Mag. Wolfgang Jung: Amtshilfe!) Danke. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Jung. Ich erteile es ihm. GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Ja, dass ich das noch erleben durfte! Dass ich eine Rede der StRin Brauner mit Punkt und Beistrich unterschreiben kann, das habe ich mir eigentlich, obwohl in dem Bereich schon lange relativ gute Übereinstimmung herrscht, nicht vorstellen können. Beim Kollegen Margulies traue ich es mir nur mit Mentalvorbehalt zu sagen, denn sonst kriegt er womöglich im eigenen Klub noch Schwierigkeiten. Im Ernst, zur Sache kommend: Wir haben in der letzten Sitzung des EU-Ausschusses eine Studie über Auswirkungen von CETA speziell auf die Daseinsvorsorge zur Kenntnis gebracht bekommen, deren Inhalt in der Zusammenfassung so lautet - das ist auszugsweise -: „Die Studie macht deutlich, dass umfassende Bereiche der Daseinsvorsorge“ - das gilt jetzt für meinen Vorredner – „betroffen sind und der Gestaltungsspielraum von Regierungen mehrfach eingeschränkt wird. Speziell wird die Daseinsvorsorge beeinträchtigt durch Marktzugangsverpflichtungen, Negativ-Listen-Ansatz, Sperrklinkenklausel, „Stand still“-Klausel, Investitionsschutz und Vergaberecht.“ Die Studie, die im Wesentlichen vom VÖWG und der dort wirklich hervorragend arbeitenden Frau Maier-de Kruijff erstellt wurde, ist wirklich ausgezeichnet. Sie ist nicht lang, daher kann sie sich jeder zu Gemüte führen. Das ist wesentlich weniger als die weit über 1.000 Seiten der Abkommen und bringt die wesentlichen Sachen im Bereich der Daseinsvorsorge auf den Punkt. Das CETA-Abkommen mit Kanada - das haben wir gehört - ist de facto ausgehandelt und hat deswegen massive Auswirkungen als Beispielsfolgen für das Abkommen, das teilweise noch immer in Geheimgesprächen - weil wir gerade etwas von Offenheit gehört haben - mit den USA auszuhandeln sein wird. Es hat aber auch deswegen weitreichendere Auswirkungen, weil es für amerikanische Großkonzerne nicht sehr schwierig ist, sich in Kanada eine Niederlassung zu besorgen und damit in den Genuss des Abkommens zu kommen. Eine Annahme, die uns jetzt wirklich vor der Nase hängt, wäre daher verhängnisvoll! Aus diesem Grund haben wir im letzten Ausschuss einen Antrag eingebracht, der darauf abzielte, die Bundesregierung aufzufordern, solchen Regelungen in beiden Fällen nicht zuzustimmen. Es kam dann zu einer Debatte, und wir wurden mehr oder weniger ersucht, den Antrag zurückzunehmen, das Thema würde dafür in der nächsten Gemeinderatssitzung behandelt werden. In dem Fall haben die Koalitionsparteien Wort gehalten, ich bin dafür sehr, sehr dankbar. Ich glaube auch, dass die Wichtigkeit dieser Frage langsam, aber sicher einsickert, auch wenn das in manchem eine sehr trockene Materie ist. Diese Vorgangsweise ermöglicht grundsätzlich gemeinsame weitere Schritte. Wir werden deswegen auch dem Antrag von SPÖ und GRÜNEN - in den wir nicht aufgenommen wurden, die Gründe sind bekannt - zustimmen, denn hier geht es wirklich um eine ganz, ganz wesentliche Sache! Wenn ich mir dazu anhöre - und da kommt einem ein bisschen das Grausen -, ich meine, die NEOS könnte man vergessen, das ist eine Quantité négligeable, die in der praktischen Politik keine Rolle spielt, aber wenn Sie, bitte, Afrika und die Arbeitsplätze dort als Argument für TTIP anführen, wenn Sie Transparenz in Zusammenhang mit TTIP bringen, da sollte man schon glauben, Sie wissen, unter welcher Problematik überhaupt sogar Abgeordnete im Europaparlament, und so weiter langsam und schrittweise sich den Zugang erkämpfen mussten, ohne Kopieren ... (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Das haben wir ja kritisiert!) Ja, ja, Ihr Kollege - ich weiß nicht, ob Sie da waren - hat gerade von Transparenz im Zusammenhang mit TTIP gesprochen. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Ja! Das ist es ja gerade!) Na, wo ist denn die Transparenz auch bei CETA gewesen, Frau Kollegin? Wo denn? Nirgends, aber Sie sind dafür! (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Aber das hat er eben kritisiert, der Kollege! Lesen Sie es nach!) Wir stehen vor der Unterschriftsleistung, begreifen Sie das! Das ist einfach so. Cross Border ist richtig, das war auch ein Fehler in dieser Form! Das werden nicht alle so eingestehen. Aber genau aus dem Fehler muss man lernen, meine Damen und Herren! Wir haben hier schon im vergangenen Jahr den Vorschlag Wiens zu einer einheitlichen Länderstellungnahme zur transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft bekommen, dem wir ebenfalls zugestimmt haben und der überdeutlich die Problematik vor allem der irreversiblen und gefährlichen Einschränkungen vitaler österreichischer Interessen in Staat und Bundesländern feststellt. Da heißt es in der Einleitung ausdrücklich: „Die derzeit laufenden Verhandlungen, die unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden, lassen befürchten, dass die Ergebnisse dieses Abkommens zu irreversiblen Bindungen für lokale und regionale Ebenen führen.“ Ich spare mir jetzt die Detailausführung der Problematik, die hier von Frau StRin Brauner in sehr anschaulicher Weise dargelegt wurde. Ich möchte nur einen Punkt herausnehmen, nämlich die Schiedsgerichte. Bitte - wir haben es schon gehört -, in Österreich und in Europa haben wir funktionierende Gerichte. Diese Gerichte haben als Voraussetzung für ihr Arbeiten bestehende Gesetzeswerke. Ja, wo ist denn für ein derartiges Schiedsgericht ein bestehendes Gesetzeswerk? Es ist der Willkür der dort Urteilenden Tür und Tor geöffnet! Das ist überhaupt eine ganz, ich würde sagen, gemeingefährliche Bestimmung. Das sollten Sie sich schon vor Augen halten, (in Richtung NEOS) nicht nur Sie, sondern auch - und das hat mich besonders irritiert - die ÖVP mit dem Kollegen Blümel. Denn das zeigt, welche Gefahr in der Bundesregierung steckt. Wir sind uns da, zumindest im Land und in den meisten Ländern, wahrscheinlich in der Mehrheit einig. Wie es auf der Bundesebene ausschaut, darauf werde ich noch zu sprechen kommen. Aber eines kann ich Ihnen schon sagen: Wenn Sie da weiter so zustimmen, dann können Sie in der ÖVP sich bald eine Daseinsvorsorge vor Augen halten, denn dann werden Sie wirklich minimalisiert werden! (Beifall bei der FPÖ.) Grundsätzlich sollte man ja meinen: Wenn in einer so schwerwiegenden Frage des Landes sowohl die SPÖ als auch, zumindest bei den Bauern, Teile der ÖVP in der Regierung, wir als große Opposition und auch die GRÜNEN, der Gewerkschaftsbund und fast alle Länder dagegen sind, dann wäre die Sache gelaufen, und wir brauchten uns keine Sorgen mehr zu machen. Das ist aber leider eben nicht der Fall. Zunächst: TTIP ist ja noch nicht endgültig ausgehandelt, und selbst der bisherige Text ist nur beschränkt einsehbar. So kann eine seriöse Überprüfung im Sinn eines Begutachtungsverfahrens mit diesen massiven, auf die Zukunft gerichteten rechtlichen Auswirkungen nicht erfolgen. Zweitens: Die Kommission unter ihrem Vorsitz Juncker - Sie kennen den Herrn mit dem Ausspruch „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“ - ist ein vehementer Befürworter des Vertrags und wird nur allzu willig sein, zweifelhafte Umgehungsformeln zum Beispiel für das Schiedsverfahren zu akzeptieren. Dazu herrscht Zeitdruck, den benutzt man natürlich auch, weil man unbedingt noch mit Präsident Obama ratifizieren will. Wie sehr dieser gewillt ist, Druck zu machen, das haben wir gerade in dieser Woche erlebt, in Deutschland, als er quasi Hand in Hand mit der „Wir schaffen das!“-Merkel dafür eingetreten ist. Nun hören wir von unserer Bundesregierung eher sehr verhaltene Töne, und auch die nur in Österreich. In Brüssel ist es da wesentlich ruhiger, dort ist man kleinlauter, und wir sind keineswegs sicher, noch immer nicht sicher, ob nicht doch zugestimmt würde. Der Druck mancher Staaten und der Kommission wird ein ganz massiver sein. Erst gestern hat sich im „Mittagsjournal“ der Verfassungsrechtler und Berater des Bundespräsidenten Prof. Adamovich geäußert, und er hat Zweifel geäußert, ob der Kanzler in der Lage und willens sein wird, diesem Druck standzuhalten. Das ist wirklich eine der ganz großen Gefahren dieses Abkommens! Ich glaube es Ihnen hier in der SPÖ, dass Sie es nicht wollen. Ob das auf der Bundesebene halten wird, da haben wir noch Zweifel. Deswegen ist es, glaube ich, umso wichtiger, hier den Willen des Landes und der Stadt Wien kundzutun, dass wir das ganz, ganz sicher nicht wollen! Ich vertraue da auch auf den Gewerkschaftsbund, muss ich sagen. Ein weiterer Punkt ist der: Es ist ja noch nicht einmal sicher, wer überhaupt abstimmen darf. Die Frage des gemischten Abkommens ist überhaupt offen, und damit auch offen ist die Frage - was eigentlich seltsam ist im Regelwerk der EU -, ob unser Parlament überhaupt etwas zu sagen hat. So weit sind wir schon: In einer der vitalsten Fragen für Österreichs Zukunft hat vielleicht das Parlament gar nichts mehr zu sagen! - So weit zur EU-Begeisterung, von der da vorhin gesprochen wurde, und zur Skepsis, die immer mehr um sich greift. Man könnte nun sagen - und jetzt muss ich ein bisschen kritisch werden -, beide Präsidentschaftskandidaten - einer von ihnen wird ja unterzeichnen müssen - haben sich festgelegt, und da könne nichts passieren. Nun, wenn man den Verfassungsrechtlern zuhört, so gibt es die Variante, dass man sagt: Unter Umständen könnte der Kanzler allein ratifizieren und der Bundespräsident nicht. Dann wäre des Abkommen international gültig, aber der Kanzler wäre in Österreich ein Gesetzesbrecher. Eine schwierige Situation, die hier offen ist! Dabei ist aber leider noch nicht ganz sicher, wie sich die beiden Präsidentschaftskandidaten in Wirklichkeit verhalten werden. Der Herr Kollege Van der Bellen hat gesagt, er wird nicht unterzeichnen - nur, er hat halt schon viel gesagt! Wenn ich an das Buch denke, das er veröffentlicht hat: Da hat er gesagt, grundsätzlich steht er TTIP wohlwollend gegenüber. Es ist, glaube ich, erst ein bisschen mehr als ein Jahr her, dass dieses Buch publiziert wurde. „Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit“, das hat ein anderer Präsidentschaftskandidat gesagt. Und Prof. Van der Bellen hat auch schon einmal erklärt, er würde in den Gemeinderat gehen, wenn er hereingewählt wird, und dann hat er es sich eine Zeit lang doch etwas überlegt. Das ist wirklich eine ganz gefährliche Situation, denn wir haben das auch an seinen eigenen Sätzen und seinen eigenen Worten erlebt. Ich zitiere aus dem Parlamentsprotokoll anlässlich des Fekter-Schwindels in der Debatte zur Griechenland-Finanzierung wörtlich: „Wie Sie wissen, bin ich seit drei Jahren der festen Überzeugung, dass Griechenland nicht dazu imstande sein wird, das zurückzuzahlen. Es ist aber ein Unterschied, möchte ich hinzufügen,“ - Das ist interessant: es ist ein Unterschied - „ob der Herr Strache das sagt, ob ich das sage oder ob die Frau Bundesministerin das sagt. Sie muss sich in so einem Fall verschweigen, sie muss sogar, finde ich, gegen ihre eigene Überzeugung sprechen,“ - also wie schaut das aus: entweder habe ich eine Überzeugung oder ich habe keine - „wenn sie öffentlich spricht. Denn wenn sie der Meinung sein sollte, unsere Bundesministerin Fekter, dass Griechenland das nicht zurückzahlen können wird, was wird dann sein? - Dann würden wir fragen: Ja, und was heißt das, wer zahlt dann und was passiert dann? Wo sind die Vorbilder?“ Das würden wir bei TTIP genauso fragen. Daraufhin der Zwischenruf des Abg. Strache: „Das wäre dann wenigstens ein ehrlicher Umgang.“ Van der Bellen: „Das wäre ein ehrlicher, aber unprofessioneller Umgang.“ Beifall bei den GRÜNEN. Strache darauf: „Man muss also lügen, um professionell zu sein?“ Van der Bellen: „Sorry, das muss ich so sagen.“ Also einem so professionellen Bundespräsidentschaftskandidaten würde ich nicht trauen, meine Damen und Herren! Da bleiben die Zweifel, auch bei aller Glaubwürdigkeit der Wiener GRÜNEN, aus unserer Sicht angebracht. Wir sind daher der Meinung: Wer ehrlich TTIP verhindern will, sollte unserem Vorschlag einer Volksabstimmung zustimmen. Der Souverän, die Österreicher und die Österreicherinnen sollen entscheiden. Man hört von den GRÜNEN - nicht in Wien und auch noch nicht in Österreich, aber in Brüssel - andere Töne, vor allem seit der Volksabstimmung in den Niederlanden. Da will man die Rechte der Bevölkerung massiv einschränken, weil das Volk offenbar zu dumm ist, in so wesentlichen Fragen zu entscheiden. Ich hoffe, die GRÜNEN in Österreich machen diesen Schwenk nicht mit. Jetzt bringe ich Ihnen eine Sache, die wirklich sehr, sehr bedenklich macht: den Artikel aus der „Frankfurter Allgemeinen“ vom 8. April nach der Abstimmung in Holland, wo - zur Erinnerung - die Bevölkerung den Vertrag mit der Ukraine abgelehnt hat und die Regierung daraufhin bisher noch nicht ratifiziert hat. Der Artikel läuft unter der Überschrift: „Ein Nein, das keine große Bedeutung hat.“ „Die EU-Kommission erklärt die Ratifizierung des Ukraine- Abkommens durch die Niederlande zur Nebensache.“ Die Volksabstimmung in einem Land, gesetzlich geregelt, ist für die Kommission nebensächlich! Ich zitiere, weil der Artikel zu lang wäre - er ist sehr ausführlich, auch im rechtlichen Bereich -, auszugsweise: „,Der Präsident ist traurig‘, kommentierte Jean-Claude Junckers Chefsprecher am Donnerstag in Brüssel das Nein der Niederländer. Juncker hatte Anfang des Jahres im Gespräch mit der niederländischen Zeitung ‚NRC Handelsblad‘ vor einer ‚großen kontinentalen Krise‘ gewarnt, sollte die Nein-Kampagne gewinnen.“ Vor so einer Kampagne stehen wir auch, nämlich nicht der Nein-Kampagne, sondern der Unbedingt-Zustimmung-Kampagne. „Die Kommission wird sich weiterhin trotz dieser Abstimmung engagiert um die Beziehungen zur Ukraine bemühen und wie angekündigt Ende des Monats Vorschläge für die Visa-Liberalisierung“ - die dort ausdrücklich abgelehnt wurde - „vorlegen.“ „Kurz: Das Referendum werde letztlich an dem Verhältnis zur Ukraine nichts ändern, das ist die Lesart der Kommission auch für die Kernfrage des Referendums, das Ukraine-Abkommen. Schließlich haben, so wurde argumentiert, 27 der 28 Staaten sowie das Europäische Parlament schon ratifiziert.“ Auch wenn die Regierung nach dem Referendum nun die Ratifizierung nicht vorantreiben kann: Zunächst einmal wird das Abkommen - und jetzt kommt es -, zunächst wird das Abkommen provisorisch angewandt. Das heißt, sie machen es! Sie machen es entgegen dem rechtlich einwandfreien Einspruch der Niederländer. „Die Einigung ist da, nur die Ratifizierung nicht.“, lautet die Formel, mit der die Kommission deutlich machen will, dass das Nein der Niederländer letztlich keine Bedeutung für das Abkommen haben muss. Um die Anwendung des Abkommens auszusetzen, bedürfe es im Gegenteil sogar wiederum eines einstimmigen Votums der Mitgliedstaaten, heißt es dort in einer sehr seltsamen Rechtsauslegung. Das heißt: Auch wenn wir dagegen sind, der Kanzler aber nicht entsprechend auf den Tisch haut und sagt, wenn ihr das tut, dann werden wir in Zukunft andere Vorhaben blockieren, dann ist es möglich, auch gegen Österreich, gegen die Bevölkerung, gegen uns alle, dieses Abkommen de facto in Betrieb zu setzen und auf ewige Zeiten laufen zu lassen. Es gibt nämlich auch keine zeitliche Beschränkung, meine Damen und Herren von der SPÖ! Bitten rufen Sie sich das in Erinnerung, und halten Sie sich das vor Augen! Das ist die allergrößte Gefahr in der ganzen Situation, die bisher in Österreich leider noch viel zu wenig erkannt wurde. Man bekommt eine Gänsehaut, wenn man so etwas liest! Die Brüsseler Machthaber scheren sich den Teufel um Vertragstexte! Das haben wir ja schon in anderen Bereichen bemerkt. Aber wenn so offen über Volksentscheide drübergefahren wird, dann sollte man eigentlich verstehen, warum wir Freiheitliche massive Bedenken gegen diese Union der Trickser und Schwindler haben! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Duzdar. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin sehr froh darüber, dass wir mit der Mitteilung unserer Stadträtin heute die Möglichkeit geboten bekommen, über die Auswirkungen und Folgen von CETA auf die öffentliche Daseinsvorsorge diskutieren zu können. - Es gibt einige Punkte, die hier von Seiten der NEOS und der ÖVP erwähnt wurden, die so für mich eigentlich nicht nachvollziehbar sind. Sie haben nämlich gesagt, wir wären generell gegen Freihandel, und das kann ich so nicht im Raum stehen lassen: Wir sind nicht gegen Freihandel oder freien Handel, sondern wir sind gegen dieses Freihandelsabkommen, und da besteht doch ein ganz wesentlicher Unterschied, denn dieses Freihandelsabkommen geht weit über das hinaus, was wir bisher an Abkommen immer gewohnt waren. Wenn heute die Rede davon war, dass wir da so nationalistisch wären oder uns in die Gruppe der Nationalisten und Protektionisten einreihen würden, so ist das nicht richtig! Und wenn gesagt wird, dass dieses Freihandelsabkommen das Wirtschaftswachstum fördert und die Lage in Afrika begünstigt, dann kann ich Ihnen nur sagen, dass die Situation eher gegenteilig ist. Es war eigentlich nie so, wenn ein Freihandelsabkommen mit Ländern der Dritten Welt geschlossen wurde, dass diese dadurch begünstigt wurden, sondern ganz im Gegenteil: Man hat nicht die europäischen Märkte für Produkte aus Afrika geöffnet, sondern es war eher umgekehrt, dass man nämlich die lokale Wirtschaft in den Entwicklungsländern damit zunichte gemacht hat. - Ich meine, es ist ganz wichtig, das hier zu erwähnen. Es ist auch nicht das erste Mal, dass wir hier im Wiener Gemeinderat über das CETA-Freihandelsabkommen diskutieren und uns damit befassen. Wir haben uns in der Vergangenheit mittlerweile auch schon eine Wiener Position gegeben. Bei der letzten Sitzung des Ausschusses für europäische und internationale Angelegenheiten wurde die genannten Studie, die von der öffentlichen Gemeinwirtschaft, von der Arbeiterkammer und vom Städtebund in Auftrag gegeben worden war, präsentiert, und ich denke mir, dass es ganz wichtig und Aufgabe unserer Politik ist, dieses doch sehr komplexe Werk, nämlich dieses 1.600 Seiten umfassende Dokument quasi herunterzubrechen und den Menschen klar und verständlich zu machen, was das bedeutet. Es ist dies nämlich ein sehr technisches Dokument, und was würde das im Endeffekt letztlich für die öffentliche Daseinsvorsorge bedeuten? - Es geht darum, hier die Folgen und Risiken dieses Abkommens zu veranschaulichen. Daher beobachten wir schon sehr lange den Verlauf dieser Verhandlungen der Europäischen Union mit Kanada über eines der umfassendsten und am tiefsten gehenden Freihandelsabkommen, wie wir es in dieser Form noch nie erlebt haben. Manch einer mag sich fragen: Warum dieser Aufruhr? Warum diese Kritik? Warum dieser Protest? Es gab in der Vergangenheit doch unzählige Freihandelsabkommen! - Das mag schon sein, aber diese Dimension hatten wir bisher noch nicht. Hier geht es in der Tat um Angriffe auf sozialstaatliche Einrichtungen und Errungenschaften: Es geht hier um Bildung, es geht um Gesundheit, es geht um Wasser, es geht um Abwasser, es geht eigentlich um die Art und Weise, wie wir bisher Gesellschaft organisiert haben. Das steht auf dem Spiel! Daher müssen wir vorsichtig sein und unsere Bedenken zum Ausdruck bringen. Wir sind nämlich der Meinung, dass es sehr wichtig ist, dass der Staat eine sehr starke und wichtige Rolle einnimmt beziehungsweise dass die Stadt und die Kommunen eine bedeutende Rolle einnehmen. Mit der Implementierung eines derartigen Abkommens ist aber die Zerschlagung dieses Modells zu befürchten, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Gerade die Städte und Kommunen wären am meisten betroffen! Gerade in einer Zeit, in der die Urbanisierung voranschreitet, in der Menschen immer mehr in die Städte ziehen und die Herausforderungen immer größer werden, ist das Angebot an kommunalen Dienstleistungen sehr wichtig. - Wir sorgen mit der öffentlichen Daseinsvorsorge dafür, dass das Leben in der Stadt gut funktioniert. Wir sorgen dafür, dass es eine sehr, sehr hohe Lebensqualität gibt, und dafür wird ja Wien immer wieder gerühmt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ohne jetzt auf die technischen Details dieses Abkommens eingehen zu wollen, weil dazu wirklich schon sehr viel gesagt wurde, muss man doch etwas dazusagen: Ich kann die Auffassung nicht teilen, wenn man sagt, dass die Daseinsvorsorge eh ausgenommen wird und alles nicht so schlimm ist. - Das kann ich so nicht teilen, denn es gibt dieses Prinzip der Liberalisierungsverpflichtung als wesentlichen Bestandteil dieses Abkommens. Diese Liberalisierungsverpflichtung wird zur Norm erhoben, und alles andere wird zur Ausnahme degradiert. In Wirklichkeit geht es darum, dem Markt alle Bereiche unserer Gesellschaft zu öffnen, und dort, wo man das nicht will, müssten wir in den nächsten 10, 20, 30 Jahren um die Daseinsvorsorge kämpfen. Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte nicht in die Situation kommen, dass ich die nächsten Jahrzehnte damit verbringen muss, dauernd in die Defensive gedrängt zu werden, wenn ich die Wichtigkeit und Bedeutung der öffentlichen Daseinsvorsorge rechtfertigen muss. Das will ich einfach nicht! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Einige sagen, man kann ja eh Ausnahmen hineinreklamieren. - Nein! So einfach ist das nicht: Wenn man sich dieses Abkommen anschaut, so kann es zum Beispiel dort, wo Ausnahmen unklar sind, durchaus möglich sein, dass dann plötzlich Schiedsgerichte darüber entscheiden. Das heißt: Die Daseinsvorsorge ist sehr wohl gefährdet. Sehr geehrte Damen und Herren! Das Investitionsschutzabkommen, das des Öfteren heute schon angesprochen wurde und das auch in der Dritten Welt immer wieder zur Anwendung angekommen ist, stellt einen Nachteil für die Entwicklungsländer dar und bedeutet in Wirklichkeit einen der größten Eingriffe in die Souveränität unserer Staaten und unserer Städte und Kommunen. Diese wird ausgehebelt - man muss es so sagen, wie es ist - durch Profitinteressen internationaler Konzerne, die glauben, durch private Schiedsgerichte, die sich der Kontrolle der Staaten entziehen, ganzen Staaten vorschreiben zu können, welche Standards sie im Bereich der Umwelt, des Arbeitnehmerschutzes oder im Bereich des Konsumentenschutzes überhaupt haben dürfen. Und überall dort, wo sich Unternehmen in ihren Investitionen benachteiligt fühlen, dürften sie kostspielig Staaten klagen! Wir sehen auch an den Beispielen, die hier heute schon genannt wurden, was das für die Staaten bedeutet, wenn sie bedrängt werden und sich in Wirklichkeit überlegen müssen, ob sie sich auf einen Prozess einlassen oder sich das nicht antun, weil natürlich das Kostenrisiko erheblich ist und die Staaten dann klein beigeben müssen. Es ist nicht einzusehen, dass jeder Bürger und jede Bürgerin ihre rechtlichen Interessen dadurch durchsetzen können, indem sie staatliche Gerichte befassen, in diesem Zusammenhang aber plötzlich internationale private Unternehmen durch Sondergerichte privilegiert werden! Weshalb? Warum? Hier werden tatsächlich die Interessen internationaler Unternehmen über die des Allgemeinwohls gestellt! Das können wir nicht unterstützen! Das lehnen wir tatkräftig ab! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir haben heute, gemeinsam mit den GRÜNEN, auch einen Antrag eingebracht, mit dem wir die Bundesregierung und insbesondere den hierfür zuständigen ÖVP-Minister für Wirtschaft auffordern, dafür Sorge zu tragen, dass es nicht sein kann, dass ein derartiges Abkommen mit so weitreichenden Einschnitten ohne die Befassung der nationalen Parlamente beschlossen werden kann. Das ist ein No-Go für uns! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich darf den diesbezüglichen Antrag zur Abstimmung einbringen. Wir fordern in diesem Antrag auch ganz eindeutig, dass es keine Einrichtung privater Schiedsgerichte geben darf. Es darf keine Liberalisierungsverpflichtungen geben, die Auswirkungen auf die öffentliche Daseinsvorsorge haben. Wir sehen dieses Investitionsschutzabkommen sehr kritisch, und dieses darf keine Auswirkungen haben! Lassen Sie mich vielleicht zum Schluss noch einen Satz zur ÖVP sagen: Ich muss nämlich dem Kollegen Margulies beipflichten, wenn er gesagt hat, dass es ihm bisher noch nie untergekommen ist, dass sich jemand dermaßen für dieses Freihandelsabkommen ausgesprochen hat wie Kollege Blümel. - Ein derart emotionales Plädoyer für CETA lässt erahnen, wofür die ÖVP in Wirklichkeit steht! Und es ist nicht verwunderlich, dass gerade jene, die für dieses Freihandelsabkommen sind, gleichzeitig auch jene sind, die sich jedes Mal zu Wort melden, um wesentliche sozialstaatliche Grundpfeiler zu diskreditieren und zu deformieren, insbesondere auch im Zusammenhang mit der Mindestsicherung. Man sieht da ganz klar, welch Geistes Kind die ÖVP ist! - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Wie auch Kollege Nepp und Kollege Jung schon gesagt haben: Dass der Tag noch kommt, an dem wir den Rednern der GRÜNEN und der SPÖ fast vollinhaltlich zustimmen können, damit haben wir eigentlich nicht mehr gerechnet! Aber ich freue mich darüber, dass dieser Tag heute gekommen ist, denn es geht ja um die Interessen unserer Bürger und unserer Bevölkerung. Und weil Kollege Blümel vorhin von der „Koalition der Ängstlichen“ oder der „Koalition der Angst“ gesprochen hat: Nein! Wir gehen eine Koalition mit den Bürgern ein, und auch wenn es von Seiten der SPÖ und der GRÜNEN kommt, dass Bürgerinteressen vertreten werden, gehen wir natürlich auch mit ihnen eine Koalition der Vernunft und der Verantwortung ein. - Das ist freiheitliche Politik. (Beifall bei der FPÖ.) Blümel war ja lustig! Er hat das gleich mit den Diskussionen zum EU-Beitritt verglichen, hat dabei auch mehr oder weniger glühend den „Ederer-Tausender“ verteidigt und gesagt: Es geht uns allen besser! Wir alle haben mehr. - Man kennt ja das neue Plakat von der ÖVP, auf dem so ein Stangerl mit einer gelben Blume steht: Blümel wird bald alleine stehen, das wird der Fall sein, und das symbolisiert auch dieses Plakat, und das symbolisiert auch die Politik, die die ÖVP hier betreibt! Die ÖVP hat nämlich heute ganz deutlich gezeigt, dass sie in Koalition steht mit den internationalen Konzernen und mit jenen, die die Entwicklung vorantreiben wollen, dass wir in Österreich Working Poor bekommen, dass sie in Koalition mit jenen ist, die gegen die Arbeitnehmerschutzinteressen in Österreich sind. - Das ist leider Gottes eine ÖVP-Politik, die ich für bedauerlich halte! Aber wir haben es ja schon miterlebt! Kollege Blümel hat heute auch gesagt, dass er da Experte ist, und hat sich ein bisschen hinausgehängt in der Geschichte. - Am 14. Juni 2013 wurden im Rat für Auswärtige Angelegenheiten die Leitlinien für die Verhandlungen über TTIP beschlossen. Wer aber war nicht dort? - Außenminister Spindelegger! Das dürfte Ihnen bekannt sein. Er hat sich durch Botschafter Heiss vertreten lassen. Und welche Position hat Österreich damals unter Spindelegger eingenommen? - Gar keine! Gar keine! Die ÖVP-Experten haben sich dort einfach ohne irgendeine Vorbereitung hingesetzt und haben offenbar gedacht, die Amerikaner werden das schon für uns richten, die werden das schon machen! Kollegin Duzdar hat recht! Ja. Diese Abkommen waren in Afrika nicht zum Vorteil der Bevölkerung vor Ort. Und Sie haben auch vollkommen recht, dass das, so wie hier verhandelt wird, auch nicht zum Vorteil der europäischen Bevölkerung sein wird, denn unsere Standards sind höher als die amerikanischen Standards, und wir können nicht davon ausgehen, dass die Amerikaner jetzt diese Standards anheben werden, nur weil sie mit uns dieses Abkommen treffen wollen! Wie aber gehen die ÖVP-Minister damit um? - Es wurde damals nämlich auch besprochen, dass alles sehr transparent gemacht werden muss. Wie transparent ist das denn momentan im Ministerium Mitterlehner? - Es gibt keine Dokumente und Informationen über den aktuellen Stand, aber betreffend das, was es gibt, besteht im Wirtschaftsministerium die Möglichkeit der Einsichtnahme: Als Abgeordneter zum Nationalrat hat man die Möglichkeit, sich das anzuschauen, und zwar unter ÖVP-Aufsicht. Es gibt nur englische Dokumente. Wir würden das mit einem Übersetzer schon schaffen. Aber man will ja nicht transparent sein! Und es werden dort auch keine Mitarbeiter und Experten zugelassen. In diesem Zusammenhang hat es eine Anfragebeantwortung von Minister beziehungsweise Vizekanzler Mitterlehner gegeben, in der steht, dass es sich um „sogenannte ‚konsolidierte Texte‘“ handle, „die vertrauliche Dokumente der Europäischen Kommission, beispielweise taktische Überlegungen beinhalten. Die Liste der zur Verfügung stehenden Dokumente wurde erstmals mit Schreiben vom 28. Jänner 2016 dem Parlament übermittelt und wird seither laufend aktualisiert.“ - Es gibt aber keinen Aufschluss darüber, was da jetzt aktualisiert wird oder was neu kommt. Ich zitiere weiter: „Daraus ergibt sich, dass Unterlagen, die im Leseraum zur Einsichtnahme zur Verfügung gestellt werden, weder kopiert noch fotografiert oder mitgenommen werden dürfen. Handschriftliche Notizen können auf im Leseraum aufliegendem Papier angefertigt und mitgenommen werden.“ - Es ist also untersagt, diese Texte vollinhaltlich wiederzugeben! Dabei handelt es sich um ein Abkommen, das Bürgerinteressen betrifft?! Es ist aber den Abgeordneten untersagt, Kopien zu machen! Es ist den Abgeordneten untersagt, vollinhaltlich wiederzugeben, was sie dort lesen! Das ist die Beantwortung durch Herrn Vizekanzler Mitterlehner. - Ich gebe dir das, Manfred, überhaupt kein Problem! Ich habe das Dokument in Kopie für dich da! Ich bin wirklich ein bisschen enttäuscht, dass die ÖVP diesbezüglich ganz weit weg von den Interessen der Bürger und glühender Verfechter von Working-Poor-Zentren ist! Das finde ich echt schade! Das ist etwas, was wir eigentlich in der Stadt in dieser Form noch nie gehört haben, aber man lässt sich ja überraschen! - Ich habe das jetzt nur kurz angesprochen, weil eh schon relativ viel darüber geredet worden ist. Ich freue mich echt, dass die Frau Vizebürgermeister beziehungsweise die ehemalige Frau Vizebürgermeister Brauner das heute auch zum Anlass genommen hat, darüber zu sprechen. Ich habe ja in der letzten Gemeinderatssitzung einen Resolutionsantrag zum Thema TTIP eingebracht, in dem wir mehr Transparenz eingefordert haben, und ich halte nur fest, dass damals alle Fraktionen bis auf die Freiheitliche Fraktion damals gegen mehr Transparenz bei TTIP gestimmt haben. Der SPÖ muss man vielleicht auch noch ein Stück vorhalten: Es hat ja auch eine Abstimmung im Europäischen Parlament zu einer Resolution zum TTIP gegeben, bei der die ÖVP - das wissen wir eh schon - natürlich dafür gestimmt hat. Bei den NEOS weiß man das nie so genau: Ich glaube, an den geraden Tagen stimmen sie dafür und an den ungeraden dagegen. Ich bin mir dessen nicht ganz sicher, aber ich werde in den nächsten Jahren dieses NEOS-Abstimmungsschema vielleicht noch erkennen! Sie waren bei dieser Gelegenheit jedenfalls auch dafür. Interessant ist, dass sich Abgeordneter Jörg Leichtfried von der SPÖ der Stimme enthalten hat. Das heißt: Es gab Ablehnung von den GRÜNEN, Ablehnung von der FPÖ, und von fünf EU-Abgeordneten der SPÖ haben vier dagegen gestimmt, und einer hat sich enthalten. (GR Mag. Manfred Juraczka: Leichtfried, der Schlingel!) Sie sollten vielleicht wirklich einmal mit Kollegen Leichtfried reden, denn das ist doch ein bisschen verdächtig! Habt ihr ihn nicht gebrieft? Habt ihr ihn nicht vorbereitet? Hat er sich dabei nicht ausgekannt? Ich weiß, dass ihr es in der SPÖ momentan ein bisschen schwer habt, miteinander zu reden! Aber vielleicht gibt es jemanden in den Reihen der SPÖ, der ihn besser kennt und ihn fragt, warum er sich damals bei dieser Resolution der Stimme enthalten hat, ob er da persönliche Interessen hat oder ob er befangen war. Man weiß es ja nicht! Vielleicht waren ihm einfach die Arbeitnehmerschutzrechte wurscht, das kann natürlich auch sein. In diesem Zusammenhang sollte die SPÖ auf sich selbst schauen und einmal dem nachgehen, was da am Ende des Tages bei dieser Abstimmung in Brüssel passiert ist! Interessanterweise gibt es auch ein Gutachten der School of Economics in London über TTIP, das mehr oder weniger besagt, dass am Ende des Tages TTIP keine wirklichen Vorteile auf dem Arbeitsmarkt bringt. Die Studie ist aus dem Jahr 2013 und betrifft Großbritannien, aber sie besagt auch, dass man das auf andere EU-Staaten umlegen kann. In dieser Studie steht, dass es eigentlich erhebliche Kosten für die Staaten geben wird. Wörtlich heißt es: „Es ist zweifelhaft, dass britische Investoren in den USA zusätzlichen Schutz durch ein EU-Abkommen erhalten werden.“ Weiters wird in der Studie natürlich auch angesprochen, dass die Situation mit den Schiedsgerichten problematisch ist. - Darüber brauchen wir überhaupt nicht zu diskutieren! Jeder Demokrat muss dagegen sein, dass ein Schiedsgericht über gesetzliche Regelungen von Parlamenten entscheiden kann. Das kann nicht sein! Dagegen ist jeder glühende Demokrat, und bei der Freiheitlichen Partei sind wir das alle. Daher muss ich sagen: Bitte, bitte unterstützt auch den Kampf gegen TTIP, weil das wichtig ist, und zwar nicht nur für Arbeitnehmerschutzrechte, sondern auch für die Erhaltung der Demokratie in Europa! Dann können uns nämlich Schiedsgerichte nichts vorschreiben! Weiters vergleicht diese Studie aus London die TTIP-Vereinbarung und die CETA-Vereinbarung ein Stück weit mit dem NAFTA-Abkommen, hinsichtlich dessen es ja schon Erfahrungen gibt. Kollege Margulies hat das heute schon angesprochen. Es mussten sehr viele Ressourcen bereitgestellt werden, denn im Rahmen des NAFTA-Abkommens haben Staaten bis jetzt 30 Mal Klagen gegen Kanada eingebracht. Das war das Ergebnis: Entweder musste Kanada hohe Strafzahlungen aus Steuergeldern leisten, und zwar von jenen Bürgern, die dann vielleicht schon die Arbeit verloren haben, aber die Steuer zahlen mussten, oder sie mussten sich vergleichen. Das heißt: Recht bekommen haben sie in diesen Verfahren auf Grund des Vertrages nicht. Weiterhin problematisch ist laut dieser Studie auch, dass schon heute US-Großinvestoren in Großbritannien mit großer Rechtssicherheit tätig werden könnten. - Wir wissen das ja, wir kennen das, das wurde schon angesprochen, auch von Kollegen Blümel. Es gibt ja teilweise sogar Verträge, laut welchen der Gerichtsstand nicht einmal in Österreich ist. Solche wurden auch in dieser Stadt abgeschlossen. Es gibt also keinen Grund, amerikanischen Investoren mehr Rechtssicherheit zuzusprechen! Das sehe ich ganz offen so. Und am Ende heißt es auch, dass TTIP in Wahrheit auch keinen einzigen Arbeitsplatz bringt. Das bringt keinen Arbeitsplatz. Das weiß man auf Grund der NAFTA-Erfahrungen, und das wird auch durch Studien belegt. Interessant ist, dass wir gern viel mehr über TTIP und CETA reden würden, das aber nicht tun dürfen, weil wir alle nicht wissen, was dort verhandelt wird. Und wir dürfen, wie erwähnt, keine Einsichtnahme treffen. Den GRÜNEN darf ich noch mitgeben: Ja, es stimmt schon … (GR Mag. Manfred Juraczka: Jetzt haben Sie uns gerade erzählt, dass Einsicht genommen werden darf!) Ja. Aber das darf man niemandem erzählen! Wir dürfen den Bürgern nicht erzählen, was wir dort sehen, Kollege Juraczka, und das macht schon einen gewissen Unterschied! Interessant ist natürlich auch, dass der Herr Bundespräsidentschaftskandidat Van der Bellen gesagt hat, dass er als Ökonom natürlich ein Anhänger des Freihandels ist und dass es bei TTIP verschiedene Probleme gibt, die sich aber lösen lassen. - Ich glaube, die Probleme, die sich hier ergeben, lassen sich nicht lösen! Kämpfen wir daher alle gemeinsam gegen dieses Freihandelsabkommen! Kämpfen wir für Arbeitnehmerschutz, für Arbeitnehmerrechte und für Demokratie in Europa! - Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Teiber. Ich erteile es ihr. GRin Barbara Teiber, MA (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kollegen und Kolleginnen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Die Aktualität und Brisanz des Themas, mit dem wir uns hier heute beschäftigen, hat vor allem auch damit zu tun, dass die Europäische Kommission angekündigt hat, schon Anfang Juni die notwendigen Vorschläge zur Unterzeichnung und zur vorläufigen Anwendung von CETA vorzulegen. Der endgültige Text des geplanten Freihandelsabkommens der EU und ihrer Mitgliedstaaten mit Kanada liegt nunmehr vor, vieles ist aber wirklich weiterhin unklar, und viele Folgen sind einfach nicht absehbar. Klar ist aber: Das Abkommen inkludiert nach wie vor ganz viele problematische Inhalte, und zwar dieselben Inhalte, die auch Gegenstand der Verhandlungen zwischen den USA und der EU zu TTIP sind, und diese problematischen Inhalte haben ja schon ganz viele Vorredner und Vorrednerinnen vor mir angesprochen. Aber noch einmal kurz zurück zur Aktualität von CETA: Nach Beratungen in den zuständigen Ratsausschüssen könnte eine formelle Annahme bereits im Sommer, spätestens jedoch im September erfolgen. Das heißt, CETA könnte dann schon im Oktober unterzeichnet werden und kurz darauf provisorisch auch schon in Kraft treten. Die EU- Kommission setzt anscheinend wirklich alles daran, vollendete Tatsachen zu schaffen, indem möglichst rasch ein vorläufiges Inkrafttreten des CETA-Abkommens durchgesetzt beziehungsweise durchgepeitscht wird! Was mich dabei wirklich traurig stimmt, ist, dass das Wirtschaftsministerium auch seinen Beitrag dazu leistet! Bereits jetzt wurde im handelspolitischen Ausschuss des Rates von den Mitgliedstaaten eine Zustimmung zur vorläufigen Anwendung für die europäischen Teile des Abkommens eingefordert, und jetzt kommt das, und das ist wirklich durchaus bedenklich! Das Wirtschaftsministerium wollte das ohne weitere innerstaatliche Abstimmung in Österreich bereits gewähren, und nur auf Grund von Interventionen von vielen Seiten gibt es diesbezüglich doch eine rechtliche Prüfung. Im Hinblick darauf, dass CETA, wie auch schon von StRin Brauner erwähnt, ein wirklich umfassendes Abkommen einer neuen Generation ist, das deutlich über die bisherigen EU-Handelsabkommen hinausgeht, ist dies wirklich demokratiepolitisch und verfassungsrechtlich bedenklich und auch abzulehnen. Warum? - Viele Punkte wurden schon erwähnt. Ich möchte noch einmal zwei herausstreichen: Erstens ist überhaupt strittig, welche Bestimmungen eines solchen Abkommens überhaupt in Unionskompetenz fallen, und zweitens besteht keine Pflicht der EU-Organe, eine vorläufige Anwendung im Falle eines ablehnenden Votums durch ein nationales Parlament zu beenden. Deshalb richte ich auch nochmals einen Appell an die Bundesregierung und besonders an den Wirtschaftsminister, den CETA-Vertrag dem Nationalrat in seiner Gesamtheit zum Beschluss vorzulegen. Eine vorläufige Anwendung auch nur von Vertragsteilen darf auf keinen Fall in Frage kommen! Es muss sichergestellt werden, dass das Abkommen vor der Genehmigung durch den Nationalrat keine rechtliche Wirkung entfalten kann. Aber nicht nur aus verfassungsrechtlicher Sicht und aus demokratiepolitischen Gründen, sondern vor allem aus inhaltlichen Gründen ist das CETA-Abkommen in der jetzigen Form abzulehnen, und zwar vor allem auch deswegen, weil ja das CETA-Abkommen aus Blaupause für das TTIP-Abkommen gilt. Im Zusammenhang mit dem Abkommen mit den USA wurden ja viele Inhalte schon von meinen Vorrednern und Vorrednerinnen angesprochen. Ich möchte noch einmal besonders betonen und erwähnen, warum ich gerade als sozialdemokratische Gewerkschafterin wirklich große Skepsis gegenüber diesem Abkommen habe und meine, dass wirklich große Skepsis angebracht ist. Im Zentrum steht generell die Bedrohung öffentlicher Dienstleistungen, die sich aus den weitreichenden Investitionsschutzklauseln, die in CETA verankert wurden und auch für TTIP vorgesehen sind, ergeben. Das als „Investor-Staat-Streitschlichtungsverfahren“ bezeichnete System würde es tausenden Unternehmen aus den USA und Kanada ermöglichen, die EU und ihre Mitgliedstaaten wegen Änderungen im Dienstleistungssektor, die sich negativ auf die Erträge und auf die Ertragslage der Unternehmen auswirken, zu klagen, und zwar auf Entschädigungszahlungen in der Höhe von mehreren Millionen oder auch Milliarden Euro als mögliche Folge, und wir müssten das durch Steuergelder aufbringen. Diese Folgen sind durchaus real, auch wenn das die Kolleginnen und Kollegen von den NEOS anders sehen! Diese Folgen sind durchaus real, denn politische Entscheidungen zur Regulierung öffentlicher Dienstleistungen zum Beispiel betreffend Höchstpreise zur Wasserversorgung oder die Rücknahme von Privatisierungen waren bereits Gegenstand solcher Investorklagen. Was mich als Gewerkschafterin wirklich wütend macht, ist, dass die Europäische Kommission die Forderung der Wirtschaftslobby - genauso klar muss man das wirklich ausdrücken! - einfach erfüllt hat, nämlich derzeitige und auch zukünftige Liberalisierungen sowie Privatisierungen öffentlicher Dienstleistungen unumkehrbar zu machen, auch wenn sich solche Privatisierungen und Liberalisierungen als ganz klarer Fehler erweisen und wirklich nur zum Nachteil unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen sind. Das ist, gelinde gesagt, wirklich ein Irrsinn! Ich greife jetzt bewusst zu diesen Worten, denn genau das wird dazu führen, dass immer mehr Menschen den Glauben an die Handlungsfähigkeit der Politik verlieren! Es ist auch erschreckend, dass die Europäische Kommission der Dienstleistungsindustrie bereitwillig den roten Teppich ausrollt und ausgerollt hat. Mehrere kritische Studien zeigen, wie aggressiv die Dienstleistungskonzerne in diesem Zusammenhang vorgehen, welche aggressiven Strategien sie anwenden, um im Hinblick auf TTIP und CETA einfach eine weitgehende Marktöffnung in den Bereichen Gesundheit, Kultur, Postdienste, Wasserwirtschaft, und so weiter zu erreichen, und dass sie sich auch weitgehend durchsetzen konnten. Die Wirtschaftslobby hat bereits einen großen Erfolg errungen, denn CETA ist das erste EU-Abkommen, das hinsichtlich der Liberalisierungsverpflichtungen für Dienstleistungen dem Modell der „Negativ-Liste“ folgt. Das wurde schon ausgeführt. Das bedeutet, dass grundsätzliche alle Dienstleistungen liberalisiert werden müssen, wenn nicht explizit eine Ausnahme gemacht wird. - Das ist schon eine verrückte, verkehrte Welt! Jetzt noch kurz zum Thema ArbeitnehmerInnenschutz: Ich habe das erst gestern vernommen, als ich mich tiefer mit der Materie auseinandergesetzt habe. Ich war durchaus positiv überrascht von dem Vorschlag der kanadischen Handelsministerin, die in die Verhandlungen zu CETA eingebracht hat, dass über die Mindestarbeitsnormen der ILO - also der International Labour Organization - hinausgehende Elemente, beispielsweise Mindestlöhne, Überstundenentgelte, ArbeitnehmerInnenschutz oder auch Gleichbehandlung von MigrantInnen in Bezug auf Arbeitsbedingungen, durchaus verbindlich in dieses freie Handelsabkommen mit einbezogen werden sollen hätten. Was aber ist dann geschehen? - In Österreich denkt man ja, die anderen sind schuld daran, aber leider wurde diese Initiative Kanadas durch die EU abgelehnt! Insofern sind auch die Beteuerungen seitens vieler EU-Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission, dass die EU im Rahmen dieser CETA-Verhandlungen die höchsten Standards anstrebt, leider aus unserer Sicht nicht ganz ernst zu nehmen! Nun noch eine Bemerkung zum Thema ArbeitnehmerInneninteressen: Wir sozialdemokratischen Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen haben, was Vergaben betrifft, sehr stark für das Bestbieterprinzip anstatt des Billigstbieterprinzips gekämpft, und es gibt auch viele namhafte Experten, die sagen, dass einfach offen ist, inwieweit dann, wenn dieses Abkommen in Kraft tritt, soziale Kriterien überhaupt noch zulässig wären. Und es ist offen, ob dann die Resultate all unserer Initiativen und Bestrebungen, Frauenförderungsmaßnahmen, ArbeitnehmerInnenschutz, et cetera bei den Ausschreibungen zu berücksichtigen, weiterhin zulässig wären. Nun noch einige Bemerkungen zu Kollegen Wiederkehr: Sie haben gesagt, dass vieles, was unsere StRin Brauner gesagt hat, so nicht stimmt und falsch sei, weil die Europäische Kommission das anders gesagt habe. - Dazu muss ich schon etwas anmerken und bringe nur ein Beispiel: Die Europäische Kommission behauptet, der Spielraum Österreichs und anderer Mitgliedstaaten im Bereich der Daseinsvorsorge sei durch CETA völlig unberührt. Das sagt die Europäische Kommission. - Dazu muss ich Ihnen schon sagen: Alle Experten, die es gibt, beziehungsweise mache ich eine Ausnahme: außer den Experten, die von Wirtschaftslobbys finanziert werden, sagen das komplette Gegenteil. Somit sind diesbezügliche Aussagen der Europäischen Kommission durchaus in Zweifel zu ziehen! - Das ist nur eine kleine Anmerkung. Und noch eine Anmerkung zu Ihnen, Herr Abg. Wiederkehr, zum Thema Investor-Staat- Streitschlichtungsverfahren, was der komplizierte Ausdruck ist, beziehungsweise zum Schiedsgerichtsverfahren, wie auch immer: Sie sagen, dass sich da eh einiges verbessert hat: Es gibt jetzt nämlich einen Instanzenzug. - Dazu sage ich wow! Also ehrlich! Außerdem haben Sie gesagt, dass es da jetzt richtige Richter gibt. - Auch dazu sage ich wow! Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was ich sonst dazu sagen soll! (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ganz einfach nur: Wow!) Ja! Wirklich nur: Wow! Ich denke mir: Da wird eine Paralleljustiz geschaffen. Ich glaube, wir haben uns allesamt, egal, wo wir uns engagieren, immer für die Rechtsstaatlichkeit und für freie Gerichte eingesetzt, und ich hoffe, es geht uns vor allem zumindest mehrheitlich darum, dass wir Gesetze und Gerichte vor allem deswegen brauchen, um die Schwachen in einer Gesellschaft zu schützen und nicht die Starken. Das ist sozusagen auch das Wesen der Rechtsstaatlichkeit. - Auch das war jetzt nur eine Anmerkung. Nun auch noch ein Wort zu GR Blümel von der ÖVP: Sie haben erwähnt, dass die Angelegenheiten CETA und TTIP quasi durchaus sorgsam verhandelt werden sollen. - Aber das ist ja momentan das Problem bei diesem Thema, dass die Europäische Kommission und viele, viele andere aktuell wirklich alles daran setzen, dieses Abkommen durchzuboxen, und dagegen müssen wir uns einfach wehren! Abschließend noch: Aus unserer Sicht darf es keine privilegierenden Investitionsschutzbestimmungen geben. Wir fordern ganz dringend einen Verzicht auf diese Investor-Staat-Streitschlichtungsverfahren. Und vor allem brauchen wir eine umfassende Sicherung der Handlungsspielräume der öffentlichen Hand zum Erhalt und auch zum Ausbau der Daseinsvorsorge. Deshalb sagen wir ganz eindeutig Nein zu den vorliegenden Paketen betreffend CETA und TTIP, und zwar im Interesse der Wiener und der Wienerinnen, aber auch im Interesse der Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer und KonsumentInnen aller betroffenen Länder. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Es wurden einige Anträge eingebracht, zu deren Abstimmung wir jetzt kommen. Zunächst komme ich zum Beschlussantrag der Gemeinderäte der FPÖ Nepp, Guggenbichler, Ebinger, Jung betreffend Volksabstimmung zu CETA. Es wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das sind die Stimmen der FPÖ gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat somit nicht die erforderliche Mehrheit. Der nächste Antrag ist der Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Nepp, Guggenbichler, Ebinger, Jung betreffend Volksabstimmung zu TTIP. Auch diesfalls wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen der FPÖ gegen die Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN abgelehnt. Der nächste Antrag ist der Beschlussantrag der NEOS-Gemeinderäte Gara und Wiederkehr betreffend TTIP. Auch diesfalls wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das sind die Stimmen der NEOS, gegen ÖVP, FPÖ, SPÖ und GRÜNE und ist damit nicht die erforderliche Mehrheit. Wir kommen zum Beschluss- und Resolutionsantrag, eingebracht von den GemeinderätInnen Duzdar, Al-Rawi, Teiber, Wehsely und GenossInnen sowie Margulies, Meinhard-Schiebel und FreundInnen betreffend bi- und multilaterale Freihandelsabkommen und zum Schutz der Daseinsvorsorge. Auch in diesem Fall ist die sofortige Abstimmung verlangt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen von GRÜNEN, SPÖ und FPÖ gegen die Stimmen von NEOS und ÖVP angenommen. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass vom Klub der Wiener Freiheitlichen 19, vom ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien 4 und vom NEOS- Rathausklub 2 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien zwei und des NEOS-Rathausklubs zwei Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 2, 4 bis 7, 11, 13 und 14, 18, 20, 23 und 25 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummer 28 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 1, 3, 28, 21, 22, 24, 26, 27, 19, 8, 9, 10, 12, 15, 16 und 17. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr Postnummer 1 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Beteiligung der Stadt Wien an den Unterbringungskosten eines Verbindungsbüros des Europarates. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, den Herrn GR Strobl, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Danke schön. - Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Jung. Ich erteile es ihm. GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Danke, Frau Vorsitzende. - Meine Damen und Herren! Es dauert nicht lange. Man kann das kurz halten, weil wir diesen Geschäftsordnungspunkt nur exemplarisch für andere Bereiche nehmen wollen. Wissen Sie, wer die Huzulen, die Boken oder die Lemken sind? - Ich habe es auch nicht gewusst, bis ich den Bericht über die internationalen Aktivitäten und Reisetätigkeiten im Rahmen der Stadt Wien gelesen habe, der erstaunliche Einblicke in das gibt, was wir hier aus dem Stadtsäckel alles finanzieren. Dazu gehört auch mit einem an sich kleinen oder sehr kleinen Betrag das Büro des Europarates, welches es übrigens, soviel ich weiß, nur in 4 oder 5 Staaten von 47 gibt. Das allein zeigt schon, dass der Europarat nicht überall eine Botschaft hat, und in Anbetracht dessen fragt man sich, wieso wir uns hier unbedingt auch beteiligen müssen. Es gibt hier so viele internationale Aktivitäten, und ich empfehle wirklich, sich diese einmal genau anzuschauen! Zahlreiche Institutionen raufen sich darum, eigentlich das Gleiche zu tun wie die anderen. Gerade der Europarat, der als Folge der Einrichtung des Europäischen Parlaments immer mehr an Bedeutung verliert, bemüht sich halt verzweifelt, irgendwo noch etwas zu finden und zu tun. Schauen wir uns einmal an, wie viele Institutionen es allein betreffend die Regionen gibt - Und sollte ich noch eine vergessen haben, dann kann sich diese bei mir beschweren! -: Es gibt den Ausschuss der Regionen bei der EU, die Versammlung der Regionen und in Straßburg den Kongress der Regionen mit zwei Kammern für Städte und Länder oder Regionen. - Allein das ist schon bezeichnend, und wer den Europarat kennt, weiß, wie schwer man sich dort in Wirklichkeit tut, vernünftige Materien zu finden und in den vier Sitzungen, die im Jahr stattfinden, überhaupt mehr als nur Resolutionen zu produzieren. Ich selbst war fünf Jahre Mitglied dieses Gremiums, und ich kann mich nicht an irgendeinen weltbewegenden Beschluss aus dieser Zeit erinnern! Deswegen die Aufforderung an die Stadt, hier nicht nur die sehr interessanten und schönen Berichte zu produzieren - und es ist ja nicht nur einer, sondern es gibt x Berichte -, sondern nachzuschauen, was in Zeiten wie diesen wirklich notwendig ist, wo es Parallelstrukturen gibt beziehungsweise wo es wirklich nur etwas gibt, was „nice to have“ ist, und stattdessen wichtigere Dinge zu finanzieren. Wir werden deswegen beispielhaft dieser Subvention, auch wenn sie nur sehr klein ist, nicht zustimmen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung der Postnummer 1, und ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist mit den Stimmen der SPÖ, der GRÜNEN, ÖVP und NEOS gegen die Stimmen der FPÖ angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 3 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Wiener Tourismusverband. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Tanja Wehsely, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Der Bitte der Berichterstatterin kann ich nachkommen! Ich stimme dem sehr, sehr gerne zu. Der Tourismusverband in Wien leistet wirklich sensationelle Arbeit, und ich möchte an dieser Stelle auch dem Team von Norbert Kettner gratulieren! Ich glaube, es ist wirklich eine Erfolgsgeschichte, wie viele Touristen mittlerweile Wien besuchen und wie viele Menschen hier herkommen, um vor allem unsere wundervollen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen und sich an der wundervollen gastronomischen Landschaft zu erfreuen. Wir feiern morgen etwa den Tag der Käsekrainer, und das Wiener Schnitzel muss ich nicht erwähnen. Es gibt hier also sehr hohes Kulturgut in allen Belangen. Die Subvention und das Geld, das jetzt dem WienTourismus zugesprochen wird, und die Bewerbung, die dann daraus gemacht wird, sind super. Aber ich glaube, die Politik in Wien ist gefordert, auch noch einen Schritt weiterzugehen, nämlich noch mehr in Richtung Weltstadt zu gehen. Es ist nötig, auch politisch in Wien vor allem etwas für die Wiener Wirtschaft zu verändern, damit die vielen Menschen, die hier herkommen, auch das nötige Umfeld bekommen. Dazu braucht es politische Maßnahmen. Ich glaube, es ist keine Überraschung, dass ich jetzt hier wieder einmal liberalere Öffnungszeiten anspreche. Ich glaube, das ist sehr wichtig! Wir wissen aus der Befragung, dass sich 61 Prozent der Touristinnen und Touristen, die nach Wien kommen, nach wie vor längere Öffnungszeiten wünschen, und wir wissen auch, dass das im Moment noch nicht möglich ist. Es gibt auch Diskussionen darüber, wo das der Fall sein soll und wie das vor sich gehen soll. - Ich bin der Meinung, das sollte in ganz Wien geschehen, damit es keine Marktverzerrung gibt. Wir wissen auch, dass es sehr viel Geld einbringen würde, wenn man diese Initiative schafft. Laut EcoAustria wird mit Mehreinnahmen für die Wiener Wirtschaft von 44 Millionen EUR pro Jahr gerechnet. Zurück zum Tourismus: Die ÖHV, die Österreichische Hoteliervereinigung, schätzt hier, dass es 325.000 Nächtigungen mehr geben würde, wenn man einen Schritt in diese Richtung ginge. Das zweite Beispiel ist die Gastronomie: Ich habe mich sehr, sehr gefreut, als ich - wie ich glaube, vor zwei Wochen - gesehen habe, dass das Büro Brauner eine Befragung durchführt, wie die Zukunft der Schanigärten in Wien aussehen soll. Es gibt dafür jetzt hier eine Arbeitsgruppe. Nach wie vor werden die Bezirke, die zuständigen Magistrate, die Wiener Linien und die Wien-Werbung befragt, und die Wirtschaftskammer ist jetzt auch involviert. Es wird an einem neuen Modell getüftelt, und es gibt vier Vorschläge, von denen auch ich sagen möchte, dass alle absolut in die richtige Richtung gehen. Dabei gab es auch etwas sehr Spannendes: Ich habe mich mit sehr vielen - natürlich eingeschränkt, denn ich kann nicht mit allen reden - Gastronomen und Gastronominnen in Wien unterhalten, weil ich mir ein entsprechendes Stimmungsbild machen wollte, und sie haben gesagt, dass all das gut ist und sie freut, dass dabei aber ein bisschen die Behandlung des Themas Bürokratie fehle. Das ist nämlich das, was die Gastronomen und Gastronominnen wirklich am meisten nervt: Es gibt de facto einen bürokratischen Fleckerlteppich in Wien, was die Schanigärten betrifft. Daher ist eine einheitliche Lösung vonnöten, und ich glaube, eine solche wird auch angestrebt, ich habe das bei den vier Varianten aber noch nicht ganz herausgehört. Außerdem braucht es Rechtssicherheit. Ich würde das sehr unterstützen, und darum bitte ich, in diese Verhandlungen auch mit aufzunehmen, wie man diesen Unternehmern und Unternehmerinnen, die für den Tourismus einen wirklich wichtigen Wirtschaftszweig repräsentieren und die auch wahnsinnig viele Arbeitsplätze schaffen, das Leben im Hinblick auf die Bürokratie erleichtern kann. Wie schon gesagt: Grundsätzlich sind die vier Varianten gut, vor allem Variante vier steht mir sehr zu Gesicht. Eine kleine Kritik habe ich aber trotzdem. Es gibt da einen Leitgedanken, aber ich verstehe nicht und kann es nicht nachvollziehen, warum im Winter die Schanigärten teurer sein sollen als im Sommer. Das verstehe ich nicht! Schanigärten werden klarerweise im Sommer am meisten besucht. Aber im Winter auch eine entsprechende Möglichkeit zu schaffen, wäre gut. Mir hat nämlich ein Wirt erzählt, dass ihn der Abbau und Aufbau des Schanigartens und dessen Lagerung jedes Jahr 7.000 EUR kostet. Das muss ein Gastronom zahlen, wenn er keine ganzjährige Lösung hat! Eine ganzjährige Lösung wird aber ohnedies diskutiert, und wir unterstützen das, meinen aber, dass es so sein muss, dass das ganze Jahr über zum gleichen Preis offen sein darf. Der zweite Punkt betrifft die vielkritisierten Heizstrahler. Aus Nachhaltigkeitsgründen könnte man sagen: Verbieten wir das einfach! Jetzt im Moment - und es wundert mich sehr, dass auch die GRÜNEN da mitgehen - gibt es die Lösung, die Verwendung von Heizstrahlern zu vergebühren. - Das finde ich gut, obwohl ich grundsätzlich meist gegen Neugebühren bin. In diesem Fall halte ich Gebühren aber für sehr sinnvoll, und ich würde bitten, in die Diskussionen der neuen Regelung auch die Möglichkeit mit aufzunehmen, dass eventuell auch eine Erleichterung geschaffen wird, indem man die Gastronomen, die Ökostrom beziehen, eventuell von der Verpflichtung, eine Gebühr zu entrichten, ausnimmt. So könnte man sehr nachhaltig Umweltbewusstsein schaffen, und der Leitgedanke bliebe trotzdem derselbe. Ich meine, das wäre ein sehr gute Lösung! (Beifall bei den NEOS.) Zurück zu den Befragten: Leider Gottes gibt es jetzt in Wien schon ein kleines gallisches Dorf, nämlich den 1. Bezirk. Der dortige ÖVP-Bezirksvorsteher Figl hat schon öffentlich kundgegeben, dass keine der vier Varianten auch nur annähernd für ihn in Frage kommen und die Heizstrahler sowieso verboten werden müssen. Ich habe dazu ein Zitat aus dem heutigen „Kurier“. - Herr Figl sagt: „Mein Ziel ist ein Ausgleich der unterschiedlichen Interessen für eine bewohnte Innere Stadt. In erster Linie sind wir daher die Vertreter der Bewohner. Schließlich soll die Innere Stadt ein attraktiver Ort zum Wohnen sein. Die City darf kein Disneyland werden.“ Wie erklären wir jetzt den Tausenden von Touristen, die nach Wien kommen, dass es im 1. Bezirk, wenn es nach dem Herrn Bezirksvorsteher geht, im Idealfall überhaupt keine Schanigärten mehr gibt?! Er will ja öffentliche Flächen zur öffentlichen Nutzung, und ich wünsche ihm viel Spaß, wenn dann tausende Leute dort auf den Bänken herumsitzen und ihr Bier trinken, das sie beim Billa gekauft haben! - Das wird für die MA 48 durchaus eine Herausforderung, und ich weiß nicht, ob das dem Stadtbild zu Gute kommt! (Beifall bei den NEOS.) Was er nämlich auch nicht bedenkt: Im 1. Bezirk leben, wie wir wissen, rund 15.000 Menschen, es arbeiten dort aber 110.000 Menschen, und zwar sehr viele in der Gastronomie. Mir geht es darum, dass diese Arbeitsplätze dort nicht nur erhalten bleiben, sondern dass vielleicht mit einer Ausweitung und mit einer Entbürokratisierung der derzeitigen Schanigartenregelung noch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden können. Das halte ich für enorm wichtig. Wir werden heute hier einen Antrag über die bereits genannten Forderungen einbringen. Wir fordern einen ganzjährigen Bewilligungszeitraum vom 1. bis 31. Jänner und eine mehrjährige Bewilligung. Ich weiß, dass das in manchen Bezirken jetzt auch schon möglich ist, es sollte aber eine einheitliche Lösung für die gesamte Stadt geben, damit die Leute in der Gastronomie sich besser auskennen und sich nicht jedes Jahr für welchen Zeitraum auch immer diesem Antragsverfahren stellen müssen. Es sollte, wie gesagt, eine jahreszeitunabhängige Höhe der Abgaben geben sowie - das ist sehr wichtig - Transparenz und Rechtssicherheit bei der Vergabe der Bewilligung. Das ist durch das derzeitige Gremium nicht gegeben. Das ist aber ganz wichtig, denn ein Gastronom muss planen, und das ist mit einer sechsmonatigen Frist total schwierig, wenn man nicht weiß, ob man mit dem vorgelegten Plan und den derzeitigen oder zukünftigen rechtlichen Vorgaben seinen Schanigarten bekommt oder nicht. Zur Beheizung habe ich schon gesagt: Eine elektrische Beheizung ist zulässig, dazu wird eine Pflichtabgabe eingeführt, davon ausgenommen sollen all jene Betriebe sein, die nachweislich Ökostrom beziehen. Ich bitte, diesen Beschlussantrag beziehungsweise dessen Inhalte in die Verhandlungen mit einzubeziehen, sodass man in diesem Zusammenhang vor allem betreffend den Bürokratieabbau den Gastronominnen und Gastronomen entgegenkommen kann. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich GR Baron. Ich erteile ihm das Wort GR Karl Baron (FPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte jetzt näher auf den Beschlussantrag, der soeben eingebracht wurde, eingehen. Schauen wir uns diesen einmal an! Er beginnt mit einer seitenlangen Begründung, und ich kann alles, was darin steht, auf Punkt und Beistrich unterschreiben und das durchaus auch als freiheitliche Standpunkte vertreten. Umso mehr verwundert es mich, wenn man dann zum Antrag kommt: Auch die ersten drei Punkte des Antrages können wir durchaus unterschreiben. Das sehen wir genauso. Das ist auch in der OTS-Meldung vom 15.4.2016 von Klubobmann Nepp nachzulesen, in der das quasi wortgleich von uns wiedergegeben wurde. Lediglich der vierte Punkt verwundert mich deswegen, weil in der gesamten Begründung seitenlang steht, dass sich die Wiener Gastronomen zu vielen bürokratischen Hürden ausgesetzt fühlen, dass die Bürokratie zu stark ausgeweitet ist, dass es einen Schildbürgerstreich nach dem anderen gibt, der quasi den Amtsschimmel jagt. Aber betrachten wir nun einmal die Schanigärten in Wien! Eigentlich beginnt es mit den Rauchergesetzen. Die Rauchergesetze haben den Gastronomen in Wien besonders großen Schaden zugefügt. Jetzt geht man davon aus, dass man die Kunden nicht mehr im Lokal, wo Getränke, et cetera verkauft werden, halten kann, die ihre Zigarette rauchen wollen, denn so ein Raucher stellt sich dann eben vor das Lokal, und warum sollte er nicht in den Wintermonaten unter einem Heizschwammerl stehen? Warum muss das mit neuen Gebühren belastet werden? Ich verstehe meinen Vorredner und Antragsteller nicht, warum er in einem Bundesland wie Wien, wo wir so viele Hürden und Gebühren und Abgaben haben - wie er selbst in der Begründung erwähnt -, eine zusätzliche Gebühr fordert, die es noch gar nicht gibt! Warum müssen Heizschwammerln schon wieder mit neuen Gebühren belegt werden? Warum gönnt man den Gastronomen nicht ein bisschen eine Ruhepause, um sich von den Rauchergesetzen zu erholen. Sie sind ja sowieso mit den Elektrorechnungen, die zusätzlich auf sie zukommen, genug belastet! Meine Damen und Herren! Diesen Antrag möchte ich in klarsten Worten ablehnen. Ich ersuche um Ablehnung. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich erteile nunmehr GR Strobl das Wort. GR Friedrich Strobl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! In aller Kürze und gleich einmal vorweg: Ich glaube, dass es sehr gescheit ist, dass es diese Befragung und die vier Varianten gibt. Das kommt bei den Betroffenen sehr gut an! Auch die Wirtschaftskammer wurde befragt, und ich meine, das ist eine sehr gute Vorgangsweise! Etwas möchte ich dazusagen: Es wird immer so getan, als ob die gesamte Gastronomie betroffen sei. - Es gibt in Wien ungefähr 8.000 Gastronomiebetriebe, und zirka 2.700 davon haben einen sogenannten Schanigarten. Es gibt also noch immer eine große Menge an Betrieben, die das nicht haben! Auch diesbezüglich muss man sich also etwas überlegen, und es gibt durchaus auch Aktivitäten von Seiten der Wirtschaft. Was jetzt diese sogenannten Heizschwammerln - wie sie hier fälschlicherweise immer wieder genannt werden - betrifft, gibt es die eigentlich überhaupt nicht. Was es gibt, sind elektrische Heizstrahler, und es ist durchaus vernünftig und auch im Sinne der Betroffenen, dass es dafür auch eine dementsprechende Gebühr geben soll. Aber bitte reden Sie nicht immer von Heizschwammerln, denn dann wird irrtümlicherweise geglaubt, es stehen Heizschwammerln herum, die mit Gas betrieben werden. Die gibt es in Wien de facto nicht. Lassen Sie mich noch etwas zum Auf- und Abbau sagen, da der Kollege Ornig darauf hingewiesen hat. Es ist halt schon ein Unterschied, ob ein Schanigarten im Winter aufgestellt wird oder im Sommer permanent steht, denn im Sommer ist es eher selten, dass es schneit und der Winterdienst tätig ist. Das muss man schon berücksichtigen, und es gibt natürlich auch noch andere gute Gründe. Zum ersten Punkt, den Kollege Ornig angesprochen hat, was die Öffnungszeiten betrifft, erspare ich mir, das jetzt näher auszuführen. Wir haben schon oft darüber diskutiert, dass eben diese Befragungen und diese Berechnungen, die es da gibt, auch sehr stark zu hinterfragen sind, denn da gibt es durchaus unterschiedliche Ergebnisse, auch was die Betroffenen betrifft. Daher glaube ich, dass wir mit diesen Maßnahmen - nämlich der Befragung - einen sehr guten Weg gegangen sind, und ich denke, es gibt auch eine dementsprechende Resonanz darauf. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 3. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegt ein Beschlussantrag der NEOS vor, betreffend Vorschlag zur Winteröffnung der Schanigärten. Es wird in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind ÖVP und NEOS und hat damit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 28 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Bericht über die Behandlung der im Jahr 2015 abgeschlossenen Petitionen. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Mag. Schober, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Schober: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Damen und Herren! Wir behandeln jetzt den Bericht zu den Petitionen, die im Jahr 2015 abgeschlossen wurden. So viel nur vielleicht vorweg, wir waren ja damals im Gemeinderat noch nicht vertreten - Sie schon, Herr Taucher, wir leider nicht -, daher möchte ich jetzt gar nicht inhaltlich zu sehr auf die einzelnen Petitionen eingehen. Es gibt zwölf abgeschlossene Petitionen, und wir haben den Bericht erhalten. Danke jedenfalls einmal dafür. Der Bericht ist leider so dünn wie noch nie. Ich habe das auch schon im Ausschuss kritisiert. Man hat diesmal darauf verzichtet, die Stellungnahmen hier einzubringen und auch das Protokoll der Ausschussanträge ist nicht mehr dabei. Es gibt zu jeder Petition nur eine kurze Zusammenfassung, und wir haben nun ein dünnes Heft bekommen. Wenn man sich jetzt näher informieren will, muss man ins Internet gehen, man kann dort die entsprechenden Links anklicken, sich ein bisschen durchwühlen. Man bekommt schon alles, das ist richtig, aber der Bericht an sich steht leider nicht mehr für sich selbst. Ich hab auch nachgefragt, warum das denn so wäre, und habe als Antwort erhalten - und das finde ich auch sehr gut und löblich, ich stehe auch absolut dafür -, dass man hier Papier sparen will. Da geht es aber um ein paar Seiten. Und ich habe Ihnen heute mitgebracht (einen Stapel an Broschüren in die Höhe haltend), was während zwei Wochen so in etwa bei uns anfällt. Das sind hauptsächlich Sachen von der Stadt Wien, das bekommt jeder Abgeordnete - der Kollege Jung hat es vorhin schon erwähnt. Das ist überhaupt mein Liebling (ein dickes Heft in die Höhe haltend), ein Hochglanzmagazin, das kommt bitte an alle Gemeinderäte einzeln auf den Schreibtisch, und der Klub bekommt es auch noch zusätzlich. Also ich glaube, beim Papier sparen, da passt die Relation nicht, auf der einen Seite müssen wir ein paar Seiten einsparen - was ich gut finde -, aber für das gibt es Geld. Es ist also nicht nur die Finanzierung, die wir uns hier anschauen müssen, natürlich auch der große Bedarf an Papier, vielleicht sollte man auch schauen, ob man aus diesem 133 Millionen Vertrag mit dem Bohmann-Verlag ein bisschen was herausschlagen kann, um den Petitionsbericht hier doch vollständig zu bringen. (Beifall bei den NEOS. - GR Mag. Josef Taucher: Das ist ein reißerisches Thema, mehr Papier!) Das Petitionsrecht wurde ja 2013 eingeführt, und wir begrüßen diesen Schritt ausdrücklich - mehr Richtung Demokratie, Bürgerinnen und Bürger sollen ihre Anliegen einbringen, ihr Engagement soll gehört werden. Aber es ist ein erster Schritt, das muss man auch sagen. Wenn Sie mit den Menschen reden, die sich in Bürgerinitiativen engagieren, dann hören Sie, was die über den Petitionsausschuss denken. Sie sagen, ja, wir müssen eine Petition einbringen, das gehört dazu, wir sammeln die Unterschriften, aber eigentlich wissen wir eh, passieren tut nix. - Warum? Der Petitionsausschuss hat leider keine Entscheidungskompetenz. Es werden lediglich Empfehlungen ausgesprochen, und die teilweise nur sehr schwammig. Also ich glaube, da geht absolut mehr. Wir müssen die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger auf jeden Fall ernst nehmen und sie sollen wirklich auch in der Sache und der Thematik ein Anstoß sein, um hier wirklich etwas zu verändern. Ich möchte jetzt gar nicht über den Inhalt sprechen, aber schauen Sie sich unsere Petition „Aufbegehren“ vom letzten Jahr an: 25.000 Wienerinnen und Wiener haben sich tatsächlich eine Veränderung gewünscht, aber es wurden nicht einmal Stellungnahmen eingeholt. Es wurde einfach gekübelt. Und als Draufgabe gibt es hier zusätzliche Parteienförderungen. Also, Sie haben genau entgegengesetzt einer Bürgermeinung und dem Anstoß der BürgerInnen gehandelt. Ich bringe heute auch vier konkrete Anträge ein, um den Petitionsausschuss aufzuwerten. Ich habe das schon einmal gemacht. Ich glaube eben, nachdem der Ausschuss keine Entscheidungskompetenz hat, wäre es sehr sinnvoll, dass man konkrete Anliegen oder, wo es eben passt, diese Entscheidungen an den jeweiligen Fachausschuss weiterleitet, der auch Entscheidungen treffen kann. Dann glaube ich, dass es wichtig ist, auch die Anzahl der Unterstützer und Unterstützerinnen anzubringen. Momentan ist es so, dass wir bei 500 zu zählen aufhören. Es ist richtig, wir müssen jedes Anliegen gleich ernst behandeln, auch wenn es nur 500 sind. Aber schauen sie sich den Hypo-U-Ausschuss an, die Hypo-Petition, damals 140.000 Unterstützer, und nur diese Zahl war ausschlaggebend dafür, dass die mediale Aufmerksamkeit und dass der Hypo-Ausschuss gekommen ist. (Beifall bei den NEOS.) In den ersten beiden Jahren des Petitionsausschusses wurden nur 12 Prozent der Einbringer eingeladen. 2015 waren es dann schon mehr, 25 Prozent. Ich kenne die Bemühungen der Kollegin Kickert, dass sie möglichst viele einlädt, das hat man jetzt auch schon gemerkt. Aber trotzdem glaube ich, dass es hier eine Regelung braucht, dass wirklich jedem Einbringer Gehör verschafft wird und dass das nicht vom wirklich guten Willen der Regierungsparteien abhängt, denn so sind es Sie alleine, die entscheiden, ob man kommt oder nicht. Ich finde, das sollten wir festschreiben, dass wirklich jeder, der Engagement für eine Sache zeigt, eingeladen und gehört wird. (Beifall bei den NEOS.) Ganz zum Schluss noch: Wir debattieren den Petitionsbericht hier ja ein Mal im Jahr. Die anderen 364 Tage des Jahres findet der Ausschuss wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auch im Nationalrat ist es so, dass hier laufend in das Plenum berichtet wird. Da kommt, wenn eine Petition abgeschlossen wird, diese automatisch in den nächsten Nationalrat. Ich finde, das sollten wir in Wien auch können. Ich komme jetzt doch noch zu etwas Inhaltlichem, da Sie hier heute auch einen Resolutionsantrag zum Artenschutz einbringen werden. Ich nehme an, er kommt zu diesem Poststück, denn anderswo passt er heute nicht dazu. Es geht um die Ziesel. Sie bringen heute einen Resolutionsantrag ein, in dem es heißt, dass allen Planungsvorhaben in Wien zum Ziel gesetzt wird, die Anforderungen des Natur- und Landschaftsschutzes in vollem Umfang zu berücksichtigen. - Ja, das kann ich nur bekräftigen! - Weiters wird die amtsführende Stadträtin ersucht, bei allen Planungsvorhaben weiterhin penibel darauf zu achten, dass alle naturschutzrechtlichen Belange eingehalten werden. - Auch schön, unterstützen wir voll und ganz. Aber eigentlich schlagen Sie hier vor, dass die Stadt Wien die Gesetze beachten möge. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Das tut man bei Resolutionen halt manchmal!) - Okay. Ich verstehe nicht, warum man dafür einen Resolutionsantrag braucht, ich denke, es sollte eigentlich selbstverständlich sein. Aber jetzt zu den Zieseln. Ich habe mich ja lange mit dem Thema beschäftigt. Sie können sich vorstellen, man wird von einer Bürgerinitiative kontaktiert, ich war dann auf dieser Ziesel-Demo, es gab das Thema im Petitionsausschuss, es gab das Thema im Umweltsonderausschuss. Ich habe mir ein vollständiges Bild gemacht und habe auch die Zuständigen der Stadt dazu getroffen. Ich habe mich mit der Leiterin der MA 22 getroffen, der Frau Büchl- Krammerstätter, und ich habe mich mit der Umweltanwältin Schnattinger getroffen. Frau Büchl-Krammerstätter sagt, dass sie im rechtlichen Rahmen agiert. (GR Mag. Josef Taucher: Ja!) Und ja, ich glaube ihr, ich bin auch überzeugt davon, dass das so ist. Aber jetzt kommt es: Es wird hier quasi Stück für Stück ein Antrag vorgelegt, wo sie dann einen Bescheid abliefern muss. Und ich glaube, die Salamitaktik, so wie das auf diesen Grundstücken gemacht wird, das mag vielleicht rechtlich in Ordnung sein (GR Mag. Josef Taucher: So ist das Gesetz!), das mag rechtlich in Ordnung sein, ich will das niemandem unterstellen, aber moralisch bedenklich und nicht okay ist es auf jeden Fall. (Beifall bei den NEOS.) Die GRÜNEN haben 2014 noch versprochen, ein Naturdenkmal zu errichten, und 2015, ich glaube, im Juni 2015 heißt es noch in einer Pressemeldung der GRÜNEN: „Wenn die Ziesel nicht freiwillig absiedeln, dann sind die Regelungen ganz klar. Ihr Biotop darf nicht beeinträchtigt werden. Sollten Bagger tatsächlich Vertreibungsmaßnahmen durchführen, verstoßen sie damit nicht nur gegen die FFH-Richtlinie, sondern auch gegen den naturschutzrechtlichen Bescheid der MA 22. Für die Wiener GRÜNEN gilt jedenfalls, die geltenden Regelungen schreiben eindeutig einen Erhalt des Zieselbiotops hinter dem Heeresspital vor.“ Was ist übrig geblieben? Sie wissen es selbst genau, jetzt gibt es den Resolutionsantrag, dass wir uns dem Artenschutz verpflichten, aber die Ideale wurden hier trotzdem über Bord geworfen. (Beifall bei den NEOS.) Wir haben uns zu dieser Thematik jedenfalls noch einmal die Flächenwidmung aus dem Jahr 2010 angesehen. Da hat man ein Umwelt-Screening gemacht und eigentlich überprüft, ob eine Umweltprüfung nach § 1 Abs. 1b der Bauordnung zu machen ist. Man hat damals bei der Umwidmung schon gewusst, dass auf dem Heeresspital Ziesel leben. Auf der Fläche daneben, die jetzt betroffen ist, gab es damals Ackerbau, da lebten noch keine Ziesel. Aber nachdem beim Heeresspital Ziesel lebten, muss man davon ausgehen, dass, sobald dort der Ackerbau eingestellt wird, diese zu wandern beginnen. Das heißt, das ist eine Tatsache, die hier bewusst nicht berücksichtigt wurde. Und deswegen glauben wir, dass der Flächenwidmungsplan mit allergrößter Wahrscheinlichkeit rechtswidrig ist. Wir stellen auch heute hier den Antrag, diesen Plan zu ändern und die neuen Erkenntnisse im Rahmen einer Umweltprüfung anzustellen sowie bis zum Vorliegen eines neuen Entwurfes eine Bausperre zu verhängen. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Valentin gemeldet. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Die Vorrednerin hat den Eindruck erweckt, als würde die MA 22 von sich heraus Bescheide erlassen, dies im Zusammenhang mit einer Salamitaktik gemeint, wo peu a peu sozusagen Rechte beschnitten werden. Nach unserem Rechtssystem kann eine Behörde nur einen Bescheid auf Grund einer Beantragung erlassen. Das heißt, die Frage, was die MA 22 als Behörde befragt wird, entscheidet ausschließlich der Antragsteller und nicht (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Das hat sie ja gesagt!) die MA 22. Deshalb wäre es fair gewesen, nicht den Eindruck zu erwecken, als würde die MA 22 als Behörde von sich heraus eine Salamitaktik generieren. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Frau Kollegin Emmerling zu einer tatsächlichen Berichtigung. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Kollege, Sie haben eigentlich jetzt das wiederholt, was ich gesagt habe. Ich habe es genauso gesagt. Man hat einen Antrag vorgelegt, und die MA 22 stellt auf Grund dessen einen Bescheid aus. Ich habe niemals unterstellt, dass das nicht rechtmäßig in Ordnung wäre, ich habe sogar bewusst erwähnt, dass das im rechtlichen Rahmen ist, aber dass eben einzelne Stücke an die MA 22 herangetragen werden und für diese dann einzeln ein Bescheid erstellt werden muss. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Nächste Rednerin ist Frau GRin Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Zuseher! Der Petitionsausschuss ist sicher ein wichtiges Gremium und sozusagen eine Instanz, dass Bürgerinnen und Bürger direkt von der Politik gehört werden. Ich möchte gleich vorausschicken, ich bin sehr dankbar und auch sehr froh darüber, was für eine gute Gesprächskultur wir in diesem Ausschuss haben. Ich möchte jedoch schon auch anmerken, dass der Petitionsausschuss noch nicht so in der Bevölkerung angekommen ist, wie er es eigentlich verdient hätte. Des Weiteren ist natürlich auch das Frustpotenzial sehr hoch von Menschen, die schon einmal eine Petition eingebracht haben, beziehungsweise auch von Menschen, die eine Petition unterstützt haben, denn man hört dann des Öfteren, ja, wir merken überhaupt nichts oder werden nicht wirklich informiert, was passiert, und es dauert so lange, und all diese Punkte. Ich denke aber, dass wir alle hier der Meinung sind oder dass es uns ein Anliegen ist, dass die Wienerinnen und Wiener sich sehr aktiv in die Stadt- beziehungsweise Landespolitik einbringen sollen und auch dürfen, und ich denke, dass wir hier die Arbeit des Ausschusses beziehungsweise die Weiterentwicklung dieses Ausschusses vorantreiben sollten. Wir müssen uns einmal genau Gedanken darüber machen, wie können wir eine direktere Bürgerbeteiligung gewährleisten, und genau ein Ausschuss, der sich für die Bürgerinteressen einzusetzen hat, muss ja auch Kritikpunkte der Bürger besonders ernst nehmen. Zum einen finde ich es jetzt schon einmal gut, dass wir vermehrt die Einbringer von Petitionen einladen. Ich finde auch den Antrag von Frau Emmerling sehr unterstützenswürdig, dass sich der Petitionsausschuss dazu verpflichten soll, jeden Petent und jede Petentin anzuhören. Ich finde auch diese Spielregel gut, die wir uns sozusagen selbst im Ausschuss gegeben haben, keine Petitionen zu behandeln, die von einer politischen Partei oder von einem politischen Mandatsträger eingebracht werden, denn das ist einmal ein wichtiger Schritt, dass unser Petitionsausschuss kein politischer Spielball wird, sondern wirklich das Sprachrohr für die Bürgerinnen und Bürger. Das Einzige, was mich ein bisschen verwundert hat, ist, dass wir zwar jetzt vermehrt die Einbringer hören, dass wir uns aber, wenn es zum Beispiel zu einem Interessenskonflikt zwischen zwei Parteien - und ich rede nicht von politischen Fraktionen - kommt, nicht verpflichten, auch die sogenannte Gegenseite zu hören. Denn ich bin der Meinung, wenn wir - und das ist ja die Aufgabe von uns als Petitionsausschuss - eine neutrale Empfehlung abgeben wollen, wäre es vielleicht in dem einen oder anderen Fall ganz gut, auch die andere Sichtweise zu hören. Es steht ja auch in der Rechtsvorschrift für Petitionen drinnen, und das möchte ich kurz zitieren, unter § 3: „Im Zuge der Behandlungen kann er“ - also der Petitionsausschuss - „eine Stellungnahme vom Bürgermeister, zuständigen Mitgliedern des Stadtsenats, Ausschuss, Bezirksvorsteherinnen, Bezirksvorsteher, Bezirksvertretung, Volksanwaltschaft oder einer sonst hievon betroffenen Stelle einholen.“ Ich denke, dass wir dieses Recht auch vermehrt beanspruchen und das auch vermehrt tun sollten. Im Nationalrat ist es ja teilweise auch so, dass man, wenn es der Meinungsbildung dienlich ist, Experten einlädt. Es wäre vielleicht ab und zu auch einfach klüger oder schneller, effizienter, wenn wir mehr sprechen würden, anstatt nur Stellungnahmen einzuholen, das heißt, indem wir eben mehrere Seiten hören und dort diskutieren. Vielleicht würde das auch in der Entscheidungsfindung helfen. Was auch noch ganz wichtig wäre, ist, dass wir einen Weg finden, die Menschen zu informieren, wie die politische Diskussion läuft, die auch die Petition unterstützen. Ich denke, eine Möglichkeit wäre, wenn wir zum Beispiel über gewisse Petitionen im Gemeinderat diskutieren, damit die Interessierten wenigstens zuhören können, was wir sprechen, unsere Meinungen, auch den politischen Prozess der Meinungsfindung einmal mitbekommen und verfolgen dürfen. Deshalb bringen wir auch den Antrag ein: „Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, über Petitionen, die von breitem öffentlichen Interesse sind und deren Diskussionen von einer der vertretenden Fraktionen im Petitionsausschuss verlangt werden, im Wiener Gemeinderat zu diskutieren und damit den Entscheidungsprozess transparent zu gestalten.“ Ich denke mir, dass das ein wichtiger Punkt wäre, um näher an den Bürger zu kommen. Wir als Politiker haben eine Bringschuld in diesem Fall, in anderen Fällen auch, aber besonders jetzt, wenn es um Bürgerbeteiligung geht, und ich glaube, dass wir uns wirklich im Ausschuss auch Gedanken darüber machen und auch Diskussionen führen sollten, wie sich der Petitionsausschuss noch weiter zu einem Bürgerinnen- und Bürgerausschuss entwickeln kann. - Danke. (Beifall bei der ÖVP und von GR Markus Ornig, MBA.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gelangt Frau GRin Dr. Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter - danke, dass Sie diese Aufgabe übernehmen! Wir sprechen also über die im Jahre 2015 behandelten Petitionen. Die Vertreterin der NEOS, Kollegin Emmerling, hat ja schon ein wenig Statistik gebracht, wie viele Petitionen behandelt worden sind. Interessant ist jetzt im Verlauf der Möglichkeit, Petitionen einzubringen, zu sehen, wie es sich entwickelt hat. Wir haben jetzt mit dem Jahr 2015 das zweite volle Jahr, 2013 ein halbes Jahr Arbeit im Petitionsausschuss, und das, was wir schon feststellen können, ist, dass die Anzahl der eingebrachten Petitionen ein wenig abnimmt. Da kann man jetzt überlegen, welche Gründe es dafür gibt, Hypothesen anstellen. Ich gehe davon aus, dass eine realistischere Einschätzung dessen, was der Petitionsausschuss tatsächlich leisten kann, wahrscheinlich auch bei den PetitionswerberInnen, oder solchen, die sich für Petitionen interessieren, eintrifft. Was natürlich in diesen Petitionsberichten hier an den Gemeinderat nicht vorkommt, sind die vielen eingebrachten Petitionen, die niemals in Behandlung genommen worden sind, also die die Schwelle von 500 Unterstützungen nicht erreichen. Da bleibt die Anzahl relativ gleich. Es sind jedes Jahr 20 bis 30 Petitionen, die nach Ablauf eines Jahres nicht genügend Unterstützungen bekommen und daher dann wieder von der Petitionsplattform genommen werden. Darunter sind auch einige durchaus interessante Ansätze, oft solche mit sehr kleinräumigen, lokalen Interessen dabei. Wenn ich darüber nachdenken möchte, wie sich das Petitionsrecht vielleicht weiterentwickeln könnte, dann würde ich über diesen Punkt, nämlich möglicherweise über die Höhe der Schwelle diskutieren wollen. Da lade ich dann alle dazu ein. Die bisherige Vorgangsweise, über eine Änderung des Petitionsrechtes zu sprechen, nämlich gemeinsam über Ideen zu diskutieren, halte ich für die sinnvollere, als eigenständige Anträge zu bringen, denn gerade bei den Petitionen geht es in der Frage, wie man es denn gestaltet, darum, ins Gespräch zu kommen und zu schauen, wie viele Anliegen übernommen werden können. Interessant ist auch die Verteilung der Thematiken der eingebrachten Petitionen. Es sind weiterhin - wie auch schon bisher - an vorderster Stelle die Thematik Bauvorhaben und Flächenwidmungen führend, die Verkehrsproblematik folgt dann gleich danach, ist auch etwas, was die Lebensumwelt am stärksten beeinflusst. Eine Petition betraf das Thema historische Bauten, in diesem Fall eine historische Anlage, nämlich das Arbeiterstrandbad. Von den zwölf behandelten Petitionen wurden neun mit einer Empfehlung abgeschlossen. Also bei neun Petitionen wurden Teile oder ein Großteil der Anliegen übernommen und eben den verfahrensführenden Stellen als Empfehlungen weitergegeben. Etwas später in der heutigen Tagesordnung ist das Casino Zögernitz auch so ein Beispiel dafür, wie ein Anliegen während des Verfahrens vom Petitionsausschuss übernommen worden ist, die Empfehlungen in das Verfahren eingeleitet worden sind und die Empfehlungen, zumindest eine, die hat nämlich die Flächenwidmung betroffen, auch tatsächlich umgesetzt worden ist. Bei den dreien, bei denen keine Empfehlung ausgesprochen worden ist, war der Grund derjenige, dass bei der einen Petition, nämlich Arbeiterstrandbad, bereits Fakten geschaffen worden sind, das heißt, eine Empfehlung nicht mehr auszusprechen war, und auch da die politische Abwägung zwischen Allgemeininteresse - jetzt öffentlicher Zugang dieser Liegewiese und der Alten Donau - jedenfalls höher zu bewerten war als der sehr verständliche private Zugang über diese Kabanen des Arbeiterstrandbades. Dann möchte ich noch auf die Anträge eingehen, die den Petitionsausschuss betreffen. In Sachen Ziesel werde ich mich der thematischen Trennung wegen einfach noch einmal zu Wort melden. Der eine Antrag der NEOS betrifft die Angabe der tatsächlichen Zahl der UnterstützerInnen beziehungsweise den Wunsch, die Anzahl der gültigen Unterstützungen im Petitionsbericht anzugeben. Diesem Antrag werde ich nicht zustimmen. Erstens, weil die Zahl der UnterstützerInnen angegeben ist. In den Erläuterungen zu jeder Petition wird angegeben, wie viele Unterstützungserklärungen abgegeben wurden, und beim Beilagenblatt für die Petitionen - Sie sollten das inzwischen kennen - wird dann auch angegeben, wie viele Unterstützungserklärungen geprüft werden mussten, um auf die notwendige Anzahl zu kommen. Das heißt, man hat eine ungefähre Prozentangabe darüber, wie hoch die Fehlerquote bei den Unterstützungen ist. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Das kann man sich auch selber ausrechnen!) - Das kann man zum Beispiel selbst ausrechnen. Der Grund, warum wir bei der Novellierung des Petitionsgesetzes einstimmig diese Vorgangsweise gewählt haben, liegt in einer Verwaltungsvereinfachung. Ich glaube nicht, dass es im Sinne der PetitionswerberInnen ist, wenn wir die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter damit beschäftigen, zum Beispiel 17.000 Unterschriften zu prüfen. Das würde einfach die Arbeitsmöglichkeiten dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eine so lange Zeitdauer blockieren, dass eine rasche Zählung der neu hinzugekommenen Petitionen hintangestellt würde. Wir können damit nicht gewährleisten, dass wir möglichst rasch Petitionen und deren Unterstützungen überprüfen können. Das ist einer der Gründe, warum ich dem Antrag nicht zustimmen kann. Und der zweite Grund ist, auch die Zählung für die Angabe im Bericht wäre aus meiner Sicht ein unzumutbarer Aufwand. Es ist sichtbar, dass ein Thema großes Interesse erweckt, und zwar ab dem Moment, wo es - sagen wir - mehr als die dreifache Anzahl der nötigen Stimmen erreicht, oder noch viel mehr. Es ist meistens auch schon in der öffentlichen Diskussion, wenn eine Petition mehr als nur lokales Interesse hervorruft. Aber wie Sie schon richtig gesagt haben, Frau Kollegin Emmerling, die Petitionen sollten ganz unabhängig davon, ob sie ein öffentliches oder nur ein lokales Interesse betreffen, gleichwertig behandelt werden. Sie sind auch auf den geringen Umfang des Jahresberichtes eingegangen. Die anderen Berichte waren tatsächlich wesentlich dicker. Daher ist es nicht nur eine läppische Einsparung von Papier, sondern der Bericht im Jahr 2014 hat 200 Seiten umfasst, und der im Jahr 2013, obwohl er nur ein halbes Jahr betroffen hat, ebenfalls 100 Seiten. Das heißt, dieser Bericht ist tatsächlich wesentlich dünner. Und ja, ich glaube schon, dass es einen Effekt hat, ich bin aber gerne bereit, Ihnen alle anderen Unterlagen gesammelt zur Verfügung zu stellen, auch digital - das hätten Sie mich auch früher fragen können -, angefangen von den Protokollen bis zu den Stellungnahmen, die tatsächlich alle öffentlich einsehbar sind. Ich glaube, in der Arbeit des Petitionsausschusses geht es uns darum, möglichst stark für die PetitionswerberInnen da zu sein und weniger darum, uns selber zu servicieren, da gebe ich Ihnen recht. Deswegen sind die Stellungnahmen auch mit Versendung der Tagesordnung öffentlich, deswegen werden die Protokolle veröffentlicht. Ich bin gerne bereit, auch darüber zu reden, ob wir nicht auch noch die Protokolle auf der Petitionsplattform nach der Veröffentlichung im Amtsblatt digital zur Verfügung stellen. Das wäre eine interessante Idee, das würde ich machen. Zuweisung zu den Fachausschüssen: Wir haben eine Regelung getroffen, übrigens auch einstimmig, dass ab dem Moment, wo sie juristisch geprüft und zugelassen werden, die Anliegen der Petitionswerber den jeweiligen Verfahren bereits bekannt gegeben werden. Das heißt, jeder Fachausschuss sollte bereits die Anliegen des Petitionsausschusses in den Unterlagen haben, da ein Gemeinderatsausschuss erst nach Abschluss so eines Verfahrens über dieses Verfahren abstimmt. Sie hätten also auch die Möglichkeit gehabt, zum Beispiel im Fall Zögernitz nachzuschauen, wie die Empfehlungen des Petitionsausschusses bereits in die Arbeit der MA 21 eingeflossen sind. Bei der verpflichtenden Einladung der PetitionswerberInnen bin ich ebenfalls dagegen. Sobald eine Verpflichtung da ist, kann ich dem Ziel, dieses Instrument möglichst den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stellen und es nicht zu einem parteipolitischen Spielball werden zu lassen, nicht mehr nachkommen. Sie wissen, wir laden keine Politiker und Politikerinnen ein. Wir laden tatsächlich manchmal Petitionswerberinnen und Petitionswerber - in dem Fall sind es nur Werber, muss ich sagen - ein, die eine Petition mit einem Anliegen einbringen, das es gar nicht gibt, oder mit einem Anliegen, etwas zu tun, was sozusagen nie stattfindet, oder gegen etwas zu sein, was nie passiert. Zum Beispiel Nikolaus-Verbot. Daher glaube ich, dass es sinnvoll und wesentlich ist, die Aufmerksamkeit der Mitglieder des Petitionsausschusses auf die echten Anliegen zu konzentrieren. Auch bei der laufenden Berichterstattung im Gemeinderat halte ich die Möglichkeit, im Gemeinderat Dinge zum Thema zu machen, für gegeben. Sie können jederzeit mit Dringlichen und anderen Instrumenten Themen setzen. Nach der bisherigen Erfahrung glaube ich nicht, dass eine regelmäßige Berichterstattung mehr Aufmerksamkeit für eine Sache bringt. Jedenfalls können die Debatten im Nationalrat dem keine Bestätigung geben, denn ich würde Sie - außer denen, die vielleicht einmal im Nationalrat waren - fragen, ob Sie mitgekriegt haben, zu welcher Petition letztes Jahr der Nationalrat gesprochen hat. Das ist jetzt das, was ich zum Petitionsausschuss zu sagen habe. Ich freue mich auf die Arbeit. Ich danke ganz, ganz herzlich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diesen Bericht erstellt haben. Sie sind zum ersten Mal mit dieser Aufgabe betreut worden, und sie haben sie nach der Übernahme des Ausschusses von ihren Kolleginnen und Kollegen bravourös gemeistert, und dafür danke ich ihnen. Die restlichen fünfeinhalb Minuten hebe ich mir dann für später und die Ziesel auf. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Nur zur Information, nachdem Sie noch einmal gemeldet sind, Ihre Restredezeit ist jetzt noch 5,5 Minuten. Nächster Redner ist Herr GR Mag. Dr. Wansch. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Das Thema Petitionen ist eng verbunden mit Begriffen wie Transparenz, Offenheit und Bürgernähe. Und an dieser Stelle frage ich Sie, und das aber nicht zum ersten Mal: Was ist der Grund, dass SPÖ und GRÜNE seit vielen Jahren die Anträge der Freiheitlichen Partei auf Übertragung der Gemeinderatssitzungen im Fernsehen ablehnen? Was ist der Grund, dass SPÖ und GRÜNE seit vielen Jahren die Anträge der FPÖ auf die Zurverfügungstellung einer Aufzeichnung des Livestreams auf der Homepage der Stadt Wien abschmettern? Wir wissen, dass es die Angst der SPÖ und der GRÜNEN vor den Bürgerinnen und Bürgern ist. Deshalb keine Transparenz, deshalb keine Bürgernähe. Aber wir Freiheitliche haben uns der Bürgernähe und der Transparenz verschrieben, und deshalb können Sie auf unserer Homepage „www.fpoe-wien.at“ die Aufzeichnung des Livestreams zu einer Ihnen genehmen Zeit anschauen und sich informieren, wie die Diskussion im Gemeinderat verläuft. (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren, über das Thema Transparenz und Bürgernähe kommen wir zum Thema Petitionen in Wien, zum vorgelegten Jahresbericht 2015. Dieser Petitionsbericht ist der schriftliche Beleg für die vorsätzliche Gefährdung des Rechtes der Bürgerinnen und Bürger auf Petitionen durch SPÖ und GRÜNE in Wien. Der Jahresbericht ist Beleg für die vorsätzliche Verletzung des in Österreich verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechtes der Bürger auf die Einbringung und die Behandlung ihrer Anliegen in Form von Petitionen. Und es ist der Beleg für die vorsätzliche Brüskierung der Petitionswerberinnen und Petitionswerber und ihrer Bürgerinitiativen durch SPÖ und GRÜNE. Meine Damen und Herren, es ist schon ein bisschen Statistik angesprochen worden. Ich sage Ihnen die zeitliche Entwicklung seit Bestehen des Petitionsausschusses und Vorliegen des Petitionsgesetzes in Wien, also seit dem Jahr 2013. Im Jahr 2013 wurden 26 Petitionen behandelt, abschließend behandelt, wobei das Jahr 2013 als Einführungsjahr ein Rumpfjahr war. Im Jahr 2014 wurden 35 Petitionen abschließend behandelt, im Jahr 2015 12 Petitionen. 12 Petitionen im Jahr 2015. Jetzt fragt man sich natürlich, was ist der Grund für dieses schwindende Interesse der Wienerinnen und Wiener an der Einbringung von Petitionen. Und der Grund ist logisch erklärbar, die Frau Kollegin Dr. Kickert hat die Frage hier schon angesprochen. Ich sage Ihnen die logische Antwort, die Ihnen aber keine große Freude machen wird: Der Grund ist, dass viele Bürgerinitiativen und deren Vertreter, die in den letzten drei Jahren, seit Einführung des Petitionsgesetzes in Wien, das Abwürgen ihrer Petitionen durch SPÖ und GRÜNE im Petitionsausschuss erlebt haben, heute mit dem Einbringen von Petitionen für ihre Anliegen zögern. Und ich erinnere beispielsweise an die drei Petitionen zur Rettung des Otto-Wagner-Spital-Ensembles in Steinhof. Ich erinnere an die Petition zur Verhinderung weiterer Hochhäuser in Kaisermühlen, bekannt unter Danube Flats. Ich erinnere an die Petition zur Verhinderung der Zerstörung der historischen Ortskerne und viele andere Petitionen mehr - alle abgewürgt. Abgewürgt in Geheimverfahren hinter verschlossenen Türen. Diesen Missstand haben viele Wienerinnen und Wiener ebenso beobachtet, und das erklärt ihre Zurückhaltung beim Einbringen eigener Anliegen. Deshalb sprechen viele Wienerinnen und Wiener angesichts des unbefriedigenden Gesetzes von rot-grüner Bürgerverhöhnung statt echter Bürgerbeteiligung. (Beifall bei der FPÖ.) Seit dem Beschluss des rot-grünen Husch-Pfusch-Gesetzes zur Bürgerverhöhnung im Jahr 2013 hat sich darüber hinaus gezeigt, dass nicht nur das Gesetz unbefriedigend ist, sondern auch die Vollziehung des Gesetzes durch die rot-grüne Ausschussmehrheit. Der Unmut der Wienerinnen und Wiener äußert sich in einer von der FPÖ unterstützten Bürgerpetition zur Rettung des Petitionsrechtes, und ich zitiere die wichtigsten Forderungen dieser Petition. Zur Überschrift „Erfüllung der Mindestanforderungen für ein faires Verfahren. Keine Geheimverfahren hinter verschlossenen Türen“ wird gefordert: Die rechtsverbindliche Pflicht zur Einladung der Petitionseinbringer zur Präsentation ihrer Petitionsanliegen sowie nachfolgenden Erörterung in den Sitzungen des Petitionsausschusses. Zweitens: Die Petitionseinbringer dürfen dabei nicht im Tribunalcharakter alleine einer Vielzahl von Personen, Ausschussmitgliedern und Fachleuten aus den Magistratsabteilungen gegenübergesetzt werden, sondern müssen das Recht auf Beteiligung durch Vertrauenspersonen und Experten haben. Zur zweiten Überschrift „Zügige Durchführung der Petitionsverfahren zur Vermeidung der Schaffung von Fakten vor Abschluss der Bearbeitung des Petitionsanliegens“ steht unter anderem die Forderung, dass diese Einladung zur persönlichen Präsentation der Petition bis spätestens zwei Monate ab Einlangen der Petition erfolgen muss. Und unter der dritten Überschrift „Politisches Gewicht für Petitionen durch zwingenden Tagesordnungspunkt im Gemeinderat“ steht die Forderung, dass in jeder Sitzung des Gemeinderates beziehungsweise Landtages ein Tagesordnungspunkt „Bericht des für die Petitionen zuständigen Stadtrates oder der Stadträtin“ vorzusehen ist, dabei ist über den Stand der jeweiligen Petitionen zu berichten und die Möglichkeit für eine Debatte und Antragstellung zu bewirken. Jetzt sage sich, erfreulich zu dieser Petition ist, dass offensichtlich die NEOS den Inhalt dieser Petition sehr genau auf der Homepage der FPÖ - wo wir sie im Dienste der Bürger zur Verfügung gestellt haben - gelesen haben. Und sie haben sie auch inhaltlich korrekt abgeschrieben. Ich möchte jetzt nur kurz zu den inhaltlich richtig abgeschriebenen Beschlussanträgen der NEOS sagen, dass ich einmal schätze, man kann den Inhalt positiv sehen, da er ja vollinhaltlich dieser Petition zur Rettung des Petitionsrechtes entspricht. Deshalb sage ich ein herzliches Willkommen in den Reihen der Freiheitlichen zur Verwirklichung echter Bürgerbeteiligung und Bürgermitbestimmung auch in Wien. Ich muss Ihnen aber eines sagen, liebe Kolleginnen und Kollegen von den NEOS, Sie sind hier mit Ihren Beschlussanträgen im falschen Gremium. Das Petitionsgesetz ist ein Landesgesetz, das im Wiener Landtag zu beschließen ist. Sie sind im Landtag vertreten, Sie brauchen nicht den Umweg über den Gemeinderat. (Beifall bei der FPÖ.) Zu Best Practice, wie man das heute so nennt, kann ich Ihnen erzählen, dass die FPÖ im Jahr 2014 Initiativanträge eingebracht hat, die inhaltlich auf dieser geschilderten Petition zur Rettung des Petitionsrechtes aufbauen. In diesem Sinne wurden teilweise wirklich gleichlautende - deshalb sage ich, gut abgeschrieben - Initiativanträge für die Änderung des Petitionsgesetzes eingebracht. Den Inhalt habe ich schon erzählt, da er im Wesentlichen der Petition zur Rettung des Petitionsrechtes entspricht. Ich möchte Ihnen allerdings einen nicht vorenthalten, da dies möglicherweise auch für die ÖVP interessant ist. Das ist der Antrag unter der Überschrift „Aufwertung des Petitionsrechtes“, in dem die Änderung des § 3 des Petitionsgesetzes gefordert wird, wo nach dem 1. Satz eingefügt werden möge: „Die für Petitionen zuständige Stadträtin oder der für Petitionen zuständige Stadtrat hat in jeder Sitzung des Gemeinderates über den Stand der eingelangten und der in Bearbeitung befindlichen Petitionen zu berichten. Zu diesem Zweck ist jeweils ein entsprechender Tagesordnungspunkt in den Tagesordnungen für die Sitzungen des Gemeinderates vorzusehen.“ Da es gerade so interessant ist und weil ein Initiativantrag dann immer abgestimmt wird, schauen wir uns nun das Abstimmungsverhalten an: Es haben bei allen vier Initiativanträgen zur Rettung des Petitionsgesetzes ÖVP und GRÜNE dagegen gestimmt, und es hat bei dem Antrag zur Aufwertung des Petitionsrechtes auch die ÖVP dagegen gestimmt. - Das im Zusammenhang und auch vielleicht zur Erinnerung an die ÖVP zu Ihrem heutigen Beschlussantrag, der um 11 Uhr eingelangt ist. Dazu möchte ich inhaltlich nur eines sagen: Wenn Sie die Richtung, die Aufwertung des Petitionsrechtes mit uns gehen wollen, dann aber formulieren, dass im Petitionsausschuss entschieden wird, welche Petition in den Gemeinderat kommt, dann ist das ganz einfach eine verfassungswidrige Ungleichbehandlung von Petitionswerbern und es ist dieselbe verfassungswidrige Ungleichbehandlung von Petitionswerbern, wenn manche in den Ausschuss eingeladen werden und manche nicht. Es muss Schluss sein im Petitionswesen mit der verfassungswidrigen Ungleichbehandlung: Was den Mächtigen gefällt, das wird zelebriert, was den Mächtigen nicht gefällt, wird abgewürgt. Da kann und wird die FPÖ nicht mitmachen. (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt freue ich mich natürlich, wenn ich mir die Beschlussanträge anschaue, dass in Wirklichkeit alle den im Landtag bevorstehenden Initiativantrag der FPÖ zur Rettung des Petitionsrechtes unterstützen werden. Und ich lade Sie hier an dieser Stelle ein, dass Sie mit uns gemeinsam an dieser dringend notwendigen gesetzlichen Initiative arbeiten, um sich den Umweg über aus der Hüfte geschossene Beschlussanträge im Gemeinderat zu ersparen. Eines muss ich schon auch noch hinzufügen. Neben dem Inhaltlichen und bei allem Verständnis für die Unerfahrenheit der NEOS in der politischen Arbeit möchte ich Sie daran erinnern: Es ist geübte politische Praxis betreffend Beschlussanträge im Gemeinderat, dass diese bis spätestens 18 Uhr des Vorabends an die Klubs eingebracht werden, damit die Möglichkeit besteht, das Anliegen, den Gegenstand des Beschlussantrages zu prüfen und zu erörtern und das Verhalten bei der Abstimmung seriös zu überlegen. Dies gilt natürlich nicht für akute und dringende Fälle. Aber ich frage Sie: Wo liegt bei diesen Anträgen, bei diesem Thema die Unmöglichkeit, diese Anträge „fristgerecht“ zumindest am Vorabend einzubringen. Und noch eines an NEOS und auch an ÖVP gerichtet: Es war in den Ausschusssitzungen kein einziges Wort in diese Richtung zu hören, auch nicht unter Allfälligem. Aber wie gesagt, ich lade Sie ein, arbeiten wir zusammen, gehen wir Schulter an Schulter mit den Bürgerinitiativen. Auf einzelne Themen werden dann noch meine Kolleginnen und Kollegen eingehen. Ich möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, so einfach kann man es sich nicht machen und sagen, die Berichte sind kurz, weil man das sowieso irgendwo im Internet finden kann. Es ist in Wirklichkeit befremdlich, dass der Verlauf der Sitzungen mit den entsprechenden Anträgen und mit dem Schicksal der Anträge nicht mehr für den Bürger, der sich den Bericht anschaut, nachvollziehbar ist. Das ist wahrscheinlich deshalb kein Zufall, denn sonst müsste man bei allen Anträgen, so wie bei den Berichten über die Petitionen von 2013 und 2014 ja auch die von der rot-grünen Mehrheit abgewürgten Anträge der FPÖ darstellen, zum Beispiel auf Einladung der Petenten, zum Beispiel auf Einholung von Stellungnahmen der Bezirksvertretungen, zum Beispiel auf Einholung von Rechtsgutachten, zum Beispiel auf Überprüfung versprochener Maßnahmen, und viele andere Beispiele mehr. Deshalb kann ich Ihnen versichern, dass die Freiheitliche Partei die Protokolle der Ausschusssitzungen auf unserer Homepage „www.fpoe-wien.at“ vollinhaltlich zur Verfügung stellen wird, ohne Wenn und Aber, bis die Nachdenkphase bei Rot-Grün beendet ist und Rot-Grün diese Protokolle auf die Petitionsplattform stellt. (Beifall bei der FPÖ.) Abschließend ein politischer Appell: Wie Sie wissen, hat die FPÖ ihre Wurzeln in den Freiheitsbewegungen des 19. Jahrhunderts, die ein wirkungsvolles Zeichen in den Revolutionen des Jahres 1848 gefunden haben. Damals wurde unter anderem das Petitionsrecht als Grundrecht gegen das absolutistische Regime erkämpft. Nun ist dieses Recht, das 1848 erkämpft wurde, wie übrigens alle Grund- und Freiheitsrechte, durch ein rot-grünes Regime in Wien in Gefahr. (Beifall bei der FPÖ.) Das rot-grüne Regime in Wien duldet keine echte Bürgerbeteiligung und Mitbestimmung. Das rot-grüne Regime setzt Phrasen wie Partizipation und Teilhabe an die Stelle der verfassungsmäßigen Rechte auf Petition, auf Volksbefragung und auf Volksabstimmung. Alles soll vollkommen unverbindlich sein, Masterpläne statt Gesetze, statt der verfassungsrechtlich vorgesehenen Werkzeuge. (Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Und da ich in einem Zwischenruf gehört habe, „Regime“ darf man nicht sagen und es soll einen Ordnungsruf geben: Kein politisches oder religiöses Regime der Geschichte hat den unterdrückten Menschen gesagt, wir richten jetzt gerade ein Regime ein. Jeder, der in diesen Staaten gesagt hat, das ist aber ein Regime, der ist dann zum Feind der gutmeinenden Untertanen erklärt und als solcher verfolgt und bestraft worden. Meine Damen und Herren, deshalb wäre ich vorsichtig, wenn als erste Reaktion der Wunsch nach einem Ordnungsruf und sonstigen Konsequenzen kommt. (VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Das sind völkische Kampfparolen, Herr Wansch!) Das rot-grüne Regime, meine Damen und Herren, ist jetzt etwas nervös geworden. Ich sage Ihnen, das rot-grüne Regime ist willkürlich, das rot-grüne Regime sagt Ihnen, wer ein Hochhaus bauen darf, wer auf kürzlich gekauften Grundstücken ein Hochhaus bauen darf und wer nicht. (Beifall bei der FPÖ.) Das Regime sagt Ihnen, für wen Leitbilder gelten und für wen nicht. Es sagt Ihnen, welche Vereine mit Geld überschüttet werden und welche nicht. Als Beispiel: Ich kenne keine kritische Bürgerinitiative, die mit zehntausenden und mit hunderttausenden Euro unterstützt wird. Schlussendlich, ich habe es schon angesprochen, sagt das Regime, wer in den Petitionsausschuss eingeladen wird und wer nicht. Es ist unglaublich, wenn man dann sagt, nein, das ist nicht so, denn wir entscheiden ja, ob wir einen Petitionswerber einladen oder nicht, weil der Petitionswerber nicht genehm ist oder die Petition nicht genehm ist. Es ist eigentlich unglaublich, dass man sich das anmaßt und warum man nicht dieses verfassungsmäßige Grundrecht jeden Bürgers gleich behandelt. Abschließend sage ich Ihnen. Wir Freiheitliche kämpfen Schulter an Schulter mit den Wienerinnen und Wienern für die Rettung des Petitionsrechtes, für die Gewährleistung echter Bürgerbeteiligung, Bürgermitbestimmung, mit dem Ziel einer direkten Demokratie nach Schweizer Vorbild. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GRin Safak Akcay.) - Das seid ihr, autoritär seid ihr, gelebtes autoritäres Regime, Grün-Rot in Wien! Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Dies ist der erste Redner, der sich einen Ordnungsruf mehr oder weniger wünschen würde, einen Ordnungszuruf sozusagen. Aber nachdem der zweite Vorsitzende heute kurz ausgeführt hat, warum das Wort „Bande“ zwar nicht zu verwenden ist, aber keinen Ordnungsruf erteilt hat, gebe ich auch für das Wort „Regime“, auch wenn er es fünf Mal wiederholt hat, keinen Ordnungsruf. Nächster Redner ist Herr GR Mag. Taucher. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe KollegInnen! Das Wesentlichste in einer Demokratie sind die Menschen, die Demokratie leben. Demokratie braucht also Demokratinnen und Demokraten und keine Hetzer und keine Parolenschmierer und keine Schreier. Wir brauchen Menschen, die die Demokratie verstehen, die zuhören können, die verstehen können, was die Menschen brauchen und dann auch Lösungen erarbeiten. Diese Lösungen sind natürlich nicht immer 100-prozentige Wunschkonzerterfüllungslösungen von Einzelmeinungen, sondern diese Lösungen werden in Demokratien durch harte Auseinandersetzungen, durch friedliche Diskussionen erarbeitet, und sind keine Kampfauseinandersetzungen mit Schwert wie bei den Burschenschaften oder so. Denn bei uns wird diskutiert, hart diskutiert um Positionen, und dann findet man eine Lösung für die Menschen, die vielleicht nicht 100 Prozent Wunschkonzert ist, aber die eine demokratisch gangbare Lösung ist und oft Verbesserungen für die Menschen in dieser Stadt bedeutet. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Demokratie ist ein sehr kostbares Gut. Wir dürfen nicht glauben, dass, weil wir einmal in Österreich Demokratie eingeführt haben, es immer so bleibt und wir dieses kostbare Gut nicht verlieren können. Wir müssen in jeder Generation neu darum kämpfen, dass die Menschen Demokratie lernen, dass sie mit Demokratie umgehen können und mit dieser empfindlichen Pflanze sorgsam umgehen, damit sie auch in all ihren Ausformungen gedeihen kann, in all ihren demokratischen, menschlichen und humanitären Ausformungen. In der Demokratie geht es nicht darum, dass Minderheiten über Mehrheiten oder Mehrheiten über Minderheiten bestimmen, sondern es geht um Verhandlungsprozesse. Und da kann es auch manchmal sein, dass man für Minderheiten Rechte erkämpft, weil man als Mehrheit nicht größenwahnsinnig oder autoritär ist und über Minderheiten drüberfährt. Deswegen - und das ist auch in unserem rot-grünen Koalitionsabkommen verankert -: Wien mischt sich ein! Deswegen gibt es in Wien seit vielen Jahren Instrumente der Mitbestimmung, der Beteiligung, der direkten Demokratie und auch der Erweiterung der repräsentativen Demokratie. Wenn ich von dieser Erweiterung spreche - es gibt ja eine Partei, die immer davon spricht, dass sie die Bürgerrechtspartei ist. Sie machte die lange Nacht der Bürgerrechte, in der es eigentlich um die lange Nacht der Hausbesitzer und Immobilienbesitzer ging, deren Rechte sie verteidigt haben. (Zwischenruf bei der FPÖ.) - Wenn es um BürgerInnenrechte geht, dann geht es um Demokratie, um rechtlich verbindliche Standards, wie man in einer Demokratie miteinander verhandelt, wo man seine Anliegen einbringen kann, was damit geschieht. Das ist in der Verfassung verankert, in der Wiener Stadtverfassung, in der Geschäftsordnung des Gemeinderates und des Landtages. Nach diesen Rechtsvorschriften, die wir in der Demokratie ausverhandelt haben, arbeiten wir. Es ist eine Unterstellung zu sagen, dass das ein Regime ist, wie wir arbeiten, denn das ist die Geschäftsordnung und die Verfassung des Landes Wien. Das ist kein Regime. Wir arbeiten so, wie es gesetzlich vorgesehen ist und auf einer rechtlichen Basis. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie brauchen nicht zu glauben, dass ich mich vor einem rechten, blauen Regime fürchte. Sie können da hineinschreien, so lange Sie wollen, so lange unser Rechtsstaat funktioniert, braucht man sich auch vor euch nicht zu fürchten, denn auch ihr müsst da mitmachen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir haben drei Ebenen der demokratischen Mitbestimmung. Das eine ist die repräsentative Demokratie, das heißt, das, was wir hier sehen, dieses Haus mit den gewählten Parteien und ihren VertreterInnen, ihren MandatarInnen, die sozusagen Politik für die Stadt Wien, für die Bürgerinnen und Bürger von Wien machen, ihre Arbeit in Ausschüssen und Kommissionen abwickeln, Anträge und Resolutionen einbringen. Da geht es nicht darum, dass hinter verschlossenen Türen Dinge abgewickelt werden. Ich meine, niemand arbeitet gerne in offenen Räumen, wo es durchzieht. Wir haben eben Räume, in denen wir sind. Sie werden auch Türen zu Hause haben, die Sie manchmal zumachen. Wir arbeiten also in Räumen, ja, und nicht auf der Wiese. Wir arbeiten hier im Rathaus in Kommissionen und Ausschüssen. Da ist überhaupt nichts zu mauscheln oder Geheimes dran, sondern ihr sitzt ja alle nach Stärkeverhältnis drinnen. Nach diesem Verhältnis könnt ihr auch mittun und mitbestimmen. Das ist der Ausdruck der repräsentativen Demokratie. Wir haben natürlich auch Instrumente der direkten Demokratie, mit denen Österreich übrigens sehr vorsichtig umgeht. Ich weiß, die blaue Hälfte hier oder diese Segmenterln von Blauen, die möchten immer gerne … (GR Mag. Wolfgang Jung: 11 Prozent, Herr Kollege! Hören Sie auf mit Segmenterln!) - Ja, ja, ja, reg‘ dich nicht so auf, du musst in Liesing noch Politik machen! Ruhig bleiben! (Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) - Diese Segmenterl da drüben, die möchten gerne immer mehr direkte Demokratie nach Schweizer Modell. Was das heißt, sieht man eh, die Schweiz hat zum Teil sehr, sehr gebildete Demokraten, die Bevölkerung kann geschickt mit diesem Instrument umgehen. Aber wohin es auch führt, was wir auch sehen, ist, dass das Frauenwahlrecht … (Zwischenrufe von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) - Udo, mit deinem Schreien lockst nicht einmal ein Ziesel aus dem Loch! Was ist mit dir, Udo? Bei den Schweizern hat man ja gesehen, dass das Frauenwahlrecht sehr spät gekommen ist, da eben bestimmte Gruppen direktdemokratisch abgestimmt haben, mit dem Säbel in Appenzell am Hauptplatz, ob sie ein Frauenwahlrecht haben wollen. Bis in die 70er Jahre sind die Herren mit dem Säbel gestanden, wenn es das ist, was ihr unter direkter Demokratie versteht; das ist nicht unser Verständnis. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir wollen direkte Demokratie dort, wo es einen Sinn ergibt, wo wir Menschen zu wirklich heiklen Themen befragen, wie wir es zum Beispiel zum AKW Zwentendorf gemacht haben, wie wir auch direkte Demokratie in Wien mit „www.wienwillswissen.at“ mit Umfragen gemacht haben. Wir machen direkte Demokratie zu zentralen Themen, wie zum Beispiel Bundesheer, Berufsheer oder Präsenzdienst. All das sind direktdemokratische Mittel, an die sich die Politik bindet und sagt, das Ergebnis ist für uns bindend und das machen wir. Wir haben die Nacht-U-Bahn in Wien abgefragt und die Nacht-U-Bahn fährt. So funktioniert direkte Demokratie bei uns: Eine gute Idee der Jungen ÖVP, wir haben es abgefragt, die Bürger wollen es, wir haben es eingeführt. - Das ist direkte Demokratie. Und dann gibt es natürlich sehr viele informelle Verfahren: Die partizipative Demokratie ist die dritte Säule, die wir in Österreich und in Wien sehr stark ausgeprägt haben. Wir haben seit 1998 Prozesse der Lokalen Agenda 21 in Wien. Wer es nicht versteht, das heißt, etwas vor Ort für das 21. Jahrhundert unter BürgerInnenbeteiligung zu tun. Hier gibt es weit über 100 Projekte, die mit BürgerInnenbeteiligung, unter Mitarbeit der Bevölkerung umgesetzt wurden; offen aufgerufen, niemand wird ausgeschlossen, alles offene Prozesse, wer kommt, arbeitet mit. Es gibt Info- Veranstaltungen, Flugblätter dazu, es gibt Grätzel-Foren, es gibt Ideen-Foren. Auch hier gibt es sogar eine Form der Anlehnung an die repräsentative Demokratie, und zwar mit den Wisdom Councils, den BürgerInnenräten. Das ist eine tolle Methode aus Amerika, bei der repräsentativ BürgerInnen ausgesucht werden, die dann in BürgerInnenräten an Problemen und an Lösungen mitarbeiten. In Kagran haben wir so etwas gemacht, um die Entwicklung des Zentrums Kagran voranzutreiben. Am Schöpfwerk haben wir das gemacht. Vorarlberg hat das gesamte Tourismusleitbild so entwickelt. (Zwischenruf bei der FPÖ.) - Das gefällt natürlich manchen nicht, denn da können sie ihre Schreierbusse nicht hintransportieren, denn da werden Leute ausgewählt, repräsentativ mitzuarbeiten, und das kann ich nicht so leicht manipulieren, dass ich Settings schaffe - die da oben sind die Bösen, und wir sind die Guten - und dort dann öffentliche Tribunale abhalte. Das kann ich mit diesen Dingen nicht. (GR Mag. Wolfgang Jung: Wo denn?) - Ich spreche nicht von wo, ich sage nur, man kann das damit nicht. Das ist eine Sachlage. (Beifall bei der SPÖ. - Heiterkeit bei der FPÖ.) Jetzt komme ich zum Petitionsausschuss, denn der Jahresbericht ist ja das Thema. Dazu möchte ich sagen, Jennifer und ich sind ja fast neu im Petitionsausschuss, vor der Wahl hat es ein anderes Team gegeben, und eigentlich reden wir über den Bericht dieses Teams, das vor der Wien-Wahl gearbeitet hat. (GR Mag. Wolfgang Jung: Nach der nächsten Wahl wird es ganz anders sein!) - Da muss man sich auch bei all denen bedanken, die in diesem Petitionsausschuss waren, gut miteinander gearbeitet haben, viele Petitionen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger positiv, nicht im Sinne eines Wunschkonzertes, abgewickelt haben. Es ist etwa für die Schmelz eine Verbesserung herausgekommen. Eine meiner Lieblingspetitionen ist das Bahnenschwimmen. Da ist eine Frau zu uns gekommen, sie war übrigens in den Petitionsausschuss eingeladen, Herr Wansch, wie viele andere auch, weil Sie so selten die BürgerInnen sehen, sie war da und hat uns genau erläutert, was sie unter Bahnenschwimmen versteht, wie man Bahnen schwimmen kann. Es war wirklich lehrreich für uns alle. Der damalige Stadtrat hat es auch eingerichtet, dass es auf der Bäder-Homepage eine Plattform gibt, auf der man sehen kann, wann man wo in welchem Bad Bahnen schwimmen kann, ohne dass es belegt ist. Also auch solche Dinge sind Thema im Petitionsausschuss. Es geht nicht nur um Bauverfahren, es geht nicht nur um denkmalgeschützte Projekte, sondern es geht oft um ganz einfache Anliegen der BürgerInnen, die wir im Rahmen unserer Möglichkeiten hervorragend bearbeiten. Also bis hin zu den Zieseln, die heute auch angesprochen wurden, aber dazu wird Jennifer noch einmal reden, glaube ich, darauf will ich gar nicht mehr eingehen. Was ich zum Bericht noch sagen möchte: Die Vorsitzende und ich als Stellvertreter haben darüber diskutiert, wir haben es auch in der Fraktion und im Petitionsausschuss diskutiert, und wir haben gesagt, wir wollen nicht elendslange, dicke Berichte. Es reicht, wenn komprimiert drinsteht, worum es gegangen ist, wann der Ausschuss getagt hat, wie die Empfehlung ist, was das Ergebnis ist. Alles andere steht ganz öffentlich, wie Sie es fordern, auf der Petitionsplattform. Man kann jede Stellungnahme abrufen, man kann alles ausdrucken, man kann alles genau einsehen - das ist ausreichend. Wenn Frau Emmerling mehr fordert, dann frage ich mich, ist das eine Forderung für die russische Papierindustrie, sollen wir jetzt dickere Berichte drucken, nur damit irgendwie mehr Papier verbraucht wird? - Das sehe ich nicht ein. Es ist ausreichend, und jeder, der sich näher informieren möchte, kann das gerne auf der Homepage oder bei seinem zuständigen Mandatar tun. Wir sind ja Mandatare dieser Stadt, wir können jederzeit angerufen werden, Herr Wansch, auch Sie, und Sie können den Bürgern Auskunft geben. Sie können auch alles veröffentlichen, was Sie glauben, das noch veröffentlicht werden muss. Das Frustpotenzial ist sehr hoch von Menschen, die Petitionen eingebracht haben, hat Frau GRin Schwarz gesagt, und das ist auch vom Kollegen Wansch gekommen. Ich denke, man kann Statistiken natürlich unterschiedlich interpretieren. Es hat am Anfang viele Petitionen gegeben … (GR Mag. Wolfgang Jung: Das haben wir von der Bundesregierung gehört!) - Hören Sie, regen Sie sich nicht immer so auf, Herr Jung, sonst müssen wir einen Apotheker holen! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Der regt sich immer auf!) - Also die Statistik kann unterschiedlich interpretiert werden bei einem neuen Instrument wie dem Petitionsausschuss, der erst 2013 neu eingerichtet wurde. Übrigens, ihr braucht ihn nicht zu retten, ihr seid nicht die Retter der Retter der Retter, sondern den Petitionsausschuss hat schon Rot-Grün eingeführt. Ihr braucht da nichts retten, das ist schon unser Projekt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Dr. Alfred Wansch: Da habt ihr ja gar nicht mehr anders können!) Die Statistik - noch einmal - ist natürlich am Anfang ein bisschen höher, denn das ist so, wenn man ein neues Instrument öffnet, wenn man eine Tür öffnet. Natürlich war einiges angestaut, deswegen haben wir auch den Petitionsausschuss eingerichtet, und da ist das sozusagen hineingeströmt. Deswegen hat es viele Petitionen gegeben. Und jetzt, nach eineinhalb, zwei, drei Jahren, hat man vieles bereits aufgearbeitet, denn die Themen waren ja nicht völlig unbekannt: das Otto-Wagner-Spital, die Dittelgasse, Danube Flats, Heumarkt, InterCont, das sind ja alles bekannte Themen. (Zwischenruf bei der FPÖ.) - Diese sind eben alle in den Petitionsausschuss hereingeschwappt, wir haben sie ordentlich bearbeitet, haben Fachinformationen eingeholt, und die Petitionen sind übrigens relativ schnell, nämlich im Durchschnitt innerhalb von 4,3 Monaten, behandelt und mit einer Empfehlung abgeschlossen worden. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Da seid ihr eh schnell!) - Das ist sehr schnell, wenn man weiß, wie die Ausschüsse arbeiten, wie viele Monate wir für Flächenwidmungen brauchen und wie lange die Dinge vorbereitet werden müssen. Der Grund, Herr Kollege Wansch, warum es weniger Petitionen gibt, ist nicht, weil Rot-Grün irgendwelche Petitionen abwürgt - das ist Ihre Interpretation -, sondern weil einfach das Ventil aufgegangen ist. Es waren mehr Petitionen, und jetzt gibt es weniger, weil der Petitionsausschuss normale Wiener Praxis ist, und es kommt eben, wenn etwas kommt, wenn etwas anliegt. Und man glaubt es gar nicht, es sind Dinge … In meinem Bezirk etwa ist der Mistplatz gesperrt worden. (StR David Lasar: Warum ist der Mistplatz gesperrt worden?) - Das hat mich fürchterlich aufgeregt, und ich habe mich gefragt, ob es eine Petition dazu gibt. Wisst ihr, wie viele Leute unterschrieben haben? - Neun! Also kann es nicht so ein Thema sein. Oder eure Geschichte mit der Transparenz, mehr Transparenz in den Bezirksvertretungen mit Übertragung und Rederecht und allem. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Nicht einmal 500 Unterschriften haben Sie zusammengebracht. Die Petition wurde nicht behandelt, weil sie die erforderlichen 500 Unterschriften nicht erreicht hat. Und den NEOS muss ich auch einmal eines sagen: Der Petitionsausschuss ist keine Plattform, in der es um ein Ranking geht, welche Petitionen besser sind, das ist kein Song Contest, ob die Zoë gewinnt oder nicht oder ob eure Petition, eure Wahlkampfkampagne, die ihr mit den Kindern gemacht habt, mehr Unterschriften hat als das Drogenzentrum der Blauen in der Nußdorfer Straße, wo ihr mit den Leiberln mit der Spritze da im Gemeinderat gesessen seid. Darum geht es nicht! Es geht darum, dass mit 500 Unterschriften der Gemeinderat per Gesetz diese Petitionen zu bearbeiten hat. Alle anderen Unterschriften brauchen wir nicht auszuzählen. Unsere Beamten brauchen nicht monatelang zu sitzen, damit sie 16.000 Unterschriften, die von irgendwoher kommen, auszählen. 500 Unterschriften reichen, kein Song Contest, kein Ranking, wer besser oder schlechter ist. Jede Petition, die 500 Unterschriften hat, wird behandelt, wenn sie dazupasst. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) So, damit habe ich es. Wien mischt sich ein - mein Schlusssatz: Demokratie braucht DemokratInnen, und die sitzen hier. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender Mag. Dietbert Kowarik: Meine Damen und Herren! Bevor wir jetzt zum nächsten Redner kommen, darf ich eine Feststellung machen: Die Redner, die jetzt zu diesem Tagesordnungspunkt gesprochen haben, haben alle auf ihre Uhr gesehen, 20 Minuten, das war falsch, da wir in der Schwerpunktdebatte sind. Das heißt, Sie hätten 40 Minuten Redezeit gehabt. Ich darf jetzt feststellen, meine Damen und Herren, Frau Kollegin Mag. Emmerling hat noch 27 Minuten Restredezeit, Frau Kollegin Schwarz hätte 26 Minuten Restredezeit, Frau Kollegin Dr. Kickert hätte 25,5 Minuten - steht hier, also 25 Minuten Redezeit -, Kollege Wansch hat 20 Minuten Restredezeit und Kollege Mag. Taucher hat 23 Minuten Restredezeit. Es tut mir leid, dass das offensichtlich vorher passiert ist, ich bin nicht schuld, das sage ich dazu, aber ganz egal, es ist passiert. Ich bitte um Verzeihung für den jeweiligen Vorsitz, dem das durchgerutscht ist. Aber wie gesagt, die Zeit steht Ihnen selbstverständlich noch zur Verfügung; wenn wir schon über Demokratie und Teilhabe reden. Bevor ich zum nächsten Redner komme, hat sich noch jemand zu einer tatsächlichen Berichtigung gemeldet, und zwar Kollege Dr. Wansch. - Drei Minuten. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Tatsächliche Berichtigung, Herr Kollege Taucher, du hast gesagt, Rot-Grün hat das Petitionsrecht eingeführt, und da muss ich schon noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen: Im Staatsgrundgesetz 1867 ist das heute noch im Verfassungsrang stehende Petitionsrecht eingeführt worden, und es ist keine starke Leistung, dass es erst 2013 in Wien ein Landesgesetz dafür gegeben hat. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender Mag. Dietbert Kowarik: Für den nächsten Redner sind tatsächlich grundsätzlich 20 Minuten Redezeit vorgesehen, und als nächster Redner hat sich Herr GR Dr. Gara zu Wort gemeldet. - Ich erteile ihm das Wort. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte diese Debatte zu den Petitionen nutzen, um eine Petition herauszugreifen, die mir besonders am Herzen liegt. Es handelt sich um eine Petition für eine Erhöhung des Grundgehalts der in den Wiener Gemeindespitälern tätigen Ärztinnen und Ärzte. Es zeigt, wie gut es ist, dass es einen Petitionsausschuss zu diesem Thema gibt, denn eigentlich wäre das ja eine Sache der Gewerkschaft, sich darum zu kümmern. (Beifall bei den NEOS.) Aber nein, Ärzte für Ärzte müssen eine eigene Petition machen, damit sie von der Stadtregierung gehört werden; ich finde das gut. (Beifall bei den NEOS.) Warum ist dieses Thema so wichtig? In dieser Petition haben Ärzte für Ärzte begrüßt, dass es eine Entlastung durch das Ärztearbeitszeitgesetz gibt, aber sie haben auf die Problematik hingewiesen, dass durch die Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichzeitig unverändert niedrigem Grundgehalt natürlich diese Ärztinnen und Ärzte auf die Nachtdienste angewiesen sind und dies zu einer deutlichen Gehaltseinbuße führt. Ich betone das auch deswegen, da das vor allem Frauen betrifft. Wir haben heute sehr viel über Daseinsvorsorge gesprochen, und das ist eigentlich ein ganz wesentlicher Punkt. Ich sehe jetzt im Bereich der Daseinsvorsorge nicht sichergestellt, dass letztendlich das tatsächlich passiert, was diesen Menschen, die für uns tagtäglich in den Spitälern arbeiten, zusteht. Die Petition schließt mit der Begründung, dass man diese Petition eben abschließen kann, da der Forderung der Petition durch konstruktive Verhandlungen auf sozialpartnerschaftlicher Ebene bereits entsprochen werden konnte. - Ja, ich denke, die Petition wurde damit abgeschlossen, aber es stellt sich für mich die Frage, wurde diese Petition damit auch erfüllt? Ist sie wirksam im Sinne der Einbringer? - Nachdem diese Verhandlungen abgeschlossen wurden, hat der KAV im Mai 2015 eine entsprechende Broschüre produziert. (Der Redner hält ein bedrucktes Blatt Papier in die Höhe.) Das ist ein Blatt aus dieser Broschüre, auf dem exemplarisch Beispiele gezeigt werden, wie durch das erhöhte Grundgehalt und durch die Überstunden insgesamt ein höheres Gehalt erzielt werden kann. Dazu muss ich sagen, das war eigentlich eine ziemliche Täuschung, denn von den hier diskutierten Überstunden, da sprechen wir von 17 und 20 Überstunden, die hier exemplarisch beispielhaft gezeigt werden, ist in der Realität eigentlich gar keine Rede mehr. Das heißt, unterm Strich schaut deutlich weniger raus, als ursprünglich versprochen wurde. Ich denke, dass in diesem Sinne - und das betrifft vor allem die Frauen, vor allem die Ärztinnen - die Intention des Petitionswerbers nicht ganz erfüllt ist. (Beifall bei den NEOS.) Ich verstehe es auch nicht, dass wir jetzt nicht nur eine Zwei-Klassen-Medizin haben, sondern offensichtlich auch zwei verschiedene Klassen an Ärztinnen und Ärzten. Denn Ärzte in der Steiermark, in der KAGes, verdienen im Grundgehalt für dieselbe Leistung um 20 Prozent mehr als ÄrztInnen in Wien. Das verstehe ich nicht. (Zwischenruf von GR Ing. Christian Meidlinger.) - Herr Meidlinger, ich kann Ihnen das sogar exakt ausführen, das nämlich abhängig von den entsprechenden Stufen. Ich habe hier eine Stufe 18 mit 7.058 EUR, das beträgt dann netto 3.300 EUR, in der Steiermark beträgt dieselbe Stufe 8.419 EUR, also genau um 20 Prozent mehr. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Ing. Christian Meidlinger.) - Ja, aber das ist unterschiedlich inkludiert. Wir haben uns das im Detail ... (GR Ing. Christian Meidlinger: Da sind wir bei den Äpfeln und Birnen, vergleichen Sie Gleiches mit Gleichem!) - Wir können das gerne nachträglich machen, aber die Basis ist sehr unterschiedlich. Das ist für mich aber nur ein Aspekt, denn ein Punkt ist mir schon sehr wichtig, und dieser war letztendlich auch Thema des letzten Gesundheitsausschusses, es wundert mich nämlich, wie es sein kann, dass die Arbeitsstunden in Vollzeitäquivalenten 2014 und 2015 quasi ident sind. Wie kann das sein, obwohl wir dazwischen ein Arbeitszeitgesetz haben? Eigentlich müsste das ja deutlich weniger sein, weil letztendlich weniger Arbeitszeit zur Verfügung steht. Daraufhin hat Frau StRin Wehsely gemeint, na ja, in der Vergangenheit - und ich habe noch einmal nachgefragt - hat man im Schnitt ja auch nicht mehr als 44 Stunden gearbeitet. Das verwundert mich sehr. Wie kann sich denn das eigentlich ausgehen? Denn wenn das der Fall wäre, dann hätten wir doch jetzt nicht diese Situation. (GR Dr. Günter Koderhold: Das stimmt nicht!) - Und in „Die Presse“ - es ist ein Artikel aus der heutigen „Die Presse“ - steht ganz klar drin, wie Ärzte umsonst arbeiten; im Detail aufgelistet, wie gewisse Stunden da nicht geführt werden, wie Zeitausgleich unbezahlt zu konsumieren ist, et cetera, et cetera. In letzter Zeit häufen sich diese Aussagen in den Medien, und das verwundert mich schon sehr. Da muss ich sagen, offensichtlich hat diese Petition nicht dazu geführt, um die eigentliche Problematik … Ich betone es noch einmal, es trifft vor allem sehr viele Ärztinnen, die in diesem Gesamtarbeitsstress, in dieser Gesamtbelastung auch ein entsprechendes Auskommen und Einkommen haben müssen, um letztendlich ihre Familien versorgen zu können. Ich verstehe nicht, dass nach so viel Kritik in den Medien - und das geht mittlerweile über Wochen - offensichtlich von Seiten der Gesundheitsstadträtin noch immer keine klare, transparente Aussage erfolgt, wie denn das in Zukunft weitergeht. Ich halte das für wichtig, denn Gott sei Dank gibt es eben diesen Petitionsausschuss, dass letztendlich auch Ärzte für Ärzte auftreten können, wenn sie offensichtlich nicht von der Gewerkschaft vertreten werden. (GR Ing. Christian Meidlinger: Die vertreten Mitglieder!) Ich hoffe, dass in Zukunft unsere Anforderungen und unsere Wünsche hinsichtlich Transparenz von Zahlen, Daten und Fakten - Wie sieht es jetzt ganz konkret aus? Wie sieht es ganz konkret aus mit den Überstunden im KAV? Was ist jetzt wirklich Sache? - dazu beitragen, dass Sie das endlich auf den Tisch legen. Denn die vielen Menschen, die für uns tagtäglich im Gesundheitssystem arbeiten, warten auf diese Antwort. Der Frustrationslevel unter den Ärztinnen und Ärzten, aber auch unter den PflegerInnen im Wiener Krankenanstaltenverbund ist extrem hoch, und damit zerstören Sie ein System. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Dr. Alfred Wansch und GR Dr. Günter Koderhold.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Dr. Stürzenbecher gemeldet, drei Minuten. - Bitte sehr. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Herr Kollege Wansch hat in zwei Wortmeldungen ausgeführt, dass das Petitionsrecht 1848 beziehungsweise das dann 1867 eingeführte quasi ein vorbildhaftes gewesen wäre. Ich berichtige tatsächlich, das Petitionsrecht, das damals eingeführt wurde, hat ausschließlich das Recht beinhaltet, dass man an den Monarchen, an den Kaiser eine Schrift mit einem Anliegen abgeben darf. Der Monarch war nicht einmal verpflichtet, es irgendwie zu behandeln. Wenn er nicht wollte, hat er es auch nicht behandelt, und dann war es auch erledigt. Demgegenüber gibt unser jetziges Petitionsrecht wesentliche Rechte an die Petitionswerber. Es ist wirklich in hohem Maß ein zusätzliches demokratisches Recht für die Bedürfnisse und Anliegen der Bürger. Nur, was es nicht sein kann und was ja auch absurd wäre, ist, dass jede Petition praktisch in dem Sinn, was von den 500 Unterzeichnenden verlangt wird, auch erfüllt wird. Denn es wäre absurd, wenn die Petition A mit 600 Unterschriften kommt und das Anliegen A will, und die Gruppe B hat ein gegenteiliges Anliegen und bringt auch gleich viele Unterschriften. Das heißt, es geht per se nicht, dass quasi die Petitionswerber über den Gesetzgeber verfügen können, dass alles, was sie wollen, umgesetzt wird. Aber sie haben die faire Chance, dass das ordentlich behandelt wird. Darum geht es jetzt beim Petitionsrecht. Und darum ist auch dieses Team Kickert und Taucher außerordentlich erfolgreich. Ich sage Ihnen jetzt meine ehrliche Meinung: Als wir das eingeführt haben, hätte ich nicht geglaubt, dass das Petitionsrecht, wie wir es im Wiener Gemeinderat haben, ein derartiger Erfolgsfaktor für die Demokratie durch die Bürgerinnen und Bürger werden wird. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte tatsächliche Berichtigungen tatsächlich vorzubringen und zu berichtigen. Das war eine etwas ausschweifende tatsächliche Berichtigung. Wir kommen zum nächsten Redner. Zu Wort gemeldet ist GR Hofbauer; 20 Minuten. - Bitte schön. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren des Gemeinderates! Zuerst muss ich nur ganz kurz auf die Wortmeldung des Kollegen Taucher eingehen. Er hat am Anfang seiner Rede gesagt, auch er, und ich glaube, er schließt auch die SPÖ mit ein, hat oder haben keine Angst vor einem blauen Bundespräsidenten. (GR Mag. Josef Taucher: Nein, vom Präsidenten habe ich nicht geredet!) - Nein, nein, Sie haben schon gesagt, Bundespräsidenten. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag. Josef Taucher.) - Egal, wie auch immer, ich kann Sie beruhigen, in ein paar Wochen werden wir Ihnen beweisen, dass Sie keine Angst haben müssen. Wir sind überzeugt, dass Norbert Hofer sein Amt als Bundespräsident für alle Österreicher und Österreicherinnen perfekt ausüben wird. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: Van der Bellen vielleicht, oder?) - Na ja, das ist ein Wunschdenken. Aber lassen wir die Wähler entscheiden, und dann schauen wir weiter. Aber jetzt zum Tagesordnungspunkt, nämlich zum Bericht des Petitionsausschusses. Er behandelt die Petitionen, die im Jahr 2015 durch den Petitionsausschuss auf erledigt gesetzt worden sind. Ich glaube, wir sind uns alle in diesem Hause einig, dass das Petitionsrecht, das in Wien leider erst 2013 eingeführt worden ist, ein Grundrecht für die Bürger und damit ein wesentliches Instrument der Bürgerbeteiligung ist. Das Petitionsrecht bietet nämlich eine der wenigen Möglichkeiten, die Anliegen der Bürger und Bürgerinnen, der Wiener und Wienerinnen einzubringen, und somit den politischen Vertretern dieser Stadt kundzutun. Sie erwarten sich allerdings auch, dass diese Anliegen, die eingebracht werden, ordnungsgemäß abgearbeitet werden. Im Bericht, der uns vorliegt, lesen wir, dass im Jahr 2015 vier Sitzungen des Petitionsausschusses stattgefunden haben. In diesen vier Sitzungen - das wurde heute schon mehrmals erwähnt - wurden zwölf Petitionen abgeschlossen. Jetzt kann man bei dieser Zahl - Kollegin Kickert hat das heute schon festgestellt - eindeutig erkennen, dass die Anzahl der Petitionen rückläufig ist. (GR Mag. Josef Taucher: Habe ich eh schon erklärt!) - Kollege Taucher hat auch schon versucht, das Ganze zu analysieren, er hat von irgendwelchen Ventilen gesprochen, die aufgegangen und zugegangen sind. Das mag so sein, aber ich möchte das Ganze von einem anderen Standpunkt aus beleuchten. Überlegen wir uns einmal, wie schaut es aus? Sind die Menschen vielleicht so zufrieden - das ist das berühmte Ventil - mit unserer Stadt, dass sie keine Petitionen mehr einbringen müssen, weil alles in Ordnung ist? - Das glaube ich eher nicht. Ist vielleicht der Aufwand - das ist von der ÖVP oder von den NEOS gekommen -, eine Petition einzubringen, zu groß? - Ich gestehe ein, es ist ein Aufwand, aber ich muss auch der Vorsitzenden Kickert recht geben, der Aufwand ist gerechtfertigt. Wenn ein Anliegen wirklich so wichtig ist, dann muss man eben einen bestimmten Aufwand treiben. Das ist okay, das sehe ich eigentlich auch nicht als großartige Eindämmung der Petitionseingänge. Das andere, was man sich vielleicht wirklich überlegen sollte, ist die Möglichkeit, dass es bei den Bürgern noch gar nicht angekommen ist, dass sie das Petitionsrecht ausnutzen können; das meine ich jetzt ernsthaft. Man sollte sich überlegen, dass man von Seiten der Gemeinde Wien, vielleicht in unser aller Funktion, zum Volk rausgeht und den Leuten ernsthaft erklärt, was sie alles mit dem Petitionsrecht machen können, um vielleicht ein bisschen Schwung reinzubringen und wieder mehr Petitionen in den Petitionsausschuss zu bringen. Ich glaube allerdings, dass die Menschen, leider - das ist in vielen Gesprächen bestätigt worden, wie es heute auch schon einige Male vom Kollegen Wansch angesprochen worden ist -, in der Zwischenzeit, nämlich seit 2013, den Eindruck gewonnen haben, dass die Petitionen, die eingebracht worden sind - es stimmt, am Anfang sind mehr eingebracht worden als in den letzten Jahren -, im Petitionsausschuss nicht zufriedenstellend für den Petitionseinreicher behandelt wurden. Ich weiß schon, Ihre Argumente sind, dass man nicht alles über den Petitionsausschuss erledigen kann, aber die Leute haben andere Erwartungen gehabt und sind einfach enttäuscht worden vom Ergebnis des Petitionsausschusses oder auch vielleicht enttäuscht worden von der Kommunikation, die über den Petitionsausschuss zu den Petitionswerbern in dem Fall nicht stattgefunden hat. Das wurde uns, wie gesagt, in zahlreichen Gesprächen bestätigt. Wie schaut es nämlich aus, wenn ein Wiener/eine Wienerin eine Petition einreichen möchte? - Zunächst versucht er, und das ist wirklich nicht einfach, die mindestens 500 Unterschriften zu sammeln, da gehört viel Herzblut und viel Überzeugungskraft dazu, und er erwartet sich dann, wie schon eingangs gesagt, dass, wenn er diese Petition einreicht und diese ordnungsgemäß angenommen wird, eben diese Petition ordnungsgemäß im Sinne des Einreichers behandelt wird. Wie schaut es aber dahin gehend momentan aus? - Die Petitionseinreicher haben nach wie vor den Eindruck, dass das Ganze in verdeckten Verfahren, in geheimen Verfahren, sprich, nicht transparent, verhandelt und abgehandelt wird, dass die Petitionseinreicher zu wenig mehr oder weniger ernst genommen werden, zu wenig eingebunden werden. Damit bin ich schon bei einer unserer Forderungen, die Kollege Wansch auch schon vorgebracht hat, die man aber immer wieder sagen muss. Sie haben Argumente zu der Forderung, die ich gleich nochmal wiederhole, gebracht, die ich nicht ganz nachvollziehen kann, nämlich dahin gehend, dass man sich anschauen und überlegen sollte, wie die Petitionswerber in den Petitionsausschuss eingeladen werden. Schaut man sich die Statistik im Petitionsbericht an, dann stellt man fest, dass im Jahr 2015 von den eben zwölf angesprochenen Petitionen nur drei Petitionswerber eingeladen worden sind, um ihr Anliegen dem Petitionsausschuss kundzutun. Ich verstehe es nicht, Frau Kickert, wieso man nicht verpflichtend in das Petitionsgesetz aufnimmt, dass jeder Petitionseinreicher, jeder Petitionswerber laut Gesetz verpflichtend eingeladen wird. Damit meine ich nicht, dass er jetzt vorgeführt wird, sondern er soll auf jeden Fall die Möglichkeit bekommen, dass er seine Anliegen ganz sachlich im Petitionsausschuss präsentieren kann. Jetzt muss ich schon eingestehen, es ist ja jetzt von der SPÖ in den letzten Petitionsausschüssen, auf jeden Fall im letzten Petitionsausschuss - exakt durch dich, weil du jetzt so nickst, dann nicke ich auch mit (Der Redner nickt in Richtung GR Mag. Josef Taucher.) - angekündigt worden, dass ab jetzt - ich sage nicht, deutlich mehr - einige Petitionswerber mehr eingeladen werden sollen. Das ist okay, das unterschreiben wir, wir sind dafür, das ist überhaupt kein Thema. Aber wieso das im Gesetz nicht drinnensteht, dass jeder die Chance hat, eingeladen zu werden, das ist für uns nicht nachvollziehbar. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Es hat jeder die Chance!) - Ja, die Chance, aber ich meine, dass er verpflichtend eingeladen wird, er muss die Einladung ja nicht annehmen. Wenn er kommt, ist es gut, wenn er nicht kommt, dann kommt er eben nicht, um Gottes Willen. Über eines müssten wir uns, glaube ich, einig werden. Es stimmt, wir haben letztes Jahr diese drei Petitionswerber eingeladen gehabt. Diese haben mehr oder weniger gut oder schlecht argumentiert. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Vier!) - Entschuldigung, vier. Diese haben mehr oder weniger gut argumentiert, das ist kein Thema. Aber eines ist ganz klar, es waren sicher einige dabei, die sehr gut argumentiert haben. Und eines ist auch klar, es soll in persönlichen Gesprächen zwischen Petitionswerber und Petitionsausschuss ein Dialog stattfinden, damit man die Petition vielleicht ein bisschen besser versteht, damit man die Hintergründe versteht, warum dieser Mensch sich die Arbeit macht und 500 Unterschriften sammelt und diese einreicht. Da ist ja was dahinter, er macht das ja nicht aus Jux und Tollerei. Deshalb ist es für uns unverständlich, dass nicht jeder Petitionswerber die Chance hat, dass er dort sprechen kann. Sie haben ja gesagt, Sie sind bereit für den Dialog. Wir wollen keine Anträge stellen, sondern den Dialog und dass man darüber nachdenkt. Vielleicht können wir es schaffen, dass wir nachdenken. Das Nächste, was wir gleich anregen und fordern wollen … Und diese Forderung kommt nicht nur allein von uns, sondern es wird uns immer wieder von Bürgern mitgeteilt, dass sie das wollen, es ist ihr Grundgefühl. Und ich appelliere noch einmal an euch: Bitte seid so bodenbehaftet und hört auf die Bürger! Hört auf die Bürger! Ich habe manchmal tatsächlich den Eindruck - ich meine, das ist nicht mein Problem, das ist euer Problem -, dass ihr schon so abgehoben seid und auf die Bürger gar nicht mehr hört. Ich meine, das Ganze spiegelt sich ohnehin in den Wahlergebnissen wider, aber okay, es soll so sein. Wie gesagt, das Nächste, was uns noch zugetragen worden ist, aber nicht ein Mal, sondern mehrmals, ist, dass ein Petitionswerber, wenn er eingeladen wird, nur als Einzelperson auftreten und seine Anliegen argumentieren kann. Bitte, wieso ist es nicht möglich, dass ein Petitionswerber bei einem komplexen Thema, und es gibt ja durchaus sehr komplexe Themen im Petitionsausschuss zu bearbeiten, einen Experten mitnehmen kann? - Da wird uns doch keine Krone vom Kopf fallen, wenn der Petitionswerber eine zweite Person mitnimmt, damit auch ein Experte mitdiskutieren kann. Der Fachexperte liefert dann mehr oder weniger bessere Argumente, die auch der Petitionsausschuss nachvollziehen kann, und auf Grund dieser Expertenmeinung wird der Petitionsausschuss vielleicht eine ganz andere Entscheidung treffen. Diese zwei Forderungen haben wir: Petitionswerber laut Gesetz zwingend einzuladen und es dem Petitionswerber zu ermöglichen, dass er, wenn er im Ausschuss spricht, einen Experten mitnehmen darf. - Das wäre nämlich wirklich eine vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung, damit diese sagt, wir haben jetzt wieder Vertrauen zur Politik. Rot-Grün kommuniziert ja immer nach außen: Die Stadt Wien ist so transparent auf politischer Ebene, wir sind komplett transparent, wir machen nichts hinter verschlossenen Türen. - Beim Petitionsausschuss haben die Bürger im Moment überhaupt nicht das Gefühl, dass das so transparent ist. Noch einmal: Das sind jetzt nicht nur unsere Themen, sondern das kommt von den Leuten, wenn man mit ihnen spricht. Darüber sollte man sich Gedanken machen. Ein Punkt, der uns noch ganz besonders stört und der auch immer wieder kommuniziert worden ist, ist, wenn Stellungnahmen angefordert werden, nämlich Stellungnahmen vom Bezirksvorsteher oder der Bezirksvorsteherin. - Ja, das ist okay, das ist in Ordnung, das haben wir auch immer unterstützt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das immer unterstützt haben. Alfred Wansch nickt auch. Aber wir machen dann auch immer gleich Zusatzforderungen - Sie wissen das. Es ist das Einser-Programm der FPÖ, dass wir dann zusätzlich immer eine zusätzliche Stellungnahme der Bezirksvertretung anfordern. Das wurde immer abgeschmettert, und das ist absolut nicht zu verstehen. Ich sage bewusst „immer abgeschmettert“. Das ist eine vorgefasste Meinung. Ich bin nicht einmal sicher, ob der eine oder andere SPÖ-Mandatar im Ausschuss oder auch der grüne Mandatar vielleicht sogar die Hand heben würde, aber nein, das ist eine vorgefasste Meinung, das können wir nicht machen, sei es, weil es eine FPÖ- Forderung war oder sei es aus mir unerklärlichen Gründen, dass das nicht notwendig ist. Ich weiß es nicht. Man muss sich wirklich vor Augen führen, was das für ein Bild nach außen macht. Was würde das bewirken? Was würde es bewirken, wenn man zur Stellungnahme des Bezirksvorstehers/der Bezirksvorsteherin, die höchstwahrscheinlich hinter verschlossenen Türen im Amtshaus irgendwo abgetippt wird - keine Ahnung -, das sieht und hört keiner, jetzt einmal eine Stellungnahme der Bezirksvertretung anfordert? - Das ist ja nichts Schlimmes, bitte. Eine Bezirksvertretung, das sind gewählte Bezirksmandatare, das Bezirksparlament. Die Bezirksvertretung ist eine öffentliche Sitzung, das heißt, der Petitionswerber kann dort als Zuhörer teilnehmen und kann sich dort einmal einer Meinungsbildung unterwerfen und hören, was sein unmittelbares Feld, nämlich der Bezirk, über sein Anliegen denkt. Ich finde, das wäre eine Öffnung des Petitionsausschusses nach außen, eine Öffnung zur Transparenz, eine Öffnung zum Bürger. Und das ist sicher nichts Schlechtes, nichts Negatives. Und wenn Sie vielleicht argumentieren, dass das Ganze den Petitionsablauf, sprich, das Verfahren, die Petitionsdauer in die Länge zieht, dann kann ich gleich einmal antworten: Um Gottes Willen, das sollte uns Demokratie auf jeden Fall wert sein, wenn wir da jetzt vielleicht ein bisschen länger warten. (Beifall bei der FPÖ.) Das Letzte, was ich noch anführen möchte und auch immer wieder von uns gefordert worden ist, ist … Frau Vizebürgermeister, es geht um Ihr Ressort! (VBgm.in Mag. Maria Vassilakou unterhält sich mit GR Peter Kraus, BSc. - VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Bitte sehr, ich bin da!) - Aha, Sie sind multitaskingfähig, na, das ist toll! (GR Dominik Nepp: Sie kann mehrere Sachen gleichzeitig nicht!) - Okay, mag sein, ja, wird so sein. Was ich auch noch anführen möchte und was auch schon gefordert wurde, ist der Bericht. Wir haben ja jedes Jahr im Landtag und im Gemeinderat einen Bericht des Petitionsausschusses. So auch heute im Gemeinderat. Die Zuhörer, es sind doch einige vorhanden, können dem Bericht folgen. Aber das Ganze ist doch sehr geballt. Vor allem handelt dieser Bericht nur von Petitionen, das steht auch so im Bericht, die abgeschlossen worden sind; überhaupt kein Thema. Jetzt mein Vorschlag, dem man ein bisschen nähertreten sollte: Ich sage es ganz ehrlich, es muss ja nicht einmal bei jeder Gemeinderatssitzung sein, aber doch relativ oft, ich sage vier Mal im Jahr oder eben bei jeder Gemeinderatssitzung. Wieso machen wir nicht bei jeder Gemeinderatssitzung einen Tagesordnungspunkt, indem man sagt, okay, wir nehmen den Bericht des Petitionsausschusses ernst und die zuständige Frau Stadträtin soll zu den einzelnen, in dem Fall noch offenen, Petitionen so eine Art Statusbericht abliefern? - Da sind wir jetzt bei der Transparenz und bei der Öffentlichkeit. Das hätte nämlich auch in diesem Fall den Vorteil, wie ich es schon vorher bei der Diskussion zur Bezirksvertretung gesagt habe, wenn man das bei jeder Gemeinderatssitzung diskutiert, dass eben auch Zuhörer - so wie jetzt auf der Galerie - diesen Ausführungen über die aktuellen Stände der offenen Petitionen zuhören können. Das hätte den Vorteil, dass sich auch die gewählten Gemeinderäte, die Volksvertreter, dazu äußern könnten und die Gelegenheit hätten Anträge einzubringen, die vielleicht sogar die Petition auf Sicht unnötig machen. Das wäre doch ein demokratisches Verhalten gegenüber unseren Bürgern, unseren Wählern! Ich glaube, da fällt uns kein Zacken aus der Krone und wir sind nach außen hin wieder transparenter, wir sind wieder glaubwürdiger, und die Politik wird glaubwürdiger im Sinne der Demokratie. Als Schlusssatz und als Appell an Rot-Grün möchte ich Sie noch einmal bitten und auffordern, dass Sie meine Ausführungen einmal ein bisschen überdenken, vielleicht das eine oder andere aufnehmen und das Gesetz dahin gehend adaptieren, dass es ein Petitionsgesetz ist, so wie es sich die Bürger dieser Stadt verdient haben, so wie es die Bürger dieser Stadt erwarten. Es wäre höchst an der Zeit. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Rubik zu Wort gemeldet; 20 Minuten Redezeit. - Ich erteile ihr das Wort. GRin Silvia Rubik (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist schon sehr verwunderlich, wie man in einem Bericht, der ein sehr positiver Bericht ist, immer wieder etwas findet, das man schlechtreden kann. Ich bin der Meinung, der Petitionsausschuss ist für die Wienerinnen und Wiener sehr wichtig, und das zeigt dieser Jahresbericht sehr eindrucksvoll. Der Zuspruch, die Stadt mitzugestalten und die Anliegen mitzuteilen, ist ungebrochen und, wie ich meine, in Zeiten wie diesen, in denen die Menschen gehört und auch verstanden werden wollen, unerlässlich. Darum geht es uns, und das wollen wir auch eindrucksvoll tun. Der Petitionsausschuss nimmt die Anliegen der Wienerinnen und Wiener sehr ernst und setzt sich mit einzelnen Petitionen sehr ausführlich auseinander. Dennoch versuchen wir ganz im Sinne der Petitionseinbringer und Petitionseinbringerinnen, so schnell und effizient wie möglich zum Abschluss zu kommen. Durchschnittlich dauert die Behandlung einer Petition bis zum Abschluss vier Monate. Ein, wie ich meine, sehr schnelles Verfahren, ohne die Menschen über Jahre hinweg hinzuhalten. Wie gesagt, wir machen es uns nicht leicht. Anbei noch ein paar Zahlen und Fakten, die sich im Bericht wiederfinden und die schon mehrmals erwähnt wurden, aber ich bringe sie trotzdem nochmals, um zu zeigen, wie positiv dieser Petitionsausschuss seine Arbeit macht: Zwölf Petitionen wurden im vergangenen Jahr abgeschlossen, davon war eine noch von 2013, neun Petitionen von 2014 und zwei wurden von 2015 miteingebracht. Insgesamt wurden 33 Stellungnahmen eingeholt. Drei Petitionseinbringerinnen und Petitionseinbringer wurden eingeladen, um ihre Anliegen näher zu erklären. Und nein, liebe FPÖ, nicht alle Petitionswerberinnen und -werber werden eingeladen, denn diejenigen, die bei der Erklärung des Anliegens schon klar und deutlich zeigen, wo der Weg hingeht und mit allen Unterlagen die Einreichung vollbringen, müssen nicht noch extra eingeladen werden. Bei den Petitionen, bei denen es notwendig ist, zu denen wir noch Erklärungsbedarf haben, werden die Petitionswerber eingeladen, und diese können dann im Petitionsausschuss die noch offenen Fragen beantworten. Es ist nicht notwendig, alle Werberinnen und Werber in den Petitionsausschuss zu holen, wenn klare Fakten auf dem Tisch liegen. Neun Petitionen wurden mit Empfehlung an zuständige Organe abgeschlossen. In drei Fällen wurden die Behandlungen ohne Anspruch der Empfehlungen beendet, weil der Zielsetzung der Petition bereits entsprochen wurde. Vier weitere Petitionen wurden vom Petitionsausschuss 2015 in Behandlung genommen, wobei die Behandlungen in diesem Jahr fortgesetzt werden. Darüber gibt es jetzt noch keine Berichte. Insgesamt 11 Petitionen erreichten die Jahresfrist mit den erforderlichen 500 Unterstützungserklärungen nicht. Die wurden als beendet gesetzt. Noch ein Kritikpunkt an die FPÖ: Wer behauptet, dass die Stadt Wien den Petitionsausschuss und das Anliegen der Menschen nicht ernst nimmt, ist irgendwie in Unkenntnis oder will es nicht verstehen. Mir ist schon klar, warum die FPÖ immer alle Petitionswerber einladen möchte, denn der Petitionsausschuss ist ein Instrument für Wienerinnen und Wiener, die ernsthafte Anliegen an die Stadt richten, für Menschen, die Verbesserungen für bautechnische Angelegenheiten, für Infrastrukturen oder zum Schutz der Natur herbeiführen wollen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ziedlergasse! Fragen Sie den Bezirksvorsteher!) - Der Petitionsausschuss ist aber kein Wunschkonzert und auch kein Mittel zu dem Zweck, dass Parteien ihren Unmut und ihren Frust an der Stadt Wien loslassen. Dennoch wird der Petitionsausschuss immer wieder für billige Parteibewerbung genützt. Die Vorgangsweise ist bekannt, da immer dieselbe. Kaum steht eine Petition zur Unterstützung auf der Homepage - meistens auf der Homepage der FPÖ -, um Unterschriften zu sammeln, wird der Petitionswerber oder die Petitionswerberin von der Opposition - zumeist eben von der FPÖ - umgarnt. (GR Mag. Wolfgang Jung: Die kommen freiwillig!) - Dann behauptet die FPÖ, sie kümmert sich um die Sorgen der Menschen. Die guten Menschen und die gute FPÖ und die böse Stadt Wien und der böse Bauträger oder die böse Verwaltung. Das, meine Damen und Herren, das ist zu wenig. Wir jedenfalls setzen auf Konsens, nicht auf Konflikt. Wir prüfen jede Petition genau und fordern Stellungnahmen ein. Wir reden mit den Petitionseinbringerinnen und -einbringern. (GR Mag. Wolfgang Jung: Bei uns haben Sie das nicht getan, da haben wir es erzwingen müssen!) - Wir setzen Empfehlungen an die betreffenden Akteure und wir setzen Lösungen. Alles in allem: Wir reden nicht nur, wir kümmern uns um die Anliegen der Menschen. Sehr geehrte Damen und Herren, in aller Deutlichkeit: Was Sie hier tun, ist, den Menschen Interesse vorzugaukeln, liebe Opposition, und nur auf dem Rücken hoffnungsvoller Menschen Parteiwerbung abzufeiern. Doch damit hat dieser Ausschuss nichts zu tun. Dagegen verwehren wir uns entschieden. Wir stehen seriös den Menschen gegenüber und wollen nicht hinters Licht führen. Um größtmögliche Transparenz walten zu lassen, sind alle Petitionen mit beigebrachten Unterlagen, mit allen eingeholten Stellungnahmen sowie Beantwortungen zu jeweiligen Petitionen auf der Online-Petitionsplattform veröffentlicht. Wir lassen alle Menschen hineinschauen. Wir verstecken und wir verschleiern nichts. Der Petitionsausschuss ist wie ein offenes Buch für alle Menschen, die es interessiert, und da brauchen wir und die Menschen von Wien keine FPÖ-Homepage dazu. Wir lassen bei Petitionen keine Willkür walten. Wir schließen keine Petition auf Grund einer Befindlichkeit ab. Ich will jetzt nur noch kurz darauf eingehen, positive Beispiele des Petitionsausschusses klarzulegen. Es war zum Beispiel ein Petitionswerber, der grundsätzlich gegen die zusätzliche Verkehrsregelung auf dem Verteilerkreis Favoriten war, und auch die Lebensqualität der Anrainerinnen und Anrainer sollte durch die Verbauung nicht beeinflusst werden. - Das war der Grund der Einbringung dieser Petition. Diese Petition wurde an die zuständige Stadträtin Vassilakou mit der Empfehlung weitergegeben, erstens, den Anrainerinnen und Anrainern die Möglichkeit einer Beteiligung an örtlichen Bauprojekten zu geben, zweitens, dass die Verbauung darüber hinaus nicht die Sicht auf die bestehenden Objekte beeinflusst und, drittens, die Eigenerrichtung von direkten Fußgängerstegen ermöglicht wird. Das ist bei uns Demokratie, wenn sich Leute beim Petitionsausschuss melden und bei uns eine Petition einreichen mit mehr als 500 Unterschriften. - Ein zweites Beispiel: Es geht um die Öffnung der Schmelz. Mehr Grünraum für die Menschen im 14.,15. und 16. Bezirk wurde in einer Petition gefordert. Der Ausschuss empfahl nach Prüfung von sieben Stellungnahmen dem zuständigen Bezirksvorsteher, einen breit angelegten Dialogprozess zu führen. Ziel soll eine erweiterte Öffnung und Nutzungsmöglichkeit von Arealen auf der Schmelz sein; ganz im Sinne des Petitionseinbringers. Sie sehen, eine Petition mit einer realistischen Einschätzung oder Forderung einzubringen, zahlt sich aus. Der Ausschuss ist bemüht, im Sinne der Bürgerinnen und Bürger nach bestmöglichen Lösungen zu streben, ganz ohne Vorurteile oder Befangenheit, Empfehlungen abzugeben und die Situation für die Menschen zu verbessern. Der Petitionsausschuss ist ein klares Bekenntnis der Stadt Wien, die Menschen ernst zu nehmen, sich deren Kritik anzunehmen und vor allem zu handeln. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner ist GR Berger zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich möchte zuerst auf die zwei Vorredner von der SPÖ eingehen, und zwar zum einen auf Frau Rubik, die gemeint hat, sämtliche Petitionen, die eingereicht werden, waren zuvor auf der FPÖ-Homepage. - Danke, dass Sie uns das zutrauen, aber das ist zu viel der Ehre. Vielmehr ist es so, dass die FPÖ mehr den Ruf hat, bürgernah zu sein, deswegen kommen mehr Petitionswerber zur FPÖ als zur SPÖ und bitten diese, die Petition zu unterstützen und im Internet, auf der Homepage oder wo auch immer kundzumachen. Das, was Sie uns zuschreiben, ist ein bisschen zu viel der Ehre. So verhält es sich auch mit der angeblichen Instrumentalisierung oder Vereinnahmung, die Sie uns unterstellen. Wieso sollen wir Bürgeranliegen, Petitionen nicht unterstützen, die wir für sachlich und für sinnvoll halten, um der Petition entsprechend Nachdruck zu verleihen? Ich denke, dafür sollten Mandatare, dafür sollten die politischen Parteien und Fraktionen auch da sein. Wenn sie das nicht tun, dann haben sie vielleicht den Job verfehlt. (Beifall bei der FPÖ.) Ein paar Sachen hat auch Herr GR Taucher gesagt, die schon sehr zu denken geben, aber weniger uns zu denken geben sollten, als vielleicht seiner Fraktion selbst. Sie haben von Demokratie gesprochen und dass der Petitionsausschuss auch dazu da sein soll, um zu verstehen, was die Bürger wollen, was sie schriftlich einbringen, aber auch um zuzuhören, wenn man sie in einen Ausschuss einlädt, was ihre Begehren beziehungsweise ihre Vorhaben sind. Jetzt frage ich mich aber, wieso die Abgeordneten der Regierungsfraktionen im Ausschuss sitzen und schlussendlich, wenn es darum geht, eine Petition abzuwürgen, vorgefertigte Antragstexte ablesen, die überhaupt keine Rücksicht mehr darauf nehmen, was der Petitionswerber dort im Ausschuss gesagt hat. (Beifall bei der FPÖ.) Vielleicht sollten Sie zuerst bei sich selbst mit dem Zuhören beginnen und auch mit Demokratie lernen, denn wir sind vor gut einem Monat Zeuge geworden, wie Sie und Ihre Regierungsfraktionen es mit der Demokratie haben. Wenn das Ergebnis nicht stimmt, dann wird einfach mehrfach abgestimmt. Vielleicht würde Ihnen da etwas Nachhilfeunterricht gut tun. (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben ebenfalls gesagt, direkte Demokratie ist etwas für die Schweizer, denn die haben gebildete Demokraten. Jetzt frage ich Sie: Trauen Sie das den Wienern und den Österreichern nicht zu? Halten Sie diese für nichtgebildete Demokraten, beziehungsweise halten Sie diese nicht für aufgeklärt und kompetent genug, entsprechende Entscheidungen bei Abstimmungen zu treffen? (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: Das habe ich nicht gesagt!) - Diese Aussage ist mehr oder weniger doch skandalös, und Sie können sie im Nachhinein gerne noch berichtigen, wenn Sie meinen. Ich glaube aber, dass das sehr wohl so im Wortprotokoll auch stehen wird. In einer Sache möchte ich Ihnen auch noch entgegnen beziehungsweise sie schlichtweg als unwahr darstellen. Sie haben behauptet, in Wien gibt es so etwas Tolles in den Bezirken wie die Lokale Agenda, seit 1998. Da kann jeder hingehen, sich einbringen, die Türen stehen dort für jeden offen. - Ich empfehle Ihnen, einmal auch die Protokolle der Bezirksvertretung in Favoriten durchzulesen. In Favoriten ist es beispielsweise nicht so, dass zu sämtlichen Agenda-Gruppen alle Bürger hingehen können. Denn wenn dort die rot-grüne linke Schickeria unter sich sein möchte, dann werden auch gerne einmal Interessenten, die sich das einfach nur anhören möchten, von den Agenda-Gruppen ausgeschlossen. Das sind die Zustände in Wien und nicht diese schöne Welt, die Sie hier vorne zu zeichnen versucht haben. (Beifall bei der FPÖ.) Aber nun zum Petitionsausschuss selbst beziehungsweise zum Petitionsbericht. Wie bereits von den Vorrednern meiner Fraktion angesprochen, war es für die Etablierung des Petitionsrechts in Wien höchste Zeit. Das war eine jahrelange freiheitliche Forderung, die schlussendlich doch umgesetzt wurde. Dass es diese Möglichkeit jetzt nun gibt, ist gut und richtig. Es ist insbesondere auch deshalb gut und wichtig, weil es mit der Petition auch die Möglichkeit gibt, Versäumnisse der Stadt Wien beziehungsweise der Stadtverwaltung, der jeweiligen Unternehmen beziehungsweise der jeweiligen Ressorts aufs Tapet zu bringen, sie schlussendlich in den Gemeinderat beziehungsweise in den Ausschuss zu bringen und die Missstände aufzuzeigen, und dann hoffentlich auch abzustellen. Ich möchte dabei speziell auf zwei Petitionen eingehen, die eingebracht wurden: Zum einen betrifft es die Petition „Rettet die Wienerfeld West Siedlung“. Die Wienerfeld West Siedlung wurde in den Jahren 1939 bis 1941 errichtet, als damals im Rahmen des Sozialprogramms für den Wohnbau der Stadt Wien 2.000 Sozialwohnungen errichtet wurden. Die Wienerfeld West Siedlung war eine der größten Siedlungen, die damals errichtet wurden. Nach dem Krieg haben dort zuerst noch russische Soldaten gewohnt und nach der Erlangung der österreichischen Freiheit sind dort wieder Wienerinnen und Wiener eingezogen. Die Wohnungen der Siedlung Wienerfeld West wurden dann in den folgenden Jahren durch die Mieter selbst mit den eigenen Händen und deren eigenen finanziellen Ressourcen wiederhergestellt, instandgesetzt und sowohl innen als auch außen wohnlich renoviert. Es wurden sanitäre Einrichtungen verbessert, es wurden die Heizmöglichkeiten verbessert und alles, was man halt schlichtweg zum Wohnen braucht. Anders sieht es jedoch mit dem jetzigen Hauseigentümer, mit der Stadt Wien, mit Wiener Wohnen aus, denn der ist schlussendlich der Hauseigentümer, der auch die gesetzlich vorgeschriebenen Erhaltungs- und Verbesserungsarbeiten vorzunehmen hat. Das ist in der Vergangenheit nicht passiert, und ich rede von der Vergangenheit hier nicht von ein paar wenigen Jahren, sondern wir reden hier von in etwa 30 Jahren, wo in dieser Siedlung dort nichts passiert ist. Die Bürger waren dann vollkommen zu Recht in Aufruhr, weil wenn ein Hauseigentümer seine Wohnhäuser verfallen lässt - wir kennen das, heute ist schon die neoliberale Zinshauspolitik gefallen, an sich nur von Privaten, aber auch die Stadt Wien agiert so. Dementsprechend waren dann natürlich auch die Bürger besorgt und haben nicht nur an die zuständigen Stellen der Stadt Wien entsprechende Schreiben und Briefe gerichtet, auch an den Stadtrat wurde geschrieben. Aber erst mit der Einbringung der Petition, die sich für den Erhalt der Wienerfeld West Siedlung ausspricht, ist Bewegung in diese Sache gekommen. Es ist so, das war eine große Sorge der Bürger, die hier auch einzeln in den Wohnungen Verbesserungsarbeiten vorgenommen haben und zum Teil aus den Wohnungen wirkliche Schmuckkästchen gemacht haben. Ja, und weil immer weniger Wohnungen, die dann leergestanden sind, nicht wieder nachbesetzt wurden und dann gar keine Wohnungen mehr nachbelegt wurden, deuteten alle Anzeichen eben schlichtweg darauf hin, dass man hier diese Gemeindewohnungen oder diese Wohnungen abreißen hätte wollen. Dem ist mit dieser Petition dann Gott sei Dank Vorschub geleistet worden. Im Vorfeld der vergangenen Wahl ist die Stadt Wien beziehungsweise der zuständige Stadtrat und die SPÖ dann doch draufgekommen, dass hier vielleicht doch schon der Hut brennt. Ich war damals Mitglied der Bezirksvertretung, und ich kann Ihnen sagen, in den letzten fünf Jahren war keine Bezirksvertretung so gut besucht wie diese, weil die Zustände dort den Bewohnern, den Mietern wirklich unter den Nägeln gebrannt haben. Jetzt gibt es zumindest eine Zusicherung, dass dort ein Sanierungsplan entsprechend abgearbeitet wird beziehungsweise dass hier entsprechende Maßnahmen erfolgen sollen. Tatsache ist aber auch, dass angekündigte Termine nicht eingehalten werden. Ich habe heute Vormittag erst wieder mit einem Mieter von dort gesprochen, der gesagt hat, mit 25.4. hätten dort eigentlich Arbeiten bei den Stiegen beginnen sollen, die entsprechend verbreitert hätten werden sollen. Mittlerweile haben wir heute den 29., glaube ich, soweit ich mich erinnern kann, und leider ist bis jetzt nicht viel passiert. Eine andere Petition, ebenfalls im 10. Bezirk, war eine Petition der Bürgerinitiative Verteilerkreis, die eine Petition gegen die Verbauung des Verteilerkreises initiiert hat. Wieso das? Eines Tages präsentierte auf einmal die ASFINAG, die der Grundeigentümer beim Verteilerkreis ist, im nahe gelegenen Campus der Fachhochschule plötzlich ein Modell, das für das Innere des Verteilerkreises einen Büroturm, eine Mehrzweckhalle, ein Studentenwohnheim, eine Tiefgarage, einen Supermarkt, et cetera, vorgesehen hat. Vollkommen zu Recht haben dann die Anrainer gefordert, dass sie Mitsprache haben wollen und dass man ihnen schlichtweg auch einmal ein Verkehrskonzept für diese Gegend dort vorstellen solle. Wer den Verteilerkreis kennt, weiß, das ist keine Straße, wo ein Mal am Tag ein Auto vorbeikommt, sondern das ist eine der meistbefahrenen Verkehrsknotenpunkte Österreichs überhaupt. Dort staut es sich schlichtweg jeden Tag, und es hat den Menschen dort, insbesondere den Bürgern und den Anrainern, einfach niemand erklären können, wie man diese zusätzliche Verkehrsbelastung mit den zusätzlichen Bauten dann überhaupt bewältigen möchte. Dieser Empfehlung, ein Verkehrskonzept vorzulegen, ist dann im Endeffekt auch der Petitionsausschuss nachgekommen. Die FPÖ-Fraktion in der Bezirksvertretung in Favoriten hat dann auch die Initiative gestartet und hat eine Bürgerversammlung zu diesem Thema durchgesetzt. Diese hat dann auch stattgefunden. 600 Anrainer sind zu dieser Veranstaltung gekommen. Zwei Drittel der Leute sind aber nach 30 Minuten wieder verschwunden, meine Damen und Herren! Denen war die Zornesröte ins Gesicht geschrieben! Und wieso? Gleich zu Beginn der Bürgerversammlung dort hat man gesagt, na ja, ein Verkehrskonzept, damit können wir heute leider nicht dienen. Wohlgemerkt, das Thema der Bürgerversammlung hat gelautet „Violapark“, also der anliegende Wohnpark, der dort gebaut wird beziehungsweise auch mitentstehen soll beziehungsweise Verkehrslösung für den Verteilerkreis. Da lädt man die Leute zu dieser Bürgerversammlung ein und sagt, ja, Verkehrskonzept haben wir leider keines, das gibt es nicht. Die Bürgerbeteiligung ist aber auch in dieser Empfehlung aus dem Petitionsausschuss drinnengestanden. Das hat sich dann so dargestellt, dass sich das alles nach 30 Minuten so abgespielt hat - Open Space nennt man das ja heutzutage -, dass die 600 Leute sich vor Pinnwandtafeln hätten aufteilen sollen und dann kann man auf ein Kärtchen draufschreiben, was so die Befürchtungen und Sorgen bezüglich der Zukunft des Verteilerkreises sind. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Bürger waren dann zu Recht stocksauer und fühlten sich von Ihrer Politik veräppelt, von der Politik der Regierungsfraktionen und das zu Recht, wie ich meine! (Beifall bei der FPÖ.) Aber was, meine Damen und Herren, sagen uns diese beiden Fälle nun? Es ist unbedingt notwendig, die rechtliche Ausgestaltung des Petitionsrechts zu reparieren. Insbesondere eben dahin gehend, dass die Anliegen der Petitionen in den Ausschüssen auch bei ihrer Umsetzung begleitet werden und den ohnehin lediglich vier stattfindenden Sitzungen des Petitionsausschusses im Jahr soll jedes Mal kurz auch ein Status, ein Kurzbericht mit dem Akt oder dem Akt hier beigefügt werden. Denn scheinbar wird nämlich den Empfehlungen des Petitionsausschusses zum Teil nicht oder auch nur mangelhaft nachgekommen. Um die Glaubwürdigkeit des Petitionsrechts hochzuhalten, und ich glaub‘, das sollte schon unser aller Anliegen sein, sollten wir uns hier dringend Maßnahmen überlegen, um diese Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren, sondern noch viel besser, diese Glaubwürdigkeit auszubauen. Deshalb ist hier eine Reparatur dringend erforderlich. Und deshalb wird meine Fraktion dann auch in der nächsten Sitzung des Landtages einen entsprechenden Initiativantrag einbringen, damit eben der Eindruck bei den Bürgern nicht entsteht, dass sich die Anliegen ihrer Petitionen wieder im Sand verlaufen. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Mag. Taucher gemeldet. Drei Minuten. Bitte schön. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Ja, nur zwei Punkte einleitend: Es freut mich sehr, Sie so ins Mark getroffen zu haben, dass ich in meinen Aussagen uminterpretiert werden muss. Ich habe nur gesagt, dass die Schweizer Demokratie mit der direkten Demokratie sehr geübt ist und dass wir dieses Instrument in Österreich sehr vorsichtig und dosiert einsetzen, wie bei den Beispielen Nacht-U-Bahn, Wehrdienstbefragung. Dass Sie das uminterpretieren, das ist falsch. Ich habe nie gesagt, dass die Österreicher das nicht können! Und das Zweite, das falsch ist - (Zwischenruf von GR Stefan Berger.) jetzt bin ich dran -, ist, die Lokale Agenda 21 ist ein Projekt, das eben nicht für Parteipolitik offen ist, weil Sie sagen, rot-grüne Bobos oder wer auch immer sich da herumtummelt, sondern die Lokale Agenda ist ein Projekt in Wien, das offen ist für alle Bürgerinnen und Bürger, die sich dort engagieren wollen und die dort hinkommen. Dass Ihnen das vielleicht nicht passt, dass man sich konstruktiv mit Themen auseinandersetzt, ist eine andere Sache. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer weiteren tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Berger gemeldet, drei Minuten. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Kollege! Ich habe nicht gesagt, dass es mir nicht passt, dass sich Leute bei der Lokalen Agenda offen einbringen können. Ich habe gesagt, die Fakten sind andere, weil es sehr wohl Agenda-Gruppen gibt, wo dies eben nicht möglich ist, wo es gewisse Herrschaften gibt, die dort lieber ihr eigenes Süppchen kochen und eben nicht offen agieren, sondern lieber unter sich bleiben. (Aufregung bei GR Mag. Josef Taucher.) Das ist Faktum, das findet statt und da bringt es auch nichts, wenn Sie Fakten, die auf dem Tisch liegen - und Sie können sich dann gerne informieren, und ich sage Ihnen auch gerne, wann und wo solche Sitzungen stattfinden. Und da nützt es nichts, hier heraußen Gegenteiliges zu behaupten. Ich habe auch nicht gesagt, dass Sie gesagt hätten, die Österreicher sind nicht mündig genug. Das habe ich nicht gesagt. Nur das, was Sie sagen - ja, man muss sehr dosiert direktdemokratische Mittel ermöglichen - heißt, sehr dosiert, heißt, alles, was Ihnen dann zuwiderläuft, das soll im Umkehrschluss abgedreht werden. (Aufregung bei GR Kurt Wagner.) Und das heißt unterm Strich, dass Sie die Bürger für nicht mündig genug halten, hier entsprechend Beurteilungen zu treffen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Dr. Kickert. Ein bissel dauert es noch. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Berichterstatter, der schon lang da sitzen muss! Ich danke für Ihre Geduld. Ich möchte auf einige Wortmeldungen eingehen. Die Wortmeldungen des ersten Redners der FPÖ haben ein Beispiel dafür abgegeben, dass es eine echte Aufgabe und Herausforderung ist, eine gute Gesprächsbasis im Petitionsausschuss aufrechtzuerhalten. Also ich muss sagen, das ist quasi ein tägliches Bemühen, und ich stelle mich der Bemühung. Aber es fällt mir nicht leicht, den Bemühungen der FPÖ Glauben zu schenken, wenn ständig von Abwürgen geredet wird oder vom Gesetz der Bürgerverhöhnung und Ähnliches mehr, oder darüber, dass wir das Grundrecht der Menschen mit Füßen treten würden. Das Landesrecht des Petitionsrechtes ist ein zusätzliches Recht, eine zusätzliche Möglichkeit zur Möglichkeit, die im Grundrecht, nämlich im Staatsgrundgesetz, vorgegeben ist. Dieses Recht, das im Staatsgrundgesetz im Art. 11 festgehalten ist, wird durch das Landesrecht in keiner Weise eingeschränkt. Das heißt, wir können gar nicht die Grundrechte damit in irgendeiner Weise verletzen. Ich möchte auch noch auf einige andere Argumente eingehen, weil es mir wichtig ist. Es ist mir in den letzten zweieinhalb Jahren immer um die Sache gegangen, und ich versuche daher, auch möglichst von diesen kleinen, wie soll ich sagen, Schlagabtauschen wegzukommen. Ich gebe dem zweiten Redner der FPÖ recht, dass das Petitionsrecht möglicherweise noch zu unbekannt ist und dass wir da was tun müssen. Ich bin gerne dazu bereit, fordere Sie aber auch auf, bei all dem, was Sie tun, um das Petitionsrecht bekannt zu machen, auch ein bissel darauf einzugehen, was die Menschen vom Petitionsrecht erwarten können. Weil das, was schon deutlich zu sagen ist: Der Petitionsausschuss ist kein Ersatz für irgendein Gericht, und der Petitionsausschuss ist auch keine Möglichkeit für ein Parallelverfahren. Also alle Anliegen, die zu laufenden Verfahren in der Stadt in der Gemeindeverwaltung einlangen, können nicht in einem Extraverfahren, das dann Verhandlung im Petitionsausschuss heißt, abgehandelt werden, sondern all das, was wir im Petitionsausschuss bearbeiten, muss im gesetzlich verankerten, normalen Verfahren abgehandelt werden. Das ist ganz wichtig, nämlich auch bei der Frage für Experten und Expertinnen, weil das, was wir im Petitionsausschuss keinesfalls leisten können, ist ein Parallelverfahren zum Beispiel zu den ExpertInnenverfahren während einer Flächenwidmung oder auch während eines Verfahrens zur Gestaltung der Straßen. Das, was wir machen können, ist, die Anliegen, die in den Petitionen aufgegriffen werden, die angedeutet werden, die Wünsche eventuell aufzunehmen und zu schauen, wie wir sie zusätzlich zu dem, was klarerweise von Expertinnen und Experten im normalen Verwaltungsverfahren auf Grund von Gesetzen eingebracht und beachtet werden muss, was davon wir zusätzlich einbringen können. Und das passiert. Das passiert möglicherweise nicht in einem für alle PetitionseinbringerInnen befriedigenden Ausmaß. Das liegt in der Natur der Sache, weil es ja bei vielen dieser Anliegen tatsächlich auch darum geht: Das sind sehr häufig, wie soll ich sagen, ich nenne sie 100-Prozent- Forderungen, nämlich gar kein Bauen dort, wo es eine, wie soll ich sagen, Rechtsgrundlage dafür gibt, dass ein Bau entstehen darf. Diesem Wunsch kann man natürlich in der Form nicht entsprechen. Das würde ja bedeuten, dass der Petitionsausschuss bestehendes Recht bricht. Das geht natürlich nicht. Was man machen kann, ist, zu schauen, was man von diesen Anliegen im Verfahren mit einbeziehen kann und das ist eine meiner größten Bemühungen. Jedenfalls auf diesen Ebenen arbeite ich und zwar hauptsächlich zwischen den Sitzungen, um herauszufinden, welche dieser Anliegen umgesetzt werden können. Aber das ist mir wirklich ganz wichtig. Es ist erstens kein Gerichtsverfahren und es ist kein Ersatzverfahren zu denen, die gesetzlich vorgeschrieben sind und durch die Verwaltung umgesetzt werden. Zu Ihrem immer wieder geäußerten Wunsch und auch in jeder Sitzung des Petitionsausschusses beantragten Antrag, nämlich eine Stellungnahme der Bezirksvertretung, setze ich Ihnen einfach einmal eine Evidenz dazu, weil Sie eine Erwartung haben und zu Ihrer Erwartung setze ich eine Evidenz. Die Evidenz bedeutet, ich habe mir sämtliche Stellungnahmen der Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher der letzten zweieinhalb Jahre angeschaut und in keiner dieser Stellungnahmen haben die Bezirksvorsteher oder Bezirksvorsteherinnen die Beschlüsse der Bezirksvertretung in irgendeiner Weise verheimlicht. Falls es zu diesem Fall, zu irgendeiner Causa, zu dieser Frage in der Bezirksvertretung eine Debatte gegeben hat, falls es Anträge dazu gegeben hat, haben bisher alle Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteherinnen auf diese Anträge und auf die Beschlüsse hingewiesen. Das heißt, aus meiner Sicht ist es eine Verdoppelung dessen, was passiert. Aber wie gesagt, wir können weiterhin darüber reden. Daher hätte ich gesagt, zu Ihrer Hoffnung, was durch Stellungnahmen der Bezirksvertretungen ausgelöst wird, halte ich in Evidenz, dass wir bisher, seit zweieinhalb Jahren, nicht einmal weniger Informationen hatten, als wir hätten haben können. Es kam dann beim dritten Redner der FPÖ so kurz der Hinweis darauf, dass sich die Regierungsfraktionen ihre Meinung schon fix gebildet hätten und es keine Chance gäbe, während der Diskussion im Ausschuss zu einer anderen Meinung zu kommen. Auch dem möchte ich die Evidenz entgegenhalten, dass wir zum Beispiel bei der Diskussion über die Petition zum Bahnenschwimmen sogar einem Antrag des Kollegen Wansch zugestimmt haben, der spontan entstanden ist. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc. - GR Dominik Nepp: Okay!) Es geht um die Petitionen im letzten Jahr. Nein, es ist sogar öfters vorgekommen. Aber auch Sie werden das kennen: Man macht sich vorher eine Meinung. Man muss ja einen Meinungsbildungsprozess einerseits innerfraktionell und dann zwischen den Fraktionen, in dem Fall, weil wir zwei sind, machen. Und ja, diese Dinge sind dann das, was im Verfahren als möglich herausgefunden wird. Weil die beiden Petitionen aus dem 10. Bezirk erwähnt worden sind, Wienerfeld West: Der dritte Redner hat ja richtigerweise gesagt, dass es zu beiden Petitionen Empfehlungen gegeben hat. Das Wesentlichste an der Empfehlung zur Wienerfeld Siedlung West war, dass bei den Sanierungsmaßnahmen, welcher Art auch immer, es gab ja da mehrere Varianten, die zur Zeit der Petition vorliegenden Varianten eine sehr starke Erhöhung der Mieten bedingt hätten. Das wichtigste Anliegen und auch die Empfehlung der Petition ist ja in die Richtung gegangen, dass wirklich darauf geachtet werden sollte, sozial verträgliche Maßnahmen bei den Sanierungen zu setzen und darauf zu achten, dass die Lebensqualität der BewohnerInnen mit diesen Sanierungsmaßnahmen das Ziel sind. Beim Verteilerkreis Favoriten ist es ja ein bissel eine andere Geschichte. Da haben wir die Problematik, dass großflächige Widmungsverfahren sehr lange dauern und daher in bestimmten Abschnitten noch nicht alles vorliegt. Also wenn es eine Petition gibt, die sich die Erstellung eines Verkehrskonzeptes wünscht, das Verkehrskonzept aber blöderweise zum Zeitpunkt dieser BürgerInnenversammlung nicht vorliegt, dann finde ich es selber ziemlich, wie soll ich sagen, ungeschickt, sage ich es jetzt einmal so, dass man das Verkehrskonzept ankündigt, weil man ja ohne Weiteres sagen kann, es ist noch nicht fertig, wir informieren in dem Moment, sobald es fertig ist. Okay, ist passiert. Nichtsdestotrotz sind die Empfehlungen, die wir gerade zu dieser Petition ausgesprochen haben, sehr weitreichende. Sie kennen sie ja, und es liegt an Ihnen und auch an uns und selbstverständlich an den verfahrensführenden Stellen, zu schauen, ob all diese Empfehlungen auch umgesetzt werden. Bisher habe ich noch keine Verfahrensführungsstelle kennen gelernt, die diese Empfehlungen nicht umgesetzt hätte. Das Nächste, wo wir schauen müssen, ist zum Beispiel bei Zögernitz. Da geht es dann darum, die zweite Empfehlung, bei der es um die Verkehrsberuhigung geht und um die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bezirk. Das ist immer besonders schwierig, dass die dann in Zusammenarbeit dieser beiden Kompetenzebenen auch tatsächlich umgesetzt wird. Ja, das waren meine Rückmeldungen zu den bisherigen Wortmeldungen. Zum Abschluss möchte ich im Namen von Erich Valentin und Mag. Josef Taucher einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen, in dem noch einmal dezidiert festgehalten wird, dass allen Planungsvorhaben in Wien jedenfalls zum Ziel gesetzt wird, die Anforderungen des Natur- und Landschaftsschutzes in vollem Umfang zu berücksichtigen. Dieser Antrag sollte nur noch einmal festhalten, dass wir alles dazu tun, diese gesetzlichen Vorgaben nicht nur einzuhalten, sondern darüber hinaus auch im Abwägen unterschiedlichster Anliegen, Natur- und Artenschutz aber auch Stadtwachstum und Lebensqualität in Zusammenschau zu sehen und in der Abwägung beides umzusetzen. Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr GR Ing. Guggenbichler. Ich erteile ihm das Wort. Die Erstrede ist 20 Minuten. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Zur Kollegin Kickert. Ja, nein, ich glaube schon, dass es notwendig wäre, auch die Stellungnahmen der Bezirksvertretungen einzuholen, weil wir gerade jetzt letzte Woche gesehen haben, dass die Bezirksvertretung in Floridsdorf gegen die Stimmen der SPÖ Anträge beschlossen hat, die zum Beispiel in diesem Bereich den Artenschutz unterstützen würden. Ich bin der Meinung, dass das Aufzählen eines Bezirksvorstehers, welche Anträge eingebracht und wie sie behandelt wurden, am Ende sicherlich nicht zur Wissensbildung genügend beiträgt. Die Bezirksvertretung hätte da sicher auch die Möglichkeit und auch gerne die Chance, ihre eigene Meinung ohne den Filter des Bezirksvorstehers abzugeben. Es gibt ganz wenige Bezirke in Wien, wo der Bezirksvorsteher mit einer absoluten Mehrheit ausgestattet ist. In Floridsdorf wissen wir ganz genau, dass alle Anträge, die dort einen Artenschutz betreffen, gerade in der Zieselthematik, die wir ansprechen, gegen die Stimmen der SPÖ mehrheitlich durchgegangen sind. Ich glaube, gerade in dem Fall wäre es besonders interessant gewesen, auch die Meinung der Bezirksvertretung zu hören. Ganz kurz nur, weil es wichtig ist: Diese Petition für Ziesel wurde auch eingebracht, wurde auch behandelt. Es wurde auch der Einbringer geladen. Und ich habe das ja schon miterlebt, dass man bei sehr vielen Petitionen wie vor einem Tribunal sitzt. Da wird man von Politikern befragt. Ich glaube schon, dass es notwendig ist, denen auch mehr Unterstützung vor Ort zu geben, weil jemand, der unser System nicht so kennt und in einen Raum hineinkommt, wo dann auf einmal ungefähr 15 bis 20 Personen drinnen sitzen und man dann sagt, berichten Sie jetzt, und dann können die Leute Fragen stellen. Wenn man sich überlegt, wie die Art der Fragestellung war, nämlich auch von den Regierungsparteien, zum Beispiel, ob man nicht glaubt, dass da seine Unterstützer parteipolitisch motiviert sind. Solche Fragen kriegen Petitionswerber, wenn sie bei uns im Petitionsausschuss dann berichten dürfen! Ganz kurz zum Zieselthema. Schon im Jahr 2005 wurde im Stadtentwicklungsplan im Bereich Heeresspital das Zielgebiet Stadtentwicklung festgelegt. 2005 bis 2007 konnte die MA 22 größere Zieselpopulationen am Gelände des Heeresspitals im 21. Bezirk nahe des Marchfeldkanals feststellen. 2006 wurde durch das Wiener Art- und Lebensraumschutzprogramm „Netzwerk Natur“ erstmalig für das umliegende Areal des Heeresspitals das Vorkommen der Ziesel bekannt. Man bedenke, bevor die Bauträger dieses Areal gekauft haben! Im März 2008 hat dann ein Bauträger dieses Areal gekauft und am gleichen Tag noch mit, man liest es in den Medien, einem Gewinn von 700.000 EUR an einen zweiten Bauträger weiterverkauft. Mittlerweile gibt es einen dritten Weiterverkauf, wo über eine Million Euro lukriert wurde. Das zum Thema „Günstiger Wohnbau“, den wir gerne in Wien hätten. Und auch das zum Thema, man braucht sich ja nur die Firmenbücher anzuschauen, in wessen politischer Nähe diese Bauträger stehen, und die sind nicht sehr regierungsfern. Im August 2009 hat es dann ein Flächenwidmungsverfahren gegeben, und im Jänner 2010 wurde dann im Gemeinderat die Flächenwidmung noch mit einer reinen SPÖ-Mehrheit beschlossen. Und drei Mal dürfen Sie raten, welcher Partei die Bauträger nahestehen. Weiterhin wurde im Mai 2011 die Wiener Umweltanwaltschaft über das Zieselvorkommen nördlich des Heeresspitals informiert und ich zitiere: „Das Vorkommen ist in der Umweltschutzabteilung MA 22 bekannt und wurde auch schon der für die Flächenwidmung zuständigen MA 21 gemeldet. Frau Dr. Hofmann hat die Population für die MA 22 erhoben.“ Im Oktober 2011 gibt es ein Zieselgutachten von der Frau Dr. Hofmann, wo sie zwischen 600 und 850 Ziesel feststellt. Im November 2011 verkündet das Wohnbauressort ein naturschutzrechtliches Verfahren, und im Oktober 2012 fordert das erste Mal die Bezirksvertretung in Floridsdorf mehrheitlich die Absiedlung des Bauprojektes und nicht die Absiedlung der geschützten Tiere! Am 10. April 2013 erteilt die MA 22 den ersten Bescheid, obwohl die Population schon festgestellt wurde und bekannt ist. Im Mai 2013 hat es dann einen Bauträgerwettbewerb gegeben. Im Juli 2013 bringt die IGL-Marchfeldkanal eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission ein. Und im Oktober 2013 wird von der Europäischen Kommission ein Pilotverfahren gegen Österreich eingeleitet. Weiterhin ist noch interessant, dass im Juni 2015 die Bauträger durch das Landesgericht Wien auch wegen Besitzstörung letztinstanzlich verurteilt wurden, da eine der Ausgleichsflächen nicht die Zustimmung aller Eigentümer hatte. Weiterhin muss man noch sagen, dass es im Jahr 2015 vier Ausnahmebescheide gibt. Und jetzt haben wir den Petitionsausschuss gehabt. Jetzt haben wir einen Sonderausschuss im Umweltausschuss gehabt, und da sagt die Behörde, und sie hat vollkommen recht, die Behörde hat recht: Es gibt jetzt einen Bescheid, weil es von dem Bauträger nur einen Antrag auf Abtragung der Grasnarbe gibt. Da sagt sie zu Recht, sie kann nur einen Bescheid erstellen im Sinne dessen, was beantragt wurde. Nur wissen wir aber schon seit fünf Jahren, dass die das wirklich wollen, und es gibt schon auch politische Willensbildungen und politische Entscheidung, nicht der Behörde, aber von politischen Fraktionen und von Stadtregierungen und … (GR Christian Oxonitsch: Machen Sie ein Quiz?) Ich will mit Ihnen kein Quiz machen. Glauben Sie, dass das für die Bauträger ausreichend ist, dass sie da jetzt die Grasnarbe abtragen? Oder glauben Sie, dass Sie vielleicht in einer Salamitaktik dann wieder einen Antrag auf Abtragung der Grasnarbe stellen und am Ende des Tages die Tiere ausgerottet sind, und am Ende des Tages dann dort Bauprojekte sind? Ich könnte glauben, dass das am Ende des Tages so kommen könnte. Wenn Sie glauben, dass die Bauträger hier nur Grasnarben abtragen wollen und dafür Grundstücke gekauft haben, dann ist das jetzt Ihre persönliche Haltung und Meinung, gut! Und weil wir auch über die Bezirksvertretung in Floridsdorf gesprochen haben, da die GRÜNEN letzte Woche ja einen Antrag gestellt haben. Und ich bin ganz begeistert, die GRÜNEN haben einen Antrag gestellt, die MA 22 möge ein korrektes artenschutzrechtliches Verfahren durchführen, welches die Auswirkungen des geplanten Bauprojektes - weil die Floridsdorfer GRÜNEN glauben, dass gebaut wird, die GRÜNEN in der Stadt glauben, dass nur Grasnarben abgetragen werden - von rund 1.000 Wohneinheiten auf die gesamte Zieselpopulation um das Heeresspital in Stammersdorf überprüft. Die hätten gerne ein korrektes, artenschutzrechtliches Verfahren. Ich habe mir die Mühe gemacht, die Konsistenz in ihrer Haltung der Wiener GRÜNEN als Umweltpartei zu unterstreichen und hab‘ den Antrag abgeschrieben und bringe ihn heute als eigenständigen Beschlussantrag mit meinen Kollegen ein. Aber nachdem der Herr Kollege Maresch heute ja schon in den Medien in einem Interview gesagt hat, dass er den Antrag, den seine eigene Bezirksfraktion gestellt hat, heute im Gemeinderat ablehnen wird, ist das wieder der gleiche Beweis, was für ein falsches Spiel hier von der sogenannten Umweltpartei der GRÜNEN gespielt wird. Aber das müssen wir zur Kenntnis nehmen, das ist nicht das erste Mal der Fall. Offensichtlich haben sich die GRÜNEN vom Artenschutz verabschiedet. (Beifall bei der FPÖ.) Weiters darf ich einen Beschlussantrag einbringen, der in der Bezirksvertretung Floridsdorf auch schon mehrheitlich angenommen wurde, diesmal von der FPÖ, aber mit grüner Unterstützung. Alle Parteien waren dafür, nur die SPÖ nicht. Das sind die, von denen man dann gerne die Stellungnahmen hätte, wenn wir darüber reden, wo es darum geht: „Die MA 37 möge umgehend einen Baustopp am Areal nördlich des Heeresspitales verfügen.“ Diese zwei Beschlussanträge darf ich einbringen und hoffe auf großzügige Unterstützung, weil, so wie auch in Floridsdorf, wir auch hier eine Mehrheit gegen die SPÖ hätten. (Beifall bei der FPÖ.) Aber besonders begeistert war ich, als der erste - ich glaube, es war der erste -, naturschutzrechtliche Beschlussantrag von Rot-Grün heute eingereicht wurde. Ich darf kurz rezitieren, was da beschlossen werden soll: Beschlussantrag, Resolutionsantrag: „Allen Planungsvorhaben in Wien wird zum Ziel gesetzt, die Anforderungen des Natur- und Landschaftsschutzes im vollen Umfang zu berücksichtigen.“ Toll, ich bin vollkommen begeistert. Die Stadtregierung sagt: „Wir wollen alle Richtlinien in vollem Umfang berücksichtigen.“ Zweitens. „Die Stadt Wien bekennt sich zu ihrer Verantwortung, Naturschutz und die dringend notwendige Schaffung von leistbarem und nachhaltigem Wohnraum in Einklang zu bringen.“ Wunderbar, auch toll. Wir sagen, wir beschließen noch einmal: Ja, wir halten die Gesetze eh ein, macht‘s euch keine Sorgen. Irgendwie ist das schon für mich ein Zeichen, dass ihr ein bissel ein schlechtes Gewissen habt, gell? Und der dritte Satz ist auch noch wunderschön: „Die Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Stadtentwicklung wird ersucht, bei allen Planungsvorhaben weiterhin penibel darauf zu achten, dass alle naturschutzrechtlichen Belange eingehalten werden.“ Muss Sie das bis jetzt nicht? (GR Gerhard Kubik: Weiterhin!) Weiterhin? Ja, ja. Das heißt, Sie hatten vielleicht vor, es in Zukunft nicht zu beachten, oder was soll ich daraus schließen? Und dann: „Die festgelegten Schutzstrategien für geschützte Arten sollen weiterhin verfolgt werden, damit ihr Bestand weiterhin gesichert ist, gefördert und verbessert wird. Ich kann daraus jetzt nur schließen, die Flächenwidmung wurde ja noch unter einer anderen Stadträtin beschlossen, vielleicht unter einer roten, absoluten Mehrheit. Das heißt, dass weiterhin … (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Meinen Sie, erst ab der Legislaturperiode 2010, weil vorher habt ihr es ja noch unter einem Stadtrat beschlossen? Ist das damit gemeint? (Aufregung bei GR Christian Oxonitsch.) Nein, ganz ehrlich, ich meine, ihr könntet‘s ja das Naturschutzgesetz hernehmen, vorne draufschreiben „Beschlussantrag“ und das hier einreichen. Ich habe das schon oft genug von euch gehört, ihr braucht‘s keine Beschlüsse, weil es gibt eine aufrechte Beschlusslage. Es gibt … (Aufregung bei GR Gerhard Kubik.) Wir haben das schon öfter beschlossen! Und das ist ja einer der peinlichsten Anträge, den ich jemals von einer Stadtregierung gesehen (Zwischenruf von GR Gerhard Kubik. - Beifall bei der FPÖ.) habe, dass sie selbst beschießen will, dass sie in Zukunft eh die Gesetze und ihre eigenen Regeln einhält! Aber Sie brauchen sich (Aufregung bei GR Christian Oxonitsch.), Herr Klubobmann Oxonitsch, keine Sorgen machen, ich bin in mich gegangen. Ich habe mich gefreut, dass die Stadtregierung zu der Erkenntnis gekommen ist, in Zukunft ihre eigenen Regeln und die eigenen Gesetze, die wir hier in diesem Haus beschlossen haben (GR Gerhard Kubik: Weiterhin!), einzuhalten. Deswegen bin ich auch mit meiner Fraktion dafür und werde euren Antrag unterstützen, obwohl ich der Meinung bin, dass beim Marchfeldkanal, weil ja in der Begründung erklärt wurde, teilweise sicherlich nicht alles beachtet wurde. Aber … (GR Christian Oxonitsch: Genau deswegen bringen wir den Antrag ein!) Herr Oxonitsch, Sie machen Ihren Antrag deswegen, weil Sie als Stadtregierung sagen, wir halten uns eh an die Gesetze. Wunderbar, ich bin begeistert von Ihnen! Ist es nicht peinlich für eine Stadtregierung? Hallo, Sie erwarten von jedem Bürger, dass er sich an Gesetze hält und Sie müssen hier eigene Anträge dafür machen, damit Sie sich als Stadtregierung daran erinnern, dass Sie sich an Ihre eigenen Gesetze halten müssen? Also es ist peinlich! (Beifall bei der FPÖ.) Aber wir werden diesen Antrag unterstützen, weil wir der Meinung sind, dass eine Stadtregierung verpflichtet ist, sich an die eigenen Gesetze zu halten! Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Valentin zum Wort gemeldet. Bitte schön. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Bevor ich berichtige, möchte ich mich bei den 12 Gemeinderäten des Umweltausschusses entschuldigen, dass sie jetzt noch einmal die eindreiviertelstündige Diskussion des Ausschusses auf Verlangen wieder gehört haben. Ich darf in aller Kürze noch einmal feststellen: Erstens: Das vom Kollegen Guggenbichler angezogene Verfahren bei der Europäischen Union gibt es nicht. Es gibt kein Verfahren in dieser Causa gegen die Stadt Wien oder gegen irgendjemand anderen in dieser Stadt seitens der Europäischen Union. Es gibt eine Auskunftsanfrage, die beantwortet ist und es ist kein Verfahren, sondern das findet hunderte Male in einem Jahr bei der Europäischen Union statt. Punkt 1. Zweitens: Nicht die Stadt Wien begehrt Bescheide, sondern Bescheidantragsteller. Die Stadt Wien kann als Behörde, egal, welche Behörde das ist, nur einen Bescheid beantworten und entweder diesem Bescheidbegehr nachgehen oder nicht, wenn dieser Bescheid gestellt wird. Die Stadt Wien ist auch nicht in der Lage, über hellseherische Qualitäten zu verfügen wie der Kollege Guggenbichler und zu erahnen, was irgendwelche Antragsteller irgendwann einmal (Aufregung bei der FPÖ.) beschließen werden einzureichen. Auch das ist nicht Rechtsgegenstand. Ich bitte noch einmal und ich stelle noch einmal richtig: Wir haben in der Ausschusssitzung auf Verlangen von den Juristen der Abteilung jeden Schritt dieses Verfahrens bis jetzt erklärt bekommen. Bei dieser Ausschusssitzung war die Opposition, auch Ihre Partei, mit den Antworten zufrieden. Dinge, die nicht stimmen, werden nicht besser, auch wenn man sie wiederholt! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Maresch gemeldet. Bitte schön. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): So, war ja zu erwarten, das falsche Spiel der GRÜNEN, davon spricht er ja immer, der Herr Guggenbichler. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Na, weil es wahr ist!) Aber in Wirklichkeit geht es darum, dass das genau den Zieseln gar nichts nützt. Im Interview mit dem „Kurier“ sage ich das auch. Und ich habe auch dem Herrn Guggenbichler und seinen Freunden, vor allem waren es Freunde, draußen in Floridsdorf jetzt das Gleiche gesagt: Wir stimmen dem billigen Polit-Hickhack der FPÖ ganz sicher nicht zu, weil die FPÖ will, und das ist ihr gutes Recht, die Regierung stürzen. Wir nicht. Wir sind in der Regierung. Danke schön. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Deswegen sind wir gegen den Datenschutz. - Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Wansch, das zweite Mal. Die Restredezeit ist 20 Minuten. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Es wird nicht 20 Minuten dauern. Ich bin aber ganz froh, dass ich nach den beiden sogenannten tatsächlichen Berichtigungen, die eher länger waren, dafür aber nicht richtiger waren, in der Sache noch einmal zum Wort komme. Ich bin als erster Redner der FPÖ bezeichnet worden und sage jetzt zur zeitlich letzten Rednerin der GRÜNEN, die mich so bezeichnet hat, inhaltlich: Wenn angesprochen wird, die gute Gesprächsbasis aufrechtzuerhalten, sei schwer und sei eine schwere Aufgabe angesichts der Wortmeldung des ersten Redners der FPÖ, dann frage ich: Was verstehen Sie unter guter Gesprächsbasis? Jetzt sage ich hier, der persönliche Respekt hat überhaupt nichts mit der Gesprächsbasis zu tun und den persönlichen Respekt besitze ich, besitzen wir alle Freiheitlichen gegenüber allen anderen Kolleginnen und Kollegen. Wenn man aber von einer guten Gesprächsbasis redet, dann muss ich Sie erinnern, wie die Gesetzwerdung des Petitionsgesetzes abgelaufen ist. Das waren rot-grüne Husch-Pfusch- Geheimgespräche und dann war das Petitionsgesetz da und man konnte in den Debattenbeiträgen nicht bewirken, dass es verbessert wird. Dann war halt das Gesetz da, keine Rede von Gesprächsbasis. Dann waren Diskussionen nach kurzer Zeit, dass dieses Husch-Pfusch-Gesetz in dieser Form nicht funktionieren kann und auch nicht funktioniert hat. Man muss es novellieren. Die entsprechenden Forderungen der FPÖ waren da. Es hat die Einladung gegeben, ihr könnt euch ja in die Novellierung einbringen. Wir haben Forderungspapiere übergeben, ausgefertigt mit allen unseren Forderungen. Es hat keine Reaktion gegeben. Es hat wieder eine geringfügige Husch-Pfusch- Reparatur gegeben, weshalb das Gesetz die von mir in der ersten Wortmeldung genannten Mängel noch immer hat. Und dann möchte ich Sie bei der Gesprächsbasis an etwas erinnern, was in Wirklichkeit das Ungeheuerlichste ist, was es in demokratischer Zusammenarbeit geben kann. Da erinnere ich an die Situation, als im Petitionsausschuss mehrere Monate keine Ausschusssitzung stattgefunden hat. Das war nicht unter Ihrer Führung, aber Tatsache ist, mehrere Monate keine Ausschusssitzung. Dann waren es schon 18 Petitionen, die zur Behandlung angestanden sind, und dann haben wir Freiheitliche von unserem Recht gemäß Verfassung der Stadt Wien und Geschäftsordnung Gebrauch gemacht und haben eine Sondersitzung des Ausschusses beantragt, damit diese 18 Petitionen behandelt werden können und haben als Tagesordnungspunkt angegeben: 18 Petitionen, die anhängig sind. Dieses Ansuchen ist unter unglaublich fadenscheinigen Begründungen abgewiesen worden, mit der Fadenscheinigkeit, dass man sagt, im Gesetz ist formuliert „unter Angabe des Tagesordnungspunktes“ und 18 Petitionen sind nicht ein Tagesordnungspunkt, weil das wären ja 18 Tagesordnungspunkte, und so ist, ernst gemeint, der Antrag auf Einberufung einer Sondersitzung abgelehnt worden. Dann sagt man einfach, und da muss man nicht besonders intelligent sein und muss sich auch nicht besonders über die Vorgangsweise ärgern, na gut, dann machen wir jetzt 18 Anträge mit jeweils einer Petition, was wir gemacht haben, was schlussendlich zur Behandlung der Petitionen geführt hat, und das ist alles andere als eine gute Gesprächsbasis. Aber die Geschichte ist nicht aus. Und ich erinnere hier daran und ich weiß nicht mehr, welcher Vertreter der SPÖ es hier heute gesagt hat: Na ja, das richtet sich ja alles nach den Gesetzen und nach den Richtlinien, und so weiter, und alles ist super, alles ist in Ordnung. Es richtet sich nach der Geschäftsordnung. Nach diesem Vorfall, den ich Ihnen erzählt habe, ist in einer Regierungsvorlage, die den Titel „Dezentralisierungsnovelle“ gehabt hat oder irgend so etwas Ähnliches, eine Änderung der Verfassung und der Geschäftsordnung dahin gehend eingepackt worden, dass in Zukunft jeder Abgeordnete nur noch zwei Anträge pro Jahr auf Sondersitzung stellen kann. Das war die Reaktion auf die ungeheuerliche Vorgangsweise bei der Einberufung der Sondersitzung des Petitionsausschusses. Und wenn man dann da hier von einer guten Gesprächsbasis schwärmt, die man pflegen müsste, dann glaube ich, dass man noch sehr viele Schritte auf die FPÖ machen muss, um zu beweisen, dass man ernsthaft an Gesprächen interessiert ist. Abschließend noch zu der Frage, die dann hier immer wieder so aufgeworfen wird: Da wird den Petitionswerbern unterstellt, sie erwarten sich ein Wunschkonzert, und die Petitionen sind kein Wunschkonzert, und man muss den Menschen sagen, was sie sich von einer Petition erwarten können, dann sage ich Ihnen, das ist relativ einfach. Das hat jeder Petitionswerber ausgedrückt und die, die sich nicht eingeladen haben, haben es dann halt schriftlich ausgedrückt. Man erwartet sich, wenn man für sein Anliegen Unterschriften in ausreichender Anzahl sammelt, dass man von diesem Ausschuss ernst genommen wird, dass man gehört wird, dass man bei der Anhörung nicht einem Tribunal von vielen Abteilungsexperten und „politischen“ Experten gegenübersitzt und nicht das Recht hat, selber einen Fachmann, einen Experten, einen Berater mitzunehmen. Man erwartet sich ganz einfach ein faires Verfahren, in dem man erlebt, dass sich der Ausschuss glaubwürdig mit dem Anliegen auseinandersetzt. Schließlich kann sich jeder Petitionswerber erwarten, dass alle Petitionen gleich behandelt werden und nicht die Petitionsausschussmehrheit im Vorhinein beurteilt: Das ist eine Petition, die ist ihr Recht, die zelebrieren wir, und eine andere Petition, die wird, und ich bleibe bei dem Wort, abgewürgt. Meine Damen und Herren! Ich kann allen Wienerinnen und Wienern versprechen, dass wir Freiheitliche für dieses Verständnis von Petitionsrecht stehen. Und ich kann Ihnen, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, versichern, dass wir an jedem Gespräch, das in diese Richtung für die Wienerinnen und Wiener führt, interessiert sind. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Mag. Marcus Schober: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kollegen und Kolleginnen! Vorweg möchte ich einmal allen Wienern und Wienerinnen danken, dass sie ihre Ideen, Anregungen und Missionen in Form einer Petition eingebracht haben. Ein spezieller Dank an die Kollegin Kickert und an den Kollegen Taucher. Ich bin jetzt sehr jung im Gemeinderatsausschuss Petitionen und kann da nur berichten, dass mich das sehr fasziniert, wie ernst genommen diese Petitionen werden. Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die Vorbereitung der Antragsteller während der Präsentation im Gemeinderatsausschuss, wo wirklich die Vorbereitung und alles so gepasst hat, dass wir informiert haben und dass wir da dementsprechend gut diskutieren haben können. Kollege Hofbauer, ich gebe Ihnen recht, Politik kann enttäuschen. Das ist auch so. Also wenn eine Petition dementsprechend nicht passt, werden wir dem auch als gesamter Gemeinderat nicht zustimmen. Was mich eher verwirrt, ist, wenn mich Politik verwirrt, und ich nenne nicht den ersten Redner der FPÖ, ich nenne ihn namentlich, der Kollege Wansch. Die erste Rede war ja für mich nicht zu kommentieren. Die zweite habe ich ein bissel nachvollziehen können. Warum Sie die Schweiz als Vorbild sehen, sehe ich nicht. Also wenn Sie sich die Schweiz genau anschauen, sehen Sie die Probleme der Schweiz (GR Karl Baron: Die hätten wir gerne!), und ich glaube, da sollten wir nicht hingehen. Und, Kollege Berger, jetzt sehe ich ihn nicht, wo er sitzt, aber ich glaube auch nicht, dass alle Petitionen von Ihnen sind. Nur, was wir bedenken sollten, dass die Antragsteller zu 100 Prozent hinter dieser Idee stehen. Und weil Sie den Verteilerkreis angesprochen haben: Ich kann mich noch an das Bild in der Zeitung erinnern. Da war das Transparent so groß, dass Sie fast zu wenige Leute gehabt haben, dass Sie es halten können. Deswegen ist es wichtig, dass wir Petitionen und Antragsteller ernst nehmen und dass wir aus Petitionen kein politisches Kleingeld machen. Ich glaube, wenn wir das Ganze weiterentwickeln, dann nicht, wenn es irgendwie passt, dass sich die Politik draufsetzt und da politisches Kleingeld macht. In diesem Sinne ersuche ich um Ihre Zustimmung und sage „Danke“ für die Diskussion. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 28. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Der Antrag wird einstimmig mit SPÖ, GRÜNEN, FPÖ, ÖVP und NEOS angenommen. Es gibt zahlreiche Anträge, die wir nun abstimmen werden. Der erste wurde von GRin Emmerling und Freunde betreffend verpflichtende Einladung der EinbringerInnen von Petitionen in den Petitionsausschuss eingebracht. Es wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung kommt von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN. Antrag GRin Emmerling und Freunde betreffend Zuweisung von Petitionen an Fachausschüsse des Gemeinderates. Auch hier wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird von NEOS und ÖVP unterstützt gegen die Stimmen von FPÖ, SPÖ und GRÜNEN und ist daher abgelehnt. Antrag GRin Emmerling und andere Gemeinderäte, damit ich auch einmal etwas anderes sage, betreffend Darstellung der tatsächlichen Zahl der UnterstützerInnen einer Petition. Die sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird unterstützt von NEOS, ÖVP gegen die Stimmen FPÖ, GRÜNE und SPÖ und ist daher abgelehnt. Antrag der GRin Emmerling und Freunde betreffend laufende Berichterstattung des Petitionsausschusses an den Wiener Gemeinderat. Die sofortige Abstimmung wurde verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN. Daher ist der Antrag abgelehnt. Antrag der Gemeinderäte Gara, Emmerling und weiterer Abgeordneter betreffend eine Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes Nr. 7906, zeitliche Bausperre. Es wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird unterstützt von NEOS, ÖVP und FPÖ, hat daher nicht die Mehrheit. Dagegen sind SPÖ und GRÜNE. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der Gemeinderätinnen Schwarz und Korosec betreffend Diskussion von Petitionen im Wiener Gemeinderat. Es wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS und ÖVP gegen die Stimmen von FPÖ, SPÖ und GRÜNE. Daher ist der Antrag abgelehnt. Antrag der GemeinderätInnen Dr. Kickert, Valentin, Mag. Taucher betreffend Tier- und Artenschutz wie zum Beispiel Schutz der Ziesel bei allen Bauvorhaben in Wien. Hier wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag wurde einstimmig von allen Fraktionen angenommen und ist daher beschlossen. Beschlussantrag der Gemeinderäte Ing. Guggenbichler, Stumpf, Mag. Dr. Wansch, Hofbauer, Amhof betreffend Durchführung eines artenschutzgerechten Verfahrens beim Heeresspital in Stammersdorf. Es wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN. Daher ist der Antrag abgelehnt. Antrag der Gemeinderäte Guggenbichler, Stumpf, Wansch, Hofbauer, Amhof betreffend Baustopp auf dem Zieselhabitat nördlich des Heeresspitals. Die sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird unterstützt von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN und ist daher abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8153 im 21. Bezirk, KatG Leopoldau. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Bluma, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Irschik. Ich erteile es ihm. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Danke,. Herr Vorsitzender! Postnummer 21, Plandokument 8153 und erlauben Sie mir, dass ich ein bisschen in die Vergangenheit zurückgehe, nämlich bezugnehmend Plandokument 8036. Das ist in etwa der gleiche Bereich, der da behandelt wird. Und zwar gibt es eine interessante Stellungnahme, wo sich Plandokument 8036 mit 8153 der Initiative Denkmalschutz in etwa deckt. Die haben eine gute Homepage, die wirklich sehens- und lesenswert ist. Ich glaube, alle Fraktionen sind ja mit den Stellungnahmen betraut. Es war eine Stellungnahme vom 2.11.2012, und ich darf das kurz erläutern. Laut Erläuterungsbericht soll die Schicht-Villa, die Floridsdorfer kennen es, ein schönes Objekt, als identitätsstiftendes Element erhalten und als einziges Gebäude in die künftige Nutzung integriert werden. Die Erhaltung begrüßt und empfiehlt auch unser Verein. Wenn schon keine Schutzzone verordnet werden soll, da nur angedacht ist, die Villa selbst zu erhalten, schlagen wir vor, dieses Ziel möglichst auf rechtsverbindlichem Wege zu erreichen. Nur, für ein einziges Gebäude kann schwerlich eine Schutzzone verordnet werden. Ohne Festlegung einer Schutzzone ist es dem Eigentümer jedoch erlaubt, jederzeit ohne Begründung das Objekt abzureißen. Unser Verein empfiehlt daher, die Gebäudehöhe der Schicht-Villa in ihrer Differenziertheit genau dem Bestand anzupassen. Aktuell ist vorgesehen, das Gebäude viel zu hoch zu widmen, einheitlich die Bauklasse II, also 12 m Traufenhöhe und mit der möglichen Firsthöhe von 4,5 m über der Traufe. Meine Damen und Herren, das ist der Grund, warum wir das eigentlich damals schon in der Bezirksvertretungssitzung im Bauausschuss, Protokoll vom 5.11.2012, abgelehnt haben. Wie gesagt, wir sind noch immer beim Plan 8036 mit einer Anregung dazu beziehungsweise mit unseren Wortmeldungen. Wortprotokolle gibt es ja in der Bezirksvertretungssitzung nicht, da gibt es ja nur ein Sitzungsprotokoll. Die Vertreter der FPÖ wollen weiters noch eine Reduktion der Gebäudehöhe, insbesondere auf der Seite der Tiefwegsiedlung. Das heißt, an der östlichen Seite des Plandokuments 8153 als auch 8036 gibt es einen KGV, Kleingartenverein in einer Senke, liegt unter Niveau. Das heißt, Bauklasse II, die jetzt hier möglicherweise mehrheitlich beschlossen wird, schadet noch mehr als eine Bauklasse I, das sind nur mehr Häuser. Das hat uns nicht gefallen. „Da es hier im Vorfeld privatrechtliche Absprechungen zwischen den Siedlern und den Betreibern gab, die die Gebäudehöhen und den Abstand regelten, schließt sich der Bauausschuss mehrheitlich nicht dem Wunsch der FPÖ an, da die privatrechtlichen Vereinbarungen, die im Vorfeld getroffen wurden, respektiert werden sollten.“ Unseren Informationen nach war es nicht so. Der Vorsitzende, der sicher auch vom KGV gewählt wurde, das ist schon klar, hat das so dargelegt, dass alle glücklich und zufrieden sind. Unseren Informationen nach ist das aber nicht so, denn offenbar hat diese Zustimmung ohne Einverständnis der Siedler des KGV stattgefunden. Also offenbar hat nur der Herr Obmann gewusst, dass den Siedlern, den Mietern, den Anrainern des KGV diese Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes gefällt. Unseren Informationen nach war es jedenfalls nicht so, meine Damen und Herren. Das ist auch der Grund, warum wir dieses neue Dokument 8153 - ich habe es auch nicht gleich gefunden, das gebe ich auch zu, damals war es 8036, wie gesagt, nicht genau ident, doch etwas anderes -, die Postnummer 21 ablehnen. Fairerweise muss man sagen, dass früher die GRÜNEN durchaus gute Oppositionsarbeit geleistet haben, als sie noch nicht in der Stadtregierung waren. Wenn nur ein kleines Bäumchen umgeschnitten wurde, hat man sofort Einspruch dagegen erhoben, war eine gute Sache. Jetzt hat man sich offenbar angeschlossen: Sie wünschen, wir widmen, man ist überall dabei. Und das Ganze, meine Damen und Herren, steht unter der Prämisse „Wien wächst“. Wir haben in den letzten sechs beziehungsweise zwölf Monaten „Wien wächst“. Angeblich haben wir 2020 schon zwei Millionen Einwohner. Jetzt habe ich einmal gehört, 2019 haben wir das schon erreicht. Es wird immer wieder der Vergleich herangezogen: Das hatten wir schon 1910. Ja, das ist richtig, da war Österreich-Ungarn noch eine Großmacht, heute würde man Supermacht sagen, mit rund 52 Millionen Einwohnern. Man muss das immer in Relation sehen. Was soll gut sein? Das hab‘ ich noch nirgends gehört. Was wird dann gut? Wenn Wien zwei Millionen Einwohner hat, steigen die Kriminalität, die Arbeitslosigkeit, die Anzahl der Sozialhilfeempfänger. Was wird passieren? Das hat mir keiner gesagt, meine Damen und Herren. Ich möchte jetzt gerne den wirklich großen Österreicher und großen Sozialdemokraten Altbundeskanzler Dr. Bruno Kreisky zitieren, und zwar in Richtung Kollegen Wiederkehr. Dr. Kreisky hat damals gesagt: „Lernen Sie Geschichte, Herr Redakteur!“ Herr Kollege, lernen Sie einmal Geschichte, wenn Sie meinen, Österreich oder respektive Wien hat immer von der Zuwanderung gelebt. Ganz so ist es nicht, Kollege. Das waren Bürger Österreich- Ungarns, die nach Wien gezogen sind. Das waren Altösterreicher. Das ist der Unterschied. (Beifall bei der FPÖ.) Aus dem arabischen Raum ist keiner gekommen, aus dem afrikanischen ist keiner gekommen, und aus dem asiatischen ist auch keiner gekommen. Aber lernen Sie es nach, Herr Kollege! Lernen Sie es einmal nach! So viel zum Thema Multikulti und so weiter, und so fort. Das waren andere Voraussetzungen. Meine Damen und Herren, Wien wächst derzeit leider auch. Wirtschaftsflüchtlinge, Scheinasylanten, Suchtgifthändler aus Schwarzafrika, Bettlerbanden aus Osteuropa, all diese Leute brauchen wir bei uns nicht, und für diese Leute werden wir sicherlich keine Wohnungen errichten! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf zum Akt zurückkommen. Es handelt sich bei dem Standort um das Areal der ehemaligen Schichtwerke in Floridsdorf. Die Schichtwerke waren eine Farben- und Seifenfabrik. Den meisten von Ihnen wird die Schicht-Seife noch ein Begriff sein, ein Exportartikel aus Floridsdorf. Dieses Areal war rein industriell genützt. Nun ist angedacht, es wird umgewidmet, um den Standort zu einem Quartier mit gemischter Nutzung zu machen. Es ist richtig, eine steigende Bevölkerungsentwicklung macht die weitere Schaffung von Wohnraum notwendig. Dieses Areal ist in relativer Nähe zum Bezirkszentrum, also durchaus ein attraktiver Wohnort für zukünftige Floridsdorferinnen und Floridsdorfer. Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Akt. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Dieser Antrag ist mit den Stimmen der SPÖ, GRÜNEN, ÖVP und NEOS angenommen. Die FPÖ hat dagegen gestimmt. Ich darf noch bekannt geben, dass Herr GR Mag. Kowarik seit 16.30 Uhr und Herr GR Dr. Aigner ab 17 Uhr entschuldigt sind. Es gelangt nunmehr Postnummer 22 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Bericht 2015 zum Klimaschutzprogramm der Stadt Wien. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Lindenmayr, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zum Akt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Das mit der Bildung ist tatsächlich ein Problem, aber wir haben auch einen Vorschlag, wie man das vielleicht ein bisschen verbessern kann. Aber lassen Sie mich zu einem Punkt kommen, weil wir zuerst so stark über die Ziesel gesprochen haben. Ich sage immer, Klimaschutz ist Artenschutz und Klimawandel gefährdet die natürliche Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Insofern wundert es mich massiv, dass sowohl die FPÖ als auch die ÖVP als auch die SPÖ in der Donaustadt so massiv für den Lobau-Tunnel stimmen. Denn das verstehe ich überhaupt nicht. Wenn man auf der einen Seite für die Ziesel kämpft und auf der anderen Seite einen Tunnel durch ein Naturschutzgebiet baut, dann ist das ein bisschen eine Diskrepanz, die ich hier wirklich nicht ganz verstehe. Das ist eigentlich relativ absurd. (Beifall bei den NEOS und von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Ich möchte mich für die Übermittlung des Klimaschutzberichtes 2015 bedanken. Ich habe es letztes Mal schon erwähnt, auch im Ausschuss erwähnt, es ist und war seit 1999 eine sehr gute Initiative der Stadt, auch eine sehr wichtige Initiative. Wien war hier schon frühzeitig Vorreiter, tatsächlich klimapolitisch Maßnahmen zu setzen. Ein sehr wichtiger Aspekt, den wir hier auch absolut unterstützen. Gerade aber wenn man zum Thema Klimaschutz spricht, dann denke ich, dass es vielen überhaupt nicht bewusst ist, was das Pariser Klimaschutzabkommen bedeutet. Nämlich die Radikalität, die notwendig ist, um diese Zielsetzungen nur annähernd zu erreichen, von diesen zwei Grad, ist so stark und so immens, dass das eigentlich den kompletten Ausstieg aus fossilen Energieträgern in den nächsten 20 Jahren bedeutet, nicht mehr und nicht weniger. Das heißt, vor diesem Hintergrund, und ich komme jetzt noch einmal auf diesen Lobau-Tunnel zurück, darüber zu sprechen, einen Tunnel zu bauen, der vielleicht 2025, 2030 realisiert ist, der wahrscheinlich 5 Milliarden EUR kosten wird, halte ich für vollkommen absurd. Denn diese 5 Milliarden EUR sind nicht Gelder, die wir haben, sondern da müssen wir enorme Schulden aufnehmen. Mit diesem Geld könnte ich in der Zeit die wirklich dringlichen Probleme angehen, deren Lösung notwendig ist, weil wir haben eine massive Entwicklung in der Donaustadt. Es werden bis zum Jahr 2030 wahrscheinlich 40.000 bis 45.000 Menschen dort leben. Aber in der Zwischenzeit müssen diesen Menschen auch sinnvolle nachhaltige Mobilitätslösungen angeboten werden. Das heißt, was passiert da in der Zwischenzeit? Das heißt, das in dieser Form zu fordern, ist für mich vollkommen unverständlich und zeigt eigentlich, wie schnell die FPÖ bei gewissen Themen hin- und herschwankt. Auf der einen Seite sind Sie die Anti-TTIP-Kämpfer, und im Klimaschutz, muss ich ganz ehrlich sagen, lassen Sie komplett aus, was das betrifft. (Beifall bei den NEOS.) Diese Art von Retro-Verkehrspolitik, aber das betrifft letztendlich auch die ÖVP, ist eigentlich nicht sehr zweckmäßig, und zwar aus mehreren Gründen. Da ist die Klimaschutzthematik, die ich erwähnt habe, aber es ist auch die wirtschaftliche Thematik und es ist auch die Anzahl an Jobs, die typischerweise mit diesen großen Bauprojekten kreiert werden können, denn im Vergleich zu großen Autobahnen kann man mit kleinen nachhaltigen Mobilitätslösungen im Wohnbau, et cetera nahezu doppelt so viele Jobs schaffen. Deswegen ist eigentlich dieses Ansinnen, und wir haben zuerst auch von Wirtschaftspolitik, von Standortpolitik gesprochen, vollkommen widersinnig. Das heißt, Ihre Argumentation hält einer kritischen Diskussion überhaupt nicht stand! (Beifall bei NEOS und GRÜNEN.) Für mich ist ein wichtiger Aspekt, und ich glaube, da hat Wien wirklich große Chancen, eine intelligente Energie- und Klimapolitik ist letztendlich Standortpolitik. Wenn wir tatsächlich diese Jobs schaffen wollen, die wir brauchen, und Wien braucht Jobs, dann müssen wir gerade in diesem Bereich alle Anstrengungen unternehmen, um hier Unternehmen die Möglichkeiten zu schaffen, Anlagen zu bauen, Technologien zu entwickeln, Technologien zu testen, quasi diese urbanen Labors, von denen ich in diesem Hause schon einmal gesprochen habe. Ich möchte jetzt ganz kurz auf den Klimaschutzbericht kommen. Wie gesagt, noch einmal danke auch an die Klimaschutzkoordinatorin für die gute Arbeit. Einen Punkt, das hat aber nichts mit der Klimaschutzkoordinatorin zu tun, darf man aber bei aller Euphorie natürlich auch nicht verhehlen, Wien ist nach wie vor stark abhängig von fossilen Energieträgern. Wenn man den Energiebericht der Stadt Wien 2015 liest, dann bedeutet es, dass 40 Prozent Nettoenergieimporte aus Erdgas kommen und 33 Prozent Erdöl. Das heißt, drei Viertel des Wiener Energiesystems sind nach wie vor auf Basis von fossilen Energieträgern. Das dürfen wir bei all den Themen nicht vergessen. Wenn wir in die Zukunft schauen, dann sehe ich letztendlich zwei wesentliche Handlungsschwerpunkte. Dazu gibt es auch im Klimaschutzprogramm immer wieder eine Reihe von Maßnahmen. Das sind letztendlich der Verkehr, die nachhaltige Mobilität und der Wärmebereich. Das heißt, die Wärmewende in der Stadt ist eine der zentralen Herausforderungen, die Wien in den nächsten Jahren entsprechend zu lösen hat. Zum Thema Mobilität und Verkehr wollen wir heute hier auch einen Antrag einbringen. Denn für uns ist eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung für Wien ganz essenziell. Das ist eine wichtige Klimaschutzmaßnahme. Ich meine, die Entwicklung der Parkraumbewirtschaftung ist ein Stückwerk, ein, sage ich, Fleckerlteppich, gekommen aus den Innenstadtbezirken. Jetzt umfasst sie auch die flächenmäßig größeren Bezirke. Da kommen wir natürlich in das Problem, dass quasi die Binnenmobilität innerhalb dieser großen Bezirke mit einem Parkpickerl, das an den Bezirksgrenzen quasi Halt macht, problematisch ist. Daher wollen wir eigentlich das Konzept der Parkraumbewirtschaftung, das sich letztendlich aus den 90er Jahren entwickelt hat, in der Form ändern, dass wir andere Zonen für entsprechende Grätzel für eine Parkraumbewirtschaftung ermöglichen. Dazu bringen wir auch einen entsprechenden Antrag ein: „Der Wiener Gemeinderat spricht sich für ein reformiertes und einheitliches Gesamtkonzept für die Parkraumbewirtschaftung in Wien aus. Dafür soll eine umfassende Studie in Auftrag gegeben werden, die unter Berücksichtigung von internationalen Best-Practice-Beispielen klare Empfehlungen für Reformmaßnahmen gibt. Auf Basis dieser Studie soll der Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung konkrete Maßnahmen erarbeiten.“ Ein weiterer Aspekt ist, auch im Zuge der Parkraumbewirtschaftung vor allem auf die Bedürfnisse von Unternehmerinnen und Unternehmern stärker einzugehen, vor allem entsprechend im Kleingewerbebereich, weil für kleine Betriebe, die in Wien mit ihrem Auto unterwegs sind, die teilweise das Auto für die Logistik brauchen, ist auf der einen Seite die entsprechende Kostenbelastung pro Jahr relativ hoch und auf der anderen Seite ist es nicht einzusehen, wenn wir quasi Fleckerlteppiche und Einzelzonen mit den Anrainerparkplätzen haben und diese nicht entsprechend genutzt werden können. Das heißt, auch hier werden wir einen Antrag einbringen: „Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die Ausarbeitung eines Pakets für kleine und mittlere Unternehmen zur Parkraumbewirtschaftung zur Belebung der Wiener Wirtschaft unter Einbeziehung der relevanten Magistratsdienststellen, Bedarfsträger und aller Fraktionen aus. Darin sollen zum Beispiel folgende Maßnahme umgesetzt werden: Freigabe der Anrainerparkplätze für die Dauer einer Ladetätigkeit“ - und so weiter. Abgesehen von dem Themenbereich Verkehr ist, wie gesagt, für uns eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung eine wesentliche Grundlage, die auch ganz klar in Richtung Klimaschutzziele geht. Wer dieses Thema ernst nimmt, wer ganz ernsthaft nicht nur in Sonntagsreden über Klimaschutz plaudert, sondern das mit konsequenten Maßnahmen in der Umsetzung auch nachvollziehbar machen möchte, muss eigentlich in diesem Sinne auch entsprechend agieren. Ein zweiter Punkt, der mir sehr wichtig ist, ist das Thema der Wärmewende in Wien. Hier hat das Klimaschutzprogramm Wien über lange Jahre ein wesentliches Ziel verfolgt, nämlich 50 Prozent Fernwärmeanteil. Ich finde Fernwärme sehr gut. Ich finde auch die hocheffiziente Energieerzeugung in der Kraft-Wärme-Kopplung mit Strom und Wärme sehr gut. Die Problematik bei diesem Ziel ist nur, und das habe ich das letzte Mal auch schon erwähnt, ich sehe einen kleinen Konstruktionsfehler in der Diskussion, weil die Allokation der Emissionen, sprich, von CO2, für Strom und Wärme nach einer ÖNORM in Österreich umgesetzt wird, die teilweise nicht mehr den internationalen Maßstäben entspricht. Ich denke, darüber muss man sprechen und das muss man auch entsprechend verändern, weil wir sonst Lock-in-Effekte in die falschen Strukturen haben. Das heißt, wir investieren in Infrastruktur, die möglicherweise sehr kontraproduktiv zu dem ist, wie sich das Energiesystem insgesamt entwickeln wird und soll. Es ist ganz klar, dass wir hier auch zum Themenbereich Fernwärme Neu sprechen werden müssen, also sowohl eine Kombination aus der zentralen Fernwärme als auch unter Einbeziehung der dezentralen Strukturen auf Basis von dezentralen Mikronetzen, auch ganz klar, eine stärkere Möglichkeit, Wärme auf erneuerbarer Basis in das Fernwärmenetz langfristig einzuspeichern. Ein ganz wichtiger Aspekt ist für mich auch das Thema der Energieraumplanung. Ich denke, das ist ganz entscheidend, wenn wir jetzt Maßnahmen setzen wollen, die langfristig tatsächlich dazu führen, dass wir diese Reduktionsziele und auch die Energieeffizienzziele entsprechend erreichen. Ich habe es auch in einer meiner früheren Reden erwähnt, ich denke, dass jetzt auch der Zeitpunkt ist, wenn man über KliP III nachdenkt, eine viel stärkere Verschränkung von Energie- und Klimastrategie vorzunehmen. Ich glaube, das war bis dato auf einem sehr guten Weg, aber wir müssen letztendlich auch hier in die Zukunft schauen, wie wir diese verschiedenen Strategien, die es diesbezüglich in der Stadt gibt, entsprechend harmonisieren, koordinieren, dass wir auch wirklich insgesamt in die richtige Richtung marschieren, auch am Beispiel des Lobau-Tunnels oder anderer großer Autobahnprojekte. Ich halte auch hier das Thema Klimaverträglichkeit und die Prüfung der Klimaverträglichkeit und auch, Szenarien zu entwickeln, was es denn bedeutet, wenn wir diese großen Projekte umsetzen, was es für die Gesamtklimabilanz, nicht nur Wiens, sondern insgesamt für die Region, bedeutet, für einen sehr wichtigen Aspekt. Denn wenn man Klimaschutz und das Pariser Klimaabkommen ernst nimmt, muss man auch die nächsten Schritte gehen, das heißt, auch in diesem Sinne über solche Großprojekte und deren Klimaverträglichkeit entsprechend nachdenken. Auch das Thema Gesundheitsschutz und Klimaschutz halte ich für extrem wichtig. Das wird eine massive Veränderung für Wien bedeuten. Die entsprechenden Anpassungsstrategien sind hier notwendig. Wichtig für mich in der Koordination dieser verschiedenen Strategien, die wir in Wien haben, ist, dass auch die Maßnahmenbündel entsprechend akkordiert sind. Hier haben wir durchaus noch unterschiedliche Schwerpunkte. Ich denke, dass das aber im Moment auch in die richtige Richtung geht. Bei einem der wesentlichen Aspekte ist natürlich die Schwierigkeit, dass Wien nicht alleine handeln kann. Aber wir müssen eigentlich einmal ernsthaft überregional nachdenken. Es macht keinen Sinn, eine isolierte Klimastrategie für Wien zu machen, wenn ich auf der anderen Seite ein hohes Maß an Einpendelverkehr aus Niederösterreich mache, wenn das ganze Thema der Raumordnung nicht entsprechend gelöst ist und es hier eigentlich keine koordinierte gemeinsame Vorgangsweise gibt. Das heißt, wenn wir uns in Österreich rühmen, im Klimaschutz so vorbildlich zu sein, dann darf es nicht daran scheitern, dass einzelne Bundesländer unterschiedlich agieren und eine kohärente Strategie eigentlich nicht entsprechend verfolgt wird. Zum Abschluss, ich halte es für sehr wichtig, dass wir in diesem Bereich einer Energie- und Klimastrategie wirklich die Chancen für Wien entsprechend sehen. Für mich ist das einer der riesengroßen Jobmotoren, die große Chance, Wien für viele spannende Unternehmen sehr attraktiv zu machen. Letztendlich erleben wir im Moment einen wirklichen Wettstreit der Städte in Europa um die besten Köpfe und die besten Unternehmen. Dem müssen wir uns stellen. So schaffen wir es letztendlich auch, die besten Köpfe und die besten Unternehmen nach Wien zu bekommen. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Klimaschutz, und das geht auch aus dem vorliegenden Bericht hervor, ist eine Querschnittsmaterie. In vielen Themenbereichen können Maßnahmen erzielt werden, um sinnvolle Effekte zu erzielen. Der vorliegende Bericht hat zwar wirklich zahlreiche Maßnahmen gelistet, viele von ihnen sind uns aber auch schon von anderen Seiten her bekannt. Das heißt, viele Aktionen, die beschrieben werden, existieren auch ohne KliP, wie beispielsweise Umbausanierungen, Schulsanierungspaket, Bauträgerwettbewerb oder auch ÖkoBusinessPlan. Aber nicht nur, dass Maßnahmen verkauft werden, die schon von sich aus laufen, werden auch alte Hüte neu verkauft, wie beispielsweise der Stadtwald und die Attraktivierung der Badner Bahn. Teilweise, muss ich sagen, waren auch gewisse Formulierungen eher verwirrend, weil nicht ganz klar war, liest man jetzt ein Zukunftskonzept oder eine Maßnahmenevaluierung, weil bei der überwiegenden Mehrheit der Maßnahmen wird nämlich von der Zukunft gesprochen, was initiiert werden soll oder was geplant ist. Ich wage zu bezweifeln, ob solche Ankündigungen, so lobenswert sie auch sein mögen, in einer Evaluierung nicht fehl am Platz sind. Es wird also in vielen Kapiteln eher ein Ausblick gegeben, als Evaluierung gesetzter Maßnahmen. Zeitweise vermittelt der Bericht auch den Eindruck, eine Ode an den Stadtentwicklungsplan 2025 zu sein, denn viele Maßnahmen beziehen sich schon auf bereits gesetzte Handlungen des STEP. Aber es werden auch Maßnahmen von anderen Programmen und Konzepten zitiert, wie das Garagenbauprogramm. Es gibt also eine ständige Überschneidung mit anderen Konzepten. Gerade auch in der Verkehrspolitik gehen gesetzte Maßnahmen einfach zu langsam beziehungsweise in die falsche Richtung. Natürlich ist der frühzeitige Ausbau des öffentlichen Verkehrs im Hinblick auf die Stadtentwicklung wichtig. Aber es wäre schon ein enormer Gewinn, wenn bestehende Gebiete besser an das Netz angeschlossen werden würden. Als Maßnahme wäre hier auch eine Evaluierung des bestehenden öffentlichen Verkehrsnetzes angebracht. Auch bei der Thematik der stärkeren Vernetzung ins Umland fehlen die konkreten Maßnahmen, die eine tatsächliche Entlastung spürbar machen würden. Auch die Parkraumbewirtschaftung, der Kollege hat es auch angesprochen, wird im Bericht erwähnt. Hier gilt es natürlich, sinnvolle Konzepte anzuwenden, um gute Effekte erzielen zu können. Daher stelle ich abschließend den Antrag betreffend eine Reform der Wiener Parkraumbewirtschaftung auf Basis eines Zonenmodells. In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung an die zuständigen Ausschüsse. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Chorherr. Ich erteile es ihm. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Vorweg möchte ich mich beim Kollegen Gara bedanken. Ich kann seine Analyse fast vollinhaltlich nachvollziehen. Ich möchte sie insofern sogar noch ein bisschen verstärken, dass die gesamte unglaubliche Emotion, die in Österreich, in Wien am Flüchtlingsthema liegt, und in der Tat ist das ein großes Thema, ich weiß nicht, ob ich es vermissen soll, völlig inadäquat politisch kaum am Klimaschutzthema liegt, wiewohl wir gerade im heurigen Jahr wieder weltweit einen im Negativen sehr überraschenden Sprung, sowohl bei den weltweiten Temperaturen, beim Schmelzen des Eises, gesehen haben. Ich will das jetzt in gewisser Weise mit meinen Worten unterstreichen. Das, wozu sich auch die EU-Staats- und Regierungschefs verpflichtet haben, heißt, und sie haben sich zu einer Reduktion fossiler Energieträger von 80 bis 95 Prozent in einem sehr kurzen Zeitraum verpflichtet, wir werden das erleben. Noch in zehn Jahren wird in Österreich, um nur ein Beispiel zu nennen, und in der EU, hoffe ich, kein einziges benzinbetriebenes Auto mehr zugelassen werden können. 2050 klingt nämlich so, das ist irgendwann in der fernen Zukunft. Bitte, das ist in 34 Jahren. Wenn wir die 34 Jahre retourdrehen, kann sich jeder überlegen, wo er da war. Das ist eine sehr kurze Zeit. Um 2050 90 Prozent CO2 reduziert zu haben, und da wir weiterhin zu dieser Zeit Fleisch essen werden, und zu dieser Zeit eine Bevölkerung haben werden, die größer als eine heutige Weltbevölkerung ist, heißt es, dass wir im Energiesektor kohlenstofffrei sein müssen. Das ist eine derart gewaltige Änderung unseres Verkehrs-, Wirtschafts- und Energiesystems, dass ich nur nicht verstehe, warum alle sagen, ein bisschen. Das ist eben bei aller Wertschätzung für Fotovoltaik und bei aller Wertschätzung, was wir tun, nicht einmal ein Pflaster auf dem, was wir verändern müssen. Das heißt, wir haben ein vollkommen neues Verkehrssystem. Noch dazu sind wir signifikant über dem Schnitt des Weltverbrauches. Aber ein bisschen Strom, ein bisschen Wärme, ein bisschen Kälte, ein bisschen Transport, ein bisschen Fliegen, und Fliegen ist wahrscheinlich technisch noch am schwierigsten auf postfossil umzustellen, wird man auf der ganzen Welt brauchen. Da werden irgendwann jene Länder, die viel später die Industrialisierung begonnen haben, fragen, ob sie jetzt zurückstecken sollen oder nicht die, die beim Doppelten, Dreifachen dessen sind, was dann zugesprochen wird, stark reduzieren sollen. Das heißt, wir werden unglaublich viel in unglaublich kurzer Zeit machen. Das geht so weit, dass ich es mir heute nicht vorstellen kann, ich sage das jetzt ganz offen, mit den Maßnahmen und den Prioritäten, die die Politik in ganz Europa setzt. Von den USA und deren Politsystem rede ich in diesem Zusammenhang nicht, wo eine gesamte Partei sagt, es gibt den Klimawandel nicht, das ist alles irgendwie ein Hirngespinst. Das macht mich fassungslos als jemand, der die Vereinigten Staaten und deren auch kulturelle Kraft schätzt. Das macht einen ratlos. Ich will nur sagen, das muss unglaublich weit gehen, und es wird in Bälde ein weiteres Klimaschutzprogramm begonnen werden, das dieser Radikalität Rechnung trägt. Dass das irgendwie „smooth“ abgeht, glaube ich nicht. Wir können davon profitieren. Jetzt sage ich eine große Verbeugung vor den Deutschen, die sozusagen eine weltweite Bürde auf sich genommen haben, indem sie mit dem Stromeinspeisegesetz, das moderat, meine ich, aber doch mit zig Milliardenbeträgen die deutschen Stromkonsumenten bezahlt haben, einen Weltmarkt geschaffen haben, sodass die Zuwächse in Indien, in China gewaltig sind. Diese Technologie, kann man sagen, ist durch, weil es einfach preislich sehr hinuntergegangen ist. Ich denke mir, dass wir in Europa oder sehr konkret in Wien ähnliche Schritte setzen müssen. Jetzt rede ich nicht darüber, weil das wird organisatorisch und regulativ in Wien entschieden, aber die Marktfrage wird schneller gehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in den nächsten fünf Jahren einen Beschluss in sehr vielen Städten fassen. Die Norweger haben das jetzt angedeutet, dass wir wirklich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit dieser Klarheit sagen, es gibt keine Verbrennungsmotoren, es werden keine Autos mehr mit Verbrennungsmotoren verkauft. Es dauert, glaube ich, nur wenige Jahre, bis die Elektromobilität, was die Autos betrifft, die es auch in 20 oder 30 Jahren in der Form noch geben wird, umgesetzt ist. Wir haben ja Elektromobilität beim stärksten Verkehrsträger Wiens, nämlich den öffentlichen Verkehrsmitteln. Da, glaube ich, tun jetzt einige sehr viel. Ich schaue mir an, wie die Preisreduktion bei den Batterien stattfindet. Ich schaue mir die Ladekapazität der Batterien an. Da wird sich sehr viel tun. Ich möchte auch auf einen zweiten Punkt eingehen, den der Kollege Gara richtigerweise gesagt hat. Der zweite Bereich neben dem großen Bereich Verkehr ist der große Bereich der Wärme- und Kälteversorgung. Da müssen wir auch ganz klar mit der Wien Energie reden, die durchaus in schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen steckt, die auch damit zu tun haben, dass die europäischen Preissignale einfach falsch sind. Ein Strompreis von 2 Cent, 2,5 Cent ist so niedrig, dass nicht einmal ein abgeschriebenes Windkraftwerk das erwirtschaften kann. Das muss man sich einmal vorstellen. Also, da haben wir völlige Verzerrungen. Darunter leiden alle Stadtwerke. Aber wir werden nicht nur darüber nachdenken, sondern wir werden Wege gehen müssen, diese riesigen neuen Stadtteile, die wir erschließen, völlig kohlenstofffrei im Sommer kühl und im Winter warm zu kriegen. Das ist auch keine technische Frage. Da gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die schon erprobt werden, von der Wärme, die aus der Tiefe kommt - da muss man gar nicht tausende Meter hinuntergehen, da reichen schon wenige, um mit den Differenzen etwas zu machen -, in Verbindung mit den Windkraftkapazitäten rund um Wien. Da ist sehr viel möglich. Ich erwähne es noch einmal, weil es wirklich eine riesige Quelle ist, die wir hier in Wien verstärkt im Auge haben, jedes Jahr werden in Wien, wie in anderen Städten, etliche Datencenter angesiedelt, die sozusagen 100 Prozent des Stroms zur Rechnerleistung zwischennutzen und dann 100 Prozent des Stroms als Abwärme ausscheiden. Das kann man nutzen. Was uns hier noch fehlt, sind intelligente Formen der langfristigen Finanzierung. Darüber müssen wir nachdenken und auch die Stadtwerke dort hinbringen. Einen letzten Punkt will ich einfach sagen, weil er mir wesentlich ist und er auch die Komplexität zeigt. Das ist die ewige Diskussion, die auch der Kollege Irschik zuerst angesprochen hat, die Wohnbaudiskussion. Aus Klimaschutzgründen sage ich Ihnen, es ist viel besser, Menschen, die in Wien leben wollen, kompakt und verdichtet im städtischen Raum anzusiedeln (GR Wolfgang Irschik: Aber alle wollen wir nicht!), statt die Alternative zu haben, die neben Frust auch klimaschutzmäßig katastrophal ist. Wenn jemand in Wien leben und arbeiten will, er oder sie in Wien keine Wohnung findet und sich dann im Umland ansiedeln muss, habe ich schon von der Klimabilanz her - wie viel Kanal muss ich unter die Erde legen, wie viel Straße muss ich betonieren - einen vielfachen ökologischen Fußabdruck, ein Vielfaches an CO2-Emissionen, dass es von dem her dringend gefordert ist, auch wenn es von mir aus intuitiv nicht einleuchtet, kompakt und dicht in der Stadt zu bauen. Weil ich ungern Taferln hochhalte, halte ich das fiktive Taferl hoch. Wenn Sie sich alle neun Bundesländer anschauen und sich fragen: Wo haben wir den geringsten Stromverbrauch pro Kopf von allen neun Bundesländern? Antwort: Wien. Wo haben wir den geringsten Heizwärmeverbrauch aller neun Bundesländer? Dann ist das Wien. Wo haben wir die geringsten gefahrenen Autokilometer von allen neun Bundesländern? Das ist Wien. (GR Wolfgang Irschik: Das ist das kleinste Bundesland, Herr Kollege!) Wenn jemand sagt, eh klar, wir sind in der Stadt, eben darum ist die städtische Lebensform auch vom Klimaschutz her die ökologischste. Darum sind wir gut beraten, Ihren Forderungen, Herr Kollege Irschik, nicht zu folgen, sondern im Zweifelsfall immer das Gegenteil zu tun! - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Wolfgang Irschik: Das macht schon der Wähler! Er folgt uns!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf bekannt gegeben, dass Frau GRin El-Nagashi ab 17.30 Uhr entschuldigt ist. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Pawkowicz. Ich erteile es ihm. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe die Ausführungen meiner Vorredner durchaus mit großem Interesse verfolgt. Gerade Christoph Chorherr hat hier durchaus zu Recht bekrittelt, dass, gerade, wenn es um das Thema Klimaschutz geht, auch in der Politik, aber auch in der Bevölkerung, scheinbar deutlich zu wenig Emotion zu finden ist. Wir sehen es, wenn wir jetzt hier in die Runde schauen. Der Gemeinderat ist äußert dünn besetzt. Da gibt es ganze Sektoren, die komplett leer sind. Ich kann mich trotzdem, wenn ich mir diesen aktuellen Bericht zum Klimaschutzprogramm anschaue, auch nicht ganz des Eindruckes erwehren, dass hier zwar auf der einen Seite durchaus hohe Ziele im Großen angeführt sind, dass aber auf der anderen Seite sehr deutlich, für mich zumindest scheinbar erkennbar, Denkblockaden in den ganz kleinen Bereichen erkennbar werden. Ich sage ein ganz konkretes Beispiel. Es ist in diesem Klimaschutzbericht die ganze Zeit die Rede von der Reduktion und letztlich der gänzlichen Abschaffung von fossilen Energieträgern - das ist eine der wesentlichen Kernaussagen dieses Berichts und dafür ist er auch da -, das massive Bekenntnis zur Reduktion von Feinstaub, zur Reduktion von verschiedenen kohlenstoffbasierenden Emissionen, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und dergleichen. Und dann passiert mir heute Folgendes: Ich war gemeinsam mit dem Kollegen Chorherr bei einer Tagung im Burgenland, bin nach dem ersten Vortrag heute in der Früh hergekommen und am Vormittag hatte ich bei der Abfahrt von der Autobahn auf die Triester Straße das Glück, dass ich bei der ersten Ampel direkt am Ende der Autobahn rot gehabt habe. Gut, soll sein. Ich war das erste Fahrzeug an der Haltelinie. Dann ist etwas Interessantes passiert. Es war wenig Verkehr, sonst wäre es mir gar nicht so aufgefallen. Die Ampel wird grün, ich fahre ganz normal an, beschleunige bis zu den erlaubten 50, nähere mich der nächsten Ampel, und sie wird 200 m vor mir rot, auf einer 3- spurigen Vorrangstraße. Es wäre sich wahrscheinlich ausgegangen, diesen Vorrang noch auszunutzen, wenn ich stark beschleunigt hätte, wenn ich deutlich auf eine zu hohe Geschwindigkeit beschleunigt hätte, aber die Fahrzeuge hinter mir wären jedenfalls mit ihrer gesamten Kolonne wieder zum Stehen gekommen. Das Interessante war dann für mich, dass sich dieses Spiel fortgesetzt hat. Ich kenne es durchaus von der Nacht. Das sind diese Nachtschaltungen. Da ist es auch in Ordnung, dass man sagt, man reduziert die Gesamtgeschwindigkeiten, es soll ein bisschen leiser sein, aber nicht, dass sich um 10.30 Uhr am Vormittag, mitten auf Hauptverkehrsadern in Wien, diese rote Welle dann fortsetzt, in meinem Fall bis zum Matzleinsdorfer Platz. An ausnahmslos jeder Ampel war ich, mit dem ganz normalen Tempo fahrend, immer jeweils das erste Fahrzeug an der Haltelinie, das dann wieder bei Rot zu stehen gekommen ist. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Bei Höchstgeschwindigkeit!) - Richtig, Höchstgeschwindigkeit! - Ich habe es dann probiert, weil eine andere Ampel näher war, und bin dann dort nur mit einem 30er hingerollt. Es ist sich trotzdem nicht ausgegangen. Das heißt, der springende Punkt ist, die Durchschnittsgeschwindigkeit ist nicht einmal so, dass man sagt, dann fährt man halt langsamer, wie Sie es, sehr geehrter Herr Kollege, und Ihre Grüne Fraktion gelegentlich verlangen. Es ist sich schlicht und einfach nicht ausgegangen. Der Punkt ist, hier wird untertags, mitten unter der Woche, auf der Triester Straße - fragen Sie Ihre Verkehrsplaner - der Verkehr für die jeweils komplette geschlossene Kolonne bei jeder Ampel zum Stehen gebracht. Jetzt sagt Ihnen jede technische Studie, und das werden Sie sicherlich auch nicht bestreiten, dass der Mehrverbrauch und der Ausstoß an Treibhausgasen, der Ausstoß an Kohlenstoffen, der Ausstoß an Feinstaub und dergleichen, dann am stärksten ist, wenn die Fahrzeuge anfahren. Das heißt, dieses permanente Anfahren schafft einen Mehrausstoß. Warum erzähle ich Ihnen dieses Beispiel? Weil wir eben auf der einen Seite in dem Klimaschutzbericht durchaus hehre Ziele lesen, was wir an vielen verschiedenen Programmen umsetzen können, aber es schon im ganz Kleinen scheitert, weil wir hier zum Beispiel in Wien eine Verkehrspolitik haben, die halt stark gründominiert ist, die primär darauf abzielt, die Fahrradfahrer zu fördern - das ist ganz schön -, aber gleichzeitig vollkommen übersieht, dass mit solchen Maßnahmen erst recht die Ziele des Klimaschutzes, also die wirklich großen Zusammenhänge in dieser Stadt, vollkommen mit den Füßen getreten werden! (Beifall bei der FPÖ.) Ein ähnliches Beispiel ist mir eingefallen, wenn wir hier etwa in diesem Bericht diese ganzen Seiten, es sind insgesamt zehn Seiten, lesen, die dem Bereich der E-Mobilität gewidmet sind. Sie reden von E-Mobilität auf der einen Seite. Das beinhaltet eben auch, aber nicht nur, den elektrischen Individualverkehr. Wir haben es heute auch vom Kollegen Chorherr gehört, der richtigerweise sagt, wenn wir diese Klimaziele erreichen wollen, dann werden wir nicht umhinkommen, in den nächsten Jahrzehnten von benzinbetriebenen Fahrzeugen wegzukommen. Das Land Wien ist als einziges Bundesland in Österreich nicht in der Lage, Förderungen für den elektrischen Individualverkehr zu bieten, nämlich ganz konkret für elektrische Autos, nur deswegen, weil dann der Hinweis ist, dass das trotzdem ein Auto ist. Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, hat dann mit Klimaschutz reichlich wenig zu tun, sondern ist bestenfalls grüne verbohrte Verkehrspolitik! (Beifall bei der FPÖ.) Sie hätten es durchaus in der Hand. Wir haben uns in der Bezirksvertretung Meidling in den letzten Jahren - wie es hier im Gemeinderat war, weiß ich nicht - sehr intensiv auch mit den verschiedenen Möglichkeiten der Förderung der E-Mobilität auseinandergesetzt. Vollkommen gleichgültig, welche Anträge gekommen sind, spätestens dann, wenn es um den Individualverkehr gegangen ist, also wieder um das Auto, haben die GRÜNEN im Bezirk ununterbrochen dagegen gestimmt. Es waren Geschichten wie zum Beispiel Förderung von E-Tankstellen an öffentlichen Gebäuden, die wir beantragt haben. Abgelehnt, weil es um Elektroautos geht. Dann haben wir gesagt, versuchen wir, E-Tankstellen zum Beispiel bei Taxistandplätzen zu fördern. Eines der Argumente hat dann immer gelautet, E-Tankstellen im öffentlichen Raum soll es nicht geben, weil dann gehen weitere Parkplätze verloren. Interessant, dass das Argument dann ausgerechnet von Grün gekommen ist, dass Parkplätze verloren gehen, wenn ich mir andererseits anschaue, wie viele Parkplätze Sie schon durch verschiedene andere Maßnahmen geopfert haben. Aber, wo ein Parkplatz verloren gehen soll, wenn ich etwa an Taxistandplätzen die Möglichkeit zur elektrischen Aufladung biete, entzieht sich meiner Logik. Es ist nämlich durchaus denkbar, auch hier mit gutem Beispiel voranzugehen und zu sagen, schaffen wir beispielsweise eben im Bereich Taxi oder im Bereich dieser ganzen Carsharing-Situation, die wir jetzt haben, die Möglichkeit, mit gutem Beispiel voranzugehen. Die Carsharing-Plätze sind jetzt schon vergeben. Wir haben eine gänzlich andere Meinung als Sie. Das weiß ich schon. Ich bin kein Freund davon, dass hier öffentliche Parkplätze für private Unternehmungen vermietet werden. Das ist die eine Sache. Aber wenn wir es jetzt schon machen, und wenn Sie es jetzt schon einmal gemacht haben, was hindert Sie denn dann daran, mit diesen Carsharing-Betreibern entsprechende Verträge zu schließen, die sagen, sie kriegen diesen öffentlichen Raum zur privaten Nutzung, aber sie dürfen dort nur elektrisch betriebene Fahrzeuge verwenden und kriegen daher dort entsprechend auch die E-Tankstellen hin, die sie für ihre Fahrzeuge brauchen? Das erscheint mir umso logischer, als gerade im Bereich Carsharing, wenn wir uns etwa die WienMobil-Karte anschauen, die Fahrzeuge, die Sie sich damit ausborgen dürfen, allesamt geographisch an einen kleinen Teil innerhalb des Wiener Stadtgebietes gebunden sind. Sie dürfen diese Fahrzeuge nicht benützen, wenn Sie sich die Verträge anschauen, um damit weitere Strecken außerhalb des Stadtgebietes oder auch nur in die Randbereiche der Stadt Wien zurückzulegen. Das heißt, wir reden von kurzen Strecken. Und gerade diese kurzen Strecken können auch mit den heutigen Elektrofahrzeugen bereits zurückgelegt werden. Das ist also auch ein Punkt, wo ich der Meinung bin, dass dieser Klimaschutzbericht schlichtweg nicht stringent wird. Jetzt zu einem ganz anderen Bereich, der mir aufgefallen ist, dem Bereich öffentlicher Verkehr. Ich bin hier auf einen Punkt gestoßen, der absolute Knüller, den ich Ihnen gleich wortwörtlich zitieren werde. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs, und hier insbesondere Wiener Linien, zieht sich über viele Seiten in diesem Bericht in Wirklichkeit nichts anderes als die Darstellung des Aufgabenbereiches von Wiener Linien, nicht mehr und nicht weniger. Gut beschrieben wird etwa der Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Das ist soweit in Ordnung. Dann werden alle möglichen, vermeintlichen Projekte beschrieben. Einiges davon fällt in den Bereich no, na, ned. Anderes ist geradezu grotesk. Ich lese Ihnen eines vor, über das ich gestolpert bin. Es steht auf Seite 126, falls Sie es nachlesen wollen. Da heißt es, der Absatz beginnt so, also es ist nicht so, dass ich da etwas weglasse, ich zitiere wörtlich: „Pilotprojekt in U3-Station Neubaugasse, Bildschirm zeigt Weg zur Oberfläche.“ Ich gratuliere herzlich! Das ist der Klimaschutz in Wien! „Pilotprojekt in U3-Station Neubaugasse, Bildschirm zeigt Weg zur Oberfläche.“ Früher hat man das Ding Fluchtwegbeleuchtung genannt, jetzt ist es halt ein Bildschirm. Wo da der Klimaschutz liegen soll, müssen Sie mir, meine sehr verehrten Damen und Herren, erst einmal erklären! (Beifall bei der FPÖ.) In ungefähr diesem Tenor geht dann dieser Bericht im Bereich der Wiener Linien dahin. Was ich vermisst habe, ist die Steigerung der Attraktivität der Wiener Linien, etwa durch das regelmäßige Waschen der Garnituren. Das ist das Einzige, was dann eigentlich noch gefehlt hat. Alle anderen Maßnahmen sind hier schon drinnen. Und so geht es von Bereich zu Bereich. Ein anderer Bereich ist mir aufgefallen, etwa im Bereich der Energiesparmaßnahmen in Gebäuden. Hier ist mehrfach als positives Beispiel erwähnt, dass in Gemeindebauten, in Amtsbauten und dergleichen zunehmend Bewegungssensoren eingesetzt werden, teilweise gleichzeitig mit LED-Lampen. Ich kann Ihnen sagen, wir haben in vielen Projekten, für die ich in der Vergangenheit verantwortlich war, in viele Büroobjekte LED-Lampen längst eingebaut, aber allesamt, ausnahmslos, ohne Bewegungsmelder, weil sich nämlich in der Evaluierung gezeigt hat, dass die Bewegungsmelder in Kombination mit der LED-Lampe kurzfristig tatsächlich eine weitere Einsparung bringen. Nur zum Vergleich: Die LED-Lampen haben im Schnitt nur 10 Prozent des Energieverbrauches einer normalen Lampe. Aber durch die häufige Schaltung werden die Lampen schneller kaputt. Dass aber die LED-Lampe vom ökologischen Fußabdruck in ihrer gesamten Herstellung deutlich schlechter ist als eine herkömmliche Glühbirne, brauche ich Ihnen wohl auch nicht zu sagen. Es hat also im Endeffekt dazu geführt, dass es deutlich sparsamer war, über die Gesamtlebensdauer gerechnet, LED-Lampen dort einzusetzen, wo ich Räume habe, die ich permanent beleuchten muss. Dazu gehören Fluchtwege, dazu gehören mitunter Garagen. Man muss diese aber dauernd brennen lassen, um trotzdem in Summe beim Energieverbrauch eine Reduktion von zwei Dritteln zu haben. Nur dann gibt es einen Vorteil. Aber die Kombination aus Bewegungssensoren auf der einen Seite und auf der anderen Seite diese teuren Lampen, die dann schneller hin werden, aber in der Produktion viel umweltschädlicher sind, sorgt unter dem Strich für eine zusätzliche Umweltbelastung und eben nicht für eine entsprechende Erreichung der Klimaschutzziele. Es ist eine ganz Fülle von derartigen Beispielen, wie ich sie hier schildere, gerade auch im Bereich des Hausbaus, die schlichtweg den Praxistest nicht bestehen, wo ich den Eindruck habe, dass hier der eine oder andere eine Idee hat und das halt einmal ausprobiert. Ob es evaluiert wird, weiß ich nicht. Das entzieht sich in diesem Bericht in großen Teilen meiner Kenntnis. Ich kann Ihnen sagen, viele von den Maßnahmen, die hier stehen, haben Bauträger ausprobiert, manches hat funktioniert, manches nicht. Nur, wir sind im 21. Jahrhundert. Darin lese ich Sachen, zum Beispiel jetzt wieder zur E-Mobilität zurück, wo es als Maßnahme in Wien um die Förderung des fossilen Gasantriebes geht. Sie haben auf Seite, ich glaube, 186, wenn mich nicht alles täuscht, diese Flüssiggasantriebe. Bitte, die Stadt Wien hat die Flüssiggasantriebe eingeführt. Ja zu energiesparenden Maßnahmen, weil sie weniger verbrauchen als Benzinautos, im Bereich der Busse in den 70er und 80er Jahren. Aber das jetzt als die große Errungenschaft zu feiern, dass man das flächendeckend auch dem Individualverkehr bieten soll? Das sind Klimaziele, das sind Innovationen von vor 40 Jahren! Das ist nicht die Innovation, die diese Stadt ausmacht! In diesem Sinne geht es eigentlich durch das gesamte Projekt. Es gibt noch etliches, was ich Ihnen dazu gerne erzählen würde, aber dazu reicht die Zeit bei Weitem nicht aus, etwa im Bereich der Energieraumplanung, etwa im Bereich der Passivhausplanung, wo zwar auf der einen Seite die Energiedämmwerte ausgezeichnet sind - ich erspare Ihnen jetzt die Details -, wo Sie aber auf der anderen Seite dann entsprechende Lüftungsanlagen einbauen müssen. Diese sind wartungsintensiv, brauchen einen permanenten Austausch von Filtern, müssen regelmäßig desinfiziert und alle zehn Jahre erneuert werden. Auch hier der ökologische Fußabdruck, der in den Langzeitstudien zeigt, dass das, was wir auf der einen Seite einsparen, auf der anderen Seite durch das Mehr an Technik wieder zurückkommt. So geht es dahin. Lange Rede, kurzer Sinn: Hier sind zweifelsohne viele interessante Ideen drinnen. Vieles von dem, was darin steht, ist allerdings hoffnungslos überaltert. Das muss man auch ganz offen sagen. Diese sogenannten großen Innovationen sind sicherlich nicht geeignet, um sie mit einem großen Wurf zu vergleichen. Wir werden diesen Antrag entsprechend ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr GR Mag. Maresch hat sich zu einer tatsächlichen Berichtigung gemeldet. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Eigentlich habe ich mir jetzt gedacht, am Schluss kommt noch die Legende von der Klimawandellüge. Nein, ist nicht gekommen. Da bin ich aber ganz froh. Ich nehme jetzt nur drei tatsächliche Berichtigungen heraus, die ich machen möchte. Und zwar ist das eine in Wirklichkeit der Glaube, ich fahre weg bei einer Kreuzung, beschleunige hurtig auf 50 und wundere mich, dass ich dann bei der nächsten Kreuzung wieder stehe. Das ist der Glaube, dass ich, je schneller ich fahre, desto mehr Autos über einen Querschnitt bringe. Nein, stimmt nicht. Es ist die ideale Geschwindigkeit so, das können Sie die ASFINAG fragen, am meisten bringe ich Autos durch einen Querschnitt, wenn ich ungefähr 20, 25 Stundenkilometer fahre, ganz einfach, weil der Abstand zwischen den Autos nicht so groß sein muss. (GR Wolfgang Irschik: Je schneller man fährt, desto mehr Autos kommen durch!) - Nein, das hätten Sie gerne so! Reden Sie einmal mit Menschen, die das unterrichten, an anderer Stelle! Sie werden hören, es stimmt nicht. Das hätten die Autofahrer gerne. Es weiß selbst der ÖAMTC, dass das nicht stimmt. Die nächste Geschichte war der geringste Ausstoß bei 50. Das soll ich angeblich wissen. Nein, es ist nicht so. Selbst der Herr Prof. Lenz, der Ihnen vielleicht nicht eingefallen ist, sagt in Wirklichkeit damals gegen den 30er, das stimmt, es wäre besser, man würde einen 50er fahren. Das Problem ist, man geht davon aus, dass man die ganze Zeit gleich schnell fährt. Die Realität schaut aber nicht so aus. Ich fahre nicht dauernd gleich schnell, sondern man fährt einmal langsamer, einmal schneller. (GR Wolfgang Irschik: Weil es nicht geht!) Manche Leute behaupten, ein 80er ist in Wirklichkeit, permanent durchgefahren, der geringste Spritverbrauch. Das ist eine Legende, Herr Kollege! Die dritte Geschichte: Da haben Sie sich bestimmte Dinge nicht durchgelesen. Und zwar steht in der E- Mobilitätsstrategie, dass wir Elektrotankstellen zum Beispiel für Flotten einrichten wollen, und zwar gerade bei Taxistandplätzen. Das, was Sie uns jetzt erzählt haben, ist schlicht nicht wahr. Gerade dort. Wir werden auch flächendeckend Elektrotankstellen einrichten. Ich möchte Ihnen aber sagen, an sich ist es so, dass die fossilen Tankstellen von Privatfirmen eingerichtet werden. Deswegen frage ich mich schon, warum wir das machen müssen. Das könnten auch Private einrichten. Das würden wir sehr gut finden. (GR Wolfgang Irschik: Warum machen Sie es nicht? Warum ist das so?) Ganz am Schluss, ich glaube, es war im Ausschuss der Kollege Hein, der mir gesagt hat, eigentlich müsste man etwas für Carsharing-Autos tun, die in Wirklichkeit Autos sind. Ja, auch für Carsharing-Standplätze ist es vernünftig, Elektrotankstellen einzurichten, aber es gibt Betreiber. Niemand wird sie aufhalten. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Was war jetzt die tatsächliche Berichtigung?) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu einer weiteren tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Mag. Pawkowicz gemeldet. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Herr Kollege Maresch hat offensichtlich auch hier wieder seine ideologischen Scheuklappen oben gehabt, als ich geredet habe. Tatsächlich habe ich es nämlich nicht so gesagt, wie er es jetzt gerade falsch berichtigt hat. Ich habe nicht davon gesprochen, dass bei einer Geschwindigkeit von 50 der Ausstoß niedriger wäre und Ähnliches. Das ist zwar dieselbe Studie, auf die ich mich bezogen habe, aber gesagt habe ich es nicht so. Ich habe Ihnen ein Beispiel geschildert, das heute passiert ist, wo es auf der Strecke der Triester Straße nicht möglich war, selbst bei langsamer Geschwindigkeit - und wenn Sie aufgepasst haben, ich habe auch gesagt, dass ich an einer Stelle versucht habe, langsam zu fahren - die Grünphase entsprechend einzuhalten. Das heißt, es ist offensichtlich so, dass auf der Triester Straße - und davon habe ich gesprochen, von nichts anderem – das Durchfahren mit konstanter Geschwindigkeit nicht möglich ist, und zwar egal, ob mit 25 oder mit 50 Stundenkilometern. Die Ampeln sind dort so geschaltet, dass es faktisch unmöglich ist, außer vielleicht mit nur 10 Stundenkilometern, sich flüssig auf dieser Straße den verschiedenen Kreuzungen anzunähern. – Punkt 1. Punkt 2: Sie haben daher mich dann vermeintlich berichtigt, aber falsch berichtigt, ich hätte hier gesagt, dass der Schadstoffausstoß bei 50 km/h niedriger wäre. Tatsächlich habe ich gesagt, dass das permanente Anfahren einen höheren Ausstoß bringt, und das ist in dem Fall kein Widerspruch zu dem, was ich vorher gesagt habe. Und der letzte Punkt, zu den Taxistandplätzen: Auch hier habe ich nicht gesagt, dass die Taxistandplätze nicht im Klimaschutzbericht drinnenstehen. Richtig ist, der Begriff Flottenausstattung steht im Bericht. Das ist korrekt. Tatsächlich habe ich bekrittelt, dass wir das seit vielen Jahren in der Bezirksvertretung Meidling im Speziellen verlangt haben und dass dort auch bei diesen Anträgen die GRÜNEN ununterbrochen dagegen gestimmt haben. Also, vielleicht wäre es auch einmal ganz gut, wenn Sie in Ihrer eigenen Fraktion dafür sorgen, dass dort ein halbwegs stringentes Verständnis über den Klimaschutz in Zukunft vorherrschen wird. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Valentin. Ich erteile es ihm. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Es ist fürwahr überraschend, welche unterschiedliche Zugänge man zum Klimaschutzprogramm und zu der Evaluierung, zum Fortschrittsbericht, haben kann. Lassen Sie mich vielleicht ein bisschen pragmatischer beginnen, bevor ich dann vielleicht abschweife in eine Diskussion über mögliche Entwicklungen, die in den nächsten Jahrzehnten stattfinden werden, verbunden mit der einen oder anderen visionären Abhandlung. Ich möchte vorweg einmal Frau DDr. Fohler-Norek sehr herzlich danken, die sich mit ihrem Team seit dem ersten KliP, das im Jahr 1999 beschlossen worden ist, der Arbeit stellte, diese Querschnittsmaterie in dieser Stadt zu betreuen. Auch hier gleich zu Beginn nicht nur das Dankeschön an dich und dein Team, sondern auch erinnernd, dass wir in diesem Haus sehr früh erkannt haben, dass dies eine Querschnittsmaterie ist, dass das Ganze nichts nutzen würde, wenn das bei der Umwelt oder im Verkehrsressort oder im Planungsressort oder wo auch immer allein angesiedelt wäre. Dass wir heute von 90 auf 13,8 Prozent Treibhausgasemissionen reduziert haben, und wenn ich das pro Kopf umlege, weil es müsste fairerweise nicht nur der absolute Wert sein, sondern auch die Frage, wie sich die Bevölkerungsentwicklung in dieser Stadt seit dem ersten KliP bis zum heutigen Tag abbildet, und wir haben klarerweise eine massiv steigende Bevölkerungszahl, so haben wir, und Herr Chorherr hat auch gesagt, dass wir die niedrigsten Pro-Kopf-Zahlen in ganz Österreich haben - die Städte haben die niedrigsten Zahlen -, eine Reduktion von 26 Prozent der Treibhausgasemissionen pro Kopf erzielt. Das ist ein ganz toller Wert. Das ist etwas, wo uns viele in ihren Prognosen gesagt haben, das werden wir nicht erreichen. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass wir sehr stringent in den einzelnen Bereichen die Umsetzung verfolgen. Wenn ich sage, wir verfolgen diese Umsetzung sehr stringent, dann muss man festhalten, dass allein dieses Erfolgsrezept auf 385 Einzelmaßnahmen basiert. Das zeigt diese enorme Breite, die wir im Magistrat, aber auch in den Betrieben, tatsächlich auf die Beine gestellt haben. Wenn ich die Diskussionen zu Beginn der ersten Maßnahmen im Zuge des KliP I, aber auch im Zuge des KliP II, in Erinnerung rufe, dann waren die Diskussionen immer sehr stark, ob das etwas ist, was wirtschaftskompatibel ist, wie die volkswirtschaftliche Bilanz der Frage ist, dass wir uns dem Klimawandel stellen und mit Maßnahmen dagegen anstemmen müssen. So zeigt dieser Fortschrittsbericht jetzt auch sehr deutlich, dass wir 31,4 Milliarden EUR volkswirtschaftlichen Mehrwert durch diese Maßnahmen erzeugt haben. Wenn ich das auf Arbeitsplätze umrechne, die entstanden sind, dann sind es 53.000 neue Arbeitsplätze. Das heißt, festzustellen ist, und das all jenen gesagt, die mit Klimaschutzprogrammen vermeintlich Rückschritt, vermeintlich Reduktion der Lebensqualität, vermeintlich irgendetwas Grausliches vermuten, ganz im Gegenteil, Klimaschutzmaßnahmen sichern nicht nur die Zukunft, sondern sie sind auch volkswirtschaftlich in hohem Maße verträglich. Sie fördern gerade jene Wirtschaftszweige ganz enorm, die erhöhte Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Meine Damen und Herren, wenn wir uns die heutige Debatte angesehen haben, dann ist sie auch mit einer Vielzahl von Mythen, von Verwechslungen und Irritationen versehen. Ich fange mit einer kleinen an. Ich weiß nicht, wo der Kollege der FPÖ das Flüssiggaskonzept gelesen hat. Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen Flüssiggas und Erdgas. Erdgas hat er gemeint und nicht Flüssiggas. Flüssiggas wäre wirklich retro gewesen. Das haben wir auch nicht gemeint. Es gibt aber in der Tat ein Erdgasprogramm für Taxis und Private in dieser Stadt, wo wir auch schon dieses Jahr darüber diskutiert haben, ob es in dieser Massivität noch aufrechtzuerhalten ist, auch im Hinblick darauf, wie sich die Elektroantriebssysteme entwickeln. Wir haben aber dieses Mal gemeint, auch abgestützt durch Fachmeinungen, dass sich in hohem Maße bei Antriebssystemen gerade in unseren Breiten, die sich nicht nur fallweise durch kalte Winter auszeichnen können, sondern, wie wir dieser Tage festgestellt haben, es auch kalte Frühlinge geben kann, dann die Leistung dieser Fahrzeuge derart reduziert, dass wir sie nicht als alltagstauglich in vielen Bereichen ansehen können. Zum Zweiten, ja, es fällt auch in die Frage, von wem und wo werden diese Tankstellen hingestellt. Es ist wirklich eine spannende Frage, wer die Verantwortung dafür trägt. Da bin ich mit der Frau Vizebürgermeisterin einer Meinung, das kann nicht alleine auf dem Rücken der Kommune passieren, dass wir öffentliche Flächen ohne Ende zur Verfügung stellen und dann schlussendlich diese Entwicklung sozusagen in hohem Maße auf den Schultern der Stadt abgewickelt wird und andere daran verdienen. Ein Teil, wo ich einen einheitlichen Applaus beim Koalitionspartner als auch bei Dr. Gara festgestellt habe, ist die Frage des Lobau-Tunnels. Selbst wenn ich der Prognose folge, dass in ein, zwei, drei Jahrzehnten der Anteil der Elektroautos in hohem Maße die Verbrennungsmotoren substituiert haben wird, braucht auch ein E-Auto einen Platz, wo es fährt. Ich sage Ihnen jetzt schon, dass unsere gemeinsam festgelegten Ziele in der Regierungserklärung, was den Modal-Split betrifft, trotzdem noch von einem Anteil des Autoverkehrs ausgehen, der diese Verkehrsmaßnahme notwendig machen wird. Das heißt, das in Verhältnis mit dem Klimawandel und einer veränderten Antriebsstruktur zu setzen, nein, ich sage nicht, ich halte es intellektuell für nicht nachvollziehbar, ich sage, da war wohl der Wunsch Vater des Gedankens dieser intellektuellen Gratwanderung. Einmal mehr, wir bekennen uns zu dem, was wir in die gemeinsame Regierungsvereinbarung und in unser gemeinsames Regierungsprogramm geschrieben haben. Das ist auch nicht auf Grund des KliP-Konzeptes, des KliP-Papiers und des KliP-Fortschrittsberichtes relativierbar, meine Damen und Herren. Lassen Sie mich noch etwas dazusagen, weil Frau Dipl.-Ing. Olischar gemeint hat, das ist irgendwie ganz merkwürdig, die Maßnahmen trifft man woanders immer wieder, nicht nur im KliP, sondern diese trifft man beim Leistungsbericht der Wiener Linien, bei der Frage der Stadtplanung, und so weiter. Das ist nun einmal Wesen einer Querschnittsmaterie, sonst wäre sie es nicht. Klarerweise finden sich klimarelevante Maßnahmen natürlich auch bei den Innovationspapieren, bei den Plänen der einzelnen Abteilungen wieder. Wenn das nicht so wäre, könnte man nicht von einer Querschnittsmaterie und einer Umsetzung in allen Bereichen reden. Das heißt, in Wirklichkeit ist es ein Zeichen dafür, dass die Querschnittsmaterie tatsächlich funktioniert. Meine Damen und Herren! Keine Frage, es werden die großen Fragen des Klimawandels woanders entschieden, nicht in der Stadt Wien, nicht in diesem Saal. Es wird die Frage, wie Energie weltweit erzeugt wird, welche Entwicklungen forciert werden, ganz sicherlich nicht hier entschieden. Trotzdem: Wenn alle diesem Argument, dass es eine globale Frage ist, wenn alle dieser Argumentation folgen, wird keiner einen Schritt in die richtige Richtung gehen. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass wir uns auch dieser kleinen Maßnahmen annehmen, dass wir auch tagtäglich überprüfen, ob wir die Klimaziele der Stadt Wien tatsächlich erreichen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Deshalb ist der heute vorliegende Bericht ein sinnvoller Bericht. Er zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass wir die richtigen Weichenstellungen treffen - dass natürlich immer wieder nachjustiert werden muss, das ist gar keine Frage -, dass wir auch die richtigen Leute mit der Kollegin Fohler-Norek an der richtige Stelle sitzen haben. Ich bitte Sie und ersuche Sie, diesem Bericht zuzustimmen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Irschik. Ich erteile es ihm. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Damen und Herren des Gemeinderates! Ich wollte eigentlich auf die GRÜNEN replizieren, beginne jetzt aber mit den Sozialdemokraten, mit Erich Valentin. Durchaus, du hast vollkommen recht - Unterschied zwischen Flüssiggas und Erdgas: Flüssiggas ist ein synthetisches Produkt, schwerer als Luft, sinkt zu Boden. Deshalb ist oftmals mit flüssiggasbetriebenen Fahrzeugen die Einfahrt in Parkgaragen verboten. Manchmal falsch beschildert, denn da steht nämlich: Einfahrt mit Gasbetriebenen; man sollte genau ausführen: Flüssiggas oder Erdgas. Erdgas ist leichter als Luft, steigt nach oben; wenn die Garage durchlüftet ist, besteht keine so große Explosionsgefahr. Da muss ich aber in Richtung Sozialdemokraten schon sagen: Es war mein erstes Auto Ende der 70er Jahre mit Flüssiggas betrieben, ganz neu ist das also nicht. Noch in Schilling umgerechnet, kann ich mich erinnern: Der Liter Flüssiggas kostete damals 2,10 Schilling. Plötzlich sind viele Taxis von Dieselmotoren auf benzinbetriebene Motoren umgestiegen, das war wirklich günstig. Allerdings musste man einen Zusatztank im Kofferraum einbauen, was dann das Kofferraumvolumen schmälerte, das ist klar. Aber man hat damals gesagt, nein, der Diesel stinkt, es macht Lärm, steigt doch um auf Flüssiggas! Gut, es ist aber dann Folgendes passiert: Warum hat der Liter nur 2,10 Schilling gekostet? Weil das Flüssiggas nicht mit der Mineralölsteuer belastet war. Dann hat die OMV - damals noch ÖMV – gesagt, na ja, jetzt entgeht uns aber schon ein bisschen Geld. Die Sozialdemokraten hatten ja damals die absolute Mehrheit auch auf Bundesebene - na, was hat man damals gemacht? Man hat die Mineralölsteuer auf das Flüssiggas aufgeschlagen, und dann hat man das Ganze wieder zunichte gemacht. Einige Jahrzehnte später hat man ganz stolz verkündet: In Wien fahren die öffentlichen Busse mit Flüssiggas! Ja, das war 30 Jahre später. Aber neu war das nicht, man hatte das eigentlich alles schon. Man hat es dann wieder durch diese Preiserhöhung zunichte gemacht. Zu den GRÜNEN, dem Kollegen Chorherr: das große Beispiel Deutschland, Vorbild Deutschland. Es war auch im ORF-Teletext zu lesen: Es gibt nur noch die erneuerbare Energie, wir brauchen keine fossilen Energieträger mehr, und es ist alles so einfach. Jetzt hat die Firma Siemens Gott sein Dank - Siemens ist, glaube ich, ein deutscher Konzern, aber es sind auch österreichische Arbeitsplätze damit verbunden - einen Auftrag bekommen. Und wofür hat Siemens einen Auftrag bekommen? In Deutschland ein Gas-Dampfturbinenkraftwerk zu errichten. Ich habe geglaubt, wir brauchen das alles nicht mehr: Diese fossilen Energieträger, das brauchen wir alles nicht mehr, denn es kommt schon das Raumschiff Enterprise. Das fliegt seit 50 Jahren, allerdings nur in Hollywood und Umgebung. Auf der Donauinsel ist es noch nicht gelandet. Also, wenn das alles so einfach ist, warum brauche ich dann ein Gaskraftwerk? Wir haben ja diese wunderschönen Windräder, die die Landschaft verschandeln. Da frage ich mich dann auch, warum sie nicht Tag und Nacht laufen. Oftmals sind sie ja abgestellt und laufen gar nicht. Dann höre ich, na ja, jetzt ist die Stromproduktion ziemlich unwirtschaftlich, denn jetzt haben wir einen Stromüberschuss. Aha, dafür pflastern wir aber die Landschaft zu und verschandeln die ganze Gegend. Ja, natürlich gibt es auch Förderungen für die Errichtung und für die Stromproduktion der nächsten 15 bis 25 Jahre, in der Hoffnung, dass sich dann die Stromproduktion rechnet. Ist das nämlich nicht der Fall, dann haben wir Industrieruinen. Also ganz so einfach dürfte es nicht sein. Oder dass man sich weltweit beklagt, dass der Ölpreis im Keller liegt: Ja, sollte das nicht schon lange egal sein, meine Damen und Herren? Ist das nicht egal, wenn wir ja keine fossilen Energieträger mehr brauchen? Wieso gibt es dann noch die OPEC, die Organisation erdölexportierender Staaten? Die brauchen wir dann auch nicht mehr, und eigentlich wäre sie dann völlig wurscht. Vielleicht würde dann der eine oder andere Krieg auf dieser Welt nicht geführt werden, wenn wir das alles nicht mehr brauchen. Also, meine Damen und Herren, das ist der Widerspruch! Ganz ohne das werden wir nicht auskommen. Ich habe es ja aus den Redebeiträgen der GRÜNEN entnommen: Es geht wieder einmal voll gegen den Autofahrer. Es geht voll gegen den Autofahrer: Alles schrecklich, furchtbar, grausam! Wissen Sie, in Bulgarien - das gehört auch zur Europäischen Union - verschwinden waggonweise Ladungen von Schwerölen. Dort fahren relativ alte Autos, die vertragen das. Die modernen Motoren würden das nicht schaffen, sie wären bald kaputt. Dort wird Schweröl in die Tanks eingefüllt, man fährt mit PKW mit Schweröl. Das raucht, dass es eine Freude ist! Also Österreich wird da sicherlich nicht die Welt retten können. Auch wenn Sie das glauben, Herr Kollege Chorherr: Das werden wir nicht schaffen, dazu sind wir zu klein. So viel zu dem Thema: Wir müssen alles machen. Warum werden manche Werte dieser Klimaschutzziele von Kyoto überschritten? Na, weil Österreich damals eine Fleißaufgabe gemacht hat: Dass wir diese Erfordernisse und diese Limits viel früher erfüllen als eigentlich vorgesehen. Alle anderen haben gesagt, nein, das machen wir gar nicht. Und Kanada ist ja schon vor einigen Jahren aus dem Kyoto-Protokoll wieder ausgestiegen, die haben gesagt, wir lassen uns die Wirtschaft nicht kaputt machen. Ja, der Name USA ist auch gefallen - jetzt weiß ich nicht, ob positiv oder negativ. Das ist auch alles so wunderbar. Die Frage stellt sich, warum Mister President - der derzeitige, er ist es ohnehin bald nicht mehr - nach mehr als 30 Jahren wieder den Auftrag erteilt hat, zwei neue Atomkraftwerke zu bauen. Das verstehe ich auch nicht: Wofür brauche ich Atomkraftwerke? Wir haben ja die Windradln, das ist alles so einfach. Und so weiter. Und diese Sonnenergie, na, die steht ja auch zur Verfügung, und die Sonnenpaneele! Jetzt war ich in den letzten Jahren immer wieder in Ägypten auf Urlaub, die letzten zehn Jahre. Das letzte Mal - ist der Omar da? - Omar Al-Rawi ist da -, das letzte Mal saßen wir sogar gemeinsam im Flugzeug, auf dem Rückflug von Marsa Alam nach Wien. Da wundert es mich: Am Roten Meer scheint eigentlich das ganze Jahr die Sonne, und wo sind die Paneele? Es ist ja günstig, die Sonne ist da, und das kostet alles nichts. Jetzt habe ich aber nachgelesen: Die Idealtemperatur für die Energiegewinnung mit Sonnenpaneelen sind 25 Grad. Dort hat es aber von 40 Grad aufwärts, und die Staubentwicklung wollen diese Solarpaneele auch nicht. Also ist das auch nicht so einfach. Wie gesagt, ich wundere mich immer, wenn das alles so leicht ist, wie gesagt wird: Dort Erdöl oder Erdgas, dort wird gestritten und Krieg geführt. Dabei habe ich die Sonnenenergie und diese wunderschönen Windräder! Ach ja: Venezuela. Vielleicht haben Sie es verfolgt, meine Damen und Herren: Stromeinsparungen. Warum habe ich in Venezuela Stromeinsparungen? Weil das größte Kraftwerk derzeit keinen Strom liefern kann, das größte Wasserkraftwerk, weil der Fluss dort ganz einfach zu wenig Wasser liefert. Dort ist es genau das Gleiche: Na, dann pflastern wir ganz Venezuela mit Windkrafträdern zu, und sie brauchen das Wasserkraftwerk nicht mehr. Aber offenbar ist das auch nicht so einfach. Sie brauchen also auch die Wasserkraft, sonst funktioniert es nicht. Was habe ich noch gehört? Ach ja, von den NEOS: die Firma Tesla. Der Aktienkurs ist in der letzten Zeit aber nicht unbedingt gestiegen, sie haben massive Qualitätsmängel. Was ist denn so großartig an diesem Tesla-Produkt, das ja weit besser ist als alle anderen Produzenten? Die Europäer, die Asiaten: Jeder forscht, jeder sucht. Das kann ich Ihnen schon sagen: Das Fahrzeug ist vollgepflastert mit Akkus, deshalb fährt es ein bisschen weiter als die anderen. Das ist der einzige Schmäh. Allerdings dauert dann die Ladekapazität auch länger. Wissen Sie, meine Damen und Herren, wenn in der gesamten Dienstwagenflotte Österreichs - manche haben ja Anspruch auf einen Dienstwagen, Bundesregierung, Landesregierungen, Präsidenten, und so weiter - nur noch Elektroautos fahren, dann sage ich, super, jetzt haben wir es erreicht! Aber ich habe noch keines gesehen, ich kenne jetzt keinen Tesla-Dienstwagen. Ich weiß nicht, wo fahren die? Es wird nämlich interessant, da müssten dann die Strecken ... Es fahren vielleicht der Herr Minister oder die Frau Staatssekretärin dann von Wien nach Salzburg. Jetzt würden wir da den sogenannten Tesla-Supercharger brauchen, denn der Tesla-Supercharger kann was, der ist ganz toll: Da erreiche ich dann mit einer Schnellladung 80 Prozent der Akku-Kapazität - ja, in zwei Stunden! Das wird dann klass, wenn der Chauffeur sagt: „Herr Minister, wann ist der nächste Termin? In 30 Minuten? Wird sich nicht ausgehen, denn jetzt tun wir Stromtanken. Dauert eh nur zwei Stunden, aber dann sind wir auch nur zu 80 Prozent voll.“ Oder, das weiß jeder Autobesitzer, meine Damen und Herren: Wir sagen noch immer Autobatterie, in Wahrheit ist es auch ein Akku. Wenn der dann bei kalten Temperaturen zusammenbricht - er hält auch nicht ewig -, dann haben wir Sondermüll zur Entsorgung. Das hält eben leider nicht so lange. Auch der Akku mag keine extrem hohen und keine extrem tiefen Temperaturen. Also schauen wir einmal, wie weit wir noch kommen; das Rad wird sicherlich nicht neu erfunden werden. So viel zur ach so tollen Firma Tesla - da rede ich jetzt aber noch gar nicht von dem Preis, den das Fahrzeug kostet. Ich glaube, der günstigste kostet in Österreich nach Steuer 80.000, und der Teure kostet 120.000 EUR nach Steuer. Also ein Klacks, das werden sich alle leisten können. Es werden bald alle mit dem Tesla fahren. Ganz kurz noch zum großen Gönner im Hintergrund der NEOS: Hans Peter Haselsteiner: Ein gescheiter Mensch, durchaus, ein guter, erfolgreicher Unternehmer! Man muss das erst schaffen, was er geschafft hat. Jetzt habe ich in den „Wirtschaftsnachrichten“ auch gelesen, er ist nun, glaube ich, der Mehrheitseigentümer der Firma Remus, der steirischen Firma Remus. Wissen Sie, was die Firma Remus herstellt? Manche wissen es vielleicht, die sich ein bisschen mit dem Auto beschäftigen und es nicht unbedingt nur bekämpfen. Die Firma Remus stellt Tuning-Teile und hochwertige, hochklassige Auspuffanlagen her. Vielleicht glauben die NEOS, das sind Auspuffanlagen für Elektroautos. Also der Herr Haselsteiner weiß schon, wo das Geschäft zu machen ist. Gar so ist es ja auch nicht, also da sind wir auf dem richtigen Weg. Na ja, ist ja nichts Schlechtes. Aber wir fahren ja nur mehr mit dem Elektroauto! Ein bisschen verwundert bin ich schon auch über die ÖVP, denn da fahren wir jetzt auch nur mehr mit dem Elektroauto oder sonst was. Na ja, wenn ich mir da die Aussagen der Wirtschaftskammer anschaue - und da spielt ja die ÖVP mit dem ÖVP-Wirtschaftsbund die dominante Rolle -, die sagen aber nicht, nieder mit dem Auto, jetzt fahren wir nur mehr mit dem Elektroauto! Nein, nein, hoch vernünftige Aussagen: 450.000 Arbeitsplätze hängen in Osterreich mit der Kfz-Wirtschaft zusammen, und mehr als 13 Milliarden EUR nimmt der österreichische Bundesfinanzminister vom österreichischen Auto- und Motorradfahrer ein. Also da höre ich selten, dass aus der Wirtschaftskammer kommt: Nein, jetzt fahren wir nur mehr mit dem Elektroauto, und alles brauchen wir nicht mehr, 2020 fahren wir nur mehr mit dem Fahrrad. Meine Damen und Herren! Wir alle werden älter, und wir werden froh sein, wenn wir vielleicht nicht mehr selber mit dem Auto fahren können oder auch dürfen aus gesundheitlichen Gründen, wenn es jemand gibt, der uns dann mit einem Auto wohin bringt. Wie ich das mache, habe ich da, glaube ich, schon einmal gesagt. Ich kann es mir zeitmäßig leisten, meine alten Eltern ins Krankenhaus zu bringen, zum Beispiel zu einem Ambulanztermin, und ich mache es auch nicht mehr mit dem Auto. Im Donauspital wird das Parkhaus gerade saniert - ob es verbessert wird, weiß ich nicht -, jetzt ist es gesperrt. Jetzt kommen Sie dort hin, Ambulanzzeiten sind halt hauptsächlich von Montag bis Freitag bis 13 Uhr. Jetzt wollen Sie den Parkplatz benützen - geht nicht, da hat sich schon eine Schlange gebildet. Was mache ich jetzt mit meinem alten Vater? Der Vater wird 89, die Mutter wird 83. Die Mama sagt, ich steige einmal aus. Ich habe keinen Parkplatz und warte jetzt 20 Minuten, weil ich einen Parkplatz suchen muss, denn dort beim Donauspital gibt es keinen mehr. (GR Mag. Thomas Reindl: Vor dem Donauspital ist ein Parkplatz! Es gibt schon Parkplätze ... - GR Gerhard Kubik: Mit dem Taxi fahren ... - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Siehst du, Gerhard, das ist genau die Antwort. Du hast recht, ich mache das. Und warum fahre ich mit dem Taxi? Ich kann es mir finanziell leisten. Das können sich aber nicht alle leisten. Nicht alle haben das Geld dazu. Da muss ich schon sagen, der Geniestreich, dass man beim neuen Krankenhaus Nord, dem zukünftigen Franz- Jonas-Spital, auf einen Fahrstreifen pro Fahrtrichtung reduziert hat, ist eine Katastrophe! Das ist die Brünner Straße, die B 7. Das wird auch alle Einsatzlenker freuen - ein paar Jahre bin ich selber einsatzmäßig gefahren -: Die dürfen zwar nach der StVO den selbstständigen Gleiskörper benützen, aber sie blockieren und behindern dann wieder die Straßenbahn. Warum man das dort gemacht hat, weiß ich wirklich nicht, Gerhard, das war absolut nicht notwendig. Aber wir sind ja ans Radwegnetz angebunden. Das wird alle Patienten freuen, alle Kranken und alle alten Menschen, die ja dann vielleicht die Patienten besuchen wollen. Das sind hauptsächlich auch wieder ältere Menschen, die fahren dann halt mit dem Fahrrad hin - also eine Katastrophe! Wo wir durchaus mit den Sozialdemokraten d'accord gehen - und da habt ihr wirklich unsere Unterstützung -, das ist der Lobau-Tunnel. Der muss unbedingt gebaut werden! Da möchte ich auch an die Rede des Bezirksvorstehers Nevrivy erinnern. Der Nevrivy Ernstl hat - besser hätten wir es auch nicht sagen können – gesagt, es gibt halt Leute, die mit dem Auto fahren müssen. Und besonders hat mir gefallen, wie er gesagt hat, es gibt Leute, die mit dem Auto fahren wollen. Meine Damen und Herren, warum? Weil sie Geld dafür zahlen! Deshalb sollte man nicht immer den Autofahrer bekämpfen, und deshalb lehnen wir diesen Tagesordnungspunkt ab. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist ... (GR Dipl-Ing Martin Margulies, in Richtung NEOS deutend: O ja!) Herr Dipl.-Ing. Gara für eine tatsächliche Berichtigung. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Eine kleine, kurze Berichtigung, weil Sie vorhin gesagt haben, lernen Sie Geschichte! Ich sage, lernen Sie Naturwissenschaften! Macht nichts. Ich bin jetzt kein Vertreter von Tesla oder Sonstigem. Ich fahre im Übrigen auch von Wien nach Salzburg mit dem Zug. Ich brauche da kein Auto, weil ich so natürlich viel, viel schneller bin. Aber der Supercharger: Das geht in 20 Minuten. Es geht sofort, das ist überhaupt kein Problem. Die technologischen Entwicklungen sind so schnell. Der billigste Strom, den Sie erzeugen können - das ist ganz einfach: Das ist Wind und auch Sonne. Das ist relativ einfach. Also, lesen Sie das nach! Macht nichts. Ich denke, deswegen ist es auch so wichtig, dass wir diese fünf Milliarden nicht in den Lobau-Tunnel investieren, sondern in Bildung! (Beifall bei NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 22. Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht gestellt. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig ... (GR Dipl.- Ing. Dr. Stefan Gara: Und NEOS!) Entschuldigung, und NEOS mehrstimmig angenommen. Es liegen drei Beschlussanträge vor, die ich jetzt zur Abstimmung bringe. Beschlussantrag NEOS-GemeinderätInnen Gara, Emmerling und weiterer betreffend die Ausarbeitung eines Pakets für kleinere und mittlere Unternehmen zur Parkraumbewirtschaftung zur Belebung der Wiener Wirtschaft. In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und Bürgerbeteiligung beantragt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das findet die Zustimmung von NEOS, ÖVP und FPÖ, gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN, und hat damit nicht die Mehrheit. Wir kommen zum Beschlussantrag der NEOS-GemeinderätInnen Gara und Emmerling betreffend reformiertes und einheitliches Gesamtkonzept für die Parkraumbewirtschaftung in Wien. Auch hier wird in formeller Hinsicht die Zuweisung an den Ausschuss Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Wir kommen zum Beschlussantrag der ÖVP-GemeinderätInnen Juraczka und Olischar betreffend Reform der Wiener Parkraumbewirtschaftung auf Basis eines Zonenmodells. In diesem Antrag wird die Zuweisung an die Ausschüsse der Geschäftsgruppen Finanzen, Wirtschaft und Internationales sowie Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Zustimmung der ÖVP gegen NEOS, FPÖ, SPÖ und GRÜNE und hat damit nicht die ausreichende Mehrheit. Wir gelangen nunmehr zur Postnummer 24 der Tagesordnung. Sie betrifft das Plandokument 8141 im 19. Bezirk, KatG Nußdorf. Es liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir können gleich zur Abstimmung kommen. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit den Stimmen von GRÜNEN, SPÖ, FPÖ und NEOS mehrstimmig angenommen. Wir kommen nun zur Postnummer 26. Sie betrifft das Plandokument 8050 im 19. Bezirk, KatGen Oberdöbling und Heiligenstadt. Ich darf den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Danke schön. Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Es geht also um das Plandokument 8050. Es ist ja eigentlich ein recht großes Gebiet, wo hier die Flächenwidmung neu beschlossen werden soll, insgesamt sind es 34 Hektar. Aber trotzdem kennt man das Ganze heute nur unter dem Titel Zögernitz, dieses Areal nimmt zirka 4.000 m² ein. Um das andere geht es nur unwesentlich, das ist jetzt nicht der große Aufreger. Aber zum Areal Zögernitz: Ich habe es heute in der Fragestunde schon zum Thema gemacht und habe die Frage gestellt, warum die GRÜNEN hier eigentlich zustimmen können. Die Antwort war ein bisschen ausweichend und für mich nicht ganz klar, ich verstehe es noch immer nicht. Aber ich werde vielleicht von Anfang an für diejenigen, die das wahrscheinlich auch nicht kennen - also alle kennen es sicher nicht -, ganz kurz zusammenfassen, worum es geht. 2008 wurde dieses Areal von einem privaten Investor gekauft. Das Gebäude stand damals schon unter Denkmalschutz, also schon vor dem Kauf, und es lag und liegt noch immer in einer Schutzzone. Er wollte damals natürlich eine Umwidmung, er wollte auf dem Areal dort hinten ... Da gibt es das denkmalgeschützte Gebäude, und dahinter gibt es ein großes Areal, das einmal Grünland war, das jetzt als Parkfläche verwendet wird. Er wollte das jedenfalls umwidmen lassen, das wurde im ersten Versuch abgelehnt. Es wurde ein städtebauliches Konzept erarbeitet. Es kam dann dazu, dass 2013 noch einmal eine Umwidmung beantragt wurde, und über die sprechen wir heute. Was soll dort passieren? Es gibt dieses denkmalgeschützte Gebäude mit ehemals denkmalgeschützten Zubauten. Diese Fläche von 4.500 m² soll sehr stark, eigentlich maximal verbaut werden. Es bleibt eine Grünfläche von 450 m² übrig. Wir sprechen insgesamt von einer Verdreifachung der Baukubatur auf diesem Fleck und doch einem Umwidmungsgewinn für diesen privaten Investor von rund 8 bis 10 Millionen EUR. Es werden dort Luxuswohnungen errichtet. Ich habe es heute schon gesagt: Das Argument, dass wir hier Wohnungsbedarf haben - wenn wir rein Wohnungen im oberen Preissegment errichten und das Interesse des Bezirks hier eigentlich ursprünglich ein ganz anderes war - ich komme dann darauf zurück -, das zählt hier nicht. Wir haben genügend Leerstände im Bezirk, die das weiters belegen. Ich weiß genau, dass die GRÜNEN und auch die SPÖ ganz massiv gegen Leerstände in dieser Stadt auftreten wollen. Hier schaffen wir uns weitere! Auch noch zum Denkmalschutz: In diesem Gebäude - es wurde 2008 unter Denkmalschutz gestellt - gibt es Zubauten, und die sollen jetzt abgerissen werden. Weil man das abreißen und natürlich auch neu bebauen will, hat man beantragt, diesen Denkmalschutz wieder aufzuheben. Das ist auch passiert. Der Denkmalschutz wurde aufgehoben, um das abzureißen, obwohl im ursprünglichen Bescheid - und da habe ich es auch - das Bundesdenkmalamt bezüglich dieser Portalzubauten ausgeführt hatte, dass deren Erhaltungswürdigkeit daraus resultiert, dass sie sowohl in Gestaltung als auch in Dekoration Bezug auf den vorgefundenen Biedermeierbestand nehmen und deren Ädikulen mit kannelierten Pilastern Korbbogenöffnungen rahmen und im hohen Giebelfeld von expressionistisch-neoklassizistischen Treppengiebeln gekrönt werden. Dieser Teil, der hier so verblümt beschrieben wurde, wird jetzt im Zuge dieser Umwidmung und im Zuge dieses Bauvorhabens also auch abgerissen. Jetzt sage ich einmal, das widerspricht eigentlich vollkommen den Interessen und den Idealen vor allem der GRÜNEN, die wiederholt und immer wieder gegen Miethaie und Spekulanten auftreten. Ich habe auch ein Interview der Frau VBgm.in Vassilakou im „Standard“ mitgebracht, wo sie gefragt wird, wie man mit Bodenspekulationen umgeht. Da sagt sie auch: „Man sieht nicht jene, die abgelehnt werden, weil Spekulanten unter Naturschutz stehende oder als Parks gewidmete Flächen kaufen und sich dann einbilden, dass es eine Umwidmung in Bauland gibt. Ihnen kann ich nur sagen: Vergesst es. Wenn es notwendig wird, würde ich auch nicht davor scheuen, solche Flächen einzulösen.“ Das hat sie in einem Interview mit dem „Standard“ gesagt, und da ist jetzt leider nicht mehr viel übrig. Denn genau jetzt haben wir den Fall, wo eigentlich dieses Interview und ihre Aussage schlagend werden könnten. Es handelt sich also ganz offensichtlich um ein reines Spekulationsobjekt. Es geht jetzt nicht darum, grundsätzlich eine Verbauung zu verhindern oder dass man hier auch die Bürgerinitiative, die sich formiert und immerhin 5.000 Unterschriften gesammelt hat, als Querulanten bezeichnet. Nein, die ursprüngliche Flächenwidmung, also die, die aktuell noch besteht, würde genauso eine Verbauung zulassen. Und würde man nach diesem Flächenwidmungsplan bebauen, hätte der Investor immer noch einen Umwidmungsgewinn von rund 2 Millionen EUR. Aber man hat im Bezirk, es haben alle Parteien ... Beziehungsweise Rot und auch die ÖVP - zum Schluss waren es dann nur noch Teile davon - haben diese Umwidmung sehr stark gepusht, weil es immer darum ging, das Casino Zögernitz zu erhalten. Das war immer der Aufhänger: Wir in Döbling, wir Döblinger und Döblingerinnen, wollen, dass das Casino erhalten wird, und deswegen nehmen wir eigentlich in Kauf, dass hier eine große Freifläche im Bezirk verbaut wird. Die Bevölkerungsentwicklung, die hier immer angesprochen wird und worauf man auch in der Flächenwidmung Bezug nimmt, habe ich auch hier schon erwähnt. Da steht das auch, die MA 21 rechtfertigt sich bei dieser Anlasswidmung. Und zwar: Gemäß § 1 Bauordnung für Wien ist nicht das öffentliche Interesse, sondern das Vorliegen wichtiger Rücksichten Bedingung für die Abänderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans. Wichtige Rücksichten liegen vor, wenn bedeutende Gründe, zum Beispiel die Bevölkerungsentwicklung, für eine Abänderung sprechen. Also wir haben auch hier wieder dieses Argument, das hier einfach nicht zählt. Jetzt kam diese Flächenwidmung in den Bezirk, und Sie wissen vielleicht, wie diese Abstimmung ausgegangen ist: sehr knapp, 23 zu 22 Stimmen. Ich weiß, dass die Bezirks-GRÜNEN nicht dafür waren. Sie haben dann trotzdem zugestimmt; warum, sei dahin gestellt. Fünf ÖVP-Stimmen haben schlussendlich dazu geführt, dass die Stellungnahme für diese Flächenwidmung eine positive war, aber Bezirksvorsteher Tiller hat diese positive Stellungnahme verknüpft mit einer Bedingung, die er mitgeliefert hat. Diese Bedingung liest sich folgendermaßen: Daher sind folgende Bedingungen vor Beschlussfassung im Wiener Gemeinderat zu erfüllen. Daher ersucht die Bezirksvertretung die zuständigen Organe der Stadt Wien, mit dem Investor einen städtebaulichen Vertrag, § 1 der Bauordnung, abzuschließen, welcher diese wichtigen Sanierungs- und Nutzungsideen des denkmalgeschützten Gebäudes mit einer Grundbuchseintragung rechtlich verbindlich absichert. Bei einer Grundstücksteilung oder Verkauf des Gebäudes Casino Zögernitz müssen diese Auflagen auch rechtsgültig übertragen werden. Das heißt, es war für den gesamten Bezirk und für alle, die hier mitgestimmt haben, immer davon auszugehen, dass diese Umwidmung unter der Bedingung erfolgt, dass das Casino Zögernitz erhalten wird. Wir haben jetzt keine rechtliche Absicherung, und in Wahrheit kann dort alles passieren. Es ist nicht mehr gesichert. Für mich sind einfach sehr, sehr viele Fragen in diesem Fall offen geblieben. Erstens: die 5.000 Unterschriften der Bürgerinnen und Bürger. Es war ein Petitionsausschuss, es gab eine Stellungnahme. Es gab marginale Änderungen, man ist darauf eingegangen, ja, das bestreite ich jetzt gar nicht. Aber es gab auch wirkliche Alternativen zu prüfen. Die Bürgerinitiative hat einen Alternativvorschlag eingebracht, der eine wesentlich maßvollere Bebauung vorsieht, die immer noch ausreichend gewesen wäre. Wir haben im Bezirk eingebracht, dass man vielleicht überlegen sollte, das Casino herzurichten und als Standort für die Bezirksvertretung ins Auge zu fassen. Das wurde aber gar nicht geprüft. Diese Fragen, dass es eben keine Prüfung von Alternativen gab, dass der Denkmalschutz hier 2015 wieder aufgehoben wurde, obwohl er angeblich ... Ich habe es ja vorgelesen, wie er ausgeführt wurde. Der wurde 2015 aufgehoben. Man konnte der essenziellen Bedingung des Bezirks … und das ist wirklich ganz essenziell! Das ist nicht nur der Bezirk, nicht nur der Bezirksvorsteher und nicht nur die Bezirksvertretung, das sind alle Döblinger und Döblingerinnen, die dort leben und sich hiermit befassen. Also ich frage mich: Warum ignorieren Sie hier 5.000 Unterschriften und dann auch noch im Flächenwidmungsverfahren über 500 Stellungnahmen, die sich gegen diese Umwidmung ausgesprochen haben? Noch einmal: Es geht nicht darum zu verhindern. Aber hier diese Bebauung - bitte, schauen Sie es sich an! Ich bin mir sicher, es waren die wenigsten vor Ort und haben sich das angesehen. Wir sprechen hier von einem Gesamtplangebiet von 34 Hektar, was die Umwidmung betrifft. In den anderen Grundstücksteilen gibt es ganz marginale Änderungen, aber nur hier ist diese Bebauung jetzt zulässig. Was ich noch immer nicht verstehe - und das ist eine der vielen offenen Fragen für mich -, ist, warum die GRÜNEN hier wirklich zustimmen. Etwas ganz Interessantes wurde da bekannt, ich habe es erst seit ein paar Tagen. Ich sage es Ihnen einfach. Es sei dahin gestellt, wie das zu werten ist. Aber es ist auch bekannt, dass der private Investor, der das gekauft hat und entwickeln will, 2008 immerhin Geschäfte mit Mittelsmännern des Assad-Clans in Wien machte. Das ist bekannt, das können Sie auch in den Firmenbüchern nachlesen. Dieser Mittelsmann wird auch von niemand Geringerem gelenkt als von Rami Makhlouf. Das ist ein Cousin von Baschar al-Assad, und er ist einer der Hauptverdächtigen in den Ermittlungen rund um die Panama Papers. Dass die Finanzierung des Casinos über die Hypo Vorarlberg erfolgt, ist aber sicher nur ein Zufall. Bitte, gehen Sie noch einmal in sich! Und wenn Sie sich unsicher sind, sehen Sie es sich an und bewerten Sie alle Argumente sorgfältig. Die vielen offenen Fragen - wir haben hier deswegen heute einen Antrag zur Absetzung eingebracht. Ich bitte Sie, diesem zuzustimmen, das hier nochmals zu überlegen und es neu aufzurollen. Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Frau Kollegin Emmerling! Antrag habe ich jetzt aber keinen bekommen. (GR Prof. Harry Kopietz: Wenn keiner abgegeben wird, gibt es keinen!) Gibt es keinen? (Zwischenrufe bei den NEOS. - GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc begibt sich zum Vorsitz und überreicht ein Schriftstück.) Ein Hinweis noch, Frau Kollegin: Ein Absetzungsantrag ist nicht als Beschlussantrag zu bezeichnen, sondern als Absetzungsantrag. Ich würde Sie bitten, das in Zukunft, sollte wieder so ein Antrag eingebracht werden, zu berücksichtigen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Gerne!) Danke schön. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Vielen herzlichen Dank. Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Wir lehnen heute die geplante Flächenwidmung für das Gebiet rund um das Casino Zögernitz ab. Aber wir lehnen nicht nur diese konkrete Flächenwidmung ab, sondern auch die Art und Weise, wie die Stadt Wien Stadtentwicklung betreibt. Die gegenständliche Fläche ist nämlich das perfekte Beispiel dafür, wie Stadtentwicklung nicht funktioniert, denn das Wort Entwicklung ist komplett falsch ausgelegt. Die Methode, die die Stadt Wien bei ihren Planungen betreibt, ist eigentlich der Kern des Problems, warum es bei dem Projekt Casino Zögernitz so viel Kritik, Unverständnis und Unmut gibt. Die Herangehensweise, die man bei dem Projekt an den Tag legt - und das ist ja kein Einzelfall, das sehen wir bei anderen gegenwärtigen Projekten genauso -, ist für mich nicht nachvollziehbar. Dass zuerst ein Projekt als Sieger gekürt wird in einer Art Wunschkonzert, in dem noch alle Gedanken und Vorschläge erlaubt sind, und erst im Anschluss die Flächenwidmung drübergestülpt wird, das stößt auf Unverständnis. Es erinnert auch ein bisschen an das Projekt Wien-Mitte, wo genau die gleiche Herangehensweise Programm war und auch die gleichen Reaktionen da waren, nämlich die des Protestes - verständlicherweise -, wo man sich nach einem Hin und Her dann auf eine Kompromisslösung geeinigt hat. Jetzt steht ein Klotz da, und ich glaube, es gibt nach wie vor Leute, die nicht wahnsinnig glücklich damit sind. Meiner Ansicht nach wäre der Sinn einer Planung, wie das Wort schon verspricht, sich zuerst über die Entwicklung des Gebietes im Klaren zu werden, dann die Rahmenbedingungen in Form der Flächenwidmung zu setzen und so dem Projektwerber jene Basis zu geben, die er für die weitere Planung braucht. Das schafft Vertrauen von beiden Seiten, und das schafft auch Sicherheit. Das Projekt Casino Zögernitz ist also ein gutes Beispiel für ein bisschen Orientierungslosigkeit in der Stadtplanung dieser Stadt. Ich will jetzt auch nicht diskutieren, ob ein Quadratmeter mehr oder weniger - es geht um den soliden Umgang mit gewachsener Baustruktur im Bezirk! Bei dem Projekt handelt es sich ja - die Kollegin hat es schon angesprochen - um eine sehr traditionsreiche kulturelle Einrichtung, die auch von architektonischer Bedeutung ist. Dem Bezirk und auch den Döblingerinnen und Döblingern war es ein Anliegen, dass die Substanz um das Casino Zögernitz erhalten bleibt. Das wurde - wie schon zitiert wurde - durch diese Bedingungen auch klar festgehalten. Zu diesem Zweck gab es - und ich glaube, Kollege Chorherr, Sie haben sich das mit dem Herrn Bezirksvorsteher gut abgeredet - auch Ihren Vorschlag eines städtebaulichen Vertrags mit dem Bezirk. Also dieser Vorschlag wurde ja von Ihnen eingebracht, das mit dem Investor abzuschließen, um auf der sicheren Seite zu sein. Und, oh Wunder: Auch im Gemeinderatsausschuss wurde schon darüber diskutiert, dass das nicht möglich ist! Das wundert mich schon sehr. Ich hätte Ihnen sehr viel Erfahrung auch dahin gehend zugetraut, dass Sie wissen, dass das jetzt anscheinend doch nicht möglich ist, und hier nicht den Bezirk falsch beraten hätten. (Demonstrativer Beifall von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc. - Beifall bei der ÖVP.) Apropos städtebaulicher Vertrag: Im letzten Jahr - ich glaube, im Juni 2015 war das - haben sogar meine Kollegen einen Antrag eingebracht, transparente Richtlinien für das Instrument des städtebaulichen Vertrags zu erarbeiten, um eine nachvollziehbare Handhabung möglich zu machen. Die Vorgehensweise, die von der Stadt an den Tag gelegt wird, hat uns auch dazu veranlasst, unser Vorhaben zu bestärken und diese Widmung mit einem Nein abzulehnen. Danke. (Beifall bei ÖVP und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Chorherr. Ich erteile es ihm. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Meine Damen und Herren! Die Frau Kollegin von den NEOS hat gesagt, sie versteht bis heute nicht, warum die GRÜNEN da zustimmen. Ich werde es jetzt noch einmal kurz erklären. Ich habe das ... (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Warum Kurz, bitte?) Kurz meinst du? (Heiterkeit bei der SPÖ.) Okay. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Auskunft an Kurz!) So kurz, wie es dieses Plandokument erfordert, Herr Kollege Kurt! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich frage mich nur, ob Sie es dann verstehen oder einfach nicht verstehen wollen. Denn einigen werden wir uns heute, glaube ich, in der Tat nicht. Ich will nur noch einmal die zwei Alternativen darstellen. (GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger: ... nicht notwendig!) Das Allerwichtigste bei jeder Stadtentwicklung: Ist es nachher besser als vorher? Ich nehme Ihnen jetzt ab, dass Sie die Liegenschaft dort genau kennen. Was haben wir dort? Dort haben wir ein denkmalgeschütztes Objekt. Im Übrigen: Dieser Denkmalschutz wurde nie abgeschafft - da haben Sie sich geirrt, ich habe mich auch schon geirrt in meinem Leben -, der hat dort immer bestanden. Was reduziert wurde, ist der Denkmalschutz für die Dinge rundherum. Aber der Denkmalschutz am Gebäude (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: ... habe ich gesagt!) war immer, ist immer und bleibt immer. Das ist ein Objekt, das seit vielen Jahrzehnten verkommt. Jeder, der weiß, wie das ausschaut, oder bei der einen oder anderen Veranstaltung drinnen war - ich war bei der einen oder anderen Veranstaltung -, weiß, dass dieses Gebäude in einem elendigen Zustand ist! Jetzt ist es eines der Ziele dieser Flächenwidmung, dass dieses Gebäude adäquat um einen beträchtlichen Millionenbetrag saniert wird, die Erdgeschoßzone, die jetzt verkommen und grauslich ist, hergerichtet wird, ein Lokal kommt, ein Tonstudio kommt und eine adäquate Form für diesen hervorragenden Ort passiert. Das will Rot-Grün. Es hat sich jetzt die Möglichkeit ergeben, über eine dem Akt beiliegende Verpflichtungserklärung des Projektentwicklers und Liegenschaftseigentümers - die Sie sicher kopiert haben - sicherzustellen, dass das renoviert wird. Jetzt gebe ich Ihnen recht: Das ist kein 1A im klassischen Sinn. Da habe ich jetzt auch dazugelernt. Mit Juristen ist das so eine Sache, was möglich ist und was nicht möglich ist. Jetzt habe ich nur eine einzige Frage, die Sie mir mit einem Zwischenruf beantworten können. Das wird in den nächsten zwei Jahren passieren. Wenn in den nächsten zwei Jahren - Frage an den Kollegen, der jetzt nickt, den Kollegen Juraczka -, wenn in zwei Jahren das Zögernitz, obwohl es nur eine klare Willenserklärung ist, so pipifein saniert ist, wie es auch in 1a gemacht wäre: Kommen Sie dann heraus und sagen Sie, Sie haben sich geirrt? Das würde mich interessieren. Also: Wir machen in zwei Jahren irgendetwas und sagen, entweder stehe ich da wie ein begossener Pudel und sage, Sie haben recht gehabt, der hat uns total übers Ohr gehaut. Dann stehe ich in der Tat da - und das sage ich jetzt ins Tongerät -, dann stehe ich da wie ein begossener Pudel. (GR Mag. Manfred Juraczka: Es ist nicht unsere Aufgabe zu hoffen!) Nicht hoffen! (GR Mag. Manfred Juraczka: Sondern die Aufgabe ist, es rechtlich verpflichtend zu machen!) Es sicher zu ... Ich werde Ihnen noch sagen, warum ich das ... Ich frage Sie jetzt nur: Kommen Sie hier in zwei Jahren heraus, wenn das saniert ist, und sagen, ich habe mich geirrt, ich bin froh, dass das passiert ist? Das würde mich sehr interessieren. Ich sage jetzt: Es gibt eine klare Willenserklärung, es wird saniert werden. Ich sage in einem Nebensatz, warum ich zutiefst davon überzeugt bin - und das kann man jetzt nur politisch sagen, das kann man nicht administrativ sagen. Besagter Investor hat einige andere Orte in Wien, wo er etwas entwickeln will. Soll ich den Satz zu Ende führen? (Zwischenruf von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) In zwei Jahren wird dieses Schmuckstück, das jetzt schlecht ausschaut, hervorragend saniert sein. Dann würde ich Sie bitten, dass Sie herauskommen und sagen: „Ich habe mich geirrt, ich danke dieser rot-grünen Regierung, dass sie sichergestellt hat, dass es saniert wird.“ Wenn es nämlich dort keine Widmung gibt, haben wir nur zwei Möglichkeiten. Wir nehmen öffentliche Mittel in der Größenordnung von fünf Millionen auf - die nehmen wir den Kindergärten weg, die nehmen wir den Schulen weg, die nehmen wir den kleinen Betrieben weg -, weil ja die Stadt Wien so im Geld schwimmt. Also dann hätte das ja in den letzten 20 Jahren passieren können - in den letzten 20 Jahren ist es nicht passiert! Jetzt nützt diese Regierung die Chance, dass dort Wohnungen errichtet werden. Da sage ich Ihnen noch etwas zu dem Ort, der dort ist. Das ist nämlich eine Baulücke, Frau Kollegin! Wenn Sie in der Osterleitengasse stehen, sehen Sie von einem Neubau eine kotzschiache Feuermauer. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Dort gibt es keinen Gehsteig. Das schaut dort - so, jetzt sage ich nicht das, was mir kommt, sondern: Dort schaut es nicht schön aus. Jeder weiß, was ich jetzt eigentlich sagen wollte. Jetzt wird dort diese Baulücke geschlossen. Das ist kein geschützter Grünraum. Sie wissen, was dort jetzt ist, und Sie wissen, was dort im bestehenden Flächenwidmungsplan steht: P. Aber nicht P für Park, sondern P für Parken: Das ist ein Parkplatz. Was tut jetzt diese Regierung städtebaulich? Sie zieht diesen Baukörper weiter und realisiert Wohnungen. Ja, das sind Wohnungen im oberen Preissegment, stimmt! Nein, das sind keine Sozialwohnungen. Dafür wird Geld verwendet, um das herzurichten. Einen Euro kann man halt nur ein Mal ausgeben. So, und jetzt zu dem - wieder um eine Eigenschaft gestritten - nicht korrekten Vorwurf: „Sie bestellen, wir widmen.“ Wie war die Genese? Es gab in der Tat einen Vorschlag des Herrn Rauter, schon mit einem Architekten das zu verbauen. Der war nicht besonders originell. Was hat die Stadt gemacht? Sie hat erst einen der renommiertesten Städtebauer, die wir in Wien haben, den Prof. Raith von der TU, ersucht zu sagen: Wie könnte dort ein Städtebau aussehen, der dieses komplexe Geviert adäquat weiterentwickelt? Das Ergebnis war ein völlig anderes als das, das von Herrn Rauter vorgeschlagen war. Das war die Grundlage der Flächenwidmung. Zweitens haben wir ihn verpflichtet - und, Frau Kollegin von der ÖVP, es passiert immer so, dass, bevor man widmet, man sich überlegt, wie es nachher ausschauen soll. Denn nur das ist jetzt auch die Zeit, wo man Druck auf einen Investor ausüben kann, gewisse Dinge zu machen. Wenn die Widmung draußen ist, bist du auch als Stadt aus dem Spiel draußen. Darum haben wir mit ihm Gespräche geführt mit dem Ziel, dass er einen Wettbewerb veranstaltet, einen Architekturwettbewerb nach dem städtebaulichen Verfahren, um das beste Realisierungsprojekt zu finden. Und es gibt jetzt unstrittig einen Sieger, der in Wien schon andere hervorragende Dinge gemacht hat. So schaut das aus, und darum machen wir das. Im Verhältnis dazu, wie es derzeit ausschaut - eine verkommene, aber denkmalgeschützte Ruine, ein Schandfleck im öffentlichen Raum -, entstehen jetzt Wohnungen im Rahmen der Fertigstellung einer Baulücke, und es wird ein denkmalgeschütztes Gebiet realisiert. Deswegen machen wir das, deswegen machen wir das aus Überzeugung! Und wir sind froh, dass das passiert und nicht die Verhinderungspolitik in dem Fall von NEOS und ÖVP. Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Kurz und bündig!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling zu einer tatsächlichen Berichtigung. Redezeit drei Minuten. (GR Prof. Harry Kopietz: Das ist doch keine Abschiedsrede!) GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Verhinderungspolitik: Ich habe vorhin ausgeführt, warum es genau das nicht ist. Die tatsächliche Widmung sieht jetzt auch eine Bebauung vor. Der Bauträger wusste, dass es einen Denkmalschutz gibt. Sie wissen es sicher, wie es normalerweise abläuft. Es wird (GR Mag. Christoph Chorherr: Wo ist denn da die Berichtigung?), es wird ein Grundstück absichtlich zum Verfall gebracht, damit man danach sagen kann, es ist danach schöner. Und nichts mehr sagen Sie! Man könnte auch jetzt bebauen. Danke. (GRin Barbara Novak: Das war nicht Absicht ... Dann kennen Sie die Geschichte vom Zögernitz nicht! - GR Wolfgang Irschik: ... war keine Berichtigung! - GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Das war nur ein Beispiel ... - GRin Barbara Novak: Aber dann verwenden Sie es nicht da! - Weitere Zwischenrufe.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Hinweis, Frau GRin Emmerling: Sie hätten auch noch eine Redezeit von acht Minuten. Eine tatsächliche Berichtigung war das nicht wirklich ganz. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Pawkowicz. Ich erteile es ihm. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Sehr geehrte Frau Gemeinderatsvorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben heute schon einiges gehört zu diesem Plandokument 8050. Man kann hier natürlich auch einiges zu der Frage sagen, was Stadtplanung darf und was sie nicht darf. Ich bin da ganz beim Kollegen Chorherr: „Sie wünschen, wir widmen.“, ist vielleicht nicht die richtige Herangehensweise. Aber die Frage, die Reinhard Seiß gestellt hat: „Wer baut Wien?“, passt in dem Fall dann doch wieder auch ganz gut, wiewohl es hier unterschiedliche Zugänge zu dem Thema gibt. Der eine sagt, es ist architektonisch wertvoll. Der andere freut sich, wenn er vielleicht schon weiß, dass er dort eine schöne Wohnung haben kann. Der Dritte hat vielleicht andere Zugänge zu diesem Thema, keine Frage. Was mich bei diesem konkreten Projekt besonders stört, ist die Art und Weise, wie man hier mit Anrainerbeschwerden und Anrainerängsten umgeht. Die Diskussion über dieses Grundstück des Casinos Zögernitz geht mittlerweile schon seit einigen Jahren dahin. Das ist ja nichts Neues. In der Bezirksvertretung Döbling wird seit – ich glaube, drei oder vier Jahren, darüber diskutiert. Es gab eine eigene Petition; wie mit der umgegangen worden ist, haben wir heute schon einmal gehört. Es gab mehr als 500 Einwendungen im Rahmen des Flächenwidmungs- Änderungsverfahrens. Auch das ist doch relativ einzigartig. Es gibt in Wien, wenn man einen Flächenwidmungsplan neu auflegt, immer auch die Möglichkeit der öffentlichen Auflage, wo jeder Bürger/jede Bürgerin ihre Ängste, ihre Sorgen äußern kann oder auch Änderungsvorschläge machen kann. Diesen Änderungsvorschlägen wurde hier großteils nicht nachgegangen. Was mich, offen gestanden, dabei ganz besonders stört - weil wir hier immer von Bürgermitbestimmung und Bürgerbeteiligung reden -: Ich kann mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass immer dann, wenn die Bürger gerade nicht wollen, was Sie ihnen zwingend einreden, diese dann auf einmal Querulanten sein sollen. Dann ist auf einmal die Bürgerbeteiligung nichts wert. Aber kaum bringen wir mit Ach und Krach irgendetwas durch, und es findet sich auch nur ein Einziger, der es gut findet, dann wird dieser als vermeintlicher Testimonial hergenommen, um plötzlich ein Projekt unbedingt durchdrücken zu müssen. Das halte ich für einen sehr schäbigen Zugang, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Was mich schon auch nachdenklich stimmt - und gestatten Sie mir auch diesen Hinweis jetzt in Richtung der ÖVP -, ist: Es freut mich, dass die ÖVP jetzt doch sehr klar und deutlich sagt, dass sie gegen dieses Projekt ist. Im 19. Bezirk selber war das nicht ganz so klar - das muss man jetzt auch sagen -, denn die Bezirksvertretung des 19. Bezirkes hat dieses Plandokument mit einer einzigen Stimme Mehrheit abgesegnet. Nur mit einer einzigen Stimme Mehrheit, obwohl die Mehrheitsverhältnisse im Bezirk doch recht klar sind! Diese sehr knappe Mehrheit ist dadurch zustande gekommen, dass die ÖVP-Fraktion zum Teil für das Projekt, zum anderen Teil gegen das Projekt gestimmt hat und hier allen voran sich der ursprüngliche Gegner des Projekts nunmehr zum großen Befürworter gewandelt hat, nämlich der Bezirksvorsteher Tiller. Also auch da wird man sich dann schon überlegen müssen (GR Mag. Manfred Juraczka: Das kommt eh nachher!), was da jetzt wieder schiefläuft. Aber das kommt vielleicht eh nachher noch, Herr Kollege Juraczka sitzt schon in den Startlöchern. Ich bin sehr gespannt, was hier dieses kurzfristige Umdenken ausgelöst hat. Die Botschaft hör' ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube, sehr geehrter Herr Kollege Chorherr! Ja, es ist gut und richtig, wenn man die Möglichkeit hat, vor einer Flächenwidmung auf einen Bauträger Einfluss zu nehmen, weil das die letzte Möglichkeit ist, es zu tun. Aber leider zeigen sehr viele Beispiele aus der Praxis, dass man es dann mit diesen Verträgen halt auch nicht ganz so genau nimmt. Ich nehme hier einige konkrete Beispiele aus ganz aktueller Zeit her, weil Sie jetzt gesagt haben, na ja, wir werden uns vielleicht in zwei Jahren hier wiedersehen, wenn es schön saniert ist, und dann nehmen wir auch alle Bedenken zurück. Dazu stehe ich bereit, ich nehme meinen Vorwurf gerne in zwei Jahren zurück. Nehmen Sie mich beim Wort, heben Sie sich das stenographische Protokoll hier auf! Aber bis dahin möchte ich erst einmal abwarten. Denn Tatsache ist, dass in allen vergleichbaren Fällen, wo wir genau Ihre Begründung gehört haben - teilweise konnte ich sie nur in den Protokollen nachlesen, ich gehöre ja erst seit Kurzem diesem Gremium hier an -, dass in vielen vergleichbaren Fällen genau dieses sogenannte Wort oder Vertragswerk, wie auch immer wir es nennen wollen, nicht gehalten hat. (Beifall bei der FPÖ.) Ganz konkretes Beispiel - weil das bei uns in Meidling ein Thema war -: etwa die Komet-Gründe. Da hat es jetzt am 18. April die Bauverhandlung zu den Komet-Gründen gegeben. Und unter anderem eines der Themen im Zusammenhang mit dem Flächenwidmungsverfahren war, dass es im Zusammenhang mit diesem Bauwerk zukünftig mehr Grünflächen geben soll und dass vor allem eine Überplattung in Richtung 15. Bezirk geschaffen werden soll. Das ist beim Flächenwidmungsverfahren auch entsprechend vereinbart worden. Jetzt, im Zuge des Bauverfahrens, ist auf einmal von der Überplattung und dem Anschluss an den 15. Bezirk keine Rede mehr. Dieses Thema ist nun im Rahmen der Bauverhandlung schlicht und einfach unter den Teppich gekehrt worden. Das ist eines von vielen Beispielen für Projekte, wo leider die Zusagen, die vorher gemacht werden, nachher nicht halten. Das war aber eine der Bedingungen! Die Freiheitliche Partei hat damals bei diesem konkreten Projekt der Flächenwidmung zugestimmt, weil wir Bedingungen aufgestellt haben. Da frage ich mich dann schon, was diese Bedingungen - seien sie nun demokratisch im Rahmen des Plandokumentes, seien sie rechtlich im Rahmen von Vereinbarungen -, was diese Bedingungen wert sind, wenn man sie dann in der Praxis nach einigen Jahren der Untätigkeit schlichtweg unter den Tisch fallen lässt und unter den Teppich kehrt. Weiteres Beispiel, auch wieder Meidling - Sie verzeihen mir, wenn ich hier Meidlinger Beispiele nehme, das ist halt der Bezirk, in dem ich jetzt 19 Jahre tätig war -: das sogenannte Gleisdreieck hinter dem Kabelwerk. Auch hier dieselbe Geschichte: Wir haben damals in der Bezirksvertretung lange diskutiert und uns wirklich über Monate zusammengerauft ob dieses kleinen Gleisdreiecks, wie es heißt - das ist also jener Bereich, wo auf der einen Seite der Lainzer Tunnel herauskommt, wo andererseits eine Nebenstrecke der Südbahn verläuft und die Badner Bahn im dritten Teil vorbeiläuft -, und gesagt, gut, man darf dort bauen, aber nur Büros! Jetzt gibt es keine eigene Bürowidmung in Wien, das kann man eben nur abdecken mit den Widmungen Wohnbaugebiet oder Gemischtes Baugebiet. Aber es war ein Zusatz im Rahmen des Planverfahrens, weil es hier eines der Bedenken von Seiten der Umweltbehörden war, dass genau unter dem Grundstück ein Teil der 380-kV- Leitung durchgeht, also jedenfalls eine der Hauptstromleitungen dieser Stadt, und dann noch obendrein der gesamte Güterverkehr vorbeirollt, sodass dort dann, wenn es Wohnbau sein soll, das nicht mehr gesundheitsverträglich ist und daher womöglich sogar einer Umweltverträglichkeitsprüfung bedarf. Die Widmung ist entstanden, und es sind viele Jahre ins Land gezogen. Was steht dort mittlerweile und ist jetzt fast fertig? Es ist noch nicht eröffnet, aber fast fertig: Es sind dort soziale Wohnbauten! Also genau das, von dem im Vorfeld zugesichert wurde, dass es auf keinen Fall kommt, ist jetzt im Nachhinein auf einmal dort errichtet worden, obwohl vorher alle Umweltbehörden, auch die der Stadt Wien, gesagt haben, dass das dort nicht möglich ist. Bei der Sagedergasse 21 - das ist jenes Grundstück am Ende der Südautobahn, wenn man über den Altmannsdorfer Anger reinkommt -, Sagedergasse 21, ein Baugrund der GESIBA und der BUWOG, da war vor einem Monat die Gleichenfeier. Da steht also ein riesiges Bauwerk mit, glaube ich, 300 Wohnungen, das dort errichtet worden ist. Schauen Sie einmal auf den Flächenwidmungsplan: Dort gibt es überhaupt keine Flächenwidmung. Da steht mittlerweile ein riesiger Wohnblock, und dieses ganze Grundstück hat seit vielen Jahren eine Bausperre. Aber Hauptsache, man hat dort völlig zwanglos einmal etwas hingestellt! Schauen Sie auf den Flächenwidmungsplan - jetzt können Sie online auch direkt zugreifen -: Bausperre auf diesem Grundstück! Aber gleichzeitig ist hier das Bauwerk bereits fertiggestellt. Also da fällt dann auch das Argument weg, dass man mit der Flächenwidmung Druck auf den einen oder anderen Bauwerber ausüben soll. Der guten Ordnung halber sage ich bei diesem konkreten Fall dazu, dass auch wir für dieses Bauwerk dort waren, weil es auch keine Anrainerbeschwerden gegeben hat. Aber das macht den Grundsatz nicht besser, nämlich, dass hier sogar ohne Flächenwidmung gebaut wird, und das über viele Jahre hinweg. Heumarkt: Das ist heute schon gekommen und werden wir vielleicht noch einmal hören; ebenfalls eine Geschichte, die in ähnlichem Maße gelaufen ist. Und dann fallen mir natürlich auch noch die Sofiensäle ein: auch dort eine Geschichte, wo man jahrelang zugeschaut hat, wie das Ding verfällt. Dort gab es dann noch die Geschichte mit diesem Großbrand. Sehr geehrter Herr Kollege Chorherr, weil Sie vorhin gesagt haben, wichtig bei diesen Widmungen ist dann immer, dass man nur vergleichen muss, dass es nachher besser ist, als es vorher war. Ja, im Kern gebe ich Ihnen da schon recht. Aber eines kann ja bitte nicht sein: Dass ich ein Grundstück so lange verfallen lasse, nur dass ich nachher eine entsprechende Widmung bekommen, um mit der dann behaupten zu können, es wäre alles besser. Wenn dieses Beispiel Schule macht, dann gute Nacht! Denn dann lassen wir nämlich alles in der Stadt verfallen, nur damit wir nachher an irgendwelche windigen Spekulanten entsprechend hoch widmen und aufzonen können, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ein letzter Punkt, der mir persönlich sehr aufgestoßen ist, hat sich dann noch im diesbezüglichen Ausschuss abgespielt. Da gab es ja diesen Antrag auf Absetzung dieses Geschäftsstückes, wo uns dann Kollege Valentin erklärt hat, dass der Antrag an dieser Stelle unnötig wäre. Ich habe das dort mitgeschrieben: Er wäre unnötig, außer, wenn es formale Mängel gegeben hätte. Ich hoffe, ich habe das jetzt richtig zitiert. So habe ich es damals mitgeschrieben: Der Antrag auf Absetzung eines Geschäftsstückes ist unnötig, außer, wenn es formale Mängel gegeben hätte. Auch da kann ich Ihnen sagen: Das ist schlichtweg unrichtig! Und ich darf Sie an ganz konkrete Beispiele erinnern, wo die Bürgerinnen und Bürger geradezu eine Absetzung auch erzwungen haben, zum Beispiel vor vielen Jahren - etwa zehn Jahre, nicht ganz, acht Jahre wird es mittlerweile her sein - bei dem Grundstück der Marillenalm. Auch wieder in Meidling, das war in dem Fall die Geschichte mit der ÖVP-Akademie. Da hat es ein Flächenwidmungsplanverfahren gegeben, das im Bezirk so lala gerade noch eine Mehrheit gefunden hat. Gleichzeitig gab es massive Bürgerinnen- und Bürgerbeschwerden gegen dieses Projekt. Der Ausschuss hat diese Flächenwidmung mit einem Monsterprojekt trotzdem durchgewinkt. In allerletzter Sekunde ist dieses Geschäftsstück dann doch noch von der Tagesordnung genommen worden, zum Glück, nicht zuletzt auch durch eine Bürgerbefragung, die ein klares Ergebnis ergeben hat. Aber eine Bürgerbefragung, die wir dann einfach gemacht haben, ohne dass sie zunächst überhaupt einen Beschluss hatte, die ein so klares Ergebnis bei einer sehr hohen Beteiligung gebracht hat, dass hier der Gemeinderat die Notbremse gezogen und dieses Grundstück von der Tagesordnung genommen hat und dieses Plandokument abgesetzt hat. Das war kein formaler Grund, sondern das war ein materieller, inhaltlicher Grund, wo es hier nur darum gegangen ist, natürlich für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein. Das heißt: Zu sagen, der Antrag auf Absetzung sei unnötig, weil es keinen Formalfehler gibt, ist - Entschuldigung! - schlichtweg falsch. Sie haben dann noch etwas gesagt, und das finde ich ganz besonders ärgerlich. Sie haben im Ausschuss gesagt, wir sind hier - gemeint war der Ausschuss - bereits am Ende des demokratischen Mehrheitsfindungsprozesses! Nicht Meinungsfindungsprozesses, das Wort hat gelautet: Mehrheitsfindungsprozesses. Sehr geehrter Herr Gemeinderat, das ist eine Herabwürdigung dieses Hohen Hauses hier, dieses Gemeinderates, und auch des Ausschusses. Denn wo, wenn nicht im Ausschuss oder hier im Gemeinderat, findet denn der demokratische Mehrheitsfindungsprozess statt? Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist ungeheuerlich, welches Amtsverständnis Sie hier offensichtlich an den Tag legen! (Beifall bei der FPÖ.) Richtig ist, dass an dieser Stelle das entsprechende Ende des rechtlichen Verfahrensablaufes war, die öffentliche Auflage und dergleichen. Aber der demokratische Mehrheitsfindungsprozess, für den sind wir hier immer noch verantwortlich! Das mag Ihnen vielleicht nicht gefallen, Sie haben halt mittlerweile nur noch Mehrheiten, die, wie wir am 18. März gemerkt haben, teilweise Wiederholungen von Wahlen notwendig machen, weil es gar so knapp ist. Aber es ist ein Faktum: Wir stimmen hier darüber ab. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Alle diese Punkte und insbesondere die Bedenken von so vielen Anrainern lassen für uns am Ende nur einen Schluss zu, und der lautet: Wir lehnen das Plandokument ganz klar ab. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Valentin. Ich erteile es ihm. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Ja, Kollege Pawkowicz, manchmal stimmt der erste Eindruck. Ich habe den Eindruck schon beim Ausschuss gehabt, dass Sie mich nicht verstanden haben. Jetzt weiß ich es sicher, aber sei's drum. Also ich habe gesagt - um es noch einmal auf den Punkt zu bringen -: Von der Geschäftsordnung her ist eine Absetzung eines Antrages in einem Ausschuss dann sinnvoll, wenn der demokratische Werdeprozess des Aktes ... (GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Geschäftsordnung sagt nichts über Sinn oder Unsinn! Das sind formale Vorgaben, Herr Kollege! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie sind wirklich nicht so - noch einmal: Dann macht es Sinn ... (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Warten Sie, ich komme nach vorn, dann verstehe ich es besser! So, geht schon!) Ich glaube, dass das Verstehen von Ihnen nicht unbedingt damit zu tun hat, wo Sie sitzen, befürchte ich. Da könnten Sie überall sitzen, und es hätte den gleichen Effekt; aber sei's drum. (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Es hängt vom Redner ab! Da haben Sie recht!) Ja, sei's drum. Ich darf Sie noch einmal darauf hinweisen: Der heute vorliegende Akt - und wenn ich mir die Genesis ansehe, was die Öffentlichkeit, was die Anrainer alles in diesem Gebäude verwirklicht haben möchten, und wenn ich mir ansehe, was das für Kosten aufwirft, dann wird man sich die Frage stellen müssen, wenn es einen Investor gibt, dass er irgendwo das Geld verdienen muss, um diese Forderungen auch einspielen zu können. Die Forderungen - meine Damen und Herren, wenn man sich den Akt wirklich angeschaut hat und auch die Situation im Petitionsausschuss angesehen hat - sind enorm, und die meisten sind in der Tat umgesetzt. Wenn man sich diese Erklärung ansieht, stellt man fest, dass die Bürgerinnen und Bürger in der Tat dort gewisse Maßnahmen wollten und eingefordert haben. Diese sollen auch umgesetzt werden, dazu verpflichtet sich der Investor. Er verpflichtet sich zur nachhaltigen Renovierung der denkmalgeschützten Anlage. Er verpflichtet sich, die Generalsanierung und Renovierung des historisch bedeutsamen Johann Strauß Saales und die technische Ausrichtung zu einem Tonstudio nach internationalen Standards in die Wege zu leiten. Das heißt, der Investor verpflichtet sich nicht nur, das Gebäude herzurichten, sondern auch den Betrieb als Tonstudio wieder in der historischen Dimension zu führen. Er verpflichtet sich weiters, eine Tiefgarage für 103 Fahrzeuge zu errichten, die jetzt in dem Bereich des Parks beziehungsweise im Grünbereich stehen. Kein Mensch könnte ihn normalerweise dazu zwingen, außer er möchte eine Veränderung des Bebauungsplanes. Er verpflichtet sich, die Baumaßnahmen zur nachhaltigen Renovierung der Hotelteile zu setzen, sodass das Hotel Zögernitz wieder als ein Boutique-Hotel mit 18 individuell gestalteten Zimmern geführt werden kann. Den entsprechenden Wunsch können Sie in den Unterlagen des Petitionsausschusses nachlesen. Der Investor gibt an, dass der Sanierungsumfang zirka 7 bis 8 Millionen EUR netto betragen wird. Er verpflichtet sich, dass die Gesamthöhe des geplanten Neubaus über den gesamten Verlauf in der Form ausgeführt wird, dass die Gesamthöhe des Zögernitz nicht überschritten wird. Ausnahme ist die hässliche Feuermauer, von der Kollege Chorherr gesprochen hat. Von einer anderen Gruppe gab es noch den Einwand, dass dann das Tonstudio zu groß wird. Im Hinblick darauf verpflichtet sich der Investor, dieses zu redimensionieren. Er verpflichtet sich außerdem noch, 34 Bäume auf der Liegenschaft zu pflanzen. 12 Bäume werden gefällt und neu gepflanzt, und 5 weitere kleine werden versetzt. Ein dermaßen umfassendes Verpflichtungsprogramm bei einem derartigen Projekt ist mir bis jetzt noch nicht untergekommen! Ich meine, dass das in Wirklichkeit ein Beispiel dafür ist, dass genau das getan wurde, was theoretisch eingefordert worden ist, nämlich dass die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise der Anrainer verwirklicht werden. Es wurde festgehalten, dass das mit einer einseitigen Verpflichtungserklärung des Bauwerbers geschieht. Es wurde ausgeführt, dass nach der Bauordnung ein städtebaulicher Vertrag nicht möglich ist, weil § 1a der Bauordnung nur eine privatrechtliche Vereinbarung in der Frage der Infrastruktur und § 1 Abs. 2 Schutzzonen beinhaltet, und nachdem wir es hier mit Bundesdenkmalschutz zu tun haben und nicht mit einer Landesschutzzone, steht das auch nicht zu Verfügung. Ich denke, man soll im Hinblick auf dieses Geschäftsstück ganz offen sagen, dass man dieses Bauprojekt dort nicht haben will. Das ist ehrlich, das ist klar, das ist deutlich! Man muss aber auch dazusagen, dass dann die ganzen Mehrleistungen für die Öffentlichkeit auch nicht einbringbar sind, denn wie Herr Kollege Chorherr richtig gesagt hat, ist ein Euro nur ein Mal auszugeben. Und ich füge hinzu: Der Euro muss vorher in diesem Projekt auch noch verdient werden, damit das möglich ist. Ich denke mir, meine Damen und Herren, dass man dem zustimmen kann. Und ich sage einmal mehr, dass die Möglichkeit der Absetzung beim Ausschuss nicht ein Mittel ist, wenn man mit dem demokratischen Zustandekommen eines Ausschussaktes bis dahin inhaltlich nicht einverstanden ist, sondern ein Mittel, um zusätzliche Informationen, Dinge, die bis dahin nicht geschehen sind, Leute, die bis dahin nicht gehört wurden, mit einzubeziehen. (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Das ist also zulässig?) Ein Absetzungsantrag ist immer zulässig, Kollege! (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Danke! Na also!) Fraglich ist, ob er die Mehrheit bekommt. - Diesfalls hat sich die Mehrheit der Damen und Herren des Ausschusses dazu entschlossen, dass der Akt, so wie er zustande gekommen ist, in Ordnung ist und dass auch die Transparenz in diesem Verfahren gegeben ist. Einmal mehr: Ich würde mir wünschen, dass Anrainerinteressen derart massiv in alle Projekte Eingang finden! Ich kann hier von einer vorbildlichen und auch transparenten Form reden. Selten ist alles so klar und für jede Fraktion im Ausschuss auch einsichtig gewesen, und wenn man sich daran stößt, dass das kein städtebaulicher Vertrag ist, dann muss man sich halt anschauen, welche die rechtlichen Rahmenbedingungen eines städtebaulichen Vertrages sind: Diese sind nach dieser Form nicht gegeben. Ich denke mir: Das ist ein sinnvolles Stück Kultur in dieser Stadt durch einen Privaten. Ja. Und ich sage auch dazu: Es wird nicht alle Kultur immer auch von der Öffentlichkeit erhalten und nachhaltig gesichert werden können. Es wird hier ein Projekt zur Finanzierung herangezogen, für das mein Herz nicht schlägt, weil das freifinanzierte Eigentumswohnungen sind, wofür es in Wien aber einen Markt gibt. Das muss man zur Kenntnis nehmen! Am Ende sind der Bürger oder die Bürgerin beziehungsweise die Anrainer diejenigen, die davon das meiste haben, und das ist gut so. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. Ich erteile es ihm. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herrn! An und für sich wollte ich mich gar nicht mehr zu Wort melden, weil meine fraktionelle Vorrednerin, Frau Kollegin Olischar, unseren Standpunkt wunderbar dargelegt hat. Ich muss aber gestehen, die Wortmeldungen der Vertreter der Regierungsfraktion haben mich dann doch animiert, auch Stellung zu nehmen. Das betrifft vor allem die Wortmeldung des Kollegen Chorherr. Er hat, wie immer, mit großer Leidenschaft argumentiert. Das ist ihm ja unbenommen, und wenn man noch nicht lange in dem Geschäft ist, könnte man vielleicht auf die eine oder andere Finte hineinfallen. Ich muss Ihnen aber ganz ehrlich sagen, Herr Kollege, dass man das, was Sie uns heute erzählt haben, in Wien liebevoll „Lavendelschmäh“ nennt! Was meine ich damit? - Wir sind völlig d'accord, dass wir dort eine Bausubstanz beziehungsweise ein Baujuwel haben, das langsam verfällt und das erhaltenswert ist. - Hakerl. Keiner hat etwas dagegen, dass dort ein Tonstudio hineinkommt, keiner hat etwas dagegen, dass es eine Nachnutzung gibt. Nur - und das ist ganz, ganz wesentlich -: Sie sprechen davon, dass es eine Willenserklärung gibt, die dem Akt beiliegt und die wir auch alle kennen, die aber einen ganz großen Nachteil hat: Sie ist rechtlich nicht bindend! In der Stellungnahme des Bezirkes kam ganz klar der Wille des Bezirkes zum Ausdruck, dass ein baurechtlicher 1a-Vertrag vonnöten ist, weil dieser sehr wohl eine rechtliche Bindung genießt. Wenn Sie, Herr Kollege Chorherr, heute der Kollegin Emmerling, der Kollegin Olischar und mir sagen: Wenn dann dort doch etwas Schönes entsteht, werdet ihr in zwei Jahren herauskommen und sagen, dass ihr euch geirrt habt, dann sage ich, Herr Kollege Chorherr, wir sind hier nicht bei „Wetten, dass…?“, sondern wir sind im Gemeinderat der Stadt Wien, und es ist unsere Aufgabe, rechtlich bindende Situationen zu schaffen! (Beifall bei ÖVP, NEOS und FPÖ.) Es ist unsere Aufgabe, rechtlich bindende Situationen zu schaffen, und nicht, darauf zu hoffen, dass sich ein privater Investor hoffentlich vielleicht eh so verhält, wie er jetzt einmal prinzipiell angeboten hat! Ich kenne Herrn Rauter nicht persönlich, und ich habe keinen Grund, seinem Wort prinzipiell zu misstrauen. Ich sage das einmal sehr höflich. Sie kennen ihn viel besser, Herr Kollege Chorherr! Aber es ist sehr wohl Aufgabe der Politik, nicht einfach darauf zu warten, ob jemand seine nett gegebenen Versprechen auch wirklich einhält, sondern nach Möglichkeit danach zu trachten, dass wir hier rechtsgültige Tatsachen schaffen. Das ist auch - und jetzt komme ich zu Kollegen Pawkowicz - der Grund des Abstimmungsverhaltens in Döbling, weil auch der Bezirksvorsteher, mit dem ich sehr intensiv auch über dieses Projekt gesprochen habe, in der Tat gesagt hat, er möchte, dass das Casino Zögernitz, dieses wunderbare Blaujuwel, erhalten wird, er erwarte aber von den Vertretern der Stadt das, was auch prognostiziert und angeboten wurde, nämlich einen baurechtlichen Vertrag, der das auch sicherstellt, damit der Bezirk oder das Land nicht sozusagen in eine Abhängigkeit gerät, ob das getan wird oder vielleicht auch nicht. Aber genau das ist leider eingetreten: Die Stellungnahme des Bezirks wurde außen vor gelassen! Es gibt keinen 1a-Vertrag, wie eingefordert, sondern stattdessen geht Kollege Chorherr her und erklärt uns von der großartigen Gültigkeit einer Willenserklärung. Meine Damen und Herren! Wir hatten in den letzten Jahren sehr oft die Situation, dass sich die Stadt Wien mit privaten Investoren eingelassen hat. Und ich gebe Ihnen schon recht: Wenn Private 5 Millionen EUR in die Hand nehmen, um das zu sanieren, ist es gescheiter, als wenn das die öffentliche Hand tun muss. Aber wir haben schon oft erlebt, dass man auf Gedeih und Verderben gehofft hat, dass das Gute im Menschen schon siegen wird, und nicht einmal genau wusste, wer die Partner sind, wie sich diese dann weiterentwickeln und die Zusagen auch einhalten. Und genau deshalb, weil uns dieses Casino Zögernitz einfach zu wichtig ist, um es als Spielball irgendwelcher Möglichkeiten sozusagen auf den Spieltisch zu werfen, können wir ohne baurechtlichen Vertrag in der jetzigen Form ganz sicher nicht zustimmen. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 26. Zuerst stimmen wir ab über den Antrag auf Absetzung dieser Postnummer. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das sind die Stimmen von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen GRÜNE und SPÖ und damit nicht die ausreichende Mehrheit. Ich bitte nun jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Herrn Berichterstatters die Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN. Somit ist diese Postnummer mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 27 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 7529 E im 16. und 17. Bezirk, KatGen Ottakring und Dornbach. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Valentin, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Erich Valentin: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Mag. Juraczka. - Bitte schön. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Um keinen Gewohnheitseffekt eintreten zu lassen, mache ich es jetzt ganz bewusst sehr kurz. Aber auch diesfalls haben wir ein Plandokument, das von großer Brisanz ist, und zwar allein schon deshalb, weil etwas passiert ist, was nicht alltäglich ist: In der Bezirksvertretung Hernals, wo dieses Plandokument ausgiebig diskutiert wurde, hat es - sieh an, sieh an - keine Mehrheit bekommen. Es haben nicht nur die drei Parteien, die hier in der Stadtopposition sind, sondern auch die GRÜNEN dagegen gestimmt, nur die Sozialdemokratie hat es für gut und empfehlenswert erachtet und blieb damit ganz klar in der Minderheit. Es gab dann in weiterer Folge auch eine Stellungnahme der ablehnenden Parteien, die sehr umfangreich ist. Ich möchte Ihnen diese jetzt gar nicht im Detail und in ganzer epischer Breite zur Kenntnis bringen. Ganz wesentlich daran sind allerdings drei Punkte. Das geplante Gebiet der Flächenwidmung liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur S45-Station Hernals. Dabei handelt es sich, wie wir alle wissen, um ein Otto-Wagner-Ensemble. Gleich daneben, ebenfalls unter Denkmalschutz, befindet sich die Brücke über die Hernalser Hauptstraße, und ebenfalls direkt in unmittelbarer Nähe zum Plangebiet befindet sich ein ebenfalls unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, nämlich der Türkenritt-Hof in Hernals. Im Hinblick darauf hat man ersucht, dass man dort sensibel baut, was die Höhe betrifft. Im unmittelbaren Plandokument war eine Bauhöhe von bis zu 25 m vorgesehen. Man hat ersucht, darauf Rücksicht zu nehmen, da es hier sehr viele ungelöste Fragen im Zusammenhang mit Lärmschutz gibt, und man hat gebeten, in weiterer Folge auch dem Stadtbild - wie gesagt: Otto-Wagner-Ensemble und einigem mehr - Rechnung zu tragen. Was ist geschehen? - Es gab wirklich nur kosmetische Korrekturen, und dann ging das eins zu eins weiter an den Gemeinderat. Wir haben heute schon mehrfach gesehen, beispielsweise bei der Zieselproblematik in Floridsdorf: Für die GRÜNEN ist es kein Problem, im Bezirk so und im Land dann wiederum anders abzustimmen. Das wird wahrscheinlich auch heute wieder der Fall sein! Ich glaube, es ist nicht die Art und Weise, wie wir auch die Bezirke in die Gestaltung unserer Stadt mit einbeziehen! Wenn es dort nämlich eine klare Ablehnung gab, dann sollte man diese ernst nehmen und sich mit den Argumenten der Bezirksvertretung auseinandersetzen. Das ist nicht geschehen. Ich würde mich freuen, wenn wir das nachholen und den Akt eventuell zurück in den Ausschuss schicken, aber ich nehme an, Rot-Grün wird auch in diesem Fall unbelehrbar sein! Ich darf meine Wortmeldung aber auch dazu nutzen, drei Anträge einzubringen, die vom Thema Verkehr in dieser Stadt handeln. Erstens: Wird durften erst vor wenigen Tagen auch in der Öffentlichkeit die Präsentation der Linienführung der U2 beziehungsweise U5 mitbekommen. - Ich glaube, es ist hoch an der Zeit, darüber nachzudenken und in die Planungen mit einzubeziehen, dass es zwischen den Stationen Rathaus und Mariahilfer Straße auch im Bereich Burggasse eine Station geben sollte. Wir jedenfalls ersuchen, dies tunlichst zu prüfen. - Das ist der erste Antrag. Zweiter Antrag, und dafür werden mich die GRÜNEN sicherlich lieben, weil sie ja Verfechter des öffentlichen Verkehrs so wie ich und viele andere in diesem Saal auch sind. Um die Qualität für die vielen Jahreskartenbesitzer in Wien noch zu erhöhen, macht es, glaube ich, jedenfalls für meine Fraktion Sinn, dass die zuständige Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke sich daran macht, mit der Westbahn Gespräche darüber aufzunehmen, dass innerhalb des Stadtgebietes die Jahreskarte auch auf der Westbahn Gültigkeit hat. - Das ist unser zweiter Antrag. Den dritten Antrag wird GR Kubik schon sehnsüchtig erwartet haben, weil er als begeisterter Leopoldstädter ja sicherlich unbedingt, Seite an Seite mit seinem Bezirksvorsteher, seine Zustimmung geben möchte. Der Antrag bezieht sich darauf, dass wir nicht wollen, dass die Praterstraße eine Richtungsfahrbahn verliert, weil wir glauben, dass das ein unausgegorenes Verkehrskonzept ist, dass das zu eklatanter Mehrbelastung in der gesamten Leopoldstadt führt und dass wir uns hier ein weiteres Prestigeprojekt von Grün auf Kosten der Wiener Autofahrer nicht leisten sollten. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Chorherr. Ich erteile es ihm. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Meine Damen und Herren! Zunächst das Wichtigste: Es haben mich einige Mitglieder dieses Hauses ersucht, mich so kurz wie möglich zu halten, und das werde ich jetzt tun und ersuche die Nachfolger, das ebenso zu tun. Ich schaffe es vielleicht in zwei Minuten. Erstens: Es handelt sich hier um einen sozialen Wohnbau. Wir sind froh, dass wir mitten in der Stadt leistbares genossenschaftliches Wohnen realisieren können. Zweitens: Hätte man dort einen Bürobau wie auch immer beantragt, dann hätte dieser längst realisiert werden können, denn dort haben wir eine Widmung genau in diesem Ausmaß, wie es jetzt gegeben ist, seit langer, langer, langer Zeit, und wenn dort ein Bürobau realisiert worden wäre, dann hätte sich niemand darüber aufregen können, weil die Widmung gegeben ist. Drittens: Es hat eine Reihe von Dialogen über Abtreppungen und Erdgeschoßgestaltungen gegeben, um dem Stadtbild gemäß vorzugehen, und wir sind froh, dass nach langen intensiven Diskussionen auch mit dem Fachbeirat jetzt ein Kompromiss erzielt wird, damit wir im Herzen der Stadt leistbares Wohnen haben und sehr wohl aus unserer Sicht ausreichend auf den Denkmalschutz Rücksicht genommen wird. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. Ich erteile es ihr. (GR Mag. Christoph Chorherr: Bitte folgen Sie meinem Beispiel!) GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Ich gebe mir größte Mühe. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren im Haus! Grundsätzlich möchte ich klarstellen, dass wir eine städtische Entwicklung begrüßen, um neuen Wohnraum in Hernals zu schaffen. Dennoch werden wir diese Neufestsetzung des Flächenwidmungsplanes ablehnen. Wie mein Vorredner schon gesagt hat, handelt es sich um die Hernalser Station der Schnellbahn von Otto Wagner. Der geplante Wohnbau zerstört das bestehende Gebäudeensemble in seiner Bedeutung. Wir wollen eigentlich nicht dieselbe Situation haben wie bei den Steinhof-Gründen, wo auf Otto-Wagnerische historische Gebäude überhaupt keine Rücksicht genommen wird! Hier ist eine Schallschutzvorrichtung vorgesehen, die 21 m hoch sein soll, was natürlich bedeutet, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit enormen Schallreflexionen und damit mit einer erhöhten Lärmbelästigung insbesondere auch am Abend im Zusammenhang mit der Vermehrung des Güterverkehrs zu rechnen ist. Das hat auch die Bezirksvorsteherin in Hernals, Frau Ilse Pfeffer, so gesehen und hat auch gebeten, dass man dieses Konzept neu überarbeitet und sich vor allem mit den Bürgerinitiativen auseinandersetzt. Es gab dann auch, wie mein Kollege schon gesagt hat, eine gemeinsame Stellungnahme der Freiheitlichen, Schwarzen, NEOS und GRÜNEN. Die GRÜNEN waren vehement gegen diesen Flächenwidmungsplan. Ich bin jetzt - wie mein Kollege - nur gespannt, ob die GRÜNEN jetzt ihren Genossen im Bezirk oder den Genossen hier im Gemeinderat in den Rücken fallen werden! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Erich Valentin: Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass das Projekt, das die Dimension nach der alten Flächenwidmung haben könnte, im Zuge der Wohnbauwidmung reduziert wurde, sodass der vordere Traktteil in der Bebauungshöhe wesentlich vom hinteren abweicht, was zum einen architektonisch günstig ist und zum Zweiten durchaus auch eine Verminderung der Beeinträchtigung durch reflektierenden Schall bedeuten wird. Grundsätzlich sage ich dazu, dass den Wünschen Rechnung getragen wird. Es ist dies ein Kompromiss, und Kompromisse sind immer so, dass nicht alle oder alle nur ein bisschen zufrieden sind. Ich weise darauf hin, dass der Wohnbau in diesem Bereich eine durchaus sinnvolle und von der Stadt massiv benötigte Aktivität ist. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 27. Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht gestellt. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen der SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig so angenommen. Es liegen drei Beschluss- und Resolutionsanträge vor, über die ich jetzt abstimmen lasse. Ich komme zunächst zum Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP-Gemeinderäte Juraczka, Olischar und Aichinger betreffend Schaffung einer U2/U5-Station Neubaugasse zwischen Rathaus und Mariahilfer Straße. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung des Antrages verlangt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das sind die Stimmen der ÖVP gegen NEOS, FPÖ, SPÖ und GRÜNE und daher nicht die ausreichende Mehrheit. Ein weiterer Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP-Gemeinderäte Juraczka, Kugler und Olischar betrifft die Gültigkeit der Jahresnetzkarte der Wiener Linien auch für die Westbahn. Auch hier wird in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das sind die Stimmen von ÖVP, NEOS, FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE und damit nicht die ausreichende Mehrheit. Schließlich bringe ich einen Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP-Gemeinderäte Juraczka und Olischar betreffend keine Fahrbahnreduzierung in der Praterstraße zur Abstimmung. Auch hier wird in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das sind die Stimmen von ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE und ist damit nicht die ausreichende Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 19 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine außerplanmäßige Ausgabe zur Erfüllung des Stabilitätsgesetzes 2012. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn Mag. Gremel, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Nepp, und ich erteile es ihm. GR Dominik Nepp (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch ich werde es kurz und schmerzlos machen. Ich möchte bei diesem Poststück die Gelegenheit nutzen, einen Misstrauensantrag gegen StRin Wehsely zu stellen, und lade gleichzeitig alle konstruktiven Kräfte innerhalb der SPÖ auf, diesem Misstrauensantrag zuzustimmen. (Amtsf. StRin Sonja Wehsely: Das heißt „einladen“ und nicht „aufladen“!) Ja, ich lade dazu ein. Die SPÖ ist ja gespalten wie der Grand Canyon. Da gibt es noch die Real-Genossen und die Fundi-Genossen. Ich hoffe, dass sich ein paar besinnen! Wenn sie zustimmen, dann schaffen wir es und können gemeinsam diese Wehsely-Willkommenspolitik überwinden. Stimmen Sie zu, wir schaffen das! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Oxonitsch. Ich erteile es ihm. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Man könnte zunächst einmal versuchen, sich dem Antrag inhaltlich ein bisschen zu nähern. Wenn man sich mit diesem Antrag ein bisschen auseinandersetzt und diesen durchliest, dann kann man eigentlich, wenn man ihn sachlich prüft, schon einmal im Hinblick darauf zu einer sofortigen Ablehnung kommen. In diesem Antrag ist die Rede davon, dass Asylwerber Mindestsicherung und Pflegegeld bekommen. Sie alle wissen: Das ist falsch! Asylwerber bekommen die Grundversorgung, und das ist es. Ferner steht darin, dass man in Wien unkompliziert zu Sozialleistungen kommt, als ob das ein Vorwurf wäre! - Wir sind durchaus bekannt dafür und auch stolz darauf, dass Menschen in Wien, die Unterstützung brauchen, unkompliziert zu dieser kommen können. Weil sie Unterstützung und Hilfe brauchen, kommen sie dazu unkompliziert gerade im Zusammenhang mit der Bürokratie: Das ist ein Lob, und dazu stehen wir auch, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) In dem Antrag steht auch, dass die Monatskarte verschenkt wird. Es konnte zwar noch niemand erklären, wie man sich mit 40 EUR eine entsprechende Monatskarte leisten kann. Gleichzeitig verlangt dieselbe Partei, dass man Integrationsangebote annehmen und Sprachkurse besuchen soll. - Ich frage Sie: Wie soll das funktionieren, wenn man nicht dort hinkommt? Die Antwort bleiben Sie schuldig. Aber das sind wir gewohnt. Eine weitere Frage ist, wie Kinder begleitet, und zwar klarerweise von den Eltern, in den Kindergarten kommen können. - Wir reden vielfach von Kindergartenkindern und Volksschulkindern, und niemand kann erklären, wie man, wenn man sie nicht begleiten kann, zu dieser wesentlichen Integrationsmaßnahme kommen soll. Es wird geschrieben davon, dass man die Staatsbürgerschaft verschenkt. - Heute hat meine Kollegin schon in der Aktuellen Stunde darauf hingewiesen, dass wir eines der strengsten Staatsbürgerschaftsrechte haben, aber dass es nicht zuletzt auch sehr wesentlich für viele Menschen ist, letztendlich zu dieser Staatsbürgerschaft zu kommen. Das ist ein wichtiger Bereich, und auch dazu bekennen wir uns, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und es ist von noch einem Punkt - man könnte ja noch einige nehmen! -, nämlich von explodierenden Sozialkosten die Rede. - Ja. Über 500 Millionen EUR wendet diese Stadt für die Mindestsicherung auf, und zwar für alle Menschen, die in einer Notlage und entsprechenden Situation sind. Das ist in der Tat viel Geld, aber man soll auch nicht vergessen: Ein Vielfaches davon, meine sehr verehrten Damen und Herrn, haben Sie von der FPÖ mit der Hypo in Kärnten in den Sand gesetzt! (Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Das ist ein Skandal! So eine Sauerei! - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Dabei geht es um viele Milliarden, und daran werden die Steuerzahler noch über einen langen Zeitraum zu kiefeln haben! Dagegen sind diese 540 Millionen an Unterstützung für die Ärmsten in dieser Stadt tatsächlich gut investiertes Geld, denn das Geld, das Sie verzockt und letztendlich Sie zu verantworten haben, geht an Banken und Gläubiger und an niemanden anderen, und daran werden noch Generationen zu kiefeln haben, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber um diese Sachlichkeit geht es eigentlich überhaupt nicht. Lassen wir einmal die gesamte FPÖ-Rhetorik beiseite! Wir kennen sie, sie ist nicht immer von der sympathischsten Seite für mich. Worum geht es? Was ist der konkrete Vorwurf, der StRin Wehsely gemacht wird? - Schöner hätte wir das eigentlich gar nicht auf den Punkt bringen können, was die entsprechenden Vorwürfe eigentlich sind, wenn man einmal die Rhetorik weglässt. Vorwurf eins lautet, dass Menschen, die vor Krieg und vor Bomben fliehen, in Wien geholfen wird. - Ja! Diesen Menschen wird geholfen, und wir sind stolz darauf. Wir bekennen uns dazu, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es wird vorgeworfen, dass wir Menschen, die Schutz suchen, ein Dach über dem Kopf in Wien sicherstellen, und zwar mit einem hervorragenden Flüchtlingsmanagement. Ja. Das ist so. Wir in Wien sind stolz darauf, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es wird vorgeworfen, dass wir in Wien Maßnahmen für Menschen setzen, die vor Krieg geflohen sind. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Oder vor wirtschaftlicher Not!) Es geht dabei um Menschen, die fremd in dieses Land kommen und die zu einer Integration geführt werden sollen. Auch das wird vorgeworfen. - Ja. Wir bekennen uns zur Integration ab dem ersten Tag, wie es in einem hervorragenden Programm dieser Stadtregierung präsentiert wurde, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es wird auch vorgeworfen - das ist auch interessant -, dass sich die Stadt im Bereich von Deutschkursen und anderen Integrationsmaßnahmen finanziell engagiert. - Ja, das tun wir! Für uns ist Integration ein wesentlicher Bereich. Und es wird vorgeworfen, dass Mütter und Väter ihre Kinder in die Schule begleiten wollen. Ja, auch dazu bekennen wir uns. (GR Dominik Nepp: Wissen Sie, wie viele Wiener ihre Kinder in die Schule begleiten?) Wir halten Schule, Bildung, Ausbildung, Qualifikation für ganz wesentliche Maßnahmen, die wir in dieser Stadt sicherstellen, und dazu bekennen wir uns ebenfalls, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Weiters wird auch vorgeworfen, dass Menschen auch die Staatsbürgerschaft erlangen können. - Ja. Auch das ist eine wesentliche Maßnahme, die für viele Menschen gerade den Anreiz bietet, sich tatsächlich hier in diesem Land auch persönlich zu engagieren, weil sie sich eben durchaus auch zu diesem Land bekennen und dafür auch die Staatsbürgerschaft erhalten können. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Auch dazu bekennen wir uns, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – GR Dominik Nepp: Mich wundert das Wahlergebnis von Hundstorfer nicht mehr, wenn ich diese Rede höre!) Ferner wird nicht zuletzt vorgeworfen, dass Menschen tatsächlich in dieser Stadt auch in ihrer schwierigen Situation anerkannt und respektiert werden. Und es wird auch vorgeworfen, dass letztendlich Menschen, die in diese Stadt kommen, nicht nur entsprechende Unterstützung bekommen, sondern durchaus auch etwas, was Wirtschaftsforscher immer wieder anerkennen. Man kann das jetzt für richtig oder für falsch halten: Tatsache ist, dass nicht zuletzt über diesen Bereich der Hilfe und Unterstützung für Flüchtlinge auch Arbeitsplätze geschaffen und Wirtschaftsimpulse gesetzt werden. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie lügen sich selbst in den Sack!) Auch dazu bekennen wir uns, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Der langen Rede kurzer Sinn: Eigentlich wirft man vor, dass diese Stadt ihre soziale Verantwortung wahrnimmt, und das ist für uns mit Sicherheit kein Grund für einen Misstrauensantrag! Oder man wirft schlicht und ergreifend vor, dass zu viele Menschen auf der Flucht sind. - Ja. Es sind leider viele Menschen auf der Flucht. Dafür allerdings StRin Wehsely verantwortlich zu machen, ist billige Polemik und nicht mehr, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir alle sind aufgefordert, in diesem Bereich für gemeinsame Lösungen zu kämpfen, dass Menschen tatsächlich in ihrer Heimat bleiben und letztendlich in Frieden leben können. Aber die Welt ist nicht so, und deshalb wird auch Wien weiterhin einen wichtigen und wesentlichen Beitrag leisten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) StRin Wehsely leistet, wie ich meine, gerade in den letzten Wochen und Monaten für diese Stadt hervorragende Arbeit. Wien verfügt über ein sicheres soziales Netz für alle Wienerinnen und Wiener und alle, die sich in dieser Stadt aufhalten. Wien verfügt über ein gutes Gesundheitswesen in dieser Stadt, auf das wir international und auch national stolz sein können, weil es international und national beachtet ist. Wien hat in den letzten Wochen und Monaten bewiesen, dass wir über ein professionelles Flüchtlingsmanagement in dieser Stadt verfügen. (StR David Lasar: Das würde ich jetzt nicht sagen! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) In dieser Stadt sind sozialer Ausgleich und soziales Miteinander nach wie vor der große Auftrag für uns alle. Wir werden diesem Misstrauensantrag selbstverständlich nicht zustimmen. (Anhaltender Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen, die Hand zu erheben. Das betrifft Poststück Nummer 19. Wer dem Akt und noch nicht dem Antrag zustimmt, hebe bitte die Hand. - Das ist einstimmig angenommen. Wir kommen jetzt zum Misstrauensantrag. Es wurde die namentliche Abstimmung gefordert, was auch entsprechend unterstützt ist. Ich darf den Schriftführer, Herrn GR Florianschütz, bitten zu beginnen, und ich darf auch alle um Ruhe im Saal und darum bitten, die Antwort auf die Frage laut und deutlich zu geben. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Abrahamczik. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Aichinger. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Akcay. GRin Safak Akcay (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Al-Rawi. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Amhof. GR Nikolaus Amhof (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Baron. GR Karl Baron (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Baxant. GR Petr Baxant, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Berger. GR Stefan Berger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Berger-Krotsch. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Blind. GR Armin Blind (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Bluma. GRin Susanne Bluma (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Chorherr. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Damnjanovic. GR Nemanja Damnjanovic, BA (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Deutsch. GR Christian Deutsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Duzdar. GRin Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Ebinger. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Ellensohn. GR David Ellensohn (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: El-Nagashi. GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Frühmesser. GRin Lisa Frühmesser (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Gaal GRin Kathrin Gaal (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Gara. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Gremel. GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Guggenbichler. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Handler. GR Klaus Handler (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Hanke. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Haslinger. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Hebein. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Nein Schriftführer GR Peter Florianschütz: Hobek. GR Mag. Martin Hobek (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Hofbauer. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Holzmann. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Huemer. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Hursky. GR Christian Hursky (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Irschik. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Jischa. GRin Mag. Birgit Jischa (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Jung. GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Karner-Kremser. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kasal. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Koderhold. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kopietz. GR Prof. Harry Kopietz (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kops. GR Dietrich Kops (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Korosec. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kowarik. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kraus. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Krauss, Maximilian, in dem Fall. GR Maximilian Krauss (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kubik. GR Gerhard Kubik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Florianschütz. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Laschan. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Lindenmayr. GR Siegi Lindenmayr (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Ludwig-Faymann. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Maresch. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Ist das laut genug? - Margulies. GR Dipl.-Ing- Martin Margulies (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Meidlinger. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Meinhard-Schiebel. GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Meinl-Reisinger. Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Nein Schriftführer GR Dietrich Kops: Mörk. GRin Gabriele Mörk (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Nepp. GR Dominik Nepp (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Neumayer. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Niedermühlbichler. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Niegl. GR Michael Niegl (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Nittmann. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Novak. GRin Barbara Novak (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Olischar. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Oxonitsch. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Pawkowicz. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Reif. GRin Ricarda Reif (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Reindl. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Rubik. GRin Silvia Rubik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Schinner. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Schmid. GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Schober. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Schubert. GRin Ingrid Schubert (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Schütz. GRin Angela Schütz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Schweiger-Stenzel. GRin Ursula Schweiger-Stenzel (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Spitzer. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Stark. GR Rudolf Stark (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Straubinger. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Strobl. GR Friedrich Strobl (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Stumpf. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Stürzenbecher. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Taucher. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Teiber. GRin Barbara Teiber, MA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Ullmann. GRin Elisabeth Ullmann (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Ulm. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Valentin. GR Erich Valentin (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Vettermann. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Wagner. GR Kurt Wagner (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Wansch. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Dietrich Kops: Wehsely. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Wiederkehr. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Nein. Schriftführer GR Dietrich Kops: Woller. GR Ernst Woller (SPÖ): Nein. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Sind alle aufgerufen worden? - Gut. Wir haben das Ergebnis: Den Misstrauensantrag unterstützt haben 36 GemeinderätInnen, dagegen waren 60. Daher ist der Antrag abgelehnt. (Anhaltender Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Juhu!) Wir setzen nun die Tagesordnung fort. Es gelangt nunmehr Postnummer 8 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Stadtimpuls. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Straubinger, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Meindl- Reisinger. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrte Stadträte! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte nun zunächst zu diesem Poststück betreffend den Verein Stadtimpuls sprechen, möchte aber dann auch gleich, um Ihnen weitere Reden zum gleichen Themenkreis zu ersparen, weitere Poststücke zum Verein Wiener Kulturservice, zum Verein Stadtforum und zur echo event ges.m.b.h. für „Rund um die Burg“ auch gleich mitnehmen. Warum wir all diesen Poststücken nicht zustimmen, hat einen gemeinsamen Grund: In all diesen Poststücken geht es um Subventionen für Kunst- und Kulturvereine, die letztendlich - verzeihen Sie, dass ich das so drastisch ausdrücke - Parteipropagandavereine sind. Schauen wir uns das im einzelnen Detail einmal an! - Der Verein Stadtimpuls, um den es ja jetzt in diesem Poststück geht, ist für mich überhaupt in vielerlei Hinsicht höchst fragwürdig. Dieser Verein soll 436.000 EUR für die Förderung von Rahmenprojekten und die Förderung von Einzelprojekten bekommen. Wir haben uns sehr genau angeschaut, welche Projekte von dem Verein gemacht werden, und ich muss Ihnen sagen, dass mir vieles, vor allem, was die Rahmenprojekte angeht, inhaltlich sehr gut gefällt. Aber darum geht es nicht. Nur dass es ein gutes Projekt ist, ist keine ausschlaggebende Begründung dafür, dass dieses von einem SP- nahen Verein gemacht werden muss! Was aber auf besondere Kritik bei uns stößt, das sind die Einzelprojekte. In diesem Förderantrag selbst schreiben Sie beziehungsweise schreibt der Verein - verzeihen Sie meine sprachliche Ungenauigkeit -, dass es um die Förderung für kleine oder kurzfristige Einzelprojekte geht, die teilweise zu klein sind, dass sie von der MA 7 direkt gefördert werden. Wortwörtlich heißt es: „Kunstschaffenden, deren Projekte oft zu klein oder zu kurzfristig für die etablierte Förderstruktur sind, soll eine rasche und unbürokratische Förderung ermöglicht werden.“ Meine sehr geehrten Damen und Herren! Entweder gibt es also Kriterien, nach denen Kunst- und Kulturförderungen vorgenommen werden - Sie wissen, dass ich immer wieder einfordere, dass diese auch deutlicher im Wege eines Gesetzes oder im Wege von Gemeinderatsleitlinien beschlossen werden und diese Leitlinien letztlich auch die MA 7 binden -, oder es gibt sie nicht. Ich halte es aber für höchstgradig problematisch, einen Verein letztlich durch die Partei einzurichten, um die Förderkriterien für die MA 7 zu umgehen! - Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt ist: Welche Projekte fördern Sie denn eigentlich über den Verein Stadtimpuls? - Da gibt es das „Hafen Open Air“ in Simmering. Dieses wird auch gefördert aus dem Simmeringer Bezirksbudget. Weiters gibt es das „Donaukanaltreiben“. Auch das ist eine Veranstaltung, die SP-nahe organisiert wird. - Glauben Sie mir: Ich finde das inhaltlich ganz gut! Aber es ist natürlich auch aus diesem Dunstkreis. Und zu klein und zu kurzfristig, das man hier Förderungen bekommen könnte, ist das definitiv nicht, nachdem es schon einige Jahre stattfindet! „Roter Teppich für junge Kunst“: Das ist sozusagen der Spendierföderalismus in Reinkultur, wo man sagt: Liebe Kunst- und Kulturschaffende! Kommt zur Mutter SPÖ! Ihr bekommt von uns Subventionen. Schaut, wie gut wir zu euch sind! Macht also bitte brav das Kreuzerl wieder! - Das finde ich wirklich unverschämt! Was Sie auch noch fördern, ist: „Eine Stadt. Ein Buch.“ Darauf komme ich noch zu sprechen, weil sie nämlich diese Veranstaltung, die zufälligerweise durch das bis zum Jahr 2013 indirekt der SPÖ-Wien gehörende echo medienhaus durchgeführt wird, auch über die MA 7 fördern. Wieso da etwas zu klein oder zu kurzfristig ist, dass sie hier noch eine zusätzliche Förderschiene brauchen und das noch einmal quasi durch die Partei schleusen, leuchtet mir nicht ein! Außerdem gibt es dann noch Einzelprojekte. - Wissen Sie, ich finde es wirklich ungeheuerlich, wenn man einerseits sagt, dass es Kriterien gibt, nach welchen man Kunst- und Kulturförderung betreibt. In diesem Zusammenhang wiederhole ich noch einmal: Ich bin der Meinung, dass diese nicht detailliert genug sind. Aber diese Debatte haben wir schon geführt. Sie sagen, nein, die Kriterien sind sehr detailliert, Kunst- und Kulturschaffende kennen sich aus, sie können auf der Homepage nachlesen, welche Kriterien sie erfüllen. Dass Sie dann aber selber einen Verein ins Leben rufen, über welchen diese Kriterien umgangen werden können, das finde ich wirklich ungeheuerlich! Deshalb werden wir dieser Förderung sicherlich nicht zustimmen. (Beifall bei den NEOS.) Der nächste Bereich ist der Verein Wiener Kulturservice: Da geht es nicht nur, aber vor allem um das Donauinselfest, und es geht auch um das Maifest. - Dazu möchte ich sagen: Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, und ich war oft auf dem Donauinselfest. Ich sehe durchaus auch den internationalen Ruf, den dieses Festival als großes Open Air Festival hat, keine Frage! Aber man muss das nicht als Parteiveranstaltung inszenieren! Sie könnten auch in der schönsten aller Welten auf die Idee kommen, dieses großartige Festival einmal auszuschreiben, um zu schauen, ob da neue Ideen kommen, und dieses nicht nutzen, um Ihre Gesichter, Ihr Logo und Ihre Mild- und Wohltätigkeit für die Bevölkerung ins Schaufenster zu stellen! Ich finde das nicht redlich! Ich finde es auch nicht redlich, wenn Sie sich in eine Pressekonferenz setzen und wörtlich sagen: „The best things in life are free!“, wenn Sie gleichzeitig vom Steuerzahler 1,8 Millionen EUR wollen, um diese „best things“ mit roten Fahnen dann als „free“ zu verkaufen. Ich finde, das ist eine Politik, die nicht mehr zeitgemäß ist, die nur noch eigennützig ist, die selbstherrlich ist und die meiner Meinung nach abgewählt gehört! (Beifall bei den NEOS.) Man könnte das auch technisch argumentieren. Ich habe mir die Förderunterlagen genau angeschaut: Das ist so schwammig, wie nur irgendetwas! Sie können keine Angaben darin machen, was Sie eigentlich investieren und welche Kosten Sie damit im Bereich des Donauinselfests decken und welche Kosten im Bereich des Maifests! Es gibt auch keine Detail-Infos zu den Bezirksveranstaltungen, die da gefördert werden. Alles ist ganz lapidar, und es steht da eigentlich nichts von Einnahmen, die Sie natürlich schon lukrieren. - Wenn man das also nur rein technisch und nicht einmal politisch betrachtet, dann ist das auch ein Förderantrag, dem wir definitiv nicht zustimmen können! Die ÖVP hat natürlich auch einen Verein. Sie hat nicht nur ein Festival, sie hat nicht nur ihr Stadtfest, sondern sie hat auch einen Verein, das Stadtforum. 109.000 EUR bekommen Sie für 4 Teilprojekte: Stadterlebnis, Stadtaktion, Stadtwirtschaft, Stadtgefühl. - Das finde ich großartig! Ich habe auch ein Stadtgefühl in mir! (GR Mag. Manfred Juraczka: Wir tun etwas für die Leute!) Ich frage mich, ob ich jetzt einen Verein gründen soll und dafür 100.000 EUR bekomme, dass ich das Stadtgefühl kommuniziere! - Diese Vereinsaktivitäten sind überhaupt nicht nachvollziehbar. Wir haben auf die Homepage geschaut. Ich glaube, diese wurde zuletzt vor Jahren aktualisiert. Ich habe es nicht mehr ganz genau, vielleicht finde ich noch etwas in meinen Unterlagen. Es ist jedenfalls schon lange her. Dass Ihnen das nicht peinlich ist, verstehe ich überhaupt nicht. Das ist ein Förderproporz quasi nach Mehrheitsverhältnissen hier im Haus oder auch in den Bezirken bei der dezentralen Kulturförderung, wo durchaus auch die FPÖ oder die GRÜNEN mitnaschen! Im Übrigen kann ich Ihnen berichten, dass jetzt bereits der zweite Bezirksvorsteher an uns herangetreten ist - dieses Mal ein roter, letztes Mal war es ein schwarzer - und gesagt hat, macht halt auch einen Verein, dann könnt ihr auch eure Projekte und quasi eure Liebkinder fördern! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir lassen uns nicht einkaufen! Das ist eine unverschämte Politik, und für diese Art der Politik bekommen Sie bei jeder Wahl den Denkzettel, und das ist gut so! (Beifall bei den NEOS.) Am Schluss noch zu der echo event ges.m.b.h. und zu „Rund um die Burg“: Es ist nicht nachvollziehbar, dass die SPÖ-Wien diese Stadt als Geschäftsmodell benützt. Es ist nicht nachvollziehbar, dass Agenturen und Unternehmungen, die bis vor Kurzem noch über Konstruktionen der SPÖ-Wien gehört haben, auf dem laufenden Band mit Projekten und Aufträgen, mit Propagandaaufträgen, versorgt werden! Das echo medienhaus gehört definitiv dazu. Es ist schon sehr oft darüber geschrieben worden. Wissen Sie, was ein Zufall - oder wie Sie es nennen wollen - ist? - Letzte Woche habe ich das im „Kurier“ kritisiert. Und am Dienstag flattert in die Haushalte das SPÖ-Propagandablattl, das „Wiener Bezirksblatt“ der echo medien, und darin findet sich ein kritischer Artikel zu meiner Person! Ich musste, ehrlich gesagt, herzlich lachen, denn das ist ja wirklich unglaublich! Ich habe überhaupt nichts gegen kritische Artikel! Ich finde sie gut! In diesem Fall habe ich mir zum Inhaltlichen gedacht, na ja, wie auch immer, passt schon! - Aber das ist doch ein merkwürdiger Zufall! Halten Sie dieses Bild, das Sie hier abliefern, nicht eigentlich für eine Politik zum Abgewöhnen? Ich finde das erstens unverschämt, zweitens stimmen wir dem definitiv nicht zu, drittens lassen wir uns nicht einkaufen, und viertens lassen wir uns nicht den Mund verbieten. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr Mag. Ebinger. Ich erteile es ihm. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Diesen Kampf gegen Kulturservice, Stadtimpuls, Stadtforum, Stadtfest und die entsprechende Argumentation kenne ich. Ich bin jetzt schon eine ganze Weile im Gemeinderat und habe diese Argumentation schon viele Jahre immer wieder gebracht. Und Kollegin Meinl-Reisinger hat schon recht: Das prallt hier ab wie an Teflon! Das ist völlig wurscht. Man kann sogar Anträge über Jahre hin formal kritisieren, es wird nichts geändert, es bleiben die gleichen Fehler darin wie im letzten Jahr! Das scheint völlig egal zu sein. - Dieses Selbstverständnis „Diese Stadt gehört uns, und was die anderen wollen, ist eh wurscht!“ wird sich, glaube ich, bald erledigt haben. Nichtsdestoweniger sage ich auch etwas, damit es nicht so aussieht, als ob wir dagegen nie angekämpft hätten. Zum Stadtforum sage ich nichts, wir werden jetzt ohne Wortmeldung dagegen stimmen. Es ist richtig: Es gibt da seit Jahren keine Einträge mehr. Es ist das noch gewissermaßen das Pendant aus einer rot-schwarzen Koalition in Wien. Das ist ein Überbleibsel so wie das Stadtfest. Die Förderung an das Wiener Kulturservice, den Kulturverein der SPÖ, für das Donauinselfest betrug 1,81 Millionen, und genau die Hälfte hat es immer fürs Stadtfest gegeben. Seither haben auch die GRÜNEN mit ähnlicher Vehemenz dagegen angekämpft, bis sie dann in der Regierung waren. Dann haben sie die „Wienwoche“ bekommen, die das halbe Stadtfest kostet, und die ÖVP ist ruhig, weil das halbe Stadtfest noch immer finanziert wird. Ich verstehe das ja menschlich, ich bin ja, wie gesagt, schon lange genug da. Etwas ist aber wirklich arg, und wir könnten in diesem Zusammenhang auch über das Donauinselfest diskutieren. Entschuldigen Sie, Herr Vorsitzender, wir sind jetzt bei Stadtimpuls, aber ich möchte es jetzt gleich miterwähnen, weil ich mich dann nicht mehr zu Wort melde! Man könnte darüber debattieren, ob es vernünftig ist, dass man so etwas fördert oder nicht. Faktum ist, dass es ja auch viele Sponsoren gibt. Das kostet ja tatsächlich viel mehr. Und was mich immer besonders geärgert hat, war, dass wir das manchmal im Juni beschlossen haben, obwohl die Förderung für das 1. Mai-Fest dabei war! Das ist eine Ignoranz der Macht, das trifft gänzlich zu! Wirklich ärgerlich dabei ist, dass damit auch ungefähr eine Viertel Million für diverse - 250 sind angegeben - Grätzl- und Gemeindebaufeste aufgewendet wird. Früher haben Sie noch die Zahlen angeführt, das tun Sie jetzt seit einigen Jahren nicht mehr. Das ist die einzige Änderung, damit es ein bisschen intransparenter wird! Das heißt: Das Wiener Kulturservice erhält praktisch ungefähr eine Viertel Million für irgendwelche Parteiveranstaltungen, und der Steuerzahler muss das zahlen. Dort steht dann: SPÖ-Wien, Wiener Kulturservice, aber zahlen tun wir alle. Diesen Vorwurf kann man auch der ÖVP nicht ersparen, denn im Zusammenhang mit dem Stadtfest gibt es auch einen Verein Stadtfest, der diverse Veranstaltungen ausrichtet, allerdings erhält er dafür nicht eine Viertel Million und auch nicht die Hälfte, sondern nur mehr ein Viertel davon. Aber 50.000 oder 60.000 EUR bekommen sie auch noch, und bei der Förderung des Stadtfestes ist das auch noch extra ausgewiesen. Das ist der Grund, warum wir seit Jahren immer dagegen sind. Gegen das Donauinselfest an sich haben wir aber natürlich nichts. Jetzt komme ich noch kurz zum Verein Stadtimpuls: Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass da praktisch die Kriterien der MA 7, die Transparenzkriterien und Förderungskriterien, außer Kraft gesetzt werden, indem das einfach einem Verein übertragen wird. Übrigens ist der Chef dieses Vereins Ditmar Wenty im Vorstand der SPÖ-Margareten und war vorher immer Bezirksrat in Margareten. - Es handelt sich also eindeutig um einen parteinahen Verein! Wenn man sich den Akt durchliest, dann kann man über die „herausragende Arbeit“, und so weiter lesen, und einmal hat mir der Herr Stadtrat zur Antwort gegeben, dass er das nicht versteht, das sei doch gang und gäbe. - Ja, was soll ich machen?! Es trifft übrigens auf diesen Verein auch zu, dass 2014 die letzte Interneteintragung gemacht wurde. Ich meine, für 435.000 oder 436.000 EUR ist das doch ein bisschen schleißig! Für 2010 und für 2014 findet sich etwas darin. Im Akt steht hingegen sehr wohl etwas! Im Akt findet sich etwas über „Wien lebt. Vienna Open.“ - Es ist eigentlich ganz einfach! Man wählt allgemeine Larifari-Themen, in die man immer etwas hineinpacken kann! Noch etwas Interessantes gibt es da: Designer und Street Food Pop-up. Auf der nächsten Seite ist es sogar beschrieben: „Die junge Designer- und GestalterInnen-Szene trifft sich immer öfter auf Märkten und Off-Spaces, um sich auszutauschen“ - Bla bla. Weiter heißt es: „Nach zwei Jahren erfolgreicher Präsentation möchte Stadtimpuls auch im Jahre 2016 jungen Designern einen Platz auf dem Donauinselfest zur Verfügung stellen.“ - Und zwar oberhalb der Festbühne. Von den 436.000 EUR werden 55.000 EUR aufgewendet, damit junge Designer auf dem Donauinselfest, das mit 1,8 Millionen gefördert wird, dort auch noch etwas aufstellen können. - All das ist unglaublich intransparent! „Donaukanaltreiben“ wird extra noch einmal gefördert. „Eine Stadt. Ein Buch.“, das geht wieder an den echo Verlag, wieder 25.000 EUR. Was auch sehr störend ist, das haben wir schon in den Gesamtanträgen bekrittelt, sind diverse neue Einzelprojekte von 54.000 EUR. 54.000 EUR ist ein Betrag, der es nicht mehr rechtfertigt, dass man nur hinschreibt: „diverse neue Einzelprojekte“. Der „Rote Teppich für junge Kunst“ bekommt auch eine Förderung, 20.000 EUR. Ich habe schon im Ausschuss gesagt, ich bin nicht gegen den „Roten Teppich für junge Kunst“, ich bin gegen diese Intransparenz der Fördervergabe. Ich kann nicht hergehen und die Kriterien außer Kraft setzen, indem ein SPÖ- Bezirksrat einen Verein macht und dort 436.000 EUR - nicht nach seinem Gutdünken, das wird er sicherlich nicht machen, sondern dort, wo der Herr Stadtrat das nicht so hergeben kann, wird auf die andere Weise nachgeholfen. Das ist dieser Selbstbedienungsladen, den es aufzuklären gilt. Es ist aber gleichzeitig auch deprimierend für die Leute, die das bekommen, denn „Roter Teppich für junge Kunst“ bedeutet ja nur, dass man einen Teppich ausrollt, das hat ja nichts mit Parteipolitik zu tun. Aus meiner Sicht geht es darum, dass man junge Künstler fördert. Warum kann man denn denen keine Subvention geben? Warum müssen die denn da um ein bisschen betteln, dort um ein bisschen betteln? - Da kann man doch dazu stehen. In meinen Augen ist das etwas völlig Unpolitisches, das wir unterstützen würden. Ich sage das jetzt auch öffentlich: Wir würden das unterstützen. Hier geht es darum, dass man junge Künstler fördert, unabhängig von irgendwelchen politischen Richtungen. Warum muss das so komische Wege einschlagen? - Da ein bisschen, dort ein bisschen, das verstehe ich nicht. Ich glaube auch, manchmal macht man sich da selber verdächtig, wenn man diese Art und Weise der Subventionsvergabe macht. Jedenfalls werden wir dem Verein Stadtimpuls wie immer nicht unsere Zustimmung geben. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, möchte ich festhalten, dass wir beim Misstrauensantrag offenbar ein Ergebnis haben (GR Mag. Wolfgang Jung: … das nicht stimmen kann!), das nicht stimmen könnte. Ich habe daher die Landtags- und Gemeinderatskanzlei gebeten, noch einmal zu zählen. Es kann sein, dass wir eine Ja-Stimme zu viel und eine Nein-Stimme zu wenig haben. Es kann sein, dass das durch Kraus und Krauss irgendwie passiert ist. Wir schauen uns das jetzt neuerlich an. Ich darf jetzt aber der nächsten Rednerin, Frau GRin Bluma, das Wort erteilen. GRin Susanne Bluma (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Was bitte genau ist ein SPÖ-Verein? Was ist ein SPÖ-Verein? - Jeder in dieser Stadt, in diesem Land kann einen Verein gründen, es gibt Statuten dafür. Sie regen sich auf, weil es sich um SPÖ-Vereine handelt. Jetzt weiß ich nicht genau, was damit gemeint ist. Ein Mensch, der sich ideologisch zur SPÖ hingezogen fühlt, darf nicht in einem Verein mitarbeiten, oder meinen Sie Funktionärinnen und Funktionäre der SPÖ oder Bezirksräte - es ist die Funktion des Bezirksrates angesprochen -, meinen Sie Gemeinderätin? - Ja, ich bin auch Vorsitzende eines Kulturvereins in Floridsdorf, eines Bezirkskulturvereins. Meinen Sie das? (Ruf: Wieviel kriegen Sie?) - Habe ich nicht das Recht, in einem Kulturverein tätig zu sein? (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Oh ja! Aber Sie bekommen unter Umständen Förderung!) - Dieses Recht sprechen Sie mir ab. Das heißt, Sie schließen einen Teil der Bevölkerung von dem Recht, eine Funktion, eine ehrenamtliche Funktion in einem Verein zu haben, aus. Sie schließen das aus, dezidiert für die SPÖ und für die ÖVP. Das wurde heute genannt. Nun, meine sehr geehrten Damen und Herren, so kann es wohl nicht sein. Jeder Mensch in dieser Stadt, in diesem Land hat das Recht, in einem Verein ehrenamtlich tätig zu sein, Punkt 1. (Beifall bei der SPÖ.) Ich weiß aber, was Sie wirklich stört. Es stört Sie … (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Der Griff in die Kasse, das stört uns!) - Jetzt rede ich, ich bin am Wort, lieber Kollege! Ich bin am Wort, Sie dürfen dann reden, ja, dann schreie ich auch nicht rein. Das ist unhöflich! Sie haben keine Manieren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz.) - Solange Sie schreien, rede ich nicht! (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Ist das eine Aufforderung?) - So, ist es jetzt aus? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf Sie bitten, wenn Sie etwas zu sagen haben, geben Sie eine Wortmeldung ab. Lassen Sie die Frau Kollegin bitte aussprechen! GRin Susanne Bluma (fortsetzend): Ich glaube zu wissen, was Sie wirklich stört. Sie haben nämlich ganz besonders, und das machen Sie ja jedes Jahr, unsere Bezirksveranstaltungen kritisiert, die Grätzelfeste, die Feste im Gemeindebau; das ist es, was Sie stört. Kunst und Kultur hat etwas ganz Wesentliches, es verbindet Menschen. Es fördert ein friedliches Zusammenleben, und das ist es, was Sie stört. Sie wollen nicht dieses friedliche Zusammenleben in unserer Stadt fördern. Sie wollen nicht, dass die Menschen sich treffen, einander kennen lernen, Ängste und Barrieren abbauen. Sie wollen genau das Gegenteil, und deswegen, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, bekämpfen Sie genau diese Förderungen. (Beifall bei der SPÖ.) Diese Förderungen, die Veranstaltungen unterstützen, die dort stattfinden, wo die Menschen leben, wo die Menschen wohnen. Denn Leben ist nicht nur Wohnen und Arbeiten zugleich. Leben ist vor allem Kunst und Kultur in dem Bereich zu haben, wo man zu Hause ist, wo man wohnt. Ob aktiv - auch solche Veranstaltungen werden gefördert - Künstlerinnen und Künstler, die sich selber als solche noch gar nicht bezeichnen, zu unterstützen, aber allen Menschen in dieser Stadt, auch in den Außenbezirken, auch in den Stadterweiterungsgebieten, den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Das wollen Sie nicht! Dagegen sind Sie, und deswegen kommen Sie Jahr für Jahr und stellen sich da raus und reden von irgendwelchen SPÖ-Vereinen. Ja, wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten bekennen uns zu Kultur für Menschen, für alle Menschen in dieser Stadt! Wir haben einen niederschwelligen Zugang zu Kultur, und dagegen sind Sie und dagegen stehen Sie auf. 2 Prozent des Budgets dieser Stadt fließen ins Kulturbudget, und ganz, ganz vieles kommt zurück. Vieles ist monetär festmachbar, anderes nicht, anderes drückt sich in einem guten Miteinander und in einem Zusammenleben aus. Jeder Euro dieser Projekte ist gut investiert, und ich ersuche Sie um Unterstützung für diese Subventionen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Mag. Meinl-Reisinger gemeldet. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das nutzt nichts, die sind unbelehrbar!) - Drei Minuten Redezeit. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Frau Kollegin, Sie haben gemeint, ich hätte gesagt oder gemeint, dass ich es für problematisch erachte, wenn sich MandatsträgerInnen und Funktionärinnen und Funktionäre der SPÖ in Vereinen engagieren und damit implizit ausgedrückt, dass ich etwas gegen Vereinsfreiheit sagen würde. Das ist nicht der Fall. Vereinsfreiheit ist ein hohes Gut, ein Bürgerrecht, dem gerade wir NEOS sehr verbunden sind. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Recht, Vereine zu gründen und dem sich Selbstbedienen beim Steuertopf. Das habe ich kritisiert. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über Postnummer 8. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Dieser Antrag wird mit Stimmen der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ und NEOS angenommen. Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, darf ich bekannt geben, dass wir uns um eine Stimme bei der Auszählung des Misstrauensantrags geirrt haben. Es tut mir sehr leid. (GR DDr. Eduard Schock: Zu euren Gunsten!) - Es ist nicht Absicht gewesen, das Ergebnis bleibt aber gleich. Der Misstrauensantrag ist abgelehnt, aber es sind nun 59 Nein-Stimmen und 37 Ja-Stimmen. Wir haben das jetzt nochmal anhand der Listen nachgezählt, ich entschuldige mich dafür, es war keine böse Absicht. Wir werden uns bemühen, dies das nächste Mal komplett richtig zu machen. Es gelangt nunmehr Postnummer 9 zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Wiener Kulturservice. Es liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wer der Postnummer 9 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Mit Stimmen der SPÖ, der GRÜNEN und der ÖVP mehrstimmig so angenommen; gegen die Stimmen der FPÖ und NEOS. Wir kommen zur Postnummer 10 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Stadtforum. Auch hier liegt keine Wortmeldung vor. Wer dieser Postnummer zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen der ÖVP, der SPÖ, der GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ und der NEOS. Daher ist der Antrag angenommen. Bevor ich den Vorsitz übergebe, möchte ich aber auch die Gelegenheit nützen - zwar außer Protokoll, das sage ich auch, aber doch -, einen sehr verdienten Beamten des Hauses, der heute seine letzte Gemeinderatssitzung mitverfolgt, zu verabschieden. Lieber Bernhard Denscher, alles Gute für die Pension und danke für deine tolle Arbeit für die Stadt Wien! (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Diesen Glückwünschen an Dr. Denscher kann ich mich nur anschließen. Weiter in der Tagesordnung: Es gelangt nunmehr Postnummer 12 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die echo event ges.m.b.h. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Woller, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen im Haus! Wir werden der Postnummer 12 an die echo event ges.m.b.h. nicht zustimmen. Ich möchte eingangs aber betonen, dass wir Freiheitliche grundsätzlich diese Buch- und Leseförderungsaktion rund um das Burgtheater gutheißen. Wir sind natürlich auch für Kunst- und Kulturförderung, wogegen wir aber sind, das ist die Förderung von Parteiveranstaltungen. Diese sollten bitte aus dem Parteibudget bezahlt werden und nicht mit allgemeinen Steuergeldern. Das ist auch der Grund, warum wir diese Subvention nicht unterstützen, weil wir eben, wie gesagt, Subventionierung parteinaher Institutionen und die Intransparenz beim Umgang mit Steuergeldern ablehnen. Anscheinend gibt es bei der SPÖ offenbar noch immer die fixe Idee, dass es zwischen Partei und der Stadt Wien keinen Unterschied gibt, dass man dort schalten und walten kann, wie es einem gefällt. Aber jetzt zum gegenständlichen Subventionsnehmer, die echo event ges.m.b.h.: Ich habe mir den Antrag angeschaut und interessanterweise ist der Antragsteller die echo event ges.m.b.h., die Subvention selbst soll aber nicht auf das Konto der echo event ges.m.b.h. fließen, sondern auf das Konto ihrer Muttergesellschaft, nämlich die echo medienhaus ges.m.b.h. Eigentümer der echo medienhaus ges.m.b.h. ist die FFPG Beteiligungs GmbH. Im Gesamten versteht man unter diesem Firmenkonglomerat kurz das echo medienhaus. Dieses Medienhaus, das von Gratispostkarten, Werbung, Krimis, Events alles anbietet, wissen wir, pflegt die besten Beziehungen zur Stadt Wien. Wir wissen auch, dass die Wien Holding zu den besten Werbekunden der von echo produzierten Magazine gehört. Deshalb stellen sich für mich bei diesem Subventionsantrag zwei Fragen: Erstens: Warum ist der Geldempfänger nicht auch der Antragsteller? Zweitens: Warum hat es bei diesem Fest „Rund um die Burg“ keine Ausschreibung gegeben? - Für mich kann ich die erste Frage, warum der Geldempfänger nicht der Antragsteller ist, nur insofern beantworten, als dass es die Stadt Wien bei der Vergabe von Subventionen an die eigenen Profiteure offenbar nicht ganz so genau nimmt. Vor allem widerspricht es den Förderrichtlinien, aber das schert offenbar auch niemanden. Wie meine Vorrednerin schon gesagt hat, stand das Medienhaus bis Ende 2013 im Eigentum der Wiener SPÖ. Diese musste damals die Beteiligungen gezwungenermaßen verkaufen, da das neue Parteiengesetz für die Sozialdemokraten unangenehme Folgen gehabt hätte. Denn ohne den Verkauf hätte man beim Rechnungshof die vielfältigen Geschäftsbeziehungen der Stadt Wien und deren Ableger mit dem Medienhaus offenlegen müssen. Das war an Transparenz dann doch zu viel, das wollte man nicht. Also ging man schnell auf die Suche nach Käufern, und die wurden auch gefunden und zwar aus dem roten Netzwerk, bekennende Rote, nämlich Herrn Anton Feistl senior und Herrn Feistl junior, Christian Pöttler und Hermann Gugler. Hermann Gugler war über Jahre Haus- und Hof-Steuerberater der SPÖ und des echo Verlages. Außerdem ist er Aufsichtsratsvorsitzender des SPÖ-nahen Wiener Bauträgers Sozialbau, also ein echter Roter. Christian Pöttler, Bruder des ehemaligen Sprechers von Alfred Gusenbauer, steht seit über 20 Jahren in den Diensten der SPÖ. (GR Christian Deutsch: Der Bruder!) - Der Bruder, das habe ich ja gesagt, der Bruder des Christian Pöttler. Ja, Christian Pöttlers Bruder war der ehemalige Sprecher von Alfred Gusenbauer, er selbst steht seit 20 Jahren in den Diensten der SPÖ. Begonnen hat er beim SPÖ-eigenen Wiener VWZ Verlag und ist dann später Geschäftsführer (GR Christian Deutsch: Ja und?) der echo event ges.m.b.h. und der echo medien ges.m.b.h. geworden. Es geht genau darum: dieser Parteienfilz, Griff in die eigene Kasse. Als Geschäftsführer des echo medienhaus war er damals der strahlende Stern am Himmel über dem roten Unternehmen Rathaus. Im Branchenmagazin, „Extradienst“ wurde er als roter Tycoon bezeichnet. Der neue Eigentümer Anton Feistl hat auch gesagt, natürlich wird die Stadt Wien weiterhin Kunde sein, und man wird auch für andere Kunden offen sein, was Pöttler schnell verneinte, weil er gesagt hat, von der FPÖ nehmen wir keinen Cent. Das heißt, wir sind zwar für alle da, aber nicht für die FPÖ. Schon was vom Diskriminierungsverbot gehört? - Offenbar nicht. Gearbeitet wird nur für die Roten, und von denen kassiert man auch. Dieses echo medienhaus ist ein Kommunikationskonzern, dessen Geschäftsmodell ausschließlich darauf ausgerichtet ist und war, den Bürgern und Bürgerinnen der Stadt Wien die Segnungen der SPÖ-Kommunalpolitik näherzubringen, verdeckt über journalistische Formate, über Werbung und Veranstaltungen. Zu den Formaten gehört das „Bezirksblatt“, in dem dann gleich ein kritischer Artikel über die Kollegin erscheint, wenn sie sich über den Parteifilz mokiert, weiters das in den öffentlichen Verkehrsmitteln aufliegende „vormagazin“, das Event-Magazin „wienlive“. Darüber hinaus betreiben sie einen Buchverlag, eine PR-Schiene und organisieren Events aller Art, unter anderem auch das Event „Rund um die Burg“. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Ah! Endlich!) - Na ja, wer ist denn Subventionsnehmer? - Über diesen reden wir. (Neuerlicher Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) - Wir reden genau über den Subventionsnehmer, wer ist er denn? - Roter Parteifilz. In Wien verschwimmen die Grenzen zwischen den Interessen der SPÖ und jenen der Stadt, da hält man auch von Ausschreibungen nichts. Genau da sind wir wieder bei dem Filz, unter dem die Stadt zu ersticken droht. Genau der Filz, aus dem die Wohlfahrtsträume der SPÖ gewoben sind. (GR Kurt Wagner: Meischberger und Konsorten, das sind eure! Seelenverkäufer in Kärnten!) Sehr geehrte Damen und Herren! Wir bekennen uns zur Förderung von Projekten, die sich durch hohe Qualität und Professionalität auszeichnen. Aber was wir nicht unterstützen, ist die skandalöse Förderungspolitik in diesem Haus. Und skandalös vor allem deshalb, weil sich Rot und Grün trotz mehrmaliger Aufforderungen weigern, die Liste der verwehrten Förderungen vorzulegen. Das ist die Transparenz, von der Sie reden, die es nicht gibt. (Beifall bei der FPÖ.) Und solange der Subventionsbetrieb der Stadt Wien nach dem Gießkannenprinzip vorgeht, die völlige Intransparenz herrscht und ohne Ausschreibungen ausschließlich parteinahe Institutionen gefördert werden, stimmen wir solchen Subventionen nicht zu. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste ist Frau GRin Ludwig-Faymann zu Wort gemeldet. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, in was Sie sich da jetzt hineingesteigert und hineingeredet haben. Grundsätzlich geht es bei dieser Postnummer um „Rund um die Burg“. „Rund um die Burg“, ein sehr erfolgreiches Literatur-Event, Literaturfest, das seit ganz vielen Jahren in dieser Stadt stattfindet. Ich lade übrigens alle herzlich ein, wieder hinzukommen. Ich weiß nicht, ob Sie sich wenigstens das Programm angeschaut haben, was dieses Jahr dort wieder stattfindet - auf höchstem Niveau, sehr toll, großartig. Ich habe es mir aufgeschrieben, vom 3. bis 6. Juni. Kommen Sie zur Burg, schauen Sie sich das an! Nur damit wir wissen, wovon wir reden: Wir reden von einem 2-tägigen Literaturfest über Literatur - ich glaube, ein großes Thema für eine Stadt wie Wien. Die Subvention beträgt 31.000 EUR für ein 2-tägiges Event. Meines Erachtens ist das eigentlich eine relativ geringe Summe, und es ist toll, dass zumindest bei diesem Projekt das meiste, was die offensichtlich brauchen, über Sponsoren hereingebracht wird. Das freut uns natürlich sehr. Ich lade Sie nochmal ein. Übrigens, echo, das haben Sie eh selber gesagt, hat mit der SPÖ-Wien nichts zu tun. (Heiterkeit bei den NEOS.) - Ich lade sie nochmals herzlich ein, am 3. Juni dort hinzukommen. Ja, Sie lachen, aber das ist so. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Wir haben das Jahr 2016 und alles, was die Frau Kollegin … Wobei zum Teil habe ich mich selber nicht ganz ausgekannt. Ich kenne auch nicht alle Namen, ich sage es Ihnen ganz ehrlich. Trotzdem komme ich jetzt wieder zu „Rund um die Burg“. Waren Sie schon einmal dort beim Festival, Frau Kollegin? Haben Sie es sich angeschaut? (Zwischenruf von GRin Mag. Ulrike Nittmann.) - Ah eh, na gut. Vielleicht treffen wir uns heuer wieder. Ich freue mich schon auf den 3. Juni. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Ich komme somit zur Abstimmung über die Postnummer 12. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist gegen die Stimmen von NEOS und FPÖ mit den Stimmen von SPÖ, GRÜNEN und ÖVP mehrheitlich, mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 15 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft Subventionen an Sportorganisationen und sonstige Institutionen aus den Sportförderungsmitteln 2016. Ich bitte Herrn Berichterstatter Mag. Reindl, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Thomas Reindl: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Ich persönlich bin ein sehr großer Sport-Fan und ich hoffe, es wird im Haus niemals eine Diskussion darüber geben, den Sport im Allgemeinen nicht zu fördern. Im Sport muss es aber auch bei den Förderungen klare Spielregeln geben, und wenn diese Spielregeln nicht eingehalten werden, muss es Konsequenzen geben. Es handelt sich um Steuergeld der Bürgerinnen und Bürger, mit dem wir verantwortungsvoll umgehen müssen. In dem zu diskutierenden Geschäftsstück geht es um zwei Sportförderungen durch die MA 51, in der die Spielregeln leider nicht eingehalten werden. Deswegen können wir hier nicht zustimmen. Die Gründe sind bei beiden Anträgen unterschiedlich, aber beide Förderanträge haben doch eines gemeinsam: Die Antragsteller sind im roten ASKÖ organisiert. Das soll den Zugang zu diesen nicht unwesentlichen Förderungen, immerhin 20.000 EUR beziehungsweise 25.000 EUR, natürlich nicht erschweren, aber es gibt für mich ganz klar einen Fehler im System. Wir haben in Österreich ein Sportförderungssystem, das erstens in hohem Maße ineffizient und zweitens parteipolitisch durchsetzt ist. Ein System, das sich ganze 3 Bundesdachverbände mit 28 Landesorganisationen leistet. In Wien gibt es sogar zwei rote Dachverbände. Dieses System mit einer Doppelstruktur aus Dach- und Fachverbänden auf Bundes- und Landesebene verschlingt Unsummen an Verwaltungs-Overheads, und das Geld kommt somit nicht bei den Sportlern an der Basis an, wo es meiner Meinung nach dringend benötigt wird. Dieses überbordende System gewährleistet lediglich den Zugriff der Politik auf den Sport, und das halte ich für falsch. Von dieser Aufteilung des Landes - wir haben es bei der Kulturförderung jetzt ja auch schon gehört - in eine rote und eine schwarze Hälfte haben die Menschen die Schnauze voll und auch sehr viele Sportler die Schnauze voll. Aber zurück zum Geschäftsstück: Weder haben wir etwas gegen die Förderung eines Rudervereins noch gegen die Nachwuchsförderung beim Basketball. In einem effizienten und transparenten Förderwesen würde für alle diese Maßnahmen für den Breitensport am Ende des Tages wesentlich mehr übrig bleiben, und das ist mein Interesse. Es ist sehr zu begrüßen, dass es beim Sportamt zumindest verschriftlichte und öffentliche Förderrichtlinien gibt. (Der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe.) - Ich zeige sie jetzt kurz nochmal her, denn offensichtlich haben Sie sie sich nicht angesehen. - Das gibt es nicht in jedem Förderbereich, das finde ich gut. Nur, wenn man Förderrichtlinien hat, dann sollte man sich zumindest an sie halten, und in diesem Fall ist das leider nicht passiert. Die beiden hier verhandelten Förderungen fallen beide unter die Kategorie „Sonstige Sportförderung“, und in beiden Fällen werden die Förderrichtlinien nicht eingehalten. Der Ruderverein STAW sucht um Förderung zur Anschaffung eines Doppelzweiers für die Olympia-Vorbereitung zweier Sportler an. Nun wird im Antrag versucht darzulegen, dass wohl auch andere Vereinsmitglieder irgendwann einmal dieses Schinakl oder dieses Boot nutzen können. Im Vordergrund steht aber die Förderung zweier Spitzensportler. Würde es um Breitensport gehen, wäre auch nicht die Anschaffung eines neuen Wettkampfgerätes notwendig. Die Förderrichtlinien in diesem Bereich sind wirklich eindeutig, ausdrücklich nicht förderungswürdig sind Einzelsportler im Profisport. Für diesen Bereich sind die Mittel der Bundessportförderung vorgesehen, und an diese Spielregeln sollte man sich auch halten. Deswegen können wir nicht zustimmen. Ähnlich gelagert ist es bei der Förderung für Basket2000. Hier geht es zumindest unter anderem im Förderantrag um Schul- und Integrationsprojekte. Beides unglaublich wichtig, das möchte ich betonen. Hier sagen wiederum die Förderrichtlinien der MA 51, dass das ausdrücklich nicht in der Sportförderung abgedeckt wird. Dem zuzustimmen, wäre meiner Meinung nach so ähnlich, wie wenn man einen Schiedsrichter, in welcher Sportart auch immer, einfach overruled. Es gibt Regeln, und an die muss man sich halten. Die Regeln werden hier auch nicht eingehalten. Zufällig und zusätzlich haben wir im Fall Basket2000 eine ganz eindeutige SPÖ-Parteinähe - diese ist ja schon sehr stark diskutiert worden -, die über eine reine Mitgliedschaft im ASKÖ hinausgeht. Auf der Website von Basket2000 findet man unter den Partnern unter anderem „I am RED“. Das ist, wer es nicht weiß, Sie wissen es bestimmt, die Jugendschiene der SPÖ-Wien. Unter diesem Titel wird ja auch die Wiener Käfigmeisterschaft abgehalten, eine Veranstaltung der SPÖ in Zusammenarbeit mit der von der Stadt geförderten Einrichtung, die letzten Endes dem Jugendwahlkampf der SPÖ dient. An sich eine super Initiative für den Straßensport, aber definitiv abzulehnen, wenn das mit Fördergeld von Parteienwerbung gemacht wird. Zumindest zwei Drittel aller Österreicher betreiben zumindest gelegentlich Sport, sagen Sie. Wir wollen erstens, dass es mehr werden und zweitens, dass alle Sporttreibenden innerhalb und außerhalb von Vereinen die besten Voraussetzungen für Sport vorfinden. Dafür braucht es Transparenz und klare Regeln bei der Sportförderung statt aufgeblasene Apparate. Am Ende möchte ich noch kurz auf den Antrag der FPÖ eingehen, den Sie hier einbringen. Wir können dem leider auch nicht zustimmen, weil es geht hier auch ganz klar um Angelegenheiten des Bundes, und in Wien hat dieser Vorschlag leider nichts verloren, obwohl ich sage, jeder Sponsor und jedes Unternehmen, das sich um Sportler kümmert, finde ich ganz großartig und auch sehr unterstützenswert. Aber wie gesagt ist das eine Bundesangelegenheit wie auch die bereits zitierten Förderrichtlinien sagen. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster ist Herr GR Kops zu Wort gemeldet. GR Dietrich Kops (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde es ganz kurz machen: Rot und Grün werden sich wundern, wir werden diesen beiden Förderungen aus prinzipiellen Gründen zustimmen. Wir können zwar die Kritik der NEOS verstehen, teilen sie auch, aber mittlerweile ist es schon so: Fördern Sie bitte nur Sportvereine, fördern Sie Sportler. Da wird wenigstens mit dem Fördergeld, mit dem Steuergeld etwas Sinnvolles gemacht. Nicht so im Vergleich zu anderen Grauslichkeiten im Kulturbereich, wo Sie ja Fördergelder nach Willkür vergeben. Wir werden diesen beiden Förderansuchen zustimmen. Was mir aber bei dieser ganzen Fördergeschichte fehlt, ist ein großer Bereich, und diesbezüglich werde ich auch einen Antrag einbringen. Gerade im Sportbereich fehlt mir für Sportler, Athleten, Spitzensportler, die in einer nicht so populären Sportart tätig sind, aber auch für Trainer, die nach ihrer Karriere vor dem Nichts stehen, die gezielte Unterstützung, die gezielte Förderung von Unternehmen, gerade in Wien. Ich bin nicht der Meinung meines Vorredners. Man könnte auf Wiener Ebene schon etwas unternehmen, denn 2015 waren es zum Beispiel, zwar österreichweit, aber da ist Wien auch beinhaltet, 589 Spitzensportler und auch Trainer - die Trainer sind davon natürlich auch betroffen -, die keinen Arbeitsplatz hatten, und 72 Spitzensportler und Trainer waren in diversen Schulungen. Deswegen bringe ich einen Beschlussantrag betreffend Vereinbarkeit von Sport, Beruf und Wirtschaft ein. Ich ersuche den zuständigen Stadtrat für Unternehmen beziehungsweise Arbeitgeber, entsprechende Förderungen sicherzustellen, diese Spitzensportler auszubilden beziehungsweise ihnen eine Arbeitsstelle zur Verfügung zu stellen. In formeller Hinsicht ersuche ich um sofortige Abstimmung. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster ist Herr GR Baxant zu Wort gemeldet. GR Petr Baxant, BA (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Bevor ich zu meinen Ausführungen komme, darf ich mich auch recht herzlich beim Herrn Bernhard Denscher bedanken, von dem ich in den letzten zehn Jahren sehr viel über Kulturpolitik gelernt habe und von dem ich in den nächsten Jahren sehr viel hätte lernen können über Diplomatie und sanfte Ausdrucksweise. Jedenfalls danke ich Ihnen sehr dafür, dass Sie in den letzten zehn Jahren, in denen ich dabei war, hier gewirkt haben. Ich habe sehr viel von Ihnen gelernt. Ich danke Ihnen sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Jetzt zum Sport und kurz zu Kollegen Ornig: Grundsätzlich kann ich Ihre Kritik nachvollziehen, wenn wir uns darauf einigen können, dass wir sagen, in Österreich wird grundsätzlich zu wenig Geld in den Sport investiert, sowohl in den Amateursport als auch vor allem in den Profisport. Da gibt es, glaube ich, sehr viel Nachholbedarf, und ich bin der Letze, der sich dagegen wehren würde, Förderkriterien vielleicht neu zu überdenken, sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene, denn im Grunde kann man auch den Profisport nicht sich selbst überlassen. (Beifall von GR Markus Ornig, MBA.) Auch das ist ein ganz wichtiger Teil des gesamten Sports, denn man braucht natürlich auch für die Kinder, für den Nachwuchs, für die Jugendlichen Lokomotiven und zugkräftige Sportler und Sportlerinnen, und das sind ganz einfach Profis. Deswegen glaube ich schon, dass wir da ein bisschen Handlungsbedarf haben. Ich werde da auch quasi bei uns nicht locker lassen, immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir uns weiterentwickeln müssen. Grundsätzlich möchte ich aber schon betonen, wir beschließen heute zwei Förderungen, die weder einen Dachverband noch einen Fachverband betreffen, sondern zwei Vereine. Diese zwei Vereine, sowohl der Ruderverein als auch der Basketballverein, Basket2000 - das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, ich kenne diesen Basketballverein -, machen sehr gute Arbeit. Basket2000 macht natürlich Integrationsarbeit, macht natürlich auch Bildungsarbeit, aber vor allem ist es Nachwuchssport. Dort lernen Kinder zum Teil zum ersten Mal, wie man einen Purzelbaum macht. Wir wissen, dass es in unseren Schulen Kinder gibt, die mit zwölf Jahren immer noch nicht wissen, wie man springt, wenn man einen Purzelbaum macht. Das lernen sie in diesen Vereinen, in denen sehr viele ehrenamtliche Aktivisten und Aktivistinnen und Trainer und Trainerinnen tätig sind. Es sind wirklich sehr viele Menschen, die das ehrenamtlich in ihrer Freizeit tun, und wenn wir als Stadt Wien das mit diesem geringen Betrag, den wir heute beschließen, mitermöglichen können, dann sollten wir das tun. In diesem Sinn bitte ich um Zustimmung zu diesem Poststück und bedanke mich recht herzlich für die Aufmerksamkeit. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat auf sein Schlusswort verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung der Postnummer 15. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das sind ÖVP, FPÖ, GRÜNE und SPÖ gegen die Stimmen der NEOS, mehrstimmig angenommen. Es liegt mir ein Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Kops, Schweiger-Stenzel, Ebinger, Nittmann, Reif und Unger betreffend Vereinbarkeit von Sport, Beruf und Wirtschaft vor. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen von SPÖ, GRÜNEN und NEOS; nicht angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 16 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein karlsplatz.org - Verein zur kulturellen Vernetzung und Belebung des Kunstplatzes Karlsplatz. Es liegt mir keine Wortmeldung vor. Damit kann ich gleich zur Abstimmung kommen. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Aktenstück die Zustimmung geben wollen, die Hand zu heben. - Das ist offensichtlich gegen die Stimmen der ÖVP; mehrstimmig gegen die Stimmen der ÖVP angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 17 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschluss einer Mehrjahresvereinbarung mit der Medizinischen Universität Wien. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Woller, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Wie Sie wahrscheinlich wissen, setzen wir NEOS uns für eine Erhöhung des Forschungsbudgets ein. Ganz prinzipiell finde ich das wichtig. Was aber nicht ganz klar ist, ist der Wirrwarr der Förderstellen, der unterschiedlichen Magistratsabteilungen, WWTF und sonstige Stellen, die fördern. Das heißt, hier fehlt einerseits eine klare Förderstrategie von der Stadt Wien und in dem ganz konkreten Akt fehlen uns auch weitere Unterlagen, damit wir zustimmen können. Wir haben auch angefragt, diese Unterlagen zu bekommen. - Wir haben sie nicht erhalten. Das ist zum einen die Kostenkalkulation des Forschungsprojekts, das ist die genaue Beschreibung der Projekte, das ist ein Zeitplan, das sind die bisher abgeschlossenen Projekte. Diese Unterlagen haben wir nicht bekommen. Dementsprechend können wir dem auch nicht zustimmen, obwohl prinzipiell das Forschungsanliegen durchaus berechtigt ist, hier in diesem Fall bei TCM auch zu überprüfen, ob es eine Wirkung hat oder nicht. Prinzipiell sehe ich den Lehrgang, den es an der Uni Wien gibt, durchaus für problematisch, weil TCM ja keine anerkannte Heilmethode ist. Das ist aber nicht der Grund unseres Ablehnens, sondern weil wir nicht die entsprechenden Unterlagen bekommen haben. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste ist Frau GRin Mag. Straubinger zu Wort gemeldet. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Kollege, ich finde, es ist im Akt relativ ausführlich beschrieben, worum es geht, nämlich die verschiedenen Forschungsgruppen und die verschiedenen Themen, über die geforscht wird. Es ist eine sehr geringe Summe, um die es geht, nämlich 31.000 EUR. Und es gibt, das möchte ich auch noch hinzufügen, sehr wohl eine Forschungsstrategie der Stadt, die nämlich erst im letzten Herbst beschlossen wurde, nämlich „Innovatives Wien 2020“, in der ganz klar die Leitlinien dargelegt sind, wie Forschungsförderung und die Unterstützung von Innovation und Forschung in der Stadt passieren. Ich glaube, Sie könnten diesem Akt zustimmen. Seit 2.000 Jahren ist TCM eine durchaus anerkannte Heilmethode, sogar so weit anerkannt, dass die WHO im Jahr 2002 eine Liste von 28 Krankheitsbildern aufgelegt hat, für die Akupunktur als anerkannte Heilmethode gilt. Ich bitte daher auch um Zustimmung zu diesem Forschungsprojekt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 17. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist gegen die Stimmen von NEOS, mit Stimmen von ÖVP, FPÖ, GRÜNEN und SPÖ so angenommen. Damit ist die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung erschöpft. (Schluss um 20.39 Uhr.) Gemeinderat, 20. WP 29. April 2016 8. Sitzung / 2