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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 65 von 121

 

Krankenhaus im eigenen Bezirk um die Ecke nicht wegzudenken, so ist es zuerst sehr schwer zu verstehen, weshalb jetzt ein ganz anderes Krankenhaus anderswo, das sich auf eine Erkrankung spezialisiert, an seine Stelle tritt. Ob das alte Krankenhaus die beste Lösung geboten hat, können PatientInnen nicht immer erkennen.

 

Verzeihen sie mir einen simplen Vergleich, aber vor der neuen Mariahilfer Straße war die Empörung gigantisch, und jetzt ist sie nicht mehr wegzudenken. (GR Karl Baron: Die Empörung!) Sie hat sich bewährt, und so wird sich auch ein neues Gesundheitswesen bewähren, das kann ich ihnen heute schon versprechen.

 

Das Spitalskonzept 2030 und das Konzept Pflege und Betreuung 2030 sind wichtige Schritte, die es braucht, um der Realität eines neuen Gesundheitswesens und auch der demographischen Entwicklung in Wien ins Auge zu blicken. Wegschauen hilft nichts, und die Kosten für die Blindheit sind um etliches höher als die richtige Brille.

 

Ein weiterer Systemumbau, besser gesagt, eine Neuerung im System, ist neben dem Krankenhauswesen eine umfassende Primärversorgung mit multiprofessioneller Ausstattung im niedergelassenen Bereich. Wohnortnahe, zeitlich den Lebensumständen angepasste Tageskliniken, Ambulatorien statt teurer Spitalsbetten, ein neues, weitreichendes Entlassungsmanagement, das im Grätzel umfassend betreut und pflegt und die Angehörigen entlastet.

 

Das PHC Mariahilf ist ein richtungsweisendes, ganz ausgezeichnetes Modell, das zeigt, wie Primärversorgung im besten Sinne geht. Primärversorgung, die niederschwellig und für alle Kassenpatienten zugänglich ist, ist ein Produkt, das wir nicht dem freien Markt überlassen. Es ist tatsächlich einer der wesentlichsten und effizientesten Bestandteile im Gesundheitswesen und in der Krankenbehandlung. Allein die dadurch dezimierten Ambulanzbesuche und Krankenhausaufenthalte sind die Chance, beides unter einen Hut zu bringen, auf der einen Seite Gesundheitsvorsorge und auf der anderen Seite Krankenbehandlung, und das alles innerhalb des öffentlichen Versorgungsauftrages.

 

Ich gehe noch kurz auf die Beschwerden ein, die ja immer wieder in den Medien publiziert und vorgetragen werden, und die natürlich oft auch zu Recht bestehen, sie kleinzureden, wäre bürgerInnenfeindlich. Wer in einer Ambulanz lange warten muss, wer sich vom Personal nicht gut behandelt fühlt, hat jedes Recht, sich zu beschweren. Wenn die Beschwerden sich häufen, ist es die Verantwortung der Führungskräfte wie Abteilungsvorstände, dafür zu sorgen, dass man den Beschwerden nachgeht. Nicht umsonst gibt es eine Ombudsstelle, sowohl im KAV wie auch die Patienten- und Patientinnenanwaltschaft, die den einzelnen Beschwerden sowohl der PatientInnen aber auch das Pflegepersonals nachgehen. Beschwerden ernst zu nehmen, ist immer wichtig, es ist die Chance für eine Veränderung und Verbesserung.

 

Dass sich aber vieles bereits ändert, merkt man an den Projekten, wie zum Beispiel in den Ambulanzwartezeiten in Notaufnahmen. Heute hat man hier ein Projekt, ein System der Triage entwickelt, wo man sich wirklich danach richtet, dass Menschen wissen, wer zuerst drankommt, aus welchem Grund jemand zuerst drankommt, wie zum Beispiel bei einer schwereren Erkrankung oder Verletzung. Mit dieser Reihung hat man auch die Möglichkeit, zu verstehen, weshalb man warten muss. Es ist nur eines der Projekte, die im neuen System Schritt für Schritt Fuß fassen. Für PatientInnen ist es wichtig, erkennen zu können, dass ihnen diese Veränderung etwas bringt, eine klare und effiziente Unterscheidung, was wann wo und mit welchem Mittelaufwand behandelt wird.

 

Aber wie können wir dieses Verständnis fördern, was tun, wenn der Eindruck entsteht und von den Medien sehr heftig bedient wird, dass alles schlechter wird und das Gesundheitssystem an die Wand gefahren wird? Es ist ein gefährliches politisches Spiel, Katastrophenszenarien zu propagieren, ohne für deren Lösung die Verantwortung übernehmen zu müssen. Populismus statt professioneller Analyse hilft, sich als Retter in der Not zu stilisieren, ohne retten zu müssen. Was Populismus bringt, haben wir gerade in der Brexit-Abstimmung ganz genau erlebt.

 

Wir werden gemeinsam in den nächsten Jahren große Veränderungsschritte im gesamten Gesundheits- und Krankenbehandlungswesen setzen müssen. Diese Entwicklungen müssen wir finanzieren. Die Finanzierung wird davon abhängen, wie ernst wir auf der großen politischen Ebene das Wort Umverteilung nehmen. Die Schritte werden wie in anderen Lebensbereichen zu politischen Diskussionen führen. Was wir alle, auch Sie, als Verantwortung zu tragen haben, ist, dass wir nichts versprechen, was wir nicht halten können. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Die tatsächliche Redezeit waren nur 9 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Lasar. Seine selbstgewählte Redezeit ist 12 Minuten. - Bitte schön.

 

15.53.13

StR David Lasar|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!

 

Wenn wir heute, wie alle halben Jahre, exzessiv über die Gesundheit sprechen, dann muss man eines dazu sagen: Es ist immer das Gleiche! Und zur Gesundheitspolitik in Wien muss man eines dazu sagen: Ich glaube, gerade die Wiener und Wienerinnen haben sich diese Gesundheitspolitik, die derzeit von Ihnen, Frau Stadträtin, und von ihrem KAV-Generaldirektor gemacht wird, mit Sicherheit nicht verdient. Sie sehen ja selbst, es gärt in allen Ecken und Enden im Bereich der Gesundheit in den Spitälern.

 

Aber vielleicht, damit man ein bisschen ins Detail geht, habe ich drei Themen, drei Kritikpunkte, Frau Stadträtin:

 

OP-Termine, Wartezeiten: Patienten, wir haben das heute schon gehört, müssen derzeit auf OP-Termine warten, auf Hüfttermine. Die Orthopädie im Otto-Wagner-Spital hat zum Beispiel einmal 120 Betten gehabt, war die zweitgrößte Orthopädiestation nach Speising. Was haben Sie gemacht? - Sie haben seit letztem Jahr im Oktober das Nachtdienstrad gestrichen. Diverse Sperren auf Grund von Einsparungen führten dann dazu, dass

 

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