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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 125

 

Die Entwicklung und die Sicherung der Qualität der Waldwirtschaft werden durch eine Zehnjahresplanung, durch Waldinventuren, durch Quellenbeobachtungen und -messung und auch durch Update des Wissens durch sehr enge Zusammenarbeit mit Universitäten, zum Beispiel der Universität für Bodenkultur, der Technischen Universität, des Joanneum Research Graz, der Universität Wien, gesichert.

 

Überhöhte Schalenwildbestände, das sind Gams-, Reh- oder Rotwild, sind eine dauerhafte und ernste Gefahr für die Quellschutzwälder durch den Verbiss der Pflanzenteile und das Abschälen von Pflanzenrinden. Ich glaube, jeder hat das im Wald schon selbst einmal gesehen. Auch da wird sehr rasch und zweckmäßig von unserem Personal, von professionellem, eigenem Jagdpersonal ohne Bedeutung von Jagdtrophäen eingegriffen. Es gibt auch keine Fütterung von Reh- und Gamswild im Quellschutzgebiet aus genau diesen Gründen, aber eine artgerechte und extensive Wildfütterung von Rotwild, welches ja durch die Besiedelung der Menschen sein natürliches Wanderverhalten nicht wahren kann.

 

Es gibt auch keine Verpachtung, weil das für uns ein Verlust von Handlungsspielraum in einem solch wichtigen Gebiet wäre. Die natürliche Einwanderung von zum Beispiel Wolf, Bär und Luchs wird befürwortet, und die MA 49 ist sehr stolz darauf, dass in den letzten fünf Jahren drei unterschiedliche Wölfe im Quellschutzgebiet festgestellt werden konnten. Wie weiß man jetzt, dass es drei unterschiedliche sind? - Es wurde ein DNA-Test gemacht. Ich kann Ihnen das sozusagen mit 100-prozentiger Sicherheit sagen. Darauf sind sie sehr stolz, da auch natürliche Gebiete wieder geschaffen zu haben.

 

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen unsere vielen Strategien im Quellschutzgebiet erhellen. Einen wichtigen Punkt möchte ich noch hervorheben, weil die MA 49 sehr stolz auf die vielen Maßnahmen ist, die sie dort setzt, und man hat mir, glaube ich, gefühlte 20 Seiten heute mitgegeben, wobei ich Ihnen, das kann ich versichern, nur die wichtigsten Punkte vortragen werde. Aber ich glaube, es ist gut, dass wir auch einmal die Gelegenheit haben, uns ein bisschen über inhaltliche Dinge zu unterhalten, welche die Menschen eigentlich für selbstverständlich finden, nämlich dass sie das Wasser aufdrehen und Quellwasser rauskommt. Spätestens beim ersten Urlaub weiß man, dass das nicht überall so ist. Da reicht es schon, wenn man, so wie ich, nach Klagenfurt fährt und merkt, dass der Unterschied in der Wasserqualität auch beim Trinken ins Gewicht fällt.

 

Ein ganz wichtiger Punkt für die Erhaltung der Quellschutzwälder ist, dass das Befahren des Waldbodens mit Maschinen nur auf ausgewiesenen Flächen und zu definierten Zeiten stattfindet, um den Speicher- und Filterwaldboden so weit als möglich zu schützen. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass aufwändige Holzbringung mittels Seilgeräten oder Hubschrauber erfolgt. Das heißt, mittels eines Seilkrans wird das Holz frei schwebend aus dem Wald zur Forststraße gebracht. Das heißt, man muss da nicht immer rauf und runter fahren und den ganzen Boden zerstören, sondern es wird quasi wie bei einer Seilbahn ein Stützpfeiler aufgestellt und über diesen werden die Holzstämme dann nach oben transportiert. Ich habe mir das schon einmal angeschaut, das ist recht beeindruckend. Natürlich ist es auch wesentlich aufwändiger und wesentlich teurer, aber für uns ist die wichtigste Prämisse, in diesem Bereich im Wald nicht Gewinne mit forstwirtschaftlichen Produkten zu machen, sondern das Maxim ist die gute Erhaltung unseres Trinkwassers.

 

Die Bewirtschaftung im Quellschutzgebiet findet durch ausreichend und hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter statt. Das qualifizierte Personal ist auch deswegen wichtig, weil es die Schäden im Rahmen der Waldbewirtschaftung an den verbleibenden Bäumen um bis zu zwei Drittel reduzieren kann. Bei den benutzten Fahrzeugen, Maschinen und Geräten wird auch auf die besondere Eignung für den Einsatz in den Wasserschutzgebieten geachtet; das habe ich ohnehin vorher auch schon erwähnt. Auch die Hüttenbetreiber in diesem Bereich werden zu besonderen Maßnahmen nicht nur aufgefordert, sondern auch durch die Stadt Wien unterstützt. Das betrifft zum Beispiel Forststraßenbenutzung oder andere Dinge, die sie zur Ver- und Entsorgung brauchen.

 

Besonders wichtig ist natürlich eine gezielte Lenkung der touristischen Aktivitäten im Quellschutzgebiet. Das heißt, wir haben einige ausgewiesene Mountainbike-Routen, die man benutzen kann. Wir haben auch einen Masterplan zur nachhaltigen ökologischen und regionalwirtschaftlichen Besucherlenkung im Höllental; Info-Tafeln, mit denen wir eben versuchen, die Besucherströme zu lenken und aus Gebieten zu halten, die besonders sensibel und schützenswert sind. Kontrolliert wird das natürlich auch, das ist sehr wichtig, durch beeidete Wachorgane, die gleichzeitig Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadt Wien sind, zum Beispiel Fischerei-, Jagd- und Forstschutzorgane der MA 49.

 

Ich glaube, ich werde jetzt einmal zum Schluss kommen, wenngleich die MA 49 Ihnen gerne noch sehr viel mehr zu diesem Thema mitgeteilt hätte. Aber ich glaube, es ist mir gelungen, einmal einen kurzen Überblick darüber zu geben, wie vorausschauend und auch, glaube ich, mit wie viel Liebe zum Detail von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgegangen wird. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage stellt Frau GRin Mag. Emmerling.

 

9.30.26

GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Vielen Dank für diese sehr detailreichen Ausführungen über diese wichtigen und guten Arbeiten in den Quellschutzwäldern; ich glaube, das steht außer Frage. Ich möchte zum Wasser zurückkommen: Sie haben am 10. Juni eine schriftliche Anfrage von mir beantwortet, in der es um die hohe Überdeckung bei den Wassergebühren ging. Sie haben das unter anderem auch mit der Quellschutzwaldbewirtschaftung begründet. Im Voranschlag 2017 werden die Entgelte der MA 31 für die Quellschutzmaßnahmen aber mit 503.000 EUR veranschlagt, und wenn man das mit den Wassergebühren, die eingenommen werden, vergleicht, so ergibt das einen

 

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