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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 125

 

mangelnde Datenbasis, auf der dieses Spitalskonzept ruht. Hier, glaube ich, ist es notwendig zu evaluieren: Welche Daten fehlen tatsächlich? Haben wir auch alle Informationen?

 

Ein ganz wesentlicher Punkt, und das ist auch der Schlüssel für das Spitalskonzept, sind letztendlich der Aufbau und Ausbau der zentralen Notaufnahmen, denn diese zentralen Notaufnahmen sind der erste Kontaktpunkt für die Patienten. Was ich bis dato von vielen Ärzten und Pflegern gehört habe, ist, dass das System der zentralen Notaufnahmen in vielen Bereichen überhaupt nicht funktioniert, dass auf Grund des Stresses in der Situation - und die zentrale Notaufnahme ist jener Ort, wo der größte Stress für die MitarbeiterInnen zustande kommt - sehr viele diesen Job sehr schnell wieder verlassen.

 

Es ist sehr schwierig, hier die besten Köpfe zu bekommen. Die Voraussetzungen, damit diese zentrale Notaufnahme als Schlüssel für‘s neue Spitalskonzept funktioniert, ist es, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass man hier tatsächlich die besten Köpfe hat, denn das ist ein extrem stressiger Job. Das heißt, in diesem Bereich gilt es, dafür zu sorgen, dass diese zentralen Notaufnahmen möglichst schnell entsprechend ausgestattet sind, sowohl was das Personal, die Nachtdiensträder betrifft als auch, was entsprechenden Räumlichkeiten und andere Ressourcen betrifft. Darauf muss jetzt eine Priorität gesetzt werden. (Beifall bei den NEOS.)

 

Ein weiterer Punkt ist für mich eine effektive Grundversorgung. Denn was jetzt in Wien passiert mit der Fokussierung auf das Spitalskonzept, mit der Konzentration der Leistungen und Ressourcen, so etwas Ähnliches hat Dänemark schon vor etlichen Jahren gemacht, allerdings, und das ist der springende Punkt, mit flankierenden Maßnahmen. Die flankierenden Maßnahmen heißen, dass eine solche Transformation nur funktioniert, wenn es eine entsprechend effektive Grundversorgung gibt. Die gibt es aber nicht. Das hat mehrere Gründe. Das liegt zum Teil an dem Finanzwirrwarr und an den Finanzierungsströmen zwischen Ländern und Sozialversicherung. Ich weiß schon, dazu wird immer diskutiert: Wir in Wien können eigentlich nichts machen, denn das ist eine Bundesangelegenheit. Nur ist das sozusagen die ewige Ausrede, die über Jahrzehnte fortgesetzt wird.

 

Wir haben bereits im letzten Gemeinderat einen Antrag eingebracht, dass Wien hier vorausgehen muss, dass Wien als Modellregion fungieren muss, für eine gemeinsame Finanzierung aus dem Spitalsbereich und dem niedergelassen Bereich und dass es wichtig ist, hier einmal mit den Spitalsambulanzen zu beginnen. Denn die Spitalsambulanzen und der niedergelassene Bereich sind kommunizierende Gefäße. Keiner möchte letztendlich die Patienten, weil sie Kostenträger sind. Aber es wird eine integrierte Planung, es wird das Spitalskonzept 2030 nur funktionieren, wenn wir hier eine gemeinsame Planung haben und die effektive Grundversorgung sichergestellt ist.

 

Das heißt, es gilt hier, den Ausbau der Primärversorgung voranzutreiben. Ich muss ganz ehrlich sagen: In den letzten zwei Jahren gibt es ein einziges Primärversorgungszentrum in Wien, nämlich in Mariahilf. Geplant war hier eigentlich deutlich mehr. Ein einziges gibt es in Mariahilf, und das halten wir für deutlich zu wenig! Neben dem Ausbau der Primärversorgung ist es wichtig, dass auch der ganze Bereich der Notfall- und auch Telemedizin weiter ausgebaut wird. Hier gibt es viele Möglichkeiten, neue, innovative Strukturen zu schaffen, bei denen der Patient nicht ins Spital gehen muss, sondern wohnortnahe entsprechend versorgt wird. Das ist die Basis für ein funktionierendes Spitalskonzept 2030.

 

Das bedeutet, dass es auch die Aufgabe der neuen Gesundheitsstadträtin sein wird, hier sehr viel dringlicher in die Diskussion einzutreten, wie eine solche integrierte Versorgung entsprechend sichergestellt werden kann. Sonst wird die Planung nicht funktionieren, und sonst befürchten wir, dass das Spitalskonzept 2030 hier letztendlich von vorhinein zum Scheitern verurteilt ist, weil die Kapazitäten nicht ausreichen werden, in der entsprechenden Form angesichts einer wachsenden Bevölkerung, einer alternden Bevölkerung, bei mehr Bedarf an medizinischer und pflegerischer Dienstleistung. Daher ist eine Verschränkung von dem Spitalsbereich mit dem niedergelassenen Bereich und auch anderen Spitalsträgern entsprechend notwendig.

 

Über diese Nahtstellen zu den anderen Bereichen lesen wir letztendlich im Spitalskonzept 2030 nichts. Ist natürlich klar, weil das Spitalskonzept ja nur über die Krankenhäuser des Wiener Krankenanstaltenverbundes spricht und nicht über die Nahtstellen. Aber letztendlich ist es die Aufgabe einer Gesundheitsstadträtin, vor allem ein Wiener Gesundheitssystem zu entwickeln, ein Wiener Gesundheitssystem in die Zukunft zu bringen, das eine integrierte Versorgung möglich macht, und sich eben nicht nur auf den Spitalssektor der Gemeinde Wien Spitäler zurückzieht. Das heißt, eine hohe Priorität für die neue Gesundheitsstadträtin.

 

Ein weiterer Punkt, der uns extrem wichtig ist, ist ein viel stärkerer Aspekt in Richtung Kindermedizin. Ich denke, dass ist nach wie vor ein Themenbereich, der unterbelichtet ist. Wir hatten letztes Jahr bei der Grippewelle die große Diskussion mit den überfüllten Ambulanzen im Donauspital. Da war der Aufschrei wahnsinnig groß, auch von der Patientenanwältin: Wir brauchen mehr niedergelassene Ärzte. Was ist passiert? Nichts. Letztes Jahr hat sich von allen ausgeschriebenen Stellen der Wiener Ärztekammer auf diese Kassenstellen kein einziger Kinderarzt beworben. Zum derzeitigen Zeitpunkt bis zum 31. Jänner dieses Jahres sind im Moment vier weitere Kassenstellen für Kinderärzte ausgeschrieben. Es hat sich auch hier noch niemand beworben. Das ist die Realsituation und auch über die müssen wir sprechen und können nicht einfach immer nur den Schuldigen der einen oder anderen Seite zuweisen und sagen, das geht mich eigentlich nichts an, das ist eine Thematik der Sozialversicherungen, das ist eine Thematik der Ärztekammer, wir fokussieren letztendlich nur auf das Spitalskonzept 2030. So wird man das Wiener Gesundheitssystem nicht in die Zukunft führen können, und das

 

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