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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 02.03.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 105

 

chen, einen Interessenausgleich herbeizuführen und auf die Sicherheit von Menschen zu schauen.

 

In Wien sind im letzten Jahr 19 Menschen auf Wiener Straßen gestorben. Davon, und damit komme ich schon in Richtung Transport, weil Lastenfahrräder dienen auch dem Transport, sind die Hälfte Fußgängerinnen und Fußgänger gewesen, vorwiegend Ältere, die am Zebrastreifen, einem Ort, wo man eigentlich geglaubt hat, man ist im Leo, von LKWs überführt worden sind. (GR Michael Niegl: Weil sich niemand mehr um so etwas kümmert!)

 

Ich komme daher zu einem Thema, womit wir uns voriges Jahr auch schon einmal beschäftigt haben, nämlich den sogenannten Tote-Winkel-Assistenten, die in der Zwischenzeit schon jeder bessere BMW oder Mercedes hat.

 

Was ist denn das? Jeder kennt das. Bei einem LKW oder einem Autobus piepst es, wenn er rückwärtsfährt. Das ist auch eine Art Assistent, ein Rückfahrassistent. Aber bessere, teurere Autos haben auch schon Tote-Winkel-Assistenten. Da wird dann entweder am Display oder im Rückspiegel angezeigt, es befindet sich jemand im toten Winkel, man muss aufpassen. Autobusse haben in der Zwischenzeit hinten schon eine Kamera eingebaut. Die Autobusse kosten deutlich mehr, sie kosten schon 500.000 EUR. Da leistet man sich das offenbar. Dort gibt es hinten schon Kameras. Da sind auch die Seitenscheiben beim Fahrer weit hinuntergezogen. Also kann man dort das Verkehrsgeschehen schon wesentlich besser beobachten. Bei den LKWs gibt es das hingegen noch nicht. Es gibt Bestrebungen im EU-Bereich, dass man das vorschreibt, vielleicht ab nächstem oder übernächstem Jahr. Aber ich denke mir, ein Frächter wie Sie, Herr Baron, oder ein anderer Frächter, es müssen ja nicht Sie sein, könnte damit in die Geschichte eingehen, wenn er sagt, er rüstet freiwillig alle seine LKWs mit diesen Tote-Winkel-Assistenten aus, um damit beizutragen, die Verkehrssicherheit in Wien oder überhaupt in Österreich zu verbessern. Ich möchte daran erinnern, 19 Verkehrstote, die Hälfte davon Fußgänger auf Zebrastreifen durch abbiegende Lastkraftfahrzeuge.

 

Bei LKWs gibt es in der Zwischenzeit auch schon viele Experimente. Ich habe gelesen, in Schweden und in Deutschland werden im übernächsten Jahr Versuchsstrecken eingerichtet, wo LKWs - das klingt jetzt lustig und das Foto schaut auch lustig aus -, wie bei uns die Straßenbahnen, oben einen Bügel haben und auf einer elektrifizierten Strecke fahren. (GR Mag. Wolfgang Jung: O-Bus nennt man so etwas!) In Deutschland und in Schweden wird es Probestrecken geben. Ich weiß nicht, wie viel es kosten wird, wenn man das flächendeckend macht. Aber es wird jedenfalls schon experimentiert, dass man darauf schaut, wie man Transportfahrzeuge schadstoffärmer machen kann.

 

Ich erinnere daran - die Älteren unter uns können sich vielleicht auch daran erinnern -, bis zum Jahr 1977 hat die Österreichische Post große gelbe Fahrzeuge gehabt, die wie Pakete ausgeschaut haben und die eben Pakete transportiert haben. Sie sind relativ langsam gefahren. Die ersten sind übrigens schon im Jahr 1913 serienmäßig in Betrieb gegangen. Dieses System hat es schon vor über 100 Jahren gegeben, die Post-LKW-Transporte mit Elektromobilität. Sie sind halt recht langsam gefahren. Die Autofahrer haben sich furchtbar aufgeregt, weil damals war Tempo 30 noch nicht so in den Köpfen. Sie sind natürlich nicht schneller gefahren. Es war eine tolle Geschichte, wobei man natürlich dazusagen muss, sie sind nicht aus Umweltgründen, aus Abgas- und Feinstaubgründen mit elektrischem Strom gefahren, sondern der Hauptgrund war die Geräuscharmut, weil sie hauptsächlich in der Nacht gefahren sind.

 

Weil ich jetzt bei der Post bin, komme ich zu einem anderen Beispiel. Seit einiger Zeit ist die Paketzustellung im Zuge der EU liberalisiert, die Briefzustellung noch nicht, aber die Paketzustellung. Es sind heute eh kurz auch die einzelnen Unternehmer, die das machen, angesprochen worden. Jetzt muss man sich vorstellen, früher sind die Pakete nur von der Post, also nur von einem Betrieb, in einer Gegend mit einem Fahrzeug zugestellt worden. Durch die Liberalisierung sind jetzt im selben Gebiet mehrere Fahrzeuge unterwegs. Das heißt, es ist mehr Lärm, es ist mehr Verkehrsaufkommen. Sie müssen sich entweder einen Parkplatz suchen oder sie stehen einfach am Gehsteig oder in zweiter Spur, wie es sich halt ausgeht. Durch diese Art der Zustellung gibt es jetzt bedeutend mehr Verkehr. Hier wäre es beispielsweise ein großer Fortschritt, wenn zumindest im innerstädtischen Bereich oder im ebenen Bereich mehr Betriebe dazu übergehen würden, sich mit Lastenfahrrädern auszustatten. Einige wenige gibt es bereits. Es sind beispielsweise Speisenzusteller. Sie kennen sicher die ganzen Pizzazusteller, die mit grauslichen, stinkenden Mopeds herumfahren. Es gibt aber auch schon Unternehmen, die grundsätzlich das Essen mit Fahrrädern zustellen, teilweise auch mit Elektrofahrrädern. Es hat sich nämlich das Konsumentenverhalten in den letzten Jahren doch auch stark geändert. Man verlässt nicht gern das Haus, man lässt es sich zustellen. Da gibt es beispielsweise die Firma „RITA bringt's“, die es grundsätzlich nur mit Fahrrädern macht. Oder es gibt Foodora, die das teilweise mit Mopeds, aber auch teilweise mit Fahrrädern macht. Das sind schon funktionierende Beispiele, wie es in Zukunft gehen könnte.

 

Es kommt noch etwas dazu, was man berücksichtigen muss, welchen zusätzlichen Verkehr das Transportwesen auslösen könnte. Es gibt Untersuchungen, dass in einigen Jahren ein Großteil der Menschen, Konsumentinnen und Konsumenten, denen man halt nichts vorschreiben kann, immer seltener den Weg in den Supermarkt findet, sondern sich das Essen, auch das rohe Essen, nicht nur die fertigen Mahlzeiten, nach Hause liefern lässt. Man soll sich nur vorstellen, wenn das alles mit LKWs passieren würde, wie es dann auf unseren Straßen zugehen würde. Bücher beispielsweise, denn Buchhandlungen haben auch schon viele zugesperrt, lässt man sich von Amazon zustellen. Amazon ist halt ein problematischer Betrieb, der Steuervermeidung betreibt. Seine Sozialleistungen sind auch nicht besonders. Das wäre ein anderes Thema. Aber man muss der Realität ins Auge schauen. Sehr viele Leute bestellen über das Internet und lassen es sich nach Hause zustellen. Es

 

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