Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 20. Wahlperiode 20. Sitzung vom 2. März 2017 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Nachruf auf Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Dr. Sabine Oberhauser, MAS S. 3 3. Fragestunde 1. Anfrage (FSP - 00611-2017/0001 - KSP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP - 00620-2017/0001 - KNE/GM) S. 8 3. Anfrage (FSP - 00617-2017/0001 - KVP/GM) S. 12 4. Anfrage (FSP - 00200-2017/0001 - KFP/GM) S. 14 5. Anfrage (FSP - 00619-2017/0001 - KNE/GM) S. 15 4. (AST - 00640-2017/0002 - KVP/AG) Aktuelle Stunde zum Thema "Standort Wien in Gefahr - Es braucht endlich grünes Licht für Zukunftsprojekte, Freiheit für die Unternehmer und Gerechtigkeit für die Leistungswilligen!" Rednerinnen bzw. Redner: GR Mag. Manfred Juraczka S. 18 GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 20 GR Peter Kraus, BSc S. 21 GR Dominik Nepp S. 21 GR Friedrich Strobl S. 22 StR Mag. Gernot Blümel, MBA S. 23 GRin Mag. Barbara Huemer S. 24 StR Anton Mahdalik S. 25 GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely S. 26 5. Ordnungsruf an StR Mag. Gernot Blümel, MBA S. 23 6. Mitteilung des Einlaufs S. 27 7. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 27 8. Umstellung der Tagesordnung S. 27 9. 00574-2017/0001-MDLTG, P 48: Wahl eines Mitgliedes in den Vorstand der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien (KFA) Abstimmung S. 27 10. 00164-2017/0001-GSK; MA 28, P 29: Förderung von Lastenfahrrädern Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 27 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 27 GR Mag. Manfred Juraczka S. 29 GR Mag. Rüdiger Maresch S. 31 GR Karl Baron S. 34 GR Siegi Lindenmayr S. 35 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 37 GR Dr. Wolfgang Ulm S. 38 GR Mag. Rüdiger Maresch (tatsächliche Berichtigung) S. 40 GR Georg Fürnkranz S. 40 GR Erich Valentin S. 43 GR Mag. Günter Kasal S. 45 GR Wolfgang Irschik S. 46 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 49 Abstimmung S. 49 11. 00004-2017/0001-GSK; MA 21, P 26: Plan Nr. 8178: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 3., KatG Landstraße Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 50 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Sabine Schwarz S. 50 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 51 StRin Ursula Schweiger-Stenzel S. 52 GR Georg Fürnkranz S. 53 VBgm.in Mag. Maria Vassilakou S. 54 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 54 Abstimmung S. 55 12. 00176-2017/0001-GGS; BLF, P 23: Subvention an die Wiener Ordensspitäler Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 55 Rednerin bzw. Redner: GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler S. 55 GR Wolfgang Seidl S. 56 GR Christian Deutsch S. 57 Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 57 Abstimmung S. 57 13. 03986-2016/0001-GGU; MA 48, P 32: Beitritt zur Europäischen Nachhaltigen Phosphor Plattform (ESPP) Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher S. 58 Redner: GR Manfred Hofbauer, MAS S. 58 Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher S. 58 Abstimmung S. 59 14. 00097-2017/0001-GKU; MA 51, P 18: Club Basketball International; Subvention aus den Sportförderungsmitteln Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA S. 59 Redner: StR Anton Mahdalik S. 59 Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA S. 60 Abstimmung S. 60 15. 00146-2017/0001-GKU; MA 7, P 21: Förderung von Projekten im Bereich der bildenden Kunst Berichterstatter GR Ernst Woller S. 60 Rednerinnen: GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 60 GRin Katharina Schinner S. 60 Abstimmung S. 60 16. 03899-2016/0001-GKU; MA 7, P 22: Museen der Stadt Wien - Stadtarchäologie; Abänderung der Subvention Abstimmung S. 61 17. 00376-2017/0001-GKU; MA 7, P 46: Verein ZOOM Kindermuseum; Subvention Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 61 Rednerin bzw. Redner: GR Maximilian Krauss S. 61 GRin Katharina Schinner S. 61 Abstimmung S. 61 18. 00232-2017/0001-GKU; MA 7, P 47: Verein Sammlung Rotes Wien; Subvention Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 61 Redner: GR Mag. Manfred Juraczka S. 61 GR Mag. Gerald Ebinger S. 62 GR Ernst Woller S. 64 Abstimmung S. 64 19. PGL - 00667-2017/0001 - KFP/MDGAT: Dringlicher Antrag von GR Wolfgang Seidl, GR Dr. Günter Koderhold, GR Gerhard Haslinger, GRin Lisa Frühmesser, GRin Elisabeth Schmidt und GRin Mag. Ulrike Nittmann betreffend "Beseitigung bestehender, das örtliche Gemeinschaftsleben störende Missstände im Bereich des Pratersterns" Begründung: GR Wolfgang Seidl S. 64 Rednerinnen bzw. Redner: GR Gerhard Haslinger S. 66 GR Markus Ornig, MBA S. 68 GR Dr. Wolfgang Ulm S. 70 GRin Birgit Hebein S. 72 GR Gerhard Haslinger (tatsächliche Berichtigung) S. 73 GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 73 GRin Sabine Schwarz S. 76 GRin Elisabeth Schmidt S. 77 GR Gerhard Kubik S. 78 GR Dominik Nepp (tatsächliche Berichtigung) S. 79 GR Gerhard Haslinger S. 79 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 80 GRin Birgit Hebein S. 81 Abstimmung S. 81 20. 00227-2017/0001-GIF; MA 17, P 1: Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen; Subvention Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 82 Redner: GR Nemanja Damnjanovic, BA S. 82 Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 84 Abstimmung S. 84 21. 00228-2017/0001-GIF; MA 17, P 2: Verein ZARA; Subvention Berichterstatter GR Christian Hursky S. 84 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Elisabeth Schmidt S. 84 GRin Safak Akcay S. 85 GR Christoph Wiederkehr, BA S. 85 Abstimmung S. 86 22. 00178-2017/0001-GIF; MA 1, P 4: Änderung der Dienstvorschrift für Lehrlinge 1996 Berichterstatter GR Christian Hursky S. 86 Rednerin bzw. Redner: GRin Angela Schütz S. 86 GR Christoph Wiederkehr, BA S. 88 Berichterstatter GR Christian Hursky S. 88 Abstimmung S. 88 23. 00044-2017/0001-GIF; MA 13, P 5: Kulturzentrum Spittelberg; Subvention Berichterstatterin GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely S. 89 Rednerinnen bzw. Redner: GR Christoph Wiederkehr, BA S. 89 GRin Sabine Schwarz S. 89 GR Maximilian Krauss S. 90 GRin Marina Hanke, BA S. 91 GRin Birgit Hebein S. 91 GR Mag. Dietbert Kowarik S. 92 Abstimmung S. 93 24. 00223-2017/0001-GFW; MD-OS, P 7: Weiterführung notwendiger Verträge mit der TINA Vienna GmbH Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal S. 94 Rednerin bzw. Redner: GR Mag. Dr. Alfred Wansch S. 94 GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 95 Abstimmung S. 96 25. 00150-2017/0001-GFW; MA 5, P 9: Dotation Wiener Tourismusverband Berichterstatter GR Friedrich Strobl S. 96 Redner: GR Mag. Manfred Juraczka S. 96 GR Markus Ornig, MBA S. 97 GR Dominik Nepp S. 98 Berichterstatter GR Friedrich Strobl S. 99 Abstimmung S. 100 26. 00237-2017/0001-GFW; MA 5, P 10: 1. GR-Subventionsliste 2017 Abstimmung S. 100 27. 00072-2017/0001-GWS; MA 69, P 33: Verkauf der Liegenschaft EZ 1719, Grundstücke Nrn. 2254/119 und 2254/171, in 21., Oberhummergasse 11 Abstimmung S. 100 28. 03387-2016/0001-GWS; MA 34, P 37: Anmietung von Büro-, Neben- und Lagerflächen von der SALEM Beteiligungsverwaltung einundzwanzigste GmbH für die MA 67 in 10., Laxenburger Straße 36 Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA S. 100 Redner: GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz S. 100 Abstimmung S. 101 29. 04237-2016/0001-GWS; MA 34, P 38: Ergänzungsvereinbarung zum Mietvertrag betreffend Flächen in 1., Ebendorferstraße 2 Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA S. 101 Redner: GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 101 GR Dr. Wolfgang Ulm S. 102 GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz S. 102 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 103 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 104 Abstimmung S. 104 (Beginn um 9.01 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die 20. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet. Wir haben in der Präsidiale darüber beraten, dass, nachdem unsere Ministerin Dr. Sabine Oberhauser vorige Woche verstoben ist, ich ein paar Worte sagen werde, und wir anschließend eine Gedenkminute abhalten werden. Am 23. Februar am Abend erfuhren wir vom traurigen Ableben der sehr beliebten Ministerin Dr. Sabine Oberhauser. Innerhalb weniger Minuten verbreitete sich die Nachricht in ganz Österreich, und auch ungewöhnlich viele Menschen zeigten sich sehr tief betroffen vom Ableben Sabine Oberhausers. Am Ball der Bälle, dem Wiener Opernball, wurde eine spontane Trauerminute abgehalten. Die Staatsspitze und die Gäste und auch sehr viel Fernsehzuschauer waren sichtlich betroffen. Gewiss, Sabine Oberhauser war eine sehr engagierte und kompetente Politikerin mit Herz, mit Verstand, die auch immer ein offenes Ohr für das Anliegen der Menschen hatte, manche Menschen sagen auch, sie hatte ihr Herz auf der Zunge. Als Mensch war sie sehr herzlich, aufrichtig und liebenswert. Es muss aber schon auch etwas Besonderes an Sabine Oberhauser gewesen sein, dass ihr Ableben eine solche Betroffenheit im Land ausgelöst hat. Sie ist in Wien in die Volksschule und ins Gymnasium gegangen im 16. und 15. Bezirk, hat dann anschließend in Wien Medizin studiert und hat ihre Ausbildung zur Fachärztin für Kinderheilkunde und Allgemeinmedizin abgeschlossen. Sabine Oberhauser war später als Ärztin auf der Frühgeborenenstation im Rudolfinerhaus tätig. Sie hat sich aber auch mit einem Studium für Spitalsmanagement an der Wirtschaftsuniversität und an der Donau- Universität Krems in wirtschaftlicher Hinsicht weitergebildet. Es war unser ehemaliger Sozialminister und Vorsitzender des Gemeinderates Rudi Hundstorfer, der nicht nur die medizinischen Talente Sabine Oberhausers geschätzt hat, sondern sie auch 1998 zur Gewerkschaft der Gemeindebediensteten gebracht hat. Sie war eigentlich damit die erste Ärztin, die auch hauptberuflich Personalvertreterin war. Sie hatte sehr, sehr viele Funktionen inne, auch für das Land Wien und für die Stadt Wien. Sie war Kammerrätin der Wiener Ärztegruppe, sie war Vorsitzende des Personalgruppenausschusses der Ärztinnen in der GDG. Sie war auch Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ärztinnen im Österreichischen Gewerkschaftsbund. Sie war seit 2004 bis zu ihrem Tod Vorstandsmitglied des Vereins Wiener Frauenhäuser. Sie war Mitglied des Landessanitätsrates. Sie war Vizepräsidentin des Bundes Sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker, Intellektueller, Künstlerinnen und Künstler. Sie war auch Vorsitzende der Sozialdemokratischen Ärztinnen in Österreich und auch Frauenvorsitzende des BSA. 2006 bis 2014 war sie Abgeordnete im Nationalrat, 2013 auch Gesundheitssprecherin und später auch Sozialsprecherin im Parlamentsklub. Sie war auch in der SPÖ in Wien in Hietzing tätig, auch hier als Frauenvorsitzende, und hatte auch viele, viele Funktionen in der Gewerkschaft. Der Höhepunkt ihrer Karriere war mit 1. September 2014, als Alt-Bundeskanzler Faymann sie in die Bundesregierung, zunächst für Gesundheit und mit 1. Juli 2016 zur Bundesministerin für Gesundheit und Frauen, bestellte. Was hat das Besondere an Sabine Oberhauser ausgemacht? Die vielen Funktionen, die sie innehatte, können es ja nicht allein sein, die haben viele andere Menschen auch. Meiner Meinung nach ist es ihr besonderer, offener Zugang zu den Menschen, ihre sehr große Empathie, auch durchaus, dass sie gesagt hat, was Sache ist und auch dazu gestanden ist, und vor allem in den letzten Jahren ihr offener Umgang und ihr kraftvoller Kampf gegen ihre Krankheit. Sie hat einfach zeigen wollen, dass man mit dieser Krankheit arbeiten und Leistung erbringen kann, und sich nicht als kranker Mensch einfach wegschieben lassen soll. Dieser Umgang mit dieser Krankheit hat vielen Menschen Mut gemacht, sich nicht zu verstecken, sondern auch offen mit der Krankheit umzugehen. Eines ihrer beliebtesten Kommunikationsmedien war Facebook, es gab keinen Tag, seitdem ich auch in Facebook war, wo nicht frühmorgens ein Wetterbericht stattgefunden hat, später auch Informationen zur Krankheit. Besonders imponiert hat mir Sabine Oberhausers Mut, sich mit Glatze zu zeigen, und zwar mit dem Argument: "Indem ich selbst an mich Hand anlege und meine ausfallenden Haare abrasiere, habe ich wieder die Herrschaft über mein Aussehen gewonnen." Dieser Satz, meine Damen und Herren, sagt eigentlich sehr viel und alles, worum es Sabine Oberhauser gegangen ist und wofür sie auch steht. Wir dürfen nicht unterschätzen, welche wichtige Vorbildwirkung ein solch prominenter Mensch, wie Sabine Oberhauser es war, auch für unsere Gesellschaft hat. Die Sozialdemokratie und Österreich verlieren eine profunde Kennerin des Gesundheitsbereiches und eine Kämpferin für die Gleichberechtigung von Geschlechtern. Unsere ganze Anteilnahme und Gedanken sind in dieser schweren, bitteren Stunde bei ihrem Mann Gerold und den Töchtern und der Familie. Ich darf Sie bitte, sich zu erheben. (Die Mitglieder des Gemeinderates erheben sich zu einer Gedenkminute.) - Danke schön. Ich fahre mit dem normalen Sitzungsverlauf fort. Entschuldigt sind Frau GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, sie ist erkrankt, Frau GRin Ingrid Korosec ist dienstlich verhindert, GR Mag. Chorherr ist dienstlich verhindert, und GR Christian Unger ist krank. Es gibt dann während des Tages zahlreiche kurzfristige, stundenweise Entschuldigungen, die dann dem Protokoll zu entnehmen sind. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP - 00611-2017/0001 - KSP/GM) wurde von Frau GRin Barbara Teiber gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal gerichtet. (In Österreich fehlen nach wie vor 12.000 Kindergartenplätze für unter-dreijährige Kinder. Wie stellt sich aktuell die Situation bei der Versorgung in Wien dar?) Ich freue mich, das erste Mal in der Fragestunde den Herrn Stadtrat begrüßen zu dürfen. - Bitte schön. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderates! Die in der Frage angesprochene Studie der Arbeiterkammer weist darauf hin, dass in Österreich das sogenannte Barcelona-Ziel immer noch nicht erreicht ist. 21.000 Plätze für Kleinkinder fehlen, um dieses Ziel zu erreichen. Vielleicht nur in einem Satz, was das bedeutet: Das Barcelona-Ziel sieht vor, dass eine Platzversorgung für Kinder von 0 bis 3 Jahren von mindestens 33 Prozent zur Verfügung stehen soll. Aktuell gibt es in Österreich nur 25,5 Prozent, diese Zahl beinhaltet allerdings die Wiener Plätze. Zieht man Wien von dieser Quote ab, dann liegt sie nur noch bei 19,6 Prozent. Ganz nebenbei sei erwähnt, und für ganz schnelle Rechner auch schon auf der Hand liegend: Wien hat das Barcelona-Ziel erreicht, seit vielen Jahren erreicht, mehr als übertroffen und liegt derzeit bei 47,3 Prozent. Rechnet man die Kinder, die jünger als 1 Jahr sind, raus, beträgt die Versorgungsquote bereits 71 Prozent. Das ist eine große Leistung unserer Stadt, unseres Landes und vor allen Dingen auch der vielen Trägerorganisationen, die jeden Tag gute Arbeit leisten, und die Folge starker Investitionen. Dazu ist zu sagen, dass das aber nur der quantitative Vergleich ist. Wenn man zum Beispiel auch noch auf die Vereinbarkeit mit einer Vollbeschäftigung von Eltern hinschaut, dann bietet auch die Arbeiterkammer ein Vergleichskriterium, nämlich den sogenannten VIF-Index, das ist die Vereinbarkeit mit einer Vollbeschäftigung, die letztendlich solche Dinge wie wöchentliche Öffnungszeiten beinhaltet, täglich 9,5 Stunden, mindestens 4 Tage die Woche, Verpflegungsangebot und höchstens 5 Wochen Ferien. Da ist der Grad bei Wiens Kindergartenplätzen 97,6 Prozent, der aller anderen Bundesländer 52,9. Die Stadt Wien betreibt also den Ausbau des Angebots für Unter-Drei-Jährige und Über-Drei-Jährige sehr intensiv und das seit vielen Jahren. Wenn man sich die Zeit von 2009 bis heute anschaut, dann sind rund 13.000 Plätze neu geschaffen worden, nur für Unter-Drei-Jährige. Wir sind derzeit bei 27.000 Plätzen, das entspricht einem Zuwachs von ungefähr 2.000 pro Jahr. Die Quote der Versorgung mit Kindergartenplätzen - wenn man sich das jetzt in Prozent ausrechnet - stieg trotz starker Bevölkerungsentwicklung im selben Zeitraum von 26 auf 47 Prozent. Jetzt noch einmal eine letzte Zahl, bevor ich dann noch ein anderes Thema ansprechen möchte, das damit in direktem Zusammenhang steht. Für Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren, also alle zusammengerechnet, stehen damit in Wien 86.000 bewilligte Plätze zur Verfügung, rund 79.000 Kinder sind eingeschrieben, rund 27.000 davon in städtischen und 52.000 in privaten. Sie sehen also, dass ein großer Teil des Platzangebotes, zirka 60 Prozent in Wien, von privaten Bildungs- und Betreuungseinrichtungen bereitgestellt wird. Die Stadt arbeitet also auch eng, intensiv und gut mit privaten Trägern laufend zusammen, vor allen Dingen mit großen, bewährten Kinderträgerorganisationen. Die MA 10 fördert fast 500 solcher Trägerorganisationen und stellt neben dem Platzangebot durch ein mehrstufiges Prüf- und Kontrollsystem sicher, dass auch der Einsatz von Fördergeldern klar dokumentiert wird. Schwarze Schafe sind aber trotzdem nicht auszuschließen, und es kommt in Einzelfällen auch zu Betrug und Fördermissbrauch. Ich betone Einzelfälle, und ich betone auch eine andere Sache: Was wir nicht ausschließen können, ist, dass jemand die Stadt täuschen will. Was wir auch nicht ausschließen können, ist, dass ein Betreiber in finanzielle Schwierigkeiten kommt. Was wir aber garantieren müssen, ist, dass die Stadt durch ihre Kontrollmechanismen schnell draufkommt und schnell und in einer Härte reagieren kann. Derzeit ist ein Beispiel eines ehemaligen Kindergartenträgers, den die Stadt Wien bereits im Juni des Vorjahres geschlossen hat, in den Medien. Im Zuge der immer noch laufenden staatsanwaltlichen Ermittlungen ist der damals verantwortliche Vereinspräsident nach einer Hausdurchsuchung in U-Haft gekommen, und dort hat sich herausgestellt, dass es einen möglichen Zusammenhang mit einem anderen Kindergartenträgerverein gibt, nämlich die "Oase des Kindes". An diesen Betreuungsverein wurden im Rahmen des Insolvenzverfahrens von "Alt Wien" vom Masseverwalter im Sommer 2016 insgesamt zehn ehemalige "Alt Wien"-Standorte ohne Einfluss der Stadt verkauft. Die vertretungsbefugten Organe des Vereins wurden, wie immer bei Standortübernahmen durch noch nicht bekannte Vereine, dem Verfassungsschutz zur Überprüfung gemeldet, und es wurden von dort keine Bedenken rückgemeldet. Somit ist dieser Verein, die "Oase des Kindes", seit November, also seit vier Monaten gefördert und stand aber bereits von diesem Zeitpunkt an unter enger Beobachtung der MA 10, wurde auch aufgefordert, mit einer Frist bis Anfang März allfällige Unregelmäßigkeiten bei Gehaltszahlungen klarzustellen und vorzulegen. Im Feber, also vor wenigen Tagen, standen zusätzlich nun die wegen der Ermittlungsergebnisse zu Tage getretenen Vorwürfe über angebliche unklare Geldflüsse von dem einen Verein in den "Oase des Kindes"-Verein im Raum. Da haben dann die MA 10 und die MA 11 sofort reagiert, am gleichen Tag des Bekanntgebens den Vereinsobmann zu einer Einvernahme vorgeladen, und es hat an mehreren Standorten eine Überprüfung der Arbeit vor Ort stattgefunden. Auf Grund der festgestellten Verfehlungen des Vereins wurden die Förderungen sofort gestoppt, die Fördervereinbarung gekündigt, und auch die Staatsanwaltschaft informiert. Es sind 280 Kinder von dieser Entwicklung betroffen. In diesem Zusammenhang möchte ich sagen, dass das das Thema ist, das mich am meisten bewegt. Neben der Notwendigkeit, klar und schnell und deutlich zu reagieren, sind es Kinder, die betroffen sind und Eltern, die betroffen sind. Ich möchte als Vater von zwei Kindern sagen, dass ich den Ärger, den Zorn, aber natürlich auch die Unsicherheit jedes Elternteils, der betroffen ist, zutiefst verstehe. Deswegen möchte ich auch zu der wichtigsten Sache kommen. Die MA 10 hat neben der Vorbereitung des Förderstopps sichergestellt, dass, falls notwendig, alle betroffenen Eltern rasch ein Angebot für einen neuen Kindergartenplatz bekommen. Deshalb wurden die Eltern diese Woche informiert, und die MA 10 lädt am Freitag Eltern zu Info- Veranstaltungen, wo auch MitarbeiterInnen der MA 10 und großer Trägereinrichtungen für konkrete Fragen zur Verfügung stehen und auch die Eltern bei der schnellen Suche nach einem neuen Platz begleiten können. Ich lade natürlich auch die PädagogInnen dazu ein, sich bei der Stadt und privaten Trägerorganisationen zu bewerben. Was mit diesem Fall deutlich wird, ist neben der Beantwortung der Frage - wir haben ein riesengroßes Platzangebot mit Betreibern, mit denen wir eng zusammenarbeiten und eine großartige Leistung bieten - auch die Tatsache, dass wir eine strenge Kontrolle haben, eine Kontrolle, die zeigt: Wenn es ein schwarzes Schaf gibt, dann müssen wir schnell reagieren, das ist alternativlos. Es ist aber auch deutlich, dass sofort Handlungen gesetzt werden, um ein professionelles Krisenmanagement zu ermöglichen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den NEOS, Herr GR Wiederkehr. - Bitte. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die proaktive Ausführung auch über dieses heikle Thema, dass wir da auch sofort Informationen bekommen. Mit dem Förderstopp gestern wurde ja auch zeitgleich von der Stadt kommuniziert, dass der Träger zugegeben hat, die Stadt getäuscht zu haben. Das war ja das Hauptargument von Seiten der Stadt. Ich habe danach auch mit dem Träger gesprochen, und er dementiert, es zugegeben zu haben. Das heißt, für mich ist da die Frage, was er hätte zugeben sollen, oder wo genau das Täuschungsmoment des Trägers war, dass die Förderung auch gestrichen worden ist. Wie ist genau der Zusammenhang zwischen diesem Kindergarten "Oase des Kindes" und dem anderen Kindergarten, wo schon staatsanwaltliche Untersuchungen getätigt worden sind? Das würde mich interessieren und ob es weitere Gespräche mit dem Betreiber gibt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat. - Bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Herr Gemeinderat, Sie haben ja selber die zwei Wörter "staatsanwaltliche Untersuchung" in den Mund genommen und werden daher verstehen, dass ich auf Details diese Sache betreffend nicht eingehen kann. Was ich allgemein sagen kann, ist, dass bei der Vorsprache des Trägers klar geworden ist, dass er die MA 10 über Sachverhalte, die schon bei Beginn, nämlich bei Abschluss der Förderbedingungen des Fördervertrags, vorgelegen sind, getäuscht hat. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP, Frau GRin Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen Dank! Guten Morgen, Herr Stadtrat! Da Sie vorher das Thema Eltern und auch die Unsicherheit der Eltern angesprochen haben, möchte ich Ihnen kurz eine Geschichte über eine Mutter erzählen, die ebenfalls ihr Kind in einen solchen "Schwarzen-Schaf- Kindergarten" gegeben hat, nämlich bei "Multika". Da ist die Sache so, dass die einen Elternabend hatten und erfahren haben, dass keine Kindergartenpädagogen mehr vor Ort sein werden, und der Kindergarten ohne Kindergartenpädagogen weiter arbeiten darf. Am nächsten Tag haben sie dann aus den Medien erfahren, dass eben Multika Konkurs anmeldet. Die Mutter hat dann beim Magistrat angerufen und gesagt, was sie denn jetzt machen soll, weil sie möchte ihr Kind nicht in einen Kindergarten geben, wo es keine Pädagogen gibt, und wann denn wieder mit Pädagogen zu rechnen sei. Sie hat dann die Antwort vom Magistrat bekommen, die Frist wurde erstreckt, das heißt, Multika hat einen gewissen Zeitraum bekommen, bis sie wieder Kindergartenpädagogen haben müssen. Die Mutter hat dann darauf gefragt, wie lang denn diese Frist sei, und sie hat als Antwort bekommen: "Das kann ich Ihnen nicht sagen, denn das ist Datenschutz." Das ist natürlich nicht etwas, womit man den Eltern Sicherheit gibt. Da frage ich mich: Was hat das jetzt mit Datenschutz zu tun? Meine Frage ist: Wie wollen Sie in Zukunft die Eltern ... weil sie erfahren es entweder aus den Medien, bevor sie überhaupt einen Brief erhalten, sie kriegen keine kompetente Antwort, sie fühlen sich vollkommen alleine gelassen. Das Kind ist mit Verletzungen aus dem Kindergarten gekommen. Das ist zum Beispiel auch so ein Fall, den wir schon aus den Medien entnommen haben, dass sie dann gekündigt hat und jetzt von Multika aufgefordert wurde, über 700 EUR im Monat zu zahlen, weil eben Multika sozusagen um die Förderung umfällt. Meine Frage ist jetzt in diesem dezidierten Fall: Wie werden Sie den Eltern helfen? Warum gibt es keine Auskunft den Eltern gegenüber, wann sie in einem qualitativen Kindergarten wieder einmal Platz finden? Denn ein Kindergarten ohne Pädagogen ist kein qualitativ hochwertiger Kindergarten. Die Frage ist: Wie werden Sie den Eltern in Zukunft wieder mehr Sicherheit geben können? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Zu allererst möchte ich einmal dazu sagen, ich habe es vorher in meiner ersten Fragebeantwortung auch gesagt: Den Eltern gilt mein uneingeschränktes Verständnis und meine tiefste Empathie, und ganz sicher trifft keinen einzigen Vater und keine einzige Mutter auch nur ein Quantum Schuld an so einer Situation. Wir reden ja von Betreiberorganisationen, die entweder wirtschaftlich oder pädagogisch nicht im Stande sind, einen Kindergarten zu führen, und die Reaktion der Stadt auf so etwas. (GR Mag. Wolfgang Jung: Und wie ist es mit der Dienstaufsicht der Stadt und den Konsequenzen?) Was wir nicht garantieren können - das betrifft auch große Unternehmen, die nichts mit dem Kindergartenbereich zu tun haben, Ihre Partei hat sogar ein Bundesland an den Rand eines wirtschaftlichen Kollapses geführt -, ist, dass jemand in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommt. Was wir garantieren müssen, ist, bestmöglich darauf zu reagieren. Sie haben aber ganz konkret die Eltern, die betroffen sind, angesprochen. Da möchte ich zuerst einmal sagen: Es stehen täglich - also natürlich nicht diesen Fall konkret betreffend, sondern immer - die Servicezentren der MA 10 und das Info-Telefon zur Verfügung. Es sind derzeit auch die Öffnungszeiten ausgeweitet worden, da wir ja davon ausgehen müssen und auch ausgehen wollen, dass sich möglichst viele Eltern an die MA 10 wenden, um bei der Suche nach einem neuen Platz Hilfe zu bekommen. Es wird auch Info-Abende geben, am Freitag sind alle Eltern eingeladen, zu kommen und eben bestmöglich und für jedes Kind bei der Suche nach einem neuen Platz betreut zu werden. Insgesamt ist es so, dass wir - das habe ich vorher kurz ausgeführt - in der an sich glücklichen Lage in Wien sind, das unterscheidet uns von den meisten Bundesländern, von der Quantität her über ein Platzangebot zu verfügen, dass wir Eltern Angebote machen können, dass große Träger oder auch die MA 10 Angebote machen können. Sie sprechen eine für Eltern problematische Situation an, was den Zeitpunkt der Information betrifft. Da muss man zwei Dinge auseinanderhalten. Wenn die MA 10, also die Förderstelle, einen Kindergarten nicht mehr fördern kann und nicht mehr fördert und hier schnell reagiert, dann heißt das nicht, dass ein privater Kindergartenträger an dem gleichen Tag den Kindergarten schließen muss. Was natürlich zu dieser Situation kommt, ist, dass Eltern in dem Kindergarten ja auch bis zu dem Moment, wo der in Konkurs geht und schließt, sind und bleiben können. In diesem Zwischenstand haben wir die Situation, dass wir Eltern bestmöglich informieren wollen. Im konkreten Fall haben wir das am selben Tag gemacht - schneller als am selben Tag, ich bitte um Verständnis, kann es nicht gehen -, die Eltern per Brief zu informieren und den Betreiber per Aufkündigung des Vertrages. Alles fand gestern statt. Es ist sozusagen immer eine Optimierung einer natürlich für alle völlig unbefriedigenden Situation. Aber schneller als am selben Tag können wir nicht informieren. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich die nächste Zusatzfrage stellen lasse, darf ich bitten, dass alle hinter den Bänken die Gespräche entsprechend zurückfahren beziehungsweise außerhalb des Saales führen. Ich habe das auch schon in der letzten Sitzung angemerkt, dass der Lärmpegel sehr hoch ist, und darf daher jetzt einmal alle bitten, die Gespräche einzustellen. Darf ich alle bitten, die Gespräche einzustellen? - Danke. Wir kommen nun zur 3. Zusatzfrage, die wird von den GRÜNEN gestellt. Herr GR Ellensohn, bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Stadtrat! Über die Kindergärten in Wien gäbe es auch so viel Gutes zu erzählen, aber es gibt halt immer wieder einzelne Betrüger, die uns große Schwierigkeiten machen. Ich möchte trotzdem noch einmal an die Eingangsfrage erinnern. Quantitativ ist Wien in Österreich absolut die Nummer 1. Gar nicht erwähnt wurde jetzt der Gratiskindergarten, auch da absolut die Nummer 1. Trotzdem ist es auf Grund der vielen Verfehlungen von privaten Betrügern offensichtlich notwendig, die Kontrollen noch einmal zu verstärken, noch einmal mehr zu machen. Eine andere Alternative wäre, dass die Stadt Wien einfach mehr Kindergärten selber betreibt. Wir sind das Bundesland mit dem größten Anteil an privaten Betreibern und Betreiberinnen. Die waren auch notwendig, um den Gratiskindergarten und die Quantität herzustellen. Können Sie sich vorstellen, dass in Zukunft der Anteil bei neuen Kindergartenplätzen etwas höher im städtischen Bereich ist, als er momentan im Durchschnitt ist? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ja, Sie sprechen eine wichtige Sache an, ich möchte das auch so sagen. Wenn man noch genauer hinschaut und auf Erkenntnisse, die man gewonnen hat, schnell reagiert, dann ändert das sicher auch die Kindergartenlandschaft. (GR Mag. Wolfgang Jung: Man braucht nicht glauben, wie sehr! Das ist das Problem!) Was ich garantieren kann, ist, dass wir erstens zusätzlich zu dem, was jetzt zwischen 2009 und jetzt passiert ist, nämlich ein massiver Ausbau, eine massive Investition in die Kindergärten, auch weiter neue Kindergartenplätze schaffen. Es wird also auch weiter einen starken Ausbau geben. Zweitens wird der selbstverständlich auch einen starken Ausbau städtischer Kindergärten beinhalten. Zu dem ersten Teil Ihrer Frage, nämlich dem Vergleich Wiens mit den anderen Bundesländern und auch der Dinge, auf die wir stolz sein können, möchte ich auf einen stehenden Beschluss dieses Hauses hinweisen. Es ist so, dass sich die Qualitätsunterschiede in den Kinderbetreuungseinrichtungen zwischen den Bundesländern stark unterscheiden. Es ist einfach so, dass ein Kind in Wien und ein Kind in Salzburg oder Vorarlberg, wo auch immer, eine völlig andere Situation an Kindergarten vorfindet, ja, eigentlich einen völlig anderen Begriff von Kindergarten vorfindet. Ich möchte nur ein Beispiel bringen. In städtischen Kindergärten gibt es 2 Schließtage. Im Westen Österreichs gibt es Bundesländer, da reden wir von 11 bis 13 Schließwochen und damit auch von einer dramatischen Situation für die Eltern. Ich rede daher nicht nur von der Frage des Angebots und dessen Fülle, sondern auch der Vereinbarkeit dieses Angebots mit der Berufstätigkeit und der Qualitätskriterien. Dieses Haus hat - ich selber durfte damals mit der Kollegin Riha Antragsteller sein - daher schon vor vielen Jahren den Antrag an den Bund gestellt, möglichst schnell zu einer bundesweiten Rahmengesetzgebung zu kommen, die gemeinsame Rahmenbedingungen für jedes Bundesland vorsieht. Ich sehe das weiterhin als eine der vordringlichsten Aufgaben bundespolitisch im elementarpädagogischen Bereich. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Warum haben Sie es nicht zusammengebracht?) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der FPÖ, Herr GR Maximilian Krauss, bitte. GR Maximilian Krauss (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich möchte vielleicht dort weiterfragen, wo der Herr Ellensohn angefangen hat. Sie selbst haben nämlich gesagt, dass 60 Prozent der in Wien betreuten Kinder in privaten Trägervereinen untergebracht sind. Jetzt ist hier meine konkrete Frage: Ist es Ihr Ziel als Stadtrat, diesen Betreuungsschlüssel zu verändern und wenn, in welche Richtung? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich möchte hiermit auch ein Bekenntnis ablegen. Es wäre jetzt möglicherweise andersrum einfacher, aber ich möchte ein Bekenntnis zu der Grundstruktur der Wiener Kinderbetreuung ablegen. Es ist so, dass sich das ja auch 2009 niemand überlegt hat, sondern dass wir bereits 2009 auf eine Situation in Wien zurückgreifen konnten, wo große, seit Jahrzehnten agierende und pädagogisch großartige Arbeit leistende private Träger das Angebot der Stadt unterstützt haben. Ich möchte an dieser Stelle auch sagen, dass diese privaten Träger enge Partner von uns sind und wir auf ihre Arbeit nicht nur angewiesen sind, sondern von ihnen profitieren. Mehrere private Träger haben auch pädagogische Innovationen entwickelt, auf die wir jetzt in der Stadt zurückgreifen können. Ich bringe ein Beispiel: Das ganze Thema Bildungskompass ist derzeit bundesweit in Diskussion, es ist auch dringend notwendig, da etwas weiterzubringen. Da geht es um die Schnittstelle Kindergarten- Schule und die Dokumentation der Entwicklung der Kinder im Kindergarten. Da hat ein privater Träger durch die Entwicklung von Portfolioarbeit extrem viel geleistet. Ein anderer privater Träger ist ein Vorbild für Mehrsprachigkeit im Kindergarten und dessen Förderung und Forderung. Nur um diese Beispiele zu bringen, möchte ich auch sagen, dass wir weiterhin auf diese Zusammenarbeit mit privaten Trägern setzen wollen und auch aus pädagogischen Gründen setzen müssen. Es ist auch genau diese Zusammenarbeit und genau diese Leistung der privaten Träger, genauso wie der berechtigte Wunsch der Eltern und der Kinder, ein gutes, hochwertiges Betreuungsangebot vorzufinden. Dafür spricht, dass wir alles tun, damit es keine Ausnahmen von dieser Situation gibt, denn die überwiegende Anzahl, und wir reden von der erdrückend überwiegenden Anzahl der Kindergartenplätze und auch der privaten Träger, machen jeden Tag großartige Arbeit. Diese Pädagoginnen und Pädagogen haben es sich nicht verdient, dass auf Grund des einen oder anderen schwarzen Schafes ihre Arbeit in ein schlechtes Licht gestellt wird. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der SPÖ, von Frau GRin Teiber. GRin Barbara Teiber, MA (SPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke einmal für die wirklich ausführliche Beantwortung der Frage und auch auf das Eingehen auf den aktuellen Fall "Oase". Daran anknüpfend aber noch: Sie selbst haben ja jetzt das Thema der schwarzen Schafe in den Mund genommen, auch die GRin Schwarz. Gibt es da von Ihrer Seite, ich weiß, es ist schwierig, irgendwelche Überlegungen, dass man vielleicht schon im Vorfeld schauen kann, dass solche Fälle nicht auftreten? Die Überprüfung ist ja sehr, sehr wichtig, ich glaube, das war auch absolut notwendig, dass Sie da sehr schnell gehandelt haben. Kann man aber bei den Förderkriterien, et cetera eben vielleicht im Vorfeld schon irgendwelche Maßnahmen setzen? Gibt es da Überlegungen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sie sprechen einen zentralen Punkt an: Was machen wir jetzt? Es wundert mich, dass das erst jetzt in der Fragebeantwortung kommt. Jedenfalls ist es so, dass wir auf die bereits gesetzten Maßnahmen der verstärkten Kontrolle aufbauen können und aufbauen wollen, dass ja gerade diese Maßnahmen auch dazu führen, dass wir jetzt schnell und schneller reagieren können. Dazu nur eine kurze exemplarische Aufzählung, es gibt sicher an anderer Stelle einmal Zeit, darüber mehr zu reden: Es sind seit 2014 nach umfangreichen Evaluierungen, es gab ja auch einen Stadtrechnungshofbericht, mehrere Maßnahmen gesetzt worden - die Vorschläge des Stadtrechnungshofberichtes sind übrigens zu 100 Prozent in die Tat umgesetzt worden -, im Bereich der Förderkontrolle verbessernde Maßnahmen zu setzen, aber auch bei der Kontrolle. Seit 2016 gibt es auch eine jährliche Förderbilanz. Diese Maßnahmen haben also gegriffen. Trotzdem muss es weitere Schritte geben, und dazu bekenne ich mich. Ich habe die zuständigen Abteilungen MA 10 und MA 11 bereits beauftragt, rasch ein neues Bewilligungs- und Fördersystem zu entwickeln, das auch ein besser vernetztes Arbeiten ermöglicht. Es soll ja für alle von Vorteil sein, dass die beiden Abteilungen in einer Geschäftsgruppe zusammengefasst sind. Das beinhaltet selbstverständlich auch - ich sage das gleich dazu, falls diese Frage in Zukunft noch kommt - eine deutliche Verstärkung der Kontrolle. Es beinhaltet aber auch das Hinschauen und Drehen am Rad bei den Bewilligungen von neuen Kindergarteneinrichtungen und die Eignung der BetreiberInnen in pädagogischer und wirtschaftlicher Sicht. Es ist nämlich so, dass ich alles dafür tun möchte, und dass wir alles dafür tun müssen, dass sich Kinder, Eltern und PädagogInnen und vor allen Dingen auch alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler darauf verlassen können, dass in Wiener Kindergärten nicht nur mit großer Sorgfalt gewirtschaftet wird, sondern dass auch auf hohen Qualitätsstandards gearbeitet wird. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP - 00620-2017/0001 - KSP/GM) wurde von Herrn GR Markus Ornig gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur, Wissenschaft und Sport gerichtet. Die Anfrage betrifft die Ausgaben für Werbung der Stadt Wien. (In einem Interview mit der Tageszeitung "Der Standard" vom 23. Februar 2017 geben Sie an, dass die Reduzierung der Werbekosten um ein Drittel "über die gesamte Legislaturperiode vorgenommen" werden soll. Von ihrem Koalitionspartner waren in der Vergangenheit hierzu auch andere Aussagen zu vernehmen. Konkret forderte Klubobmann David Ellensohn Einsparungen von in Summe 50 Millionen Euro. Vizebürgermeisterin Mag. Maria Vassilakou sagte im Mai 2016 in einem Standard-Interview: "Eine solche Verschwendung ist ethisch unvertretbar und daher abzustellen. Daraus ergeben sich Einsparungen von mindestens einem Drittel des derzeitigen Volumens." Eine Reduktion der Werbeausgaben ist im Koalitionspakt nicht schriftlich festgehalten. Laut Medienberichten soll diese in einem nichtöffentlichen "Sideletter" vereinbart worden sein. Die Bürgerinnen und Bürger haben sich eine klare und verbindliche Stellungnahme verdient, was im Bereich der Stadtkommunikation geplant ist. Auf welche konkreten Ziele hat sich die Stadtregierung bei den Werbeausgaben geeinigt in Hinblick auf Höhe der Werbeausgaben, Zeitraum für die Reduktion und Medien, in denen Werbung geschaltet wird?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Meine Damen und Herren! Ich möchte die Anfrage nicht nur ganz knapp beantworten, sondern ein bisschen etwas Grundsätzliches zur Frage der Informationspolitik der Stadt sagen, aber auch dazu, dass in der Diskussion sehr häufig Öffentlichkeitsarbeit und Medienförderung vermischt werden. Ich möchte daher zunächst einmal feststellen, dass eine öffentliche Medienförderung - wobei ich gleich dazusage, dass wir das in Wien nicht machen, sondern wir machen Öffentlichkeitsarbeit - ein Instrument der Medienpolitik ist und in der Regel bedeutet, dass es eine fortwährende Unterstützung von Medieninhabern für die Produktion und den Vertrieb von Medieninhalten und Projekten gibt. In Österreich hat die Presseförderung den Erhalt der Medienvielfalt in den Bundesländern und auch bundesweit zum Ziel und kommt Medien mit besonderer Bedeutung für die politische Meinungs- und Willensbildung zu Gute. Sie wird auf Bundesebene durch das Presseförderungsgesetz von 2004 geregelt. In Wien gibt es dafür keine gesetzliche Grundlage, und daher macht Wien auch keine Medienförderung. Städtische Öffentlichkeitsarbeit hingegen, wie sie von der Stadt Wien betrieben wird, hat die aktive Informationspolitik zum Ziel und stellt dabei die Bürgerinnen und die Bürger in den Mittelpunkt. Wichtigste Aufgabe der städtischen Informations- und Öffentlichkeitsarbeit ist eine sachliche, umfassende und ständige Information der Bürgerinnen und Bürger, und damit kommen wir zu einem wichtigen Punkt. Wie wir alle wissen, haben sich die Rahmenbedingungen innerhalb derer Kommunikation, Information und Öffentlichkeit stattfinden, in den letzten zehn Jahren sehr stark verändert, was auch die Stadtkommunikation vor neue Herausforderungen stellt. Wer heute mit den Menschen in Kontakt treten möchte und ihnen auch Information bieten will, und das tun wir als Stadt, wie gesagt, muss dazu durchaus auch neue Wege beschreiten, da wir, wie wir alle wissen, in einer Welt leben, die mit Neuigkeiten und Informationen überflutet wird und in der es immer herausfordernder ist, sich zu orientieren. Die Zahl der Kommunikations- und Informationskanäle hat sich vervielfacht, die Aufmerksamkeitsspanne der Medienkonsumentinnen und -konsumenten wird immer kürzer. Es wird nur mehr das als Information aufgenommen, was relevant erscheint oder auch einen konkreten Vorteil verspricht. Aus der Einwegkommunikation früherer Tage hat sich ein vielschichtiger Dialog entwickelt, im Rahmen dessen es den Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr ausreicht, einfach nur informiert zu werden. Sie suchen vielmehr aktiv den Austausch, egal, ob über das Internet, über die sozialen Medien, über Apps mit Smartphones oder Tablets. Diese veränderten Rahmenbedingungen stellen auch die Stadtkommunikation vor neue Herausforderungen. Obwohl die Stadt Wien mit dem überwiegenden Teil der von ihr angebotenen Serviceeinheiten nicht in unmittelbarem Wettbewerb mit privatwirtschaftlichen Angeboten steht, befindet sie sich dennoch in einem massiven Wettbewerb um eben diese Aufmerksamkeit jener Zielgruppen, für die diese Serviceangebote relevant sein könnten. Denn genau diese Vielzahl an Service- und Unterstützungsleistungen und deren Inanspruchnahme sind ein wesentlicher Faktor für die hohe Lebensqualität in Wien. Die Stadt Wien als größter Anbieter von kommunalen Dienstleistungen in Österreich und als ein ganz großer überhaupt in Europa bekennt sich daher zu dieser aktiven Informationspolitik. Das heißt, dass die Kommunikation der Vielzahl an Leistungen und Services als kommunale Bringschuld betrachtet wird und es im Interesse der Stadt Wien ist, die Wienerinnen und Wiener über die Angebote, Produkte und Einrichtungen der Stadt zu informieren. Im Zentrum der städtischen Öffentlichkeitsarbeit und Informationspolitik steht das Bestreben, alle Zielgruppen bestmöglich und flächendeckend zu erreichen und mit allen zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln den Austausch zwischen Stadtverwaltung, Interessensgruppen sowie den Bürgerinnen und Bürgern zu unterstützen. Dafür werden unterschiedlichste Kanäle gewählt, von Print über elektronische Medien bis Online, und dabei werden verschiedene Werbeinstrumente verwendet, vom Inserat über die Medienkooperation, den PR-Beitrag oder Spot, bis zum Content Ad. Dafür werden auch in Zukunft konsequenterweise valide Daten wie Reichweite, Auflage, Radiotest, Teletest, österreichische Webanalyse herangezogen werden. Die Mediaplanung erfolgt somit projektbezogen auf Basis der Kommunikationsziele, der ausgewählten Instrumente und der sich daraus ergebenden Zielgruppen. Dabei gilt es besonders, analoge und digitale Kommunikationskanäle stärker miteinander zu verschränken und die Stärken des jeweiligen Mediums bestmöglich auszuschöpfen, um Bürgerinnen und Bürgern unter Berücksichtigung der Diversifizierung gesellschaftlicher Milieus sowie der aktuellen Entwicklung in der sich permanent verändernden Gesellschaft mit geschäftsgruppenübergreifenden Kommunikationspaketen innovative, serviceorientierte, transparente und niederschwellige Kommunikationsangebote machen zu können, und um die Wienerinnen und Wiener, angepasst an ihre Erwartungshaltung und ihr Kommunikationsverhalten, optimal mit Informationen zu servicieren. Soweit zum Kontext, in dem die Stadtkommunikation angesichts der sich rasch ändernden Rahmenbedingungen agieren muss, und ja, dafür braucht es natürlich auch entsprechende budgetäre Möglichkeiten. Dennoch werden wir die vereinbarte Einsparung eines Drittels Werbeausgaben der Stadt Wien in dieser Legislaturperiode umsetzen. Darüber können Sie sich auch jederzeit in der Transparenzdatenbank der KommAustria ein Bild machen. Unabhängig davon halte ich es für wichtig, dass wir ausreichende Mittel für die, wie ich gerade in extenso versucht habe zu beschreiben, Kommunikationsarbeit der Stadt Wien zur Verfügung haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP und wird von Herrn GR Dkfm. Dr. Aichinger gestellt. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die Beantwortung. Wir wissen, dass es im Presse- und Informationsdienst in den letzten zwei Jahren gröbere Umschichtungen gegeben hat. Bis zum Jahr 2015 waren auch die Auslandsaktivitäten drinnen, da hat es ein Budget von zirka 51 Millionen EUR gegeben. Es wurde 2016 auf 38 oder auf 37 heruntergefahren und ist im Jahr 2017 wieder auf 48 Millionen gestiegen. Die Begründung war, und dazu kommt jetzt meine konkrete Frage, dass damit jetzt sämtliche werbemäßigen oder marketingmäßigen Aktivitäten aller Ressorts im PID zusammengefasst werden. Konkret gefragt: Sind bereits alle Ressorts damit einverstanden, beziehungsweise geschieht das so? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Ja, es ist tatsächlich so, dass wir die Werbemittel und die Öffentlichkeitsausgaben der verschiedenen Ressorts konzentriert haben, und das ist eine gemeinsame Vorgangsweise der Stadtregierung, und insofern erklärt sich auch dieser Budgetansatz so. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN, Herr GR Ellensohn. GR David Ellensohn (GRÜNE): Die schriftlich eingebrachte Frage beinhaltet oder suggeriert, dass es da keine Klarheit über das Einsparungsvolumen gibt. Nach meiner Meinung stimmt, dass es nicht im Regierungsübereinkommen steht. Richtig ist, also richtig geheim ist das nicht, wenn der Herr Bürgermeister und die Frau Vizebürgermeisterin auf der Pressekonferenz anlässlich Rot-Grün II, womit die Arbeit beginnt und jetzt neu anfängt, sagen, dass das Einsparungsvolumen ein Drittel von der Transparenzdatenbank sein wird. (GR Mag. Manfred Juraczka: Die muss erst kommen, die Pressekonferenz!) Dann stimmt es auch nicht, dass es einen Unterschied zu meinen Aussagen gibt, weil ein Drittel von 30 Millionen mal 5, ein Drittel ist 50, das ist genau die gleiche Zahl. Es gibt also Einheitlichkeit bei der Zahl, es ist ganz klar öffentlich gesagt worden, die ganzen Medien haben es auch geschrieben, und trotzdem ist natürlich Bewegung in der Frage. Insgesamt gibt es eine Diskussion über die Höhe, und ich verhehle ja auch nicht, wenn es nach mir geht, darf es auch weniger sein, aber ich finde 50 Millionen Einsparung in einer Legislaturperiode einen Erfolg und finde auch schlau, dass wir das so machen. Es gibt aber auch eine Diskussion über die Verteilung, in einem kleineren Segment zwar, aber auf Twitter und Facebook scheint die Verteilungsfrage sehr wichtig oder das Wichtigste zu sein. Jetzt bekommt der Boulevard einen großen Kuchen, das ist logisch, dass die einen größeren Kuchen haben als ein kleines Branchenblatt oder Nischenblatt. Wie hoch ist denn die Reichweite der drei großen Medien "Österreich", "Krone" und "Heute" im Vergleich zu allen anderen? Haben die von der LeserInnenzahl mehr als die Hälfte oder ein Drittel oder zwei Drittel? Wie viel ist das im Verhältnis von diesen drei zu den dutzenden, hunderten anderen Medien? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Herr Gemeinderat, ich befürchte, ich muss Sie mit einer konkreten Zahl enttäuschen. Ich weiß das jetzt nicht auswendig, aber wir können uns das gerne gemeinsam anschauen, oder ich lasse mir das ausheben. Ich kann Ihnen das dann gerne nachreichen, aber natürlich sind die Medien mit größerer Reichweite die dominanten. Gerade wenn wir aber sagen, dass wir eine Öffentlichkeitsarbeit machen wollen, eine Informationsarbeit machen wollen, dann müssen wir natürlich danach trachten, dass wir die Menschen erreichen, die sich auch in den höheren Auflagen und Reichweiten der Medien widerspiegeln. Ich kann Ihnen aber sicher in wenigen Stunden die entsprechenden Zahlen sagen und gebe Sie Ihnen dann gerne weiter. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ, Herr GR Mag. Kowarik, bitte. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Herr Stadtrat, wir haben auch in Ihrem Eingangsstatement schon einiges gehört, das vielleicht nicht ganz mit der Frage zu tun gehabt hat. Ich glaube, worüber wir jetzt auch gesprochen haben, war die Budgetsituation des Magistrates, also der Stadt Wien, der Gemeinde, aber das ist ja nur die halbe Wahrheit, wie wir wissen. Es gibt ja zahlreiche Unternehmen im Einflussbereich der Stadt Wien beziehungsweise im Eigentum der Stadt Wien, die auch sehr intensiv werben. Es gibt die Transparenzdatenbank, auch davon haben Sie gesprochen, und wenn man sich das dort anschaut, erkennt man - das vielleicht auch an die GRÜNEN mitgeteilt -, dass die Stadt Wien und die zurechenbaren Bereiche mehr Werbeausgaben haben als alle anderen Bundesländer zusammen. Das nur auch an die GRÜNEN, die glauben, sich da profilieren zu müssen. Es ist noch nicht ganz gelungen, würde ich einmal sagen. Aber auch die Transparenzdatenbank ist nur die halbe Wahrheit. Es gibt ja zahlreiche Werbemaßnahmen, die nicht von der Transparenzdatenbank beziehungsweise von diesem zugrundeliegenden Gesetz erfasst sind. Wer es nicht glaubt, der soll bei einem Bericht des Bundesrechnungshofes nachlesen, ich glaube, da ging es ums MuseumsQuartier. Da wurden die entsprechenden Werbeausgaben geprüft, und da wurde festgestellt, dass ein Drittel der Ausgaben vom MuseumsQuartier, von der zugrunde liegenden Organisation, eben nicht dieser Meldepflicht unterliegt. Mich würde interessieren - die Zahl werden Sie mir jetzt nicht beantworten können, aber ob Sie trotzdem wissen, immerhin sind Sie der zuständige Stadtrat -, wie viel das im Bereich des Magistrates - da sind Sie jetzt auskunftspflichtig sozusagen - umfasst. Das sind nämlich einerseits Werbemaßnahmen, die im jeweiligen einzelnen Fall unter 5.000 EUR liegen. Wenn man das auf ein Jahr hochrechnet, kommt da meistens auch sehr viel raus, oder auch sonstige Werbemaßnahmen, man kann zum Beispiel auf den Zeitungsständern von den Gratiszeitungen Werbung darauf machen. Welchen Umfang hat das? Das würde ich gerne von Ihnen wissen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Herr Gemeinderat, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich die Präzision der Frage jetzt richtig verstanden habe, aber lassen Sie mich vielleicht Folgendes dazu sagen: Ich bin grundsätzlich dafür, dass wir das ganze Thema Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Wien ganz nachhaltig entmystifizieren, denn es sind da in der Vergangenheit unendlich viele Zahlen herumgeschwirrt, bis zu 100 Millionen, habe ich einmal gelesen und anderes mehr, und ich versuche sehr intensiv, sowohl Transparenz walten zu lassen, als auch die Nachhaltigkeit der Öffentlichkeitsarbeit für die Stadt darzustellen. Ich glaube schon, dass das, was ich vorher gesagt habe, etwas mit der Frage des Herrn Gemeinderates zu tun hatte, weil es mir wirklich darum geht, auch zu sagen, jawohl, die Stadt Wien braucht auch eine Öffentlichkeitsarbeit. Das ist nicht irgendetwas, wo man sagt, da geben Politiker Geld her und dann scheinen ihre Köpfe auf, was ja schon längst nicht mehr der Fall ist, sondern wir haben tatsächlich das Bedürfnis - sowohl wir als Stadt als Anbieter als auch die Menschen - nach Information über städtische Serviceleistungen beispielsweise. Insofern glaube ich, ist nicht so sehr - das ist meine persönliche Meinung - jetzt die Höhe das Problem, sondern dass vielleicht in der Vergangenheit nicht immer ganz klargemacht wurde, wofür das steht, was jetzt eigentlich die Kommunikationsinhalte der Stadt sind und warum wir das tun. Das soll sich nach meiner Auffassung in Zukunft auch tatsächlich ändern, und es soll auch alles nachvollziehbar sein. Ich könnte es mir jetzt leicht machen, wenn Ihre Frage danach gegangen ist, was andere der Stadt nahestehende Bereiche tun, und wie hoch das ist. Dann könnte ich Ihnen sagen, dass das nicht Gegenstand der Vollziehung hier ist. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das habe ich nicht gefragt!) Na ja, ich habe schon verstanden, dass Sie das auch gefragt haben. Das kann ich Ihnen deshalb auch nicht sagen, weil ich tatsächlich der Auffassung bin, dass Unternehmen, die direkt oder indirekt der Stadt Wien gehören, sich auf dem Markt bewegen müssen. Nehmen wir das Beispiel der Wien Energie, die muss sich selbstverständlich einem sehr, sehr scharfen und intensiven Marktwettbewerb stellen und muss daher so wie alle anderen auch, so wie der Verbund oder so wie andere Landesunternehmen oder auch Private, entsprechend ihre Leistungen auch darstellen und bewerben. Wie sie das tut, in welcher Weise sie das tut und in welchem Ausmaß sie das tut, könnte ich Ihnen auch gar nicht darstellen. Das MuseumsQuartier habe ich nicht ganz verstanden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gemeint haben, dass das MuseumsQuartier ein Drittel seiner Ausgaben als Werbeausgaben deklariert, aber dann habe ich das vielleicht falsch verstanden. Auch das MuseumsQuartier ist ein eigenständiges Unternehmen, an dem übrigens die Stadt Wien nur zu einem Viertel beteiligt ist und daher in seiner Werbegestionierung und Öffentlichkeitsarbeit selbstverständlich unabhängig ist. Was Ihren Hinweis anbelangt, dass andere Bundesländer weniger Werbeausgaben haben, sage ich Ihnen, ja, die, die feststellbar sind. Ich kenne einige Fälle, wo Unternehmen, nachgelagerte Unternehmen sehr wohl auch direkt dazu angehalten worden sind, entsprechende Werbeausgaben zu machen. Das ist naturgemäß schwer nachzuvollziehen, aber die Stadt Wien ist ja auch Gemeinde, und dann müsste man fairerweise auch zusammenzählen, wenn man ein Bundesland hernimmt, was die einzelnen Gemeinden in dem Bundesland für Werbeausgaben haben, und da kommen wir wahrscheinlich insgesamt zu ganz anderen Zahlen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Nein!) Das ist also meine Antwort auf eine Frage, von der ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich sie verstanden habe, aber Sie können ja gerne noch weiterfragen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie kriegen es noch schriftlich!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der SPÖ, Frau GRin Däger-Gregori, bitte. GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank einmal vorerst für die Informationen und Ausführungen zu diesem wichtigen Thema der Öffentlichkeitsarbeit. Ein Teil der Neuausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Wien ist auch die Stärkung und der Ausbau digitaler Kommunikationskanäle. Was hat die Stadt auf diesem Gebiet konkret vor? Wie will man das weiterführen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Na ja, ich versuche, mich in der Beantwortung sehr kurz zu halten, aber ich glaube, dass es trotzdem ein ganz wichtiger zusätzlicher Aspekt ist, weil wir uns ja bei Weitem nicht nur mehr im Printmediensektor bewegen, bewegen sollen, bewegen müssen, sondern es eine ganze Menge zusätzlicher Serviceangebote, aber auch Medien und Instrumente gibt, derer wir uns bedienen und die wir auch zu bespielen haben. In aller Kürze sei aber nur gesagt, weil das vielleicht auch gar nicht so bekannt ist: Unser Flaggschiff - unter Anführungszeichen -, ist selbstverständlich unsere Website "wien.at", die in der Zwischenzeit ein sehr, sehr wichtiges, informatives und auch erfolgreiches Tool geworden ist, das monatlich immerhin von 1,3 Millionen Menschen besucht wird. Diese Website liefert tatsächlich ein umfassendes Angebot für die Menschen. Es gibt dort das virtuelle Amt, es gibt Wiens umfassendste Veranstaltungsdatenbank - auch nicht ganz unwichtig, das sage ich als Kulturstadtrat - und auch den besten Wien-Stadtplan. Es sind mehrere Tausend Seiten, alleine im vergangenen Jahr waren es 50.000, die jährlich aktualisiert und neu erstellt werden. Ich sage das deshalb, weil gemeiniglich gesagt wird, na ja, der PID und die Verwaltung, und so weiter. Also das ist eine ihrer Aufgaben, der Kolleginnen und Kollegen im PID, dass sie 50.000 Seiten jährlich aktualisieren und neu erstellen. Wir haben derzeit ein gemeinsam initiiertes Projekt von der MA 53 und MA 14 am Laufen, das sicherstellen soll, dass diese Website auch State of the Art bleibt. Die Website ist ein wichtiger, wenn auch nur ein Teilaspekt des digitalen Kommunikationsportfolios. Schon seit Längerem auf dem Markt und auch zig Tausend Mal bereits heruntergeladen wurde die "wien.at live"-App. Sie bündelt den Wiener Stadtplan, Kontakte zur Stadt, den Livestream von Landtag und Gemeinderat - im Übrigen einen schönen guten Tag an alle, die zuschauen - und die Echtzeitinformation zu Veranstaltungen, Öffi-Unterbrechungen, Unwetterwarnungen und Zivilschutzinformationen auf dem Smartphone. Ich halte das für wichtig, auch unter dem Hinweis der Notsituationen, die es in anderen Städten im Zusammenhang mit Terroranschlägen und Ähnlichem in der jüngeren Vergangenheit leider gegeben hat. Erst vorletzte Woche haben wir zudem die neue "Sag's Wien"-App präsentiert, mit der, ohne zwingende Registrierung, Meldungen schnell und auch intuitiv an die Stadtverwaltung gesendet werden können. Die ersten Tage waren sehr erfolgreich, was den Abruf dieser App oder das Herunterladen betrifft. Ich erwähne nur stichworthalber die wirklich sehr informative Wiengeschichte "Wiki", mit der jeweilige Informationen über die Stadtgeschichte, Orte, Plätze, Persönlichkeiten heruntergeladen werden können. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch, dass wir einen kostenlosen Vorteilsclub der Stadt Wien haben, der ja immerhin momentan 160.000 Mitglieder hat. Das ist ja nicht nichts, dass wir über diesen Vorteilsclub auch zahlreiche Angebote und Vergünstigungen, Clubaktionen und damit auch die Menschen an die Stadt binden können. Selbstverständlich gehört es für eine moderne Stadtverwaltung dazu, auch über die sozialen Medien, Facebook, YouTube, Twitter und Instagram aktiv zu sein. Ich möchte unsere neue Initiative erwähnen, die wir hier beschlossen haben, von der es quasi den ersten Pilot momentan im 9. Bezirk gibt, was die Livestreams in den Bezirken anbelangt, bei den Bezirksvertretungen. All das und noch vieles mehr sind Aktivitäten, die wir über die normale Kommunikation und Kommunikationsarbeit in den klassischen Medien hinaus machen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von NEOS, Herr GR Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Vielen Dank für diese umfangreichen Antworten. Ich könnte jetzt ganz kurz die Frage des Herrn Ellensohn beantworten, was Reichweitenstärken betrifft. Das finde ich nämlich ein sehr spannendes Thema, weil natürlich hier auch Medien sind, die sehr reichweitenstark sind, aber auch teilweise Medien, die auch Inserate der Stadt kriegen, sich diversen Reichweitenmessungen entziehen. Es gibt also ja durchaus auch Gratistageszeitungen, die bei diesen Messungen nicht mitmachen, aber trotzdem mit Inseraten bedient sind. Deswegen wäre ich gerne bereit, eine Reichweitendiskussion zu führen, und wo wir welches Geld in der Stadt hin investieren sollten. Das sehr viel wichtigere Thema ist aber auch das Thema Digitalisierung. Wenn es hier ein klares Kommitment der Stadt gibt, auf gewisse Printmedien zu verzichten und hier auch vielleicht in die digitale Welt zu wandern, unterstützen wir das natürlich auch sehr. Wir haben hier auch schon zahlreiche Vorschläge eingebracht, dass man hier durchaus auch Eigenproduktionen, die hier noch im Printbereich eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit passieren, durchaus digitalisieren könnte. Oder auch einen Fernsehsender, der ja, wenn wir wieder über Reichweiten reden, bei einer Reichweite von 0,01 Prozent liegt - da muss man auch darüber nachdenken, kann man auch darüber reden, wie viel Geld dort hinfließt. Die wichtige Frage für mich jedoch wäre aber noch, wie es sich jetzt bei den ausgelagerten Unternehmungen genau verhält. Sie nennen hier als Beispiel die Wien Energie, ich könnte jetzt als Gegenbeispiel zum Beispiel die Wiener Bestattung nennen, wo auch sehr viele Werbegelder fließen, wo jetzt der Konkurrenzkampf nicht so riesig ist, würde ich einmal sagen, aber trotzdem sehr viel an Werbegeld fließt. Mir wäre wichtig: Gibt es hier ein klares Kommitment der Stadt, hier auch einen Einsparungskurs bei den ausgelagerten Unternehmungen zu führen? Ich weiß, dass das nicht zwingend ihre Verantwortung ist, sondern die der StRin Brauner. Gibt es da aber Gespräche dazu, auch hier allgemein dem Steuerzahler Geld zu ersparen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Na ja, Herr Gemeinderat, noch zu dem, was Sie eingangs gesagt haben, weil mich natürlich die Diskussion auch sehr interessiert und weil wir uns selbstverständlich auch Gedanken darüber machen. Ich glaube, es ist keine Frage des Entweder-oder, sondern des Sowohl-als-auch. Selbstverständlich wird man sich im digitalen Bereich zunehmend zu präsentieren haben, Kooperationen zu suchen haben. Das muss nicht notwendigerweise einhergehen mit der Streichung des Engagements in den Printmedien - halte ich auch nicht für sinnvoll -, sondern man wird von Fall zu Fall, auch was die Kommunikationsinhalte anbelangt, das jeweils entsprechende Medium heranziehen. So macht es ja auch jede andere Öffentlichkeitsarbeitsabteilung. Die sagen ja nicht, gewisse Medien ziehen wir nicht heran und andere schon, sondern die überlegen sich: Wie können wir unsere Inhalte bestmöglich an die Menschen bringen? Was Ihre konkrete Frage betreffend die Unternehmungen der Stadt Wien anbelangt, kann ich nur sagen, was ich schon vorher gesagt habe: Ich kann, will und werde nicht - das ist auch nicht Aufgabe des Medienstadtrats - die Öffentlichkeitsarbeit der Unternehmungen der Stadt Wien regulieren, denen Vorgaben oder sonst irgendwelche Vorschriften machen. Ich bin auch gar nicht befugt, darüber hier Auskunft zu geben. Was ich sehr wohl weiß, ist, dass auch die Unternehmungen der Stadt Wien selbstverständlich Sparvorgaben haben, nämlich insgesamt und auch, was die Öffentlichkeitsarbeit anbelangt. Sie sind natürlich im Einklang mit sehr vielen, der überwiegenden Mehrheit von Privatunternehmungen, die ja auch ihre Sponsoraktivitäten, ihre Werbeaktivitäten, wie ich aus leidvoller Erfahrung weiß, was viele Kultur- und Sporteinrichtungen anbelangt, auch größtenteils zurückfahren. Insofern sind mit Sicherheit, ohne dass ich konkrete Zahlen kenne und nennen kann, auch die Unternehmungen der Stadt Wien von diesem Trend betroffen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP - 00617-2017/0001 - KVP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Manfred Juraczka gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtet. (Der Lobautunnel als 6. Donauquerung und Lückenschluss des S1- Umfahrungsringes lehnen Sie entgegen der Favorisierung desselben durch den Wiener Bürgermeister massiv ab. Sie haben die Planung und Erarbeitung einer Alternative angekündigt, von der der Herr Bürgermeister laut Aussagen in einem Zeitungsinterview bis dato "nichts gehört" hat, obwohl er Sie seit langem um konkrete Vorschläge gebeten habe und Rot-Grün II seit November 2015 im Amt ist. Warum unterrichten Sie nicht längst den Herrn Bürgermeister und die Öffentlichkeit von den viel zitierten Alternativen und den Diskussionsstand darüber?) Bitte, Frau Stadträtin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Klubobmann! Vielen Dank für Ihre Anfrage, die mir die Gelegenheit gibt, ein paar Dinge klarzustellen. Vorweg zu meiner Meinung: Meine Meinung ist seit Jahren unverändert, und ich gehe auch davon aus, dass sie unverändert bleiben wird. Wir sprechen hier von einem Autobahntunnel, der mitten durch einen Nationalpark führen soll. Es handelt sich dabei, wie wir alle wissen, eindeutig um einen gewaltigen Eingriff in den Nationalpark, allein schon durch den Bau - ich glaube, darüber brauchen wir nicht zu debattieren. Darüber hinaus, worüber wir sicher auch nicht zu debattieren brauchen, ist, ob es ökologische Autoabgase gibt und ob es dem Gedanken um die Umweltschutzziele der Republik und auch der Stadt Wien entspricht, wenn man einmal mehr einen Autobahntunnel durch einen Nationalpark baut, der bedeutet, dass täglich tausende Autos durchfahren und dass an den zwei Enden Ablufttürme entstehen, die bei ungünstiger Windrichtung logischerweise all diese Abgase in den Nationalpark hineinblasen. Das ist meine Meinung. Ich glaube im Übrigen, dass sie auch Ihnen selbst nicht abwegig erscheint, aber bekanntlich gibt es auch andere Betrachtungsweisen, nicht nur ökologische. Da werden hauptsächlich Wirtschaftsargumente, Standortargumente ins Treffen geführt bei der Begründung, warum es denn diesen Tunnel bräuchte. Ich bin der Meinung, man könnte Standortpolitik auch anders verfolgen, aber das ist eine Debatte, die wir nun nicht führen werden. Bekannt ist auch, dass der Bürgermeister und ich in dieser Frage nicht einer Meinung sind. Das ist wahrlich nichts Neues, und ich gehe davon aus, dass bis auf Weiteres es auch genau so bleiben wird. Weiters möchte ich Ihnen mitteilen, dass das Projekt des sogenannten Lobau-Tunnels ein ASFINAG-Projekt ist. Das heißt, hier sprechen wir von einem Projekt, das daher allein in Bundeskompetenz liegt, und ohne meinem Koalitionspartner jetzt nahetreten zu wollen: Was Sie dazu meinen, was der Bürgermeister dazu meint, was ich dazu meine, ob wir nun das Projekt wollen oder nicht wollen, ist für den rechtlichen Verlauf des Projekts ohne Einfluss. Es ist so. Für das gesamte Projekt ist zu keinem Zeitpunkt ein politischer Beschluss auf Wiener Ebene notwendig. Das ist so, weil es so vom Gesetz vorgesehen ist. Derzeit liegt das Projekt bei Gericht, und wie wir seit der Entscheidung der 3. Piste wissen, ist man gut beraten, Urteile des Bundesverwaltungsgerichtes abzuwarten. So weit einmal zu den Rahmenbedingungen, und nun zu Ihrer eigentlichen Frage: Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor, was denn überhaupt vereinbart worden ist. Es ist zwar schwarz auf weiß im Regierungsübereinkommen nachzulesen, aber so wie ich Ihre Anfrage interpretiert habe, scheinen Sie zu meinen, wir hätten vereinbart und angekündigt, wir würden eine alternative Planung präsentieren. Dem ist nicht so, ich möchte jetzt die Gelegenheit nutzen, um das ein für alle Mal klarzustellen. Was wir vereinbart haben, ist, dass wir Experten, die unser aller Vertrauen und Respekt genießen, beauftragen werden, um sich einerseits die Trassenvarianten, die es in vergangenen Jahren in Diskussionen gegeben hat, anzuschauen und abzuwägen. Vor allem aber, und das ist der wichtigere Teil, sollen die ExpertInnen sich Szenarien anschauen und ermitteln, was denn aus verkehrsorganisatorischer Sicht für Auswirkungen zu erwarten wären, wenn der Tunnel gebaut wird, ohne weitere Maßnahmen zu ergreifen; was wiederum geschieht, wenn der Tunnel gebaut wird und es auch weitere Maßnahmen zusätzlich dazu gibt, und was geschieht, wenn der Tunnel nicht gebaut wird, ebenfalls mit oder ohne weitere Maßnahmen. Das heißt, hier geht es darum, schwarz auf weiß offenzulegen, welche Entlastungs- aber auch Belastungseffekte bei jeder dieser Varianten zu erwarten sind, damit man eine sachliche Basis hat, um hier eine Debatte nicht nur führen zu können, sondern schlussendlich auch eine Klarheit darüber zu haben, was zu tun ist in den nächsten Jahren, und zwar unabhängig davon, wie das Gericht nun entscheiden wird. Ich halte es für absolut erforderlich, dass wir das tun, nämlich im Rahmen einer Sorgfaltspflicht, die wir haben, denn unabhängig, ob der Tunnel kommt - Sie jubeln - oder ob der Tunnel nicht kommt - Sie regen sich furchtbar auf -, geht es auch darum, Klarheit zu haben über folgende Dinge: Was braucht es in den nächsten Jahren insgesamt, um etwa allfällige Entlastungseffekte, die der Tunnel zum Beispiel zunächst mit sich bringt, nicht innerhalb weniger Jahre wieder zu verlieren. Oder was wäre zu tun, wenn das Gericht anders entscheidet? Ich hoffe, dass Sie nicht von mir erwarten, dass wir erst dann beginnen, darüber nachzudenken, wie ein Plan B aussehen könnte. Das alles ist, wie gesagt, nun zu erarbeiten. Ja, die Arbeit ist ziemlich weit gediehen, das kann ich Ihnen sagen. Nur: Wenn ich internationale Experten beauftrage und diese sagen, nein, es wird leider innerhalb eines Jahres nicht möglich sein, Ergebnisse zu liefern, denn der Arbeitsauftrag ist, wie Sie sehen, sehr umfangreich, dann habe ich das zu respektieren, denn hier geht Qualität vor jene Geschwindigkeit, die mir lieber wäre. Ich kann Sie allerdings beruhigen beziehungsweise kann ich allen versichern, dass das Ergebnis dieser Erörterung, nachdem sie, wie gesagt, schon seit über einem Jahr arbeiten, nicht mehr sehr lange auf sich warten lassen wird. Auf diese Ergebnisse, aber vor allem auf eine sachliche Debatte freue ich mich; denn das, was ich mit diesem Auftrag erreichen wollte, ist nicht zuletzt eine Versachlichung einer Debatte, die seit sehr vielen Jahren geführt wird, ohne sich aktuelle Zahlen anzuschauen. Die Verkehrsberechnungen, die bisher herangezogen wurden, sind nämlich inzwischen 20 Jahre alt. Inzwischen hat sich die Welt verändert und es tut gut, aktuelle Zahlen zu haben, aktuelle Berechnungen zu haben, die uns die TU übrigens anhand ihres Modells liefern wird beziehungsweise, wie gesagt, geliefert hat. Es geht darum, sie auszuwerten, damit wir hier vernünftig diskutieren können. Also, sehr geehrter Herr Klubobmann, in gewisser Weise hoffe ich, dass wir uns alle der Vernunft verschrieben haben, als wir beschlossen haben, in die Politik zu gehen. Wir sollten die Vernunft walten lassen, gerade bei einer so kontroversiellen Debatte, gerade bei einem derartig umfangreichen, um nicht zu sagen, wirklich dem größten Projekt, das Wien betreffen würde, zumindest solange ich jetzt in der Politik bin. Dieses Projekt würde über 4 Milliarden EUR kosten. Sollte es das grüne Licht beim Verwaltungsgericht erhalten, würde dieses Projekt einen gewaltigen Eingriff in den Nationalpark Lobau bedeuten. Vor diesem Hintergrund halte ich es für ratsam, die paar Monate Geduld jetzt aufzubringen, sich die genauen Zahlen anzuschauen, die uns die Experten liefern werden, und dann auf dieser Basis eine sachliche und vernünftige Debatte zu führen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Baron, bitte. GR Karl Baron (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Auf Grund des Fehlens der Nordostumfahrung Wiens kommt es täglich zu Megastaus quasi im gesamten Straßennetz. Durch Ihre Verzögerungspolitik wird der Baubeginn auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Wiener Wirtschaftsverkehr leidet ganz massiv darunter. Ich komme jetzt zu meiner Frage. Wie hoch schätzen Sie den Schaden, den die Wiener Wirtschaft pro Monat zu tragen hat durch das Fehlen dieses wichtigen Straßenzuges? VBgm.in Mag. Maria Vassilakou (unterbrechend): Können Sie die Frage wiederholen? Die habe ich jetzt nicht ganz verstanden. GR Karl Baron (fortsetzend): Wie hoch schätzen Sie den Schaden, der pro Monat der Wiener Wirtschaft entsteht durch das Fehlen dieses wichtigen Straßenzuges, der zur Entlastung des Verkehrs führen soll? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Vizebürgermeisterin, bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Also vorweg: Der Einleitung Ihrer Frage nach zu urteilen, scheinen Sie gerade eben nicht zugehört zu haben. Ich vermute, Sie waren abgelenkt. Ich habe soeben erläutert, dass die Entscheidung, ob nun der Tunnel gebaut wird - und im Übrigen damit auch die Stadtstraße, die ja auch damit verbunden ist im selben Verfahren - nicht in meiner Kompetenz liegt. Daher kann es von mir weder beschleunigt noch hinausgezögert werden. Aktuell liegt die Entscheidung einmal mehr beim Verwaltungsgericht. Das Verwaltungsgericht hat die Entscheidung zu treffen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Wenn Sie daher diese Frage stellen möchten, stellen Sie sie bitte an jene Stellen, die dafür verantwortlich sind. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage wurde zurückgezogen. Die 3. Zusatzfrage stellt Herr GR Mag. Juraczka von der ÖVP. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Wunderschönen guten Morgen! Das Zurückziehen der Zusatzfrage hat mich irritiert, aber umso schöner, dass ich jetzt schon dran bin. Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Vielen Dank für die ausführliche Antwort, wenngleich es eher ein noch einmal Aufzählen Ihrer Meinung zu diesem Thema ist als eine konkrete Antwort auf die Frage, wie es denn in Zukunft weitergehen soll. Wenn Sie davon ausgehen, dass es natürlich primär ein ASFINAG-Thema ist, haben Sie zwar rechtlich recht, es ist aber sehr wohl so - das wissen Sie genauso gut wie ich -, dass die ASFINAG dieses Projekt ganz sicher nicht gegen den Widerstand der Wiener Stadtpolitik vorantreiben würde. Darüber hinaus wissen wir auch von anderen Gerichtsentscheiden, dass man hier auch als Land dann dagegen vorgehen kann und hier auch ein Gerichtsentscheid nicht das endgültig wahrnehmen muss. Daher meine Frage: Dass Sie, wie Sie selbst gesagt haben, mit dem Herrn Bürgermeister im siebten Jahr - sei es nicht das verflixte siebte Jahr - Dissens in dieser Frage haben, das wissen wir; aber es geht ja nicht um eine kleine Gestaltung einer kleinen Nebenstraße irgendwo, sondern, wie Sie auch gesagt haben, um ein ganz wesentliches Verkehrsprojekt, das Befürworter des Projekts als Umfahrung Wiens und damit Entlastung des Wiener Verkehrs wahrnehmen. Glauben Sie nicht, dass es nach sieben Jahren an der Zeit wäre, dass eine Stadtregierung, die in Verkehrsfragen handlungsfähig erscheinen möchte, hier eine konsensuale und gemeinsame Vorgangsweise findet? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Vizebürgermeisterin bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Klubobmann! Wir haben Konsens in Verkehrsfragen in unserer Regierung. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass wir sehr viel gemeinsam erreicht und verändert haben in den vergangenen bald sieben Jahren. Allen voran sei an dieser Stelle die Verbilligung der Jahreskarten erwähnt, die nur mehr 365 EUR kosten: Das ist bekanntlich die günstigste Jahreskarte, die es in einer Großstadt in Europa gibt. Das hat dazu geführt - auch wenn Sie das nicht so gerne hören, so jedenfalls mein Eindruck -, dass innerhalb von wenigen Jahren die Zahl der Jahreskartenbesitzerinnen und -besitzer in Wien sich mehr als verdoppelt hat. Wir halten inzwischen bei über 700.000 Jahreskartenbesitzerinnen und -besitzern. Wenn ich auch noch die Schüler und die jüngeren Menschen dazurechne, die das Top-Jugendticket um 60 EUR haben, und wenn ich weiters die Studierenden in unserer Stadt dazuzähle, die ebenfalls günstige Tickets haben, so komme ich auf eine Zahl von über 900.000 Wienerinnen und Wienern, die derzeit mit den Öffis unterwegs sind. Wenn Sie sich anschauen, was das genau bedeutet, dann heißt es, dass wir in einer Stadt sind, in der jeder und jede Zweite eine Jahreskarte in der Tasche hat. Das hat natürlich Auswirkungen und lässt sich natürlich an der Veränderung des Modal-Split, den wir in der Stadt haben zu Gunsten der öffentlichen Verkehrsmittel, ablesen. Das ist nur eine von vielen Maßnahmen, die ergriffen worden sind in den letzten Jahren, die belegen, dass wir handlungsfähig sind, dass wir Konsens haben, dass wir handeln, und das mit beachtlichen Effekten. Ja, es gibt einen einzigen Punkt, worüber man nicht einer Meinung ist, und das ist bekanntlich der Bau des Autobahntunnels durch den Nationalpark Lobau. Ja, einmal mehr, ich habe genau deshalb Experten beauftragt, uns eine Diskussionsgrundlage zu liefern, die uns dazu befähigt, sachlich diese Debatte zu führen und zu beenden, weil auch ich mir wünsche, dass diese Debatte ein Ende findet. Wahrscheinlich ist das das Einzige, worüber wir einer Meinung sind. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Recht herzlichen Dank! Die 4. Anfrage (FSP - 00200-2017/0001) wurde von Herrn GR Dietrich Kops gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur, Wissenschaft und Sport gerichtet. (In der "Kronen Zeitung" vom 17. Jänner 2017 wird von der sportlichen Initiative des Schuldirektors der Vienna Business School Augarten berichtet. Sein Ziel: Deutlich mehr Schüler für die alljährliche Ski-Woche gewinnen! Die Teilnehmerzahlen an Schulskikursen sinken seit Jahren kontinuierlich. Ist seitens Ihres Ressorts eine Initiative geplant, um mehr Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme an der alljährlichen Ski-Woche zu motivieren?) Bitte schön, Herr Stadtrat! Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Zu Ihrer Frage, wie man die Schulskikurse, die Skiwochen attraktiver gestalten kann, kann ich Ihnen Folgendes gerne mitteilen: Auch wenn die grundsätzliche Zuständigkeit für die Schulskikurse bei den Landesschulräten liegt, muss man natürlich sagen, und ich sage das als Vater dreier schulpflichtiger Söhne, dass das Skifahren grundsätzlich, und damit auch die Skikurse, mittlerweile in einer Konkurrenz stehen mit sehr viel mehr Angeboten, als das zu meiner Zeit beziehungsweise zu unserer Zeit - ich nehme an, wir gehören derselben Generation an - der Fall war. Seitens meines Ressorts werden bereits seit Langem zu günstigsten Kondition die erforderlichen Wintersportgeräte an SchülerInnen der Wiener Pflichtschulen vergeben, damit auch jene Kinder die Möglichkeit bekommen, die keine Ausrüstung besitzen beziehungsweise kaufen können, daran teilzunehmen. Dies umfasst für die TeilnehmerInnen der Schulskikurse Skier, Skistöcke, Skischuhe, Snowboards, Snowboardschuhe, Helme, Langlaufschuhe und Langlaufski. Das ist tatsächlich ein beeindruckendes Lager in der MA 51. Immer wenn ich mich im Sportamt befinde, kommen viele Schulklassen, um dieses Angebot zu nutzen. Nur um da einige wenige Zahlen zu nennen, weil das, glaube ich, wirklich ein attraktives Angebot ist: Ein Paar Alpinskier für eine Woche oder für die Dauer des Skikurses kostet 12 EUR, ein Paar Langlaufskier kostet 8 EUR, und so weiter. Also es ist tatsächlich eine wesentliche Unterstützung für diejenigen, die sich das sonst nicht leisten könnten. Ich halte es für eine ganz wesentliche Säule der Unterstützung des Skisportes, Menschen darin zu unterstützen; denn jeder, der für seine Kinder eine Skiausrüstung kaufen muss, weiß, wie teuer das ist, und das in regelmäßigen Abständen, weil die Kinder ja wachsen. Das Angebot wird sehr gut angenommen, was mich freut. Es ist eben vor allem für einkommensschwächere Familien wichtig, das nützen zu können. Darüber hinaus versuchen wir durch den Gratisbetrieb - darauf sei nur noch kurz hingewiesen - des Zauberteppichs auf der Dollwiese schon die Kleinsten für den Skisport zu begeistern. Dieses Angebot konnte in den letzten beiden Saisonen auch wieder zur Verfügung gestellt werden, zusätzlich zu dem Wintersportangebot, das es auf der Hohe-Wand-Wiese gibt. Wir versuchen also sowohl über die Infrastruktur als auch über das Gerät sozusagen, beziehungsweise, wenn man so will, über die Software, aber auch über die Hardware die jungen Menschen für die Skisport zu begeistern und sie darin auch zu unterstützen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP und wird vom GR Dkfm. Dr. Aichinger gestellt. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Es ist, glaube ich, klar, dass Österreich eine Skisportnation ist. In keiner Sportart werden so viele Erfolge erzielt, wie wir vor Kurzem erlebt haben, wie in dieser Sportart. Es ist eine Massensportart und wird wahrscheinlich von mehr Österreicherinnen und Österreichern ausgeführt als zum Beispiel Fußball. Es ist also ein sehr wichtiger Sport. Wir wissen aber, dass leider aus verschiedenen Gründen seit einigen Jahren die Skischulwoche zurückgeht, dies erstens, weil sie zur Sportwoche umgewandelt wurde, und zweitens weil natürlich der Migrantenanteil unter den Wiener Schülerinnen und Schülern sehr hoch ist, und die kommen großteils aus Ländern, wo der Skisport sozusagen nicht so verbreitet ist. Sie haben jetzt erwähnt, dass es auf der Hardware sehr viele Förderungen gibt. Das ist richtig und gut so, keine Frage, weil es auf der einen Seite eine finanzielle Sache ist, aber auf der anderen Seite ist das natürlich auch eine Imagesache beziehungsweise eine Marketingsache. Können Sie sich da vorstellen, irgendwelche Initiativen zu setzen, um das in den Wiener Schulen wieder populärer zu machen, auch in Zusammenarbeit, wie Sie selbst erwähnt haben, mit dem Stadtschulrat, dass hier etwas mehr geschieht und wieder mehr Ski gefahren wird? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Ich möchte vielleicht sagen, dass es mir als Sportstadtrat grundsätzlich um die Bewegung geht. Mir geht es einerseits darum, dass Menschen überhaupt Sport treiben, also um die Breitensportfrage; aber natürlich ist es auch wichtig, dass ein entsprechendes Angebot da ist, um Spitzensport ausüben zu können. Ich denke gerne darüber nach, aber ich würde zögern zu sagen: Bewerben wir jetzt eine Sportart besonders und andere nicht! Die Zahlen sind natürlich auch schwankend. Auch wenn es eine Sportart ist, die vielleicht nicht mehr so im Mittelpunkt steht, glaube ich mich erinnern zu können, dass Tennis, Fußball und Skifahren tatsächlich die höchsten Aktivzahlen haben. Ich glaube, es ist gescheiter, man versucht das über ein gutes Angebot zu machen, indem man nämlich jenen die Eintrittshürden nimmt, die sagen, ich brauche eine Skiausrüstung. Das reicht vom Helm über das G'wand - Entschuldigung, dass ich das so leger sage - bis hin natürlich zu den Skiern, und das ist ziemlich teuer. Ich finde, es ist wichtig, dass wir das zur Verfügung stellen. Es ist nicht einfach irgendeine abgenudelte Secondhand- Ware, sondern es ist ein sehr gut in Schwung gehaltenes Angebot. Aber ich denke gerne über Maßnahmen nach, die diese und auch die anderen Sportarten stärker ins Bewusstsein, vor allem der jungen Menschen, rücken. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Kops, bitte. GR Dietrich Kops (FPÖ): Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung! Es gab ja oder gibt teilweise in Niederösterreich noch die Initiative "Ski for free", bei der Volksschüler mit der Klasse einen Tag lang Ski fahren konnten. Da gab es auch ganz günstig die Ausrüstung, aber eben auch die Liftkarte war ganz günstig. Ich glaube, die hat damals 5 EUR gekostet. Besteht da seitens Ihrer Person als Sportstadtrat die Initiative, dass das wieder ins Leben gerufen wird? Und besteht seitens der Gemeinde Wien eine Kooperation mit diversen Skigebieten, dass eben auch der Skikurs, der Aufenthalt in den Skiorten, für die Kinder und deren Eltern nicht allzu teuer ist? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: In meinem Geschäftsbereich ist mir nicht bekannt, dass wir irgendwelche Unterstützungsaktivitäten für günstigere Aufenthalte in anderen Bundesländern haben. Ich wüsste auf Anhieb auch nicht, ob das überhaupt möglich ist. Auch eine allfällige Unterstützung von Skikarten außerhalb Wiens erscheint mir auf Anhieb ein bisserl schwierig. Aber ich verweise noch einmal auf das, was ich gesagt habe. Wir tun, was wir innerhalb der Stadt tun können, auch in den beschränkten Möglichkeiten hinsichtlich des Ski fahren Lernens für junge Menschen. Wie Sie alle wissen, leben wir mit dem Problem oder mit der Tatsache, dass auf Grund des Klimawandels die Skihänge in Wien jedenfalls nicht mehr mit natürlichem Schnee beschneit werden. Daher versuchen wir, auch auf künstliche Möglichkeiten auszuweichen. Aber ich glaube, wie gesagt, dass es ein sehr schönes und wirksames Angebot unsererseits ist, dass, wenn Skikurse außerhalb von Wien stattfinden, wir den Schülerinnen und Schülern trotzdem die Möglichkeit geben, zu günstigen Konditionen sich die Ausrüstung zu besorgen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP - 00619-2017/0001 - KNE/GM) wurde von Frau GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur, Wissenschaft und Sport gerichtet. (Im Zuge der Neuordnung der Filmfestivalförderung wurde von der MA 7 ein eigener Beirat mit unabhängigen Expert_innen eingesetzt, der anhand neu erarbeiteter Kriterien die eingegangenen Förderanträge beurteilen soll. Nicht alle Empfehlungen wurden von Seiten der MA 7 umgesetzt. Aus welchen Gründen wurden die Empfehlungen des Beirats nicht vollständig übernommen und eine Umverteilung der empfohlenen Fördersummen durch das Stadtratbüro vorgenommen?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Zu dieser Frage lassen Sie mich vielleicht nur kurz allgemein etwas feststellen: Wir haben in dieser Stadt mehr als 80 Kultur- und Kunstfestivals. Das ist eine ganze Menge, die Tendenz ist im Übrigen steigend. Was die Filme anbelangt, und um Filmfestivals in dieser Stadt und ihre Förderung geht es ja hier, kann ich zunächst einmal sagen, dass auch da die zugrundeliegende Hardware, nämlich die Filmproduktion in den vergangenen Jahren massiv gewachsen ist. Das ist nicht ganz uninteressant, von 11 Filmen im Jahr 2001 ist die Filmproduktion auf 90 Filme im Jahre 2014 in Österreich gewachsen und von rund 500 auf über 1.600 im selbigen Zeitraum in Europa. Wir haben also nicht zuletzt auf Grund der Filmförderung eine massive Steigerung der Anzahl der Filme, was sich allerdings leider nicht notwendigerweise auch immer in einer Steigerung der Kinobesuche niederschlägt. Wenn man bedenkt, dass davon höchstens 200 Filme pro Jahr ins Kino kommen, wird auch klar, warum im gleichen Zeitraum die Anzahl der Festivals gestiegen ist. Festivals sind nämlich attraktive Abspielmöglichkeiten. Die Verwertungslandschaft im Filmbereich hat sich durch die Digitalisierung gravierend verändert. Das Kinopublikum erwartet sich einen Mehrwert neben und zur reinen Filmvorführung dazu, sei es durch ein architektonisches Erlebnis, wie es im Gartenbaukino oder in anderen historischen Einsaalkinos möglich ist, sei es durch Künstlergespräche, durch Publikumsdiskussionen oder auch andere Rahmenprogramme. Das beschert einigen Kinos Publikumszuwächse, es gibt also auch in den kleinen und sogenannten Arthouse-Kinos Publikumszuwächse, löst aber nicht die Probleme für die Branche generell. Festivals oder speziell kuratierte Filmreihen liefern genau diesen Mehrwert. Aus diesen Gründen wächst die Festivallandschaft seit 10 bis 15 Jahren weltweit stark, und sie spezialisiert sich auch auf gewisse Genres, Formate und Nischen. Damit werden die jeweiligen Film-Communities und Zielgruppen direkt angesprochen und erhalten die Möglichkeit, jene Filme öffentlich zu sehen, die Kinos im regulären Spielbetrieb nicht mehr zeigen können und für die ein klassischer Kinostart vielfach wenig Sinn macht, weil Sie ohnehin auf Festivals zu ihrem Publikum kommen. Auch die Wiener Filmfestivals verzeichnen steigende Besucherzahlen. Davon profitieren letztendlich auch die Kinos, denn die Festivals mieten sich entweder in Kinos ein oder geben 50 Prozent der Karteneinnahmen an das Kino weiter. Durch dieses Wachstum ist die Wiener Festivallandschaft etwas unüberschaubar geworden und soll nun durch die neue Filmfestivalförderung strukturiert werden. Die Eckpunkte der Neuerungen, die im Übrigen im guten Einverständnis mit der bundesweiten Interessensvertretung der Filmfestivals, nämlich dem Forum Österreichischer Filmfestivals erarbeitet wurden sind dabei folgende: Es soll eine einzige Anlaufstelle zuständig sein in Form eines One Stop Shops, es soll transparente und nachvollziehbare Vergabekriterien geben, und es soll die Einrichtung eines fachlich qualifizierten unabhängigen Beirats erfolgen. All das ist geschehen. In diesem Beirat finden sich ExpertInnen, die selbst nicht der Wiener Filmfestivalszene angehören, sodass es nicht zu irgendwelchen Vereinbarungen kommen kann. Wir haben kompetente Leute dafür gesucht, die selber nicht in Wien einreichen. Es sind dies Frau Prof. Verena Teissl, eine Professorin der Fachhochschule Kufstein, Frau Renate Wurm, Geschäftsführerin von "Das Kino" in Salzburg und Markus Aicher, Redaktionsleiter des Bayerischen Rundfunks und Festivalleiter der Musikfilmtage Oberaudorf. Eine weitere Neuerung sind zwei fixe Einreichtermine pro Jahr, die die Planungsabläufe erleichtern. Filmefestivals, die im 1. Halbjahr des Folgejahres stattfinden, können bis Mitte Oktober einreichen; Filmfestivals, die im 2. Halbjahr stattfinden, können bis Mitte Februar einreichen. Dieser Beirat hat nun in einer ersten sozusagen Tranche Empfehlungen ausgesprochen, auf deren Basis dann die Entscheidungen getroffen wurden. Ich halte das für wichtig, denn Empfehlungen sind Empfehlungen und Entscheidungen sind Entscheidungen. Für Entscheidungen bin ich verantwortlich, weil ich sie hier im Gemeinderat oder auch im Ausschuss zu rechtfertigen habe. Sechs von den zehn Empfehlungen, die der Beirat abgegeben hat, wurden eins zu eins umgesetzt, vier Empfehlungen wurden in der Tendenz umgesetzt; und ich habe mir erlaubt, bei zwei Empfehlungen bezüglich Kürzungen diese etwas abzumildern und bei zwei Empfehlungen bezüglich Erhöhungen diese nicht im vollen Umfang der Empfehlungen auszusprechen. Das ist meine Verantwortung als zuständiger Politiker. Die Empfehlungen des Beirats im Einzelnen im Unterschied zum Vorjahr: Laut Empfehlung sollen Förderungen an drei Festivals erhöht werden, für drei Festivals sollen die Förderungen gleich bleiben, an zwei Festivals sollen Förderungen geringfügig gekürzt werden, zwei sollen laut Empfehlung leer ausgehen - diese haben schon bisher keine öffentlichen Gelder erhalten. Eine Einreichung wurde auf Grund unnachvollziehbarer Einreichunterlagen auf Februar verschoben, und ein Festival wurde zum ersten Mal gefördert. Die Aufgabe des Beirates ist es, eine fachliche Expertise über Qualität und Kostenplanung abzugeben, aber nicht, Gelder zu verteilen. Die fachliche Expertise des Beirats fließt in die Empfehlungen und in die Entscheidung ein, die letzte Entscheidung muss aber letztendlich bei der Abteilung beziehungsweise Kulturpolitik liegen. Das Modell des Beirates wurde der Stadt Wien vom Dachverband vorgeschlagen und empfohlen, und nicht zuletzt hat er auch eine Person für den Beirat nominiert. Was betont werden muss: Für drei Festivals werden die Förderungen erhöht, und das in Zeiten sinkender Budgets. Bei den Verschiebungen werden neue Akzente gesetzt, und das ist auch gut so. Auch die Umstellung der Theaterförderung sowie die Theaterreform sind nicht ohne Nebengeräusche vor sich gegangen. Jetzt hat der Festivalförderbeirat die ersten Male getagt, und so wie bei anderen Neuerungen braucht es aus meiner Sicht auch da natürlich eine Konsolidierungsphase. Ich kann nur noch einmal betonen, weil das auch anders kommuniziert wird: Ich habe zahlreiche Jurys in verschiedenen Bereichen. Ich pflege dort immer eine hervorragende Zusammenarbeit. Ich kenne auch niemanden, der mir vorwerfen kann, man hätte nicht mit den Jurys entsprechend zusammengearbeitet. Dass auf eine mir nicht nachvollziehbare Weise die Empfehlungen, bevor ich Sie überhaupt noch bekommen habe, weitergegeben wurden, ist schlecht; aber dennoch muss ich dafür einstehen und tue das auch, dass ich die Entscheidungen letztendlich zu verantworten habe, und das tue ich. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr. Aichinger gestellt. - Bitte schön. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Herr Stadtrat! Danke für die ausführliche Beantwortung dieser Frage. Wir wissen, dass sich die Filmszene verändert hat - mehr Festivals und Ähnliches. Das heißt, da geht es einerseits um die Produktion, andererseits um die Verwertung und darum, dass der Konsument da mehr Zusatznutzen haben möchte. Aber ich frage sie ganz konkret: Warum hat man das nicht dort belassen, wo es war, sprich, beim Filmfonds? Hätte man das genauer definiert für den Filmfonds und hätte man das auch dort im Beirat installiert, dann wäre hier die, sagen wir mal, politische Verantwortung anders. Auch bei der Produktion macht es der Filmfonds. Warum nicht beim Festival? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat! Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Weil das auch von der Community nicht gewünscht wurde. Das war ja in Wahrheit der Versuch einer Verwaltungsvereinfachung. Da aber die Filmfestivals sich so entwickelt haben und es in einem raschen Zeitablauf immer neue Filmfestivals gegeben hat, habe ich es gemeinsam mit den Vertretern der Filmfestivals für angebracht erachtet, eine nachvollziehbarere und auch transparentere Form über einen Beirat einzuführen. Das ist im Grunde auch gut angenommen worden. Das einzige Problem war, dass Zahlen, die ich noch nicht einmal bekommen hatte, vorzeitig kommuniziert wurden. Das passiert manchmal, ich gebe auch gar niemandem die Schuld, aber daraus jetzt ein großes politisches Problem zu machen, halte ich für unangebracht. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die nächste Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Nittmann gestellt. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Herr Stadtrat! Danke für die Ausführungen! Wie Sie gesagt haben, war ja die Idee bei der Neustrukturierung der Förderung für die Filmfestivals, einerseits Transparenz zu schaffen und andererseits auch die prekäre Arbeitssituation in der Festivalszene einzudämmen. Die Idee war, dass man anhand realistischer Kalkulationen und realer Vorgaben die Förderungen vergibt. Jetzt gibt es aber die Kritik genau von dem Fachverband, den Sie angesprochen haben, mit dem eigentlich gemeinsam der Beirat eingesetzt worden ist, dass die angekündigte Transparenz bei der Fördervergabe ausgeblieben ist, weil nicht klar ist, an wen die Mittel der ersten und zweiten Tranche pro Jahr geflossen sind. Wie entkräften Sie gegenüber diesem Fachverband jetzt diese konkrete Kritik? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat! Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Entschuldigung, das habe ich jetzt akustisch nicht verstanden. Was ist nicht klar? GRin Mag. Ulrike Nittmann: Die mangelnde Transparenz, an wen die Förderungen geflossen sind. Das bemängelt der Fachverband. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Die kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann nur noch einmal sagen: Zwischen den Gutachten und den Empfehlungen der Jury und der Entscheidung von meiner Seite sind Zahlen hinausgegangen. Das bedaure ich. Das war weder beabsichtigt noch sinnvoll oder gewünscht. Das ist passiert, bevor ich die Zahlen gesehen habe beziehungsweise das auch letztendlich beurteilen konnte. Wir sind über meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Kontakt, und ich versuche, das bestmöglich zu kommunizieren. Aber es bleibt dabei: Es ist jetzt auch bei der Theaterjury und bei vielen anderen Jurys der Fall, dass die Theaterjury Vorstellungen entwickelt. Dann setzen sich meine Mitarbeiter, manchmal ich auch selber mit denen zusammen, und dann versuchen wir gemeinsam, eine politisch vertretbare, auch hier im Gemeinderat argumentierbare und vor dem Steuerzahler und der Steuerzahlerin zu rechtfertigende Lösung zu finden. Keine andere Vorgangsweise ist hier gewählt worden. Selbstverständlich wird bekannt gegeben, wer wie viel bekommt. Ich habe das auch hier - ohne jetzt die Namen zu nennen, aber im Detail - vorgelesen. Also ich kann da keine Intransparenz erkennen. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die nächste Zusatzfrage wird von Frau GRin Teiber gestellt. GRin Barbara Teiber, MA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sie haben ja in Ihrer Beantwortung erwähnt, wie die Anzahl der Filmproduktionen angestiegen ist in den letzten 10, 15 Jahren. Sie haben aber auch selbst erwähnt: Leider kommt nicht alles in die Kinos, aber trotzdem hat der österreichische Film, der Wiener Film durchaus auch international Erfolg. Was kann die Stadt Wien dazu beitragen? Was wird da konkret geleistet? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat! Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Ich glaube, auch im internationalen Vergleich sehr viel. Wir haben eine ganze Bandbreite an filmpolitischen Maßnahmen, auf die ich immer wieder hinweise. Das reicht von der Förderung - wir haben nach wie vor eine der höchsten Regionalfilmförderungen in ganz Europa - bis hin zur Kinoförderung, bis hin zur Unterstützung jetzt eben auch für Festivals, und vieles andere mehr. Die Stadt Wien gibt auch einiges an Geld aus, um Einsaalkinos beziehungsweise Programmkinos aufrechtzuerhalten. Insofern, glaube ich, geschieht eine ganze Menge. Ich möchte das aber auch zum Anlass nehmen und herausgreifen, dass wir gerade versuchen, die Förderung von Frauen im gesamten Filmbereich zu unterstützen. Da hat sich der Filmfonds, glaube ich, einen sehr guten Namen gemacht. So konnten wir die Anzahl jener Filme, für die Frauen hauptverantwortlich zeichnen, steigern. Auch die Digitalisierung der Kinos hat, glaube ich, wesentlich dazu beigetragen, dass wir in einigen dieser Einsaal- und Programmkinos mittlerweile wieder eine Besuchersteigerung haben und letztendlich damit auch attraktive Orte allfällig für Filmfestivals anbieten können. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die letzte Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger gestellt. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der Frage! Jetzt habe ich grundsätzlich ein paar Verständnisfragen, die sich daran anschließen. Ich begrüße es ja sehr, dass hier Beiräte, Jurys oder auch Kuratorien eingerichtet werden, die eine entsprechende Expertise liefern. Mir ist bewusst, dass es sich dabei um Empfehlungen handelt, nur - erste Frage dazu -: Wenn man diese Expertengremien einrichtet und sich da nicht daran hält, dann stellt sich halt die Frage, wozu man sie dann eigentlich einrichtet, ob es nicht ein Deckmäntelchen der Expertise oder der Partizipation einer gewissen betroffenen Gruppe ist. Die zweite Frage betrifft die Transparenz, die Sie angesprochen haben. Ich glaube sehr wohl, dass man auch als interessierte Bürgerin und als interessierter Bürger ein Interesse daran hat, zu sehen, welche Empfehlungen denn diese Gremien ausgesprochen haben, nach welchen Kriterien sie zu einem Urteil gekommen sind und eine Empfehlung ausgesprochen haben und in welchen Bereichen Sie dann eine andere politische Entscheidung treffen. Insofern bitte ich Sie, mir darzulegen, an welcher Stelle denn Transparenz stattfinden soll. Ich denke, das soll stattfinden, indem eine vom Beirat ausgesprochene Empfehlung, was völlig legitim ist, dann auch veröffentlicht wird. Dass dann eine andere politische Entscheidung getroffen ist, sollte im Sinne der Transparenz auch veröffentlicht werden. Dann ist es aber auch legitim, dass eine Debatte darüber stattfindet, wieso eine andere Entscheidung getroffen wurde als die von Expertinnen und Experten empfohlene. Meine Frage lautet also: Wie gehen Sie grundsätzlich mit diesen Empfehlungen um, und wo sehen Sie den Moment für Transparenz? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Ich stimme in allem mit Ihnen überein. Es werden selbstverständlich all diese Entscheidungen, die auf Basis von Juryempfehlungen getroffen werden, bekannt gegeben; es wäre auch absurd, wenn das nicht der Fall wäre. Ich habe beispielsweise in den nächsten Wochen eine alle vier Jahre stattfindende Sitzung mit der Theaterjury, wo wir gemeinsam die Ergebnisse für die Konzeptförderung bekannt geben werden. Es wird begründet werden, warum das so ist. Bei den Filmfestivals wird es genauso sein. Ich habe auch dargelegt, warum ich in vier von zehn Fällen der Empfehlung der Jury nicht gefolgt bin. Aber eine Empfehlung ist, wie der Name sagt, eine Empfehlung, ich lasse die Jurys auch nie im Unklaren darüber. Sonst bräuchte man, ehrlich gesagt, auch mich nicht mehr. Dann gibt man das an Jurys, die entscheiden und da braucht es keine politische Entscheidung mehr. Also das halte ich nicht für sinnvoll. Ich halte sehr wohl für sinnvoll, sich eine Expertise zu holen, sich mit dieser auseinanderzusetzen und darauf aufbauend seine Entscheidung zu treffen. Diese wird dann entsprechend kommuniziert und publiziert. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Damit ist die Fragestunde beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Standort Wien in Gefahr - Es braucht endlich grünes Licht für Zukunftsprojekte, Freiheit für Unternehmer und Gerechtigkeit für Leistungswilligen!" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Mag. Juraczka, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Sie haben das Wort. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Normalerweise ist es ja verunsichernd, wenn man kurzfristig für eine Rednerin einspringen muss, aber nicht bei diesem Thema. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, unserer lieben Kollegin Elisabeth Olischar von dieser Stelle aus die besten Genesungswünsche und alles Gute nach Hause zu schicken. Vielleicht schaut sie uns ja zu. (Allgemeiner Beifall.) Meine Damen und Herren, das Thema unserer Aktuellen Stunde "Standort Wien in Gefahr - Es braucht endlich grünes Licht für Zukunftsprojekte, Freiheit für Unternehmer und Gerechtigkeit für die Leistungswilligen!" ist kein Thema, in das man sich einarbeiten muss. Jeder von uns kennt die Problematik, nicht nur wir 100 Mandatare, die wir hier sitzen, sondern auch viele Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt sind schmerzlich damit konfrontiert, wie wenig in dieser Stadt für den Standort weitergeht. Wir haben es heute in der Fragestunde mehrfach gehört: Es gibt Dissens, Zwist in vielen, vielen Bereichen. In der letzten Legislaturperiode war es so, dass das Chaos vor allem im grün geführten Ressort geherrscht hat. Wir erinnern uns: Parkpickerl - Mariahilfer Straße. Es wurde uns immer wieder Bürgerbeteiligung versprochen, aber nur sehr mangelhaft oder gar nicht gehalten. Jetzt hingegen haben wir eine Situation, wo diese Unprofessionalität und dieser Streit auf die gesamten Stadtregierung übergegriffen haben. Wir haben heute in der Fragestunde gesehen, welche Mühsal der neue Stadtrat Czernohorszky hat, um in seinem Ressort aufzuräumen. Ich hoffe, er geht es so ambitioniert an wie in den ersten Tagen. Gestern hatte er mit Kindergärten zu kämpfen, wo es pädagogisch massive Mängel gab. Da mussten sich Kinder nackt ausziehen, und es gab den Vorwurf und die Gefahr des Missbrauchs. Einen Tag später hatte er eine Kindergartengruppe, wo es wiederum finanziell nicht hingehaut hat. Also ich kann Ihnen nur sagen: Viel Kraft! In der Wipplingerstraße hat er es kommoder gehabt. (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben ein Problem im Wohnbauressort, meine Damen und Herren, wo wir sehen, dass bei Wiener Wohnen so einiges zu verbessern ist. Wir haben ein Problem im Sozialressort, Stichwort Mindestsicherung - ein Thema, auf das wir morgen noch ganz intensiv eingehen werden. Wir haben ein Problem im Gesundheitsressort. Ich bin ein wenig darüber überrascht, dass die Frau StRin Frauenberger bei einem Besuch der Baustelle des Krankenhauses Nord wirklich gemeint hat: Das wird so fertig, wie die längste Zeit erzählt wird, ein erster Teilbetrieb Ende des Jahres (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: 2028!), und so weiter. Ich muss gestehen: Wir werden uns das ansehen, aber gewisse Zweifel sind jedenfalls angebracht. In Zeiten, die von internationaler Unsicherheit geprägt sind, meine Damen und Herren, in Zeiten, wo wir hier in dieser Stadt 200.000 Mindestsicherungsbezieher, 150.000 Arbeitslose und kaum Wirtschaftswachstum haben, liefert diese Stadtregierung eine Performance, wie sie in der letzten Legislaturperiode in ihrer Unprofessionalität nur von den GRÜNEN abgeliefert wurde. Ein kurzer Abriss von Themen, wo gar nichts weitergeht, weil der Zwist regiert: Lückenschluss S 1, Lobau-Tunnel, meine Damen und Herren: Wir haben heute in der Fragestunde die Frau Vizebürgermeisterin erleben dürfen, die gemeint hat, sie hat eine klare Meinung dazu, sie findet diesen Tunnel unnötig und sie will ihn eigentlich nicht. Ich habe vorhin den Herrn Bezirksvorsteher aus dem 22. Bezirk hier gesehen. Ich freue mich, dass er, ähnlich wie der Herr Bürgermeister, eine ganz andere Meinung dazu hat, würde mir nur von der Stadtregierung erwarten, dass man endlich zu einer Meinung kommt. Nächstes Thema, Wohnbauressort betreffend: "Kronen Zeitung" vom 10. Februar 2016, die SPÖ kritisiert die GRÜNEN: "Zu oft würden Naturschutz- und Flächenwidmungsverfahren dringend nötige Wohnbauten verhindern, kommt aus der SPÖ Kritik an den GRÜNEN: ‚Schön, wenn VBgm.in Vassilakou und ihre Freunde tausende Menschen zu uns einladen. Sie sollen dann aber mithelfen, dass alle Wiener und die zugezogenen Menschen günstige Wohnungen mieten können.'" In diesem Artikel wird auch Wohnbaustadtrat Ludwig zitiert. "Die Widmungsverfahren müssen endlich beschleunigt werden." Die GRÜNEN kritisieren ihrerszeichens wieder den Wohnbaustadtrat und sagen, dass der schleppende Wohnbau sicher nicht an ihnen liegt. "Bereits jetzt gebe es nicht konsumierte Flächen für 33.000 Wohnungen." Das kann also nur am Wohnbauressort liegen, sagen die GRÜNEN in der "Presse" vom 13. Februar des letzten Jahres. Es geht so weiter. 3. Piste für den Flughafen Wien, meine Damen und Herren: Auch hier kennen wir den Dissens bei der Stadtregierung. Ohne jetzt zu viel zu zitieren, ganz kurz nur, Bgm Häupl am Rande einer Pressekonferenz: "Dass der grüne Koalitionspartner hier anderer Meinung ist und den Stopp für die Piste ausdrücklich begrüßt hat, beeindruckt Häupl wenig: ‚Wir haben zu verschiedenen Punkten verschiedene Meinungen, deshalb sind wir bekanntlich auch verschiedene Parteien.' Der Bau ist jedenfalls unerlässlich." (Beifall bei der ÖVP.) Da applaudieren wir selbst dem Bürgermeister gerne. In der Tat! Nur hoffen wir, dass er sich endlich einmal mit seinem sogenannten Machtwort in dieser Stadtregierung durchsetzt; denn "durchsetzungsstark" ist nicht das Wort, das einem beim Bgm Häupl in den letzten Wochen und Monaten als Allererstes einfällt, meine Damen und Herren. Ein ähnliches Thema hatten wir bei der Gehaltsobergrenze für Manager stadteigener Unternehmen, ganz aktuell. Da gab es den Zwist im Jänner dieses Jahres, wo Klubobmann Ellensohn meinte, das Gehalt der Bürgermeister hat die Verdienstobergrenze zu sein, sowohl für Angestellte des Magistrats als auch Manager in stadtnahen Unternehmen. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Häupl hat repliziert: Das will er nicht, das kommt gar nicht in Frage. Ich bin da durchaus der Meinung der GRÜNEN, nur hätte ich ganz gern eine Stadtregierung, die sich einigt und damit handlungsfähig ist, meine Damen und Herren, und nicht nur permanente Nabelschau betreibt. (Beifall bei der ÖVP.) Auch zum Thema Wien Museum haben die beiden Koalitionspartner unterschiedliche Standpunkte. Der Bürgermeister hat gemeint, man sollte doch das Winterthur-Gebäude kaufen, Frau StRin Vassilakou hingegen ist strikt dagegen. Das Thema Ausgliederung des KAV kennen wir. Weiteres Beispiel: Inseratebudget, Umgang mit Boulevardzeitungen. Mindestsicherung, ein ganz wesentliches Thema. Da hören wir seit Wochen: Die Einigung steht unmittelbar bevor, es geht nur noch um Feinheiten. 200.000 Menschen sind bereits in dieser Mindestsicherung, meine Damen und Herren! Wir kennen die Kosten für die Stadt, wir kennen den Rohbericht darüber, wissen, welche Kosten er prognostiziert, und Sie sind immer noch nicht in der Lage, hier die notwendigen Maßnahmen daraus zu ziehen. Meine Damen und Herren, wir haben 200.000 Mindestsicherungsbezieher, 150.000 Arbeitslose und kein Wachstum, und diese Stadtregierung performt so, wie sie performt. Es ist eine Schande! (Beifall bei der ÖVP.) Und, meine Damen und Herren, es wundert mit mich nicht, wenn auch der sehr behutsame und sehr sorgfältig formulierende Chronikchef der Tageszeitung "Kurier" in einem heutigen Kommentar meint: "Die Wiener SPÖ hat sich in den vergangenen Monaten nur mit sich selbst beschäftigt. Wenn sie jetzt nicht handelt, wird es ein böses Erwachen geben." Sollte es dieses böse Erwachen geben, dann hoffe ich, dass es nur für die SPÖ-Wien gilt und nicht für den Unternehmens- und Wettbewerbsstandort Wien. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ÖVP! Ich danke für die quasi Auflage dieses Themas. Es war ein bisschen eine Tour de France durch die verschiedensten kommunalpolitischen Bereiche. Das Standortthema ist zweifelsohne ein multifaktorielles, wo man die verschiedensten Aspekte herausgreifen muss, wenn man den Standort und die Standortqualität beleuchten will, und das werde ich tun. Seit Jahren wächst die Wirtschaft in Wien kaum noch, und die Arbeitslosenrate ist mittlerweile auf 13,5 Prozent gestiegen. Das sind natürlich wirklich dramatische Zahlen, und das trifft die Wienerinnen und Wiener in einer ungeheuren Härte und bereitet ihnen große Sorgen um die Zukunft. Wenn man jetzt einen Blick zurück in die Vergangenheit wirft, dann sieht man - und das hat eine Studie diese Woche wieder ergeben -, dass Österreich und gerade auch Wien wie kaum eine andere Stadt vom gemeinsamen Europa, von der Osterweiterung profitiert hat. Der Handel mit Osteuropa, mit osteuropäischen Städten, mit Abnehmern boomte. Viele auch international tätige Unternehmen haben ihre Zentralen, was den osteuropäischen Markt oder sogar noch darüber hinausgehend angeht, in Wien angesiedelt. Wien hat damals durch den Zuzug von Arbeitskräften, durch den Zuzug von Unternehmen nach Wien und durch den Handel mit diesen neuen osteuropäischen Nachbarn massiv profitiert. Das kann man auch an den Zahlen ablesen bei den Ertragsanteilen bei der Kommunalsteuer. Da hatte Wien im Jahre 1986 Einnahmen von 5,54 Milliarden EUR und 2017 von 12,82 Milliarden EUR. Das entspricht einer Steigerung der Einnahmen um 231 Prozent, während die Inflation, die man natürlich da redlicherweise berücksichtigen muss, im selben Zeitraum nur 188 Prozent betragen hat. Sie können also an den Zahlen ablesen, was das für ein Erfolg war und wie sehr auch Wien tatsächlich jahrelang im Geld geschwommen ist, das durch diese Osterweiterung hereingekommen ist. Irgendwann jedoch - und auch das können Sie an den Zahlen nachlesen - wendete sich das Blatt. Die Osteuropa- Zentralen, beispielsweise von IBM, siedeln sich plötzlich lieber in Prag, in Bratislava oder in Warschau an, und viele internationale Unternehmen verlagerten auch den qualifikations- und forschungsintensiven Teil ihrer Wertschöpfungskette in unsere östlichen Nachbarstaaten. Das sieht man am Ende der 1990er Jahre anhand der Daten von österreichischen und deutschen Auslandsinvestitionen in Osteuropa. Man könnte jetzt auch darlegen, was es für Auswirkungen auf das Wiener Budget hatte - das ja 2008 infolge der noch immer nicht beendeten Krise, jedenfalls wenn es nach der Finanzstadträtin Brauner geht, in massive Schuldenturbulenzen geschlittert ist -; aber man muss, glaube ich, sehr klar erkennen, dass es für den Standort Wien von hoher und dramatischer Bedeutung ist, wenn Unternehmen gerade ihren forschungs- und qualifikationsintensiven Teil der Wertschöpfungskette von Wien weg verlegen. Das liegt an klaren Standortnachteilen. Erstens das Thema Bildung: In den 1990er Jahren waren osteuropäische Länder reicher an Bildungskapital als Österreich. Der Akademikeranteil in der Bevölkerung lag in Österreich bei 7 Prozent, in Osteuropa bei 16 Prozent. Da österreichische Firmen keine oder nur relativ teure - dazu komme ich natürlich auch noch - hochqualifizierte Arbeitskräfte am heimischen Markt finden konnten, machten sie Fabriken dann in Polen, Tschechien und der Slowakei auf. Diese Situation haben wir heute noch, meine Damen und Herren. Wenn letzten Sommer Alarm geschlagen wurde von Wiener Unternehmen, von österreichischen Unternehmen, dass es keine Programmierer, nicht ausreichend qualifizierte Programmierer und Programmiererinnen zu finden gibt in Österreich, dann haben wir ein Thema mit der Ausbildung und dann müssen wir hier reagieren. Während wir noch immer in einem Bildungssystem verharren, das ein Stück weit aus der Kaiserzeit ist. Das hat natürlich langfristige Folgen, weil nicht nur dieser Forschungsteil ausgelagert wird, sondern auch innovative Produkte dann nicht mehr in Österreich entstehen und auch dort Märkte entstehen und neues Produktions- Know-how entsteht, das letztlich Wertschöpfung bringt. Das Ergebnis ist, dass das durchschnittliche Pro-Kopf- Einkommen in Warschau, Prag und Bratislava heute sogar höher ist als in Wien. Ich nenne Ihnen jetzt noch einen wesentlichen Faktor für den Standortnachteil. Das ist die übergebührliche Belastung durch Steuern, Gebühren und Regulierungen. Unternehmen, Wienerinnen und Wiener, Unternehmer werden geknechtet mit überhohen Lohnnebenkosten, mit überhohen Gebühren, mit nicht adäquatem Infrastrukturausbau und jedenfalls mit immensen bürokratischen Auflagen. Wenn wir in Österreich 21 Tage brauchen, um ein Unternehmen zu gründen, in Tschechien jedoch nur 9 Tage, dann wissen Sie, wo sich Unternehmen ansiedeln werden; und das, liebe ÖVP, ist auch ein Versäumnis der ÖVP-Wirtschaftspolitik auf Bundesebene! - Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als Nächster ist Herr GR Peter Kraus zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Vielen Dank. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da ist es wieder, das mantraartige Wiederholen der Opposition, was denn in Wien nicht alles so schlimm wäre. (GR Mag. Wolfgang Jung: Brauchst nicht wiederholen, sag was Neues!) Ich habe das Gefühl, jede Aktuelle Stunde der ÖVP hat genau dieses Thema, auch wenn eines heute anders war: Der Herr Juraczka hat es wirklich geschafft, zum Titel "Standort Wien in Gefahr" in den zehn Minuten kein einziges Mal das Wort Wirtschaft zu verwenden. Das finde ich doch wirklich beeindruckend. (GR Dominik Nepp: Das hat mich auch überrascht!) Ich möchte jetzt nur eine Bildkorrektur, nennen wir es so, durchführen und probiere es einmal interaktiv dieses Mal. In Wien leben 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Wie viel Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung wird in Wien erbracht? (Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Darf ich mitspielen?) - Ja, Renate darf auch. (GR Heinz Vettermann: Unfair!) - Nicht? Gut. Es sind 26 Prozent. Das heißt, 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung in Wien erbringen 26 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung. Das heißt, Wien ist im Vergleich zu allen anderen Bundesländern überdurchschnittlich produktiv. Eine zweite Bildkorrektur: Kollegin Meinl-Reisinger hat vorher davon gesprochen, dass internationale Betriebsansiedlungen in Wien angeblich weniger werden und die Zentralen nicht mehr nach Wien kommen. Wir haben, glaube ich, das vierte Jahr in Folge, wenn ich mich richtig erinnere, einen Rekord bei den internationalen Betriebsansiedlungen in Wien. (Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner, in Richtung GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES deutend: Wiederholen Sie das bitte für die Kollegin!) Ich werde es Ihr dann persönlich auch noch einmal sagen und mit Daten belegen, sie hört gerade nicht zu. Wir haben seit vier Jahren einen Rekord bei den internationalen Betriebsansiedlungen und auch steigende Auslandsinvestitionen. Woher das jetzt kommt, kann ich daher nicht ganz nachvollziehen. Das Bild, das die Opposition hier zeichnet, ist also vollkommen falsch. Man kann jetzt entweder davon ausgehen, dass es Unwissen ist - glaube ich eher nicht -, man kann aber auch davon ausgehen, dass einfach eine politische Agenda dahintersteckt. Wenn es nach der Opposition geht, darf Wien nämlich einfach nicht erfolgreich sein, und da ist es auch egal, wie viel Engagement und wie viel Leidenschaft die Unternehmerinnen und Unternehmer in dieser Stadt jeden Tag investieren, wie viel Engagement die Angestellten jeden Tag investieren, das ist vollkommen egal; Wien muss schlechtgeredet werden, weil es einfach den parteipolitischen Absichten von ÖVP und von FPÖ entspricht. (GR Mag. Manfred Juraczka: Alles super, weiß ich eh, Mercer!) Es klingt ja immer wieder durch. Wir haben beim Herrn Juraczka gesehen, worum es wirklich geht: Es geht darum, dass man kürzt, es geht darum, dass man Sozialausgaben streicht, es geht darum, dass man Unternehmen privatisiert und so Stück für Stück staatliche Leistungen zurückdrängt. Ich will das nicht. Ich glaube, es nicht nur sozial unintelligent, das zu machen, es ist auch wirtschaftlich nicht sinnvoll. Schauen wir uns nur einmal die Sozialausgaben an, weil Sie sie erwähnt haben. Zwei Beispiele, das erste Beispiel: Kinderbetreuung. Wir wissen, das haben das WIFO und die Arbeitskammer mehrfach errechnet: Jeder Cent, jeder Euro, den die öffentliche Hand in Kinderbetreuung investiert, ist innerhalb von vier Jahren über Multiplikatoreffekte wieder im Budget herinnen. Es gibt also eigentlich keine effizientere Investition einer öffentlichen Hand, als auch Geld aufzunehmen, um Kinderbetreuung und Bildungsangebote auszubauen. Das zweite ist die Bedarfsorientierte Mindestsicherung. Wer glaubt, bei der Mindestsicherung zu kürzen, wäre irgendwie förderlich für die Wirtschaft, der irrt komplett. Das ist natürlich eine Kürzung eins zu eins beim Konsum. (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Konsum auf Schulden!) Abgesehen davon, dass es eine unmenschliche Kürzung ist, bei den Ärmsten der Armen zu sparen, ist es natürlich auch wirtschaftlich und ökologisch vollkommen sinnlos und kontraproduktiv, wenn man damit eins zu eins beim Konsum der lokalen Bevölkerung spart. Also, die Kürzungen und der Einsparungswahn bei den Ärmsten in unserer Stadt, den Sie hier an den Tag legen, sind nicht nur unmenschlich, sondern er ist auch wirtschaftlich fatal. Ich stehe für eine ganz, ganz andere Stadt als die, die Sie hier vertreten, wo immer nur alles schlechtgeredet wird. Ich stehe für eine Stadt, wo wir die Probleme mit den Menschen in dieser Stadt gemeinsam lösen, wo wir sie ermutigen, dass wir die Probleme gemeinsam lösen, wo wir Unternehmertum so verstehen, dass sie einen Beitrag leisten, um gesellschaftliche um soziale Probleme zu lösen. Die Wirtschaftsagentur hat gestern erst einen neuen Call gestartet: "Social Business". Ich glaube, dass wir wirklich auch UnternehmerInnen als PartnerInnen verstehen müssen, um soziale Herausforderungen der Zukunft zu lösen. Ich will in einer Stadt leben, die den Menschen nicht sagt, was alles schlimm ist und was alles nicht geht, sondern in einer Stadt, die die Menschen ermutigt, mit Hoffnung und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als Nächster hat sich Herr GR Nepp zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Dominik Nepp (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin auch einigermaßen überrascht, einerseits über den Titel der heutigen Aktuellen Stunde nämlich "Standort Wien in Gefahr". Ich dachte, jetzt kommt eine Brandrede für die Wirtschaft, eine Brandrede für die Unternehmer; bisher wurde aber über etwas gesprochen, das ich als Oppositionspartei - obwohl ich den Wirtschaftsstandort Wien auch in Gefahr sehe - eigentlich auch viel wichtiger finde, heute zu diskutieren, nämlich über das Fiasko im Kindergarten, das Chaos im Gesundheitswesen oder auch die Vernetzung von Islamisten, bis tief hinein in die SPÖ, so wie es ja in den letzten Tagen hochgepoppt ist. Aber gut, wir wollen uns über Wirtschaft unterhalten, über Zukunftsprojekte. Zukunftsprojekte haben mir bei der Rede der ÖVP jetzt leider überhaupt gefehlt. Ich muss auch gestehen, mich hat dieser Titel mit den Zukunftsprojekten eher zum Schmunzeln gebracht. Ich meine, das vorrangige Ziel der ÖVP als Zukunftsprojekt sollte eher das politische Überleben sein. Aber ihr könnt vielleicht mit den NEOS ein gemeinsames Zukunftsprojekt starten, nämlich das Kippen der 5-Prozent-Hürde für den Einzug in den Gemeinderat. Dann ist eure politische Zukunft nämlich gesichert, meine lieben Damen und Herren von der ÖVP und von den NEOS. (Beifall bei der FPÖ.) Vielleicht wäre es besser, sich einmal den Agenden zu widmen, mit denen man groß geworden ist, nämlich mit wirtschaftlichen Anliegen, Anliegen von Klein- und Mittelbetrieben, die allerdings auch, dass muss man klipp und klar sagen, von der ÖVP im Bund sträflich vernachlässigt wurden. Ich habe zum Beispiel in Wien auch keinen Aufschrei vom Herrn Blümel gehört, als von Ihrem Finanzminister Schelling die Registrierkassenpflicht eingeführt wurde. Das ist wirklich eine Schikane für viele kleine Unternehmer, und diese Schikane hat Ihre Regierungspartei beschlossen. Durch diese Registrierkassenpflicht wollte man vielleicht irgendwo in manchen Branchen ein paar schwarze Schafe erwischen, aber was hat man gemacht? Man hat den Unternehmen eine enorme Investition aufgezwungen. So eine Registrierkasse ist nämlich relativ teuer. Kleine Mittelunternehmen zahlen dafür bis zu 10.000 EUR, und 10.000 EUR Mehrausgaben im Jahr sind vielleicht schon die Hälfte des Gewinns des Unternehmers. Also was daran unternehmerfreundlich sein kann, das soll mir die ÖVP erst einmal erklären, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.) - Die 3. Piste kommt noch, keine Sorge. Ich möchte jetzt gar noch nicht zu viel Zeit der ÖVP widmen, sondern eher den Regierungspartnern, die dafür zuständig sind, dass Wien in der Standortpolitik einfach im wirtschaftlichen Standort abrutscht. Das behaupten ja nicht nur wir, das behaupten zahlreiche Studien. Ich darf hier nur ein paar zitieren. Beil Global Cities Index ist Wien als Standort von Platz 13 auf Platz 19 in den letzten Jahren zurückgefallen. Dieser Global Cities Index beinhalten fünf Kriterien, nämlich die wirtschaftliche Aktivität, das Humankapital, Informationsaustausch, kulturelles Angebot und eben politisches Engagement. Der Hauptpunkt, der hier bekrittelt wurde, war, dass die regierenden Parteien nicht visionär und global agieren würden, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ und von den GRÜNEN. In eine ähnliche Kerbe schlägt Capital Views von Cushman & Wakefield. Auch da wird attestiert, dass Wien aus Sicht von Investoren eindeutig eine negative Aussicht bekommt. Es wird Investoren schwer gemacht, sich in Wien niederzulassen; und einer der Hauptgründe dafür, dass sich Unternehmen hier nicht mehr niederlassen wollen, sind eben die steigenden Gebühren, sind die steigernden Steuern. Das alles macht Wien unattraktiv für diese Unternehmen; und das haben Sie zu verantworten, meine sehr geehrten Damen und Herren vom Rot und Grün! (Beifall bei der FPÖ.) Das sind alles Fakten, die auf dem Tisch liegen. Das Einzige, das Sie nur wollen angesichts dieser Mehrausgaben, sage ich jetzt einmal - die auch durch die steigende Arbeitslosigkeit, durch erhöhte Mindestsicherung, et cetera zu tätigen sind -, das Einzige was Sie wollen, sind kosmetische Verschönerungen, eben durch einen weiteren Dreh an der Gebührenschraube, um die Unternehmer weiter zu belasten. Wie sehr eigentlich der Klein- und Mittelbetrieb in Wien leidet, sieht man schon, wenn man durch die Straßen von Wien geht. Wenn Sie da vor allem im 1. Bezirk vielleicht einmal durchschlendern, sei es die Kärntner Straße oder andere Unternehmen, so gibt es da nur noch Großkonzerne. Auch das ist ein großes Problem, vor allem auch im Mietrecht. Auch hier sollte sich die SPÖ vielleicht einmal auf Bundesebene dafür einsetzen, dass bei Geschäftsübergaben oder Neugründungen es leistbare Mieten beziehungsweise Pachten für Unternehmer gibt, damit man wieder kreative Unternehmen, Klein- und Mittelbetriebe anzieht und nicht nur mehr die Großkonzerne hat, die hier vielleicht ohnehin keine Steuer zahlen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Zu guter Letzt noch mein Appell: Wer Ja zu einem Wirtschaftsaufschwung in Wien sagen will, der muss Nein zu dem schwarzen Belastungspaket des Bundes sagen und ein Nein zur rot-grünen Stadtregierung! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als Nächster ist GR Strobl zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Friedrich Strobl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Normalerweise ist es bei der Aktuellen Stunde zu so einem Thema so, dass ich mich nicht wirklich intensiv vorbereite, weil ich darauf baue, dass der Begründer bei der Begründung genügend zu diesem Thema sagt, worauf ich dann replizieren kann. Aber wie meine Vorredner schon angemerkt haben, hätte ich heute, wenn ich mich nicht vorbereitet hätte, "liab" ausgeschaut, denn da ist zum Wirtschaftsstandort nicht wirklich viel gekommen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Herr Kollege!) Trotzdem möchte ich auf ein paar Punkte eingehen. Kollege Nepp hat jetzt in seiner Wortmeldung darüber gesprochen, wie unattraktiv für Unternehmen der Wirtschaftsstandort Wien ist, dass Wien in den verschiedenen Rankings oder Studien abrutscht. Er hat auch darüber geklagt, dass es zu viele internationale Konzerne gibt. (Zwischenruf von GR Dominik Nepp.) - So hab ich es zumindest verstanden. Lassen Sie mich ganz kurz darauf eingehen und vielleicht noch hinzufügen: Da Frau Kollegin Meinl-Reisinger darüber gesprochen hat, dass Forschung und innovationstechnische Teile von internationalen Unternehmen abgesiedelt werden, darf ich Sie erinnern: Gestern zum Beispiel hat es eine Präsentation gegeben von IMB, dem forschungs-, entwicklungs- und innovationstechnischen Teil von Boehringer. Da hat es Lobeshymnen gegeben, nämlich einerseits vom Generalsekretär der Industriellenvereinigung, vom Kollegen Höhrhan, andererseits - für die Abgeordneten der ÖVP wahrscheinlich kein unbekannter - vom Vizekanzler dieser Republik, Herrn Mitterlehner. Er hat explizit darauf hingewiesen, wie gut in Wien gearbeitet wird, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert, nämlich zwischen Bund und Ländern generell und im Besonderen mit der Stadt Wien. Also wenn wir über Wien als Wirtschafts- und Unternehmensstandort reden, sollten wir auch das berücksichtigen und sollten wirklich - jetzt sage ich einmal, aus unserer Sicht - unverdächtige Personen hier zitieren und zu Wort kommen lassen. Zweites Beispiel - ich habe gerade eines von gestern gebracht, jetzt bringe ich eines von heute -: Heute Abend wird der "Startup Guide Vienna" international präsentiert, mit Unterstützung der Wirtschaftsagentur natürlich, aber auch der Wiener Wirtschaftskammer durch den Herrn Präsidenten Ruck. Das ist nicht etwas, das wir sozusagen erfunden haben, sondern international tätige Start-up-Unternehmerinnen und -Unternehmer haben solche Guides herausgegeben. Solche Guides gibt es auch schon für Städte wie Berlin, Stockholm und Lissabon. Die haben gesagt: Da muss jetzt Wien dazukommen, denn Wien ist ein Standort, der für Start-ups günstig ist und immer besser wird. Darüber sollten wir reden. Ich kann Ihnen das auch mit Studienergebnissen untermauern. (GR Dominik Nepp: Mercer!) Soll ich die Mercer- Studie auslassen? (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) - Okay, ich lasse sie aus, aber nehmen wir zum Beispiel den City Prosperity Index aus dem Jahr 2012/2013: 1. Platz Wien, 2. Platz New York, 3. Platz Toronto. Nehmen wir Smart Cities in Europe 2014: 1. Platz Kopenhagen, 2. Platz Amsterdam, 3. Platz Wien. Oder nehmen wir Best Cities for Young People: 1. Platz Wien, 2. Platz New York, 3. Platz Valletta. Nehmen wir - und das passt zu dem, was ich vorher gesagt habe - die Top International Start-up Cities 2015: 1. Platz Kopenhagen, 2. Platz San Francisco, 3. Platz London, 4. Platz Berlin, 5. Platz New York, 6. Platz Wien. Also Sie sehen, das kann sich alles sehen lassen. Und Quality of Living, das schenke ich Ihnen natürlich nicht: Da ist Wien nun zum 7. Mal in Folge auf dem 1. Platz. Wenn wir uns anschauen, wie die Struktur der Wiener Wirtschaft ist, meine Damen und Herren, dann haben wir in Wien zirka 62.000 bis 65.000 EPUs, wir haben zirka 38.000 oder 39.000 KMUs, und wir haben 253 Großunternehmen. Das ist in erster Linie, sage ich jetzt einmal, ein Problem der ÖVP. Wenn Sie wirklich etwas für den Standort tun wollen, und wenn Sie die Unternehmerinnen, die Unternehmer, die EPUs unterstützen wollen, dann kümmern Sie sich auch um diese Unternehmerinnen und Unternehmer, nämlich um die EPUs und die KMUs. Ich kann Ihnen auch einen ganz konkreten Vorschlag machen: Unterstützen Sie uns dabei, dass man zum Beispiel den 20-prozentigen Selbstbehalt abschafft für die EPUs! So würden Sie viele Unternehmerinnen und Unternehmer unterstützen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Da Kollege Ornig sich streichen hat lassen, ist als nächster Redner Herr StR Mag. Blümel gemeldet. Ich erteile Ihm das Wort. StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Vielen Dank! Dem Herrn Kollegen Ornig ist der Wirtschaftsstandort Wien scheinbar kein so großes Anliegen, das schließe ich daraus. Wir haben heute und morgen die Aktuelle Stunde im Gemeinderat und Landtag. Da heben wir uns natürlich gut überlegt, welches Thema wir jeweils wählen. Ich muss Ihnen sagen, vor allem von Rot und Grün, es ist momentan eigentlich gar nicht leicht, ein Thema zu wählen, das kein riesengroßer Skandal ist, wo es nicht um Steuergeldverschwendung geht. Heute im "Kurier" steht wieder: "Die Pannenserie der Wiener Stadtregierung", in der "Presse" ist letztens gestanden: "Bestverwaltete Stadt a. D.". Scheinbar hat auch die breit dargelegte Marketing- und Öffentlichkeitsarbeitstätigkeit des Herrn StR Mailath-Pokorny nicht gefruchtet, wenn sogar die Medien mittlerweile schreiben, dass in Wien alles schiefrennt auf Grund dieser Stadtregierung. (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben es trotz dieser vielfältigen Skandale gewagt, heute bei der Aktuellen Stunde ein sehr konstruktives und sachliches Thema, nämlich den Standort Wien, zum Thema zu machen, denn Wirtschaftsthemen sind bei dieser Stadtregierung einfach nicht willkommen. Es braucht eine Willkommenskultur. Willkommenskultur ist ja etwas, das bei Rot-Grün sehr, sehr groß steht, aber nur für andere. Wir aber sagen: Es braucht eine Willkommenskultur für Unternehmerinnen und Unternehmer und für Touristen, denn Unternehmer sind diejenigen, die wirklich Arbeitsplätze schaffen, die Steuern zahlen, die diese Stadt am Leben erhalten. Und Touristen sind die, die zusätzliches Geld nach Wien bringen, und das haben wir vor allem auf Grund der Wiener Stadtregierung bitter nötig. Die GRÜNEN haben in dieser Stadtregierung vor allem dazu beigetragen, dass man gar nirgendwo mehr auf einen grünen Zweig kommt, nämlich nicht einmal innerhalb der Stadtregierung, ob das jetzt der Lobau-Tunnel ist, wo wir heute in extenso dargelegt bekommen haben, dass es weiterhin keinen Konsens geben wird, oder auch bei Themen wie der 3. Piste zum Beispiel. Für alle Zuseherinnen und Zuseher auch vor den Bildschirmen: Wenn es um die Frage Wirtschaftskompetenz geht - jetzt schaue ich ein bisschen auf die FPÖ -: Wenn die FPÖ mit den GRÜNEN bei einem Thema einer Meinung ist, dann weiß man, dass dieses Thema sicherlich schwachsinnig ist und zeigt auch, wie sehr die FPÖ sich von ehemaliger Wirtschaftskompetenz verabschiedet hat. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Herr Kollege! Ich habe Sie nicht richtig verstanden. Haben Sie von "schwachsinnig" gesprochen? StR Mag. Gernot Blümel, MBA (fortsetzend): Verzeihung, ist mir herausgerutscht. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Dafür erteile ich einen Ordnungsruf. StR Mag. Gernot Blümel, MBA (fortsetzend): Danke schön! (Heiterkeit bei ÖVP und FPÖ.) Jedenfalls, Willkommenskultur für Wirtschaftsthemen in der Stadtregierung, wie wäre es damit, liebe rot-grüne Stadtregierung? Erstens Demonstrationszonen: Wir wissen, dass die Demonstrationskultur im rot-grünen Wien fröhliche Urständ' feiert und dass das Grundrecht der Versammlungsfreiheit dermaßen verantwortungslos von manchen Leuten verwendet wird, dass es in Konflikt tritt mit dem Recht auf Erwerbsfreiheit. Deswegen sagen wir: Demonstrationszonen wären endlich notwendig, damit eben nicht ständig Umsatzentgang bei Unternehmen im 1. Bezirk stattfindet und damit Arbeitsplätze weiter geschaffen werden können. Ein weiteres Thema: Wenn Sie gerade in der Vorweihnachtszeit durch die Wiener Innenstadt gegangen sind, dann haben Sie am Sonntag ganz, ganz viele Touristen gesehen, die sich von Punschstand zu Punschstand schieben, an geschlossenen Geschäften vorbei. Und da reden Sie ständig von Mercer-Studien und anderen internationalen Darlegungen dazu, wie großartig Wien sein soll. Wien soll Weltstadt sein und darf in diesem Bereich weniger als jedes Kaff in Tirol, wo drei Skifahrer sind, denn die dürfen am Sonntag aufsperren und Geld machen. Dieses Geld wäre dringend notwendig, um die überbordenden Schulden in Wien zu reduzieren, um diese Stadt effizienter zu machen. Sonntagsöffnung in Wien ist ein notwendiger Schritt! Das ist ganz, ganz einfach zu machen, überhaupt kein Problem! Es braucht auch keine großen Gesetzesänderungen. Es kann der Bürgermeister per Verordnung machen, dass am Sonntag geöffnet sein darf. Die ganze Innenstadt zum Beispiel plus Schönbrunn würde alleine in diesem Bereich über 130 Millionen EUR mehr Einnahmen bringen, 800 zusätzliche Arbeitsplätze. Sozial ist - und das schreiben wir Ihnen ins Stammbuch -, was Arbeit schafft. Insofern wäre das eine absolut soziale Maßnahme, die sofort umsetzbar wäre. (Beifall bei der ÖVP.) Ich verstehe aber generell nicht, warum in Zeiten der Digitalisierung überhaupt noch Ladenöffnungszeiten gesetzlich eingeschränkt werden. Ich bin dafür, dass jeder Unternehmer, der ein Geschäft hat und der Meinung ist, dass er ein Geschäft machen kann und jemanden findet, der sich reinstellt, aufmachen dürfen soll, wann er möchte, ohne Einschränkungen durch den Staat. Deswegen sagen wir: Ladenöffnungszeiten jetzt! Sonntagsöffnung jetzt! - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. Huemer zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Dieser Titel der Aktuellen Stunde hat ja wirklich viele Besonderheiten. Eine davon ist, dass auf die Begriffe "Gerechtigkeit" und "Leistung" von Seiten der ÖVP bislang noch überhaupt nicht eingegangen wurde. Ich gehe davon aus oder meine Hoffnung dazu ist, dass man eingesehen hat, dass Erben keine Leistung ist - denn darauf konzentriert sich die ÖVP ja nach wie vor, und dass diese Leistung nach wie vor belohnt wird, das ist auch sozusagen die Leistung, die hinter diesem ideologischen Begriff, den die ÖVP hier immer wieder gerne verwendet, steht. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wir sind keine Umverteiler, da haben Sie recht!) Ich möchte den bevorstehenden Frauentag zum Anlass nehmen, um über Gerechtigkeit und Leistung zu reden. Gerade was Frauenarbeit betrifft, was überhaupt Einkommen betrifft, was das Verhältnis zwischen der Besteuerung von Arbeit und jener von Kapital betrifft: Hier haben wir massive Schieflagen. Daher müssen wir über Gerechtigkeit reden, ganz massiv, und wir müssen darüber reden, dass Leistung wirklich bezahlt wird. Ich gebe Ihnen ein paar Stichworte, wo die ÖVP aktuell etwas ganz anderes macht. Stichwort: 24-Stunden- HelferInnen. Sie wissen, das sind zu über 90 Prozent Frauen, und Sie wollen die Kinderbeihilfe streichen für Frauen, die aus Osteuropa kommen, die hier Steuern zahlen und hier eine Arbeit leisten, nämlich immer wieder 2 Wochen lang rund um die Uhr, und das für 600 EUR bis 800 EUR. Das muss man sich einmal vor Augen führen! Da wollen Sie noch weiter kürzen und verwenden hier solche Begriffe. Das ist absolut zynisch! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Das ist Kompetenz der Bundesregierung!) Ich gebe Ihnen ein weiteres Stichwort, wenn es um Leistung und Gerechtigkeit geht. Reden wir vom Mindestlohn! 1.500 EUR ist nach wie vor für über 400.000 Menschen, zwei Drittel davon Frauen, nicht die Realität. Das wäre Gerechtigkeit, nämlich hier endlich einen Mindestlohn einzuführen. Wer wehrt sich dagegen mit Händen und Füßen? ÖVP! Also absolut leistungsfeindlich und gerechtigkeitsfeindlich. Ich möchte noch einen dritten Punkt erwähnen, der genau und gut zum Thema Sonntagsöffnung und Ladenöffnungszeiten passt. Sie wollen den 12-Stunden-Tag, der in vielen KVs mittlerweile sowieso schon Realität ist, und Sie wollen, dass rund um die Uhr, 7 Tage pro Woche gearbeitet wird. Sie wollen Arbeitszeitflexibilisierung und eigentlich meinen Sie damit Lohnraub, weil Sie keine Überstundenzuschläge bezahlen wollen. Das ist Ihr Gerechtigkeitsbegriff, und das ist das, was Sie unter Leistung verstehen: Geld von Arbeitnehmerinnen zu klauen, Geld von Frauen zu klauen, Geld, das diese Frauen für harte Arbeit verdienen müssten! Auch eine Kritik am Beschäftigungsbonus: 2 Milliarden EUR bekommen Unternehmen dafür - und das ist auch meine Kritik an die Bundesregierung generell -, dass sie jemanden neu beschäftigen, weil sie diese Arbeitskraft brauchen. Also was ist hier die Leistung, frage ich mich. Einen Bonus zu bekommen dafür, dass man jemand eingestellt hat? Die Person arbeitet, erwirtschaftet Geld für das Unternehmen und dafür gibt es noch 2 Milliarden EUR vom Bund. Solch ein Verständnis von Leistung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Noch etwas zum Thema Ladenöffnungszeit: Ich bin strikt dagegen. Sie ist familienfeindlich, sie ist vereinbarkeitsfeindlich - auch die Tourismuszonen, sie sind Einfallstore. (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Ja, für Geld, Steuergeld!) Ich bin nicht der Meinung, dass wir Kinderbetreuung auch rund um die Uhr, sieben Tage pro Woche schaffen müssen, weil Unternehmen irgendeinen Gewinn einstecken möchten, den sie glauben, erzielen zu können, weil die Menschen jetzt angeblich so viel Geld haben. Das ist der absolut falsche Weg! Das ist unsozial, das ist ungerecht, das ist absolut leistungsfeindlich! Ein paar Zahlen noch aus dem aktuellen Sozialbericht: Sie kennen ihn vielleicht oder auch nicht. Er enthält ganz interessante Daten zur Situation für Frauen am Arbeitsmarkt. Wir haben eine ganz dicke gläserne Decke. Wer wehrt sich gegen die Quote? ÖVP. Wir haben einen unerklärbaren Gender Pay Gap - also Sachen die man überhaupt nicht mit Teilzeit oder sonstigen Dingen erklären kann - von 15 Prozent. Das ist nach wie vor eine bestehende Diskriminierung! Wer wehrt sich dagegen, dass Frauenförderung in Unternehmen stärker zur Pflicht wird? In Wien beispielsweise haben wir die Koppelung der Auftragsvergabe. Und wer wehrt sich dagegen, dass die Vereinbarkeit gefördert wird im Sinne von Infrastruktur, anstatt Geld in die Familien zu stecken? Wer wehrt sich dagegen? Mein Fazit ist: Hätten wir heute - Sie haben es ja verweigert - über Gerechtigkeit und Leistung tatsächlich gesprochen, dann hätten wir diese Punkte angesprochen. Frauen brauchen ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Frau Kollegin! Kommen Sie bitte zu Ihrem Schlusssatz. GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): Ich komme sofort zum Ende. Richtig ist, die ÖVP ist die Partei der Besitzstandswahrer und verschärft die sozialen Schieflagen. Das ist mein Fazit dazu. Sie verwahren sich mittlerweile dagegen, überhaupt darüber zu reden, was wirklich die sozialen Fragen in dieser Stadt sind. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Fazit: Sie möchten nicht zu uns wechseln, und wir müssen Sie nicht nehmen!) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als Nächster ist Herr StR Mahdalik zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. StR Anton Mahdalik: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Ich finde es immer herzig, wenn uns die ÖVP die Wirtschaft erklären will. Zuerst wurde für die Aktuelle Stunde ein dermaßen aussageloser und fader Titel gewählt, dass ich schon bei der Vorbereitung halb eingeschlafen bin, und dann wurde über Wirtschaft kaum gesprochen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Toni, jetzt wäre die Zeit aufzuwachen!) - Ich bin dabei. (GR Mag. Manfred Juraczka: Man merkt's!) - Wirst du gleich merken, lieber Manfred. Wenn eine Partei, und da bin ich mit unserem Klubobmann völlig einer Meinung, so viel richtig machen würde, hätte sie vielleicht ein bisschen mehr als 9 Prozent bei der Wahl erreicht, vielleicht sogar ein zweistelliges Ergebnis. Wenn die Freiheitliche Wiener Landesgruppe so viel falsch machen würde, hätte sie wohl nicht über 30 Prozent bekommen, einen Vizebürgermeister errungen, hätte nicht die Sperrminorität und könnte auch nicht aus eigener Kraft einen Untersuchungsausschuss einberufen. (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Das wollt ihr nicht!) Also, liebe schwarze Splittergruppe! Wendet eure Blicke nach links, dort, wo die vielen Freiheitlichen sitzen (GR Mag. Manfred Juraczka: Nach links!), und akzeptiert: So muss Politik und nicht anders! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.) Auch wenn Geiz, zumindest laut Werbung, manchmal geil sein soll, muss man ja nicht unbedingt bei den Prozenten und bei den Mandaten zu sparen anfangen. Aber, das ist ja gar nicht das Thema der heutigen Sitzung. Der Kollege Kraus (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Welcher?) hat ja gemeint, man kann sehr wohl Gelder aufnehmen, noch mehr Schulden machen. Wenn diese Gelder in Kinderbetreuungseinrichtungen investiert werden, dann amortisieren sie sich - er hat aber nicht gesagt, für wen - und sind gut investiertes Geld. Wir lesen jede Woche über einen neuen Kindergartenskandal. Jetzt sind wieder 380.000 EUR verschwunden, aber nicht beim Bauer Gustl oder beim Lechner Franz, sondern beim Hassan M. Die Namen sind ja immer ähnlich. Vorige Woche haben wir gelesen - diese Meldungen poppen ja im Wochentakt auf -, dass sich einer eine Villa in Grinzing gekauft hat, und das um unser Steuergeld, um das Kinderbetreuungseinrichtungsgeld, das sich immer amortisiert. Ja, für den Hassan M. und für andere Islam- Kindergartenbetreiber, für die rentiert es sich natürlich. Ihr bekommt vielleicht ein paar Stimmen mehr, und draufzahlen muss der Steuerzahler! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.) Kollege Strobl hat nachher mit Anglizismen brilliert (GR Friedrich Strobl: So heißen die Rankings!) und aufgezählt, wo wir nicht überall so super sind, unter anderem bei Best City for Young People. Oida! (Allgemeine Heiterkeit.) Jetzt frage ich mich nur: Für welche "young people"? Vielleicht für die jungen unbegleiteten Flüchtlinge - und jetzt wird es nicht mehr lustig -, die bei uns auf unsere Kosten leben und dann teilweise - und das ist alles aktenkundig - am WC am Praterstern junge Mädchen vergewaltigen? (Zwischenruf von GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely.) Oder denken wir an den Fall, der letzte Woche wieder für Schlagzeilen gesorgt hat, der Fall, bei dem 9 - waren es Iraker oder Syrer? - eine halb bewusstlose 29-jährige deutsche Lehrerin aus einem Lokal hinausgeschleppt haben und dann nacheinander vergewaltig haben. Für die ist Wien vielleicht eine lebenswerte Stadt und "the best city to live", das glaube ich auch. (Anhaltende Zwischenrufe von GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely.) Hier gibt es höchste Sozialleistungen; wenn sie kriminell werden, werden sie nicht abgeschoben. Wenn sie illegal da sind, dann meinen Teile der Wiener SPÖ - und dazu hat es schon wieder einen Sitzkreis gegeben -: Auch wenn sie illegal da sind, müssen sie weiter unser Steuergeld bekommen, auch wenn sie überhaupt kein Recht darauf haben, denn sie könnten kriminell werden. Die sind schon kriminell! Sehr viele sind kriminell geworden, bekommen unser Geld weiter; aber wenn sie illegal da sind, sagen die Stofftierwerfer und Bahnhofsklatscher: Wir müssen sie trotzdem aus unseren Steuergeldern unterstützen, sonst werden sie kriminell und dann steigt die Unsicherheit unserer Stadt noch mehr. Zahlen wir es ihnen ein Schutzgeld, na klar, aus des Steuerzahlers Tasche! Ich weiß nicht, was mit der SPÖ los ist. Die GRÜNEN sind sowieso dafür, da erwarte ich mir nichts anderes. Und da wundert ihr euch darüber, dass es euch zerlegt, dass es zwischen den Willkommenskulturverfechtern und den Realos der Marianengraben klafft? Dass ihr jede Woche eine Krisensitzung, Sitzkreis und sonstige Sachen habt und nachher einen Sitzkreis, weil sich einige bei dem Gespräch vielleicht nicht so wohl gefühlt haben? Ich weiß nicht, wie es mit dieser Stadt weitergehen soll, wenn Rot und Grün weiterregieren. Es gibt zum Glück eine richtige Opposition, denn mit Rosa und Schwarz kann man nicht einmal mehr einen Blumentopf gewinnen. Vorzeitige rasche Neuwahlen wären die einzige Lösung für Wien, um wirtschaftlich, sozial und in allen anderen Bereichen wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Ihr solltet abdanken! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Tanja Wehsely zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Auch der Herr Vorsitzende scheint sich - erkenntlich durch leichtes Kopfschütteln - ein bisschen darüber zu wundern, dass im Titel der Aktuellen Stunde der Begriff "Wirtschaft" steht, aber de facto bis jetzt nur Rot, Grün und NEOS darüber gesprochen haben und alle anderen nicht. Es ist eigentlich wirklich erbärmlich. (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Misswirtschaft!) Diese Kurve, nämlich zuerst darüber zu sprechen, dass du als Wiener Abgeordneter offenbar nicht Englisch verstehst und deswegen ein paar Fachbegriffe, die in der Wirtschafts- und Wissenschaftssprache einfach normal sind, nicht verstehst, und dann davon abzulenken und auf das Thema Praterstern überzuleiten, das schaffst nur du! Aber gut gelungen! (GR Rudolf Stark: Danke! - Demonstrativer Beifall bei der FPÖ.) "Jenseitig" darf man, glaube ich, auch nicht sagen; deswegen sage ich jetzt nicht "jenseitig". Es ist wirklich unglaublich! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Während Sie da daherschwafeln - ich weiß nicht, ob man das sagen darf oder nicht, Sie werden es mir dann mitteilen, Herr Vorsitzender (GR Mag. Wolfgang Jung: Wir sind ja tolerant!) -, irgendwelche rhetorischen Manöver anwenden, um von dem Thema Wirtschaftsstandort Wien abzulenken, davon, was Wien für seine Unternehmerinnen und Unternehmer leistet, hat ein Talent Garden aufgemacht. Es wird ein neues Start-up-Zentrum eröffnet. Das wird es nunmehr nicht nur am Donaukanal in dem wunderschönen Tower, sondern auch in Neu Marx geben. Während ihr daherredet von Mindestsicherung, vom Praterstern, von ich weiß nicht, was allem noch, von Dingen, die nichts mit Unternehmerinnen und Unternehmern zu tun haben, passiert alles das in dieser Stadt, nämlich Investitionen in Höhe von Millionen und Abermillionen in Innovation, in Forschung und Entwicklung. Es ist ein Rekord nach dem anderen, was Beschäftigung betrifft, ein Rekord nach dem anderen, was Ansiedlung betrifft, ein Rekord nach dem anderen, was Headquarters betrifft. Es ist euch einfach wurscht. Ich glaube, ihr redet nicht einmal mehr mit der Wirtschaftskammer. Der Herr Blümel hat seine Platte von Tourismuszonen - was war da noch?, die Platte ist hängen geblieben - und Sonntagsöffnung hin und her in permanenter Wiederholung. Ist das der Auftrag von oben, also von drüben? Das kann ja nicht ihre Wirtschaftskompetenz sein! Das ist einfach nur absolut erbärmlich, was hier geliefert wird. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es geht darum, ein abgestimmtes Programm zu haben, das setzt auf Bildung und Beschäftigung einerseits (GR Mag. Wolfgang Jung: PISA!), das mit Qualifikationsmaßnahmen und viel Geld Menschen unterstützt in ihrem beruflichen Weiterkommen und ihrer Ausbildung. Genau Sie sollten sehen, was zum Beispiel für die Ausbildung von Lehrlingen geleistet wird. Wo kommen Lehrlinge her? Aus Unternehmen. Was werden Lehrlinge? Unternehmerinnen und Unternehmer. Also bitte auch da einmal genau darauf zu schauen, was zwischen 80 Millionen EUR und 100 Millionen EUR im Jahr in den Jugendarbeitsmarkt in dieser Stadt hineingesteckt wird, um die Fachkräfte von morgen auszubilden! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Wolfgang Jung: Und was ist der Output?) Das ist das, was eine Leistung darstellt, das ist einmal das eine. Und das andere - etwas, das Kollege Strobl schon erwähnt hat, wobei auch die Frau Stadträtin schon da war - ist wirklich eines der besten Beispiele dafür, wie Innovationspolitik, Forschungspolitik und Wirtschaftspolitik, also die Zukunft dieser Stadt, ineinanderspielt, nämlich das Beispiel Boehringer Ingelheim, mit Millionen von Investitionen von Bund und Land, einem Zusammenspiel von allen Stellen, die sich tatsächlich einsetzen für eine prosperierende Wirtschaft mit einem guten Kern, nämlich der Innovation. Abgesehen davon haben wir erst vor ein paar Monaten unser Paket "Leichter wirtschaften" präsentiert. Darin fordern wir nach wie vor eine Entrümpelung der Gewerbeordnung, eine Vereinfachung bei den Genehmigungen wie Betriebsanlagen, die Abschaffung der Vergnügungssteuer, um für einen ganz eigenen Sektor der Wiener Wirtschaft, der auch für den Tourismus zum Beispiel sehr wichtig ist, eine Lanze zu brechen und Bürokratie zu sparen, Geld zu sparen, et cetera. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ich sage danke!) - Ja eh, danke, kann man ruhig sagen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer hat es natürlich gefreut. Sie haben sich selber lang eingesetzt. Es wurde mit Ihnen erzielt. Es ist Ihnen Respekt zu zollen für ihre Leistung, wir haben das gemeinsam gemacht. So, Toni Mahdalik, muss Wirtschaft und nicht anders! So muss Politik und nicht anders. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Kümmere dich um deine eigene Partei. Du musst nicht immer darüber reden, wie andere sind. Wenn du dir Sorgen machst, ist es lieb von dir, wir brauchen das aber nicht. Gut ist, dass wir, Rot-Grün, über Wirtschaft reden. Schlecht ist, dass ihr über irgendetwas redet, ja, vielleicht irgendwann einmal auch über Wirtschaft. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen 30, des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 13, des NEOS-Rathausklubs 16 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Weiters sind vor Sitzungsbeginn von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag, von solchen des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien neun Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen folgen wie beantragt. Von den Gemeinderäten Wolfgang Seidl, Dr. Günter Koderhold, Gerhard Haslinger, Lisa Frühmesser, Elisabeth Schmidt und Mag. Ulrike Nittmann wurde ein Antrag an den Herrn Bürgermeister betreffend Beseitigung bestehender das örtliche Gemeinschaftsleben störender Missstände im Bereich des Pratersterns gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieses Antrages wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderäten unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Besprechung des Dringlichen Antrages vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung des Dringlichen Antrages unterbrochen. Die Anträge des Stadtsenates zu den Postnummern 3, 6, 8, 11 bis 17, 19, 20, 24, 25, 27, 28, 30, 31, 34 bis 36 und 39 bis 45 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadterfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummer 29 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Die Postnummern 48, 29, 26, 23, 32, 18, 21, 22, 46, 47, 1, 2, 4, 5, 7, 9, 10, 33, 37 und 38. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Wir kommen nun zur Postnummer 48. Sie betrifft die Wahl eines Mitgliedes in den Vorstand der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien. Bevor wir über den vorliegenden Wahlvorschlag abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27 Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mittels Zweidrittelmehrheit anderes beschließt. Ich schlage vor, die Wahl durch Erheben der Hand vorzunehmen. Ich bitte nun jene Damen und Herren des Gemeinderates, die mit meinem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest. Frau Amtsf. StRin Sandra Frauenberger ist als Mitglied aus dem Vorstand der KFA ausgeschieden. Der entsprechende Wahlvorschlag der Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates für die restliche Funktionsperiode des Vorstandes lautet auf Herrn Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky als Mitglied. Zugeordnetes Ersatzmitglied ist Herr GR Peter Florianschütz. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag Ihrer Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle auch dazu die Einstimmigkeit fest. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, darf ich mitteilen, dass auch der Herr Bürgermeister auf Grund von Krankheit für diese Sitzung entschuldigt ist. Es gelangt nunmehr Postnummer 29 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Förderung für Lastenfahrräder. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte und darf darauf hinweisen, dass die Erstredner jeder Partei 40 Minuten Redezeit zur Verfügung haben, ansonsten stehen 20 Minuten zur Verfügung. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. - Ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer auf der Tribüne! Wir reden über die Förderung der Lastenfahrräder in Wien. Es wurde vor Kurzem im Ausschuss beschlossen, dass diese mit 200.000 EUR in Wien gefördert werden sollen. Wie Sie wissen, haben wir diese Förderung damals abgelehnt. Wir werden sie auch heute ablehnen, aber sicher nicht aus Gründen, wie sie jetzt die ÖVP und die FPÖ nennen werden. Kollege Baron von der FPÖ hat gesagt, er befürchte massiven wirtschaftlichen Schaden, wenn wir Lastenfahrräder auf den Straßen überhaupt zulassen. Also ich muss sagen: Diese Ansicht teilen wir - ich glaube, ich spreche auch für alle meine Kolleginnen und Kollegen - definitiv nicht. Das hat mich ein bisschen erinnert an die Diskussion darüber, dass wir angeblich auch eine unabhängige Klimabeobachtungsstelle brauchen. Das kommt mir ein bisschen ähnlich vor. Wir sehen das Lastenfahrrad als Symbol und auch als Zeichen für eine sich entwickelnde und zukunftsorientierte, moderne, urbane Mobilität, definitiv. Ich glaube auch, dass das Potenzial, das Lastenfahrräder im urbanen Bereich haben, sehr, sehr hoch ist. Ich habe kürzlich eine Studie gelesen, die das Potenzial bei bis zu 22 Prozent sieht. Klar, es gibt viele ökonomische Vorteile, vor allem Transportlogistikunternehmen, die das teilweise schon nutzen. Ich meine TNT, UPS, DHL, FedEx, die ihre Fuhrparks hier schon - vor allem im urbanen Bereich und natürlich nur für die Verwendung von kleinen Paketen, aber auch das hat eine immer größer werdende Bedeutung in der Stadt - nutzen und hier die ökonomischen Vorteile einfach für sich sehen. Das ist prinzipiell eine gute Entwicklung, die wir auf jeden Fall begrüßen. Ganz klar ist, dass die Vorteile auch für die Stadt selbst, für alle anderen Verkehrsteilnehmer auf der Hand liegen, denn was bedeutet es, wenn ein Unternehmer statt einem Klein-LKW, meistens dann auch dieselbetrieben, ein Lastenfahrrad verwendet? Das bedeutet, dass wir weniger Feinstaub in der Stadt haben, dass wir weniger Lärm haben, klar, der fällt weg; aber das bedeutet auch, dass wir weniger Verkehrsbehinderungen und dadurch mehr Flüssigkeit im Verkehr haben. Ich habe eigentlich gedacht, das wäre auch Ihnen ein Anliegen, liebe FPÖ, weil man dadurch Fahrzeugen, die in zweiter Spur parken, die Gehsteige verstellen, entgegenwirken kann. Warum wir aber die Förderung ablehnen: Das sind rund 200.000 EUR. Man fördert Lastenräder für Private, für Unternehmen genauso mit bis zu 50 Prozent des Kaufpreises, und obendrein gibt es für den elektrischen Antrieb mehr Geld. Da dachte ich, es widerspricht eigentlich dem Ansinnen einer grünen Partei, dass es hier für eine Motorisierung extra Geld gibt. Das verstehe ich in Wahrheit nicht, weil die Muskelkraft natürlich ein Vorteil des Rades ist, keine Frage. Wir stellen uns einfach die Frage: Wurden die Mittel hier effizient eingesetzt? Und ich muss das ganz klar mit Nein beantworten. Die Grätzelfahrräder sind eine gute Idee, denn bei diesen kann ich davon ausgehen, dass sie ständig genutzt werden, dass jeder sie nutzen kann, wenn er will. Auch bei den Betrieben: Wenn ich dadurch wirklich PKW- Kilometer einsparen kann, ist das eine gute Sache, aber bei einer Förderung für Privateigentum mit der Gießkanne - Sie haben ja auch selbst kritisiert bei der E-Mobilitätsförderung des Bundes, sehe ich genauso - halte ich es für absolut fehl am Platz, hier Steuergeld zu verwenden um Privatbesitz cash zu fördern. Das sehe ich hier nicht anders. Da kaufen sich Menschen jetzt ein Lastenfahrrad, weil es vielleicht gerade so günstig ist. Vielleicht hätten sie es gar nicht gebraucht. Sie nutzen es vielleicht auch nie. Alle zwei, drei Wochen holen sie es sich aus der Garage, wo ihr restlicher Fuhrpark drinnensteht, "just for fun". So etwas nennt man in der Wirtschaft eine Fehlallokation. Hier werden also Investitionen getätigt, die ohne eine Subvention seitens der Stadt nie getätigt worden wären. (Beifall bei den NEOS.) Wir halten es für definitiv sinnvoller, wenn man das Geld aufwenden würde, um gezielt Flotten umzurüsten. Es gibt zahlreiche Stadtverwaltungen, auch in Österreich, die das bereits getan haben. Da kann man sich auch sicher sein, dass hier PKW-Kilometer eingespart werden, dass man zu einem effizienten Einsatzmittel kommt, dass man Fahrzeuge fördert, die nicht vielleicht wochenlang herumstehen. In Graz zum Beispiel setzt die Holding Lastenräder zur Straßenreinigung ein. Ich glaube, das muss auch in Wien möglich sein. Es gibt zig Beispiele, die man hier heranziehen könnte, die man sich einmal anschauen könnte: die Straßenreinigung natürlich, die Stadtgärten, aber auch ganz normale Außendiensttätigkeiten in der Verwaltung, wo kurze innerstädtische Wege mit kleinen, aber doch motorisierten Fahrzeugen zurückgelegt werden. Deswegen bringe ich auch heute unseren Antrag ein: "Die zuständigen Stellen der Stadt mögen prüfen, inwieweit der vermehrte Einsatz von Lastenfahrrädern im Fuhrpark des Magistrates der Stadt Wien zu einer Substitution vor verbrennungsmotorbetriebenen Fahrzeugen im Sinne der Smart-City-Strategie beziehungsweise das Klimaschutzes führen könnte." Da wir heute nicht nur über Lastenfahrräder sprechen wollen, sondern eine allgemeine Verkehrsdebatte angesprochen wurde, will ich aber jetzt nicht sehr allgemein werden, sondern einfach noch uns wichtige Punkte ansprechen und Anträge einbringen. Dass der öffentliche Verkehr uns und natürlich auch der Stadt Wien ein Anliegen ist, ist klar. Ich glaube, es gibt noch andere effiziente Mobilitätsformen, die man momentan nicht als Teil des öffentlichen Verkehrs ansieht. Das sind Taxis, Fahrtendienstleister, Carsharing-Autos definitiv effizientere Mobilitätsformen, denn ich weiß, dass ein Fahrzeug, wenn es auf der Straße ist, nicht 23 Stunden auf einem Parkplatz verbringt, wie das ein privater PKW tut, sondern einfach effizient genutzt wird. Wir finden, das sollte auch dementsprechend gefördert werden. Es sind Sonderformen des öffentlichen Verkehrs. Sie haben aber definitiv einen positiven Nutzen, denn auf Grund des guten und preiswerten Angebots können sich die Menschen das Benützen oder sogar den Besitz eines Privat- PKWs überlegen. Es gibt also eine Alternative, wenn ich auch solche Fahrzeuge in einem Pool oder in welcher Form auch immer nutzen kann. Vor allem aber Taxis haben für Alte, Schwächere und Kranke einen besonderen Stellenwert. Wenn diesen Menschen von den Krankenkassen Fahrtendienste nicht mehr zugewiesen werden, dann sind die sehr oft auf Taxis angewiesen. Dabei muss ich dazusagen, dass viele Fahrzeuge im öffentlichen Interesse von der Parkometerabgabe befreit sind: Einsatzfahrzeuge, Straßendienst, Müllabfuhr, Ärzte, Hebammen, und so weiter. Aus diesen angeführten Gründen würden wir gerne dieses Angebot auch für Taxis, Carsharing-Autos anbieten, und zwar im Rahmen der Kurzparkzonen in Wien - natürlich nicht über diese maximale Parkdauer. Bei Carsharing-Fahrzeugen hätte ich natürlich den Vorteil, dass diese den Anreiz hätten, ihr Angebot massiv auszuweiten und das sollte, glaube ich, im Sinne aller sein. Auch dazu bringe ich einen Antrag von uns ein. Jetzt möchte ich noch auf ein letztes Thema zu sprechen kommen, das eigentlich auch unter den Nägeln brennt, nämlich die Parkraumbewirtschaftung, vor allem in Döbling. Sie wissen alle, wir hatten eine Befragung, die ging knapp gegen eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung aus. Jetzt haben wir eine Befragung in Hietzing laufen und wahrscheinlich bald auch in Simmering. Es gibt einfach Leute, die diese Form der Bewirtschaftung, wie sie momentan in der Stadt Wien vorgesehen ist, nicht wollen. Es gibt aber auch Leute, die sie wollen, denen aber einfach keine Lösung angeboten wird. Diesen Menschen, die sich eine Lösung in dieser Sache wünschen, hier aber eigentlich im Stich gelassen werden, sollten wir eine Möglichkeit bieten, andere Systeme in Wien zuzulassen. Es haben die Oppositionsparteien schon viele Anträge für eine Reform eingebracht. Wir wissen mittlerweile, dass kein Weg daran vorbei führt. Wir hatten es auch zuletzt in einer Anfragenbeantwortung, dass es erst vor Kurzem eine Evaluierung dazu gab, dass dies aber der einzige Weg ist, den man in Wien gehen will. Ich bin dafür, gerade wie es auch die Frau Vizebürgermeisterin in der Fragestunde heute zum Lobau-Tunnel gesagt hat, dass man eine sachliche Debatte führt, dass man diese ideologischen Kämpfe und diese ideologischen Fronten verlässt, nämlich dieses Ja- oder-Nein, diese Schwarz-und-weiß-Malerei, und stattdessen pragmatische Lösungen angeht. Diese schlagen wir heute auch vor. Man könnte neben der bundesgesetzlichen Ermächtigung zur Erhebung der Kurzparkzonen - ist auch in der StVO geregelt - auch eine landesgesetzliche Regelung treffen, das Parken zu beschränken. Das gibt es auch in fast allen Bundesländern, außer in Wien. Zum Beispiel in der Steiermark: Dort gibt es auch außerhalb der Kurzparkzonen eine Abgabe für das Abstellen von mehrspurigen Kraftfahrzeugen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr. In Graz wurde das im Rahmen der sogenannten Grünen Zone umgesetzt. Die Gemeinde kann dann viel flexibler bezüglich Geltungszeit, Parkdauer, Parkgebühr, Pauschalierung der Parkgebühr und Ausnahmegenehmigungen agieren als in den Kurzparkzonen der StVO. Diese Möglichkeiten sollten wir auch in Wien anstreben; um vor allem jenen Leuten, die sich ein Parkpickerl in Wahrheit wünschen, aber denen jetzt keine Lösung angeboten wird, eine Alternativlösung zu geben. In diesem Sinne bringe ich auch diesen Antrag ein und hoffe auf Ihre Zustimmung. So viel dazu. Ich möchte noch einmal dazu aufrufen, diese ideologischen Grabenkämpfe hier vor allem im Verkehrsbereich zu verlassen! Es geht wirklich um sachliche Lösungen. Aus diesem Grund werden wir auch heute dem FPÖ-Antrag zustimmen, in dem es um die Anrainerzonen geht. Ich halte es wahrhaftig nicht für eine gute Lösung, hier Parkplätze auf diese Art freizuhalten, aber ich sage: Es ist besser als die Situation jetzt. Es sind viele Menschen wirklich leidgeplagt in dieser Situation und denen muss geholfen werden. - Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner ist Herr GR Mag. Juraczka zu Wort gemeldet. - Ich erteile es ihm. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Erlauben Sie mir eine kurze Replik zur Aktuellen Stunde. Ich habe es selten erlebt in diesem Haus, dass von Seiten der Regierungsfraktionen mit einer derartigen Aggressivität auf die Antragsteller einer Aktuellen Stunde eingegangen wurde. Soll so sein, ich bin jetzt nicht besonders gschamig; aber es zeigt mir doch, wie sensibel, wie weidwund man derzeit ist angesichts der Unmenge an Problemen, nämlich parteiintern, aber auch in der Verwaltung dieser Stadt. Wenn die Frau Kollegin Wehsely - sie ist jetzt leider nicht da - hier herausgeht und uns allen Ernstes sagt, alles sei ganz in Ordnung, alles sei großartig, dann würde ich vorschlagen: Sie soll das einmal unter vier Augen dem Kollegen Czernohorszky sagen, der sicherlich nicht wenig aufzuräumen hat in seinem Ressort. Dann soll sie das unter vier Augen der Kollegin Frauenberger sagen, die jetzt damit zu kämpfen hat, dass der Herr Bürgermeister dem Chef des Krankenanstaltenverbundes eigentlich schon die seidene Schnur überreicht hat in der medialen Wahrnehmung, jetzt aber niemand das Geld hergeben will, um diesen Mann aus seinem Vertrag herauszukaufen, und so weiter, und sofort. Diese Fraktion sagt mir jetzt allen Ernstes: "Alles in Ordnung!", und geht aggressiv los auf die, die sich erlauben, auf Missstände aufmerksam zu machen, meine Damen und Herren? So sehe ich den politischen Diskurs in dieser Stadt nicht. Ich glaube, da sollten wir alle in uns gehen und darüber nachdenken, ob wir nicht sachlicher und mit mehr Coolness die Probleme dieser Stadt diskutieren könnten. (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren, Schwerpunktgegenstand Lastenfahrräder: Ich komme darauf gerne noch zu sprechen, allerding nicht ganz so ausführlich wie die Kollegin Emmerling, meine Vorrednerin von den NEOS, denn das ist natürlich ein Placebo, was hier gesetzt wird. Das ist eine Förderung, die unverhältnismäßig ist aus verschiedenen Gründen. Gerade einmal etwa 200 Menschen werden in den Genuss dieser Förderung kommen, alle fein säuberlich ausgewählt von der Mobilitätsagentur. Ganz ehrlich, das ist nicht wirklich Verkehrspolitik, die die Probleme an der Wurzel packt! Das ist Klientelpolitik und ein bisschen Streusand in die Augen derer, die tagtäglich von den Problemen in der Verkehrspolitik betroffen sind, die tagtäglich im Stau stehen und sich ernsthafte, wirkliche Lösungen erwarten. Ich habe bei meiner ersten Wortmeldung in der Aktuellen Stunde schon davon gesprochen, dass sich einiges geändert hat von Rot-Grün I zu Rot-Grün II. War es bei Rot-Grün I so, dass das Verkehrsressort das Pleiten-, Pech- und Pannen-Ressort war, fällt es bei Rot-Grün II gar nicht mehr auf, weil es so viele Ressorts gibt, die genau unter dieser Bezeichnung zu führen sind. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, was es hier und gerade hier für Versäumnisse gibt. Ich freue mich schon, wenn mir der Kollege Maresch, der jetzt fleißig mitschreibt (GR Mag. Rüdiger Maresch: Fleißig!), bei seiner Wortmeldung dann wieder erklärt, warum alles eh ganz super ist. Aber gehen wir es der Reihe nach durch: In der letzten Periode hatten wir eine sehr intensive Zeit bezüglich der Parkraumbewirtschaftung - wir erinnern uns daran -, und jetzt gibt es ja wieder weitere Anlassfälle, Frau Kollegin Emmerling hat darauf aufmerksam gemacht. Meine Damen und Herren, Sie wissen alle, es wurden von meiner Fraktion, von den Freiheitlichen, aber auch von den Mobilitätsklubs in dieser Stadt Unterschriften gesammelt, um zu zeigen, dass wir eine derartige Parkraumbewirtschaftung, nämlich so ein System, nicht haben wollen. Es wurde aber nie in Zweifel gestellt, dass es eine Parkraumbewirtschaftung in einer Millionenstadt braucht. 150.000 Unterschriften wurden hier an dieser Stelle überreicht. Was war die Reaktion? Man hat eine Abstimmung einfach nicht zugelassen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Verfassungswidrig!) - Ja, Herr Kollege Stürzenbecher, Sie trauen sich, das wirklich sagen, ohne rot zu werden? (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das wurde im Höchstgericht entschieden!) - Es ist aus ganz anderen Gründen dort nicht behandelt worden, das wissen Sie. Derjenige, der sich hier geäußert hat, war nur der Rechtsdienst der Stadt; und wie der urteilt, wissen wir ja beispielsweise auch von der berühmten Sitzung zum Thema Wahlrecht in dieser Stadt. Aber lassen wir das! Es ist aber mutig, dass Sie wirklich hier in dieser Bankreihe sitzen und nicht einmal rot werden bei den Zwischenrufen, die Sie tätigen. (GR Mag. Günter Kasal: Er ist ja rot!) - Aber nicht vor Scham. Ich glaube, das fehlt noch. Sei's drum. Was aber notwendig ist, und jetzt komme ich zum eigentlichen Ansatz, bei der Parkraumbewirtschaftung, ist es, ein System zu implementieren - und ich werde nicht müde, es zu sagen -, das einen Lenkungseffekt schafft, das dazu führt, dass die vielen Hunderttausend Einpendler, die Tag für Tag in diese Stadt kommen, so früh wie möglich auf das öffentliche Verkehrsnetz umsteigen, mit dem Auto nicht ins Stadtzentrum fahren, sondern es idealerweise außerhalb oder direkt am Stadtrand stehen lassen. Was bedeutet das? Das bedeutet natürlich, dass wir eine Parkraumbewirtschaftung brauchen, in der eine Stunde Parken in der Innenstadt mehr kostet als eine Stunde Parken am Stadtrand. Jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt, versteht das. Auch viele von der Regierungskoalition geben das in Vier-Augen-Gesprächen zu. Nach einer Abstimmung, die damals völlig am Thema vorbeigegangen ist, nämlich Kompetenz bei den Bezirken oder wo auch immer, hat es dann ja auch geheißen: Wir adaptieren diese Parkraumbewirtschaftung, wir sehen auch die Notwendigkeit eines neuen Systems. Gefolgt ist dieser Ankündigung nie etwas. Versprochen, gebrochen - grüne Verkehrspolitik, meine Damen und Herren. Heute hätten wir wieder die Möglichkeit, angesichts der Situation in Hietzing und Döbling uns gemeinsam Gedanken darüber zu machen. Sie wissen ja auch ganz genau, dass das BMVIT, das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, uns ganz klar attestiert hat in einem Schreiben der dortigen Rechtsabteilung, dass Anrainerzonen - wie auch heute in einem Antrag der Freiheitlichen Partei gefordert, wie auch von uns hier vielfach gefordert - selbstverständlich auch ohne Parkraumbewirtschaftung möglich sein müssen. Jetzt kann man natürlich mit der Rechtsauffassung der Stadt Wien sagen, es kann nicht sein, was nicht sein darf, uns interessiert das nicht, wir sind anderer Rechtsauffassung. Sie tun es auch. Aber das ist nicht die Rechtsauffassung irgendeines Winkeladvokaten aus Kyritz an der Knatter, das ist das zuständige Bundesministerium. Mit dem Querlegen gegen diese Rechtsauffassung verhindern Sie ganz bewusst eine konsensuelle Beilegung von Problemen in der Verkehrspolitik dieser Stadt. Das, meine Damen und Herren, haben Sie nicht vor der Opposition zu verantworten. Ich halte das aus. Ich schlafe auch so ganz gut. Aber wie viele Menschen ärgern Sie tagtäglich? Wie vielen Autofahrern machen Sie das Leben schwer, nur weil nicht sein kann, was nicht sein darf, meine Damen und Herren? (Beifall bei der ÖVP.) Ein zweites Thema hat natürlich auch den Verkehr in der letzten Legislaturperiode zu einem Gutteil mitbetroffen, die Mariahilfer Straße. Mein Gott, es ist fast schon traurig, dass wir so lange nicht mehr über diese Straße gesprochen haben. Ich mache es ganz kurz. Ich will es gar nicht überbewerten. Aber können Sie sich alle, meine Damen und Herren - viele von Ihnen waren in der letzten Legislaturperiode schon Mitglieder dieses Hauses -, daran erinnern? Es gab eine Abstimmung. Für diese Abstimmung gab es keine genauen Regeln. Aber man hat gesagt, Regeln folgen irgendwann später. Bei dieser Abstimmung gab es eine knappe Mehrheit dafür, dass die Mariahilfer Straße umgestaltet werden sollte. Das ist passiert. Es gab eine relativ klare Mehrheit dafür, dass Querungen geöffnet werden sollen. Diese gab es nie. Diese zusätzlichen Querungen gab es nie. Versprochen, gebrochen - grüne Verkehrspolitik! Wenn wir uns jetzt fragen, wann gab es denn aus diesem Ressort, das nicht nur für Verkehr, sondern auch für Bürgerbeteiligung zuständig ist, endlich die damals versprochenen neuen Regeln für eine Bürgerbefragung, für mehr direkte Demokratie, dann wissen Sie die Antwort mittlerweile natürlich auch schon selbst. Es gab sie nie. Versprochen, gebrochen - grüne Verkehrs- und Bürgerbeteiligungspolitik! Meine Damen und Herren, auch heute schon angesprochen, jetzt stehen wir vor neuen Herausforderungen in der Verkehrspolitik. Die Frau Stadträtin für Verkehr und Vizebürgermeisterin sagt mir hier in der Fragestunde zum Thema Lobau-Tunnel, dem zentralen Thema für diese Stadt, weil Wien eine Umfahrung braucht, wie sie so viele andere europäische Großstädte haben, um gerade den Schwerverkehr von der Tangente wegzubekommen, und so weiter, und so fort: "Meine Meinung ist bekannt, und ich sehe keinen Grund, hier an einer Einigung zu arbeiten." - Auch eine Möglichkeit. Ob sie im Sinne der Menschen, der Verkehrsteilnehmer in dieser Stadt ist, wage ich zu bezweifeln. Dinge auszusitzen, ist vielleicht im Interesse für das Amt, aber nicht im Interesse für die Menschen, für die man tätig sein sollte, meine Damen und Herren! Anderes Thema, Verkehrsressort, 3. Piste, wo Gott sei Dank zumindest die Sozialdemokratie in Form des Bürgermeisters, aber auch in Form der Wirtschaftsstadträtin klar Flagge zeigt, dass wir das natürlich brauchen für den Standort, für die Entwicklung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die zuständige Stadträtin und die zuständige Fraktion bejubeln ein Urteil, das natürlich zur Kenntnis zu nehmen ist, aber wo so mancher Artikel in Zeitungen durchaus zumindest darüber nachdenken lässt, ob es nicht auch Befangenheit bei Höchstrichtern geben kann, meine Damen und Herren. In Zeiten, wo es eh tagtäglich zwischen den Regierungspartnern rund geht, kommt das nächste Thema, Umweltzonen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wir hatten hier die Diskussion über die Parkraumbewirtschaftung, als die Frau StRin Vassilakou uns allen erklärt hat, diese Westausdehnung des Parkpickerls ist nicht, um die Autofahrer zu sekkieren, das ist wegen der vielen asthmakranken Kinder in Wien. So hat sie damals argumentiert. (VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Das stimmt nicht!) Frau Stadträtin, ich kann Ihnen das jederzeit aus diversen Interviews vorlegen. Sie haben das Parkpickerl unter anderem mit asthmakranken Kindern in dieser Stadt argumentiert. Viele von uns können sich noch daran erinnern. Tatsache ist, wir haben jetzt eine hohe Feinstaubbelastung. Das Thema ist nur, und die Frau Umweltstadträtin Sima hat es schon mehrfach gesagt, dass die Ingredienzien, die dazu führen, halt sehr vielfältig sind. Da geht es nicht nur um die Verbrennungsmotoren an sich, da geht es auch um den Abrieb, um das Aufwirbeln, da geht es um Ölheizungen, da geht es um sehr viel Importiertes, gerade, wenn der Wind schlecht steht, und vieles mehr. Meine Damen und Herren, darüber müssen wir uns natürlich Gedanken machen. Auch ich will in keiner Stadt leben, die permanent die Grenzwerte für den Feinstaub übertrifft. Aber es geht nicht, einfach zu sagen, ätsch, bätsch, das nehmen wir jetzt zum Anlass und verbieten von 692.000 in Wien zugelassenen Autos 298.000 einfach das Autofahren. Ich meine, das ist natürlich ein heimlicher Traum für den Kollegen Maresch, der irgendwelche traumatischen Erlebnisse mit dem PKW in seiner Kindheit hatte. (Heiterkeit bei GR Mag. Rüdiger Maresch. - GR Mag. Rüdiger Maresch: Glauben Sie das wirklich? Ich glaube, Sie haben das eher gehabt! Hat Ihnen jemand das Spielzeugauto weggenommen?) Aber das ist keine seriöse Verkehrspolitik, meine Damen und Herren! Was wir brauchen, ist, und da bin ich ganz bei der Kollegin Emmerling, meiner Vorrednerin, ein wirkliches Konzept, um den öffentlichen Verkehr in dieser Stadt weiter auszubauen und weiter zu attraktiveren. Wenn wir jetzt gehört haben, auch sehen und wissen, dass die Einnahmen beispielsweise durch die Jahreskarte durchaus im Steigen begriffen sind, dann muss man weiter darüber nachdenken, wie man dieses Unternehmen Wiener Linien noch effektiver, effizienter machen kann, um mehr Budgetmittel freizukriegen. Weg von dem üblichen Betriebskostenzuschuss hin zu Geldmitteln, um den Ausbau der U-Bahn, aber auch den Ausbau der berühmten Tangentiallinien bei den Straßenbahnen als auch bei den Bussen zu intensivieren. Das ist notwendig, verbunden mit Park-and-ride-Plätzen, die wir auch ganz offensichtlich aus ideologischen Gründen nicht kriegen. Wenn man sich ansieht, was Niederösterreich macht und was sich Wien nach wie vor weigert, zu tun, dann ist auch das ideologische Verkehrspolitik am Rücken der geplagten Verkehrsteilnehmer, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Lassen Sie mich abschließend aber zum eigentlichen Verhandlungsgegenstand, zu den Lastenfahrrädern, kommen. Meine Damen und Herren, ich habe überhaupt nichts dagegen, Lastenfahrräder zu fördern. Auch E- Lastenfahrräder sollte man fördern, wie in dieser Förderung auch vorgesehen ist. Was ich aber nicht verstehe, normale E-Fahrräder, die natürlich auch eine attraktive Ergänzung im Modal-Split sein könnten, werden nicht mehr gefördert, Lastenfahrräder schon. Lastenfahrräder aber nicht so, wie üblicherweise eine Förderung ausschaut, mit Anreizen von, ich weiß nicht, 5 oder 10 Prozent des Kaufpreises, sondern gleich satt ins Volle gegriffen. 50 Prozent zahlt die Stadt Wien und sagt, wir kaufen dir ein halbes Rad, weil das Geld haben wir ja abgeschafft. Andererseits, wenn man es sich dann ansieht, sind es doch nur - unter Anführungszeichen - 200.000 EUR Fördersumme, was somit heißt, dass rund 200 Menschen in den Genuss eines von Rot-Grün geförderten Lastenfahrrades kommen werden. Wenn man es sich dann noch genauer ansieht, wenn ich mir jetzt so ein Lastenfahrrad kaufen möchte und mich irrsinnige freue, weil Rot-Grün mir die Hälfte davon beisteuert, wie man das macht, gibt es dann eine Liste in der Mobilitätsagentur. Herr Blum, bekannt für seine blumige Einstellung, was Zahlen bei den Winterfahrrädern betrifft, hortet alle Anträge. Er wird das Geld dann verteilen. Meine Damen und Herren, das halte ich für suboptimal, um es einmal höflich auszudrücken. Das ist auch nichts Nachhaltiges, weil 200 Lastenfahrräder mehr oder weniger ändern nichts an der Feinstaubmisere, ändern nichts am Verkehrsproblem generell. Da muss man schon ein bisschen nachhaltiger agieren und nicht nur damit, der Bevölkerung plump Sand in die Augen zu streuen! - Vielen herzlichen Dank! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Maresch. Ich erteile es ihm. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Jetzt muss ich einmal sagen, interessant ist immer, wenn der Kollege Juraczka sozusagen seine Phantasien spielen lässt, warum ich eigentlich etwas gegen Autos habe, obwohl ich immer wieder mit dem Auto fahre. Der Kollege Mahdalik - jetzt ist er, glaube ich, nicht da - hat mich sogar einmal dabei ertappt, als ich Dinge aus dem Rathausklub schwer beladen in das Auto eingeladen habe und dann weggefahren bin. Was gilt jetzt? Dies oder jenes? Ich glaube, in Wirklichkeit war es beim Kollegen Juraczka so, dass er daheim einfach keine Matchboxautos hat haben dürfen. Diese haben sie ihm immer weggenommen. Er sollte sich mit etwas Gescheitem spielen. Offensichtlich war das jetzt immer ein Thema. Aber jetzt möchte ich auf die beiden VorrednerInnen - in dem Fall mit großem I - eingehen: Ich glaube, 200.000 EUR sind eine Anschubförderung. Es ist gut, wenn man das macht, weil damit ein bisschen mehr passiert. Wir hatten einen Versuch in der Seestadt, wobei sich Lastenräder sehr bewährt haben. Wir haben auch mit der Wirtschaftskammer, die dem Kollegen Juraczka nicht unbekannt sein sollte, darüber diskutiert und haben uns dann entschlossen, diese Anschubförderung, wie hier definiert und im letzten Ausschuss beschlossen worden ist, zu machen. Jetzt möchte ich auf die Kritik der Frau Kollegin Emmerling ein bisschen eingehen. Ich sage gleich vorneweg, wir werden Ihrem Antrag, wo es darum geht, sich ein paar Dinge zum Fuhrpark zu überlegen, zustimmen. Das halte ich für einen gescheiten Antrag. Man muss sich ihn auf jeden Fall anschauen. Das finde ich gut. Ich war nicht im letzten Ausschuss dabei, habe den Kollegen Baron und seinen Ausbruch nicht gesehen, dass jetzt die Welt untergeht, weil Lastenfahrräder durch die Gegend brausen. Das war eines der Highlights in der letzten Zeit, habe ich gehört. Leider war ich verhindert, nicht dort. Aber der Punkt ist schon, die Wirtschaftskammer sagt, wir können in kleinräumigen Zonen etwas erreichen. Das gibt es mittlerweile eh schon. Ich sehe zum Beispiel, "Essen auf Rädern" wird mit Lastenfahrrädern ausgeführt, die übrigens elektrisch sind. Da muss ich allerdings der Frau Emmerling schon ein bisschen etwas sagen. Die Debatte ist immer die gleiche. Ich habe kein Elektrorad. Ich fahre mit Muskelkraft. Da schauen Sie wieder! Wir haben uns auch schon ein paar Mal dabei gesehen. Faktum ist, es ist nicht so, dass jeder einfach dermaßen mit so einem Rad fahren kann. Da ist es schon gescheit, wenn man das hier und da einmal mit einem Elektrofahrrad macht. Wie gesagt, "Essen auf Rädern", wurde mit einem Elektrolastenfahrrad ausgeführt. Das halte ich für richtig, weil das Menschen, die nicht so firm sind, durchaus auch machen können. Das finde ich gut. Das ist das eine. Zweitens ist es auch ganz wichtig, dass man sozusagen durchaus mehr für die E-Mobilität tut. Das war einmal dazu. Was soll ich zu dem sagen, was der Kollege Juraczka davon hält? Vielleicht fährt er auch manchmal mit einem Rad. Er hat irgendwie privat ein bisschen eine Affinität zu Fahrrädern, hört man. Vielleicht sollte er einmal probieren, auf den Schafberg mit dem Fahrrad hinaufzufahren. Da kann man gut trainieren, nicht nur in der Freizeit, sondern grundsätzlich. Er wohnt dort oben. Das ist vielleicht auch gut. Man muss nicht immer mit dem Dienstwagen fahren. Man kann auch einmal mit so etwas fahren. Es ist ein bisschen eine Anstrengung und herausfordernd, gar keine Frage. Aber jetzt noch einmal zu allgemeinen Verkehrsthemen kommend, der Kollege Juraczka hat quasi beim Stau angefangen und hat bei Park-and-ride aufgehört. Ich habe ihm schon ein paarmal gesagt, der Punkt ist, wir haben in Wirklichkeit ungefähr, wenn man die EinkäuferInnen und die Firmen dazunimmt, 450.000 Personen, die täglich über die Stadtgrenze hereinkommen, davon etwas über 20 Prozent mit dem öffentlichen Verkehr. Der Rest fährt mit dem PKW oder mit dem Kleintransporter oder mit dem LKW. Mittlerweile ist es so, dass der PKW-Besatz in Österreich pro Auto auf 1,16 Personen zurückgegangen ist. Das ist, glaube ich, einmalig in Europa. So wenig Leute wie bei uns pro Auto durch die Gegend fahren - wahrscheinlich sind alles notwendige Fahrten, das will ich jetzt gar nicht beurteilen - gibt es, glaube ich, nirgendwo sonst. Jetzt kommt der Top-Vorschlag des Kollegen Juraczka. Er sagt immer, Niederösterreich ist ein Vorbild. Dort baut man eine Park-and-ride-Anlage nach der anderen. Nein, das ist nicht so! Es gibt viel zu wenige Park-and-ride- Anlagen in Niederösterreich, wobei die Niederösterreicher sogar den Vorteil haben, dass dort die Grundstückskosten ganz gering sind. Aber jetzt ist er eh nicht da. Es ist eh wurscht, was ich ihm erkläre. Ein kleines Rechenexempel für die ÖVP: Wenn man sich zum Beispiel in Wien eine Park-and-ride-Anlage anschaut, geht es meistens, weil es natürlich billiger ist, nicht in der Fläche, sondern man muss eine Hochgarage bauen. Die Errichtung eines Platzes in einer Hochgarage, zum Beispiel wie an der Donaustadtbrücke, kostet 15.000 EUR pro Errichtung. Wenn wir jetzt nur 200.000 Pendler nehmen, die mit dem Auto kommen - es sind aber 350.000 pro Tag - und sagen, wir schaffen in Wien 200.000 Plätze, und das wären jetzt nicht die Pendler, die schon in Niederösterreich parken, sondern die tatsächlich über die Stadtgrenze fahren, dann reden wir von 3 Milliarden EUR nur für Park-and-ride-Anlagen! Wer soll das zahlen? Da ist die berühmte 3. Piste, über die ich jetzt eigentlich nicht diskutieren will, eigentlich eine Mezzie dagegen. Bei 3 Milliarden EUR kann Wien zusperren, und zwar locker für die nächsten 20 Jahre! Das werden wir wohl nicht machen. Das ist völlig unvernünftig. Vernünftig wäre - das haben wir hier schon unter dem Kollegen Schicker diskutiert - die Ausdehnung der Kernzone in die erste Außenzone. Es wäre vernünftig, das zu diskutieren. (GR Georg Fürnkranz: Dann stimmen Sie dem Antrag zu!) Nein, Moment! Der Punkt ist, wir haben das schon diskutiert, wieder vor Kurzem mit dem Herrn Wilfing. Er hat gesagt, das kommt in keinem Fall in Frage. Aber das ist das Ende der Politik. Ich diskutiere nicht das, was notwendig ist, sondern sage irgendwelche Blüten. Ich sage, Park-and-ride-Anlagen brauchen wir unbedingt. Wir haben eh haufenweise Park-and-ride-Anlagen. Schauen wir uns einmal an, was mit denen ist. Auslastung Leopoldau, Stadtgrenze: Wie viel Auslastung haben wir? 30 Prozent! Warum? Es gibt keine Parkraumbewirtschaftung. Es hat einen anderen Grund, warum es das dort nicht gibt. 30 Prozent Auslastung für einen Bau, der 32 Millionen EUR gekostet hat, das muss man sich gut überlegen! Auch an der Donaustadtbrücke ist nicht alles voll. Also, denke ich mir, wir sollten uns das überlegen. Die zweite Geschichte, die man sich natürlich überlegen muss, ist die Schnellbahn. Wo ist der Kollege Fürnkranz? Da ist er! Er wird mir sicher zustimmen. Es ist wichtig, 15-Minuten-Takte zu machen. Wenn man sich anhört, was aus Niederösterreich kommt, wundert man sich nur. Ich höre zum Beispiel, dem Flughafen gefällt der 15-Minuten-Takt auf der S7 nicht, weil der CAT dann vielleicht ein bisschen ein Problem kriegt. Oder es ist zum Beispiel so, dass sich vielleicht das eine oder andere nicht ausgeht, weil die Ostbahnbrücke zu wenig Kapazität hat. Wenn ich mich nicht täusche, ist unter einer Bundesregierung - ursprünglich der Herr Gorbach dafür zuständig, es wird wohl nicht die Sozialdemokratie dabei gewesen sein - mehr oder weniger die Ostbahnbrücke aus dem Generalverkehrsplan gestrichen worden. (GR Georg Fürnkranz: Zu Gunsten des Hauptbahnhofes!) Jetzt haben wir vielleicht eine Spur zu wenig Kapazität dabei. Sie werden das eh noch wissen. Noch eine wichtige Geschichte, die hier hereinpasst: Ich denke mir, wenn ihm nichts mehr einfällt, dann sagt er "Parkraumbewirtschaftung" und "Lenkungseffekt". Gerade "Abzocke" ist diesmal nicht gekommen. Aber schauen wir uns einmal an, warum es einen Stau gibt? Einen Stau gibt es in der Früh. Da blasen wir die Südautobahn noch ein bisschen mehr auf. Mehr als das geht eh nicht mehr. Dann füllt sich diese Südautobahn hinein in das enge Gassenwerk des 10., 23., 12. Bezirks. Wie soll denn das gehen? Das ist eine Negation der Naturgesetze, was dort passiert. Ich habe in Wirklichkeit einen Stau, der auf der Südautobahn bis nach Kottingbrunn zurückreicht, und dann soll ich in Wien schnipp-schnapp irgendeine Lösung finden! Punktum ist, wir müssen an der Schnellbahn etwas tun, wir müssen an den Park-and-ride-Anlagen etwas tun, und wir müssen wahrscheinlich auch an der Ausdehnung der Kernzone in die Außenzonen etwas tun. Es geht sonst nicht. Wenn ich mir dann anhöre, bei der Parkraumbewirtschaftung dürfen wir eigentlich kein Geld von den Pendlern nehmen, damit sie in Wien für einen Parkplatz zahlen, weil das nicht geht und da sollen wir uns eine andere Form von Parkraumbewirtschaftung überlegen, haben wir im Grunde genommen noch nicht einmal eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung in den dichtverbauten Bezirken Wiens. Jetzt kommt Favoriten dazu. Da muss man sich noch einmal bei der FPÖ bedanken. Eine Reise nach Minsk und wir haben eine Parkraumbewirtschaftung im 10. Bezirk. Das hat schon etwas. Das hat irgendwie Charme. Echt wahr, man müsste eigentlich ein Dankschreiben an die FPÖ schicken, dass wir diese gekriegt haben. So eine Sternstunde! Minsk, vielen Dank! Wir haben jetzt die Parkraumbewirtschaftung im 10. Bezirk, und sie wird sich gut auswirken. Noch einmal zur Parkraumwirtschaft zurück: Der Kollege Tiller will es genau wissen. Im 18. Bezirk waren es zwei Umfragen plus die Bezirkswahl. Der Kollege Tiller hat wieder einmal gefragt. Er kriegt dort 48,6 Prozent für das Parkpickerl und das entsprechende Pendant, also knapp über 50 Prozent, gegen das Parkpickerl. Er kommt dann zu unserer Stadträtin und sagt, sie soll es einführen. Eine ganz klare Zuständigkeit, der Bezirk muss sagen, er will es dort und dort, und dann macht es die zuständige Behörde. So ist es. Diese Auskunft gibt es für den Herrn Bezirksvorsteher. Er wird wahrscheinlich nicht mehr ewig Bezirksvorsteher bleiben, weil er auch schon in die Jahre gekommen ist. Aber Faktum ist, er weiß es. Warum macht er es nicht? Warum geht er nicht her und sagt, in Oberdöbling machen wir eine Parkraumbewirtschaftung, weil es notwendig ist, weil es die Menschen wollen? Nein, überhaupt nicht! Frau Kobald im 13. Bezirk ist schlauer. Sie hat auch schon einmal gefragt. Jetzt gibt es Studien dazu, wo es notwendig wäre und wo es nicht notwendig wäre. Sie macht dort eine Umfrage nach Zonen. Sie hat ein bisschen ein Problem mit der Hietzinger Hauptstraße gehabt, weil man nicht genau gewusst hat, welches Grätzel wo ist. Sie hat dann gesagt, die Beamten sind schuld. Nein, die Kontrolle kommt im 13. Bezirk. Das hat man irgendwie vergessen. Der Kollege Kasal hat sich ein bisschen aufgeregt. Aber das gehört in dem Fall zum Geschäft dazu. (GR Mag. Günter Kasal: Es war schon richtig!) Dann ist es witzig. Der blaue Bezirksvorsteher war ein besonders schlauer Bezirksvorsteher. Er hat gedacht, er fragt besser vorher, ob die Leute das Parkpickerl wollen, und zwar im April, bevor im September das Parkpickerl im 10. Bezirk eingeführt wird, weil da könnten die Menschen eine Überraschung erleben, dass plötzlich doch viel mehr andere dort parken. Er wird im April eine Meinungsumfrage dazu machen. Soll sein. Ich würde sagen, wir brauchen gar nicht zu wetten. Wir wissen, wie es dort ausgehen wird. Im 13. Bezirk ist es nicht ganz so sicher, weil dort gibt es schon Erfahrungen. Der Kollege Juraczka hat hier ein Stichwort geliefert, die Mariahilfer Straße. Dort sind Querungen versprochen worden. Ich habe nur kurz überlegt, Schottenfeldgasse/Webgasse ist eine Querung, Stumpergasse/Kaiserstraße ist eine Querung. Im Grunde genommen gibt es auch Querungen mit dem öffentlichen Verkehr. (GR Mag. Manfred Juraczka: Die waren zu dem Zeitpunkt schon da.) - Er ist wieder da! (GR Mag. Manfred Juraczka: Ich habe ein Interview mit dem Medium gehabt, wo Sie nachher auch hinausgehen! Also machen Sie sich nicht wichtig!) - Ich denke mir nur, ich kann mich noch erinnern, als der Ihnen nicht wenig nahestehende Herr Wiesinger eine interessante Geschichte gemacht hat. Er hat, glaube ich, einen Film gemacht, wie man - was war das geschwind? - von der Nelkengasse in den 7. Bezirk kommt. Er hat dort persönliche Interessen. Ich glaube, er wohnt auch im 7. Bezirk oder im 6. Bezirk oder seine Frau arbeitet dort. Das sind wirklich 50 m. Für diese 50 m ist er angeblich mit dem Auto eine dreiviertel Stunde gefahren. Die Gassen waren ein bisschen verschieden, weil man hat verschiedene Bezirke gewählt. Es war zum Beispiel die Nelkengasse der 5. Bezirk. Nein, es ist der 6. Bezirk. Macht nichts. Aber man hat gesagt, eine dreiviertel Stunde. Dann haben sie einmal eine Mauer zwischen den Bezirken gehabt. Dann hat sich die ÖVP gespalten. Wurscht! Faktum ist, damals hat man gesagt, man braucht eine dreiviertel Stunde von dahin nach dorthin. Ich habe Ihnen damals schon gesagt, zu Fuß zu gehen, kostet zwei Minuten. Sie sind eine dreiviertel Stunde mit dem Auto gefahren! Jetzt frage ich Sie: Welcher vernünftige Mensch fährt eine dreiviertel Stunde mit dem Auto, wenn er zwei Minuten zu Fuß gehen kann? Niemand! Und dann muss er auch noch einen Parkplatz suchen! (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Kollege, lesen Sie bitte das Protokoll! Das war anders!) - Moment, ich bin noch gar nicht fertig! Dann kommt das Lieblingsprojekt der ÖVP, der Lobau-Tunnel. Da kommt quasi Leben in die Bude, weil heute auch die Frau Vizebürgermeisterin gefragt wurde, wie sie es sieht. Die ÖVP will einfach nicht glauben, dass der Lobau-Tunnel von der ASFINAG gebaut wird, ein Projekt des Bundes ist, bei dem die Stadt Wien quasi das Ergebnis zur Kenntnis nimmt, freudig oder nicht freudig, wir eher nicht freudig, andere freudig. Sie werden sich sehr freuen. Noch einmal, das Gericht entscheidet und hat drei Möglichkeiten. Es gibt drei Möglichkeiten: Es sagt Nein, zurück an den Start. Es sagt, ja, es passt. Die 3. Möglichkeit ist die 96. Auflage für die ASFINAG, weil es schon wieder nicht gepasst hat. Das haben wir im Moment gerade. Ganz viele Auflagen passen nicht. Ich würde sagen, eine Firma, die, glaube ich, jetzt zum zehnten Mal ein Grundwassermodell vorlegen soll, das nicht passt, sollte vielleicht einmal ein gescheites Grundwassermodell vorlegen. Das wäre kein Fehler. Das passiert aber offensichtlich nicht. Dann war wieder etwas mit dem Lärmschutz. Da denke ich mir, das kann schon noch eine Zeit lang dauern. Also, diese drei Möglichkeiten haben wir. Es dauert, bis die Entscheidung kommt, es ist ein Nein, es ist ein Ja, das von manchen freudig begrüßt wird. Wir sagen, der entscheidende Punkt ist: Was passiert dann? Was passiert, wenn es eine Autobahn gibt? Was passiert, wenn es eine Autobahn nicht gibt? Da brauchen wir bestimmte Dinge, die notwendig sind. Dazu gibt es auch diese große Runde mit vielen ExpertInnen aus dem In- und Ausland. Diese soll überlegen, was es überhaupt braucht. Braucht es eine Parkraumbewirtschaftung? Braucht es mehr an ÖV? Braucht es dies oder jenes, Siedlungsentwicklung, was auch immer? Der Punkt ist, darum müssen wir uns kümmern und darum werden wir uns kümmern. Dafür brauchen wir keinen Zuspruch der ÖVP. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Baron. Ich erteile es ihm. GR Karl Baron (FPÖ): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! In Wien geht der Transitverkehr nach wie vor mitten durch die Stadt. Es wurde sowohl von der jetzigen Stadtregierung als auch von den vielen vorhergehenden, seit 30 Jahren, mehr oder weniger, verabsäumt, für eine 6. Donauquerung zu sorgen. Wie in ihrer Anfragebeantwortung der Stadträtin heute Morgen verschiebt sie die Zuständigkeit in einen anderen Bereich. Im Endeffekt wird nur Zeit gewonnen. Es soll Zeit gewonnen werden, die Sache zu verschieben, praktisch auf eine Art Sankt-Nimmerleins-Tag und möglicherweise in das nächste darauffolgende Ressort, wer auch immer die Verkehrsstadtratsbesetzung in Zukunft sein wird. Leidtragend sind natürlich der Bürger und der Wirtschaftsverkehr in Wien, der Bürger eigentlich doppelt und dreifach, einerseits, weil er mit seinem Auto nicht weiterkommt und in den Staufallen hängen bleibt, zum anderen, weil er natürlich eine unnötige Teuerungswelle mittragen muss. Bei der Fuhre Sand, wo man vielleicht fünf am Tag machen kann, aber auf Grund von Staus nur drei oder vier möglich sind, wird jede einzelne dadurch natürlich etwas teurer, oder auch bei Obst oder anderen Bereichen, die auf der Südosttangente oder durch die Stadt transportiert werden müssen. Es ist eine unnötige Aufstauung und natürlich ein irrer Zeitverlust. Das betrifft Handwerker, das betrifft Vertreter. Wer am Ende weniger Kunden besuchen kann, kann das Ganze eigentlich nur auf den Preis umlegen, wenn er am Ende überleben will. Daran sind GRÜNE heute mitschuldig, weil jetzt sind sie die Hauptverantwortlichen für's Verkehrsressort! (Beifall bei der FPÖ.) Wie mein Vorredner, Kollege Maresch, richtigerweise erkannt hat, ich halte sowohl die Förderung als auch die Forcierung des Lastenfahrrads für einen Superblödsinn! Es ist eine unglaubliche Provokation, hier den Bürgern weismachen zu wollen, dass das Lastenfahrrad Verkehrsprobleme löst oder irgendeinen nennenswerten Anteil daran haben wird! Man glaubt, 30 Prozent des innerstädtischen Verkehrs könnten praktisch eingespart werden, weil Transportwege mit dem Lastenfahrrad durchgeführt werden können. Ich glaube nicht, dass Sie von diesen 30 Prozent einen Bruchteil finden, der diesen Unsinn tatsächlich noch glaubt! (Beifall bei der FPÖ.) Ganz im Gegenteil, das Lastenfahrrad kann für den Verkehr doch nur eine zusätzliche Belastung sein. Das ist eine unförmige Kiste, mit der man an Fahrzeugen kaum vorbeifahren kann. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Es ist kleiner als ein Auto!) Lenkern oder Lastenfahrradtretern, oder wie immer man sie auch nennt, geht natürlich die Power nach einer halben oder dreiviertel Stunde aus. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das arbeitsrechtlich durchdacht wurde, dass man wirklich Transportleistungen Tag für Tag und Woche für Woche durchführen kann. Was machen wir, wenn es regnet? Dann sitzt praktisch der Lastenfahrradtreter oder die Lastenfahrradtreterin im Regen mit dem Regenschirm in der Hand auf dem Lastenfahrrad? Ich weiß nicht, ob man das in irgendeiner Weise überhaupt durchdacht hat! (Beifall bei der FPÖ.) Man braucht nur etwas über die Grenzen zu blicken. Ich gebe zu, die Grenzen sind etwas weit. Vor 20, 30 Jahren war das, was Sie hier in Wien einführen wollen, in China durchaus üblich. Da gab es kaum eine Mobilisierung. Da blieb außer Fahrradfahren und dem Benutzen von Lastenfahrrädern nichts anderes übrig. Aber sie lachen heute sicher über uns, wenn man mit so einer Idee nach China reist und ihnen sagt, wir denken daran, dass wir euer Konzept, das ihr in den letzten 50, 70, 100 Jahren gelebt habt, jetzt hier umsetzen werden. Wir kommen zur E-Mobilität. Vor wenigen Monaten noch habe ich von der Verkehrsstadträtin Vassilakou vernommen, dass Sie es sich nicht vorstellen kann und nicht forcieren wird, dass Ladestationen im öffentlichen Raum ausgebaut werden sollen. Sie war eher dafür, dass sich die Elektromobilität auf Flottenförderung beschränken soll und diese Lademöglichkeiten eben nicht im öffentlichen Raum stattfinden sollen. Jetzt sind wir wieder soweit, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Hunderte, wenn nicht tausende Parkplätze werden nur für Ladestationen von Elektrofahrzeugen verschwinden, wobei ich nicht dagegen bin, dass man Elektromobilität fördert. Ich glaube daran. Ich bin sicher, das ist wirklich die Zukunft. Aber ich denke, es ist keine absolute Alternative für jedermann. Das Elektroauto für den Privaten ist dann sinnvoll, wenn es in der Garage oder auf einem Parkplatz einen Stromanschluss gibt, wo man sich aufladen kann. Aber sich nur darauf zu verlassen, dass im öffentlichen Raum die Lademöglichkeit überall gegeben sein soll, überall, wohin man fährt, zum Ziel und zur Quelle, halte ich nicht für sinnvoll. Ebenso ist es mit den Umweltzonen, wo wir kürzlich vernommen haben, Umweltzonen sind zukünftig nur mit Euro- 6-Fahrzeugen befahrbar. Das heißt aber schlussendlich, dass mehr als 50 Prozent der jetzigen PKW-Benutzer diese Umweltzonen bei stärkerer Feinstaubbelastung offenbar nicht mehr anfahren dürfen. Es betrifft eigentlich alle Fahrzeuge, die älter als ungefähr ein oder zwei Jahre sind. Das ist ein harter Tobak, wenn man bedenkt, dass man in diesen gleichen Umweltzonen, wo man auf Feinstaub so Bedacht nimmt, Häuser und Firmen mit den unterschiedlichsten und veraltetsten Heizkesselsystemen, die man sich vorstellen kann, beheizen kann. Da wird nämlich nicht darauf geachtet, welche Systeme dort eingesetzt werden. Das ist eine Feinstaubbelastung, die natürlich von September/Oktober bis in den April hinein stattfindet, aber nicht nur, wenn man kurz durchfährt, sondern der Ofen brennt Tag und Nacht. Ich glaube, in diese Richtung sollte man eher gehen, dass man beim Hausbrand darauf schaut, dass umweltgerecht vorgegangen wird, als viel zu übertriebene Umweltzonen für PKW-Benutzer zu schaffen. Genauso zur Feinstaubreduktion beitragen würden natürlich vernünftig geschaltete Ampeln. Was hier vonstattengeht, ist natürlich verständlich, wenn man sich in verschiedene grüne Köpfe hineinversetzt. Einerseits sind wir tatsächlich dafür, Feinstaub zu reduzieren, aber manchmal überwiegt natürlich doch irgendwo der Antrieb, Autofahrer zu sekkieren. Somit nehmen wir ein bisschen mehr Feinstaub in Kauf, wenn es darum geht, von einer Ampel zur anderen zu fahren und vielleicht den Verkehr permanent aufzustauen, selbst dort, wo es nicht nötig sein sollte. Ich richte hiermit einen Appell an den Wiener Bürgermeister beziehungsweise an die noch vernünftigen Kräfte in der SPÖ, einfach Schluss zu machen, einfach zu erkennen, dass diese unsägliche Koalition, die auch den Roten nichts bringt, vorzeitig abgebrochen werden soll, dass die Bürger praktisch einen Vorteil daraus ziehen und man zu Neuwahlen bereit ist. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Lindenmayr. Ich erteile es ihm. GR Siegi Lindenmayr (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Im eigentlichen Aktenstück - es ist eh schon mehrmals erwähnt worden - geht es um die Förderung von Lastenfahrrädern und um einen Betrag von etwa 200.000 EUR für 3 Jahre. Das kann man vergleichsweise zu vielem anderen als wenig sehen. Man kriegt aber, glaube ich, darum immerhin schon einen ganzen LKW. Ich weiß es nicht genau. Der Herr Baron kennt sich da besser aus. Aber um 200.000 EUR kriegt man wahrscheinlich schon einen kleinen LKW, nehme ich einmal an. Oder? (GR Karl Baron: Zwei!) - Zwei sogar! Okay, zwei kleine LKWs. (GR Dominik Nepp: Wenn man einen dritten kauft, gibt es einen Ferrari dazu!) Es ist aber gewünscht worden, dass wir das Aktenstück dazu verwenden, eine allgemeine Verkehrsdebatte zu machen. Der Herr Berichterstatter hat mich böse angeschaut, als ich gesagt habe, ich habe jetzt 40 Minuten Zeit. Ich werde es also doch nicht ausschöpfen, aber ein paar für mich wichtige Bemerkungen schon machen. Diese Woche wurde in Deutschland ein Urteil bekannt, das doch einen Paradigmenwechsel in der öffentlichen Betrachtung von Autofahrern, nicht gegendert, sondern von Männern, betrifft. Es wird nämlich immer auf lächerlich gemacht, Autofahrer sekkieren und Ähnliches. Aber welches gefährliche Spiel mit diesem Suggerieren, ein Auto ist vielleicht ein Spielzeug oder was auch immer, passieren kann, sieht man auch bei uns in Österreich. Auch in Wien gibt es diese sogenannte Roadrunner-Szene. Ich möchte kurz erklären, was das ist. Da treffen sich um Mitternacht oder um ein Uhr in der Früh junge Männer beispielsweise auf der Triester Straße, rasen dann hinunter und schauen, wer schneller ist. Derzeit trifft sich die Szene auf dem Parkplatz oben am Kahlenberg, der auch sehr groß ist, und rast dort um die Wette. In Deutschland ist am Montag ein Urteil gesprochen worden. Da wurden 2 junge Männer, einer 25, einer 28, wegen Mordes - und das ist dieser Paradigmenwechsel - zu Lebenslang verurteilt. Was ist passiert? Sie sind dort in der Nacht durch Berlin gerast, teilweise mit 160 km/h, und haben einen älteren Mann getötet, der in seinem Auto gesessen und einfach nur abgebogen ist. Ich finde schon, dass das ein Paradigmenwechsel in der öffentlichen Betrachtung ist. Das Urteil wird wahrscheinlich in der Revision nicht halten, aber immerhin spricht man darüber. (GR Michael Niegl: Sind wir jetzt schon in Berlin?) Wenn es Ihnen nicht gefällt, dass ich darüber rede, muss ich sagen, die Opposition hat es sich gewünscht, dass wir heute über allgemeine Verkehrspolitik reden. Ich möchte auch darauf aufmerksam machen, dass jedes Jahr in Europa etwa 30.000 Menschen auf den Straßen sterben. 30.000 Menschen in einem Jahr! Weltweit sind es deutlich mehr als eine Million! Man kann es nicht so genau sagen, weil in manchen Ländern - sie können sich eh vorstellen, wie es ist - kann man keine genauen Aufzeichnungen führen. Allein in Österreich waren es im Jahr 2016 427 Menschen, die auf österreichischen Straßen im Straßenverkehr gestorben sind! Es waren einmal mehr als 2.000 in den 70er Jahren. Aber zum Glück haben Alkoholverbot, Gurte und Ähnliches dazu geführt, dass es weniger geworden sind. Es waren einmal viel mehr. Aber es waren immerhin noch 427. In Wien waren es 19. Das ist keine lustige Sache! Das muss man immer berücksichtigen, wenn man sagt, die Autofahrersekkiererpartei oder so, weil Rot-Grün als die Autofahrersekkierer dargestellt werden (GR Michael Niegl: Berechtigt! Weil ihr es seid!), während wir versuchen, einen Interessenausgleich herbeizuführen und auf die Sicherheit von Menschen zu schauen. In Wien sind im letzten Jahr 19 Menschen auf Wiener Straßen gestorben. Davon, und damit komme ich schon in Richtung Transport, weil Lastenfahrräder dienen auch dem Transport, sind die Hälfte Fußgängerinnen und Fußgänger gewesen, vorwiegend Ältere, die am Zebrastreifen, einem Ort, wo man eigentlich geglaubt hat, man ist im Leo, von LKWs überführt worden sind. (GR Michael Niegl: Weil sich niemand mehr um so etwas kümmert!) Ich komme daher zu einem Thema, womit wir uns voriges Jahr auch schon einmal beschäftigt haben, nämlich den sogenannten Tote-Winkel-Assistenten, die in der Zwischenzeit schon jeder bessere BMW oder Mercedes hat. Was ist denn das? Jeder kennt das. Bei einem LKW oder einem Autobus piepst es, wenn er rückwärtsfährt. Das ist auch eine Art Assistent, ein Rückfahrassistent. Aber bessere, teurere Autos haben auch schon Tote-Winkel- Assistenten. Da wird dann entweder am Display oder im Rückspiegel angezeigt, es befindet sich jemand im toten Winkel, man muss aufpassen. Autobusse haben in der Zwischenzeit hinten schon eine Kamera eingebaut. Die Autobusse kosten deutlich mehr, sie kosten schon 500.000 EUR. Da leistet man sich das offenbar. Dort gibt es hinten schon Kameras. Da sind auch die Seitenscheiben beim Fahrer weit hinuntergezogen. Also kann man dort das Verkehrsgeschehen schon wesentlich besser beobachten. Bei den LKWs gibt es das hingegen noch nicht. Es gibt Bestrebungen im EU-Bereich, dass man das vorschreibt, vielleicht ab nächstem oder übernächstem Jahr. Aber ich denke mir, ein Frächter wie Sie, Herr Baron, oder ein anderer Frächter, es müssen ja nicht Sie sein, könnte damit in die Geschichte eingehen, wenn er sagt, er rüstet freiwillig alle seine LKWs mit diesen Tote-Winkel-Assistenten aus, um damit beizutragen, die Verkehrssicherheit in Wien oder überhaupt in Österreich zu verbessern. Ich möchte daran erinnern, 19 Verkehrstote, die Hälfte davon Fußgänger auf Zebrastreifen durch abbiegende Lastkraftfahrzeuge. Bei LKWs gibt es in der Zwischenzeit auch schon viele Experimente. Ich habe gelesen, in Schweden und in Deutschland werden im übernächsten Jahr Versuchsstrecken eingerichtet, wo LKWs - das klingt jetzt lustig und das Foto schaut auch lustig aus -, wie bei uns die Straßenbahnen, oben einen Bügel haben und auf einer elektrifizierten Strecke fahren. (GR Mag. Wolfgang Jung: O-Bus nennt man so etwas!) In Deutschland und in Schweden wird es Probestrecken geben. Ich weiß nicht, wie viel es kosten wird, wenn man das flächendeckend macht. Aber es wird jedenfalls schon experimentiert, dass man darauf schaut, wie man Transportfahrzeuge schadstoffärmer machen kann. Ich erinnere daran - die Älteren unter uns können sich vielleicht auch daran erinnern -, bis zum Jahr 1977 hat die Österreichische Post große gelbe Fahrzeuge gehabt, die wie Pakete ausgeschaut haben und die eben Pakete transportiert haben. Sie sind relativ langsam gefahren. Die ersten sind übrigens schon im Jahr 1913 serienmäßig in Betrieb gegangen. Dieses System hat es schon vor über 100 Jahren gegeben, die Post-LKW-Transporte mit Elektromobilität. Sie sind halt recht langsam gefahren. Die Autofahrer haben sich furchtbar aufgeregt, weil damals war Tempo 30 noch nicht so in den Köpfen. Sie sind natürlich nicht schneller gefahren. Es war eine tolle Geschichte, wobei man natürlich dazusagen muss, sie sind nicht aus Umweltgründen, aus Abgas- und Feinstaubgründen mit elektrischem Strom gefahren, sondern der Hauptgrund war die Geräuscharmut, weil sie hauptsächlich in der Nacht gefahren sind. Weil ich jetzt bei der Post bin, komme ich zu einem anderen Beispiel. Seit einiger Zeit ist die Paketzustellung im Zuge der EU liberalisiert, die Briefzustellung noch nicht, aber die Paketzustellung. Es sind heute eh kurz auch die einzelnen Unternehmer, die das machen, angesprochen worden. Jetzt muss man sich vorstellen, früher sind die Pakete nur von der Post, also nur von einem Betrieb, in einer Gegend mit einem Fahrzeug zugestellt worden. Durch die Liberalisierung sind jetzt im selben Gebiet mehrere Fahrzeuge unterwegs. Das heißt, es ist mehr Lärm, es ist mehr Verkehrsaufkommen. Sie müssen sich entweder einen Parkplatz suchen oder sie stehen einfach am Gehsteig oder in zweiter Spur, wie es sich halt ausgeht. Durch diese Art der Zustellung gibt es jetzt bedeutend mehr Verkehr. Hier wäre es beispielsweise ein großer Fortschritt, wenn zumindest im innerstädtischen Bereich oder im ebenen Bereich mehr Betriebe dazu übergehen würden, sich mit Lastenfahrrädern auszustatten. Einige wenige gibt es bereits. Es sind beispielsweise Speisenzusteller. Sie kennen sicher die ganzen Pizzazusteller, die mit grauslichen, stinkenden Mopeds herumfahren. Es gibt aber auch schon Unternehmen, die grundsätzlich das Essen mit Fahrrädern zustellen, teilweise auch mit Elektrofahrrädern. Es hat sich nämlich das Konsumentenverhalten in den letzten Jahren doch auch stark geändert. Man verlässt nicht gern das Haus, man lässt es sich zustellen. Da gibt es beispielsweise die Firma "RITA bringt's", die es grundsätzlich nur mit Fahrrädern macht. Oder es gibt Foodora, die das teilweise mit Mopeds, aber auch teilweise mit Fahrrädern macht. Das sind schon funktionierende Beispiele, wie es in Zukunft gehen könnte. Es kommt noch etwas dazu, was man berücksichtigen muss, welchen zusätzlichen Verkehr das Transportwesen auslösen könnte. Es gibt Untersuchungen, dass in einigen Jahren ein Großteil der Menschen, Konsumentinnen und Konsumenten, denen man halt nichts vorschreiben kann, immer seltener den Weg in den Supermarkt findet, sondern sich das Essen, auch das rohe Essen, nicht nur die fertigen Mahlzeiten, nach Hause liefern lässt. Man soll sich nur vorstellen, wenn das alles mit LKWs passieren würde, wie es dann auf unseren Straßen zugehen würde. Bücher beispielsweise, denn Buchhandlungen haben auch schon viele zugesperrt, lässt man sich von Amazon zustellen. Amazon ist halt ein problematischer Betrieb, der Steuervermeidung betreibt. Seine Sozialleistungen sind auch nicht besonders. Das wäre ein anderes Thema. Aber man muss der Realität ins Auge schauen. Sehr viele Leute bestellen über das Internet und lassen es sich nach Hause zustellen. Es entsteht zusätzlicher Verkehr, weil sich das Einkaufsverhalten der Menschen verändert hat. Es hat sich auch die Lagerhaltung der Lebensmittelgeschäfte verändert. Früher haben sie große Lagerräume gehabt. In der Zwischenzeit werden diese immer kleiner. Die Lebensmittel werden immer mehr "just in time" geliefert, auch schon täglich. Früher sind sie vielleicht zwei Mal in der Woche ein Geschäft angefahren. In der Zwischenzeit fahren sie täglich die Geschäfte an. Man sieht, es gibt ungeheures Potenzial für diese Lastenfahrräder, um eben in der Stadt nicht im Verkehr zu ersticken. Das Rückgrat der E-Mobilität in Wien ist natürlich der öffentliche Verkehr. Aber dazu wird der Kollege Valentin dann sicher auch etwas ausführlicher reden. Mich freut es sehr, dass bei einem Antrag die Kollegin von den NEOS der Sache recht positiv gegenübersteht. Den NEOS gefällt halt nicht, dass es öffentlich gefördert wird. Das kann ich von ihrem Hintergrund her verstehen. Aber ich finde es gut, dass sie es wenigstens grundsätzlich begrüßen. Auch dieser eine Antrag zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich mit dem Thema beschäftigen, dass Sie keine sofortige Abstimmung verlangen, sondern die Zuweisung. Das heißt, man wird sich damit beschäftigen, wie auch immer es dann ausgehen wird. Darüber kann ich natürlich keine Garantie abgeben. Aber immerhin zeigen Sie damit, dass Sie möchten, dass man sich damit beschäftigt, dass man darüber diskutiert. Wir werden uns auch damit beschäftigen. Alle anderen Anträge - ich hätte jetzt zwar die Zeit dazu, will mich aber da nicht ausführlich damit beschäftigen - sehen die sofortige Abstimmung als selbstverständlich. Zu diesen kann ich meiner Fraktion oder der gesamten Koalition nur empfehlen, dass wir sie alle ablehnen. Über die Parkraumbewirtschaftung wurde schon so oft gesprochen. Sie hat sich in Wien bewährt. Es ist ein funktionierendes System. Im Jahr 1959 wurden die ersten Kurzparkzonen eingeführt. Damals waren sie noch kostenlos. 1974 gab es die ersten kostenpflichtigen Kurzparkzonen, damals linear auf kurzen Straßenstücken. Ab 1993 - daran können sich die meisten von uns schon erinnern - wurden sie flächendeckend eingeführt, zuerst im 1. Bezirk und dann immer mehr ausgeweitet auf viele andere Bezirke. Heuer im Herbst wird auch der 10. Bezirk dazukommen. Ich behaupte unverändert, die Parkraumbewirtschaftung ist eine Erfolgsgeschichte für Wien, denn der wesentliche Punkt dabei ist, sie soll das Verkehrsaufkommen verringern, und das ist auch tatsächlich eingetreten. (GR Michael Niegl: Sehr sozial!) Es ist eine Verkehrslenkungsmaßnahme. (GR Michael Niegl: Das müssen Sie mir erklären!) - Nein, Ihnen erkläre ich es nicht, weil es ist eh sinnlos! - Also, es ist eine Verkehrslenkungsmaßnahme. Ich plädiere dafür, hier keinerlei Experimente einzugehen, sondern sie weiterhin so zu belassen. Auch die Anrainerzonen, die wir seit einiger Zeit eingeführt haben, sind eine gute Einrichtung. Das gelindeste Mittel ist nämlich immer die Einführung der Parkraumbewirtschaftung. Dann erst, als weitergehendes Mittel, nimmt man die Anrainerzonen. Wenn vielleicht die eine oder andere Anrainerzone tagsüber zu leer wäre - es gibt dann Begehrlichkeiten, das höre ich ja -, dann wurde sie möglicherweise ursprünglich zu groß dimensioniert. Das mag schon sein. Denn es heißt, nur bis zu 20 Prozent der jeweiligen Region können damit ausgestattet werden. Dann hätten wir vielleicht auf 15 Prozent oder auf 10 Prozent gehen sollen. Auch die Anrainerzonen haben sich sehr bewährt. Aber das geht natürlich nur, wurde heute auch schon gesagt, wenn es dort vorher die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung gibt. Fazit ist, und damit komme ich jetzt wieder zum ursprünglichen Aktenstück zurück, auch für die Zuhörerinnen und Zuhörer auf der Tribüne, es geht darum, Lastenfahrräder zu fördern. Menschen, die hier in Wien, und zwar Privatpersonen als auch Betriebe, elektrisch betriebene Lastenfahrräder anschaffen möchten, sollen von der Stadt gefördert werden. Das ist eine gute Maßnahme, um hier in Wien den Interessenausgleich weiterzubringen. Genau das ist die Aufgabe der Regierung. Aufgabe der Opposition ist es halt, zu meckern. Soll so sein. Die Aufgabe der Regierung ist es, Interessenausgleich in einer Stadt wie Wien herzustellen, die in Kürze zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner haben wird. Daher ersuche ich alle Fraktionen, diesem Aktenstück zuzustimmen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Gara. Ich erteile es ihm und darf darauf aufmerksam machen, dass ab jetzt die Redezeit 20 Minuten beträgt. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wenn man der FPÖ und der ÖVP zum Thema Verkehrspolitik zuhört, dann ist das ein bisschen sehr verstaubt. Es erinnert mich ein bisschen an die 50er-, 60er-Jahre-Diskussion. Es ist eigentlich wirtschaftspolitisch und für den Standort Wien absolut unverträglich. Eigentlich ist es genau gegen das, was wir hier in Wien brauchen, nämlich eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik, eine moderne Wirtschaftspolitik mit einer modernen Logistik, urbanen Logistik der Zukunft mit vielen Bereichen, was man sich unter moderner Wirtschaft auch entsprechend vorstellt. Der Kollege Baron hat zuerst gesagt, die Leidtragenden sind die BürgerInnen. Da gebe ich Ihnen recht. Die Leidtragenden sind tatsächlich die BürgerInnen. Die Leidtragenden sind die BürgerInnen in Floridsdorf, die Leidtragenden sind die BürgerInnen in der Donaustadt, weil einfach kein Geld für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs da ist. Das halte ich für ein großes Problem. Da gibt es viele ältere Menschen, die lange warten müssen, weil sie nicht mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs sein können. Das finde ich nicht gut. Wir haben kein Geld für den öffentlichen Verkehr in der Donaustadt und in Floridsdorf. Stattdessen wird dann Geld für den U-Bahn-Ausbau, wie bei der U5, verwendet. Ich halte das nicht für besonders zweckmäßig. Um 4,5 Milliarden EUR untertunneln wir für irgendwann in 10 Jahren. Aber in der Zwischenzeit sind alle Budgets geblockt. Wir können nicht in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs investieren. Das, muss ich sagen, finde ich nicht gut, weil dann sind tatsächlich die Leidtragenden die BürgerInnen. (Beifall bei den NEOS.) Sie haben auch vom Wirtschaftsverkehr gesprochen. Der Wirtschaftsverkehr ist ein ganz zentraler Aspekt, auch für uns. Wenn wir uns überlegen, wie denn in Zukunft die Produktionsformen von Städten ausschauen, wie denn in Zukunft die Logistik von Städten ausschaut, werden, wenn Sie mit Logistikunternehmern, sei es Schenker, sei es DHL, et cetera, sprechen, diese Ihnen zu dem, was Sie als Superblödsinn bezeichnen, sagen, zirka 30 bis 50 Prozent der Logistik kann innerstädtisch - ich spreche bewusst von innerstädtisch - mit Lastenfahrrädern oder anderen kleineren Transportfahrzeugen erledigt werden. Sie haben es gesagt, und ich sehe es auch als großes Problem, wenn der Handwerker im Stau steht. Das bedeutet, wenn er so unterwegs ist, steht er nämlich nicht im Stau. Er ist schneller beim Kunden, damit wirtschaftlich natürlich erfolgreicher. (GR Dominik Nepp: Wo schlängelt er sich mit dem Lastenfahrrad im Stau durch? Da passt oft nicht einmal ein Fahrrad durch! Wie soll da ein Lastenfahrrad durchpassen?) Natürlich gibt es genug KleinunternehmerInnen in Wien, die sagen, sie rüsten um. Es ist erstens schneller. Man hat mehr Kunden. Es ist billiger. Es ist wirtschaftlich damit besser. Es ist ökologisch besser. Das heißt, all diese Faktoren sind eigentlich nur Vorteile. Ich verstehe nicht, in welcher Welt Sie leben. Ich verstehe nicht, dass Sie sich nicht einmal ein bisschen umschauen, was andere Städte machen. Gehen Sie nach Amsterdam! (GR Dominik Nepp: Das ist doch eben! Vergleichen Sie einmal die Topographie zwischen Wien und Amsterdam! Dann werden Sie schon sehen, wo das Problem liegt!) Gehen Sie nach London! Gehen Sie nach New York! Gehen Sie nach Singapur! Gehen Sie in viele internationale blühende Städte, die erkannt haben, was moderne Mobilitätspolitik ausmacht! Das verstehe ich wirklich nicht, wie gestrig, wie rückständig diese Art von Diskussion hier geführt wird! (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Eigentlich ist es wirklich sehr traurig, weil auch die ÖVP hier heute mit der Aktuellen Stunde zum Thema Wirtschaftsstandort Wien letztendlich a) über Wirtschaft nicht gesprochen hat - das wurde schon von vielen hier festgestellt - und b) all das, was Wirtschaft in Zukunft ausmacht, all das, was Wirtschaft im Sinne von moderner Logistik braucht, vollkommen vernachlässigt. Sie graben eine Tunnelröhre, leiten aber damit letztendlich allen Ernstes den Verkehr um, weil dann keiner in die Stadt will. Was heißt das für den Wirtschaftsstandort Wien? Ist das wirklich ein Vorteil? Ich verstehe es nicht. Wenn Sie sich die Tangente anschauen, dann werden Sie sehen, dass der Schwerverkehr und die Busse in etwa 6 Prozent ausmachen. Das heißt, da müssen wir auch entsprechend reduzieren. Wenn es tatsächlich darum geht, dass die Menschen schneller von einem Ort an den anderen kommen, dann müssen wir natürlich über die Region Wien gemeinsam mit Niederösterreich ein Verkehrskonzept entwickeln, sodass die Menschen schneller von A nach B kommen. Absolut richtig. Das unterstützen wir massiv. Hier muss man mehr investieren. Es geht auch nicht um die Hochgaragen in Wien, die Park-and-ride-Anlagen in Wien, sondern natürlich viel tiefer auch in Niederösterreich. Das ist absolut notwendig. Dazu braucht es allerdings auch die Unterstützung der ÖVP in Niederösterreich. Diese hat aber offensichtlich relativ wenig Interesse. Das spart Kosten. Wir haben nur begrenzte Mittel. Das erhöht die Mobilität der Menschen. Das reduziert auch die Kosten für jeden Einzelnen. Deswegen ist für uns ganz klar, moderne Mobilitäts- und Verkehrspolitik schaut anders aus. Es ist auch nicht die Frage Auto gegen Radfahrer oder Fußgänger oder Sonstiges. Es geht immer um den Mix der Verkehrsmittel. Aber es geht um eine intelligente Vernetzung dieser Verkehrsmittel. Es geht um eine intelligente Infrastruktur. Wir müssen auf Grund der begrenzten Budgets überlegen, wo welcher Euro am intelligentesten investiert ist. Da muss ich noch einmal sagen, die Leidtragenden sind momentan tatsächlich Menschen in Floridsdorf und in der Donaustadt, weil der öffentliche Verkehr letztendlich nicht entsprechend gut ausgebaut ist. Deswegen brauchen wir dort mehr Investitionen. Verkehrspolitisch gesamt betrachtet müssen wir hier einfach offen sein. Der große Vorteil ist, wenn wir uns mit diesen Themen, neuen Formen der Mobilität, auch aktiv auseinandersetzen, bedeutet es für den Wirtschaftsstandort, dass die spannenden Unternehmen sagen, sie können Zukunft, Innovation testen, ausprobieren. Diese kommen dann nach Wien. Die Unternehmen kommen hierher und sagen, Wien ist ein spannender Standort, weil man dort nämlich in die Zukunft und nicht in den Rückspiegel einer uralten Verkehrspolitik blickt. Deswegen ist es so wichtig, als moderner Wirtschaftsstandort, der für die Zukunft gerüstet sein möchte, aktiv diese neuen Mobilitätsformen entsprechend zu stärken. (Beifall bei den NEOS.) Das heißt - die Frau Kollegin Emmerling hat unseren Antrag eingebracht -, das Thema der Lastenfahrräder ist auch im öffentlichen Bereich stärker zu testen. Alle Zukunftsforscher, alle modernen Mobilitätsexperten sehen es ähnlich. Ich denke, hier wird es viele neue Formen der Mobilität geben. Dafür müssen wir offen sein. Wien muss ein Innovations-Hot-Spot für diese neuen Formen der Mobilität werden. Dafür werden wir uns einsetzen, für den Wirtschaftsstandort in Wien. - Danke schön. (Beifall) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Ulm. Ich erteile es ihm. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Zusammenhang mit dem Lastenfahrrad erkennt man die Absicht und ist verstimmt. Es geht um reine Klientelpolitik: Man kennt ein paar Fahrradfahrer, man kennt Personen, die in einer Nahebeziehung zur Mobilitätsagentur stehen, das ist eine kleine Gruppe von maximal 200 Personen, und denen will man jeweils 1.000 EUR zukommen lassen. Genau das ist ein Beispiel dafür, wie Politik nicht funktionieren sollte! - Richtig ist es, wenn, übergeordnet über Einzelinteressen und das Gesamte im Blick habend, im Rahmen eines Gesamtkonzeptes agiert wird. So agiert Rot- Grün aber leider Gottes nicht! Das kann man auch an den holprig formulierten Förderkriterien erkennen, die dem Vergleich mit den Förderrichtlinien der Stadt Graz nicht annähernd standhalten. Es wurde auch schon von meinen Vorrednern gesagt: Um wirklich einen nachhaltigen Effekt für die Umwelt und für die Verkehrssituation in Wien schaffen zu können, braucht es ein bisschen mehr als diese punktuelle Maßnahme. Das wenigste wäre, dass man sich überlegt, wo jetzt eine Flottenumrüstung stattfinden kann und welche Aufgaben im Bereich des Magistrats tatsächlich statt mit Autos mit Lastentaxis erledigt werden könnten. Das ist nicht allzu schwierig. Die Stadt Graz zeigt uns vor, wie das geht. Dort ist tatsächlich eine Autoflotte zu einem wesentlichen Anteil umgerüstet worden und werden die Straßenreinigung und die Gehsteigreinigung in einem hohen Ausmaß mit diesen Lastenfahrrädern durchgeführt. Thema bei den Verkehrsdebatten ist natürlich immer der Modal-Split. Es ist so, dass der Anteil der Fahrräder und der Öffis im Wesentlichen gleich geblieben ist, der Fußwegeanteil leicht gestiegen und der Autoverkehr leicht gesunken ist. Ich nehme diese Zahlen beziehungsweise Ergebnisse einmal so zur Kenntnis und gehe davon aus, dass sie richtig berechnet wurden. Ich warne aber in diesem Zusammenhang davor, dass man den Autoverkehr nicht ad infinitum reduzieren können wird. Es kann also jetzt nicht das Ziel sein, um jeden Preis immer weniger Autoverkehr zu haben. Es gibt Bevölkerungsgruppen, die auf das Auto angewiesen sind, und Autofahrer sekkieren allein ist sicherlich keine sinnvolle Verkehrspolitik! (Beifall bei der ÖVP.) Herr Kollege Maresch hat heute hier ein Outing betrieben. Er hat gesagt: "Ich habe ein Auto." (GR Mag. Rüdiger Maresch: Nein! Ich habe gesagt: Ich fahre manchmal mit dem Auto!) Sie haben gesagt: "Ich fahre manchmal mit dem Auto." - Entschuldigung! Ich will das Outing des Herrn Kollegen Maresch nicht übertreiben. Er hat gesagt: "Ich fahre hin und wieder mit dem Auto." Ich oute mich auch. Ich gehe sogar noch darüber hinaus: Ich fahre nicht nur hin und wieder mit dem Fahrrad, ich habe sogar mein eigenes Fahrrad! (Beifall bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN.) Und es macht auch Spaß, Herr Kollege, weil das natürlich eine hervorragende Form der Fortbewegung ist, vor allem, wenn der Fahrradweg passt, was nicht immer der Fall ist, wenn schönes Wetter ist, wenn der Verkehr nicht zu stark ist, wann man die richtige Bekleidung anhaben kann, wenn man das richtige Ziel vor sich hat. Dann ist das natürlich eine viel genussvollere Form der Fortbewegung, als in einer stinkenden beziehungsweise in einer oftmals nicht so gut riechenden U-Bahn zu sitzen. Diesfalls ist das Radfahren sicherlich gescheiter, und gesünder ist es darüber hinaus auch noch. Aber das passt auch noch immer gut zu den Lastenfahrädern: Man muss dann natürlich die Fahrradwege entsprechend gestalten, damit diese eine entsprechende Breite haben und nach Möglichkeit von den Fußwegen entkoppelt sind, dass man in einer sinnvollen und sicheren Art und Weise fahren kann. Das wird dann mit diesen Lastfahrrädern noch schwieriger werden, als es jetzt sowieso schon ist, zumal man ja nur sehr schwer die Möglichkeit hat, damit zu manövrieren. Es gibt Bilder von Christbäumen, die der Länge nach oder quer auf einem Fahrradweg transportiert werden, und das wird vielleicht auf den Radwegen, die uns zur Verfügung stehen, gar nicht so leicht möglich sein! Wir haben Probleme mit den Radwegen im Verkehr, und zwar nicht nur im Radverkehr, denn die Radwege schlängeln sich vor allem im innerstädtischen Bereich geradezu um den Fußgängerverkehr herum. Wir haben Probleme mit dem öffentlichen Verkehr, mit dem Streckennetz, und wir haben ganz massive Probleme mit dem Autoverkehr. - Ein riesiges Problem gibt es natürlich in der Donaustadt, aber auch anderswo. Im Hinblick darauf darf ich noch einen Ausspruch des Herrn Kollegen Maresch wiederholen, der mir gefallen hat. Herr Kollege Maresch hat in seiner Rede von einer "Negation der Naturgesetze" gesprochen, und ich finde, das ist ein irgendwie plastisches Bild, denn er sagt richtig, dass die Autos auf der Südautobahn vier- oder fünfspurig, Stoßstange an Stoßstange, vom Süden kommend, fahren und dass es dann an der Stadtgrenze ein Problem gibt, denn wie soll sich dieser riesige Strom plötzlich in relativ enge Straßen im 23. oder 10. Bezirk ergießen? - Ich glaube, es stimmt, dass wir da wirklich mit einem Naturgesetz in Konflikt kommen. Was aber ist Ihre Lösung, Herr Kollege Maresch? Sie und die GRÜNEN, Sie sitzen ja in der Stadtregierung, Sie können sich ja etwas überlegen, damit den Naturgesetzen zum Durchbruch verholfen werden kann! Was tun wir mit diesen Verkehrsströmen dort? Warum gibt es dort keine Möglichkeiten, auf das öffentliche System umzusteigen? Wieso gibt es dort keine Anbindung von Park-and-ride- Stationen an das öffentliche Netz, insbesondere an das U-Bahn-Netz? (GR Mag. Rüdiger Maresch: Da muss man aufpassen! Vielleicht wird die Südautobahn einspurig!) Es gibt Staus ohne Ende für die leidgeprüfte Bevölkerung im 21. und im 22. Bezirk. Es gibt Staus ohne Ende, wenn man von Eßling in Richtung Stadt fahren möchte. Dort gibt es ein Problem, und Sie als Verantwortliche in der rot-grünen Stadtregierung können es nicht lösen! Sie sagen, wir werden uns darum im Zusammenhang mit dem Lobau-Tunnel kümmern. In der Donaustadt wünscht man sich überwiegend sehnsüchtig einen solchen Lobau-Tunnel. Sie aber sagen: Was auch immer herauskommt, wir interessieren uns nicht sehr dafür. Wir sind nicht zuständig, zuständig ist die ASFINAG zuständig sind die Gerichte, aber Rot-Grün ist nicht zuständig für die Verkehrspolitik in dieser Stadt. Es gibt dort einen Stau ohne Ende, aber Sie lehnen sich zurück und sagen: Warten wir einmal ab, wie gut die Gutachten der ASFINAG sind! Warten wir ab, wie die Entscheidung der Richter ausfallen wird. - Das ist doch keine verantwortliche Politik! Sie müssen doch sagen, wie Sie das Problem lösen wollen, wenn es schon als Problem erkannt wurde! In diesem Zusammenhang würde ich mir von einer verantwortlichen Regierung schon etwas mehr vorstellen! (Beifall bei der ÖVP.) Ich darf jetzt noch kurz zu den Anträgen kommen. Ich komme einmal zu den FPÖ-Anträgen: Der Zulassung von Anrainerzonen werden wir zustimmen, und auch dem Antrag, dass es jetzt keine Fahrverbote für Diesel gibt, werden wir zustimmen, wobei ich sagen muss: Ich verstehe den Antrag so, dass es jetzt keine überfallsartige Einführung von Dieselfahrverboten geben soll. Wir alle sind jedoch mittel- und langfristig natürlich daran interessiert, dass es zu einer geringeren Belastung kommt. Selbstverständlich ist es auch sinnvoll, bei der jetzigen Bezeichnung für den Wiener Heldenplatz zu bleiben. Auch diesem Antrag werden wir zustimmen. Es ist nämlich ohne Notwendigkeit von einem SPÖ-Minister eine Debatte vom Zaun gebrochen worden, obwohl keine Historikerkommission den Namen "Heldenplatz" in irgendeiner Weise als belastet gesehen hätte. Ich glaube, es ist weder gegen die Helden, um die es dort konkret geht, noch gegen Helden an sich etwas einzuwenden. Auch in der Zweiten Republik gibt es Helden. Es gibt Helden des Alltags, ganz viele Österreicher müssen täglich Helden sein. Und ich habe auch gegen die zwei konkreten Helden, die dort jeweils durch ein Reiterstandbild symbolisiert werden, nichts einzuwenden. Die Geschichte Österreichs beginnt ja nicht nur mit der Zweiten Republik oder mit der Ersten Republik, sondern es gibt auch eine Geschichte davor. Prinz Eugen war der Held der zweiten Türkenbelagerung, und Erzherzog Karl hat den ersten Sieg gegen Napoleon errungen, und auch das gehört sicherlich zur Geschichte Österreichs, weshalb es keinen Grund gibt, einer Namensumbenennung das Wort zu reden. Ein bisschen skeptisch sind wir bei dem Antrag betreffend die Kennzeichenpflicht für Radfahrer. An sich würde das Kennzeichen natürlich zu einer erhöhten Verkehrssicherheit beitragen, aber es gibt natürlich auch eine große Anzahl an Radfahrten, die überhaupt nicht auf öffentlichem Grund stattfinden, und es gibt zum Beispiel Kinderfahrräder. Außerdem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die Einführung eines solchen Kennzeichens mit einer Gebühr verbunden wäre. Wenn in einer Stadt wie Wien Kennzeichen ausgegeben werden, dann wird eine Steuer eingeführt beziehungsweise eine Gebühr eingehoben, und das ist etwas, was wir nicht wollen! Erfolg haben wird offensichtlich der NEOS-Antrag zu den Lastenfahrrädern, dass nämlich solche auch im Fuhrpark des Magistrats der Stadt Wien verwendet werden sollen. Das liegt sicherlich nicht ausschließlich daran, dass dieser Antrag mit einem Bild sehr anschaulich dargestellt worden ist. Wir haben das mit Sympathie zur Kenntnis genommen und werden diesem Antrag auch zustimmen. Ein bisschen skeptisch sind wir noch, ob Taxis und Carsharing-Fahrzeuge tatsächlich von der Parkometerabgabe befreit werden sollen. Wenn die Kollegen und Kolleginnen von den NEOS die Einführung einer weiteren Abgabe für das Abstellen von Kraftfahrzeugen verlangen, so habe ich zwar auch Sympathie für den Gedanken, der dahintersteht, aber die Einführung einer weiteren Abgabe wollen wir nicht haben. - Sie sind skeptisch. Es gibt einen Beschlussantrag der GRin Bettina Emmerling und weiterer Abgeordneter betreffend Ermächtigung der Gemeinde Wien zur Einführung einer Abgabe für das Abstellen von mehrspurigen Kraftfahrzeugen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr. Das gibt es, sehr geehrte Damen und Herren, und in diesem Sinne sage ich: Es gibt viel zu tun in der Verkehrspolitik in dieser Stadt, und Rot-Grün könnte das jeden Tag angehen! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Maresch gemeldet. Ich erteile es ihm. Redezeit drei Minuten. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Jetzt muss ich eigentlich in Wirklichkeit sogar zwei tatsächliche Berichtigung machen, Kollege Ulm! Wir gehen es jeden Tag an! Wir sind es auch vorher jeden Tag angegangen, und wir werden es weiterhin jeden Tag angehen. Aber mich hat eigentlich etwas anderes gereizt: Auf der Südautobahn gibt es auf jeder Seite vier Spuren, die Abbiegespuren nicht mitgerechnet, früher waren es zwei Spuren. Im Süden kommen jetzt jeden Tag ungefähr 150.000 Autos in die Stadt herein, und wenn man dann glaubt, dass man diese in irgendwelchen Parkhäusern unterbringen kann, dann ist das in Wirklichkeit eine Negation der Naturgesetze! (Zwischenruf von GR Dr. Wolfgang Ulm.) Die einzige Lösung, die in diesem Fall wirklich gescheit ist, ist, die Leute zu den Öffis zu bringen, aber dann muss man in Wirklichkeit beim Preis etwas tun. Das Einzige, was interessant ist, ist die Ausdehnung der Kernzone in die Außenzone. 75 Prozent der PendlerInnen kommen nämlich aus den Umlandbezirken, aber die Niederösterreicher sagen einfach Nein! Darum haben wir Autobahnen, und darum haben wir die Negation der Naturgesetze. Es freut mich aber, dass Sie mit dem Fahrrad fahren, Kollege Ulm! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Fürnkranz. Ich erteile es ihm. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! In Anbetracht der besonders zahlreichen Zuschauer auf der Galerie und der Herrschaften zu Hause vor dem Livestream muss ich meine Rede jetzt auch mit einem Outing beginnen: Ich bin, wenn es um Fahrräder, Fahrradpolitik und vor allem um grüne Fahrradpolitik geht, den GRÜNEN wirklich böse für das, was sie machen, denn ich bin schon Rad gefahren, bevor es GRÜNE gegeben hat! (Beifall und Heiterkeit bei der FPÖ. - GRin Brigitte Meinhard-Schiebel: Ich auch! - Weitere Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Aber heutzutage wird man ja als GRÜNER angeschaut, wenn man sich auf ein Fahrrad setzt, und das ist schlicht und ergreifend Rufschädigung! (Beifall bei der FPÖ.) Nun zurück zur Tagesordnung: Die rot-grüne Stadtregierung beglückt uns mit einer neuen Errungenschaft, nämlich einer Förderung für Lastentaxis. Das ist wahrhaft ein spannendes Thema und unglaublich bedeutsam. Schauen wir uns das einmal in der Praxis an! - Die Mobilitätsagentur ist dadurch negativ aufgefallen, dass sie mit falschen Zahlen operiert, und der Rechnungshof hat deren Tätigkeit zerrissen. Dennoch hat Rot-Grün nichts Besseres zu tun, als der Mobilitätsagentur für die laufende Legislaturperiode nicht weniger als 13 Millionen EUR zu geben. Aber sie hat noch immer zu wenig Geld für derartige Aktionen. Jetzt braucht sie aus dem Steuertopf beziehungsweise aus dem Budget noch einmal 200.000 EUR, nach dem Motto: Wir haben es ja! - Das ist Rot-Grün Anfang 2017. Die neueste Idee ist heute schon ein paar Mal diskutiert worden: Die Hälfte der Wiener Autos dürfen nicht mehr fahren, weil wir eine Umweltzone einführen und sie einen älteren Diesel haben. - Auch das ist Rot-Grün Anfang 2017. Etwas wurde in Ihrem Ressort schon oft diskutiert. Für ein Hochhaus, das Spekulanten bauen wollen, die gleich auch noch die restliche Innenstadt mit Hochhäusern zupflastern wollen, wird kühl lächelnd ein internationaler Vertrag gebrochen und verzichten wir auf das Weltkulturerbe. - All das ist wurscht: Rot-Grün Anfang 2017. Damit die Sache nicht fad wird, kommt jetzt auch noch der rote Bundesminister Drozda daher und kommt auf die glorreiche Idee, ein bisschen von der unangenehmen Geschichte mit dem Weltkulturerbe abzulenken, wofür er ja eigentlich als Bundesminister zuständig ist, und er hat den Wiener Kollegen auch ausgerichtet, dass da eigentlich etwas anderes geschehen müsste. Aber nachdem er sich nicht durchgesetzt hat, kommt er auf die glorreiche Idee und sagt: Benennen wir den Heldenplatz um! Damit tilgen wir, nebenbei bemerkt, gleich einmal die Erinnerung an echte Helden Österreichs im Zuge der Verteidigung der österreichischen Freiheit gegen den Napoleon beziehungsweise gegen die Türken. Wir sollen jetzt also gleich einmal deren Erinnerung aus der Geschichte tilgen. Großartig! Rot-Grün Anfang 2017. (Beifall bei der FPÖ.) Da fragt man sich: Warum geschieht all das? Warum wird die Wiener Stadtpolitik von lauter solchen grünen Schnapsideen dominiert? - Die Erklärung ist ganz einfach: Ich schaue da in leere Reihen. Die Sozialisten sind mit sich selbst beziehungsweise mit ihren Skandalen beschäftigt, angefangen mit den Krankenhäusern, den Salafisten in den eigenen Reihen, die sie hinausschmeißen müssen, dem Problem der Mindestsicherung, mit dem wir uns morgen beschäftigen werden, und vor allen Dingen mit innerparteilichen Streitereien, die sie nicht in den Griff bekommen. Daher sind sie offensichtlich schon fast dankbar, dass ihnen die GRÜNEN mit ihren Aufregerthemen mehr oder weniger die Schau stehlen, und die GRÜNEN nützen das natürlich - was ich ja verstehe - beinhart aus und versuchen, Wien gemäß ihrem ideologischen Konzept nach ihren Vorstellungen umzubauen. Da ist aber natürlich längst nichts mehr von den klassisch grünen Themen wie Umweltschutz oder seinerzeit auch Denkmalschutz - ich erinnere Sie noch einmal daran! - mit dabei, sondern heute geht es eigentlich nur mehr um Verkehrspolitik als Ideologie, um Multikulti und insbesondere um "Auto raus" als Maß aller Dinge. Und das geschieht in einem solchen Ausmaß, dass man sogar die öffentlichen Verkehrsmittel mittlerweile deutlich überfordert. Der Rechnungshof hat, wie Sie sich vielleicht erinnern, anlässlich der Prüfung der Wiener Verkehrsbetriebe festgestellt, dass man die Verlagerungsziele auf den öffentlichen Verkehr schon 2014 so weit getrieben hat, wie es eigentlich für 2019 geplant war, und wenn es jetzt daraus resultierende Kapazitätsprobleme gibt, dann sagen Sie: Wurscht! Wir machen weiter und kümmern uns nicht darum, ob die Infrastruktur das schaffen kann oder nicht. Ideologie ist Ideologie! Und so weiter. Kollege Maresch hat mich zuerst apostrophiert wegen der Angelegenheit mit der Ostbahnbrücke: Ja! Sie haben völlig recht! Da hat es verschiedene Umplanungen gegeben. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Da waren Sie mitverantwortlich!) Ich bin persönlich mitverantwortlich, ich weiß! Aber ich habe damals Verhandlungen mit dem seinerzeitigen Stadtrat Schicker hinsichtlich dieser Angelegenheit geführt, und ich kann Ihnen nur sagen, das war ein Paket, das sich die Stadt Wien gewünscht hat. Es war nämlich ein Paket, das vorher mit der Vorgängerregierung ausgemacht worden war. Darin waren die Ostbahnbrücke und die ausgebaute S80 nach der damaligen Planung enthalten. Damals war aber noch keine U2 nach Aspern geplant. Wien wollte dann aber lieber die U2 nach Aspern als die S80, und Wien wollte vor allen Dingen auch den Hauptbahnhof anstelle diverser anderer Projekte. Daher hat man dann eben gesagt: Wenn die ÖBB einverstanden sind und das für realistisch halten, wenn die Wiener Linien das für richtig halten und die Stadt damit einverstanden ist, dann sind wir von Seiten des Bundes auch nicht justament dagegen. - So ist die ganze Sache zustande gekommen, und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich war kein besonderer Freund dieser Lösung. Ich war eher der Meinung, dass man die U2 anderswo bauen und dafür die S80 ausbauen sollen hätte, aber das war eine faktenbasierte Entscheidung, und ich stehe dazu, weil sie damals auf einer vernünftigen Basis getroffen wurde. Weil es gerade um ähnliche Umplanungen und Ähnliches mehr geht, darf ich noch einmal den Wunsch der Hernalser deutlich unterstreichen, dass die U5 wirklich dort hingebaut wird, so man sie braucht, nämlich bis zur Schnellbahnlinie S45 hinaus. Das wäre eine gute Idee, worauf Sie heute zum Beispiel Einfluss nehmen können. Nun zurück zum heutigen Thema: Wir waren jetzt gerade bei der allgemeinen "Auto raus"-Politik, und nun gibt es eine ganz tolle neue Idee, nämlich gleich die Umweltzone einzuführen, und das mit dem Ergebnis, dass ungefähr 40 Prozent des bestehenden PKW-Parks im Winter nur mehr bedingt fahren können. Eine großartige Idee! Mit einem Schlag bringt man mit einer gut klingenden Ausrede - Umweltzone klingt ja eigentlich zunächst einmal sympathisch und unverfänglich - gleich einmal 40 Prozent der Autofahrer von der Straße. Natürlich gibt es eine tolle Alternative, nämlich die Scherzlösung Winterfahrradweg. Aber ich meine, das kann ja niemand wirklich ernst meinen! Bei der ganzen Angelegenheit geht es ja eigentlich immer nur darum, die Autofahrer zu vergraulen. Die gesamte Dieseldiskussion ist in Wahrheit ein gewaltiger grüner Populismus. - Ich habe jetzt in der Vorbereitung einmal danach gegoogelt und festgestellt: Ihr Kollege Willi auf Bundesebene hat sich furchtbar alteriert, wie schrecklich es denn ist, dass 1 Liter Diesel um 13 Prozent mehr CO2 bewirkt als 1 Liter Benzin, und hat gefordert, dass man deswegen sofort aufhören muss, Diesel zu fördern. Etwas sagt er nicht dazu - vielleicht weiß er es nicht, ich will ihm das jetzt einmal zu Gute halten -, nämlich dass der Wirkungsgrad eines Dieselmotors und des Dieseltreibstoffes einfach viel größer ist, sodass unterm Strich für die gleiche Fahrleistung ein Dieselfahrzeug natürlich weniger CO2 ausstößt als ein Benzinauto. Aber das wollen Sie nicht wahrhaben, denn Sie wollen ja auf Ihr Lieblingsfeindbild hinhauen, und das ist eben jetzt unter anderem auch der Diesel. Die Beschaffung neuer Fahrzeuge wäre für die Autofahrer natürlich die unweigerliche Konsequenz des Ganzen, und das kostet einen Haufen Geld und können sich die ärmeren Schichten nicht leisten. Das ist Ihnen aber offensichtlich wurscht, denn die Bobo-Klientel kann sich ihr Auto leisten, und deswegen machen Sie das ganz einfach oder versuchen zumindest, das einmal in die Diskussion zu bringen. Wir sind da allerdings nicht mit dabei und stellen daher folgenden Antrag: "Der Gemeinderat der Stadt Wien spricht sich gegen die Einführung von Dieselfahrverboten beziehungsweise entsprechenden Umweltzonen aus." (Beifall bei der FPÖ.) Das Gleiche gilt für das schon erwähnte Ablenkungsmanöver im Zusammenhang mit der Heldenplatz- Umbenennung. Ich wiederhole: Hier geht es darum, dass man zwei Helden für ein freies Österreich ihrer Ehrung berauben will. Und für so etwas stehen wir nicht zur Verfügung, egal, ob es aus Unwissenheit, was ein Skandal wäre, oder aus böser ideologischer Absicht geschieht! Wir stellen daher den Antrag: Der Gemeinderat spricht sich gegen eine Umbenennung des Wiener Heldenplatzes aus. (Beifall bei der FPÖ.) Zurück zu den Fahrrädern. Ich stehe dazu: Radfahren ist im Grunde genommen eine unpolitische Angelegenheit und in vielen Situationen sehr vernünftig. Das Problem ist, dass die heutige Radfahrpolitik ungefähr so funktioniert wie die Auto-Politik in den 60er Jahren. Damals hat man gemeint, man muss Stadtautobahnen errichten, hat jeden Baum umgesägt, um irgendwie noch zusätzlich Autoverkehr möglich zu machen. Damals ist man zum Postkasten mit dem Auto gefahren, während es heute der Weisheit letzter Schluss ist, mit dem Fahrrad zu IKEA zu fahren und dort den "Billy" einzupacken. Seien Sie mir nicht böse: Das ist genauso hanebüchen und daneben! Es muss ein vernünftiges Miteinander der Verkehrsträger geben, nur dann wird diese Stadt vernünftig funktionieren. (Beifall bei der FPÖ.) Das gilt ausdrücklich auch für Lastenfahrräder. Ich sage dazu: Das ist in manchen Situationen sicherlich etwas Vernünftiges. Es gibt auch Unternehmen, die diese Räder heute schon aus verschiedenen Gründen einsetzen, das tun sie ganz von selbst, dazu braucht man nichts zu fördern. Man sollte sich allerdings, bevor es zu viele Lastenfahrräder gibt und die Probleme damit zu groß werden, mit den neuen Sicherheitsfragen auseinandersetzen, und diese sind ganz beträchtlich, denn Gewicht, Abmessungen und die sonstige Beschaffenheit eignen sich nicht für die Art von Spielregeln, die normalerweise für den Fahrradverkehr gelten. Das zu beachten, das ist uns besonders wichtig, und wir haben daher ein Sicherheitspaket geschnürt, das wir heute zur Abstimmung bringen wollen. Darin geht es genau um die spezifischen Probleme dieser Lastenfahrräder, FAXIs und wie sie alle heißen. Es haben sich schon einige gefragt, was diese Förderung für relativ wenige Fahrzeuge eigentlich bedeuten soll. - Es ist doch im Endeffekt relativ klar, worum es Ihnen in Wahrheit geht! Sie haben eine europäische Konferenz nach Wien eingeladen, und Sie brauchen dafür jetzt irgendeinen Leistungsnachweis beziehungsweise irgendein Vorzeigeprojekt, das sie bejubeln können. Dafür sind Ihnen jetzt 200.000 EUR an Steuergeldern gerade recht. Ich habe mir das angeschaut, was bei dieser Konferenz geschehen soll: In den zwei Tagen gibt es ein relativ umfangreiches Programm, und das Ganze spielt sich auf Englisch ab. - Okay, soll so sein, alles kein Problem! Was mir aber besonders ins Auge gestochen hat, ist ein großes Bild, das auf der Seite der Mobilitätsagentur für diese Veranstaltung werben soll. Dieses Bild zeigt ein solches Lastentaxi, in dem zwei Mädels sitzen, und diese Mädels sind - das sage ich jetzt einmal taxfrei - garantiert keine zwölf Jahre alt. Warum sage ich das? - Ich lese Ihnen aus der Straßenverkehrsordnung vor, und zwar § 68 Abs. 6: "Kinder müssen beim Radfahren, beim Transport auf einem Radfahranhänger und wenn sie auf einem Fahrrad mitgeführt werden, einen Sturzhelm in bestimmungsgemäßer Weise gebrauchen." Schauen Sie sich das Bild an! Sehen Sie da irgendwo einen Schutzhelm? - Nein! Dieses Bild ist Werbung der Stadt Wien, und dieses Bild macht Werbung für einen Gesetzesbruch durch Lastenfahrradbetreiber! (Beifall bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen: Das ist eigentlich wirklich ungeheuerlich! Sie sollten sich sehr genau anschauen, in welcher Weise Sie für Ihre eigenen Projekte werben! Sie sollten sich vielleicht generell einmal Ihre gesamten Werbeaktionen im Radfahrbereich anschauen! Dort sieht man nämlich so gut wie überhaupt nie einen Sturzhelm, obwohl es doch sehr vernünftig wäre, auch wenn es für Erwachsene nicht vorgeschrieben ist. Sturzhelme zu tragen, wäre einfach im Sinne der Sicherheit. Ich sage es Ihnen noch einmal: Nehmen Sie Ihre Verantwortung für die Sicherheit im Verkehr wahr, und gestalten Sie Ihre Publikationen kompromisslos in diesem Sinn und nicht im Sinne eines Reisebüroprospektes für irgendeine Bobo-Clique. So. Jetzt kommt der schon erwähnte Antrag, den ich Ihnen vorlesen möchte: "Die Frau Amtsführende Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung wird aufgefordert, zum Zweck der Steigerung der Sicherheit des Radverkehrs vor allem hinsichtlich großer, schwerer und schneller Fahrräder wie Lastenfahrräder, FAXIs, und so weiter, insbesondere mit Elektroantrieb, ein Maßnahmenpaket zu schnüren und je nach Kompetenzlage direkt oder gemeinsam mit dem BMVIT umzusetzen, das insbesondere folgende Punkte und Problembereiche umfasst: Einführung einer Kennzeichenpflicht für alle kommerziell genutzten Fahrräder, Sicherheit auf Fahrradwegen, die auf Grund der Anlageverhältnisse für schnelle und/oder in den Abmessungen über das übliche Maß eines konventionellen Fahrrades hinausgehen, Sicherheit beim Fahren gegen die Einbahn mit Fahrrädern, die auf Grund ihrer Breite für einen Begegnungsverkehr in den fraglichen Straßen nicht geeignet sind, Unterbindung der Benützung von für den Lasten- und Personentransport vorgesehenen Fahrrädern in Fußgängerzonen sowohl zur unmittelbaren Kundenakquisition als auch zur allgemeinen Werbung." Ich habe auf der letzten Seite einer Publikation der Mobilitätsagentur diesen Spruch gelesen: "Setzt Freude in Gang!" - Ich fordere Sie auf, meine Damen und Herren: Setzen Sie Freude in Gang! Stimmen Sie diesem Antrag zu! Das wird Interesse der Radfahrer und der Wiener sein! (Beifall bei der FPÖ.) . Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Valentin. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Verkehrsdebatten in unserem Haus sind immer dadurch gekennzeichnet, dass sie im hohen Maße emotional geführt werden und in dem Maß, in dem sie emotional sind, oftmals nicht auf sachlicher Basis stattfinden. Ich denke mir, Verkehrspolitik ist im hohen Maße nicht für Emotionalität geeignet, wenn man - wohlgemerkt! - ein sinnvolles Ergebnis erzielen will. Vielmehr muss man sich die Fragen stellen: Wem nützt es? Wie nützt es? Ist die Stadt funktionsfähig? Ist Mobilität in der Stadt gegeben oder nicht? Ein früherer Stadtrat dieses Ressorts hat einmal den Begriff der "intelligenten Mobilität" gewählt, und zwar in der Hoffnung, dass diese Bezeichnung dazu führt, dass man sich mit Fakten und weniger mit Klischees auseinandersetzt. - Deshalb möchte ich am Beginn meiner Worte - und ich kann versichern, dass es nicht allzu lang dauern wird - mit einigen Klischees aufräumen. Kollege Juraczka sagt, dass wir uns an Niederösterreich ein Beispiel nehmen sollen. (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.) Na ja, ich bin sehr dafür, dass eine Metropole für das Umland Funktionen übernimmt. Dafür bin ich sehr, denn es können nicht überall ein Burgtheater, eine Staatsoper oder die Bundesmuseen stehen. Und ich bin auch dafür, dass Niederösterreicher im hohen Maße die Kunst unserer Ärztinnen und Ärzte in unseren Spitälern lukrieren. Ich bin auch sehr dafür - das ist ja überall in Europa so -, dass wir auch einen Teil der Arbeitsplätze für Niederösterreich stellen. Aber ich meine, dann sollte zumindest gewährleistet sein, dass wir bei der Mobilität eine vernünftige Aufteilung haben. Wenn man jedoch im Land Niederösterreich seit Jahrzehnten - was ich nach vielen Verhandlungen bestätigen kann - zwar die Steuern der Leute nimmt, die sich ins Umland verlagert haben, weil dort der Grund billiger ist und weil man sich dort das Eigenheim mit einem Garten und einem kleinen Swimmingpool leisten kann, aber der Frage gleichgültig gegenübersteht, wie die Leute zu ihrem Arbeitsplatz kommen, dann erfährt man das, was man jeden Tag auf den Straßen und Autobahnen rund um Wien sieht, nämlich dass nichts mehr geht. Wenn jeden Tag 270.000 bis 280.000 Personen einpendeln, dann muss in Niederösterreich auch klar sein, dass man dort nicht nur die Verantwortung dafür trägt, dass diesen Menschen in den Ortschaften und Gemeinden Baubewilligungen zur Verfügung gestellt werden, sondern auch dafür, dass die Leute sinnvoll zu ihrem Arbeitsplatz kommen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Im Hinblick darauf werden wir darüber nachdenken müssen, vielleicht auch eine andere Organisation der Politik zu schaffen, damit diese Verantwortung nicht an den Landesgrenzen aufhört. - Das gehört jetzt nicht zu dieser heutigen Debatte, aber ich denke mir, dass unser jetziges Politikmodell offensichtlich nicht geeignet ist, dass solche Fragen ohne diesen schädlichen Lokalpatriotismus und gewisse Egoismen gelöst werden. Daher also auch ein dringender Appell nach Niederösterreich: Ja. Man kann sich wünschen, dass die U-Bahn nach Klosterneuburg fährt. Ja. Man kann sich wünschen, dass es eine Ausdehnung der Zone 100 gibt. Dann muss man aber auch einen entsprechenden Anteil dafür zahlen, und das ist eindeutig die Aufgabe der niederösterreichischen Politik! Das soll man in der Debatte auch nicht verschweigen, weil das auch ein Teil der Wahrheit ist, meine Damen und Herren! (GR Dominik Nepp: Bisher haben Sie sich nicht durchgesetzt!) Nein, wir haben uns nicht durchgesetzt, das sage ich ja auch! Vielleicht würden wir uns mehr durchsetzen, wenn auch in Niederösterreich mehr Sozialdemokraten munter werden! (Heiterkeit und Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.) Vielleicht! Probieren wir es einmal aus! Aber ich gebe zu, Kollege: Ja. Wir haben uns nicht durchgesetzt, weil dort jemand sitzt, der Nein sagt. Und so lange die dort Nein sagen und kein Geld für diesen wichtigen Teil des Lebens hergeben, wird es auch nicht gehen. Das muss man einfach zur Kenntnis nehmen. Der Wiener Steuerzahler, meine Damen und Herren, würde sich nämlich schön bedanken, wenn wir in Niederösterreich mit seinem Geld und seinem Aufkommen den öffentlichen Verkehr organisieren täten! - Daher denke ich mir, dass man das durchaus gewichten sollte. Zweitens möchte ich in der aktuellen Debatte unsere Umweltstadträtin und nicht zuletzt auch unseren Verkehrssprecher, der jetzt gleich wieder kommt, zitieren: Umweltfragen sind im hohen Maße nicht dafür geeignet, um Populismus zu betreiben, in welche Richtung auch immer. - Wenn wir den Feinstaub bekämpfen wollen, dann müssen wir uns anschauen, woher er kommt und was die Ursache ist. In diesem Zusammenhang verweise ich einmal mehr auf die Arbeit der Technischen Universität Wien, die besagt, dass über zwei Drittel des Feinstaubes aus Osteuropa hereingetragen werden. Das heißt, wir werden uns, wenn wir wirklich die Zahl der Überschreitungstage weiter reduzieren wollen, anschauen müssen, woher der Feinstaub kommt, welche Maßnahmen man angehen muss und wo tatsächlich der Hebel anzusetzen ist. Meine Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob Sie sich im Internet die Werte der Messstellen anschauen. Eine Messstelle, bei der die Werte nachhaltig immer oder oftmals am schlechtesten in Ostösterreich sind, ist jene Messstelle in Illmitz, fernab der Stadt, mitten in einem Naturschutzgebiet, aber dort ist der Eintrag durch den Wind aus Osteuropa sehr, sehr ungünstig. Das heißt, wir investieren wahrscheinlich unser Geld besser, wenn wir in Osteuropa helfen, dass Energieerzeugung oftmals ... (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.) Ich darf ich mich freundlich zu Ihnen hinwenden, Kollege Juraczka, weil sie mich mit Niederösterreich so verwöhnt haben! Es wäre, wie gesagt, wichtig, dort zu helfen, dass es dort eine sinnvolle, moderne Form der Energie- und Wärmeerzeugung und eine sinnvolle Mobilität geben kann, damit wir schlussendlich in Europa und in der Region insgesamt zu einer besseren Feinstaubbelastung kommen. Es scheint hingegen nicht zielführend zu sein, in Wien Maßnahmen zu setzen, wenn zwei Drittel des Eintrages ja aus Osteuropa kommen. Ich lade dazu ein, dass wir auch in dieser Frage, ähnlich wie bei der Verkehrspolitik insgesamt, kühlen Kopf bewahren und uns anschauen, welche die Gründe sind, um dann in den Regionen gemeinsam mit Wien - wir werden auch gerne helfen, wie es immer unsere Art war! - Lösungen zu finden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich bin sehr dafür, dass 200.000 EUR dafür aufgewendet werden, dass man sich anschaut, wie das Ganze mit Förderung im Bereich der Lastenfahrräder funktionieren kann. Ich denke, dass es bei einem Budget, das in dieser Stadt über 13 Milliarden EUR schwer ist, sinnvoll ist, auch die diesbezüglichen Möglichkeiten zu prüfen und zu schauen, wie das ankommt, um in Zukunft motorisierten Verkehr zu substituieren. Ich halte das für sinnvoll und für zielorientiert. Meine Damen und Herren! Ich möchte anmerken: Es handelt sich um 200.000 EUR. Wenn ich über die 200.000 EUR schon so lange rede, dann werden Sie mir wahrscheinlich nicht böse sein, wenn ich letztlich über ganz andere Beträge spreche: Ich spreche nämlich jetzt auch darüber, dass dieses Jahr 413 Millionen EUR für neue Fahrzeuge, den Ausbau des Netzes und einer modernen Infrastruktur der Wiener Linien ausgegeben werden. Ich spreche darüber, dass die Wiener Linien heuer 55 Millionen EUR in moderne, umweltfreundliche, barrierefreie, klimatisierte Fahrzeuge investieren. Ich möchte in Erinnerung rufen, wenn wir über Zahlen und die Dimension reden: Ich habe mich sehr gewundert, warum die 200.000 in diesem Zusammenhang heute der Schwerpunktgegenstand sind. - Aber soll so sein, es wird sich irgendjemand schon etwas dabei gedacht haben! Ich wäre nicht draufgekommen, das sage ich Ihnen ganz offen. Meine Damen und Herren! Die Öffis sind jeden Tag 212.000 km unterwegs. Damit Sie sich darunter ein bisschen etwas vorstellen können: Das ist fünf Mal die Umrundung der Erde! In Anbetracht dieser Dimension wundert es einen nicht, meine Damen und Herren, dass 39 Prozent der Wege, die in der Stadt notwendig sind, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, 39 Prozent, meine Damen und Herren! Ein Redner hat heute gefordert, dass man sich ein bisschen in Europa umschauen soll, wie das so ist. - In Wien beträgt dieser Anteil 39 Prozent, in Paris 31 Prozent, in Amsterdam 30 Prozent, in Budapest 30 Prozent, in Kopenhagen 29 Prozent, in Helsinki 25 Prozent, und so weiter. - Das ist ein deutlicher Beweis dafür, dass das Geld in die Wiener Linien gut investiert ist, dass wir ökologisch sinnvoll unterwegs sind und eine ökologisch sinnvolle Mobilitätspolitik betreiben, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wenn man über die 200.000 redet, dann rede ich gerne über die 365 EUR, die das Fahren mit diesen tollen Transportmitteln in Wien kostet. Die Wiener Linien sind das billigste und beste Transportmittel weltweit, und etwa nur das Straßenbahnnetz, meine Damen und Herren, ist größer als irgendwo sonst in Europa! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das sollte man dazusagen, bevor man sich auf die 200.000 so einschießt! Es handelt sich bei diesen 200.000 in Wirklichkeit um eine sinnvolle Investition, aber darüber endlos zu diskutieren, ist genauso, wie wenn der Zoo Schönbrunn einen neuen Elefanten bekommt und wir dann überwiegend über den Zehennagel dieses Elefanten reden. Der Zehennagel ist zwar wichtig, aber man soll den gesamten Elefanten nicht vergessen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Ein interessanter Vergleich!) Das ist ein guter Vergleich, meine Damen und Herren, weil dieser sehr sympathisch ist, wie auch die Wiener Linien sehr sympathisch sind, wie Sie wissen. Sonst könnte es nämlich nicht so sein, dass voriges Jahr zum ersten Mal mehr Netzkarten verkauft als Autos in Wien angemeldet wurden. Meine Damen und Herren! Schauen Sie sich das an: Wir haben derzeit einen PKW-Bestand von 693.000 PKW in Wien, wenn man der Statistik Austria Glauben schenken darf. Diese Zahl von 693.000 PKW steht der Zahl von 733.000 verkauften Jahresnetzkarten gegenüber. (Zwischenruf von GR Mag. Günter Kasal.) Ja! Es sind über 700.000. Das heißt, wesentlich mehr Personen sind bekannterweise - weil sie sich ja die Jahreskarte gekauft haben - mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs als mit Autos. Das schafft keine andere Stadt in Europa. Darauf sind wir stolz! Diesen Weg wollen wir weitergehen. Meine Damen und Herren! Deshalb können wir es durchaus gut erleiden - wie ich jetzt einmal sage -, dass wir jetzt über die 200.000 2,5 Stunden diskutieren und über die großen Dinge generös hinweg sehen. Tatsache ist, dass sich sehr viele Wienerinnen und Wiener jeden Tag in der Früh und am Abend für den Weg zur Straßenbahn-, U-Bahn- oder Bushaltestelle entscheiden, um in die Öffis einzusteigen, meine Damen und Herren, und darauf sind wir stolz! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Kasal. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Kollegen! Wir sind in der Schwerpunktdebatte Verkehr. Wir haben jetzt schon öfter etwas über das Lastenfahrrad gehört, aber darüber werde ich nicht sprechen, sondern ich werde mich auf ein Thema beziehen, das wir in den letzten Wochen immer wieder in den Tageszeitungen gefunden haben. Ein Thema spaltet Hietzing derzeit: Es geht um die Befragung, die in Hietzing derzeit über die bezirksweise Einführung von großflächigen Kurzparkzonen, kurz "Parkpickerlbefragung" genannt, läuft. Das Dogma der rot-grünen Stadtregierung betreffend die bezirksweise Einführung von großflächigen Kurzparkzonen ist meiner Meinung nach nicht der Weisheit letzter Schluss, weil dadurch die Stellplatzproblematik nicht gelöst wird. Mein Vorredner hat gerade gesagt, dass es 693.000 PKW-Zulassungen in Wien gibt. - Viele Anmelder sehen sich in einer Situation, dass sie keinen Stellplatz bekommen, und dieses Problem sollten von der Politik bestmöglich, sehr geehrte Damen und Herren, für die Wienerinnen und Wiener gelöst werden. Wie schaut jetzt das Maßnahmenpaket der rot-grünen-Stadtregierung, abgesehen von der Einführung von Parkpickerlzonen, aus? - Das Maßnahmenpaket sieht so aus, dass die Förderungen für Wohnsammelgaragen stark reduziert wurden. Das heißt, die Autos können in Zukunft noch weniger abseits der öffentlichen Flächen in Garagen geparkt werden, denn seit Rot-Grün stehen in den letzten sieben Jahren für die Errichtung von Wohnsammelgaragen weniger Fördermittel zur Verfügung. Was gehört noch zu diesen Maßnahmenpaket? - Auch für die Zielgaragen wurden die Förderungen massiv zurückgenommen. Zielgaragen wären beispielweise die Stadthallengarage oder die Garage beim Stadion, wo man parken kann, wenn man sich dort aufhält. Was ist noch geschehen? - Die Stellplatzverpflichtung bei Neubauten wurde ebenfalls reduziert. Das bedeutet: Bisher wurde bei der Neuerrichtung von Gebäuden ein Stellplatz pro neu errichteter Wohnung verlangt. Das wurde in den letzten Jahren geändert, und derzeit muss es nur mehr einen Stellplatz pro 100 m² geben. Was bedeutet das? - Es gibt in einem Objekt neue Wohnungen im Ausmaß von 600 m², darin befinden sich Wohnungen mit einer Größe von 45 m² pro Wohnung. Früher mussten 13 Stellplätze geschaffen werden, heute sind es bei 600 m² nur mehr 6 Stellplätze. - Eine weitere Maßnahme, den Stellplatzdruck im öffentlichen Raum weiter zu erhöhen. Dazu kommt noch der - wie ich ihn vorsichtig nenne - "Chorherr-Paragraph", dass nämlich in Stadtentwicklungsgebieten selbst diese reduzierte Stellplatzverpflichtung noch einmal mit 0,7 multipliziert wird. All das zusammen sind Maßnahmen von Rot-Grün, den Stellplatzdruck quer über die gesamte Stadt zu erhöhen. Die einzige Lösung, die dann den Bezirken zur Verfügung steht, ist die bezirksweise Einführung von - ich versuche immer, den Terminus richtig zu sagen - großflächigen Kurzparkzonen. Warum ist diese Pauschallösung nicht für alle Bezirke passend? - Das wird gerade in Hietzing derzeit intensiv diskutiert, und ich möchte jetzt nicht auf die Fehlleistungen bei der Versendung eingehen, denn es ist egal, ob der Fehler bei der Stadt Wien oder bei der Bezirksvorstehung Hietzing liegt, das macht für die Bürgerinnen und Bürger keinen Unterschied. Vielmehr geht es mir um die Fragestellung und um die Antworten für die betroffenen Anrainerinnen und Anrainer. Für mich ist das ein Aufhetzen der Menschen entsprechend dem Kennzeichen ihres Autos, nämlich ein Aufhetzen der Einpendler, "WUs" oder jedenfalls der Nicht-Wiener gegen die Wiener. Wenn dieses Modell kommt, nämlich diese Befragung nach Katastralgemeinden, ob ein Parkpickerl in einzelnen Katastralgemeinden innerhalb eines Bezirkes kommen soll, dann wird das die Menschen mittelfristig noch zusätzlich gegeneinander aufbringen, weil es dann darauf ankommt, auf welcher Straßenseite die Menschen jeweils gerade wohnen. Die Grätzelbefragung, die in Hietzing derzeit stattfindet, ist in Wahrheit eine Befragung nach Katastralgemeinden, und das ist aus meiner Sicht nicht die Lösung für die Stellplatzprobleme, vor allem im Bereich der U-Bahn-Stationen. Die richtige Lösung ist das Anrainerparken, und ich erkläre auch ganz einfach, warum: Wenn eine Katastralgemeinde, die unmittelbar an der U-Bahn-Station liegt, zum Beispiel an der Station Unter St. Veit in Hietzing, mit einem Radius von 400 bis 500 m jetzt diese flächendeckende Kurzparkzone einführt und die anderen Katastralgemeinden dieses Parkpickerl nicht einführen, sind aber trotzdem alle Bezirksbürger aus allen Bezirksteilen antragsberechtigt für ein Parkpickerl in Unter St. Veit. Das bedeutet: Alle Bezirksbürger können um 7,50 EUR ein Parkpickerl beantragen und künftig in den Bereichen um Unter St. Veit, wo dann die flächendeckende Kurzparkzone eingeführt wird, parken. Das bedeutet: Man löst zwar die Situation mit den Einpendlern, die Nicht-Wiener werden aus dieser Katastralgemeinde verdrängt. Diese werden dann aber wahrscheinlich in den Nachbarkatastralgemeinden Ober St. Veit, Lainz oder Speising einen Stellplatz suchen und auch finden. Was bedeutet das? - Man verschiebt die Problematik von meinem Haustor zum Haustor des Nachbarn, und das ist, bitte schön, keine Lösung, sondern nur eine Verschiebung der Problematik! Wir brauchen aber eine Lösung, mit der bestmöglich die Probleme vermieden werden, und wir sind der Ansicht, wir brauchen Anrainerparken, und wir brauchen andere Lösungen als jene, die derzeit von der rot-grünen Stadtregierung angeboten werden. Ich führe noch ganz kurz aus, was das denn dann bedeutet: Wir führen das Parkpickerl ein, die Einpendler beziehungsweise Nicht-Wiener parken in den Nachbargrätzeln, und in dem Grätzel, wo die Parkplatzbewirtschaftung und die Stellplatzverpflichtung eingeführt wurden, pendeln dann die eigenen Bezirksbürger aus dem peripheren Gebieten beziehungsweise von dort ein, wo der öffentliche Verkehr nicht gut ausgebaut ist. Was bedeutet das? - Die einen, die in Hietzing das Parkpickerl in ihrer Katastralgemeinde eingeführt haben, haben erst recht keinen Parkplatz, bezahlen aber dafür. Und es gibt dann Probleme in der Nachbarkatastralgemeinde, weil es dort dann keinen Stellplatz gibt. Der nächste Schritt ist dann: Es wird vielleicht wieder eine Parkpickerlbefragung durchgeführt. Dann gibt es dort auch eine Mehrheit und die Probleme werden weiter verschoben. Welche Situation besteht dann im Endeffekt nach einigen Jahren, wenn man im ganzen Bezirk das Parkpickerl eingeführt hat? Die, die an den U-Bahn-Stationen wohnen, finden erst recht keinen Parkplatz, und die in den peripheren Gebieten in Hietzing werden einen Stellplatz finden. Das ist im Prinzip genau dieselbe Situation wie heute, nur dass in ein paar Jahren in ganz Hietzing dafür bezahlt wird. Darum, sehr geehrte Damen und Herren, bringen wir einen Antrag betreffend Anrainerparken ohne die verpflichtende Einführung der flächendeckenden Kurzparkzone ein, und zwar: "Der Wiener Gemeinderat beschließt, dass kostenlose Anrainerzonen in Gebieten ohne flächendeckende Parkraumbewirtschaftung, wenn es der jeweilige Gemeindebezirk beantragt, im erforderlichen Ausmaß verordnet werden. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt." (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als vorerst Letzter hat sich Herr GR Irschik zu Wort gemeldet. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender, Herr Berichterstatter! Damen und Herren des Gemeinderates! Das Thema Verkehr gibt natürlich immer etwas her. - Das reimt sich sogar. Beginnen wir mit den GRÜNEN. Rüdiger Maresch hat gesagt, Parkraumbewirtschaftung in Floridsdorf sollte eingeführt werden und wäre nicht schlecht. - Na ja, wir wollen das nicht, und der sozialdemokratische Bezirksvorsteher lehnt das eigentlich auch ab. Du hast auch erwähnt, dass das Parkhaus Leopoldau nur zu 30 Prozent ausgelastet ist. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Zu 35 Prozent!) Gut, zu 35. - In diesem Zusammenhang muss ich jetzt durchaus der ÖVP ein Kompliment machen. Ich glaube, es war im Jahr 1994, dass das Land Niederösterreich jenseits der Seyringer Straße ein Grundstück zur Verfügung gestellt hätte. Die ÖVP hat ja bis heute die absolute Mehrheit in Niederösterreich, und das wäre durchaus vernünftig. Damals hat man gesagt: Bitte verlängert die U1 bis dorthin auf niederösterreichisches Gebiet, errichtet dort ein Park-and-ride-System für 8.000 bis 10.000 mehrspurige Fahrzeuge, dort fangen wir alles ab. Das sollte eigentlich eine gute Lösung sein. Dieser Vorschlag wurde ungefähr 1994 oder 1995 unterbreitet, ich war damals noch in der Bezirksvertretung. Was hat Wien geantwortet? - Nein, das machen wir nicht! Daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Die Sozialdemokraten hatten damals noch die absolute Mehrheit und haben gesagt, wir bauen keine U-Bahn-Linie für Niederösterreicher. Das ist ein bisschen skurril, denn das würde ja heißen, dass Niederösterreicher oder auch Burgenländer oder wer auch immer eigentlich in Wien nicht arbeiten dürften, was ein Schmarrn ist! Diese Pendler verparken Wien ja nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil sie hier Arbeit und Brot finden. Die Fehler sind also mehr als 20 Jahre alt. Wie gesagt: Das Grundstück jenseits der Seyringer Straße könnte 8.000 bis 10.000 Fahrzeuge aufnehmen, was aber ist geschehen? - Man hat die Endstelle Leopoldau errichtet, die jetzt halt genau zwischen Nordrand- und Großfeldsiedlung liegt, und dann ist genau das eingetreten, was wir Freiheitliche vorausgesehen haben: Es ist alles verparkt mit Fahrzeugen mit niederösterreichischen Kennzeichen. - Wie gesagt: Die machen das ja nicht, weil es so lustig ist, sondern weil das die Folgen einer verfehlten Verkehrspolitik sind. Interessanterweise befindet sich die Wendeanlage der U1 ja bereits auf niederösterreichischem Gebiet. Man bräuchte also eigentlich nur dort, wo die Wendeanlage derzeit ist, nach oben bauen und dieses Park-and-ride-Haus errichten. - So viel zum Thema Leopoldau. Es steht ganz einfach an der falschen Stelle, diese Fehler sind halt vor mehr als 20 Jahren gemacht worden. Die GRÜNEN waren damals nicht dabei, die Sozialdemokraten hatten, wie gesagt, die absolute Mehrheit. Rüdiger Maresch hat dann noch genüsslich die Causa Favoriten aufs Brot gestrichen. - Es gibt da ein altes jüdisches Sprichwort: Die halbe Wahrheit ist die gefährlichste Lüge. - Du musst schon dazusagen, dass Beschlüsse des Gemeinderates über den Beschlüssen des Bezirkes stehen! In Wahrheit hätten die dort einen Kopfstand machen können, die rot-grüne Stadtregierung hätte den Beschluss aufgehoben, und es wäre trotzdem das Parkpickerl gekommen. So ehrlich muss man auch sein, das muss man auch sagen. Dazu ein Beispiel aus der Floridsdorfer Bezirksvertretung: Dort wurde auch ein mehrheitlicher Beschluss gegen die Abänderung eines Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes gefasst. Was ist geschehen? - Rot und Grün haben es trotzdem durchgeführt. Das heißt: Der Beschluss der Floridsdorfer Bezirksvertretung war eigentlich, wenn ich das so ausdrücken darf, für die Jetti-Tant'! Rot und Grün haben das niedergestimmt. - So viel zum Thema Demokratie und Bürgerbeteiligung, und so weiter, und so fort. Die Frau Vizebürgermeisterin möge mir verzeihen, wenn ich das sage, aber sie hat ja selbst einmal gesagt, Bürgerbeteiligung ist nicht Bürgerbefragung. Das heißt so viel wie: Tut was ihr wollt, es kommt ganz einfach so, wie wir wollen. So ehrlich muss man sein! Das Beispiel Mariahilfer Straße ist auch schon von Seiten mehrerer Fraktionen einige Male gefallen. Das ist ja damals auch so gelaufen: Man hat nicht gewusst, wie man das titulieren soll. Das war keine Bürgerbefragung nach der Wiener Stadtverfassung, daher hat man dann ein Wort kreiert und gesagt, das ist eine Meinungserhebung. Es war keine Bürgerbefragung, es war eine Meinungserhebung. - Nun ja: Wenn man eventuell die eigenen Parteimitglieder befragt hätte, wäre das Gleiche herausgekommen. So kann man natürlich auch eine Meinung erheben. Zum Tagesordnungspunkt selbst, den Lastenfahrrädern: Kollege Chorherr, der heute nicht hier ist, hat im Ausschuss, was auch interessant ist, gesagt: Das wird recht praktisch, denn durch die Lastenfahrräder wird man dann einen Stau verhindern oder minimieren, weil die Lastenfahrräder gemäß der Straßenverkehrsordnung, die ein Bundesgesetz ist, ja an einer stehenden Kolonne vorbeifahren dürfen. - Das stimmt zwar, nur hat er offenbar vergessen oder vorsätzlich nicht gesagt, dass die Lastenfahrräder ja mehrspurige Fahrzeuge sind, und ich weiß nicht, wie ein mehrspuriges Fahrzeug an einer stehenden Kolonne vorbeikommen soll! Möglicherweise brechen die Fahrer dann halt die Außenspiegel von Autos ab, vielleicht ist das der Hintergedanke! Ich weiß es nicht, so viel aber jedenfalls zu den großartigen Lastenfahrrädern. Was habe ich mir da noch aufgeschrieben? Die NEOS - der Kollege Gara ist jetzt auch nicht da - haben auch den Lobau-Tunnel kritisiert, Gott sei Dank sind die Sozialdemokraten hier auf dem richtigen Weg. Unbestritten, wir brauchen den Tunnel, das ist gar keine Frage, und was an einer Tunnelbauweise schlecht sein soll, weiß ich jetzt auch nicht. Ich darf daran erinnern - ich bin ja auch nicht mehr so jung - und manche werden sich erinnern können, es gab schon in den 1970er Jahren die Diskussionen, ob der Wiener Gürtel, der Gürtel ist die B 221, also Bundesstraße, ein übergeordnetes Straßennetz, untertunnelt werden soll - was ja eine sensationelle Maßnahme wäre. Nur hat irgendjemand dann gefragt, wer das zahlen soll, und damit war das Thema vom Tisch. Würde man also wirklich den ganzen Gürtel untertunneln, dann könnten wir oben einen Radweg machen, keine Frage. Das wäre wirklich eine gute Geschichte. Was die NEOS vielleicht auch nicht dazugesagt haben, ist, wer das alles bezahlt. Das zahlt ja der Kraftfahrer, meine Damen und Herren. Es wird immer so dargestellt, als wären die Autofahrer die Schmarotzer der Nation. Sie bezahlen ja. Ich darf die Ziffern in Erinnerung rufen: Mehr als 13 Milliarden EUR pro Jahr nimmt der Bundesfinanzminister von den österreichischen Auto- und Motorradfahrern ein. Sie zahlen also dafür. Um eine runde Summe zu nennen: Wenn sich jemand - ich leider nicht, ich gehöre da nicht dazu - um 100.000 EUR ein Auto leisten kann, dann zahlt er mehr als 40.000 EUR Steuern an die Republik Österreich. Eigentlich müssten wir ja dankbar sein und sagen, super, dass du dir ein neues Auto kaufst, da kommt ja Geld in die Bundeskassa, du zahlst Steuern, also darfst du auch Auto fahren. Nein, das ist aber nicht der Fall, der ist dann auch noch der Böse, wenn er das sagt. (GR Christian Oxonitsch: Wenn wir Straßen bauen müssen, dann muss man das ja alles bezahlen!) - Aber das zahlt er ja auch alles, Herr Klubobmann. Das zahlt er alles mit seinem Geld, dann darf er halt fahren auch. Das ist ja nichts Unredliches. Bei den NEOS weiß ich jetzt nicht, ist das so eine Art Konkurrenzkampf, wer ist der größere Autofahrerbekämpfer, sind es die GRÜNEN, sind es die NEOS? Das ist so ein bisschen ein Abwerben von Stimmen. Ich werde nicht ganz schlau daraus. Denn immerhin ist der Mehrheitsaktionär bei der STRABAG ein gewisser Hans-Peter Haselsteiner, und der verdient eigentlich, wenn irgendwo ein Tunnel gebaut wird oder wenn es irgendwo ein Straßenprojekt gibt. Also ich verstehe nicht, was da so schrecklich ist. Und an dieser Stelle sagte ich schon einmal, und ich sage es noch einmal: Der Mehrheitseigentümer der steirischen Firma Remus ist Hans-Peter Haselsteiner. Und was erzeugt Remus? - Hochwertige Auspuffanlagen für Automobile. Das gehört mehrheitlich auch dem Haselsteiner, daher ist es komisch, warum man da jetzt den Autofahrer bekämpft. Irgendwie verstehe ich das nicht ganz. Ein Kompliment an den Gerhard Kubik. Wo ist er? (Der Redner blickt suchend durch den Raum. - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Hinter Ihnen! - Allgemeine Heiterkeit.) Zum Thema Umweltzonen wirklich ein guter Pressedienst von Kollegen Kubik. Was hat er gesagt? - Es könnten dann nur mehr 10 Prozent fahren, da 90 Prozent nicht der Euro 6- Abgasnorm entsprechen würden. Denn diese Schadstoffbelastungen müssen dann interessanterweise, wenn der Lobau-Tunnel kommt, irgendwo in der Umgebung abgegeben werden. Kurz zur Erinnerung, meine Damen und Herren, vor mehr als 30 Jahren ist das Blei-Ethylen aus dem Ottokraftstoff, also aus dem Benzin nach dem Verbrennungsprinzip von Nikolaus Otto entfernt worden, also seit mehr als 30 Jahren haben wir kein Blei mehr im Benzin. Es wurden um die Jahrtausendwende Dieselöl und auch Benzin entschwefelt, Schwefel ist also auch keiner mehr drinnen. Dann haben wir Mitte der 2000er Jahre den DPF, den Dieselpartikelfilter bekommen. Das heißt, wenn Sie heute bei einem Neuwagen ein weißes Taschentuch zum Auspuff halten, kommt gar nichts mehr heraus. Was da also jetzt alles so furchtbar ist, weiß ich nicht, ich verstehe es ganz einfach nicht, aber das hat sicher einen anderen Hintergrund. Zum Todesfall in Deutschland, den Kollege Lindenmayr angesprochen hat: Gott sei Dank sind diese Täter härtest bestraft worden, gar keine Frage, unbestritten. Interessant ist, was der Kollege Lindenmeier nicht gesagt hat, das sind die Namen. Ich möchte jetzt nicht mehr dazu sagen, denn "Nomen est omen" sagt dazu der Lateiner. Ganz interessant, das wäre auch einmal zu hinterfragen. Was habe ich mir noch aufgeschrieben? - Ich gebe zu, bei der ÖVP kenne ich mich auch nicht ganz aus: doch eher für die Autofahrer oder doch eher gegen die Autofahrer? (GR Mag. Manfred Juraczka: Aber einen Verdacht haben Sie?!) - 20 Minuten sind eh lang, eine etwas längere Redezeit ist eine gute Geschichte. - Es gab vor einiger Zeit diese Diskussion - ich weiß nicht mehr, wer sie ins Spiel gebracht hat - um Tempo 30 in der Nacht auf dem Gürtel: Aha. B 221, übergeordnetes Straßennetz, Tempo 30 am Gürtel. Was ist gekommen - auch hier ein ernstgemeintes Kompliment an die Bezirksvorsteherin Nossek von den GRÜNEN. Was hat sie gesagt? Nein, brauchen wir nicht. Allen Ernstes hat sie gesagt, nein, das brauchen wir nicht. Mich hat es gewundert, das gebe ich zu. Ein Kompliment an diese Frau. Was mich aber auch gewundert hat, ist, dass die ÖVP-Bezirksvorstehung vom 8. Bezirk gesagt hat, das ist eine gute Idee. Also die ÖVP-Bezirksvorsteherin vom 8. Bezirk wünscht sich auch Tempo 30 in der Nacht am Gürtel! Vielleicht sollten wir einmal mit ihr darüber reden oder vielleicht herrscht zu wenig Kommunikation. Sie möchte auch das Radfahren in der Florianigasse einführen. - Das wird auch alle Bewohner dort freuen, denn da gibt es eh so viele Parkplätze im 8. Bezirk, auch die Wirtschaft, die Unternehmer werden sich freuen - wieder weniger Parkplätze, ganz phantastisch -, aber dafür möchte sie dann einen Radkurs für Senioren haben. Hin und wieder fahre ich auch mit dem Rad, und ich glaube, es fahren nicht so viele mit dem Fahrrad wie der Toni Mahdalik. Was ist denn ein Radkurs für Senioren? Und ab wann ist der, ab 60, 65, 70, 75? Das heißt, wenn einer früher nicht mit dem Rad gefahren ist, dann soll er es jetzt lernen? Ich weiß nicht, ob das nicht ganz ungefährlich ist für diese Senioren, wenn sie bis jetzt keinen Bezug zum einspurigen Fahrzeug gehabt haben. Das ist ganz interessant, der Radkurs für Senioren. Abschließend zu diesem Thema § 58 Abs. 1 der Straßenverkehrsordnung: "geistig und körperlich in der Lage, ein Fahrzeug zu lenken." Das würde vielleicht auch der Straßenverkehrsordnung, einem Bundesgesetz, widersprechen. Was habe ich mir da noch alles aufgeschrieben? Das Krankenhaus Nord, das vielleicht irgendwann einmal eröffnet wird, angeblich Teilbereiche heuer. Da kann ich mich auch noch an meine Zeit in der Bezirksvertretung erinnern, und vielleicht auch die Susanne Bluma, da haben wir damals gehört: 2012 wird dem U-Bahn- Grundliniennetz von 1976 entsprechend die U6 bis Stammersdorf-Rendezvousberg verlängert. Das wäre grundsätzlich eine gescheite Geschichte, jenseits der Stadtgrenze, da 2013 das Krankenhaus Nord eröffnet wird. Na gut, U-Bahn haben wir keine, wir schaffen nicht einmal eine Verlängerung zum Krankenhaus. Wann es eröffnet wird? - Wie gesagt, vielleicht heuer. So viel zum Thema Parkpickerl in Floridsdorf. Wir schaffen nicht einmal eine U6- Verlängerung, obwohl die Gleisanlage zum Krankenhaus vorhanden ist. Das wissen nur der Herrgott und die rot- grüne Stadtregierung, warum wir das nicht zusammenbringen. Dafür haben wir aber ein Nadelöhr geschafft, das haben wir zustande gebracht, auf der B 7 - B wie Bundesstraße - habe ich jetzt ein schönes Nadelöhr vor dem Krankenhaus. Warum, weiß auch keiner, aber wir sind natürlich an das Radwegenetz angebunden. Wir kriegen 240 überdachte Radabstellplätze, das wird alle Patienten freuen, das wird ältere Menschen freuen. Mein Vater mit 89 Jahren fährt dann vielleicht auch mit dem Fahrrad dorthin, wenn er in die Ambulanz muss. Also wunderbar, ausgezeichnet. Dafür haben wir allerdings nur 180 Autoabstellplätze. Jetzt weiß ich, im Donauspital, SMZ-Ost, gibt es 800 Kfz-Abstellplätze, und das sind aber zu wenige. Wie das also mit 180 in Floridsdorf sein soll, weiß ich nicht, meine Damen und Herren. Abschließend noch, das gibt ja auch immer ein bisschen etwas her - das habe ich heute auch schon gehört -, zu den Elektroautos. Das sei ja alles so toll und irgendjemand - war das der Kollege Lindenmayr? - hat gesagt, diese Lärmarmut. Was auch stimmt. Jetzt hören wir im Ausschuss ja auch immer, dass man sich Maßnahmen überlegen soll, wie es mit einem lärmarmen Fahrzeug bei Hörbehinderten, bei älteren Menschen ausschaut, bei denen das Hörvermögen nachlässt. Jetzt haben wir gesagt, da müssen wir halt künstlich wieder einen Lärm erzeugen. - Also, das ist ja auch nicht so einfach, zu sagen, na super, es wird immer leiser, aber der andere, der ältere Mensch nimmt es nicht mehr wahr. (GR Christian Oxonitsch: Die Welt ist unheimlich kompliziert!) - Natürlich ist das kompliziert. Na klar ist es kompliziert. Aber wir freuen uns, dass es gar keinen Lärm mehr macht, was ja auch nicht stimmt. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Es geht um Blinde und Sehbehinderte und nicht um die Hörbehinderten!) - Nein, die Hörbehinderten haben wir im Ausschuss auch gehört. Abgesehen davon macht ja auch jedes Schienenfahrzeug einen Lärm. Es ist auch interessant, dass die Straßenbahnlinie 25 wieder eingeführt wurde, die fährt in der Tokiostraße. Da hat sich eine Bürgerinitiative gebildet und gesagt, Skandal, die Straßenbahn macht einen Lärm. Da habe ich mir gedacht, da schau her, ich habe mir gedacht, die Elektrofahrzeuge und Schienenfahrzeuge machen gar keinen Lärm, es machen nur die Autos einen Lärm. Also auch hier Unzufriedenheit. Wie auch immer. Auch interessant, meine Damen und Herren, bei den Elektroautos - das haben Sie vielleicht den Medien entnommen - hat die Post AG mit ihren flotten Elektrofahrzeugen eine Dienstanweisung herausgegeben. Und was ist drinnengestanden, nachdem wir heuer erstmals nach vielen Jahren wieder einen strengen Winter in Wien hatten? - Bitte, schaltet die Heizung nicht ein, sonst können wir die Reichweite nicht erfüllen. Ich hätte mir da einen Aufschrei der Personalvertretung gewünscht, der Gewerkschaft: Ein Skandal, die Mitarbeiter müssen frieren! So einfach ist das nämlich nicht, das ach so tolle Elektroauto. Klar, wenn ich die Heizung öfters einschalte, dann werde ich nicht so weit kommen. Aber da habe ich nichts gehört. Das heißt, meine Damen und Herren, das ist sozusagen dann zurück zu den Wurzeln, auf gut Englisch "back to the roots", wie einst der gute, alte Puch-Haflinger - das wissen ja alte Heeresangehörige -, der hat auch keine Heizung gehabt, da sind die Soldaten dick vermummt mit dem Haflinger gefahren. Genau das wird es wieder sein: Wir werden das Elektroauto nicht mehr beheizen können, wir sitzen dann im kalten Auto, Heckscheibenheizung gibt es keine, Spiegelheizung keine, im Sommer natürlich auch keine Klimaanlage. Da fahren wir dann wie mit dem alten VW-Käfer, das gute, alte Dreiecksfenster werden wir aufmachen, da zieht es dann auch durch, meine Damen und Herren. Also alles Wischiwaschi. - Es ist eben nicht so einfach, wir lehnen die Postnummer 29 ab. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Zum Kollegen Irschik, recht herzlichen Dank für das Lob, vielleicht kann ich ein bisschen was zurückgeben. Im Zusammenhang mit den Lastenfahrrädern vielleicht auch noch die Information, mit dem darf man auch dort fahren, wo Kfz nicht fahren dürfen, also zum Beispiel in der Hauptallee, was im 2. Bezirk auch dazu führen kann, dass Lieferungen, die zum Beispiel vom Praterstern über die Hauptallee Richtung Engerthstraße kommen, doch außerhalb des Pratersterns fahren und deshalb schneller sind. Vielleicht sollte man sich daher von dem lösen, dass sich die Räder immer nur durchschlängeln, es gibt auch eine Unzahl von Kilometern Fahrradwege, da dürfen sie auch fahren. Ich denke mir also, es kann schon dazu führen, dass jene, die sich dieses Lastenfahrrad kaufen, ob das jetzt Unternehmer sind oder auch Vereine, die sich zusammengeschlossen haben und Einkaufsgemeinschaften bilden, meinen, das ist für sie die bessere Lösung, weil man nicht mit dem Auto im Stau steht, sondern mit dem Rad liefern oder abholen und hinführen kann. Da das jetzt auch gesagt worden ist: Es ist nicht gedacht, dass damit das Billy-Regal von der neuen IKEA-Filiale ausgeliefert wird. Man sollte halt die Artikel immer ganz lesen. Man kann es dort bestellen, und es wird dann geliefert. Aber das sind dann so Kleinigkeiten. Vielleicht noch einen Hinweis für den Kollegen Irschik: In der Florianigasse darf man heute schon mit dem Fahrrad fahren. (GR Wolfgang Irschik: Aber nicht gegen die Einbahn!) - Vielleicht nicht gegen die Einbahn, aber man darf schon fahren. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Im oberen Teil auch gegen die Einbahn!) Man muss das auch immer genau sagen, denn er sagt, in der Florianigasse darf man mit dem Fahrrad nicht fahren, das stimmt nicht, man darf fahren (GR Mag. Rüdiger Maresch: Im oberen Teil auch gegen die Einbahn!), und im obersten Teil offensichtlich gegen die Einbahn, im unteren Teil wird es wahrscheinlich Verkehrssicherheitsgründe geben, dass es nicht möglich ist. Jetzt auf den Kollegen Fürnkranz eingehend, der ja auch in diesem Zusammenhang Mobilitätsagentur und Verrechnung für die Anträge, die hereinkommen, das Foto hergezeigt hat. Ich kann auf dem Foto nicht erkennen, dass sich das Fahrrad in Bewegung befindet. Also, wenn es Sie besser schlafen lässt, nehmen Sie meine Aussage, ich habe es gesehen, die sind dort gestanden, eingestiegen, haben fotografiert, sind wieder ausgestiegen, die sind also gar nicht gefahren. Das passiert. (Zwischenruf von GR Georg Fürnkranz.) - Das mag schon sein, aber er hat gesagt, die fahren ohne Helm, aber die sind gestanden, es hat nichts passieren können. Sie brauchen keine schlaflose Nacht mehr haben, es ist nichts passiert und hätte auch nichts passieren können, weil sie gestanden sind. Viele Fördermaßnahmen und diese besonders ist eine sicher spezielle, aber wir denken, dass auch die Diskussion dazu führt, dass sich einige überlegen, das wirklich in Anspruch zu nehmen. Und noch eine Bemerkung: Die Mobilitätsagentur, die das abrechnet und verrechnet, hat eine einzige Aufgabe, die Anträge entgegenzunehmen, zu kontrollieren, ob sie dem entsprechen, was vorgesehen ist. Sie hat keine Bewertungsgründe anzuführen, sondern sie nimmt das entgegen, und solange es Förderungen gibt, wird das ausbezahlt. Sie kann nicht reihen. Also auch diese Angst braucht man nicht zu haben. Wir denken, das Lastenfahrrad ist eine sinnvolle, notwendige Ergänzung und deshalb ist diese Förderung sinnvoll. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist mit den Stimmen von Rot und GRÜN, gegen FPÖ, ÖVP, NEOS mehrheitlich so angenommen. Es liegen sieben Beschlussanträge vor, die ich zur Abstimmung bringe. Beschlussantrag der NEOS betreffend Klimaschutz durch vermehrten Einsatz von Lastenfahrrädern im Fuhrpark des Magistrats der Stadt Wien. Hier wird die Zuweisung an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Beschlussantrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist gegen die Stimmen der FPÖ, mit den Stimmen der anderen Fraktionen mehrheitlich angenommen. Beschlussantrag der NEOS betreffend Befreiung von Taxis und von Carsharing-Fahrzeugen von der Parkometerabgabe. Hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist abgelehnt, hat lediglich die Stimmen der NEOS erreicht. Beschlussantrag der NEOS betreffend Ermächtigung der Gemeinde Wien zur Einführung einer Abgabe für das Abstellen von mehrspurigen Kraftfahrzeugen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr. Hier wird ebenfalls die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist abgelehnt, hat nicht die erforderliche Mehrheit, gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ, GRÜNEN und SPÖ. Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Fürnkranz, Baron, Guggenbichler, Kasal betreffend keine Fahrverbote für ältere Diesel-PKW. Hier wird auch die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das hat nicht die erforderliche Mehrheit, lediglich die Stimmen von ÖVP und FPÖ. Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Nepp, Ebinger und Fürnkranz betreffend Heldenplatz bleibt Heldenplatz. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit den Stimmen von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen von GRÜNEN und SPÖ und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Beschlussantrag der FPÖ betreffend Sicherheit im Radverkehr. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen der FPÖ, gegen die Stimmen der anderen Fraktionen, und hat somit nicht die erforderliche Mehrheit. Schlussendlich der Beschlussantrag der FPÖ betreffend Zulassung von Anrainerzonen ohne Parkpickerl. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen von NEOS, ÖVP, FPÖ, gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN, und hat somit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 26 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8178 im 3. Bezirk, KatG Landstraße. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Zuseher! Wir werden diesem Flächenwidmungsplan zustimmen, nachdem ja die anfänglichen Streitereien beseitigt wurden. Ich möchte nur gerne zu diesem Punkt drei Anträge einbringen. Der erste Antrag betrifft die Flächenwidmung Ankerbrotfabrik. Im Jahr 2009 wurde ja von der Loft City GmbH in Absprache mit der Stadt Wien ein Teil des Areals an die Loft City GmbH verkauft. Es sind Leitlinien entwickelt worden, in denen zu lesen war, dass geplant ist, eine teilweise Wohnnutzung zu ermöglichen, im - glaube ich - Verhältnis 50 zu 50. Diese Loft City GmbH hat dann Wohnlofts gebaut und verkauft. Es war auch so, dass die Baubehörde die Schaffung von Wohnraum trotz der vorliegenden Widmung genehmigt hat, obwohl die vorliegende Widmung ja eigentlich Wohnbau untersagt. Es wurden dann in einem weiteren Schritt die Wohnungen auch verkauft, immer in dem guten Glauben, dass, wenn eine neue Widmung kommt, auch Wohnnutzfläche gewidmet wird. Derzeit ist der neue Flächenwidmungsplan in der Begutachtung und da steht dezidiert drinnen, dass es keine Wohnwidmung geben wird, sondern sogar, dass es ein Wohnnutzungsverbot geben soll, da es angeblich Nutzungskonflikte mit den Atelierbetrieben der Kunstinstitutionen vor Ort geben soll. Die meinen aber, Sie sehen da keinen Konflikt. Das große Problem, das sich stellt, ist aber, dass es dort nun schon Wohnungseigentümer gibt. Und sollte diese Widmung so kommen, wie sie vorgesehen ist, dass nämlich keine Wohnnutzflächen gewidmet sind, dann besteht natürlich das Problem für die Eigentümer, dass es nicht nur zu einer enormen Wertminderung der Eigentumswohnungen kommt, sondern dass sie auch mit Strafverfahren von der Baubehörde zu rechnen haben. Das ist natürlich für die Wohnungseigentümer eine sehr unangenehme Situation, und sie sind enorm verunsichert. Daher bringen wir den Antrag ein, dass bei der bevorstehenden Änderung des Flächenwidmung- und Bebauungsplans im wesentlichen Teil des Areals im Sinne der Begründung, die ich eben angeführt habe, die Wohnnutzung ermöglicht werden soll. (Beifall bei der ÖVP.) Der nächste Antrag betrifft das Otto-Wagner-Spital. Das war ja eine Valentinstags-Aktion, als dort 98 Bäume gefällt wurden, als Vorarbeit dazu, um den Bauplatz für das Wohnbauprojekt zu schaffen. Interessant an der Sache ist, dass ja seitens des Krankenanstaltenverbunds an die WSE - Wiener Standortentwicklung GmbH - der Auftrag ergangen ist, eine Nachnutzungsstudie zu erstellen, bei der erarbeitet werden soll, wie man eine möglichst nachhaltige Bebauung durchführen kann. Normalerweise ist das Procedere ja so, dass man dann diese Studie hernimmt, veröffentlicht und dann diese Ergebnisse der Studien in die Bebauung einfließen lässt. Das Interessante an der Geschichte ist, es gibt angeblich diese Nachnutzungsstudie, nur kennt sie niemand. Wir fordern daher ein: Der Gemeinderat spricht sich für die umgehende Vorlage der bereits fertiggestellten Nachnutzungsstudie für das Otto-Wagner-Spital aus. Weiters sind die Bauarbeiten und die weiteren Abholzungen unverzüglich zu stoppen. (Beifall bei der ÖVP.) Der dritte Antrag betrifft die Vorgangsweise beim Projekt Heumarkt. Da möchte ich ein bisserl weiter ausholen. Das war schon 2008 ein Thema, und seit 2008 beschäftigt uns dieses ganze Areal rund um den Heumarkt. Denn schon 2008 hat die ÖVP auf Bezirks- als auch auf Landesebene gefordert, also sowohl die ÖVP-Landstraße als auch die ÖVP-Wien, dass es gilt, eine gültige Flächenwidmung zu erarbeiten, bevor das Grundstück zum Verkauf kommt. Die Eislauffläche hat ja nach wie vor keine Widmung, ist also ein grauer Fleck, es ist weder als Sportgebiet noch sonst irgendwie gewidmet. Daher war die Intention, da es ja geheißen hat, diese Fläche soll verkauft werden, dass die Stadt Wien vorgeben soll, in welche Richtung sich dieses Areal entwickeln soll. Man hat dann einen Baustopp verhängt, hat gesagt, man verwendet diese Zeit, um eine Flächenwidmung zu erarbeiten. Das ist nicht passiert. In der Zwischenzeit wurde das Grundstück verkauft. Man hat dann mit dem Investor Bürgerversammlungen gemacht, da durfte man hingehen, durfte sich wünschen, wie dieses Areal weiter genutzt werden soll, und so weiter. Und es gab dann auch ein Bürgerbeteiligungsverfahren, das, glaube ich, 1,7 Millionen EUR gekostet und zur Hälfte der Steuerzahler und zur Hälfte der Investor gezahlt haben. Das Interessante war, dass es dann auch noch einen Architekturwettbewerb gegeben hat, bei dem ja immer Gruppen zusammengefasst wurden. In diesen Gruppen war immer schon die ICOMOS vertreten. Die ICOMOS hat zu jedem Projekt, das dort eingereicht wurde, gesagt, nein, das geht mit dem Weltkulturerbe nicht zusammen! - Da hätten ja wirklich schon einmal alle Alarmglocken läuten müssen, Frau Stadträtin, da hätten Sie sich schon denken müssen, das wird eine haarige Geschichte, da müssen wir ein bisschen aufpassen. Dann wurde ein Projekt gekürt, von dem auch gleich gesagt worden ist, dass es mit dem Weltkulturerbe nicht zusammengeht. Jetzt haben wir folgende Situation: Wir stehen eigentlich vor einem Projekt, das einerseits grundsätzlich ganz gute Geschichten hat, wie zum Beispiel, dass der Wiener Eislaufverein saniert wird, dass es für den Sport auch eine unterirdische Eishockeyhalle geben soll, da Wien ja eine Sportstadt ist - wo sich aber die Frage stellt, ob es die Aufgabe des Investors oder Aufgabe der Stadt Wien ist, dafür zu sorgen, dass es so etwas gibt; dass es breite Durchwegungen mit einer Anbindung ans Marokkanerviertel gibt, wo die engste Stelle 5 m breit ist, das heißt, wirklich Durchwegungen ohne Angsträume. Es wird ein Turnsaal für das Akademische Gymnasium und für Vereine gebaut, wo sich auch die Frage stellt, ob es die Aufgabe des Investors oder die Aufgabe der Stadt Wien ist, dafür zu sorgen, dass es einen Turnsaal gibt, wenn man einen braucht. - Grundsätzlich wäre also das Projekt ja im öffentlichen Bereich teilweise ein guter Gewinn, allerdings übernimmt der Investor ganz viele Tätigkeiten, bezahlt sie auch, die eigentlich in der Verantwortung der Stadt Wien liegen. Die Sache ist aber auch so, dass dieses Weltkulturerbe natürlich eine Angelegenheit ist, die starke Emotionen auslöst, da die Wienerinnen und Wiener dieses Weltkulturerbe auch erhalten wollen. Und da muss ich Ihnen leider den Vorwurf machen, das hätten Sie schon vor Jahren riechen müssen, dass das kommt. Ihre Aufgabe als Planungsstadträtin ist, dafür zu sorgen, dass Sie zum einen eine Vision haben, in welche Richtung sich die Stadt weiterentwickeln soll, dies auch in Flächen- und Bebauungsplänen festsetzen müssen, damit die Wienerinnen und Wiener, die Anrainer, die Leute, die dort in Zukunft wohnen, aber auch die Investoren die Sicherheit haben, dass sie dort etwas schaffen können, dass die Wienerinnen und Wiener wissen, in welche Richtung geht es, und zum anderen auch in Einklang zu bringen, dass dieses Weltkulturerbe nicht gefährdet ist. Das ist Ihre Aufgabe und deswegen bringen wir auch den Antrag ein: Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass Weltkultur und Zukunftsvision in Einklang gebracht werden müssen, und die zuständige Stadträtin hat dafür insbesondere beim Projekt Heumarkt Sorge zu tragen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gelangt Frau GRin Dr. Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Ich möchte auf den Antrag der Kollegin Schwarz zum Otto-Wagner-Spital eingehen. Und zwar deshalb, weil in der Begründung Dinge beschrieben und geschrieben werden, die unrichtig sind und von denen ich fürchte, dass sie trotz besseren Wissens hingeschrieben worden sind. Es ist zum Beispiel unrichtig, dass das Konzept zur Nachnutzung, das von der Wiener Standortentwicklung GmbH erstellt werden sollte, eine mögliche Bebauung analysieren sollte. - Das ist falsch, und das sollten Sie wissen, das bessere Wissen können Sie durch Recherche erlangen. Richtig ist hingegen, dass bereits im April 2013 die Frage der Bebauung geklärt worden ist, und zwar durch ein ExpertInnengremium, das die Frage zu beantworten hatte, ob, und wenn ja, auf welche Weise, eine Bebauung im östlichen Areal des Otto-Wagner-Spitals erfolgen könnte. Also, bereits seit April 2013 ist die Entscheidungsgrundlage für eine Bebauung vorliegend, nämlich mit der Empfehlung einer geringen, abschließenden Bebauung im Osthang dieses Spitalareals, eine Bebauung auf zehn Baufeldern, mit ganz genau dargestellter Art und Weise und Höhe der Bebauung. Die Entwicklungsplanung, also auch ein letzter Prozessschritt, hat dann noch genau ausgeführt, wie und in welcher Qualität diese Bebauung zu erfolgen hat. Das heißt, es ist weiters unrichtig, dass mit dem Beginn der Bauarbeiten im Otto-Wagner-Spital irgendwelche Fakten vorzeitig geschaffen worden wären - es geht um das Wort vorzeitig. Die Grundlage und der Beschluss wurden 2013 gefällt, jetzt haben wir 2017, das heißt, man kann nicht von einem vorzeitigen Fakten Schaffen sprechen, sondern das, was jetzt erfolgt, erfolgt eben folgerichtig auf Grundlage dieser Entscheidungen und Empfehlungen aus den Jahren 2013 und 2014. Also, noch einmal: Das wesentliche Ziel der Bebauung im Otto-Wagner-Spital ist, dass in einer Stadt mit wachsendem und steigendem Bedarf an Wohnraum im ehemaligen Wirtschaftsbereich des Otto-Wagner-Spitals ein Schwerpunkt an sozialer Wohnnutzung und Gesundheit realisiert wird und dass im Hauptareal und im westlichen Areal des jetzt noch unter Spitalsnutzung stehenden Otto-Wagner-Spitals das Jugendstilensemble, der öffentliche Zugang und das öffentliche Eigentum voll erhalten bleiben. Und der soziale Wohnbau wird mit im Endausbau ungefähr 160 leistbaren, geförderten Genossenschaftswohnungen in Kombination mit sozialen Einrichtungen erfolgen. Das ist eine Nutzung, zu der ich voll und ganz stehen kann, und die, neben den noch zu findenden Nutzungen, nachdem das Spital ausgezogen sein wird, ein hoffentlich gut genutztes, belebtes und in dem Fall auch gut erhaltenes Kulturjuwel Otto-Wagner-Spital ermöglichen wird. Ich würde Sie bitten, diese Fakten zur Kenntnis zu nehmen und nicht wider besseres Wissen Dinge zu behaupten, die so nicht richtig sind. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Frau StRin Stenzel. StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Es ist eine Tragik der GRÜNEN, dass Sie durch verschiedene nachhaltige Bauvorhaben in Wien ihren eigenen Grundsätzen untreu werden. (Beifall bei der FPÖ.) Dazu gehört, auch wenn man es noch so gut begründet, das rücksichtslose Vorgehen auf dem Areal des Otto-Wagner-Spitals. Frau GRin Kickl (GR Mag. Rüdiger Maresch: Der Kickl ist bei euch!) - Sorry, Kickert, das war ein falscher Versprecher, aber sie weiß, ich meine Sie (Allgemeine Heiterkeit.), und Sie verzeihen mir das. Aber es wäre schön, wenn der Kickl auch da wäre. (Beifall bei der FPÖ.) Das wäre sicher lustig, wäre sicher intellektuell herausfordernd. Aber ich möchte die Zeit nicht wegnehmen. Nein, das rücksichtslose Vorgehen auf den Steinhof-Gründen ist eine Tragik der GRÜNEN. Ich war bei dieser ersten angedrohten Baumrodung, dem Baummord anwesend, wo viele aus verschiedenen Gründen dabei waren. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Waren Sie in Graz auch bei den 2.000 Baumrodungen?!) - Das hat mit Parteipolitik gar nichts mehr zu tun. Sie haben ein Projekt gesucht, eine Fläche gesucht, die Sie einer genossenschaftlichen Wohnbaugesellschaft günstig auf diese Weise zugeschanzt haben, nicht für Sozialwohnungen, dort werden sicher nicht Bedürftige wohnen, sondern Menschen, die ein höheres Wohnniveau anstreben. Sie opfern damit Architektur und einen Freiraum, der in der ganzen Umgebung in Umfragen, die, glaube ich, noch in die 80er Jahre zurückgehen, als erhaltenswert gewünscht wurde. Und Sie scheren sich einen Dreck darum. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Es geht nicht um die Steinhof-Gründe! - GR Christian Oxonitsch: Sie sind völlig woanders!) Ich verwechsle gar nichts. (Beifall bei der FPÖ.) Der Prof. Bernhard Lötsch hat, was die Nachnutzung dieser Steinhof-Gründe betrifft, sehr wohl in kurzen Worten darauf hingewiesen, dass eine vernünftige, auch medizinische Nachnutzung zum Beispiel für krebskranke Kinder, die einer Rehabilitation bedürfen, möglich gewesen wäre in diesen Pavillons. Nein, das wird einfach vom Tisch gewischt. Mich wundert es nicht, dass sich viele Grünwähler von Ihnen in Entsetzen abwenden. Aus diesem Grund wälzen ja Sie, Frau Stadträtin, und auch der rote Vertreter dieser Stadt, aber vor allem grüne Vertreter dieser Stadt alles auf Ihre Beamtenschaft ab. Ich habe Sie in letzter Zeit bei keiner wirklich wichtigen Bürgerversammlung gesehen, wo es um das umstrittene Hochhausprojekt am Heumarkt und den Wiener Eislaufverein gegangen ist. Da haben Sie Ihre Beamtenschaft hingestellt, die dürfen sich dann mit dem Schwall der Kritik auseinandersetzen. Die Frau Enzi von der Wertinvest wird dafür wenigstens gut bezahlt und kann dann sozusagen diese Kritik besser aushalten, die allerdings eine berechtigte Kritik an dem Projekt ist. Aber sie ist dafür verantwortlich, das so gut wie möglich zu vermarkten. Die Aufgabe von Ihnen, Frau Stadträtin und Vizebürgermeisterin, wäre es gewesen, dieses Hochausprojekt wie den Heumarkt zu verhindern, im Interesse Ihrer Grünpolitik, im Interesse Ihrer früheren ideologischen Ausrichtung für Denkmalschutz (Beifall bei der FPÖ.), für Ortsbildpflege, für den Erhalt des Weltkulturerbes. Da sind Sie früher auf die Barrikaden gegangen, das gilt jetzt auf einmal alles nichts und Sie haben eine 180 Grad Kehrtwendung vollzogen. Sie sind auf Seiten eines privaten Investors, eines privaten Entwicklungsprojektbetreibers, der mit Fremdkapital, nicht nur mit seinem eigenen, arbeitet und seinen Kunden natürlich verpflichtet ist. Daher muss man dieses Projekt auch durchpeitschen, denn sonst bekommt er ein Problem, sonst bekommt die Stadt Wien ein Problem mit diesen Leuten und sonst bekommen Sie ein Problem mit diesen Leuten. Und auf Grund dieses Faktums hat man sich den Masterplan Glacis hergerichtet, hat man sich die Hochhausrichtlinie gebogen und macht man eine Strategische Umweltprüfung, die Sie sich auch nach Ihrem Interesse und zweckgebunden auf dieses Projekt hin zurechtgebogen haben. Und das macht Sie unglaubwürdig in dieser ganzen politischen Frage. (Beifall bei der FPÖ.) Natürlich bekommen Sie, nachdem Bgm Häupl heute nicht da ist, halt heute meinen ganzen Unwillen ab. Aber ich muss Ihnen ehrlich sagen, Sie haben die Verantwortung, Sie sind eine verantwortliche Stadträtin. Ich bin leider nur eine Stadträtin ohne Portefeuille. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Schade!) Ich muss sagen, ich hätte diesem Projekt mit Portefeuille nie zugestimmt! (Beifall bei der FPÖ.) Sie machen die Rechtsanwaltskanzlei List, die hier im Dienste einer Bürgerinitiative steht - nicht im Dienste einer Partei -, mit einem erfahrenen Verwaltungsrechtler, der an der Universität Wien lehrt, lächerlich, indem Sie sagen, Sie haben ja ein Gegengutachten gemacht. Ich glaube, es war bei der letzten Gemeinderatssitzung, als Bgm Häupl gesagt hat, das stimme ja alles nicht, das sei ja alles lächerlich und Sie hätten ein Gegengutachten. Zeigen Sie dieses Gutachten her, verehrte Damen und Herren! Herr Bürgermeister, zeigen Sie das Gegengutachten zu der Anwaltskanzlei List her, ob er denn so unrecht hat, ob diese Anwaltskanzlei so unrecht hat, dass hier ein Vertrag der Republik mit der UNESCO gebrochen wird! Macht ja alles nichts, werden wir halt vertragsbrüchig, biegen wir das halt wieder so hin, schreiben wir halt wieder einen Bericht an die UNESCO, für die das ja alles unglaublich gut passt: Ein Turm, der die Höhe überschreitet, ist ja konform mit dem Weltkulturerbe. Ein noch größerer Hotelblock, der statt 43 m, oder wie hoch er jetzt ist, auf 55 m empor noch klobiger gemacht wird, ist ja umweltkonform, ist ja denkmalschutzkonform. Macht ja alles nichts. Er ist nicht einmal klimageeignet, denn in den 60er Jahren, als man das Hotel InterContinental geplant und gebaut hat, entnehme ich diesen ganzen Studien, hat man davor gewarnt, dass das eine negative Wirkung für das Stadtklima und für den Stadtpark hat. Deshalb hat man damals schon das Hotel InterContinental etwas niedriger gebaut. - Alles egal, jetzt bauen wir es halt höher, egal, ob die Bäume im Stadtpark eingehen oder nicht. - Nein, ich könnte keine Minute schlafen, Frau Vizebürgermeisterin, wenn so etwas vor meinen Augen hier passiert. (Beifall bei der FPÖ.) Das, was Sie die Öffentlichkeit nennen, das sogenannte kooperative Verfahren - das kann man hier auch wunderbar nachlesen und darüber ist heute übrigens auch im "Kurier" berichtet worden -, das ist kein öffentliches Verfahren, das ist nicht dem adäquat, was laut EU-Richtlinien eine Umweltprüfung sein sollte. Deshalb wurde jetzt noch von dieser Anwaltskanzlei bei der Europäischen Kommission Beschwerde eingelegt, und die Europäische Kommission prüft das. Sie nehmen also EU-Recht nicht ernst. Sie nehmen einen völkerrechtlichen Vertrag nicht ernst, die Welterbe- Konvention, der Österreich noch dazu freiwillig beigetreten ist und wo sich Wien freiwillig bemüht hat, diesen Welterbe-Titel zu bekommen. Und Sie stimmen dem Bauprojekt eines privaten Investors zu, denn das ist bitte schön kein Sozialbau, der erleichtert nicht die Wohnungsnot in Wien, die auch Sie zu verantworten haben - in diesem Fall vor allem Rot und weniger Grün -, nein, Sie erweisen Österreich, Sie erweisen der Republik, Sie erweisen der Stadt einen wirklich schlechten Dienst. Frau Vizebürgermeistern, Sie haben vor der letzten Wahl gesagt, wenn Sie irgendein Quorum nicht erreichen, würden Sie zurücktreten. Ich kann nur sagen, ja, treten Sie zurück, treten Sie zurück auf Grund Ihres Versagen, Ihres Verrats an grünen Prinzipien in Sachen Weltkulturerbe (GR Mag. Rüdiger Maresch: Wie war das mit den VP- Prinzipien?!), in Sachen Denkmalschutz und in Sachen Klimaschutz. (Beifall bei der FPÖ.) Nur die direkten Wege machen es nicht aus. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Wie war das mit der ÖVP und Ihren Prinzipien?!) - Sie können sicher sein, ich bin bei der FPÖ, weil ich prinzipientreu bin. Wäre ich nicht prinzipientreu gewesen, wäre ich noch bei der ÖVP. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.) Lassen Sie mich noch zum Schluss kommen. Es ist traurig, ich würde es der ÖVP vergönnen, auch heute, und in vielem gibt sie ja den Freiheitlichen mittlerweile recht, nicht nur in der großen Politik, was die Asylfrage oder Mindestsicherung betrifft, sie gibt auch in vielen anderen Fällen der ÖVP recht. Sie ist ein Nachahmer, aber da sie in der großen Koalition gefangen ist, kann sie sich nicht rühren, und daher sind alle diese Forderungen leider auch unglaubwürdig. Also, glauben Sie mir, es ist die Freiheitliche Partei, der ich jetzt angehöre, sehr wohl eine bessere Vertreterin der Bürger, eine bessere Vertreterin für den Kulturgüterschutz und eine bessere Vertreterin für die Interessen der Wienerinnen und Wiener, die Sie ununterbrochen verraten. (Beifall bei der FPÖ.) - Gut, ich danke. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Nächster Redner ist Herr GR Fürnkranz. (Zwischenruf bei den GRÜNEN, es sei nun VBgm.in Mag. Maria Vassilakou am Wort.) - Vor einer Minute wurde mir von dieser Seite Fürnkranz gemeldet, und ich habe das jetzt mit dem Büro abgesprochen, dass Sie als Letzte zu Wort kommen. - Bitte, Kollege Fürnkranz. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Ich fürchte, dass sich das, was ich sage, in etwa auf das Gleiche beziehen wird, denn die Hoffnung, dass Sie einsichtig sind und sich von unserer Stadträtin überzeugen haben lassen, sowohl in die eine Richtung, nämlich dieses wirklich desaströse Projekt endlich aufzugeben, als auch in die andere Richtung, Ihr einzig positives Wahlversprechen, nämlich zurückzutreten, wenn die GRÜNEN verlieren, wahrzumachen, ist leider nicht sehr wahrscheinlich. Daher fürchte ich, dass ich im Wesentlichen nur das Gleiche sagen kann, ob ich vor oder nach Ihnen spreche. Es tut mir leid, anders wäre es mir lieber, deswegen hätte ich auch gerne auf Ihre Stellungnahme gewartet, aber wie gesagt, ich bin Realist. Zur Sache: Wir reden heute über einen Flächenwidmungsplan im 3. Bezirk. Im Gegensatz zu dem, worüber heute im Großen und Ganzen gesprochen worden ist, ist in diesem Bereich Konsens. Ja, Wien braucht neue Flächenwidmungspläne. Das ist ganz entscheidend, ganz wichtig für die Wirtschaft, für die Bevölkerung, für die Rechtssicherheit. Und ganz im Gegenteil, Flächenwidmungsverfahren sind eine wichtige Angelegenheit, sollen ordnungsgemäß abgewickelt werden, und wenn sie vernünftig sind, finden sie auch Konsens hier im Gemeinderat. Wir haben aber leider Gottes gleichzeitig ein anderes Flächenwidmungsverfahren, bei dem nicht zu erwarten ist, dass es darüber Konsens geben kann, weil es sich nämlich schlicht und ergreifend gegen verschiedene rechtliche Bestimmungen und gegen moralische Verpflichtungen der Stadt Wien richtet. Das Bemerkenswerteste an diesem nun vorgelegten Flächenwidmungsplanentwurf, der sich mit dem Eislaufverein-Gelände beschäftigt, ist Folgendes: Ich lese Ihnen das vor, damit die Problematik der ganzen Sache noch einmal so richtig klar wird. Sie haben hier etwas vorgelegt, was klar Ihren eigenen Vorschriften widerspricht, und Sie tun dann so, als wäre das alles nicht wahr. Ich lese vor: Auf Grund des im gegenständlichen Planentwurf zusätzlich vorgesehenen Hochhauses ist das Wiener Hochhauskonzept zu beachten. Vorrangig das Hochhauskonzept 2002, da der erforderliche Architekturwettbewerb bereits vor der Beschlussfassung des neuen Hochhauskonzeptes abgeschlossen war. - Ich lasse ein bisschen was weg, da es sonst zu lange dauert. - Hinzuweisen ist auf den Umstand, dass gemäß Hochhauskonzept 2002 - das eben wie gesagt gilt - die Kernzone des UNESCO Weltkulturerbes "Historisches Zentrum von Wien", in der das Hochhausprojekt liegt, als Ausschlusszone zu sehen ist. Das heißt, das, was Sie hier vorschlagen, widerspricht den Vorschriften, die anzuwenden sind. Das steht in Ihrem eigenen Motivbericht. Und da dann offensichtlich dem Autor klar geworden ist, dass es nicht wirklich sinnvoll ist, das so vorzulegen, schreibt er dann ein paar Zeilen weiter: Das mit dem Planentwurf vorgeschlagene Hochhaus darf nicht als leichtfertiges Hinwegsetzen über zu Beginn des Verfahrens bestehende Vorgaben gesehen werden, sondern ist das Ergebnis einer intensiven städtebaulichen Auseinandersetzung mit dem betroffenen Ort. - Sind Sie mir nicht böse, einen Euphemismus dieser Art habe ich noch selten irgendwo gelesen. Es geht um Rechtsfragen, Sie halten sich nicht dran und sagen, das ist nicht ein sich darüber Hinwegsetzen, sondern das ist eine Weiterentwicklung. - Ja, wo sind wir denn? Sind wir noch ein Rechtsstaat, oder was ist das jetzt eigentlich in Wien? Von der ÖVP wurde ein Antrag eingebracht, der uns jetzt zu dieser Debatte veranlasst hat. Ich muss jetzt ehrlich sagen, ich verstehe die Kollegen von der ÖVP nicht so wirklich. Was da drinnensteht, könnte man so auslegen: Als Stadträtin hätte ich nichts dagegen, wenn das beschlossen wird, denn dann kann ich eigentlich weitermachen wie bisher. Es steht nur drinnen: "spricht sich dafür aus, dass Weltkultur und Zukunftsvision in Einklang gebracht werden können". Seien Sie mir nicht böse, mit schönen Worten werden wir in dieser Angelegenheit nicht viel erreichen. Klare Entscheidungen gehören her. Dort, wo UNESCO-Weltkulturerbe ist, haben Hochhäuser dieser Form keinen Platz, das steht klipp und klar im Hochhauskonzept 2002, das anzuwenden ist, deshalb ist alles ein Herumdiskutieren über unverbindliche Kleinigkeiten. Da ich denke, wir sollten zu einer klaren Entscheidung kommen, stellen wir den Antrag: "Der Gemeinderat spricht sich gegen die Errichtung jeglichen Hochhausprojekts in der Kern- und Pufferzone des Weltkulturerbes sowie in jenen Bereichen, in denen ein solches Bauprojekt die wesentlichen Sichtachsen auf die Bereiche des Weltkulturerbes beeinträchtig, aus." - Ich ersuche Sie um Zustimmung und danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Frau VBgm.in Vassilakou. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau StRin Stenzel, es gibt Debattenbeiträge, die dazu geeignet sind, dass man sich austauscht, dass man Argumente vorbringt, dass man sich anhört, was die andere Seite zu sagen hat. Manchmal findet man einen Mittelweg, manchmal findet man keinen, jedenfalls sind das Debattenbeiträge. Dann gibt es Auftritte, die dazu dienen, dass man Aggressionen und seinen Hass ausleben kann. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Dafür sind die GRÜNEN Spezialisten!) Das sind Beiträge wie der, den Sie gerade geliefert haben, der obendrein einen derartigen Rundumschlag darstellte, dass es mir echt schwer viel, alles zu behalten, was Sie da alles hier nicht angesprochen haben. Deshalb werde ich das auch nicht tun. Ich werde mich auf einen einzigen Aspekt konzentrieren, denn der erscheint mir ganz besonders wichtig zu sein. Insbesondere, weil ich eine derartig unverfrorene Verdrehung jeglicher Wahrheit noch nie erlebt habe. Sie stellen sich da her und werfen den GRÜNEN die Verbauung des Ostareals am Otto-Wagner-Spital vor. Sie sind es - ich weiß natürlich, die, die nicht so lange hier im Gemeinderat sitzen, recherchieren nicht in der Vergangenheit, denn das ist natürlich wahnsinnig mühsam und kompliziert alles, und deshalb wird man von Amnesie befallen -, aber es ist die FPÖ, die jenem Flächenwidmungsplan zugestimmt hat, der die Verbauung des Ostareals möglich machte. Und Ihr eigener Herr Stadtrat Mahdalik - ich habe die Zitate aus der "Krone", war es, der damals erklärte, wie toll das alles ist und dass der Verlust von ein paar Bäumen dort eigentlich absolut nebbich ist, weil das alles so toll ist. (GR Dominik Nepp: Nicht in dem Ausmaß!) - Die FPÖ hat jenem Flächenwidmungsplan zugestimmt (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.), der diese Verbauung möglich machte. Die GRÜNEN waren dagegen. Dieser Flächenwidmungsplan hat auf dem Areal des Otto-Wagner-Spitals 600 Wohnungen vorgesehen, 600 Wohnungen, dem haben Sie die Zustimmung gegeben. Dem haben Sie die Zustimmung gegeben, Sie haben dafür gestimmt, dass 600 Wohnungen dort gebaut werden. (Anhaltende Unruhe bei der FPÖ.) Das hätte wiederum zur Folge gehabt, dass mehrere Hundert Bäume gefällt werden müssen. Sie haben zugestimmt! Sie haben zugestimmt! Sie haben zugestimmt! Es tut mir leid, die FPÖ hat zugestimmt. Und als dann die GRÜNEN und ich das Stadtentwicklungsressort übernommen haben, war eine meiner ersten Taten, zu sagen, ich kann nicht zusehen, wie hunderte Bäume gefällt werden, ich kann nicht zusehen, wie der Osten des Otto-Wagner-Spitals verbaut wird, ich kann nicht tatenlos zur Kenntnis nehmen, dass eine Entscheidung aus der Vergangenheit, die ich als Fehlentscheidung bezeichne, so umgesetzt wird, wie sie erfolgt ist. Also habe ich ein Mediationsverfahren initiiert, das zur Folge hatte, dass nunmehr nur mehr 160 Wohnungen entstehen, von denen ein nicht unbeträchtlicher Teil sozialen Nutzungen vorbehalten ist. Nämlich Wohngemeinschaften für betreutes Wohnen, Seniorenwohnen, gesundheitsaffine Nutzungen, sodass als Ergebnis dieser Mediation, das heißt, der Korrektur Ihrer Fehler, der Korrektur Ihrer Fehler - die GRÜNEN mussten Ihre Fehler korrigieren! - nun mehrere Hundert Bäume gegenüber dem, wo Sie zugestimmt haben, gerettet wurden. Und dann stellt sich Frau Stenzel her (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) und vergießt Krokodilstränen und erzählt uns etwas von Baummassaker und von der Verbauung und vom Weltkulturerbe! Ja, wissen Sie nicht, bei welcher Partei Sie gerade gelandet sind? Schämen sie sich! (Unmutsäußerungen bei der FPÖ. - Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Zum gegenständlichen Plandokument wurde ja an sich nichts gesagt, es wurde auch im Ausschuss einstimmig beschlossen. Ich möchte nur kurz zu dem einen Antrag betreffend Ankerbrotfabrik anmerken, dass wir natürlich alle Interventionen von jenen gehabt haben, die sich Lofts gekauft und im Rahmen ihres Gewerbes dort Dienstwohnungen eingerichtet haben, worin sie auch selbst wohnen dürfen. Diese Dienstwohnungen werden auch zukünftig möglich sein, es wird also kein Recht genommen, es wird auch keine Abwertung von Vermögen vorgenommen, denn sie haben an sich einen Gewerbebetrieb gekauft, in dem sie eine Wohnung eingerichtet haben. Das ist weiterhin möglich und damit ist es dasselbe wert. Deshalb wurde dann auch in dem Verfahren entschieden, dass es Sinn macht, auch wegen der kulturellen Betätigungen, die dort im Umfeld stattfinden, und um Konflikte zu vermeiden, dass dort nur diese Dienstwohnungen erlaubt sind. Niemand braucht Angst haben, dass die Baupolizei kommt. Die Wohnungen sind abgenommen, denn wenn es das Gewerbe nicht mehr gibt, gibt es auch die Wohnung nicht. Eine Wertsteigerung auf Grund eines neu geschaffenen Wohnungseigentums, das man dann verkaufen kann, liegt in dem Fall vor, aber eine Wertminderung des gegenständlichen Wertes nicht. Deshalb ersuche ich, auch bei diesem Antrag nicht zuzustimmen. - Danke. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 26. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Es liegen wieder ein paar Beschlussanträge vor. Beschlussantrag der ÖVP betreffend Flächenwidmung Ankerbrotfabrik, Wohnnutzung ermöglichen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind FPÖ, ÖVP, NEOS, gegen GRÜNE und SPÖ, und somit hat der Antrag nicht die erforderliche Mehrheit. Beschlussantrag der ÖVP betreffend Baustopp für das Wohnbauprojekt auf dem Areal des Otto-Wagner-Spitals. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das gleiche Abstimmungsverhalten: Stimmen von NEOS, ÖVP und FPÖ, gegen die Stimmen von Rot und GRÜNEN, damit nicht die erforderliche Mehrheit. Beschlussantrag der ÖVP betreffend weitere Vorgangsweise beim Projekt Heumarkt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind ÖVP und NEOS, gegen die Stimmen von FPÖ, GRÜNEN und Sozialdemokraten, damit nicht die erforderliche Mehrheit. Beschlussantrag der FPÖ betreffend Rettung des Weltkulturerbes Wien. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. Das sind lediglich die Stimmen der FPÖ, gegen die Stimmen von ÖVP, NEOS, GRÜNEN und SPÖ, somit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 23 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die Wiener Ordensspitäler. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Wagner, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Geschätzte Damen und Herren, Sie haben es bereits vom Herrn Vorsitzenden gehört, es geht um die Subventionsvereinbarung der Ordensspitäler für das Jahr 2017 in einer Größenordnung von 67,7 Millionen EUR. Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gelangt GRin Dr. Kugler. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir stimmen diesem Akt natürlich gerne zu. Ich glaube, das Wichtigste ist es, hier am Anfang den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ordensspitäler für ihre großartige Arbeit zu danken. Die Ordensspitäler machen für das Wiener Gesundheitssystem eine großartige Arbeit, sie sind effizient, sie können ein Vorbild sein für viele andere Spitäler und sie haben auch immer wieder im Rahmen ihrer Vorkalkulationen abgeschlossen. Ich sage dazu nur ein Beispiel in Bezug auf Bauvorhaben, und daraus können Sie die Analogien auch selbst ziehen. In den letzten Jahren hat die Stadt Wien für Bauvorhaben der Ordensspitäler 100 Millionen EUR Zuschuss gegeben, und alle sind im Rahmen abgeschlossen worden, das heißt, sowohl zeitlich als auch im Rahmen des Budgets. Es ist wichtig für die Ordensspitäler, dass sie in Zukunft auch weiter Planungssicherheit haben. Es gibt eine Vereinbarung über mehrere Jahre, das ist gut. Es ist wichtig, das auch so weiterzuführen, und ich glaube, es wäre auch wichtig, dass man überlegt, ob man die Abrechnung durch die LKF-Punkte für die Ordensspitäler und die Spitäler der Stadt Wien vereinheitlicht; das wäre dann vielleicht auch gerechter und einfacher. Es gibt eine andere Sache, die uns die Ordensspitäler voraus haben, und das ist etwas, das ich heute auch ohne dazugehörigen Antrag nur kurz ansprechen möchte, insbesondere für die Gesundheitssprecherinnen und -sprecher, aber auch für die Frauensprecherinnen aller Fraktionen, und das ist das Thema "Angebot der Gratisgeburt für nicht versicherte Frauen". Es ist so, dass in Wien durch die Veränderungen in den letzten Jahren immer mehr nicht versicherte Frauen leben. Wie kann das gehen? Vielleicht ist das manchmal schwer verständlich. Ich nenne Ihnen ein paar Beispiele: Das sind zum Beispiel Frauen, die nur mit Touristenvisum - drei Monate - in Österreich sind. Es sind Frauen, die einen Österreicher geheiratet haben oder jemanden, der bereits eingebürgert ist, und vielleicht zu wenig verdient, damit sie ihren Aufenthalt legalisieren können, oder sie sind dafür zu jung, denn man muss 21 Jahre alt sein. Es sind aber auch Frauen, die aus einem anderen EU-Land kommen, in Wien leben und entweder nicht arbeiten oder auch schwarzarbeiten und nicht versichert sind. Diese Frauen werden immer mehr. Die Ordensspitäler bieten für betroffene Frauen, also Schwangere, die zum Gebären kommen wollen, aber nicht versichert sind und das auch nicht selber bezahlen können, die Möglichkeit entweder einer Gratisgeburt oder einer ermäßigten Geburt an. Das heißt natürlich, wenn eine Frau bereits in den Wehen ist, kann sie von keinem Krankhaus abgewiesen werden, das ist klar. Nur, vom KAV bekommen diese Frauen anschließend eine Rechnung zugeschickt. Man kann nun bei den Ordensspitälern auf Anfrage entweder eine Gratisgeburt haben oder eben eine ermäßigte Geburt, diese kostet dann zirka 850 oder 880 EUR. Das machen die Ordensspitäler. Ich glaube, es wäre gut, wenn alle Wiener Spitäler so ein Angebot hätten. Ich würde mich freuen, wenn die Frauensprecherinnen, die Gesundheitssprecher über dieses Thema auch miteinander reden könnten. Hier kann man ganz konkret einen Missstand beseitigen und Betroffenen helfen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich habe heute noch zwei Anträge mitgebracht, einer betrifft die Notärzte. Sie haben es alle in den Medien verfolgt, seit zwei Jahren spricht man immer wieder von einem Notärztemangel in Wien. Bisher hat es immer geheißen, wir haben überhaupt kein Problem, es stimmt, die Planstellen sind vielleicht nicht zur Gänze besetzt, aber es gibt kein Problem. Da hat sich der Ton in den letzten Tagen und Wochen auch ein bisschen verändert, man hat eingesehen, man muss hier etwas tun. Wir möchten heute dazu einen Antrag stellen, dass die Versorgung durch Notärzte in Wien sichergestellt wird. Sie haben es sicher auch gelesen, Mitte Februar waren einmal nur zwei Notärzte im Einsatz, dann hat man Niederösterreich um Hilfe gebeten, von dort wurden Krankenwägen nach Wien geschickt, diese sind aber in Niederösterreich abgegangen. Beim Donauinselfest im Juni des Vorjahres gab es von SPÖ- Personalvertretern scharfe Kritik an diesen Zuständen. Es wurden Flugblätter mit der Aufschrift "Herzinfarkt, schwerer Unfall, die Wiener Rettung kommt, aber ohne Arzt!" verteilt, und es wurden auch Plakate mit der Aufschrift "Notarztmangel, Achtung - Lebensgefahr!" verbreitet. Wir wissen, dass der Notarzt ein schwerer Beruf ist, dass es anstrengend ist, dass es schlecht bezahlt wird, aber umso wichtiger ist es, dass wir jetzt überlegen, wie wir Anreize schaffen können, damit ausreichend Notärztinnen oder Notärzte zur Verfügung stehen, ob wir die Anzahl der Planstellen erhöhen können/müssen, wie wir sicherstellen können, dass diese alle besetzt sind. Dazu bringen wir heute einen Antrag ein. In diesem Zusammenhang möchte ich auch den Wiener Notärztinnen und Notärzten ganz herzlich für ihre großartige Arbeit danken. Ein zweiter Antrag, den ich heute mitgebracht habe, betrifft den kommenden Welt-Down-Syndrom-Tag. Sie wissen, das ist der 31. März. Mittlerweile hat es sich durchgesetzt, dass dieser auf der ganzen Welt begangen und das Thema diskutiert wird. Warum? - Weil 90 Prozent der ungeborenen Kinder, bei denen Down-Syndrom diagnostiziert wird, nicht das Licht der Welt erblicken. Spricht man dann mit Familien, die sich doch für das Kind entschieden haben, dann hört man Sätze wie: "Wenn ich gewusst hätte, dass es so ist, wie es heute ist, hätte ich mir viele Sorgen erspart." Eine andere Familie hat gesagt: "Wir haben uns für das Kind entschieden, weil es ein Wunschkind war und wir uns gedacht haben, man kann es nicht wie eine Kaufhausbestellung zurückschicken und ein anderes dafür bekommen." Ich glaube, dass es heutzutage an der Zeit ist, dass man Bewusstsein dafür schafft, dass das Leben mit einem Kind mit Trisomie 21 keine Tragödie ist, dass es dem Kind gut gehen kann, dass man als Familie glücklich gemeinsam leben kann. Aber man muss es sagen, man kann nicht voraussetzen, dass das jeder schon weiß. Darum schlagen wir heute in einem Antrag vor, dass der Wiener Gemeinderat die Stadtregierung auffordert, eine Öffentlichkeitskampagne über die Lebensqualität von Menschen mit Down-Syndrom zu organisieren. Wir fordern aber auch, dass diesen Familien und diesen Menschen die notwendige Unterstützung, sowohl in materieller als auch in immaterieller Form, gegeben wird. (Beifall bei der ÖVP.) Es stimmt, dass Menschen mit Trisomie 21 von vielen so gesehen werden, als würden sie nicht in unsere Welt passen, weil sie nicht so perfekt funktionieren, und man schließt daraus, dass sie nicht glücklich sein können und ihr Umfeld überfordern. Aber ich glaube, wir haben alle aus unserer eigenen Lebenserfahrung gelernt, dass das nicht stimmt und dass das, was glücklich ist und das, was glücklich macht, so relativ ist, dass wir keine Idee darüber, was perfekt ist, vorgeben können. Wir schlagen dies deshalb vor und bitten alle, unserem Antrag heute zuzustimmen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke. Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren! Ich werde es ganz kurz machen: Wir werden dem Antrag, so wie im Ausschuss auch schon besprochen, selbstverständlich zustimmen. Die Ordensspitäler leisten mit insgesamt 4.300 Mitarbeitern tagtäglich einen ganz wichtigen Beitrag für das Gesundheitssystem in Wien, und aus diesem Grund ist es uns auch ganz wichtig, dieser Subvention heute zuzustimmen. Wenn man weiß, dass jeder fünfte Patient in Wien, der heute entweder stationär aufgenommen wird oder auch tagesklinisch behandelt wird, dies in einem der acht Ordensspitäler macht, dann muss ich sagen, das ist eine tolle Leistung; und ich hoffe, das geht auch so weiter. Mein Grund, warum ich mich heute gemeldet habe, war aber eher der, dass ich einen Beschlussantrag einbringen möchte, der am besten zu diesem Tagesordnungspunkt passt. Worum geht es? - Wir werden am 1. Juli 2017 eine neue Patientenanwältin oder einen neuen Patientenanwalt bekommen. Die Legislaturperiode der derzeitigen endet, wie gesagt, mit 30. Juni 2017, und was wir ganz gerne hätten, wäre ein öffentliches Hearing für die Bestellung des Patientenanwaltes. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Aus diesem Grund stellen wir folgenden Beschlussantrag der Gemeinderäte Wolfgang Seidl, Dr. Günter Koderhold, Mag. Martin Hobek, Mag. Gerald Ebinger, Lisa Frühmesser und Elisabeth Schmidt: "Die zuständige Amtsführende Stadträtin für Soziales, Gesundheit und Frauen wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass vor der Bestellung des Patientenanwaltes durch die Wiener Landesregierung ein öffentliches Hearing im Wiener Landtag durchgeführt wird." Aus unserem Verständnis her eine Selbstverständlichkeit. Ich bin gespannt, ob Sie dem zustimmen können. Wir bitten um sofortige Abstimmung und würden uns freuen, wenn wir das einstimmig über die Bühne brächten. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Deutsch. GR Christian Deutsch (SPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit der vorliegenden Vereinbarung zwischen der Stadt Wien und den Ordensspitälern - es sind insgesamt 8 an der Zahl - werden für das Jahr 2017 67,7 Millionen EUR gewährt. Das ist eine Steigerung gegenüber dem letzten Jahr von 60 Millionen EUR. In diesem Betrag werden die mit der Stadt Wien abgestimmten Leistungsverschiebungen zu den Ordensspitälern berücksichtigt, aber auch die Erhöhung des Personalaufwandes einkalkuliert. Dieser Betrag, der hier festgesetzt wird, wird dann nach bundesweit einheitlichen LKF-Kernpunkten aufgeteilt. Gleichzeitig verzichten aber die Ordensspitäler auch für die Dauer dieser vorliegenden Vereinbarungen auf eine eventuelle Betriebsabgangsdeckung nach dem Wiener Krankenanstaltengesetz. Durch diese Vereinbarung sind auch viele andere Verpflichtungen geregelt, nicht nur, dass selbstverständlich alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden, die für öffentliche Krankenanstalten gelten, sondern es soll auch ein transparentes Wartelistenmanagement geben - eine sehr wesentliche Frage -, und es sollen auch Gespräche über Strukturveränderungen im Bereich der Ordensspitäler mit der Stadt Wien fortgesetzt werden. Dies mit dem Ziel, hier auch konkrete Schritte zu setzen, wie zum Beispiel die Verlegung von Abteilungen, die der weiteren fachlichen Spezialisierung der Ordensspitäler dienen. Das wird zur Einhaltung des Ausgabendämpfungspfades von den Ordensspitälern bis zum Jahr 2020 umgesetzt. Auf der anderen Seite werden zusätzliche, genau definierte Leistungsangebote auch für die Jahre 2017 bis 2020 vorgehalten. Warum sage ich das? - Meine sehr geehrten Damen und Herren, weil diese Beispiele zeigen, dass die Ordensspitäler für Wien wichtige Beiträge für die Gesundheitsversorgung im Rahmen des gesamten Leistungsspektrums bieten. Mein Vorredner hat bereits darauf hingewiesen, dass sich jedes fünfte Spitalsbett in einem der acht Ordensspitäler befindet, die als private Trägerschaft einem öffentlichen Versorgungsauftrag nachkommen. So werden etwa in den Ambulanzen mehr als 280.000 Patientinnen und Patienten betreut. Gleichzeitig sind die Ordensspitäler einer der größten privaten Arbeitgeber der Stadt mit etwas mehr als 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zusätzlich zu den medizinischen, stationären und ambulanten Aufgaben sind sie natürlich auch ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt Wien. Daher möchte ich mich an dieser Stelle anlässlich dieses Geschäftsstücks auch ganz herzlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesem Bereich für ihren Einsatz, für ihr Engagement im Interesse der Patientinnen und Patienten bedanken (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und FPÖ), und Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, ersuchen, dieser Vereinbarung zuzustimmen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Meine Damen und Herren! Ich kann es ebenso relativ kurz machen und möchte nur kurz noch auf etwas eingehen: Nachdem wir uns nicht nur im Ausschuss, sondern auch darüber hinaus immer überlegen, wie wir den Arztberuf noch attraktiver machen und gestalten können, so passiert das natürlich auch bei der Notarztversorgung in Wien. Wir sind hier auf einem guten Weg, in Gesprächen und in Verhandlungen, und so wird es in Bälde eine, wie ich glaube, für alle Seiten vernünftige neue Regelung auch bei den Notärzten geben, die zu einer Attraktivierung des Berufsstandes beitragen wird, aber gleichzeitig auch eine gewisse finanzielle Abgeltung nach sich zieht. Meine geschätzten Damen und Herren, was die Ordensspitäler anbelangt, sind wir auf einem guten Weg. Ich kann mich erinnern, noch vor einigen Jahrzehnten hat man in der Öffentlichkeit eher über ein Konkurrenzverhältnis diskutiert, das ist heute Gott sei Dank nicht mehr so. Wir betrachten, und ich bin sehr dankbar dafür, auch die Ordensspitäler als wertvolle Ergänzung im Sinne der Wiener Patientinnen und Patienten. Sie leisten einen großartigen Beitrag. Deswegen kann ich mich den Vorrednern anschließen und würde Sie bitten, dem Geschäftsstück Ihre Zustimmung zu geben. Wie ich aber schon im Ausschuss mitbekommen habe, dürfte das auch der Fall sein. Die beiden Anträge der ÖVP und die der Freiheitlichen Fraktion hingegen werden wir sicher ablehnen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 23. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Es liegen drei Beschlussanträge vor. Beschlussantrag der ÖVP betreffend Notärztemangel in Wien. Hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Beschlussantrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS, ÖVP, FPÖ gegen GRÜNE und SPÖ; somit nicht die erforderliche Mehrheit. Beschlussantrag der ÖVP betreffend Kinder mit Down-Syndrom. Hier wird die Zuweisung des Antrags an die Gemeinderatsausschüsse der Geschäftsgruppen Soziales, Gesundheit und Frauen sowie Bildung, Integration, Jugend und Personal beantragt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag Ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist das gleiche Stimmverhalten, somit nicht die erforderliche Mehrheit. Beschlussantrag der FPÖ betreffend öffentliches Hearing für die Bestellung eines Patientenanwaltes. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag die Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist das gleiche Stimmverhalten, somit nicht die erforderliche Mehrheit. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Kein öffentliches Hearing! - GR Dr. Wolfgang Aigner: Das ist Transparenz!) Es gelangt nun Postnummer 32 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft den Beitritt der Stadt Wien zur Europäischen Nachhaltigen Phosphor Plattform ESPP. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag. Taucher, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Hofbauer. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Danke. Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist schon erwähnt worden, worum es bei diesem Geschäftsstück geht. Es geht um den Beitritt der Stadt Wien, vertreten durch die MA 48, zu einer Plattform, zu einem Verein mit dem Namen Europäische Nachhaltige Phosphor Plattform. Das ist eine tolle, spannende und vor allem innovative Geschichte, und wir werden diesen Antrag auch unterstützen, weil wir überzeugt sind, dass jede Tätigkeit und jede Aktivität zur Ressourcenschonung wichtig und unterstützenswert ist. Was macht der Verein, oder was hat dieser Verein vor zu machen? Er beschäftigt sich mit der nachhaltigen Nutzung und Kreislaufführung von Nährstoffen, unter anderem auch mit in thermisch behandelten Klärschlammrückständen enthaltenen und gebundenen Phosphorbestandteilen. Diese sollen wieder extrahiert und dem Kreislauf zugeführt werden. Wir wissen alle, Phosphor ist unter anderen ein wichtiger Bestandteil für die Gründüngung. Wie gesagt, ein tolles Projekt, das unsere Unterstützung findet. Die MA 48 hat noch einige andere Projekte am Laufen, die zur Ressourcenschonung beitragen, unter anderen sei der sogenannte 48er-Tandler erwähnt. Der 48er-Tandler ist eine Art Flohmarkt, wo Produkte, die unter Umständen, wenn es den Tandler nicht geben würde, auf dem Sperrmüll oder im Restmüll landen würden. Diese Produkte können bei dem Flohmarkt günstig erworben werden. Dieser 48er-Tandler hat mehrere Vorteile: Es können Produkte kostengünstig erworben werden, es werden keine Ressourcen verschwendet, und durch den Verkauf dieser Produkte wird Geld erwirtschaftet. Dieses Geld wird, wie wir alle wissen, mehr oder weniger eins zu eins dem TierQuarTier zur Verfügung gestellt. Ich habe übrigens erfahren, das TierQuarTier feiert in diesen Tagen, wenn nicht sogar heute, sein zweijähriges Bestehen - herzliche Gratulation meinerseits dazu. Das TierQuarTier bekommt, wie gesagt, die Erlöse des 48er-Tandlers. Es gibt aber, meine Damen und Herren, wie Sie sicher auch wissen, in Wien nicht nur das TierQuarTier. Es gibt einen Verein, nämlich den Wiener Tierschutzverein, der seit 1846 besteht und damit der zweitälteste Tierschutzverein in Europa ist. Es ist ein wirklich beständiger Verein, der sich für den Wohlerhalt der Tiere einsetzt und im Durchschnitt 1.000 Tiere betreut. Tiere wie Katzen, Hunde, aber auch exotische Tiere wie Schlangen und Schildkröten als auch andere Tiere werden dort medizinisch versorgt und auch an Privatpersonen weitergegeben. Dieser Tierschutzverein, der unter der Führung von Madeleine Petrovic sehr bemüht ist, auch ein Kompetenzzentrum zu errichten, finanziert sich nur aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Um diese finanzielle Benachteiligung gegenüber dem TierQuarTier einzudämmen, wollen wir einen Beschlussantrag einbringen, der da lautet: "Der Gemeinderat möge beschließen, dass der Wiener Tierschutzverein im gleichen Ausmaß wie das TierQuarTier mit den Erlösen des 48er-Tandlers bedacht wird. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt." - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher: Danke sehr. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Bei diesem Akt handelt es sich um den Beitritt der Stadt Wien, vertreten durch die MA 48, zur Europäischen Nachhaltigen Phosphor Plattform. Das ist eine unabhängige Plattform, die sich mit Kreislaufwirtschaft und Rückgewinnung von Stoffen beschäftigt. Es geht um 4.000 EUR Mitgliedsbeitrag pro Jahr, den die MA 48 zahlen wird. Das soll auch für die Folgejahre bedeckt werden. Diese neutrale und unabhängige Plattform vertritt als gemeinnütziger Verein alle im Bereich der nachhaltigen Nutzung von Kreislaufführung von Nährstoffen, im Speziellen von Phosphor, tätigen Unternehmen und Interessengemeinschaften in ganz Europa. Der Kollege vor mir hat es schon gesagt, wir haben sehr viel Phosphor in den Klärschlammaschen. Das heißt, wenn wir Klärschlamm verbrennen, bleibt sehr viel Phosphor übrig, und dieser wird jetzt leider nicht rückgewonnen. Die MA 48 hat natürlich im Sinne des Urban Mining, also der städtischen Rückgewinnung von Rohstoffen aus den Kreisläufen, die Absicht, diesen Phosphor zu gewinnen. Phosphor ist einer der drei wichtigsten Stoffe in der Düngemittelindustrie. Neben Stickstoff und Kalium braucht man auch Phosphor zum Düngen von Pflanzen. Phosphor kommt in Europa faktisch nicht vor, außer eben in diesen Abfällen und in diesen Klärschlammaschen. Deswegen ist es natürlich auch wirtschaftlich ein extrem wichtiges Projekt, das sich die MA 48 vorgenommen hat. Was sind die Vorteile, wenn die MA 48 bei dieser Europäischen Phosphor Plattform Mitglied ist? - Das eine ist natürlich der Austausch mit anderen Organisationen, die in diesem Bereich vielleicht schon Erfahrung haben, Interessenkombinierung mit anderen Organisationen, um auch Lobbying für dieses Thema zu betreiben, um diese Stoffe zurückzugewinnen, und natürlich auch der Aufbau technischen und rechtlichen Know-hows, wie man richtig vorgehen kann. In diesem Sinne ist es, glaube ich, eine sehr wichtige umweltpolitische Maßnahme, in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft diese Kontakte zu anderen internationalen Unternehmen der chemischen Industrie und der Düngemittelindustrie aufzubauen. (Heiterkeit bei GR Gerhard Kubik.) - Gerhard lacht schon wieder darüber, wie man so viel zu diesem Thema reden kann. Durch die Mitgliedschaft der MA 48 bei dieser Europäischen Nachhaltigen Phosphor Plattform können die Anliegen und Ziele der Wiener Abfallwirtschaft in Bezug auf die zukünftige Phosphorrückgewinnung aus Klärschlammaschen über eine breite Plattform vertreten werden. In diesem Sinne ersuche ich um Zustimmung zu diesem Akt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 32. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Es liegt mir ein Beschlussantrag der FPÖ vor betreffend TierQuarTier beziehungsweise der Wiener Tierschutzverein soll im gleichen Ausmaß wie das TierQuarTier mit den Erlösen des 48er-Tandlers bedacht werden. Es wird die sofortige Abstimmung beantragt. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS, ÖVP, FPÖ gegen die Stimmen von GRÜNEN und SPÖ, somit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 18 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Club Basketball International. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Neumayer, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA: Ich bitte um die Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mahdalik. (Ruf bei der FPÖ: Stadtrat!) StR Mahdalik, Entschuldigung. Das ist, weil GR Nepp da gestanden ist und nur der Name Nepp durchgestrichen ist. StR Anton Mahdalik: Der Geheimrat Mahdalik würde gerne etwas zum Akt sagen: Diesem werden wir selbstverständlich zustimmen. Ich möchte aber die aktuelle Situation der Vienna kurz aufs Tapet bringen und gleich zu Beginn sagen - das werden die Kollegen der anderen Fraktionen ohnehin schon mitbekommen haben -, dass wir beide Anträge zu diesem Themenkreis heute zurückgezogen haben. Dies aus folgendem Grund: Ich war natürlich unter der Woche mit der sportlichen Leitung, mit der Geschäftsführung, mit dem Vizepräsidenten - das ist ja in einer Hand - in Verbindung und habe gefragt, wie es ausschaut. Das wissen wir seit gestern Abend, nach der Generalversammlung und der heutigen Pressekonferenz. Es schaut auf der einen Seite schlecht aus, auf der anderen Seite gut Richtung Insolvenzverfahren, das einfach notwendig geworden ist, um aus den alten ungünstigen Verträgen aussteigen zu können, ohne dass der Verein komplett Pleite geht. Das wäre, glaube ich, sehr wichtig. Wir wollen aus diesem sportlichen Thema natürlich kein Politikum machen. Das machen wir auch beim Wiener Sportklub nicht. Da wissen wir seit 2009, dass die Sanierung auf Schiene ist. Es dauert halt ein bisschen länger, wir sind aber guter Dinge, dass trotzdem irgendwann am Sportklub-Platz etwas weitergeht - vielleicht mit Wohnbau, vielleicht ohne Wohnbau -, dass dieser Traditionsverein ein würdiges Stadion bekommt, das nicht vor sich her schimmelt, und dass die Vienna in der weltweit einzigartigen Naturarena mit ihrer vorbildlichen Nachwuchsarbeit - da sind 200 Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern dort -, bei einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung vor Ort - sie trainieren manchmal auch im Stadion -, bleiben kann und dass der Spielbetrieb für die Kampfmannschaft, für die Unter 23 oder für die 1 b und für den Nachwuchs auf Dauer gesichert ist. Das war unser einziges Ansinnen. Aber nach dem Telefonat nach der Pressekonferenz mit dem Herrn Krisch habe ich mit dem Klubobmann gesprochen und gesagt, wir ziehen diese Anträge zurück, weil es nicht politisch werden soll, sondern ich würde den Sport- und Kulturstadtrat um etwas bitten: Die Vienna braucht ein paar andere Sachen. Wenn das Insolvenzverfahren durchgeht, dann werden die Gehälter, es hat seit Dezember keine mehr gegeben, sowohl für die Spieler als auch für die Angestellten gesichert sein, aber dann bedarf es neuer Sponsoren, damit der Verein auf gesunder Basis weiterarbeiten kann, nachdem der Hauptsponsor gestorben ist. Da kann die Vienna nichts dafür. Ich glaube, die jetzige Führung kann nicht für alle ungünstig ausgehandelten Verträge etwas dafür, aber auf jeden Fall will die Vienna jetzt kein Steuergeld. Das war von uns einmal das Ansinnen als Soforthilfe, damit die Leute Geld bekommen, die rechnen ja auch damit. Aber er hat gesagt, nein, wir bräuchten eher danach Hilfe bei der Suche nach Sponsoren. Die SPÖ und die GRÜNEN in der Regierung, aber auch die ÖVP kennen vielleicht viele Gewerbetreibende, Wirtschaftstreibende. Wir werden natürlich auch in unserem Umfeld schauen. Der Vienna würden auch schon kleinere Sponsoren, die 10.000, 20.000, 30.000 EUR - das ist auch viel Geld - im Jahr zahlen, helfen, damit der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann. Der zweite Antrag hätte sich damit befasst, dass die Hohe Warte, und wie gesagt, die ist weltweit einzigartig, für unsere Kinder und Enkelkinder erhalten bleibt und nicht vielleicht irgendwann einmal verbaut wird. Ich hoffe, da sind wir uns alle einig, obwohl das natürlich ein teurer Baugrund wäre und die Immobilienhaie sicher mit gierigen Augen dort hinschielen würden, wenn sich Gerüchte auftäten, dass das umgewidmet wird. Aber ich glaube, das kann keiner in diesem Raum wollen. Diesen Antrag haben wir auch zurückgezogen. Wir ersuchen den Sport- und Kulturstadtrat, gemeinsam mit den GRÜNEN - David Ellensohn war ja auch ein alter Fußballer, so wie ich, ich habe auch vier Jahre bei der Vienna gespielt. Darum haben wir gesagt: Politik raus. Heute ist eine Informationsveranstaltung, ich werde dort auch nicht hingehen, weil sonst heißt es wieder, da machen sich die Politiker wichtig. Das möchte ich nicht, das wollen wir nicht, sondern wir wollen den Betrieb der Vienna aufrechterhalten. Deshalb ersuche ich Grün, Rot, Rosa und Schwarz um Mithilfe, damit der älteste Fußballklub Österreichs auch die nächsten 100 Jahre übersteht. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, das war es auch schon wieder. (Beifall bei FPÖ, ÖVP und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA: Danke sehr. Ich möchte gleich kurz auf die Hohe Warte eingehen: Diese ist unter Sportstättenschutz, insofern erübrigt sich das. Auf die Vienna möchte ich auch ganz kurz eingehen. In den letzten Jahren hat die Stadt Wien immer wieder dort, wo es möglich war, bereits die Vienna unterstützt, sei es in der Erhaltung oder Verbesserung des Rasens, was enorme Kosten bedeutet. - Sie nicken, da sind wir uns einig. Auch in der aktuellen Situation unterstützt die Stadt Wien, wo es geht, und ich glaube, das wird auch in Zukunft nicht anders sein. Uns ist es ebenso ein Anliegen, diesen Traditionsverein weiterhin in Wien zu erhalten. Da laufen natürlich alle Strippen zusammen, wo wir die Unterstützung finden können, wo es möglich ist, arbeiten wir daran. Darüber hinaus freut es mich, dass für das größte internationale Nachwuchsturnier im Basketballbereich auch von Ihnen die Zustimmung zu erwarten ist. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 18. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Genehmigung eines Rahmenvertrages zur Förderung diverser Projekte im Bereich der bildenden Kunst. Ich bitte den Berichterstatter GR Woller, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Danke schön. Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir stimmen diesmal dem Rahmenbetrag für die Projektförderung bildender Kunst nicht zu. Und zwar nicht aus dem Grund, weil wir nicht der Meinung sind, dass Kunst zu fördern ist und nicht, weil wir der Meinung sind, dass man auch divergente Kunstprojekte fördern soll. Das ist alles nicht der Grund. Wir sind der Meinung, Kunst muss eine Bühne haben. Kunst kann durchaus skandalisieren, aber auch die Kritik daran muss möglich sein. Wir stimmen dem Rahmenbetrag aus einem Grund nicht zu, nämlich weil wir diese skandalöse rot-grüne Förderungspolitik nicht weiter unterstützen wollen. Das Verhalten der rot-grünen Stadtregierung bei der Kulturförderung stellt eher das Verhalten feudaler Mäzene dar, als dass es mit demokratiepolitischen Grundsätzen vereinbar ist. Sie missbrauchen das Kulturressort als Ideologieressort. Und warum sage ich das? - Wir haben in den letzten Tagen die Debatte in den Zeitungen wegen des Ho Chi Minh-Denkmals verfolgt. Herr Stadtrat (in Richtung des zur Rückseite des Saales gehenden Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny), Sie brauchen jetzt gar nicht wegzugehen, ich hätte gerne, dass Sie sich das anhören! Da haben Sie offenbar Ihr Ressort nicht im Griff. Die Alt- Achtundsechziger in der Fraktion der GRÜNEN haben sich offenbar durchgesetzt, und fast wäre es zu diesem Denkmal gekommen. Noch am 23. Februar hat eine Sprecherin Ihres Ressorts auf Anfrage der "Krone" gesagt, dass das kein Aprilscherz ist. Also entweder haben Sie ihre Leute nicht im Griff, oder Sie stellen sich dann nicht hinter Ihre Leute, denn im Nachhinein sagen Sie, keiner weiß, wie es zu dieser Genehmigung kommt. Das, was da passiert ist, beweist genau, welch Geistes Kinder da rechts von mir sitzen. Sie wären so weit gegangen, dass Sie einem Massenmörder ein Denkmal setzen. Sie brauchen uns über Menschlichkeit in diesem Haus nie wieder zu belehren, heute nicht und in Zukunft nicht mehr! (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben dieses Recht für immer verwirkt, denn jemand, der einem Ho Chi Minh ein Denkmal setzen will, hat eigentlich in diesem Haus nichts zu tun, und das ist mit demokratiepolitischer Kulturpolitik einfach nicht vereinbar. Das ist das eine. Das andere, das sage ich jedes Mal, wenn ich da heraußen stehe, ist: Ihre Kulturpolitik ist intransparent. Legen Sie endlich einmal eine Liste der abgelehnten Subventionen vor! Auch das machen Sie nicht, weil Sie glauben, alles unter der Hand ausmachen zu können, wie Sie wollen. Wir sollen heute über 200.000 EUR für Projekte abstimmen, die wir nicht kennen. Was wir aber kennen, ist Ihre Ideologie, und da stimmen wir nicht zu. Deshalb wird es von uns heute keine Zustimmung für Projekte, die wir nicht kennen, geben. Das, was wir wollen, ist, Projekte vorher zu kennen, im Einzelnen darüber zu diskutieren und im Einzelnen darüber abzustimmen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schinner. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Es geht hier um 120.000 EUR, eine Kleinprojekteförderung für Künstlerinnen und Künstler, die wenige Hundert Euro bis ein paar Tausend Euro bekommen, mit einer Liste, die auch im Akt beiliegt. Wir halten es für ganz wichtig, dass Kleinprojekte gefördert werden und sehen auch immer, dass der internationale Ruf und auch die jungen Künstlerinnen und Künstler durch diese Plattform Sichtbarkeit bekommen und wir deswegen in der bildenden Kunst national und international so dastehen. Deshalb bitte ich um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 21. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist mit den Stimmen von ÖVP, NEOS, GRÜNEN und SPÖ gegen die FPÖ, also mehrstimmig angenommen. Es gelangt Postnummer 22 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Aufhebung der Indexanpassung für die mehrjährige Subvention an die Museen der Stadt Wien, Stadtarchäologie. Zu Wort ist niemand gemeldet. Wir kommen gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Geschäftsstück ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist gegen die Stimmen der FPÖ mit den Stimmen der anderen Parteien mehrstimmig so angenommen. Es gelangt nun Postnummer 46 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein ZOOM Kindermuseum. Ich bitte die Berichterstatterin GRin Bluma, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. GR Maximilian Krauss (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte mich zu dem Punkt kurz zu Wort melden, weil es uns wichtig ist zu erklären, warum wir hier heute ablehnen müssen, warum wir leider ablehnen müssen, sage ich ganz ehrlich. Ich glaube, das ZOOM Kindermuseum ist an sich ein wirklich tolles Projekt. Ich selbst war als Kind oft dort, ich war mit meinen kleinen Geschwistern dort. Es gab dort Dinge, wo man sich mit historischen Dingen auseinandergesetzt hat, wo man sich mit wissenschaftlichen Dingen auseinandergesetzt hat, wo man sich mit naturwissenschaftlichen Projekten auseinandergesetzt hat und Dinge, die für Kinder interessant sind und die man auch sehr altersgerecht aufbereitet hat. Es war ein wirklich positives Projekt. Es ist auch so, dass beim Programm, das dieses Jahr durchgenommen werden soll, einige Dinge dabei sind, die wir wirklich für gut finden. Es ist allerdings leider auch der Fall, dass hier in gewissen Bereichen gesellschaftspolitische Aspekte behandelt werden, von denen wir nicht wollen, dass in dieser Form auf Kinder Einfluss genommen wird. Wenn beispielsweise das Thema Flucht ein ganz großes Thema ist, dann ist es natürlich richtig, dass es viele Menschen gibt, die gerade aus Syrien zu uns gekommen sind und wirklich Schutz und Hilfe brauchen. Aber es ist für uns überhaupt nicht sichergestellt, dass hier auch klar darauf hingewiesen wird, dass es auch Leute gibt, die eben kein Recht auf Asyl in Österreich haben. Hier wollen wir nicht, dass bei Kindern schon damit angefangen wird zu symbolisieren, jeder der hierher kommt und angeblich flüchtet, hat angeblich einen Rechtsanspruch darauf, auch hier zu leben, denn das ist einfach nicht korrekt. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Mag. Faika El-Nagashi: Es geht auch um Kinder!) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schinner. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Danke schön. Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehen Sie, wir sehen das diametral anders. Wir finden es ganz wichtig, dass mit Kindern über Flucht geredet wird, dass mit Kindern über Migration geredet wird, dass das von Kindern, wie es bei der Ausstellung ist, erarbeitet wird. Wir finden es ganz wichtig, dass Fragen gestellt werden, wie: Wem gehört diese Welt? Warum bin ich eben hier geboren und habe sozusagen ein Anrecht drauf? Und darf niemand anderer reinkommen? (StR DDr. Eduard Schock: Wer beantwortet die Fragen?) Wir finden das ganz wichtig und freuen uns deswegen extrem, dass es diese Ausstellung gibt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenruf bei der FPÖ.) Was ist die Welt, wenn jeder nur auf sich selber schaut? Das Thema Flucht und Migration und die geopolitischen Zusammenhänge waren in den letzten Jahren ... (GR Armin Blind: Sie haben die Kinder nicht zu indoktrinieren!) - Nein, aber man hat das Thema mit den Kindern gemeinsam zu erarbeiten, und was gibt es Schöneres (GR Armin Blind: Frau Kollegin, Ihre Arbeit mit Kindern kann ich mir vorstellen!), als auch ganz ernste und so wichtige und so aktuelle Themen mit kleinen Menschen, die man behandeln kann wie Erwachsene, zu erarbeiten? Deswegen freue ich mich sehr auf dieses nächste Jahr und werde auch diese Ausstellung besuchen und hoffe auf große Zustimmung. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung der Postnummer 46. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist gegen die Stimme der FPÖ mit den Stimmen der anderen vier Parteien, somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 47 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Subvention an den Verein Sammlung Rotes Wien. Ich bitte die Berichterstatterin GRin Mag. Straubinger, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn es mehrere Tagesordnungspunkte eines Ressorts gibt, dann kommt es manchmal zu Situationen wie der jetzigen, nämlich dass sehr ähnlich geartete Anträge bei unterschiedlichen Tagesordnungspunkten eingereicht werden. Was aber nichts daran ändert, dass auch uns zwei Dinge ganz, ganz wichtig sind. Meine Vorrednerin hat es schon angesprochen, es hat vor wenigen Tagen ein Phantom der Medienlandschaft - so würde ich es fast nennen - gegeben, nämlich begonnen von der Stadtzeitung "Falter" durch einen Bericht über das Aufstellen eines Denkmals des vietnamesischen Diktators Ho Chi Minh. Das wurde dann von einer Tageszeitung übernommen. Deren Bericht wiederum wurde von fast allen anderen Tageszeitungen übernommen, und in der Stadtregierung konnte man sich nicht eilig genug von diesem Thema abputzen. Zuerst hat die Grüne Fraktion gemeint, nein, wir waren da nicht dabei, wir wissen von nichts, und das ging so hin und her mit der heißen Kartoffel, bis sie gänzlich fallen gelassen wurde. Das freut uns. Ich denke, dass diese jetzt verordnete Nachdenkpause nicht nur eine Pause ist, in der einmal nichts geschieht und dann macht man noch einen Anlauf, so wie wir es von einem anderen Bauprojekt in dieser Stadt kennen, sondern dass es wirklich eine Phase der Einsicht ist. Ich muss ganz ehrlich gestehen, da gäbe es ja mehrere Bereiche, wo diese Einsicht notwendig wäre, wenn ich zu diesem Standort schaue, wo dieses Denkmal geplant gewesen wäre, nämlich im Wiener Donaupark. Dort haben wir bislang schon einige Denkmäler, über die man diskutieren sollte. Hier im Plenarsaal einer Stadt, die sich, soweit ich mich erinnern kann, einstimmig im Jahr 2014 dazu bekannt hat, Stadt der Menschenrechte zu sein. Hier im Plenarsaal einer Stadt, wo wir gesagt haben, es gibt zwar historische Persönlichkeiten, die sehr viel für dieses Wien geleistet haben, die aber, wie so oft, wenn man sich Persönlichkeiten genauer ansieht, Licht- genauso wie Schattenseiten haben. Daher kam es auch dazu, dass gegen den expliziten Willen meiner Fraktion, aber auch gegen den einer anderen Oppositionspartei, ein großes Stück der Wiener Ringstraße unbenannt wurde, weg von Bürgermeister Lueger hin zu Universitätsring, weil es - das will ich gar nicht verhehlen - natürlich auch Bereiche in der Biographie von Karl Lueger gibt, auf die man heute bei Gott nicht stolz sein muss. Das war durchaus auch sein manchmal gelebter Antisemitismus, den ich nicht in Frage stelle. Aber dennoch ist unbestritten, dass Lueger ein großer Bürgermeister war, der viel für diese Stadt geleistet hat. Dennoch wurde von Rot-Grün so etwas veranlasst. Wenn wir uns aber jetzt ansehen, dass wir beispielsweise nach wie vor im Donaupark ein Denkmal für Che Guevara haben, dessen Wien-Bezug mir nach wie vor nicht wirklich klar ist (GR Dr. Wolfgang Jung: Jugenderinnerungen von einigen!), und wenn ich mir dann Gedanken mache - und ich möchte jetzt gar nicht eine Minihistorikerkommission hier am Rednerpult geben, aber es ist jedenfalls unbestritten, dass das kein Demokrat in dem von uns wünschenswerten Sinn gewesen ist -, dann denke ich schon, dass wir in uns gehen sollten, ganz ohne Polemik, und darüber nachdenken sollten, wie wir Menschen Ehrerbietung gegenüber darstellen. Und wenn Sie jetzt noch immer uneinsichtig sind, dann muss ich ganz ernsthaft daran zweifeln, ob Sie demokratisch gesinnt mit der Gedenkkultur umgehen, Herr Kollege; das finde ich erschreckend. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich bringe daher einen Antrag ein: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich gegen die Aufstellung eines Denkmals für den antidemokratischen kommunistischen Führer Ho Chi Minh aus und ersucht die Wiener Stadtregierung, auch zu überdenken, ob das bereits vor zehn Jahren errichtete Denkmal für den kubanischen Revolutionsführer Che Guevara weiterhin in der Obhut für die Pflege durch die Stadt verbleiben soll." (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Was ist mit Dollfuß im ÖVP-Klub, diesem Mörder?) Wir können gerne über Karl Renner und sein Thema im Anschluss reden, Herr Kollege Stürzenbecher. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Darüber hinaus bringen wir einen Antrag ein, der Ihnen bekannt vorkommen wird. Er wurde in ähnlicher Formulierung heute schon einmal zur Abstimmung gebracht, von einer anderen Fraktion. Er ist aber auch uns sehr wichtig: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich gegen eine Umbenennung des Wiener Heldenplatzes aus." - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Kollege Stürzenbecher wollte gerne über Renner reden, dann werden wir ein bisschen über Renner reden. Reden wir zuerst einmal über den Akt. Verein Sammlung Rotes Wien, ich kann mich noch gut erinnern, deswegen ist es ja wirklich schön, wenn man sieht, wie die GRÜNEN sind, Marco Schreuder, seinerzeit Kultursprecher der GRÜNEN, hat in seinem Blog geschrieben: "Diese Chuzpe muss man haben, als alleinregierende Partei genehmigt man sich mit Kulturgeldern eine Dauerausstellung im Karl-Marx-Hof über eben diese Partei; unglaublich." - Das hat er gesagt, da wart ihr noch in der Opposition, und jetzt werdet ihr es wortlos mittragen, das ist ja eh klar. Wir haben nichts dagegen, dass man den sozialen Wohnbau der Zwischenkriegszeit, der sicher eine herausragende Leistung war, darstellt, aber bitte, wofür - das haben wir schon jahrelang gesagt - haben wir ein Wien Museum mit Außenstellen Hermesvilla, Römermuseum, und so weiter? Nein, es musste ein eigenes Ding sein, mit dem Sepp Rieder ein richtiges SPÖ-Museum. Das heißt, wenn man es herunterbricht, die SPÖ genehmigt sich mit Steuergeldern ein SPÖ-Museum im Waschsalon des Karl-Marx-Hofes. (GR Mag. Wolfgang Jung: Da gehört es eh hin!) Aber wenn wir heute schon über das Ho Chi Minh-Denkmal reden ... Man vergisst das, wenn man 1968 aktiver Student war, dann ist man jetzt auch nicht mehr so jung, jedenfalls älter als die meisten, die da herinnen sitzen. Der Bürgermeister kommt vielleicht gerade noch hin in die 68er-Generation (GR Mag. Wolfgang Jung: Da hat er noch nicht maturiert gehabt!), und da sieht man diese - ich würde das positiv formulieren - liebevolle Verharmlosung der linken Massenmörder und gleichzeitig gibt es Wortverbote, wenn man falsche Wörter ausspricht, wenn man statt Roma etwas anderes sagt. Ich will das jetzt gar nicht thematisieren, da gibt es eine gewisse totale Härte, und auf der anderen Seite wird es verklärt; verklärt ist das richtige Wort. Ich sage das deswegen, weil ich es nicht verstanden habe, und ich habe es nie verstanden. Ich halte das für die Lebenslüge der SPÖ-Wien oder der SPÖ überhaupt. Da haben Sie ein Bildungsinstitut, das ist das Dr.-Karl-Renner-Institut, und da gibt es zwei Preise der Stadt Wien, das ist der Renner-Preis und das ist die Julius-Tandler-Medaille. Wie immer die Vorzüge dieser Personen sind, Sie haben auch gewisse andere Seiten, wie Kollege Juraczka gesagt hat. Natürlich war Lueger Antisemit, das war übrigens Renner auch, das werde ich gleich vorlesen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Überhaupt nicht!) - Nein, tun wir nicht das kleinreden, denn das ist das Problem der SPÖ, auf der einen Seite wird alles kleingeredet oder schöngeredet oder zurechtgeredet und alles andere ist schlecht. So kann man nicht agieren, das ist am linken Auge eine Lebenslüge. Henrik Ibsen hat gesagt, es ist eine Lebenslüge. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Die Gefahr ist nur - wenn man Henrik Ibsen zitiert -, wenn man den Menschen die Lebenslügen nimmt, dann könnte es sein, dass sie daran zu Grunde gehen. Im SPÖ-Privatmuseum im Karl-Marx-Hof gibt es jetzt eine lange Ausstellung über Tandler, und das ist schon so faszinierend, das man sagen muss, es ist eine riesige Ausstellung und geht, glaube ich, über ein halbes Jahr. Eröffnet wurde sie von der ehemaligen Stadträtin Wehsely. Ich glaube, der Chef vom Verein Sammlung Rotes Wien ist noch immer der Herr ehemalige Vizebürgermeister Sepp Rieder. Wir wissen alle, dass Julius Tandler neben seinen Verdiensten als Sozialstadtrat - und er hat sicherlich etwas für den Sozialstaat gemacht, das ist ja alles unbestritten, das ist ja das Lustige, man muss es nur einmal herausstreichen und zu der Wahrheit stehen -, auch andere Dinge gemacht hat. Er war ein radikaler Eugeniker und ich lese jetzt nur kurz vor, was in der Einladung zu dieser Ausstellung steht: "Unter dem Eindruck der katastrophalen Auswirkung des Ersten Weltkrieges wird Julius Tandler zu einem Anhänger der Eugenik, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen Ländern und quer durch alle ideologischen Lager weit verbreitet ist. Eugenische Sozialtechnologien und Fortschrittsoptimismus verheißen eine neue Zeit mit neuen Menschen in einer besseren, sozialistischen Gesellschaftsordnung. Die sozialistische Eugenik basiert auf Aufklärung und Freiwilligkeit, eine Gleichsetzung mit der Eugenik der nationalsozialistischen Rassenhygiene ist daher nicht zulässig." - Das steht im Eröffnungsfolder dieser Ausstellung. Wir erinnern uns alle, es gibt das "Politische Erinnerungsorte" - Forschungsprojekt, vom Herrn Stadtrat in Auftrag gegeben, über die belasteten und weniger belasteten Namen, und da möchte ich auch vorlesen, was da immerhin dankenswerterweise drinsteht: Problematisch an Tandlers Vita ist aus heutiger Sicht besonders seine rabiat- eugenische Rhetorik. So schrieb er unter anderem - ich zitiere: "Welchen Aufwand übrigens die Staaten für vollkommen lebensunwertes Leben leisten müssen, ist zum Beispiel daraus zu sehen, dass hier 30.000 Vollidioten Deutschlands diesen Staat 2 Milliarden Friedensmark kosten. Bei der Kenntnis solcher Zahlen gewinnt das Problem der Vernichtung lebensunwerten Lebens im Interesse lebenswerten Lebens an Aktualität und Bedeutung. Gewiss, es sind ethnische, humanitäre und fälschlich humanitäre Gründe, welche dagegen sprechen, aber schließlich und endlich wird auch die Idee, dass man lebensunwertes Leben opfern müsse, um lebenswertes zu erhalten, immer mehr und mehr ins Volksbewusstsein dringen. Denn heute vernichten wir vielfach lebenswertes Leben, um lebensunwertes Leben zu erhalten." - Sonderdruck der Medizinischen Wochenzeitschrift 1924. Ich habe jetzt nur diese zwei Zitate gegenübergestellt, das steht im eigenen Bericht der Stadt Wien, schöngebetet, dass das eine mit dem anderen gar nichts zu tun hat bei Ihrer Ausstellung. Dann gibt es einen Tandler-Preis, und da steht in Wikipedia: "Die nach dem Arzt Julius Tandler benannte Prof.-Dr.-Julius-Tandler-Medaille der Stadt Wien wird als äußeres Zeichen der Anerkennung und Würdigung an Personen verliehen, die sich durch ihre uneigennützige und aufopfernde Tätigkeit um das Wohl der Mitmenschen besonders verdient gemacht haben." - Ich würde mir das schon überlegen, und ich halte das wirklich für eine nachhaltige Lebenslüge. Seien wir ehrlich, erst die blau-schwarze Regierung hat ernsthaft eine Wiedergutmachung begonnen. Dann ist der Stadt Wien eingefallen, dass man das auch macht. Bis dahin, bis 2000 oder wann das war, war es wurscht gewesen, dann ist es Ihnen eingefallen. Zu Renner habe ich einen wunderbaren Artikel gefunden, zugegebenermaßen von Herrn Schausberger. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das ist ein Historiker!) Es gibt den Renner-Preis - übrigens, der erste Renner-Preis-Träger war Leopold Kunschak, auch laut diesem Bericht ein großer Antisemit, dem der Renner auch vorgehalten hat, dass er Antisemit war. Er hat ihm aber viel mehr auch vorgehalten, dass er es gar nicht ernst meint. Das kann man alles zitieren. Studiert man die Protokolle des österreichischen Parlaments aus den 20er Jahren, so erkennt man, dass neben dem Christdemokraten Leopold Kunschak vor allem die Sozialdemokraten Karl Renner und Oskar Helmer zu den prononcierten Antisemiten zählen. Wann immer er konnte, verband Renner die Begriffe "jüdisch" oder "Juden" mit negativen Konnotationen. Und so weiter, und so weiter. Er schreibt dann: "Nachdem die Nationalratswahlen 1920 eine Mehrheit für die bürgerlichen Parteien erbracht haben, forderte Renner die neue bürgerliche Regierung zum Handeln auf. Sie werden jetzt Gelegenheit haben, die Judenfrage zu klären, hat er gesagt. Die christlich-soziale Partei habe, als sie in Wien an der Macht war, nichts dagegen getan, dass die Juden immer reicher wurden. Während sie," - alles unter Anführungszeichen als Zitat - "die Juden, in unserer Jugend, Herr Kollege Kunschak, noch bescheiden in der Leopoldstadt wohnten, haben sie jetzt Mariahilf und alle Bezirke überschwemmt. Sie sind gediehen und ihrem glorreichen antisemitischen Regime." Und so weiter, und so weiter. Es ist eben alles ein Zeichen der Zeit, meine Damen und Herren, und da muss man auch ehrlich dazu stehen. Nur verstehen tu ich nicht, warum man die einzigen Preise, die hier vergeben werden, genau nach solchen Persönlichkeiten benennen muss, die zumindest zwei Seiten aufweisen. Seien wir doch ehrlich, es wird normalerweise, wenn jemand vorgeschlagen wird für eine Straßennamensbenennung und er war einmal bei einer Veranstaltung der illegalen NSDAP, ohne jemals beigetreten zu sein, und das ist aktenkundig, so bekommt er nie eine Straße nach ihm benannt, außer er ist Sozialdemokrat, so wie zum Beispiel die Leser-Straße nach dem späteren Landeshauptmann vom Burgenland, der nach einer kurzen Gestapo-Haft dann im ganzen Zweiten Weltkrieg Spitzel war. Oder Thimig ist auch so ein Fall, den Hitler in die Gottbegnadeten-Liste aufgenommen hat. Wie auch immer, das Interessante ist, Renner war auch ein glühender Anhänger des Anschlusses und hat sich in einem Interview im "Wiener Tagblatt" geoutet als begeisterter Befürworter des Anschlusses an Hitler-Deutschland. Meine Damen und Herren, es ist gleich aus, wir haben gleich die Dringliche, aber ich bin mit meiner Botschaft mehr oder weniger rübergekommen. Die Botschaft ist: Da diskutieren wir über einen Heldenplatz, der gar nichts mit irgendwelchen Regimen des 20. Jahrhunderts zu tun hat, der sich auf zwei Helden von Schlachten aus dem 16., 17. und 19. Jahrhundert gegen Napoleon und gegen die Türken zurückführt, der auch nicht in irgendeiner Republik gebaut wurde, auch nicht zum Zwecke gebaut wurde, dass dann Hitler einmal auf dem Balkon steht, der ist woanders auch am Balkon gestanden. Nur weil es Ihnen genehm ist, machen wir ein Haus der Geschichte, was wir auch massiv ablehnen. Das ist zwar keine Wiener Angelegenheit, aber wir machen ein Haus der Geschichte, anstatt zu schauen, dass das Weltmuseum endlich einmal offen ist. Wir haben weltberühmte Sammlungen, von den Bronzen aus Benin angefangen, über die Cook-Sammlung, bis zur Federkrone des Moctezuma, das kannst du dir alles nicht ansehen, weil es immer geschlossen ist. Wir haben die berühmteste Musikinstrumentensammlung der Welt, die dort unter klimatisch einmaligen Bedingungen lagert. - Nein, das muss raus, damit man ein Haus der Geschichte baut, ein Haus der SPÖ-Geschichte, das dann auf einem neu benannten Platz steht. - Das kann nicht sein. Die Geschichte ist die Geschichte, das muss man zur Kenntnis nehmen, egal, ob es schön ist oder nicht, wir müssen mit dieser Geschichte leben, und wenn wir das nicht tun, dann sind wir verloren, meine Damen und Herren. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Meine Damen und Herren! Herr Gemeinderat! Wir haben jetzt genau 15.59 Uhr und ein paar Sekunden, wenn ich Ihnen jetzt das Wort gebe, dann muss ich Sie um 16 Uhr unterbrechen, ist Ihnen das recht? (Zustimmendes Nicken von GR Ernst Woller.) - Bitte, dann bekommen Sie das Wort. Sie können Ihre Rede natürlich nachher fortsetzen. GR Ernst Woller (SPÖ): Wir werden die Debatte mit Kollegen Ebinger in der nächsten Rechnungs- und Budgetdebatte weiterführen. Ich kann nur sagen, das Museum Rotes Wien ist kein Parteimuseum, es ist ein sehr erfolgreiches Museum, das in der Wiener Museumslandschaft unverzichtbar ist. Es arbeitet in engster Kooperation mit dem Wien Museum zusammen. Es gibt einen besonderen Grund, dass man das im Karl-Marx-Hof macht, der Ort im Karl-Marx-Hof, der Genius Loci dieses Museums, ist nämlich nirgendwo anders darzustellen. Es gibt auch viele Führungen durch den Karl-Marx- Hof, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Museums gemacht werden. Es gibt 8.000 BesucherInnen, Besucherzahl steigend, insgesamt 200 internationale Gruppen, die hier herkommen, um das zu sehen, was es nur in Wien gibt und das zur Kulturgeschichte dieser Stadt gehört, nämlich die Geschichte des Roten Wien. Ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: So, meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch kurz etwas eintragen, einen Nachtrag, gut. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Im allseitigen Einvernehmen werde ich den Geschäftsordnungspunkt jetzt noch durchziehen. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 47. Wer dieser Subvention an den Verein Sammlung Rotes Wien seine Zustimmung erteilen will, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung NEOS, doch nicht NEOS, Zustimmung SPÖ und GRÜNE, gegen NEOS, ÖVP und FPÖ und damit mehrstimmig angenommen. Ich bringe auch noch geschwind die zwei eingebrachten Beschluss- und Resolutionsanträge zur Abstimmung. Erster Beschlussantrag der ÖVP betreffend geplante Aufstellung eines Denkmales für Ho Chi Minh. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. Zustimmung NEOS, ÖVP, FPÖ, gegen GRÜNE und SPÖ. - Keine Mehrheit. Zweiter Antrag betreffend keine Umbenennung des Heldenplatzes, ebenfalls von der ÖVP. Bei beiden wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Auch hier bitte ich um ein Zeichen mit der Hand, wer diesem Antrag seine Zustimmung erteilt. Wieder ÖVP, NEOS, FPÖ, gegen GRÜNE und SPÖ und somit keine Mehrheit. Meine Damen und Herren, wir kommen nun zum Verlangen, das von den Gemeinderäten Seidl, Dr. Koderhold, Haslinger, Frühmesser, Schmidt und Mag. Nittmann eingebracht wurde, ein Dringlicher Antrag an den Bürgermeister gerichtet betreffend Beseitigung bestehender, das örtliche Gemeinschaftsleben störende Missstände im Bereich des Pratersterns. Auf eine Verlesung wurde ausdrücklich verzichtet. Ist das korrekt, Herr Klubobmann? - Ja. Daher kommen wir zur Begründung. Für die nun folgende mündliche Begründung des Verlangens auf dringliche Behandlung dieses Antrages sieht die Geschäftsordnung gemäß § 38 Abs. 3 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Dazu erteile ich Herrn GR Seidl das Wort. - Sie haben das Wort. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke schön, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren! Ich möchte heute vielleicht ein wenig unkonventionell beginnen, denn der Dringliche Antrag beginnt ja jetzt erst. Trotzdem war ich heute um die Mittagszeit relativ erstaunt, als ich eine OTS-Meldung der Frau Kollegin Hebein gefunden habe. Ich möchte jetzt nur den ersten Satz vorlesen, weil er wirklich spannend ist: ",Es wäre besser, in mehr Sozialarbeit und eine bessere Gestaltung des Pratersterns zu investieren, statt sinnlos weiter an einer Verbotsspirale zu drehen', kommentiert die Sozialsprecherin der GRÜNEN-Wien, Birgit Hebein, die heutige Dringliche Anfrage der FPÖ im Wiener Gemeinderat zum Thema ‚Abwehr von obdachlosen Menschen als Störfaktoren'". Sehr geehrte Frau Stadträtin, das ist Ihre Verhandlungspartnerin, wenn es um die Mindestsicherungen geht. Ich muss sagen, Hut ab, denn erstens einmal ist das, was wir heute behandeln, keine Dringliche Anfrage, sondern ein Dringlicher Antrag, und auch das Thema "Abwehr von obdachlosen Menschen als Störfaktoren" werden Sie in diesem Antrag nicht finden. Der Antrag lautet relativ klar, ich glaube, er ist jedem zugegangen. Was auch immer das soll, sehr geehrter Frau Hebein: Fremdschämen wäre angesagt. (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt allerdings vielleicht zu ein paar nackten Zahlen, denn ich glaube, jeder, der den Praterstern kennt, weiß, was sich da tagtäglich abspielt. Ich habe mir die aktuellsten Zahlen, die uns zur Verfügung gestellt wurden, gestern zusammengeschrieben: 44.074 Amtshandlungen in einem Jahr, 6.299 Verwaltungsübertretungen, 2.106 Anzeigen und 2.056 Rettungseinsätze, meine Damen und Herren, in einem Jahr am Praterstern. Jetzt wissen wir, wie gesagt, was sich da tagtäglich abspielt. Wir wissen, dass dort Dinge passieren, die an Horror fast nicht mehr zu überbieten sind, und es passieren dort jeden Tag Gewaltexzesse. Wenn man sich das runterdividiert, diese 44.074 Amtshandlungen, heißt das, dass alle 12 Minuten dort eine polizeiliche Amtshandlung notwendig ist, und zwar an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden, alle 12 Minuten. Wie gesagt, wir haben dort Massenschlägereien, wir haben dort mittlerweile auch Vergewaltigungen, es gab dort Tötungsdelikte, also alles, die ganze Bandbreite, die man sich nur vorstellen kann, gibt es am Praterstern, und das leider Gottes tagtäglich. Wir wissen auch aus vielen Gesprächen mit der Polizei oder auch mit Sozialarbeitern, dass der Grund für die Probleme, die dort auftreten, sehr oft übermäßiger Alkoholkonsum ist. Das leugnen ja auch nicht einmal Sozialdemokraten, wenn man mit ihnen spricht, das leugnet man ja auch nicht. Jetzt ist halt die Gretchenfrage, was wir da dagegen machen, und wir haben seit vielen Jahren ein Alkoholverbot am Praterstern gefordert, und uns hat man dann immer erklärt: Das geht nicht, das kann man nicht umsetzen, das funktioniert nicht. Am Anfang, muss ich ganz ehrlich sagen, habe ich mir auch gedacht, okay, ich stelle es mir ein bisschen schwierig vor, das zu exekutieren, aber fragen wir einmal nach. Wir haben dann bei der Polizei nachgefragt. Die Polizei kann es, die Polizei schafft es und die Polizei schafft es in vielen, vielen Landeshauptstädten. Gerhard Kubik, als du noch Bezirksvorsteher warst, gab es das noch nicht, aber jetzt gibt es das. Es gibt es in Graz, es gibt es in Dornbirn, es gibt es in Eisenstadt, und es gibt es in Salzburg. Ich könnte auch gerne jederzeit die Verordnungen, die Kundmachungen vorlesen, die es dort gibt, ohne Probleme, ich habe sie mit, ich gebe sie dir dann nachher gerne. Das wäre unser Zugang gewesen. Dann hat man, nachdem bekannt wurde, dass das in anderen Landeshauptstädten funktioniert, überlegen müssen, warum es dann in Wien nicht funktionieren soll. Sind Polizisten in den Bundesländern so viel besser oder unsere so viel schlechter? Wir haben also auch mit den Wiener Polizisten gesprochen, und auch die Wiener Polizisten - mein Nachredner ist Polizist, der Gerhard Haslinger wird das dann noch viel weiter ausführen - sagen: Es ist überhaupt kein Problem, das zu exekutieren. Das können wir, das schaffen wir. Das Einzige, woran es krankt, ist, dass die Sozialdemokraten mit in einer Landesregierung in Wien sitzen, und das ist das Problem. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GR Gerhard Kubik.) Aus dem Grund gibt es bis zum heutigen Tag dieses Alkoholverbot nicht, das unserer Meinung nach dringend notwendig ist. Wir haben im Jahr 2016 eine Petition unterstützt, die von einem mutigen Bezirksbürger eingebracht wurde, der ein Alkoholverbot gefordert hat. Innerhalb weniger Tage haben wir über 13.000 Unterschriften gehabt. Wir haben es dann im Petitionsausschuss behandelt, auch darauf wird dann Gerhard Haslinger noch eingehen, wie diese Petition - ich werde es einmal nett formulieren - schubladisiert wurde. Dann kam aber der 15. Februar 2017, ein Mittwoch. Jetzt wird das ein Tag sein, an den sich die wenigsten von Ihnen erinnern. Was war da so Aufregendes? Es war etwas Aufregendes, denn, wenn man die Gratiszeitung "Österreich" aufgeschlagen hat, hat man dann ein Interview des Bgm Häupl entdeckt, der sagt: "Ich bin für ein Alkoholverbot am Praterstern." Ich habe mir gedacht, tolle Sache. Er schreibt dann auch gleich, wie lange man dazu braucht, bis man das verordnen kann, angeblich soll es bis im Sommer so weit sein. Na, schauen wir einmal. Auf der einen Seite ist es unserer Meinung nach Jahre zu spät, aber es ist ja nicht verboten, dass man in der Früh klüger als am Abend zuvor ist. Jetzt bin ich halt gespannt, wie sich heute vor allem die Sozialdemokraten verhalten werden. Der Bürgermeister möchte, der Bürgermeister fordert das, und jetzt schauen wir einmal, wie die Sozialdemokraten unserem Antrag heute gegenüberstehen. Wir werden unter Garantie zustimmen. Ich muss vielleicht auch noch dazusagen, auf dieser Seite ist der nächste Bericht dann das gewesen, wo dann reißerisch steht: doch kein Projekt am Karlsplatz. Die Ankündigungen des Bürgermeisters haben also leider Gottes in Wien eine nicht allzu große Halbwertszeit. Allerdings haben wir heute den 2. März, mittlerweile hält es jetzt zwei Wochen und einen Tag, ich hoffe, dass es auch den Sommer überlebt. Wenn ich den Worten Glauben schenken darf, werden wir ja dann im Sommer am Praterstern ein Alkoholverbot haben. Warum und wieso ist es notwendig? Wie gesagt, jeder, der dort hie und da vorbei muss - ich bin am Tag sicher zwei bis drei Mal dort -, weiß ganz genau, dass es dort unbedingt notwendig ist. Es sind dort unzählige Sozialarbeiter rund um die Uhr am Praterstern, wir haben unglaublich viele Polizeikräfte, die wir dort bündeln müssen, weil eben diese 50, 60 Personen, die ja amtsbekannt sind, de facto rund um die Uhr bespaßen, denn etwas anderes machen sie ja nicht. Die kann ich zwar jetzt auf die Schnelle mitnehmen, allerdings zwei, drei Stunden später steht der ja dann wieder da, in der Regel dann noch betrunkener als vorher. Wir haben die nächsten Probleme, der Polizist nimmt ihn wieder mit, und wieder drei Stunden später steht er dann wieder da, und so läuft das weiter. Aus dem Grund, meine Damen und Herren, wird es keine andere Möglichkeit als ein Alkoholverbot geben, wie in anderen Städten, ebenfalls erfolgreich auch am Praterstern zu realisieren. Meine Damen und Herren, ich weiß, dass ich zwar noch relativ viel Zeit habe, trotzdem möchte ich es auch damit jetzt einmal beenden. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir über dieses Thema sprechen. Ich würde mich freuen, wenn gerade die Sozialdemokraten das umsetzen, was der Bgm Häupl angekündigt hat, was der Bgm Häupl auch möchte und würde mich freuen, wenn wir da heute zumindest eine mehrstimmige Zustimmung zu unserem Antrag haben. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. - Danke. (Beifall bei der FPÖ) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Der Dringliche Antrag an den Bürgermeister liegt vor, nehme ich an. Der wurde schon abgegeben? (GR Dominik Nepp: Das ist der Beschlussantrag!) - Ach so, da gibt es einen Beschlussantrag auch noch dazu. Gut, den brauche ich schon. Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt, es ist jetzt 16.12 Uhr. Zur Besprechung des Dringlichen Antrages hat sich Herr GR Haslinger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich aufmerksam mache, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. Ausgenommen von dieser Redezeitbegrenzung sind nur der Bürgermeister und die zuständigen amtsführenden Stadträte. - Bitte, Herr Gemeinderat, Sie haben das Wort. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Meine Damen und Herren! Mein Vorredner hat ja das Thema beleuchtet, ich möchte mich vielleicht ein bisschen genauer damit auseinandersetzen. Es geht um den Praterstern, der Praterstern ist seit ewiger Zeit ein Treffpunkt für Menschen, marginalisierte Menschen, früher war es umgangssprachlich eine Sandlerszene, die dort alkoholische Getränke zu sich genommen hat, am Bahnhofs-WC geschlafen hat und Ähnliches. Es war immer schon ein Treffpunkt von Menschen, die sich halt woanders gar nicht treffen hätten können, weil man sie in ein Lokal vielleicht nicht hineingelassen hat. Womit haben wir es aber jetzt zu tun? Jetzt haben wir es mit einer Szene zu tun, die sich dort festgesetzt hat. Es ist nicht nur für öffentliche Stellen bemerkbar, dass man mit diesen Leuten anders umgehen muss, sondern es ist bemerkbar, dass ein wesentlicher Teil jener Menschen, die den Praterstern frequentieren, die Szene dort nicht als suchtkranke Menschen wahrnehmen, sondern sich ganz einfach von diesen Menschen bedrängt, bedroht, belästigt fühlen. Es gibt, glaube ich, keinen Fernsehsender der bekannten Medien, der dort noch keine Umfrage gemacht hat, und die Leute haben eigentlich in überwiegender Mehrheit gesagt, ja, Alkoholverbot wäre gut, man sollte mehr Polizei herbringen, die Szene gehört weg von da, und, und, und. Ich denke, wir sollten also gemeinsam daran arbeiten, dass der Praterstern wieder als ganz normaler öffentlicher Verkehrsknotenpunkt benützt werden kann, ohne dass man hier einen Angstraum schafft - und das ist er derzeit, auch wenn man es vielleicht nicht so wahrhaben will. Nur weil viel Polizei vor Ort ist, weil dort eine Videoüberwachung ist, sagt man, okay, in letzter Zeit ist es nicht mehr so schlimm, wie es vielleicht war, als man sich mit dieser Sache beschäftigen musste, als man begonnen hatte, darüber zu überlegen, was man mit den Leuten macht. Diese Menschen kommen aus den unterschiedlichsten Gründen dort hin, aus den unterschiedlichsten Ländern, da ist eine inländische Szene obdachloser oder auch nicht obdachloser Menschen. Ihr Pressedienst ist jetzt also nicht korrekt, denn erstens einmal, wenn Sie sagen, wir bekämpfen hier die Obdachlosenszene, ist es falsch. Dann sagen Sie, wir bekämpfen die, die den Alkohol dort konsumieren. Ich muss also schlussfolgern, Frau Kollegin Hebein, dass Sie sagen, jeder Obdachloser ist ein Trankler, und die Leute beschweren sich über den, nämlich über die Medien. Das ist nicht so, also nicht jeder, der dort aufhältig ist, ist obdachlos, das stimmt nicht, sondern man trifft sich dort, wie gesagt, die Einheimischen, dann treffen sich Leute aus dem osteuropäischen Bereich, die halt nach Wien oder Österreich gekommen sind, um sich Ihre Lebenssituation zu verbessern und jetzt keine Arbeit gefunden haben oder sozial keinen Anschluss finden, außer dort am Praterstern. Dort trinkt man halt gemeinschaftlich aus der Tetrapackung alkoholische Getränke oder sonst irgendetwas, einen Schnaps, wie auch immer. Irgendwer kommt mit alkoholischen Getränken zu dem Platz, aber es kommen auch aus der sogenannten Flüchtlingsszene Menschen dort hin, und dann vermischt sich die Situation zu einem explosiven Cocktail. Da gibt es die, die halt nur trinken wollen, und dann gibt es die, die dann schnorren. Es kommen ja auch Leute hin, die suchtmittelabhängig sind, die sich mit Alkohol zuerst betäuben, bevor sie dann irgendwo in der Schnellbahn oder U1 Suchtmittel erwerben können. Dann habe ich Leute dort, die versuchen, andere zu bestehlen, die wegen krimineller Handlungen dort sind, die sie auch schon vorsätzlich dort begehen wollen, nämlich zu stehlen, vom Ladendiebstahl begonnen bis zum Handyraub, oder man versucht halt, alten Damen die Handtasche tragen zu helfen oder das Geldbörserl, und, und, und. Es ist also eine Mischung von Menschen, die für diejenigen, die den Platz frequentieren, das sind 200.000 bis 250.000 Menschen täglich, eine Belästigung, Bedrohung, ja, wie auch immer, darstellen. Sie haben Angst, und man muss sich ganz einfach wirklich mit dem so auseinandersetzen, wie es sich darstellt. Jetzt zu sagen, Verbote sind das Falsche, das ist nicht in Ordnung, weil es sind Sozialarbeiter genauso das Falsche, denn die sind ja schon im Einsatz. Die Situation hat sich ja nicht auf Grund der Sozialarbeitertätigkeit verbessert, dass sie dort jetzt medizinisch versorgt werden, dass sie dort mit Essen versorgt werden, sondern es hat sich verbessert, weil die polizeiliche Präsenz permanent dort ist. Sobald die Polizei weggehen würde, würde sich das wieder so entwickeln, wie es zu Beginn, als man auf diese Leute reagiert hat, gewesen ist. Somit muss man sagen, dass man eine Maßnahme für den Bereich treffen muss, damit sie nicht mehr zurückkommen können. Ich gebe schon gerne zu, es ist nicht das Allheilmittel, aber das Alkoholverbot ist zumindest etwas, womit man einmal einen Anfang setzen kann. Wenn ich mir diese Stellungnahmen zur Petition anschaue, da gibt es die Stellungnahmen der Stadt Wien, von der damaligen Gesundheitsstadträtin, aber auch vom Kulturstadtrat. Die Gesundheitsstadträtin hat geschrieben: "Tatsächlich kann übermäßiger Alkoholkonsum bei grundsätzlich tendenziell gewaltbereiten Personen die Hemmschwelle zur Ausübung von Gewalt senken." Sie sagt also mehr oder weniger, dass es gut ist, dass sie dort trinken, dann sind sie nämlich nicht gewaltbereit. Das könnte man so herauslesen. Dann ist man gegen ein Alkoholverbot, weil es eine außergewöhnlich hohe Polizeipräsenz nach sich ziehen würde, und das will man auch nicht. Umgekehrt steht dann drinnen: Alkoholkonsum zu verbieten, ist keine Lösung. Der Kulturstadtrat hat geschickt, dass es ausreichend Rechtsvorschriften gibt, die sich damit beschäftigen, dass es für das Verhalten derjenigen, die sich dort aufhalten und stören, belästigen, bedrohen, Verunsicherung schaffen, eine ausreichende Gesetzeslage gibt. Da kommt er vom Strafrecht über das Sicherheitspolizeigesetz über das Wiener Landes-Sicherheitsgesetz. Die werden da taxativ aufgezählt, was da alles schlagend werden konnte. Ja, die gesetzlichen Bestimmungen gibt es, aber sie greifen nicht. Sie greifen deswegen nicht, weil speziell im Wiener Landes-Sicherheitsgesetz im Abs. 3, der sich mit Abwehr von Belästigungen und Sicherung des Gemeingebrauches beschäftigt, eben explizit drinnensteht, dass eben Alkoholisierte, die die Bevölkerung stören, weggewiesen werden können, angezeigt werden können und Ähnliches. Es steht da explizit in dem Wiener Landes-Sicherheitsgesetz drinnen. Aber diese Gesetzesvorschrift ist jetzt auf Einzelpersonen ausgerichtet, aber nicht auf Gruppen, die sich dort, ich weiß nicht, von 30 bis zu 100 Leuten versammeln, dass ich da dann versuche ... (GR Gerhard Kubik: Wo sind 100 Leute dort? Nie! Bleiben Sie bei den Fakten!) Ich bleibe bei den Fakten, von der Polizei. Nicht darüber jetzt reden, jetzt vorbeigehen und präsentieren, wie schön es ausschaut. Die Polizei musste dort regelnd eingreifen. Es wurden die Bodenmarkierungen, diese Leitlinien ja geschaffen, weil so viele Menschen dort waren, dass der Verkehrsfluss ins ÖBB-Gebäude, zum Billa nicht gewährleistet war, und weil es Sprachschwierigkeiten gegeben hat, und weil manche Leute so beeinträchtigt waren ... (Zwischenrufe von GR Gerhard Kubik und GRin Birgit Hebein.) - Nicht rausschreien! Ich weiß es. (Beifall bei der FPÖ.) Weil man mit manchen aus sprachlichen Barrieren dort nicht kommunizieren konnte, hat man eben gesagt: Die Linie gilt. Da kannst du stehen und da nicht. Weil so viele dort waren, hat man das mit Bodenmarkierungen, mit blauen Leitlinien versucht zu regeln. Jetzt sagen Sie nicht, die waren nie dort. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Gerhard Kubik.) Ja, ist so! Das sind die Fakten. (GR Gerhard Kubik: 100 Leute sind keine Fakten! Das ist ein Märchen!) - Das ist Realität, aber es ist egal. Für Sie ist es ein Märchen. Die Menschen, die dort aufhältig sind, genau im Bereich zwischen dem U1-Aufgang und dem Eingang zur ÖBB, dem überdachten Bereich, okay, dort stehen 30 bis 40 Leute. Ich weiß nicht, wann Sie das letzte Mal dort waren, als noch nicht so viel Polizeipräsenz war. Nicht mit jetzt vergleichen, bitte nicht mit jetzt vergleichen, sondern mit der Zeit, als noch keine Polizei dort war. Da war eine große Ansammlung dieser Menschen. (GR Gerhard Kubik: Das heißt, es ist da besser?) - Nein, nein, wir wollen eine Lösung finden. Wenn ich jetzt behauptet, es ist jetzt nicht so arg, nur, es ist auch die Polizei ständig vor Ort, es ist der Überwachungsbus mit der Kamera ständig vor Ort. (GR Gerhard Kubik: Damit ich es nicht falsch verstehe!) Irgendwann sollte man die abziehen können. Dann sollten Maßnahmen greifen, damit sich die Szene dort alleine wieder befriedet, und dass die Leute dort keine Angst haben müssen, wenn sie zur U-Bahn, zur Schnellbahn, zur ÖBB gehen oder in den Prater marschieren. Ist ja keine Sache. Nur, wenn ich heute nur mehr, wenn Polizei vor Ort anwesend ist, garantieren kann, dass man den Praterstern sicher überqueren kann, dann ist das ganz einfach keine Lösung, denn da nimmt sich Wien relativ einfach aus der Verantwortung und sagt, die Landespolizeidirektion schickt die Leute, und die sollen das erledigen. Das ist falsch. Wie gesagt, diese Verwaltungsstrafen nach dem Wiener Landes-Sicherheitsgesetz sind auf Einzelerscheinungen ausgerichtet. Dort geht es auch darum, wenn irgendjemand zum jedmayer hingeht und Leute stört, dann kann der weggewiesen werden. Da geht es um Einzelpersonen, für die ist es geschaffen worden, aber nicht, wo so ein Massenauflauf von Menschen daherkommt, die dasselbe Verhalten setzen. Da ist die Polizei tatsächlich überfordert. Wenn man jetzt zu den Stellungnahmen der Wiener Linien sagt, die begrüßen ein Alkoholverbot. Die ÖBB sagt in ihrer Stellungnahme: Wir haben sowieso intern eine Hausordnung, und unser privater Sicherheitsdienst schaut, dass nicht übermäßiger Alkoholkonsum erfolgt. Würde übermäßiger Alkoholkonsum, den ja wir auch bezeichnen, drinnen im ÖBB-Gebäude erfolgen, dann würden sie vom Sicherheitsdienst hinausgewiesen werden - Hausordnung, Hausrecht. Ebenso bei den Beförderungsbestimmungen der Wiener Linien, die sagen, in der Straßenbahn ist Alkoholverbot. Es ist auch gut, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel auf dem Platz, wo sie halten, ihre Haltestellen haben, natürlich auch ungehindert ihre Passagiere aufnehmen, einen Fahrgastwechsel vornehmen können. Das sagen die ganz normal und sagen, dass ein Alkoholverbot nicht so schlecht wäre. Auch die Wirtschaftskammer sagt in ihrer Stellungnahme: Kein - wie es ja seitens der Wiener Stadtregierung gefordert wird - Alkoholeinkaufsverbot, dass man alkoholische Getränke dort gar nicht beziehen kann. Das wäre der Stadtregierung recht, weil sie sagt, dann kann man beim Billa gar nichts kaufen, denn, wenn man dort nichts kaufen kann, dann konsumieren sie es nicht, weil die empirischen Erkenntnisse zeigen, dort, wo man es kaufen kann, wird das in der nächsten Umgebung auch gleich konsumiert, also machen wir dort ein Verkaufsverbot. Das lehnt die Wirtschaftskammer ab. Die sagen, nein, kein Verkaufsverbot, aber ein Alkoholkonsumverbot können sie sich durchaus vorstellen. Und so sind die Stellungnahmen durchaus begründet. Auch die Landespolizeidirektion Wien sagt, okay, mit einem Alkoholverbot können wir leben. Denn bei den gesetzlichen Bestimmungen, die schon bestehen, muss immer ein spezialisiertes Verhalten über einen gewissen Zeitraum nachgewiesen werden. Das heißt, ich muss jetzt beobachten, ich muss einer bestimmten Person dann ein Verhalten zuschreiben, ähnlich wie beim Bettlerunwesen, wo dann die Bettlerlobby immer die Einsprüche schreibt, wenn die Polizei zu schnell ihre Anzeigen verfasst, und die dann wieder eingestellt werden, genauso wäre es hier beim Wiener Landes-Sicherheitsgesetz. Wenn ich sage: Okay, wo steht die gesetzliche Bestimmung? Unzumutbare Belästigung - also das ist im Wiener Landes-Sicherheitsgesetz eine unzumutbare Belästigung oder unzumutbare Beeinträchtigung - ist auch dann gegeben, wenn die Wahrnehmung auf berechtigten Anstoß kommt. Das heißt, es muss anstößiges Verhalten sein. Das sind alles so Sachen, die man irgendwie begründen muss, und bei einem Einspruch halten sie dem vielleicht stand oder auch nicht. Auf jeden Fall braucht die Polizei ein probates Mittel, dass es, wenn es verboten ist, ein Verbot ist, ohne zusätzlich ein strafbares Verhalten zu beschreiben. Das ist ja genauso mit dem Sicherheitsgurt, den habe ich angelegt oder nicht angelegt. Ich kann nicht sagen, der war nicht angelegt, aber er hätte angelegt sein müssen, wenn die Fahrgeschwindigkeit so ist und das Verkehrsverhalten so, die Witterung so, dann wäre es strafbar, ihn nicht anzulegen. Das sind keine Vorschriften, sondern ein Verbot ist ein Verbot, auf einem gewissen Platz einfach keinen Alkohol zu konsumieren. Wenn jetzt dann die kommen, die in die Ottakringer- oder Gösser-Dose Wasser hineinleeren und so vor dem Polizisten stehen, trinken und warten, bis man beamtshandelt wird, ja, das sind Ausnahmeerscheinungen. Aber die, die im Sommer mit den Füßen übers Bankerl hinunter am Rücken liegend irgendwo herumliegen mit dem Tetrapackerl daneben, die werden kein Wasser drinnen haben. Um die Menschen geht es. Und wenn ein paar den Agent Provocateur spielen, mit dem muss man zurechtkommen. (Zwischenruf von GR Gerhard Kubik.) Die Polizei würde es aber begrüßen, wenn es ein Verbot geben würde, weil das das Werkzeug ist, mit dem sie agieren kann. Aber es ist, wie gesagt, wie bei vielen Dingen, ich habe eh schon das sektorale Bettelverbot genannt. Sie sagen immer nur, wie wichtig und richtig die Polizei ist, aber mit Rechtsvorschriften unterstützen wir sie überhaupt nicht. Da sagen Sie immer, Verbote sind das schlechteste Mittel. Nein, Verbote sind durchaus auch ein probates Mittel dafür, einen Umstand abzustellen, der eine große Anzahl von Menschen derzeit stört. Noch einmal, Sie können Fernsehsender aufdrehen, welchen Sie wollen, jeder wird dort Interviews bringen mit Leuten, die sagen, eigentlich ist ein Alkoholverbot gut, und eigentlich fürchte ich mich am Praterstern oder fühle mich nicht wohl. Das sollten Sie ganz einfach ernst nehmen, und wir sollten gemeinsam nicht jetzt mit einem Hickhack anfangen, wer wen ausspielt, und, und, und, sondern ganz einfach: Welche Lösung ist da die beste? Und wenn Sie sagen, mit baulichen oder sozialen Maßnahmen. Ich weiß jetzt nicht, was eine bauliche Maßnahme sein kann. Vielleicht sagen Sie das dann. Ich weiß nicht, was noch an sozialen Maßnahmen bereitgestellt werden soll, damit es besser wird. Ich habe keine Ahnung, denn es ist ja vor Ort schon zur Verfügung gestellt. Es sind Leute vor Ort, die sich um die Menschen kümmern. Es ist jetzt gerade besser, weil eben massiv die Polizei im Einsatz ist. Nur kann es nicht so sein, dass ich Örtlichkeiten in Wien so durch Polizeipräsenz schützen muss, damit man sagt, Wien ist eine sichere Stadt. Vielleicht unterstützen Sie den Antrag oder überlegen zumindest einmal, ob nicht ein Verbot doch auch eine Lösung ist. Zumindest eine vorübergehende ortspolizeiliche Vorschrift wäre nicht so schlecht. Warum wehren Sie sich so gegen diese Verbote? Wie gesagt, wir gehen nicht gegen die Obdachlosen vor. Ihr Pressedienst hat mich ein bisserl verwundert, weil es kein Thema war. (GR Dominik Nepp: Es ist auch keine Anfrage, sondern ein Antrag!) Aber Sie werden Ihre Gründe haben und werden sie uns auch wahrscheinlich erläutern. Aber ich hoffe, wir können das heute relativ unaufgeregt diskutieren. Ich hoffe, Sie stimmen zu. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. Ich erteile ihm das Wort. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Mir ist jetzt irgendwie klar geworden, warum die Begründung nicht vorgelesen wurde. Wenn man es sich nämlich genau anschaut, erkennt man schon, im Gegensatz zu den Diskussionen im Wahlkampf in der Leopoldstadt, dass sich hier der Stil schon massiv verschlechtert hat. Ich möchte deswegen hier kurz vorlesen, was im Antrag der FPÖ steht: "Schwerstalkoholiker, alkoholisierte Schläger, Schnorrer und Stänkerer belästigen in unzumutbarer Weise Passanten und Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel auf dem Praterstern." (VBgm. Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Richtig! So präzise ist die deutsche Sprache!) "Sitzbänke werden für Saufgelage zweckentfremdet, Grünanlagen durch leere Bierdosen, Spirituosenflaschen sowie Exkremente verunreinigt." So beschreibt es die FPÖ. (Ironischer Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Wolfgang Jung: Was stimmt daran nicht?) Das stellt sich für mich nicht ganz klar dar, und es war auch die Diskussion nicht stark, weil es in die Richtung Obdachlose ging. (GR Mag. Wolfgang Jung: Waren Sie schon dort?) Ganz ruhig bleiben, ich habe mein Büro im 2. Bezirk, ich komme dort sehr oft vorbei. Ich weiß nicht, wie oft Sie dort vorbeikommen, aber es ist so. (GR Mag. Wolfgang Jung: Mit dem Lastenfahrrad?) - Mit Lastenfahrrad nicht, da muss ich Sie enttäuschen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist positiv!) Um wieder zurück zum Thema zu kommen: Es ist mir nicht ganz klar, was Sie mit Schnorrern und Stänkerern meinen. Sind Schnorrer und Stänkerer jetzt automatisch immer alkoholisiert und sind sie deswegen keine Schnorrer und Stänkerer mehr, wenn man ihnen den Alkohol verbietet, und ist ein Obdachloser dann kein Obdachloser, wenn er keinen Alkohol trinkt? Ich verstehe Ihren Antrag leider nicht einmal annähernd. (Beifall bei den NEOS. - GR Mag. Wolfgang Jung: Dass die NEOS jetzt auch schon die Trankler verteidigen!) Ich finde die Formulierung dieser Personengruppen, wie Sie es ja in der Sprache sehr schön beschrieben haben, durchaus menschenverachtend, aber über den Stil der FPÖ brauchen wir, glaube ich, nicht mehr lange diskutieren. Jetzt komme ich dazu, wie ich es formulieren würde. Wir stehen hier vor einer wirklich großen Herausforderung, und es geht hier um Menschen, die suchtkrank sind, die unter bestimmten Voraussetzungen am Rande der Gesellschaft sind, und ich glaube nicht, dass die Menschen sich das ausgesucht haben. Ich glaube nicht, dass die sagen, he, am Praterstern ist es so toll, dort gehen wir alle hin, da saufen wir uns heute an. Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass diese Menschen Hilfe brauchen. Deswegen haben wir dort auch Sozialarbeiter, die meiner Meinung nach sehr, sehr gute Lösungen bieten. (GR Dominik Nepp: Wirklich toll gespielt, bis jetzt!) Wenn Sie heute in der Früh vielleicht das "Morgenjournal" verfolgt haben, da ging es um Alkoholverbot auf öffentlichen Bahnhöfen in ganz Österreich. Als Beispiel wurde dort Linz behandelt, und in Linz ist es so, dass die ÖBB sagen, ja, sie denken auch ein bisschen über Alkoholverbot nach, aber es ist so, dass da zuerst die öffentliche Hand vielleicht ein Alkoholverbot erteilen muss, teilen wir uns doch alle das Areal und irgendwie sollten wir alle an einem Strang ziehen. Unisono war es aber so, dass das Alkoholverbot eigentlich nichts bringt. Das Spannende, was ich jetzt kurz sagen möchte, das ist ja vielleicht auch das, was die Frau Hebein gemeint hat. Sie haben dann gesagt, eigentlich ist es am Bahnhof ja nur in diesen Ecken und Gängen so, die eigentlich keinen Nutzen haben. Genau darum geht es uns am Praterstern. Der Praterstern ist einfach eine wirklich, ich würde einmal sagen, tote Fläche, beinhart ausgedrückt. Es gibt hier wahnsinnige Flächen, die nicht genutzt werden. Das heißt zum Beispiel, es gibt zum Vorplatz keine Definition, was passieren soll, es ist keine Begegnungszone, gar nichts. (GR Dominik Nepp: Machen wir sofort ein Start-up-Zentrum dort!) Dann der Bereich um das Tegetthoff-Denkmal - was passiert dort eigentlich, oder der Ausgang Richtung Venediger Au. Das ist alles Fläche, wo es keine klare Definition gibt, und da könnte man sehr viel machen, um hier auch Verdrängung herbeizuführen. Da kann ich von Markt, von Gastronomie, von Belebung dort, und die geht ... (GR Mag. Wolfgang Jung: Wer zahlt die?) - Wer zahlt die? Es gibt Märkte in Wien, die durchaus gut funktionieren, wo es auch Leute gibt, die Waren verkaufen, die muss keiner zahlen. Das passiert. (GR Mag. Wolfgang Jung: Weltfremd!) Aber um zurückzukommen: Ein Herr Seidl, der das Alkoholverbot hier ausspricht, finde ich jetzt sensationell. Ich muss Ihnen aber schon sagen: Ich fand den Bericht des Herrn Haslauer aus der Sicht der Polizei sehr, sehr spannend. Nur eines muss man bedenken: Die Polizei kommt immer nur dann, wenn etwas passiert. (GR Dominik Nepp: Nein, die ist permanent dort!) - Ja, jetzt, und da hat er ja selbst gesagt, es ist besser geworden. (GR Mag. Wolfgang Jung: Keine Ahnung! Zuerst überlegen, dann reden!) - Ich habe sehr viel Ahnung. Was ist denn da herausgekommen? Früher waren bis zu 100 Menschen dort, jetzt ist die Polizei da, aber immer noch wollen wir ein Alkoholverbot, aber es funktioniert jetzt doch oder doch wieder nicht. Ich verstehe es nicht. Ich möchte aber zu dem zurückkommen, was ich eigentlich sagen wollte. Es geht hier ganz klar darum, klare Pläne, klare Räume, klare Regeln zu schaffen, und ja, die Menschen dort müssen sich auch an Regeln halten. Regeln sind extrem wichtig, aber ich bin nicht der Meinung, dass ein Alkoholverbot hier irgendetwas bringt. Ich glaube nicht, dass das die Lösung ist, die hier langfristig ein Ergebnis bringt. Ich glaube deswegen, ich bin mir ganz sicher, dass der Platz umgestaltet gehört, ich bin mir ganz sicher, dass es hier ganz andere Initiativen zu den bestehenden geben muss. Die Sozialarbeiter, die Polizei, die Rettung, das Rote Kreuz, alle leisten sensationelle Arbeit, aber wir müssen den Praterstern aus der Schmuddelecke herausholen, und da ist die Stadtregierung gefordert. Da muss ich ganz offen sagen: Der Herr Häupl, das kann man sich vorstellen, Alkoholverbot ja oder nein, das ist nicht die Diskussion, die wir führen wollen, das ist nicht das. Man muss dem Praterstern ein neues Gesicht geben. (GR Dominik Nepp: Das ist relativ neu, das Gesicht!) - Ja eh, aber unnötig. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das ist die Lösung!) - Das ist die Lösung. Ich weiß nicht, heute das "Morgenjournal", Sie haben die "Heute" vielleicht gelesen in der U-Bahn, aber heute der "Morgenjournal"-Bericht ... Das ist auch das, was dort rauskam. Es geht immer um die Flächen, wo sich die Menschen bewegen, wo sie den Platz haben. Und Sie schreiben im Antrag, Leute stänkern andere an, und Sie sagen dann wieder, da liegt ein Besoffener auf der Bank. So, stänkert er jetzt oder liegt er? Ich verstehe einfach Ihre Begründung und den Zugang nicht. Das ist eine Angstmache. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Gut, zurück zum Thema und zu unserer Forderung, den Praterstern neu zu beleben, hier ganz klar ein Konzept schaffen, was man mit dieser toten Fläche machen kann, und ich glaube, die Menschen dort haben ein Recht ... (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das sind leere Worte!) - Wieso sind das leere Worte? (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.) - Alkoholverbot ist eine Lösung? (GR Armin Blind: Verbote, die funktionieren!) - Für Sie, aber eine Umgestaltung kann auch eine Lösung sein. Schauen Sie sich einmal an, was denn der Unterschied ist ... (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): So, meine Damen und Herren! Ich darf bitten, dass Sie den Lärmpegel ein bisschen senken, damit der Redner weiterfahren kann. GR Markus Ornig, MBA (fortsetzend): Da sind wir offensichtlich anderer Meinung, nehmen wir es einmal so zur Kenntnis. Ich hoffe, dass sich der Bürgermeister nicht an diesen Angstspielen der FPÖ beteiligt und einfach auf die Experten hört, die ihn da auch gut beraten, nämlich zum Beispiel der Drogenkoordinator der Stadt Wien, und ein klares Nein zum Alkoholverbot ausspricht. Ich denke, Verbote im Zusammenhang mit Drogenkonsum haben noch nie irgendetwas gebracht, wenn man auch historisch zurückblickt. - Danke. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Meine Damen und Herren! Auch wenn die Diskussion hitzig ist, bitte ich, dass wir das gehörig über die Bahnen bringen, und man auch vielleicht Anspielungen auf Namen soweit unterlässt. Das ist auch nicht unbedingt notwendig. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Ulm. Ich erteile ihm das Wort. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! So hitzig finde ich die Diskussion gar nicht. Ich glaube, dass eh über weite Strecken unaufgeregt über das Problem gesprochen wird. Ich glaube sogar, dass es überraschende Übereinstimmung gibt in der bisherigen Debatte. Nämlich Punkt 1: Es ist besser geworden. Es ist besser geworden am Praterstern auf Grund von gemeinsamen Bemühungen, insbesondere mit der Polizei, aber - und ich glaube, da gibt es auch Übereinstimmung, denn das hat jetzt auch der Kollege Ornig gesagt - der Praterstern ist nach wie vor eine Schmuddelecke, und das ist ein Missstand, mit dem wir uns nicht zufriedengeben sollten. Denn es liegt nicht nur daran, dass der Platz in sogenannten toten Winkeln schmuddelig ist, es gibt dort noch immer sehr viele Personen, die sich nicht so benehmen, wie sie sich benehmen sollten. Auch wenn diese problematischen Personen dort ganz unterschiedlich sind, einige verursachen bei zumindest manchen Personen Angst und greifbares Unwohlsein. Ich meine, wenn eine Person einer anderen Person gegenüber Angst einflößt, dann ist das kein Kavaliersdelikt, und es ist auch kein Kavaliersdelikt, wenn dieses Angsteinflössen nur nach 19 Uhr erfolgt oder wenn es nur hin und wieder passiert, dass eine Person eine andere Person anspricht. Es gibt Personen, die den Raum in der Nacht meiden. Es gibt junge Frauen, es gibt junge Männer, die sich dort unwohl fühlen, auch ältere Personen. Es gibt viele Personen, die sagen: Mich stören die Personen überhaupt nicht, ich habe kein Problem - umso erfreulicher. Wir haben dort aber einen Missstand, weil wir es als Stadt Wien nicht schaffen, zum einen die Passanten, die dort Angst haben, zu schützen, und auf der anderen Seite schaffen wir es aber auch nicht, den Menschen, die dort ein Problem haben, zu helfen. Die muss man halt auch an der Hand nehmen. Man kann nicht sagen, der liegt ja nur betrunken auf der Bank und macht niemandem etwas, sondern da muss ich auch ein bisschen ein Gewissen haben als verantwortlicher Stadtpolitiker und sagen, na ja, vor dem braucht man sich eigentlich nicht fürchten, das ist eigentlich eh in Ordnung. Nein, nichts ist in Ordnung. Den muss ich an der Hand nehmen und dem muss ich helfen. Die Verantwortung für diesen Missstand hat natürlich in erster Linie die SPÖ und haben seit dem Jahr 2010 auch die GRÜNEN, weil man das Problem bis dato nicht wirklich gelöst hat. Wenn jetzt der Bgm Häupl auch der Meinung ist, dass er sich ein Alkoholverbot dort vorstellen kann, dann ist damit noch überhaupt nichts getan, denn das hat er schon im Jahr 2007 gesagt, am 15. Mai bei seiner wöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag als Reaktion auf ein von mir verlangtes Alkoholverbot dort. 2007, das ist schon zehn Jahre her, da hat er gesagt, ja, ja, kann ich mir vorstellen. Nur, mit Vorstellen alleine ist es nicht getan. Eine verantwortliche Stadtregierung muss auch etwas umsetzen, und man muss Gesetze, die wir hier im Landtag oder Beschlüsse, die wir im Gemeinderat fassen, auch ernst nehmen. Dass man es dann so macht, wie der Sprecher der Wiener Linien gesagt hat, ein Herr Michael Ungar, angesprochen darauf, dass es in öffentlichen Verkehrsmitteln ja ein Alkoholverbot gibt, dass das aber nur nicht exekutiert wird, dass sich das aber die Wiener zu 90 oder 95 Prozent natürlich wünschen würden, dass dieses Alkoholverbot in den öffentlichen Verkehrsmitteln exekutiert wird, da sagt er: Na ja, dieses Alkoholverbot wird mit einem gewissen Augenzwinkern betrachtet. Sehr geehrte Damen und Herren, wir sollten solche Normen nicht mit einem Augenzwinkern betrachten, man sollte diese Gebote ernst nehmen und sollte etwas zu einer Verbesserung der Lebensqualität in dieser Stadt machen und auch zu einer Verbesserung der Lebenssituation der sogenannten marginalisierten Personen, wie sie genannt werden. Wir wissen natürlich, dass es sehr oft so ist, dass der Alkoholkonsum Vorstufe dafür ist, dass mehr passiert, unerwünschtes Verhalten ist da noch gelinde ausgedrückt, sehr oft ist es die Basis für kriminelle Taten. Das sagt auch der Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, wenn er im Rahmen des Petitionsausschusses in seiner schriftlichen Stellungnahme davon spricht, dass es natürlich auf Grund von übermäßigem Alkoholkonsum zu unerwünscht wahrgenommen Verhaltensweisen kommt. Und auch Mailath-Pokorny wünscht sich, dass es weniger Alkoholkonsum am Praterstern gibt. Sein Vorschlag ist natürlich der, dass nach Möglichkeit dort kein Alkohol verkauft wird, dass man sich beim Billa oder beim Spar freiwillig beschränkt, die Gastronomie ist natürlich immer ausgenommen, das ist ja eh ganz selbstverständlich. Er sagt: "Für viele Menschen stellt insbesondere die uneingeschränkte Kaufgelegenheit von Alkohol einen besonderen Anreiz zu dessen Konsum dar. Die Erfahrung der regelmäßig mit der Situation am Praterstern befassten Stellen zeigt, dass Alkohol in der Öffentlichkeit von den betroffenen Personengruppen unweit jenes Ortes konsumiert wird, an dem er gekauft wurde. Die zielführendste Maßnahme ist daher, den Verkauf in bestimmten Bereichen einzuschränken und damit die Verfügbarkeit vor Ort deutlich zu reduzieren." Das heißt, wir wollen, dass dort weniger Alkohol konsumiert wird, wir trauen uns aber nicht, den Schritt zu gehen und zu sagen, ja, außerhalb der Gastronomie soll Alkohol nicht konsumiert werden. Das ist übrigens auch das, was die Wirtschaftskammer sagt. Die ist natürlich dagegen, dass der Verkauf verboten wird. Die sagen, man hat natürlich nichts dagegen, kann man sich ja mitnehmen oder kann man in den gastronomischen Lokalen konsumieren, aber bitte nicht im öffentlichen Raum, dort sind wir sehr wohl für ein Konsumationsverbot, und auch die ÖBB sagen das. Auch die ÖBB sagen, sie begrüßen ein Verbot des Konsums alkoholischer Getränke auf öffentlichen Flächen des Pratersterns. Natürlich ist das Alkoholverbot alles andere als ein Allheilmittel, und wir werden dort kein Schmuckkasterl von heute auf morgen bekommen, nur weil ein Alkoholverbot erlassen worden ist, aber, sehr geehrte Damen und Herren von Rot-Grün, so wahnsinnig erfolgreich waren Sie bisher nur mit den Sozialarbeitern und nur mit den baulichen Maßnahmen auch nicht. Wie schaut denn Ihre Lösung aus? Wir haben einen Umbau am Praterstern gehabt, und wir haben dort Streetworker am Praterstern, gut. Ich bin auch dafür, sich weiterhin Gedanken zu machen, wie man durch Umbaumaßnahmen dort zu einer Verbesserung kommen kann und wie man mit dem gezielten Einsatz von Sozialarbeitern zu einer Verbesserung des Problems kommen kann. Ja, keine Frage, natürlich soll man das machen, das haben wir aber auch schon in der Vergangenheit gemacht. Das heißt, es wäre schon sinnvoll, sich jetzt auch einem neuen Vorschlag zuzuwenden, und ein Alkoholverbot könnte so ein weiterer zusätzlicher Lösungsansatz sein. Selbstverständlich werden die Sozialarbeiter eine ganz wichtige Rolle spielen, werden bauliche Maßnahmen eine ganz wichtige Rolle spielen und auch die Einhaltung des Landes-Sicherheitsgesetzes. Ich glaube, man sollte nicht mit Augenzwinkern auf das Landes-Sicherheitsgesetz schauen, sondern sollte nach dem Buchstaben dieses Gesetzes auch darauf drängen, dass dieses Gesetz vollzogen wird. Wir sollten uns nicht mit Anstandsverletzungen im öffentlichen Raum abfinden. Wir sollten nicht sagen, na ja, ist ja nur eine Anstandsverletzung (Beifall bei ÖVP und FPÖ.), ist ja nur eine Beleidigung, ist nur Urinieren im öffentlichen Raum, ist nur Schlafen als Betrunkener oder Liegen auf der Parkbank. Wir wollen nicht, dass sich die Stärkeren gegenüber den Schwachen durchsetzen. Wir wollen nicht, dass sich die Rücksichtslosen durchsetzen gegenüber denen, die ganz normal und ohne Angst dort spazieren gehen wollen. Da haben wir schon die Verpflichtung, uns auch für die einzusetzen, die dort ihre Ängste und ihre Sorgen haben. Nicht zufällig steht die Anstandsverletzung da drinnen, und nicht zufällig haben wir im Landtagssicherheitsgesetz auch im Paragraph eine Norm, die unzumutbare Beeinträchtigung des Gebrauches von öffentlichen Einrichtungen. Wir haben dort die Bahnhofshalle, wir haben dort den - Park ist vielleicht ein bisschen übertrieben - Vorplatz, und den sollte man nutzen können, ohne unzumutbar beeinträchtigt zu werden. Was bedeutet unzumutbar beeinträchtigt? Eine solche Beeinträchtigung liegt immer dann vor, wenn ein Verhalten gesetzt wird, das berechtigten Anstoß erregt, insbesondere auf Grund eines offenbar nicht mehr kontrollierbaren Rauschzustandes. Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben schon sehr viel im Gesetz drinnen. Die Polizei sagt uns nur, es ist so wahnsinnig schwer, das zu vollziehen. Dann gibt es Teile der Stadtregierung, die deponieren: Na ja, allzu genau sollte man es vielleicht gar nicht exekutieren, weil das dann vielleicht ein Eingriff in Menschenrechte ist. Die Polizei tut sich wahnsinnig schwer, die Polizei würde diese Gesetze mit einem Alkoholverbot besser exekutieren können, und es wäre auch weniger Einschreiten erforderlich. Wir als ÖVP haben uns immer wieder dieses Themas angenommen, Praterstern, Erscheinungsbild des öffentlichen Raumes. Es gibt Verwahrlosungstendenzen in Wien, nicht nur am Praterstern auch anderswo, Graffitischmierereien, Verhalten im öffentlichen Raum, wie wir es eigentlich nicht haben wollen. Wir haben es geschafft, das Hütchenspiel aus der Stadt zu bringen. Das ist uns gelungen, indem wir eine Primärarreststrafe bei einem Verwaltungsdelikt vorgesehen haben - Initiative der ÖVP. Wir haben es geschafft, eine gute Grundlage zu schaffen, um gegen die Bettelei vorzugehen - auch eine Initiative der ÖVP, Verbot der gewerbsmäßigen Bettelei. Wir wollen nicht, dass jemand berufsmäßig als Bettler in Wien unterwegs ist. Das ist einfach nicht notwendig, denn entweder hat er einen Anspruch auf die Mindestsicherung oder er hält sich nicht rechtmäßig im Bundesgebiet auf. Wenn er sich nicht rechtmäßig im Bundesgebiet aufhält, dann soll er es verlassen, und wenn er sich rechtmäßig aufhält, hat er einen Anspruch auf die Mindestsicherung, und dann muss er auch nicht betteln, und wir hätten, glaube ich, viel für die Lebensqualität in dieser Stadt geschafft. Was wir brauchen, ist ein Gesamtkonzept für den Praterstern, das Alkoholverbot kann ein Teil davon sein. Wenn Sie auch dieser Meinung sind, können Sie unserem Antrag zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hebein. Ich erteile ihr das Wort. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Werter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Ich finde tatsächlich, dass die bisherige Diskussion relativ sachlich verlaufen ist, das kann ich nur bestätigen, spiegelt aber nicht wirklich den Antrag der FPÖ wider. Der Kollege Ornig hat es eh schon gesagt, im Grunde steht in dem Antrag, so interpretiere ich es, ein Thema zur Abwehr von obdachlosen Menschen als Störfaktoren. Sie haben hier eine Sprache gewählt, die uns schon lange bekannt ist. Auch wenn Sie hier versuchen, sachlich zu argumentieren, gemessen an anderen Diskussionen, wird immer wieder klar, dass Sie sich einzelne Menschengruppen herauspicken, seien es Flüchtlinge oder Obdachlose oder Suchtkranke oder Alkoholkranke, um sehr wohl eine Stimmung zu machen: Wie kann man sie vertreiben, durch welche Verbote? Und das lehnen wir oder ich prinzipiell ab, weil es meinem Menschenbild widerspricht. Das ist einmal Punkt 1, aber ich gehe gerne konkret auf den Praterstern ein. Gestern gab es wieder einen Runden Tisch. Herr Haslinger, ein bisschen vorsichtiger sein mit den Zahlen, mit denen Sie da operieren. Es bringt ja nichts, wenn man permanent übertreibt und alles dramatisiert, das löst ja nur Ängste aus. Es gab einen Runden Tisch, der jetzt regelmäßig stattfindet, wo die Polizei ist, ÖBB, Wiener Linien, die Sucht- und Drogenkoordination, StreetworkerInnen, die treffen sich regelmäßig, um zu schauen, wie es am Praterstern geht, wie die Maßnahmen wirken, wie es weitergeht. Zur Zeit sind - und das sind aktuelle Zahlen - täglich zwischen 20 und 80 Menschen am Praterstern. (GR Mag. Wolfgang Jung: Da sind wir eh schon fast bei 100!) - Herr Jung, melden Sie sich, jetzt rede ich. 20 bis 80 Personen, und es stimmt tatsächlich, dass es sehr unterschiedliche sind, das sagen wir schon immer. Einerseits gibt es obdachlose Menschen vor Ort, es gibt Suchtkranke, es gibt obdachlose Menschen, die Alkohol trinken, so ist es einfach, es sind einige Armutsbetroffene, vor allem Pendler, die pendeln tatsächlich immer wieder am Wochenende. Es gibt auch in einem sehr geringeren Ausmaß, sagt die Polizei, sie können das handlen, auch Suchtmittelhandel vor Ort, und da tun sie sich ein bisschen schwer, immer wieder auseinanderzuhalten, wo Handel und wo der Konsum ist, das ist tatsächlich jetzt aktuell so ein Punkt, aber die Polizei sagt, sie haben es im Griff. Sie können gut damit umgehen, das ist ihre Aufgabe, und Sie sagen selber, es ist besser geworden. Wir haben auch die StreetworkerInnen vor Ort, die wirklich Tag für Tag, auch wie die Polizisten und Polizistinnen, dort enorm wichtige Arbeit machen, und ich möchte, dass wir alle diese Arbeit auch respektieren. Das ist nämlich eine enorme Leistung, die sie hier tagtäglich machen, letztendlich für unseren sozialen Zusammenhalt, der mir enorm wichtig ist. Diese StreetworkerInnen haben den Auftrag, tatsächlich zu unterstützen. Es gibt obdachlose Menschen, die bekommen all die Begleitung, die Unterstützung, medizinische Versorgung, Notquartiere, alles, was sie brauchen. Es gibt auch junge Menschen, die sich dort aufhalten, das ist auch tatsächlich so, und da bitte ich Sie, dass wir den Wienerinnen und Wienern nichts vormachen und sie auch nicht zum Narren halten. Wir sind in einer Großstadt, und es wird immer so sein, dass sich an den öffentlichen Orten marginalisierte Gruppen treffen werden. Das ist so in einer Großstadt, und die StreetworkerInnen sagen auch, und es war immer schon so: Es gibt Suchtkranke oder Obdachlose, die jedes Angebot ablehnen werden, weil sie einfach die öffentlichen Orte, wie auch den Praterstern, dazu nützen, sich mit anderen zu treffen, sich mit Gleichgesinnten an relativ anonymen Orten zu begegnen, und das wird immer so sein. Ich möchte nicht hergehen und den Wienern und Wienerinnen etwas vormachen oder die heile Welt vorgaukeln, denn diese Menschen gibt es, sie sind einfach da. Sie sagen selbst, dass es jetzt besser geworden ist, es gibt die Polizei, die für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig ist, bei sozialen Problemen gibt es die StreetworkerInnen, die Straßensozialarbeit, da gibt es soziale Unterstützung. (GR Dr. Wolfgang Ulm: Jetzt kommt der Sommer!) Jetzt reden wir - noch einmal - von 20 bis 80 Personen, die sich dort aufhalten. Meine Antwort darauf ist, damit sich die Menschen immer wohler fühlen, und dass wir das mit der Sozialverträglichkeit zusammenbekommen, die intensive Kooperation zwischen Polizei und Sozialarbeit, die werden wir nicht abstellen können, nicht an öffentlichen Orten. Wir müssen im Gegenteil hergehen und sagen: Danke für die gute Arbeit. Wir werden jetzt nicht hergehen, vor Ort Alkoholverbote machen, Verbotszonen, Verordnungen, weil wir die Menschen nur an andere Orte vertreiben. Wenn wir die durch die ganze Stadt jagen, das macht ja keinen Sinn. Was ist in Dornbirn passiert? Sie haben Dornbirn erwähnt. Was ist dort konkret passiert? Warum sagen Sie es nicht? Man hat eine Verbotszone gemacht, und, Überraschung: Verdrängung weiter weg. Was hat man dann gemacht? Die nächste Verbotszone, zweite Verbotszone. Überraschung, was ist dann passiert? Wieder eine Verdrängung ein Stück weiter. Wir sind jetzt bei der dritten Verbotszone in Dornbirn. Es klappt nicht, man kann die Menschen nicht verdrängen, verschieben, vertreiben, es ist so sinnlos. (GR Mag. Wolfgang Jung: Nicht für die Anrainer!) Sinnlos für die Betroffenen und sinnlos für alle, das macht doch keinen Sinn. Wie wollen Sie denn hergehen und Alkoholverbote vollziehen? Sie sagen, die Polizei sagt, das bekommt man hin. Ich weiß nicht, mit wem Sie von der Polizei gesprochen haben, ich habe direkt mit PolizistInnen am Praterstern gesprochen, und ich bin drei Mal in der Woche am Westbahnhof, die sagen: Wie sollen wir das in der Praxis umsetzen? (GR Gerhard Haslinger hält einen Zettel hoch.) Zeigen Sie mir kein blödes Papierl, denn ich spreche mit den Leuten. Wie soll man das vollziehen? Wie soll man vollziehen, wenn das Oktoberfest stattfindet? Was machen wir dann mit den alkoholisierten Menschen am Praterstern? (Unruhe bei der FPÖ.) Wo ist die Grenze? Warum diskutiert man immer wieder Verbote, vor allem Alkohol. Alkohol, da sind Sie ja ganz weit entfernt davon, dass man manchmal Alkohol trinkt oder Veranstaltungen macht oder Alkohol als Genussmittel sieht. Nein, wir nehmen wieder einmal Alkoholkranke, wir nehmen Suchtkranke, wir nehmen Obdachlose und reden über das Alkoholverbot (GR Michael Niegl: Hilft der Alkohol den Alkoholikern oder schadet er ihnen?) - Zuerst müssen Sie ausreden lassen, denn das tue ich normalerweise und dann antworte ich. Ich bin nicht da, um Sie persönlich kennen zu lernen. Wenn Sie eine Antwort von mir haben wollen, dann warten Sie, und ich antworte Ihnen. Ich habe mit Suchtkranken und Alkoholkranken an Bahnhöfen gearbeitet. Wenn Sie jetzt herkommen und sagen, Sie haben eine Lösung, was Alkoholkranke brauchen, dann muss ich sagen: Seien Sie nicht so arrogant und überheblich. Professionelle Unterstützung brauchen Alkohol- und Suchtkranke. (GR Michael Niegl: Aber keinen Alkohol!) Wenn jemand einmal alkoholkrank ist, werden Sie hingehen und sagen: Ich bin von der FPÖ, ich will, dass sie ab sofort keinen Alkohol trinken. Und wenn Sie sich nicht daran halten, haben wir eine verstärkte Verordnung, gehen Sie an einen anderen Ort. Das ist nicht mein Menschenbild. Wenn ich alkoholkranke Menschen ernst nehme, dann nehme ich sie ernst und sage, es ist eine Krankheit. Wenn ich hier auch Menschen habe, die obdachlos sind, mit einer Mehrfachproblematik, suchtkrank oder alkoholkrank, obdachlos, da kommen noch viele andere psychische Erkrankungen dazu, das gibt es auch. Es gibt nicht den Menschen, sondern vor allem an Bahnhöfen und öffentlichen Orten begegnen Sie Menschen mit Mehrfachproblematiken. Was tun? Die Antwort der Stadt Wien ist klar, und das unterstütze ich auch. (GR Mag. Wolfgang Jung: Zuschauen!) Ich schätze die Arbeit der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, weil wir eine sozialverantwortliche Stadt sind und die Menschen Unterstützung brauchen. Ich unterstütze auch die Arbeit der Polizei, sie ist für Sicherheit und Ordnung zuständig, auch wenn ich sagen muss, dass mir vor allem die Polizei am Westbahnhof immer wieder erzählt, dass sie natürlich zu fünft, sechst unterwegs sein müssen, das ist Auftrag von oben, um rein präventiv starke Präsenz zu zeigen. Ob es wirklich das subjektive Sicherheitsgefühl steigert, das trauen sie sich nicht wirklich zu sagen, aber gut, sie machen die Arbeit. Und dann gibt es den Prater, sind wir uns ehrlich, es ist nicht das schönste Fleckerl von ganz Wien (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Kann man sagen!) - Kann man sagen, okay, auch wenn man Koalitionspartnerin ist, und natürlich gibt es hier noch Gestaltungsspielräume, selbstverständlich, und die müssen wir auch nützen. Soziale Sicherheit, noch einmal, gute Kooperation mit der sozialen Arbeit, Polizei und allen Betroffenen. Soziale Sicherheit heißt aber auch, keine Maßnahmen zur Verdrängung, Vertreibung und Kriminalisierung, es macht keinen Sinn, vor allem Armutsbetroffene durch Wien zu jagen und zu vertreiben, und heißt natürlich auch, das sage ich in aller Klarheit, Toleranz mit armutsbetroffenen Menschen. Das ist der Weg, den Wien bisher gegangen ist, und den wir auch weiter gehen werden. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Haslinger gemeldet. Sie haben drei Minuten. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender! Ich möchte tatsächlich berichtigen auf die Aussage, dass die Landespolizeidirektion Wien nicht für ein Alkoholverbot ist. (GRin Birgit Hebein: Das habe ich nicht gesagt!) Ich möchte das Schreiben heranziehen von der Landespolizeidirektion Wien, GZ: E1 314120/2016 vom 20. Oktober 2016, Stellungnahme zur Petition kein Konsum alkoholischer Getränke auf den öffentlichen Flächen des Pratersterns. Ich zitiere den 3. Absatz: Wenngleich der Vollzug von Alkoholverboten im öffentlichen Raum mit Schwierigkeiten, insbesondere in Bezug auf die zu erwartenden Umgehungshandlungen -Klammer: Abfüllung in unbedenklichen Gebinden - Klammer geschlossen - verbunden sein wird, sieht die Landespolizeidirektion Wien in einem solchen Verbot die Möglichkeit, den Missbrauch von alkoholischen Getränken an dieser Örtlichkeit weiter zu reduzieren. - Zitat Ende. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Abrahamczik. Ich erteile das Wort. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Geschätzter Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer! Der Kollege Haslinger hat es gerade gesagt, und ich gebe Ihnen recht, in der Stellungnahme der Polizei steht drinnen, dass sie sich so etwas vorstellen können, aber, und Sie haben es auch vorgelesen, es ist eine Frage der Exekutierbarkeit, inwiefern man es umsetzen kann. Da stellt sich schon die Frage, ob man hingehen und sagen kann: Machen Sie die Thermosflasche auf, ich möchte kurz daran riechen, ob da Alkohol drinnen ist. Da wird es dann schwierig. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das machen sie jetzt auch schon!) - Genau, wenn sichtlich alkoholisiert. Sie sagen aber, Sie möchten prinzipiell ein Alkoholverbot für alle Menschen dort, egal, woher sie kommen, und so weiter. (GR Dominik Nepp: Dort werden die Leute keinen guten Earl Grey trinken!) Jetzt haben wir bisher diesen Punkt so gesittet hier diskutiert, vielleicht schaffen wir das weiterhin ohne die Zwischenrufe. Vielleicht starte ich einfach damit: Wir haben uns im Petitionsausschuss wirklich sehr intensiv mit dieser Petition auseinandergesetzt. Wir haben das ernst genommen und in mehreren Sitzungen besprochen und auch sehr viele Stellungnahmen eingeholt. Prinzipiell ist zu sagen: Alkoholkonsum im öffentlichen Raum ist kein Verbrechen. Der öffentliche Raum gehört allen Menschen, ich darf dort auch Alkohol trinken bis zu einem gewissen Grad, wo es dann zu Problemen kommen kann, und da gibt es sehr viele gesetzliche Regelungen, die dann greifen. Was sich mir nicht erschließt, ist, wenn man sagt, dass es jetzt schon schwierig ist, diese Gesetze zu vollziehen, warum es dann leichter sein soll, das Verbot zu vollziehen. Aber gut, da reden wir dann noch darüber. Ein öffentlicher Raum ist für alle Menschen, und das heißt, dass es natürlich zu Nutzungskonflikten kommt, vor allem in einer Stadt, vor allem in einer großen Stadt, wie es Wien ist, denn es gibt da einen begrenzten öffentlichen Raum, da gibt es verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen, die da aufeinandertreffen. Das ist für mich genauso, wie wenn ich in einen Park gehe und mir denke, es ist ein super schöner Tag, der Frühling ist da, ich möchte mich gerne aufs Parkbankerl setzen und dort in Ruhe ein Buch lesen, und daneben am Platz spielen die Jugendlichen Basketball, dann stört es mich vielleicht, aber die haben genauso ein Anrecht, dort zu sein, das ist so. Genauso kann es einfach ärgerlich sein, wenn Leute laut sind, wenn man beispielsweise unterwegs ist in Wien, wenn ein Fußballspiel aus war, und da die Fans nachher alkoholisiert entweder über den Sieg jubeln oder wegen der Niederlage frustriert sind. Das ist auch nicht immer sehr angenehm, wenn man auf diese Gruppen trifft (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist auch verboten!), und das ist auch nicht am Praterstern der Fall, sondern auch an ganz vielen anderen Orten. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie haben das verboten, auch wenn es sinnlos ist!) Herr Jung, schaffen wir es, dass wir so wie bisher einander zuhören? (GR Mag. Wolfgang Jung: Zwischenrufe gehören dazu! Sie sind noch nicht lange da, Sie werden sich daran gewöhnen!) - Ich weiß eh, genau. Nein, es ist ja nicht das erste Mal, dass ich da bin, nur, wie gesagt, es haben schon ein paar Leute hier jetzt positiv hervorgehoben, dass die Diskussion bisher eher sachlich war, und vielleicht können wir das auch so fortführen. Das fände ich sehr sinnvoll. Frau Hebein hat schon erwähnt, dass es verschiedene Gruppen am Praterstern gibt, die sich dort aufhalten, es ist öffentlicher Raum und es gibt verschiedene Gruppen von marginalisierten Menschen, ob das jetzt sozusagen Menschen sind, die Probleme mit Alkohol oder mit Drogen haben, die ihre Wohnung verloren haben, die obdachlos sind, und so weiter. Sie haben sich jetzt sozusagen die Alkoholkranken herausgesucht und rausgepickt, um mit einem Alkoholverbot gegen sie vorzugehen. Jetzt finde ich es in Österreich immer so spannend, dass Alkohol irgendwie total zu unserer Gesellschaft dazugehört. Wenn irgendetwas super gelaufen ist, wenn ein Geburtstag ist, wenn man etwas feiern will, dann heißt es immer: "Jetzt stoßen wir aber an!" Das machen wir mit Sekt und dann trinken wir nachher noch ein Bier und einen Wein. Alkohol ist in unserer Gesellschaft unglaublich präsent, und wir lernen, dass das dazugehört, dass man da eine gute Zeit hat, wenn man miteinander unterwegs ist und etwas trinkt. Das ist alles gut und schön bis zu dem Moment, wo dann Leute dieser Droge, und Alkohol ist einfach auch ein Suchtmittel, irgendwann verfallen und alkoholkrank werden. Dann sehen wir Probleme in verschiedenster Art und Weise, die können gesundheitspolitisch sein, das kann sich auf die Arbeit auswirken, auf das soziale Umfeld, und es ist niemals schön. Es ist keine schöne Krankheit, und ich verstehe, dass es schwierig ist, sich das anzuschauen. Die Frage ist, was ich mit den Menschen mache, und es muss Ziel sein von uns - die verschwinden nicht einfach -, dass wir uns sinnvoll mit ihnen auseinandersetzen und ihnen Angebote geben, und das ist um einiges einfacher, wenn ich weiß, wo die sind und wo ich sie erreichen kann. Am Praterstern, wie gesagt, gibt es eine Gruppe, wir haben schon mehrmals gehört, dass es einige Leute sind, die dort trinken. Wenn sie sich straffällig machen, wenn sie jemanden anpöbeln, wenn sie jemanden verletzten, wenn sie etwas zerstören oder verunreinigen, gibt es verschiedene Gesetze, die greifen. Ich weiß nicht, warum da jetzt, wenn die Umsetzung angeblich so schwierig ist, das Verbot um einiges schwieriger sein soll, aber man kann ja darüber reden, und wir haben ja auch darüber geredet. Wir haben im Petitionsausschuss länger darüber geredet, und es sind auch in vielen Stellungnahmen unterschiedliche Stellen und Organisationen darauf eingegangen. Vielleicht ganz kurz, wen wir aller gefragt haben, damit Sie nicht sagen, wir haben keine Stellungnahmen eingeholt, wir haben mit niemandem geredet. Wir haben die Stellungnahme vom Bezirksvorsteher des 2. Bezirkes eingeholt, das war noch der Charly Hora, als wir begonnen haben, die Petition zu behandeln, und haben dann in einer weiteren Sitzung nach der Wahl in der Leopoldstadt mit der neuen Bezirksvorsteherin beschlossen, dass wir dort auch noch einmal eine neue Stellungnahme einholen. Das ist eigentlich nicht so üblich, denn wir hatten schon eine von der Bezirksvorstehung. Wir haben aber gesagt, wir machen das noch, weil es uns wichtig ist und wir uns das näher anschauen. Die damalige Stadträtin für Gesundheit und Soziales Wehsely hat eine Stellungnahme abgegeben und auch da sehr schön aufgezeigt, welche Maßnahmen es schon vor Ort gibt, vor allem sozialpolitische Maßnahmen von der Sucht- und Drogenkoordination, die mit SAM direkt vor Ort sind und sich hier engagieren und versuchen, sinnvolle Lösungen für die Menschen zu finden, die hier betroffen sind. Die Stellungnahme von StR Mailath-Pokorny ist heute auch schon erwähnt worden, der all die Gesetze anführt, die da zum Tragen kommen können. Vom Wiener Jugendschutzgesetz über das Landes-Sicherheitsgesetz über die Gewerbeordnung sagen: Ich darf eigentlich an Menschen, die betrunken sind, nicht weiterhin Alkohol ausschenken. Es ist auch immer wieder die Frage, wie man sich da irgendwie dann durchschummelt. Es gibt Schutz vor Körperverletzungen über das Strafgesetzbuch, genauso Schutz vor Raufhandel, Schutz vor Sachbeschädigung über das Strafgesetzbuch. Da würde ich mich im Übrigen freuen, denn morgen setzen wir sozusagen einen weiteren Punkt, indem wir eine Novelle des Wiener Reinhaltegesetzes beschließen möchten, ich hoffe, dass da alle Fraktionen dabei sind, weil wir das auch um Stadtmobiliar erweitern. Das ist ganz zentral, und da die FPÖ das ja auch in dem nicht verlesenen Antrag drinnen hat, gehe ich davon aus, dass Sie da zustimmen. Zu all diesen Gesetzen, die hier greifen können, wenn etwas passiert, kommt noch prinzipiell dazu, dass im Strafgesetzbuch steht, § 287: Wer im Rausch eine strafbare Handlung begeht, kann auf Grund des § 287 Abs. 1 Strafgesetzbuch mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen bestraft werden. Das heißt, dass hier noch einmal eine Verschärfung stattfindet, wenn es unter Alkoholeinfluss stattfindet. (GR Gerhard Haslinger: Das ist eine Erleichterung! Na geh! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich gehe noch auf die Stellungnahmen ein, die wir sonst bekommen haben, die Landespolizeidirektion haben wir schon besprochen. Sie erwähnen selber, dass es eine Frage des Vollzugs ist, und dass sich hier auch Schwierigkeiten in der Umsetzung ergeben können. Die ÖBB verweisen auf die Hausordnung in den Bahnhofshallen, wo auch übermäßiger Alkoholkonsum verboten ist, das haben wir schon gehört. Auch der Aufenthalt von offensichtlich betrunkenen Personen ist eine Einschätzungsfrage, aber gut. Die Wiener Linien haben es prinzipiell in ihrer Hausordnung und den Beförderungsbedingungen, da gibt es ein Alkoholverbot. Das ist vielen gar nicht bewusst, dass, wenn Sie in der U-Bahn fahren, die Dose Bier eigentlich nicht angebracht wäre. Die Wirtschaftskammer Wien haben wir auch gefragt und wie bereits erwähnt wurde, sagt die: Ja, wir können uns das durchaus vorstellen, aber was es nicht sein darf, ist ein Alkoholverkaufsverbot. Da sind wir wieder bei dem, dass Alkohol in unserer Gesellschaft extrem präsent ist. Ich kann mir das überall ständig kaufen, das ist alles kein Problem, dass ich da den Zugang habe. Jetzt will ich aber nur die Leute nicht, die diesen Alkohol dann haben, vor allem, wenn es zu viele davon sind. Was für mich ein bisschen die Frage ist: Wenn ich jetzt dieses Alkoholverbot mache und sage, in der Gastronomie im Gastgarten, am Würstelstandl ist das alles okay. Wie weit vom Würstelstandl muss ich denn dann weg, damit das sozusagen nicht mehr greift, damit ich nicht mehr ein Gast des Würstelstandls bin, sondern mich im öffentlichen Raum befinde. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das haben Sie im Ballgesetz und überall!) Das sind ganz zentrale Fragen, die man sich anschauen muss. (GR Gerhard Haslinger: Da geht es um die Definition des Raumes! Das kann man zum Beispiel mit gelben Markierungen machen!) - Ich komme noch drauf. Das ist etwas, was man sich genau anschauen muss, was weder in der Petition noch in dem Antrag jetzt näher definiert wurde. Deswegen ist es ein bisschen schwer, dem auch zuzustimmen, abseits von der grundsätzlichen Frage, wie man dazu steht. Wie Sie sehen, haben wir wirklich viele, viele Stellungnahmen eingeholt, wir haben darüber beraten und versucht, zu überlegen, wie wir damit umgehen. Wir haben uns Dornbirn angeschaut, die Kollegin Hebein hat schon erklärt, dass man es immer wieder weiter ausweiten musste, weil ein Verdrängungseffekt stattgefunden hat. Für mich persönlich stellt sich zusätzlich noch die Frage, dass Dornbirn jetzt nicht ein ganz so großer Bahnhof wie der Praterstern ist, wir reden da von ungefähr 10.000 Leuten am Tag, da ist der Praterstern doch ein bisschen eine andere Größenordnung. Von dem her glaube ich, dass man das nicht eins zu eins umlegen kann. Was man aber machen kann, und jetzt komme ich zu dem, liebe FPÖ, wo es geheißen hat, der Bürgermeister ist jetzt für ein Alkoholverbot. Man muss gewisse Zeitungen ja ein bisschen mit Vorsicht genießen, das ist uns, glaube ich, allen klar, die in der Politik sind. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Aber werben tut man dann!) Da gibt es halt auch gewisse Zeitungen wie "Österreich", die sich dann oft etwas rauspicken oder einen Titel schreiben, der eigentlich nicht dem entspricht, was in einem Interview gesagt wurde. (GR Dominik Nepp: Dafür gibt es Gegendarstellungen!) Es ist nämlich so, dass der Bürgermeister gesagt hat, dass man über ein Alkoholverbot diskutieren kann, es vorstellbar ist, und dass man die Situation prüfen soll. Genau das wird auch passieren. Einerseits haben wir als Petitionsausschuss zwei Empfehlungen ausgesprochen, nämlich unsere Stadträtin Sandra Frauenberger, dass abgestimmte ordnungs-, sozial- und gesundheitspolitische Maßnahmen zur sozialverträglichen Steuerung dieses Phänomens weiter gesetzt werden sollen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wie lange noch?) Wie gesagt, die wichtige Arbeit, die hier die Sucht- und Drogenkoordination schon vor Ort auch liefert, soll weiterbestehen. Ich möchte mich da auch ganz, ganz herzlich für die Arbeit, die hier passiert, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken. Wir wissen, dass das kein einfacher Job ist, und ich glaube, da wäre auch einmal ein Danke angebracht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die zweite Empfehlung, die wir ausgesprochen haben, war an die Bezirksvorsteherin des 2. Bezirks, wo wir gesagt haben, diese Runden Tische, die es schon gibt, würden wir empfehlen, in einer gewissen Regelmäßigkeit fortzuführen, einer war erst gestern wieder, um hier dann auch die Gremien der Bezirksvertretung entsprechend informiert zu halten, weil, wie wir wissen, im 2. Bezirk das mehrmals schon diskutiert wurde, die Bezirksvertretung die Anträge zu Alkoholverboten aber bisher immer auch mehrheitlich abgelehnt hat. Beide dieser Empfehlungen wurden einstimmig angenommen, mit den Stimmen aller Fraktionen. Jetzt kommen wir noch zum nächsten Punkt, zur Prüfung eines Alkoholverbotes, die der Bürgermeister genannt hat. Da gibt es jetzt den Auftrag vom Bürgermeister an die Sucht- und Drogenkoordination, sich näher anzuschauen, wie das in anderen Städten funktioniert, wo bereits ein Alkoholverbot ausgesprochen wurde, auf Bahnhöfen, im öffentlichen Raum. Da sind österreichische Städte dabei wie Dornbirn, wobei, wie gesagt, ich habe meine Zweifel schon vorher benannt, aber auch andere Städte in anderen Ländern wie zum Beispiel München oder Barcelona, wo in den nächsten Monaten geprüft werden soll, wie denn dort die Alkoholverbote ausschauen, wer für die Umsetzung zuständig ist, was das kostet, wie viel Zeit da investiert wird, wie viel Geld investiert wird und was eigentlich auch der Output ist, inwiefern es funktioniert hat, ob man einen Verdrängungseffekt hat, und so weiter. Um sich das sinnvoll anzuschauen, braucht man einige Zeit. Ich weiß, die Sucht- und Drogenkoordination ist da schon dran und wird das sicher vor dem Sommer abschließen und auch dem Bürgermeister vorlegen, und dann wird man sich das mit verschiedenen Beteiligten am Praterstern gemeinsam anschauen müssen, ob das jetzt die Polizei ist, ob das die Wirtschaftskammer und die Geschäfte dort sind, wer auch immer, in einer größeren Gruppe, was denn mögliche Maßnahmen sind, die sinnvoll sind. Das kann ein Alkoholverbot sein, aber es kann auch rauskommen, dass es das nicht ist, weil man viele Ressourcen reinsteckt, wo eigentlich dann nicht viel verändert wird, weil die Leute woanders hingehen, weil die Kosten enorm hoch sind und vielleicht sinnvoller andere sozialpolitische Maßnahmen gesetzt werden, um den Leuten wieder Sicherheit zu geben und sie aus dieser Krankheit rauszuholen. Ich hoffe, ich konnte das für Sie jetzt ein bisschen aufklären. So aufmerksam hört man mir auch gar nicht zu. (GR Gerhard Kubik: Wurscht! Die wollen das eh nicht hören!) Dafür, dass es so dringlich war, war jetzt irgendwie das Interesse ein bisschen zurückhaltend, muss ich sagen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte aber abschließend noch sagen, dass es immer schwierig ist, das am Rücken von kranken Menschen zu machen, und ich mir wünschen würde, dass wir ganz viel über Alkohol in unserer Gesellschaft nachdenken, in vielerlei Hinsicht, und nicht nur bei denen, die halt dem wirklich schon verfallen sind, da braucht es wichtige, dringende Maßnahmen, die auch schon gesetzt werden. Aber der öffentliche Raum ist für alle da. Wie gesagt, es gibt geltende Regelungen, die greifen können, und ich möchte eigentlich damit schließen, was auch sohin die Polizei gesagt hat, das wird Sie vielleicht ein bisschen überraschen, dass es nämlich darum geht, auch am Praterstern das Miteinander statt dem Gegeneinander zu fördern. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Lächerlich!) Vielleicht können wir in dem Sinne weitermachen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. Ich erteile es ihr. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen Dank, sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Zuseher! Ich möchte auf einige Punkte eingehen, die jetzt schon gesagt wurden. Frau Kollegin, Sie haben jetzt vorher gesagt: Wir brauchen eine Lösung für die Personen, die das Alkoholproblem haben, damit wir sie irgendwie auffangen können. Ich sage, wir brauchen eine Lösung auf dem Praterstern für die Wienerinnen und Wiener, die jetzt nicht nur Alkoholprobleme haben, sondern allgemein. Wir haben über Dornbirn gehört. Frau Hebein sagt, es hat nicht funktioniert, es ist immer wieder ausgeweitet worden, die FPÖ sagt, es hat funktioniert. Jetzt haben wir gehört, der Bürgermeister bittet den Drogenkoordinator, das zu machen. Ich sage, lesen Sie einfach einmal die Beilagen, die wir im Petitionsausschuss gekriegt haben, denn es ist wunderbar beschrieben. Das erste Mal hat das Alkoholverbot nicht funktioniert, weil es eine Verdrängung in die Wohnviertel gab. Man hat es ein zweites Mal gemeinsam mit sozialer Arbeit gemacht. Es hat auch bauliche Veränderungen am Bahnhof gegeben, eben dunkle Ecken ausleuchten, versuchen, hellere Durchgänge zu machen, und siehe da, es funktioniert. Das Gleiche haben wir auch in Innsbruck, die haben genau so ein Gesamtkonzept umgesetzt, und es funktioniert. Weil Sie München angesprochen haben, in München ist es ja wieder ganz anders. München hat eine zeitliche Beschränkung des Alkoholverbots von, ich glaube, 22 Uhr bis 6 Uhr in der Früh. Das ist aber nur auf Haltestellen, in den Bussen, in den U-Bahnen. Ich glaube, das Alkoholverbot, das jetzt in München ist, kann man mit dem, was am Praterstern ist, nicht vergleichen. Andererseits, und das ist schon etwas, was wir jetzt alle gehört haben, hat es sich durch die Polizeipräsenz verbessert. Was wir aber alle bis jetzt nicht erwähnt haben, ist, dass es sehr wohl eine Verdrängung gegeben hat, zum Beispiel in Richtung Spielplatz Venediger Au, auch in Richtung Stuwerviertel. Wir haben uns das auch mit Polizisten vor Ort angeschaut, es war dann so, dass einfach mehr Suchtkranke am Spielplatz gefunden worden sind, die sich dort schlafen gelegt haben. Man hat Drogen vor Ort gefunden, Kinder haben ein Sackerl mit weißem Pulver gefunden, und so weiter. Da hat man dann gesagt, okay, es braucht in Wirklichkeit ein Gesamtkonzept. Wir haben am Praterstern die Schmuddelecken, ich weiß gar nicht, wer das so genannt hat. (GR Markus Ornig, MBA zeigt auf.) - Der Kollege Ornig. Wir haben diese Durchgänge, die nicht wirklich ausreichend beleuchtet sind. Wir haben sehr wohl zwischen Tegetthoff-Denkmal und der Straßenbahnstation und Bushaltestelle diese Bänke, die nicht von den Leopoldstädterinnen und Leopoldstädtern in Anspruch genommen werden, sondern eben von Alkoholkranken. Wir haben den Durchgang, wo die Citybike-Station drinnen untergebracht ist und gleichzeitig eine riesige Radfahrabstellfläche, wo man nicht einmal mehr durch kann. Wir haben den Durchgang Richtung Hauptallee, der dunkel ist, und wenn man da durchgeht, hat man eine enorme Geruchsbelästigung. Wir haben einfach viele Ecken am Praterstern, die man einmal baulich angehen müsste, wo es aber jetzt nicht großer Umbauarbeiten bedarf, sondern in Wirklichkeit einmal Lichtkörper, Helligkeit, und so weiter. Wir haben die Geschichte, dass wir keine soziale Einrichtung vor Ort haben. Linz hat das gemacht. Das ist etwas, wo wir der Meinung sind, dass man das auch vor Ort braucht. Das ist eine langjährige Forderung der ÖVP- Leopoldstadt gewesen und das ist auch einstimmig dort beschlossen worden, dass vor Ort eine soziale Einrichtung kommen soll. Das hat bis jetzt nicht stattgefunden. Und das Alkoholverbot, so, wie es auch mein Kollege Ulm gesagt hat, ist natürlich ebenfalls ein Baustein, damit der Polizei sozusagen die Arbeit erleichtert wird. Deswegen gibt es da ganz viele, viele Punkte, und wir haben auch diesen Beschlussantrag eingebracht. Ich denke mir, dass es wirklich notwendig ist, dass wir hier ein Gesamtkonzept machen, dass wir das Alkoholverbot nicht kategorisch ablehnen, aber dass wir eben auch Punkte wie Sozialarbeit und bauliche Maßnahmen mit einbeziehen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schmidt. Ich erteile es ihr. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Danke schön. Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Was mir bis jetzt in der Behandlung dieses Dringlichen Antrags aufgefallen ist, ist doch eine gewisse Ignoranz der Regierungsparteien, aber leider auch seitens der Opposition und vor allem auch eine Themenverfehlung. Ich bin meiner Fraktion sehr, sehr dankbar, und vor allem dir, Wolfgang Seidl, dass du an diesem Thema Alkoholverbot am Praterstern hartnäckig dran geblieben bist und auch weiter dafür kämpfst. Es geht nämlich um etwas komplett anderes als ein Verdrängen oder überhaupt Betreuen von Suchtkranken, Obdachlosen oder sonstigen marginalen Personen, wie es so schön heißt, sondern es geht um viel, viel mehr. Und zwar ist festzustellen, dass die Entwicklung am Praterstern auch nicht gottgegeben ist, sondern tatsächlich auch auf verschiedensten Fehlentscheidungen und auch das Auslassen notwendiger Maßnahmen basiert. Ich möchte gerne ein Zitat von Innenminister Sobotka bringen, der von Vermännlichung von öffentlichen Plätzen spricht. Er beruft sich hierbei auf eine Erhebung des Innenministeriums, die Sie vielleicht kennen: Immer mehr Plätze im öffentlichen Raum werden von Frauen aus Angst gemieden, 90 Prozent in der Nacht, 70 Prozent am Tag. Das ist eine Erhebung aus dem Ministerium, die sollte man vielleicht ein bisschen ernst nehmen, und das ist auch etwas, was ich schon auch hier vorwerfen möchte, das ist diese Ignoranz und auch das Herunterspielen von Tatsachen. Der Praterstern ist mittlerweile zu einem sehr traurigen Symbol dieser negativen Entwicklung in unserer Stadt geworden, einstiger Verkehrsknotenpunkt, ich selbst bin als Kind oft über den Praterstern gefahren, ich musste dort umsteigen, wenn ich zu meiner Omi gefahren bin, und auch sonst war das immer auch für mich ein Umsteigepunkt, ich kenne das sehr gut. Allerdings, so, wie es heute dort ist, war es früher nie, also Angst hat es nie gegeben. Wie der Kollege Haslinger schon erwähnt hat, beschäftigen sich viele Medien damit, in den Interviews wird von allen, vor allem von den Frauen, eben gesagt, dass dieser Platz gemieden wird oder nur mehr zu zweit oder in Begleitung überhaupt frequentiert wird. Es geht nämlich nicht darum, dass es eine subjektive Angst oder das subjektive Gefühl einer Bedrohung gibt, es passieren tatsächlich Sachen. Die gehen aber meistens nicht von den Alkoholkranken aus, da gibt es auch Aggressionsakte, das ist schon richtig. Nur, Sie haben selber gesagt, dass wir dort eine Vielzahl von Menschen haben, die sich dort zusammenrotten, und unter anderem kommt es vor, und das ist ein gewisser Teil, der problematisch wird, dass das Kriminelle sind. Was ich heute herausgehört habe, und das macht mich doch ein bisschen nachdenklich, dass es Ihnen offensichtlich lieber ist, dass solche öffentlichen Orte, die übrigens auch von vielen Touristen mit Familien frequentiert werden, der Prater ist gleich daneben, von 50, 60 Polizisten jeden Tag bevölkert werden, von Sozialarbeitern. Das heißt, bevor ein Alkoholverbot kommt, wo es jetzt natürlich Diskussionen gibt, wie das greifen kann, wie man das umsetzen kann, das aber unseres Erachtens nach das Wichtigste wäre, jetzt einmal in erster Sekunde umzusetzen, nehmen Sie in Kauf, dass wir auf unseren öffentlichen Plätzen permanente Polizeipräsenz haben, nur um zumindest den Anschein zu wahren, dass alles in Ordnung ist. Ich möchte das eigentlich nicht. (Beifall bei der FPÖ.) Ich möchte eigentlich nicht in einer Stadt leben, wo das soziale Gefüge, wo der öffentliche Raum nur mehr halbwegs in einer Waage gehalten werden kann, indem Sozialarbeiter und Polizei zusammenarbeiten, und deswegen irgendwie das normale Gefüge hergestellt ist. Das ist sicherlich der falsche Weg, und da müsste man auch bei den Ursachen ansetzen. Nun, wir sind jetzt in der Situation, dass wir die möglicherweise schon besser gewordene Situation am Praterstern haben. Nach wie vor ist es ein Problempunkt. Ein Alkoholverbot wäre die Möglichkeit, diesen Platz auch unattraktiv zu machen, zumindest auch für diejenigen, die sich jetzt dort treffen, um dort Party zu machen. Die gibt es auch, neben den Suchtkranken, neben den Obdachlosen, ist es doch für viele ein Ort des Vergnügens. Das heißt, wir hätten die Möglichkeit, diese Menschen dann von dort wegzubringen. Das Problem, das ich dabei natürlich auch habe, ist, dass es wieder ein Verbot ist. Ich bin ja sowieso der Meinung, dass Verbote dann auch immer die unschuldige Gesamtbevölkerung treffen. Leider Gottes haben wir in den letzten Jahrzehnten diese Entwicklung gehabt, dass wir mittlerweile wieder zu Verboten greifen müssen, um Sicherheit und Freiheit herzustellen. Dabei sind für mich Sicherheit und Freiheit die zwei wesentlichen Säulen in unserer Stadt, um überhaupt leben zu können, und beide sind massiv beschädigt worden. (Beifall bei der FPÖ.) Es muss aber das Ziel unserer gesamten Stadtpolitik bleiben, Sicherheit und Freiheit wiederherzustellen. Ein dramatisches Beispiel für mich ist auch die Bahngewerkschaft in Deutschland, die jetzt in den Zügen auch ein Alkoholverbot einführen will, weil die Aggression gestiegen ist, und so weiter. Ich frage mich, was in den letzten Jahren passiert ist. Gilt der Kategorische Imperativ für überhaupt niemanden mehr? Warum hat sich die Gesellschaft so entwickelt und vor allem, wer ist schuld daran. Ich nehme an, es hat etwas mit der unverantwortlichen "Tür auf"- Politik zu tun, das weiß man auch von den Polizeidaten. Das ist also nicht nur eine Annahme, das ist ein Faktum. Ich möchte auch nicht, dass man sich in dieser Frage jetzt in Details verliert, dass man sagt, man muss es prüfen, und was sagt die Wirtschaftskammer, und wie ist es umsetzbar und prüfen, prüfen, und vielleicht noch einmal durchdiskutieren. Dann ist wieder ein Jahr vergangen. Ich bin der Meinung, das sollte rasch umgesetzt werden. Jetzt verlieren Sie sich bitte nicht in Details und sagen Sie nicht immer, was nicht geht. Ich bin der Meinung, das geht. Wir wissen auch seitens der Polizei, dass es durchaus möglich ist, diese Maßnahme umzusetzen, dass der Praterstern jetzt wieder sicherer ist für die Menschen und dass er unattraktiv wird für die Menschen, die halt denken, das ist ein Aufenthaltsort, und sie können dort auch ein bisschen ihren kriminellen Energien nachgehen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Kubik. Ich erteile es ihm. GR Gerhard Kubik (SPÖ): Herr Vorsitzender! Ich glaube, ich habe nur 20 Minuten. Wenn ich jetzt auf alles eingehe, was heute gesagt wurde, wo ich der Meinung bin, dass es nicht ganz der Realität und den Tatsachen entspricht, geht sich das nicht aus. Ich werde versuchen, die Punkte, die mir persönlich als besonders wichtig erscheinen, herauszunehmen. Zum einen: Bei der Begründung des Antrages wurde von 44.000 oder mehr Anzeigen und Verordnungsübertretungen (GR Wolfgang Seidl: Amtshandlungen!), Amtshandlungen am Praterstern gesprochen. Also mir ist nicht bekannt, dass die Polizei ihre Anzeigen staffelt und organisiert - Praterstern, Venediger Au, Stuwerviertel, Handelskai -, sondern das sind die Anzeigen des Bezirkes. (VBgm. Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Oh ja! - Zwischenruf von GR Gerhard Haslinger.) Na hallo, Sie haben jetzt etwas gutzumachen von zuerst, aber wir kommen schon noch zusammen. Aber zum Ersten glaube ich nicht, dass es dort ist, sondern im ganzen Bezirk. Zum Zweiten hast du natürlich Zahlen genommen aus 2016, wo auch in dieser Zeit ... (GR Wolfgang Seidl: Nein!) - Also auch nicht, also auch falsch. Alle Zahlen, die du genannt hast, sind also auf Punkt und Beistrich nachvollziehbar. Das werden wir machen, und ich bin sicher, ich komme drauf, dass es genauso richtig ist, wie die 100 Personen vom Herrn Haslinger von zuerst. Gut, lassen wir das einmal dahingestellt. Was ich aber schon auch kenne, und das fällt mir ja nicht nur jetzt auf, sondern das ist auch in den letzten Jahren immer passiert, auch am Beispiel Stuwerviertel hat es immer geheißen, dass die Polizei etwas machen muss, da muss man etwas tun, die müssen da hineinfahren und etwas unternehmen, und dann hat die Polizei etwas gemacht. Dann hat es jede Menge Anzeigen gegeben. Dann hat es geheißen: Schau dir das an, so viele Anzeigen, was da passiert. Die ganze Sicherheitssituation eskaliert, weil es so viele Anzeigen gibt. Hätten Sie nichts gemacht, gäbe es keine Anzeigen, wäre nichts gewesen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Was wollen Sie damit jetzt sagen?) Auf der einen Seite also zu fordern, die Polizei soll auch dafür sorgen, dass die Menschen, die dort durchgehen wollen oder sich auch privat aufhalten wollen, sich sicher fühlen, und deshalb eine hohe Präsenz ist, und die ist nicht erst seit heuer, nicht seit vorigem Jahr, sondern die gibt es schon seit ich mich erinnern kann. Mehr oder weniger, aber es war immer eine hohe Präsenz, weil ich möchte schon ersuchen, den Praterstern nicht so darzustellen, dass, als vor 30 Jahren die Willkommenspolitik noch nicht war, es ein Platz der ruhigen Ordnung war, da waren dann nur die dort, die einkaufen gegangen sind, die auf den 21er oder 5er oder auf was immer gewartet haben. Auch damals hat es um den Bahnhof also schon eine Szene gegeben, und ich glaube auch, bei jedem Bahnhof, wenn man sich jetzt auch nationale, internationale Vergleiche anschaut, wie es woanders ist, wird es überall sein. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das ist ja nicht gottgewollt!) Bestimmte Personengruppen fühlen sich halt ganz einfach in der Anonymität sehr wohl, und die Anonymität ist dort, wo sich viele Menschen aufhalten oder vielleicht auch nur durchgehen, eine viel höhere. (GR Armin Blind: Wenn Sie nicht zuhören wollen, dann lassen Sie es halt sein!) - Genau. Sie brauchen es sich nicht anhören, Sie können hinausgehen. Ich habe den Vorteil, ich ginge jetzt eine rauchen, wenn ich es nicht anhören will, aber das geht bei Ihnen nicht. Wolfgang Seidl hat gesagt, und der Herr Haslinger, der Polizist, wird es mir dann erklären, wie man das überprüft, wenn jemand in seiner Gröbi-Flasche auch Alkohol drinnen hat. Ich habe wirklich aufgepasst, er hat es nicht erklärt, weil ich mir auch nicht vorstellen kann, wie das geht. Also die einfachste Art, so etwas zu kontrollieren, ist, dass ich halt einmal einen Schluck mache. Die armen Polizisten, die dann schon zu Mittag heimgehen müssen, weil ... (Rufe und Gegenrufe zwischen FPÖ und SPÖ.) Na ja, um festzustellen, ob Alkohol drinnen ist, muss ich es irgendwie verifizieren. Also entweder gibt es den aufwändigen Zustand, ich fahre mit einem Chemiewagen hin, jedes Getränk ... (GR Armin Blind: Wenn Sie nicht einmal das schaffen, dann lassen Sie es sein!) - Also, Herr Blind, Sie kennen den Bahnhof Praterstern nur vom Hörensagen. Reden sie nicht dauernd über den Platz, das ist ja wirklich sagenhaft. (Beifall bei der SPÖ. - GR Armin Blind: Woher wissen Sie, wo ich mich aufhalte?) Für mich ist also resümierend festzustellen: Der Herr Haslinger als Polizist konnte mir nicht erklären, wie man das kontrollieren und verifizieren kann, und er konnte auch nicht erklären, was wir mit jenen Menschen machen, wenn es heißt, es gibt ein Alkoholverbot am Praterstern, wenn ich dort bin, was ist, wenn ich schon besoffen hinkomme. Darf ich dann den Platz nicht besuchen, oder darf mich dort nicht aufhalten? Da komme ich schon zu dem wichtigsten Punkt, den man, glaube ich, besonders herausstreichen muss. Wenn ich eine Szene, die es gibt, und wo wir seit 20 Jahren oder länger versuchen, gemeinsam mit Sozialarbeitern, mit Caritas, mit der Polizei, mit der Sucht- und Drogenkoordination, und, und, und, den Menschen zu helfen, aber, auch wenn wir jetzt zehn geholfen haben, sind es trotzdem nicht um zehn weniger, weil nächste Wochen kommen zehn Neue wieder dazu, denen wir wieder helfen müssen. Zu behaupten, irgendwann ist es dann so, dass der Praterstern ein Ort des absoluten Relaxens ist, wo man sich immer aufhalten kann und wo nichts sein wird, das ist es nicht. (GR Mag. Wolfgang Jung: Da sagen Sie etwas anderes als Ihre grünen Kollegen!) Praterstern ist ein Bahnhof, Bahnhof ist so, und es wird auch in der Zukunft so bleiben, nicht nur am Praterstern, sondern auch an anderen Plätzen, wo sich sehr viele Menschen aufhalten. Ich glaube also, ein Alkoholverbot bewirkt, dass dann jene Personen, die dort Alkohol trinken - und um die geht es ja offensichtlich, der Kollege Ornig hat das ja dargestellt, das war eine sehr gute Darstellung für mich - dann halt über den Praterstern über die Fahrbahnen hinübergehen, dann in der Venediger Au sind, im Gebiet Franzensbrückenstraße, dort gibt es auch Grünflächen, in der Heinestraße. Die halten sich dann dort auf, wo die Menschen auch wohnen, dort ist es dann nicht verboten. Wenn es dann zu viel wird, dann machen wir dort auch ein Alkoholverbot. Dann wird es schon ein bisschen komisch, denn dann komme ich schon in jene Bereiche, wo sehr viele Schanigärten sind. Dann muss ich wieder sagen: Im öffentlichen Raum ja, im Schanigarten darfst du trinken, daneben darfst du nicht trinken. Wir meinen also, der Weg, der seit vielen Jahren beschritten ... Du hast es ja selber am Anfang gesagt, dass es viel besser geworden ist, als es war, und dann, wenn es viel besser geworden ist, sich herzustellen und mit einer derartigen Begründung einen Dringlichen Antrag einzubringen, halte ich ganz einfach für leopoldstädterisch eine Chuzpe, denn, wenn es besser geworden ist, kann man nur daran arbeiten, dass es noch weiter besser wird, und das werden wir machen. Es sind viele Sozialeinrichtungen vor Ort. Die Bezirksvertretung aus ihrem Budget gemeinsam mit der Stadt Wien finanziert auch viele der Sozialarbeiter, und die Polizei sagt, höre ich auch immer, man kann das schon überprüfen. (GR Wolfgang Seidl: Das ist ja in meinem Antrag drinnen! Ich habe es vorgelesen!) Das ist so wie die Aussage: "Aus dem Rathaus hört man." Wer auch immer "das Rathaus" ist. Im besseren Fall ist es dann noch der Insider aus dem Rathaus, der uns etwas erklärt. Also auf Sie habe ich schon die ganze Zeit gewartet, wirklich. Da hat wahrscheinlich der Kollege Blind gesagt, jetzt sage du einmal etwas, damit nicht immer ich dran bin. Ja, die Kollegin Abrahamczik hat vorgelesen, was die Polizei schreibt. Nur, Sie schreiben auch hinein, wie schwierig das ist, aber dass die Polizei sagt, ja, wenn es das gibt, dann ist alles lösbar, und wir können alles kontrollieren. Das gibt es nicht. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das sagen wir ja nicht! Das ist ein Märchen!) Ich tue also Märchen erzählen. Meine Kinder sind schon so groß, das brauche ich nicht mehr, aber heute habe ich schon einiges an Märchen neu dazugelernt, und ja, es ist lustig, keine Frage. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Es ist lustig! Sie ziehen alles ins Lächerliche!) - Nein, ich ziehe nicht das Problem ins Lächerliche, sondern die Darstellung, wie Sie es machen, nämlich etwas zu konstruieren, was es in der Dimension nicht gibt und permanent auf diesem Thema herumzureiten, selber festzustellen, es ist besser und es ist super, wenn Sozialarbeit und Polizei dort sind, aber es ist trotzdem schlimm. Und den Menschen vorzugaukeln, wenn wir jetzt Ihre 100 Personen irgendwo anders haben (GR Gerhard Haslinger: 80 sind bestätigt!), dann ist dort endlich Ruhe, dann wird nichts mehr sein, ist eine Illusion, denn dann kommen wieder 100 dazu, denn das ist ja nicht ein Loch, das zugeschüttet wird und weg ist, sondern das ist ein permanenter Prozess, wo Menschen wiederkommen und sich dort aufhalten, weil es eben jene Örtlichkeit ist, wo sie anonym sind und wo sie meinen, sie können in Ruhe ihre Freizeit verbringen. Das ist vielleicht da und dort ein gesellschaftlich nicht so akzeptiertes Alkoholtrinken, aber für alle jene, die es gerne organisiert machen: Am 15. März sperrt das Schweizerhaus wieder auf. Nein wirklich, die Alkoholkranken - und die sind wirklich krank, die sich am Praterstern aufhalten - sind die Schlimmen und Bösen, und die anderen sind alle eh wurscht und gut. Ich will wirklich ersuchen: Man soll mit dem Angstmachen der Menschen aufhören, permanent Dinge, nämlich auch Vorfälle, die es in den letzten drei Jahren gegeben hat, immer wieder vom Neuen zu spielen. Es kommen immer wieder dieselben Vorfälle, die es seit eineinhalb Jahren nicht mehr gibt. Es wird immer wieder aufgewärmt, und ich ersuche Sie, davon Abstand zu nehmen, denn dann wird sich das Problem am Praterstern zwar nicht lösen, aber die Leute werden nicht mehr die Angst haben, die jetzt von Ihnen geschürt wird. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Nepp gemeldet. GR Dominik Nepp (FPÖ): Herzlichen Dank! Ich möchte nur den Kollegen Kubik berichtigen, weil er gemeint hat, man muss Alkohol trinken, um zu wissen, ob in dieser Flasche Alkohol drinnen ist. Man muss einfach nur googeln, zum Beispiel "Alkoholteststreifen": So etwas gibt es, und zwar werden die zum Nachweis von Alkohol im menschlichen Speichel, in Getränken und anderen Flüssigkeiten verwendet. Der Alkoholtest liefert sofort verlässliche Ergebnisse und lässt sich direkt vor Ort durchführen. Dadurch eignet sich der Alkoholteststreifen nicht nur für Arztpraxen und Entzugskliniken, sondern auch für - jetzt kommt es - die Polizei, Rettungsdienste und Justizvollzugsanstalten. Man sieht also: Man kann auch Alkohol testen, ohne daran zu kosten. Da ist vielleicht der Wunsch der Vater des Gedankens, aber es geht auch anders, und das möchte ich hiermit und tatsächlich berichtigen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Haslinger. Das ist seine zweite Wortmeldung, die Restredezeit ist vier Minuten. - Bitte schön. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Danke, ich werde mich bemühen. Ich habe erwartet, dass unser Antragstext Kritik finden wird. Ich habe mir überlegt, ob ich es gleich bei meiner ersten Meldung mache oder jetzt. Es ist also hart formuliert, da gebe ich Ihnen recht, aber wir haben darüber diskutiert, es sind jetzt nicht unsere Wörter. Ich bin ein Mensch, der halt, wenn es ein Problem in Wien gibt, auch mit der Bevölkerung spricht. Bei Taxlern frage ich momentan, was sie von Uber halten, und dann bekomme ich Meldungen zurück. Dann frage ich: Wie ist der Praterstern? Wie sehen Sie den Praterstern? Was sind das dort für Leute? Und das, was wir in den Antragstext hineingegeben haben, mit den Schwerstalkoholisierten und den Stänkerern und den Schnorrern, das ist nicht unser Wording, sondern das haben die Leute so bezeichnet. Wenn ein Praterkellner nach seiner Arbeit in der Nacht am Praterstern ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen will und dann angeschnorrt wird, dann sagt er das, und wir haben hier ganz einfach für unseren Antragstext jene Wörter genommen, die uns die Leute näherbringen und sagen: Kümmert euch um dieses Problem. (Beifall bei der FPÖ.) Es war mir klar, dass es kommen muss. Wir haben hier nicht die Beschwichtigungssprache strapaziert mit marginalisierte Personen, alkoholkrank und Ähnlichem, wie es halt so üblich ist, nein, wir haben hier die härtere Version genommen, und das war für Sie offenbar die einzige Begründung, warum Sie uns da kritisieren. Vom Herrn Ornig war eigentlich nichts zu hören, außer, dass er gesagt hat, mit dem kommt er nicht zurecht. Dann ist unsere Aufgabe gelungen, Sie damit aufzurütteln. Dann haben Sie über die Schmuddelecken und über die schlechte Infrastruktur am Praterstern geredet, aber über das Problem, das dort besteht, habe ich von Ihnen nichts gehört. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Auch Schaumschlägerei!) Genauso ist der Kollege Kubik, der hat mir offenbar nicht zugehört. Es ist eindeutig von mir angesprochen worden, dass es schwer ist, diese Flüssigkeiten zu testen, aber es gibt, wie gesagt, Hilfsmittel dafür, und jeder leert nicht den Alkohol in eine andere Flasche. Es wird aber der Sommer kommen, und dann haben wir ganz einfach das Problem, dass diese Baumscheiben, Parkbänke, die Stiegen beim Tegetthoff-Denkmal dazu genutzt werden, sich auszuruhen und vielleicht alkoholische Getränke zu konsumieren. Ich bin davon überzeugt, dass wenigstens die, außer die die Polizei hinters Licht führen oder provozieren wollen, sich irgendetwas umleeren, sondern die gehen zum Billa, oder wo auch immer, hin und holen sich die Getränke und konsumieren sie vor Ort. Dann ist es für die Polizei ein Leichtes, hier einzuschreiten, wenn es hier ein Verbot gäbe. So schwer, glaube ich, kann das also nicht sein. Für die Frau Kollegin Abrahamczik: Dieser § 287 StGB ist keine Verschärfung, sondern eigentlich ein Milderungsgrund. Das ist ein Rauschzustand, der die Zurechnungsfähigkeit ausschließt, beziehungsweise wenn keine Zurechnungsfähigkeit vorhanden ist, und sie ein Delikt begehen, dann werden sie nicht für das Delikt bestraft, das sie begangen haben, sondern für diesen Tatbestand nach § 287 StGB. Sie haben gesagt, dass das sogar eine Strafverschärfung ist. Die Aufzählung, die aus dem Kulturstadtratsbüro von diesen ganzen rechtlichen Möglichkeiten gekommen ist, ist zwar lieb, aber wir wissen, dass die Körperverletzung im Strafgesetzbuch zu ahnden ist. Es geht aber darum, dass man den Zustand, der jetzt zwar mit Sicherheit besser geworden ist, aber nur, weil wahnsinnig viele Maßnahmen gesetzt werden, zu optimieren. Es kommt der Sommer, und irgendwann einmal sollte die Polizei von dort auch wieder abziehen, und die Leute sollten ganz normal den Praterstern frequentieren können, ohne Angst zu haben oder sich sonst irgendwie belästigt zu fühlen. Andauernd gibt es irgendwen, der entweder überfallen wird oder, wenn er sich einmischt, weil er jemand anderem helfen will, dass er eine auf die Nase bekommt, Sportler oder Ähnliche, die ja da in den Medien vorgekommen sind. Das muss das Ziel sein, dass diese Fläche ganz einfach wieder ohne Polizeischutz für jedermann ohne Angst begehbar ist. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner. Ich erteile es ihm. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich möchte auf etwas zurückkommen, was ganz am Anfang der Debatte mein Kollege Dr. Ulm in die Diskussion, wie ich meine, ganz richtig eingebracht hat. Hinter dem Praterstern verbirgt sich ja ein viel generelleres Problem, ob wir es nämlich als Rechtsstaat zulassen können, dass sukzessive der öffentliche Raum und öffentliche Orte für die normalen, rechtschaffenen Bürger zum Angstraum werden und zum Tummelplatz für mehr oder weniger, teilweise auch gewaltbereite sogenannte Randgruppen. Auf diese Problematik haben Sie überhaupt keine Antworten, außer uns wortreich zu erklären, warum man zwar alles andere verbieten kann und strafen soll, man aber gerade in diesem Bereich halt nichts machen kann. (Beifall bei der FPÖ.) Ich meine, gerade die GRÜNEN, die sonst sofort mit Verboten, mit dem Strafrecht daherkommen! Denken Sie gerade an die hysterische Debatte um das Phänomen, das neue Phänomen der Hass-Postings. Da hört man nichts von Sozialarbeit, von Antizipativem, auf Augenhöhe, niederschwellig, sondern da heißt es, Sonderstaatsanwälte, es gehört sofort eingesperrt. Wenn man im öffentlichen Raum auf einem Bahnhof angepöbelt, angestänkert, vergewaltigt wird, dann heißt es, das sind Randgruppen, da kann man eigentlich nicht viel machen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn Sie jetzt unsere Bahnhöfe anschauen, die mit viel Steuergeld, teilweise missglückt, neu gebaut worden sind, gut, da hat der Kollege Ornig völlig recht, also Wohlfühlorte sind das nicht. Es ist viel Geld verbaut worden, es ist zugig, es ist nicht gut beleuchtet, es sind eigentlich unsympathische Orte. Wenn Sie aber daran denken, warum es dort das Wireless gibt - nicht für uns, für die normalen Bürger, sondern das ist gekommen, wie die Flüchtlingswelle über uns hereingebrochen ist. Und was geschieht jetzt? Jetzt wird das Wireless sukzessive abgedreht, weil man sagt, das ist ja nicht dafür gedacht, dass dort Leute, die vielfach nicht einmal einen Aufenthaltstitel haben, sich den ganzen Tag aufhalten. Und schauen Sie sich an, wie es den Geschäften in ihren Bahnhöfen geht. Die machen alle zu, die machen kein Geschäft. Da ist schon mehr, es ist die Sicherheit, es geht um die Wirtschaft, und sich jetzt einfach hinzustellen und zu sagen, da kann man nichts machen. Bei den Tschikstummeln, beim Hundekot, da wird auch mit Verboten gearbeitet, und völlig zu Recht wird mit Verboten gearbeitet, wenn das Zureden nichts hilft. Ich meine aber, ein Alkoholverbot, ein Alkoholkonsumverbot ist doch eine sehr gelinde Maßnahme. In der Hausordnung der Wiener Linien, da haben wir das alles schon drinnen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Gibt es ja schon! Ist ja lächerlich!) Jetzt also schon so zu tun, als ob das so furchtbar wäre, dass da persönliche Freiheiten eingeschränkt werden, wenn man sich nicht bis zum § 287 betrinken kann, das glaube ich nicht. Auch der Kollege Ulm hat völlig richtig gesagt, dass das, was Sie unter "sich kümmern um die Leute" nennen, ja auch nicht stattfindet. In Wirklichkeit tun Sie gar nichts oder fast nichts, man schaut dem Elend zu. Schauen Sie einmal an, wie viele Obdachlose oder sonst Beeinträchtigte in den U-Bahnen auf und ab fahren. Probieren Sie das einmal, und ich weiß, wovon ich spreche, weil ich das schon mehrfach beobachtet habe, auch selber das gemeldet habe. Da geschieht gar nichts. Der Fahrer, der früher innen durchgegangen ist, geht dann außen durch. Da wohnt einer mit seinen Sackerln, die Leute die bei der U-Bahn reinkommen, gehen sofort in einen anderen Waggon oder gehen weit weg. Dass also den Menschen geholfen wird, davon ist überhaupt keine Rede, es wird halt einfach zugeschaut, es wird geduldet. Das sind Verwahrlosungstendenzen, und da geht es dann wirklich rasch bergab, und dafür ist der öffentliche Raum viel zu schade, um da einfach achselzuckend zuzuschauen. Man muss sich auch die Frage stellen, inwiefern man bei den Menschen, die da am Praterstern oder anders wo sind, wirklich nicht einmal versucht, auch aufenthaltsbeendende Maßnahmen zu treffen, denn die EU-Freizügigkeiten sind für Arbeitnehmer, für Leute, die arbeiten, gedacht, nicht zum Sandeln. Das ist keine Sandlerunion. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn es dann immer heißt, wie schlimm das ist, die obdachlosen EU-Bürger werden da nicht versorgt. Ich meine, dafür sind die Heimatländer zuständig, die holen sich aus den Sozialtöpfen auch sehr viele Mittel, dann sollen sie sich bitte auch um ihre Sozialfälle kümmern. Das fängt einmal damit an, das Zweite sind natürlich die Flüchtlinge, gerade am Praterstern, die Venediger Au, so hört man, heißt Afghanen-Au oder Afghanen-Wiese, und da können wir nicht mehr mit der normalen Polizei agieren, sondern da müssen dann die Sondereinheiten ausrücken, wie das ja sehr oft der Fall ist. Das sind doch Zustände, da kann man doch nicht einfach sagen, ja, da kann man nichts machen. Ich finde, ein Rechtsstaat unterminiert seine eigene Legitimität, wenn die eigenen Bürger immer mehr drangsaliert werden - da wird der Rechtsstaat durchgesetzt und zwar auf Biegen und Brechen - und es auf der anderen Seite um ganz gravierende Dinge geht, wer überhaupt da sein darf. Da heißt es halt, ja, da kann man nichts machen, das ist halt so. (Beifall bei der FPÖ.) So unterminieren Sie dann letztendlich auch den Glauben der eigenen Bürger und auch derjenigen, die aus anderen Ländern zu uns kommen und legal da sind. Warum soll man sich an die Regeln halten, wenn die, die diese eklatant missachten sozusagen noch zur Belohnung weiter Sozialleistungen bekommen? Das ist doch einfach ein Wahnsinn, und diesem grundsätzlichen Problem muss man sich einfach stellen, und es ist erfreulich, dass der Bürgermeister zumindest in die richtige Richtung denkt. Es ist ja eigenartig. Früher ist das, wenn der Herr Bürgermeister ein Machtwort gesprochen hat, und sagen wir, das mit dem Alkoholverbot kann man schon als Machtwort sehen, umgesetzt worden, und jetzt wird wortreich erklärt, warum es der Bürgermeister eh nicht so gemeint hat. (GR Mag. Wolfgang Jung: Aber er kriegt den Kaffee noch serviert!) Das zeigt eigentlich schon auch, wie weit es gekommen ist. (Beifall bei der FPÖ.) Und das sage ich jetzt als Oppositionspolitiker: Ich bin über dieses Führungsvakuum überhaupt nicht froh. Jetzt könnte man, wenn man das rein parteipolitisch sieht, sagen, na herrlich, super, streitet. Aber es geht um unsere Stadt. Wir brauchen eine handlungsfähige Stadtregierung, und da ist vor allem die SPÖ angesprochen, denn Sie haben noch immer die meisten Stimmen, Sie haben 40 Prozent, und ich sehe als Demokrat nicht ein, dass 10 Prozent GRÜNE 50 und mehr Prozent der Politik in dieser Stadt machen können. (Beifall bei der FPÖ.) Beenden Sie daher diese Streitereien intern, und wenn es gar nicht mehr anders geht, treten sie vor den Wähler, wobei Wahlen alleine ja nichts ändern, aber bitte handeln Sie und lassen Sie es nicht zu, dass wir immer weitere, immer mehr No-go-Areas in unserer schönen Stadt bekommen. Zu guter Letzt, Herr Kollege Kubik. Wir machen niemandem Angst. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Menschen, die diese Orte frequentieren, Angst haben, und unsere Aufgabe ist es, diese Angstursachen zu beseitigen und nicht schöne Worte zu sprechen, damit wir uns alle täuschen und in einer Irrealität leben. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Hebein. Die Restredezeit ist acht Minuten. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Werter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Die Wortmeldung von Ihnen hat mich jetzt noch einmal veranlasst, ein paar Sachen festzuhalten. Ich finde es tatsächlich - und das meine ich wirklich ernst - besorgniserregend, wie sehr einzelne Politiker, so habe ich es jetzt wahrgenommen, angstbesetzt sind, und das gleichzeitig halt auch mit einer Politik verknüpfen, für die sie verantwortlich sind und gezahlt werden. Ich muss ehrlich sagen, dass das schon Ausmaße annimmt, wenn ich mir jetzt anhöre, was für einen Rundumschlag Sie jetzt vom U-Bahn Fahren und was Sie alles erleben, machen, bis hin zu "wir müssen das ganz, ganz ernst nehmen", dass ich jetzt zwei Punkte festhalte. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das hört man nicht gern!) Punkt 1, Herr Abg. Haslinger, schauen Sie einmal, vielleicht kann man da etwas tun, damit auch der Kollege Aigner einmal mit der Polizei reden kann. Wir haben eine sehr gute Polizei in unserer Stadt, sie funktioniert, wir haben eine sehr gute Sicherheit, die Bevölkerung kann sich hier auf die Polizei verlassen. Vielleicht wäre ein Vermittlungsgespräch einmal gut, und auf soziale Probleme gibt die Stadt Wien soziale Antworten. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Besprechung des Dringlichen Antrages ist somit beendet. Diesen Antrag weise ich zur weiteren Behandlung dem Herrn Bürgermeister zu. Es liegen zu diesem zwei Anträge vor, einerseits ein Antrag der Abgeordneten von der FPÖ Seidl, Nepp, Haslinger, Koderhold, Ebinger, Krauss, Frühmesser, Hobek und Schmidt betreffend Alkoholverbot auf dem Praterstern. Es wurde sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. Die Zustimmung geben die ÖVP und die FPÖ, gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Das ist daher die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP-Gemeinderäte Ulm, Schwarz, Kugler betreffend Erstellung eines Gesamtkonzeptes für den Praterstern. Die sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. Zustimmung ist von der ÖVP und der FPÖ, gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN und daher abgelehnt. Wir setzen nun in der Tagesordnung fort. Es gelangt nunmehr Postnummer 1 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, GRin Akcay, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Damnjanovic. Ich erteile es ihm. GR Nemanja Damnjanovic, BA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätztes Publikum! In meiner linken Hand halte ich den Subventionsantrag des Vereines Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen mit seiner Projektbeschreibung für das Jahr 2017, inklusive Tätigkeitsbericht 2015 und Veranstaltungen. In meiner rechten Hand ist die vom Stadtrechnungshof Wien durchgeführte Prüfung und Gebarung des Vereines in den Jahren 2012 bis 2014. Die beiden Dokumente betrachte ich als wichtige Hilfe und Unterstützung bei der Erstellung eines klaren Vereinsbildes und damit verbundenen Entscheidung bezüglich der Subventionsvergabe. Nach den eigentlichen Prüfungshandlungen, die im Zeitraum September 2015 bis Dezember 2015 vorgenommen worden sind, hat der Wiener Stadtrechnungshof insgesamt 36 Empfehlungen zusammengefasst, davon 4 an die MA 17 und 32 an den Verein. Die 36 Empfehlungen sind als Resultat gewisser Unregelmäßigkeiten und Verstöße entstanden, die in diesem Verein leider vorgekommen sind. Wenn uns von einem Teil der regierenden Parteien vorgeworfen wird, dass wir solchen Subventionen nicht zustimmen, dann können wir darauf Folgendes sagen: Ja, wir haben wieder ein Mal mehr mit unserer Ablehnung recht behalten und die einzig richtige Entscheidung getroffen. (Beifall bei der FPÖ.) Ich rate, diesen 36 Empfehlungen - 36 zusätzliche Gründe - der Subvention nicht zuzustimmen. Ich werde selbstverständlich nicht alle Empfehlungen erwähnen, einige schon. Was für mich nicht nachvollziehbar ist, wenn es sich um die Vergabe der Subvention handelt, ist die fehlende Transparenz im Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal. Sehr geehrte Damen und Herren, ich stelle zwei Fragen an uns alle: Welche Konsequenzen gibt es für gewisse Vereine, die sich an das Vereinsgesetz nicht halten und dieses verletzen? Wieso hat die Wiener Regierung die Subvention dieses Vereines immer wieder bewilligt, als Kontrollapparat zu spät reagiert und sozusagen versagt? Meine Antworten sind: Besonders diese Vereine, die jede Menge an Steuergeldern bekommen, sollen in Wahrheit die Rolle der Vorzeigevereine annehmen und im Falle der vereinsgesetzwidrigen Tätigkeiten sollten sie auch die angemessenen Konsequenzen tragen. Die Wiener Regierung ist für die Bewilligung von Subventionen zuständig und trägt damit automatisch die volle Verantwortung für eine Kontrolle bezüglich der richtigen Verwendung von Steuergeldern. Wenn sich die Wiener Regierung um diese Angelegenheit nicht kümmern will, dann muss sie auch mit Konsequenzen rechnen. Letztendlich handelt es sich um sehr viel Geld unserer Steuerzahler. Das habe ich schon mehrmals gesagt, aber das wiederhole ich noch einmal. Für viele Vereine, deren Mitglieder eine gute ehrenamtliche Arbeit leisten, gibt es keine Subvention. Aber für einige Vereine, die das Vereinsgesetz verletzen, wenig Erfolg zeigen und keine exakten Wirkungsziele definieren, gibt es unglaublich viel Geld. Umso trauriger finde ich die Äußerungen, die im letzten Plenum stattgefunden haben, die sich in Wahrheit total widersprechen. Zur Erinnerung: Die Subventionsansuchen wurden mit den ehrenamtlichen Arbeiten begründet und verglichen, wozu ich nur eines sagen möchte: Für eine ehrenamtliche Arbeit braucht man keine Subvention. Gott sei Dank, dass es in Österreich so viele Menschen gibt, die eine ehrenamtliche Arbeit leisten. Und ich bin stolz, sagen zu können, dass ich selber jahrelang ehrenamtliche Leistung gemacht habe, wofür ich aber nie eine Subvention in Anspruch genommen habe. Beim Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen sind laut Wiener Stadtrechnungshof einige Unklarheiten und Verletzungen des Vereinsgesetzes aufgedeckt worden. Ich werde nur folgende erwähnen: Die Rechnungsprüfer waren Vereinsangestellte. Laut dem Vereinsgesetz müssen die Rechnungsprüfer eines Vereines unabhängig und unbefangen sein, also auf keinen Fall die Angestellten eines Vereines, weil sie finanziell vom Verein abhängig sind, und als solche erfüllen sie die vom Vereinsgesetz geforderte Unabhängigkeit nicht. Weiters: Der Stadtrechnungshof empfahl dem Verein, beratungsrelevante Prozesse im Verein zu verschriftlichen und diese zu standardisieren, weil er festgestellt hatte, dass in der Organisation des Vereins die Haupttätigkeit des Beratens, welche den Kernprozess des Vereins darstellte, nicht dokumentiert wurde. Die Prozessabläufe beider von der MA 17 geförderten Bereiche fehlten auch. Auch im Bericht zu finden: Der Stadtrechnungshof Wien empfahl dem Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen, die Vor- und Nachteile des Übergangs auf eine doppische Buchhaltung zusammen mit seinen steuerlichen Vertretern zu evaluieren und einen entsprechenden Systemwechsel anzustreben. Weiters wurde der Magistratsabteilung 17 empfohlen, ein erhöhtes Augenmerk auf die Umsetzung dieser Empfehlung durch den Verein zu legen. Das letzte Zitat für heute: "Verschiedene vom Stadtrechnungshof Wien festgestellte Mängel zeigten, dass die Rechnungslegung des Vereines nicht die erforderliche Zuverlässigkeit aufwies. Der Stadtrechnungshof Wien stellte fest, dass bei verschiedenen Positionen der Vermögensübersichten, zum Beispiel bei den Bankkontoständen, die Jahresendstände des Vorjahres nicht mit den Anfangsständen des Folgejahres übereinstimmten. Die Übereinstimmungsmängel traten zwischen der Einnahmen- und Ausgabenrechnung der Jahre 2011, 2012, 2013 und 2014 auf. Die dem Stadtrechnungshof zunächst vorgelegte konsolidierte Einnahmen- und Ausgabenrechnung 2012 wurde kurzfristig danach geändert und erneut vorgelegt, da laut Angabe des Vereines ein kleiner Förderungskreis vergessen wurde. Die Vermögensübersicht 2013 wies bei verschiedenen Positionen andere Werte auf als die im Prüfungsakt der Magistratsabteilung 17 einliegende Vermögensübersicht. In diesem Fall wurde laut Angabe des Vereines zunächst vergessen, ein nicht mehr existentes Konto auszubuchen." Um eine richtige Entscheidung bezüglich der Subventionsvergabe an diesen Verein zu treffen, ist es meiner Meinung nach nicht notwendig, die weiteren Mängel und Empfehlungen aus dem Bericht vorzulesen. Sehr geehrte Damen und Herren! Von allen Vereinen, die sich als Vereine deklarieren, erwarte ich mir als langjähriger aktiver Sportler, Trainer und Vereinsfunktionär mehr Seriosität und einen respektvollen Umgang mit dem Vereinskodex. Besonders bei diesem Verein, der im Jahr 2017 insgesamt 2,315.416,20 EUR als Förderung bekommt, ist vieles nicht ordnungsgemäß gelaufen. Trotz bewiesener Verfehlung einer erfolgreichen Integration unterstützt die Stadt Wien genau dieselben Projekte weiterhin ohne Rücksicht auf Verluste. Diese Subventionspolitik der rot-grünen Regierung ist für unsere Steuerzahler nicht mehr erträglich. Sie braucht eine sofortige Änderung in vielen Bereichen, sonst sind die weiteren Finanzdesaster der Stadt Wien vorprogrammiert! (Beifall bei der FPÖ.) An dieser Stelle appelliere ich an Sie, Herr StR Czernohorszky, für mehr Transparenz in unserem Ausschuss und hoffe, dass das in Zukunft besser funktionieren wird als bis jetzt. Ich werde noch einmal versuchen zu erklären, weshalb ich der Subvention solcher Vereine, die als Zielgruppe Migranten, Neuzuwanderer und Asylberechtige haben, nicht zustimmen kann und nicht zustimmen will. Sehr geehrte Damen und Herren, ich will Sie nicht ständig daran erinnern, aber es ist eine Tatsache, dass ich mich als Mensch mit Migrationshintergrund in den Integrationsbereichen sehr gut auskenne, vielleicht sogar viel besser als viele andere, die die Integration nie gelebt und erlebt haben, aber trotzdem denken, dass sie in diesen Bereichen gut fungieren und sehr oft die Rolle der Fachleute ohne ausreichende Kompetenzen gerne übernehmen möchten. (Beifall bei der FPÖ.) Dank vieler Erfahrungen, die ich jahrelang gesammelt habe und noch immer sammle, sind mir die Zuwanderer- und Migrantenprobleme nicht fremd, sondern sehr gut bekannt. Sie sind ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner politischen Tätigkeit. Für mich sind aber die Zielgruppen dieses Vereines ein großes Rätsel. Wenn wir über Neuzuwanderer sprechen, dann sind da selbstverständlich Politiker mit ihren Entscheidungen dafür verantwortlich, ob sich diese Menschen in einem fremden, neuen Land gut etablieren können oder eher in die Richtung der Armut gehen werden. Um die Zuwanderung auf der Erfolgsschiene zu steuern, brauchen wir freie Arbeitsplätze auf dem Wiener Arbeitsmarkt, die wir aber nicht zur Verfügung haben. Mit dieser Zuwanderungspolitik, die die Wiener Regierung seit Jahren bevorzugt, ist auf dem Arbeitsmarkt ein unlauterer Wettbewerb zwischen Österreichern, Migranten, Neuzuwanderern und Asylberechtigten entstanden. Die meisten Zuwanderer brauchen viele Jahre, bis sie die deutsche Sprache halbwegs erlernt haben und angemessene Arbeitsplätze gefunden haben. Diese werden schnell die anfängliche euphorische Motivation verlieren und bald keine Lust und Zeit für das Erlernen der deutschen Sprache haben. Die Angebote des Vereines Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen helfen diesen Menschen ganz wenig und bringen enorme Kosten. In Wien leben bekanntlich sehr viele Migranten. Ich persönlich kenne sehr viele Migranten, die aber solche Vereinsangebote nie in Anspruch genommen haben und nie nehmen werden. Laut deren Aussagen beschäftigt sich die rot-grüne Regierung nur mit einer Gruppe von Menschen und das ist die Gruppe jener Asylberechtigten, die in Wien viele Vorteile genießen können. Diese Asylberechtigten gehören zu der fragwürdigsten Zielgruppe des Vereines, weil diese weder exakt definiert noch transparent ist. Deswegen ist das für mich der ausschlaggebende Grund, weshalb ich dieser Subvention nicht zustimme. Ich habe vor einem Jahr gesagt, dass Österreich mit der sogenannten Flüchtlingskrise sehr viele kriminelle Menschen importiert hat. Eine große Anzahl dieser Menschen hat Asylstatus in Österreich beantragt und diesen ohne eine genaue Identitätsüberprüfung bekommen. Manche Asylberechtigte beziehen die Mindestsicherung, ohne sich ausweisen zu müssen. Andere werden wegen ihrer Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen und wegen Ausbildung zu terroristischen Zwecken verurteilt. Sehr viele Asylberechtigte sind gewalttätig. Sogar im Falle einer nachgewiesenen Vergewaltigung werden die Täter aus den unterschiedlichen Gründen nicht aus Österreich ausgewiesen. Kriminelle Asylberechtigte haben als solche keine Ansprüche auf unsere Sozialleistungen. (Beifall bei der FPÖ.) In Wien gibt es derzeit 29.000 Asylberechtigte, die arbeitslos sind, 33,1 Prozent mehr als im Jänner des Vorjahres. Fast zwei Drittel der Asylberechtigten sind Kunden des AMS Wien. Gerade diese Verbindung des Vereines Beratung für Migranten und Migrantinnen mit dem Wiener AMS ist für mich ein Grund mehr, die angesuchte Subvention noch vorsichtiger und genauer zu überprüfen. Diese Asylpolitik der Wiener Regierung ist inakzeptabel, weil sie sehr viel kostet und sehr wenig bringt. Die Steuerzahler sind berechtigt enttäuscht und unzufrieden. Ich empfehle meiner Fraktion eine Ablehnung dieser und aller anderen Subventionen, womit unsere Bevölkerung auf Grund der fehlerhaften Entscheidungen der rot-grünen Regierung zusätzlich belastet wird. Wenn die Wiener Regierung die Steuergelder in ungewisse Abenteuer investieren will, dann müssen wir Freiheitliche noch intensiver die Interessen unserer Bevölkerung schützen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Bitte. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Danke schön, Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der Verein besteht ja seit 30 Jahren und ist Vorreiter in seinem Feld. Der Verein hat Mittel nie missbraucht oder missbräuchlich verwendet. Die Empfehlungen wurden großteils bereits umgesetzt. Rechnungsprüfer sind schon externe Prüfer, und die MA 17 achtet im Rahmen der Qualitätsgespräche sehr wohl besonders auf die Umsetzung. Ja, wie Sie auch alle gehört haben, geht es beim Beratungszentrum für Migrantinnen und Migranten darum, dass es einerseits eine arbeitsmarktpolitische Beratungseinrichtung ist und andererseits eine Anerkennungs- und Weiterbildungsstelle für asylberechtigte Neuzuwanderer ist. Ziel seiner Arbeit ist, MigrantInnen eben bei der Verfestigung ihres Aufenthaltes, beim Einstieg beziehungsweise Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt und beim Zugang zu Bildung und Qualifikation sowie bei sozialrechtlicher Absicherung zu unterstützen. Daher ersuche ich um Zustimmung. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 1. Wer für die Postnummer 1 ist, den darf ich um ein Zeichen der Zustimmung mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen von ÖVP, SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig gegen die ...(GR Mag. Manfred Juraczka: NEOS!) Entschuldigung, NEOS? (GR Mag. Manfred Juraczka: NEOS!) Also das ist jetzt mit Stimmen von NEOS, ÖVP, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ mehrstimmig so angenommen. Wir kommen zur Postnummer 2 der Tagesordnung. Sie betrifft die Subvention an den Verein ZARA, und ich darf den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Hursky, ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Hursky: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schmidt. Ich erteile es ihr. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Meine Damen und Herren! Herr Berichterstatter! Frau Vorsitzende! Der Verein ZARA sucht wie schon sein etlichen Jahren auch heuer wieder um Subvention an. Es sind knapp über 50.000 EUR für dieses Jahr. Ich persönlich kannte den Verein in dem Detail nicht, bevor ich in dem Ausschuss gesessen bin. Allerdings ist er mir schon sehr lange als ein Privatverein bekannt, der sich auf's Fähnchen heftet, eine Art moralische Instanz zu sein, wenn es um Antirassismus und Antidiskriminierung geht. Dazu zu sagen ist, die Zeiten haben sich seit der Gründung dieses Vereins allerdings etwas geändert, und mir fehlen wesentliche Teile, wenn es um Antidiskriminierung und Antirassismus geht. Meines Erachtens nach sind das Themenfelder, die auf jeden Fall nach allen Seiten offen sein müssen und keinesfalls einseitig sein sollen. Was mir auch aufgefallen ist, ZARA arbeitet auch sehr, sehr gerne möglicherweise als verlängerter Arm gewisser Gruppierungen, die ihnen vielleicht Geld geben, um der ÖVP, sorry, FPÖ zu schaden. ÖVP möglicherweise auch, weiß ich nicht, hab ich nicht so genau geschaut. Die Frage ist nur, wo bleibt der Aufschrei beispielsweise von ZARA, wenn es um Antisemitismus, um Antidiskriminierung und vor allem um die neuesten Formen geht, die wir in dieser Stadt in diesen Bereichen erleben. Konkret möchte ich mich hier auch auf ein Interview mit Raimund Fastenbauer, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde, beziehen. Ich bin vor ein paar Tagen zufällig darauf gestoßen. Er sagt in einem Interview mit der Zeitschrift "Akademia", in dem er sich auf einen Islam nahöstlicher Prägung bezogen hat, der sei durch und durch antisemitisch, intolerant gegenüber Andersgläubigen, auch dem Christentum. Diese Prägung hat, sagt er, vor Jahren schon in den islamischen Institutionen in Österreich Fuß gefasst. Er verweist dabei auf die Muslimbrüderschaft oder die türkische Organisation Milli Görüs. Auch in der türkischen Community in Österreich sei der Antisemitismus stark ausgeprägt. Wie gesagt, ein Bereich. Der letzte ZARA-Rassismusreport ist aus dem Jahr 2015. Ich habe darüber eigentlich nicht wirklich etwas gelesen. Vor allem der Antisemitismus dieses politischen Islam scheint ausgeblendet zu werden. Weiters möchte ich auf einen Punkt eingehen, der auch mit einem stärker werdenden politischen Islam in Österreich und vor allem in Wien einhergeht, und zwar um die Diskriminierung der Frau, die aber auch ein politisches Statement darstellt, das heißt, wir haben hier zwei Bereiche, die hier ineinander gehen. Ich habe mit Freude vernommen, dass Sie, Frau StRin Frauenberger, sie ist jetzt gerade nicht anwesend, die Koalitionsvereinbarung zwischen SPÖ und ÖVP auf Bundesebene, das Vollverschleierungsverbot betreffend, positiv begrüßt haben. Sie hat in der "Kronen Zeitung" in einem Interview mit dem Herrn Schmitt gesagt: "Eine Vollverschleierung der Frau ist abzulehnen." Das deckt sich auch mit meinen Ansichten. Ich bringe deswegen heute noch einmal den Beschlussantrag für ein Verbot der Verschleierung des Gesichts ein und gehe davon aus, dass Sie als Fraktionsmitglieder von Frau Frauenberger sie bei dieser Ansicht auch unterstützen werden. Was wir verlangen, ist, dass dieser rasch umgesetzt wird. (Beifall bei der FPÖ.) Grundsätzlich ist mir schon klar, es geht hier möglicherweise um einen Akt auch der Symbolpolitik. Das mag so sein. Ich möchte aber trotzdem den Boden bereiten, und es ist eine Tatsache, dass es eine schleichende Islamisierung gibt und nicht nur die Angst davor, sondern es ist eine Tatsache, dass es das gibt. Ich sage nur, schauen Sie nach Frankreich. Aber Sie brauchen diese Woche gar nicht so weit schauen. Wir hatten jetzt vor ein paar Tagen wieder eine Koran-Werbeaktion auf der Mariahilfer Straße. Sie werden wahrscheinlich davon gehört haben. Es geht um einen Verein oder eine Organisation namens IMAN. Das dortige Mitglied Amir El-Shamy war SPÖ-Kandidat. Bei der Wahl 2015 ist er für die SPÖ angetreten. Es geht uns hier grundsätzlich jetzt einmal darum, dass das Versammlungsrecht nicht dafür gilt, dass man für Extremismus Werbung macht. Deswegen bringen wir heute auch noch einmal den Beschlussantrag ein für ein Verbot von Werbe- und Verteilaktionen durch salafistische und islamistische Organisationen beziehungsweise von Material islamistischen oder salafistischen Inhalts. (Beifall bei der FPÖ.) Grundsätzlich ist es für mich, wie gesagt, sehr, sehr interessant, warum ein Verein wie ZARA eine Subvention bekommt. Meines Erachtens nach ist das eine halbherzige Antirassismusarbeit, eine halbherzige Antidiskriminierungsarbeit, und wir werden diese Subvention heuer auch wieder ablehnen. Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Akcay. Ich erteile es ihr. GRin Safak Akcay (SPÖ): Sehr geehrte Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zu dem einen Antrag bezüglich der Vollverschleierung kann ich nur sagen, dass ja zur Zeit eben die Gesetzesvorlage auf Bundesebene in Begutachtung ist. Bis Mitte nächster Woche, den 8. März, endet, was ich weiß, dann die Frist, und die Stadt Wien wird dann auf jeden Fall eine Stellungnahme abgeben. Aber wir werden Ihrem Antrag sicherlich nicht zustimmen. (GR Armin Blind: Können Sie das auch mehr begründen?) Das war die Begründung dazu. Fakt ist jetzt nun einmal, dass ... (GR Armin Blind: Was für einen Grund haben Sie jetzt da genannt?) Hätten Sie mir zugehört, dann wüssten Sie es. (StR DDr. Eduard Schock: Dafür oder dagegen? - Heiterkeit bei der FPÖ.) Ich möchte jetzt unterstreichen, dass es ... (StR DDr. Eduard Schock: Keine Antwort!) Ich meine, Sie werden mir sicher nicht zustimmen wollen, dass das Zusammenleben im Vergleich zu vielen anderen europäischen Städten, Großstädten, sehr gut funktioniert. Jedoch sind natürlich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auch eine traurige Realität in Wien. (StR DDr. Eduard Schock: Traurig ist, dass Sie keine Antwort geben!) Um jedenfalls in Vielfalt respektvoll zusammenzuleben und eine gemeinsame Sprache auf Augenhöhe zu sprechen, ist es eben notwendig, natürlich kontinuierlich und vehement gegen jede Form von Rassismus, gerade aber auch von Alltagsrassismus, aufzutreten. Hier ist ZARA im Kampf gegen Rassismus natürlich eine unverzichtbare Partnerin der Stadt Wien. Und ZARA leistet nicht nur eine wichtige Unterstützungsarbeit für die von Rassismus und Diskriminierung Betroffenen, sondern leistet in einem sehr hohen Ausmaß auch Bewusstseinsarbeit. Das heißt, ihre Arbeit beruht auf drei wichtigen Säulen, nämlich Beratung, Prävention und Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Ein gutes Beispiel zur Sensibilisierung, meine Damen und Herren, ist, wenn Sie sich erinnern, die Plakatreihe "Der Bauch sagt, Respekt ist Kopfsache". Das sehen Sie auch an dem Beispiel, dass wir als Stadt ZARA nicht nur einfach fördern, sondern mit ZARA gemeinsam im Bereich ganz konkreter Projekte intensiv zusammenarbeiten. Im Sinne von null Toleranz für jede Form von Rassismus ersuche ich um Zustimmung dieses Poststückes. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Herr Berichterstatter (Berichterstatter GR Christian Hursky: Danke nein!) verzichtet auf das ... (GR Christoph Wiederkehr, BA: Ich bin auf der Liste!) Tut mir leid! Bitte, Herr GR Ornig. (Aufregung bei GR Mag. Manfred Juraczka. - Aufregung bei der FPÖ.) Entschuldigung! Herr GR Wiederkehr, Sie haben das Wort. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Hier kämpfe ich um das Wort, genauso wie ich gerne für Toleranz und Weltoffenheit kämpfe. Ich glaube, diese Werte wie Toleranz und Weltoffenheit sind keine Selbstverständlichkeit in einer Gesellschaft, historisch gesehen sogar eher die Ausnahme. Und selbstverständlich gibt es in einer multikulturellen Stadt viele Herausforderungen im Bereich Rassismus, im Bereich Inakzeptanz vom anderen. Vor allem dann, wenn viele Menschen auch neu zuziehen, ist es immer wieder ein neues Ausmachen von Regeln und Zueinanderführen von unterschiedlichen Gesellschaften, die dann in einem weltoffenen und toleranten Wien zusammenkommen. Genau deshalb finde ich auch die Arbeit von ZARA hier wichtig, weil sie einen Beitrag dazu leisten, auch rassistische Vorurteile zu bekämpfen. Selbstverständlich, es ist ein Problem in unserer Stadt, dass rassistische Vorurteile stärker werden. Man sieht es vor allem in Gesellschaftsschichten, die neu zugewandert sind, vor allem bei Jugendlichen, die bildungsfern sind, und bei Jugendlichen, die aus anderen Kulturkreisen sind, dass die Akzeptanz des anderen gering ist. Ich war besonders schockiert von den Studien, die in den Jugendzentren durchgeführt worden sind, wo Jugendliche befragt worden sind, was ihr Wertekonstrukt ist. Die Zahl der jungen Menschen, die eigentlich selbst Migrationshintergrund haben, aber Menschen von anderen Ethnien nur auf Grund ihrer Hautfarbe, Religion oder Kultur ablehnen, ist beängstigend. Hier, glaube ich, haben wir als Aufgabe, als Stadt stark dagegen zu arbeiten. Genau ZARA ist ein kleines Puzzleteil in dieser Arbeit für mehr Toleranz und Weltoffenheit. ZARA leistet an den Schulen einen wichtigen Beitrag, um diesen Rassismus, der in unserer Gesellschaft besteht, auch etwas einzudämmen. Eine andere Frage ist, ob ZARA in unserer Gesellschaft mit diesen Herausforderungen ausreicht und ob dieses Konzept des klassischen Vortragens in Schulen noch zeitgemäß ist, weil sehr oft auch berichtet wird, dass die Workshops, die ZARA an Schulen anbietet, nicht mehr so wahrgenommen werden, nicht mehr so angenommen werden. Dass es da auch eine ständige Neuevaluierung der Formate braucht, ist, glaube ich, auch selbstverständlich, vor allem eine Art von Formaten, wo gemeinsam mit den Jugendlichen diese Problemfelder auch angesprochen werden. In den Jugendzentren gibt es sehr, sehr viele Initiativen in diese Richtung, die auch wichtig sind. Darum, glaube ich, müssen wir als Stadt auch investieren, um auch dem Bereich Rassismus entgegen zu arbeiten und die Stadt auch toleranter zu machen. (Beifall bei den NEOS und von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Aber man darf die Augen nicht vor Problemen verschließen. Die Koranverteilungen, die angesprochen worden sind, sind teilweise ein Problem, nicht indifferenziert, dass man im Sinne von der Islamisierung des Abendlandes spricht oder jeder Koranverteiler böse ist, weil es ist auch nicht jede Bibelverteilung böse, sondern hier muss man wirklich differenzieren, was sind die Ziele und die Agenden. Aber was schon klar ist, ist, dass wir in Wien viele Subgruppen haben, die bewusst versuchen, Jugendliche oder Randgruppen auch in extreme Richtungen zu bringen. Hier dürfen wir als Stadt keinerlei Toleranz haben, weil Menschen, die einmal in diese extremen Gruppen gedriftet sind, sind ganz schwer zurückzuholen. Und auch wenn man sich die Zahl der Menschen aus Wien anschaut, die in den IS und in den Dschihad ziehen, dann ist es wirklich beängstigend. Das ist ein großes sicherheitspolitisches Gefahrenpotenzial für diese Stadt, und das muss man auch ernst nehmen. Darum finde ich Initiativen in diese Richtung, salafistische Organisationen klar zu bekämpfen, auch richtig. Das heißt, prinzipiell teilen wir auch die Stoßrichtung. Mir war einerseits dieser Antrag nur zu pauschal und andererseits liegt es auch nicht in der Kompetenz der Stadt Wien, Versammlungen zu untersagen. Es gibt ja in den Reihen der SPÖ eigentlich genug Juristen. Sonst seid ihr immer stolz darauf. Aber hier kann die Gemeinde natürlich nicht Versammlungen untersagen, sondern das ist Aufgabe des Innenministeriums und der Polizei, sich solche Organisationen auch genau anzuschauen. Das würde ich mir auch von einem Rechtsstaat, vom Innenministerium und vom Verfassungsschutz erwarten, sich diese Organisation hier auch genauer anzusehen. Aber im Prinzip teile ich die Besorgnis, teile ich auch die Einschätzung, dass es hier problematische Organisationen gibt. Auch deshalb bringen wir einen Antrag ein, dass sich hier der Verfassungsschutz auf Bundesebene diese Organisationen genauer anschaut, um dann auch Versammlungen verbieten zu können, wenn sie verfassungswidrig sind. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie von GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely, GR Prof. Harry Kopietz und GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Wir kommen zur Abstimmung. Wer für die Postnummer 2 ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen von SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig, Entschuldigung NEOS, gegen die Stimmen von ÖVP und FPÖ mehrstimmig angenommen. Es liegen drei Beschlussanträge vor. Wir kommen zur Abstimmung. Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Schmidt, Matiasek, Schütz, Blind, Krauss, Aigner, Haslinger, Damnjanovic, Hobek betreffend Verbot der Verschleierung des Gesichts. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen von ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat damit nicht die ausreichende Mehrheit. Wir kommen zum Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Nepp, Blind, Aigner, Schmidt betreffend Verteilverbot für salafistische und islamistische Organisationen. Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das sind die Stimmen von ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Damit hat der Antrag nicht die ausreichende Mehrheit. Wir kommen zum Beschlussantrag von NEOS betreffend Prüfung von Organisationen mit Naheverhältnis zum radikalen Islam. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Dafür sind ÖVP, NEOS und FPÖ. Der Antrag hat nicht die ausreichende Mehrheit. SPÖ und GRÜNE sind dagegen. Bevor wir zur nächsten Postnummer kommen, darf ich bekannt geben, dass Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger und Herr GR Dr. Hoderkold jeweils ab 18.30 Uhr dienstlich entschuldigt sind. (StR DDr. Eduard Schock: Koderhold! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Koderhold!) Koderhold oder? (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ja, Koderhold!) Ja, okay. Es gelangt nunmehr die Postnummer 4 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Änderung der Dienstvorschrift für Lehrlinge 1996. Berichterstatter ist Herr GR Hursky und ich darf ihn ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Hursky: Bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. Ich erteile es ihr. GRin Angela Schütz (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörer! Zu fortgeschrittener Stunde diskutieren wir jetzt über die Dienstvorschrift für Lehrlinge 1996. Vorweg will ich vielleicht einmal sagen, dass wir den Punkt über die Verbesserungen bei Lehrlingsentschädigungen begrüßen. Wir würden den auch unterstützen, aber damit hat es sich leider auch schon wieder, wenn man sich das gesamte Papier hier durchliest. Weil Rot-Grün versteht es wirklich wunderbar, pekuniäre Faktoren mit anderen Punkten in einem Antrag so zu vermischen, dass es einem wirklich schwerfällt, einen guten Punkt oder einen guten Grund zu finden, auch einen guten Punkt anzunehmen. In diesem Fall gibt es aber sehr, sehr viele Punkte, die es einfach unmöglich machen, diesem Entwurf hier zuzustimmen. Statt auf der einen Seite die Problematik für Lehrlinge in Bezug auf duale Ausbildung zu verbessern und weitere Ausbildungsplätze für Lehrlinge zu schaffen, beschäftigt sich unsere Stadtregierung lieber damit, wie man die deutsche Sprache weiter konterkarieren kann. Beginnen wir einmal mit der integrativen Berufsausbildung für benachteiligte Jugendliche. Vor zwölf Jahren haben wir uns in dieser Stadt dazu entschlossen, das im Bereich der Stadt Wien zu verankern. Das Modell ist gut angenommen worden. Es hat sich erfolgreich etabliert, und so, wie es ist, läuft es gut. Und jetzt kommen Sie daher und reden das einfach schlecht, indem Sie sagen oder unterstellen, dass der Begriff eine diskriminierende Tendenz aufweist. Warum darf man in dieser Stadt nicht einfach sagen, was Sache ist? Worum es geht? Warum muss man eigentlich immer alles schönreden? Warum müssen wir uns verstecken? Warum müssen wir hinter irgendwelchen Paragraphen irgendwas verbergen? Wir sehen das überhaupt nicht so. Und Fakt ist, es ist nun einmal wirklich so, es gibt Jugendliche, die benötigen nun einmal eine längere Lehrzeit, die haben Defizite. Ja und? Es ist in Ordnung. Warum muss man das hinter einem Paragraphen verstecken, und warum darf man es nicht einfach so, wie es ist, beim Namen nennen? (Beifall bei der FPÖ.) Für mich bedeutet die Umbenennung von integrativer Berufsausbildung im § 1 Abs. 4 dieses Gesetzes in Berufsausbildung gemäß § 8b des Berufsausbildungsgesetzes eine Diskriminierung an sich. Der nächste Punkt ist ein weiterer Versuch der Stadtregierung, die deutsche Sprache zu verfälschen. Hier wird begonnen, personenbezogene Berufsbegriffe zur Sache umzuformulieren, und das machen Sie nicht einmal konsequent! Wir wollen das nicht, und wir werden das in gar keinem Fall unterstützen. Ich habe mir ein Beispiel für einige, die da drinnen stehen, herausgenommen, den Lehrberuf Chemielabortechniker. Ja, das mag sein, dass er für den einen oder anderen Zuhörer ein wirklich unaussprechlicher Beruf ist. Aber das hat die deutsche Sprache so an sich, dass sie nicht immer einfach ist. Was machen Sie jetzt daraus? Sie machen den unspezifischen Begriff "Labortechnikchemie" daraus, und das ist jetzt, wie gesagt, nur ein Beispiel. Offensichtlich können Sie hier in der Stadt Wien zwischen Genus und Sexus nicht unterscheiden, weil sonst würden Sie endlich verstehen, dass das grammatikalische Geschlecht mit dem biologischen Geschlecht nichts zu tun hat, und es bringt den Frauen in dieser Stadt gar nichts, wirklich gar nichts! (Beifall bei der FPÖ.) Und eines muss man auch sagen: Ein Gesetz muss per se verständlich und lesbar bleiben und nicht definitiv unlesbar werden! Dann haben wir da noch, offensichtlich ist der Lehrberuf Bürokaufmann in der Stadt in Ungnade gefallen, weil er jetzt ausläuft, den will man nimmer. In Zukunft soll es stattdessen ja nur noch die VerwaltungsassistentIn geben, obwohl nachweislich die Inhalte der Lehrberufe nicht ident sind und auch die Verwendung der Lehrberufe nicht ident ist, weil sie in anderen Bereichen einzusetzen sind, aber egal. Wir nehmen es zur Kenntnis. Das, was mich aber wirklich verwundert, ist, dass Sie, wie gesagt, in Ihrer Inkonsequenz nicht den Beruf Assistenz/Verwaltung daraus gemacht haben, weil das würde nämlich genau der Logik entsprechen, wie Sie es mit vielen anderen Berufen gemacht haben. Das, was Sie in diesem Gesetz definitiv verabsäumt haben, und diesen Vorwurf kann ich Ihnen hier nicht ersparen, ist, Sie haben zwar die Lehrberufe umgestaltet, Sie haben entmistet, Sie haben entpersonifiziert, die Dinge zur Sache gemacht. Aber Sie haben nur einen einzigen Lehrberuf, nur einen einzigen, in dem ganzen Papier praktisch aufgewertet, während Sie alle anderen nicht verändert haben. Und zwar haben Sie den Lehrberuf des Gärtners im Anwendungsbereich der Wiener Landarbeiterordnung von 1990 zum Facharbeiter/Gartenbau gemacht. Aber ich glaube schon, dass es sich all unsere Jugendlichen hier, die einen Lehrberuf anstreben, verdienen würden, als Fachkraft ausgebildet zu werden. Und diese Chance, die haben Sie definitiv vertan. Und weil uns zum Unterschied von Ihnen hier das Wohl der Mitarbeiter wirklich am Herzen liegt, bringe ich jetzt dann zwei Beschlussanträge ein, denn das, was Sie mit den Mitarbeitern machen, ist, Sie ziehen sie immer über den Tisch, erklären ihnen dann, dass das zu ihrem Vorteil ist und dass alle anderen ihnen nichts Gutes wollen und dass alle anderen keine Ahnung haben. In Wirklichkeit meinen Sie es nicht wirklich gut. Fast jede Ihrer Änderungen hat bis jetzt eine Schlechterstellung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien bedeutet und hat sehr oft eine Korrektur nach sich gezogen. Ich erinnere an die Wahrungszulage. Daher bringe ich jetzt folgende Beschlussanträge ein: Der eine betrifft die Gehaltsauszahlungen im KAV, weil es einfach nicht sein kann und es nicht sein darf, dass Mitarbeiter in dieser Stadt eine Leistung erbringen und auf die Auszahlung einer Zulage, die man ihnen zugesichert hat, ewig lang warten müssen. Das darf es einfach nicht sein! (Beifall bei der FPÖ.) Deshalb folgender Beschlussantrag: Der Wiener Gemeinderat beschließt, dass die Zulagen bis zum Ende des 1. Quartals rückwirkend ausbezahlt werden müssen. Der zweite Punkt ist: Der für die Personalangelegenheiten zuständige Amtsführende Stadtrat Jürgen Czernohorszky wird ersucht, die entsprechenden Gespräche mit der für die Gesundheit zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger zu führen, damit eine schriftliche Entschuldigung bei den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgt und denen auch ihre wichtige Arbeit wertgeschätzt wird, weil (Beifall bei der FPÖ.) wir einfach der Meinung sind, dass es an der Zeit ist, dass man sich auch einmal entschuldigt und Ihnen sagt, dass sie tolle Arbeit machen. Der zweite Antrag betrifft den Pensionshunderter, der hier aber in der Stadt Wien so ein bissel wie die heiße Kartoffel hin- und hergeschoben wird. Ich habe im Februar beim Stadtrat schon mal nachgefragt. Dann kam so ein: Wir sind noch am Überlegen, und wir wissen nicht so wirklich. Natürlich ist dieser Pensionshunderter nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich bin prinzipiell kein Freund von Almosen. Eines muss ich schon an dieser Stelle sagen: Ich sehe eine Einmalzahlung schon als eine Art Almosen an, wenn es keine tatsächliche Steigerung der Pension ist, sondern eben nur eine Einmalzahlung. Aber es kann auch nicht sein, dass unsere Landesbeamten diesen Hunderter nicht bekommen, während die Bundesbeamten und die ASVG-versicherten Pensionisten das sehr wohl schon bekommen haben. Daher stelle ich mit meinen Kollegen folgenden Beschlussantrag: "Der Wiener Gemeinderat beschließt, den Wiener Beamten den im Nationalrat beschlossenen Pensionshunderter rückwirkend mit 21.12.2016 auszuzahlen." Auch in diesem Fall verlange ich die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Das, was mir noch bleibt, ist selbstverständlich zu sagen, dass wir aus den vorhergenannten Gründen der Postnummer 4 nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. Ich erteile es ihm. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Was mich in der Politik wirklich ärgert, ist Klientelpolitik. Und wer Klientelpolitik perfektioniert hat, ist seit Jahrzehnten Rot-Schwarz auf Bundesebene. Da geht es eigentlich nur noch darum, Klientelpolitik zu machen. Man hat es dieses Jahr am Pensionistenhunderter gesehen: 100 EUR für jeden Pensionisten, unabhängig davon, ob er bedürftig ist oder nicht bedürftig ist. Und in dieser Stadt übertrumpft die FPÖ diese Klientelpolitik und möchte diesen Hunderter auch für alle Bediensteten und Bedienstete der Stadt, die pensioniert sind, haben, diesen Hunderter, den sie selber als Almosen bezeichnen. Ich würde es selber als Geschenk bezeichnen aus einer Stadtkassa, die schon leer ist. Wenn wir in dieser Stadt eh schon Finanzierungsprobleme haben, dann ungeknüpft an irgendwelche Bedingungen 100 EUR auszuzahlen, das ist weder sinnvoll noch sozial gerecht, sondern es ist ein Armutszeugnis der Politik, nur um eine Klientel zu befriedigen. (Beifall bei NEOS.) Weil wenn man sich anschaut, wer denn aller diesen Hunderter bekommen würde, dann sind ja Personen mit Pensionen über 15.000 EUR pro Monat dabei. Ja, diese Luxuspensionen gibt es noch immer in dieser Stadt Wien. Und die FPÖ möchte, dass diese Personen zusätzlich zu 15.000 EUR im Monat den Hunderter noch zusätzlich geschenkt bekommen (Beifall bei NEOS.), um dann vielleicht mit dem Hunderter beim Hofer am Graben noch schöner einkaufen zu können. Aber das ist nicht verantwortungsvolle Politik! Das ist Politik, wie sie Haider gemacht hat, diese gönnerhafte Politik, Geld auszugeben, Geld weiterzugeben, nur um dann gewählt zu werden. Das finde ich unverantwortlich von Schwarz-Rot auf Bundesebene, und das fände ich auch unverantwortlich, wenn wir es hier in dieser Stadt machen. Hier wäre es auch mein großer Wunsch und Appell auch an Rot-Grün, auch im Sinne von der sozialen Gerechtigkeit, diesen Hunderter nicht bedingungslos auszuzahlen, weil wie kommen andere Gesellschaftsschichten dazu, keine Leistung zu bekommen? Warum bekommen genau Pensionisten, die es teilweise gar nicht brauchen, diesen Hunderter geschenkt? Hier würde ich mir wünschen, dass es die Stadt Wien nicht ausbezahlt, sondern weiterhin bei der Linie bleibt, diesen Hunderter nicht bedingungslos herzugeben. Das ist mir einfach persönlich ein großes Anliegen. Zum Akt selber habe ich nichts einzuwenden, dem werden wir auch so zustimmen. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Christian Hursky: Danke schön. Kollege Wiederkehr, es gefällt mir, es gibt jetzt einen Hofer am Graben statt Meinl am Graben! Macht ja nichts, ist eh okay, haben eh eine gute Ware im Prinzip. Im Prinzip sage ich einmal zu den zwei eingebrachten Anträgen, da kann man sagen: Zum sogenannten Pensionshunderter wurde bereits in der letzten Personalkommission berichtet, dass das noch Gegenstand der Gespräche von Sozialpartnern ist. Zum zweiten Antrag. Wenn etwas ausgemacht ist, werden es die MitarbeiterInnen und Bediensteten der Stadt Wien auch entsprechend bekommen. Dazu bedarf es in beiden Fällen keines Antrags. Ich finde es letztendlich auch schade, dass die FPÖ wieder mal irgendeine Ausrede sucht, um ein modernes Gesetz für moderne Berufe, die die Stadt Wien hier für mehrere Hundert Lehrlinge anbietet, die hier in dieser Stadt sehr, sehr gerne arbeiten, wieder einmal aus irgendwelchen Gründen letztendlich ablehnt. Darum bitte ich Sie (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie wissen schon, dass Sie Berichterstatter sind, Herr Kollege!) schlicht und einfach, diesem Gesetz so, wie es ist, zuzustimmen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist gesetzwidrig!) Da nützt es Ihnen auch nichts, wenn Sie pausenlos dagegenreden und dreinreden! (GR Mag. Dietbert Kowarik. So viel zum Berichterstatter! - Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 4. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Poststück ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig gegen die FPÖ angenommen. Es wurden zwei Beschlussanträge eingebracht, über die ich jetzt abstimmen lasse. Der Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Schütz, Blind, Seidl, Krauss, Aigner, Schmidt, Haslinger, Damnjanovic, Hobek betreffend Gehaltsauszahlung KAV, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das sind die Stimmen von ÖVP, NEOS, FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Somit hat der Antrag nicht die erforderliche Mehrheit. Wir kommen zum Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Schütz, Nepp, Blind, Seidl, Kasal, Krauss, Schmidt, Haslinger, Damnjanovic, Hobek betreffend Pensionshunderter. Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer für diesen Antrag ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen von ÖVP, FPÖ gegen SPÖ, GRÜNE und NEOS, somit ist der Antrag abgelehnt. Bevor wir zum nächsten Tagesordnungspunkt kommen, darf ich Herrn GR Dipl.-Ing. Margulies für den Rest der Sitzung entschuldigen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 5 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an das Kulturzentrum Spittelberg, und ich darf die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Tanja Wehsely, ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. Ich erteile es ihm. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Weil ich so lange nicht geredet habe, ein letztes Mal für heute. Versprochen. Dafür darf ich gleich etwas Persönliches erzählen. Mein erstes Mandat in der Politik war in der Universitätsvertretung der Universität Wien, in der ÖH. Es war eine sehr, sehr lustige Zeit, noch etwas weiter links orientiert als hier. Damals im ersten Jahr gab es das Café Rosa, sehr berüchtigt, noch immer unter Studierenden bekannt. Etwas, worüber man gerne redet. Ein Finanzdesaster, ein linksideologisches Projekt, was vorne und hinten nicht geklappt hat. Mir kommt das Amerlinghaus mehr und mehr vor wie ein Café Rosa für Erwachsene. Das sieht man daran, dass sowohl inhaltlich als auch finanziell das Haus nicht ordentlich geführt wird. Ich bin eigentlich einer, der Projekte und die Förderungswürdigkeit von Projekten nicht unbedingt nach der inhaltlichen Ausrichtung beurteilt. Aber hier ist eine Tendenz schon sehr evident. Wenn die Linkswende dort ist, die revolutionäre sozialistische Organisation und sehr einschlägig linke Organisationen dort im Haus großteils die Veranstaltungen machen, dann ist schon die Frage: Wie offen ist dieses Haus denn eigentlich noch für andere Gesellschaftsgruppen, für die es auch da sein sollte? Der Hauptpunkt, warum wir dieses Jahr nicht zustimmen werden, sind die eklatanten Missstände in der Bewirtschaftung dieses Hauses, in der Finanzgebarung. Es gab ja schon 2008 Kritik im Kontrollbericht, vor allem daran, dass die Personalkosten davongaloppieren. Daran hat sich nichts geändert, sie steigen noch immer. Sie steigen immens, ohne dass die Finanzierung dafür gesichert wäre. Man merkt, dass die Miete teilweise nicht mehr bezahlt wird, was auch zu Problemen führt. Man merkt, dass durch die schlechte Verwaltung einfach zu wenig Geld da ist beziehungsweise einfach mit zu viel Geld auch gerechnet und schlecht gewirtschaftet wird. Genau deshalb kommt das Haus da hin, dass es Finanzierungsprobleme hat und keinen Sanierungsplan in irgendeiner Weise vorlegt, sondern im Förderantrag eigentlich ein ideologisches Pamphlet präsentiert wird, was denn die Projekte sind, aber keinerlei Pläne, wie man Personalkosten reduziert, wie man die Miete wieder zahlen möchte, wie man die Institution neu aufstellt. Und das ist für uns unverantwortlich und ist für uns auch nicht mehr förderwürdig, sondern da ist für mich der Zeitpunkt da, wo man sagen sollte, unter diesen Bedingungen fördern wir die Institution nicht weiter, weil sie es nicht verdient hat, weil sie nicht dementsprechend wirtschaftet. Wir haben noch einen Antrag im Bereich Kinder- und Jugendorganisationen mitgebracht. Da geht es mir seit einem Jahr darum, dass endlich ein transparenter Schlüssel für alle Kinder- und Jugendorganisationen kommt. Bisher gab es eher Förderwillkür. Es werden erste Schritte auf Magistratsebene dorthin gehend gemacht. Ich finde es wichtig, dass wir auch gemeinsam den politischen Willen fassen, dass wir im Bereich Kinder- und Jugendorganisation auch nach transparenten Kriterien Fördergelder vergeben und würde mich da freuen, wenn wir da eine große Zustimmung bekommen, um auch politisch das Signal zu setzen: Ja, im Bereich Kinder- und Jugendorganisationen ist uns eine faire Fördervergabe auch wichtig. Und darum bitte ich hier um Zustimmung. (Beifall bei NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. Ich erteile es ihr. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen Dank. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich kann mich meinem Vorredner, Herrn Wiederkehr von den NEOS, anschließen. Was mir sehr zu denken gibt und was wir auch, glaube ich, seit Jahren kritisieren, ist ja wirklich, dass die Stadt Wien sich hier auch die Miete einbehält und dann an die Gesiba weiterüberweist, weil es das Amerlinghaus ja nicht macht. Die zahlen die Miete nicht, und da ist anscheinend das Vertrauen nicht wirklich da, dass sich das irgendwann ändern wird. Oder die Stadt Wien hat Angst, dass sie sich selbst die Miete schuldig bleibt, denn wir wissen ja auch, wem die Gesiba gehört. Die andere Sache ist, dass ich mir dann echt überlegt habe, wie gibt es das, dass ein Verein nicht wirklich gewillt ist, irgendwas an seiner Struktur zu ändern? Und ich habe mir dann einmal angeschaut, so wie der Herr Wiederkehr auch: Welche weiteren Vereine werden durch das Amerlinghaus unterstützt? Das ist natürlich teilweise wirklich extrem, dass ich mir gedacht habe, da hat einfach Mitte überhaupt keinen Platz mehr. Also das ist teilweise so linksideologisch, dass ich bezweifle, dass ein normaler Grün-Wähler da teilweise mitgehen kann. Wir haben zum Beispiel die Bettellobby Wien da drinnen sitzen. Die Bettellobby Wien tritt ja dafür ein, dass Betteln ein Grundrecht sei. Sie kämpft gegen Polizei und Behörden, sie ist gegen jegliches Verbot von Betteln. Ich habe mir einen Brief durchgelesen, den sie an den ARD geschrieben hat, weil im Dezember irgendein Tatort ausgestrahlt wurde, wo es um's Betteln ging. Das ist ihre Arbeit, dass sie dann eben dort hinschreibt und sagt, puh, das ist ganz tragisch, weil in Wirklichkeit ist das alles anders. Und dann hat sie selbst über ihre Hauptarbeit geschrieben, ihre Hauptarbeit ist, wir beeinspruchen die Strafverfügung gegen Bettler und wir schreiben die Bettelschilder. Ich meine, ich habe mir gedacht, das darf doch wirklich nicht wahr sein. Die zweite, wo ich mir gedacht habe, ich meine, da gibt es mehrere, aber die zweite, die ich jetzt einmal sagen möchte, ist dieser Verein "Am Sand". Also "Am Sand" ist geboren durch einen Stammtisch von Arbeitslosen, die sich einfach zusammengeschlossen haben und gesagt haben, eigentlich wollen wir nicht arbeiten, weil das ist alles kapitalistisch. Wir wollen nicht jeden Job um jeden Preis und leben das auch. Ihr Ziel ist es, das schreiben sie so: "Wenn wir wollen, dass die Systeme der Herrschaft, die Verdinglichung von Mensch und Natur, die Auflösung sozialer Zusammenhänge, kurz, die Beschlagnahme des gesamten Lebens zum Zweck seiner Verwandlung in toten Wert endlich der Vergangenheit angehören, dann müssen jetzt Alternativen genannt werden, man muss sie auch leben." Also sie leben, man braucht irgendwie keinen Job, wir brauchen nicht einen Job um jeden Preis. Ihre Aktivitäten sind, sich vor das AMS zu setzen und darauf zu plädieren, dass sie Kunden sind. Ich meine, irgendwann einmal muss ich auch sagen: Es reicht! Ich bin, glaube ich, ziemlich liberal eingestellt, was gewisse Vereine angeht. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. GR Maximilian Krauss (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Wenn wir uns die Geschichte dieses sogenannten Kulturzentrums anschauen, das ja Orte beheimatet wie das sadomasochistische Zentrum auf der einen Seite, ich weiß nicht, wem das hier gefällt, oder die neue Linkswende auf der anderen Seite, zu der wir uns nachher auch noch einiges genauer anschauen werden, dann ist es eine Geschichte, die wirklich nicht gut ist. Ich glaube, es ist eine Geschichte, die von Negativrekorden geprägt ist. Es ist eine Geschichte, die aus dem Jahr 2008 einen Kontrollamtsbericht in sich hat, der auch schon angesprochen wurde, der damals schon die eklatanten Missstände angesprochen hat. Es ist auch eine Geschichte, wo sogar die eigenen Rechnungsprüfer im Jahr 2011 zurückgetreten sind, weil sie das nicht mehr verantworten konnten und wollten, was da passiert ist. Und es ist auch eine Geschichte, wo bis zum heutigen Datum klar linksextreme Veranstaltungen und Vereine gefördert werden, und das ist etwas, was mit uns sicher nicht spielt, wo wir klar Nein sagen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn wir uns aber anschauen, was heute passiert und was heute auf der Homepage prangt, dann ist dort auf der Homepage gut einsehbar ein sehr interessanter Spruch, nämlich: "Wien ohne Amerlinghaus ist wie Sex ohne Küssen, Basiskultur braucht Kohle, Subventionserhöhung jetzt." Ich weiß nicht, man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie sehr subtil agieren würden. Man könnte sagen, es ist dreist, es ist geschmacklos, so etwas sollte man sich nicht einmal anschauen. Aber das besonders Absurde ist, im rot-grünen Wien hat das sogar Erfolg und trägt Früchte, weil Sie erhöhen die Förderung von 280.000 auf 310.000 EUR um immerhin 10 Prozent, und das ist der Skandal des heutigen Abends, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Wir diskutierten vorhin, ob man für Lehrlinge um 1,3 Prozent oder 1,5 Prozent erhöht, und da machen wir gleich 10 Prozent für den Verein Amerlinghaus! Das ist so etwas von absurd, mehr als 30.000 EUR von heute auf morgen einfach mehr auf über 310.000 EUR! Das sind doch Summen, wo man sagt, da hört es sich auf, die könnte man woanders wirklich besser verwenden. Ich glaube, gerade wenn man sich anschaut, wo überall gespart wird, dann wirkt das umso seltsamer, dass dort Vereine wie das sadomasochistische Zentrum oder die Neue Linkswende beheimatet sind. Zur Neuen Linkswende eine kleine Anmerkung: Die heißt übrigens nur Neue Linkswende, weil die alte, die originale Linkswende in Konkurs gegangen ist, weil sie so viel Prozesse hatte (Heiterkeit bei der FPÖ und StR Mag. Gernot Blümel, MBA.) und unter anderem auch Mitglieder dieses Hauses beflegelt hat, in der Folge dann Prozesse verloren hat, alle verurteilt wurden, wo man sie am Ende nicht einmal mehr pfänden konnte. Und dann haben sie am nächsten Tag gesagt, jetzt sind wir die Neue Linkswende, und sie haben sich ins Amerlinghaus zurückgezogen. Das ist ein Skandal! (Beifall bei der FPÖ und von StR Mag. Gernot Blümel, MBA.) Aber es bleibt ja nicht bei der neuen Linkswende, es geht weiter zur Interventionistischen Linken. Die Interventionistische Linke versteht sich als überregionaler Verein aus 30 linken Gruppen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, dem Zerfall und Individualisierungsprozess der Wiener Linken etwas entgegenzusetzen. Ich weiß nicht, das ist vielleicht ein aktuelles Thema bei Ihnen, aber trotzdem nicht würdig, mit so einer Förderung bedacht zu werden. (Beifall bei der FPÖ.) Auch interessant das autonome Kollektiv Offene Deutschkurse, das über sich sagt, es ist basisdemokratisch, selbstorganisiert und selbstaktiv, im Kollektiven autonom. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Aber nicht selbstfinanziert!) Ich glaube, genau das ist der Punkt. Es ist in jeder Hinsicht autonom und angeblich selbstständig, aber selbstfinanziert ist es leider nicht. Und dort sollte man vielleicht einmal ansetzen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn man sich anschaut, was die Eigendefinition dieses Amerlinghaus ist. Es ist ein Raum sozialer Niederschwelligkeit. Stimmt, da hat der Kollege Wiederkehr recht gehabt, das ist ein bisschen wie im Café Rosa, nur das war auch noch antiheteronormativ und so. Vielleicht könnte man das da noch dazufügen. Aber was da interessant ist, ist, dass man ja doch davon ausgeht, dass eigentlich eine Mehrheitsgesellschaft, die arbeitet, diese Randgruppe, für die Regeln anscheinend nicht zu gelten haben, finanziert, die aber ihrerseits nicht gewillt ist, irgendetwas beizutragen. Und das ist schon ein falsches Denken, weil einerseits zu sagen, das System ist kapitalistisch und da machen wir überhaupt nicht mit, aber auf der anderen Seite genau diese Gelder einzubehalten und sich finanzieren zu lassen, das ist doch ein innerer Widerspruch, der, glaube ich, nur darin begründet ist, dass man einfach selbst nichts tun will. (Beifall bei der FPÖ.) Man könnte da dann noch einiges weiterführen vom Verein Revolutionär bis zum Revolutionären Aufbau oder der Revolutionär-Sozialistischen Organisation, deren Ziele es sind, die bürgerlichen Klassen zu überwinden. Aber auch ganz wichtig ist der Runde Tisch Grundeinkommen, wo Vertreter der KPÖ mit wichtigen Vertretern aus der bürgerlichen Zivilgesellschaft alternative Lebensformen diskutieren können. Also ich glaube, es ist wirklich in vielen Bereichen sehr, sehr seltsam, was dort passiert. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieser ganze Verein wirkt so absurd, dass, als ich die Homepage gesehen habe, obwohl ich einiges gewöhnt bin (Zwischenruf von GRin Birgit Hebein.), sogar ich mich gewundert habe. Aber ich glaube, das traurige Credo ist, dass im rot-grünen Wien sogar auch das möglich ist! Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hanke. Ich erteile es ihr. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrte Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Amerlinghaus ist ja seit Jahren oder wahrscheinlich schon Jahrzehnten, so lange bin ich noch nicht hier, Thema in diesem Haus. Und wie ich Erzählungen beziehungsweise auch den letztjährigen Protokollen entnehmen konnte, waren die Debatten hier, wenn es um das Thema ging, ähnlich unsachlich wie heute. Was ist passiert in der Debatte? Es ist in der politischen Argumentation vor allem ganz viel mit Auslassungen gearbeitet worden. Das kennen wir auch aus anderen Themenbereichen. Es werden einzelne Veranstaltungen, einzelne Vereine rausgepickt, die Ihnen nicht in Ihr Weltbild passen, und Sie zerreden sie, Sie machen sie lächerlich, Sie machen sich darüber lustig. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das machen Sie schon selber!) Was Sie auslassen, ist, dass das Amerlinghaus seit Jahrzehnten ein Bezugspunkt und auch ein Austauschort für ganz viele Menschen ist. Es sind immerhin (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie machen sich lächerlich, weil Sie es subventionieren!) über 60 Vereine dort. Und es gibt auch sonst ganz viele Menschen, die sich dort gerne aufhalten. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Sie lassen aus, dass es im Amerlinghaus so viele gute Projekte gibt, die als Ziel haben, Vorurteile abzubauen, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen (GR Mag. Dietbert Kowarik: Gut auswendig gelernt!) und ein gemeinsames und solidarisches Miteinander zu fördern. Aber dass das nicht in Ihrem Interesse ist (GR Mag. Wolfgang Jung: Beispiele!), wissen wir eh schon. Sie lassen natürlich auch aus, dass es ein breites Angebot für Kinder, für Jugendliche, für die Generation 50Plus gibt. Es gibt dort Theaterprojekte (Heiterkeit bei der FPÖ.), es gibt Tanzveranstaltungen, es gibt Filmvorführungen, es gibt ein Radioprojekt, es gibt Bildungsarbeit. Sie selber haben auch Deutschkurse genannt, ein Thema, wo man eigentlich annehmen würde, dass Ihnen das sehr wichtig ist. Aber wir kennen das Stimmverhalten hier und wissen, dass es das offensichtlich nicht ist. Das Amerlinghaus ist so vieles. Es ist ein Kulturort, es ist ein Freizeitort und, ja, es ist auch ein politischer Ort, wo sich unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen politischen Auffassungen austauschen. Es ist ein Ort der Demokratie und, ja, es ist ein Ort, an dem auch Kritik geübt wird, Kritik an bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen und auch Kritik an der Politik. Ja, das kann einem gefallen oder auch nicht. Fakt ist aber, dass eine lebendige Demokratie, so wie wir sie in Wien und in Österreich auch gerne haben, solche Orte auch braucht, weil es einen offenen politischen Diskurs braucht und eine Auseinandersetzung, nicht zuletzt (GR Mag. Dietbert Kowarik: Linksextremismus!), wenn es um gesellschaftlichen Fortschritt gehen soll. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) So wie KollegInnen meiner Partei oder auch von den GRÜNEN in den letzten Jahren möchte ich aber auch heute wieder darauf hinweisen, worum es hier jetzt bei dem Geschäftsstück eigentlich überhaupt geht. Es geht nämlich nicht um die Vereine, die dort Sachen machen, es geht um die Subvention für das Amerlinghaus an sich. Es geht eben (Aufregung bei GR Armin Blind.) um die Miete, um Personalkosten, um Facilitymanagement. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ja, das diskutieren wir auch heute!) Die Frage, welche Vereine, die dort vor Ort arbeiten, wir als Stadt Wien fördern, die diskutieren wir ganz woanders, nämlich dann, wenn es um die Vereine geht, die hier in diesem Haus als Geschäftsstück landen. Die Miete ist schon angesprochen worden und groß dramatisiert worden. Sie alle wissen auch, dass gerade diese Sache ein Problem war, man da aber in guter Absprache mit dem Haus in den letzten Jahren eine Lösung gefunden hat. Die Miete wird jetzt direkt an die Vermieterin weitergeleitet und somit wurde eine Lösung für dieses Problem gefunden. Lösungen, Sachen, die Sie immer so oft einfordern. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Weil die Stadt Wien gezahlt hat! Das ist die Lösung! Das ist gelebter Sozialismus!) Zum Anstieg der Subventionsförderung kann man auch aus dem Akt entnehmen, wenn man ihn aufmerksam liest, auch zur Frage, wie offen ist das Haus eigentlich, dass es ein neues Projekt geben wird, Amerlinghaus im Gespräch, wo es auch darum geht, sich zu öffnen, sich noch mehr zu präsentieren, sich zu verbreitern und noch mehr Menschen in dieses eh schon so bunte Haus zu lassen. Wien ist eine vielfältige und lebendige Stadt. In so einer Stadt braucht es Räume für Austausch, Räume für Kultur, Räume für Diskussion. Mit dem Amerlinghaus haben wir so einen Raum, den das rot-grüne Wien auch gerne weiter unterstützt. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hebein. Ich erteile es ihr. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Werte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Vorweg: Werte Opposition, fürchtet euch nicht, das Amerlinghaus ist einfach ein Begegnungsort (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wir fürchten uns eh nicht! Aber sie sollen sich selbst finanzieren! ) und das ist einfach in einer lebendigen Demokratie ganz gut! Sie brauchen sich nicht so zu fürchten, alles ist gut. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wir fürchten uns eh nicht! Sie fürchten sich, dass sie kein Geld kriegen!) Wir reden jetzt vom Amerlinghaus, das ein Kultur- und Kommunikationszentrum ist. Wir reden seit Jahren über das Amerlinghaus, und jedes Jahr kommen Sie her und argumentieren irgendwie, warum es heuer auf keinen Fall geht. Was mich ein Stück weit verwundert (GR Armin Blind: Aber es geht auch nächstes Jahr nicht! Sicher!), das sind die NEOS, das gebe ich zu. Herr Abg. Wiederkehr, Sie sagen, Sie unterstützen die Subvention nicht, weil Sie es nicht verdienen im Amerlinghaus. Sie sagen, es gibt Missstände. Das haben Sie einem Akt 2008 entnommen. Herr Abg. Wiederkehr! Es wäre schon gut, wenn Sie dann, wenn Sie schon mit diesem Akt argumentieren, das vollständig machen. Es hat 2011 eine Nachprüfung gegeben. Sie wissen, dass der jetzige Stadtrechnungshof festgehalten hat, dass sich die Kritik aufgelöst hat, dass die 20.000 EUR zurückgezahlt worden sind. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das stimmt nicht, Frau Kollegin! Das stimmt nicht!) Er hat angeregt, dass es zu neuen Vereinbarungen kommt. Sind Sie nicht so aufgeregt, Herr Kowarik! Melden Sie sich (GR Mag. Dietbert Kowarik: Lesen Sie es auch!), melden Sie sich einfach! Sie sind ganz aufgeregt! Ein Glasl Wasser ist gut, immer gut! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Na ja, ich reflektiere auf Sie! Ich höre zu!) Herr Wiederkehr, diese Vereinbarung wurde tatsächlich getroffen und eine davon war, dass die Miete direkt überwiesen wird. Jetzt gehen Sie her und sagen, da wird nicht einmal die Miete gezahlt! Nein, nicht, wissen Sie, wenn es eine Vereinbarung auf Anregung auch des Stadtrechnungshofs gibt, dass die Miete direkt überwiesen wird, von der Subvention ein Viertel, und Sie dann sagen, das ist total arg, dass sie die Miete nicht überweisen, so ist das nicht ganz schlüssig! Das ist einmal das eine. Das finde ich nämlich sehr unseriös, so zu argumentieren. Sie können hergehen und sagen, Sie wollen keine öffentlichen Räume. Sie von den NEOS finden einfach, kritische Politik darf in unserer Stadt keinen Platz haben. Sie können auch ruhig sagen, wir wollen kein zivilgesellschaftliches Engagement, nein. Die NEOS haben sich jetzt entschlossen, das nicht mehr zu unterstützen. Dann wäre es zumindest ehrlicher. Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt: Werte ÖVP! Sie haben die Bettellobby Wien erwähnt, wie auch der Herr Hobek vor zwei Jahren, als Argument gegen das Amerlinghaus. Das finde ich ein steiles Stück, wenn sich hier eine Gruppe ehrenamtlich für die Ärmsten der Gesellschaft, und das sind Armutsbetroffene, das sind Bettler und Bettlerinnen, engagiert, wenn die sich dafür einsetzen, dass auch die Bettler und Bettlerinnen, dass auch Armutsbetroffene Würde und Respekt erhalten und zumindest würdevolle Existenzen, wenn die sich dafür einsetzen, ehrenamtlich, mit einem Engagement, dass sie auch die juristische Beratung erhalten, und Sie kommen dann her und sagen als ÖVP, das ist einer der Gründe, warum Sie das Amerlinghaus ablehnen! Ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich dachte, irgendwann einmal war die ÖVP eine christlich-soziale Partei! Das dürfte schon länger her sein! Das heißt, im Amerlinghaus treffen sich 60 Initiativen. Im Amerlinghaus begegnen sich jährlich 40.000 bis 50.000 Menschen. Und ja, es ist niederschwellig. Ja, es gibt auch Menschen, die nicht so viel Geld haben. Ja, auch denen wollen wir Teilhabe ermöglichen. Wir stehen dazu, dass wir hier solche Orte und Plätze in Wien haben. Diese Subvention bezieht sich, noch einmal, einerseits auf die Miete. Es gibt vier Personen, die angestellt sind: Eine Vollzeitkraft für die Reinigung, eine Vollzeitkraft für die SeniorInnenarbeit und zwei Teilzeitkräfte, die das ganze Haus, die gesamte Organisation schupfen. Sie brauchen sich wirklich nicht davor zu fürchten, dass in einer lebendigen Demokratie auch kritische Stimmen, engagierte Stimmen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Dass die FPÖ damit ein sehr großes Problem hat, das kann ich ein Stück weit nachvollziehen im Gegensatz zur ÖVP und schon gar nicht NEOS. Natürlich hat das Amerlinghaus einen antifaschistischen Anspruch (GR Armin Blind: Einen antikapitalistischen! Einen antigesellschaftlichen!), selbstverständlich, Antifaschismus. Und das ist natürlich ein sehr, sehr wichtiges Thema. Das ist ein Wert unserer Stadt, ein Wert unserer Demokratie. Sobald man das erwähnt, wird die FPÖ besonders unruhig, besonders nervös. Aber ich hatte das Glück, auch Ceija Stojka und Team kennen zu lernen, die auch das Amerlinghaus genützt hat und mit sehr vielen Schulklassen über ihre Erfahrung als Romni und als KZ- Überlebende gesprochen hat. Vielfalt, man muss sich nicht davor fürchten, unterschiedliches Engagement von Jung bis Alt, unterschiedlichste Gruppen, unterschiedlichste Kulturveranstaltungen. Und es ist gut, dass hier nicht einzelne Parteien bestimmen können, was Kultur ist (GR Armin Blind: Wenn die Leninisten und die Marxisten unterschiedlich sind, dann ja!), sondern dass sowas in einer lebendigen Demokratie stattfindet. (Aufregung bei der FPÖ.) Und noch ein Punkt. Sie sind sowas von aufgeregt! Ich empfehle allen immer ein Glasl Wasser. Es ist wirklich, wirklich sehr gut. Und noch einmal, werte FPÖ: Sie machen das seit Jahren hier, ich glaube, zwei Mal, Sie, Herr Nepp, auch heute, der Sado-Maso-Verein. Das dürfte Sie irgendwie innerlich bewegen, ganz, ganz, sehr innerlich bewegen. (Große Aufregung bei der FPÖ.) Sie machen das bei jeder Rede zum Amerlinghaus. Ich sage Ihnen noch jetzt in aller Ruhe: Diesen Verein gibt es schon ganz, ganz lange nicht mehr! Und Sie sind so unruhig! Sado-Maso, Sado-Maso, also das dürfte irgendwas in Ihnen auslösen. Macht nichts. Gut, dass es das Amerlinghaus gibt. Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Kowarik. Ich erteile es ihm. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Zuerst nehme ich einmal den Hinweis von der Frau Kollegin Hebein ernst und trink einmal ein Schluckerl Wasser. Vielleicht geht es dann wieder leichter. (Heiterkeit bei der FPÖ. - GR Armin Blind: Du musst aber aufpassen! Das Wasser ist gut!) Prost! Ich bin noch immer nicht überzeugt. Also bei allem Spaß, meine Damen und Herren, die Einzige, die sich in dem Zusammenhang fürchtet, ist diese Organisation, ist das Amerlinghaus selber, weil die Angst davor haben, dass sie keine Subvention mehr kriegen. Das sind die Einzigen, die Angst haben! (Beifall bei der FPÖ.) Und, meine Damen und Herren, Ihr Forderung Stellen kennen wir ja. Das war auch teilweise sehr amüsant. Wie gesagt, jetzt sind wir beim lustigen Teil. Es ist ja teilweise auch ganz lustig, der Herr vormalige Stadtrat Oxonitsch kann davon auch ein Lied singen, wo dann, ich weiß nicht, drei, vier, fünf Leute vorm Rathaus herummarschiert sind und geschrien haben: "Ox, Ox, Oxonitsch, komm auße, wir wollen mit dir reden!" Auch damals haben sie dann mehr Geld bekommen. Jetzt bekommen sie wieder mehr Geld. Meine Damen und Herren, worum geht's da? Da kann die Frau Kollegin Hanke schön herumreden, wir wissen das alle ganz genau. Das wissen Sie auch ganz genau. Dann nennen wir es auch beim Namen: Das ist ein linksextremes Zentrum. Wer es nicht glaubt, liest halt dort nach, was für Organisationen dort ein und aus gehen. Die Revolutionär- Sozialistische Organisation stellt fest: "Die Destruktivität und die Absurdität des kapitalistischen Systems kommen immer ungeschminkter und deutlicher zum Ausdruck. Seit der Jahrtausendwende, ein Jahrzehnt nach dem Zusammenbruch des Stalinismus, und nach dem Abflauen der damit verbundenen bürgerlichen ideologischen Offensive wird es immer offensichtlicher." Also da wird dem Stalinismus nachgeweint, sehr schön. Dann haben wir den Revolutionären Aufbau, die Revolution. "Was bedeutet das Amerlinghaus für uns? Als unabhängige Jugendorganisation schwimmen wir nicht im Geld. Wir haben keine reichen Elternparteien und bekommen keine staatlichen Förderungen." Na ja, indirekt natürlich schon. Also ganz so ist es auch wieder nicht. Meine Damen und Herren, eines habe ich Ihnen an dieser Stelle auch schon öfters gesagt. Wenn einer meint, sozialistisch denken zu müssen, dann soll er das machen. Das ist nicht meine Aufgabe oder ich nehme mir auch heraus, so zu denken, wie ich will, und das auch zu artikulieren. Das ist das gute Recht eines jeden, wenn es auf der Grundlage unseres Rechtsstaates funktioniert und passiert. Ist in Ordnung. Ich lasse mir auch von niemandem vorschreiben, wie ich zu denken habe und was ich zu sagen habe. Bitte schön, wenn Sie da immer von Vielfalt reden und wenn man meint, vielfältig ist, wenn da Stalinisten mit Marxisten mit Realsozialisten mit Trotzkisten, ich weiß nicht, wer da sonst noch aller ist, sind, so ist das natürlich schon eine große Vielfalt. (Aufregung bei GRin Birgit Hebein.) Lesen Sie sich das durch, die halten ja auch nicht mit ihren Meinungen hinterm Berg. Sollen sie auch nicht. Von mir aus, wenn sie das meinen, sollen sie das, ist nicht meine Idee, ganz im Gegenteil, ist okay. Aber was ist das Empörende an der ganzen Geschichte, meine Damen und Herren? Und jetzt kommen wir auf des Pudels Kern. Wir geben dafür Jahr für Jahr hundertausende Euro aus. Das Geld ist hart verdientes Geld der Steuerzahler! Und ich sehe nicht ein, dass hier Geld für ein linksextremes Zentrum verwendet wird, das zwar großartig den Kapitalismus kritisiert und alles Mögliche dagegen hat, aber das Geld nimmt es dann natürlich schon. (Beifall bei der FPÖ.) Also das ist diese Lächerlichkeit, die dann auch noch zum Durchbruch kommt. Und wenn Sie dann, wie gesagt, wir haben schon darauf hingewiesen, von Vielfältigkeit in dieser Stadt und das gehört gefördert, reden - Sie sind halt sehr einseitig. Wenn diese Texte ... (Zwischenruf von GRin Birgit Hebein.) Frau Kollegin, da ist schon ein Unterschied. Ich gestehe diesen Gruppen durchaus zu, dass sie sich artikulieren. Das sollen sie, wenn das im Rahmen der Gesetze geschieht. Sie gestehen aber anderen nicht zu, dass sie irgendwo Versammlungen machen (Weitere Aufregung bei GRin Birgit Hebein.) und sprechen denen das Recht ab, Versammlungen abzuhalten! Das ist der Unterschied zwischen uns beiden, und da ist ein riesen Unterschied! (Beifall bei der FPÖ.) Wenn da eine revolutionäre Gruppe oder wie auch immer diese Gruppen in der Hofburg einen Ball machen wollen, dann sollen sie ihn machen. Wenn sie sich das selber finanzieren, ist das in Ordnung. Das ist der Unterschied, Frau Kollegin, zwischen uns beiden und wahrscheinlich auch zwischen der Fraktion der FPÖ und des rot-grünen Wien. (Große Aufregung bei GRin Birgit Hebein. - GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Wasser trinken!) Genau! Aber fürchten Sie sich nicht, Frau Kollegin, uns gibt es auch, obwohl wir kein Geld von Steuerzahlern nehmen und es gar nicht wollen. Wir werden trotzdem unsere Veranstaltungen abhalten! Aber trotzdem. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn das, was die da auf der Homepage schreiben, rechte Gruppen schreiben würden, dann wäre der Verfassungsdienst wahrscheinlich vor Ort oder der Verfassungsschutz, der Verfassungsdienst vielleicht nicht, und dann würden Sie schreien: Pfui Teufel, wie kann so etwas sein? Man kann von den Identitären halten, was man will, nur wenn die das machen, dann ist helle Aufregung, dann gibt es ganz, ganz, ganz Dramatisches. Aber die Linksextremen, die kriegen Geld. Hören Sie auf mit dieser Vielfalt, mit dieser großartigen Toleranz, die Wien lebt! Es lebt sie nicht, und das sieht ein Blinder, nicht böse sein. Was ist die Konsequenz von diesem Akt in der Stadt Wien? Ich weiß nicht, es war letztes Jahr, für das Licht haben wir kein Geld mehr, da wird eine Stunde früher abgedreht, aber für's Amerlinghaus, da haben wir jetzt sogar noch mehr Geld! Nein danke, meine Herren, meine Damen vor allem! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 5. Wer dem Antrag seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen von SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig gegen NEOS, ÖVP und FPÖ angenommen. Es liegt ein Beschlussantrag von NEOS vor betreffend faire und transparente Subvention von Kinder- und Jugendorganisationen. Es wird die Zuweisung an den Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal verlangt. Wer dieser Zuweisung dieses Beschlussantrages zustimmt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist einstimmig so angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 7 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Vertragsgenehmigung mit der TINA Vienna GesmbH. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Gaal, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal: Danke schön. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bitte Sie um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Dr. Wansch, und ich erteile es ihm. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Ich muss ja an dieser Stelle wieder daran erinnern, dass die Aufzeichnung und die Zurverfügungstellung des Livestreams dieser Sitzung auf der Homepage der Stadt Wien aus unerfindlichen Gründen von der SPÖ und den GRÜNEN verweigert wird. Ich lade Sie daher ein, die gespeicherte Aufzeichnung dieser Sitzung auf der Homepage "www.fpoe-wien.at" abzurufen und zu jeder Ihnen genehmen Zeit einzusehen. Worum geht es bei diesem gegenständlichen Geschäftsstück? Zusammengefasst und vereinfacht gesagt geht es wieder einmal um die Ausgliederung von öffentlichen Geldern, die Ausgliederung an eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Wiener Holding Konzerns. Ich sage dazu Stichwort "Flucht aus dem Budget, Flucht aus der Kontrolle des Gemeinderates" und Stichwort "Beschneidung der Interpellationsrechte der Gemeinderäte". (Beifall bei der FPÖ.) All dies nach dem rot-grünen Motto "Tarnen und Täuschen, Verschleiern und Verstecken". Meine Damen und Herren! Es geht bei dem gegenständlichen Antrag um 1 Million EUR Steuergeld, Steuergeld der Wienerinnen und Wiener. Das Eingehen auf das konkrete Projekt erübrigt sich an dieser Stelle, da es, wie bei allen Steuergeldausgliederungen, um Projekte geht, die der Magistrat selbst ohne ausgegliederte Tochtergesellschaften genauso gut erfüllen könnte. 1 Million EUR an die ausgegliederte Gesellschaft TINA Vienna GmbH. Ein Blick in das Firmenbuch zeigt, dass diese Gesellschaft im Jahr 1997 als Wiener Transport Infrastructure Needs Assessment Bürobetriebe GmbH gegründet wurde. Gesellschafter war damals die Wiener Stadtwerke Holding AG. Nun beginnt eine interessante Geschichte dieser Gesellschaft: In nicht einmal 20 Jahren hat die Gesellschaft bereits vier verschiedene Namen. Nunmehr heißt sie eben TINA Vienna GmbH. Und sie hatte vier verschiedene Alleingesellschafter aus dem Kreis der Stadt Wien und der Konzerngesellschaften der Stadt Wien in diesen weniger als 20 Jahren. Offensichtlich hat kein Unternehmen des roten, nun rot-grünen Stadt Wien Konzernmolochs gewusst, was es mit dieser ausgegliederten Enkelgesellschaft der Stadt Wien machen soll. Aber Hauptsache, wir haben dort zwei Geschäftsführer und acht Aufsichtsräte. Wie geht es dieser Gesellschaft? Es kann ihr nicht schlecht gehen. Die Steuergelder der Wienerinnen und Wiener sprudeln dank SPÖ und GRÜNE an diese Gesellschaft. Ich gebe Ihnen ohne Anspruch auf Vollständigkeit einen kurzen Blick auf das Jahr 2016: Gemeinderatssitzung vom 28.1.2016, Beschluss auf Abschluss eines Vertrages mit der TINA für die Jahre 2016 bis 2017, Bedeckung des auf das Verwaltungsjahr 2016 entfallenden Betrags in der Höhe von 360.000 EUR ist auf einer Haushaltsstelle, et cetera bedeckt. Für die Bedeckung der restlichen Erfordernisse ist von der MA 27 im Rahmen des Globalbudgets in den Folgejahren Vorsorge zu treffen. So weit, so schlecht. Gemeinderatssitzung vom 29.6.2016, also nur ein halbes Jahr später: Beschluss für ein Übereinkommen mit der TINA betreffend genannte Magistratsaufgaben für die Jahre 2017 bis 2021 mit maximalen Gesamtkosten in der Höhe von 5,5 Millionen EUR. 5,5 Millionen EUR! Für die Bedeckung ist im Rahmen des Globalbudgets in den Folgejahren Vorsorge zu treffen, also erstmals ab 2017. Da sage ich, da war das Motto offensichtlich, wenn es im Jänner so gut gelaufen ist, dann hat man im Juni gleich ins Volle gegriffen. Das Ganze natürlich gegen die Stimmen der FPÖ. So weit, so schlechter als schlecht. Und heute, zu Beginn des Jahres 2017, haben wir einen Antrag zu entscheiden, wörtlich: "Für die Weiterführung der notwendigen Verträge soll 1 Million EUR für TINA beschlossen werden." Trotz der bereits genannten Dotierungen im Jahr 2016 für die TINA für das Jahr 2017 vorausblickend soll heute schon wieder eine Million Steuergeld ausgegliedert werden! Jetzt könnten die Freunde der TINA einwenden und sagen, der Wansch versteht überhaupt nichts, es geht ja um neue Projekte, wie immer die Projekte dann heißen, aber es geht um neue Projekte, und die kann man nicht selber machen. Da ist der Magistrat überfordert, und deshalb muss man das Geld der Enkeltochter TINA geben. Jetzt sage ich Ihnen, zwei Argumente sprechen gegen dieses Tarn- und Täuschungsmanöver: Es ist die Rede von Verträgen für, wörtlich, Weiterführung, nicht für Ermöglichung eines neuen Projektes, sondern für Weiterführung. Wir haben das Budget für das Jahr 2017 im Dezember 2016 beschlossen. Wir können uns noch erinnern, da hat es gewisse Probleme auf Seiten der Regierungsparteien gegeben, dass sie überhaupt ein Budget zustande bringen. Dann haben sie es noch im Dezember zustande gebracht. Und jetzt sind wir Anfang März, also weniger als drei Monate später, und jetzt lesen wir im Bedeckungsvorschlag für die TINA: "Für den Abschluss des Vertrages mit der TINA zwecks Fortführung einer Koordinationsstelle wird im Voranschlag 2017 eine erste Überschreitung in der Höhe von 450.000 EUR genehmigt." Meine Damen und Herren! Sie wollen uns erzählen, dass im Dezember nicht bekannt gewesen sein soll, dass das Projekt im Jahr 2017 fortgeführt werden soll! Dann ist es im Jänner und Februar offensichtlich fortgeführt worden, und jetzt kommen Sie Anfang März mit dieser Begründung für eine Budgetüberschreitung zu Gunsten der TINA. Ich sage Ihnen, das ist Missmanagement! Das ist unverschämt und verantwortungslos! (Beifall bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen, sagen Sie uns ehrlich, wofür Sie das Geld jetzt Anfang März für diese TINA für welche Sachen wirklich brauchen, die Sie im Dezember 2016, Ende 2016 nicht gewusst haben. Und dann sagt man, okay, alles zur Kenntnis genommen, so ist es halt. Aber was ist das Besondere an dieser Enkeltochter TINA, dass dieser TINA das Steuergeld ungeplant in ungehemmten Höhen ausgeschüttet wird? Und da sage ich Ihnen, meine Damen und Herren, ich habe meinen Debattenbeitrag mit einem Blick ins Firmenbuch eröffnet. Ich möchte meinen Beitrag mit einem Blick ins Firmenbuch schließen. Wir finden im Firmenbuch den Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2015. Und was lesen wir dort beim Ausweis von, jetzt sage ich vereinfacht gesagt, den Beteiligungsgesellschaften der TINA, die sie gemäß Unternehmensgesetzbuch ausweisen muss? 48,67 Prozent Beteiligung an der United TINA Transport Consulting LLC mit dem Sitz in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten! Dann sagt man: Schau, schau! Schau, schau! Schau, schau! Und was steht dann bei dieser United TINA Transport Consulting LLC mit Sitz in Abu Dhabi beim Eigenkapital und beim Ergebnis des letzten Geschäftsjahres dieser Gesellschaft? Was steht dort? Null komma null null Euro. Hoppala. Null komma null null Euro. (GR Mag. Wolfgang Jung: Abu Dhabi ist ja preisgünstig!) Dann sagt man, da muss man jetzt weiterschauen. Und jetzt zitiere ich wortwörtlich aus diesem Jahresbericht. Da gibt es in diesem Jahresbericht ein vorgegebenes Formular für das Firmenbuch. Und dort finden wir bei der Frage: Wurden Angaben gemäß UGB unterlassen, weil sie geeignet sind, dem Unternehmen oder dem anderen Unternehmen einen erheblichen Nachteil zuzufügen? Was ist dann als Antwort eingesetzt? "Die Angabe des Eigenkapitals und des Jahresergebnisses der United TINA Transport Consulting LLC Abu Dhabi unterbleibt." Und jetzt, meine Damen und Herren, sagt man: Wer soll eigentlich durch diese Auskunftsverweigerung geschützt werden? Wen muss man davor schützen, dass ihm Schaden zugefügt wird und dem Firmenbuch und der Öffentlichkeit verschweigen, was da los ist? Wer soll geschützt werden? Soll die TINA geschützt werden? Da sagt man, das ist kaum vorstellbar. Aber wir haben im rot-grünen Wien besonders im Finanzbereich schon vieles erlebt. Also vielleicht, oder sagen wir, hoffentlich sollen eher die Partner geschützt werden. Und wer sind diese Partner, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten geheim zu halten sind? Ich bin mir sicher, dass es sich bei diesen Partnern nicht um eine arabische Menschenrechtsorganisation handelt, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ich frage Sie: Wie ist das eigentlich möglich, dass eine mit Steuergeld überhäufte Gesellschaft des Stadt Wien Konzernmolochs unser Steuergeld in verschwiegener Höhe, in unbekannter Höhe, weil Sie es uns verschweigen, nach Abu Dhabi in die Vereinigten Arabischen Emirate kommt und dort an unbekannte Partner ausgelagert wird? Ich sage Ihnen, das ist das Ergebnis der Flucht aus dem Budget, wie sie typisch für die unselige Ära von Bürgermeister Häupl und Finanzstadträtin Brauner ist. Meine Damen und Herren! Schluss mit dieser rot-grünen Intransparenz! Schluss mit dieser rot-grünen Misswirtschaft! Wir Freiheitliche fordern unverzügliche und volle Aufklärung! (Beifall bei der FPÖ.) Und, meine Damen und Herren, wir Freiheitliche werden gemeinsam mit den Wienerinnen und Wienern für geordnete Verhältnisse in unserer Heimatstadt Wien sorgen, dies auch im Finanzbereich! Deshalb sagen wir Nein zu dieser gegenständlichen neuerlichen Steuergeldauslagerung! Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Straubinger. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Herr Wansch! Ihr Steckenpferd sind schon Verschwörungstheorien grundsätzlich, oder? Ich denke mir das in letzter Zeit schon immer wieder, wenn ich Sie reden höre, weil es geht nicht um Tarnen und Täuschen, sondern es geht darum, dass die TINA Vienna die Smart-City-Agentur der Stadt Wien ist und in deren Rahmen quasi ein Bindeglied auch zwischen verschiedenen Initiativen innerhalb der Stadt, aber auch der Wirtschaft und Unternehmen ist, die gemeinsam Projekte abwickeln, initiieren und auch im Inland, aber auch im Ausland vorstellen. Und das ist auch ihre Aufgabe. (GR Mag. Wolfgang Jung: Und was machen wir in Abu Dhabi?) Bei dem vorliegenden Akt geht es um die DigitalCity, ein Bereich, der sich mit dem Themenkomplex IKT in der Stadt und wie der auch weiterentwickelt werden soll, befasst, wo es eine großartige Kooperation zwischen privaten Unternehmen und der Stadt gibt, wo es darum geht, dass das ein Bereich ist, der in Wirklichkeit vom Volumen her ein riesengroßer Wirtschaftsfaktor ist, nämlich sogar größer, glaube ich, als der Tourismus, wenn man es sich genauer anschaut. Dafür gibt es quasi die Subvention oder diese Förderung von einer Million Euro, die auf drei Jahre aufgeteilt ist und zwar nicht nur für das Jahr 2017, sondern auch 2018, 2019 sind sozusagen inkludiert. Die Beschlüsse aus dem Jahr 2016, die Sie erwähnt haben, resultieren auch daher, dass die TINA Vienna mehrere Betätigungsfelder hat, nämlich nicht nur das Thema IKT und DigitalCity, sondern auch das Thema Futurehab zu sein, nämlich Expertise und Schnittstelle bei Stadttechnologien, die für Wien relevant sein könnten. Es ist auch ein Energycenter, wo es um Beratung und Unterstützung geht, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Und es geht darum, quasi mit Veranstaltungen, über Plattformen, über Datenaufbereitung diese Themen für die Stadt gemeinsam mit den Unternehmen auch nutzbar zu machen und gemeinsam mit Unternehmen auch im Ausland zu präsentieren, wie sie es auch beschrieben haben. Die TINA Vienna gibt es seit 1997, auch das ist nicht neu. Sie ist seit 2003 ein Unternehmen der Wien Holding. Es geht auch nicht um Tarnen und Täuschen. Wenn wir hier quasi die Subventionen oder die Förderungen im Gemeinderatsausschuss, Gemeinderat beschließen, dann wüsste ich jetzt nicht, wo es da um Tarnen und Täuschen geht. Ich glaube, es ist sinnvoll, diese Unterstützung auch zu gewähren, denn die Smart-City-Rahmenstrategie, auch die haben wir hier 2014 beschlossen, ist eine jener Strategien der Stadt, die international Anerkennung findet, die Vorbild für viele Smart-City-Strategien ist. Und das zu propagieren, aus dem das Beste auch herauszuholen, ist Aufgabe der TINA Vienna und auch dieser Förderung. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich habe nur eine Frage: Herr Kollege Ornig: Haben Sie sich zu diesem Tagesordnungspunkt gemeldet, weil das Schriftliche und das am PC unterschiedlich sind? (GR Markus Ornig, MBA: Nein!) Gut, dann liegt keine Wortmeldung mehr vor. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 7. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist gegen die Stimmen von FPÖ und NEOS mit den Stimmen von GRÜNEN, SPÖ und ÖVP mehrstimmig so angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 9 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Wiener Tourismusverband. Ich bitte den Berichterstatter GR Strobl, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Danke. Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich freue mich, was den Tagesordnungspunkt, die aufgerufene Post betrifft, es kurz machen zu können. Freilich stimmen wir zu. Wir nehmen diese Post aber zum Anlass, Anträge einzubringen, die uns von ganz großer Wichtigkeit sind, gerade was das wirtschaftliche Gedeihen dieser Stadt betrifft, gerade was den Standort betrifft, der ja heute nicht nur, aber auch schon in der Aktuellen Stunde Thema der Ausführungen aller Fraktionen war. Ich darf dazu fünf Anträge einbringen und hab' da gleich zu Beginn mit der Realisierung der 3. Piste und der Tourismuszonen in Wien zwei Anträge, wo ich vielleicht kurz auf die Aktuelle Stunde replizieren darf und auf die Ausführungen von Klubobmann Nepp, der ja doch ganz massiv gemeint hat, Wirtschaftskompetenz wäre jetzt bei den Freiheitlichen vorhanden und der sehr hart mit der ÖVP ins Gericht gegangen ist. Herr Klubobmann, hier können Sie Farbe zeigen! Hier können Sie beweisen, ob es darum geht, dass die Flugbewegungen natürlich in Wien stattfinden sollen, dass das Geld natürlich in Wien bleiben soll, dass wir bei der Fluglärmproblematik mittlerweile natürlich auch technische Errungenschaften haben, die viel stärker zum Einsatz kommen sollen. Da bin ich durchaus geneigt, recht zu geben. Das ist allerdings Aufgabe der Austro Control - "curved approach" nur als eines der Stichworte. Aber ich glaube, es ist fahrlässig, hier zuzusehen, wie möglicherweise Gelder, wichtige und notwendige Gelder hier nach Bratislava oder andere Flughäfen im Umkreis abwandern. Ich denke, dieses Geld für unsere Leute in Abwandlung eines Slogans, und bringe daher einen Antrag zur Realisierung der 3. Piste des Flughafens Wien Schwechat ein. (Beifall bei der ÖVP.) Das Geld der Touristen ist etwas, was wir auch mit dem nächsten Antrag für unsere Unternehmerinnen und Unternehmer binden wollen. StR Blümel hat heute in seiner Wortmeldung in der Aktuellen Stunde schon aufgezeigt, welch großes Potenzial an Einnahmen, aber auch an zusätzlichen Arbeitsplätzen mit Tourismuszonen in Wien möglich wären. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dieses Potenzial nicht zu heben, ist mehr als fahrlässig. Ich hoffe, dass auch der hinter mir sitzende Berichterstatter irgendwann einmal in diese Richtung wechselt. (Beifall bei der ÖVP.) Ein anderes Thema, das durchaus ... Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Entschuldigung, Entschuldigung, Herr Gemeinderat, kann es sein, dass Sie mir nur den halben Antrag gegeben haben? GR Mag. Manfred Juraczka (fortsetzend): Das ist sogar so. Vorsitzender Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Das ist zumindest nur die Begründung. GR Mag. Manfred Juraczka (fortsetzend): Bitte um Verzeihung. Aber es zeigt, dass auch nach einer gewissen Zeit die Vorsitzführung noch sehr flink und auf Zack ist. Gratulation und bitte um Entschuldigung! (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Keine halben Sachen!) Dritter Antrag, Demonstrationen in Wien: Der Wiener Gemeinderat appelliert an den Bürgermeister der Stadt Wien, im Interesse der Bundeshauptstadt mit den zuständigen Stellen des Bundes bezüglich einer dem Grundrecht der Versammlungsfreiheit gerecht werdenden rechtlichen Lösung für Versammlungen Gespräche aufzunehmen mit dem Ziel, eigene Demonstrationszonen zu ermöglichen. Meine Damen und Herren! Wir wissen, wie viele Demonstrationen tagtäglich und jährlich die Ringstraße blockieren und damit den Geschäftsfluss in der Innenstadt stören. Ich denke, es ist durchaus sinnvoll, dem Recht nach Versammlungsfreiheit entgegenkommend natürlich alle Demonstrationen zu erlauben und zu gewährleisten, aber hier doch ein Miteinander sicherzustellen. Das Thema ist hinlänglich auch medial bekannt, und wir dürfen einen dahin gehenden Antrag einbringen. (Beifall bei der ÖVP.) Und dann habe ich noch zwei Anträge, die eigentlich, und daher werden sie dem Herrn Berichterstatter besonders bekannt vorkommen, aus dem Wirtschaftsparlament entlehnt sind, dort einstimmig waren erfreulicherweise und zwei ganz wichtige Initiativen beinhalten, einerseits betreffend Bewerbung Wiens als neuer Standort der EMA, der European Medicines Agency, eine Folge des Brexit, dass hier diese Organisation in London über Abwanderung nachdenkt. Es wäre großartig für den Standort Wien, wenn wir hier den Zuschlag bekommen könnten. Ich denke, alle Kräfte sollten hier gemeinsam agieren. Es gibt es ja schon eine Initiative des Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Ruck gemeinsam mit Arbeiterkammerpräsident Kaske, aktiv zu werden. Ich würde mich freuen, wenn es auch hier im Gemeinderat eine breite Zustimmung dazu gibt. (Beifall bei der ÖVP.) Als letzten Punkt, als letzten der fünf Anträge, einen betreffend Förderung der Lehre. Kollegin Schütz hat heute zu diesem Thema schon ambitioniert gesprochen. Was wollen wir hier ganz konkret? "Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, die betriebliche Lehre verstärkt zu unterstützen, indem betrieblichen Lehrstellen der Vorrang vor überbetrieblichen eingeräumt wird, Lehrbetriebe für die Aufnahme beziehungsweise Übernahme von zusätzlichen Lehrlingen nach dem ersten Lehrjahr mit zumindest 5.000 EUR gefördert werden und dass Betrieben, die in ihrem Unternehmen Lehrlinge ausbilden, die eingehobene Kommunalsteuer auf die Lehrlingsentschädigung refundiert wird. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren! Auch wenn das in mancher Wortmeldung vor mittlerweile schon einigen Stunden in der Aktuellen Stunde so dargestellt wurde, dass uns der Wirtschaftsstandort nur leeres Gerede ist, uns geht es in der Tat darum, dass 200.000 Mindestsicherungsbezieher, 150.000 Arbeitslose und ein Nullwachstum so schnell wie möglich der Geschichte angehören und wir wirtschaftlich auch wieder fit werden. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Früher als erwartet. Vielen Dank. Ja, ich mache es auch kurz. Wir werden auch zustimmen. Ich nutze die Gelegenheit, weil es heute Vormittag aus verschiedensten Missverständnissen nicht geklappt hat, dass ich in der Aktuellen Stunde sprechen darf. Natürlich sind uns Wirtschaftsthemen ein sehr, sehr großes Anliegen, Herr nicht amtsführender Stadtrat Blümel! Aber es war dort, und es ist auch nach wie vor für mich ein bissel befremdlich: Ich wollte mich nachmelden, weil wir von Herrn Juraczka, wie wir alle festgestellt haben, relativ wenig gehört haben. Jetzt gibt es ein paar Ideen. Darauf werde ich gleich eingehen. (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.) Danke. Vom Herrn Blümel wollte ich das eben hören und wollte dann darauf eingehen. Sie können sich gerne nochmal melden, Herr Juraczka, Sie haben genug Zeit. Ganz kurz: Also dass die ÖVP für die Wirtschaftspolitik in Österreich hier Forderungen stellt wie auch in der Aktuellen Stunde, ist schon sehr spannend. Jetzt stellen Sie immerhin seit 30 Jahren den Wirtschaftsminister, und ich würde jetzt mal sagen, als Unternehmer kann ich sagen, ich denke, für den Stillstand in der Wirtschaft, den wir teilweise in Österreich haben, sind Sie zu einem sehr, sehr großen Punkt durchaus mitverantwortlich. Aber ganz kurz, weil Sie gesagt haben, auch wir nehmen hier die Dinge in die Hand. Ich möchte jetzt kurz mehrere Beispiele nennen, wo ich sage, so ganz sicher bin ich mir nicht, ob Sie das wirklich auch immer ernst meinen, was Sie hier so fordern, wobei ich die Forderungen ja durchaus unterstütze. Das erste Thema ist Schanigärten. Ich kann mich erinnern, da haben wir hier für eine große Schanigartenöffnung plädiert. Die FPÖ war mit dabei. Die ÖVP, aber vor allem auch der Wirtschaftsbund und die Wirtschaftskammer haben gesagt, wir brauchen eine ganzjährige Schanigartenöffnung, wir brauchen mehr Freiheiten für die Wirte. Da bin ich ganz bei Ihnen, das finde ich ganz toll. Aber jetzt schauen wir uns einmal an, was zum Beispiel in Bezirken passiert, wo die ÖVP an der Macht ist, wie zum Beispiel gestern passiert im 8. Bezirk. Da gibt es einen NEOS-Antrag zur Verlängerung der Schanigartenregelung. Und jetzt halten Sie sich fest! Der ist gestern durchgegangen, sehr knapp, aber doch mit 18 zu 17! Ab jetzt kann man in der Josefstadt zwei Monate länger im Schanigarten sitzen und das auch in Parkraumzonen. Das finden wir sensationell! Und jetzt raten Sie einmal, wer dagegen gestimmt hat? Es hat die SPÖ ... (GR Dominik Nepp: Die Josefstadt beschließt das!) Entschuldigung, 8. Bezirk ist nicht die Josefstadt? (GR Dominik Nepp: Ich habe gesagt, Josefstadt! - Beifall bei den NEOS.) Nein, nein, warten Sie einmal, es gibt da den Antrag dazu, der ist angenommen. Das kann die Josefstadt auf Bezirksebene durchaus bestimmen. Wir haben da leider noch einen Fleckerlteppich. Da kann man gerne später darüber diskutieren. Dass die SPÖ nicht zugestimmt hat, ist klar. Dass aber die ÖVP hier dagegen stimmt, meine Herren! Können wir eine kurze Aufmerksamkeit haben? (GR Mag. Manfred Juraczka: Sie können über meine Aufmerksamkeit nicht bestimmen!) Sie haben hier dagegen gestimmt, und das ist schon sehr spannend! Aber drehen Sie sich weg. Ich weiß, Sie wollen es nicht hören. (Aufregung bei GR Mag. Manfred Juraczka.) Also kurz gesagt, dort, wo Sie an der Macht sind, stimmen Sie dann doch wieder anders! Nächstes Thema: Liberale Ladenöffnungszeiten. Ich wollte heute wirklich dazu die Rede vom Herrn Blümel hören, weil mir noch immer nicht ganz klar ist, wo die von Ihnen geförderten Tourismuszonen sein sollen. (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Ganz Wien!) Jetzt hat sich der Herr Blümel aber hier heute ... (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Ganz Wien!) Danke sehr, ganz Wien. Das ist die Antwort, auf die ich gehofft habe. Das ist auch unsere Forderung. Danke, sensationell. Da suche ich mir jetzt ganz kurz eine OTS raus. Da hat nämlich auch ein Vertreter des Wirtschaftsbundes geschrieben - wenn ich die jetzt nicht gleich finde, dann wird das ein bissel schlecht. Da hat nämlich ein Vertreter des Wirtschaftsbundes in einer OTS geschrieben, dass, ich weiß es eh auswendig, eine Tourismuszone für ganz Wien eine rein populistische Forderung ist und dass die NEOS das doch bitte unterlassen sollen, weil das doch keinen Sinn macht. Das sagt der ÖVP-Wirtschaftsbund! Und jetzt frage ich Sie wieder: 2015 im Wahlkampf, wo wir das schon gefordert haben, haben Sie noch gesagt, das ist alles kompletter Schwachsinn, nur Tourismuszonen. Ich weiß, Herr Blümel, Sie waren damals noch nicht da, ich nehme Sie raus. (GR Mag. Manfred Juraczka: 2015 war die ÖVP gegen Tourismuszonen? Was reden Sie da für einen Unsinn?) Ja, in ganz Wien. Ja, in ganz Wien, ja! Soll ich Ihnen ... Okay, ich kann kurz zu meinem Platz gehen, das ist so Fakt, ich kann Ihnen das zeigen. Also jetzt plötzlich sagen Sie, ganz Wien unsere Forderung, auch okay. Also danke sehr, Sie haben unsere Forderung übernommen, ich freue mich sehr darüber. Drittes Thema ... (Beifall bei NEOS. - GR Mag. Manfred Juraczka: Begeisterung!) Ja, ja, ich weiß, dass Sie nicht begeistert sind, das ist mir klar. Drittes Thema, das auch ein bissel entlarvend ist, sind Ihre Demonstrationszonen. Da, Herr Blümel, haben Sie schon sehr klar gesagt, es ist so, dass in Wien der Ring oder die Ringstraße ständig gesperrt ist. Sie reden hier von 100 Mal im Jahr. So, jetzt haben wir das nachgerechnet. Sie sagen: "Im November 2016 mit über 100 Ring-Sperren jährlich in Wien haben Demonstrationszonen im urbanen Raum Auswüchse angenommen, die nicht mehr nachvollziehbar und vertretbar sind und jedem Hausverstand widersprechen." Über 100 Ring-Sperren! Sie beziehen sich dabei auf die Auswertung der WKW und sagen, jeder vierte Tag ist der Ring für den Verkehr gesperrt. Schauen wir uns das genau an: Von diesen 91 Ring-Sperren, es waren zuerst einmal tatsächlich 91, betreffen 19 nur die Nebenfahrbahn, bleiben einmal 72. Von den etlichen Veranstaltungen hat es mehrere Kundgebungen gegeben, die die WKW und die ÖVP einfach als mehrere Ring-Sperren werten. Allein die Kundgebungen am 1. Mai wurden mit 12 Veranstaltungen veranschlagt. Ziehen wir die ab, dann sind wir schon bei 48 Ring-Sperren. Rechnet man Events wie den Vienna City Marathon, und ich glaube, mit dem haben Sie ja kein Problem, hier auch weg, bleiben noch 27 Ring- Sperren. Und auch bei diesen 27 hat es nicht immer eine Totalsperre des Rings gegeben beziehungsweise da wurde die Ringstraße teilweise nur gequert. Die Wiener Linien berichten von 30 Fällen, wo der Straßenbahnverkehr am Ring behindert war. Also einigen wir uns auf zwischen 27 und 30. Was jetzt wieder wahnsinnig lustig ist, von diesen 27 kennen Sie vielleicht ein paar! Eine Demo war hier der "Aktionstag der österreichischen Milchbäuerinnen und Milchbauern zum Ende der Milchquote". Die zweite wahnsinnig arge Demo war "Mehr Rechte für Autofahrer". Die dritte wahnsinnig arge Demo war das 36. Österreichische Blasmusikfest. Die nächste war das Erntedankfest des Österreichischen Bauernbundes (Aufregung bei GR Mag. Manfred Juraczka.) und "Unternehmerfeindliche Verkehrspolitik der Stadt Wien". Das heißt, es bleiben noch 22 Veranstaltungen, für die der Ring gesperrt wurde, wo Sie sagen, wir brauchen unbedingt Demo-Zonen in Wien, weil die Wirtschaft leidet wahnsinnig und der Ring ist ohne Ende gesperrt! Ich sage, Ihre Wirtschaftspolitik ist mittlerweile reiner Populismus und es ist ganz einfach, Sie zu entlarven. Sie machen es mir echt leicht! Also sage ich: Vielen Dank! Wer Wirtschaftskompetenz will, kann gerne bei uns NEOS nachfragen! Danke sehr! (Beifall bei den NEOS. - GR Mag. Manfred Juraczka: Sie sagen die Unwahrheit!) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Nepp. GR Dominik Nepp (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich werde jetzt in das richtig brutale Match zwischen NEOS und ÖVP nicht einsteigen. Ich verstehe schon, wenn jeder um's Überleben kämpft, es möchte jeder schnell noch ein bissel was gewinnen. Aber wie gesagt, Zukunftsprojekt "Abschaffung der 5-Prozent-Hürde", dann seid ihr das nächste Mal wieder dabei, beide, ja! (Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka.) Nichtsdestotrotz, ich möchte auf die Anträge eingehen und zwar auf den Antrag der ÖVP bezüglich Lehre. Da hat ja auch die Frau Kollegin Schütz schon gesagt, wir werden zustimmen. Auch bezüglich Standort EMA, da werden wir auch zustimmen. Und dann gibt es ein paar Anträge, wo wir nicht zustimmen können. Ich möchte erklären, warum. Der erste Antrag ist der Antrag bezüglich der Demo-Zonen, wo wir grundsätzlich sagen, ja, es kann nicht sein, dass Geschäftsleute durch ständige Demonstrationen gestört werden, dass sie Umsatzeinbußen haben. So eine geplagte Straße wäre zum Beispiel die Mariahilfer Straße oder auch die Innenstadt. Wir tun uns ein bissel schwer mit dem Begriff Demo- Zonen, denn das ist schon eine sehr starke Einschränkung des Demonstrationsrechts, wenn man bedenkt, man lässt jetzt nur auf der Praterwiese demonstrieren. Dann würden dort zum Beispiel solche Bürgerinitiativen wie "Steinhof" oder "Rettet Grinzing" oder "Rettet den Leopoldsberg" keine Demonstration mehr abhalten können. Darum gehen wir in den gegengesetzten Fall und sagen, wir wollen Demonstrationsverbotszonen haben, die man auch viel kleiner bemessen kann, wo man zum Beispiel sagt, dass an stark frequentierten Einkaufstagen auf der Mariahilfer Straße oder in der Innenstadt nicht demonstriert werden darf, sondern dann eben woanders. Also Demonstrationsverbotszonen anstatt Demo-Zone, das ist unser Ansatz, meine lieben Damen und Herren von der ÖVP und NEOS! (Beifall bei der FPÖ.) Der zweite Punkt sind die Sonntagsöffnungszeiten, die auch von Ihnen immer gewünscht werden. Auch hier können wir nicht zustimmen, aber alleine deswegen, weil es eine Art Wettbewerbsverzerrung dadurch geben würde, besonders bei den Klein- und Mittelunternehmen, denn gerade im Handel hat man einen enormen Aufschlag, wenn man als Arbeitgeber jemanden, sage ich jetzt einmal, am Sonntag für sich arbeiten lässt. Das sind 100 Prozent mehr, und genau das können sich viele Unternehmer, und vor allem Klein- und Mittelunternehmer, nicht leisten, jemanden am Sonntag anzustellen. Was bleibt über? Man könnte als Unternehmer nur selbst drinnen stehen. Jetzt kenne ich das selbst. Wenn man in ein Unternehmen geht, ist man schon vor den Angestellten da und nach den Angestellten geht man wieder weg. Das heißt, man kommt um 8.30 Uhr und geht normalerweise um 18.30 Uhr, das heißt, man ist 10 Stunden im Geschäft. Das macht man jetzt Montag bis Samstag 6 Tage und da hat man eh schon eine 60- Stunden-Woche. Dann nutzt man vielleicht noch am Sonntag die Zeit, die Buchhaltung aufzuarbeiten, weil vieles von Bestellungen, Lieferungen, Wareneingangsbuch, Ein- und Ausgabenrechnung, et cetera liegen bleibt, das heißt, auch hier könnte der Klein- und Mittelunternehmer am Sonntag nicht aufsperren. Die, die aufsperren könnten, wären große Konzerne, große Ketten, die vielleicht nicht einmal mehr in Österreich Steuern zahlen, die das vielleicht, ich sage jetzt einmal, Starbuck ist so ein Unternehmen, über viele Ketten irgendwohin zahlen, wo sie dann Offshore überhaupt keine Steuern mehr zahlen. Diese könnten überleben. Aber der Klein- und Mittelunternehmer, gerade das Rückgrat der Wirtschaft, kann nicht überleben. Darum sage ich, wenn Sie vielleicht auf der Seite der großen Konzerne stehen, auf der Seite der großen Geschäftsketten, die keine Steuern zahlen, ist das Ihr Problem. Wir stehen auf der Seite der Unternehmer, die brav ihre Steuern hier in Wien und in Österreich zahlen, liebe ÖVP! (Beifall bei der FPÖ.) Weil vom Kollegen Ornig auch noch die Schanigärten erwähnt wurden, wir waren gegen den Gesetzesvorschlag der Schanigärten. Wir haben mit unserer Kritik auch recht behalten. Ich glaube, vor ein paar Wochen stand in der Zeitung, dass es gerade einmal 30 Anträge gab, Schanigärten das ganze Jahr über, auch im Winter, zu öffnen, weil es eben zu kompliziert und zu teuer ist. Auch hier haben wir mit unserer Kritik recht behalten. Denn wenn das Gesetz so gut wäre, wenn es ein Renner wäre, wenn es sich für die Unternehmer ausgehen würde, dass am Ende des Tages etwas übrig bleibt, hätten mehr als 30 Unternehmer in ganz Wien für diese Winteröffnungszeiten der Schanigärten angesucht. Das Letzte, was noch ansteht, ist die 3. Piste des Flughafens. Hierzu möchte ich sagen - gestern ist die Gewinnmeldung hinausgegangen -, der Gewinn hat 112 Millionen EUR ausgemacht. Ich möchte sagen, so schlecht kann es dem Flughafen nicht gehen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Gott sei Dank!) - Sage ich ja! - Das heißt, wir sehen grundsätzlich nicht die wirtschaftliche Notwendigkeit. Diese sieht der Flughafen übrigens auch nicht. Er sagt, bis 2025 kommt er mit den Pisten noch aus. Erst dann, und nur dann, wenn die Flüge so konstant steigen, wie sie bis jetzt gestiegen sind - das ist vielleicht nicht anzunehmen -, müsste man 2025 über eine 3. Piste nachdenken. Der wirtschaftliche Aspekt kann es nicht sein. Die Lebensqualität in Wien würde durch mehr Anflüge vielleicht sinken. Viele Bürgerinitiativen kämpfen darum, dass diese 3. Piste nicht kommt. Wenn es vielleicht irgendwann einmal eine Studie geben würde, dass man nicht mehr über Wien fliegt, sondern Wien umkreist, kann man mit uns vielleicht auch darüber reden. Aber schlussendlich muss man sagen, es ist keine politische Entscheidung mehr, ob eine 3. Piste kommt, denn das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden. Da muss man sagen, das ist halt vielleicht bei SPÖ und ÖVP so, die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los. Denn wie wird das Bundesverwaltungsgericht bestellt? Auf Vorschlag der Bundesregierung. Das heißt anscheinend, die Politrichter, die Sie sich ausgesucht haben, haben jetzt nicht so entschieden, wie Sie es vielleicht wollten. Aber das ist Ihr Problem! Wir haben die Auswahl der Richter schon immer bekrittelt. Jetzt haben Sie einmal das negative Urteil Ihrer eigenen ausgesuchten Politrichter erfahren. Das ist Ihr Pech! Dafür kann ich nichts, meine sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ich glaube, mehr Anträge gab es nicht mehr zu diskutieren. Aber in dem Fall, nach der Reaktion der ÖVP, sieht man anscheinend, dass sie das fast trifft, wenn wir uns auch über die Wirtschaft Gedanken machen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das freut uns!) Aber keine Sorge, wir werden uns noch mehr über die Wirtschaft Gedanken machen. Da können wir vielleicht ineinander einen Partner finden, wenn ihr endlich nicht hinter den großen Konzernen, sondern hinter den Leistungsträgern steht, und das sind die Unternehmer. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wäre jetzt fast verlockend, weil da sind fünf, sechs Themen gekommen, wo ich mich sehr freuen würde, länger darüber zu diskutieren und zu argumentieren. Ich werde dieser Verlockung nicht erlegen, denn wir haben diese Themen alle schon des Öfteren besprochen, auch hier im Haus. Lassen Sie mich nur zwei, drei Anmerkungen machen. Zuerst zu den Ladenöffnungszeiten, zu den Tourismuszonen: Ich sage, die einzige Konstante, die es hier im Haus tatsächlich gibt, sind die SPÖ und auch die GRÜNEN. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie sind der Berichterstatter, Herr Kollege!) Wir sagen nämlich, seitdem es die Diskussion um diese Tourismuszonen gibt, das ist eine Angelegenheit der Sozialpartner. Diese sollen sich zusammensetzen, verhandeln und zu einem Ergebnis kommen. Dann kann man weiterreden, wenn sich die Sozialpartner einig sind. Die Verhandlungen laufen seit geraumer Zeit. Einigung gibt es bisher nicht. Also gibt es diesbezüglich auch keinen Handlungsbedarf. Kurzer Sidestep: Auch über das, was hier immer wieder von der ÖVP und vom Wirtschaftsbund an anderer Stelle eingebracht wird, nämlich die Studie mit den Arbeitsplätzen und dem Mehrumsatz, haben wir schon sehr oft diskutiert, dass diese sehr einseitig und aus Ihrer Sicht sehr positiv dargestellt wurde. Es wurden nämlich die anderen Aspekte in Richtung Klein-, Kleinst-, Mittelbetriebe nicht berücksichtigt. Das Zweite, auch noch zu den Ladenöffnungszeiten, finde ich sehr spannend. Herr Klubobmann Nepp hat hier argumentiert. Da habe ich auch schon andere Argumentationen von Vertretern der Freiheitlichen Parteien gehört. Aber soll so sein, wie es ist. Um nicht auf jeden Antrag einzugehen, was den Antrag bezüglich EMA betrifft, sind Sie wirklich sehr spät dran, weil da laufen die Verhandlungen schon sehr lange. Es hat auch danach die Beschlüsse im Wirtschaftsparlament gegeben. Wir brauchen nicht noch einmal alles beschließen, wo eh schon die Gespräche geführt werden. Das gilt auch für einige andere Anträge. Ich bitte Sie um Zustimmung zur Postnummer 9, zum ursprünglichen Geschäftsstück, und empfehle, die anderen Anträge abzulehnen. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 9. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das war erfolgreich. Einstimmig. Die Bitte um Zustimmung war erfolgreich. Wir haben fünf Beschlussanträge der ÖVP. Beschlussantrag 1, betreffend Realisierung einer 3. Piste des Flughafens Wien-Schwechat. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag folgen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die ÖVP und damit nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der ÖVP, Errichtung von Tourismuszonen in Wien. Wer diesem Antrag folgen möchte, bitte ein Zeichen mit der Hand. - NEOS und ÖVP. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der ÖVP, betreffend Demonstrationen in Wien. Das ist nur die ÖVP und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der ÖVP, Werbung Wiens als neuer Standort der EMA. Wer diesem Antrag folgen will, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - NEOS plus FPÖ plus ÖVP. Trotzdem nicht die erforderliche Mehrheit. Schlussendlich Antrag der ÖVP, betreffend Förderung der Lehre. Wer diesem Antrag folgen möchte, bitte ein Zeichen mit der Hand. - FPÖ plus ÖVP plus NEOS. Hat nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 10 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die 1. Gemeinderatssubventionsliste 2017. Zum Wort ist niemand gemeldet. Wir können gleich abstimmen. Die Abstimmung erfolgt allerdings getrennt. Ich stimme zuerst über den Verein LIFE+ - Verein zur direkten Unterstützung von HIV-Positiven und an AIDS erkrankten Menschen ab. Wer diesem Punkt seine Zustimmung geben möchte, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist gegen die Stimmen der FPÖ von den anderen vier Parteien so angenommen. Ich stimme jetzt den Rest der Subventionsliste ab. Das ist einstimmig. Es gelangt nunmehr die Postnummer 33 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Verkauf einer Liegenschaft in der KatG Leopoldau. Zum Wort ist niemand gemeldet. Wir kommen gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ist es hier eindeutig? Okay. Gegen die Stimmen der FPÖ mit den Stimmen der anderen vier Parteien angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 37 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft einen Vertragsabschluss für die Anmietung von Büro-, Neben- und Lagerflächen in Wien 10., Laxenburger Straße 36. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Novak, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA: Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gemeinderätinnen und Gemeinderäte! Die vorliegende Post beschäftigt sich mit der Anmietung von Büroräumlichkeiten von der SALEM Beteiligungsverwaltung einundzwanzigste GmbH. Und zwar geht es hier um die Nutzung von ungefähr 3.000 m² für die MA 67, die in der Laxenburger Straße einzieht, um dort die Einführung der Parkraumbewirtschaftung im 10. Bezirk abwickeln zu können. Deshalb liegt eine gewisse Dringlichkeit bei diesem Akt vor. Zu diesem Akt hat es im Gemeinderatsausschuss eine sehr umfassende Diskussion gegeben, die sich inhaltlich darin begründet, dass es den Verdacht auf Unredlichkeit von möglichen Eigentümern und auch Nichtnachvollziehbarkeit der Letzteigentümer der Liegenschaft auf Grund des Aktes gegeben hat. In der Diskussion konnten nicht alle Bedenken ausgeräumt werden. Daher hat die FPÖ im Ausschuss Minderheitenmeinung angemeldet, was ich hiermit als Berichterstatterin dementsprechend einbringe. Nachdem ich der Meinung bin, dass solche Dinge nicht unbedingt der Grund sein sollten, weil Sie relativ nachvollziehbar sein müssen, einer Postnummer, die inhaltlich ihre Berechtigung hat, nicht zustimmen zu müssen, habe ich die zuständige MA 34 gebeten, dementsprechend Recherchen anzustellen und der Frage nach der Letzteigentümerschaft nachzugehen. Das ist erfolgt. Dazu gibt es ein Schreiben einer Rechtsanwaltskanzlei an die MA 34, die nachvollziehbar macht, wer die Letzteigentümer dieser Liegenschaft sind. Im Übrigen handelt es sich um eine Liegenschaft, in welcher der Asylgerichtshof, damit die Republik Österreich, schon eingemietet war. Ich glaube, es ist jetzt nachvollziehbar, dass die Redlichkeit der Eigentümer gegeben ist, dass es keinen Grund gibt, aus diesen Gründen dem Akt nicht zuzustimmen. Ich hoffe daher, dass bei allen, die noch Bedenken hatten, diese in der Zwischenzeit zerstreut werden konnten. Ich habe mit dem Gemeinderat, der das im Ausschuss geäußert hat, auch Rücksprache gehalten und das Schreiben zur Verfügung gestellt. Ich bitte jetzt um Zustimmung zu dieser Post. - Danke. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Pawkowicz. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Für mich ist dieses Aktenstück ein sehr schönes Beispiel für gelebte Sachpolitik und auch für eine gelebte sachpolitische Auseinandersetzung fernab von ideologischen Überlegungen. Grundsätzlich haben wir immer wieder als Freiheitliche Fraktion gesagt, wir sind gegen Anmietung, gerade von Büroflächen im eigenen Bereich, weil wir der Ansicht sind, dass grundsätzlich die Stadt selbst bauen und tätig werden sollte. Wir haben aber auch immer gesagt, dass dann, wenn es die Einzelfälle zulassen und vernünftige Angebote vorliegen, wir Ausnahmen gerne die Zustimmung geben. Genau das ist hier der Fall. Der Mietvertrag ist grundsätzlich auf Grund seiner Eckdaten ein tadelloser Mietvertrag. Dagegen gibt es gar nichts zu sagen. Es sind augenscheinlich sämtliche Punkte hineinverhandelt, die sich normalerweise bei international üblichen Mietverträgen dieser Größenordnung auch finden. Einzig und allein, die Frau Berichterstatterin hat es bereits angesprochen, war es im Ausschuss nicht erklärbar, wer der Eigentümer der Liegenschaft ist, weil im Ausschuss ein älterer Firmenbuchauszug vorgelegen ist und damit die tatsächliche Eigentümerschaft nicht endgültig geklärt werden konnte. Der aktuelle Firmenbuchauszug hat nach Malta geführt, aber ohne dort zunächst einmal klarstellen zu können, wer dahintersteht. Diese Frage konnte mittlerweile einwandfrei geklärt werden. Die Frau Kollegin hat es bereits gesagt. Wir haben unsere Recherchen gemacht. Die Frau Berichterstatterin hat ihre Recherchen gemacht. Langer Rede kurzer Sinn, es gibt nun für uns keinen Grund mehr, an der Redlichkeit des Vermieters zu zweifeln, auch wenn wir nicht jedes Detail letztgültig geprüft haben. Aber wir sind auch nicht die Finanzprokuratur. In diesem Sinne bedanke ich mich bei der Frau Berichterstatterin, der Kollegin Novak, für die wirklich gute und sachliche Zusammenarbeit in dieser Angelegenheit. Wir werden selbstverständlich dem Antrag unter diesen Umständen gerne die Zustimmung geben. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. War das vorher schon das Schlusswort, Frau Berichterstatterin, oder kommt es jetzt? (Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA: Nein, das war es schon.) - Das war es schon. Dann kommen wir zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrstimmig, gegen die Stimmen der ÖVP, mit den Stimmen der anderen Parteien so angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 38 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Ergänzungsvereinbarung zum Mietvertrag betreffend Mietflächen in Wien 1., Ebendorferstraße 2. Ich bitte, die Berichterstatterin, Frau GRin Novak, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Auch bei dieser Post handelt es sich um eine Ergänzungsvereinbarung zu einem Mietvertrag. Allerdings liegen hier, glaube ich, inhaltlich andere Gründe für das Abstimmungsverhalten im Ausschuss vor, das jetzt sicher diskutiert werden wird. Ich bitte aber um Zustimmung zu dieser Postnummer. Ich glaube auch, dass dieser Akt im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und des guten Abwickelns unserer Dienstleistungen notwendig ist. - Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wie Sie bereits gesagt haben, in diesem Fall ist die Argumentation ein bisschen anders gelegen. Denn aus unserer Sicht handelt es sich bei diesem Mietvertrag, sage ich einmal, nicht unbedingt um eine Mezzie. Eigentlich ist es kein wirklich guter Deal für die Stadt. Denn man muss schon sehen, dass sich die Stadt hier letztendlich auf 20 Jahre bindet, also einen Kündigungsverzicht auf 20 Jahre bei einer jährlichen Miete von 1,7 Millionen EUR, deutlich höher als früher, hat. Dass sie deutlich höher als früher ist, verstehen wir schon, weil es natürlich auch eine Mietzinsanpassung gibt. Zusätzlich werden allerdings noch 2 Millionen EUR für die Sanierung ausgeschüttet. Das ist nicht wenig. Das heißt, wenn man das insgesamt über diese 20 Jahre betrachtet, sind es 34 Millionen EUR für dieses Objekt. Da muss man schon sagen, da könnte man schon Alternativen finden, nämlich, dass die Stadt tatsächlich Bauten selber errichtet und eine ganz andere Form der Investitionstätigkeit macht. Denn das halten wir schon für eine sehr teure Geschichte. Aber das ist nicht die einzige Geschichte, über die ich bei diesem Poststück sprechen möchte, weil hier kann man sagen, da geht es um Steuergeldverschwendung. Ich möchte noch ein anderes Thema anreißen, das in letzter Zeit wieder in den Medien war, nämlich das Thema eines handfesten Verdachts der Bestechlichkeit bei Wiener Wohnen, keine neue Geschichte. Vergangene Woche wurde bekannt, dass gegen jene 32 Mitarbeiter von Wiener Wohnen wegen Bestechlichkeit durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt wird, dass diese suspendiert beziehungsweise versetzt wurden. Sie haben, sehr geehrter Stadtrat, darauf gemeint, das ist eigentlich kein Problem, sondern ein ganz normaler Prozess und Sie waren rechtzeitig eingebunden. (Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Nicht eingebunden! Ich habe es veranlasst, und zwar schon vor dem Jahr 2012!) Man muss diesbezüglich schon auch sagen, dass diese Vorfälle schon seit 2010 bekannt sind, ab 2012 die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft aktiv wurde, allerdings erst 2017 personelle Konsequenzen getroffen wurden. (Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Weil die Staatsanwaltschaft erst jetzt diesen Personenkreis einbezogen hat!) Das ist insgesamt, sage ich, noch ein sehr langer Prozess. Worauf ich aber insgesamt bei der Geschichte hinaus möchte, ist, letztendlich sieht man in dem Fall schon, es geht nicht um einzelne kriminelle Machenschaften von Personen, sondern es ist schon ein grundsätzliches systemisches Problem. Ich halte eine Art von Schutz für viele andere Beamte, für viele andere Personen, die in der Verwaltung tätig sind und die absolut korrekt arbeiten - es ist mir ganz wichtig, das zu betonen -, für wichtig. Deswegen fordern wir, dass es ein umfassendes Antikorruptionspaket für die Stadt gibt. Dazu werden wir fünf Beschlussanträge einbringen. Das ist eben nur ein Beispiel, von dem wir gesprochen haben. Eine Geschichte ist aus unserer Sicht schon wichtig. Das ist eine Whistleblower-Plattform. Bgm Häupl hat damals zu einer Anfrage gemeint, das ist eigentlich in Wien nicht notwendig, weil wenn es ein Problem gibt, kann man mit den Menschen sprechen. Ich denke, es ist schon notwendig, dass es auch ein anonymes Verfahren gibt, um Hinweise bekannt zu geben, wenn der Verdacht entsteht. Das, glaube ich, ist etwas, das auch in vielen anderen Städten in dieser Form funktioniert. Das heißt, falls es Missstände, Tatbestände gibt, dann sollte man hier auch die Möglichkeit haben, darüber zu sprechen. Wir fordern auch ein umfassendes Informationsfreiheitsgesetz. Das wird letztendlich seit vier Jahren im Bund verhandelt, aber immer wieder blockiert. Ich denke, dass sich auch Wien dafür einsetzen kann, dass es das gibt. Denn es hilft letztendlich auch der Transparenz. Es hilft, dass auch Auftragsvergaben insgesamt transparent dargestellt werden können, dass diese Informationen auch abrufbar sind. Das ist etwas, was andere Städte bereits machen, so zum Beispiel Hamburg. Wir glauben auch, dass die Einrichtung eines weisungsfreien Vertrauensanwaltes sehr wichtig ist. Diesen Schritt hat die Stadt Berlin bereits vor fünf Jahren gemacht. Ein weisungsfreier Anwalt soll für Hinweise aus der Bevölkerung zur Verfügung stehen. In Berlin hat es dazu geführt, dass doch einige Fälle aufgedeckt werden konnten und sich letztendlich das System dadurch verbessert hat. Wir fordern auch grundsätzlich eine Taskforce gegen Korruption. Wir wissen schon, dass Wien hier schon ein paar Schritte gegangen ist, auch einiges gemacht hat. Aber ich glaube, dass ein umfassendes Paket sinnvoll ist. Eine solche Taskforce sollte bestehen aus der Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft, dem Rechnungshof, der Internen Revision, um diese Institutionen letztendlich enger zu verzahnen und bei Verdachtsfällen schneller und effektiver nachgehen zu können. Wir fordern die Einrichtung einer Expertengruppe, bestehend aus unabhängigen Experten, auch internationaler Organisationen, um Maßnahmen gegen Korruption in der Stadt zu evaluieren und Reformen zu erarbeiten, und auch einen jährlichen Korruptionsbericht, der Fortschritte dieser Expertengruppe umfasst. Es ist ein umfassendes Antikorruptionspaket, das wir hier als Antrag einreichen werden. Dies ist uns ganz wichtig. Es geht darum, dass wir absolut der Überzeugung sind, dass ein Großteil der Menschen in der Verwaltung, der Beamten, absolut korrekt arbeitet. Aber es dient auch jenen als Schutz, wenn solche Vorfälle auftreten und wenn eigentlich ein größeres System dahintersteckt, und bei 32 Personen kann man schon davon sprechen, dass das entsprechend rechtzeitig behandelt wird und die entsprechenden Maßnahmen und Schritte getroffen werden. Letztendlich ist ein solches Antikorruptionspaket ein wichtiger Schritt, um auch die Glaubwürdigkeit und die Transparenz in der Stadt zusätzlich zu unterstützen und zu untermauern. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Ulm. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr verehrte Damen und Herren! Wir werden diesen fünf Anträgen der NEOS zustimmen, weil ich glaube, dass die Beweggründe richtig sind und dass das dahinterstehende Anliegen richtig ist. Wenn es dann allerdings zur konkreten Umsetzung kommt, muss man, glaube ich, schon auch ein bisschen aufpassen, dass man nicht zu bürokratisch wird und dass sich dann nicht allzu viele Verfolgungseinrichtungen und Kontrolleinrichtungen möglicherweise wechselseitig blockieren. Aber nun zurückkommend auf diesen Mietvertrag, die Stadt mietet wiederum an. Ich meine, dass dieser neue Mietvertrag kein gutes Geschäft für die Stadt Wien, aber ein hervorragendes Geschäft für die Vienna Insurance Group ist. Die Stadt Wien hat einen hervorragenden sogenannten alten Mietvertrag aus dem Jahr 1967. Man zahlt derzeit pro Jahr nur - unter Anführungszeichen - 523.000 EUR. Wenn man es mit dem Betrag vergleicht, den die Stadt Wien dann mit diesem neuen Mietvertrag zahlen wird, sind es nämlich 1,751 Millionen EUR. Das heißt, ich möchte nicht sagen, ohne Not erhöht man jährlich um 1,2 Millionen EUR. Aber die Begründung für diese 1,2 Millionen EUR Erhöhung ist mir einfach zu dünn. Natürlich kommt es zu einer Ertüchtigung des Gebäudes. Natürlich kommt es zu einer Sanierung. Ob das wirklich im Umfang von 18 Millionen EUR sein muss, lasse ich dahingestellt. Denn worum geht es? Das geht aus dem Akt auch hervor. Es geht um eine Ertüchtigung des Brandschutzes, um Raumklima, also Klimatisierung, Schallschutz, Einsparungsmöglichkeiten bei Energiekosten und Verminderung der Betriebskosten. Ich meine, 18 Millionen EUR Sanierung, um zu diesen Ertüchtigungen zu kommen, ist schon sehr viel Geld. Das möchte die Vienna Insurance Group an Adaptierungskosten investieren. Die MA 34 anerkennt das als plausibel. Ich denke mir, diese 1,2 Millionen EUR mehr pro Jahr sind einfach zu viel. Ich glaube nicht, dass das ein gutes Geschäft ist. Ich habe auch keine Vergleichsrechnung drinnen, was man dann wirklich nach 20 Jahren bezahlt. Was man nach 20 Jahren bezahlt, kann man leicht ausrechnen, wenn man 1,7 mit 20 multipliziert. Da wird man das Gebäude wahrscheinlich auch schon kaufen können. Nach 20 Jahren gehört uns nichts. Aber verpflichtet sind wir, 20 Jahre lang zu mieten. Denn die Stadt verpflichtet sich auch noch völlig unüblich, wie ich das eigentlich nie sehe, außer bei einem Mietvertrag der Stadt Wien, dass es einen mieterseitigen Kündigungsverzicht von 20 Jahren gibt. Das heißt, an diesen, meiner Meinung nach ungünstigen, Mietvertrag ist die Stadt Wien auch noch 20 Jahre lang gebunden. Ich halte das nicht für wirtschaftlich vertretbar. Deshalb werden wir nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Pawkowicz. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Dieses Aktenstück ist wiederum im Gegensatz zu dem vorgenannten eines, wo genau unser Grundsatz zu schlagen kommt, warum wir so entschieden gegen Vermietung im eigenen Wirkungsbereich der Stadt sind. Herr Kollege Ulm hat es schon in groben Zügen vorgerechnet. Wir haben auf der einen Seite einen sehr günstigen Mietvertrag, mit dem wir derzeit rund 520.000 EUR pro Jahr bezahlen, allerdings für rund 7.000 m². Das entspricht also in etwa 7 EUR Nutzungsentgelt, was recht günstig ist, keine Frage. In einem entsprechenden Zustand befindet sich das Gebäude. Bis hierher völlig klar, dass investiert werden muss. Der guten Ordnung halber muss man sagen, die zitierten 18 Millionen EUR, die die Vienna Insurance Group hier in die Hand nehmen möchte, sind keine Kosten, die die Stadt unmittelbar treffen. Es handelt sich hier einfach um eine Sanierungszusage des Vermieters. Wenn man das durchdividiert, kommt man auf ungefähr 2.300 EUR/m². Ich will Sie hier nicht mit Zahlen erschlagen. Das Ganze ist eine umfassende, ziemlich wertvolle Sockelsanierung des Gebäudes. So scheint es hier. Uns ist in dem Zusammenhang nicht ganz klar, wieso wir 2 Millionen EUR Baukostenzuschuss dafür leisten, dass der Vermieter seinen Verpflichtungsleistungen als Vermieter nachkommt, sich unter anderem um einen zeitgemäßen Brandschutz zu bemühen, und dass wir hinterher auch noch eine höhere Miete zahlen sollen. Denn die Miete soll nachher auf 14,50 EUR angehoben werden. Das sei vermeintlich eine niedrigere Miete, wie es dann im Akt heißt, nämlich als Gegenleistung für den Baukostenzuschuss, den die Stadt Wien zunächst leistet. Ich meine, wir zahlen bei diesem Geschäftsstück sauber drauf. Es sind im Endeffekt rund 35 Millionen EUR, die wir in den nächsten 20 Jahren an Miete dort leisten werden. Um dieses Geld könnten wir uns diesen Bürobau tatsächlich schon selber hinstellen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Aber nur im Waldviertel!) - Die Baukosten, Herr Kollege Stürzenbecher, sind im Waldviertel genauso hoch wie in Wien. Das nur am Rande. Die Gemeinde Wien hat ja schließlich Grundstücke. So ist es ja wieder nicht. - Wenn wir uns die Miete anschauen - hier sind es 14,50 EUR -, so haben wir hier in den letzten Monaten schon Aktenstücke gehabt, wo sich die Stadt Wien um deutlich günstigeres Geld neuwertig eingemietet hat. Auch hier ein Punkt für mich, zu sagen, dann wird es halt schlimmstenfalls nicht mehr diese benannte Adresse in der Ebendorferstraße, sondern werden wir womöglich übersiedeln. Ich meine, dass in diesem Fall dieser Mietvertrag insbesondere für den Vermieter ein exzellentes Geschäft ist. Ich meine, dass dieser Mietvertrag auch wieder einer jener Verträge ist, der für die Stadt Wien und für die Wiener Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ein verhältnismäßig schlechtes Geschäft ist. Wir werden daher diesem vorliegenden Geschäftsstück nicht zustimmen können. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Stürzenbecher. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Geschätzter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht ein Wort zum Kollegen Gara noch, der auch zu einem nicht aktmäßigen Anliegen gesprochen hat, nämlich zu den Vorfällen bei Wiener Wohnen. Hier sei nur festgehalten, dass von Seiten des Ressorts und des Stadtrates alles Menschenmögliche getan worden ist, dass die richtigen Maßnahmen zur rechten Zeit gesetzt wurden, dass diese auch greifen und dass diese Maßnahmen auch im Interesse der Stadt Wien sind. Das sei als Erstes festgestellt. Damit komme ich aber zu später Stunde auch schon zum Akt, wo es darum geht, dass eine Ergänzungsvereinbarung zum Mietvertrag, betreffend die Mietfläche in Wien 1., Ebendorferstraße, diskutiert wird. Es ist durchaus sinnvoll, darüber sachlich zu diskutieren. Worum geht es hier wirklich? Hier geht es darum, dass die Finanz, die derzeit in der MA 5 in der Ebendorferstraße untergebracht ist, sinnvollerweise weiter dort ist. Es gibt sicher Dienststellen, wo es sinnvoll ist, wenn jemand in der Peripherie ist. Es gibt Dienststellen, wo es sozusagen wurscht ist. Aber ich glaube, gerade bei der Finanz ist es ein Vorteil, wenn es zentral bleibt und dass man nicht alles daran setzt, irgendetwas weit hinaus in die Peripherie zu bringen. Hier haben wir eben den Eigentümer die Wiener Städtische und wir sind die Mieter. Es ist wirklich die Sanierung absolut notwendig. Wer das Gebäude kennt, weiß, dass dort derzeit die Heizung zum Beispiel so ist, dass es entweder ganz heiß oder ganz kalt ist und dass die Fenster total undicht sind, nur als ein Beispiel. Es sind schon die Heizkosten sehr hoch. Es ist dringend notwendig, hier Sanierungen durchzuführen. Es ist notwendig, dieses Gebäude endlich barrierefrei zu gestalten. Man kommt unten hinein. Bevor man zum Lift im Halbstock kommt, muss man die Stufen hinauf. Das ist gegen die Antidiskriminierungsgrundsätze unserer Stadt. Auch das muss man einfach alles sehen. Dann muss man auch wissen, dass diese Sanierung natürlich auf Basis einer relativ niedrigen Miete erfolgt, wie es derzeit gegeben ist. Auch die erhöhte Miete ist noch immer sehr preisgünstig und mit 14,50 EUR/m² weit unterhalb des Marktpreises in dieser Lage, gleich daneben im 1. Bezirk, sozusagen in der besten Lage der Stadt. Das muss mitgesehen werden. Deshalb ist es in hohem Maße gerechtfertigt, dass man zwei Millionen zusätzlich als Investitionszuschuss zahlt, dass man sich bei der Sanierung in durchaus recht bescheidenem, aber nicht ganz unwichtigem Ausmaß beteiligt. Die Maßnahmen, die für zeitgemäße Standards sind, sind eindeutig aufgelistet: Ertüchtigung des baulichen Brandschutzes - ganz wichtig, finde ich -, Anpassung an die gültigen gesetzlichen Erfordernisse - wer das bezweifelt, dem möchte ich wirklich sagen, da ist Zweifel fehl am Platz -, die Optimierung des Raumklimas im Sommer und im Winter - habe ich schon gesagt -, die Optimierung des Schallschutzes in unmittelbarer Nähe zum Rathausplatz, die Schaffung von Einsparungsmöglichkeiten der Energiekosten - habe ich auch schon gesagt -, die Verminderung der Betriebskosten durch eine bessere Regel- und Steuerungstechnik bei Heizung und Lüftung und der Antidiskriminierungsgedanke - zu dem sind wir verpflichtet. Das heißt, dass wir in Summe nach erfolgter Übernahme des adaptierten Gebäudes einen vereinbarten wertgesicherten umsatzsteuerfreien monatlichen Mietzins von 14,50 m² für bürowertige Mietflächen haben, vom Erdgeschoß bis hinauf zum 7. Obergeschoß, sowie 5 EUR/m² für Kellermietflächen und als künftiges monatliches Betriebskosten-Akonto wurden 3,78 EUR/m² vereinbart. Das sind alles Zahlen, die für die Mieterin, die Stadt Wien, außerordentlich günstig sind. Es ist für die Stadt Wien eine wirklich gute Vereinbarung. Es ist vor allem auch für die Bediensteten der Stadt Wien eine sehr gute Vereinbarung. Ich kann wirklich nur empfehlen, diesem Geschäftsstück zuzustimmen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort gemeldet hat sich noch Herr GR Dr. Aigner. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Es ist zwar schon ein bisschen später, aber die Anträge der NEOS haben mich jetzt motiviert oder haben mich veranlasst, hier doch noch zu erklären, warum wir die Anträge ablehnen werden. Ich sage ganz ehrlich, ich habe selten noch so viel Wischiwaschi, so viel heiße Luft und so viel Unkonkretes auf einem Haufen gefunden. Ein Antrag ist betreffend die Einrichtung einer unabhängigen ExpertInnengruppe gegen Korruption. - Ich meine, wozu brauchen wir Expertengruppen gegen Korruption. Korruption ist ein Phänomen, das nicht wünschenswert ist. Das Ziel dieser unabhängigen Gruppe ist, nationale und internationale Experten sollen darin sitzen, um ein langfristiges Konzept zur Bekämpfung struktureller Korruption in Wien zu erarbeiten. Wenn, dann muss man Korruption kurzfristig und unmittelbar, nicht langfristig und irgendwann, bekämpfen! (Beifall bei der FPÖ.) Ich darf Sie daran erinnern, dass die Stadt Wien Mitglied von Transparency International ist. Wir haben einen Bundesrechnungshof. Wir haben jetzt Gott sei Dank in Wien einen Stadtrechnungshof. Es gibt die Korruptionsstaatsanwaltschaft. Dort gibt es auch alle möglichen Whistleblower-Angelegenheiten. Ich sage Ihnen, politisch ist die beste demokratische Vorkehrung, dass sich gewisse Dinge nicht verfestigen, dass es ab und zu einen politischen Wechsel und Wandel gibt. Das ist, glaube ich, für die Demokratie einfach wichtig. Wenn Sie sich Ihre eigene sogenannte Oppositionspolitik anschauen, dann sind Sie eigentlich eh mit dem Großteil dessen, was hier passiert, total zufrieden. Sie betonen das auch immer. Da frage ich mich: Wollen Sie wirklich einen Wechsel? Oder wollen Sie nur irgendwie ein bisschen mitmachen? (Beifall bei der FPÖ.) Dann wollen Sie einen weisungsfreien Vertrauensanwalt installieren, also wieder einen zusätzlichen Posten. Auf der einen Seite wollen Sie die bestehenden Kontrollmöglichkeiten, die demokratisch legitimiert sind, abschaffen und auf der anderen Seite eine zusätzliche Anwaltschaft einrichten. Jetzt wissen wir schon bei der Patientenanwaltschaft, wie unabhängig man wirklich sein kann, wenn man nach fünf Jahren von der Stadtregierung wiederbestellt werden will. Wir sehen das irgendwie. Ich kann es auch niemandem wirklich verübeln. Aber mit der Unabhängigkeit ist es nicht weit her. Da geht man dann lieber auf die Ärzte los, anstelle dass man sich bei offenkundigem Organisationsversagen vielleicht doch auch den Krankenanstaltenverbund vorknöpft. Sie wollen hier einen zusätzlichen Posten mit einem Büro schaffen! Eine Taskforce ist immer gut. Wenn es Probleme gibt, machen wir eine Taskforce. Dann glauben wir, die Probleme verschwinden. Eine ständige Taskforce gegen Korruption. Was soll das? Dann noch einen jährlichen Korruptionsbericht, den die Stadt Wien selber machen soll, wo man sich dann hinstellt und sagt, so schaut es bei uns aus. Es gibt externe Korruptionsberichte, wo immer wieder Rankings erstellt werden, was immer sie aussagen. Meine Damen und Herren von den NEOS, das ist wie wasche mir den Pelz und mache mich nicht nass und blasen wir das Ganze noch mehr auf. Kämpfen Sie mit uns gemeinsam, dass die Oppositionsrechte dieses Hauses ausgeweitet werden, dass die Fragerechte endlich adaptiert werden, dass man auf berechtigte Anfragen korrekte Antworten gibt und nicht einfach, es ist Datenschutz, es geht euch nichts an! Es gibt so viele Möglichkeiten, im Rahmen des Parlamentarismus sozusagen mehr für die Kontrolle zu tun. Wenn wir diese ausgeschöpft haben, können wir uns immer noch überlegen, ob wir die fünfte Taskforce dann wirklich brauchen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN, gegen FPÖ, ÖVP und NEOS, so angenommen. Wir haben noch sechs Beschlussanträge abzustimmen. Beschlussantrag der NEOS, betreffend Einrichtung einer Whistleblowing-Plattform der Stadt Wien. Es wird jedes Mal, das sage ich jetzt einmal dazu, die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag, Whistleblowing, seine Zustimmung geben kann, bitte ein Zeichen mit der Hand. - Das sind ÖVP und NEOS, gegen SPÖ, GRÜNE und FPÖ, und damit nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag betreffend Informationsfreiheit. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, bitte ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS, ÖVP, FPÖ, gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN, somit nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag betreffend Installierung eines weisungsfreien Vertrauensanwaltes. Wer dem zustimmen kann. - Das sind ÖVP und NEOS, gegen die Stimmen von FPÖ, GRÜNEN und SPÖ, nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag betreffend Einrichtung einer ständigen Taskforce gegen Korruption. Das sind ÖVP und NEOS, gegen die Stimmen von FPÖ, GRÜNEN und SPÖ, und nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag betreffend Einrichtung einer unabhängigen ExpertInnengruppe gegen Korruption. Gleiches Stimmverhalten, nicht die erforderliche Mehrheit. Schlussendlich Antrag betreffend jährlicher Transparenz- und Korruptionsbericht. Das ist gleiches Stimmverhalten, NEOS plus ÖVP, gegen FPÖ, GRÜNE und SPÖ, hat nicht die erforderliche Mehrheit. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben damit das Ende des heutigen Gemeinderates erreicht. Ich wünsche allen einen schönen Abend. Wir sehen uns morgen Früh um 9 Uhr zum Landtag. (Schluss um 20.41 Uhr.) Gemeinderat, 20. WP 2. März 2017 20. Sitzung / 36