«  1  »

 

Gemeinderat, 21. Sitzung vom 07.04.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 92 von 112

 

NEN. - GR Mag. Wolfgang Jung: Wo sind die 200.000? Wo sind die 200.000 Verwaltungskosten? - StRin Ursula Schweiger-Stenzel geht zum Rednerpult: Ich darf kurz nur etwas sagen. - Allgemeine Aufregung.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Moment, Moment. Ich muss Ihnen das Wort erteilen. (StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Bitte!) Gut. Zu Wort gemeldet ist Frau StRin Schweiger-Stenzel.

 

18.42.23

StRin Ursula Schweiger-Stenzel|: Ich danke sehr für diese Worterteilung. Ich hatte sie eigentlich nicht vor, aber es ist … (Allgemeine Heiterkeit.) Das macht nichts. Aber wir haben hier eine Debatte, und mir ist nur eine für mich nicht ganz verständliche Polemik von Ihnen, Herr Margulies, gegenüber dem Herrn Pichowetz aufgefallen. Jetzt kann man über den Herrn Pichowetz einiges sagen, man kann aber sagen, dass er ein Profi ist. Er ist ein Profi, der weiß, wie man ein Theater führt, wie man es füllt. Ich hatte das Vergnügen, ihn vor Jahren kennen zu lernen. Er ist, wenn Sie so wollen, auch ein Publikumsmagnet. Ich weiß nicht, ob man das von der Frau Lobo sagen kann. (Aufregung bei GRin Birgit Hebein.) Er versteht es, ein Theater gut zu führen. Deshalb hat er jetzt auch die Seefestspiele Mörbisch überantwortet bekommen. Die Subventionspolitik, die ihn nach Ihrer Ansicht über Gebühr begünstigt, begünstigt ihn nicht über Gebühr, denn er hat für das Gloria-Theater richtig kalkuliert. Er hat nur einige Zeit lang nicht die Summe ausbezahlt bekommen, die man ihm versprochen hatte. Deshalb ist er in eine Verschuldungsfalle geraten und das hat sich Gott sei Dank gelöst. Dass er ein Boulevardtheater macht, mag Ihnen ideologisch nicht in den Kram passen. Aber er macht an sich ein gutes Theater und ein Publikumstheater. Auch das ist bitte kein Nachteil, denn wofür tritt man auf? Wofür macht man Theater? Wofür macht man Dramatik? Wofür macht man Komödie? Dass es sich irgendwer anschaut und nicht, dass er dazu gezwungen wird, es sich anzuschauen, weil es subventioniert wird! Was Sie tun, und das werfe ich Ihrer, vor allem der grünen Kulturpolitik vor, ist, dass sie mit kulturpolitischen Subventionen etwas subventionieren, was an sich nur im entferntesten Sinne meiner Ansicht nach, nicht böse sein, mit Kultur zu tun hat. (Weitere Aufregung bei GRin Birgit Hebein.) Sie subventionieren soziale Projekte, und das ist unehrlich, weil Sie soziale Projekte, auch wenn sie notwendig wären, unter dem Deckmantel der Kultur subventionieren, und darunter leidet die Kulturpolitik der Stadt Wien! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Dipl.-Ing Margulies gemeldet. Redezeit drei Minuten.

 

18.44.57

GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE)|: Ganz kurz, weil ich wahrscheinlich missverstanden wurde. Ich wollte überhaupt nicht den Herrn Pichowetz diskreditieren. Ich bin auch der Meinung, das, was er macht, macht er gut. Er bekommt dafür auch deutlich mehr Geld als die WienWoche, nur um das auch einmal zu sagen. Aber er macht es gut. Es ist für Floridsdorf wichtig. Und obwohl es nicht meine Art von Kulturverständnis ist, bin ich selbstverständlich dafür, dass er eine Subvention bekommt, ganz im Gegenteil zum Umkehrschluss, wo Sie diese Offenheit vermissen lassen! Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Mag. Wolfgang Jung: Wo sind die 200.000?)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer zweiten Wortmeldung hat sich Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger gemeldet. Ich erteile es ihr. Restredezeit zehn Minuten.

 

18.45.45

GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS)|: Wunderbar. Danke, Frau Vorsitzende!

 

Na ja, also sehr geehrte Frau Stenzel, ein bissel was muss ich da schon auch sagen. Ich wäre ja fast hier rausgetreten und hätte mich ins Zeug gelegt, um den Herrn Ebinger zu verteidigen. Also die Frage, was Kunst ist und was Kultur ist, möchte ich eigentlich nicht der Politik überlassen. Das ist einmal der erste Punkt, das ist mir ganz, ganz wichtig. Das Zweite ist, es gibt ganz unterschiedliche Sparten. Es gibt ganz unterschiedliche Bereiche, bildende Kunst, darstellende Kunst, und es gibt unterschiedliche Sparten, die sich an ein unterschiedliches Publikum wenden. Ich finde, das könnte ein Ansatz bei der Frage sein: Braucht es Subvention oder nicht? Beispiel: Musical braucht keine Subvention. In jeder anderen Stadt der Welt braucht es keine Subvention in diesem Ausmaß, weil es genügend Publikum gibt. Es gibt andere Bereiche, wo es sehr wohl unserer Meinung nach sinnvoll ist, Förderungen zu geben, weil Kultur ein meritorisches Gut ist, das heißt, die Gesellschaft hat ein Interesse daran, es zu fördern. Es gibt aber weniger Nachfrage danach und es wird nicht dafür gezahlt. Das finde ich aber gut. Daher an dieser Stelle von unserer Seite ein ganz klares Bekenntnis: Grundsätzlich ja auch zu öffentlicher Kunst- und Kulturförderung.

 

Und jetzt komme ich aber zu dem Punkt, wo ich schon auch dem Herrn Ebinger da beiseitetreten will. Das, was wir hier sehen, und ich möchte jetzt nicht die einzelnen Personen abhandeln, ich habe eh schon gleich eine Klagsdrohung gekriegt, also auch da kommt ja gleich ... Wie soll ich sagen? Mit Vehemenz wird die Drohung ausgesprochen. Das ist simpel unfair, nicht von grüner Seite, ich habe es eh …Auch das können Sie im „Antist“ nachlesen oder auf meiner Facebook-Page.

 

Aber was ich für ein Thema mit diesem Kulturbürokratismus habe oder den immer wieder gleichen Kreisen, die da gefördert werden, ist, dass es unfair ist. Es gilt nämlich nicht nur das Senioritätsprinzip, das heißt, dass Sie fortschreiben an die Einrichtungen, an die Leute, die immer schon Förderungen gekriegt haben. Das ist ein Problem, da kommen dann keine neuen. Sondern es gilt auch das Prinzip, dass die, die keinen Zugang zu Ihren Netzwerken haben, zu diesen letztlich auch in sehr engem Verhältnis zur Parteipolitik stehendem Netzwerk, keine Chance haben.

 

Und wenn ich jetzt auch einmal über Inhalt rede, ja, nicht auf den Kopf greifen, es ist so. Ich habe vor zwei Jahren eine junge Türkin auf der Straße getroffen, die gesagt hat, sie studiert … (Heiterkeit bei der FPÖ.) Geh bitte, reden wir jetzt ernsthaft oder nicht? Okay, dann hören Sie vielleicht zu. Ich erzähle Ihnen eine Geschichte. Sie können sie lächerlich finden oder nicht. Sie hat mir gesagt, sie studiert Regie und sie würde gerne einmal Projekte machen, Filmprojekte machen. Und sie

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular